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Weisse Olympische Winterspiele als einzigartige Chance MIT OLYMPISCHEN SPIELEN DIE BÜNDNER KERNKOMPETENZEN NACHHALTIG STÄRKEN Die Beispiele Holzbau und temporäre Bauten zeigen, dass für innovative Branchen im Kanton mit Olympia 2022 viel Potenzial vorhanden ist. DARIO COLOGNA: EIN KLEINES, FEINES SPORTUNTERNEHMEN IN EIGENER SACHE Langläufer Dario Cologna ist einer der erfolgreichsten Schweizer Sportler. Für den Erfolg muss auch hinter den Kulissen alles stimmen. Bild Robert Bösch/swiss-image DAS BÜNDNER WIRTSCHAFTSMAGAZIN MIT DEN AKTUELLEN WIRTSCHAFTSTRENDS FÜR GRAUBÜNDEN NOVEMBER 2012

DAS BÜNDNER WIRTSCHAFTSMAGAZIN6| SONNTAG, 25.NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN Bündner Kernkompetenzen mit Olympia nachhaltig stärken Olympia ist keine Eintagsfliege

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  • Weisse OlympischeWinterspiele alseinzigartige Chance

    MIT OLYMPISCHEN SPIELEN DIE BÜNDNERKERNKOMPETENZEN NACHHALTIG STÄRKENDie Beispiele Holzbau und temporäre Bauten zeigen, dass für innovative Branchen im Kanton mit Olympia 2022 viel Potenzial vorhanden ist.

    DARIO COLOGNA: EIN KLEINES, FEINES SPORTUNTERNEHMEN IN EIGENER SACHELangläufer Dario Cologna ist einer dererfolgreichsten Schweizer Sportler. Für den Erfolgmuss auch hinter den Kulissen alles stimmen.

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  • PULS Nummer 36, November 2012Adresse: Graubündner Kantonalbank, Marketing,Postfach, 7002 Chur (E-Mail: [email protected])PULS erscheint zweimal jährlich in Zusammen -arbeit von Graubündner Kantonalbank (Daniel Michel, David Gartmann, Manuela Businger), Amtfür Wirtschaft und Tourismus Graubünden (EugenArpagaus, Patrick Casanova), Bündner Gewerbe-verband (Jürg Michel), Hotelleriesuisse Graubünden(Jürg Domenig), Handelskammer und Arbeitgeber-verband Graubünden (Marco Ettisberger), Südost-schweiz (Hans Bärtsch, Norbert Waser)Herausgeberin: Südostschweiz Presse und Print AG,Chur, in Zusammenarbeit mit PULS-PartnernRedaktionelle Mitarbeiter: Denise Alig, FrancoBrunner, Johannes KaufmannBilder: Yanik Bürkli, Marco Hartmann, Norbert Waser, Keystone, swiss-image.chLayout/Grafik: Beilagenredaktion «Die Südost-schweiz», Rico KehlInserate: Südostschweiz Publicitas AG, ChurEine Beilage zur «Südostschweiz am Sonntag»vom 25. November 2012

    PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 3

    Die Chancenvon Olympia nutzenÜber eine mögliche Kandidatur Graubündens für die Olympischen

    Winterspiele 2022 wird derzeit innerhalb und ausserhalb unseres

    Kantons debattiert. Die öffentlichen Diskussionen gewinnen stetig

    an Profil, entwickeln Tiefgang und ermöglichen breiten Kreisen in der

    Bevölkerung, auch aktiv am Meinungsbildungsprozess teilzuhaben.

    Die Bürgerinnen und Bürger erhalten auf diese Weise umfassende

    Informationen und können sich ein möglichst objektives Bild rund

    um die Olympiakandidatur machen.

    Das PULS-Magazin will einen konstruktiven Beitrag zur öffentlich ge-

    führten Debatte in dieser Sachfrage leisten. Ich würde mir wünschen,

    dass aus den Pro- und Kontra-Positionen heraus überzeugende Kon-

    zepte wachsen, die mehrheitsfähig sind und unsere ganze Nation für

    Olympia begeistern könnten. Graubünden braucht eine solche Auf-

    bruchstimmung, welche unserem Land neue Entwicklungsimpulse

    gibt. Graubünden braucht diesen Antrieb im Interesse aller Generatio-

    nen. Denn Stillstand als Alternative ist vor allem eine schlechte Nach-

    richt für unsere junge Bevölkerung, die im Kanton Graubünden heute

    oft keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr sieht. Deshalb sollten wir

    dem Vorhaben offen begegnen und die Option Olympia in Graubünden

    sorgfältig prüfen.

    Olympia in Graubünden hat das Potenzial, während und nach der

    Austragung in verschiedenen Bereichen Wirkung zu zeigen. Beispiels-

    weise als Katalysator für die Entwicklung der Region und bei der

    Standortaufwertung. In diesem Zusammenhang muss nebst der wirt-

    schaftlichen vor allem auch die symbolische Bedeutung der Spiele

    hervorgehoben werden. Sie tragen zu einer neuen Identität in einer

    Region bei, begünstigen ein besseres Image und stärken dadurch das

    «Wir-Gefühl» in der Bevölkerung.

    Wo Chancen sind, bestehen bekanntlich auch Risiken. Bei Olympia

    2022 liegen die kritischen Punkte im Bereich der Kosten und der

    Umwelt. Blicken wir aber zurück in die Vergangenheit, werden wir

    feststellen, dass vergleichbare Grossprojekte in der Schweiz in der

    Regel mit Pragmatismus, Sachverstand und unter dem notwendigen

    Kosten-Nutzen-Aspekt realisiert wurden. Das scheint mir eine gute

    Ausgangslage für erfolgreiche Winterspiele in Graubünden. Denn wer

    die Risiken kennt und diese ernst nimmt, darf durchaus auch den

    Mut haben, die Chancen zu nutzen.

    Alois Vinzens, CEO Graubündner Kantonalbank

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  • 6 SICH ALS TOP-VERANSTALTER VERANKERN Olympische Winterspiele sind für Graubünden nicht nur die Chance für einen einmaligen Grossanlass. Das Ziel ist Nachhaltigkeit.

    8 ES WIRD KEINE OLYMPIARUINEN GEBEN Rainer Quenzer ist verantwortlich für die Logistik – und plädiert für Infrastrukturen, die wieder zurückgebaut werden können.

    10 HOLZBAUER SIND FEUER UND FLAMME Der Werkstoff Holz eignet sich hervorragend für eine modulare Bauweise – Bündner Holzbauer haben bereits Ideen ausgeheckt.

    12 PROFIT AUCH FÜR ÜBRIGE REGIONEN Davos und St. Moritz stehen bei allfälligen Winterspielen 2022 im Zentrum – aber der ganze Kanton muss den Grossanlass wollen.

    16 KEIN NACHHALTIGER AUFSCHWUNG Die Bündner Wirtschaft ist in diesem Jahr nur minim gewachsen. Und auch die Aussichten sind verhalten – speziell im Tourismus.

    18 MILLIONEN IN VERKEHRSINFRASTRUKTUR Etliche Projekte in Strasse und Schiene würden mit Olympischen Winterspielen 2022 im Kanton Graubünden um Jahre vorgezogen.

    20 DER GROSSE OLYMPIA-SHOWDOWN Gian Gilli und Stefan Grass stehen vehement für beziehungsweise gegen Olympische Spiele ein. Ein Streitgespräch zu wichtigen Fragen.

    24 LANGLÄUFER ALS KLEINUNTERNEHMEN Dario Cologna ist ein herausragender Athlet. Ohne entsprechendes Umfeld, das ihm den Rücken freihält, ginge es längst nicht mehr.

    27 DER MANN, DER LEIDENSCHAFT WECKT Martin Berthod war an der Ski-WM 2003 für die freiwilligen Helfer zuständig. Das dort entfachte Feuer soll auch 2022 brennen.

    28 KINDER WIEDER IN DIE BERGE LOCKEN Mit der Olympiakandidatur Graubündens soll wieder vermehrt der Nachwuchs mit Wintersportarten vertraut gemacht werden.

    Inhalt

    PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 5

    Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden Uffizi per economia e turissem dal Grischun Ufficio dell’economia e del turismo dei Grigioni

    Das ist die Trägerschaft des Bündner Wirtschaftsmagazins PULS

  • 6 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Bündner Kernkompetenzen mit Olympia nachhaltig stärkenOlympia ist keine Eintagsfliege. Mit den Winterspielen im Jahr 2022 kannGraubünden seine Kernkompetenzen nachhaltig festigen und sich für20 weitere Jahre als Top-Veranstalter internationaler Wettkämpfe profilieren.Von Denise Alig

    Eine verunstaltete Landschaft undein Park von nicht mehr nutzbarenStadien und Wettkampfstätten: Ist esdas, was Graubünden im Jahr 2022nach dem 16-tägigen Olympiaspekta-kel bleibt? Seit die Bündner Olympia-kandidatur feste Konturen angenom-men hat, steht diese Frage im Raum.Und sie wird nicht nur von Olympia-gegnern, sondern auch in der Bevöl-kerung immer wieder neu gestellt.PULS sucht deshalb die Antwort aufdie Gretchenfrage «Was bleibt?»

    Was nicht von Dauer ist, muss wegEin wesentliches, wenn nicht das we-sentlichste Merkmal «weisser Bünd-ner Spiele» ist deren Nachhaltigkeit.Das wird in der Machbarkeitsstudiefür die Bündner Olympiakandidaturebenso betont wie in der Botschaftder Bündner Regierung und bei SwissOlympics. Unter dem Titel der Nach-haltigkeit sind diverse Projekte wie«Leben in den Bergen» und «Jugend,

    Sport und olympische Werte» geplant.Nachhaltigkeit wird aber insbesonde-re auch im Bereich der Infrastruktur-bauten angestrebt. Die Losung lautet:Nach Olympia bleiben nur jene Bau-ten stehen, die nachhaltig wieder ver-wendbar sind. Das heisst, dass be-stimmte Bauten nur temporär erstelltwerden, damit sie die Umwelt nichtnachhaltig belasten.

    St. Moritz bleibt «Top of the World»Was heisst das konkret? In St. Moritzetwa, wo die alpinen Bewerbe statt-finden werden, wird schon im Hin-blick auf die Ski-WM 2017 aufgerüs-tet. Schwerpunkte bilden dabei dieBeschneiungsanlagen, die Pistenfüh-rung und die – temporär zu erstellen-de – Grosstribüne im Ziel. Oder an-ders gesagt: Für Olympia 2022 müs-sen nach 2017 keine weiteren nam-haften Investitionen mehr getätigtwerden. Das Skigebiet in St. Moritzwird im Jahr der Spiele auf dem neus-

    ten Stand sein und mehr Zuschaueraufnehmen können, als dies bei denOlympischen Spielen von Vancouver2008 der Fall war. Und, auch nachOlympia kann St. Moritz problemlosin der Top-Liga der Ski-Wettkampfortebleiben und international bedeutendeSkirennen ausrichten.

    Vergleichbares gilt für die Bob-bahn, die dank der Modernisierung imHinblick auf Olympia auch Jahre nachden Spielen noch regelmässig Austra-gungsort von hochkarätigen interna-tionalen Wettkämpfen sein kann. Da-rüber hinaus werden in St. Moritz fürdas Skispringen eine 30-, eine 50-und eine 90-Meter-Schanze für denlangfristigen Gebrauch gebaut. Dazutemporär eine 120-Meter-Schanze.Das Oberengadin erhält dadurch dieChance, zu einem der wichtigsten Ski-sprungzentren für Jugend- und Elite-Sportler im Alpenraum zu werden.Wenn man dazu noch bedenkt, dassim Engadin zudem hervorragende

    Helle Begeiste-rung: So wie beider Ski-WM 2003soll es im Ziel -gelände der alpi-nen Wettbewerbein St. Moritz auch2022 zu und hergehen.

