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DAS LAND SüDTIROL Monatszeitschrift der Südtiroler Landesverwaltung 10/2012 Wohnbau: schnell, flexibel Pflegefamilien gefragt Europa: Musik grenzenlos AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL FALLS NICHT ZUSTELLBAR, BITTE ZURÜCK AN ÖZP BZ. DER ABSENDER VERPFLICHTET SICH, DIE PORTOSPESEN FÜR DIE RÜCKSENDUNG ZU TRAGEN I.R.

DAS Land Südtirol

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Monatszeitschrift der Südtiroler Landesregierung (10/2012)

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Page 1: DAS Land Südtirol

Das LanDSüdtirol

Monatszeitschrift der Südtiroler Landesverwaltung10/2012

Wohnbau: schnell, flexibel

Pflegefamiliengefragt

Europa: Musik grenzenlos

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL

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Das Land Südtirol | Oktober 2012

2 Flexibel, schnell und gezielt……so sollen die Neuerungen im Wohnbau und in der Wohnbauförderung wirken.

13 Mit Gummi gegen LärmDas Land setzt auf Gummi, um den Straßenlärm zu verringern.

16 Ein Fest der autonomie

22 Museumsangebote im Herbst

25 Kulturhauptstadt 2019:Neue Bewerbungsphase

29 Urlaub bei Äpfeln, Bier und WeinHotels stellen einheimische Produkte in den Mittelpunkt.

18 EuropaMusik ohne Grenzen

20 EuregioDas Jahresprogramm 2013

27 Ladinia – aministrazion dla scoles de MujigaL vën mantenì la culaburazion cun la maiuranza

31 abstimmung per KnopfdruckLandtag gibt sich neue Regeln für eine zügigere Arbeitsweise.

32 autonomie in Gefahr?Aktuelle Debatte über Autonomie, Selbstbestimmung, Freistaat

33 Wegweiser für OrtsnamenDie Debatte zum neuen Toponomastikgesetz

Impressum

Herausgeber: Südtiroler Landesregierung

Verantwortliche schriftleiterin:Monika Pichler (mpi)

Koordination dieser ausgabe:Johanna Christine Wörndle (jw)

Redaktion: Silvana Amistadi (sa) Michele Bolognini (mb) Maja Clara (mac) Paolo Ferrari (pf) Franco Grigoletto (fg) Thomas Ohnewein (ohn) J. Christian Rainer (chr) Angelika Schrott (san) Alexander Stuffer (as) Johanna Christine Wörndle (jw)

Landtagsteil: Alex Maier, Martina Chiarani

Redaktionssekretariat: Margit Adami, Claudia Ladurner, Renata Lana, Karin Putzer

Kostenloses abo: Landespressestelle [email protected] Tel. 0471 412213

Redaktionsschluss dieser ausgabe: 24. September 2012 © Die Verwendung von Texten und Bildern aus „Das Land Südtirol“ für nicht auf Gewinn ausgerichtete Zwecke ist nach Rücksprache mit der Redaktion möglich.

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Inhaltsverzeichnis

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4 solidarität lebt,wer vorübergehend Kinder in Pflege aufnimmt. Allerdings sind immer weniger Familien dazu bereit.

6 Betreute Landes-KinderEltern im Landesdienst können ihre Kinder in betrieblichen Tagesstätten unterbringen.

8 Ärzte und Ärztinnen gesuchtDer europaweite Ärztemangel macht sich auch in Südtirol spürbar.

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Um Deine Ausgangsposition auf dem Arbeitsmarkt und Deine

beruflichen Ziele zu finden und um berufliche Herausforderungen

mit Kompetenz zu meistern, beginnen im Herbst die neuen

vom Europäischen Sozialfonds finanzierten Kurse.

WIR ERWEITERN

DEINEN HORIZONT

Zum Titelbild: Schnell, flexibel und gezielt – so will die Landesregierung die Wohnbauförderung im Lande gestalten. Die Wohnbaubestimmungen wurden zu diesem Zweck geändert. Die neuen Regelungen sind seit Sommer in Kraft. Foto: WoBi

Dieser Ausgabe liegt das Faltblatt „Wir erzeitern deinen Horizont“ bei.

Das LanDSüdtirol

Monatszeitschrift der Südtiroler Landesverwaltung10/2012

Wohnbau: schnell, flexibel

Pflegefamiliengefragt

Europa: Musik grenzenlos

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL

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I.R.

9 Für Menschen mit Behinderung …… hat die Landesregierung zwei Maßnahmen gesetzt.

10 Treppe statt aufzug……ist das Motto einer neuenKampagne zur Gesundheitserziehung.

12 Beschlüsse der Landesregierung

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Der Landeshauptmann

Liebe Leserinnen und Leser,

Ich bin mir bewusst, dass man mit dem Begriff „historisch“ spar-

sam umgehen sollte, in diesem Fall kann ich ihn aber guten Gewissens verwenden: Die Entscheidung zur Neuregelung der Toponomastik, also der Orts-, oder in diesem Fall besser: Flurnamenregelung, ist eine mit historischer Tragweite, und zwar schon deshalb, weil da-mit der letzte offene Punkt des Süd-tirol-Pakets abgeschlossen werden konnte.Dabei war die Aus-gangsposition eine nicht einfache: Wir hatten die Wahl, entweder nichts zu tun oder einen Kom-promiss anzustre-ben. Das Nichts-Tun hätte mit sich gebracht, dass wir den Status quo fortgeschrieben hätten. So wären zwar nur die faschistischen Wort-schöpfungen amtlich geblieben, man hätte aber ein ethnisch durch-aus heißes Eisen ruhen lassen. Die-sen an sich einfacheren Weg sind wir nicht gegangen, weil wir der Meinung sind, dass Probleme gelöst werden müssen, zumal solche, die die Südtiroler Politik und Öffent-lichkeit bereits seit Jahrzehnten beschäftigen.Deshalb haben wir uns für die Kompromisslösung entschieden, und zwar eine, die der aktuellen Situation im Land Rechnung trägt. Dabei ist wichtig zu betonen, dass es sich um eine Regelung handelt,

die nicht die Gemeinde- oder Frak-tionsnamen umfasst. Diese sind bereits gesetzlich geregelt. Offen war nur die Frage der Flurnamen (also etwa solche für Berge, Wälder, Weiler oder Almen), die nun vor Ort von den Bezirken Fall für Fall begutachtet werden. Die Bezirke machen daraufhin einen Vorschlag zur Regelung dieser Namen, der wiederum einer landesweiten, von den drei Sprachgruppen paritä-

tisch besetzten Flur-namen-Kommission vorgelegt wird.Diese Lösung ist eine im europäi-schen Geist, eine, die Ideologien kei-nen Platz lässt, eine

pragmatische, die der zeitgeschicht-lichen Entwicklung des Landes ebenso Rechnung trägt, wie der his-torischen Situation und den Rech-ten der einzelnen Sprachgruppen im Land. Und es ist eine Entschei-dung, die ein heißes Eisen endgül-tig beiseite räumt und so den eth-nischen Frieden im Land, das gute Zusammenleben der Sprachgrup-pen weiter stärkt. Bleibt zu hoffen, dass man dies in Rom genauso sieht und von dort keine Querschüsse kommen.

Landeshauptmann Luis Durnwalder

Die Lösung der Toponomastikfrage wurde im europäischen Geist getroffen. sie lässt keinen Ideologien Platz.

Termine

12. OktoberCafé Philosophique zum Thema Freundschaft im Kulturzentrum Trevi s. 28

15. OktoberErster medVital-Vortrag zum Thema Depression s. 7

17. OktoberGesamttiroler Museumstag 2012 in Hall in Tirol s. 21

28. OktoberLeseabend mit Sepp Mall im Kornkasten s. 23

30. OktoberE-Book-Tagung an der Eurac s. 24

Ab 30. OktoberAusstellung "Kosmos Boden" im Naturmuseum s. 22

Ab 7. November"KidScience" im Naturmuseum s. 23

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Wohnbau

Eine (geographisch) flexiblere Zuweisung von Baugrund, die Zusammenlegung von Wohngeld und Mietzuschuss, eine harte Hand gegen allzu wählerische Sozialmieter: Der Herbst bringt Neuerungen im Wohnbau – ganz im Zeichen von Bürokratieabbau und zielgerichteten Diensten.

Im Juli sind die von Landesrat Christian Tommasini vorangetrie-

benen Neuerungen im Wohnbauge-setz in Kraft getreten, nun gilt es, diese auch umzusetzen, allen voran die neuen Regeln zur Zuweisung von Baugrund für den geförderten Wohnbau. Diese sehen eine größere geographische Flexibilität vor, oder genauer: Waren Zuweisungen von solchen Baugründen bisher nur an Bürger der jeweiligen Gemeinde er-laubt, wird es künftig auch möglich sein, auf solchen Flächen Bürger der Nachbargemeinde bauen zu las-

sen, allerdings nur dann, wenn die Gemeinden nichts dagegen haben. „So haben wir mehr Spielraum, wenn es um die Deckung des Be-darfs an Baugrund für den geför-derten Wohnbau geht und können die von der Landesregierung be-schlossenen Bauprogramme zügi-ger umsetzen“, so Tommasini.In diesem Zusammenhang hat man in den letzten Wochen auch bereits konkrete Schritte gesetzt, und zwar im Ballungsraum Bozen-Leifers. Dort haben sich das Land und die beiden Gemeinden darauf verstän-digt, auf dem „Amonn“-Gelände in St. Jakob, im Grenzgebiet zwischen

den beiden Städten also, Wohnun-gen entstehen zu lassen, die Bürgern aus beiden Städten zugute kommen sollen. Wie Wilhelm Palfrader, Di-rektor der Landesabteilung Woh-nungsbau erläutert, muss nun noch im Detail geklärt werden, wie viel Fläche für den Bau der Wohnungen verwendet werden kann, danach kann die entsprechende Ausschrei-bung in die Wege geleitet werden.

Aus zwei mach eins

Neuigkeiten gibt’s auch in Sachen Wohngeld. Dieses wird künftig mit dem Mietzuschuss zu einer einzigen

Flexibel, schnell und gezielt

Ein Dach über dem Kopf: Dieses Grundrecht wird in südtirol auch mit öffentlicher Unterstützung umgesetzt.

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Wohnbau

öffentlichen Leistung zusammenge-legt. Doch machen wir der Klarheit halber einen Schritt zurück: Derzeit gibt es in Südtirol zwei Möglich-keiten für Bedürftige, öffentliche Zuschüsse zu den Mietkosten zu bekommen: da ist zum einen das Wohngeld, das vom Wohnbauins-titut (Wobi) verwaltet wird, zum anderen der Mietenzuschuss, der über die Sozialdienste ausbezahlt wird. Die Landesregierung hat be-schlossen, diese beiden Instrumente zusammenzulegen, eine Änderung, die mit 1. Jänner 2013 in Kraft tritt. Auch hier ist das Ziel klar: „Die Zusammenlegung wird für mehr Transparenz, mehr Effizienz und eine wesentliche Vereinfachung sor-gen“, erklärt der Landesrat.Das neue, einheitliche Wohngeld wird künftig von den Sozialspren-geln vor Ort verwaltet, um einen möglichst direkten Bezug zu den Bürgern zu garantieren. Allerdings wird der Übergang auf das neue System ab 1. Jänner 2013 schrittwei-se erfolgen und zunächst nur auf dann eingereichte, neue Ansuchen angewandt. „Wer bereits einen Vertrag hat und Wohngeld bezieht, wird weiter die selben Beträge zu den selben Bedingungen und nach den selben Regeln beziehen wie bisher“, so Tommasini. Dies in je-dem Fall bis zum Auslaufen des jeweiligen Vertrags bzw. für die kommenden vier Jahre. Das heißt mit anderen Worten: Um das „alte“ Wohngeld kann noch bis maximal Ende des Jahres angesucht werden, danach gehen alle Ansuchen um das „neue“ Wohngeld an die Sozial-sprengel.Derzeit arbeiten Experten aus dem Wohnbau- sowie dem Gesundheits- und Sozialressort an neuen Kriteri-en der Zuweisung und Berechnung

des neuen, einheitlichen Wohngelds, die danach von der Landesregierung beschlossen werden müssen. Auch ist geplant, das neue Wohngeld über eine einheitliche Rangliste zu verge-ben, auf der EU- und Nicht-EU-Bür-ger Platz finden sollen.

Harte und helfende Hand

Hart durchgreifen wird man – auch diese Möglichkeit hält das Gesetz nun bereit – künftig bei all jenen So-zialmietern, die ohne nachvollzieh-bare Gründe eine ihnen angebotene und als geeignet befundene Sozial-wohnung ablehnen. Sie werden für

acht Jahre (und nicht mehr wie bis-her für drei) aus den Ranglisten des Wohnbauinstituts gestrichen.Ganz anders eine neue Regelung, die die Wohnheime des Gesund-heitspersonals betreffen. Sollten in solchen Heimen Kleinwohnungen frei sein, dürfen diese künftig auch Eltern zugewiesen werden, die Kin-der oder Jugendliche bei einem Krankenhausaufenthalt betreuen müssen, und zwar für die gesamte Dauer dieses Aufenthalts. Damit will man den Eltern zumindest die Sorge um eine adäquate Unterkunft in einer ohnehin bereits sorgenge-plagten Phase nehmen.

Der Traum vom Eigenheim: Fast jede Familie im Land träumt ihn, das Land hilft bei der Verwirklichung.

Überall im Land sind in den letzten Jahrzehnten sozialwohnungen entstanden oder private Wohnungen gefördert worden.

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Soziales

291 Kinder leben in Südtirol derzeit bei Pflegefamilien. Doch die Zahl der Eltern, die sich bereit erklären, Kinder aus Familien mit Schwierigkeiten vorübergehend bei sich aufzunehmen, sinkt. Diesem Trend soll entgegen gesteuert werden.

Maja Clara

Pflegefamilien“, erklärt dazu Lan-desrat Richard Theiner, „bieten

vorübergehend Schutz und Gebor-genheit - im Idealfall, bis sich die Situation in der Herkunftsfamilie des Pflegekindes verbessert hat.“ Die Pflegefamilie, unterstreicht der Landesrat, müsse sich dessen bewusst sein, dass eine Rückkehr in die leibliche Familie immer von oberster Priorität bleibe. „Eine Pflegefamilie“, sagt Theiner, „er-füllt eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe: Wer für ein Kind sorgt, sorgt für die Zukunft.“Derzeit leben in Südtirol 291 Kinder bei Pflegefamilien. Doch die Zahl der Pflegeeltern nimmt ab: Waren es vor über zwei Jahren 142, gibt es

jetzt noch 106 Pflegeeltern, die ein Kind bei sich aufgenommen haben. Diese Bereitschaft soll wieder er-höht werden. „Ein Pflegekind auf-zunehmen“, führt Theiner aus, „ist kein Beruf, wohl aber eine Beru-fung.“ Das Land gibt insgesamt 1,7 Millionen Euro für diesen Bereich aus. Die finanzielle Unterstützung, legt der Landesrat dar, die den Pflegefamilien zukommt, sei sehr bescheiden und könne nicht der ausschlaggebende Grund sein, ein Kind aufzunehmen: 612 Euro erhält eine Pflegefamilie - unabhängig von ihrem Einkommen - bei vollzeitiger Anvertrauung, 489 Euro bei teilzei-tiger Anvertrauung mit mehr als

sechs Stunden und 326 Euro bei teil-zeitiger Anvertrauung unter sechs Stunden.Der Direktor es Landesamtes für Familie, Frau und Jugend, Euge-nio Bizzotto, weist auf die rechtli-chen Regelungen der Anvertrau-ung hin - die nicht, wie er betont, mit der Adoption zu verwechseln ist. Zuallererst, führt Bizzotto aus, werde versucht, ein Kind auch bei Schwierigkeiten in seiner Fami-lie zu belassen; in einem weiteren Schritt werde eine Pflegefamilie gesucht, erst dann komme das Kind in ein Heim. Eine Pflegefa-milie, bringt es Bizzotto auf den Punkt, übernehme eine soziale El-ternschaft.Felix Lantschner, seit 25 Jahren Sozialassistent im Pustertal, weist darauf hin, dass der Respekt vor der Herkunftsfamilie von großer Bedeutung sei. „Eine Pflegefami-lie“, hebt er hervor, „bietet dem Kind etwas, was es bis dahin nicht oder kaum erlebt hat: Stabilität.“ Bei einer familiären Anvertrauung werde auf das Alter des Kindes (das Alter der Pflegeeltern ist - im Un-terschied zu einer Adoption - nicht begrenzt), auf seine Sprache und Eigenheiten geachtet. „Ein Pflege-kind“, sagt Sozialassistent Lantsch-ner, „hat zwei Familien, es bringt große Veränderungen in die Pflege-familie; nach der Rückführung hat es wichtige Bezugspersonen dazu-gewonnen."

Zeichen gelebter solidarität

Die familiäre Anvertrauung von Minderjährigen ist eine beson-

dere Form von „Hilfe auf Zeit“. Pflegefamilien bieten den Kindern für eine Zeit lang - höchstens zwei Jahre - einen Platz in ihrem Zu-hause an. Der Kontakt des Kindes zu den leiblichen Eltern soll dabei unterstützt und gefördert werden. Auch Einzelpersonen können ein Kind in Pflege nehmen. Es gibt zwei Formen der familiären Anver-trauung: die vollzeitige Anver­trauung, wo das Kind rund um die Uhr bei der Pflegefamilie lebt, und die teilzeitige Anvertrauung, wo

es nur tagsüber bei der Pflegefami-lie ist und am Abend wieder in die eigene Familie zurückkehrt. An-gehende Pflegeeltern absolvieren im Sozialsprengel mehrere Vorbe-reitungsgespräche, bei denen sie Informationen erhalten, aber auch Wünsche und Vorstellungen be-sprochen werden. Die Pflegeeltern erhalten vom Land Südtirol mo-natlich eine finanzielle Vergütung. Weitere Informationen sind er-hältlich im zuständigen Sozial-sprengel, beim Dienst für familiä-re Anvertrauung (Sabine Krismer, Telefon 0471 418238, eMail [email protected]) oder unter www.provinz.bz.it/sozialwesen

Informationen

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Soziales

„Ein Kind vorübergehend in Pflege zu nehmen? Dieser Gedanke war mir zuerst total fremd“, beschreibt die 53-jährige Bettina* ihre erste Reaktion, als ihr Lebensgefährte Thomas* sie eines Tages fragte, ob sie sich das vorstellen könnte. Es kam anders: Seit eineinhalb Jahren lebt die dreijährige Kathrin* als Pflegekind bei dem Paar.

