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S I EBZEHN Das Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters März 2020 Passion – Dr. Joel Berger und Jan Bjøranger 6 Der Drang, miteinander zu spielen – Katia und Marielle Labèque 4 Musik ist die unfassbarste Kunst überhaupt – Manuel Hidalgo 10 Ein Jahr im Zeichen Beethovens – Gottlieb Wallisch 8 Eine neue Messe mit Gesualdo: Bruckner wäre begeistert! – Thomas Zehetmair 12

Das Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters · Philharmonic unter Gustavo Dudamel statt. Zu seinem großbesetzten Werk hat der Kom-ponist ein paar Hinweise gegeben: Der erste und

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Page 1: Das Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters · Philharmonic unter Gustavo Dudamel statt. Zu seinem großbesetzten Werk hat der Kom-ponist ein paar Hinweise gegeben: Der erste und

SIEBZEHNDas Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters

März 2020

Passion– Dr. Joel Berger und Jan Bjøranger

6

Der Drang, miteinander zu spielen – Katia und Marielle Labèque

4

Musik ist die unfassbarste Kunst überhaupt– Manuel Hidalgo

10

Ein Jahr im Zeichen Beethovens– Gottlieb Wallisch

8

Eine neue Messe mit Gesualdo: Bruckner wäre begeistert!– Thomas Zehetmair

12

Page 2: Das Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters · Philharmonic unter Gustavo Dudamel statt. Zu seinem großbesetzten Werk hat der Kom-ponist ein paar Hinweise gegeben: Der erste und

Im September 2020 feiert das Stuttgarter Kammerorchester sein 75-jähriges Bestehen. 1945 von Karl Münchinger gegründet, begeistert das SKO seitdem mit zahllosen Konzerten rund um die Welt. Das Jubiläumsjahr hält einige Highlights für Sie bereit. Neugierig?

DIE WELT DES SKOIm Jubiläumsjahr erscheint ein umfangreicher Bildband mit Fotos von Reiner Pfisterer, der das Stuttgarter Kammerorchester seit zehn Jahren begleitet.

JUBILÄUMSWOCHENENDE IM SEPTEMBERAm 18.09.2020 spielt das Stuttgarter Kammerorchester im StadtPalais - Museum für Stuttgart erneut das Programm seines Gründungskonzerts vom 18.09.1945. Umrahmt wird der musikalische Abend von Zeitzeugenberichten und der Vorstellung des Bildbands von Reiner Pfisterer.

Am 19.09.2020 findet unter der Leitung von Chefdirigent Thomas Zehetmair das große Jubiläumskonzert im Beethoven-Saal der Liederhalle statt.

UND NOCH VIELES MEHR ...Freuen Sie sich darüber hinaus auf weitere Jubiläumsaktionen wie Uraufführungen, Education-Projekte, Konzerte an besonderen Orten, etc. ...

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Liebes Publikum,

auch wenn die eigentlichen Feierlichkeiten erst im Herbst stattfinden, erlauben Sie mir bitte einen kleinen Vorgriff. 75 Jahre können je nach Betrachtungsweise „alt“ oder „jung“ bedeuten. Der Eishai erreicht ein Alter von 400 Jahren, Beethoven feiert seinen 250. Geburtstag und das Stuttgarter Kammerorchester sein 75-jähriges Bestehen. Das SKO ist mit seinen 75 Jahren das älteste Kammerorchester weltweit, aber gleichzeitig noch ein echter Jungspund (siehe Eishai).

Kammerorchester sind, anders als Eishaie, einem oft kurzfristigen Entstehungs- und Verfallsprozess ausgesetzt. Dass es in Stuttgart zu dieser langen ununterbrochenen Tradition kommen konnte, hat mit der einzigartigen Geschichte des Orchesters zu tun.

Bald nach dem ersten Konzert am 18. September 1945 war der unerhört neue Klang des Orchesters unter Gründungsdirigent Karl Münchinger international gefragt. Die radikale Verschlankung der Besetzung sorg-te für einen transparenten und gleichzeitig energiegeladenen Klang. 17 Solisten vereint durch die Begeisterung zur Kammermusik.

Konzerte auf allen Kontinenten wurden gespielt. Nicht selten war das SKO das erste klassische Orchester in diesen Ländern. Auf unseren Asien- Reisen werde ich heute noch von Menschen angesprochen, die seit den 50er Jahren dort kein Konzert verpasst haben. Viele Program-me sind auf Tonträgern dokumentiert: In meinem Büro steht eine

goldene Schallplatte, verliehen 1969 für über eine Million verkaufte Exemplare. Außerdem ein paar hundert Aufnahmen, darunter die Ge-samtaufnahme der Haydn-Sinfonien.

Diesem Pioniergeist und dem Anspruch, höchste Qualität anzustre-ben, fühlen wir uns verpflichtet, sie gehören zur DNS des Orchesters. Altes Repertoire wiederentdecken, einen neuen Blick auf Bekanntes werfen, Neues in Auftrag geben und die Digitalisierung mit KI, VR, Hologramm -Konzerten vorantreiben: Es bleibt viel zu entdecken!

Lassen Sie uns gemeinsam die 75 Jahre feiern, auf das SKO und Beet-hoven anstoßen und auch den Eishaien alles Gute wünschen.

Bis bald im Konzert

Ihr Markus Korselt Geschäftsführender Intendant

SCHON GEHÖRT?

INTERNATIONALE KONZERTREISEN

Im Mai tourt das Stuttgarter Kammerorchester mit dem Pianisten Gottlieb Wallisch durch China und gibt u. a. Konzerte in Peking und Shanghai.

MUSIC GAMES

In Kooperation mit dem Internationalen Trickfilmfesti-val veranstaltet das Stuttgarter Kammerorchester die-ses Jahr seinen zweiten Music Game Jam zum Thema „Klangfarben“.

SKOHR-LABOR

Mit Beginn des Jubiläumsjahres startet unser Tanz-projekt „Beethoven-Lab“ in drei Stuttgarter Schulen. Zusammen mit dem erfahrenen Choreografen Adrian Turner, Musikern des SKO und dem Education-Team des SKOhr-Labors entwickeln junge Menschen unterschied-lichster kultureller Prägung eigene Stücke, die im Juli im Wizemann gemeinsam aufgeführt werden.

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Katia und Marielle Labèque spielen Glass und Saint-Saëns unter der Leitung von Nabil Shehata.