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 7

    Grundvoraussetzungen für den Lang-laufsport bestehen, ist auch eine Ent-wicklung zu einem dauerhaft attrakti-ven Trainings- und Wettkampfort fürNordisch-Kombinierer denkbar.

    Nachhaltige NebeneffekteAuch Davos könnte sich dank Olympia2022 verstärkt und dauerhaft als Ver-anstalter von grossen Events profilie-ren. Seine Eignung als Austragungs-ort von Langlaufwettkämpfen aufhöchstem Niveau hat das Landwas-sertal im Weltcup schon mehrfach un-ter Beweis gestellt. Ebenso gilt Davosschon heute als Mekka der Snowboar-der. Dank Olympia würde dort im Ge-lände eine permanente Halfpipe rea-lisiert, die demnach nicht jede Saisonmit Schnee und Wasser aufgebautwerden müsste, sodass Trainierendeund Wettkämpfer noch bessere Be-dingungen vorfinden würden.

    Überdies könnte die für das olym-pische Eiskunstlaufen in Davos ge-plante temporäre Halle nach denSpielen mit einfachen Mitteln nach-haltig genutzt werden. So könnte dieHalle verkauft und andernorts wieder

    aufgestellt und deren Eisaufberei-tungsanlage an den Standort der tra-ditionsreichen Davoser Natureisbahntransferiert werden. So würde mandort nach Olympia unter freiem Him-mel dauerhaft über eine wetterunab-hängige Eisbahn verfügen. Das würdedie Attraktivität der Bahn als Trai-nings- und Wettkampfort weiter erhö-hen. Klosters wiederum bekäme dankOlympia eine neue Curlinghalle. Auchderen Weiterverwendung als Trai-nings- und Wettkampfort ist ohneWeiteres möglich. Samedan seiner-seits erhielte – auf Zeit – eine Wett-kampfhalle mit einem Volumen für10 000 Zuschauer und eine Auf-wärmhalle für die Durchführung vonShorttrack-Wettkämpfen.

    Lenzerheide Nummer 1 im BiathlonNachhaltig verspricht auch der Nut-zen der Biathlon-Arena auf der Len-zerheide zu werden. Diese wird ers-tens nicht einmal eigens für Olympiagebaut, sodass für das Projekt 2022keine Kosten anfallen. Und zweitenskann sich die Lenzerheide dank Olym-pia als erfahrener Veranstalter von

    grossen Biathlon-Events profilieren.Internationale Biathlon-Wettkämpfeziehen namentlich in Deutschlandund Nordeuropa mehrere Zehntau-send Zuschauer an und bergen spe-ziell auch für Fernsehübertragungenein grosses Potenzial. Die Biathlon-Arena auf der Lenzerheide wird nachihrer Eröffnung in der kommendenWintersaison die einzige ihrer Art inder Schweiz, also ein eigentlichesUSP (Unique Selling Proposition; Alleinstellungsmerkmal). Die Durch-führung von Biathlon-Weltcuprennenund -Weltmeisterschaften auf derLenzerheide lägen auf der Hand.

    Dauerhaftigkeit für 20 JahreFazit: Olympia 2022 hinterlässt kei -ne Bauruinen. Vielmehr werden die«weissen Spiele» einen nachhaltigenNutzen haben, indem Graubündenseine Kernkompetenzen im Winter-sport, namentlich die Durchführunginternationaler Wettkämpfe und Trai-ningslager nachhaltig stärken kann.Die Dauerhaftigkeit dieser Massnah-me ist nach Angaben der Olympiaver-antwortlichen für 20 Jahre gegeben.

    Faszinierende Wettkämpfe: Ob Bob, Langlauf oder Skispringen – Graubünden hat Erfahrung mit der Durchführung von Grossanlässen.

  • 8 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Quenzer: «Es bleiben keineOlympiaruinen zurück»Es ist eine der Kernaussagen für Olympische Spiele in den Bündner Bergen:Was nach den Spielen nicht genutzt werden kann, wird nur auf Zeit erstellt und wieder abgebaut. «Dafür lege ich meine Hand ins Feuer, die Steuer-zahler müssen keine Olympiaruinen nachfinanzieren», sagt Rainer Quenzer,Leiter Konzeptdesign Sport & Logistik von Graubünden 2022.Von Norbert Waser

    Sie bilden eine der Hauptangriffsflä-chen der Gegner Olympischer Spiele,die nach den Spielen ungenutzt he-rumstehenden und hohe Unterhalts-kosten verursachenden Sportanlagen.«White Elephants» werden solche An-lagen im Fachjargon genannt. Dazuzählen als Beispiel die Sprungschan-zen von Courchevelle (Albertville) undPregelato (Turin) oder die Bobbahnvon Cesana (Turin), alles Sportinfra-strukturen, welche nach den Olympi-schen Spielen kaum mehr genutztoder dann nur mit hohen Kosten wett-kampftauglich gehalten werden kön-nen. «Der Problematik dieser ‘weis-sen Elefanten’ wird trotz vieler Fehl-planungen in der Vergangenheit bisheute viel zu wenig Beachtung ge-schenkt», räumt Rainer Quenzer ein.«Dies vor allem in der frühen Phaseder Planung, wo die Weichen gestelltwerden.» Dazu brauche es insbeson-dere einen «starken, überzeugtenKunden», welcher die Nachhaltigkeitvon allem Anfang an ins Zentrum stel-le und den Planern ein Konzept ab-verlange, welches konsequent auf dieNachnutzung ausgerichtet ist.

    Erfahrung mit GrossanlässenUnd Architekt Quenzer kann das be-urteilen, hat doch der 47-Jährige inden letzten zehn Jahren als Ge-schäftsführer der auf Sporteventsspezialisierten Nüssli InternationalAG zahlreiche Grossprojekte im In-und Ausland begleitet. Er war als Pro-jektverantwortlicher unter anderembei der Ski-WM in Bormio (2005), derFussball-Europameisterschaft 2008in der Schweiz und Österreich, derEishockey-WM in der Schweiz(2009), den Olympischen Winter-spielen in Vancouver (2010) und Sotschi (2014), den Sommerspielen

    in London (2012) und an den Fuss -ball-Weltmeisterschaften in Deutsch-land (2006), Südafrika (2010), Bra-silien (2014), Russland (2018) undQatar (2022) involviert. Quenzer be-treute auch bereits die Machbarkeits-studie für die Olympischen Winter-spiele Graubünden 2022. «Bei die-sem Projekt ist die nachhaltige Nut-zung der Sport-, Medien-, Unter-kunfts- und Logistikanlagen eine zen-trale Botschaft», stellt Quenzer fest,der mit der Beratungsfirma Qiip nunsein eigenes Unternehmen gegründethat. «Ich möchte meine Erfahrung

    aus dem internationalen Eventge-schäft Organisatoren von Grossveran-staltungen, aber auch Investoren vonStadionprojekten und komplexenBauvorhaben zur Verfügung stellenund dadurch im vollem Umfang res-sourcenschonende Konzepte verwirk-lichen.»

    Die Chance, bei einem Projektwie Graubünden 2022 von Anfang anmit dabei zu sein, erachtet Quenzer,der Mitglied der Geschäftsleitung desVereins XXIV. Olympische Winterspie-le Graubünden 2022 ist, als Glücks-fall. Die Abklärungen der technischen

    Die Weichen früh gestellt: Rainer Quenzer ist Leiter Konzeptdesign Sport & Logistikund Mitglied der Geschäftsleitung von Graubünden 2022.

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 9

    und logistischen Machbarkeit sindbereits jetzt so weit gediehen, wie siesonst erst auf der Stufe Kandidatur er-arbeitet würden. Dies waren für denVerein elementare Vorabklärungen,da «wir uns sicher sein wollen, sämt-lichen Anforderungen im engen Rah-men der Bergtäler gerecht zu wer-den», so Quenzer.

    Nachnutzen bringt MehrwertBei sämtlichen geplanten Anlagen imZusammenhang mit Graubünden2022 wird nach den Spielen nur das

    zurückbleiben, was aus sportlicher,gesellschaftlicher und betriebswirt-schaftlicher Sicht weiter genutzt wer-den kann. «Ich lege meine Hand insFeuer, dass keine geldverschlingen-den Ruinen ohne Nutzen zurückblei-ben», verspricht Quenzer.

    Die Planungsverantwortlichenstudieren zurzeit weitere innovativeLösungen, um der Auflage des Bun-desrats, die Defizitgarantie von einerMilliarde Franken einzuhalten, mitEinsparungen von 300 Millionen ge-recht zu werden. Dies liesse sich zum

    Beispiel erreichen, indem temporäreTeile des olympischen Dorfes (Village)oder die temporäre Eishockey halleauf der Seewiese in Davos nachge-nutzt werden könnten. Im Idealfallwerden potenzielle Nachnutzer be-reits bei der Planung involviert, damitderen Wünsche einbezogen werdenkönnen. «Wer weiss, vielleicht steht jaeine Olympiahalle dereinst einmal aufder Oberen Au in Chur», meint Quen-zer hinsichtlich des in Aussicht ste-henden Sportstättenkonzepts. «2022ist schneller da, als man denkt.»

    Die «weissen Elefanten» als temporäre AnlagenGemäss der Internet-Enzyklopädie Wikipe-dia spricht man im englischen Sprachraumdann von einem «weissen Elefanten», wenneine Sache mehr Ärger macht, als sie Nut-zen bringt, oder die Nützlichkeit für seinenBesitzer verloren hat. Wirtschaftlich be-trachtet ist ein «weisser Elefant» zu einemgünstigen Preis zu bekommen, produziertaber enorme Folgekosten. Um einen sol-chen Effekt bei den Olympischen Winter-spielen zu vermeiden, werden solche Anla-geteile von Anfang an nur temporär gebaut.

    120-Meter-SprungschanzeIm Bereich der bestehenden Olympia-schanze in St. Moritz soll auch ohne Olym-pische Spiele eine neue Trainings- undWettkampfanlage mit Schanzen mit einemK-Punkt von 90, 60, 40 und 15 Metern er-stellt werden. Die für Graubünden 2022 benötigte 120-Meter-Grossschanze würdeüber der 60-Meter-Schanze temporär er-stellt und nach den Spielen wieder zurück-gebaut.

    Eisstadion mit 10 000 PlätzenDie Vaillant-Arena in Davos reicht alsHauptstadion für das Olympia-Eishockey-turnier nicht aus. Sie dient als Trainingshal-le und wird durch ein überdachtes Eisfeldergänzt. Auf der Seewiese in Davos Dorf sollein komplett temporär geplantes Stadionfür 10 000 Zuschauer erstellt werden.

    EisschnelllaufhalleAuf der Seewiese zwischen Davos Dorf unddem Davosersee, in unmittelbarer Nähezum temporären Eishockeystadion, ist eineHalle für 6000 Zuschauer vorgesehen. DieHalle wird nur temporär erstellt; weil eineNachnutzung der Halle am Standort Davosals nicht sinnvoll erachtet wird. Die stützen-freie Grosshalle kann aber für einen Nach-

    nutzer interessante Perspektiven eröffnen.Die Kunsteisfläche wird als transportableAnlage erstellt. Sie kann nach den Spielenim Winter auf dem heute naturvereistenEnglischen Eisfeld für den Eisschnell -lauf und den freien Eislauf eingesetzt wer-den.

