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www.augenklinik-bremen.de und seine Behandlung Das diabetische Makulaödem Der Bau des Auges Wie entsteht ein diabetisches Makulaödem? Wie bemerke ich eine diabetische Makulopathie? Erhöhte Blutzuckerwerte führen zu Schäden an den kleinsten Gefä- ßen der Netzhaut (Kapillaren). Sie werden brüchig und durchlässig für Flüssigkeit aus dem Blutstrom. So entstehen Wassereinlagerun- gen und kleine Blutflecken im Netzhautgewebe. Mit der Zeit kön- nen sich Kapillaren verschließen. Das führt zum lokalen Sauerstoff- mangel im Gewebe. Diese Gefäß- veränderungen sind typisch für den langjährigen Diabetes und werden als diabetische Mikroan- giopathie der Netzhaut bezeich- net. Man kann sie besonders gut in der Gefäßdarstellung mit einem Farbstoff erkennen (Fluoreszenz- angiographie). Ob und wann ein diabetisches Makulaödem entsteht, ist sehr unterschiedlich. Nachge- wiesene Risikofaktoren sind: Das Auge ist ähnlich wie ein Foto- apparat aufgebaut, bei dem das Licht durch ein Objektiv gebündelt und fokussiert wird und dann den Film belichtet. Im Auge erfolgt die Bündelung des Lichtes durch Horn- haut (das klare Fenster des Auges) und Linse, und damit wird das Bild auf die Sinneszellen der Netzhaut fokussiert. ein lange nicht erkannter oder schlecht eingestellter Diabetes • langjähriger Diabetes • erhöhter Bluthochdruck und erhöhte Blutfette Mit anderen Worten: eine ungün- stige Stoffwechsel- und/oder Herz- Kreislauf-Situation verstärkt oder beschleunigt die Entwicklung und das Fortschreiten einer diabeti- schen Retinopathie. Sehnerv (-> Gehirn) Glaskörper Netzhaut (= Film) Hornhaut + Linse (= Objektiv) Makula In der Mitte der Netzhaut liegt die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens. Hier entsteht das Far- bensehen und die feinste Bildauf- lösung (wichtig für das Erkennen von Gesichtern und zum Lesen). Der Sehnerv leitet das von der Netzhaut empfangene und teil- weise bereits weiter verarbeitete Bild zum Sehzentrum im Gehirn. Der Raum zwischen Linse und Netzhaut wird von einer gelartigen Substanz, dem Glaskörper, ge- füllt. Bei klaren optischen Verhält- nissen ist das Sehvermögen im Wesentlichen davon abhängig, wie gut die Netzhaut arbeitet. Sternhimmelartig verteilte kleine Ka- pillaraussackungen (Mikroaneurys- men), aus denen es zur Leckage mit Netzhautschwellung (Ödem) kommt. Frühe Gefäßveränderungen ver- laufen unbemerkt und werden nur durch regelmäßige augenärztliche Kontrollen entdeckt. Diese Netz- haut-Checks sind deshalb außer- ordentlich wichtig. Wenn die diabe- tischen Kapillarschädigungen auch das Sehzentrum erfassen, wird das Sehen merklich beeinträchtigt. Typische Hinweiszeichen sind: • Leseschwierigkeiten bis hin zum Verlust der Lesefähigkeit • verschwommenes, verzerrtes Sehen Liebe Patientin, lieber Patient, in der Sprechstunde Ihres Augenarztes wurde bei Ihnen eine diabetische Netzhautschwellung (diabetische Makulopathie) festgestellt. Die Zuckerer- krankung (Diabetes mellitus) ist eine Allgemeinerkrankung, die Sie Ihr Leben lang begleitet. In deren Verlauf kommt es zu Veränderungen der Blutgefäße, die auch das Auge betreffen und Auswirkung auf die Sehkraft haben können. Mit diesem Informationsblatt möchten wir Ihnen erklären, welche Folgen der Diabetes am Auge hat und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Wei- tere Fragen wird Ihnen unser Team gerne ausführlich beantworten. Alles Gute! Das OCT zeigt die Wassereinlage- rung (Ödem) in der Netzhautmitte.

