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Zeitschrift fiir Untersuchung der Lebensmittel Heft 2. Februar 1933. 65. Band Das Reduktionsvermiigen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C. vI. Die Reindarstellung des reduzierenden Stoffes aus Hagebutten und seine Identitiit mit dem Vitamin C. Yon J. Tillmans, P. Hirsch und R. Vaubel. Mitteilung aus dem Universit~ts-Institut ffir ~Nahrungsmittelchemie in Frankfurt a.M. Bei Beginn dieser Arbeit war der Stand der C-Vitaminforschung folgender: Dutch die Arbeiten yon J. T illmans and seinen Mitarbeitern 1) sehien die Identit~t des reduzierenden Stoffes mit dem Vitamin C fast gesichert~ im Gegensatz zu S. S. Zil va~), der den reduzierenden K0rper nur ffir eng vergesellschaftet mit dem Vitamin C hMt. Im Laufe der Arbeit wurde nns nun eine VerOffentlichung yon A. Szent- Gybrgyi a) aus dem Jahre 1928 bekannt fiber die Darstellung einer ,Hexuronsaure". Auf ihren Einflu~ bei dieser Arbeit wird sphter eingegangen. Im Spatjahr 1931 kam dann die 5Tachricht yon der Entdeckung und Darstellung des Vitamins C durch O. Rygh ~). Dieser bezeichnete das yon ihm hergestellte Methyl- nornarkotin als Vitamin C. Seine Arbeiten sind auch im hiesigen Institut nach- gepraft und yon J. Tillmans auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Nahrungsmittelchemiker in Bremen 1932 1) kritisch beleuchtet und abgelehnt worden. Nachprtifungen mit demselben negativen Ergebnis wurden auch yon S. S. ZilvaS), A. Scheunert und J.W. Brfiggemann 6) und yon O. Dalmer und Th. Moll v) vorgenommen. l) j. Tillmans, diese Zeitschrift 1930, 60, 34. -- Trillhose, Inaugural-Dissertation Frankfurt a.M. 1930.-- J. Tillmans, P. Hirsch und W. Hirsch, diese Zeitschrift 1932, 68, 1. -- J. Tillmans, P. Hirsch und F. Siebert, diese Zeitschrift 1932, 68, 21.-- J. Tillmans, P. Hirsch und H. Dick, diese Zeitschrift 1932, 63, 267.-- J. Tillmans, P. Hirsch und J. Jackisch, diese Zeitschrift 1932, 63, 241, 276.--J. Tillmans, diese Zeitschrift 1932, 64, 11 (Bremen). -- J. Tillmans und P. Hirsch, Biochem. Zeitschr. 1932, 25,0, 312. 2) ~ature yore 25. VI. 1932. a) Biochem. Journ. 1928, 22, II, 1387. a) Zeitschr. physiol. Chem. 1932, 204, 105, 112, 114 u. Zeitschr. angew. Chem. 1932, 45, 307. ~) Sitzungsbericht der Londoner Chemical Society 1932; Chem. and Indastrie 1932, 51, 8, 166; Biochem. Journ. 1932, 26, 1628. 6) j. W. B r (ig g e m an n, Inaugural-Dissertation Leipzig 1932 ; Zeitschr. physiol. Chem. 1932, 211, 231. 7) Zeitschr. physiol. Chem. 1932, 209, 211. L. 3~. 10

Das Reduktionsvermögen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C

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Z e i t s c h r i f t fiir

Untersuchung der Lebensmittel

Heft 2. Februar 1 9 3 3 . 65. Band

Das Redukt ionsvermi igen pf lanzl icher Lebensmit te l und se ine B e z i e h u n g zum Vitamin C.

vI. Die Reindarstellung des reduzierenden Stoffes aus Hagebutten und seine Identitiit mit dem Vitamin C.

Yon

J. Tillmans, P. Hirsch und R. Vaubel.

M i t t e i l u n g aus dem U n i v e r s i t ~ t s - I n s t i t u t ff i r ~ N a h r u n g s m i t t e l c h e m i e in F r a n k f u r t a.M.

Bei Beginn dieser Arbeit war der Stand der C-Vitaminforschung folgender: Dutch die Arbeiten yon J. T i l l m a n s and seinen Mitarbeitern 1) sehien die Identit~t des reduzierenden Stoffes mit dem Vitamin C fast gesichert~ im Gegensatz zu S. S. Z i l va~), der den reduzierenden K0rper nur ffir eng vergesellschaftet mit dem Vitamin C hMt.

Im Laufe der Arbeit wurde nns nun eine VerOffentlichung yon A. S z e n t - G y b r g y i a) aus dem Jahre 1928 bekannt fiber die Darstellung einer ,Hexuronsaure" . Auf ihren Einflu~ bei dieser Arbei t wird sphter eingegangen.

Im Spatjahr 1931 kam dann die 5Tachricht yon der Entdeckung und Darstellung des Vitamins C durch O. R y g h ~). Dieser bezeichnete das yon ihm hergestellte Methyl- nornarkotin als Vitamin C. Seine Arbeiten sind auch im hiesigen Institut nach- gepraft und yon J. T i l l m a n s auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Nahrungsmittelchemiker in Bremen 1932 1) kritisch beleuchtet und abgelehnt worden. Nachprtifungen mit demselben negativen Ergebnis wurden auch yon S. S. Z i l v a S ) , A. S c h e u n e r t und J . W . B r f i g g e m a n n 6) und yon O. D a l m e r und Th. M o l l v) vorgenommen.

l) j . T i l l m a n s , diese Zeitschrift 1930, 60, 34. - - T r i l l h o s e , Inaugural-Dissertation Frankfurt a.M. 1930.- - J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und W. H i r s c h , diese Zeitschrift 1932, 68, 1. - - J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und F. S i e b e r t , diese Zeitschrift 1932, 68, 2 1 . - - J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und H. D i c k , diese Zeitschrift 1932, 63, 2 6 7 . - - J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und J. J a c k i s c h , diese Zeitschrift 1932, 63, 241, 2 7 6 . - - J . T i l l m a n s , diese Zeitschrift 1932, 64, 11 (Bremen). - - J. T i l l m a n s und P. H i r s c h , Biochem. Zeitschr. 1932, 25,0, 312.

2) ~ature yore 25. VI. 1932. a) Biochem. Journ. 1928, 22, II, 1387. a) Zeitschr. physiol. Chem. 1932, 204, 105, 112, 114 u. Zeitschr. angew. Chem. 1932, 45, 307. ~) Sitzungsbericht der Londoner Chemical Society 1932; Chem. and Indastrie 1932, 51,

8, 166; Biochem. Journ. 1932, 26, 1628. 6) j . W. B r (ig g e m an n, Inaugural-Dissertation Leipzig 1932 ; Zeitschr. physiol. Chem.

1932, 211, 231. 7) Zeitschr. physiol. Chem. 1932, 209, 211.

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[Zeitschr. f. Untersuchlmg 146 J. Ti l lmans , P. Hi r sch and R. Vaubel , [ der Lebensmittel.

Wir versuchten zun~chst, den reduzierenden K(irper aus Kartoffeln darzustellen. Dieses Rohmaterial erwies sich aber als wenig giinstig far die Reindarstellung. Da H a g e b u t t e n nach F.-V. v. Hahn i) und unseren Versuchen besonders viel C-Vita- min enthalten, versuchten wir die Reindarstellung aus Hagebutten, die naeh lang- wierigen Versuchen zur Isolierung eines Produktes ffihrte, das mit dem yon S z e n t - G y 5 r g y i identisch ist, und yon dem die spiter besehriebenen biologischen Versuche ergaben, daf~ es bei Meersehweinchen grol~e antiskorbutisehe Wirkung hat.

I. Allgemeines fiber die Arbeitsweise. Die F a r b l 0 s u n g aus 2,6-Dichlorphenolindophenol (Schucha rd t ) wurde meist

ungepuffert angewandt, um StSrungen bei bleihaltigen L0sungen (Bleifillungen) zu vermeiden. Zu ihrer Einstellung diente bei dieser Arbeit ausschliel~lich die schon fraher s) angegebene Ferroeisenmethode in folgender Modifikation: Die schwach saure (0,02 N.-Schwefelsiure) 0,01 N.-Mohr'sche Salzl0sung, die unter Stickstoff im Dunkeln mindestens 3 Monate haltbar ist und gegen Kaliumpermanganat eingestellt werden kann, wird in eine Feinbfirette gefiillt~ die Farbl0sung (10 ccm) mit etwa 5 ccm ge- sittigter Natriumoxalatl0sung versetzt~ wird vorgelegt, und schliei~lich so lunge Ferro- l(isung zulaufen gelassen, bis die Farbl(isung entfirbt ist. Dieser Punkt ist bei be- liebiger Wiederhotung haarscharf erreichbar. Es ist nur darauf zu achten~ daft man nicht im direkten Sonnenlicht arbeitet, und da~ sich die Titration nicht fiber die Zeit yon � 8 9 Minute hinauszieht. Ungfinstig ist es, wie Versuche zeigtem das Ferrosalz vorzulegen und nun das Natriumoxalat zu der L(~sung zu geben und so zu titrieren.

C h a r a k t e r i s i e r u n g der E x t r a k t e : Die Extraktion fund unter dauerndem Durchleiten von Kohlensaure oder Stickstoff statt. Bei den Kartoffelversuchen wurde die Kohlensiure einem luftfreien Kipp'schen Apparat entnommen. Far die Unter- snchung an den Hagebutten standen die entsprechenden Gasfiaschen zur Verfiigung. Auch weiterhin ist es selbstversti~ndlich, dal~ si~mtliche Arbeiten unter mSghchstem Luftausschlufi ausgeftihrt warden. Nach Beendigung der Extraktion wurde durch ein Leinentuch abgegossen~ und schlie~lich tier Rfickstand mit der Hand abgeprefit und dann die erhaltene L0sung ausgewertet.

Die Titration mit Hilfe der Farbl6sung in tier bekannten Arbeitsweise hat bei dieser Arbeit hie irgendwelche Schwierigkeiten bereitet. Die Pufferung mit Natrium- oxalat dfirfte im allgemeinen dieselben Werte ergeben; nur ist hiervon eine grbiiere Menge gesi~ttigter L(isung nbtig. Bei der Titration von L0sungen, die mit Schwefel- wasserstoff behandelt waren, ist auf dessen vbllige Beseitigung sehr zu achten, da sonst zu hohe Werte erhalten werden. Das Eindampfen im Vaknum auf den zehnten Tell des u genfigte nicht, um den Schwefelwasserstoff restlos zu entfernen. Denn~ wenn auch die L6sung keine erkennbare Schwefelwasserstoffreaktion mehr ergab~ so konnte doch beim Durchleiten yon Kohlensiure dieser sofort nachgewiesen werden. Um einwandfreie Werte zu erhalten~ wurde durch die zu untersuchende Probe, wenn n0tig~ mit Wasser verdfinnt, 1 Stunde ein langsamer Kohlensiurestrom geleitet~ schliel3- lich die L(~sung zweimal im Vakuum zur Trockne gedampft und endlich zur Aus- wertung mit Wasser wieder aufgenommen und titriert.

T r o c k e n s u b s t a n z b e s t i m m u n g : Sobald die LOsung freie Schwefelsiure ent- hilt, wfirde bei dem einsttindigen Trocknen der Substanz bei 105 0 eine Verkohlung

i) Diese Zeitschrift 1931, 61~ 402. ~) J. T i l lmans , P. Hi r sch und W. Hi r sch , diese Zeitschrfft 1932, 63, 1.

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65. Band. ] Februar 1933.] Vitamin C aus Hagebutten. 147

stattfinden, die natarlich v611ig falsche Werte erhalteu lieSe. In solehen Fal len wurden die zur Bestimmung verwandten LOsungen mit 0,1 N.~Natronlauge genau auf Phenol- phthaleinumsehlag neutralisiert, die LSsungen in Schi~lchen auf dem Wasserbade zur Trockne gedampft, im Trockenschrank bei 105 0 getrocknet und dann gewogen. Nach dem Wi~gen wurde tiber dem Pilzbrenner bis zur vSlligen Verkohlung erhitzt, dann wurde abktihlen gelassen, in Wasser gelbst und die L0sung durch ein quantitatives F i l t e r filtriert. Nun wurde der Rtickstand getrocknet, verascht und zur Asche das Fi l t ra t hinzugegeben; darauf wurde eingedampft, im Trockenschrank getrocknet und wieder gewogen. Die Differenz ergab dann die organische Substanz und diente bei aschenfreien Praparaten zur Berechnung des scheinbaren J~quivalentgewichtes. Be i aschenhaltigen Substanzen konnte durch Berechnung d e r beim Neutral is ieren erhaltenen Menge Natriumsulfat noch die Asche errechnet werden.