    Eiskunstlauf/ShorttrackDie Infrastruktur für die Wettkämpfe im Eis-kunstlauf und im Shorttrack sind auf demAreal Cho d’Punt in Samedan vorgesehen.Auf dem Gebiet zwischen dem Flugplatzund der Kantonsstrasse werden eine Wett-kampfhalle für 10 000 Zuschauer sowie ei-ne Trainings- und eine Aufwärmhalle er-stellt. Wettkampfhalle und Aufwärmhallewerden temporär erstellt und zurückgebaut.Die Trainingshalle könnte als regionaleSport- und Veranstaltungshalle bestehenbleiben.

    CurlinghalleAuf dem Gebiet des bestehenden Sportzen-trums in Klosters ist eine Halle mit einerKapazität von 3000 Zuschauern geplant.Nach den Spielen wird die Halle teilweisezurückgebaut. Ein Dittel, rund 2000 Qua-dratmeter, bleibt bestehen und kann als regionale Sport- und Veranstaltungshallegenutzt werden.

    HalfpipeAm Davoser Bolgen ist eine kompakte An-lage für mehrere Disziplinen (Ski und Snow-board) mit einer Kapazität von 10 000 Zu-schauern vorgesehen. Es wird eine neueHalfpipe mit einer Länge von 140 Meterngeplant. Durch Erdbewegungen soll das Ge-lände so vorbereitet werden, dass die Half-pipe nach den Spielen mit wesentlich we-niger Zeit- und Energieaufwand präpariertwerden kann.

    FreestyleAuf der Usser Isch am Davoser Jakobshornwürden alle Freestyle-Disziplinen (Ski undSnowboard) ausgetragen, für welche diePisten am Bolgen zu kurz sind. Für Ski-Cross sowie Slope Style ist eine temporäreAnlage für 6000 Zuschauer vorgesehen. Siewird nach den Spielen wieder zurückge-baut.

    Eröffnungs- und SchlussfeierDie Eröffnungs- und Schlusszeremoniensind auf dem gefrorenen St. Moritzersee ge-plant. Die Bühne ist in der Meiereibucht ander Ostseite des Sees vorgesehen. Die Zu-schauertribünen werden temporär auf demOstufer des Sees erstellt und nach denSpielen wieder entfernt.

    FernsehzentrumDas International Broadcast Centre (IBC)wird auf dem Flughafenareal von Samedanin temporären Hallen erstellt. Es bietetrund 30 000 Quadratmeter Hallenflächensowie eine Aussenfläche für Parabolspiegelvon 5000 Quadratmetern (Satellite Farm).In Davos wird beim Kongresszentrum einSub-IBC mit rund 8000 Quadratmetern er-stellt. Die Hallen in Samedan werden sokonzipiert, dass ein Teil davon nach denSpielen als Flugzeughangars oder andereGebäude für den Flughafen Samedan wei-ter genutzt werden könnten.

    Weltcup-erprobte AnlagenDie Anlagen für Ski alpin (25 000 Zuschau-er) auf Corviglia, die Bob-, Rodel- und Ske-letonbahn (10 500 Zuschauer), die Anla-gen für Langlauf in Davos (15 000 Zu-schauer) sind bereits Weltcup-erprobt undes werden nur temporär die Zuschauer -kapazitäten erhöht. Die Biathlonanlage inLantsch/Lenz steht kurz vor der Erstellung.

  • 10 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Ein Blick in die Holzbau-Ideenwerkstatt für Olympia

    Die in den Siebzigerjahren vom Bona-duzer Ingenieur Walter Bieler geplan-te Davoser Eishalle (1979) gilt nochheute als Vorzeigeobjekt in SachenHolzbau. Im Eishockeytempel wirdalljährlich der Spenglercup ausgetra-gen. Bieler hat seine Ingenieurkom-petenz auch beim Bau der Eishalle inWinterthur eingebracht. Das DavoserHolzbauunternehmen Künzli, Erstel-ler der Eishalle, seinerseits hat unteranderem auch in der IndustriezoneFarsch in Bonaduz eine Kart- undEventhalle mit Ausmassen von 45mal 90 Metern realisiert. Nur wenigkleiner ist die Werkhalle im Holzbau-

    betrieb von Enrico Uffer in Savognin.«Das Know-how ist im Kanton alsodurchaus vorhanden», stellte WalterBieler mit einem Blick auf die vonRainer Quenzer, Leiter KonzeptdesignSport & Logistik, präsentierte Listeder geplanten temporären Infrastruk-turen der Olympischen Spiele 2022in Graubünden (siehe Grafik) fest.

    Olympisches Feuer gefangenZum Einstieg in den Holzbau-Work-shop in Savognin präsentierte RainerQuenzer den aktuellen Stand der Pla-nung der Infrastrukturanlagen unddas Verkehrskonzept, die bereits die

    Qualität einer Vorplanungsphase auf-weist. Die Holzbau-Fachleute zeigtensich dabei erstaunt über die Tiefe derbereits erfolgten Abklärungen. «Michhat total überrascht, wie wenig land-schaftliche Eingriffe nötig sind»,meinte beispielsweise Christian Egli,Geschäftsführer bei der Gebr. MöhrAG in Maienfeld. Hellhörig wurdendie Bündner Holzbauer beim Thematemporäre Bauten, welche in den ers-ten Entwürfen aufgrund der Wieder-verwendbarkeit an anderen Orten unddes Transportgewichts und Volumensauf Stahlbau basieren. «Stahl wächstkeiner in Graubünden», gab James

    Köpfe zusammen-gesteckt: RainerQuenzer, AndriFreund, ChristianEgli, Walter Bieler,Enrico Uffer undHansjörg Künzli(von links) disku-tieren das Thematemporäre Bauten.

    Der Werkstoff Holz eignet sich hervorragend für eine modulare Bauweise.Weil für die Olympischen Spiele 2022 in Graubünden ein grosser Anteiltemporärer Bauten vorgesehen ist, hat dieses Projekt auch die Interesseninnovativer Bündner Holzbauer geweckt. PULS hat sie im Kompetenz-zentrum Bauen + Energie in Savognin mit dem Leiter Konzeptdesign Sport & Logistik von Graubünden 2022 zusammengebracht.Von Norbert Waser

  • Cristallo, Geschäftsleiter Bauen +Energie bei Uffer und FachvorsteherHolzbau bei der Höcheren Fachschu-le IBW, zu bedenken. «Dafür habenwir viel einheimisches Holz zu bie-ten.» In der engagierten Diskussionüber die Möglichkeiten der BündnerHolzwirtschaft fingen die Holzbauerrichtiggehend olympisches Feuer.

    Potenzial Holz nicht ausgeschöpftDer Zeitplan für die OlympischenSpiele passt nämlich ideal zu derkürzlich vom Branchenverband Grau-bünden Holz gestarteten Initiative«Holz futuro 2022». «Dahinter stehtdie Überzeugung, dass das Entwick-lungspotenzial für den in Graubündenreichlich vorhandenen Rohstoff Holzbei Weitem nicht ausgeschöpft ist»,sagte Michael Gabathuler, Geschäfts-führer von Graubünden Holz. Mit demProjekt sollen die Weichen gestelltwerden, um in der ausgeprägt kleinst-rukturierten Bündner Wald- und Holz-wirtschaft die technisch anspruchs-volle, wertschöpfende Verarbeitungvon Holz zu intensivieren. «Olympi-

    sche Spiele wären da der ideale Trei-ber», sind Gabathuler und Cristalloüberzeugt.

    Richtig konkret wurde es beimThema Olympic Village. In Davos wer-den knapp 4000 und in St.Moritz2000 Betten für die Sportler und de-ren Betreuer benötigt. Während inSt.Moritz Bad das Konzept «Dorf imDorf» in bestehenden Anlagen in derUmgebung der Polowiese umgesetztwerden soll, geht die Planung in Davosnach mehreren Innovationsdialogenmit lokalen Vertretern in die zweiteRunde, weil sich das urspünglicheKonzept am Ufer und im (abgesenk-ten) Davosersee als zu kostspielig er-wiesen hat. Nun steht das olympischeDorf unter Einbezug des Areals rundum die Hochgebirgsklinik am Wolf-gang zur Diskussion. Weil dies aber vo-lumenmässig noch nicht ausreicht,sollen auch modulare Bauten innächster Nähe erstellt werden. «Wes-halb entwickeln wir nicht ein eigenesOlympiamodul, vermieten dieses demOrganisationskomitee für die Zeit derSpiele und nutzen es nachher selber

    weiter?» warf Enrico Uffer eine Fragein die Runde und sorgte damit beiQuenzer für leuchtende Augen. Damitwäre die Wiederverwendung solcherModule in den richtigen Händen.

    Die Olympiaideen sprudeln nur soZur Einstimmung auf seine Idee zeig-te Uffer einen Film eines Modulho-tels, das ein innovativer Holzbauer inVorarlberg umgesetzt hat. Die Modulewurden dabei am Fliessband herge-stellt und bereits mit den elektrischenund sanitären Installationen verse-hen. Die Ideen, wie solche Modulenach den Olympischen Spielen inGraubünden weiterverwendet werdenkönnten, sprudelten in Savognin nurso. Uffer sähe beispielsweise Bedarffür ein grösseres Hotel in Savognin,Andri Freund vom gleichnamigenHolzbauunternehmen in Samedan sähe im Engadin Bedarf für Personal-unterkünfte, Walter Bieler ortet Nach-frage nach Alterswohnungen, und derDavoser Hansjörg Künzli sieht grossesPotenzial für solche modularen Bau-ten im Genossenschaftswohnbau.«Bisher sind solche Modulpläne im-mer an den Kosten gescheitert», stell-te Töna Rauch, Geschäftsführer beiKünzli Holzbau, fest. Mit den fürOlympia benötigten Stückzahlen wür-den sich da völlig neue Perspektiveneröffnen, und Ingenieur Walter Bielergriff gleich zum Taschenrechner. «Istja ein beachtliches Volumen», stellteer fest. Enrico Uffer dachte bereits andie Arbeitsplätze, die ein solches Pro-jekt im Kanton generieren könnte:«Nach dem Ja zur Zweitwohnungs -initiative könnte ein Ja zu Olympia eine neue Perspektive geben – undzwar im ganzen Kanton.»

    PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 11

    Im regen Gespräch: Enrico Uffer, Walter Bieler und Hansjörg Künzli (links) sowie James Cristallo, Töna Rauch, Rainer Quenzer und Michael Gabathuler.

    VIELE ANLAGEN WERDEN NUR VORÜBERGEHEND ERSTELLT

    Übersicht über die zurzeit geplanten temporären Infrastrukturen (Hallen/Unterkünfte)

    Sporthallen Spielfeld Zuschauer AussenmasseEisschnelllauf, Davos 185,6 x 72 m 6000 120 x 200 mEishockeystadion, Davos 60 x 30 m 10 000 85 x 115 mCurling, Klosters 55,5 x 26 m 3000 97 x 46 mEiskunstlauf/Shorttrack, Samedan 60 x 30 m 10 000 90 x 120 m

    International Broadcast Centre Grundfläche AussenmasseIndustriehallen (28 000 m2 6500 m2 (2x) 50 x 130 mNutzfläche), Samedan 5000 m2 (3x) 50 x 100 m

    Unterkünfte (Village) Grundfläche Aussenmasse1800 Athleten, Davos 45 000 m2 variabel

    Quelle: Verein Graubünden 2022, Grafik: DIE SÜDOSTSCHWEIZ

  • 12 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Marcel FribergPräsident Grau -bünden Ferien undUnternehmens -berater in Brigels

    «Olympia ist ein Instrument,um Impulse im

    ganzen Kanton auszulösen»Im Bündner Tourismus, der gegenwär-tig an allen Fronten zu kämpfen hat,muss eine «neue Epoche» eingeläutetwerden. Aus Sicht von Marcel Friberg,Präsident von Graubünden Ferien undUnternehmensberater aus Brigels,könnten Olympische Spiele, gekop-pelt an grosse Würfe, genau eine sol-che Aufbruchstimmung auslösen.«Die hausgemachte Lethargie undfehlender Mut standen uns aber bisher im Weg», stellt Friberg fest.«Es liegt an uns, dies zu ändern!»