Schon zwanzig Jahre davor hat-te Thomas einen sechsjährigen

Buben in Pflege genommen. „Be-reits damals gab es viele Kinder, für die vorübergehend Pflegeeltern gesucht wurden. Ich habe heute noch Kontakt zu ihm.“ Doch Bet-tina schob den Gedanken an ein Pflegekind beiseite. Bis sie ein hal-bes Jahr später einen Aufruf in der Zeitung las, dass dringend Pflege-eltern gesucht wurden. Das Wort „dringend“ sprang ihr dabei ins Auge und ließ ihr keine Ruhe mehr. „Ich bin gewiss keine Weltverbes-serin. Aber ich sagte mir, dass wir dort helfen und anpacken müssen, wo wir gebraucht werden.“Thomas nahm die Angelegenheit in die Hand und informierte sich beim Sozialsprengel. Es folgten mehrere Vorbereitungstreffen, darunter auch mit Eltern, die bereits Erfah-rung mit Pflegekindern hatten. Mo-nate später rief eine Sozialassisten-tin an, dass für ein kleines Mädchen eine Pflegefamilie gesucht werde. „Wir erklärten uns sofort bereit, dem Mädchen ein Zuhause auf Zeit zu bieten. Das Jugendgericht ent-schied anfangs für eine Teilzeitpfle-ge von 10 bis 17 Uhr, und das täglich, auch am Wochenende“, erzählt Bet-tina. „Dies kam aber für Thomas und mich nicht in Frage, denn wir sind gerne unterwegs, reisen viel und hätten Kathrin dabei nicht mitnehmen können.“ Eineinhalb

Monate später klingelte wieder das Telefon: Das Kind sollte nun doch rund um die Uhr bei einer Pflegefa-milie leben. „Wir stimmten zu.“Dann ging es schnell: Es folgten die ersten Kontakte und Besuche. Es war Sympathie auf den ersten Blick und zwar von beiden Seiten: „Kathrin ist sofort auf uns zugegangen, und wir wussten, das passt“, beschreibt Bet-tina das gegenseitige Kennenlernen. „Sie hat bereits am ersten Tag bei uns gespielt, gegessen und die ganze Nacht durchgeschlafen. Sie hat sich gleich wohl gefühlt.“Dass das kleine Mädchen bereits in

seinem ersten Lebensjahr negative Erfahrungen durchleiden musste, war dem Paar aber klar: „Kathrin wäre wohl mit jedem mitgegangen, der nett zu ihr war.“ Zudem hatte sie eine lange Krankengeschichte hinter sich, war ständig verkühlt und krank. Thomas deutete es fol-gendermaßen: „Sie hatte schlicht-weg die Nase voll von allem. Aber nach einer Woche bei uns war sie vollkommen gesund und ist seit-dem nicht mehr krank gewesen.“Der Kontakt zur leiblichen Mut-ter, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr um ihre kleine Tochter kümmern konnte, war hin-gegen anfangs nicht ganz einfach.„Während sie zu Thomas gleich Vertrauen gefasst hat, war sie mir gegenüber anfangs misstrauisch“, beschreibt Bettina die erste Begeg-nung. Es dauerte einige Monate, bis sich auch zwischen den beiden Frauen ein vertrauensvolles Ver-hältnis entwickelte. „Mittlerweile

verstehen wir uns sehr gut“, so Bettina. Die anfängliche Eifersucht der leiblichen Mutter auf die Pfle-gemutter hat sich gelegt, der Um-gang miteinander ist locker. Wenn die leibliche Mutter Kathrin sehen oder einen Ausflug mit ihr machen will, ruft sie bei Bettina und Tho-mas vorher an, holt Kathrin ab und bringt sie am Abend wieder zurück.Wie lange Kathrin bei ihren Pflege-eltern bleiben kann, ist noch unklar: „Kathrin gehört zu unserer Familie und ist total integriert. Unsere ei-genen erwachsenen Kinder haben sie ins Herz geschlossen, ebenso unsere Nachbarn und Freunde. Ich wünsche mir aber von ganzem Her-zen, dass Kathrin wieder ganz zu ihrer Mutter zurückkehren kann“, betont Bettina. Die Tür für Kathrin bleibe immer offen – ganz so, wie es Thomas auch mit seinem ersten Pflegesohn erlebt hat.Was rät das Paar anderen Famili-en oder Einzelpersonen, die sich ebenfalls vorstellen können, ein Kind vorübergehend bei sich auf-zunehmen?„Ich empfehle jedem, sich über das Thema familiäre Anvertrauung genau zu informieren und sich passende Lektüre zu besorgen“, be-tont Bettina. Außerdem sollten sich Pflegeeltern gründlich überlegen, ob sie das wirklich wollen, denn es handle sich um eine grundlegende Entscheidung, die die ganze Fami-lie und den Alltag beeinflusst. Und: „Pflegeeltern müssen sehr flexibel sein, und es braucht unbedingt Fin-gerspitzengefühl, sowohl was den Umgang mit dem Kind als auch mit seinen leiblichen Eltern betrifft“, unterstreicht das Paar.Beiden ist klar, dass nicht jedes Pflegekind so „pflegeleicht“ ist wie die kleine Kathrin. „Jedes Kind ist einzigartig. Wichtig ist zu verste-hen, dass Pflegekinder fast zwangs-weise Misstrauen entwickeln, weil sie ihre leiblichen Eltern verlassen müssen, auch wenn es nur für kur-ze Zeit ist. Daher werden sie ihre Umgebung in einem ganz besonde-rem Maße austesten wollen.“

*Namen von der Redaktion geändert

„als wir Kathrin sahen, wussten wir: Das passt.“

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Soziales

Betreute Landes-Kinder

Gemeinsam mit dem Landesbei-rat für Chancengleichheit hat

das Personalressort von Landesrat Thomas Widmann vor einem Jahr ein vorerst bis September 2014 an-gelegtes Pilotprojekt gestartet. Die-ses öffnet betriebliche Tagesstätten für bis zu drei Jahre alte Kinder von Mitarbeitern des Landes. Das Land übernimmt dafür – auch in seiner Rolle als Arbeitgeber – zwei Drittel der anfallenden Kosten, das restliche Drittel tragen die Eltern selbst. Bei Halbzeit haben wir Per-sonallandesrat Thomas Widmann nach einem ersten Fazit gefragt.

Herr Landesrat, wie fällt ihre Halbzeitbilanz zum Pilotprojekt aus?Landesrat Thomas Widmann: Insgesamt sehr positiv. Es freut mich, dass mit 26 mehr Bedienste-te diese Möglichkeit in Anspruch genommen haben, als wir erwartet

hatten. Dies ist für mich ein Beweis dafür, dass Eltern neue Möglich-keiten zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie dankbar annehmen. Außerdem zeigt uns das Durchschnittsalter, in dem die Kinder in die KiTas kommen (es liegt bei 1,3 Jahren), dass Eltern möglichst früh wieder in den Be-ruf einsteigen wollen. Das kommt auch uns als Arbeitgeber zugute. Zudem eröffnet sich uns die Mög-lichkeit, die Arbeitszeit der Eltern – falls diese es wünschen – auszu-dehnen.

Sind diejenigen, die das Angebot angenommen haben, eigentlich allesamt Frauen? Widmann: Nein, durchaus nicht. Unter den 26 Nutzern sind acht Männer, was auch zeigt, dass un-sere Bemühungen um die Chan-cengleichheit zwischen Mann und Frau erste Erfolge zeitigen.

Was können sich Eltern nun kon­kret von den KiTas erwarten?Widmann: Für die Kindertagestät-ten ist die Landesabteilung Familie und Sozialwesen zuständig, die ein waches Auge darauf hat. Das ga-rantiert, dass die Kinder nicht nur

betreut werden, sondern dass dar-über hinaus auch schon in Bildung und Erziehung investiert wird.

Apropos investieren: Was kostet diese Initiative den Steuerzah­ler?Widmann: Seit September des ver-gangenen Jahres sind rund 45.000 Euro in dieses Projekt geflossen. Mit diesen Mitteln haben wir eine Lücke zu anderen Arbeitgebern geschlossen, öffentlichen wie pri-vaten, die schon länger einen ähnli-chen Service bieten. Ich denke etwa an Thun, Iveco, Oberalp, Brenner-com, oder auch an die Gemeinde Bozen, die Messe und die Freie Uni-versität. Für all diese Arbeitgeber haben sich die KiTas bewährt, wes-halb wir sie auch in den Entwurf des neuen Familiengesetzes aufge-nommen haben.

Welche anderen Möglichkeiten werden den Landesbediensteten zum Wiedereinstieg geboten?Widmann: Schon seit 15 Jahren organisiert das Landesamt für Per-sonalentwicklung gezielte Weiter-bildungskurse für Bedienstete im Wartestand, um deren Rückkehr in den Dienst zu erleichtern – als erste

Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, ist das Land offen für ständig neue Wege. Einer davon ist vor einem Jahr eingeschlagen worden, indem man Eltern im Landesdienst die Chance bietet, ihre Kinder in betrieblichen Tagesstätten unterzubringen. Zeit für ein erstes Fazit.

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Soziales

Depression, Wechseljahre, schlaganfall

Die Volkskrankheit Depression ist Thema der beliebten Vor-

tragsreihe „medVital“, die nach der Sommerpause wieder aufgenom-men wird. Ärztinnen und Ärzte des Südtiroler Sanitätsbetriebes und Expertinnen und Experten der Stif-tung Vital informieren kostenlos über neuestes medizinisches Wis-sen und darüber, wie Krankheiten vorgebeugt werden kann.Depressive Erkrankungen zählen zu den großen Volkskrankheiten, und die Zahl der Betroffenen steigt in den industrialisierten Ländern. Der erste „medVital“-Vortrag am 15. Oktober ab 20.00 Uhr im Walt-herhaus in Bozen gibt Informatio-nen über Anzeichen von Depression und wie Betroffene und Angehöri-ge reagieren können. Referenten sind der Primar der Psychiatrie

im Krankenhaus Bozen Universi-täts-Professor Andreas Conca und Carla Leverato vom Verband An-gehöriger und Freunde psychisch Kranker. Weitere Themen, die im Herbstsemester behandelt werden, sind die Wechseljahre (am 22. Ok-tober in Brixen), der Schlaganfall (am 29. Oktober in Bozen), gesun-de Ernährung (am 5. November in Bozen) und Demenz und Alzheimer (am 12. November in Meran). Nach den Vorträgen besteht die Möglich-keit, Fragen zu stellen. Getragen wird die „medVital“-Vortragsreihe von der Stiftung Vital mit Unter-stützung des Landesressorts für Gesundheit und Soziales und des Südtiroler Sanitätsbetriebes.Weitere Informationen zu allen Vorträgen finden sich unter unter www.stiftungvital.it

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HERBSTSEMESTER 2012

Top-Medizin für alle!

eintritt frei!

V o r t r a g s r e i h e

STIFTUNG

Angebot der Betriebskindergärten kommt man diesem sozialen Trend entgegen, weil solche Dienste einen wesentlichen Beitrag zu einer leich-teren Familien- und Berufsplanung leisten.

...und gleichzeitig werden die Mitarbeiter an den Arbeitgeber Land gebunden...Widmann: Es ist ganz einfach: Aus- und Weiterbildung spielen eine immer wichtigere Rolle, da mit Spezialisierung und Automa-tisierung der Bedarf an Spezialis-ten steigt. Das gilt natürlich auch

öffentliche Verwaltung im ganzen Staatsgebiet.

Sind diese Anreize denn notwen­dig?Widmann: Klar ist, dass aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung die Zahl jener Fami-lien steigt, in der beide Partner berufstätig sein müssen oder wol-len. Davon sind natürlich auch die Landesbediensteten nicht aus-genommen, weshalb unbezahlte Wartestände wegen Mutter- oder Vaterschaft immer weniger und immer kürzer werden. Mit dem

für Bedienstete des Landes, deren Fähigkeiten weiter ausgebaut wer-den müssen. Und „Fähigkeiten der Mitarbeiter ausbauen“, heißt für uns, in den Mitarbeiter zu in-vestieren. Diese Investition lohnt sich umso mehr, je länger wir vom Know how des Mitarbeiters pro-fitieren, je weniger Auszeiten er also nimmt. Gleichzeitig müssen wir weniger auf externe Fach-beratungen zurückgreifen, das notwendige Wissen bleibt in der Landesverwaltung und muss nicht jedesmal aufs Neue von außen zu-gekauft werden.

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Gesundheit

„Wenn wir“, unterstreicht Gesundheitslandesrat Richard Theiner, „die langfristige Entwicklung betrachten, wissen wir, dass wir zu wenig Ärztinnen und Ärzte haben. Der Ärztemangel ist europaweit spürbar und kündigt sich auch in Südtirol an.“

Maja Clara

Das Durchschnittsalter der 283 Allgemeinmedizinerinnen und

Allgemeinmediziner in Südtirol beträgt derzeit 55 Jahre; in den Südtiroler Krankenhäusern arbei-ten 1.032 Ärztinnen und Ärzte mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. In den Jahren 2008 bis 2011 wurden jedes Jahr im Durchschnitt 63 Neueinschreibungen in die Ärz-tekammer Bozen vorgenommen. Jährlich schließen 86 Südtirolerin-nen und Südtiroler ihr Medizinstu-dium ab, die meisten davon in Inns-bruck.In den Krankenhäusern, führt Sa-nitätsdirektor Oswald Mayr aus, werde es 30 bis 40 neue Ärztinnen und Ärzte pro Jahr brauchen, aller-dings gingen nicht alle, die in Pen-sion gehen könnten, dies auch; so

können Primare etwa bis zum 70. Lebensjahr arbeiten. Zwar sei noch keine Alarmstimmung angesagt, die Südtiroler Landesregierung sei sich aber dieser Entwicklung bewusst und wolle mit rechtzeitig eingeleiteten Maßnahmen dagegen-steuern. Was die geplante „Medical

School“ betreffe, seien viele Vorbe-reitungsarbeiten abgeschlossen, jetzt liege das Projekt im Ministeri-um in Rom.Die Gegenmaßnahme zum drohen-den Mangel an Allgemeinmedizi-nern besteht in der Verstärkung der Ausbildung und in der Erhö-hung der finanziellen Ressourcen. Heuer wurde ein neuer Lehrgang für 20 angehende Allgemeinmedizi-ner ausgeschrieben und das monat-liche Studienstipendium von 1.549 Euro brutto auf 2.084 Euro brutto erhöht.Um dem Fachärztemangel entge-genzuwirken, muss verstärkt auch in diese Ausbildung investiert wer-

den. „Wir stellen“, sagt der Landes-rat, „jährlich dreieinhalb Millionen Euro zur Verfügung.“ Derzeit befin-den sich 108 Ärztinnen und Ärzte in der Facharztausbildung, davon 43 in Italien, 19 in Österreich und Deutschland und 46 in Südtirol. Um eine möglichst große Teilnahme an den Wettbewerben für die Zuwei-sung von Facharztausbildungsstel-len im Südtiroler Sanitätsbetrieb und im Ausland zu erreichen, wur-de im Februar dieses Jahres mit einem Pilotprojekt begonnen, das jährlich zwei Ausschreibungster-mine vorsieht, einen im Februar und einen im August. Davor konn-ten sich die Jungärztinnen und Jungärzte nur einmal im Jahr für die Facharztausbildung bewerben.„Wir stehen“, hebt Landesrat Thei-ner hervor, „im internationalen Wettbewerb; unsere Jungärztin-nen und Jungärzte können, da sie ohne Sprachbarrieren sind, auch im Ausland arbeiten. Wir bemühen uns deshalb gemeinsam, das Ange-bot ständig zu verbessern und uns dem sich ändernden Bedarf anzu-passen.“

Anteil der Frauen steigt

Sanitätsdirektor Oswald Mayr weist auf die „existenzielle Wichtigkeit der Jungärztinnen und Jungärzte für den Sanitätsbetrieb“ hin. Re-habilitation und Palliativmedizin müssten eine größere Gewichtung erfahren und den kurativen Bereich ergänzen. Der Anteil der Frauen ist im Steigen begriffen, weiß Anna Pitarelli, die in der Gesundheits-abteilung die Facharztausbildung betreut. Andreas von Lutterotti, Präsident der Ärztekammer, erin-nert daran, man wolle Ärzinnen und Ärzte ausbilden, die „patien-tenzentriert, problemorientiert und ganzheitlich arbeiten“. Die derzeiti-ge Ausbildung an der Akademie für Allgemeinmedizin sieht eine drei-jährige Ausbildung vor; man denke aber daran, die Allgemeinmedizin-ausbildung jener der Facharztaus-bildung anzupassen und auf fünf Jahre zu erhöhen.

Ärztinnen und Ärzte gesucht

Wir brauchen bis zum Jahr 2020rund 150 allgemein-medizinerinnen und allgemein-medi ziner.

Gesundheitslandesrat Richard Theiner

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 9

Soziales

Sowohl Kinder mit Behinderungen als auch ältere Menschen mit Behinderungen standen im September auf Antrag von Landesrat Richard Theiner im Fokus der Landesregierung.

Eltern von Kindern mit Beein-trächtigungen bis sechs Jahre

können künftig auf die Beratung und Begleitung eines neuen ambu-lanten Dienstes zurückgreifen. Für Über-60-Jährige mit Behinderun-gen wurden hingegen neue Leitlini-en zum Wohnen beschlossen. Beide Maßnahmen gelten ab dem 1. Jän-ner 2013.

Vom ersten Lebensjahr an

Das neue Angebot der Familien-begleitung und der pädagogischen Frühforderung von Kindern mit Beeinträchtigungen richtet sich an rund 250 Familien mit Kindern im Alter bis sechs Jahren. Es sind darin gezielte Maßnahmen vorge-sehen, die bei den Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes ansetzen und darauf aufbauend seine Ent-wicklung fördern. Dies geschieht durch regelmäßige Hausbesuche

durch eine spezialisierte Fachkraft. Dabei werden die Sorgen und An-liegen der Eltern besprochen und die Fördermaßnahmen zu Hause geplant.„Eine gezielte Förderung vom ersten Lebensjahr an hilft, Behinderungen und ihre Folgen zu mindern“, so So-ziallandesrat Richard Theiner. „Da-für stehen in Südtirol eine Reihe von spezialisierten Gesundheitsdiens-ten zur Verfügung. Die Familien brauchen aber auch Unterstützung, die vielen Herausforderungen, ein Kind mit Beeinträchtigungen zu begleiten, im Alltag zu bewältigen und ihre Kinder zu einem möglichst selbstständiges Leben zu führen.“ Der neue kostenlose Dienst wird

vom Betrieb für Sozialdienste Bozen geführt und ist beim Sozialsprengel Gries angesiedelt. Eine Ausweitung auf die verschiedenen Bezirke ist bereits vorgesehen.