Der Wert far die Asche ist nur bei den Kartoffelversuchen angegeben. Die Abktirzung Sch,A.G. bedeutet das aus Farbl(~sungsverbrauch und Trockensubstanz er- rechnete ,Scheinbare Aquivalentgewicht" und ist ein Mal]stab ftir den Reinheitsgrad des betreffenden Materials 1).

II. Versuche mit Kartoffeln. Untersucht wurden bei verschiedenen Extraktionsarten die sieh ergebenden Aus-

beuten. Die Kartoffeln waren mit einem Hornhobel zerkleinert. Die Angaben beziehen sich anf die Extraktmengen aus je 10 g Kartoffeln.

Farb- Troeken- Art der Extraktion 15sung substunz Asche Sch.A.G.

0,001 n

1 Stde. mit kaltem Wasser . . . . . . . . . Der abgepre~te Rfiekstand hiervon 2'~ Stdn. mit Ge-

misch aus 60% Aceton und 40% 0,05 l~.-Schwefel- siiure . . . . . . . . . . . . . . . . .

~Iit 0,1 N.-Schwefelsgure 10 Minuteu gekocht

Mit Gemisch aus 60% Aceton und 40%0,05 N.- Schwefelsgure* . . . . . . . . . . . . .

Mit Gemisch aus 70% Alkohol und 30% 0,05 N.- Schwefels~ure . . . . . . . . . . . . .

1,8

13,0

21,0

20,4

Mit Gemisch aus 60% [ 1 Stde . . . . . . . [ 12,0 Aeeto 0,05 -

Schwefels/~ure [ 2 ~ Stdn . . . . . . Stdn . . . . . . 1

0,1124 0,0272

0,1688 0,0568

o,os3 _

0,2196 0,0436

0,2452 0,0604

0,0780 0,0156

0,1134 0,0460 1 0,1190 0,0460

* Im Extrakt nur noch Spuren Schwefels~ture nachzuweisen.

62000

13 000

etwa82000

10 400

12 000

6 500

6 300

6 600

l~eim Zerkleinern der Kartoffeln in der Haushaltsfleischmaschine ebenso wie beim Zerdracken im Porzellanm6rser wurden sehr ungt~nstige Resultate erzielt.

Aus diesen gesamten Vorversuchen geht hervor, dal~ die 2 ~ sttindige Extraktion mit einem Gemisch aus 60% Aceton und 40% 0,05 N.-Schwefelsaure in der Kalte, die ganstigsten Wer te ergibt. I m f o l g e n d e n i s t i m m e r m i t d i e s e m G e m i s c h g e a r b e i t e t w o r d e n ~ und zwar wurde immer soviel Gemisch abgemessen~ wie zu, Bedeekung der angewandten Kartoffeln n6tig war.

*) J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und W. H i r s c h , diese Zeitschrift 1932, 68, 1. 10"

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[Zeitsehr. f. Untersuchung ]48 J. T i l l m a n s , P. Hi r s ch und R. Vaube l , [ der Lebensmittel.

Versuche, den durch Eindampfen des Extraktes im Yakuum erhaltenen Trocken- riickstand zu extrabieren, batten bei Anwendung yon Wasser~ 60%-igem Aeetongemisch, 90%-igem Aeetongemisch and reinem Aceton keinen verwertbaren Erfolg.

Zu einem V e r s u c h z u r R e i n i g u n g wurde eine grbl~ere Mange Extrakt aus 5000 g Kartoffeln hergestellt.

Angewandtes Red.-Verm. Trocken- Material substanz Asche Sch.A.G.

5000 g 14 ccm n 88,5 g 29,7 g 6300

Zur Reinigung folgten nun saure Bleifi~llung, erste Acetonfi~llung~ zweite Aceton- fi~llung und wieder saute Bleifiillung aufeinander. Die Auswertung des so erhaltenen Produktes ergab nach der zweiten sauren Bleifhllung eine fast vbllige ZerstOrung des reduzierenden Ki~rpers, deren Ursachen nicht gekli~rt werden konnten, vielleicht aber in Enzymwirkung zu suchen sind. Ein Vorversuch in kleinerem Mal~stab hatte eine Reinigung auf ein scheinbares Aquivalentgewicht yon 1500 ergeben.

Versuche~ die dann ausgefiihrt warden, ergaben, dab die schon reduzierenden K0rper enthaltende ExtraktionsfltissigkeiL bei Zugabe yon Aceton und Schwefelsiiure~ um das Gemischverhi~ltnis 60% Aceton und 40% 0:05 N.-Schwefelsi~ure aufrecht zu erhalten, sich noch ein zweites Mal zur Extraktion verwenden li~l]t. 0b auch eine dritte Extraktion noch gtinstige Resultate liefert, konnte nicht mehr mit genagender Sicherheit festgestellt werden.

Bei Benutzung der um diese Zeit (September 1931) erhi~ltlichen Kartoffeln, zeigte sich ein Rackgang des ReduktionsvermOgens je 10 g yon 28 ccm FarblOsung zu Anfang August auf 8~8 ccm FarblOsung zu Mitte September.

Angewandtes Red.-Verm. Trocken- Sch.A.G. Material substanz

10 g 8,8 ccm 0,001 n 0,1880 21400

0bendrein war das scheinbare J~quivalentgewieht yon einer H(~he~ die jede Aus- sieht auf eine erfolgreiche u schwinden liel~. Auch die Untersuchung yon eben geernteten, auf feuchtem wie auf trockenem Boden gewachsenen Kartoffeln zeigte keine anderen Ergebnisse. So wurde denn, da keine Mtiglichkeit bestand, dieses Material mit einiger Aussicht zu verarbeiten, die Darstellung des reduzierenden Kbrpers aus Kartoffeln aufgegeben.

III. Versuche mit Hagebutten.

Fast zur selben Zeit, zu der die Verarbeitung der Kartoffeln so geringe Aus- sichten liei~, hat J. J a c k i s c h 1) in (~bereinstimmung mit dem yon v. H a h n 2) bei Hagebutten festgestellten hohen Vitamin-C-Gehalt bei diesen einen aui~ergewOhnlich hohen Gehalt an reduzierendem K0rper gefunden, ja sogar den hSchsten Gehalt, der uns bis jetzt bekannt geworden ist.

Die zu den e r s t e n E x t r a k t i o n s v e r s u e h e n verwandten Hagebutten waren selbst gepfliickt, also vollkommen friseh, als sie zur Verarbeitung gelangten. Angewandt wurde nur das Fruchtfleisch, ,,die Schalen", da, wie auch J a c k i s c h 1) schon angibt, die Kerne keinen oder doch nur minimalen Reduktionswert besitzen. ,,Die Schalen",

x) g. T i l l m a n s , P. H i r s c h und J. J a c k i s c h , diese Zeitschrift 1932, 63, 241. ~) Diese Zeitschrift 1931, 61, 402.

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Gs. Band. 1 Vitamin Caus I~agebutten. 149 Februa r 1933.J

die als Hi~lften vorlagen, wurden mit einem Messer aus nichtrostendem Stahl in milli:~ meterbreite Streifchen geschnitten und diese dann n0ch wahllos zerkleinert, sodai~ kleinste Sttickchen zur Verwendung kamen.

Die grSl3te Ausbeute an reduzierendem K0rper ergab, aus dem so vorbereiteten Material, die Extraktion mit tmi~er 0,5 N.-Schwefels~ure.

Angewandtes Material 10 g 980 Red.-Verm. ccm 0,001 n Trocken- substanz 5,39 Sch.)~.G. 5500

bei unreifen Frtichten Red.-Verm6gen = 720 ccm 0,001 n.

Weitere Versuchsreihen beschhftigten sich mit Menge und Art der anzuwendenden Extraktionsfliissigkeit. Wichtig waL eine einfachere Zerkleinerung der Frachte aus- zuproben. Das gti~stigste Ergebnis wurde mit der langdauernden Extraktion in der Khlte erreieht. So ergab sich denn, nachdem auch noch d ie E x t r a k t i o n g r o B e r M e u g e n auf verschiedene Weise versucht worden war, dab das dreiti~gige Stehen- lassen der halbierten Frtichte unter 0,01 b~.-Phosphorsiiure hierbei die bei weitem ganstigsten Werte liefert.

AngewandtesMaterial Red.-Verm. n Trocken-snbstanz Sch.A.G.

"10 g 400 ccm 0,001 0,799 2080

Die hierzu verwandten Frtiehte waren schon hlter, als sie zur Verarbeitung kamen~ und entstammten, wie "alle zur Herstellung der weiter verarbeiteten Extrakte dienenden Hagebutten, der GroBmarkthalle Frankfurt a . M . Der HOehstgehalt an extrahierbarem reduzierendem K6rper ist hier ungefi~hr 700--750 ccm 01001 n je 10 g. Wegen des sehr niedrigen scheinbaren J~quivalentgewiehtes kann doch diese an sieh geringe Ausbeute yon gut 50% als befriedigend bezeichnet werden.

Versuehe, die Zerkleinerung mit Hilfe einer Fleischmaschine vorzunehmen, batten keinerlei brauchbaren Resultate ergeben.

1. V o r v e r s u c h e z u r A u f f i n d u n g e i n e s R e i n i g u n g s g a n g e s .

a) A c e t o n f i i l l u n g e n und B l e i f i i l l u n g e n (mit dem gesamten Vorrat ausgeftihrt).

Die auf verschiedene Weise, zum grSl~ten Teil jedoch auf kaltem Wege her- gestellten Extrakte wurden nach dem Eindampfen im Vakuum mit Hilfe yon Aceton- fiillungen auf ein scheinbares -~quivalentgewicht yon 1260 gebracht~ Angewandt wurden z u den Acetonffdlungen AusgangslSsnngen v0n verschiedenen scheinbaren Aqui- valentgewichten, nhmlich 2050--4050, deren ReduktionsvermSgen zusammen ungefi~hr 1100 ccm n betrug, und die a u s d e r Verarbeitung yon etwa 35 kg Hagebutten erhalten worden waren. Die Ausbeute an Reduktionsverm0gen betrug ungef~hr 700 ccm n bei einem scheinbaren J(quivalentgewicht yon 1260. Bei den fiber die weitere Reinigung angesteHten Vorversuchen lieferte die saure BIeifallung das gtinstigste Ergebnis. Es wurde namlich die sog. fraktionierte Bleifhllnng auf ihre Verwendbarkeit bei diesem Material untersucht. Sie zerfi~llt in drei Teile, eine saure Bleifi~llung, eine neutrale Bleifallung and eine acetonische Bleifi~llung. Die beiden ersteren sollen hauptsi~chlich Verunreinigungen ausfallen und mit der letzteren tier reduzierende K(irper als Blei- salz niedergeschlagen werden. Die probeweise Durchfiihrung ergab bei der neutraien Bleifiillung sehr gro~e Verluste, jedoeh gelang eine Reinigung auf ein scheinbares

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[Zeitschr. f, Uni~ersuchung 150 5. T i l l m a a s , 1 J. H i r s c h and R. Vaube l , l tier Lebensmittel.

~_quivalentgewicht yon 297 mit 3.76% Ausbeute. Die Ausftihrung der ersten sauren BleifMlung hatte sehr gtinstige Werte ergeben, and- diese wurde dann m i t d e r Haupt- menge ausgef~hrt. Die Ausbeute betrug:

Red.-Verm. I Ausbeute Sch.A.G. 602 ccm n etwa 85% 915

Das dabei erhaltene scheinbare J~quivalentgewicht ]iegt bedeutend hbher als der Vorversuch hatte erwarten lassen (scheinbares _~quivalentgewicht 660). :~_hnliche Beobachtungen wurden noch 5fter gemacht, doch waren nicht immer die Resultate des Hauptversuchs ungtinstiger als die des Vorversuchs.

Vorversuche zur weiteren Reinigung durch Neutralisierung einer acetoniseh- wi~sserigen LSsung mit Bleiessig, durch Aeetonfi~llung und dutch saure BleifMlung ergaben fiir letztere das gtinstigste Resultat. Aueh hier war bei Ausfiihrung der Fi~llung mit der Hauptmenge die Reinigung nur gering.