    Olympische Spiele seien ein Instru-ment, um Impulse im ganzen Kantonauszulösen, nicht nur im Tourismus,sondern für die gesamte Volkswirt-schaft. «Rund um diese Kandidatur –und hoffentlich dann auch die Durch-führung – wird sich eine Eigendyna-mik entwickeln, welche im ganzenKanton weitere kleinere und grössere

    Projekte zur Umsetzung bringenwird», ist Friberg überzeugt. Dieserneue Geist werde von jenen getragen,die schon lange erkannt hätten, dassgegen die Abwanderung, die negativeDemografie und Arbeitsplatzverlustedringendst Gegensteuer gegeben wer-den müsse.

    «Die hausgemachteLethargie und fehlenderMut standen uns bisherfür eine neue Epoche im Tourismus im Weg.»

    «Alle diese Kräfte müssen jetzt auf-stehen, vorne hinstehen und die guteBotschaft nach aussen tragen», for-dert der oberste Bündner Touristikerauf. Dann werde die Mehrheit derBündnerinnen und Bündner verste-hen, dass jetzt die Basis für die Zu-

    kunft gelegt werden muss. Und erhofft, dass diese «den ewigen Nörg-lern und Pessimisten», die einfachimmer und immer wieder nur dasHaar in der Suppe sehen, eine Abfuhrerteilen werden.

    «Die Jugend muss eingebunden und in jeder der neuen Regionenmindestens ein Projekt umgesetzt werden.»

    Gefragt seien kreative Ideen. Unbe-dingt eingebunden werden müsse dieJugend, dies im Rahmen aller Sport-verbände, von Wettbewerben undauch von Schulprojekten. «Weshalbnicht Olympia auch zum Schulfachmachen?» stellt Friberg eine Frage inden Raum. Das Vermächtnis der Spie-le sei ein bedeutender Teil, für den

    auch ein entsprechender Betrag imBudget eingesetzt werden müsse.«Wir haben jetzt eine neue Regionen-einteilung im Kanton, da muss in je-der Region mindestens eine guteIdee, basierend auf der Jugend, um-gesetzt werden», fordert Friberg.Olympische Spiele wären dafür derrichtige Motor.

    Pacal JennyDirektor Arosa Tourismus

    «Die PlattformOlympia ist für uns

    alle ein Segen»Mit der «CEO-Olympiade» hat sichArosa bereits positioniert, als dieOlympiakandidatur erst ein Gerüchtwar. Und Pascal Jenny, Direktor vonArosa Tourismus, kündet bereits an,dass Arosa seine Stärke im «Guerilla-Marketing» auch bei einem Zuschlagfür Graubünden 2022 voll ausspielenwird. «Die Plattform Olympia ist füruns alle ein Segen», ist Jenny über-zeugt, auch wenn Arosa selbst nichtals Austragungsort vorgesehen ist. ImBereich Snowboard und Freestyle wä-re Arosa zwar prädestiniert, punktoDichte und Qualität der Hotelleriestuft Jenny Arosa teilweise sogar hö-her ein als Davos und St. Moritz. Alsoweshalb sich nicht darüber Gedankenmachen, mit dem soeben diskutiertenTunnel zwischen Langwies und ArosaKooperationen konkret anpacken?«Solche Ideen können im Zuge einerOlympiakandidatur plötzlich Sauer-

    stoff erhalten und eine positive Auf-bruchdynamik auslösen», ist Jennyüberzeugt.

    «Olympische Spiele würdender Entwicklung der gesellschaftlich hoch -relevanten (Spitzen-)Sportbewegung gut tun.»

    Der ehemalige Spitzensportler siehtin Olympischen Spielen aber noch ei-nen weiteren Treiber. Obwohl dieSchweiz eine hohe Dichte an sport -lichen Grossanlässen, gerade auch im Wintersport, aufweise, sei dieSchweiz im Grunde genommen im-mer noch kein «Sportland» undSportler nach wie vor nicht überallvoll akzeptiert. «Eine Olympiade inder Schweiz würde der Entwicklungder gesellschaftlich hochrelevanten

    (Spitzen-)Sportbewegung gut tun»,ist sich Jenny sicher.

    «Ideen wie der Tunnel vonLangwies nach Davos erhalten plötzlich ‘Sauer-stoff’ und eine positive Aufbruchdynamik tritt zutage.»

    Mit Olympischen Spielen seien Emo-tionen garantiert. «Solche Zauberwor-te bringen viel mehr als jede Struktur-debatte», sagt der Aroser Tourismus-direktor, und im heutigen Tourismusliessen sich nun einmal Emotionenweit besser verkaufen als Strukturen.«Wer sich ein wenig mit Grossanläs-sen auskennt, weiss, dass die besten,spannendsten und teilweise auchkreativsten ‘Geschäfte’ rund umGrossanlässe gemacht werden», sagt

    Jenny aus eigener Erfahrung. Im Rah-men der Ausarbeitung des Kandida-turdossiers müsse klar und deutlichaufgezeigt werden, wo «Drittpartner»wie Arosa mitwirken könnten. «Undzwar sowohl bezüglich Support, alsauch in Bereichen, in denen profitiertwerden könnte.» Graubünden sei alsHost (als Gastgeber) für OlympischeWinterspiele auch mit Blick auf dieGeschichte prädestiniert. «In diesemSinne wäre es schön, wenn Graubün-den gemeinsam auf den Olympiazugaufspringen würde», meint Jenny mitBlick auf die Volksabstimmung.

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 13

    Silvio SchmidCEO SedrunBergbahnen AGund PräsidentBerg bahnenGrau bünden

    «Jetzt ist es wichtig,das olympische Feuer

    in die Regionen zu tragen»Persönlich bereits «Feuer und Flam-me» für eine Bündner Olympiakandi-datur ist Silvio Schmid, Präsident vonBergbahnen Graubünden und CEOder Sedrun Bergbahnen AG. Für ihnist es für die Volksabstimmung aberenorm wichtig, dass dieses olympi-sche Feuer auch in die Regionen ge-tragen wird. «Dabei müssen wir auf-zeigen, dass nicht nur St. Moritz undDavos, sondern ganz Graubünden –und auch die Schweiz – letztlich da-von profitieren», nennt er eine der He-rausforderungen in den Wochen biszur Abstimmung. Und daran, dass derganze Kanton, ja sogar die ganzeSchweiz, von diesem Grossanlass pro-fitieren wird, daran bestehen für Sil-vio Schmid keine Zweifel. «Gross -events bieten uns die Möglichkeiten,unsere Produkte ins Schaufenster zustellen und uns im internationalenWettbewerb zu positionieren.» Es sei

    Zeit, dass sich die Schweiz, dass sichGraubünden wieder einmal bewegeund sich etwas Grossartiges zutraue,wirbt Schmid für ein Ja an der Urne.

    «Die positiven Entscheidedürfen, ja müssen alle freuen, ob Sursilvaner,Rheintaler oder Surmiraner.»

    Um das Feuer in die Regionen zu tra-gen, sei es wichtig, dass die Olympia-promotoren offen seien, die übrigenRegionen in das Projekt zu integrierenund mit Graubünden 2022 ein ech -tes «Wir-Gefühl» auslösen. Dieser Ge-meinschaftssinn müsse bereits in derKandidaturphase bewusst gefördertwerden. Deshalb plädiert er auch da-für, möglichst viele Vertreter aus denRegionen in die Organisation zu inte-

    grieren. «Persönlichkeiten und Sport-stars müssen sich als Olympiabot-schafter, aber auch in den Regionenzeigen», fordert Schmid, «das istauch für die Rekrutierung von Volun-taris aus allen Regionen wichtig.»

    «Ungeachtet, in welcher Region die Grosseventsstattfinden, wir leben alle zum grössten Teil vom Schneesport.»

    Der CEO der Sedrun Bergbahnen AGsieht dabei verschiedene Phasen. Zu-erst müsste alles dafür getan werden,dass die Bündner, St. Moritzer undDavoser Stimmbürger die Abstim-mungen für die Kandidatur mit einemJa unterstützen. «Ganz nach demMotto: einer für alle – alle für einen,so wie wir in der Cadi es früher an der

    Landsgemeinde gesungen haben.»Wird diese Hürde genommen, sollenim Vorfeld der Kandidatur Show-Events das olympische Feuer im gan-zen Kanton zum Brennen bringen,ähnlich dem Fackellauf im Vorfeld derSpiele. Diese Flamme soll buchstäb-lich den Winter- und Schneetouris-mus neu befeuern. Sollte Graubün-den tatsächlich den Zuschlag erhal-ten, so erhofft sich Bergbahnen-Präsident Schmid Vorbereitungs- undTrainingslager der teilnehmendenTeams im ganzen Kanton. Logier-nächte durch Teams, Medienvertreterund Besucher sollen auch in den Re-gionen ausserhalb der beiden Haupt-orte generiert werden.

    Urezza FamosMitinhaberin undGeschäftsleiterindes Hotels «KulturPiz Tschütta» inVnà und Heraus -geberin des «Piz-Magazin»

    «Das Olympiafieber hatsich bei mir noch nicht

    bemerkbar gemacht»Für die Unternehmerin Urezza Famosaus dem Unterengadin hatten Olym-pische Spiele stets etwas Faszinieren-des, sie seien ein «Schmelzpunkt vonMenschen und Kulturen». Die Ent-wicklung zum Megaereignis im Laufeder letzten Jahrzehnte hat sie aberskeptischer gestimmt, weshalb sichbei ihr das «Olympiafieber» nochnicht bemerkbar gemacht hat. IhreVorbehalte beziehen sich besondersauf die Finanzen, die Nachhaltigkeit(im wahrsten Sinn des Wortes) unddie Ökologie. «Die konsequente Ein-haltung und Kontrolle der gesetzli-chen Rahmenbdingungen für Um-welt, Natur und Landschaft sind fürmich zentral», sagt die Unterneh-mens- und Kulturberaterin aus Sent.«Nachhaltig leben wir hier vom Tou-rismus und von Gästen, die gerade dielandschaftlichen und kulturellenQualitäten schätzen und lieben.» Lei-

    der hätten sich bisher OlympischeWinterspiele nicht oder kaum alsnachhaltig, ökologisch und wirklichlängerfristig finanziell positiv für dieAustragungsorte erwiesen. «Ob dasGraubünden erreichen kann, bin ichmir nicht sicher», ist Famos nochskeptisch.

    «Unser Tourismus brauchtdringend Aufschwung, da sind sich Befürworterund Gegner wohl einig.»

    Einig dürften sich Befürworter undGegner sein, dass der Name Grau -bünden/St. Moritz/Davos durch denGrossanlass weit in die Welt hinaus-getragen würde. «Einig sind sich wohlauch alle, dass unser Tourismus drin-gend wieder Aufschwung braucht»,meint Famos. Besonders erfreulich

    sei, dass Gian Gilli «unser Olympia-botschafter» ist. «Er ist mit Herz undSeele Engadiner und Bündner, seinEngagement und seine positive Über-zeugung sind sehr glaubwürdig»,stellt sie fest.

