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China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
China: zwischen 3. Welt und Glitzer-Kapitalismus Juni 2006
1. Strukturdaten zur VR China2. Vom Maoismus zum Turbo-Kapitalismus3. Chinesische Industriepolitik und der China-Wahn der
Konzerne4. Soziale Entwicklung & Arbeitsbeziehungen5. Der All-Chinesische Gewerkschaftsbund ACGB6. Platzt die China-Blase?
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
1. Strukturdaten zur VR ChinaChina: zwischen Dritter Welt & Luxus-Metropolen
1,3 Mrd. Einwohner, davon leben ca. 900 Mio. (=70%) auf dem LandEinkommensgefälle Stadt/Land aktuell 6:1, weitere Differenzierung bis 2010 wahrscheinlichCa. 150 Mio. Wanderarbeiter & Migranten in den Küstenregionen Sozialsysteme nur für Staatsbeamte und (noch) Beschäftigte der StaatsbetriebeWirtschafts- und Sozialstruktur regional völlig unterschiedlichBoomende Küstenregionen in Weltmarkt integriert, Zentral- und Westchina auf Dritte-Welt-Niveau
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
VR CHINA
1. Strukturdaten zur VR ChinaKüstenprovinzen erwirtschaften über 58% des Inlandsprodukts
57%22%
17%
58%25%
BIP nach Regionen, 2003
84%
5%11%
Auslandsinvest. nach Regionen, 2003
Western regions
Eastern regionsCentral regions
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
Kommunistische Partei ChinasKommunistische Partei Chinas
GerichteGerichteNationaler
VolkskongressKeine Oppositionspartei
Nationaler Volkskongress
Keine OppositionsparteiStaatsratStaatsrat
Konsultativ-konferenz
Beratend
Konsultativ-konferenz
Beratend
1. Strukturdaten zur VR ChinaStaatsaufbau: Ein-Parteien-SystemKeine Gewaltenteilung
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
1. Strukturdaten zur VR ChinaPartei- und Staatsbürokratie in China
Staatsapparat & Parteiapparat als parallele, doppelte StrukturenCa. 50 Mio. Staatsbeamte und Parteifunktionäre (geschätzt) verursachen enorme soziale KostenMacht ohne Kontrolle führt zu Bereicherung, Korruption endemischKaderposition als Sprungbrett in die neue OberschichtWillkür aus Kadermacht und Korruption besonders ausgeprägt in den Landgebieten
Das Märchen vom unbürokratischen China (DaimlerChrysler Beijing):Baugenehmigung für das Werk dauerte 9 statt geplanter 2,5 Monateoffizielle JV-Entscheidung erst 6 Monate nach Schröder-Staatsbesuch und Grundsteinlegung
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
1. Strukturdaten zur VR ChinaProduktions- und Eigentumsverhältnisse
Land ist formell Staatseigentum, Bauern haben nur kurzfristige NutzungsverträgeKader nutzen Vergabe von Landnutzungsverträgen als Machtmittel und zur BereicherungPrivateigentum bei Industrie und Dienstleistungen auf dem VormarschStaatsunternehmen sind zur Spielwiese von Funktionären & Familien geworden („Goldfische“)Staatsunternehmen 2004: 30% des Industrieprodukts, 1994: 65%Privatunternehmen (inkl. Eigentümer aus Taiwan, Hongkong, Auslandschinesen) erwirtschaften 50% des IndustrieproduktsJV- und ausländische Betriebe: 15% des Industrieprodukts