„Wir schaffen es, auch nach so langer Zeit, eine Art innere Freiheit zu finden und anders zu fühlen, als wir es am Anfang unserer Kar-riere taten, anders als es bei so vielen Klavier-Duos der Fall ist. Diese werden häufig irgend-wann fade, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, ‚zusammen‘ zu spielen. Und so sind sie bei Konzerten oft rhythmisch sehr starr, wie Metronome“, erklärte Marielle Labèque ein-mal. Ihre ältere Schwester Katia nickte zu-stimmend. Das perfekte Zusammenspiel, die Bühnenpräsenz und Energie, das blinde Ein-

DER DRANG, MITEINANDER ZU SPIELEN

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verständnis der Schwestern sind legendär. Die beiden Pianistinnen sind seit mehreren Jahrzehnten nicht nur auf allen großen Büh-nen der Welt zuhause, sondern leben auch zusammen, in einem barocken Palazzo bei

Rom. „Das ist die größte Überraschung in un-serem Leben: dass unser Drang, miteinander zu spielen, immer noch so stark ist, nach all den Jahren.“

Viele Komponisten, darunter Luciano Berio, Pierre Boulez, Olivier Messi-aen und György Ligeti, haben

mit dem Klavier-Duo gearbeitet. Philip Glass kannte sie schon länger als ideale Interpre-tinnen seiner Klavierwerke. Sein Doppelkon-zert für zwei Klaviere und großes Orchester hat er den Schwestern gewidmet, die Ur-aufführung fand 2015 mit dem Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel statt. Zu seinem großbesetzten Werk hat der Kom-ponist ein paar Hinweise gegeben: Der erste und zweite Satz sind fröhlich, der dritte eher nostalgisch und langsam. Im Gegensatz zu einem traditionellen Solokonzert ist das Or-chester nicht als komplementärer Gegenpart der Solisten, sondern als „Verlängerung“ der beiden Klaviere zu verstehen. Dabei sollen die Klaviere nicht dominieren, son-

DAVID DIAMOND„Rounds“ für Streichorchester

PHILIP GLASSKonzert für zwei Klaviere,

Streichorchester und Percussion

GUILLAUME LEKEUAdagio für Streichquartett op. 3

CAMILLE SAINT-SAËNS„Der Karneval der Tiere“

LÖWINNENAbo-Konzert

Dienstag, 3. März 2020, 20 UhrTheaterhaus Stuttgart, T1Einführung um 19.15 Uhr

KATIA UND MARIELLE LABÈQUEKlavier

NABIL SHEHATALeitung

„Ich habe gelernt, die Tür offen zu halten und die Musik hineinzulassen. Ich gehe nicht hinaus, um

nach ihr zu suchen.“Philip Glass

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So lebensfroh und beschwingt die „Rounds“ von David Diamond, so traurig und ergrei-fend das Adagio op. 3 des Belgiers Guillau-me Lekeu. Traurig, weil er es 1891 für seinen Freund und Lehrer César Franck schrieb, der kurz zuvor den Folgen eines Zusammensto-ßes mit einem Pferdeomnibus erlegen war. Traurig, weil Lekeu selbst gerade eine vielver-sprechende Karriere als Komponist begon-nen hatte, jedoch drei Jahre später mit nur 24 Jahren an Typhus starb. Und noch trauri-ger ist der Gedanke, dass dieses Adagio zu seinem eigenen, von Vincent d’Indy gestifte-ten Gedächtniskonzert gespielt wurde. Nicht umsonst vergleicht man ihn mit Guillaume Lekeu, einem jungen Genie der französischen Lyrik, der auch "Rimbaud der Musik" genannt wird.

Wenn die Labèque-Schwestern dann zum Abschluss noch einmal virtuos in die Tasten greifen und mit mächtigen Trillern den „Kar-neval der Tiere“ eröffnen, ist auch der letzte Hauch von Melancholie verduftet. Ursprüng-lich hatte Camille Saint-Saëns gar nicht vor-gehabt, die 1886 für ein Faschingskonzert

komponierte „große zoologische Phantasie“ – genial-witzige Portraits von verkleideten Tieren als Parodie auf das damalige Musikle-ben – im Druck zu veröffentlichen. Zum Glück für die ihm ewig zu Dank verpflichtete Nach-welt hat er es doch getan.

Geleitet wird das Abo-Konzert von einem charismatischen deutsch-ägyptischen Diri-genten, dem ehemaligen Ersten Solokontra-bassisten der Berliner Philharmoniker und jetzigen Chefdirigenten der Philharmonie Südwestfalen und musikalischen Leiter der Kammeroper München: Nabil Shehata. Seit seinem herausragenden Debüt in Cottbus 2007 dirigierte der lebhafte Hamburger, um nur einige zu nennen, das Simon-Bolivar-Orchester in Venezuela, das RSB Berlin, die Düsseldorfer Symphoniker, das Orchestre National du Capitole, das Bilbao Symphony Orchestra, das Evermay Chamber Orchester in Washington, das Osaka Philharmonic Or-chestra, das Kyoto Symphony Orchestra, das New Japan Philharmonic Orchestra und das Macao Philharmonic Orchestra.

– Text: Anne Sophie Meine –

dern mit dem Orchester verschmelzen. Teil-weise wandern die Themen auf der Bühne von einer Hand zur anderen.

Den Begriff „Minimal Music“ findet Philip Glass für seinen meditativen Stil aus wieder-kehrenden kleinen tonalen Motiven unpas-send. Eher spricht er von einer „Musik mit re-petitiven Strukturen“. Nach einem Studium an der New Yorker Juilliard School und Unter-richt bei Darius Milhaud in Aspen/USA und Nadia Boulanger in Paris ist der 1937 in Balti-more geborene Amerikaner zum populärsten und einflussreichsten klassischen Komponis-ten unserer Zeit geworden. Und zu einem der produktivsten. Sein Werkverzeich-nis enthält u. a. 25 Opern, zwölf

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Sinfonien, preisgekrönte Filmmusiken (z. B. „Kundun“, „Truman Show“, „The Hours“), Tanz-, Klavier- und Kammermusik und viele genreübergreifende Kunstprojekte. Für das Stuttgarter Kammerorchester schrieb Glass seine Sinfonie Nr. 3 und das Tirol Concerto für Klavier und Orchester. Nach der Weltpremie-re des Doppelkonzertes mit den Labèques resümierte Glass: „Ich habe im Laufe der Zeit viel Musik geschrieben und ich habe gelernt, die Tür offen zu halten und die Musik hinein-zulassen. Ich gehe nicht hinaus, um nach ihr zu suchen.“

Bei der gestrengen Nadia Bou-langer in Paris haben viele ame-rikanische Komponisten ihre Grundlagen gelernt, auch David

Diamond. Als er 2005 hoch betagt starb und ein imposantes Œuvre mit

mehreren Sinfonien, Solokonzerten und Kammermusikwerken hinterließ, ehrte ihn die New York Times im Nachruf als „wichti-gen amerikanischen Komponisten, dessen früher Ruhm in den 1940ern von der Domi-nanz der atonalen Musik verdrängt wurde. Er zählt zur quasi vergessenen Generation von Amerikas großen Sinfonikern wie Howard Hanson, Roy Harris, William Schuman …“ Die dreisätzigen „Rounds“ für Streichorchester,

sein berühmtestes Werk, schrieb Diamond für den Dirigenten Dimitri Mitropoulos.

„Write me a happy work!“, bat er ihn im Sommer 1944, denn die vielen zwölf-

tönigen Werke, die Mitropoulos in dieser dramatischen Zeit auf-

führte, schlugen ihm und den Zuhörern zu sehr aufs Ge-

müt. Und Diamond hat ihm den Wunsch erfüllt.

„Write me a happy work!“

D. Mitropoulos zu David Diamond

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Im Gespräch mit Konzertmeister Jan Bjøranger über Haydn und Gubaidulina

SIEBZEHN: Herr Bjøranger, Joseph Haydn be-kannte, dass das Komponieren von sieben langsamen Sätzen zu Jesu letzten Worten am Kreuz keine leichte Aufgabe gewesen war. Spä-ter hielt er sie für eines seiner gelungensten Werke – ganz zu Recht, oder?