    «Es gibt noch viele Vorbe halte, besonders wegen der Finanzen, der Nachhaltigkeit und der Ökologie.»

    Das grösste Risiko sieht Famos in derUnverbindlichkeit des Bewerbungs-dossiers. Da bestehe die Gefahr, dasssich das IOC später Rechte aushand-le, zu denen wir nicht mehr Nein sa-gen könnten. Als «unglaublich hoch»– trotz Kenntnis der Kostenaufstel-lung – betrachtet sie auch die Kandi-daturkosten von 60 Millionen Fran-

    ken. Eine Erkenntnis hat Famos da-raus bereits gewonnen, nämlich dassder Kanton über erstaunlich hoheGeldreserven verfügt. «Wegen dergrossen Krise in der Tourismusindus-trie frage ich mich, ob es nicht sinn-voller wäre, dieses Geld sofort in Pro-jekte zu stecken, die uns mit Gewiss-heit auch wieder mehr Gäste und Aufschwung bringen», meint die Mit-inhaberin und Geschäftsleiterin desHotels «Kultur Piz Tschütta» in Vnàund Herausgeberin des «Piz-Maga-zin». «An Ideenträgern fehlt es beiuns nicht.»

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  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 15

    Urs MartiDesignierter Stadt-präsident Chur

    «Chur gehört bei OlympischenSpielen in Graubünden

    einfach dazu»Als Hauptaustragungsorte sind zwarSt. Moritz und Davos vorgesehen,wenn aber in Graubünden Olympi-sche Spiele stattfinden, dann wirdauch die Stadt Chur dabei sein. Überdie möglichen Formen einer Beteili-gung hat sich auch der designierteStadtpräsident Urs Marti, der im op-timalen Fall auch 2022 noch im Amtsein wird, Gedanken gemacht. Ersieht dabei vielfältige Anknüpfungs-punkte. Einen ganz konkreten bei den Verkehrsanbindungen auf Strasseund Schiene an den Grossraum Zü-rich. «Die Kantonshauptstadt kannvon den Anstrengungen für die Olym-pischen Spiele verkehrstechnischenorm profitieren», ist Marti über-zeugt. Bereits aufgegleiste Projektekönnten durch die terminlich fixiertenOlympischen Spiele beschleunigtumgesetzt werden.

    Wichtig ist Marti, der für die FDP auchMitglied des Grossen Rates ist, dass

    sich Chur bereits in der Kandidatur-phase in die Diskussion einbringt.«Chur ist eines der innovativsten Zen-tren der Medienwelt», stellt Marti bei-spielsweise fest.

    «Chur muss sich als Medien-stadt positionieren unddrängt sich als Medien -zentrum auf.»

    Sowohl Ausbildungen (HTW) als auchAnwendungen in allen Medienberei-chen, gepaart mit der Fähigkeit undSensibilität der Mehrsprachigkeit, bishin zur Forschung (neues For-schungsgesetz) finde man hier alles.Fernsehen und Radio haben bereitseigene Zentren, und ein neues Me-dienhaus entsteht in den kommendenJahren. Chur sei deshalb als Medien-zentrum prädestiniert. «Ziel muss esdaher sein, die Positionierung vonChur als Medienstadt in den kom-

    menden Jahren voranzutreiben unddavon nachhaltig zu profitieren.»

    «Die Kantonshauptstadtkann verkehrstechnisch von Olympischen Spielenenorm profitieren.»

    Bereits in der jetzigen Phase der Dis-kussion macht sich der künftige Chu-rer Stadtpräsident aber auch weitereGedanken und denkt dabei laut nach:«Weshalb könnte nicht eine Halle fürdie Olympischen Spiele in Chur, al-lenfalls vorgezogen, gebaut werden?»Diesbezügliche Kontakte müssten ge-prüft werden, zumal in Chur ja be-kanntermassen bei der InfrastrukturNachholfbedarf bestehe. Chur unddas Rheintal müssten direkt in dieganze Olympiadiskussion eingebun-den werden und dürften bei den ge-planten Milliardeninvestitionen nichtunberücksichtigt bleiben. Das Aufzei-

    gen solcher Möglichkeiten sei für dieBildung der Volksmeinung im Vorfeldder Volksabstimmung sehr wichtig.«Chur lässt sich von Graubündennicht abtrennen, wenn OlympischeSpiele in Graubünden stattfinden,dann wird Chur mit dabei sein», ist fürMarti klar. Es werde darum gehen, inden kommenden Jahren immer wie-der auf diesen Umstand hinzuweisenund darauf hinzuarbeiten. «Ich könn-te mir zum Beispiel vorstellen, dasshier viele Vorbereitungsarbeitsplätzegeschaffen werden, da der Bezug zumRest der Schweiz am besten von Churaus geführt werden könnte», meintder künftige «Stapi» nicht ganz un -eigennützig. Damit einhergehendkönnte auch die Förderung von Sport-lern in und aus Graubünden besserkoordiniert werden.

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    PULS informiert aus erster Hand:

    Olympische Winterspiele 2022 – Ein Steilpass für Graubünden

    Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden Uffizi per economia e turissem dal Grischun Ufficio dell’economia e del turismo dei Grigioni

    Ueli MaurerBundesrat

    Jon PultGrossrat,Präsident SP Graubünden

    Gian GilliDirektor VereinGraubünden 2022

    Andri FranziscusJournalist,10vor10

    Bundesrat Ueli Mauer ist ein grosser Verfechter von Olympischen Spielen in der Schweiz. Er ist vonder Bündner Kandidatur ebenso überzeugt wie Gian Gilli, der Motor des Kandidaturkomitees. GianGilli nimmt jede Chance wahr, in- und ausserhalb Graubündens für Spiele im Schnee zu werben. Derlinke Politiker Jon Pult kann diesem Grossanlass dagegen nichts abgewinnen. Für ihn sind «Spiele,die zu Graubünden passen», wie sie die Initianten versprechen, nichts als PR-Phrasen.

    Wann: Mittwoch, 28. November 2012 von 18.30 bis zirka 20.15 Uhr

    Wo: GKB Auditorium Engadinstrasse 25, 7000 Chur

    Infos: Die Veranstaltung ist öffentlich; mit anschliessendem Apéro

    Anmeldung: Aus organisatorischenGründen bitte per Mail [email protected]

    Veranstalter:

  • 16 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Am PULS der Wirtschaft –verhaltene AussichtenDie Bündner Wirtschaft ist im auslaufenden Jahr nur minim gewachsen.Die Frankenstärke wirkt weiterhin dämpfend auf die Warenexporte sowievor allem auch auf die touristische Nachfrage. Die Aussichten bleibenauch für das kommende Jahr verhalten.Von Patrick Casanova, Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden

    Die weiterhin angespannte Lage in Europa hat derSchweizer Wirtschaft in den letzten Monaten zugesetzt.Nachdem das Bruttoinlandprodukt (BIP) im zweitenQuartal gar leicht geschrumpft ist, wird von den meistenAnalysten mit einem Jahreswachstum von weniger alseinem Prozent gerechnet. Getragen wird die SchweizerKonjunktur derzeit vor allem vom robusten Binnenkon-sum, der wiederum vom günstigen Zinsumfeld und einersehr moderaten Teuerung profitiert.

    In Graubünden verläuft die konjunkturelle Entwicklungvor allem aufgrund des kriselnden Tourismus, der sichstark auf die gesamte Entwicklung der kantonalen Wirt-schaft niederschlägt, deutlich unterdurchschnittlich. Inden ersten drei Quartalen verzeichnete die Hotellerie mitnur gut 4,2 Millionen Logiernächten einen historischenTiefststand. Die nur leicht rückläufige Binnennachfragesorgte dafür, dass die Verluste aus den ausländischenNahmärkten nicht noch stärker ins Gewicht fielen. DieAnalyse der einzelnen Monatsergebnisse deutet immer-hin aber langsam doch darauf hin, dass die Frequenz-rückgänge nicht mehr grösser werden sollten und die Tal-sohle bald erreicht wird. Die vom Bund herausgegebe-nen Prognosen für den Schweizer Tourismus rechnen fürGraubünden ebenfalls nur mit einem Rückgang derNächtigungen um 0,8 Prozent für die kommende Win-tersaison. Da eine spürbare Höherbewertung des Euro

    gegenwärtig auch für die nächsten zwei bis drei Jahrenicht zu erwarten ist, bleiben die Vorzeichen bis auf Wei-teres ungünstig. Im Branchenvergleich fallen die anläss-lich der Konjunkturumfragen ermittelten Werte für dasGastgewerbe weiterhin deutlich ab, es lassen sich kaumLichtblicke ausmachen. Die negative Entwicklung hatauch Folgen auf die Beschäftigung, die hier weiter zu-rückgehen dürfte.

    Der Geschäftsgang der Bündner Industrie stagniert wei-terhin im negativen Bereich. Das aktuelle Produktions-niveau liegt als Folge der eher tiefen Auftragsbeständedeutlich unter demjenigen vom letzten Herbst. Die ak-tuellen Bestellungseingänge geben auch für den Winterzu wenig Optimismus Anlass. Die Aussenhandelsstatis-tik der Eidgenössischen Zollverwaltung weist für dasdritte Quartal zwar auch für Graubünden ein deutlichesPlus aus, dies aber vor allem als Folge von höheren Prei-sen.

    Anzeichen eines nachhaltigen Aufschwungs sind derzeitnicht in Sicht, die Unternehmer rechnen weiterhin miteiner stagnierenden Entwicklung. Die Konjunkturab-schwächung in den zuletzt immer wichtiger gewordenenasiatischen Märkten könnte hier mittelfristig eine zu-sätzliche Belastung für die ganze Schweizer Exportwirt-schaft sein. Das eher auf den Binnenmarkt konzentrierte

    RÜCKLÄUFIGE TENDENZ IN DER INDUSTRIE HÄLT AN

    Quelle: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, Grafik: DIE SÜDOSTSCHWEIZ

    Geschäftsgang* in der Industrie, Schweiz und Graubünden

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    Dez.11

    März12

    Juni12

    Sept.12

    * Sammelindikator aus den Ergebnissen folgender drei Fragen: Bestellungseingang und Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat, Beurteilung des Auftragsbestands

    SchweizGraubünden

    RÜCKLÄUFIGER AUSSENHANDEL

    Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Grafik: DIE SÜDOSTSCHWEIZ

    Exporte, Kanton Graubünden und SchweizVeränderungen zum Vorjahr in Prozent

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    SchweizGraubünden

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 17

    Gewerbe steht aktuell etwas besser da, spürt aber teil-weise die allgemeine Flaute ebenfalls deutlich.

    Das Bündner Baugewerbe blickt auf eine zufriedenstel-lende Saison zurück, bezüglich Auftragsvolumen wur-den aber die in den letzten Jahren erzielten Höchststän-de nicht mehr erreicht. Der Druck auf die Preise ist nachwie vor relativ hoch. Rund die Hälfte der jährlichen Bau-investitionen in Graubünden entfallen heute auf denWohnungsbau. Hier wird es in den nächsten Jahren vorallem interessant zu beobachten sein, wie sich die Um-setzung der Zweitwohnungsinitiative konkret auf dieBauvolumina auswirken wird. Für das kommende Jahrsind die Vorzeichen auch aufgrund von vorgezogenenProjekten noch positiv, die eigentliche Redimensionie-rung des Wohnbaus in vielen Regionen des Kantons dürf-te erst in zwei oder drei Jahren eintreten. In den ZentrenGraubündens profitiert der Wohnbau dagegen wie in derganzen Schweiz von der verhältnismässig immer nochstarken Zuwanderung und der dadurch ausgelöstenNachfrage nach zusätzlichem Wohnraum.