Wohn-Leitlinien

Bei den Menschen mit Behinderun-gen über 60 Jahren ist ebenfalls ein spezieller Bedarf an zusätzlichen Maßnahmen erforderlich, denn ihr Pflegebedarf erhöht sich mit dem Alter. Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen sind auf diesen zusätzlichen Pflegebe-darf meistens nicht ausgerichtet. Daher beschloss die Landesregie-rung neue Leitlinien zum Wohnen für Senioren mit Behinderungen. Unter anderem wird künftig das 60. Lebensjahr als Richtwert für die „Pensionierung“ gelten. Dies be-deutet: Falls der Pflegebedarf der Menschen mit Behinderungen über 60 Jahre gering ist und von den Fachkräften der speziellen Wohn-einrichtungen weiterhin gedeckt werden kann, können die Bewoh-ner auch weiterhin in der gewohn-ten Umgebung bleiben. Sollte sich allerdings der Pflegebedarf – be-sonders was die krankenpflegeri-schen Leistungen betrifft - deutlich erhöhen, ist eine Aufnahme bzw. ein Übergang in ein Wohnheim für Senioren möglich, da diese über spezialisierte Fachkräfte für die zunehmenden altersbedingten Be-einträchtigungen verfügen. Obers-tes Ziel bleibt weiterhin, dass Men-schen mit Behinderungen in der eigenen Wohnung verbleiben und durch verschiedene Pflegedienste zu Hause unterstützt werden. Neben den Leitlinien zum Wohnen enthält der Beschluss der Landes-regierung auch Grundlagen zur sozialpädagogischen Begleitung von alt gewordenen Menschen mit Behinderungen: spezielles Wissen zu altersbedingten Beeinträchti-gungen, methodische Ansätze zur Begleitung von Menschen mit Be-hinderungen sowie die Auseinan-dersetzung mit Sterben und Trauer in den Diensten.

Für Menschen mit Behinderung

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Das Land Südtirol | Oktober 201210

Gesundheit

übersehen: Aufkleber an Aufzügen und Treppen werden noch bis Ende Oktober darauf hinweisen. „Bewe-gung sollte regelmäßig in den Alltag eingebaut werden, um Krankheiten wie Krebs, psychische Erkrankun-gen, Diabetes, Erkrankungen des Bewegungsapparates und Fettleibig-keit vorzubeugen“, sagte Gesund-heitslandesrat Richard Theiner bei der Vorstellung der Kampagne „Treppe statt Aufzug“. Die Aufkleber in den Landhäusern regen dazu an, den Treppen gegen-

über den Aufzügen den Vorzug zu geben, und dies um etwas für sich selbst, für die eigene Gesundheit zu tun, ganz nach dem Motto: „Schritt für Schritt gegen den inneren Schweinehund“.

Schweinehund bekämpfen

„Hinter der Aktion steckt eine einfache Idee mit großer Breiten-wirkung, die deshalb auch von der Weltgesundheitsorganisation vor-angetrieben wird", so Projektleite-

„Treppe statt Aufzug“ heißt eine neue Kampagne zur Gesundheitsförderung, die zu mehr Bewegung ermutigen soll. Die Stiftung Vital will damit mehr als 100.000 Menschen damit erreichen.

Jeder Schritt mehr fördert die Ge-sundheit. Diese Botschaft ist in

zwölf Bozner Landhäusern nicht zu

Bewegungsempfehlungenund 3,7 Prozent der Bevölkerung leidet an Diabetes (18.795 Patienten).Die Weltgesundheitsorganisation gibt für Erwachsene (18-65 Jahre) folgende Bewegungsempfehlungen: Mindestens 150 Minuten pro Woche Bewegung mit mittlerer Intensität oder 75 Minuten pro Woche mit hö-herer Intensität. Jede Einheit sollte mindestens zehn Minuten durchge-hend dauern. An zwei oder mehr Tagen der Woche muskelkräftigen-de Bewegung mit mittlerer oder höherer Intensität (große Muskel-

Die Vorteile eines aktiven Le-bensstils sind ein verringer-

tes Risiko für Herzerkrankungen, eine bessere Gewichtskontrolle, gesunde Knochen und ein gerin-geres Risiko für Depressionen. Zudem werden durch regelmä-ßige Bewegung die folgenden sechs häufigsten nicht übertrag-baren Krankheiten vorgebeugt: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Psychische Erkrankun-gen, Diabetes, Chronische Atem-wegserkrankungen und Erkran-kungen des Bewegungsapparates. In Südtirol leiden laut Gesund-heitsbericht 2011 26,5 Prozent der Bevölkerung an mindestens einer chronischen Krankheit, 74,1 Pro-zent der Senioren (65+) leiden an mindestens einer chronischen Krankheit, 14,3 Prozent der Bevöl-kerung leidet an Bluthochdruck

gruppen). Für einen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen: 300 Mi-nuten Bewegung mittlerer Inten-sität oder 150 Minuten Bewegung mit höherer Intensität.Menschen ab 65 Jahren sollten zusätzlich zu den oben genannten Punkten Übungen integrieren, die das Gleichgewichtsvermögen erhalten oder verbessern.Kinder sollten sich insgesamt mindestens 60 Minuten am Tag zu-mindest mit mittlerer Intensität bewegen. Jede Einheit sollte min-destens zehn Minuten dauern. An mindestens drei Tagen pro Wo-che muskelkräftigende Übungen. Zusätzliche Aktivitäten, um die Koordination zu verbessern und Beweglichkeit zu erhalten. Spie-lerisches Beweglichkeitstraining durch vielfältige Bewegungser-fahrung.

Treppe statt aufzug

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 11

Gesundheit

rin Alexa Nösslinger. „Immerhin können wir durch diese Initiative mehr als 100.000 Personen errei-chen. Es gehe aber nicht nur um die Aufzüge in den Landhäusern, sondern um die Frage, wie mehr Bewegung in den Alltag eingebaut werden könne, indem beispielswei-se das Auto stehen gelassen und zu Fuß gegangen wird.

Krankheiten vorbeugen

„Zahlreiche Studien belegen, dass es nicht genügt, am Wochenende etwas Sport zu betreiben“, betont Franz Plörer, Direktor der Stiftung Vital. Mit regelmäßiger Bewegung könnte sehr vielen chronischen Krankheiten effektiv und kosten-günstig vorbeugt werden. Jedes Jahr sterben laut WHO knapp zwei

Millionen Menschen weltweit (da-von 600.000 in Europa) an den Fol-gen von körperlicher Inaktivität. Die WHO empfiehlt daher mindes-tens 30 Minuten körperliche Aktivi-tät fünf Mal wöchentlich. „Zu Fuß gehen ist die einfachste Bewegungsart und kann jederzeit in den Alltag eingebaut werden, unabhängig vom Ort und der per-sönlichen Fitness“, meint Plörer. „Schmerzen, langwierige Erkran-kung und der Konsum von Medika-menten können vermieden werden, aber was mindestens so wichtig ist: Bewegung macht Spaß und hebt nachweislich die Stimmung.“Aufkleber zur Kampagne „Trep-pe statt Aufzug“ können kostenlos von der Homepage der Stiftung Vi-tal heruntergeladen werden unter www.stiftungvital.it.

„65.776 Noteinsätze in Südtirol, davon 2.753 Flugeinsätze im vergangenen Jahr“, weist Landesrat Richard Theiner hin, „machen bewusst, wie wichtig eine gute Koordination der Rettungskräfte ist.“ Zwanzig Prozent der Anrufe waren ungerechtfertigt. Deshalb läuft eine Kampagne zur korrekten Nutzung der Notrufnummer 118.

Sechstausend Faltblätter in deut-scher, italienischer und eng-

lischer Sprache und ein darauf angebrachter QR-Code sowie 3.000 Plakate sollen deshalb die wichtigs-ten Informationen über die richtige Nutzung der Notrufnummer 118 vermitteln: wann angerufen und was mitgeteilt werden soll, aber auch, wann die Nummer nicht ge-wählt oder die Erste Hilfe nicht angefordert oder aufgesucht wer-den soll. Zudem liegt derzeit eine

CD-Rom in deutscher, italienischer, englischer, französischer, albani-scher, chinesischer, rumänischer, spanischer und ukrainischer Spra-che vor, die in ganz Italien verteilt wird.Für die Südtiroler Schulen, kün-digt Notfalldienst-Primar Manfred Brandstätter an, wird an einem ei-genen Film gearbeitet, der im Fach Verkehrserziehung eingesetzt wer-den kann; denn Schülerinnen und Schüler sind Multiplikatoren. Die Notrufnummer 118 ist nur bei me-dizinischen Notfällen zu wählen. Von Seiten der Notrufzentrale, be-tont Primar Brandstätter müsse bei einem Anruf genau nachgefragt werden, um gezielt Rettungskräfte schicken zu können. Dieses genaue Nachfragen wirke zwar im ersten Moment wie eine Verzögerung, sei aber kein Zeitverlust, sondern letzt-lich ein Zeitgewinn.Die auf zwei Jahre angelegte itali-enweite Kampagne richtet sich an die gesamte Bevölkerung, und in der ersten Phase insbesondere an Kinder und Jugendlichen; sie wird zur Gänze vom Gesundheitsminis-terium in Rom finanziert, für die Umsetzung sind die Agentur age.na.s (agenzia nazionale per i ser-

vizi sanitari regionali, nationale Agentur für regionale Gesundheits-dienste) und die Landesabteilung Gesundheitswesen zuständig.Schulklassen können im Sekre-tariat der Landesnotrufzentrale anmelden: Bis zu 15 Kinder einer Klasse können die Notrufzentrale besichtigen, oder aber ein Team mit Einsatzwagen kommt in die Klassen. mac

notruf? nur im notfall!

Das Faltblatt in deutscher Sprache findet

sich unter http://www.provinz.bz.it/

gesundheitswesen/notfall/buerger.asp

info

Page 14: DAS Land Südtirol

Das Land Südtirol | Oktober 201212

Aus der Landesregierung

Wohnbau

Drei Zahlen, drei Beschlüsse: Mitte September hat die Lan-

desregierung auf Antrag von Landesrat Christian Tommasini gleich mehrere Entscheidungen in Sachen Wohnbau getroffen. So ging’s einmal darum, die Sa-

nierung von Miet-wohnungen des Wohnbauinstituts (Wobi) zu verein-fachen. Statt einer Ausschreibung pro Wohnung (samt da-mit einhergehendem Zeitverlust) soll es nun allgemeine Aus-schreibungen auf Bezirksebene geben. Aus diesen soll ein

Pool von Firmen hervorgehen, die für Sanierungsarbeiten herangezo-gen werden können. Ebenfalls be-schlossen hat die Landesregierung, 164 Wohnungen in 16 Gemeinden anzukaufen, statt selbst zu bauen. Sie werden 31 Millionen Euro kos-ten und – wie alle Sozialwohnungen – bedürftigen Mietern zur Verfü-gung gestellt. Und schließlich hat die Landesre-gierung mit Genugtuung festge-stellt, dass die Ausschreibung zum Kauf von 50 schlüsselfertigen Woh-nungen in Meran einen positiven Ausgang genommen hat. „Die Wohnungen können wir in den nächsten zwei Jahren über-nehmen und Familien zuweisen die dem sogenannten Mittelstand angehören“, so Landeshauptmann Durnwalder.

164, 16, 50

Wipptal

Unwetter-Hilfe aufgestockt

Nicht „nur“ wie ursprünglich an-genommen zehn, sondern gar

18 Millionen Euro an Schäden ha-ben die Augustunwetter im Wipp-tal verursacht. „Unsere Ämter sind nicht in der Lage, diese Summe aus ihren normalen Haushalten zu de-cken“, so Landeshaupt-mann Luis Durnwalder. Die Landesregierung hat deshalb Mitte September vier Millionen Euro aus dem Reservefonds zuge-schossen. Von diesen ge-hen 1,5 Millionen Euro an den Bereich Zivilschutz, mit denen vor allem die Kosten für Sofortmaßnah-

men gedeckt werden sollen, wei-tere zwei Millionen Euro gehen an die Wildbachverbauung. Mit der verbleibenden halben Million Euro werden dagegen Schäden an landwirtschaftlichen Gebäuden und Kulturen durch entsprechen-

de Beiträge abgemildert. „Den Rest der Gelder wer-den wir aus dem laufenden Haushalt aufbringen“, so Durnwalder. Noch drauf-gelegt hat die Landesregie-rung zudem zwei Millionen Euro, mit denen die zerstör-te Trink- und die Abwasser-leitung in Pfitsch erneuert werden können.

Soziales

neues altes Wohnen

Mit der steigenden allgemeinen Lebenserwartung steigt auch

jene von Menschen mit Behinde-rung – allerdings auch deren Pfle-gebedarf. Die Landesregierung hat daher auf Antrag von Landesrat Ri­chard Theiner neue Leitlinien zu den Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen mit Behinderung verab-schiedet, die ab 2013 gelten.Sie betreffen etwa das Wohnen in Wohnheimen, das weiterhin mög-lich sein wird, solange der Pflege-bedarf der Menschen mit Behinde-rung über 60 gering ist und von den Fachkräften der Wohneinrichtun-gen gedeckt werden kann. Erhöht sich der Pflegebedarf allerdings,

ist eine Aufnahme in ein Senioren-wohnheim möglich, da diese über spezialisierte Fach-kräfte verfügen. Vor-gesehen sind auch eigene Wohngruppen in einem Senioren-wohnheim pro Be-zirk. Im Rahmen der neu-en Leitlinien werden auch die Tarifregeln für ältere Menschen mit Behinderung ab dem 60. Lebensjahr zwischen den Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung und jenen für Se-nioren angenähert.

Landesrat Richard Theiner

Landeshauptmann Luis Durnwalder

Landesrat Christian Tommasini

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 13

Bau

Mit Gummi gegen Lärm

Innovation, das Zauberwort des Augenblicks, macht damit auch

vor dem Straßenbau nicht Halt. Im Gegenteil: Im Kampf gegen Stra-ßenlärm setzt das Land seit neues-tem auf „Asphaltrubber“, Asphalt gemischt mit Gummipartikeln al-ter Reifenreste. Der ungewöhnliche Straßenbelag ist nun ein Jahr lang auf einem Abschnitt der Vinschger Straße bei Vetzan getestet worden – mit erfreulichen Ergebnissen: „Stimmen die Voraussetzungen, ist ‚Asphaltrubber’ eine effiziente

und kostengünstige Alternative zur Lärmschutzwand“, so Landesrat Florian Mussner.

Pilotprojekt im Vinschgau

400 Meter lang war das Teilstück der Vinschger Straße zwischen Vetzan und Goldrain, das seit Juli vergangenen Jahres als Teststrecke für „Asphaltrubber“ genutzt wor-den ist. Eingehende Verkehrs- und Lärmmessungen vor Auftragen des Spezialasphalts und danach sollten einen Eindruck darüber vermit-teln, wie sich das mit Gummipar-tikeln angereicherte Bitumen-As-phaltgemisch in der Praxis schlägt und vor allem, wie es sich auf die Lärmentwicklung auswirkt. Mit den Ergebnissen des Tests ist man beim Landesstraßendienst durchwegs zufrieden: „Wir konn-ten eine Lärmminderung um bis zu vier Dezibel im Vergleich zum vorhergehenden Belag feststellen“,

so Landesrat Mussner. Dies sei vor allem vor dem Hintergrund einer Senkung der Grenzwerte für die Schallentwicklung entlang der Straßen erfreulich: „Es gibt einige Abschnitte unseres Straßennetzes, an denen die Grenzwerte von 70 De-zibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht knapp überschritten wer-den“, so Mussner. In diesen Fällen müssen Gegen-maßnahmen getroffen werden. Ge-genmaßnahmen, die bisher einen Namen hatten: Lärmschutzwand. Dank der positiven Ergebnisse, die das Pilotprojekt im Vinschgau geliefert hat, steht nun mit dem „Asphaltrubber“ allerdings eine Alternative zur Verfügung. Oder anders: „Wir haben jetzt von Fall zu Fall die Entscheidung zwischen einer Lärmschutzwand und dem Auftragen eines neuen, schall-schluckenden Straßenbelags, wie es ‚Asphaltrubber’ ist, zu treffen“, so Mussner.

„Gib Gummi!“ Kein Ausruf, den man normalerweise mit Lärmschutz in Verbindung bringen würde. Und trotzdem setzt das Land auf Gummi, um Straßenlärm zu verringern. Gummi im Asphalt.

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Das Land Südtirol | Oktober 201214

Bau

Am Blockgletscher Murfreit an der Nordseite des Sellastocks,

auf etwa 2.700 Metern Meereshö-he, haben die Landesgeologen im Sommer mit den Permafrost-Er-kundungsbohrungen begonnen. Volkmar Mair, Kathrin Lang und David Tonidandel vom Landes-amt für Geologie und Baustoff-

prüfung koordinieren diese For-schungsarbeiten im Rahmen des Interreg IV Italien-Österreich-Pro-jektes „Permaqua“, das den Per-mafrost mit seinen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Gewässerökologie im Hochgebirge untersucht (www.permaqua.eu).Am Blockgletscher Murfreit wur-

den aus zwei Bohrlöchern intak-te Bohrkerne entnommen. Die Eisbohrkerne wurden sorgfäl-tig verpackt, kühl gelagert und nach Innsbruck transportiert, wo sie an der Universität auf die chemischen Inhaltsstoffe untersucht und analysiert wer-den. Weiters wird untersucht, ob Pollen enthalten sind. Es wird auch versucht, das Eis zu datie-ren. In den Bohrlöchern werden Temperaturketten installiert, um die Temperaturen im Inne-ren des Blockgletschers in den nächsten Jahren aufzuzeichnen und zu untersuchen. Außerdem werden Inklinometerrohre ins-talliert, um die Bewegungen des Blockgletschers zu messen. „Die-se Bohrung ist die erste in den Dolomiten“, erklärt Volkmar Mair, „wir haben damit die Do-lomiten in unser Überwachungs-netz aufgenommen, das eine Nord-Süd-Trasse zwischen Zug-spitze und Piz Boé und Adamello hat.“ mac

Vor- und Nachteile

Das Geheiminis dieses Belags – das eigentlich kein Geheimnis, son-dern ein physikalisches Prinzip ist – erklärt Paolo Montagner, Direk-tor des Landesstraßendienstes, der zusammen mit seinen Fachleuten die Ergebnisse der Messungen an der Teststrecke ausgewertet hat: „Das Geheimnis liegt darin, dass der Belag durch die Gummipartikel elastischer wird, was das Abrollge-räusch der Reifen vermindert“, so Montagner.Für „Asphaltrubber“ sprechen vor allem zwei Argumente. Zum ersten: Alle Nachteile einer Lärm-schutzwand – die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, die einge-schränkte Sicht, die Einschränkung des Lichteinfalls in angrenzende Häuser, das Versperren eines Flucht-wegs bei Unfällen oder Probleme bei der Schneeräumung – fallen bei der

Wahl des schallschluckenden Belags weg. Und zweitens: Auch wenn „As-phaltrubber“ regelmäßig neu aufge-tragen werden muss, ist er – vergli-chen mit der Lärmschutzwand und gerechnet auf eine Lebensdauer letz-terer von 30 Jahren – nur rund halb so teuer. „Das ist nicht nur in Zeiten des Sparzwangs ein gutes Argument, sondern es sticht auch anderweitig: Mit weniger finanziellem Aufwand verbessern wir Lärmschutz und Straßenbelag“, so Mussner.

...doch wohin damit?