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
1. Strukturdaten zur VR ChinaIndustriebetriebe nach Eigentumsform (in Tsd.)
91,860,38,82,4Sonstige
62,354Auslandsbesitz (incl. Hongkong, Taiwan)
6126,85688,261764784,5Nicht-Aktiengesellschaften (POE)
14,25,9Aktiengesellschaften (SHE)
Privat2070922026,71850415153Stadtbezirke und Dorfgemeinden (TVE)
1659,214751668,51823Genossenschaftlich (COE)
61,3118104,496,8Staatseigentum (SOE)
Staatlich/öffentlich
1999199519901986
Quelle: Taylor, B./Chang, K./Li, Q.: Industrial Relations in China, Cheltenham 2003. Nach Daten China Statistical Yearbook
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
1. Strukturdaten zur VR ChinaProduktions- und Eigentumsverhältnisse
SOE und COE stagnierend bzw. fallend
Kleine öffentl. Betriebe (TVE) steigend
Aktiengesellschaften, Privatgesellschaften und Auslandsunternehmen steigend
Starker Anstieg der Individualbeschäftigung
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusWirtschaftsentwicklung: Ergebnis der Reformen
Seit 1979: Auflösung der kollektivierten Landwirtschaft, Akkumulation auf dem Lande, Freisetzung von überschüssigen Arbeitskräften
1979 ff.: schrittweise Liberalisierung für Privatbetriebe1985: Wirtschafts-Sonderzonen locken ausländisches Kapital2001 WTO-Mitgliedschaft: Anpassungsdruck für Betriebe und BürokratieRückzug des Staates aus der UnternehmensebeneNachfrageorientierte Wirtschaftspolitik mit aktiver FiskalpolitikÖkonomischer Pragmatismus ersetzt sozialistische IdeologieSeit 2004 soziale Probleme im Fokus von KPCh und RegierungNeues Leitbild der KP Chinas: „Harmonische Gesellschaft“
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusZweistelliges Wirtschaftswachstum
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusChinas Außenhandel: Motor für die Weltwirtschaft
Chinas Anteil am Welthandel ist von 1980 bis 2002 explodiert: von 1,2% auf 5,2% beim Export, von 1,1% auf 4.2% bei den Importen
China ist jetzt viertgrößter Exporteur nach Deutschland, USA und Japan und der sechsgrößte Importeur
Chinas Wirtschaft (= Küstenregionen) ist in den Weltmarkt integriert. In den letzten 10 Jahren wuchs der Warenexport jährlich um 17%.2005: Warenexport wächst um 30% !! 2010 überholt China die USA im AußenhandelAber: Die Hälfte aller chinesischen Warenexporte sind
konzerninterne Lieferungen von ausländischen MultisAber: In den letzten 20 Jahren verschlechterten sich die Preise der
chinesischen Exporte gegenüber den Importen um 30%Wachstum und Währungsrelationen haben China-Preise gedrückt
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-Kapitalismus
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusChinas Außenhandel im Vergleich
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusChina als Werkbank der Welt
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusLandbevölkerung finanziert den Boom
Zwangssparen, Konsumverzicht als EntwicklungsstrategieBoom in Küstenregionen von Bauern und Wanderarbeitern finanziert.Steuerbelastung auf dem Land pro Kopf dreimal so hoch wie für StädterAgrarsteuer abgeschafft, aber lokale Kader erfinden neue GebührenKollektive Gesundheitsversorgung auf dem Lande zerfallen, nur 10% der Landbevölkerung haben KrankenversicherungAuf Landbevölkerung (70%) entfallen nur 23% aller BildungsausgabenHohe Belastungen der Bauern durch SchulgebührenEnteignung (ursprüngliche Akkumulation): Pro Jahr 3 Mio. Bauern verlieren ihr Land für Fabriken, Spekulationsprojekte der ParteikaderNur 45% der Einkommen der Landbevölkerung aus LandwirtschaftCa. 100 Mio. Bauern leben unter dem Existenzminimum
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusIn den Landgebieten primitivste Betriebe
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
2. Vom Maoismus zum Turbo-KapitalismusDie sozialen Spannungen wachsen...
Zwangssparen, Konsumverzicht als EntwicklungsstrategieEinkommensunterschiede Stadt - Land bis 6 : 1China an der Weltspitze in der sozialen Ungleichheit (Gini-Koeffizient)Unruhen und „wilde Streiks“ z.B. wegen Landraub, nicht gezahlterLöhne oder Abfindungen oder unerträglicher ArbeitsbedingungenVerhungern oder bei der Arbeit sterben: Offiziell über 6.000 Tote bei Bergwerksunglücken 2004Offiziell registrierte Arbeitskonflikte
1995: 23.0001999: 120.0002002: 180.000
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
3. Chinesische Industriepolitik Ökonomische Regulierung
Staatliche Entwicklungspläne als Rahmen (national, sektoral, regional)Lizensierung von UnternehmenTechnologieförderung und Standards“Weiche” Kreditschranken, billiges GeldPersonelle Verflechtung Management, Staat und ParteiStarke Rolle lokaler Staatsapparate
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