    Auf dem Bündner Arbeitsmarkt sind die Auswirkungender schwächelnden Wirtschaftsentwicklung bis anhinbescheiden geblieben. Ende Oktober zählte der Kanton1937 Arbeitslose, was einer Quote von 1,8 Prozent ent-spricht (Schweiz: 2,9 Prozent). Es wird auch für dasnächste Jahr mit einer unvermindert tiefen Arbeitslosig-keit gerechnet, die Erwerbstätigkeit dürfte aber nichtweiter wachsen.

    Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Basel geht da-von aus, dass das Bündner Bruttoinlandprodukt im kom-menden Jahr um 0,8 Prozent wächst (Schweiz: 1,2 Pro-zent). Positive Impulse setzt in Graubünden neben derBauwirtschaft und dem Handel weiterhin vor allem dieEnergiewirtschaft.

    PULS-Strukturindikator:Einfluss des Wechselkurses auf die LogiernächteDie untenstehende Grafik zeigt, dass der Euro gegenüberdem Franken bis 2008 relativ stark notierte. Die Fre-quenzen sowohl der Schweizer als auch der deutschen

    Gäste sind bis zu diesem Zeitpunkt angestiegen. Parallelzur Abwertung des Euros sind die Logiernächte beiderGästegruppen ab 2009 tendenziell zurückgegangen,was für eine gewisse Preissensitivität der Gäste spricht.Während sich die Nachfrage im Binnenmarkt seit 2010auf etwas tieferem Niveau einigermassen stabilisierte,sind die deutschen Frequenzen infolge des deutlichenWertverlusts des Euro seither weiter eingebrochen –auch die Festsetzung der Euro-Kursuntergrenze bei1.20 Franken durch die Schweizerische Nationalbankim September 2011 hat hier noch keine Besserung be-wirkt. Die unterschiedliche Volatilität der Nachfrage ausdiesen zwei Bündner Hauptmärkten ist über den ganzenZeitverlauf deutlich erkennbar.

    Berechnung: AWT, Grafik: DIE SÜDOSTSCHWEIZ

    WECHSELKURS BEEINFLUSST GÄSTEVERHALTEN

    Entwicklung des Wechselkurses Euro/Franken und der Logiernächte deutscherund Schweizer Gäste. Abweichung vom langjährigen (Monats-)Mittelwert in Prozent

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    2010

    2011

    2012

    Logiernächte Deutschland Logiernächte Schweiz Wechselkurs Euro/CHF

    Aktuelle Konjunkturindikatoren Graubünden und Schweiz

    KONJUNKTURINDIKATOREN

    Quelle: Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden, Grafik: DIE SÜDOSTSCHWEIZ

    Arbeitsmarkt Oktober 2012 Oktober 2012Arbeitslose 1937 125 536Jahresveränderung in Prozent 7,4 9,0Arbeitslosenquote in Prozent 1,8 2,9

    Aussenhandel 3. Quartal 2012 3. Quartal 2012Exporte (in Millionen Franken; nominal) 502 49 433,7Jahresveränderung in Prozent 3,7 5,0

    Importe (in Millionen Franken; nominal) 502 42 943,2Jahresveränderung in Prozent 0,7 2,3

    Hotellerie (inklusive Kurbetriebe) Jan.–Sept. 2012 Jan.–Sept. 2012Logiernächte 4 211 486 27 793 169Jahresveränderung in Prozent – 7,5 – 3,5

    Hoch- und Tiefbau 2. Quartal 2012 2. Quartal 2012Auftragseingang (in Millionen Franken; nominal) 266 4 916,9Jahresveränderung in Prozent 7,5 5,8

    Bautätigkeit (Umsätze, in Millionen Franken; nominal) 71,8 3175,2Jahresveränderung in Prozent – 18,1 – 14,3

    Oktober 2012Landesindex der Konsumentenpreise (Dezember 2010 = 100) 99,4Jahresteuerung in Prozent – 0,2

    Graubünden Schweiz

    Quelle: Seco, Grafik: DIE SÜDOSTSCHWEIZ

    AUF TIEFEM NIVEAU STABIL

    Arbeitslosenquoten Schweiz und Graubünden in Prozent

    5

    4

    3

    2

    1

    0

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    SchweizGraubünden

  • 18 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Hunderte Millionen in neueVerkehrsinfrastrukturenMit 4,5 Milliarden Franken sind die gesamten Kosten für Olympische Winterspiele 2022 in Graubünden veranschlagt. Davon entfallen rund 2,8 Milliarden auf die Spiele selbst und rund 1,7 Milliarden auf Investitionen in die Infrastruktur. Davon wiederum fliesst der Grossteil in Ausbauprojekte für Strasse und Schiene.Von Hans Bärtsch

    Unter den Begriff Infrastruktur fällt inZusammenhang mit der KandidaturGraubündens für die OlympischenWinterspiele 2022 einiges. Etwa dieSportstätten (rund 100 MillionenFranken – was relativ wenig ist, da be-reits vieles steht). Vor allem aber sinddamit Schiene und Strasse gemeint.Denn Zehntausende von Besuchern inkurzer Zeit nach Graubünden zu brin-gen – und dann auch wieder an denHerkunftsort zurück –, das geht mitder bestehenden Infrastruktur nicht

    oder nur mühsam. Engpässe, wie siein Spitzenzeiten etwa auf der StreckeZürich–Chur und umgekehrt bereitsheute vorkommen, lassen grüssen.

    Realisierungsdruck erhöhenFür die genannte Strecke Zürich–Chur bedeutet das die Realisierungeines schon älteren Anliegens, näm-lich des Halbstundentakts. Engpässegibt es namentlich auf der heute einspurig geführten Strecke entlangdes Walensees. Vom Tourismuskanton

    Graubünden ebenfalls schon längergefordert ist ein Direktanschluss anden Flughafen Zürich-Kloten. Bereitsmit der Kandidatur für die Olympi-schen Spiele könnte «der Realisie-rungsdruck dieses für Graubündenwichtigen Anschlusses erhöht wer-den», glaubt die Regierung. Auch aufder Rheintal-Strecke Chur–St. Mar-grethen gilt es, Engpässe zu beseiti-gen. Alle drei genannten Streckensind bei den zuständigen Stellenschon länger in der Pipeline. Allein

    Wünschenswert:Von Chur aus solldie Anbindung mitder Bahn an dieübrige Schweizverbessert werden.

  • mit der Olympiakandidatur könntedas eine oder andere Projekt be-schleunigt werden, und zwar was dieBahninfrastruktur im Bereich Per -ron-/Gleisanlagen wie Rollmaterialanbelangt. Allein der Ausbau derSBB-Strecke Zürich–Chur ist mit 160Millionen Franken veranschlagt.

    RhB im RundumverkehrAuch die Rhätische Bahn (RhB) mussaufrüsten. Konkret geht es um dieseProjekte:• Doppelspur Rheinbrücke

    Reichenau–Tamins,• Umfahrung und Doppelspur Bever,• Neue Linienführung

    Fideris–Küblis (Dalvazza),• Bahnhöfe Landquart, Davos Platz

    und Celerina,• Neue Blockstellen Vereinatunnel,

    Engadin (sorgen dafür, dass dieZüge schneller hintereinander fol-gen können).

    Diese Infrastrukturmassnahmen wer-den als zwingend erachtet; sie sindmit total 280 Millionen Franken bud-getiert. Vertieft zu prüfen sind gemässder Olympiapromotoren beziehungs-weise der Bündner Regierung:• Doppelspur Malans,• Doppelspurverlängerung Klosters,• Tunnel am Wolfgang (Davos),• Umfahrung Grüsch,• Kapazitätserweiterung

    beim Ve reinatunnel.

    Schliesslich gibt es auch Engpässe imStrassenverkehr, für deren Bereini-gung rund 200 Millionen Franken vor-gesehen sind. Dabei geht es um dieseProjekte:• Umfahrung Bivio,• Engpassbeseitigung Mulegns,• Begradigung Fideris–Dalvazza,• Haltekanten Busse.

    Im Konzept Olympische WinterspieleGraubünden 2022 wird betont, dassnur Infrastrukturen gebaut respektiveangepasst werden, die langfristig, al-so über 2022 hinaus einen Nutzenstiften. Dazu gehört bei der RhB auchneues Rollmaterial. Während derOlympischen Spiele, so sie denn nach Graubünden kommen, ist einverdichteter Fahrplan vorgesehen; derKanton soll von der RhB im Ring -verkehr befahren werden, was dieStrecke Landquart–Klosters–Susch–S-chanf–Samedan–Filisur–Tiefencas-tel–Thusis–Reichenau-Tamins–Chur–

    Landquart bedeutet. Achtmal proStunde oder alle 7,5 Minuten ist eineAbfahrt geplant.

    Im Bereich ÖV trägt der Bund 80bis 85 Prozent der Infrastrukturkos-ten, der Kanton Graubünden denRest. Bei den Investitionen in Stras-sen ist das Verhältnis zwei Drittel zueinem Drittel. Graubünden muss fürdie Investitionen in den öffentlichenund den Strassenverkehr rund 325Millionen Franken bereitstellen. Ge-wisse Infrastrukturen bedingen einan-der. Beispielsweise kann der Halb-stundentakt in Graubünden nicht ein-geführt werden, ohne dass dieserauch auf der SBB-Strecke Chur–Landquart–Zürich kommt.

    Hunderttausende LogiernächteAuch abseits von Schiene und Strassesind Investitionen absehbar, die dannaber grossmehrheitlich von privaterSeite getätigt würden. In erster Linieist damit der touristische Bereich ge-meint. Schätzungen der Olympiapro-

    motoren gehen beim Zustandekom-men von Olympischen Winterspielenvon zusätzlichen Logiernächten imBereich von einer halben bis einerganzen Million allein in Graubündenaus. Auch die übrige Schweiz kannmit rund 750 000 zusätzlichen Lo-giernächten rechnen. Insgesamt wird,hervorgerufen durch Olympische Win-terspiele in der Schweiz, von einerWertschöpfung von rund vier Milliar-den Franken ausgegangen, etwa dieHälfte davon würde in Graubündenanfallen.

    Mit einer Steigerung des Brut-toinlandprodukts von jährlich 1,6 biszwei Prozent im Zeitraum 2015 bis2022 «ist die potenzielle WirkungOlympischer Winterspiele auf dieBündner Volkswirtschaft erheblich»,heisst es in der Botschaft der BündnerRegierung, die Anfang Dezember vorden Grossen Rat kommt. Die Realisie-rung der Infrastrukturmassnahmen istin diesem grossen Ganzen ein ent-scheidendes Puzzleteil.

    PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 19

    Der Optimalfall:Wenn man alsBahnpassagiervom Flughafen Zürich-Kloten ausbis nach Chur –und umgekehrt –sitzen bleibenkönnte, wäre dasaus Bündner Sichtideal.

  • 20 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Der grosse Olympia-ShowdownAm 3. März 2013 fällt das Bündner Stimmvolk an der Urne dieEntscheidung, ob die Pläne einer Olympiakandidatur Graubünden 2022weiterverfolgt werden sollen. Im PULS-Streitgespräch werben Kandidatur-Direktor Gian Gilli und Stefan Grass, Leiter des olympiakritischenKomitees, um Stimmen.Von Norbert Waser

    THESE 1Olympische Spiele sindgigantisch und fürdie Schweiz nicht mehrverkraftbar.