Red.-Verm. Ausbeute Sch.A_.G Ausbeute: 540 ccm n 90% 870

Die nach dem Entbleien mit Schwefelwasserstoff erhaltene L6sung wurde lhngere Zeit unter Schwefelwasserstoff stehend aufbewahrt. Die reduzierenden Eigenschaften des Schwefelwasserstoffs dem reduzierenden KOrper gegentiber sind schon fraher 1) aufgefunden worden. Im Laufe der 3 - -6 Monate dauernden Aufbewahrung trat jedoch ein geringer ~r an ReduktionsvermSgen ein. Al~ch das scheinbare ~quivalentgewieht wurde ziemlich erhOht, was allerdings znm Tell sicher auf ehemische Bindung yon Sehwefel zuriickzuftihren ist. Hierdurch trat auch bei der spi~teren Weiterbearbeitung, besonders bei ausgefMlten Verunreinigungen, ein sehr unangenehmer mercaptanartiger Geruch auf. Zur weiteren Reinigung wurde die Baryt~allung versucht, ebenso ~erschiedene Variationen der sauren Bleifi~llung bei verschiedenem Trockensubstanzgehalt aus mit Schwefelwasserstoff gesi~ttigter LOsung, jedoch ohne brauchbare Ergebnisse. Auch der Versuch~ durch Eindampfen yon LOsungen der Bleisalze des reduzierenden Kbrpers in Methanol bezw. Aceton im Vakuum eine Krystallisation zu erzielen~ roll, lang.

b) V e r s u c h e a b e r n e u e W e g e zur ~ ' e i t e r e n R e i n i g u n g (mit kleinen Portionen ausgeflihrt).

Das vbllige Versagen tier frtiher ausgearbeiteten Methoden zur weiteren Reinigung dieses Pr/~parates veranlat~te uns zur Priffung anderer Wege. Die oft langwierigen Untersuchungen~ die tiber die einzelnen, oft in frt~heren hrbeiten schon angedeuteten Verfahren ausgefiihrt warden, sind z. T. in Folgendem kurz beschrieben.

a) l~ ;ber f i ihrung de r T r o c k e n s u b s t a n z in m e t h a n o l i s e h e L 0 s u n g : Die Herstellung einer methanolischen Lbsung war arts zweierlei Granden zweckmh~ig. Einesteils interessierte es, ob die (~berftihrung mit Yerlusten verkntipft war, oder ob vielleicht eine Reinigung dabei erfolge; dann war es auch wichtig, Fi~llungsversuche mit einer solchen wasserfreien LOsung auszuflihren.

A r b e i t s w e i s e : 30 ccm der Vorratslbsung warden im Vakuum mit Sand sorg- fhltig zur Trockene verdampft und der Troekenr~ickstand unter leichtem Erwi~rmen mit Methanol aufgenommen. Die Reinigung des beim Eindampfen benutzen Sandes wird auf S. 153 erl~utert. Die methanolische Lbsung wurde mit 0:05 cem Eisessig versetzt, doeh hat sich alas spi~ter als zur Erhaltung nieht notwendig herausgestellt.

1) J. T i t l raans , P. H i r s c h und ~u t t i r sch . Diesr Zr 1932, 63, 1.

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65. Band. ] Februar 1933.] Vitamin C aus Hagebutten. 15][

Menge Red.-Verm. n Trockensubstanz Seh.J~.G. Angewandt: 30 ccm 3420 ccm 0,001 3,04 g 890 Ausbeute: 26,7 ,, 3390 ,, ,, 3,04 ,, 895.

Beim Uberfahren in methanolische LOsung sind also ganz geringe Verluste festzustellen, die aber praktisch kaum bemerkbar sein werden. Die Haltbarkeit des reduzierenden KSrpers in methanolischer LOsung darfte der in whsseriger LSsung zu mindest gleich sein.

fl) F h l l u n g s v e r s u c h e : Mit dieser LSsung in Methanol wurde nun eine grol]e Anzahl yon Fallungs- und Reinigungsreaktionen unVernommen, die im folgenden z. T. aufgefahrt werden sollen.

Zusammensetzung der LSsung:

Red.-Verm. Trockensubstanz Sch.X.G. 1 ccm = 127,5 ccm 0,001 n 0,1140 g 895.

Nr.

1

3

4

A n - zahl der ecru

2

Art und Menge des F~llungsmittels

1 ccm 10%-ige Bleiacetat- 16sung . . . . . . .

1 ccm ges~ttigte methanol. BleiacetatlSsung .

1,5 ccm Bleiessig, d. h. bisJ zum ~[eutralpunkt

0,05 ccm 1%-ige | CyankaliumlJsung |

-[- 1,5 cem Bleiessig |

0,001 n

FL

Ausbeute

175 68,5

117 46

24 9,5 192 75

84,5

46 18 172 67,5

85,5

% Trocken- substanz

0,1592

0,1230

0,1170

0,1150

Sch._~.G.

910

1050

670

Bemer- kungen

w

In LSsung Im R~ickstand

Summe

In LSsung Im Rfickstand

Summe

Ffir die n~chsten Versuche wurde eine LSsung yon folgenden Konstanten benutzt:

Red.-Verm. n Trockensubstanz Sch.J~.G. 1 ccm = 185 ccm 0,001 0,1720 g 930.

5

6

7

8

9

1 0 I

0,5

1

0,5

0,5

0,5

.2,5 cem Aceton . . . . .

8 ccm Aceton . . . . . .

1,5 ccm EssigsSureathyl- ester . . . . . . . .

1,5 ccm Amylalkohol .

1 ccm Xther

2 ccm Benzol . . . . .

92 100 0,0788

165 89 0,1190

83 90 0,0614

88 95 0,0626

55 59,1 0,0318

805

720

740

710

580

Flockige F~llung

Schmieriger Tropfen

Flockiger Niederschlag

Schmierige Fgllung

Dfinnfltissige F/~llung

Der u mit Petroli~ther oder Benzin eine Fi~llung zu erzielen~ mii~lang; es trat eine Schichtenbildung ein, die sich zu einer Trennung als v(illig ungeeignet erwies.

Die Hoffnung, durch Zusatz yon Cyankalium die durch das ~eutralisieren hervor- gerufenen Yerluste zu verringern, hat sich nicht erftillt. Der Cyankalium-Zusatz wurde yon A. v. S z e n t - G y ( i r g y i 1) empfohlen zur Vermeidung yon 0xydationsverlusten bei

1) Biochemical Journal 1928, 22, II, 1387.

Page 8: Das Reduktionsvermögen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C

152 J. T i l lmans , P. Hi r sch und R. Vaubel , [Zeitschr. f. Untersuchung [_ der Lebensmittel.

dem Darstellungsgang seiner Hexuronsaure. lm ~ibrigen sind zur Nachprafnng der oxydationsverhindernden Eigenschaften des Cyankaliums yon H. S t a m m l e r 1) aus- fiihrliche Versuche angestellt worden, auf die wir hier verweisen mbchten.

Der Gedanke, der den Fhllungsversuchen mit organischen L(~sungsmitteln zngrunde lag, war der, zuni~chst die unlSslich werdenden Verunreinigungen auszufallen, dann vielleicht durch Anwendung immer mehr ,,wasserfeindlicher" L6sungsmittel eines zu finden, das in ziemlich reiner Fraktion den reduzierenden Kbrper selbst fallen sollte. Einige L~sungsmittel, die eine immerhin bemerkenswerte Reinigung erzielten, wurden denn auch gefunden. Am wirksamsten jedoch erschien die Anwendung yon J~ther. Gerade hier gelang es noch durch bessere Ansschaltung der vorhandenen kleinen Wassermengen sch6nere Fallungen und etwas giinstigere Ausbeuten zu erzielen.

7) A d s o r p t i o n s v e r s n c h e mi t A t u m i n i u m h y d r o x y d S ) a) und F a s e r - ton e rde nach W i s l i c e n u s batten keinen Erfolg,. d a d e r reduzierende KOrper auch bei Variation der Versuchsbedingungen nicht oder nnr gering adsorbiert wurde. Eine Adsorption yon Verunreinigungen fand auch nicht start.

d) A d s o r p t i o n mit Carbo m e d i c i n a l i s , ,Merck": Dnrch unbehandelte Adsorptionskohle wird der reduzierende Stoff vollkommen adsorbiert, ohne dai~ ein nachtragliches Loslbsen mbglich ist. Wahrscheinlich wird er sofort oxydiel~. Um nun die starke 0xydati0nswirknnga), die normal aufbewahrte Kohle besitzt, zu vermeiden, wurde diese vorher behandelt. Die stOrenden wasserlOslichen Bestandteile des M e r c k - schen Kohlenpraparates wurden durch Auskochen mit Wasser entfernt. Die Kohle wurde dann abfiltriert, mit hei~em Wasser ausgewaschen und im Trockenschrank bei 1050 v611ig getrocknet. Dann wurde dasselbe nochmals mit Methanol wiederholt. Das erhaltene Produkt wnrde in KOlbchen gebracht and nun mit Schwefelwasserstoff gesattigt. Dabei ist eine geringe Erwarmung festzustellen. Zu beachten ist, daft hierbei sehr grol~e Mengen Sehwefelwasserstoff adsorbiert werden und also in der ersten Zeit 6fter Schwefelwasserstoff eingeleitet werden mul~.

Zu den Adsorptionsversuchen wurden je 0,5 g Kohle mit 8 ccm der jeweiligen Fliissigkeit zusammengebracht. Die Adsorption betrug im organischen Medium (Methanol) 49%, im w~sserigen Medium 93,5%. Um den adsorbierten reduzierenden Kbrper wieder yon der Kohle loszulbsen, wurden Versuche mit Methanol, methanolischer Salzs~ure (5,5%-ig), Aceton und wasseriger Salzs~ure durchgeftihrt. Die besten Aus- beuten ergab das zweimalige Ausschatteln tier Kohle mit je 8 ccm Methanol und darauf folgendem Abzentrifugieren.

Red.-Verm. Trockensubstanz Sch.A.G. Angcwandt: 174 ccm 0,001 n 0,1460 g . 840

Bei der Adsorption bleiben in L6sung 6,7%. Die Extraktion mit Methanol ergab:

Red.-u Ausbeute Wert 1: 99 ccm 0,001 57% Wert 2: 43 ,, 0~001 24,7% Summe: 142 ccm 81,7%

Trockensubstanz 0,0545 g 0,0247 , 0,0792 g

Sch.A.G. 53O 580 557

1) H. St~mmler. Noch im Gange befindliche Arbeit. 3) j. T i l lmans , P. Hi r sch und W. Hi r sch , Diese Zeitschrift 1932, 63, 1. a) Vergl. T ril 1 h o s e, Inaugural-Dissertation. Frankfurt a. M. 1930.

Page 9: Das Reduktionsvermögen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C

65. Band. ] F e b r u a r 19.~3.] Vitamin Caus Hagebutten. ]53

Eine Wiederholung der Adsorption mit dem soweit gereinigten Pri~parat ergab nur noch eine Reinigung yon einem seheinbaren J~quivalentgewicht yon 557 auf 520.

e) Die H o e h v a k u u m d e s t i l l a t i o n wurde versucht in der Hoffnung, durch sie entweder den reduzierenden K6rper oder Verunreinigungen aberzudestillieren. Zu diesem Zweck wurde die Substanz erst im Vakuum einer normalen Wasserstrahlpampe zur Trockne gedampft and dann an die Hochvakunmapparatur angesehlossen. Als Destillationsgefal3 wurde das yon D i e l s zu diesem Zweck angegebene verwandt. Erst beim Erhitzen anf 2000 ging ein gelbliches Destillat fiber. Der Ra~kstand war eine Kohle. Weder Destillat, noeh der wi~sserige Auszng des Raekstandes besagen irgendein Reduktionsvermi)gen.

~) t t e feg i~rung . u den im hiesigen Institut ausgeftihrten Arbeiten erwi~hnt die yon T r i l l h o s e 1) kurz, dag er mit Hilfe der Hefegarung eine Entfernung des Zuckers erreichte, ohne iibergroge u feststellen zu massen. Auch S. S. Z i l v a ~) hat in einer Arbeit die u als eine sehr giinstige Reinigungsmethode hingestellt, kommt allerdings in den spi~teren Ver6ffentliehungen nie wieder darauf zurtick.

Zu den ausgeftihrten u wurde B~tckerhefe, die vorher zweimal grandlich mit Leitungswasser ausgewasehen worden war, verwandt. Die Versuehe wurden unter Laftaassehlal~ durchgefiihrt. Das Pr~parat warde teilweise neutralisiert, and zwar mit Natriumcarbonat und einmal mit Ammoniak. Einen geringen Erfolg hatte Bin 2 Tage durchgefiihrter u bei dem alas scheinbare J~qaivalentgewieht yon 860 auf 780 zurackging bei einer Ausbeute yon 83 % des angewandten redu- zierenden KOrpers. Der Gehalt an Feh l ing ' s che L6sung reduzierenden Stoffen, b e - rechnet als Zucker, ging yon 70 % auf 48% der Trockensubstanz zurack. Versuche, bei 38 o und yon 8 Tage Dauer ergaben eine vollst~ndige Zerst6rung des reduzierenden K/)rpers.