3. Chinesische Industriepolitik “Chinesischer Keynesianismus”
Massive staatliche Investitionen in Infrastruktur, Wissenschaft, Technik
Antizyklische Finanzpolitik
Steigende Masseneinkommen für städtische Mittelschichten
Positive Rückwirkungen auf Agrarsektor
Stetiges Geldmengenwachstum und Kreditrahmen
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht 3. Chinesische Industriepolitik Konzentration auf Schwerpunktbranchen
Schwerpunktbranchen in der Staatsplanung: Automobilindustrie, Stahlindustrie, Chemie, Halbleiter ...Automobilindustrie: Jahresproduktion wächst von 5,5 Mio. auf 15 Mio. Einheiten 2007, doppelt soviel wie der InlandsbedarfStahlindustrie: Output wächst von 345 Mio. t 2005 auf 500 Mio. t. 2010Stahlindustrie: Chinas Stahlbedarf jährlich nur ca. 313 Mio. tChipindustrie: China investiert in Speicherchip-Technologie als Basistechnologie für IndustrialisierungChipindustrie: 22 neue Chipfabriken entstehen bis 2007Chemie: Ethylenproduktion wächst p.a. um 22%, Inlandsnachfrage nur um 13%
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht 3. Chinesische Industriepolitik Schaffung von Global Playern
Ziel: 50 chinesische Firmen unter den Fortune-500Methode (1): staatlich gelenkte Konsolidierung in einzelnen Branchen, pro Branche mindestens zwei Global PlayerBeispiel Autoindustrie: Konzentration auf FAW, SAIC, Dongfeng ..Methode (2): Globale Expansion und Akquisitionen Beispiele: Lenovo, Haier, TCL ..Methode (3): „Konkubinen“-Wirtschaft, mit mehreren Multis zugleich im Bett – zwecks Technologie-AbschöpfungBeispiele: SAIC mit VW und GM, BEIC mit DC, Honda ..., Huawei mit Siemens, Alcatel ...
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht 3. Chinesische Industriepolitik KFZ-Produktion: 2008 ist China auf Platz 3
2003: weltweite Automobilproduktion nach Ländern*
mil Units
20032003
12.1
10.3
5.5
3.63.2 3.0 2.6
1.9 1.8 1.6
0
2
4
6
8
10
12
14
US Japan Germany China Korea CanadaSpainFrance UK Brazil Mexico
4.4
6.7
20082008
3.3
20022002
China China
* Produktionsdaten von 2003. Quelle: State Information Center, International Organization of Motor Vehicle Manufacturers
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
3. Chinesische Industriepolitik Managertraum: Die Zahl der potentiellen (!!) Autokäufer wächst schneller (15%) als der Automarkt (8%)
The CAGR of household capable of buying PC (15%) is much higher than that of the PC market (8%)Car parc in China is much lower than that in developed countriesHowever, other issues restricting the PV purchases still exist:
Most of families purchase house prior carsUndeveloped auto finance serviceUrban traffic limitationHigh tax and feesHigh running costs (fuel, parking, etc)
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150
66
12 1418
2433
38
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2008 2014
Haushalte, die sich ein Auto leisten können Quellen: CATARC, Sinotrust
Mio. Haushalte
CAGR: 15%
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
3. Chinesische Industriepolitik China-Blindheit der Manager: Beispiel Siemens
Siemens verlässt chinesischen Strommarkt, gibt Kraftwerksbeteiligungen mit Verlust auf.Siemens-JV mit Partner Datang für Mobilfunknetze: Hoffnung auf Monopolstellung bei 3G-Standard geplatztHandy-Kooperation mit Ningbo Bird: Partner bekam Know How, aber verkaufte keine Siemens-Handys. Transrapid Shanghai: China bekommt Lizenzen und Patente umsonst,Anlage mit deutschen Steuergeldern finanziert.
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenGesellschaftliche Transformation
“Grösste Umwälzung von Klassenstrukturen in der Neuzeit”(Hobsbawm)Bauern werden Arbeitsmigranten (ca. 150 Mio)Anteil des Agrarsektors am GDP: 40% (1970) auf (2002) 15,4%Anteil des Agrarsektors an der Erwerbsbevölkerung: 81% (1970) auf 50% (2002)
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenProblem Arbeitslosigkeit
Privatisierung und Rationalisierung schaffen massive Arbeitslosigkeit
Ca. 12-13 Mio. Arbeitsplätze p.a. durch Entlassungen verloren
Ca. 8 - 10 Mio. Schul-/Hochschulabgänger p.a. suchen Jobs
Ca. 150 Mio. verdeckte Arbeitslose auf dem Land
Politische Konsequenz: “Flucht nach vorn” durch permanentes Wachstum
Aber: Wachstumsraten von fast 9% reichen nicht, um die Beschäftigungslücke zu schließen
Die rudimentäre Arbeitslosenversicherung kann das Problem kaum abfedern
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenWeiter Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen
Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen hält an...
Zuwanderung hält den Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen in den arbeitsintensiven Weltmarktfabriken aufrecht.