Allerdings kann das innovative Asphaltgemisch nicht immer und überall aufgetragen werden. „Es hat keinen Sinn, ‚Asphaltrubber’ innerorts zu verwenden, weil er sei-ne Wirkung nur auf Straßen entfal-tet, die mit höherer Geschwindig-keit befahren werden“, erklärt etwa Montagner. „Schließlich schluckt

der Belag hauptsächlich den Reifen- und weniger den Motorenlärm.“ Und der Landesrat ergänzt: „Der neue Belag ist dort eine Alternati-ve, wo umfassende Verbesserungen der Lärmsituation eines großen Ge-biets notwendig sind.“Nach dem bestandenen Test wird der „Asphaltrubber“ im Bautenres-sort als effiziente Alternative zur Lärmschutzwand gesehen. „Wir müssen jene Straßenabschnitte ausfindig machen, in denen der Einsatz von ‚Asphaltrubber’ Sinn hat“, so Mussner. Für die in Fra-ge kommenden Straßenabschnitte gibt es nun dank der Ergebnisse des Pilotprojekts einen klaren Steck-brief: der Lärmkataster muss für sie eine Überschreitung der neuen Grenzwerte um bis zu vier Dezibel ausweisen und es muss eine diffu-se Lärmbelästigung herrschen, die punktuell angebrachte Wände nutz-los macht.

Erste Eiskernbohrung in den Dolomiten

Die entnommenen Eisbohrkerne werden an der Universität Innsbruck unter die Lupe genommen.

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 15

Schule

Christoph Hartung von Hartun-gen wurde bei der konstituieren-

den Sitzung am 17. September zum Vorsitzenden des im Mai gewählten Landesschulrates bestellt, seine Stellvertreter sind Carlo Runcio für die italienische und Edith Ploner für die ladinische Sprachgruppe. Das Gremium bleibt bis zum Schul-jahr 2015/16 im Amt. „Der Landes-schulrat“, hatte Schullandesrätin Kasslatter Mur noch vor der Wahl betont, „muss erneuert werden, weil seine Zusammensetzung nicht der veränderten Südtiroler Bil-dungslandschaft entspricht.“So seien, führte Landesrätin Kass-latter Mur aus, Kindergarten und berufsbildende Schulen nicht ange-messen und das Musikschulwesen gar nicht vertreten gewesen. „An-gesichts der großen Umwälzungen, denen sich auch das Bildungswesen stellen muss“, sagte die Landesrä-tin, „braucht es eine Kommunika-

tionskultur, die von gegenseitiger Wertschätzung getragen wird. Be-sonders der Landesschulrat sollte sich als das Mitbestimmungsorgan mit der größten Sichtbarkeit nach außen um eine solche Kommunika-tionskultur bemühen.“Der Landesschulrat setzt sich aus 63 Mitgliedern zusammen: 40 Mitglie-der des Landesschulrates vertreten die deutschsprachige, 15 Mitglieder die italienischsprachige und acht die ladinische Schule. Sachgebiete,

die allen Schulen in Südtirol ge-meinsam sind, werden vom Landes-schulrat in Plenarsitzungen behan-delt, etwa Landesgesetzentwürfe, Verordnungen, Beschlussentwürfe zum Schulkalender; für jene Be-reiche, die nur die Schulen einer Sprachgruppe betreffen, ist hinge-gen die jeweilige Abteilung (deut-sche, italienische oder ladinische) zuständig, etwa Beschlussentwür-fe zu den Rahmenrichtlinien oder zum Schulverteilungsplan. mac

Besser geht's nicht: 78 Maturan-ten haben ihre Oberschulkarri-

ere im Sommer mit der höchsten Punktezahl abgeschlossen. Landes-hauptmann Luis Durnwalder und die Schullandesräte Sabina Kasslat-ter Mur, Christian Tommasini und Florian Mussner haben sie im Sep-tember geehrt. Durnwalder nannte den erfolgreichen Abschluss einen

"Mehrwert", und zwar nicht nur für jeden einzelnen der Geehrten, sondern für die gesamte Südtiroler Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die sich vor allem durch ihre Mehrspra-chigkeit auszeichne. "Und gerade deshalb ist es wichtig, dass ihr wei-ter in eure Sprachkenntnisse inves-tiert", so der Landeshauptmann. Zudem seien auch technische und

naturwissenschaftliche Kenntnisse immer stärker gefragt: "In diesen Be-reichen gibt's derzeit wohl den größ-ten Mangel und damit die größten Chancen auf dem Arbeitsmarkt." Durnwalder vergaß allerdings auch nicht, auf die menschlichen Werte hinzuweisen, auf die Bedeutung des Verständnisses für die Schwächeren in der Gesellschaft.

Landesschulrat eingesetzt

78 herausragende Maturanten

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Das Land Südtirol | Oktober 201216

Autonomie

Zwei Präsidenten, ein Orden

So etwas hat es zuvor nicht gege-ben: Am 5. September, dem 66.

Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Vertrags, waren gleich zwei Staatsoberhäupter Gäste der Lan-desregierung. Im Kurhaus von Me-ran wurden Giorgio Napolitano und Heinz Fischer zum 40-Jährigen des Zweiten Autonomiestatuts und zum 20-Jährigen der Streitbeilegung als höchste Repräsentanten ihrer Staa-ten mit dem Großen Verdienstorden des Landes Südtirol ausgezeichnet. Ein historischer Tag in Fotos... ■

Page 19: DAS Land Südtirol

Das Land Südtirol | Oktober 2012 17

Autonomie

Zwei Präsidenten, ein Orden

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Das Land Südtirol | Oktober 201218

Europa

Die EU-Kommission will die europaweite Lizenzierung von Musik vereinfachen. Dazu hat sie Maßnahmen zur Modernisierung der Verwertungsgesellschaften vorgelegt. So könnte es in Zukunft für Nutzende einfacher werden, Musik und Filme online zu kaufen.

Kleinstaaterei bei den Veröffentli-chungsrechten ist ein Bremsklotz für die Schaffung digitaler Ange-bote. Auch besteht die Gefahr, dass sich Nutzende illegalen Download-Möglichkeiten zuwenden, wenn das legale Angebot im Netz zu klein ist.

Verwertungsgesellschaften

Rechteinhabende vertrauen ihre Rechte Verwertungsgesellschaf-ten an, die diese in ihrem Namen wahrnehmen. Die Verwertungsge-sellschaften bieten Rechteinhaben-den und Nutzenden verschiedene Dienstleistungen an: Sie vergeben Lizenzen, verwalten die Lizenz-einnahmen, zahlen die erhaltenen Vergütungen an die Rechteinha-benden aus und helfen ihnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte. Verwertungsgesellschaften spie-len gerade dort eine sehr wichtige Rolle, wo Verhandlungen mit den einzelnen Schöpfern eines Werks zu umständlich wären und unver-hältnismäßig hohe Transaktions-kosten mit sich brächten. Außer-dem tragen sie dadurch, dass mit ihrer Hilfe auch kleinste und weni-ger populäre Werke auf den Markt gelangen, maßgeblich zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt

kultureller Ausdrucksformen bei.In der EU gibt es mehr als 250 Ver-wertungsgesellschaften, die jähr-lich Einnahmen von rund sechs Milliarden Euro verwalten. Auf Urheberrechte im Musikbereich entfallen dabei etwa 80 Prozent der gesamten Einnahmen der Verwer-tungsgesellschaften. In Deutsch-land ist die Verwertungsgesellschaf die GEMA, in Italien die SIAE. Eine Organisation, die europaweit Urhe-ber vertritt, gibt es nicht. Das einfa-che Modell einer paneuropäischen Dachgesellschaft lehnt die EU-Kommission ab, weil dadurch eine Organisation mit einem De-Facto-Monopol entstehen würde, die den Wettbewerb beschränkt.Durch eine neue Richtlinie sollen deshalb die Verwertungsgesell-schaften aller Sektoren neue eu-ropäische Standards einhalten, die ein besseres Management und eine größere Transparenz bei der Durchführung ihrer Tätigkeiten vorsehen. Brüssel will unabhängi-ge Aufsichtsgremien, detaillierte Berichte über die Erlösquellen und die Verwendung der Mittel sowie Auszahlungsfristen vorschreiben. Wie nötig Änderungen sind, zeigten jüngste Fälle, in denen Gelder aus Nutzungsgebühren aufgrund einer

Arno Schuster, Abteilung Europa

Immer mehr Menschen wollen Musik, Filme oder Bücher heute

in elektronischer Form über das Internet kaufen, auch Werke aus anderen EU-Staaten. Neue digita-le Technologien eröffnen Kultur-schaffenden, Verbrauchern und Unternehmen gleichermaßen viel versprechende Möglichkeiten. Doch noch wird das Angebot da-durch beschränkt, dass die Urhe-berrechte der Kunstschaffenden jenseits der Grenzen schwierig durchzusetzen sind. Wer Medien online anbietet, muss sich für je-den Staat gesonderte Lizenzen be-sorgen. Diese althergebrachte

Musik ohne Grenzen

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 19

Europa

schlechten Investitionspolitik ver-loren gingen, aber auch Beispiele stark verspäteter Auszahlungen an die Rechteinhabenden.

Online-Lizenzen

Darüber hinaus wird die vorge-schlagene Richtlinie die Lizenzie-rung der Rechte von Urhebern für die Nutzung musikalischer Werke im Internet erleichtern. Derzeit schwankt die Zahl der Anbieter in den einzelnen europäischen Län-dern stark. In Deutschland und Großbritannien gibt es mehr als 60 Anbieter von Online-Dienstleistun-gen. In Polen sind es weniger als 20, und in anderen Ländern weniger als fünf.Die EU-Kommission möchte, dass Verwertungsgesellschaften ge-setzlich verpflichtet werden, die von ihnen vertretenen Rechte zur Online-Nutzung freizugeben. Hier-zu müssen die Verwertungsgesell-schaften eine fernabrufbare, elekt-ronische Datenbank bereitstellen, in der sie ihr Online-Repertoire nachprüfbar bereithalten. Die EU-Richtlinie sieht mehrere Metho-den zur EU-weiten Lizenzierung vor. Die Verwertungsgesellschaften können• ihre Rechte selbst EU-weit oder in

einzelnen Mitgliedstaaten anbie-ten,

• Unternehmen mit der Abwick-lung und Abrechnung der Lizen-zen in anderen EU-Staaten beauf-tragen,

• ihr Repertoire von anderen Ver-wertungsgesellschaften in der EU

anbieten lassen (Diese Organisa-tionen dürfen die Fremdrechte nur in den Staaten anbieten, in denen sie auch Lizenzen für das eigene Repertoire verkaufen. Sie müssen alle interessierten Gesell-schaften vertreten.),

• Gemeinschaftsunternehmen mit anderen Verwertungsgesellschaf-ten gründen, die das gemeinsame Repertoire EU-weit oder in ein-zelnen Mitgliedstaaten anbieten (Diese Gemeinschaftsorganisati-onen müssen jedes interessierte Mitglied aufnehmen und jede in-teressierte nationale Organisati-on vertreten.).

Tantiemenauszahlung

Ist ein Urheber mit seiner Verwer-tungsgesellschaft nicht zufrieden, garantiert ihm das neue Gesetz das Recht, sich unter verschiede-nen Verwertungsgesellschaften die für seine Zwecke effizienteste aus-zusuchen. Dadurch soll vor allem der Wettbewerb angeregt werden. Rechteinhabende sollen weiters ein direktes Mitspracherecht bei der Verwaltung ihrer Rechte erhalten und Tantiemen sollen schneller, nämlich bereits innerhalb eines Jahres, ausbezahlt werden.Können rechtmäßige Empfänger auch nach fünf Jahren nicht ausfin-dig gemacht werden, dann fließen deren Tantiemen den Verwertungs-gesellschaften zu. Diese Regelung wurde von namhaften Künstlern kritisiert, legitimiere sie doch nach deren Vorstellung eine Form der Unterschlagung, wie sie bereits

jetzt von einigen Verwertungsge-sellschaften in Europa praktiziert werde.

Vorteile der Neuregelung

Die Vorteile der neuen Richtlinie sind aber ohne Zweifel vielfältig. Gewerbliche Nutzende werden da-von profitieren, dass Verwertungs-gesellschaften effizienter und trans-parenter arbeiten und der Zugang zu Lizenzen für das Angebot von Musikdiensten in der EU rechtlich erleichtert wird. Rechtinhabende wiederum können höhere Einnah-men erwarten, da ihre Werke einem breiteren Publikum zugänglich ge-macht werden. Durch das Angebot eines umfangreichen, breit gefä-cherten Repertoires wird auch die kulturelle Vielfalt gefördert. Den Unionsbürgern werden infolgedes-sen auch über die Landesgrenzen hinaus mehr Inhalte und Dienste angeboten.Die vorgeschlagene Richtlinie trägt zur Vervollständigung des Binnen-marktes für geistiges Eigentum bei und ist Teil der Kommissions-strategie 2011 zum geistigen Eigen-tum. Sie stützt sich auf die Digitale Agenda für Europa, eine der sieben Säulen der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. Dem Vor-schlag müssen das Europaparla-ment und die Mitgliedstaaten noch zustimmen. Dies dürfte ein bis zwei Jahre dauern, danach müssen die Mitgliedsstaaten die Vorgaben in nationales Recht umsetzen.Der Text des Vorschlags der Richt-linie über die „kollektive Wahrneh-mung von Urheber- und verwandten Schutzrechten und die Vergabe von Mehrgebietslizenzen für die Online-Nutzung von Rechten an Musikwer-ken im Binnenmarkt“ kann auf der Webseite der Generaldirektion Bin-nenmarkt und Dienstleistungen un-ter der folgenden Adresse herunter geladen werden. http://ec.europa.eu/internal_market/copyright/management/index_de.htm. Auf dieser Webseite finden sich auch Informationen über Gespräche und Konsultationen mit den verschiede-nen Interessengruppen, welche die EU-Kommission im Vorfeld ange-hört hat.

Michel Barnier, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, bei einer Tagung zum Thema Urheberrechte im vergangenen sommer.

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Euregio

Jugendarbeit bis altenpflege

Die drei Regierungschefs haben mit der Verabschiedung des

Jahresprogramms 2013 den Grund-stein für mehrere Projekte im Be-reich Bildung und Jugend, für eine Stärkung des Genossenschaftswe-sens, für eine gemeinsame Ver-kehrspolitik und für die gemein-same Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Altenpflege gelegt. Zudem soll im kommen-den Jahr die Bewusstseinsbildung rund um die Euregio Tirol-Süd-tirol-Trentino über zwei Schwer-punktveranstaltungen in Bozen und Alpbach gestärkt werden. Fortgesetzt wird die Kooperation mit der Region Trentino-Südtirol was die Produktion von TV- und Hörfunkbeiträgen angeht.

Jugendarbeit

Ein erstes Euregio-Sommercamp für Mittelschüler zum gegenseitigen Kennen lernen und zur Verbesse-rung der Sprachkenntnisse, ein in-terregionaler Schulwettbewerb für Genossenschaftsprojekte, der vom Management Center Innsbruck aus-gearbeitet wurde und in Zusammen-arbeit mit den Genossenschaftsver-bänden der drei Länder umgesetzt werden soll, das sind zwei neue Pro-jekte auf der Agenda der Euregio. Neu aufgelegt werden das Euregio-Jugend-Festival für Oberschüler und das Musikfestival „Upload“.

Über das zweijährige Interreg-Pro-jekt „Diversity4kids“ will die EVTZ den grenzüberschreitenden inter-kulturellen Dialog und die Vielfalt in der Schule anhand spielerischer, interaktiver und erzählender Me-thoden fördern. Über das Euregio-Bildungsforum sollen in der Lehr-personen-Fortbildung neue Impulse unter anderem zur wechselseitigen Hospitation gesetzt werden. Zu einem interessanten Begeg-nungsort für das Genossenschafts-wesen, die Politik und die Schulen soll hingegen die Messeveranstal-tung „Fiera delle cooperative“ im Herbst 2013 im Trentino werden.

Altenpflege

Dass die Altenpflege zu den großen Themen der nächsten Jahrzehnte gehören wird, beweisen die Bemü-hungen der Europaregion, im kom-menden Jahr in Zusammenarbeit mit den Verbänden der Altenheime und den Sozialabteilungen der drei Länder eine vergleichende Studie zu Beste-Praxis-Modellen in der Al-tenpflege zu erarbeiten. Die Ergeb-nisse sollen beim jährlichen Tref-fen der Verbände der Altenheime in Innsbruck vorgestellt werden.Im Bereich der Gesundheit will die Europaregion im kommenden Jahr erstmals einen Tag der Ther-malkuren organisieren, bei dem sich die Sanitätsverwaltungen und

Kuranbieter der Europaregion aus-tauschen. Darüber hinaus soll an-lässlich der Eröffnung des neuen Protonen-Therapiezentrums in Tri-ent ein radiologisches Fachseminar mit Experten aus der Europaregion stattfinden. Schließlich wird der EVTZ die erfolgreiche Zusammen-arbeit mit der Interregionalen Ge-sellschaft für vergleichendes Öf-fentliches Recht und Europarecht mit einer Rechtstagung zur EU-Richtlinie über die Patientenmobi-lität fortsetzen.

Verkehrspolitik

Die grenzüberschreitende Ver-kehrspolitik soll 2013 fortgesetzt und gestärkt werden. So soll „Mo-nitraf-Netzwerk“, das sich aus renommierten Verkehrsexperten der Alpenländer zusammensetzt, größeren Spielraum in der Bewer-tung der Verkehrspolitik und sei-ner Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung bekommen. Die Europaregion will sich darum bemühen, dass die Interessensver-tretung gegenüber den europäi-schen Institutionen im Bereich des Alpentransits verbessert wird. Da-mit leistet der EVTZ einen wichti-gen Beitrag für die Umsetzung der gemeinsamen Strategie der Alpen-regionen, die unter anderem auf die Einführung einer Alpentran-sitbörse abzielt.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit für jung und alt: Auf diesen Nenner lässt sich das Jahresprogramm 2013 der Europaregion bringen. Die Landeshauptleute Luis Durnwalder, Lorenzo Dellai und Günther Platter haben es auf der EVTZ-Vorstandssitzung im September in Bozen besiegelt. Die Landeshauptleute Platter, Durnwalder und Dellai mit Generalsekretärin Birgit

Oberkofler auf der Vorstandssitzung des EVTZ

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 21

Euregio

Bessere Bahnverbindungen

Im schatten der Geschichte

Wir sehen die grundlegende Auf-gabe der Euregio darin, den

Austausch zwischen unseren Län-dern zu verbessern, und zwar mög-lichst auf allen Ebenen“, so Landes-hauptmann Durnwalder nach der jüngsten EVTZ-Vorstandssitzung. Dazu gehöre auch ein funktionie-render Bahnverkehr über die Gren-zen hinweg: „Allerdings wissen wir, dass es nach wie vor Schwierigkei-ten - oft auch technischer Natur - gibt“, so Durnwalder.Einen neuralgischen Punkt stelle der Bahnhof Brenner dar. „Dort muss dafür gesorgt werden, dass der Umstieg schneller und barrie-

refrei erfolgen kann“, erklärt der Landeshauptmann, der zu lange Wege, hohe Bahnsteigkanten und fehlende Fahrkarten-Automaten als Beispiele dafür anführt, was derzeit am Brenner schief läuft. Und auch an besseren Verbindun-gen und zuverlässigen Informatio-nen für die Fahrgäste soll gearbei-tet werden.Darüber hinaus haben sich die Chefs der drei Landesregierun-gen darauf verständigt, dass auch das Pustertal besser an die Nord-Süd-Achse über den Brenner und durchs Eisacktal angebunden wer-

den sollen. Ziel ist, einen Taktver-kehr mit Anschluss an die Fernver-bindungen auf der Brennerstrecke zu garantieren. Nach einem ersten Treffen zwischen den zuständigen von Südtirol und des Bundeslan-des Tirol ist nun eine Arbeitsgrup-pe am Werk, Verbesserungsmög-lichkeiten auszuloten. Noch im Herbst sollen alle Vorschläge zur Verbesserung des Bahnverkehrs zwischen den drei Ländern in ein Konzept einfließen, das dann wie-der dem EVTZ-Vorstand in Gestalt der drei Landeshauptleute vorge-legt wird.