0b eine ausgedehnte Reinigung dutch sofortige u des aus den Frtiehten gewonnenen Extraktes mOglich ist, bedarf noch tier Untersuchung.

7;,) B r u c i n f ~ l l u n g : Yersuehe, unseren reduzierenden Ktirper, der ja eine sehwaehe Si~ure darstellt, entweder in Form eines unl6slichen Salzes auszufi~llen oder sonstwie zur Krystallisation za bringen, sind schon yon T r i l l h o s e z), besonders aber yon W. H i r s c h 3) angestellt worden. Der letztere hat aus dem Gedanken heraus, dal] grol~molekulare Salze vielleieht leichter za isolieren seien, Fi~llungsversuche mit orga, nischen Basen angestellt, u .a . auch mit Bruein, allerdings ohne positives Ergebnis. Dieses wurde hier in Form einer methanolischen L6sung yon 1 g auf 10 ccm der fertigen Ltisang angewandt.

Wurde nun zu einer der iibliehen methanolischen L6sungen das doppelte Volumen Brucinl6sung hinzugeftigt, dann bildete sich ein Niederschlag, der je nach den Urn- sti~nden 20- -60 % des angewandten Reduktionsverm6gens mitri~. Wird dann der An- sa tz ungefahr auf das fanffaehe u mit Methanol verdiinnt und unter Durchleiten yon Stiekstoff zum Sieden erhitzt, dann sintert der Niederschlag schmierenartig zusammen und geht zum gri)lken Teil in L(isnng, um dann beim Abktihlen wieder auszufallen. Bei einer nun folgenden Naehprafung sind h(ichStens noch 5 - -10 % u in der Fatlung und .meist eine starke Entfi~rbung der L6sung eingetreten. 0ffensichtlich werden dureh alas Brucin u niedergesehlagen. Die Titration des mit Brucin neutrali- sierten reduzierenden KSrpers li~Bt sich unveri~ndert aasft~hren. Leider gelang es hie,

~) T r il 1 h o s e, Inaugural-Dissertation. Frankfurt a. M. 1930. z) Biochem. Journal 1924, 18, 632. a) j. T i l lmans , P. H i r s c h und W. Hi r seh , diese Zeitschrift 1932, 63~ 1.

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154 J. T i l l m a n s P. H i r s c h und R. Vaube l , [Zeitschrof.Untersuchung ~ tier Lebensmittcl.

das tibersehtissige Brucin nach Ansi~uern mit irgendwe]chen Si~uren quantitativ aus der LSsung bezw. deren Abdampfrtickstand zu entfernen, und so war eine genaue Bestimmung des scheinbaren s unmt~glich gemacht. Auch eine Krystallisation des Brucinsalzes durch Eindunstenlassen der L6sung gelang nicht. Es blieb eine glasklare~ farblose, amorphe Masse zuriick.

~k) F ~ l l u n g s v e r s u c h e mi t a n o r g a n i s c h e n S a l z e n , nhmlich mit whsseriger- und alkoholischer Silbernitratl0sung~ Cadmiumsalzen, Mercurosalzen, Calciumcarbonat~ Liquor Ferri oxydati dialysati, hatten keinerlei verwertbare Resultate. Thalliumbicarbonat, alas durch Einleiten yon Kohlensi~ure bis zum Erkalten einer zum Sieden erhitzten Aufschwemmung yon Thalliumcarbonat in 10%-iger L6sung dargestellt wurde, ergab langsam (20 Sek.) eine FMlung, die etwas Verunreinigungen niederschlug. Die Reinigung yon einem scheinbaren J~quivalentgewicht yon 840 auf 760 war sehr gering.

t) D i f f u s i o n s v e r s u c h e sind schon yon C o n n e l l und Z i l v a l) ausgeftihrt worden ~) der aus seinen Untersuchungen hiertiber den Schlufi zieht, dal~ das Vitamin C in seiner molekularen GrOl~e der der beigemengten Zucker sehr nahe kommen masse, was ja aueh tatsi~chlich der Fall ist. Die Versuehe wurden in einer sorgfi~ltig gegen Luftzutritt geschtitzten Apparatur ausgeftihrt. Die Temperatur wurde bei 38 o gehalten und die Badfltissigkeit durch einen langsamen Stickstoffstrom in Bewegung gehalten. Nach 2 Stunden waren 21,5 %1 nach 20 Stunden 55 % des angewandten Reduktionsverm0gens in die Badfliissigkeit gewandert. Das scheinbare hquivalentgewieht ging aber nur von 840 auf 790 zurtick. Der nach 2 Stunden vorhandene reduzierende K0rper hatte Bin seheinbares _~quivalentgewicht Yon 580. Der in der Htilse zurfiekgebliebene Anteil zeigte ziehende Titration.

u) E l e k t r o d i a l y s e : Zur Elektrodialyse diente eine Vierzellenapparatur yon besonderer Bauart. Die erste Zelle enthielt die Platinkathode, die zweite das zu dialy- sierende Priiparat~ die dritte wurde aus dem Gedanken heraus zwischengeschaltet, dab nattirlich der so oxydationsempfindliche reduzierende Kt~rper unter keinen Umsti~nden mit der sauerstoffbeladenen Anode in Bertihrung kommen durfte. Diese Zelle wurde mit verdtinnter Schwefelsi~ure geftillt in der Annahme, dab der reduzierende K0rper, den wir uns ja als schwaehe Si~ure vorstellen, sobald er in die Zelle 3 mit der stark dissoziierten Sehwefeisi~ure geiangte, in seiner Dissoziation vollkommen zurtickgedri~ngt wurde. Zelle 4 enthielt die Anode. Die Apparatur ~'ar so gebaut, dab die drei ersten Zellen unter Stickstoff gehalten werden konnten. Als Membranen dienten tells Goldsehli~gerh~ute~ bei anderen Yersuchen Pergament. Eine wirkungsvolle Reinigung wurde hie erzielt. Die AusgangslOsung wurde unbehandelt (saner), fast neutral und schwach alkalisch angewandt. Im letzteren Falle verdarb der reduzierende KSrper voll- kommen. Bei den anderen Versuchen wanderten mehr Verunreinigungen aus Zelle 2 als reduzierender Kbrper: sodai~ die AusgangslSsung am Ende der Versuche ein nie- drigeres scheinbares _~quivalentgewicht aufwies als zu Anfang; z.B. zu Anfang 860, zu Ende 800. Die Kathodenflt~ssigkeit war nach Beendigung stark gelb gefi~rbt und nattirlich alkaliseh. Die Zelte 3 hielt den reduzierenden KSrper tatsi~ehlich, soweit er hineinwanderte, zurtick.

2. D e r e r s t e A n s a t z . Ungefhhr 1 1 der -Vorratsl6sung (S. 150) wurde zm- Trockne gedampft. Der Trocken-

rackstand wurde mit Methanol versetzt und dieses dann auch abgedampft. Darauf

~) Biochemical Journal 1924, 18, 641. ~) Verg]. T r i l l h o s e , Inaugural-Dissertation. Frankfurt a. M. 1930.

Page 11: Das Reduktionsvermögen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C

65. Band. ] Februar 1933.J Vitamin Caus Hagebutten. ]55

wurde der Rttckstand noch in einen mit Schwefels~ure geftillten Vakuumexsikator ge- bracht, 48 Stunden darin getroeknet und alsdann in Methanol gelSst. Die methanolische L~sung wurde ziemlich auf das Ausgangsvolumen gebracht, sodal~ sie 14,35 % Trocken- substanz enthielt.

Red.-Verm. Trockensubstanz Sch.-~.G. 150 ccm n 141 g 940

Diese Lbsung wurde mit dem vierfachen Volumen mit Kaliunlhydroxyd gereinigten peroxydfreien }~thers versetzt, der langsam unter starkem Entgegenleiten yon Kohlen- si~ure zugegeben wurde. Es ents~and eine floekige Fi~llung.

Red.-Verm. ] Trockensubstanz Ausbeute I Sch.A.G. LSsung: 100 ccm n I 54 g 66,6 % ] 540

Die ~therische L0sung wurde dann sorgfMtig unter Stickstoff auf einer Heizplatte eingedampft. Darauf wurde die LOsung mit Methanol auf einen Troekensubstanzgeha]t yon 15% gebracht. Diese Art der J~therfi~llung aus methanolischer LOsung wurde noch mehrfach wiederholt, jedoch mit viel schlechterem Reinigungseffekt. Schliei~lich wurde ein scheinbares J~quivalentgewicht yon 420 erreicht. Bei der weiteren Dureh- ftihrung yon )~therfi~llungen ring die L0sung an zu verderben. Sie wurde stark ein- gedampft, dann mit Wasser auf ungefi~hr 100 ccm verdtinnt, mit Schwefelwasserstoff gesi~ttigt und nach 24-standigem Stehen im Eisschrank unter Vakuum zur Trockne gedampft. Der Rackstand wurde drei Tage im Yakuumexsikator tiber Schwefelsi~ure stehen gelassen und schliel~lich in Aceton aufzunehmen versucht. Nach 24 Stunden hatte sich alles gelOst, l~un wurden die 70 ccm LOsung mit 260 ccm reinem -~ther, unter Durchleiten van Stickstoff~ versetzt. Hierbei trat eine schmierige Fhllung auf, yon der nach 24-sttindigem Stehen abgegossen wurde. Der Riickstand wurde nun in Aeeton aufgenommen, was bis auf einen geringen, in Wasser 15slichen Anteil gelang.

Red.-Verm. I Ausbeute Trockensubstanz [ Sch.A.G. Atherische LSsung: 33 ccm n E 68% 18,1 g 550 Acetonische Liisung: 13,5 ,, ,, I 28,2% 4,7 , 350.

Die merkwtirdige Tatsache, dab nun der.reinere Teil in der Fi~llung vorhanden ist, li~13t sich vielleicht dadurch erkli~ren, daS jetzt die Hauptmenge der i~therunl0slichen Verunreinigungen ausgefMlt ist und der reduzierende KOrper nun das schwerstlOsliche Produkt darstellt. Es kann aber auch sein, daf~ nur die Anwendung yon Aceton als L0sungsmittel an dieser vollkommenen Umkehrung der Eigenschaften Schuld tri~gt. Eine gewisse Bedeutung kommt auch dem acetonunlSslichen Rtickstand zu, der besonders bei der ni~chsten Fhllung den grSl]ten Tell tier u enthielt. Die acetonische LOsung wurde auf etwa 50 ccm eingedampft and schliel]lich mit 100 ccm Ather gefM'lt. Der R tickstand wurde dann wieder, soweit es ging, in Aceton auf- genommen.

Red.-Verm. Ausbeute i Trockensubstanz Sch.~_.G. A_therische LSsung: 9 ccm n 66,5% 1 3,1 g 340 Acetoniscbe LSsung: 3 , , 22,2 ,, . 0,89 g I 297.

u der i~therischen LSsung warden Ather und Aceton abgedampft und der Rtickstand mit Wasser aufgenommen. Hierbei schied sich ein flockiger ~Niederschlag aus, der abgeschleudert wurde. Diese NiederschIagsbildung trat l amer anf, wenn das Pri~parat, nachdem es einige Reinigungsaktionen durchgemacht hatte, wieder in wi~sserige LOsung abergeftthrt wurde. Eiue geringe Reinigung durch diese FMlung ]i~St sich

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156 J. T i l lmans~ P. H i r s c h und R. V a u b e l , [Zeitschr. fiUn~rsuctmng [ tier Lebensmit te l .

nachweisen. (Scheinhares ~'(quivalentgewicht 310.) Die so erhaltene wi~sserige L0sung wurde mit Bleiessig neutralisiert und dann arts der neutralen L6sung mit Aceton der reduzierende K0rper ausgefallt. Der in der Fi~llung enthaltene reduzierende K0rper hatte ein scheinbares Aquivalentgewicht yon 174 (50% Ausbeute). Die nochmalige Aus- ftihrung dieser beiden Fi~llungen mit diesem soweit gereinigten Produkt ergab nur noch eine Reinigung auf ein scheinbares J~quivalentgewicht yon 165.

Das scheinbare Si~urei~quivalentgewicht, das mit 0,1 N.-Natronlauge und Phenol- phthaleiu bestimmt wurde, betrug 155. Mit dem soweit gereinigten Pri~parat wurden Stickstoff- und Schwefelbestimmungen ausgefahrt, die beide negativ verliefen. Die M o li s c h'sche Reaktion verlief positiv. Ihre quantitative Auswertung nach K. P h i l ip p i 1) ergab einen angeblichen Glykosegehalt yon 1 5 - - 2 0 % der Trockensubstanz. Asche war nicht naehweisbar.