In den Privatbetrieben, im „low-end –Sektor“ und in Fabriken im Besitz ostasiatischer Investoren teilweise schamlose Ausbeutung
Westliche Unternehmen können sich gravierende Verstöße gegen Arbeitsstandards nicht leisten
Im „High-End“ Bereich werden gute Löhne bezahlt. Arbeitgeber müssen Fachkräfte an den Betrieb binde
Das Wirtschaftswachstum beruht nicht nur auf billigen Arbeitskräften !!!
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenVergleich von Löhnen und Arbeitbedingungen
100250-4501600200-500Facharbeiter
80180-20060080-100Ungelernter7011041550-60Mindestlohn
IndonesienThailandSüdkorea ChinaPosition
SIEMENS - Shanghai (Handy-Produktion)
Facharbeiter ca. € 300-500; 40 Std. Woche, 7 Tage im 4-Schicht-Betrieb; Tarifvertrag,Arbeitsschutz vorbildlich; 2/3 der 2.200 Beschäftigten (1.600 Gewerkschaftsmitglieder) sind Uni-Absolventen; durchschnittlich 29 Jahre alt. Befristete Verträge 3-4 JahreStändig außerbetriebliche Fortbildung in Eigeninitiative.
Fabrik arbeitet nach exakt den gleichen Standards wie die drei übrigen Fabriken vonSiemens (Brasilien, Ungarn, Deutschland). Betriebsgewerkschaft vorhanden, die sichaber vornehmlich um Fortbildung und soziale Belange kümmert. Arbeitskonfliktesoll es noch nicht gegeben haben.
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenArbeitsbedingungen konkret
Joint Venture Shanghai (dt. Mittelständler): 12-h-Schichten von FrauenArbeitssicherheit: strenge Normen, aber keine Kontrollen, keinerlei SanktionenBergwerksunglücke: offiziell 6.000 Tote in 2004, keine Inspektionen, unsichere Minen machen weiter (wg. Energieknappheit), Alternative: Grubenrisiko oder Verhungern der FamilieLohn vorenthalten: Bei Wanderarbeitern auf Baustellen üblich, Subunternehmer macht sich mit Geld davon. In chinesischen Privatbetrieben: einen Monat umsonst arbeiten.Bei Entlassungen in Staatsbetrieben: Funktionäre streichen Abfindungen ein
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenSegmentierung der Lohnabhängigen
Arbeiterschaft in traditionellen Staatsbetrieben als einstmals relativ privilegierte Kerngruppe
Neue urbane Mittelschichten
Prekär Beschäftigte in Dienstleistungen und Kleinunternehmen
“Neue Arbeiterklasse” in high end-Industrien (VW, Hyundai etc.)
Industrielle Wanderarbeiter in Exportbetrieben (Textil, Konsumgüter, Elektronik)
Rückkehr des Taylorismus im grossen Massstab
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenArbeitsbedingungen: Kinder- und Sklavenarbeit
Kinderarbeit: geschätzt zwischen 10 und 50 Mio. Kinder ab 13 arbeiten in den Fabriken (Spielzeug, Schuhe, Textilien etc.) im PerlflussdeltaOffiziell teilweise als technische Ausbildung deklariert12-16-Stunden-Schichten, 7 Tage die Woche, 1 Tag im Monat freiLohn unter dem gesetzlichen regionalen Minimum, Abzüge für Schlafplätze und MensaSklavenarbeit in Gefängnissen & Arbeitslagern: genaue Zahlen unbekannt, Schätzungen zwischen 1-2 Mio. Menschen
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
4. Soziale Entwicklung & ArbeitsbeziehungenProbleme der Wanderarbeiter
Unerschöpfliches Arbeitskräfte-Reservoir auf dem LandeFür alle angelernten Tätigkeiten in IndustriezentrenWanderarbeiter leben in Slums in der Nähe der MetropolenKeine Schulen für Kinder, keinerlei GesundheitsversorgungShanghai und Beijing: jeweils 3 Mio. WanderarbeiterNicht-Anwendung der Gesetze, keine Interessenvertretung, keine Möglichkeiten der OrganisierungArbeitsgesetze und Möglichkeiten ihrer Durchsetzung unbekanntKontrolle der Unternehmen existiert nichtAktueller Mangel an Wanderarbeitern im Perlfluss-Delta
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
5. Der All-Chinesische Gewerkschaftsbund (ACGB)Gewerkschaften in China
Privateigentum, aber keine Koalitions-, keine Gewerkschaftsfreiheit offizielle Gewerkschaftsorganisation ACGB hat nach den Gesetzen gewisse Freiräumekeine Organisationsfreiheit, kein StreikrechtACGB-Organisation ist Teil der Bürokratie, der Nomenklatura. ACGB-Positionen werden vergebenkeine Basisorganisationen und Wahlen von unten nach oben erkennbarIn den JV-Betrieben ist die Gewerkschaft Teil des Managements, BGL ist von oben ernanntBetriebliche, aber keine sektoralen LohnverhandlungenWanderarbeiter vom Land (ca. 150 Mio.) werden nicht organisiert,ACGB als Vertretung der Arbeiterelite ?Lohnentwicklung hinter Inflation zurückgeblieben
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
5. Der All-Chinesische Gewerkschaftsbund (ACGB)Sozialstandards, Kooperationsmöglichkeiten
Kontakte auf Organisationsebene haben beschränkten Nutzen Deshalb praktische Kooperationen auf Konzernebene entwickeln.Rahmenabkommen und Mindestnormen gelten auch für JV-Betriebe in ChinaNormen und Sozialstandards auch für Zulieferer verpflichtend machenSozialstandards sind kein ProtektionismusProblem: Fehlender Apparat zur Umsetzung und zum Monitoring der StandardsProblem: Für ACGB sind Sozialstandards Nebensache, Schaffung von 12-15 Mio. neuen Arbeitsplätzen p.a. zentralKooperationen mit NGOs von Fall zu Fall ?