Einem schwierigen Thema und düsterem Kapitel der jüngeren

Geschichte im historischen Tirol und zwar der Geschichte der Psy-chiatrie und den Verbrechen der Euthanasie im Nationalsozialis-mus ist der Euregio Museumstag 2012 gewidmet. Museumsleute aus Tirol, Südtirol und dem Trentino werden sich mit dem Thema am Mittwoch, 17. Oktober in Hall in Tirol auseinan-dersetzen. Zum Gesamttiroler Mu-seumstag werden zudem die drei zuständigen Regierungsvertreten-den, die Landesrätinnen Sabina Kasslatter Mur und Beate Palfra-der sowie der Trentiner Kulturlan-

desrat Franco Panizza ins Haller Kurhaus kommen. Die Geschichte der Psychiatrie war in den vergangenen Jahren Gegenstand mehrerer Forschungs-projekte und Ausstellungen und wurde durch die Grabungen im ehemaligen Friedhof des Psychi-atrischen Krankenhauses in Hall in Tirol seit 2011 besonders bri-sant. Geboten wird beim Gesamttiro-ler Museumstag unter dem Titel „Im Schatten der Geschichte“ die Möglichkeit, Einblick in musea-le, künstlerische und pädgogische Projekte zu diesem Themenbereich zu gewinnen.

Noch im Herbst soll ein Konzept mögliche Verbesserung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs aufzeigen. Dies hat der Vorstand des Europäischen Verbundes Territorialer Zusammenarbeit (EVTZ) der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino im September beschlossen.

Im Schatten der Geschichte All’ombra della storia

La psichiatria e l’eutanasia nazista nell’area del Tirolo storico e la loro rilevanza per la prassi museale

Psychiatrie und NS-Euthanasie im historischen Raum Tirol und deren Relevanz für die Museumspraxis

Einladung Mittwoch, 17. Oktober 2012Kurhaus, Hall in Tirol

invitoMercoledì 17 ottobre 2012Kurhaus, Hall in Tirol

Gesamttiroler museumstaG2012

Giornata dei musei del tirolo storiCo2012

auch das Pustertal soll besser an die nord-süd-achse angebunden werden

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Das Land Südtirol | Oktober 201222

Kornkasten mit zwei angeboten

Zwei vielversprechende Veran-staltungen erwarten die Be-

suchenden am 18. Oktober im Bergbaumuseum Kornkasten in Steinhaus. Auf dem Programm ste-hen eine Autorenlesung mit Sepp Mall und eine Bildausstellung der Künstlerin Mayr Anna Maria.Der 1955 geborene Südtiroler Au-tor Sepp Mall liest am 18. Oktober um 19:30 Uhr aus seinem neuen Werk mit dem Titel „Berliner Zim-mer“. In dem Buch geht es um eine Liebe, die den Tod überwindet, und eine Familiengeschichte zwischen Südtirol und Berlin. Sepp Mall stammt aus dem Vinschgau und lebt als Autor und Herausgeber in Meran. Er schreibt Gedichte, Er-zählungen, Romane und Hörspiele.

Zeitgleich mit der Autorenlesung wird auch eine Bilderausstellung eröffnet. Gezeigt werden Hinter-glasmalereien der Südtiroler Ma-lerin Mayr Anna Maria, geboren 1957 in Bruneck. Die Ausstellung mit dem Titel „Morgenlieder“ will die besondere Atmosphäre der frü-hen Morgenstunden einfangen. Musikalisch begleitet wird die frei zugängliche Veranstaltung durch die Geschwister Mölgg aus St. Peter.

Bergbaumuseum Kornkasten Steinhaus,

Steinhaus 99, Tel.: 0474 651043, www.

bergbaumuseum.it und www.museen-

suedtirol.it.

info

Museen

Was sich alles im Erdreich unter ihren Füßen abspielt, das können Besuchende ab 30. Oktober im Naturmuseum in Bozen erleben. Dort öffnet die Sonderausstellung „Scava scava – Kosmos Boden“ ihre Tore.

Kosmos Boden

Der Boden, auf dem wir täglich stehen, ist eine eigene Welt für

sich. Wir treten darauf herum, gra-ben ein und ernten ab. Das fruchtba-re Erdreich war und ist für uns über-lebenswichtig. Unsichtbar und meist unbeachtet bleiben dabei die unzäh-ligen Lebewesen, die den Boden be-wohnen. Einige sind bekannt, wie der Maulwurf oder der Regenwurm, andere weniger, wie die Blindfische oder die Springschwänze. Der Boden ist Lebensraum für ein Viertel aller lebenden Arten und immer noch ein Geheimnis: Nur zehn Prozent davon sind wissenschaftlich erfasst. Im Laufe der Evolution haben sich die Lebewesen perfekt ihrem Umfeld an-gepasst und zum Teil bizzarre For-men angenommen. In einer Hand voll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde!

Blindfische, Springschwänze

Die Ausstellung „Scava scava – Kos-mos Boden“ holt den Boden auf die Bühne und zeigt Terrarien mit le-benden Insekten und stark vergrö-ßerte Modelle der Bodenbewohner. Man kann Regenwürmern bei der Arbeit zusehen und wie sie dabei neuen Boden schaffen. In verschie-denen Filmen kann man im Zeit-raffer die Pflanzen beim Wachsen beobachten und zusehen, wie die Wurzeln das Erdreich sondieren und Wasser und Nährstoffe in den Stamm transportieren.Der Schwerpunkt Bodenbeschaf-fenheit stellt die Vielfalt an Böden

vor, ihre Nutzung und Übernut-zung und schließlich die Desertifi-kation.

Ameisen-Terrarium

Im Rahmen der Ausstellung sind auch Vorträge, Filme und jede Menge Action an interaktiven Stationen an-gesagt. Bereits am 9. Oktober beginnt eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema Boden: das Amazonasgebiet (9. Oktober), Südtirols Kulturböden (12. November, 3. Dezember), Kom-missar Maulwurf (für Kinder, 24. No-

vember), Basteln Bugs (für Kinder, 15. Dezember), Kompost (im Früh-jahr). Ein Highlight der Ausstellung ist das große Ameisen-Terrarium. Es bietet freie Sicht auf das emsige Trei-ben der Waldameisen.

Angebote für Schulen

Am 20. November beginnen die Schulangebote zur neuen Ausstel-lung. Es besteht die Wahl zwischen Werkstätten, interaktiven Aktionen und geführten Rundgängen sowie anerkannten Fortbildungen für Lehrpersonen. Für Mittel- und Ober-schulen werden die Angebote auch in englischer, spanischer und franzö-sischer Sprache durchgeführt. Lehr-personen erhalten nach Anfrage Material zur Vorbereitung in der ge-wünschten Sprache. Informationen und Anmeldungen nimmt das Na-turmuseum unter der Rufnummer 0471 412966 entgegen. Das Museum ist täglich zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag.

Tel.: 0471 412964 (Di-Fr, 9-15 Uhr)

www.naturmuseum.it und www.museen-

suedtirol.it.

Die Ausstellung schließt ihre Tore am

16. Juni 2013.

info

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 23

den Spuren des Lebens - für Jugend-liche zwischen 13 und 15 Jahren. Für die Workshops ist eine Anmeldung erforderlich und ein Kostenbeitrag von 5,00 Euro pro Teilnehmer. Sie beginnen um 16:30 Uhr und dauern ca. zwei Stunden.

Museen

Im Museum Ladin Ciastel de Tor in Sankt Martin in Thurn ist derzeit der erste Teil der Ausstellung „Franz J. Noflaner: Wünschen, blicken, staunen“ zu sehen. Ab 27. Oktober folgt der zweite Teil im Kreis für Kunst und Kultur in St. Ulrich.

Die zweiteilige Ausstellung gibt einen Überblick über das male-

rische und zeichnerische Werk der Sechziger bis Achtziger Jahre des Grödner Künstlers Franz Noflaner (1904 – 1989), der als einer der origi-nellsten Kunstschaffenden Ladini-ens im 20. Jahrhundert gilt. Er bemühte sich Ende der Sechzi-ger Jahre vergeblich um Aufnahme in den Südtiroler Künstlerbund, zu-erst in der Sparte „Malerei“, dann als „Schriftsteller“. Beide Anträge wurden abgelehnt. Nach seinem Tod vor 23 Jahren geriet sein Werk

(rund 400 Arbeiten auf Leinwand und Zeichnungen sowie zahlreiche literarische Schriften) fast in Ver-gessenheit, da er als Einzelgänger in keine der geläufigen Entwick-lungen einzuordnen war und sein Werk zu Lebzeiten als völlig unzeit-gemäß und absonderlich aufgenom-men und missverstanden wurde.Mit der von Markus Klammer aus Bozen kuratierten Ausstellung wird Noflaners Schaffen derzeit neu

entdeckt und findet auch über die Landesgrenzen hinaus Beachtung. Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen, einem ersten im Museum Ladin Ciastel de Tor in Sankt Mar-tin in Thurn und einem zweiten im Kreis für Kunst und Kultur in St. Ulrich. Auf dem Programm stehen zudem eine Lesung ausgewählter Texte des Künstlers durch Luis Be-nedikter und ein Vortrag von Elmar Locher über den Anspruch des blei-benden Wortes und die Rezeption von Literatur. Derzeit und noch bis 31. Oktober 2012 ist der erste Teil der Ausstellung im Museum Ladin Cias-tel de Tor in Sankt Martin in Thurn von Dienstag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr zugänglich. Der zweite Teil ist hingegen von 27. Oktober bis 25. No-vember 2012 im Kreis für Kunst und Kultur in St. Ulrich zu sehen.

Wünschen, blicken, staunen

Museum Ladin Ciastel de Tor - Schloss Thurn

Torstraße 65, St. Martin in Thurn

Tel.: 0474 524020

info

Naturmuseum Südtirol

Tel. 0471 41 29 64

www.naturmuseum.it

www.museen-suedtirol.it

info

Vom 7. bis zum 17. November 2012 finden zum dritten Mal die Wissenschafts-Tage „KidScience“ im Südtiroler Naturmuseum speziell für Kinder aller Alterststufen statt. Das Naturmuseum möchte den Kindern die Welt der Wissenschaft klar und verständlich vermitteln und sie dafür begeistern.

Kinder treffen Wissenschaftler

Insgesamt gibt es im Südtiroler Naturmuseum sechs interaktive

Vorträge unter anderem zu den Themen „Wie gräbt man Dinosauri-

er aus?“ (Do, 8.11.), „Wie viel Asche spukt ein Vulkan?“ (Di, 13.11.), „La-vorare in Antartide: un giorno coi pinguini“ (Fr, 9.11.) und „Identikit dell’alieno“ (Sa, 10.11.). Immer von 17-18 Uhr bei kostenlosem Eintritt.Zudem werden Workshops gebo-ten, z. B. ein Mikroskopiekurs in beiden Landessprachen für Kinder zwischen 9 und 13 Jahren und ein unterhaltsamer Workshop in italie-nischer Sprache (bei genügend Teil-nehmer auch in deutscher) zur mo-lekularen Struktur der DNA – auf

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Das Land Südtirol | Oktober 201224

In der Buch- und Verlagsbranche dreht sich alles um das Thema E-

Book: Neue Lesegeräte bieten im-mer mehr und bessere Funktionen. Auch die Download-Zahlen wachsen, und seit der Markteinführung des iPads sind die Verlage zunehmend im App-Geschäft aktiv. Vor diesem Hintergrund stellen das Amt für au-diovisuelle Medien und die Landes-bibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“ in Zusammenarbeit mit der Aka-demie des Deutschen Buchhandels am Dienstag, 30. Oktober 2012, in einer ganztägigen Veranstaltung an der Europäischen Akademie in Bo-zen das „Phänomen E-Book“ unter verschiedenen Gesichtspunkten vor. Als E-Book-Experten haben die Ver-anstaltenden Hans Huck, Dozent

an der Akademie des Deutschen Buchhandels in München, eingela-den, der zuvor Geschäftsführer von „Brockhaus Duden Neue Medien“ in Mannheim war und seit 2011 Se-nior Consultant bei „Echtzeit“ in Hamburg, einer Unternehmensbe-ratung für digitales Publizieren, ist.

Im Rahmen der Tagung, die vor al-lem für Bibliothekare, Lehrperso-nen, Verlagsmitarbeitende sowie Buchhändler gedacht, aber auch für alle Interessierten zugänglich ist, werden aktuelle Trends aufgezeigt und auch ein Blick in die Zukunft des E-Book-Geschäfts getan. Den Ab-schluss des Programms bilden drei aktuelle Fallbeispiele aus Südtirol. So wird Harald Angerer vom Be-reich Innovation und Beratung am Deutschen Bildungsressort über E-Books und Tablets in der deutschsprachigen Schule Südtirols sprechen. Willy Vontavon, Chefre-dakteur der Zeitschrift „Brixner“ wird zum Thema „Innovation als langfristige Überlebensstrategie für Verlage“ sprechen und schließlich wird Johannes Andresen, Leiter der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“ die „Biblio24“, Südtirols Online-Bibliothek, vorstellen. Moderiert wird der E-Book-Tag von der Direktorin im Landesamt für au-diovisuelle Medien, Barbara Weis. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung innerhalb Donnerstag, 25. Oktober 2012, im Amt für audio-visuelle Medien erforderlich ([email protected] oder Tel.: 0471 412915 oder 0471 412923)

Buch oder E-Book?

ANMELDUNGZur Teilnahme ist die Anmeldung innerhalb Donnerstag, 25. Oktober 2012, im Amt für audiovisuelle Medien erforderlich:[email protected] 412915 oder 0471 412923

Es sind keine Teilnahme-gebühren zu entrichten.

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E-Book – Ist DIE ZUkUNft DEs BUchEs DIGItAL?

DIENstAG 30. oktoBER 2012—EURopäIschE AkADEMIE DRUsUsALLEE 1BoZEN—coNfERENcE hALL —DIE VERANstALtUNG RIchtEt sIch AN:—› Bibliothekare/innen—› Lehrpersonen—› Verlags-Mitarbeiter/innen—› Buchhändler/innen—› alle Interessierten

E-Book – Ist DIE ZUkUNft DEs BUchEs DIGItAL? ist ein Angebot des Amtes für audiovisuelle Medien und der Landesbibliothek Dr. friedrich teßmann

LEsEGERätE & fUNktIoNEN—NUtZER/INNEN & INhALtE —MARktDAtEN & AUsBLIck

Kultur

Winter in den Landesmuseendie Öffnungszeiten im Überblick. Weiterführende Infos unter www.museen-suedtirol.it

Die Saison geht zu Ende und einige Landesmuseen sagen auf Wiederse-hen bis zur nächsten Saison. Hier

Museum letzter Tag öffnet wieder

Volkskundemuseum 31. Oktober OstermontagJagd- und Fischereimuseum Schloss Wolfsthurn 15. november 1. AprilMuseum Ladin Ursus ladinicus 31. Oktober 26. DezemberMuseum Ladin Ciastel de Tor 31. Oktober 26. DezemberWeinmuseum 11. november 1. AprilTouriseum - Landesmuseum für Tourismus - Schloss Trauttmansdorff 15. november 29. MärzBergbaumuseum Bergbauwelt Ridnaun Schneeberg 4. november 1. AprilBergbaumuseum Erlebnisbergwerk Schneeberg Passeier 15. Oktober 15. JuniBergbaumuseum Kornkasten Steinhaus 31. Oktober 26. DezemberSüdtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol 9. Dezember 13. MärzSüdtiroler Archäologiemuseum immer geöffnetSüdtiroler Naturmuseum immer geöffnet

Das E-Book, Lesegeräte und deren Funktionen, die E-Book-Nutzenden und die E-Book-Inhalte sowie um die Markdaten stehen am 30. Oktober im Mittelpunkt einer Tagung an der Eurac in Bozen.

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 25

Kultur

Immer feinere Züge bekommt die Bewerbung Südtirols und der Regionen im Nordosten Italiens um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2019“. Nun werden die Bewerbungsdokumente ausgearbeitet – unter der Führung von Innocenzo Cipolletta.

Mit der neuen Phase, in die die Bewerbung zur Kulturhaupt-

stadt nun eintritt, hat man auch ein Gesicht gesucht, das diese Bewer-bung identifizierbarer machen soll. Es ist das Gesicht von Innocenzo Ci-polletta, Universitätsdozent, ehema-liger Generaldirektor des Unterneh-merverbands Confindustria sowie Ex-Präsident der staatlichen Eisen-bahnen. Er ist kein Unbekannter im Organigramm der Bewerbung, war er doch bereits vor rund einem Jahr zum Leiter des wissenschaftlichen Beirats ernannt worden. Mit Anfang Oktober hat Cipolletta die Leitung des Promotorenkomi-tees übernommen, das der Bewer-bung mehr Sichtbarkeit in den Part-nerländern verschaffen soll. „Es geht darum, nun auch die Bürger für dieses Vorhaben zu gewinnen“, be-tont Landesrat Christian Tommasi-ni, der die Bewerbung für die Süd-

tiroler Landesregierung verfolgt.Cipolletta wird die Bewerbung dabei nicht allein vorantreiben. Vielmehr kann er auf einen Generalsekretär und sechs Mitarbeiter zurückgrei-fen, die nun die Aufgabe haben, die Bewerbung aus der organisatori-schen in die entscheidende Phase zu führen. „Die Organisation der Be-werbung steht, jetzt geht es darum, sie mit Inhalten zu füllen und dafür alle potentiellen Partner – die Kul-tur, die Wirtschaft, die Gesellschaft – in den Prozess einzubinden“, so Tommasini.