Mit diesem Pri~parat und anderen, die bis zu demselben scheinbaren J~quivalent- gewicht gereinigt worden waren, wurde der auf S. 1 6 3 - - 1 6 4 beschriebene Tierversuch ausgeftihrt.

3. D e r z w e i t e A n s a t z . Bei dem zweiten gr61~eren Ansatz wurden nach Durchfahrung einer Xtherfi~llung

aus methanolischer LOsung Vorversuche tiber die Yariation der J~therf~llung bei ver- schiedenem Trockensubstanzgehalt der verwandten methanolischen LSsung angestellt. Ebenso wurden u mit Petrol~therf'allungen aus methanoliseh-atherischen Lbsungen durchgeftihrt. Es ergab sich die folgende gfinstigste Arbeitsweise:

P e t r o l i ~ t h e r f i ~ l l u n g : Nachdem die L6sung der ersten Xtherfi~llung zur Trockne gedampft war und die Trockensubstanz noch 4 Tage im u gestanden hatte, wurde diese mit 100 ccm Methanol (pro analysi) aufgenommen. Hierzu war ]i~ngeres Schtitteln auf der Maschine nbtig. Die methanolische Lbsung wurde auf 290 ccm gebracht und schlie~lich mit 2,75 1 absolutem J~ther gefi~llt. Die 3 1 methanolisch- i~therische L(isung wurden yon der ganz geringen Fi~llung abgegossen und nun mit 1,8 1 Petroli~ther der reduzierende KSrper gefhllt. Die Fi~llung wurde fiber Nacht im Eisschrank absitzen lassen.

Angewandt: 120 ccm n Red.-VermSgen. Scheinbares Aquivalentgewicht: 500.

Red.-Verm. Ausbeute 1 Tr~ I Sch.)~.G. Ausbeute. In LSsung: 55 ccm n etwa 46% 36,8 g I 670

F~llung gelSst in Methanol: 65 ,, , 54,~ ] 19,8 ,, . 305.

Weitere Vorversuche mit Petroli~therfi~llung und acetonischer Bleifi~llung ergaben mit letzterer eine Reinigung auf ein scheinbares -:~quivalentgewicht yon 155. Mit 53 ccm n bei einem Ausgangs-)[quivalentgewicht yon 305 wurde diese dann in gr61~erem Ma~stabe ausgeffihrt und nach Entbleien des Nied~rschlags die dann erhaltene L(isung im u eingedampft. Hierbei schied sich eine weii~e Trockensubstanz aus, die sich beim Aufschwemmen in Methanol in weii~en Krystallsand verwandelte. Dieser wurde unter Erwi~rmen in 20 ccm Methanol (pro analysi) in LOsung gebracht, diese mit etwa 100 ccm Ather versetzt und schliefilich wurden noeh ungefi~hr 400 ccm Petroli~ther zugegeben. Nach knapp zwei Stunden Aufbewahrung im Eisschrank war die gesamte ausgeschiedene 51ige Flilssigkeit erstarrt. Die Ausbeute betrug nach sorgfi~ltigem Aus- waschen mit Aceton und J(ther:

Red.-Verm. Ausbeute Trockensubstanz Sch.A.G. 26,1 ccm n 49% 2,43 g 93,1.

1) Biochem. Zeitsehr. 1929, 215, 36.

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Gs. Band. 1 Vitamin C aus H~gebutten, ] 5 7 Februar 1933. J

4 . D e r d r i t t e A n s a t z . Der Abfatlrfickstand aus den beiden Grol]verarbeitungen, ungefi~hr 330 ccm n

Red.-VermSgen, wurde in Methanol aufgenommen, auf 1200 ccm aufgeffillt und mit 5,5 1 absolutem J~ther gefi~llt.

Red.-Verm. Ausbeute Trockensubstanz Sch.h.G. Angewandt: 330 ccm n -- 380 g I 1150 Ausbeute: 170 ,, ,, 51% 85 ,, i 500.

Die LSsung wurde zur Trockne gedampft, mit etwas fiber 1 1 Wasser auf- genommen and each Neutralisation mit Bleiessig die acetonische Bleifi~Ilung ausgeftihrt. Die ~nach dem Entbleien hierbei erhaltene L6sung wurde dana im Vakuum zur Trockne gedampft and dann zur Krystallisation angesetzt. Die am ni~chsten Morgen erhaltenea Krystalle waren yon einer reichlichen Menge 61iger Flfissigkeit bedeckt, iNach grfind- lichem Auswaschen und Trocknen betrug die Ausbeute 26~5 %, ni~mlich 45,3 ecm n Red.- Verm6gen, bei einer Trockensubstanz yon 4~3 g und einem seheinbaren J~quivalentgewicht yon 95. Bei diesem letzten Reinigungsgang wurde die Petroli~therf~llung weggelassen, da ihre Anwendung die Arbeit nur vermehrt, die Ausbeute aber nicht verbessert hi~tte.

Die aus den zwei letzten Ansi~tzen erhaltene Ausbeute an Krystallen wurde, da des scheinbare J~quivalentgewicht zu hoch ersehien, noehmals aus Methanol-J~ther- Petrolather umkrystallisiert. Die Gesamtausbeute ging hierbei yon 6,7 g auf 5,7 g zurtick.

5 . Z u s u m m e n f a s s u n g d e s A r b e i t s g a n g e s . Zur Verarbeitung kommen reife Frtichte. Faules und verschimmeltes Material

wird verw0rfen. Dann werden die Stiele and die Blfitenreste mit einem Messer aus rostfreiem Stahl abgeschnitten und die Frfichte halbiert. Die so vorbereiteten Hage- butten werden in einer Flasche mit der dreifachen Gewichtsmenge etwa 0,01 N.- Phosphors~ure fibergossen, 1 Stlmde e~n kl:i~ftiger Kohlensi~urestrom durehgescbiekt und dann die Flasehe mit einem G~raufsatz geschlossen. ~Nach dreiti~g!ggm Stehen bei Zimmertemperatur .wird die Flfissigkeit durch ein Leinentuch abgegossen, and die H~tgebutten werden nochmals mit der Hand ausgeprel~t. Die Ausbeute an reduzierendem Stoff wird auf 1000 g Hagebutten 35--40 ccm n betragen. Das scheinbare J~quivalent- gewicht hi, It sieh zwischen 2.000--2200.

Die erhaltenen Extrakte werden im u eingedampft, wobei durch die Siede- kapillare reiner Stickstoff geschickt wird. Von einiger Bedeutung ist es, des Ein- dampfen so kurz wie m6glich durchzuffihren, wobei uns eine each H. W. N a u m a n n 1) zusammengestellte Apparatur gute Dienste tat. Durch des Eindampfen im Vakuum wird eine LSsung yon 30% Trockensubstanz hergestellt. Diese LSsung wird mit der 4 bis 5-fachen Menge A c e t o n (puriss.) gefi~llt, bis auf weiteren Zusatz yon Aceton keine Trfibung mehr auftritt. Die Fi~llung wird noehmals kri~ftig durchgeschfittelt und dann fiber Yacht absitzen gelassen, selbstverstandlich unter Stickstoff. Die erhaltene LSsung wird auf dem Wasserbade unter langsamem Durchleiten yon Stickstoff ein- gedampft, bis die fibergehenden Dampfe eine Temperatur yon 75--800 erreicht haben. Die Verluste bei der AcetonfMlung betragen etwa 30%. Das scheinbare s gewicht wird auf 1200--1300 herabgeseizt. Ist des nicht der Fall, dann mu~ mit der erhaltenen L0sung noch eine AcetonfMlung ausgeftihrt werden.

Darauf folgt die s a u r e Bleifi~llung. Hierffir wird die L6sung auf 25--300/0 Trockensubstanz gebraeht und mit dem gleichen Volumen 10%-iger Bleiacetatl6sung

1) Biochem. Zeitschr. 1929, 216, 136; 1930, 217, 409.

Page 14: Das Reduktionsvermögen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C

]58 J. T i l lmans , 1 ). H i r sch und R. Vaubel, [Zeitschr, L Untersuehung [ der Lebensmittel.

gel'flit. Die Fi~llung wird in einem Zeitraum Yon 20--25 Minuten ausgeffihrt, unter sti~ndigem kri~ftigen Durchleiten yon reinem Stickstoff zum Zweck der grfindlichen Mischung. ~ach dem Absitzen des entstandenen ~Niederschlags wird die klare L(~sung, soweit es geht, abgehebert und hierbei am besten dutch vorsichtiges hTachdrficken yon Stickstoff nachgeholfen. Der Riickstand wird mit Hilfe der Zentrifuge abgesehleudert und nochmals mit Wasser aufgeschwemmt. Dann wird das Waschwasser nach dem erneuten Absitzenlassen wieder abgehebert und auch der Bodensatz nochmals zentri- fugiert. Die beiden L(~sungen werden dann vereinigt und mit Sehwefelwasserstoff entbleit. Das ausgeschiedene Bleisulfid wird wieder absitzen gelassen und wieder die L~sung abgehebert und der Rest sedimentiert. Beim Untersuchen der erhaltenen L6sung ist. es wichtig, den Schwefelwasserstoff quantitativ zu entfernen (s. S. 146), um keine falschen Werte zu erhalten. Die Ausbeute betri~gt etwa 80--85% bei einer Erniedrigung des seheinbaren Aquivalentgewichtes auf 900--1000.

Das erhaltene Produkt wird nunmehr im Vakuum mit Sand zur Trockne gedampft. Der zum Eindampfen verwandte Sand mu~ vorher zweimal mit konzentrierter Salz- si~ure, einmal mit KOnigswasser und dann nochmals mit Salzs~ure jeweils 5- -10 Minuten gekocht werden. Dann wird er grtindlich mit Wasser ausgewaschen, his das Wasch- wasser Lackmuspapier nicht mehr rStet. Der Sand ist n0tig, um bei gr01]eren Mengen alas L•sen in Methanol zu erleichtern. Ffir einen 1 1-Kolben wurden 150 g Sand genommen. Das zur Trockne eingedampfte Produkt wurde 1 Stunde im Vakuum im siedenden Wasserbade gelassen und dann mit reinstem Methanol aufgenommen. Das LOsen in Methanol wird am besten durch Schfitteln des gut verschlossenen stickstoff- geffillten Kolbens unterstfitzt. Der Sand wird noch mit reinstem Methanol einige Male ausgewaschen und kann immer wieder verwandt werden.

Die L(~sung wird auf einen Trockensubstanzgehalt yon 15% gebracht. Dann wird sie mit dem 4 his 5-fachen Volumen absolutem X t h e r gefgllt. Es wird solange Ather zugegeben, his auf weiteren Zusatz keine Fi~llung mehr eintritt. Wi~hrend der Zugabe des Xthers, die man fiber 10 Minuten hinzieht, wird dauernd ein kri~ftiger Stickstoffstrom durch die L(isung geschickt. Nach dem Absitzen der entstandenen Fi~llung wird die LSsung abgegossen und unter Stickstoff eingedampft. Die Ausbeute betri~gt, je nach dem Ausgangs-Aquivalentgewicht, 50--65%. Die Ausgangsl0sung zur Xtherfallung kann ein scheinbares Aquivalentgewicht bis zu 1150 besitzen. Das schein- bare Aquivalentgewicht geht dutch die Fi~llung auf 500--550 zurtick.

Der bei der AtherfMlung entstandene Rtickstand wird sorgfaltig aufbewahrt und kann immer wieder seinem scheinbaren Aquivalentgewicht entsprechend aufgearbeitet werden. Dasselbe gilt auch ffir die Rficksti~nde der acetonischen Bleifi~llung, die nut erst mit Schwefelwasserstoff entbleit werden mfissen.

