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ESF startet in neue Förderperiode Seite 3 – 7 PUNKT September/Oktober 2015 24. Jg. Das Magazin aus Berlin über den Europäischen Sozialfonds 129 Follow me in DigiMediaL_musik Seite 10 Pflege hat Zukunft Seite 13

Das Magazin aus Berlin über den Europäischen Sozialfonds PUNKT · Follow me: Positionierung im digitalen Musikbusiness 10–12 Pflege hat Zukunft 13 VERANSTALTUNGSBERICHT Erfolgreiche

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Page 1: Das Magazin aus Berlin über den Europäischen Sozialfonds PUNKT · Follow me: Positionierung im digitalen Musikbusiness 10–12 Pflege hat Zukunft 13 VERANSTALTUNGSBERICHT Erfolgreiche

ESF startet in neue Förderperiode Seite 3 – 7

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24.

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Das Ma ga zin aus Ber lin über den Europäischen Sozialfonds

129 Follow me in DigiMediaL_musik Seite 10

Pflege hat ZukunftSeite 13

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Z U R S A C H E

Der ESF startet in die neue Förderperiode

PUNKT H Oktober/November 2015 H 2

E D I T O R I A L

Mit den ersten konkreten Projektausschreibungen – die aufgrund des Schulbeginns bereits im August erfolgten – startet der Europäische Sozialfonds in die neue Förderperiode. Anders als im vorhergehenden Förderzeitraum kommt dabei bis zum Jahr 2020 eine neue Umset-zungsstruktur zum Tragen, die u. a. auf zwei zentrale Dienstleister sowie auf eine weitestgehend elektronische Abwicklung der Strukturfondsför-derung setzt. Nicht zuletzt wegen des stark reduzierten Programmbud-gets und des immensen Verwaltungsaufwands wurden letztere Schritte dringend nötig, damit entsprechende Fördermittel unbürokratischer, ef-fektiver und zielgerichteter eingesetzt werden können.

Der aktuelle PUNKT beschreibt die neue Umsetzungsstruktur, nennt Ansprechpartner und zeigt, wo Aufrufe zur Einreichung von Projektanträ-gen zu finden sind. Zudem sprachen wir mit Susanne Weller, Vorsitzende des ESF-Arbeitskreises des Berliner Begleitausschusses für die EU-Struk-tur- und Investitionsfonds, über die größten Herausforderungen in der deutschen Hauptstadt sowie die dringendsten „Baustellen“ für den Eu-ropäischen Sozialfonds.

Natürlich gewährt der PUNKT auch wieder einen Blick in die konkrete Förderumsetzung und stellt hierbei die Arbeit bestimmter Projekte vor. Ob die so wichtige Fachkräftesicherung in der Altenpflege, Weiterbil-dungsangebote für die Berliner Musikszene oder die Förderung von Kar-rierechancen Jugendlicher im Ausland – die Projektberichte verdeutli-chen, wie ESF-Mittel in die Zukunft von Menschen investiert werden, damit diese ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können.

Inhalt

PUNKT erscheint 5 x jährlichunentgeltlichISSN 1434-3991

Herausgeber und BezugsadresseSenatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und ForschungReferat IV C – Europäische StrukturfondsförderungMartin-Luther-Straße 10510825 Berlin

RedaktionCONVIS Consult und Marketing GmbH, Berlinwww.convismedia.eu

Ansprechpartnerin: Susanne LandgrenTelefon 030 [email protected]://www.berlin.de/sen/wirt-schaft/gruenden-und-foerdern/europaeische-strukturfonds/esf/oeffentlichkeitsarbeit/punkt/arti-kel.255478.php

LayoutSPREE-PR, Ber linwww.spree-pr.com

Die Re dak ti on behält sich vor, ein-ge reich te Bei trä ge zu kür zen. Na-ment lich gezeich ne te Bei trä ge und Le serzuschriften ge ben nicht unbe-dingt die Mei nung der Re dak ti on wie der. Jeg li cher Nach druck von Bei trä gen (auch aus zugs wei se) ist nur mit Quel len an ga be gestat tet und bedarf der Zu stim mung des Au tors. Die Zu sen dung ei nes Be leg-exemplars ist erforderlich. Für ein-gesandte Manuskripte, Vorlagen, Cartoons und Fotos wird keine Ge-währ übernommen.

V.i.S.d.P. Pierre Triantaphyllides,Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung

Oktober/November 2015,24. Jahrgang, Ausgabe 129

Impressum

Fotonachweise: Robert Kneschke, Susanne Baron – DigiMediaL_musik, Europäische Kommission, Stephan Röhl

Das Magazin PUNKT wird aus Mitteln der Europäischen Union (ESF) kofinanziert.

Über Ihre Hinweise, Wünsche, Anregungen oder Kritik würden wir uns freuen. Bitte per E-Mail an: [email protected]

EUROPA-REPORTAGE Den Startschuss erteilt 3–6

Technische Hilfe bei der Umsetzung 7

EUROPA-INTERVIEW 3 Fragen an: Susanne Weller 8–9

ESF-PROJEKTE IN BERLIN Follow me: Positionierung

im digitalen Musikbusiness 10–12

Pflege hat Zukunft 13

VERANSTALTUNGSBERICHT Erfolgreiche Ansätze zur Bekämpfung

der Arbeitslosigkeit 14

AUF DEN PUNKT Quereinstieg – Männer u. Frauen in Kitas 15

Leitfaden zu den Querschnittszielen im ESF 15

Freiwilliges Ökologisches Jahr 2015/16 15

AUS ANDEREN LÄNDERN Italien sagt: „Junge Leute, ja!“ 16

1. Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung (SenWiTechForsch)2. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (SenBildJugWiss)3. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm)4. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (SenGesSoz)5. Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen (SenAIF)6. Der Regierende Bürgermeister von Berlin - Senatskanzlei

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E U R O P A - R E P O R T A G E

PUNKT H Oktober/November 2015 H 3

In den zurückliegenden Aus-gaben berichtete der PUNKT um-fangreich und detailliert über den Entstehungsprozess des künfti-gen Operationellen Programms für ESF-Förderungen in Berlin – und be-schäftigte sich dabei eingehend mit den einzelnen Prioritätsachsen.

Mit der Genehmigung der Förder-richtlinien sowie der Projektauswahl-kriterien, welche die Voraussetzungen für die finanzielle Unterstützung be-stimmter Projekte und Maßnahmen definieren, konnten jüngst die ent-scheidenden Schritte in die neue För-derperiode zurückgelegt werden. Alle formalen Voraussetzungen für die ESF-Instrumente sind nunmehr ge-schaffen, sodass dem operativen Start und der damit verbundenen Förde-rung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung, der Bekämpfung von Armut und jegli-cher Diskriminierung sowie der Investition in Bildung, Aus- und Berufsbildung für Kompetenzen und lebens-langes Lernen nichts mehr im Wege steht.

Projektauswahlkriterien Förderrichtlinien

Neue UmsetzungsstrukturNicht zuletzt aufgrund des reduzierten Programm-

budgets – in der nun beginnenden Förderperiode stehen dem Land Berlin mit 215 Millionen Euro weit-aus weniger Mittel zur Verfügung als im vergange-nen Förderzeitraum von 2007 bis 2013 (335,9 Milli-onen) – haben die für die Umsetzung der jeweiligen Instrumente verantwortlichen Senatsverwaltungen wesentliche Veränderungen an der Umsetzungsstruk-tur vorgenommen. Um den Verwaltungsaufwand zu verringern, den Zugang zu Fördergeldern zu verein-fachen und Kontroll-, Prüf- sowie Beratungsvorgänge effektiver zu gestalten, hat sich ein Großteil der Se-natsverwaltungen im Vorfeld daher dazu entschieden, das Fördermanagement für die Förderinstrumente des ESF zu bündeln und hierfür im Rahmen einer europa-weiten Ausschreibung einen zentralen Dienstleister

zu ermitteln. Eine Entscheidung, die in jedem Falle einleuchtet, betrachtet man die vorherige komplexe Umsetzungsstruktur bestehend aus 14 Fachrefera-ten aus sieben Fachressorts, die gemeinsam mit drei großen Dienstleistern knapp 50 Förderinstrumente in 23 unterschiedlichen Förderstrukturen umsetzte. Zwar hatte diese sehr anspruchsvoll, dezentral orga-nisierte Struktur den Vorteil, dass sie eine große inhalt-liche Reichweite schaffte – jedoch verursachte sie ei-nen immensen Prüf- und Kontrollaufwand, der nicht immer fehlerfrei blieb.