Vielfalt feiern

Fest steht bereits das Leitmotiv der Bewerbung: „Wir wollen zeigen, welche Vielfalt in unseren Ländern herrscht und welchen Mehrwert die Gesellschaft aus dieser Viel-falt zieht“, so der Landesrat, der die große Chance eines Auftritts als Kulturhauptstadt neben dem Imageeffekt auch in einer stärkeren Vernetzung aller beteiligten Orga-nisationen und gesellschaftlichen Gruppen sieht – angefangen bei den sechs Partnerinstitutionen selbst, neben Südtirol, die Stadt sowie die Provinz Venedig, das Trentino sowie die Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien.In der Vielfalt erkennt indes auch Promotorenchef Cipolletta die Stär-ke der Bewerbung: „Dieser Aspekt ist besonders wichtig, geht es doch um ein sehr weites Gebiet, das sich

hier bewirbt und das bereits jetzt einen intensiven Austausch pflegt“, so Cipolletta. Die Herausforderung sei, der Vielfalt gerecht zu werden – „und genau darin besteht auch un-sere Arbeit“, erklärt er.Noch innerhalb des kommenden

Jahres wird die offizielle Bewer-bung einzureichen sein, danach wird auf Staatsebene entschieden, wer Italien als Kulturhauptstadt 2019 vertreten wird. Sollte der Zu-schlag an die Bewerber rund um Südtirol gehen, wird es ein Jahr lang kulturelle Events in allen Partnerländern geben, mit denen vor allem das Netzwerk zwischen Kultur und Wirtschaft enger ge-knüpft, die Innovation gestärkt und Investitionen angekurbelt werden sollen.

neue Bewerbungs-Phase

Das Gesicht der Bewerbung: Innocenzo Cipolletta mit Landesrat Tommasini und Landeshauptmann Durnwalder

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Das Land Südtirol | Oktober 201226 provincia autonoma | ottobre 201232

Dis dla Cultura y dla Scola Ladina

L ne unirà nia sparanià pra i nsenianc

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La grupa ladina te 40 ani de Autonomia

Sce la grupa ladina ne fova nia unida nunzieda tl Tratat de Paris

l ann 1946, ala cun l Statut de Au-tonomia nuef giapà si recunescën-za y la basa per nsenië y adurvé la rujeneda, l dërt de reprejentanza ti gremium y stieres publics aldò dl pruporz. Chëst ann, 40 ani do l statut d’Autonomia nuef, à l Di dla Cultura Ladina pità ucajion de nre-scì velch de plu sun l’Autonomia dl Südtirol dal pont de ududa ladin. “La ve de se rënder cont che permez ai ladins de Trënt y de Belun, se n sta chëi dl Südtirol miec”, iel unì dit ai 14 de setëmber a Bulsan.

Purempò se tratela s ën de purté inant soluzions a descriminazions di ladins. Aldò dla normes de lege ne à n ladin nia la puscibltà de deventé vizepresidënt dla Jonta provinziela. “N vizepresidënt dla Provinzia ladin muessel vester”

à dit Luis Durnwalder. Chësta de-scriminazion muessa tumé, nce per rafurzé la posizion di ladins ora dla valedes ladines. N cont di trëi chemuns ladins stori-cs dla Provinzia de Belun à l presi-dënt dla Provinzia à dit che i parla-

menteres da tlo ie unic damandei de purté inant l resultat dl referendum per pudëi fé pert dl Südtirol. L as-sessëur Florian Mussner se daman-da che per tré pea i trëi chemuns de Sëuramont dëssel unì jit la streda dla region europea Euregio.

Te tëmps de sparani vala de mëter prioriteies ulà sparanië. Pra l Di

dla Scola Ladina à l presidënt dla Provinzia dit che tl ciamp dla scola uniral cialà de sparanië tl’amini-strazion, ajache l ne muessa nia ve-ster che chësta vënie fata trëi iedesc, per la pert tudëscia, la pert taliana y la pert ladina. “Ma deguni ne dëssa avëi tëma che l vënie sparanià pra la stieres di nsenianc, tan giut che se mantën la cumpëida de sculeies” à dit Durnwalder ai 04 de setëmber

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a Al Plan de Mareo. “Per la pert che reverda i cuntenuc de scola uniral mantenì la trëi ntendënzes” à se-gurà Florian Mussner. L assessëur ala scola ladina à nvià i nsenianc a na valutazion sciorfa ti prim ani de scola, ma pona de judé ai jëuni tl ejam de matura a na maniera che i se feje plu saurì a abiné n lëur o a giapé na lerch tl’università. L prufessëur d’università Rico Ca-thomas a tenì n referat sun l se tenì de na tlas de scola.

Sun la plata www.youtube.com/user/ProvinziaBulsan possen tres internet udëi l video di dis dla Scola y Cultura Ladina. Tlo pos-sen nrescì de plu nutizies dala Provinzia de nteres per la popula-zion ladina te forma de video.

Fotos

di dis dla Scola y Cultura Ladina ie da udëi sun la plata facebook „Jonta dla Provinzia de Bulsan“

Video online

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Das Land Südtirol | Oktober 2012 27provincia autonoma | ottobre 2012 33

La scoles de mujiga ti luesc la-dins ie, per si situazion de

mendranza, te na posizion parti-culera. Nchinamò ie la scoles de mujiga de Gherdëina y dla Val Ba-dia unides aministredes deberie-da cun la tudësces. Se stizan sun chësta bona speriënza de passa carat ani, à la Jonta provinziela dat pro de nia spartì la scoles de mujiga di luesc ladins ma de pur-té inant la culaburazion se nuzan de sinergies. “A chësta maniera à nsenianc y sculeies de miëura pusciblteies” spiega l assessëur ladin Florian Mussner.Nsenianc de mujiga che ne à nia assé ëures de nseniamënt tla vale-da, possa jì a tenì vel ëura te sco-les tudësces y nsci ruvé pra de plu ëures de nseniamënt. “Chësc ie de utl acioche nosc nsenianc posse se dediché de plën ala mujiga y chë-sc juda nce a mantenì la cualità” dij l Assessëur ladin. Sëuraprò ala mubilità di nsenianc possel debe-rieda nce unì metù a jì miec cursc de ajurnamënt per i nsenianc. La culaburazion dla pert aministra-tiva dla scoles de mujiga unirà ufizialiseda te n’acurdanza danter i assessëures ala furmazion Flo-rian Mussner y Sabina Kasslatter

La scoles de mujiga di luesc ladins vën aministredes deberieda cun chëles de rujeneda tudëscia da canche les fova unides metudes su. La Jonta provinziela à tenì cont dla situazion particulera dla mendranza ladina y à, per la pert che reverda l’aministrazion, azetà de nia spartì ju la scoles de mujiga ti luesc ladins. Nsci possel unì nuzà sinergies per l bën di sculeies y di nsenianc.

Mur per sëurandé l’aministrazion dla scoles de mujiga ladines al de-partimënt de furmazion tudëscia. L inuem dl’ufize de aministrazion tulerà ite la grupa tudëscia y la-dina. “L sistem de aministré la scoles de mujiga ladines y tudë-sces deberieda ie for jit bën per nosta situazion particulera de mendranza ladina, l ie unì arjont truep y perchël ëi cialà dl mante-nì” spiega l assessëur Mussner.

Sëuraprò ala puscibltà de plu ëu-res de lëur per nsenianc, porta chësta dezijion nce n vantaje per feter 30% di sculeies ladins che va a na scola auta tla ziteies dedora dala valedes ladines. Tlo à la sco-les de mujiga na lista longia de tei che aspieta de pudëi zapé ite. “Cun n’aministrazion deberieda iel nce plu saurì che nosc sculeies possa jì inant ala scola de mujiga canche i ie tla ziteies” spiega l assessëur provinziel ladin.

La dezijion de mantenì l’amini-strazion dla scoles de mujiga ladi-nes y tudësces deberieda se stiza sun l’idea che te na situazion de

mendranza se gëura de plu puscibl-teies sce n va la streda dla culabu-razion. “Chiche reprejentea la pert ladina possa fé valëi si autonomia y à nce la puscibltà de fé prupostes, unì cun scumenciadives o proiec speziei per la situazion ladina” sorissea l assessëur ladin fajan re-ferimënt a proiec deberieda cun i ladins dl’autra provinzies.

Per la gestion dl nseniamënt de mujiga iel ënghe unì tenì cont dla situazion particulera dla men-dranza ladina. La direzions dla scoles de mujiga a Urtijëi y a La Ila ne unirà nia metudes adum, sciche se damandëssa na logica de razio-nalisazion y sparani.

Tl bujën de razionalisé l’aministra-zion publica, vëniel metù adum la pert aministrativa dla scoles ti de-partimënc de educazion aldò dla grupes de rujeneda. La scoles de mujiga vën cun chësc ann de scola aministredes deberieda cun l’au-tra scoles ti departimënc. A chësta maniera toma nce demez i Istituc de educazion musichela te chëla forma che i à laurà nchinamò.

Jonta provinziela

Sinergies dla scoles de mujiga

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Das Land Südtirol | Oktober 201228

Tourismus & Landwirtschaft

Urlaub bei Äpfeln, Bier und WeinÄpfel, Bier oder auch Wein: Hotels können sich, stellen sie heimische Produkte in den Mittelpunkt ihres Angebots, aus dem Tourismusallerlei hervorheben. Die Themenhotels sprechen dabei ein ganz besonderes Publikum an.

Dass im Wein die Wahrheit steckt, wussten schon die Römer, dass

er aber auch ein Rezept für eine er-folgreiche Positionierung eines Ho-tels sein kann, hat man erst in den letzten Jahren entdeckt. „Es gilt heute immer mehr, sich auf dem Tourismusmarkt als Destination, aber auch als Hotel von anderen ab-zuheben, Alleinstellungsmerkmale zu schaffen, die so besonders sind, dass Menschen darauf aufmerk-sam und neugierig werden“, erklärt dazu Tourismus- und Agrarlandes-rat Hans Berger. Ihn freut, dass im-mer mehr Hotelbetriebe heimische Produkte in den Mittelpunkt ihrer Angebotspalette stellen und sich darüber auf dem Markt positionie-ren, beispielsweise – wie erwähnt – durch den Wein.In Schenna etwa hat sich das Hotel „Der Weinmesser“ in der Nische der Destinationen für Weinliebhaber, -kenner und -genießer breit gemacht. Das gesamte Angebot im Hotel ist

auf das Thema Wein zugeschnitten: von der umfangreichen Weinkar-te (auch mit Eigenbauweinen) und dem eigenen Weinkeller, über eine Weinbibliothek, einen Erlebniswein-berg, einer Palette an Ausflügen in die Südtiroler Anbaugebiete bis hin zu Beauty- und Wellnessangeboten rund um den Wein. Das Schenner Hotel ist eines von einem Dutzend „Südtiroler Weinhotels“, die nicht nur in einem Anbaugebiet liegen, sondern mit Weinkeller, Weinverkos-tungen, Kellerführungen oder mit Fachliteratur zum Thema Wein auf-warten können.

Urlaub im Zeichen des Apfels

Nicht inmitten von Reben, sondern von Apfelanlagen liegt dagegen der „Torgglerhof“ in Saltaus, das erste „Apfelhotel“ Südtirols. Und nachdem die Gäste von Äpfeln al-lein nicht leben können, setzt man daneben auch auf hausgemachte

Marmeladen und Säfte, auf Honig, frisches Obst, Käse und Wurstwa-ren von heimischen Herstellern, wobei „heimisch“ sich hier in ers-ter Linie auf das Passeier bezieht. „Es sind diese kleinen Kreisläufe, die wir seit Jahren anzuregen und zu fördern versuchen, weil Produ-zenten wie Hoteliers davon nur pro-fitieren können“, so Landesrat Ber-ger. Zudem könne den Touristen ein Erlebnis unter dem Motto „100% Südtirol“ geboten werden. „Und ich denke, dass es gerade das ist, was sich unsere Gäste wünschen“, so Berger. Ähnlich wie der Landes-rat sieht es wohl auch der bekann-te Gastronomieführer „Osterie d’Italia“ von Slow Food, in dem das Saltauser Apfelhotel mittlerweile als Tipp geführt wird.Und wenn wir im Passeier bleiben, dann ist dort noch Südtirols erstes Hotel mit einer hauseigenen Erleb-nisbrauerei zu nennen: das „Brau-hotel Martinerhof“ in St. Martin. Dort kann der Gast sich durch die Brauerei führen lassen, Bier verkos-ten und alles Wissenswerte über das Bierbrauen in Erfahrung bringen. Der „Martinerhof“ ist zwar das ein-zige Brauhotel, er ist aber Teil des Netzwerkes der Südtiroler Wirts-hausbrauereien, die allesamt ihr eigenes Bier zum Essen anbieten. Zudem setzt man im Passeirer Brau-hotel – wie auch im „Torgglerhof“ auf die Einbindung der Bauern und ihrer Produkte. So gibt’s einmal im Monat einen hoteleigenen Bauern-markt, auf dem heimische Speziali-täten ebenso angeboten werden, wie Südtiroler Handwerk.

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Das italienische Kulturzentrum „Claudio Trevi“ in Bozen plant

einen Qualitätssprung: Es will sei-ne Rolle als Bezugspunkt für Kultur, Kunst und Bildung stärken und setzt dabei auf drei Bereiche: Mehrspra-chigkeit, kultureller Austausch und Kunstvermittlung. Das Kulturzentrum Trevi ist für die italienische Kultur und Bildung ein wichtiger Bezugspunkt. „Diesen Bezug zur Bevölkerung aller Al-tersklassen wollen wir weiter stär-ken. Zu diesem Zweck sollen drei strategische Bereiche ausgebaut werden: die Mehrsprachigkeit, der kulturelle Austausch und die Kunst-vermittlung“, sagt der italienische Kultur- und Schullandesrat Christi-an Tommasini. Was die Sprachen und Mehrsprachigkeit angeht, ist das im Kulturzentrum angesie-delte Multisprachzentrum bereits Anlaufstelle für viele Sprachenler-nende und Sprachenlehrende. Es bietet vielfältige Lern- und Unter-richtsmaterialien, eine moderne technische Ausstattung, immer wieder Veranstaltungen zur Förde-rung von Sprachkenntnissen sowie

Sprachkurse und Sprachprüfungen.Der zweite Bereich ist jener des kul-turellen Austausches und der Be-gegnung: Diesem Bereich sind die Ausstellungen, die Diskussionsver-anstaltungen, die Filmvorführun-gen und ähnliche Veranstaltungen zuzuordnen, die das Zentrum zu einem Treffpunkt der Kultur ma-chen und nach dem Ansinnen des Landesrates in Hinkunft noch ver-stärkt machen sollen. Am 12. Okto-ber wird das „Café Philosophique“ eröffnet. In diesem philosophischen Kaffee werden sich die Teilnehmen-den über die Thesen bekannter und weniger bekannter italienischer Denker austauschen. Das erste Tref-fen, zu dem Salvatore Notoli von der Mailänder Bicocca-Universität gela-den ist, wird dem Thema "Freund-schaft" gewidmet sein.Mit einer neuen Art der Kunstver­mittlung will das Kulturzentrum schließlich einen dritten Fachbe-reich aufbauen. Dabei wird auf moderne Technologien und Ver-mittlungsprojekte gesetzt, die alle Altersgruppen ansprechen sollen. Ziel ist es, die Bevölkerung durch

eine gute Vermittlung für die Kunst, besonders auch für die moderne und zeitgenössische Kunst, zu interessie-ren und zu begeistern. So startet am 16. Oktober das Projekt „Nel cerchio dell'arte - Storie dell'arte a ritroso, in una video immersione a tutto ton-do“, in dem es um moderne Vermitt-lung junger und älterer Kunst geht (www.provincia.bz.it/nelcerchiodel-larte und www.facebook.com/nel-cerchiodellarte).„Investitionen in Bildung und Kul-tur sind die gewinnbringendsten“, betonte der italienische Landesrat Tommasini, da sie auch das wirt-schaftliche Wachstum förderten. In diesem Zusammenhang sei auch die Bewerbung Bozens und des Nordos-tens Italiens als Kulturhauptstadt 2019 zu sehen.

Das Land- und Forstwirtschaftli-che Versuchszentrum Laimburg

hat seinen ersten „Scientific Report“ vorgelegt. Der Wissenschaftsbericht soll künftig im Zweijahresrhythmus erscheinen.Wir müssen die Ergebnisse der For-schung am Versuchszentrum Laim-burg veröffentlichen, damit sich alle Interessierten über unsere Arbeit informieren können. Der künftig zweijährlich erscheinende ‚Scien-tific Report’ wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten“, sagte Lan-deshauptmann Luis Durnwalder bei der Präsentation in Meran. Der „Scientific Report“ informiert das Fachpublikum, aber auch allgemein an Wissenschaft und Forschung In-teressierte über aktuelle, innovative Forschungsprojekte des Versuchs-zentrums Laimburg.367 Projekte und Tätigkeiten haben

die Forschenden am Versuchszent-rum Laimburg im Jahr 2011 betreut. „Wir haben aus der Fülle der Tätig-keiten des Versuchszentrums eine Auswahl besonders interessanter Projekte getroffen, die wir nun im ‚Scientific Report 2011’ zusammen mit viel Hintergrundinformation zur Laimburg und ihren Forschungs-schwerpunkten präsentieren“, so Michael Oberhuber, Direktor am Versuchszentrum Laimburg. Neben abgeschlossenen Projekten enthält der Scientific Report eine Reihe in-novativer Forschungsprojekte, wel-che die Schwerpunkte der Laimbur-ger Forschung der nächsten Jahre mitbestimmen werden.

367 Projekte

Die Palette der vorgestellten Ergeb-nisse reicht von der Erforschung

von Pflanzenkrankheiten wie dem Besenwuchs über die Forschungen zur autochthonen Rebsorte Lag-rein sowie Sorten-Lagenstudien des Gewürztraminer bis hin zum Getreideanbau sowie zur Bekämp-fung von Trockenschäden in der Grünlandbewirtschaftung. Neue Projekte befassen sich mit der Qua-lität heimischer Lebensmittel und der Biodiversitätsforschung an der ältesten Rebe der Welt, dem Verso-aln, auf Schloss Katzenzungen in Prissian.Besonders erfolgreich war das Versuchszentrum Laimburg 2011 beim Einwerben von Geldern für die Forschung: „2011 konnten wir zusammen mit unseren Pro-jektpartnern über 3,4 Millionen Euro an Drittmitteln für neue Forschungsprojekte einwerben. Der Anteil der Laimburg an die-

Kunst, Kultur, Bildung

Laimburger scientific Report

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Büchertisch

Die Seilbahn Vigiljoch hat in diesem Spätsom-mer ihren hundertsten Geburtstag gefeiert. Bei ihrer Eröffnung 1912 war sie eine der

ersten Schwebebahnen der Welt und brachte Einheimische und Urlauben-de bequem auf den Hausberg von Lana, das Vigiljoch. Die Seilbahn wur-de nach Plänen des Zürcher Bergbahn-bauers Emil Strub und des Wieners Walter Conrad gebaut. Die Arbeiten führte die Mailänder Firma Ceretti & Tanfani aus. Der Lananer Seilbahnpi-onier Luis Zuegg nahm vor Eröffnung und Inbetriebnahme noch Nachbesse-rungen vor. Im Detail dokumentiert wird die Geschichte der Seilbahn Vigiljoch in einem 78-seitigen Büch-lein, welches das Amt für Seilbahnen der Landesabteilung Mobilität in Zu-sammenarbeit mit dem Kuratorium für Technische Kulturgüter und der Seilbahngesellschaft pünktlich zum Jubiläum herausgebracht hat. Lan-deshauptmann Luis Durnwalder erin-nert im Vorwort daran, dass die Bahn seit Anbeginn einen Sommer- und Winterbetrieb garantiert habe, von vielen Prominenten wie Franz Kafka, Christian Morgenstern, Franz Lehar oder Erzherzog Ferdinand genutzt worden sei und auch heute noch ein Juwel und unverzichtbares Nahver-kehrsmittel darstelle. Mobilitätslan-desrat Thomas Widmann hingegen verweist auf den Wert der Seilbahnen für eine sanfte Erschließung.