Die LOsung der Xtherfgllung wird, nach dem Abdestillieren des Xthers~ im Vakuum zur Trockne gedampft und dann mit Wasser aufgenommen. Etwa ausgeschiedene Flocken kann man unberticksichtigt lassen, da sie mit dem Bleiniederschlag zu Boden gerissen werden. Die wi~sserige L0sung wird auf 6--7% Trockensubstanz eingestellt und dann mit L i q u o r p l u m b i s u b a e e t i c i (DAB. VI) his zur gerade noch sauren Reaktion gegen Laekmuspapier neutralisiert. Die gesamte Fi~llung wird dann, so schnell, wie es m0glich ist, unter Stickstoff zentrifugiert. Der Rfickstand wird zur nochmaligen Verarbeitung mit Wasser aufgeschwemmt und mit Schwefelwasserstofi zersetzt. Die L5sung wird mit dem doppelten Yolumen reinsten A c e t o n s geFallt und yon der neu entstandenen Fi~llung wieder abgesehleudert. Jetzt kommt die L~sung

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65. Band. ] Februar 1933.J Vi tamin C aus Hagebut ten. ] 59

nach dem Entbleien zu den iibrigen Racksti~nden. Der INiederschlag wird in reinstem Aeeton aufgeschwemmt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Das Bleisulfid wird abgeschleudert, das Aceton abdestilliert und zuletzt die LSsung zur Trockne gedampft. Der Rtickstand wird 10--15 Minuten im Wasserbade yon 85--90~ belassen, bis keine Dampfblasen mehr auftreten. Die Ausbeute betrhgt 50- -55% bei einem scheinbaren Aquivalentgewicht von etwa 200. Dann wird in der gerade zum L0sen notwendigen Menge M e t h a n o l (pro analysi) aufgenommen, wobei ruhig etwas erwhrmt werden kann, um das iAisen zu beschleunigen. Diese methanolische L0sung wird solange mit absolutem peroxydfreien A t h e r versetzt, bis gerade eine Trabung auftritt, und dann das dreifaehe Volumen niedrig siedenden P e t r o l i ~ t h e r s zugegeben. Hierbei scheidet sich Bin je nach dem Reinheitsgrad helleres oder dunkleres O1 ab, alas beim Stehen tiber ~acht im Eisschrank zum Tell krystallisiert. Bei zu geringen ange- wandten Mengen kommen die Krystalle oft erst nach dem Impfen mit krystallisiertem reduzierendem K0rper heraus. Das noeh tiberstehende 01 und die _;i_ther-Petroli~ther- LOsung k0nnen nach Entfernung der organischen L0sungsmittel erneut der acetoni- schen Bleifi~llung unterworfen werden und dann wieder zur Krystallisation angesetzt werden. Der krystalline Rtickstand wird mit auf - -50 abgektihltem reinsten Aceton grttndlich ausgewasehen, nachdem man den Krystallkuchen sorgfiiltig zerdrtickt hat, dann auf ein vorher mit Aceton angefeuchtetes Faltenfilter gebracht, die restlichen Krystalle werden mit auf - - 5 o gekiihltem absoluten ~_ther aus dem Kolben gesptilt und damit das Filter nochmals ausgewaschen. Das Filter wird mit dent Rtickstand im Vakuum- exsikkator getrocknet und dann das seheinbare J~quivalentgewieht bestimmt. Meist wird das mit 5 - -1 0% Verunreinigungen belastete Produkt noch etwau gelblich gefi~rbt sein. Die Ausbeute liegt bei 50--60%. Zum U m k r y s t a l l i s i e r e n wird die Substanz wieder wie oben in der zum L(isen n(~tigen Menge Methanol (pro analysi) unter geringem Erwhrmen gel0st~ dann wieder mit J~ther und Petroli~ther versetzt und wieder aus- krystallisieren gelassen. Die weitere Behandlung ergibt sich aus dem oben Gesagten.

Nach dieser zweiten Krystallisation mit einer Ausbeute yon etwa 85% zeigt das Produkt die auf S. 161--162 angegebenen Konstanten und ist yon rein weifier Farbe. Man kann annehmen, dab eine Umkrystallisation unter Verwendung yon Aceton anstelle yon Methanol zu genau denselben Resultaten ftihren wird. Von besonderer Wichtig- keit erscheint es, darauf hinzuweisen, dab die meisten Reaktionen yon tier Ather- fiillung ab, ausschliel~lich der ~eutralisation mit Bleiessig, keine unwiederbringlichen Verluste verursachen, daf~ also die ausgeschiedenen oder in L~sung gebliebenen un- reinen Produkte gesammelt werden mtissen, um nach entsprechender Entfernung yon organischen Lbsungsmitteln, Blei und Essigsiiure wieder in den Reinigungsgang ein- geschaltet zu werden. Denn nur durch diese Arbeitsweise ist es mOglich, durch mehrere naeheinander ausgeftihrte Reinigungsgi~nge eine befriedigende Ausbeute zu erhalten.

Das erhaltene reine Produkt wurde im Chlorcalcium-u aufbe- wahrt. Dieser wurde mit Stickstoff geftillt und dann nach dem Evakuieren in einen Eisschrank gebracht. Zu den Entnahmen wurde das Vakuum mit Stickstoff aufge- hoben. Irgendeine Veri~nderung war unter diesen Umsti~nden an dem Pri~parat nicht wahrzunehmen. Insgesamt wurden aus 35 kg Hagebutten 5,7 g reines Material erhalten.

Sicher ist es m0glich, bei einzelnen der im Vorstehenden im Zusammenhang beschriebenen Reinigungsoperationen Verbesserungen anzubringen, vor allem sie gtinstiger in bezug auf die Ausbeuten zu gestalten. u ist es auch m0glich, einzelne der Reinigungsma~nahmen dutch andere gtinstigere zu ersetzen.

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~Zeitschr, f. Untersuchlmg ]60 2. T i l lmans , ~P. Hirs ch und R. Vaubel , [ der Lebensmittel.

IV. Die lrbei ten S z e n t - G y S r g y i ' s fiber die Darstellung der Hexuronsiiure und ihr EinfluB auf unseren Arbeitsgang.

Schon in ether Nachschrift zu der ersten VerSffentiichung dieser Reihe 1) war darauf hingewiesen worden, daf~ die M6glichkeit der Identitiit der yon S z e n t- Gy 5 r gy i dargestellten ,,Hexurons~ure "~) mit dem Vitamin C bestande. Im Friihjahr 1932 ver6ffentlichte dann S z e n t - G y g r g y i a) seine Tierversuche, mit denen er die anti- skorbutische Wirksamkeit seiner ,,Hexuronsiiure" bewies.

Nachdem nun im vorhergehenden Abschnitte 5 unser Arbeitsgang im Zusammenhang dargestellt wurde, dtirfte ein Vergleich mit dem Arbeitsgang A. v. S z e n t- G y 6 r gy i's 3) interessieren. Knrz skizziert ist seine Arbeitsweise folgende:

Das methanolische Extrakt der Nebenniere wird durch eine Fiillung mit Barium- acetat yon Yerunreinigungen befreit. Darauf folgt eine BleifMlung, in der er die ,,Itexuronsaure" mit niederschlgtgt. Naeh Zersetzen des Niederschlags mit Schwefel- s~ure dampft er zur Trockne, nimmt nach dem Trocknen im Vakuumexsikkator in Methanol auf und ftihrt eine Atherf'allung arts, jedoch in anderer Weise als die yon uns verwandte. Dann wird in die Methanol-Ather-LiSsung unter Eiskahlung Ammoniak- gas eingeleitet und die ,,Hexurons~ture" mit niedergeschlagen. Der Niedersehlag in essigsaurer L6sung macht eine alkalische BleifMlung durch, wobei wieder die ,,Hexuron- siture" mit ausfi~llt. Nach dem Trocknen der F~llung im gakuumexsikkator wird sie in Aceton aufgeschwemmt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die acetonische L6sung wird dann eingedampft und mit J~ther und Petrolhther die ,Hexuronsi~ure" ausge- schieden; diese wird wieder getrocknet nnd schlieglich in methanolischer L6sung mit ~_ther und Petrolhther zur Krystallisation gebracht.

Die zur Krystallisation fiihrende Lbsung des Trockenrttckstandes mit absolutem Methanol mit darauf fo]gender Ausfi~llung mit J~ther und Petroliither haben wir der Arbeit yon S z e n t- G y 6 rg-yi entnommen, wiihrend die iibrigen Reinigungsoperationen mehr oder mindei" versehieden sind. Eine gewisse _~hnliehkeit kann, da es sich nm die Darste]lung desselben K6rpers handelt, "nicht:verwurtdern. Neuerdings bezeichnet S z e n t - G y b r g y i die yon ihm dargestellte Verbindung als Ascorbinsi~ure .

Auch C. G. King nnd W. A. W a u g h a) haben das Vitamin C krystallisiert er- halten, und zwar aus Citronensaft, doch offenbar auf einem yon S z e n t - G y O r g y i abweichenden Weg.

V. Die physikalisehen und chemischen Konstanten des reduzierenden K~rpers. 1. Die B e s t i m m n n g des A q u i v a l e n t g e w i c h t e s .

a) Mit 2 , 6 - D i c h l o r p h e n o l i n d o p h e n o l : Die Sabstanz wurde in mSglichst wenig stickstoffgesiittigtem Wasser gel0st und dann der Verbranch an 0,001 N.-Farb- stofflSsung festgestellt.

b) A c i d i m e t r i s c h : Die abgewogene Substanz wurde in 5--10 ccm stickstoff- ges~ttigten Wassers gelSst und mit 0,01 N.-Natronlauge auf Phenolphthaleinumschlag titriert.

c) J o d o m e t r i s c h : Die mit Natronlauge austitrierte L6sung wurde~ wie yon S z e n t - G y 6 r g y i ~) angegeben, mit Schwefels~,ure angesi~uert und nach Zusatz yon 4- -5 ccm StiirkeliSsung mit 0,01 N.-Jodlbsung auf Blaufi~rbung titriert.

1) j. T i l lmans , P. H i r sch und W. Hi rsch , diese Zeitschrift 1932, 63, 1. 2) Biochem. Journ. 1928, 22, II, 1387. a) Nature 1932, 690. a) Science 1932, 75, 357.

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65. Band. ] Vitamin Caus Hagebutten. 161 Februar 1933.j

Die mit diesen drei Methoden erhaltenen Werte schwanken zwischen 87,5 und 89 bezw. 175 und 178, je nachdem, ob Reduktions- oder Saurei~quivalent gemeint ist. Dem theoretischen Wert ftir die seinerzeit yon S z e n t- G y 5 rgy i 1) angenommene Ver- bindung des Anhydrids einer 2,6-Ketocarbonsi~ure entspricht das ~Molekulargewicht 176. Auch K a r r e r ~) gibt far das jetzt als Ascorbinsi~ure bezeichnete antiskorbutische Vitamin dasselbe theoretische Molekulargewicht an.

2. Die M o l e k u l a r g e w i c h t s b e s t i m m u n g n a c h B a r g e r und Rast3). Diese Mikromethode beruht darauf, da~ yon dem Stoffe, dessen Molekular-

gewicht unbekannt ist, eine bestimmte Menge in einer bestimmten Menge Wasser gel6st wird. Nun werden yon einem Stoff mit bekanntem Molekulargewicht verschieden molare L6sungen hergestellt und unter diesen die tier unbekannten L6sung isotonische gesucht. In diesem Falle wurden Harnstoffl~sungen benutzt, und zwar 0,5, 0,2, 0,1 und 0,05 N.-Lbsungen. In vier verschiedenen Kapillaren wnrden nun je 1 Tropfen einer der vier verschiedenen Harnstoffl5sungen und 1 Tropfen der Lbsung des redu- zierenden KOrpers einsteigen gelassen. Die Fltissigkeitssi~ulen waren durch eine Luft- si~ule getrennt. In der an beiden Enden vorsichtig zugeschmolzenen Kapillare befanden sich also je eine etwa 3 mm lange Si~ule einer der vier Harnstoffl6sungen, dann eine etwa 3 mm lange Si~ule der L~)sung des reduzierenden Kbrpers, beide getrennt durch eine 3 - -4 mm lange Luftsi~ule. Die zugeschmolzenen R(ihrchen wurden auf dem Boden eines flachen, kleinen Wasserbades befestigt, dieses mit Wasser geftillt und dann mit Hilfe eines Mel~okulares die relative L~nge der Fltissigkeitssi~ulen ausgemessen. Hieranf wurde das Gefi~l~ mit den Kapillaren 24 Stunden bei 370 gehalten, und nach Abktihlen auf Zimmertemperatur wurden die Li~ngen wieder gemessen. Diese Messung ergab, dal3 nur in dem mit 0,1 N.-Harnstoffl6sung zum Vergleich gefiillten Rbhrehen keine Veri~nderung der Fliissigkeitssi~ulen eingetreten war, also beide LSsungen die: selbe molare Konzentration aufwiesen. Die L6sung des reduzierenden K6rpers enthielt ~ 35,2 mg Substanz und 2 ccm Wasser. Bei zweimaliger Ausftihrung wurde dasselbe Resnltat erhalten. Das Molekulargewicht diirfte also in der Gegend yon 176 liegen.