JAN BJØRANGER: Ja, allein das Thema ist in menschlicher Hinsicht wirklich aufwühlend. Der Gedanke, für den Frieden das äußerste Opfer zu bringen, ist auch heute, global ge-sehen, sehr aktuell. Die Musik erhält dadurch eine noch höhere Relevanz. Haydn schafft es

mit rein musikalischer Rhetorik, durch das Material den Kern der sieben Worte auch ohne den Text auszudrücken. Und sie für die Musiker und für das Publikum erfahrbar zu machen. Ich finde seine Art, die Situationen musikalisch zu umschreiben, dieses eher In-direkte, sehr berührend.

SIEBZEHN: So verschieden Joseph Haydn (kath.) im Jahre 1787 und Sofia Gubaidulina (russ.-orth.) 1982 an das Thema herangehen, so sind sie sich in einem doch sehr ähnlich: in der Suche nach dem aufrichtigen Ausdruck ih-res eigenen Glaubens. Sie selbst haben als Diri-gent Ihres innovativen norwegischen Orches-ters 1B1 mit dem estnischen Komponisten Arvo Pärt gearbeitet. Gibt es zwischen Gubaidulina und Pärts mystischer Musik eine Parallele?

JB: Ja, bei Gubaidulina und Pärt ist es das starke kontemplative Element. Und die um-gebende Stille, die ist entscheidend. Gubaidu-linas Stück ist für mich eine allmähliche emo-tionale Steigerung, die assoziativ ganz eng an den Text geknüpft ist. Mir geht es beim Kon-zert aber weniger darum, dem Publikum eine konkrete Wahrnehmung aufzudrängen. Was ich suche, ist der direkte Kontakt von uns al-

len mit dem Klang im Raum und das Erlebnis einer Verständigung durch die Musik. Unver-stellt und ehrlich.

SIEBZEHN: Welcher Solist – Cello oder Bajan, also ein chromatisches Knopfakkordeon – „spricht“ hier Jesu letzte Worte? Oder hat Gubaidulina gar nicht an eine Personifizierung gedacht?

JB: Eher nicht, sonst hätte sie wohl noch Ge-sangsstimmen dazu komponiert. Musik ist eine Kunst jenseits der Sprache. Gubaidulinas wortlose Musik mit dem programmatischen Hintergrund bringt eine Art Mystik ins Spiel, die ich sehr schätze. Ich denke, dass hier Cello und Bajan das Symbol des Kreuzes formen. Die verstreichende Zeit wird zu einem Aus-drucksmittel. Beide Soloinstrumente setzt die Komponistin daher nicht perkussiv ein, sondern der Klang wird, wie sie selbst sagt, als ein Luftstrom, ein „Atmen“ produziert. Das Konzept der Musik von Haydn und Gu-baidulina, in Verbindung mit der Stimme von Rabbiner Berger, ist ein essenziell menschli-ches. Und die Religion als Inspiration für die Kunst hat einen universalen Wert, den alle Menschen erkennen können, auch wenn sie selbst nicht religiös sind.

PASSION

„Was ich suche, ist der direkte Kontakt

von uns allen mit dem Klang im Raum.“

Jan Bjøranger

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In der Zeit, in der Jesus lebte, war das Land Ju-däa, in dem er lebte und wo er zuhause war, unter römischer Besatzung. Die Besatzer wa-ren grausam und strebten nach Auslöschung der jüdischen nationalen und religiösen Eigenheiten. In dieser Zeit sehnten sich unse-re Ahnen nach einem Befreier, einem Erlöser, nach einem Messias. (Das hebräische Wort „Maschiach“ ist zutiefst jüdisch.) Doch dies sahen die Juden dieser Zeit mit Jesus nicht erfüllt, weil die Römer dort blieben, und es erfolgte keine Befreiung, im Gegenteil.

SIEBZEHN: Werden Sie auch näher auf Befrei-ung und Erlösung, Passion und Auferstehung, also zentrale Begriffe des Christentums einge-hen?

JB: Ja, auf jeden Fall. Weil das alles zutiefst jü-dische Begriffe sind, die die Kirchen von uns übernommen haben. Es gibt eine jüdische religionsphilosophische Einstellung, dass die Arbeit der Befreiung allein dem Menschen obliegt: durch sein Wesen, seine Berufe, sei-ne Begriffe. Aber die Erlösung liegt allein bei Gott. Mensch und Gott bleiben in diesem Sinne geschieden. Die Idee der Auferstehung ist ein fester jüdischer Glaubenssatz, schon in den frühen rabbinischen Schriften. Auch im täglichen Gebet bekennen wir, dass Gott allein die Toten auferstehen lassen kann. Und zur Passion: die Christen kennen sie als Pas-sion Jesu. Die jüdische Welt kennt die Passion unabhängig von Jesus. So wurde z. B. im zwei-ten Jahrhundert ein großer Gelehrter unseres Volkes, Akiba ben Josef, von den römischen Be-satzern auf dem Scheiterhaufen ermordet. Im Unterschied zu den Jüngern Jesu sind die Schüler von Rabbi Akiba nicht weggelaufen, sondern haben bis zum Schluss einen Dialog mit dem Meister geführt, was im Talmud festgehalten wurde. Das ist vielleicht auch etwas, was religionsphiloso-phische Ansätze birgt.

– Interview: Anne Sophie Meine –

Interview mit dem Landesrabbiner a. D. Dr. Joel Berger zu seinen religionsphilosophi-schen Gedanken

SIEBZEHN: Herr Dr. Berger, diese Sternstunde um Jesu sieben letzte Worte am Kreuz werden Sie als vielfach geehrter ehemaliger Landes-rabbiner von Baden-Württemberg und For-scher im Haus der Geschichte mit religions-philosophischen Betrachtungen bereichern. Wohin werden Sie dabei weisen?

JOEL BERGER: Ich möchte vorausschicken, dass meine Zuhörer von rein christlich-theo-logischen Einstellungen Abschied nehmen müssen, denn dies sind keine jüdischen Begriffe. Für uns ist der jüdische Jesus der historische Jesus, der nicht als Erlöser wahr-

genommen wird, sondern als ein in der Früh-geschichte unseres Volkes leidender Mensch, wie so viele unserer Märtyrer und Ermor-deter. Denken Sie z. B. an den Maler Marc Chagall. Er schildert in seinen Bildern öfters Jesus, den Gekreuzigten, aber stets mit jüdi-schem Symbol, z. B. mit den vier Schaufäden, die gläubige Juden tragen.

SIEBZEHN: Die christliche Theologie ist ohne das Judentum nicht denkbar. Es gibt vieles, was sie verbindet, und auch vieles, was sie trennt. Lässt sich das an Jesus selbst erläutern, der nach christlichem Verständnis als Erlöser mit seinem Tod die Sünden der Welt auf sich nimmt?

JB: Als Erlöser unseres Volkes kann Jesus nicht gedeutet werden, weil er unserer Meinung nach uns und auch die Welt nicht erlöst hat.