Zwei zentrale Dienstleister für das Fördermanagement

Aus diesem Grunde entschied sich die ESF-Verwal-tungsbehörde zwei Dienstleister einzusetzen, die das komplette Fördermanagement übernehmen und als Treuhänder der Fachstellen im Land Berlin fungieren. Diese werden künftig in enger Zusammenarbeit mit den Fachreferentinnen und Fachreferenten in den je-weiligen Verwaltungen für eine sachgemäße Umset-zung der ESF-Instrumente Sorge tragen und dabei u. a. Projektmittelabrufe und -verwendungen prüfen sowie Fortschritte kontrollieren.

Den Startschuss erteiltDer operative Start Der neuen eSF-FörDerperioDe in Berlin

Die Unterstützung jun-

ger Menschen bei ihrem

Weg ins Berufsleben

ist ein wichtiger

Bestandteil der neuen

Förderperiode.

Foto: Europäische Kommission

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E U R O P A - R E P O R T A G E

PUNKT H Oktober/November 2015 H 4

Neben Beratung der Beteiligten, Mitarbeit bei der Umsetzung und Kontrolle der Förderprogramme, Durchführung von Vor-Ort-Kontrollen der Projekte und Bereitstellung aller Daten für das Monitoring und Con-trolling sind die Zentraleinrichtungen auch für die Aus-wahl der zu fördernden Projekte zuständig. Das ent-sprechende Auswahlverfahren wird über öffentliche Ausschreibungen und sogenannte Wettbewerbe or-ganisiert, die bei gegebener Zeit als Projektaufrufe ver-öffentlicht werden:

Amtsblatt und auf der Vergabeplattform des Landes Berlin

Dienstleister (Webseite EFG GmbH) ESF-Webseite unter Aktuelles

In diesen Bekanntmachungen finden potenzielle Förderinteressierte umfangreiche Informationen zu den geforderten Leistungen und Auswahlkriterien. Grundlage hierfür sind die im Operationellen Pro-gramm des Europäischen Sozialfonds in Berlin defi-nierten Ziele wie z. B. Vorbereitung des beruflichen Wiedereinstiegs von Frauen, Stärkung der sozialen In-tegration von Personen mit besonderem Unterstüt-zungsbedarf oder die Vermittlung in Ausbildung durch Qualifikation.

Operationelles Programm

Bereits erfolgte Projekt-Ausschreibungen

Während ein Großteil der Ausschreibungen für Pro-jekte ab Oktober beginnt, hat der Aufruf zur Einrei-

Auf der Homepage des

zentralen Dienstleisters

EFG finden Interessierte

die entsprechenden

Projektausschreibungen.

Beratung und Antragstellung zu ESF-finanzierten Förderprogrammen folgender Senatsverwaltungen

• Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, • Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und

Forschung,• Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt • Der Regierende Bürgermeister – Senatskanzlei

• Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen

Ansprechpartner

EFG Europäisches Fördermanagement GmbHBernburger Straße 2710963 Berlin www.efg-berlin.eu

Wird noch in einer Ausschreibung ermittelt. Ergebnisse hierzu werden im November 2015 erwartet.

Förderinstrumente

2, 3, 4, 5, 6, 9, 10, 11, 12, 15, 16, 17, 22, 23 1, 7, 8, 13, 14, 18, 19, 20, 21

EFG-Europäisches FördermanagementDie EFG – ein Zusammenschluss von international operierenden Unter-

nehmen – blickt auf über 25 Jahre Erfahrung bei der Beratung und Unter-

stützung von Verwaltungs-, Bescheinigungs- und Prüfbehörden zurück.

Ob als langjähriger Dienstleister des Berliner Senats und des Bundes, als

Wirtschaftsprüfer oder Fachberater arbeitsmarkt-(beruflicher) Bildungs-

und Sozialpolitik – gute Referenzen der Gesellschafter waren ausschlagge-

bend dafür, dass EFG die öffentliche Ausschreibung gewonnen hat und die

Senatsverwaltungen Vertrauen in das Unternehmen stecken. Europäisches Fördermanagement

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E U R O P A - R E P O R T A G E

PUNKT H Oktober/November 2015 H 5

chung von Projektanträgen für drei Instrumente (15, 16, 17) der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft aufgrund des Schulbeginns bereits be-gonnen. Demnach sollen Projekte im Rahmen des In-strumentes 15 („Berufliche Integration Jugendlicher: Berufsorientierung und Berufsvorbereitung“) darauf abzielen, Perspektiven für den Einstieg in das Berufs-leben und die Berufsbildungsreife zu eröffnen. Biete-rinnen und Bieter waren aufgefordert, Angebote zu entwickeln und umzusetzen, die betriebliche Praktika, außerbetriebliche Grundbildung sowie sozialpädago-gisch begleitete Trainingsmaßnahmen beinhalten. Potenzielle Teilnehmende sollen in Theorie und Pra-xis bis zur Berufsbildungsreife qualifiziert und bei der Entwicklung einer Tagesstruktur unterstützt werden.

Auch künftige Projekte im Rahmen des Förder-instrumentes 16 („Berufsorientierung zur Erhöhung der Berufswahlkompetenz von Schülerinnen und Schülern“) sollen sich der vertieften beruflichen Ori-entierung von Berliner Schülerinnen und Schülern wid-men. Hierbei besteht die Anforderung darin, Maßnah-men zu entwickeln, die in Verbindung mit Dualem Lernen die Berufswahlkompetenz erhöhen. Beispiel-haft nennt die entsprechende Ausschreibung hier Ar-beit in schulischen und außerschulischen Werkstätten, Assessment Center, Betriebserkundungen, Informati-onsveranstaltungen und Praktika in KMU sowie Kom-munikations- und Motivationstraining. Zudem sollen auch Projekte gefördert werden, die dazu beitragen, persönliche Probleme zu bewältigen und Jugend-kriminalität vorzubeugen. Als besondere Zielgruppe werden hierbei Schülerinnen und Schüler der Klas-sen 9 und 10 an allen Sekundar- und Gemeinschafts-schulen sowie Sekundarschulklassen in Sonderschu-len bezeichnet.

Projekte des Förderinstrumentes 17 („Betriebs- pädagogische Begleitung an beruflichen Schulen“) sollen sich laut Ausschreibung an Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen sowie mit sozialpädago-gischem Unterstützungsbedarf richten. Zudem wird von den Projekten verlangt, dass diese auch abbruch-gefährdete Jugendliche und Jugendliche ohne An-schlussperspektive maßgeblich fördern. Mögliche Bieterinnen und Bieter werden aufgerufen, Betriebs- praktika bzw. Phasen der betriebspraktischen Qua-lifizierung von mindestens 10 Wochen zu organisie-ren, die den schulischen Bildungsgang „Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung“ (IBA) (www.we-ge-zum-beruf.de) ergänzen. Entsprechende Prakti-kumsvorschläge sollen gemeinsam mit Oberstufen-

zentren, Bildungsbegleitern und in enger Abstimmung mit einzubindenden Unternehmen festgelegt werden. Die Projekte sollen sich an den Bedarfen der Jugend-lichen sowie an den Anforderungen des jeweiligen Berufsfeldes orientieren – und den Teilnehmenden so nicht nur die Chance geben, Betriebe und das Be-rufsleben kennenzulernen, sondern im Zusammen-spiel zwischen Betrieb und Oberstufenzentrum Basis-kompetenzen sowie entsprechende berufsbezogene Qualifizierung zu erwerben.

