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Der Urologe [A] 1•2001 | 3 D ie Bedeutung des Prostatitissyndroms für den Urologen in der Praxis war immer unbestritten. Epidemiologische Daten aus den Vereinigten Staaten zeigen, dass die Zahl der Arztbesuche wegen Prostatitis deutlich höher ist als die Zahl der Patientenkontakte von Männern, die an benigner Prostata- hyperplasie (BPH) leiden. Dabei ist der Leidensdruck erheblich und viele von uns haben im Verlauf häufig resigniert. Vor einigen Jahren ist aufgrund dieser Situation eine Initiative von amerikani- schen Urologen ausgegangen, die das „National Institute of Health“ (NIH) davon überzeugen konnten, dass dem Prostatitissyndrom eine eminente me- dizinische Bedeutung zukommt. Für uns erhebliche Forschungsmittel und die Aktivierung jährlicher Work-Shops im Rahmen einer internationalen For- schungsgruppe des „International Pro- statitis Collaborative Network“ (IPCN) haben zu einer Aufbruchstimmung bei denjenigen geführt, die sich seit Jahren klinisch und wissenschaftlich mit dem Prostatitispatienten beschäftigt haben. Drei entscheidende Anstöße sind aus der bisherigen internationalen Kooperation entstanden: Die bereits auch in Deutschland pu- blizierte neue NIH-Klassifikation des Prostatitissyndroms, die es insbeson- dere bei chronischen Prostatitisbe- schwerden möglich macht, die Schmerzsymptomatik nach vorhan- dener oder fehlender Entzündungsre- aktion der Prostata zu differenzieren. Die Einführung eines standardisier- ten Fragebogens, der es möglich ma- chen wird, prospektiv überall in der Welt diagnostische und therapeuti- sche Maßnahmen zu validieren. Die Integration von Ejakulatparame- tern in die Prostatitisdiagnostik, die zu einer Aktivierung andrologisch in- teressierter Kollegen, die die Entzün- dungsdiagnostik aus dem Ejakulat geführt haben, für die bisherige klini- sche und wissenschaftliche Diskussi- on führen wird. Alle Teilnehmer an der IPCN erhoffen sich aus diesen neuen Aktivitäten Initi- alzündungen für die bisherige thera- peutische Situation, die sich bisher nur mit der bakteriellen Prostatitis beschäf- tigt hat. Mit der neuen Einteilung und den entsprechenden Diagnosemöglich- keiten haben wir jedoch jetzt eine Mög- lichkeit, prospektiv Therapiemaßnah- men in definierten Gruppen zu verglei- chen und diese dann dem Patienten mit einer sicheren Aussage zu Effizienz empfehlen zu können. Prof. Dr. W. Weidner Editorial Urologe [A] 2001 · 40:3 © Springer-Verlag 2001 W. Weidner Urologische Klinik, Gießen Chronische Prostatitis – Finden wir einen Ausweg aus dem Dilemma?

Chronische Prostatitis – Finden wir einen Ausweg aus dem Dilemma?

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Page 1: Chronische Prostatitis – Finden wir einen Ausweg aus dem Dilemma?

Der Urologe [A] 1•2001 | 3

Die Bedeutung des Prostatitissyndromsfür den Urologen in der Praxis war immer unbestritten. EpidemiologischeDaten aus den Vereinigten Staatenzeigen, dass die Zahl der Arztbesuchewegen Prostatitis deutlich höher ist alsdie Zahl der Patientenkontakte vonMännern, die an benigner Prostata-hyperplasie (BPH) leiden. Dabei ist derLeidensdruck erheblich und viele vonuns haben im Verlauf häufig resigniert.Vor einigen Jahren ist aufgrund dieserSituation eine Initiative von amerikani-schen Urologen ausgegangen, die das„National Institute of Health“ (NIH)davon überzeugen konnten, dass demProstatitissyndrom eine eminente me-dizinische Bedeutung zukommt. Füruns erhebliche Forschungsmittel unddie Aktivierung jährlicher Work-Shopsim Rahmen einer internationalen For-schungsgruppe des „International Pro-statitis Collaborative Network“ (IPCN)

haben zu einer Aufbruchstimmung beidenjenigen geführt, die sich seit Jahrenklinisch und wissenschaftlich mit demProstatitispatienten beschäftigt haben.

Drei entscheidende Anstöße sindaus der bisherigen internationalen Kooperation entstanden:

◗ Die bereits auch in Deutschland pu-blizierte neue NIH-Klassifikation desProstatitissyndroms, die es insbeson-dere bei chronischen Prostatitisbe-schwerden möglich macht, dieSchmerzsymptomatik nach vorhan-dener oder fehlender Entzündungsre-aktion der Prostata zu differenzieren.

◗ Die Einführung eines standardisier-ten Fragebogens, der es möglich ma-chen wird, prospektiv überall in derWelt diagnostische und therapeuti-sche Maßnahmen zu validieren.

◗ Die Integration von Ejakulatparame-tern in die Prostatitisdiagnostik, diezu einer Aktivierung andrologisch in-teressierter Kollegen, die die Entzün-dungsdiagnostik aus dem Ejakulatgeführt haben, für die bisherige klini-sche und wissenschaftliche Diskussi-on führen wird.

Alle Teilnehmer an der IPCN erhoffensich aus diesen neuen Aktivitäten Initi-alzündungen für die bisherige thera-peutische Situation, die sich bisher nurmit der bakteriellen Prostatitis beschäf-tigt hat. Mit der neuen Einteilung undden entsprechenden Diagnosemöglich-keiten haben wir jedoch jetzt eine Mög-lichkeit, prospektiv Therapiemaßnah-men in definierten Gruppen zu verglei-chen und diese dann dem Patienten miteiner sicheren Aussage zu Effizienzempfehlen zu können.

Prof. Dr. W. Weidner

EditorialUrologe [A]2001 · 40:3 © Springer-Verlag 2001

W. WeidnerUrologische Klinik, Gießen

Chronische Prostatitis – Finden wir einen Ausweg

aus dem Dilemma?