Als Forum naturwis-senschaftlicher For-schung in den Fach-bereichen Botanik,

Zoologie und Ökologie gilt die Fach-zeitschrift „Gredleriana“. In den bis-her elf erschienenen Bänden wurden Beiträge von Autoren aus Italien, Ös-terreich und Deutschland zur Arten-vielfalt in Südtirol und dem angren-zenden Alpenraum veröffentlicht. Die elf bisher erschienenen Bände umfas-sen insgesamt 4.640 Seiten und knapp 300 Beiträge. Platz finden übrigens auch die Ergebnisse der jährlich im Juni stattfindenden GEO-Tage der Ar-tenvielfalt, bei der Experten aus dem In- und Ausland bestimmte Lebens-räume unter die Lupe nehmen, um Tier- und Pflanzenarten zu erheben. Bisher konnten in der Gredleriana 200 für Südtirol neue Arten präsen-tiert werden. Der Name „Gredleria-na“ wurde als Hommage an den aus Nordtirol stammenden Naturforscher Pater Vinzenz Maria Gredler (1823 - 1912) gewählt, dessen Todestag sich heuer zum hundertsten Mal jährt. Der Gründer und langjährige Direk-tor des Franziskanergymnasiums in Bozen prägte im 19. Jahrhundert die naturwissenschaftliche Forschung in Südtirol, stand in regem Kontakt mit Wissenschaftlern aus der ganzen Welt und veröffentlichte über 300 zum Teil noch heute verwendete Publikatio-nen zu vielen Tiergruppen. Gredler beschäftigte sich auch mit der Fauna Afrikas, Borneos und Sulawesis.

Seilbahn Vigiljoch11. Gredleriana

ser Summe beträgt 2,7 Millionen Euro“, so Oberhuber.

Vision 2020

Der Wissenschaftsbericht spiegelt zudem die Struktur des Schwer-punktprogramms Vision 2020 am Versuchszentrum Laimburg wi-der: Pflanzengesundheit, Qualität,

Sorten und Agrobiodiversität, Hö-henlage - Berg: Das sind die vier Forschungssäulen, an der sich die Versuchstätigkeit der Laimburg langfristig orientiert. Ziel des neu-en Schwerpunktkonzepts, das 2010 entwickelt wurde, ist es, die zur Ver-fügung stehenden Ressourcen so effi-zient wie möglich für die Südtiroler Bäuerinnen und Bauern sowie für

die Entwicklung der Berglandwirt-schaft innerhalb der Europäischen Union einzusetzen. 2011 wurden Schwerpunkte innerhalb der ein-zelnen Forschungssäulen gebildet. Durch die Einrichtung fachübergrei-fender Arbeitsgruppen zu besonders wichtigen Schwerpunktprojekten wird gewährleistet, dass Probleme umfassend angegangen werden.

Büchertisch

Das Büchlein „100 Jahre seilbahn Vigiljoch“ ist im Landesamt für seilbahnen in Bozen, Landhaus 3b, silvius-Magnago-Platz 3, Fax: 0471 41 46 16, oder eMail [email protected] kostenlos erhältlich.

Geo.Alp mal acht

„Geo.Alp“ er-scheint seit 2004 jährlich als ge-

meinsame Publikation des Na-turmuseum Südtirol und des Instituts für Geologie und Palä-ontologie der Universität Inns-bruck. Die diesjährige, achte Ausgabe von Geo.Alp legt den Brennpunkt auf die Dolomiten. „Die Erforschung der Dolomiten und die Forschung in den Dolo-miten verstehen wir als Auftrag, dem wir nun - nach der Ernen-nung zum Weltnaturerbe - erst recht nachkommen müssen“, so der Direktor des Naturmuseums, Vito Zingerle, zur diesjährigen Themenwahl. Zudem sei die Ver-mittlung der Forschungsergeb-nisse an die fachliche, aber auch allgemein interessierte Öffent-lichkeit notwendig. So enthält die „Geo.Alp 8“ neben spezifischen Arbeiten auch einige von allge-meinem Interesse, wie etwa den Exkursionsführer der westlichen Dolomiten von Lorenz Keim und Rainer Brandner. Ersterer arbei-tete als Geologe im Landesdienst; seine Forschungstätigkeit brach-te ihm auch überregionale Aner-kennung ein; im vergangenen Fe-bruar wurde der 43-Jährige Opfer eines Lawinenabgangs. Von Keim stammt übrigens das Cover-Foto von „Geo.Alp 8“.

„Geo.alp 8“ ist für jeweils 25 Euro im shop des naturmuseum südtirol oder über die Homepage des Mu-seums (http://www.naturmuseum.it/) erhältlich. Frühere Bände sind ebenfalls noch vorrätig.

„Gredleriana“ Band 11 ist um 25 Euro im shop des naturmuseum südtirol oder über die Homepage des Mu-seums (http://www.naturmuseum.it/) erhältlich. Frühere Bände sind ebenfalls noch vorrätig.

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stößen. Außer bei Abstimmungen über Personen wird nur mehr offen abgestimmt. Die Reform der Geschäftsordnung besteht aber nicht nur aus Kürzun-gen. So haben die Abgeordneten nun mehr Zeit (10 Min.), um ihre Beschlussanträge zu erläutern, die 120 Minuten, die für die Aktuelle Fragestunde vorgesehen sind, kön-nen überschritten werden, wenn noch Fragen unbeantwortet geblie-ben sind.Weitere Änderungen betreffen die Vorlage von Änderungsanträgen zur Geschäftsordnung, die Zuläs-sigkeit von Zusatzartikeln, die zwingende Teilnahme eines Oppo-sitionsvertreters im Präsidium bei der Stimmauszählung (bei gehei-men Abstimmungen). Geändert wurde auch die Vergü-tungsordnung des Landtags. Bei un-entschuldigten Absenzen werden 50

(für einen halben Sitzungstag) bis 150 Euro (für einen ganzen Tag mit Nachtsitzung) vom Tagegeld abge-zogen. Es ist die Anwesenheit bei mindestens der Hälfte der Abstim-mungen nötig.Bei ihrer ersten Anwendung hat die elektronische Abstimmung auch Fragen aufgeworfen, so z.B., ob eine eingesteckte elektronische Karte (für den Zugang zum Abstim-mungssystem) bereits als Präsenz gewertet wird, auch wenn deren Inhaber den Saal verlassen hat. Präsident Mauro Minniti teilte mit, dass dies kontrolliert wird, und for-derte die Abgeordneten zu einem korrekten Umgang mit dem neuen System auf. Das Präsidium wurde schließlich beauftragt, eine Digita-lisierung auch anderer Verfahren zu prüfen, etwa für die Vorlage von Anträgen und Entwürfen und für die interne Kommunikation.

schneller mit KnopfdruckWesentliche Neuerungen in der Geschäftsordnung des Landtags: Weniger Vorlesen, knappere Redezeiten, elektronische Abstimmung.

Der erste Testfall war das neue Landesgesetz zur Toponomas-

tik, das der Landtag am 15. Sep-tember kurz nach Mitternacht verabschiedet hat: Durch die elek-tronische Abstimmung konnte die Artikeldebatte – über wenige Arti-kel, aber über mehrere hundert Än-derungsanträge – in fünf Stunden abgeschlossen werden. Die vorher übliche Abstimmung durch Hand-aufheben hätte wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen, eine geheime Abstimmung hätte für je-den Antrag zwischen 10 und 15 Mi-nuten gebraucht.Der Landtag hat in den vergan-genen Sitzungen eine Reihe von Änderungen an seiner Geschäfts-ordnung vorgenommen, die die Arbeiten beschleunigen sollen. So wird künftig auf die Verlesung der oft langen Begleitberichte zu den Gesetzentwürfen verzichtet, die Redezeit in der Generaldebatte zu Gesetzentwürfen wurde (außer bei Haushalts- und Wahlgesetzen) von 30 auf 15 Minuten halbiert. Zu Fragen der Geschäftsordnung, zum Fortgang der Arbeiten oder zu per-sönlichen Angelegenheiten darf nur mehr ein Abgeordneter pro Fraktion sprechen, ebenso zu Ta-gesordnungen zu Gesetzentwürfen. Der Präsident bzw. die Präsidentin muss entscheiden, ob eine Stellung-nahme oder eine Tagesordnung zu-lässig ist oder das Thema verfehlt, er bzw. sie entzieht das Wort, wenn die Redezeit überschritten ist, und verhängt Sanktionen bei Regelver-

nichts ist mehr geheim: Der Bildschirm im sitzungssaal offenbart das stimmverhalten.

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autonomie in Gefahr?Auf Antrag der Freiheitlichen diskutierte der Landtag über ein aktuelles Thema.

In der Septembersitzung hat der Landtag zum ersten Mal von der

Möglichkeit Gebrauch gemacht, die die neue Geschäftsordnung bietet, und eine Aktuelle Debatte abgehalten. Das Thema hat Pius Leitner (Freiheitliche) vorge-schlagen: „Autonomie in Gefahr - welche Zukunftsperspektive für Südtirol hat der Landtag?“ Die Au-tonomie sei heute sowohl durch die EU als auch durch Rom in Gefahr, meinte Leitner, Brüssel höre auf Börsen und Banken und überge-he die Demokratie, die technische Regierung Monti übergehe immer wieder wichtige Autonomiebestim-mungen. Die Autonomie könne nicht der Endpunkt der Entwick-lung sein. Dem stimmten nicht nur Ulli Mair und Roland Tinkhau­ser (F), sondern auch Eva Klotz und Sven Knoll (Süd-Tiroler Frei-heit) zu, die Landeshauptmann Durnwalders Äußerung, Südtirol würde im schlimmsten Fall mit dem Schiff Italien untergehen, als Affront gegenüber den Freiheits-kämpfern werteten. Andreas Pö­der (Bürger Union) plädierte eben-falls dafür, das Schiff zu verlassen, bevor Italien die Autonomie mit nicht mehr anfechtbaren Verfas-sungsbestimmungen beschneide.Riccardo Dello Sbarba und Hans Heiss (Grüne) bezeichneten die Au-tonomie als einzig gangbaren Weg,

der auf Gerechtigkeit, Frieden und Zukunft für alle Sprachgruppen aufbaue. Roberto Bizzo und Chris­tian Tommasini (Partito Democra-tico) bezeichneten die Verständi-gungsprobleme mit Rom als lösbar und plädierten für einen Ausbau der Autonomie.Die SVP-Vertreter Elmar Pichler Rolle, Maria Hochgruber Ku­enzer, Florian Mussner, Walter Baumgartner, Martha Stocker und Richard Theiner verteidigten die Autonomie. Die Verhandlungen mit Rom hätten bereits in der Ver-gangenheit zu positiven Ergebnis-sen geführt und könnten, sobald man wieder eine politische Regie-rung als Ansprechpartner habe, auch zur Vollautonomie führen. Ve­ronika Stirner Brantsch hinge-gen bezeichnete die Autonomie als Vorstufe für eine noch weiterrei-chende Entwicklung, über die mit allen Parteien zu diskutieren sei.Kritisch zum Zustand der Auto-nomie äußerten sich Alessandro Urzì (Futuro e Libertà), der darin eine „innere Sezession“ sah, und Donato Seppi (Unitalia), der mein-te, die Autonomie sei zur Geldfrage verkommen.Landeshauptmann Luis Durnwal­der verteidigte die Marschrichtung der Koalition. Südtirol, das nun zur Sanierung des Staatshaushaltes beitragen müsse, habe jahrzehnte-lang auch zum italienischen Schul-denberg beigetragen. Man werde sich vor dem Verfassungsgericht wehren, wenn die Autonomie be-schnitten werde.

Bauvergaben, Lehrlingswesen, Schulkalender. Und eine Grundsatzdebatte über direkte Demokratie.

neue Gesetze

Im Juni und Juli hat der Landtag eine Reihe von neuen Gesetzen

verabschiedet, darunter – mit 27 Jastimmen und 1 Enthaltung – eine Neuordnung des Lehrlingswesens, die von Landesrätin Sabina Kass­latter Mur vorgelegt wurde. Die Reform übernimmt die neuen staat-lichen Normen und führt auch die Lehre für Hochschulabgänger ein.Knapper (mit 18 Ja, 11 Nein und 3 Enthaltungen) war die Zustimmung für das Gesetz zum Schulwesen – vorgelegt von Martha Stocker –, das die von Rom beanstandeten Be-stimmungen zur Fünf-Tage-Woche neu formuliert. Demnach bleibt die kurze Woche die Regel, aber die Landesregierung kann Ausnahmen genehmigen. Der Koalitionspartner PD stimmte dem Gesetz nicht zu.Einstimmig verabschiedet wurde hingegen das Gesetz zur Vergabe und Ausführung von öffentlichen Bauaufträgen, vorgelegt von Hans­peter Munter. Die im Gesetz ent-haltenen Änderungen betreffen die Weitervergabe von Bauaufträgen an Subunternehmen, wobei letzteren nicht die schlechteren Bedingun-gen geboten werden dürften. Damit möchte man ein Verfahren vor dem Verfassungsgericht vermeiden, denn laut Regierung fällt die Mate-rie in die Zuständigkeit des Staates.Im Juli wurde schließlich die De-batte über das Gesetz zur Bürger-beteiligung, vorgelegt von Arnold Schuler, fortgesetzt. Auf Vorschlag von Elmar Pichler Rolle (SVP) wur-de sie jedoch an einem Punkt unter-brochen, der auf heftige Kritik aus den Oppositionsreihen gestoßen war: die 38.000 Unterschriften, die für die Einleitung einer Volksab-stimmung nötig sein sollen. Über diese Bestimmung wolle man zwi-schen den Fraktionen weitere Ge-spräche führen.

aktuelle Debatte im Landtag: Weiter auf dem Weg der autonomie oder weg von Rom?

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Regeln für OrtsnamenKernpunkt des neuen Toponomastikgesetzes beruht auf Abkommen zwischen Koalitionspartnern SVP und PD. Kriterium ist der Gebrauch auf Bezirksebene. Vorschläge werden von paritätischer Kommission geprüft.

Vierzig Jahre nach Inkrafttreten des zweiten Autonomiestatuts,

das die Zuständigkeit für die Orts-namen dem Land überträgt, hat der Landtag erstmals ein Gesetz zur Toponomastik verabschiedet. Der ursprüngliche Entwurf aus der Feder von Elmar Pichler Rolle (SVP) wurde im Kern durch einen Kompromiss zwischen SVP und PD geändert: Demnach zählt für die Amtlichkeit eines Namens nicht der Gebrauch vor Ort, sondern auf Bezirksebene, und der Landesbei-rat, der darüber zu befinden hat, wird nicht nach Proporz, sondern paritätisch zusammengesetzt, mit zwei Vertretern pro Sprachgrup-pe. Damit werde, so Elmar Pich­ler Rolle den Bedürfnissen aller Volksgruppen Rechnung getragen und gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, vergangenes Unrecht wieder gut zu machen. Roberto Bizzo und Christian Tommasini sahen darin einen weiteren Be-weis, dass Mitte-Links an Südtirols Zukunft mitbaut, während andere die Autonomie immer noch nicht verstanden hätten.Der Gesetzentwurf wurde mit 20 Ja-, 12 Gegenstimmen und 2 Ent-haltungen genehmigt, zuvor waren zwei Toponomastik-Entwürfe von Grünen und Süd-Tiroler Freiheit abgelehnt worden. Die zwei Ent-haltungen kamen von den Grünen Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba, die zwar das Prinzip des Gesetzes guthießen aber Zweifel an der Umsetzung äußerten: Ein hochpolitisches Thema werde nun den Bezirken übertragen, die sich

bisher mit Alltäglicherem befasst hätten.Ein deutliches Nein kam von den italienischen Oppositionsparteien. Alessandro Urzì (FLI) kritisierte das Verhalten des PD und meinte, in den Bezirken hätten die Italie-ner kein Gewicht. Laut Maurizio Vezzali (PdL-Berlusconi) macht das Gesetz den entscheidenden Gremien keine Vorgaben zur Um-setzung. Donato Seppi (Unita-lia) kritisierte, dass praktisch der Landeshauptmann fünf von sechs Mitgliedern des Beirats bestimme. Dieses Gesetz demütige die italie-nische Sprachgruppe, so wie es der Faschismus mit der deutschen ge-tan habe, erklärte Mauro Minniti (Popolo della Libertà).Scharfe Kritik kam aber auch von deutscher Seite. Laut Eva Klotz und Sven Knoll (STF) wird mit die-sem Gesetz faschistisches Unrecht bestätigt, da viele tolomeische Na-men, darunter die wichtigsten, be-stehen blieben. Der Meinung war auch Andreas Pöder (BürgerUni-on), der ein Referendum zu dieser

Materie forderte. Enttäuscht zeig-ten sich auch die Freiheitlichen Pius Leitner und Ulli Mair; die von ihnen vorgeschlagene Prozent-lösung sei der bessere Kompromiss, zudem werde er von der UNO emp-fohlen.Landeshauptmann Luis Durn­walder schließlich verteidigte das Kriterium des Gebrauchs. Eine gänzliche Abschaffung aller Na-men Tolomeis hätte vor dem Ver-fassungsgericht keinen Bestand, da das Statut auf die Zweisprachigkeit verweise. Ohne Kompromiss wür-den hingegen alle beanstandeten Namen bleiben.Im Rahmen der Debatte wurden auch einige von 19 Tagesordnun-gen, zumindest teilweise, angenom-men: Jene von Sven Knoll zu den Höfenamen und zur Abschaffung der faschistischen Ortsnamende-krete, jene von Maurizio Vezzali zur Förderung des Verständnisses zwischen den Sprachgruppen und jene von Hans Heiss zur Institutio-nalisierung einer Ortsnamensfor-schung.