Mit den genannten drei Ausschreibungen – sowie der ebenfalls begonnenen Förderung des Freiwilligen Ökologischen und Freiwilligen Sozialen Jahres (Instru-ment 22 und 23) – startet der Europäische Sozialfonds konkret in die neue Förderperiode, die bis zum Jahre 2020 dazu beitragen wird, Berlinerinnen und Berliner maßgeblich dabei zu unterstützen, auf dem Arbeits-markt und in ihrem Leben Fuß fassen zu können. Zwar steht dem Land Berlin in dem Förderzeitraum weitaus weniger Geld zur Verfügung als noch 2007 bis 2013, jedoch ist auch dieses ein Zeichen dafür, dass mithilfe von ESF-Geldern in der Vergangenheit Großes geleistet wurde. Denn nicht zuletzt mit diesen Mitteln konnte eine vergleichsweise gute Wirtschafts- und Arbeits-marktentwicklung in Gang gesetzt werden, die auch der hiesigen Bevölkerung zugutekommt.

Fachliche Zuständigkeit für den ESF in Berlin in der Förderperiode 2014 – 2020 – siehe nächste Seite.

Migrantinnen und Migranten soll der Einstieg ins Berufsleben geebnet werden.

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E U R O P A - R E P O R T A G E

PUNKT H Oktober/November 2015 H 6

Fachstelle/Ansprechpartner

Instrument 1: Frauenspezifische berufliche Orientierung/ Qualifizierung SenArbIntFrau, Dr. Christiane Bialas - AL I

Instrument 2: Berufliche Weiterbildung für soz.-päd. Fachkräfte SenBildJugWiss, Sabine Kallmeyer - III C

Instrument 3: Innovative Qualifizierung SenWiTechForsch, Heike Venzke - IV D

Instrument 4: Qualifizierung: Kulturwirtschaft SenKZL, Reiner Schmock-Bathe - V A

Instrument 5: Förderung innovativer Gründungen SenWiTechForsch, Heike Venzke - IV D

Instrument 6: Existenzgündung an Hochschulen SenBildJugWiss, Thomas Rücker - IV C

Instrument 7: Beratung von Existenzgründerinnen u. Unternehmerinnen/Existenzgründungskurse SenArbIntFrau, Dr. Christiane Bialas - AL I

Fachstelle/Ansprechpartner

Instrument 8: Coaching in Betrieben SenArbIntFrau, Uwe Tolksdorf - II C

Instrument 9: Alphabetisierungs- u. ergänzende Grundbildungsangebote für funktionale Analphabeten/innen SenBildJugWiss, Gert Dietrich - II G

Instrument 10: Qualifizierung, Beschäftigung u. soz.-päd. Unterstützung von Drogenabhängigen/Suchtmittelgefährdeten SenGesSoz, Anna Pittlik - I B

Instrument 11: Berufliche Qualifizierung u. Integration von Menschen mit Behinderungen SenGesSoz, Anneli Ernst, Anke Reitemeier - II SL/B

Instrument 12: Bürgerschaftliches Engagement (BE) SenGesSoz, Anneli Ernst, Anke Reitemeier - II SL/B

Instrument 13: Innovative lokale Modellprojekte zur Beschäftigungsförderung von Benachteiligten (PEB) SenArbIntFrau, Carola Oelsner - II C

Instrument 14: LSK - Mikroprojekte/lokaler sozialer Zusammenhalt SenArbIntFrau, Carola Oelsner - II C

Fachstelle/Ansprechpartner

Instrument 15: Berufliche Integration Jugendlicher: Berufsorientierung u. Berufsvorbereitung SenBildJugWiss, Joachim Gröschke - III C

Instrument 16: Berufsorientierung/Erhöhung der Berufswahlkompetenz von Schüler/innen SenBildJugWiss, Mareike Bibow - II D

Instrument 17: (Betriebs-)pädagogische Begleitung an beruflichen Schulen SenBildJugWiss, Ralf Rahnke, Joachim Gröschke- I E/III C

Instrument 18: Ausbildung in Sicht SenArbIntFrau, Heidemarie Lischke - II D

Instrument 19: Förderung der beruflichen Orientierung u. Qualifizierung von Migranten/innen sowie der sozialen Eingliederung u. Bekämpfung der Armut von Neuzuwanderern einschl. Roma u. Flüchtlingen SenArbIntFrau, Imke Juretzka - III A/B

Instrument 20: Qualifizierung vor und für Beschäftigung SenArbIntFrau, Uwe Tolksdorf - II C

Instrument 21: Internationale Weiterbildungsmaßnahmen SenArbIntFrau, Heidemarie Lischke - II D

Instrument 22: Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) SenStadtUm, Sybille Schultz-Hüskes - IX A

Instrument 23: Freiwillig-Kultur SenKZL, Reiner Schmock-Bathe - V A

Prioritätsachse B: Förderung der sozialen Inklusion u. Bekämpfung von Armut u. jeglicher Diskriminierung

Prioritätsachse A: Förderung nachhaltiger u. hochwertiger Beschäftigung u. Unterstützung der Mobilität der Arbeitskräfte

Prioritätsachse C: Investitionen in Bildung, Ausbildung, Berufsbildung für Kompetenzen u. lebenslanges Lernen

Fachliche Zuständigkeiten für den ESF in Berlin in der Förderperiode 2014-2020

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E U R O P A - R E P O R T A G E

PUNKT H Oktober/November 2015 H 7

Trotz Reduzierung der Förder-instrumente, Dienstleister und ver-antwortlichen Stellen, stellt es nach wie vor eine große Herausforderung dar, das Projektvolumen fehlerfrei zu managen und zu kontrollieren. Mit der Festlegung auf den Zentra-len Dienstleister EFG gelang es zwar, Kompetenzen zu bündeln und Rei-bungsverluste im Steuerungspro-zess zu vermindern – jedoch bedarf eine solche zentralisierte Struk-tur auch einer nicht zu unterschät-zenden technischen Hilfe bzw. eines einheitlichen IT-Begleitsystems, das es ermöglicht, die Strukturfondsför-derung elektronisch abzuwickeln.

Insgesamt sollen 4 Prozent des ESF-Förderbudgets (= 8,6 Millio-nen Euro) in die technische Hilfe investiert werden, womit u.a. eine elektronische Plattform unterhal-ten werden soll, die es Leistungs-empfängerinnen und -empfängern ermöglicht, alle Daten elektronisch zu übermitteln, zu speichern und vorhandene Daten in öffentlichen Registern zu ver-wenden. Das

neue System soll eine Antwort auf die in der Strategie Europa

2020 enthaltene Forderung nach Entbürokratisierung und Vereinfachung sein und sowohl die jeweiligen Projektträgerinnen und -träger als auch die Verwal-tungen entlasten. Ziel einer solchen technischen Un-terstützung ist es, den Verwaltungsaufwand zu redu-zieren und den Zugang zu Fördermitteln maßgeblich zu erleichtern.

Zwar befindet sich das System noch im Aufbau, sodass es an der einen oder anderen Stelle bezüglich Benutzerfreundlichkeit noch Verbesserungen bedarf, jedoch wird eine ausgereifte technische Unterstüt-zung zweifelsohne zu einer Entlastung aller beteiligten Stellen führen – und so dazu beitragen, Förderungen leichter und effektiver zu realisieren und abzurechnen.

So werden dabei vor allem Themen wie digitale Si-gnatur, digitale Datenspeicherung, „Einmaleingabe“ von Förderdaten, digitale online Einreichung von

Unterlagen, digitaler Prüfpfad, Datenschutz, konsi-stente Datenauswertungen oder elektronische Pro-jektabrechnungen eine große Rolle spielen und die Abwicklung der Strukturfondsförderung wesentlich vereinfachen.

Dass sich jeder Förderantrag durch hohe büro-kratische Hürden kämpfen, jedes Dokument mehr-fach eingereicht und jeder Cent genau abgerechnet werden muss, ist zwar weiterhin nötig, würde jedoch durch ein elektronisches, einheitliches Eingabe- und Abrechnungssystem in der Handhabung einfacher, genauer und weniger zeitaufwendig.