    Stefan Grass: Unsere Erkenntnissebasieren auf den Erfahrungen ver-schiedener Kandidaturen der letztenzehn Jahre und auch der Durch -führung der Spiele in Turin und Van-couver. Dabei stützen wir uns auchauf die Informationen der inter -national tätigen Alpenschutzorgani-sation Cipra. Noch vor wenigen Jahren war man bezüglich der Grössedieses Anlasses in der Schweiz noch um einiges kritischer – auch

    bei Swiss Olympic. Nun sind diese«offiziellen» Stimmen weitgehendverstummt, was aber nichts daran än-dert, dass diese Spiele gigantischbleiben, sei dies punkto Disziplinen,Nationen, Teilnehmer, Medienschaf-fende, Voluntaris und IOC-Begleit-tross. Daran wird auch eine gut ge-meinte Bündner Kandidatur nichtsändern. Es gibt bisher keine Signale,dass man von diesem Gigantismuswegkommt.

    Gian Gilli: Wir kennen die Dimensiondieser Spiele, es ist aber unseriös,diese mit Turin, Vancouver oder Sot-schi zu vergleichen. Wir kommen miteinem grundlegend anderen Konzept.Der grundlegende Unterschied be-steht darin, dass wir weg wollen vom

    dualen System mit einer Grossstadtund einer Wintersportstation. Wir wol-len die Sportler, die Zuschauer unddie Gäste zurück in die Berge, in denSchnee bringen. Und wenn man mitdiesem Anlass in die Berge geht, sogibt es natürliche Begrenzungen. Die-se sehen wir aber als Chance, beimIOC eine Trendwende einzuläuten. Obdies beim IOC ankommt, ist unge-wiss, aber es ist sicher einen Versuchwert. Die Schweiz ist prädestiniert, ei-ne solche neue Interpretation derWin terspiele anzudenken und viel-leicht auch beim IOC zu provozieren.Es gibt kaum ein anderes Land aufdieser Welt, das eine so hoheOrganisati onskompetenz im Sport-und Eventbereich ausweisen kann wie die Schweiz.

    Klare Positionen: Gian Gilli (links) wirbt bezüglich Olympiakandidatur für ein Ja, Stefan Grass für ein Nein an der Urne.

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 21

    THESE 2Einfache, nachhaltigeSpiele sind eine Illusion.

    Stefan Grass: Wir gehen nicht von derWunschvorstellung aus, dass man esauch vernünftiger machen kann, sol-che gab es nämlich auch bei Interes-senten wie München oder Salzburg.Es war immer auch ein Ziel von Olym-piakandidaturen, Infrastrukturbautenvorzuziehen und etwas Bleibendes füreinen Austragungsort, den Sport unddie Zukunft zu realisieren. Diese Vor-stellung der Nachhaltigkeit ist aberweit weg von den bereits erfolgtenEvents. Erwartete langfristige ökono-mische Effekte blieben bisher prak-tisch aus, noch nie wurden durchOlympische Spiele nachhaltige ökolo-gische Werte geschaffen. Es wurdennur mehr oder weniger Ressourcenverbraucht, das wird auch in Grau-bünden nicht anders sein. Fraglich istauch der erwartete soziale Gewinn.Bei bisherigen Olympischen Spielenist das auf jeden Fall nicht erwiesen.Ob die Pläne in Graubünden glaub-würdig sind, müssen nicht wir beur-teilen, die Stimmbevölkerung mussentscheiden, ob sie diesen Glaubenschenkt.

    Gian Gilli: Es ist nicht wegzudiskutie-ren, dass Olympische Spiele kurzfris-tig eine ökologische Belastung be -deuten, weil wiruns aber be-reits jetzt Ge-danken ma-chen, wirdder Grossanlassauch in diesem Be-reich ein grosserTreiber sein. Ich ken-ne die nachhaltigenEffekte von OlympischenSpielen aus persönlicherErfahrung. Wer behauptet,Olympische Spiele hätten ge-sellschaftlich keine nachhalti-ge Wirkung, der kennt Olympi-sche Spiele einfach nicht. Alleinin London wurden rund 2700Rahmenveranstaltungen durch-geführt. Ein Beispiel ist auch dasStädtchen Richmond, wo die Eis-schnelllaufwettbewerbe von Vancou-ver durchgeführt wurden. Die Spiele

    und die nun gewinnbringend geführteEishalle schufen eine neue Commu-nity, in der unter anderem 8000 neueArbeitsplätze entstanden sind. Ichbin aus Erfahrung der festen Überzeu-gung, dass sich mit der Kraft Olympi-scher Spiele eine Gesellschaft positivverändern lässt.

    THESE 3Das Internationale Olympische Komitee hatgar kein Interesse an ökologischen Spielen.

    Stefan Grass: Es gehört zur Übungs-anlage, dass es auf diese Frage erstnach der Volksabstimmung eine Ant-wort geben wird. Die Kantonsregie-rung hat sich so geäussert, dass beieinem Nein an der Urne imKanton oder einem derbeiden Austragungsor-te der Stecker gezogenwird. Das ist eine offe-ne, klare Ausgangsla-ge. Führt die Verfäng-lichkeit der gut ge-meinten Pläne und ei-ne allgemeine Olympia-euphorie aber zu einemknappen Ja, so beginnterst ein langer Weg, aufden wir nur noch bedingtEinfluss nehmen können.Der angedachte NIV-Pro-zess – Nachhaltigkeit,

    Innovation, Vermächtnis – tönt gut,inwiefern sich dieser auch umsetzenlässt, ist aber völlig offen. Wir kennenden Host-City-Vertragsentwurf fürMünchen 2018, dieser zeigt, wie dasIOC in der Realisierungsphase dasDiktat übernimmt.

    Gian Gilli: Wir kandidieren mit unse-rem Konzept, ein anderes wird es mituns nicht geben. Ob das IOC diesesmöchte, ist eine andere Frage. Meinejahrelangen, persönlichen Kontaktemit dem IOC zeigen ein positives Bilddieser Organisation und der Leute, diedort arbeiten. Das IOC hat umfassen-de Programme für alle Dimensionender Nachhaltigkeit, und das setzt sieauch durch. Dass sich das IOC in ei-ner starken Verhandlungsposition be-findet, stimmt zwar, verhandelt wirdaber auf Augenhöhe. Wenn es Dinge

    gibt, die wir nicht ver-antworten können,haben wir auch je-

    derzeit die Mög-lichkeit, uns voneiner Kandida-

    tur zurückzu-ziehen. Die-se Optionbleibt Bund,Kanton undGemeindenauch nach

    einem Ja

  • 22 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    des Stimmvolkes an der Urne. Wennder Vertrag einmal unterzeichnet ist, ist dieser bindend und zwar fürbeide Seiten und unter SchweizerRecht. Sogar die Folgen einer tech -nischen Reglementsänderung, zumBeispiel in einer Sportdisziplin, müs-sen verhandelt werden. Von einemDiktat kann nun wirklich keine Redesein.

    THESE 4Olympische Spiele habeneinen geringen wirtschaft-lichen Nutzen und hinter-lassen eine hohe Schul-denlast für dieöffentlicheHand.

    Stefan Grass: Zu-gegeben, da istunser Blick zu-rück gerichtet,und wir habenbewusst nurdie Winterspie-le angeschaut.Dabei soll-

    te man nicht immer wieder Lilleham-mer hervorholen, aber auch nicht Tu-rin als Massstab nehmen, wo einigesschief gelaufen ist. Aber der Blick zu-rück zeigt, dass es immer mehr Schul-den gab als geplant. Wenn man dasDossier der Kandidaturpläne Davos2010 mit Vancouver, wo diese Spieledann tatsächlich stattgefunden ha-ben, vergleicht, so zeigt sich, wie weitWunsch und Wirklichkeit auseinan-derklaffen. Es ist fraglich, ob es beiGraubünden 2022 tatsächlich daserste Mal wäre, dass es nicht so ist.

    Gian Gilli: Bevor der Bundesrat eineDefizitgarantie in Aussicht stellte,wurden unsere Zahlen eingehend ge-

    prüft, plausibilisiert,noch einmal ge-

    prüft und ver-glichen, so

    dass ichheute mit

    gutem Ge-wissen

    sagenkann, dass

    wir über einesolide Kos-tenschät-zung verfü-

    gen. Auch dieEinnahmen,

    zum Beispiel aus den Fernsehrechtenund den Ticketverkäufen, wurdensehr defensiv budgetiert. Was die In-vestitionen in die Infrastruktur be-trifft, ist es natürlich möglich, dasssich die öffentliche Hand engagiert,weil Bauten unter einer langfristigenOptik vorgezogen werden. Bis 2022kann Graubünden mit bis zu einerMillion zusätzlichen Logiernächten,bis zu 1,8 Milliarden Franken Wert-schöpfung und einem Wachstum desBIP von fast zwei Prozent rechnen. Eshat mir noch keiner ein Projekt ge-nannt, das vergleichbare Effekte er-zielen würde.

    THESE 5Es bleiben schlechtgenutzte Anlagen zurück, die hoheUnterhaltskostenverursachen.

    Stefan Grass: Da ist es wie mit denSchulden, auch da können wir zu-rückschauen. Wenn nun die Schweizkommt und alles anders, also bessermachen will und das IOC auch nochdarauf eintritt, so würden wir staunen.Daran glauben wir einfach nicht,denn die Entwicklung in der Vergan-

    genheit ist einfach eine andere.Auch wenn es durchaus möglich

    ist und im Konzept auch soangedacht ist, dass in derSchweiz einiges bessergemacht werden könnte,das IOC diktiert die Be-dingungen.

    Gian Gilli: Die Nachhaltig-keit unserer bestehendenAnlagen ist schon heute er-

    wiesen. Nehmen wir als Bei-spiel die Anlagen der Ski-WM 2003, die nun 2017wieder genutzt werden

    können. Wo wäre derSkiberg Corviglia ohnediese Investitionen?Oder die Skisprung-anlagen: Da muss-ten wir nach der99. Austragungdes Skispringensaufhören, weil dieAnlagen nichtmehr wettkampf-tauglich waren.

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 23

    Wir schaffen mit Olympischen Spie-len Anlagen, die auch in Zukunfthochstehende Wettkämpfe in unse-rem Kanton ermöglichen und weitergenutzt werden, alles andere räumenwir ab. Olympiaruinen können undwerden wir keine hinterlassen. Undwarum bitte sollte das IOC uns zu soetwas zwingen wollen?

    THESE 6Olympische Spielebringen gravierendeUmweltbelastungenmit sich.

    Stefan Grass: Wir greifen da auf dieErfahrungen mit der Ski-WM 2003zurück, als die UmweltorganisationenHand für eine Lösung geboten haben.Damals war man sich einig, dass die-ses gemeinsam gestemmte Grosspro-jekt am obersten Anschlag war. Olym-pische Spiele würden dieses Limit beiWeitem sprengen. Auch die Frage derRessourcen lässt sich nicht einfachmit gekauften CO2-Zertifikaten imAusland beantworten. Ein olympi-scher Beitrag zum Energieumbau wä-re da ein Ansatz. Leider setzt der An-lass voll auf den Wintersport, obwohlgerade im Sommertourismus drin-gend Impulse nötig wären.