3. S c h m e l z p u n k t . Wie auch schon yon A. v. S z e n t - G y 6 r g y i 1) angegeben, fi~rbt sich die vorher

rein weil~e Substanz schon kurz vor dem Schmelzen gelb, um bei 184--189 ~ langsam flassig zu werden. Die enstandene klare, gelbe Schmelze zersetzt sich schon bei 190 ~ heftig unter Gasentwicklung.

4. M i k r o v e r b r e n n u n g . Diese wurde yon A. Schbl le r -Ber l in ansgeftihrt und ergab far Kohlenstoff

40,9%, fiir Wasserstoff 4,8%. Die theoretischen Werte sind 40,895% Kohlenstoff und 4,575% Wasserstoff.

5. S p e z i f i s c h e D r e h u n g . Zur Verwendung kam bei der Messung eine L(~sung, die bei 210 in 1 cem

0,02852 g Substanz enthielt. Die Fltissigkeit befand sich in einem normalen 100 mm- Rohr. Als Beleuchtungsquelle diente eine Natriumkleinlampe. Der abgelesene Winkel

1) Biochem. Journ. 1928, 22, II, 1387. 2) p. Ka r r e r , H. Salomon, K. SchSpp und R. Morf, Vierteljahresschrift. der Natur-

forschenden Gesellschaft in Zfirich. 1933, 78, 9. 3) Ber. Deutsch. Chem. Ges. 1921, 54, 1979.

L. 33. 11

Page 18: Das Reduktionsvermögen pflanzlicher Lebensmittel und seine Beziehung zum Vitamin C

162 J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und R. V a u b e l , [Zeitschr.f. Untersuchung [ tier Lebensmittel.

betrug + 0,59 o (Fehlergrenze =t= 0,0~ o). Das daraus errechnete spezifische Drehungs- vermt)gen ist

[a]~.~~ = + 20,70 ~ o,7 ~ Hier ist unbedingt eine Abweichung yon A. v. S z e n t - G y b r g y i l ) , der + 24 o

angibt, festzustellen. Allerdings sind die Werte yon S z e n t - G y O r g y i mit einer MikrorShre gewonnen, wi~hrend wit mit einem normalen Rohr gearbeitet haben. Eine Mutarotation wurde auch yon uns nicht bemerkt.

6. E i n i g e a n d e r e E i g e n s c t ~ a f t e n .

Die Substanz ist in whsseriger L0sung yon si~uerlichem Geschmack, und ihre LOsung ist relativ schneller verderblich als die des unreinen Produktes. M o l i s c h ' s Reaktion ist positiv, mit der auch yon A. v. S z e n t - G y S r g y i angegebenen Purpur- farbe. B e z s s o n o f f 8) gibt an, dag sein krystall[siertes ~Titamin in alkoholischer L6sung, auf Papier gebracht, eine kirschrote Fi~rbung annehme, wenn Ammoniakdi~mpfe ein- wirken. Das konnte nicht beobachtet werden. Wie denn auch der Schmelzpunkt von 47 ~ den B e z s s o n o f f angibt, gegen eine Identitht spricht. Das yon ibm gefunden e Molekulargewicht liegt bei 200- -230 .

~Nach Besprechung der Eigenschaften des aus Hagebutten hergestellten redu- zierenden Stoffes glauben wir, yon einer Identit~t mit der yon A. v. S z e n t - G y ~ r g y i aus Nebennierenrinde, Orangen und Kohl dargestellten Ascorbins~ure sprecben zu dfirfen.

VI. Die neuen Forschungen fiber die Konstitution. Hierfiber ist in letzter Zeit eine Ver6ffentlichung yon P. K a r r e r 3) und Mit-

arbeitern erschienen. Er besti~tigt darin zuni~chst die yon A. v. S z e n t - G y b r g y i 1) schon angegebene Bruttoformel C6Hs06. Die yon S z e n t - G y S r g y i seinerzeit an- genommene Formel eines Anhydrids einer 2,6-Ketocarbonshure hMt er nicht fiir richtig. K a r r e r hat n~mlich das Natriumsalz der Si~ure herstellen kOnnen und findet hierftir die Bruttoformel C6H~06Na. Eine Aufnahme von Wasser hat also nicht stattgefunden. Auch die stark saure Reaktion der Verbindung wird yon ibm als Beweis daftir an- geftihrt, datt es sich nicht um ein Lakton handein kann. Das Vorhandensein einer Carboxylgruppe beweist er durch die Alkaliverseifbarkeit einer der Methylgruppen eines dureh Einwirkung yon Diazomethan erhi~ltlichen Dimethylderivates. Weiterhin weist er das u yon 2 Carbonylgruppen und 4 Hydroxylgruppen nach. Die Enol-Reaktion war positiv, ebenso ergaben sich Beweise far eine Kohlenstoffdoppel- bindung. Eine endsti~ndige CHa-Gruppe war nicht nachweisbar.

Sehr interessant sind die Studien fiber die reversible Oxydation des Vitamins C. So wurde yon K a r r e r durch vorsichtige 0xydation mit Kupferacetat eine 0xydations- stufe erhalten, die sich mit Schwefelwasserstoff wieder in das C-Vitamin zurfickver~ wandeln lieg. Das stimmt vollkommen mit den schon yon uns a) hierfiber mitgeteilten

1) Biochem. Journ. 1928, 22, II, 1387. 2) Comptes rend. Paris 1925, 180, 790. a) p. K a r r e r , H. S a l o m o n , K. S chSpp und R. Mor f , Vierteljahresschrift tier bTatur-

forschenden Gesellschaft in Zfirich 1933, 78, 9. 4) J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und W. H i r s c h , diese Zeitschrift 1932, 63, 1; J. T i l l -

roans, P. H i r s c h und F. S i e b e r t , diese Zeitschrift 1932, 63, 21; J. T i l l m a n s , l ) .H i r s ch und H. Dick , diese zeitschrift 1932, 63, 267; J. T i l l m a n s , 1 ) . H i r s c h und J. J a c k i s c h diese Zeitschrift 1932, 63, 241, 276; J. T i l l m a n s , diese Zeitschrift 1932, 64, 11; J. T i l l - marts und P. Hirsch~ Biochem. Zeitschr. 1932, 250, 312.

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65. Band. ] Februar 193S.l Vitamin Caus Hagebutten. 168

Ansichten aberein. K a r r e r , der diese reversible 0xydation und Reduktion mit den zwischen Alloxan und Dialursi~ure bekannten Umwandlungen vergleicht, schliel~t dar~tus, dal3 in der als Vitamin C bezeichneten Verbindung folgende Atomgrnppierung vorhanden sei:

--C : O--CHOH--C : O-- bezw. --C : O--CH2-C : 0-- . Die Formel, die seiner Meinung nach den gr(il3ten An-

spruch auf Richtigkeit besitzt, ist die nebenstehende:

CH~0H CH~OH I J

CHOH CHOH

C=O C--OH I bezw. 11

CH~ C--H

C----O C----0

COOH COOH.

VII. Tierversuche. Zwei Serien Tierversuche wurden durchgefabrt, die erste

mit dem auf S. 156 erwi~hnten bis anf ein scheinbares)~_quivalent- gewicht yon 1 8 0 - - 2 0 0 gereinigten Pri~parat und die zweite Serie mit dem reinen krystallisierten reduzierenden K0rper. Bevor uns die endgiiltige Reinigung gelang, hatten wir mit dem bis duhin reinsten Pri~parat zur Nachpriifung seiner antiskorbuti- schen Wirksamkeit diese erste Versuchsreihe durchgeftihrt. Die zweite wurde aus- gefiihrt, um den l~achweis far die Vitamin-C-Wirkung des krystallisierten reduzierenden Stoffes zu erbringen.

Die gestorbenen bezw. getSteten Tiere wurden von medizinisch geschulten Sach- versti~ndigen seziert und Unterkiefer, Rippen und Kniegelenk zur histologischen Unter- suchung Herrn Prof. Dr. W. K o l l a t h - B r e s l a u ~ibergeben. Wir mSchten nicht ver- shumen, Herrn Prof. K o l l a t h auch an dieser Stelle fiir die Ausftihrung der histo- logischen Prtifung unseren besten Dank auszusprechen. Herr Prof. K o 1 l a t h 1) unter- scheidet bei seinen Befunden zwischen eigentlichem Skorbnt und M b l l e r - B a r l o w - scher Krankheit. Das yon K o l l a t h als ,Mbller-Barlow" bezeichnete Krankheitsbild entspricht dem klassischen von H o l s t nnd F r 0 h l i c h zuerst bescbriebenen ,Skorbut der Meerschweinchen", also auch demjenigen, das seither yon allen mit dem Problem des Vitamin C beschhftigten Forschern einfach als Skorbut bezeichnet wurde. Im folgenden soll dieses Krankheitsbild in ,Anlehnung an den seitherigen Gebrauch als ,Meerschweinchenskorbut" bezeichnet werden.

1. V e r f t i t t e r u n g des u n r e i n e n P r i ~ p a r a t e s .

G r u n d ko s t: Morgens bekamen die Tiere die ibnen zugedachte Vitamin-C-Menge in 5 ccm unbehandelter Milch, die negativen Kontrollen nur die Milch. Nach der Aufnahme dieses Ansatzes bekamen sie je nach Gr613e 3 0 - - 8 0 ccm einer 1 Stunde im Autoklaven erhitzten Milch. Aul~erdem standen den Tieren Hafer und tIeu in beliebigen Mengen zur Verftigung. Jeden Morgen vor der Ftitterung wurden die Tiere gewogen.

Zur Verwendung kamen 6 Tiere von 2 0 0 - - 3 0 0 g Gewicht. Zur Eingew0hnung erhielten die Tiere als Vitamin-C-Gabe 1 ccm zentrifugierten 0rangensaft bei sonst gleichbleibender Grunddii~t bis zur gleichmi~13igen Gewichtsznnahme. Wi~hrend des Versuchs erhielten dann 4 Tiere alas Prhparat in einer Menge, die 7 ccm 0,001 N.- Farbl• entsprach, wi~hrend 2 Tiere bei derselben Grundkost kein Pri~parat erhielten.

Bis auf den unvorhergesehenen Tod des Tieres 2 verlief der Versuch ohne irgendwelche Oberraschungen. Bei diesem Tiere deutete der histologische Befund au~ ,, Skorbut" im Gegensatz zu der sonst festgestellten M 6 ] 1 e r - B a r I o w' schen Krankheit~

1) Arch. f. exper. 1)athol. u. Pharmakol. 1932, 167, 469, 478, 507, 521, 538. 11"

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164 J. T i l l m a n s P. H i r s c h and g. Y a u b e l , [Zeitschr. LUntersuchtmg ' " [ der Lebensmi~t;e|.

' l

0,001 n t ie r FL

Nr. ecru

1 7 2 7 3 7 4 7

6

*) Es

I

Vet- An- suchs- fangs- dauerigewicht'

Tag i g I I

90 268 27 190 90 I 278 90 350

28 231 26 246

HSchst- gewicht End-

Nachigewich.t g ~agen I

6r 90 j 612 31.3 18 166 600 90 600 660 88 658

296 5 190 347 5 184

Sektions- b.efund*)

+ +

Histo- i logischer

Befund *)

i Skorbut

+ +

B emerkungen

, n

Tier 1, 3 u. 4 zeigten vollkommen nor-

male Entwicklung

Kontrollen

bedeutet: + Meerschweinchen-Skorbut und - - Kein Meerschweinchen-Skorbut.

wi~hrend bei der Sektion vermutet wurde, daft die Erscheinungen durch Verhungern hervorgerufen seien. Das Tier hatte tatshchlich in den letzten Tagen vor seinem Tode die Nahrungsaufnahme vollkommen eingestellt. Um nun vollkommen sicher zu gehen, wurden nochmals vier Tiere mit der oben angegebenen Pr~paratdii~t eingesetzt.

Ver- I An- 0,001 n suchs-] fangs-

rierNr. FL dauer/gewicht

ccm Tage ! g

7 7 85 274 8 7 85 254 9 7 85 271

10 7 85 259

HSchst- gewicht End-

Nach gewicht g Tagen

701 83 673 587 590 83

728 8 3 722 659 83 650

Sektions- befund *)

i Histo- logischer Befund*)

Bemerkungen

Gesunde Tiere

*) Es bedeutet: + Meerschweinchen-Skorbut und -- Kein Meerschweinchen-Skorbut.

Wie aus dieser Tabelle hervorgeht, verlief dieser Yersuch vollkommen befriedigend und bewies zusammen mit dem vorhergehenden Tierversuch, dal~ die 7 ccm 0,001 N.- Farbl6sung entsprechende Menge reduzierender KOrper volIkommen ausreicht, um Meerschweinchen vor Skorbut zu schtitzen.