„Erlösung, Passion, Auferstehung …

das sind alles zutiefst jüdische Begriffe.“

Joel Berger

Mit Unterstützung von

In Kooperation mit

JOSEPH HAYDN„Die sieben letzten Worte

unseres Erlösers am Kreuze“

SOFIA GUBAIDULINA„Seven Words“ für Violoncello,

Bajan und Streichorchester

SIEBEN LETZTE WORTESternstunden

Donnerstag, 26. März 2020, 20 UhrStadtPalais, Foyer

Einführung um 19.30 Uhr

DR. JOEL BERGERLandesrabbiner a. D. und

Religionsphilosoph

JAN BJØRANGERLeitung

NIKOLAUS VON BÜLOWVioloncello

ELSBETH MOSERBajan

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Gottlieb Wallisch zu Gast beim SKO.

Der aus einer Wiener Musikerfamilie stam-mende Gottlieb Wallisch begann mit sechs Jahren, Klavier zu spielen, hat bereits mit zwölf Jahren im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins debütiert und ist seit damals in den großen Konzertsälen und bei den be-deutenden Festspielen der Welt erfolgreich unterwegs. Seit 2016 leitet er eine Klavier-klasse an der Universität der Künste in Berlin. Beim Stuttgarter Kammerorchester gastiert er am 13. Mai als Solist des 4. Klavierkonzerts mit dem „Jahresregenten 2020“, Ludwig van Beethoven, in einer besonderen Version.

SIEBZEHN: Herr Wallisch, Beethoven steht im Zentrum der Klavierliteratur. Welche Bedeu-tung hat er für Sie?

GOTTLIEB WALLISCH: Beethovens Musik hat für mich in den letzten zehn Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ich spüre eine tiefe Kraft und Faszination, die von ihr ausgeht. Ich denke, dass seine Klaviermusik zurzeit fast die Hälfte meiner Programme be-herrscht. Bei Beethoven bewundere ich die

Energie, die in seiner Musik steckt. Faszinie-rend finde ich auch den großen Bogen seines Schaffens, vom frühen, jugendlichen Stürmer und Dränger über die souveräne mittlere Phase hin zum teilweise rätselhaften und vi-sionären Spätstil.

EIN JAHR IM ZEICHEN BEETHOVENS

SIEBZEHN: Im Konzert mit dem SKO treten Sie auch mit einem Solostück auf, der Fantasie op. 77. Was ist das Besondere an diesem Stück?

GW: Dieses Werk gibt Einblick in Beethovens Kunst des Improvisierens. Wir vergessen heute gerne, dass die konzertierenden Kom-ponisten der damaligen Zeit in ihren Aka-demien für das Publikum auch improvisiert haben und dass daraus zahlreiche Werke ent-standen sind, die die Komponisten erst spä-ter niedergeschrieben haben. Die freie Form der Fantasie op. 77 ist sehr spannend, der ers-te Teil des Werks hängt ganz assoziativ mu-sikalische Abschnitte bzw. Ideen aneinander, der zweite Teil dann besteht aus streng ge-formten Variationen über ein sehr schlichtes Thema in H-Dur.

SIEBZEHN: Wissen Sie Näheres über die Fas-sung für Streichorchester des 4. Klavierkon-zerts? Sie stammt ja aus Beethovens Zeit?

GW: Mir sind nur die Fassungen der Klavier-konzerte von Vinzenz Lachner, die im späten 19. Jahrhundert erschienen sind, ein Begriff. Ich habe aber gehört, dass es im Wiener Ar-chiv der Gesellschaft der Musikfreunde eine gibt, die tatsächlich aus Beethovens Zeit stammt.

SIEBZEHN: Vinzenz Lachner, der Bruder des et-was bekannteren Franz Lachner, der noch zum Schubertkreis gehört hatte, verfügte offenbar über gute Beziehungen nach Wien. Er beruft sich nämlich in seiner 1881 veröffentlichten Version auf eine Bearbeitung, die tatsächlich in Beethovens Zeit für dessen Gönner Fürst Lobkowitz entstanden ist. Wie groß sind die Unterschiede zur Originalfassung, vor allem für Sie als Interpreten?

GW: Für mich als Solisten ändert sich in der Bearbeitung nichts, nur der Orchesterpart wird auf ein reines Streichorchester umge-legt. Vor einigen Wochen habe ich das erste Konzert Beethovens mit Streichquintett auf

einem Hammerflügel gespielt. Diese Fas-sung, ebenfalls von Vinzenz Lachner, war un-glaublich überzeugend und hat die Zuhörer die Bläser-Farben vergessen lassen.

SIEBZEHN: Welche Kadenzen werden Sie spie-len?

GW: Ich halte mich an Beethovens Original-kadenzen und spiele ausschließlich diese. Im Fall des 4. Klavierkonzerts ist der stilistische Bruch zwischen Konzert und der etwas spä-ter entstandenen Kadenz nicht spürbar, an-ders als bei den beiden frühen Konzerten Nr. 1 und 2. Da liegen ja fast 15 Jahre zwischen der Komposition des Konzerts und der Kadenzen, die erst um 1809 erfolgte.

SIEBZEHN: Im Beethoven-Jahr steht wahr-scheinlich oft Musik des „Jahresregenten“ auf ihren Programmen?

GW: Ja, ich freue mich, über das Jahr 2020 verteilt alle sechs Klavierkonzerte spielen zu können, Es sind nämlich sechs, Beethovens Transkription seines Violinkonzerts op. 61 für Klavier mit eingerechnet. Tourneen durch China, Polen, Österreich und Slowenien ste-hen unter anderem auf dem Programm. Des Weiteren Kammermusikprojekte mit Werken Beethovens, zum Beispiel ein Abend, an dem nur Werke erklingen, die Beethoven seinem Schüler und Freund, dem Erzherzog Rudolph von Österreich, gewidmet hat. Außerdem die 2. und 3. Sinfonie in Klaviertrio- bzw. Klavier-quartettbesetzung, von Beethoven und sei-nem Schüler Ferdinand Ries bearbeitet. Auch freue ich mich, an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien einen Meis-terkurs zu Beethovens Klavierwerk halten zu können.

– Interview: Gottfried Franz Kasparek –

„Ich spüre eine tiefe Kraft

und Faszination, die von Beethovens

Musik ausgeht.“Gottlieb Wallisch

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QIGANG CHEN„L'Éloignement“ für Streichorchester

LUDWIG VAN BEETHOVENKonzert für Klavier und Orchester

Nr. 4 G-Dur op. 58

LUDWIG VAN BEETHOVEN„Fantasie“ für Klavier op. 77

LUDWIG VAN BEETHOVENStreichquartett in

f-Moll op. 95

MIT ALLER KRAFTAbo-Konzert

Mittwoch, 13. Mai 2020, 20 UhrLiederhalle, Mozart-SaalEinführung um 19.15 Uhr

GOTTLIEB WALLISCHKlavier

JAN BJØRANGERLeitung

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MUSIK IST DIE UNFASSBARSTE KUNST ÜBERHAUPT

Manuel Hidalgo und Beethoven

Über die Musik des spanischen Komponisten Manuel Hidalgo schrieb Frank Kämpfer 1999: „ ... sinnlich-archaisch, respektlos und von fesselnden Dogmen befreit. Was bei Hidalgo erklingt, ist stets gestisch beredt und weckt – entgegen dem kompositorischen Selbstbild – eine Reihe von Assoziationen.“ Dies gilt auch noch zwei Jahrzehnte später. Hidalgo, gebo-ren 1956 in Andalusien, begann seine Kom-

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positionsstudien bei Juan-Alfonso Garcia, dem Organisten der Kathedrale von Granada, und setzte sie bei Hans Ulrich Lehmann in Zürich und bei Helmut Lachenmann in Stuttgart fort. Seit 1981 lebt er als freischaffender Komponist und Lehrer in Stuttgart.