So soll das Förderverfahren auf Ausschreibungen und Wettbewerbe umgestellt und einfache Kosten-optionen angewendet werden. Hierbei ist es das Ziel, sowohl die finanzielle Nachweislast für die Begün-stigten, als auch deren Fehlerquoten zu reduzieren – damit sich die Projektbeurteilung vordergründig auf die Zielerreichung konzentrieren kann. Eine ver-einfachte IT-gestützte Abwicklung führt so nicht nur zu weniger bürokratischem Aufwand, sondern auch dazu, dass Probleme und Herausforderungen zielge-richteter angegangen werden können.

Das IT-Begleitsystems

ermöglicht es, die

Strukturfondsförderung

elektronisch abzu-

wickeln.

Bild. iStockphoto

Technische Hilfe bei der UmsetzungDie elektroniSche aBwicklung Der StrukturFonDSFörDerung

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Susanne Weller

PUNKT H Oktober/November 2015 H 8

E U R O P A - I N T E R V I E W

Fragen an:

„Es sind viele Herausforderungen, denen sich Berlin stellen muss“

PUNKT: Bitte erläutern Sie uns doch einmal kurz die Aufgaben des Arbeitskreises ESF des Berliner Begleitausschusses!

Der Begleitausschuss zu den ESI-Fonds in Berlin ist mit ca. 50 Personen aus Verwaltungsbehörde, umset-zenden Fachressorts der Senatsverwaltungen, Wirt-schafts- und Sozialpartner, Nichtregierungsorganisati-onen, Vertreterinnen und Vertreter der EU-Kommission und des Bundes ein ausgesprochen großes Gremium, in dem in erster Linie Informationsstände ausgetauscht und notwendige Beschlussfassungen zur Umsetzung der Fonds erfolgen.

Um vertiefte fachliche Diskussionen zu den ein-zelnen Fonds und Instrumenten führen zu können, wurden auch in dieser Förderperiode zwei Arbeits-kreise gebildet, einer davon für den ESF. Er bietet eine Plattform für fachlichen Austausch, ESF-spezifische Diskussionen zur Planung, Umsetzung und Evaluie-rung der einzelnen Instrumente und zur Bearbeitung thematischer Schwerpunkte. Er kann Empfehlungen an den Begleitausschuss aussprechen. Der Arbeits-kreis wird von Fachverwaltungen, Verwaltungsbe-hörde und Partnern gleichermaßen genutzt und ist damit auch ein wichtiges Mittel zur Umsetzung des Partnerschaftsprinzips.

PUNKT: Wo sollten Ihrer Meinung nach ESF-Mittel in Berlin am dringendsten eingesetzt werden?

Die wichtigsten Weichenstellungen und zentralen Festlegungen, wie die ESF-Mittel in dieser Förderperi-ode eingesetzt werden, sind bereits getroffen.

Grundlagen hierfür sind die Partnerschaftsverein-barung des Bundes mit der Kommission, die Geneh-migung des Operationellen Programms für Berlin im

Dezember 2014 und die soeben durch den Begleitaus-schuss beschlossenen Projektauswahlkriterien für die einzelnen Instrumente des ESF; dies nach einer langen Vorlaufphase auf der Basis der EU2020-Strategie, der Verordnungstexte, aber auch ausgehend von der so-zio-ökonomischen Entwicklung in Berlin und der Aus-wertung der alten Förderperiode und -instrumente. Ein wichtiger Aspekt war dabei leider auch der deut-liche Rückgang der ESF-Mittel, der eine noch stärkere Konzentration auf weniger Förderinstrumente erfor-derte. Die Partner waren in diese Phase von Anfang an einbezogen.

Als Wohlfahrtsverbände ist uns die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ein besonderes Anliegen. Im Mittelpunkt stehen für uns Maßnahmen zum Abbau verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit und Fördermaßnahmen für die Bevölkerungsgruppen, die besonders von Armut gefährdet sind.

Ich denke hier vor allem an Geringqualifizierte und Menschen ohne Berufsabschluss, Alleinerziehende mit kleinen Kindern, Menschen mit Behinderungen, Woh-nungslose. Auch Migrantinnen und Migranten sind oft mit besonderen Hürden bei der Integration in den Ar-beitsmarkt konfrontiert. Ihre Arbeitslosenquote liegt mit 27,8 Prozent nach wie vor weit über dem Bundes-durchschnitt und ihre Armutsquote ist in Berlin be-sonders hoch.

Berlin ist mit 10,5 Prozent außerdem bundesweit trauriger Spitzenreiter bei der Jugendarbeitslosig-keit. Ein besonderer Schwerpunkt der ESF-Förderung ist deshalb die berufliche Integration benachteiligter Jugendlicher.

Leitung Arbeitsbereich Existenzsicherung

und Integration im Diakonischen Werk

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

& Vorsitzende des Arbeitskreises ESF

des Berliner Begleitausschusses

für die EU-Struktur- und Investitionsfonds

Paulsenstraße 5512163 BerlinTel.: 030 – [email protected]

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PUNKT H Oktober/November 2015 H 9

E U R O P A - I N T E R V I E W

Sie reicht von der beruflichen Orientierung und Berufsvorbereitung über (betriebs-)pädagogische Be-gleitung an beruflichen Schulen bis zu Qualifizierung und Ausbildung. Wichtig ist außerdem, dass der ESF die benachteiligten Menschen in ihrem lokalen Um-feld erreicht, in besonders benachteiligten Quartieren Teilhabemöglichkeiten fördert und vor allem arbeits-marktfernste Personen in den Blick nimmt.

Im Verlauf der jetzigen Förderperiode muss der ESF mit seinen Möglichkeiten darüber hinaus auf neue Herausforderungen reagieren. Berlin erwartet derzeit mehr als 40.000 Flüchtlinge jährlich, eine Größenord-nung, die bei der Erstellung des Operationellen Pro-gramms so nicht absehbar war.

Die Integration von Flüchtlingen und Neuzuwan-derern in Ausbildung, Qualifizierung und Arbeit ist eine drängende Aufgabe, zu deren Bewältigung auch der ESF beitragen muss.

PUNKT: Als Leiterin des Arbeitsbereiches Existenzsi-cherung und Integration im Diakonischen Werk be-schäftigen Sie sich täglich mit der Eingliederung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Wie beurteilen Sie die diesbezügliche Entwicklung in den vergange-nen Jahren?

Berlin ist eine wachsende Stadt mit hoher Anzie-hungskraft und steigender Bevölkerungszahl. Das birgt große Chancen für Innovation und Entwicklung. Gleichzeitig besteht eine große Verantwortung und dringender Handlungsbedarf für die Steuerung der sozialen Infrastruktur und der Wohnraumversorgung für alle, damit auch Alleinerziehende und Familien mit geringem Einkommen, sozial besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen, Neuzuwanderer und Flücht-linge kein Leben am Rande der Stadtgesellschaft füh-ren müssen.

Es sind viele Herausforderungen, denen sich Ber-lin stellen muss. Allen voran der Schaffung von bezahl-barem Wohnraum.

Für Berlinerinnen und Berliner mit geringem Ein-kommen wird es seit Jahren immer schwieriger, ange-messenen Wohnraum zu finden. Eine inklusive Politik muss der drohenden Verdrängung von armen Men-schen aus den Innenstadtbezirken und einer Kon-

zentration sozialer Benachteiligung am Stadtrand entgegenwirken.

Die Spaltung zwischen Arm und Reich nimmt wei-

ter zu. Trotz positiver Wirtschafts- und Arbeitsmark-tentwicklung haben wir im Bundesländervergleich weiterhin die höchste Arbeitslosenquote. Die Armuts-gefährdung ist in Berlin sogar gestiegen und liegt mit 21,4 Prozent nach Bremen und Mecklenburg-Vorpom-mern an dritter Stelle. Niedriglohnsektor und prekäre Beschäftigung haben in den letzten Jahren zugenom-men. Es bleibt abzuwarten, ob sich durch die Einfüh-rung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1.1.2015 eine spürbare Verbesserung abzeichnet.

Verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit und damit Ar-mut und fehlende Teilhabechancen sind weiterhin drängende Probleme in Berlin. Gerade arbeitsmarkt-fernste Gruppen und Menschen mit sogenannten „multiplen Vermittlungshemmnissen“ haben auf dem ersten Arbeitsmarkt nach wie vor kaum eine Chance. Um ihre soziale Integration voranzubringen, ist eine langfristige öffentlich geförderte Beschäftigung und individuelle Unterstützung von Langzeitarbeitslosen und deren Familien unverzichtbar.

Diese Angebote, auch in den Bereichen Bildung und Gesundheit, müssen die Menschen in ihrem so-zialräumlichen Lebensumfeld erreichen.

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E S F - P R O J E K T E I N B E R L I N

PUNKT H Oktober/November 2015 H 10

Freischaffende Musiker in Berlin verdienen im Schnitt weniger als ihre Kollegen in anderen Städ-ten. Das soll so nicht weitergehen. Seit 2009 kofinan-ziert der Senat mit ESF-Mitteln einen Zertifikatskurs, der den Künstlern hilft, ihr Onlineprofil zu schärfen und ein solides Marketingkonzept zu erarbeiten. Ein Besuch bei DigiMediaL_musik.

Dienstagmorgen am Berlin Career College der Uni-versität der Künste. Die Fenster zur Bundesallee ste-hen offen. Eine Etage tiefer übt jemand Cello, ein jun-ger Mann steht auf einem Stuhl und steckt Kabel um. Der Beamer ist ausgefallen. Nach und nach kommen Musikerinnen und Musiker an. Jeder greift sich ein Ta-blet. Wie ist das Passwort für das WLAN? Geht’s bei dir? Nee, geht nicht. Doch, jetzt. Der Beamer macht nun auch, was er soll. Dann wird losgewischt und getippt. Alles digital. Kaum überraschend, schließlich sollen hier Musiker fit gemacht werden für die Selbstvermark-tung im Internet. „DigiMediaL_musik – Strategisches Musikmarketing im Social Web“ heißt der Zertifikats-kurs, der in diesem Sommer zum fünfzehnten Mal seit

2009 stattfindet. Obwohl der Kurs sich zunächst vor allem an klassische Musiker richtete, kam der über-wiegende Teil von Anfang an aus ganz verschiedenen Musikrichtungen, sehr zur Zufriedenheit des Kurslei-ters Matthias Krebs: „Das ist ein Qualifizierungsange-bot mit ganz großer Spannbreite. Es bewerben sich Musiker aus den unterschiedlichsten Genres, von der Opernsängerin über Punkrocker bis hin zum DJ. Eines der Lernziele ist es, im Rahmen eines Praxisprojektes gemeinsam ein Konzert zu planen und zu veranstal-ten. Da geht’s dann sehr interdisziplinär zu. Die Mu-siker arbeiten manchmal auch über den Kurs hinaus weiter zusammen.“ Aber der Reihe nach: Was passiert hier eigentlich? Und warum müssen die Musiker heute etwas über Adjektive und Verben lernen?

Berliner verdienen wenigerEs ist längst kein Geheimnis mehr, dass sich Ber-

lin seit Jahren immer mehr zur internationalen Künst-lerstadt entwickelt hat. Musiker in Berlin verdienen im Schnitt deutlich weniger als ihre Kollegen in ande-ren Städten. 17.000 Euro Jahreseinkommen sind laut

Follow me: Positionierung im digitalen Musikbusiness

DigiMediaL ist ein Pro-jekt des Zentralinsti-tuts für Weiterbildung an der Universität der Künste Berlin und wird aus Mitteln des Europä-ischen Sozialfonds (ESF) durch die Senatskanzlei – Kulturelle Angelegen-heiten kofinanziert

Weitere Informationen:

  www.digimedial.udk-berlin.de

DigiMeDial Macht MuSiker Fit Für SelBStverMarktung iM internet, agneS Monka

Teilnehmerinnen und

Teilnehmer bei der

Abschlussveranstaltung

des viermonatigen

Zertifikatkurses

DigiMediaL_musik.

Foto: DigiMediaL_musik (Susanne Baron)

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Matthias Krebs noch großzügig geschätzt, es mag eher Richtung 10.000 Euro gehen. Die große Anzahl an Mu-sikern in der Stadt drückt nicht nur die Auftrittshono-rare, sondern zwingt sogar viele Musiker, ganz ohne Bezahlung aufzutreten. Der erste Schritt, um von der eigenen Musik leben zu können, ist, sich über die Al-leinstellungsmerkmale und Stärken klarzuwerden. Da-bei hilft DigiMediaL_musik. Im zweiten Schritt können die Künstler mit einem klaren Profil an Veranstalter herantreten und besser über ihr Honorar verhandeln. Aber dafür muss man sich festlegen. „Es ist nicht sinn-voll, sieben schöne Projekte gleichzeitig zu haben, aber dann nicht zu wissen, wo man anfangen soll. Wir sa-gen: Wähle eines aus. Und dafür machen wir dann ein Marketingkonzept.“, erklärt Matthias Krebs. Dieses Konzept stellen die Musiker in der Runde von Kollegen und Experten aus Marketing und Musikbusiness vor. Sie bekommen Rückmeldung, verfeinern, verbessern, stellen es immer wieder zur Diskussion, bis es stimmig und umsetzbar ist. Der Kurs läuft über vier Monate, Un-terricht ist einmal wöchentlich. So ist er auch berufs-begleitend gut zu bewältigen.

Bitte keine PhrasenHeute lernen die Musiker im Seminar alles über

gutes Onlinetexten. „Bitte keine Phrasen“, sagt der Dozent und Online-Journalist Peter Schink und lie-fert gleich das erste Beispiel: Musik ist die Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird. „Das will nie-mand lesen, das ist so abgedroschen. Und über die Musik sagt es uns auch überhaupt nichts.“ Unzählige Fallstricke lauern auf der eigenen Internetseite: unle-serliche Schriftarten, schlechte Farbkombinationen,

langweilige Lebensläufe. Die Anforderungen an die di-gitale Visitenkarte sind hoch. Peter Schink arbeitet mit den Homepages der Teilnehmer und zeigt auf der Seite von Aloo aus Italien die ideale Länge für einen Online-text. Amalia aus Frankreich stellt ein paar Rückfragen, dann nicken alle zufrieden. Bei DigiMediaL_musik geht es international zu. Die Teilnehmer in diesem Durch-gang kommen aus sieben verschiedenen Ländern.

Sich besser vermarktenSchlagersängerin Kathrin hat genug vom Schlager

und will endlich mit ihren eigenen Liedern Geld ver-dienen, ohne finanziell die Balance zu verlieren. Juri will sich nicht verzetteln. Er ist mit 20 der jüngste Kurs-teilnehmer, Jazzer, tritt mit seinem Orchester näch-ste Woche im Berghain auf und studiert drei Sachen

Expertenforum mit Gordon Gieseking.

Foto: DigiMediaL_musik (Susanne Baron)

In Arbeitsgruppen lernen die Teilnehmenden gemeinsam ein Konzert zu planen und

zu veranstalten. Foto: DigiMediaL_musik (Susanne Baron)

Die Musiker

erhalten Tipps für

ihre Homepages.