40 Jahre nach dem statut: einLandesgesetz zu den Ortsnamen

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Moderne HüttenLega Nord: Schutzhütten sanieren statt neu bauen

Edelraut-, Schwarzenstein- und andere Schutzhütten sollten sa-

niert anstatt neu gebaut werden, forderte Elena Artioli. Einheimi-sche wie Gäste würden die traditi-onelle Bauweise bevorzugen, und auch die anstehenden Sparmaß-nahmen würden zum Maßhalten. Die Projekte würden aus Sicht der Bevölkerung die Landschaft zerstö-ren, es habe sich sogar eine eigene Facebook-Gruppe gebildet, um den Neubau zu verhindern. Während Andreas Pöder, Sven Knoll, Eva Klotz, Ulli Mair und Thomas Egger die vorgelegten Projekt als unpassend für die Berg-landschaft sahen, plädierten Hans

Heiss und Donato Seppi dafür, im Stil der Zeit zu bauen. Maria Hoch­gruber Kuenzer, Elmar Pichker Rolle und Arnold Schuler sahen in manchen Kitschbauten den größeren Eingriff in die Land-schaft. Josef Noggler äußerte Bedenken zum Standort der Weiß-kugelhütte, Pius Leitner und Ro­land Tinkhauser äußerten Zwei-fel sowohl an den Argumenten der Gegner wie der Befürworter der Projekte. Landesrat Florian Mussner wies darauf hin, dass nur drei von 21 Schutzhütten neu gebaut werden müssten, der Wettbewerb für die Bauprojekte sei demokratisch und transparent abgelaufen. Der An-trag wurde mit 11 Ja- und 21 Gegen-stimmen abgelehnt.

Hilfe für GemeindenSüd-Tiroler Freiheit: IMU-Berechnung wird kompliziert

Nicht alle Gemeinden seien in der Lage, den Bürgern aus-

gefüllte Vordrucke für die zweite Rate der Immobiliensteuer IMU zu bieten, erklärte Eva Klotz und for-derte eine Hilfestellung durch das Land. Auch Riccardo Dello Sbar­ba (Grüne) und Sven Knoll (STF) sprachen sich für das Anliegen

aus. Arnold Schuler und Elmar Pichler Rolle (SVP) sowie Tho­mas Egger (F) wiesen darauf hin, dass eigentlich die Steuerzahler verantwortlich für die richtigen Angaben seien.Auch Finanzlandesrat Roberto Bizzo sprach sich gegen den An-trag aus. Der Staat habe sich vor-behalten, die Hebesätze noch bis Dezember zu ändern. Bis dahin sei jede Berechnung schwierig. Der Antrag wurde abgelehnt.

Freiheitliche: Tiroler Medaille auch an Südtiroler

PdL: Siedlung unter MeBo gefährlich

Ehrungen

nomaden

Die Tiroler Lebensrettermedail-le sollte auch an Lebensretter

aus Südtirol vergeben werden kön-nen, forderten die Freiheitlichen, Südtirol habe derzeit keine solche Auszeichnung. Auf Vorschlag von Landeshauptmann Durnwalder for-mulierte Sigmar Stocker seinen Antrag um: Die Landesregierungen von Nord- und Südtirol sollten über gemeinsame Ehrungen reden.Während Alessandro Urzì (FLI) sich skeptisch gegenüber einem Antrag zeigte, der einen anderen Landtag betreffe, mahnte Hans Heiss (Grüne) an, dass man bei den gesamttiroler Ehrungen auch an die Italiener denken solle. Seit 23 Jahren rede er mit den Tiroler Lan-deshauptleuten darüber, erklärte Landeshauptmann Luis Durnwal­der, und er sei auch der Meinung, dass auch Vertreter der italieni-schen Sprachgruppe geehrt werden sollten. Der Antrag wurde bei zwei Enthaltungen angenommen.

Die Nomadensiedlung unter der MeBo bei Meran sei illegal und

gefährlich, das Land sollte die Ge-meinde Meran zum Handeln auf-fordern, beantragte Mauro Min­niti. Veronika Stirner Brantsch und Elmar Pichler Rolle (SVP) wiesen auf die bisher erfolglosen Lösungsversuche der Gemeinde hin, Elena Artioli (Lega Nord) und Donato Seppi (Unitalia) wie-sen auf die Zuständigkeit eben der Gemeinde hin, während Sven Knoll (STF) auf die Einhaltung der Gesetze durch die Nomaden pochte. Landeshauptmann Luis Durnwalder stimmte dem An-trag zu, der schließlich mit breiter Mehrheit genehmigt wurde.

Projekt schwarzensteinhütte: Geteilte Meinung auch im Landtag

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straffung der sanitätBürgerUnion: Vereinheitlichung des Sanitätsbetriebes und Abschaffung der vier Gesundheitsbezirke

Mit der Reform seien die vier Sanitätseinheiten zu Bezirken

geworden und es sei eine zusätzli-che Verwaltungsstruktur auf Lan-desebene eingeführt worden, kriti-sierte Andreas Pöder. Die Bezirke seien unnötig und abzuschaffen. Dadurch würde der Dienst an den Patienten nicht gemindert, auch die peripheren Krankenhäuser wären dadurch nicht in Gefahr. Damals habe man die Bezirke be-lassen, damit der Widerstand gegen die Reform nicht zu groß wird.

Für eine Vereinheitlichung spra-chen sich Elena Artioli (Lega Nord) und Donato Seppi (Unita-lia) aus, vor einer Zentralisierung warnten hingegen Pius Leitner und Thomas Egger (Freiheitliche), Sven Knoll und Eva Kotz (Süd-Ti-roler Freiheit). Hans Heiss (Grü-ne) sah eine Qualitätskontrolle als vorrangig an. Elmar Pichler Rolle (SVP) schlug eine Zusammenarbeit in der Euregio vor, um Doppelglei-sigkeiten zu vermeiden.Von Fusionen in dieser Größen-ordnung hätten alle konsultierten Unternehmensberater abgeraten, antwortete Landesrat Richard Theiner. Durch die bisher erreich-ten Synergieeffekte habe man als einzige Region weitum die Pro-Kopf-Ausgaben senken können. Der Antrag wurde abgelehnt.

Lärm am PassGrüne und Unitalia forderten effizientere Motorradkontrollen an den Passstraßen

Für Donato Seppi (Unitalia) ist der Motorradlärm vor allem mit

mehr und strengeren Kontrollen zu bekämpfen, Hans Heiss (Grüne) schlug Messpunkte an besonders belasteten Abschnitten vor.Während Veronika Stirner Brantsch und Elmar Pichler Rol­le (SVP) das Anliegen anerkannten,

sahen Eva Klotz (STF) und Thomas Egger (F) die Vorschläge als zu sanft an. Alessandro Urzì (FLI) warnte davor, den Polizeiorganen Untätig-keit zu unterstellen, Sven Knoll (STF) bezeichnete die Verkehrskon-trollen in Italien als Schikane. Sig­mar Stocker (F) meinte, nur Ver-kehrshindernisse seien effizient.Landesrat Florian Mussner ver-wies auf die Sensibilisierungskam-pagnen des Landes und auf die gute Zusammenarbeit mit dem Regie-rungskommissariat in dieser Ma-terie. Beide Anträge wurden mehr-heitlich angenommen.

FLI: Zweisprachigkeit bei Giftstoffen

Freiheitliche forderten baldigen Wettbewerb

Etiketten

Lehrbefähigung

Die Pflicht zur zweisprachigen Beschriftung von giftigen Pro-

dukten forderte Futuro e Libertá. Das Land sollte eine Informations-kampagne für Produzenten, Händ-ler und Berufsverbände starten und die Südtiroler Parlamentarier zu ei-ner entsprechenden Gesetzesinitia-tive auffordern. Die EU schreibe für gefährliche Stoffe die Verwendung der Sprache des Zielmarktes vor, in Südtirol müsse dies zumindest Zweisprachigkeit bedeuten, erklär-te Alessandro Urzì.Eva Klotz (STF) unterstützte den Antrag. Importierte Ware sei oft nur italienisch und manchmal in keiner der Landessprachen beschriftet. Auch Landesrat Thomas Wid­mann sprach sich für den Antrag aus. Bei Giftstoffen sei es besonders wichtig, dass jeder wisse, wie damit umzugehen sei. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Langjährige Supplenten mit gül-tigem Studientitel laufen Ge-

fahr, von Universitätsabgängern verdrängt zu werden, da eine Lehrbefähigungsprüfung bzw. ein Wettbewerb auf sich warten lässt, berichtete Ulli Mair (F) und forder-te eine Intervention in Rom. Sollte ein Kurs heuer nicht mehr möglich sein, so soll noch 2013 ein Wettbe-werb in die Wege geleitet werden. Landesrätin Sabina Kasslatter Mur stimmte dem Anliegen zu. Man warte noch auf die Unter-schrift des Ministers für den lehr-befähigenden Kurs, der im Herbst starten sollte. Sollte das nicht gelin-gen, strebe man einen Wettbewerb an. Der Antrag wurde einstimmig genehmigt.

Motorräder auf Passtraßen: Landtag will effizientere Kontrollen

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Repräsentationsfonds

Alessandro Urzì fragte, ob die Re-präsentationsausgaben der Landes-regierung (72.000 Euro für den Lan-deshauptmann, 55.000 Euro für die Landesräte) nicht wenigstens belegt und veröffentlicht werden sollten.Gemäß der diskreten Natur dieser Ausgaben könnten sie nicht veröf-fentlicht werden, wohl aber würden sie genau abgerechnet, antwortete Landesrat Roberto Bizzo.

Entzug der Jagdkarte

Hans Heiss fragte, warum die Landesregierung 2010 und 2011 je fünf Rekurse gegen den Entzug der Jagdkarte angenommen hat, ob-wohl die Voraussetzungen für den Entzug klar definiert seien. 2010 seien sechs Rekurse angenom-men worden, 2011 vier, jeweils wegen Formfehlern, Termin- und Befug-nisüberschreitung, antwortete Lan-deshauptmann Luis Durnwalder. Der Rekurs werde in der Regel von Anwälten eingereicht und im Falle

Wenig Organspender

Für eine Transplantation gebe es lange Wartezeiten, erklärte Vero­nika Stirner Brantsch und fragte, wie man die Bereitschaft zur Organ-spende erhöhen könnte.Die Organspenderrate liege mit 34 Spendern auf eine Million Ein-wohner im europäischen Durch-schnitt, antwortete Landesrat Ri­chard Theiner. Das Land betreibe bereits eine Sensibilisierungskam-pagne, die laut Einschätzung der Organspendervereinigung Wir-kung zeige, eine weitere sei in Vor-bereitung.

EEVE in Gefahr

Die einheitliche Einkommens- und Vermögenserklärung für So-zialleistungen des Landes droht durch staatliche Kriterien ersetzt zu werden. Sven Knoll fragte, wie die Landesregierung sich dagegen wehren will und ob dadurch das Südtiroler Sozialleistungssystem in Gefahr ist. Die EEVE sei auf unser Land zu-geschnitten und mit den Sozial-partnern vereinbart, antwortete Landesrat Richard Theiner. Die staatlichen Richtlinien würden anderswo vielleicht Sinn haben, aber nicht in Südtirol. Das Land werde alle rechtlichen Schritte er-greifen.

einer Ablehnung höchstwahrschein-lich an das Gericht weitergereicht.

Islamische Gebetsstätte

Bezüglich einer Gebetsstätte für Pakistaner in der Bozner Trient-straße fragte Ulli Mair, wann man eine einschlägige Bestimmung zum Raumordnungsgesetz erlassen wird. Der Raum sei von der Gemeinde-baukommission höchstens für 100 Personen und nicht für öffentliche Veranstaltungen zugelassen, ant-wortete Landeshauptmann Luis Durnwalder. Eine Regelung per Landesgesetz sei nicht möglich, die-se sei bereits durch die Verfassung gegeben.

Ticket und Ausländer

Unter den vom Ticket befreiten Per-sonen seien viele Ausländer, bemerk-te Elena Artioli und fragte nach Zahl und Grund der Ticketbefreiun-gen, aufgeschlüsselt nach Staatszu-gehörigkeit und Sprachgruppe. Die Sprachgruppe werde nicht er-hoben, wohl aber die Staatsbür-gerschaft, antwortete Landesrat Richard Theiner. 2011 wurden in Südtirol 1.709 italienische Staats-bürger vom Ticket befreit, 95 Bür-ger anderer EU-Staaten und 3.254 Nicht-EU-Bürger bzw. 33, 1,88 und 64 Prozent.

Mauro Minniti ist Gastgeber der italienischen Regionalratspräsidenten-konferenz im Oktober.

Präsidenten in Bozen

Auf Einladung von Landtagsprä-sident Mauro Minniti tagt die

Konferenz der Präsidenten der Re-gionalräte und der Landtage der au-tonomen Provinzen am 11. Oktober in Bozen. Die Präsidenten treffen sich re-gelmäßig, um die Auswirkungen

europäischer und staatlicher Be-stimmungen auf die Regionen und deren Parlamente zu beleuchten und eventuell ein gemeinsames Vorgehen abzusprechen. Bei der Tagung im Sommer in Perugia ging es etwa um das staatliche Vorha-ben, die Provinzen abzuschaffen, und um eine Reform des Leibren-tensystems für die Abgeordneten. Im September sprach man in Rom über die Zusammenarbeit mit EU und Europarat, über Volksanwalt-schaften und Kommunikationsbei-räte.

Abgeordnete fragen / Landesräte antworten

Präsident Minniti mit amtskollegen in Perugia

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Das Land Südtirol | Oktober 2012

info

LandesdiensteSüdtiroler landesverwaltungTel. 0471 411111 (Zentrale)www.provinz.bz.it

landesnotrufzentraleTel. 118 (Rettungsdienste)Tel. 115 (Feuerwehr)

VerkehrsmeldezentraleTel. 0471 200198 Fax 0471 201157 (Fax-Abruf)[email protected]/vmz

touristische AuskünfteSüdtirol Marketing GesellschaftPfarrplatz 11 | 39100 BozenTel. 0471 [email protected] | www.suedtirol.info

info Mobilität840 000471

luftwerteTel. 0471 415800www.provinz.bz.it/umweltagentur/luft.asp

Wetter- und lawinenwarndienstMendelstraße 33 | 39100 BozenTel. 0471 414740 Aktuelle Berichte: Tel. 0471 [email protected]/wetter

PolleninformationsdienstTel. 0471 950431www.provinz.bz.it/pollen

Statistische informationenLandesstatistikinstitut ASTAT Kanonikus-Michael-Gamper-Straße39100 Bozen | Tel. 0471 [email protected]/astat

FrauenbüroDantestraße 11 | 39100 BozenTel. 0471 [email protected]/arbeit/frauenbuero

dienststelle für die Zwei- und dreisprachigkeitsprü-fungenPerathonerstraße 10 | 39100 BozenTel. 0471 413900 | [email protected]

landesbeirat für KommunikationswesenCavourstr. 23/c | 39100 BozenTel. 0471 287188info@kommunikationsbeirat-bz.orgwww.kommunikationsbeirat-bz.org

Südtiroler landtagS.-Magnago-Platz 6 | 39100 BozenTel. 0471 946111 | [email protected]

VolksanwaltschaftCavourstraße 23 | 39100 BozenTel. 0471 [email protected]

Außenamt BrüsselRue de Pascale, 45-47B-1040 Bruxelles | Tel. +32 27 [email protected]

Außenamt romVia del Gesù 5700186 RomTel. 06 69791120 [email protected]

Euregio BüroDrususallee 1 | 39100 BozenTel. 0471 402026 [email protected]

e touriseum – landesmuseum für tourismus Schloss trauttmansdorffMeran | St. Valentin Str. 51aTel. +39 0473 270172 | www.touriseum.it

r Südtiroler ArchäologiemuseumBozen | Museumstraße 43Tel +39 0471 320100 | www.iceman.it

t Südtiroler WeinmuseumKaltern | Goldgasse 1 | Tel. +39 0471 963168www.weinmuseum.it

u Schloss Wolfsthurn – Südtiroler landesmuseum für Jagd und FischereiMareit | Kirchdorf 25 | Tel. +39 0472 758121www.wolfsthurn.it

i Schloss tirol - landesmuseum für Kultur- und landesgeschichteDorf Tirol | Schlossweg 24Tel. +39 0473 220221 | www.schlosstirol.it

o Naturmuseum SüdtirolBozen | Bindergasse 1 | Tel. +39 0471 412964www.naturmuseum.it

p Südtiroler landesmuseum für VolkskundeDietenheim/Bruneck Herzog-Diet-Straße 24 | Tel. +39 0474 552087 www.volkskundemuseum.it

Schaubergwerk PrettauPrettau | Hormanngasse 38aTel. +39 0474 654298 www.bergbaumuseum.it

Klimastollen PrettauPrettau | Hormanngasse 38aTel. +39 0474 654523 | www.ich-atme.com

s Museum ladin Ciastel de torSt. Martin in Thurn | Torstraße 65Tel. +39 0474 524020 | www.museumladin.it

d Museum ladin Ursus ladinicusSt. Kassian | Strada Micurà de Rü 26Tel. +39 0474 524020 | www.museumladin.it

a Südtiroler Bergbaumuseumwww.bergbaumuseum.it

BergbauWelt ridnaun-SchneebergRidnaun | Maiern 48 | Tel. +39 0472 656364www.bergbaumuseum.it

ErlebnisBergwerk Schneeberg PasseierMoos in PasseierSchutzhütte Schneeberg, Rabenstein 42/43Tel. +39 0473 647045 | www.schneeberg.org

Bergbaumuseum im KornkastenSteinhaus | Steinhaus 99Tel. +39 0474 651043 www.bergbaumuseum.it

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Haus der Kultur Walther von der Vogelweide, Schlernstraße 1, Bozen

Cusanus Akademie, Seminarplatz 2, Brixen

Beginn : 20 Uhr • Einlass: ab 19 UhrAlle Vorträge werden simultan übersetzt.

Montag | 15.10. 2012 Termin 1

Depression, die Volkskrankheit der reichen Länder

Montag | 29.10. 2012 Termin 3

Der Schlaganfall: Vorboten erkennen, Lebensstil verändern

Montag | 22.10. 2012 Termin 2

Wechseljahre – sich selbst neu entdecken

Univ. -Prof. Dr. Andreas ConcaPrimar Psychiatrie Krankenhaus Bozen

Univ. -Prof. Dr. Christian WiedermannPrimar Innere Medizin Krankenhaus Bozen

Dr. Arthur Scherer Primar Gynäkologie Krankenhaus Brixen

Dr.in Carla LeveratoVerband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker

Dr. Bruno EnglPrimar Gynäkologie Krankenhaus Bruneck

Haus der Kultur Walther von der Vogelweide, Schlernstraße 1, Bozen

Haus der Kultur Walther von der Vogelweide, Schlernstraße 1, Bozen

Bürgersaal, Otto-Huber-Straße 8, Meran

Montag | 05.11. 2012 Termin 4

Wenn gesunde Lebensmittel krank machen

Montag | 12.11. 2012 Termin 5

Demenz und Alzheimer: Was Betroffenen hilft

Dr. Christian Thuile Projektleiter Dienst für KomplementärmedizinKrankenhaus Meran

Dr. Christian Wenter Primar GeriatrieKrankenhaus Meran

Dr. Gianfranco De BlasiPrimar Innere Medizin-2 Krankenhaus Brixen

Dr.in Ivonne Daurù-MalsinerErnährungswissen-schaftlerin

Karin Pörnbacher Pflegekoordinatorin Geriatrie Day Hospital Krankenhaus Bozen

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