Hidalgos Œuvre reicht vom Musiktheater bis zum Solostück. In der Werkliste fallen immer wieder Bearbeitungen älterer Musik auf, von J. S. Bach und Anton Webern, vor allem jedoch von Ludwig van Beethoven. 1883 war Hidalgo Beethoven-Preisträger der Stadt Bonn. Schon im Jahr 1992 entstand seine Ver-sion der „Großen Fuge“ für Orchester, 2005 eine Kammermusikfassung der Variationen op. 109/3, 2008 eine Chorfassung des Scher-zos aus der 9. Sinfonie. 2009 arrangierte er die 6 Bagatellen op. 126 für das Ensemble Re-sonanz. Nun folgt eine Fassung der 8. Sinfonie für Kammerorchester, welche das Stuttgarter Kammerorchester im Abo-Konzert am 20. Juni zur Uraufführung bringen wird. Es ist ja Beet-hoven-Jahr, Beethovens 250. Geburtstag.

„Da jede bewusste Wahrnehmung Erkenntnis ist, wäre es [...] die Aufgabe des Komponisten, Musik [...] als Erkenntnismittel zu schaffen“, so Manuel Hidalgo in einem Gespräch mit Pa-trick Hahn für das Booklet einer CD, die unter

anderem die Bearbeitung der „Großen Fuge“ enthält. „Musik dient dazu, unser Wahrneh-mungssystem zu schärfen. Gute Musik setzt die Maschinerie auf eine Weise in Bewegung, dass ich mich eventuell besser kennen lerne.“

Und weiter: „Komponieren hat für mich sehr viel mit ‚innerem Erleben’ zu tun. Sehnsüch-ten, Wünschen, Erfahrungen, die man nicht in anderer Form vermitteln kann.“ Wenn man so will, ist dies eine durchaus romanti-sche Einstellung. Und auch Beethoven dach-te ähnlich: „Von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen“, schrieb er über die „Missa so-lemnis“, und auf das Titelblatt der Pastorale- Sinfonie: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“. Auch die Herkunft spielt eine Rolle für Hidalgo: „Bei mir gibt es wohl im-mer eine gewisse Kargheit oder Einfachheit der Textur und der Ideen. In allen meinen Stü-cken spürt man etwas Andalusisches im Hin-tergrund. Das Einfache entsteht bei mir aus meinem Untalent, aus meiner Ignoranz, aus meiner Unfähigkeit, sehr komplexe Aspekte zu steuern oder zu gestalten. Ich schreibe die Musik, die ich mir vorstellen kann. Eine ein-fache Musik ist für mich kein Ziel. Sie ist ein unausweichliches Resultat.“

Es wird spannend, wie „einfach“ die Musik wird, die Hidalgo für das „Werk für Streichor-chester und Jugendorchester“ entwirft, das ebenfalls am 20. Juni gemeinsam mit dem Patenorchester aus Weil im Schönbuch unter der Leitung von Chefdirigent Thomas Zehet-mair uraufgeführt wird. Nach „Beethoven pur“, der von Yu Zhuang gespielten ersten Violinromanze, folgt dann die Bearbeitung von Beethovens heiterster Symphonie, der „Achten“ mit ihrem grimmigen Humor und ihren parodistischen Zügen. Manuel Hidalgo zählt Beethoven, neben Mozart, Webern und dem großen Beethoven-Verehrer Lachen-mann, zu seinen großen Vorbildern. Wie geht er an eine Bearbeitung heran? „Bearbeiten ist aus meiner Sicht keine Kunst“, relativiert er den eigenen Anspruch. „Es ist Kunstgewer-be. Der Reiz lag für mich immer darin, etwas handwerklich Schwieriges umzusetzen. Doch letztendlich muss aus der neuen Besetzung auch neue Musik entstehen, eine neue Pers-pektive auf das Original – das macht die Sa-che erst interessant. Man hört am Ende mei-ne Manien, auch mein technisches Können, meine Erfahrung beim Instrumentieren im Umgang mit fremder Musik. Aber die Musik ist nicht von mir. Sie stammt zu 99,9 % von Beethoven.“

Wollen wir noch weiter Musik beschreiben? Schon Felix Mendelssohn Bartholdy meinte: „Es wird so viel über Musik gesprochen und so wenig gesagt. Ich glaube überhaupt, die Worte reichen nicht hin dazu, und fände ich, dass sie hinreichten, würde ich am Ende gar keine Musik mehr machen.“ Verblüffend, wie im Grunde ähnlich dies Hidalgo formuliert: „Musik ist die unfassbarste Kunst überhaupt.

Musik findet in der Zeit statt, und obwohl man heute jede Aufnahme beliebig oft ab-spielen könnte – was wir wahrnehmen, fin-det wiederum in der Zeit statt. Der Wirkung,

die Musik in uns hinterlässt, nachzufühlen und sie dann mit Worten, also starren Kon-zepten festzuschreiben, finde ich brutal und riskant. Es entstehen eine Menge Missver-ständnisse.“

Also, liebes Publikum, hingehen, hinhören!

– Text: Gottfried Franz Kasparek –

„Musik dient dazu, unser Wahrnehmungssystem

zu schärfen.“Manuel Hidalgo

„Komponieren hat für mich sehr viel mit

‚innerem Erleben’ zu tun.“Manuel Hidalgo

M ANUEL HIDALGOWerk für Streichorchester und

Jugendorchester (Uraufführung)

LUDWIG VAN BEETHOVENViolinromanze Nr. 1 G-Dur op. 40

LUDWIG VAN BEETHOVENSinfonie Nr. 8 F-Dur op. 83

in der Kammerorchesterfassung von Manuel Hidalgo (Uraufführung)

GÖTTERFUNKENAbo-Konzert

Samstag, 20. Juni, 20 UhrLiederhalle Stuttgart, Mozart-Saal

Einführung um 19.15 Uhr

YZ ZHUANGVioline

THOMAS ZEHETMAIRLeitung

JUNGES STREICHORCHESTER WEIL IM SCHÖNBUCH

(Patenorchester des SKO)

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bei den beiden natürlich viel Besinnliches dazu, was den Begriff „Messe“ rechtfertigt. Bruckner meinte selber, Gott habe ihm jeden Ton diktiert.

SIEBZEHN: Wissen Sie schon, welche Kompo-sitionen von Gesualdo für das Konzert ausge-wählt werden?

TZ: Wilfried Rombach vom Ensemble Offi-cium ist dabei, das Programm der Gesangs-stücke zusammenzustellen. Das werden wir dann gemeinsam abstimmen. Diese „Missa nova“ ist ja tatsächlich etwas völlig Neues.

SIEBZEHN: Spielt die Architektur des StadtPalais mit seiner Galerie hier eine Rolle? Werden Sie die Akus-tik hier auf eine besondere Weise nutzen?

TZ: Wir werden im Foyer des StadtPalais den besten Platz für beide Ensembles finden, so-wohl für den akustischen als auch den opti-schen Dialog.