Das diabetische Makulaödem - retina.to · krankung (Diabetes mellitus) ist eine Allgemeinerkrankung, die Sie Ihr Leben lang begleitet. In deren Verlauf kommt es zu Veränderungen

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Page 1: Das diabetische Makulaödem - retina.to · krankung (Diabetes mellitus) ist eine Allgemeinerkrankung, die Sie Ihr Leben lang begleitet. In deren Verlauf kommt es zu Veränderungen

www.augenklinik-bremen.de

und seine Behandlung

Das diabetische Makulaödem

Der Bau des Auges Wie entsteht ein diabetisches Makulaödem?

Wie bemerke ich eine diabetische Makulopathie?

Erhöhte Blutzuckerwerte führen zu Schäden an den kleinsten Gefä-ßen der Netzhaut (Kapillaren). Sie werden brüchig und durchlässig für Flüssigkeit aus dem Blutstrom. So entstehen Wassereinlagerun-gen und kleine Blutflecken im Netzhautgewebe. Mit der Zeit kön-nen sich Kapillaren verschließen. Das führt zum lokalen Sauerstoff-mangel im Gewebe. Diese Gefäß-veränderungen sind typisch für den langjährigen Diabetes und werden als diabetische Mikroan-giopathie der Netzhaut bezeich-net. Man kann sie besonders gut in der Gefäßdarstellung mit einem Farbstoff erkennen (Fluoreszenz-angiographie). Ob und wann ein diabetisches Makulaödem entsteht, ist sehr unterschiedlich. Nachge-wiesene Risikofaktoren sind:

Das Auge ist ähnlich wie ein Foto-apparat aufgebaut, bei dem das Licht durch ein Objektiv gebündelt und fokussiert wird und dann den Film belichtet. Im Auge erfolgt die Bündelung des Lichtes durch Horn-haut (das klare Fenster des Auges) und Linse, und damit wird das Bild auf die Sinneszellen der Netzhaut fokussiert.

• ein lange nicht erkannter oder schlecht eingestellter Diabetes

• langjähriger Diabetes• erhöhter Bluthochdruck und

erhöhte BlutfetteMit anderen Worten: eine ungün-stige Stoffwechsel- und/oder Herz-Kreislauf-Situation verstärkt oder beschleunigt die Entwicklung und das Fortschreiten einer diabeti-schen Retinopathie.

Sehnerv(-> Gehirn)

Glaskörper

Netzhaut(= Film)

Hornhaut + Linse(= Objektiv)

Makula

In der Mitte der Netzhaut liegt die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens. Hier entsteht das Far-bensehen und die feinste Bildauf-lösung (wichtig für das Erkennen von Gesichtern und zum Lesen). Der Sehnerv leitet das von der Netzhaut empfangene und teil-weise bereits weiter verarbeitete Bild zum Sehzentrum im Gehirn. Der Raum zwischen Linse und Netzhaut wird von einer gelartigen Substanz, dem Glaskörper, ge-füllt. Bei klaren optischen Verhält-nissen ist das Sehvermögen im Wesentlichen davon abhängig, wie gut die Netzhaut arbeitet.

Sternhimmelartig verteilte kleine Ka-pillaraussackungen (Mikroaneurys-men), aus denen es zur Leckage mit Netzhautschwellung (Ödem) kommt.

Frühe Gefäßveränderungen ver-laufen unbemerkt und werden nur durch regelmäßige augenärztliche Kontrollen entdeckt. Diese Netz-haut-Checks sind deshalb außer-ordentlich wichtig. Wenn die diabe-tischen Kapillarschädigungen auch das Sehzentrum erfassen, wird das Sehen merklich beeinträchtigt. Typische Hinweiszeichen sind: • Leseschwierigkeiten bis hin

zum Verlust der Lesefähigkeit • verschwommenes, verzerrtes

Sehen

Liebe Patientin, lieber Patient,in der Sprechstunde Ihres Augenarztes wurde bei Ihnen eine diabetische Netzhautschwellung (diabetische Makulopathie) festgestellt. Die Zuckerer-krankung (Diabetes mellitus) ist eine Allgemeinerkrankung, die Sie Ihr Leben lang begleitet. In deren Verlauf kommt es zu Veränderungen der Blutgefäße, die auch das Auge betreffen und Auswirkung auf die Sehkraft haben können. Mit diesem Informationsblatt möchten wir Ihnen erklären, welche Folgen der Diabetes am Auge hat und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Wei-tere Fragen wird Ihnen unser Team gerne ausführlich beantworten. Alles Gute!