Foto: DigiMediaL_musik

(Susanne Baron)

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gleichzeitig in Leipzig und Berlin. Er baut gerade eine Jazz-Klassik-Band auf, hat noch ein weiteres Ensemble. „Und ich könnte jetzt noch ganz viele andere Sachen aufzählen, aber die zwei reichen glaub ich erstmal.“ Fokus ist bei ihm die neue Devise, Projekte aussuchen und richtig pushen, mit den Mitteln, die er hier im Kurs an die Hand bekommt. Neben ihm sitzt Finn, um die 30, Singer-Songwriter, bärtig, langhaarig. Er will nicht mehr bei Wind und Wetter auf der Straße stehen, wo die Leute ohnehin nicht richtig zuhören. Mehr regel-mäßige Konzerte, mehr Publikum und mehr Gage, das wäre schön. Jetzt zeigt er stolz seine Homepage auf dem Tablet. „Hab ich vor zwei Wochen neu gemacht.“ Sieht professionell aus. „Ich glaub, der soziale Aspekt ist hier sehr wichtig. Andere kennenzulernen und zu sehen, dass die ähnliche Probleme haben. Und das motiviert auch. Ich bin jetzt bei twitter und Facebook viel aktiver als vorher.“

Aber Musiker brauchen mehr als nur gute Tipps für Onlinetexte. Auch strategisches Marketing, Social Me-dia, Einblicke ins Musikbusiness und Kenntnis über Me-dien- und Musikrecht sind wichtig, um sich im Überan-gebot mit seinen musikalischen Ideen durchzusetzen. Dafür reichen nicht nur ein paar Workshops, wie sie vergleichbare Programme bieten. DigiMediaL_musik setzt auf langfristige Lehrkonzepte und Begleitung bei der Umsetzung. Deswegen haben die Teilnehmer nach Kursabschluss Anspruch auf mehrmonatiges Einzel-coaching. Zusätzlich wurde 2013 der Berliner Musiker Treff initiiert, um die Vernetzung und den Austausch unter den Musikern zu stärken. Er findet monatlich statt und ist offen für alle Berliner Musiker und Akteure aus dem Musikbusiness.

M³ MakeMeMatterEine weitere Besonderheit ist, dass der Zertifikats-

kurs angegliedert ist an ein Lehrforschungsprojekt mit wissenschaftlicher Fragestellung: Wie kann man Mu-sikern die Kompetenz vermitteln, sich langfristig auf dem digitalisierten Musikmarkt zu etablieren? Auch eine erste Publikation hat die Forschungsgruppe un-ter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Schildhauer erarbei-tet: Zielgruppenanalyse, Musikvermarktung im In-ternet, der Musiker als Marke und die Erkenntnis zu zielführenden Methoden in der Erwachsenenbildung mit digitalen Medien sind nur einige Schwerpunkte, die das Buch behandelt. Von den Erfahrungen von Di-giMediaL_musik profitiert auch ein weiteres Lehrfor-schungsprojekt des Berlin Career College an der UdK: „M³ MakeMeMatter – Alternatives Wirtschaften und Social Media für Darstellende Künste”. Es wird aus Mit-

teln des Europäischen Fonds für regionale Entwick-lung (EFRE) durch die Senatskanzlei – Kulturelle Ange-legenheiten kofinanziert. MakeMeMatter unterstützt und begleitet zum Beispiel Tänzer, Schauspieler oder Konzeptkünstler. Schwerpunkt ist auch hier die Profil-bildung in den Sozialen Medien.

Erfolge stellten sich einAber zurück zum Zertifikatskurs DigiMediaL_musik:

Die Nachfrage von selbstvermarktenden Musikern aus Berlin ist durchweg gut. Zwanzig Personen ist die ma-ximale Teilnehmerzahl, für jeden Durchgang bewer-ben sich mehr als doppelt so viele Musiker. Erfolgsge-schichten gibt es einige zu berichten:

Der Stummfilmpianist Stephan Graf von Bothmer tourt mit seinem Programm weltweit, Johanna Bor-chert hat den ECHO Jazz 2015 als beste deutsche Sän-gerin gewonnen, Benjamin Puntius kollaboriert bei sei-nen Filmmusikprojekten mit vielen Berliner Musikern, Tanja Hutterer und ihre Band FOURLUXE haben sich im gehobenen Eventbereich etabliert. Matthias Krebs ist zufrieden: „Wir erleben, dass Musiker durch die Im-pulse von DigiMediaL erfolgreicher sind, uns das auch rückmelden und den Kurs weiterempfehlen. Diese pra-xisorientierte, langfristige Betreuung möchten wir un-bedingt weiter anbieten.“ Über seinem Kopf an der Bürowand hängt eine große Pappe mit Zetteln. Über-schrift: Brainstorming Neuantrag. Die Förderperiode läuft Ende Oktober aus, bald muss der Förderantrag eingereicht werden. Peter Schink hat die Musiker inzwi-schen in die Mittagspause entlassen. In der Cafeteria trifft man sich wieder, aber nicht zu lange: „Die Sachen aus dem Kurs muss ich gleich weiter ausprobieren!“

Dozentin Patricia

Stohmann arbeitet

gemeinsam mit den

Musikern.

Foto: DigiMediaL_musik (Susanne Baron)

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„Wir stehen vor einer großen Herausforderung“, sagt Elke Ahlhoff, „mehr Menschen werden immer älter – und je älter sie werden, desto größer ist die Wahr-scheinlichkeit auf Pflegebedarf“. Allein zwischen 2001 und 2011 ist die Zahl der Pflegebedürftigen in Berlin um 22,6 Prozent gestiegen. Weit mehr als 100.000 Berlinerinnen und Berliner sind aktuell auf Pflege angewiesen. Demgegenüber stehen jedoch gerade einmal rund 21.000 Pflegekräfte.

Deutschlandweit führen Gesundheits- und Pflege-berufe seit Langem die Engpass-Analysen an. Die Bun-desregierung beschloss deshalb bereits 2012 eine Aus-bildungs- und Qualifizierungsoffensive. In Berlin wird die Initiative durch das Projekt „Fachkräftesicherung in der Altenpflege“ unterstützt, das im Rahmen des Pro-gramms BerlinArbeit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen durchgeführt und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Die Mit-arbeiterin von „Wert.Arbeit GmbH, Berlin“, Elke Ahlhoff, koordiniert das Projekt. „Den Ausschlag gaben einer-seits die Prognosen und andererseits das Bestreben, die Daseinsvorsorge in der Altenpflege sicherzustel-len“, sagt die Projektleiterin und ergänzt: „Natürlich ver-fügt die Pflegebranche da-rüber hinaus über ein hohes Beschäftigungspotenzial.“

„Das Ziel ist es, dass die Pflege sichergestellt wird – auf einem hohen qualitativen Niveau“, so Ahlhoff. Das bedeutet für sie insbesondere „kultursensible Pflege“. Denn Berlin ist eine Stadt mit vielen Kulturen und Le-bensentwürfen. Nicht nur die Zahl der pflegebedürf-tigen Migrantinnen und Migranten nimmt stetig zu, sondern auch die Zahl der Menschen, die im Alter ihre sexuelle Identität leben wollen. Dem gilt es in der Pflege Rechnung zu tragen. „Es gibt nicht den Pflegebedürf-tigen“, erklärt Elke Ahlhoff. Vielmehr muss der einzelne Mensch betrachtet werden. Neben der Situation der Pflegebedürftigen, will das Projekt aber auch die Ar-beitsbedingungen der Pflegekräfte verbessern. Des-halb stehen der DGB und ver.di der Berliner Initiative als strategische Kooperationspartner zur Seite. Ge-meinsam mit anderen Entscheider-Verbänden, Ver-tretern der Senatsverwaltung sowie Einrichtungen

der freien und privaten Seniorenpflege, Vivantes und der Charité bilden sie das „Berliner Bündnis für Alten-pflege“. Der Zusammenschluss soll den Austausch und die Vernetzung der Bündnispartner fördern. Generell sei, so die Projektleiterin, die Transfer- und Informa-tionsarbeit ein wichtiger Baustein ihrer Arbeit: „Das Projekt hat auch die Zielrichtung, Unternehmen zu unterstützen, sich selbst zu helfen“, sagt sie. Daher

möchte Wert. Arbeit z. B. Möglichkeiten zur finan-ziellen Förderung sowie der Personalentwicklung aufzeigen.