SIEBZEHN: Verschiedener könnten sie ja kaum sein, die beiden Komponisten: hier der ewige Junggeselle Anton Bruckner aus Oberöster-reich, der so gar nicht in die bürgerliche Wie-ner Welt passte, und dort der heißblütige Ge-sualdo, Fürst von Venosa, der 1590 seine erste Frau und deren Liebhaber in flagranti ermor-dete, um dann ein Viertel Jahrhundert lang in seiner Musik Buße zu tun. Bruckners Messen sind genauso berühmt wie seine Sinfonien,

ANTON BRUCKNERStreichquintett F-Dur WAB 112(Fassung für Streichorchester)

CARLO GESUALDOMadrigale

MISSA NOVASternstunden

Sonntag, 28. Juni 2020, 20 UhrStadtPalais, Foyer

Einführung um 19.30 Uhr

ENSEMBLE OFFICIUM Gesang

unter der Leitung von WILFRIED ROMBACH

THOMAS ZEHETMAIRLeitung

EINE NEUE MESSE MIT GESUALDO: BRUCKNER

WÄRE BEGEISTERT!

Im Gespräch mit Chefdirigent Thomas Zehetmair über die Sternstunde mit dem Ensemble Officium.

SIEBZEHN: Herr Zehetmair, eine „Missa nova“ aus Anton Bruckners Streichquintett von 1879 für Streichorchester und der Vokalpolyphonie von Carlo Gesualdo aus dem späten 16. Jahr-hundert. Man kann wohl sagen, das ist ein buchstäblich unerhörtes Konzertprojekt. Wie passt beides zusammen? TZ: Das wird ein Traum! Die Kombination der Klangwelten Bruckners und Gesualdos ist voller Sinnlichkeit. Zur Sinnlichkeit kommt

Page 13: Das Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters · Philharmonic unter Gustavo Dudamel statt. Zu seinem großbesetzten Werk hat der Kom-ponist ein paar Hinweise gegeben: Der erste und

Gesualdos Responsorien und Motetten stehen in ihrer Kunstfertigkeit seinen Madrigalen in nichts nach. Die Kirchenmusik war beiden bis zuletzt eine wichtige Inspirationsquelle. Wel-che weiteren Gemeinsamkeiten würden Sie nennen?

TZ: Bruckner und Gesualdo haben vieles ge-mein. Die Kirchenmusik haben Sie schon genannt. Dann die Meisterschaft des Kont-rapunktes. Und vor allem die Kühnheit und Einzigartigkeit der Harmonien und harmo-nischen Wendungen, die beide Komponisten zu Monolithen ihrer Zeit machten. Das ist einfach nur berauschend.

SIEBZEHN: Über die Heftigkeit der damali-gen Musikkritik kann man jedes Mal wie-der staunen: „Bruckners Musik duftet nach himmlischen Rosen und stinkt nach hölli-schem Schwefel – noch ein wenig verbinden-der Weihrauch dazwischen, und der Mystiker wäre fertig“, schrieb der Bruckner-feindliche Brahms-Anhänger Max Kalbeck nach dem außerordentlichen Erfolg des Streichquintetts, das er in seiner Kritik als „Apokalypse in vier Capiteln“ bezeichnete.

TZ: Ja, Bruckner hat fast nie „geliefert“, was man von ihm erwartet hatte. Auch der Diri-gent und Geiger Josef Hellmesberger, der das Quintett angeregt hatte, zögerte die Urauf-führung immer wieder hinaus, ließ sich noch das Intermezzo anstelle des Scherzos kom-ponieren. Schließlich besorgte das erweiter-te Winkler Quartett in privatem Rahmen die erste Aufführung, und nicht einmal vollstän-dig. Bruckner hat durch seine Individualität erst einmal befremdet, bevor man zum Glück noch zu Lebzeiten Bruckners sein überbor-dendes Genie und seine Größe anerkannt hat.

SIEBZEHN: Kalbeck meinte mit seiner Kritik das ganze Quintett – ausgenommen das Adagio, denn das käme „direct aus dem Paradiese“. Der Kritiker gesteht hier nur widerwillig seine Bewunderung ein. TZ: Kalbecks Kritik zeigt uns, dass Bruckners unglaublich neue Musiksprache nur durch extreme Vergleiche – Untiefen der Hölle bzw.

höchstes Paradies – überhaupt erfasst und beschrieben wer-den konnte.

SIEBZEHN: In Gesualdos Spiel mit der Chromatik kann es für die Musiker einen feinen klanglichen Unterschied ausmachen, ob er ein Des oder ein Cis notiert hat. Und Bruck-ner konstruierte in seinem Streichquintett eine satzüber-greifende Tonartendisposition. Subtilste Kammermusik auf höchstem Niveau also. Wie ist das mit der Arbeit am Klang, an den Nuancen?

TZ: Ich verrate nur soviel: genau die Arbeit, die dahintersteckt, so ein Programm vorzu-bereiten, das Mühsame, das alles muss von der Aufführung transzendiert werden – etwa im Sinne von Kafkas berühmter Kunstreiterin in der Erzählung „Auf der Galerie“.

SIEBZEHN: Bruckner schöpfte viel aus der Strenge und Pracht der Vokalpolyphonie auf der Schwelle des Barocks. Was, glauben Sie, hätte er wohl zu diesem Konzertprogramm gesagt, bei dem eins seiner von ihm am meis-ten geschätzten Werke mit Gesualdos Musik zu einem vollkommen neuen Konzertpro-gramm zusammengefügt wird?

TZ: Ich hoffe, er wäre begeistert!

– Interview: Anne Sophie Meine –

„Diese ‚Missa nova‘ ist tatsächlich etwas

völlig Neues.“Thomas Zehetmair

„Bruckner hat fast nie ‚geliefert‘, was man von

ihm erwartet hatte.“Thomas Zehetmair

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Mit Unterstützung von

In Kooperation mit

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UNSERE KONZERTE SAISON 2019/2020

Stuttgart

F

CH

D

Epinal

Zürich

Colmar

Augsburg

WasserburgDachau

MemmingenWeingarten

Schwäbisch Gmünd

Wilhelmshaven

Quakenbrück

Hamm

Dresden

Leer

Blaibach

Tuttlingen

Oettingen

Ansbach

Rottenburg am Neckar

Homburg

Eltville am Rhein

Wiesbaden

Gernsbach

Rutesheim

Maulbronn

Esslingen

Fellbach

Sonthofen

Konzerte März – Juli 2020Konzerte September 2019 – Februar 2020

Alpirsbach

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Konzertvorschau (Februar bis Juli)

Solisten, EnsemblesLeitung

Ort Termin

Katia und Marielle Labèque – KlavierNabil Shehata – Leitung

LeerWilhelmshavenHammStuttgartAbo-Konzert „Löwinnen“

28.02.202029.02.202001.03.202003.03.2020

Thomas Zehetmair – Violine und Leitung

StuttgartAbo-Konzert „Phänomen Mozart“

10.03.2020

Dr. Joel Berger – (Landesrabbiner a. D. und Religionsphilosph Jan Bjøranger – Leitung