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
6. Platzt die China-Blase?China-Dämonisierung & die Fakten
Arbeitsplatz-Saldo aus Job-Sicherung durch China-Exporte vs. Job-Verlagerungen für Deutschland derzeit positiv50% aller China-Warenexporte von Multis oder konzerninternDeutschland: 16% aller Welt-Exporte, China nur 5%Das beste, was der Weltwirtschaft passieren kann: Chinas Wirtschaft wird durch private Nachfrage getrieben.Massive Umweltzerstörung Energiebedarf wächst exponentiell
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
6. Platzt die China-Blase?China: Schuld am US-Handelsdefizit ?
Zitat: “Amerikaner leben davon, dass sie sich gegenseitig ihre Häuser verkaufen, die bezahlt sind mit geborgtem Geld, das aus China stammt. Irgendwie ist das kein Lebensstil auf Dauer.”
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
6. Platzt die China-Blase?Überakkumulation von Kapital
China investiert über 40% des Sozialprodukts, in anderen Entwicklungsländern sind 25% üblich.Überakkumulation von Kapital hat sich in den letzten 10 Jahren verschärft.Massive Fehlallokation von Kapital (Immobilien, Autoindustrie, Elektronik, Chemie, Stahl ..) durch Kapital im ÜberflussExzessiver Aufbau der Kapazitäten führt zu Preisverfall, DeflationRapide abnehmende Kapitalproduktivität: für 0,5$ mehr Gewinn 1,5$ zusätzlicher KapitaleinsatzSpekulativer Kapitalzufluss (geschätzt 500 Mrd. $ in 2004) wegen erwarteter Yuan-Aufwertung
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
6. Platzt die China-Blase?China-Boom ist geborgter Boom
Kein anderes Land braucht soviel Kapitaleinsatz für WachstumFür einen Dollar Ergebnis (BIP) müssen 40 Cents investiert werdenNirgendwo ist die Investitionsquote so hochIneffizienteste Volkswirtschaft der Welt erzeugt das schnellste Wachstum der Welt.Geldmenge wächst doppelt so schnell wie Inlandsprodukt, Kreditmenge dreimal so schnell, Investitionsvolumen sechsmal so schnellImmer mehr Kapital wird für gleiche Wachstumsraten gebrauchtWachstumsraten auf Höchstniveau, weil sonst Sozialkonflikte drohenWas bringt die Zukunft? Finanzkollaps oder gigantische Überkapazitäten
China: Von der Fabrik der Welt zur Weltmacht
6. Platzt die China-Blase?Der China-Preis - Grenzen der Billigproduktion
Steigende Arbeitskosten führen unvermeidlich zurEinschränkung unternehmerischer Profite.
Steigende Arbeitskosten zwingen die Unternehmen zurVerbesserung von Produktionstechnik und Effizienz.
Steigende Einkommen für Arbeitsmigranten würden dieKonsumnachfrage erhöhen.
Steigende Einkommen verstärken den Inflationsdruck.Die gegenwärtige Situation ist nicht durchzuhalten:Alles, was China braucht (Energie, Rohstoffe), wird teurerAlles, was China liefert, wird billigerLow-Cost-Strategie: keine dauerhafte Option ??
Source: Huang Yiping, Greater China Economist Citigroup, The Asian Wall Street Journal, 08/23/2004