    Gian Gilli: Der NIV-Dialog zu Nachhal-tigkeit, Innovation und Vermächtnisist schon jetzt gestartet. Wenn ich se-he, mit wie viel Energie und Fachwis-sen diese Leute aus der ganzenSchweiz – auch kritische Geister – indiesen Prozess gestartet sind, habeich ein sehr gutes Gefühl. Die Ener-gienutzung wird da ganz sicher auchein Thema sein. Auch die Erfahrun-gen mit der Ski-WM, der ich als Direk-tor vorstehen durfte, sehe ich imRückblick viel positiver als Sie. Wirmüssen nun nach vorne schauen,statt uns einfach zurückzulehnen undeinfach an allem herumzunörgeln.Bringen Sie sich doch aktiv in die Dis-kussion ein und sprechen Sie dieseThemen im NIV-Dialog an! Jetzt kön-nen Nägel eingeschlagen werden,aber dazu müssen Sie den Hammerergreifen. Global gesehen müsste esja auch in Ihrem Interesse sein, dassdie Spiele hier stattfinden, denn un-ser Konzept wird jenes sein, das die geringsten Umwelteingriffe nötig

    macht. Auch wenn man die nötigenFlugbewegungen betrachtet, müsstees doch das grösste Interesse sein,dass diese Wettkämpfe in Mitteleuro-pa stattfinden, wo die meisten Athle-ten herkommen.

    THESE 7Weisse Spiele sindeine Illusion.

    Stefan Grass: Weisse Spiele sind kei-ne grünen Spiele. Eine weisse Land-schaft dürfte auch in zehn Jahrennoch möglich sein, schwieriger wirdes 2026 oder 2030, wenn man zweioder dreimal kandidieren müsste.Was die Wettkampfanlagen betrifft,da braucht es Kunstschnee, andersgeht das gar nicht. Ob es diesen auchnoch für die Kulisse für die Fernseh-bilder der «weissen Spiele» braucht,ist zumindest offen. Es braucht aberin jedem Fall mehr Kunstschnee –und das bedeutet mehr Wasser, unddas bedeutet neue Speicherseen.

    Gian Gilli: Für die weissen Spiele wirddie Natur sorgen. Die Pisten auf Cor-viglia werden bereits jetzt zu 100 Pro-zent beschneit, für die Skisprung -anlage und die Bobbahn wird bereitsjetzt Schnee hergestellt, und auch inDavos wird die Langlaufloipe be-schneit. Die Halfpipe am Bolgenkönnte mit einer Erdaufschüttung so-gar mit deutlich weniger Schnee wett-kampftauglich gemacht werden alsheute. Auch in diesem Bereich kön-nen mit Olympischen Spielen innova-tive Konzepte entwickelt werden.

    THESE 8Die Ausbauten imöffent lichen Verkehrkommen auch ohneOlympische Spiele.

    Stefan Grass: Wir haben im Verkehrs-club der Schweiz aktuelle Abklärun-gen gemacht. Ein zentraler Punkt istdie Substanzerhaltung der Rhäti-schen Bahn. Auch die Abnahme desSBB-Halbstundentaktes durch dieRhB kann ohne Olympische Spieleumgesetzt werden, dies zu einemähnlichen Zeitpunkt. Doppelspuraus-bauten wären auch auf anderen Stre-

    cken nötig, zum Beispiel in RichtungSurselva. Es besteht sogar die Gefahr,dass berechtigte Anliegen auf die lan-ge Bank geschoben werden, wenn fürOlympia schon zu viel einseitig für Da-vos investiert werden muss.

    Gian Gilli: Der TGV fährt heute insWallis, aber nicht nach Graubünden,und es ist einfach blauäugig zu glau-ben, dass Projekte für Graubündenohne eine Olympiakandidatur die nö-tige Priorität bekommen. Nur wennBern bereit ist, unsere Anliegen zupriorisieren, kommen wir als Bergkan-ton in einer Randregion zum Zug. Oh-ne Olympiakandidatur verschwindenunsere Bedürfnisse wieder in derSchublade. Und zwar für Jahrzehnte.

    THESE 9Die Volksabstimmungam 3.März ist die letzteMöglichkeit für einen Ausstieg aus dem Projekt.

    Stefan Grass: Für uns ist es die ele-ganteste. Man hat dann zwar fünf Millionen Franken investiert, aber ei-nige Grundlagenarbeiten, zum Bei-spiel mit dem NIV-Prozess, geleistet,die dann unabhängig vom IOC ab -geschlossen werden können. Wenn esein dreifaches Ja an der Urne gibt,dann werden wir das demokratischakzeptieren und danach darauf ach-ten, dass die Gesetze bezüglich Um-weltverträglichkeitsprüfungen undBaubewilligungsverfahren eingehal-ten werden. Beim einen oder anderenBauwerk dürften dann wohl die Ge-richte entscheiden, ob das auch soist. Es ist noch ein langer Weg aufsGuggershörnli.

    Gian Gilli: Bei einem Nein wird derStecker gezogen, wie es die Regierungangekündigt hat. Aber auch nach ei-nem Ja werden wir die Machbarkeitimmer kritisch im Auge behalten,schliesslich leben wir in einemRechtsstaat und da werden Gesetzeeingehalten. Wenn das Projekt auch die parlamentarischen Hürdennimmt, dann werden wir in die Ver-handlungen mit dem IOC eintreten.Und wenn alles klappt, findet am11. Februar 2022 am und auf demSt. Moritzersee die Eröffnungsfeierstatt.

  • 24 | SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN

    Das konstant prosperierendeLanglauf-UnternehmenDario Cologna hat als Olympiasieger und dreifacher Gewinner des Gesamtweltcups den Schweizer Langlauf auf eine neue Ebene gehievt. Das lässtdie Kassen klingeln. Der 26-jährige Münstertaler mit Wohnsitz in Davosdirigiert ein kleines, feines Sportunternehmen in eigener Sache. Von Johannes Kaufmann

    Als Dario Cologna in einem epischenDuell auf der Zielgeraden des Enga-din-Skimarathon 2008 vom NorwegerTor Arne Hetland bezwungen wurde,war der Ärger riesig beim damals 22-jährigen Hoffnungsträger des Schwei-zer Langlaufs. Zwei Dinge wurden klarim Zielgelände zu S-chanf: Zum einengibt sich hier ein Schweizer Langläu-fer, atypisch für die allerhöchstens fürEhrenmeldungen im Bereich der Top-10 bekannte Zunft, definitiv nicht miteinem zweiten Rang zufrieden. Undzum anderen ärgerte er sich wohl fastnoch mehr über die entgangene Prä-mie für den Streckenrekord. Mit27 500 Franken honorierten die Or -ganisatoren die neue Bestmarke. Eindicker Batzen für einen SchweizerLangläufer.

    Biver – ein alter HaseVier Jahre später muss sich Colognaüber die entgangene Prämie nichtmehr ärgern. Der Hoffnungsträger voneinst hat mit dem Olympiasieg 2010in Vancouver, je drei Erfolgen an derTour de Ski und im Gesamtweltcupden Schweizer Langlauf auf eine niegesehene Ebene gehievt. Erfolge, dieden 26-Jährigen in die Gilde derGrossverdiener im Schweizer Sportaufsteigen liessen.

    «Dank meinen treuen Sponsorenkonnte ich mein Hobby zu Beruf ma-chen», sagt der Drigent eines kon-stant prosperierenden Kleinunter -nehmens, das weder auf noch nebender Loipe jemals Krisen zu bewältigenhatte. Für die wirtschaftlichen Belan-ge spannt der Münstertaler mit derFirma Tridem Sports AG zusammen.Marc Biver, einst Tour-de-Suisse-Direktor sowie Manager von RadprofiToni Rominger, wirbelt als «Aussen-minister» an der Sponsorenfront. Zielsind nicht möglichst viele, sondern Steht nie still: Dario Cologna konzentriert sich auf seinen Trainingsalltag.

  • PULS – DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012 | 25

    ausgewählte Partner, die an einerlangjährigen Zusammenarbeit inte-ressiert sind. Neben Hauptgeld -geber Helvetia wurde der Kreis derPartner zuletzt von fünf auf sechs er-höht.

    Biver und Cologna hatten sich2009, als um den erstmaligen Tour deSki- und Gesamtweltcupsieger ein Hy-pe entstanden war, erst im zweitenAnlauf gefunden. Vorerst wollte derWahl-Davoser die geschäftlichen Din-ge in einem etwas kleineren Rahmenbewältigen. Das ging schief. «Ein hal-bes Jahr später kam er auf mich zu»,erinnert sich Biver. Der 61-Jährigediktierte seine Bedingungen: «Fürsschnelle Geldmachen bin ich nichtder Richtige. Ich bestand auf einerlängerfristigen Planung.» Biver or-chestrierte einen sukzessiven Aufbauder «Marke Cologna». «Als Ausdauer-sportler», sinniert Biver, «darf er voneiner zehnjährigen Karriere ausgehen.Dem gilt es Rechnung zu tragen.»

    Akribische PlanungDiese Sichtweise ist ganz im Sinnedes weltbesten Allrounders auf denLanglaufloipen. Cologna macht sichgerne rar – und konzentriert sich pri-mär auf seinen intensiven Trainings-alltag. Langläufer von Weltklasse -format stehen selten bis nie still.Auch in seinen (kurzen) Ferien bleibtCologna aktiv. «Entscheidend ist einevorausblickende Planung», verrät er.Wichtige Eckpfeiler neben dem Ma-nagement sind Cheftrainerin GuriHetland, Privatcoach Fredrik Auk-land, Teamarzt Patrick Noack sowieSwiss-Ski-Medienkoordinator Christi-an Stahl. Colognas Eltern schiesslich

    packen bei der Beantwortung der Fan-post mit an.

    Dario Cologna wird als geschäfts-tüchtig beschrieben. Sein Manage-ment bestellt das Feld, erledigt sämt-lichen administrativen Dinge und ar-beitet die Verträge aus. Am Ende ent-scheidet Cologna, quasi als Verwal-tungsratspräsident seines Langlauf-Unternehmens, in Eigenregie. «Erweiss genau, was er will», lobt Biver,der seinen Klienten als Freund be-zeichnet. Biver schwärmt von gemein-samen Abenden, in denen nicht blossübers Geschäft, sondern übers Lebenphilosophiert wird. Bleibt die Frage,wieviel Cologna am Ende des Jahresan Preisgeldern und Sponsorenbeträ-gen verdient. Klar, über Zahlen wirdin diesem Geschäft geschwiegen. Bi-ver will indes die Schätzung von rundeiner Million Franken nicht grund-

    sätzlich dementieren. «So ganz falschliegen Sie damit nicht», sagt er mit ei-nem Lachen.

    Akribisch genau:Dario Cologna präpariert seineLanglaufski.

    Passiver Botschafter für Olympiapläne

    Dario Cologna begrüsst als Weltklasse-Langläufer mit Do-mizil in Davos selbstverständlich die Bemühungen von Da-vos und St. Moritz für die Ausrichtung der OlympischenWinterspiele 2022. Er sei allerdings aus Zeitgründen blossein «passiver Botschafter» für das Projekt. «Heimspiele»im Bündner Schnee erachtet Cologna vor allem für denNachwuchs als idealen Anreiz für eine Spitzensportler-Laufbahn. Er selbst rechnet indes nicht, dass er 2022 mit36 Jahren noch am Start stehen würde. «Dafür müsste ichwohl extra noch ein Comeback geben», sagt er mit einemLachen.

    7

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    spannen zusammen. Ab sofort gibts das Jahresabo der «Südostschweiz»

    und elf Ausgaben im Jahr von «Spick» für nur 399 statt 490 Franken.

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