Stuttgart Sternstunde „Sieben letzte Worte“

26.03.2020

Knabenchor Collegium Iuvenum StuttgartMichael Culo – Leitung

Stuttgart 29.03.2020

Yu Zhuang – Violine und Leitung Ansbach 02.04.2020

Lev Sivkov – VioloncelloMuriel Cantoreggi – Leitung

Colmar 18.04.2020 19.04.2020

Marko Milenkovic – Viola DachauStuttgartAbo-Konzert „Himmelwärts“

25.04.202026.04.2020

StuttgartMusic Game Jam (Internationales Trickfilmfestival)

02.05.2020 – 03.05.2020

Thomas Zehetmair – Leitung Augsburg 08.05.2020

Johannes Klumpp – Leitung FellbachSKOhr-Labor: „TONALI“-Wettbewerb

10.05.2020

Gottlieb Wallisch – KlavierJan Bjøranger – Leitung

StuttgartAbo-Konzert „Mit aller Kraft“

13.05.2020

Gottlieb Wallisch – KlavierJan Bjøranger – Leitung

Peking, Shanghai, u. a. Auslandstournee

14.05.2020 – 02.06.2020

Meesun Hong Colemann – Leitung

Oettingen 14.06.2020

Yu Zhuang – ViolineJunges Streich orchester Weil im SchönbuchThomas Zehetmair – Leitung

Stuttgart Abo-Konzert „Götterfunken“

20.06.2020

Georg Kallweit – Leitung StuttgartKonzert beim Musikfest Stuttgart

23.06.2020

Yu Zhuang – ViolineThomas Zehetmair – Leitung

Memmingen 24.06.2020

Ensemble Officium – GesangThomas Zehetmair – Leitung

StuttgartSternstunde „Missa nova“

28.06.2020

Nikolaus von Bülow – VioloncelloJan Bjøranger – Leitung

DresdenSchwäbisch Gmünd

04.07.202022.07.2020

Yu Zhuang – Violine und LeitungMarko Milenkovic – Viola

MaulbronnAlpirsbach

10.07.202011.07.2020

Jan Bjøranger – Leitung Im WizemannSKOhr-Labor: Tanzprojekt „Beethoven-Lab“

24.07.202025.07.2020

Asya Fateyeva – SaxofonJohannes Klumpp – Leitung

Eltville am RheinKonzert beim Rheingau Musik Festival

30.07.2020

Karten für die Konzerte des Stuttgarter Kammer orchesters in Stuttgart

Abo-Konzerte der Kulturgemeinschaft / Kulturgemeinschaft Stuttgart e. V. / www.kulturgemeinschaft.de / Tel.: 0711 /22 477 20

Sternstunden / reservix / www.reservix.de / Tel.: 01806 / 700 733 / und an allen bekannten reservix-Vorverkaufsstellen oder beim Stuttgarter Kammerorchester

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SKO on Tour

Seit 75 Jahren ist das Stuttgarter Kammer-orchester nicht nur in seiner Heimatstadt und Baden-Württemberg unterwegs, son-dern tourt als musikalischer Botschafter durch die ganze Welt. In dieser Saison waren wir bereits in Hong Kong, Malaysia und Thailand, im Mai geht es dann nach China.

CHN

THA

MYS

ASIEN

Zhengzhou Changzhou

Shanghai

Fuzhou

Xiamen

Hong KongShenzhen

Nanning

Changsha

Zhuzhou

Kuala Lumpur

Penang

Bangkok

Peking

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WARUM ICH BEIM SKO SPIELE ...

Heute, in meinem 61. Lebensjahr, blicke ich zurück auf 36 Spielzeiten als Bratschist im Stuttgarter Kammerorchester. Alle sechs Chefdiri-genten seit Bestehen des Orchesters habe ich erlebt, auch zwölf der 16 Geschäftsführenden Intendanten des Orchesters. Selbst in meiner frühen Kindheit gab es eine Prägung durch Karl Münchinger und das SKO. Als ich mit meiner Familie in den 60er Jahren in Neuseeland leb-te, wurden zu Hause immer wieder LPs mit dem SKO aufgelegt. Mein Vater, Michael Wieck, kommentierte den Klang und Geist der Musik als vorbildlich. So wurde im hintersten Winkel des Pazifiks das SKO zum Sehnsuchtsort für meinen Vater. Unvergesslich die familiäre Sze-ne, als mein Vater barfüßig und in Shorts sich ein weißes Hemd und eine Frackjacke überzog und sich von meiner Mutter fotografieren ließ. Mit diesem Foto bewarb er sich bei Münchinger und wurde 1969 erster Konzertmeister des SKO. So erlebte ich schon als 10-jähriger Bub die „Aura“ des SKO, damals noch mit sechs aktiven Gründungs-mitgliedern.

15 Jahre später wurde ich selbst Mitglied im Stuttgarter Kammeror-chester und erlebte von 1984 bis 1987 die bewegte letzte Phase von Karl Münchinger als Chefdirigenten. Die kammermusikalische Ar-beitsweise, aber vor allem der enorme Zusammenhalt innerhalb des Orchesters, begeisterten mich. Es galt schließlich allen zu beweisen, dass das SKO nach der Ära Münchinger weiter bestehen müsse, was damals von einigen Stuttgarter „Größen“ öffentlich bezweifelt wur-de. Als Orchester hatten wir das Gefühl eine Gemeinschaft, ja sogar eine Familie zu sein. 16 der 17 Mitglieder waren männlich und durch die unregelmäßigen Arbeitszeiten und die vielen Tourneen waren die Ehefrauen und Familien ebenfalls stark beansprucht, aber man rückte eben zusammen und half sich untereinander.

Die Arbeit seitdem im Orchester mit den unterschiedlichsten Chef- und Gastdirigenten und den vielen Solisten empfand ich immer als herausfordernd, vielseitig und persönlich bereichernd. Neben den un-vergesslichen Tourneen denke ich u. a. gerne an Projekte mit Dennis Russell Davies zurück, z. B. die zwölf Titel, die wir für das Label ECM eingespielt haben, oder auch an den elf Jahre währenden Konzert- und Aufnahmezyklus „Haydn Spass“.

Gegenwärtig genieße ich die Zusammenarbeit mit unserem neuen Chefdirigenten Thomas Zehetmair. An ihm schätze ich besonders, dass er ab der ersten Minute der Probe am Kern des aufzuführenden Werks ist. Kein Wort wird zu viel gesprochen und doch ist er stets of-fen für Impulse aus dem Orchester. Einfach souverän.

Inzwischen bin ich das älteste Orchestermitglied und der einzige, der noch unter Karl Münchinger gespielt hat. Spannend bleibt für uns alle (MitarbeiterInnen, Intendanz und Vereinsvorstand) immer die Her-ausforderung, im Wandel der Zeiten als unverzichtbarer Klangkörper in der Musikstadt Stuttgart und im Konzertgeschehen weltweit wahr-genommen zu werden.

– Text: Emanuel Wieck –

Emanuel Wieck

spielt seit 1984 als Bratschist beim Stuttgarter Kammerorchester. Was ihm beim SKO beson-ders gefällt, verrät er in seinem Selbstporträt.