Nicht zuletzt hat es sich das Projektteam zur

Aufgabe gemacht, über die vielfältigen Tätigkeitsfelder in der Pflege aufzuklären. „Mit drei Jahren Ausbildung muss der Berufsweg noch lange nicht abgeschlossen sein“, sagt Ahlhoff. Die zahlreichen Aufstiegschancen hat ihr Projekt in einer Landkarte visualisiert, die u. a. im Internet unter www.pflegebildungslandkarte.de zu finden ist. Zudem wurde eine eineinhalbjährige Pflegehilfe-Ausbildung mit landesrechtlicher Anerken-nung konzipiert, deren erster modellhafter Durchgang in diesen Tagen startet. Freilich wird sich nur schwer beziffern lassen, wie viele zusätzliche Fachkräfte auf-grund der vielfältigen Initiativen des Projektes gewon-nen werden konnten. Das weiß auch Elke Ahlhoff. Doch sie hofft, dass die Menschen, die aktuell in der Pflege tätig sind, auch der Pflege treu bleiben und sich wei-ter für das sehr vielfältige Berufsfeld interessieren.

Pflege hat Zukunfteu-geFörDerteS projekt engagiert Sich Für FachkräFteSicherung in Der altenpFlege

Fachkräftesicherung in der AltenpflegeProjektträger:Wert.Arbeit GmbHAlbrechtstr. 11a10117 Berlinwww.wertarbeitgmbh.de

Weitere Informationen:

  www.altenpfle-ge-deine-chance.de

und

www.dienstleistungs-metropole-berlin.de

„Das Ziel von Senatorin Kolat ist es, den Bedarf an Fachkräften in der Altenpflege zu sichern, damit

Pflege auch in der Zukunft auf einem hohen qualitativen Niveau angeboten werden kann.“

Elke Ahlhoff, Wert.Arbeit GmbH, Projektleiterin

Mit dem Projekt wird ins-

besondere die kultursen-

sible Pflege gefördert,

damit möglichst jedem

Pflegebedürftigen eine

individuelle Betreuung

zuteil wird.

Foto: Robert Kneschke/fotolia

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V E R A N S T A L T U N G S B E R I C H T

PUNKT H Oktober/November 2015 H 14

Auf Einladung der Bürgermeisterin und Arbeitssena-torin Dilek Kolat kam am 2. und 3. Juni dieses Jahres ein vielfältiger Teilnehmerkreis aus dem In- und Aus-land zusammen, um sich dem Thema der Bekämp-fung der Arbeitslosigkeit in Europa am Beispiel „Ber-linArbeit“ zu widmen. Die rund 130 Gäste stammten aus den Bereichen Politik, Verwaltung, Forschung und Praxis und bereicherten die Konferenz zur Ar-beitsmarktpolitik mit Beiträgen aus ihren jeweiligen Blickwinkeln. Zwei Tage wurde diskutiert, mit wel-chen Strategien und Mitteln sich die hohe Arbeits-losigkeit in europäischen Großstädten erfolgreich bekämpfen lässt.

Angesichts der hohen und weiter anhaltenden Ju-gend- und Langzeitarbeitslosigkeit in Europa, setzte sich die Konferenz zum Ziel, den europäischen Austausch zu diesen zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen weiter zu vertiefen und dadurch voneinander zu lernen. Unter dem Motto „Von Berlin nach Europa und von Eu- ropa nach Berlin“ stellte die Bürgermeisterin und Arbeits-senatorin Dilek Kolat eingangs die aktuellen Berliner Ar-beitsmarktzahlen vor und ordnete sie in den europä-ischen Zusammenhang ein. Staatssekretär Boris Velter informierte über die wichtigsten Ergebnisse nach drei Jahren Umsetzung des Landesarbeitsmarktprogramms „BerlinArbeit“ und schloss seinen Vortrag mit der Vor-stellung eines 10-Punkteprogramms gegen Langzeit-arbeitslosigkeit in Berlin ab. Der Hauptredner der Kon-ferenz, Ken Shaw, Leiter der Abteilung Beschäftigung und Kompetenz des Edinburgher Stadtrats, stellte Edin-burghs arbeitsmarktpolitische Ansätze zur Verknüpfung von Beschäftigung und ökonomischem Erfolg dar. Ent-sprechend der Zielsetzung in Berlin, stand „Gute Arbeit“ im Sinne guter Arbeitsbedingungen als Grundprinzip im Mittelpunkt des vorgestellten Konzepts. Anschlie-ßend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ge-legenheit, sich miteinander auszutauschen und vonei-nander zu lernen. Entlang der Ziele von „BerlinArbeit“ wurden in vier Workshops die Senkung der Zahl der Erwerbslosen, die Durchsetzung von „Guter Arbeit“ als Grundprinzip, die Möglichkeiten, aus großstädtischen

Regionen Top-Standorte für Fachkräfte zu entwickeln sowie die Verbesserung der Kooperation der Arbeits-marktakteure diskutiert. Ein Speed-Dating ermöglichte eingangs ein erstes Kennenlernen der Workshop-Teil-nehmer/innen, bevor es Gelegenheit gab, Berliner und andere Ansätze und Projekte aus Europa kennenzuler-nen und darüber zu diskutieren.

Abgeschlossen wurde die Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, der Internationalen Arbeitsor-ganisation (ILO), der OECD und anderen NGOs. Bei allen Unterschieden zwischen den europäischen Großstäd-ten mit Blick auf die Rahmenbedingungen sowie die unterschiedlichen Berufsbildungs- und Qualifizierungs- systeme zeigten sich viele Ähnlichkeiten in Bezug auf die gewählten Ansätze, um Arbeitslosigkeit zu bekämp-fen. So herrschte darüber Einigkeit, dass qualifizierte Schul-, Hochschul- und Ausbildungsabschlüsse die be-ste Absicherung gegen eine hohe Jugendarbeitslosig-keit sind. Dabei spielen die europäische Jugendgarantie und in Berlin perspektivisch die Jugendberufsagenturen eine wesentliche Rolle. Einvernehmen herrschte auch darüber, wie wichtig es ist, dass bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Wirtschafts- und Sozialpartner an einem Strang ziehen. Die Dokumentation der Konfe-renz sowie die Präsentationen finden Sie ab Ende Sep-tember 2015 auf der Internetseite der Senatsverwal-tung für Arbeit, Integration und Frauen.

europäiSche konFerenz aM 2. unD 3. juni in Berlin:

karin reichert, SenatSverwaltung Für arBeit, integration unD Frauen in Berlin & Dr. Diana peitel, europaagentur, Berlin

„Erfolgreiche Ansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Europa – Beispiel BerlinArbeit“

Mit den Teilnehmenden

wurde diskutiert, mit

welchen Mitteln sich die

hohe Arbeitslosigkeit

in europäischen

Großstädten erfolgreich

bekämpfen lässt.

Foto: Stephan Röhl

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A U F D E N P U N K T

Das 2. Interessenbekundungsverfah-ren für das Modellprogramm „Querein-stieg – Männer und Frauen in Kitas“ ist gestartet. Träger von Kitas, Fachschu-len, Fachakademien sowie zuständige Fachverbände können sich bis zum 21. 12. 2015 bewerben. Bundesweit sol-len aus ESF-Mitteln Projekte gefördert wer-den, die für die besondere Zielgruppe der Berufswechslerinnen und Berufswechsler modellhaft erwachsenengerechte berufs-begleitende Ausbildungsmöglichkeiten zur/ zum staatlich anerkannte(n) Erziehe-rin/ Erzieher schaffen oder weiterentwi-ckeln, gekoppelt mit der Zahlung einer angemessenen Vergütung.

Ziel des Programms ist es, Männern und Frauen unabhängig vom vorange-henden Status der Beschäftigung le-benslanges berufliches Lernen mit ei-ner Absicherung des Lebensunterhaltes zu ermöglichen. Sowohl Beschäftigte als auch Arbeitslose können auf diese Weise unabhängig von staatlichen Förderinstru-menten ihre Berufslaufbahn individuell an die Entwicklungen des Arbeitsmarktes anpassen. Bis zum Schuljahresende 2020 bietet das Programm ideale Vorausset-zungen, um über einen längeren und beobachteten Zeitraum hinweg eine adäquate Ausbildungsstruktur zur Ge-winnung von zusätzlichen Fachkräften in der Kindertagesbetreuung aufzubauen. Wie schon das ESF-Bundesmodellpro-gramm „MEHR Männer in Kitas“, soll das Programm zudem dazu beitragen, den Anteil männlicher Fachkräfte in der Kin-dertagesbetreuung weiter zu erhöhen.