Das OCT zeigt die Wassereinlage-rung (Ödem) in der Netzhautmitte.

Page 2: Das diabetische Makulaödem - retina.to · krankung (Diabetes mellitus) ist eine Allgemeinerkrankung, die Sie Ihr Leben lang begleitet. In deren Verlauf kommt es zu Veränderungen

Was bedeutet eine diabeti-sche Makulopathie für mich?

Makulaödem ohne Sehstörung: Mi-kroaneurysmen, Blutungen und Fett-ablagerungen um das Sehzentrum.

Makulaödem mit Sehschärfenabfall: Mikroaneurysmen, Blutfleckchen und Fettablagerungen auch in der Mitte

Sind die oben beschriebenen Sehstörungen eingetreten, liegt schon ein fortgeschrittenes Stadi-um der Retinopathie vor. In dieser Situation ist eine Behandlung dringlich und betrifft 2 Bereiche:• wir Augenärzte behandeln das

diabetische Makulaödem• der Hausarzt/Internist intensi-

viert die Diabetes- und ggf. die Bluthochdruckbehandlung

Nur in augenärztlicher und inter-nistischer Zusammenarbeit kann man wirkungsvoll und nachhaltig die Augenveränderungen unter Kontrolle bringen.

Die Behandlung des diabetischen Makulaödems

Sehkraftverbesserung erreicht werden. Der Behandlung sind in-sofern Grenzen gesetzt, als daß eine Gefäßschädigung durch Dia-betes nicht reparabel ist, sondern nur gestoppt werden kann. Ange-sichts des unbehandelt fortschrei-tenden Krankheitsprozesses mit Visusbedrohung ist dies durchaus lohnenswert! Unser Behandlungs-spektrum reicht von den etablier-ten Therapien bis hin zu den neu-esten Behandlungsverfahren.

Die fokale LasertherapieSie ist der Goldstandard beim dia-betischen Makulaödem. Voraus-setzung für die Behandlung ist eine Fluoreszenzangiographie, mit deren Hilfe man die Gefäß-veränderungen genau lokalisiert. Mit einem Laser werden kleine La-serherde (1/10 mm Durchmesser) gezielt in die erkrankten Netzhaut-areale gesetzt. Das Sehzentrum selbst wird verschont. Die Behand-lung ist schmerzfrei. Das Risiko, eine weitere Sehkraftverschlech-terung zu erleiden wird dadurch um nahezu die Hälfte reduziert.

Die intravitrealeMedikamentengabeGrundziel der Behandlung ist die

Verhinderung des Fortschreitens des diabetischen Makulaödems und damit der Erhalt des Sehver-mögens. Bei einem Teil der Pati-enten kann darüberhinaus eine

Es gibt Formen des diabetischen Makulaödems, bei denen die fo-kale Laserkoagulation nicht an-gewendet werden kann. Für diese Situationen gibt es neuerdings medikamentöse Behandlungs-konzepte in Form von Injektionen in den Glaskörperraum. Einge-setzt wird entweder Kortison in Depotform (Triamcinolon) oder ein gefäßwachstumshemmender Antikörper (z.B. Avastin). Die Substanzen wirken bei diabeti-schem Makulaödem hemmend auf die Gefäßleckagen und bewirken so einen Rückgang der Netzhaut-

Die Glaskörperoperation (Vitrektomie)

Bleibt eine Lasertherapie oder eine Medikamentengabe unwirk-sam, so kann eine Glaskörperent-fernung sinnvoll sein. Die Glaskör-perentfernung bewirkt zusammen mit dem sog. Membranen-Peeling eine Reduktion der Schwellung in etwa 60%. Der Effekt ist in der Regel anhaltender als nach allei-niger Medikamentengabe. Diese Behandlungsoption ist besonde-ren Situationen vorbehalten, die wir sorgfältig im Einzelfall prüfen.

Entfernung einer feinen Membran von der Netzhautoberfläche

feine Laserherdeneben der Makula

Kortisoninjektion in das Auge

schwellung. Die Behandlung ist zwar hochwirksam, aber in ihrer Wirkungsdauer begrenzt. Sie kann eine wirksame Ergänzung zur La-sertherapie oder Operation (s.u.) darstellen. Die Langzeitwirkungen sind noch Gegenstand laufender wissenschaftlicher Studien.

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