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WAS IST EIGENTLICH …?Musikalische Fachbegriffe von SKO-Musikern erklärt

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Die berühmteste Taktart in der Musik generell ist sicherlich der 3/4-Takt. Schon im 16. Jahrhundert notiert, finden wir ihn in der Chaconne und in vielen anderen Tanzformen, im 17. Jahrhundert im Menuett, im 18. Jahrhundert im Ländler und später natürlich im Walzer und im 19. Jahrhundert im Vals Crusado, oder auch Tango-Vals genannt. Und auch heutzutage in der Pop- und Unterhaltungsmusik bestimmt der 3/4-Takt häufig immer noch den Markt.

Für uns klassische Musiker hat die Taktart grundsätzlich aber auch sehr viel mit der Frage des Charakters eines Stückes zu tun. Handelt es sich – wie oben beschrieben – um einen Dreiertakt, deutet das auf einen tänzerischen Charakter hin. Ist es ein sogenannter gerader Takt (2/4 oder 4/4), kann das auf einen marschartigen oder auch kämp-ferischen Charakter wie in Tschaikowskis Ouvertüre 1812, in anderen Fällen aber auch auf einen festlichen Charakter, wie in der Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit“ oder natürlich der „Kleinen Nachtmusik“ von Mozart hindeuten.

Mitunter verschlägt es uns auch in andere Musikwelten, wie den Jazz oder auch in folkloristische Musik aus Ländern wie beispielsweise Ungarn und Gegenden wie dem Balkan, in deren Musik Taktwechsel, Betonungsverschiebungen oder rhythmisch komplizierte Formen wie der schnelle 7/8-Takt an der Tagesordnung sind. Und in der zeitgenös-sischen Musik gibt es gelegentlich improvisatative Passagen, in denen es gar keine Taktstruktur oder Ordnung mehr gibt, wo jeder ein oder mehrere Motive in unterschiedlich schnellen Tempo zeitgleich indivi-duell spielt.

In einem alten Kinderbuch von Ida Bohatta mit dem Titel „Heinz Triller, Musiklehrer“ heißt es:

„Das erste, was ihr lernen müsst, ist das Taktgefühl.Das zweite da, das merkt euch gut, ist das Zusammenspiel.Wir fangen gemeinsam an und sind gemeinsam still,nur allerdings dann zwischendurch spielt jeder, was er will.“

– Text: Nikolaus von Bülow –

Wenn man im Duden nachschlägt, bekommt man folgende Informationen:

Takt (Substantiv, maskulin)

Einteilung eines musikalischen, besonders eines rhythmischen Ablaufs in gleiche Einheiten mit

jeweils einem Hauptakzent am Anfang und festliegender Untergliederung

Herkunft: eigentlich = Taktschlag, (stoßende) Berührung < lateinisch tactus = Berührung;

Gefühl, zu: tactum, 2. Partizip von: tangere, tangieren

Grammatik: ohne Plural

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FÖRDERN MACHT FREU(N)DE!Förderer des SKO stellen sich vor

Was hat Sie dazu bewogen, sich für das SKO zu engagieren?Seit unserem Aufenthalt in den USA unterstützen wir unterschied-lichste Organisationen. Für das Stuttgarter Kammerorchester enga-gieren wir uns, weil hier (musikalische) Erstklassigkeit und soziales Engagement gelebt werden. Zudem ist das SKO ein Botschafter für großartige Musik und wird dadurch auch als Botschafter für den An-spruch der Produkte aus Stuttgart, der Region, Baden-Württemberg und Deutschland wahrgenommen.

Wann haben Sie das SKO zum ersten Mal spielen gehört und wo würden Sie das Orchester gerne mal erleben?Zum ersten Mal haben wir das Orchester in den Jahren 2005 bis 2008 im Rahmen von Stuttgarter Ballett-, Schauspiel- und Musik-Abos ge-hört.

Wo wir das SKO gerne mal erleben möchten? Da fallen uns einige Orte ein, z. B. auf einer Freilichtbühne, auf einer Burg oder einem Schloss am Neckar, am Rhein oder an der Mosel; am Bodensee oder auf der Burg Hohenzollern.

Ist Klassik Ihr Lieblingsgenre oder hören Sie auch gerne andere Musikrichtungen?Auch wenn wir uns mehr für das klassische Repertoire begeistern, ist uns das Experimentelle sehr wichtig. Dabei gilt es offen zu sein, unge-wöhnliche Musikrichtungen zu kombinieren und den Mut zu fördern, neue Klangwelten zu entdecken. Wie wäre es mal mit einem gemein-

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Gaby & Jürgen Kiehne (Mäzene)

unterstützen das

Stuttgarter Kammerorchester mit großer Freude.

Das Stuttgarter Kammerorchester wird von einem treuen Freundeskreis gefördert, der mit großem Engagement die Konzerte, Urauf-führungen, sozialen Projekte und die Nachwuchsförderung des Ensembles unterstützt. Grund genug, die Mitglieder der SKO-Familie einmal vorzustellen …

samen Konzert des SKO und Eminem – ganz unter dem Motto: „SKO goes Classic & Rap“?

Welches Konzert des SKOs ist Ihnen besonders in Erinnerung ge-blieben?Nur eins? Uns haben viele begeistert. Zum Beispiel die Sternstunde „Jazz meets Klassik“ mit Isabelle van Keulen, das Dreikönigskonzert „Schöpfung 2.0“ mit Walter Sittler und das Konzert „Die Farben der Marimba“ mit Katarzyna Mycka.

Was bedeutet das SKO für Sie ganz persönlich?Begegnungen mit gleichgesinnten Musikfreunden und mit den hoch motivierten Musikern.Erleben, hören, genießen der erstklassig interpretierten und gespiel-ten Musikstücke in unterschiedlichen Umgebungen.Das SKOhr-Labor mit all seinen neuen Ideen und Projekten mitverfol-gen und unterstützen.

Bitte beenden Sie den Satz: Ohne das SKO …... fehlt uns ein wesentliches Stück Klangkultur in der Region, der Mut, Musik neu zu interpretieren und mit immer neuen Medien zu kombi-nieren.

Möchten Sie sonst noch was loswerden?Wir fühlen uns sehr geehrt, Mitglied der SKO-Familie zu sein!

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Wir danken unseren Förderern und Sponsoren

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Stuttgarter Kammerorchester e. V. / Hasenbergsteige 3, 70178 Stuttgart / Tel.: 0711 / 619 21 21 / E-Mail: [email protected] / Website: www.stuttgarter-kammerorchester.com / Für den Inhalt verantwortlich: Markus Korselt / Redaktion: Susann Elsner & Virginia Müller / Foto-nachweis: Umberto Nicoletti (Katia und Marielle Labèque Vorder- und Rückseite, S. 4 – 5), Reiner Pfisterer (Liederhalle Beethoven-Saal S. 2 – 3, Thomas Zehetmair S. 10 & 12, SKO S. 14 – 15, Emanuel Wieck S. 16, Nikolaus von Bülow S. 17, Gaby und Jürgen Kiehne S. 18), Burkhard Riegels (Dr. Joel Berger S. 7), Stephan Polzer (Gottlieb Wallisch S. 9), Martin Schniz (StadtPalais S. 6 & 19) / Gestaltung: Citygrafic Designoffice, 6020 Innsbruck / Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, 71522 Backnang / Stand: Februar 2020 / Rechte, Druck- und Satzfehler sowie Besetzungs- und Programmänderungen vorbehalten.

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