Weitere Informationen hier

Am 02.09.2015 fand die Auftaktveranstaltung für ein neues zwölfmonatiges Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) statt, das die Senatsverwaltung für Stadtent-wicklung und Umwelt seit 1993 einmal jährlich durch-führt. Vor 22 Jahren startete das FÖJ mit 30 Teilneh-merinnen und Teilnehmern, heute sind es rund 300, die von Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, im Natur-Park Schöneberger Südgelände

begrüßt worden sind. Das Programm der Veranstaltung wurde von ehemaligen Teilneh-menden, den durchführenden Trägern sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt gestaltet. Damit sollten die Freiwilligen auf ihre neuen Aufgaben eingestimmt werden. So waren es vor allem die anschaulichen Berichte der ehemaligen Teilnehmerin-nen über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die einen inspirierenden Ausblick auf das ga-ben, was die meisten in ihrem Freiwilligenjahr erwarten wird.

Weitere Informationen hier

Die Agentur für Querschnittsziele im ESF hat einen Leitfaden „Die Quer-schnittsziele im ESF in der Förderperi-ode 2014–2020“ veröffentlicht.

Auf Basis der Vorgaben durch die EU-Verordnungen und des Operatio-nellen Programms des Bundes für den ESF werden in dem Leitfaden Ansätze für die Integration der Gleichstellung der Ge-schlechter, der Antidiskriminierung und der Ökologischen Nachhaltigkeit vorge-stellt. Neben praxisbezogenen Beispie-len für die Verbindung der Querschnitts-ziele mit den jeweiligen fachpolitischen Interventionsbereichen werden übergrei-fende Fragestellungen in den FAQs be-

antwortet. Durch den Leitfaden werden erste Einblicke in die Vielfalt der Umset-zungsmöglichkeiten der Querschnitts-ziele vermittelt.

Die Publikation als pdf Weitere Informationen hier

Derzeit sind in der EU über 12 Mil-lionen Menschen seit mehr als einem Jahr arbeitslos. Sie machen etwa die Hälfte aller Arbeitslosen aus. Und ob-wohl die Wirtschaft sich erholt und es am EU-Arbeitsmarkt Anzeichen für Ver-besserungen gibt, hat sich ihre Zahl im Laufe der Krise verdoppelt.

Die EU-Kommission präsentierte am 17.09.2015 einen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur bes-seren Unterstützung der Langzeitar-beitslosen bei der Rückkehr in den Ar-beitsmarkt. Die Empfehlung sieht eine individuelle Bestandsaufnahme für alle Arbeitsuchenden vor, die seit mehr als 12 Monaten ohne Beschäftigung sind.

Daneben sollten diese Personen, bevor die Dauer ihrer Arbeitslosig-keit 18 Monate erreicht, eine schrift-liche Wiedereinstiegsvereinbarung er-halten, die ihnen einen konkreten und individuell abgestimmten Plan für die Rückkehr in die Beschäftigung anbie-tet.

Weitere Informationen hier

PUNKT H Oktober/November 2015 H 15

Leitfaden zu den Quer-schnittszielen im ESF

Startschuss für das Freiwillige Ökologische Jahr 2015/2016

Zweite Bewerbungsrunde für das Programm

„Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“

Vorschlag der EU-Kommis-sion zur Bekämpfung der

Langzeitarbeitslosigkeit

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A U S A N D E R E N L Ä N D E R N

PUNKT H Oktober/November 2015 H 16

Es waren vor allem die jungen Europäer, die hart von der Krise getroffen wurden. Seit Beginn des Wirtschaftseinbruchs klet-tern die Jugendarbeitslosigkeitszahlen auf immer neue Rekordhochs. Junge Men-schen, die es allen Widerständen zum Trotz dennoch in den Arbeitsmarkt schaffen, lei-den unter oft prekären Bedingungen.

Natürlich hat die Politik das Problem längst erkannt. EU-weit wurden Beschäfti-gungsinitiativen ins Leben gerufen und ver-stärkt Mittel aus dem Europäischen Sozial-fonds mobilisiert, um diese zu fördern. Das italienische Projekt „Giovanisì“ gilt dabei als vorbildhaft. Selbsterklärtes Ziel der Maß-nahme: Jungen Leuten wieder eine Zukunft geben. Wie wichtig solche Projekte sind, zeigt die aktuelle Jugendarbeitslosigkeits-quote Italiens: Mit 44,2 Prozent kletterte sie im Sommer auf einen neuen Höchststand.

Giovanisì nahm bereits 2011 seine Ar-beit auf – ins Leben gerufen von der Regio-nalverwaltung der Toskana. Rund 173.000 junge Frauen und Männer im Alter von 18 bis 40 Jahren wurden seither betreut – im-merhin 40.000 von ihnen dank der Förde-rung durch den ESF. Das großangelegte Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendliche zur Unabhängigkeit zu befä-higen, damit sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Sechs Handlungs-schwerpunkte wurden daher identifiziert, die ihre Möglichkeiten im Arbeits- und Bil-dungsbereich verbessern sollen sowie die Gründung von Unternehmen erleichtern – getreu dem Projektnamen „Giovanisì“: Junge Leute, ja! Um die vielfältigen Maß-nahmen umzusetzen und zu ermöglichen, verbesserte die Regionalverwaltung zum Teil bestehende gesetzliche Regelungen.

Im Rahmen von Giovanisì kofinanziert die Regione Toscana seither Praktika und bietet Unternehmen wirtschaftliche An-reize, um Praktikantinnen und Praktikanten permanent anzustellen. Darüber hinaus ani-

miert die Regionalverwaltung dazu, Pflicht-praktika zu vergüten, sodass die Praktikan-tinnen und Praktikanten ihre Kosten decken können. So soll die Qualität der Praktika ver-bessert und ein Missbrauch der Trainee-Stel-len verhindert werden. Auch im Bereich (Aus-)Bildung schuf Giovanisì verschie-dene Instrumente, mit denen Talent und Engagement unterstützt werden sollen – darunter etwa Gutscheine oder Stipendi-enprogramme. Unternehmen werden mit finanziellen Erleichterungen dazu angeregt, verstärkt junge Akademikerinnen und Aka-demiker zu beschäftigen.

Außerdem implementierte man in der Toskana eine Reihe von Maßnahmen, die es jungen Menschen erleichtern soll, ein Unternehmen zu gründen. Bei Bedarf wer-den ihnen zum Beispiel Arbeitsräume zur Verfügung gestellt oder der Zugang zu (Mi-kro-) Krediten und Darlehen vereinfacht – al-les, was sie brauchen, um ihr Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen. Besonderen Beistand erhalten hierbei junge Menschen, die in der Landwirtschaft tätig werden wol-len. Aber auch soziales Engagement wird

von Giovanisì gefördert. Zivile Dienste, die von lokalen Organisationen und Verbänden durchgeführt werden, können finanzielle Unterstützung erwarten.

Letztlich maß das Projekt Fragen der Un-terbringung große Bedeutung bei. Denn der Umzug in die eigenen vier Wände ist ein entscheidender Schritt in Richtung Selbst-ständig- und Unabhängigkeit. So trägt die Regione Toscana Mietkosten, damit junge Leute ihr Elternhaus verlassen können. Über drei Jahre hinweg kann ein monatlicher Zu-schuss gewährt werden.

In einem Blog – Accenti genannt - sam-melt Giovanisì die Geschichten der jungen Projekt-Teilnehmerinnen und Teilnehmer (http://accenti.giovanisi.it/). In unzähligen Einträgen schildern sie ihre Träume, Ziele und Ideen. So können Menschen in aller Welt von ihren Erfahrungen profitieren.

Weitere Informationen.oder via E-Mail: [email protected]

Italien sagt: „Junge Leute, ja!“erFolgreicheS projekt FörDert Die SelBStStänDigkeit junger MenSchen

Junge Leute, ja!: So lautet das Motto des italienischen Projektes, das 18- bis 40-Jährigen wieder eine Zukunft

geben möchte. Foto: Giovanisì