2. V e r f i i t t e r u n g d e s r e i n e n , k r y s t a l l i s i e r t e n r e d u z i e r e n d e n K 6 r p e r s .

G r u n d k o s t u n d A r t t i e r F t i t t e r u n g : Die Grundkost setzte sich b e i diesem Versuch aus Haler, Heu und Milch zusammen. Der H a l e r kam unbearbeitet zur Verftitterung. Das Hen, das noch yon der vorji~hrigen Ernte stammte, wurde 1 Stunde lang im Dampfautoklaven erhitzt und dann an der Luff getrocknet.

Bei der M i l c ~ warden besondere Vorsichtsmagregeln angewandt. a) Es schien uns nicht gentigend sicher, ob beim Erhitzen Yon Frischmilch im Auto-

Maven das C-Vitamin wirklich zuverli~ssig vollsti~ndig vernichtet wtirde. Ferner befiirchteten wir, dab bei der ziemlich stark vitamin-C-haltigen Grtinfiitterungsmilch UnregelmM~igkeiten durch unzerst6rte Reste Yon Vitamin C hi~tten auftreten kSnnen. Aus diesen Grtinden verwandten wir ki~ufliche Trockenmilch (nach dem K r a u s e - Verfahren hergestellt).

b) Wir hatten ferner beobachtet [Herr O. K a u k e x)], dab die mit unserem Indikator 2,6-Dichlorphenolindophenol im Milchserum festgestellten Titrationswerte nach sti~rkerem

1) Noch im Gang befindliche Arbeit.

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65. Band. ] Febraar 19SS.J Vi tamin C a u s Hagebut ten . 165

Erhitzen der Milch, z. B. im Autoklaven, einen Anstieg zeigten. Die durch das Erhitzen entstandenen Titrationsbetr~ge sind zwar jedenfalls nicht auf unseren reduzierenden Stoff zurackzufahren, trotzdem erschien es uns aber wanschenswert, far den Tierversuch eine Milch zu haben, die bei unserer ,Vitamin-C-Titration" m~glichst den Wert Null ergab. Dies wurde durch die folgende Behandlung der Milch sehr angen~hert erreicht:

125 g Trockenvollmilch wurden mit heil3em Wasser zu 1 1 gel~st. Dann wurde der S~uregrad (Titration nach S o x h l e t - H e n k e l ) bestimmt und die Milch mittels Natronlauge schwach alkalisch gemacht, sodag eine Probe mit Phenolphthalein gerade eine schwache R6tung ergab. Durch die noch heiSe Milch wurde dann eine Stunde lang ein kri~ftiger Luftstrom geschickt und wi~hrend dieser Zeit die Milch durch Einstellen in fliel~endes Wasser allmhhlich gektihlt. Die vollkommen abgektihlte Milch wurde dann mittels Salzsi~ure wieder auf ihren alten Shuregrad gebracht. Diese Behandlungsweise grtindet sich darauf, dat~ der reduzierende Stoff im alkalischen Medium gegen Luftsauerstoff sehr empfindlieh ist. Es wurde auf die genannte Art tats~chlich eine Milch erhalten, deren Serum nur noch eine ganz geringe und unerhebliche Reduktion gegentiber 2,6-Dichlorphenolindophenol aufwies.

Ein weiterer Vorteil der so erhaltenen Milch gegenaber der in Autoklaven erhitzten Frischmilch war der, da6 sie nicht den bei der Autoklavenerhitzung auf- tretenden schlechten Gesehmack aufwies, und dag sich die Tiere deshalb leichter an die auf die beschriebene Weise aus der Trockenmilch hergestellte Milch gewShnten.

Bezaglich der Versorgung der Versuchstiere mit den tibrigen Vitaminen aufier C nahmen wir an, dal~ Vitamin A und Vitamin B im Haler in ausreichender Menge vorhanden seien. Um auch die Versorgung der Tiere mit Vitamin D sicherznstellen, versetzten wir die Fatterungsmilch mit 10 g Scott's Emulsion je Liter.

Die F f i t t e r u n g selbst wurde folgendermal3en ausgefahrt: ~Nach dem all- morgendlichen W~gen erhielten die Tiere je nngefhhr 40- -50 g Haler, eine Stunde darauf 5 ccm einer im allgemeinen'.unbehandelten, ~aus Trockenvbllmil6h hergestellten Milch, denen die den Tieren jeweils zugedachten Pri~paratmengen zugegeben wurden. Diese kleine Milehmenge wurde fast immer innerhalb einer halben Stunde verzehrt. Auf diese Weise wurde erreicht, dal3 die Tiere die zu verftitternden Pri~parate ohne Zwang und in kurzer Zeit in nattirlicher Weise aufnahmen. Eine Stunde spi~ter folgte die t~gliche-Menge an Heu (15--20 g). Gleichzeitig damit oder auch etwas sp~ter wurde die Hauptmilchmenge gegeben. Diese bestand, je nach der Gr56e der Tiere, aus 30- -90 ccm der wie oben angegeben behandelten, mit Scott's Emulsion versetzten Milch. W~hrend der heil~en Zeit wurde diese Milchmenge 5fters auch in zwei oder drei Portionen ausgegeben, um ein Sauerwerden in den Sauftr6geu zu vermeiden.

Der reduzierende KOrper wurde in drei verschiedenen Mengen verffittert. Die erste Tiergruppe erhielt 1 rag, die zweite 0,5 rag, die vierte, etwas sphter eingesetzte Tiergruppe je 0,1 mg je Tier und Tag. Gleichzeitig mit den beiden ersten Gruppen wurden vier negative Kontrolltiere eingesetzt. Ebenso wurden zur vierten (0,1 mg-) Gruppe zwei negative Kontrollen eingesetzt. Die Versuche wurden mit den tiber- lebenden Tieren 90 Tage durchgefahrt, dann wurden diese get0tet, ebenso wie auch die gestorbenen Tiere seziert und wie bei diesen Tieren Unterkiefer, Rippen und Kniegelenk zur histologischen Untersuchung Herrn Prof. K o l l a t h tibergeben.

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[Zeitschr. f, Untersuchtmg 166 J. T i l l m a n s , P. H i r s c h und g. V a u b e l , [ der Lebensmittel.

G e w i c h t e d e r T i e r e y o n 5 zu 5 T a g e n .

Gruppe Nr. 1 5 30 35 40 55 65 90

I 1 mg

II 0,5 mg

III Negative

Kontrollen

IV 0,1 mg

V Negative

Kontrollen

11 12 13 14

15

16 17 18 19

20

215 240 266 290 ,928 357 364 411 434 485 530 544 584 625 655 6741713 719 750 i

256 256 255 266 264 276 277 259]250 230 ~ am 47. Vers.-Tage, Gewicht 218 g 232 242 271 289 .931 357 375 407 430 472 497 513 547 574 570 5821605 6101631

] 252J2781300133013671402 427 447149015421584 598 64116731697 724 741 768]803 [[ Eingesetzt am 37. Versuchs- I i I [ I ] {] rage als Ersatz ffir Nr. 12, } 2781312]346 379140514231448/47014si15311566 /I Anfangsgewicht 258 g / ] ! I I I I I I ! i

203 210 250 256 291 313 347 367 394 424 45.9!456 502 518 537 522 540 5501575 192 208 211 231 251 262 259 288 308 286t306 2971816 345 3261340!o521348! 366 lS7 520 25s 260 287 327 300 303 320 345 383 364 406 432 456 450 48150 I 1s 2101232124912811212[.9381371 400N301447 480 494 538] 5601584 598!6131634! ~54 Eingesetzt "am 44. Versuchstage ] ] als Ersatz ffir Nr. 17, Anfangs-} 309 346 350 380 4031422 426 426 438 454

gewicht 309 g / i i

21 22 23 24

25 ]242 251

56 1264 293

190 218 231 208 189 158 ~- am 29. Versuchstage, Gewicht 144 g 22112461250118511641145 ~" am 25. Versuchstage, Gewicht 145 g 208 242 255 235 201 t am 24. Versuehstage, Gewicbt 157 g 225 252 276 223 190 173 t am 27. Versuchstage, Gewicht 166 g

242 25112851304130812651257220 199 189 ~ J" am 45. Versuchstage, Gewicht I ! 189 g

264 293 324 350 346 354 328 296 2761266 243[ t am 52.Versuchstage, Gewicht

24628030433336137236031 i 83 27 ~" . s g , Ge " ] ] I t I ] I I 245g

57 I

2s ]246]

29 [ 267 284 286 '280 264 23712401210 -~ am 36. Versuchstage, Gewicht 209 g 30 ] 236[246 286 287 261 191 150 t am 30. Versuchstage, Gewicht 150 g.

I

Die Tiere, die am Ende des Versuchs getStet wurden, ergaben bei der Sektion e inen durchaus normalen Belund. Zu demselben Ergebnis ftihrte auch die histologische Untersuchung. Es sind dies die Tiere Nr. 11, 13, 14, 15~ 16, 17, 18, 19, 20.

F a r die gestorbenen Tiere folgt der S e k t i o n s b e f u n d : T i e r Nr. 12. K r a n k h e i t s e r s c h e i n u n g e n : Das Tier nahm w~thrend.der ganzen

Versuchsdauer kaum zu. Keine L~thmungserscheinungen. Fell glatt. S e k t i o n s b e f u n d : Mageres Tier, Venen der unteren Bauchwand gut ausgebildet.

Kein lokales Infiltrat an der Bauchwand. Keine Blutung im Oberschenkel, auch keine im Kiefer. ZLthne fest. Kiefer und Rippe, ferner die Schenkelknochen etwas leichter schneidbar als beim gesunden Tier. SerSse Flfissigkeit in der BauchhShle, volle Blase. Am Mesenterium zwei pflaumengrol~e verk/iste Drfisen. Mehrere verki~ste Knoten in der Leber, stark ver- grSl~erte ~i lz , Nieren und Nebennieren ohne Befund. Hinter dem Sternum kleine Lymph- drtisenpakete. Beide Lungen reichlich mit verki~sten Knoten durchsetzt. Herz ohne Befund. - - H i s t o l o g i s c h e r B e f u n d : Kein Meerschweinchenskorbut.

Bei den weiterhin abgehandel ten Tieren sind die K r a n k h e i t s e r s c h e i n u n g e n immer dieselben: Abmagerung, struppiges Fell , Lahmung der hinteren KSrperpart ie , also Schenkelli~hmung. Li~hmung des Afterschliel~muskels.

Nr. 21. S ek t i o n s b e f u n d : Struppiges Fell, schlechter Ern~hrungszustand, atrophische Muskulatur, Lunge und Herz normal. Blutungen im Oberschenkel. Zi~hne m~tl~ig locker. Unterkiefer brtichig. Knochenmark rot. Inhere Organe: Leber, Milz und hqeren blutleer. Knochen im allgemeinen leicht schneidbar. - - Hi s t o 1 o gi s c h e r B e f u n d : Meerschweinchen- skorbut.

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65. Band. ] Vitamin C a u s Hagebutten. 167 Februar 1933.1

Nr. 22. S e k t i o n s b e f u n d : Struppiges Fell, Haarausfal!, unterern~hrt, sehr atrophisch. Blutungen im Oberschenkel und in der Brustmuskulatur. Volle Blase, leere Eingeweide, prall geftillte Gallenblase, kleine, blasse Milz. Knochen leicht schneidbar, lockere Zi~hne im Unterkiefer. - - H i s t o 1 o g i s c h e r B e f u n d: Meerschweinchenskorbut.

Nr. 23. S e k t i o n s b e f u n d : Struppiges Fell, allgemeine Aniimie, atrophe Muskulatur, prall gefiillte Blase, leere Eingeweide. Auffallend blasse Milz, blasse Niere, leicht schneidbare Knochen, Blutungen in den Oberschenkeln. Im Unterkiefer lockere Z/ihne. Blutungen im Unterkiefer, Unterkiefer welch und briichig. Innere Organe sonst normal. H i s t o l o g i s c h e r B e f u n d : Meerschweinchenskorbut.

Nr. 24. S ek t i o n s b e f u n d : Schlechter Erniihrungszustand, vereinzelte Blutungen in den Obersehenkeln, atrophische Muskulatur. u Harnblase, prall gefiillte Gallenblase. D~rme leer. Sp~rliche, gelbliche Fltissigkeit im Bauchfell (nicht entzfindet). Inhere Organe mii•ig blutgefiillt. Herz und Lunge normal. Rotes Knochenmark, wackelige Zi~hne. - - t t i s t o- 1 o g i s e h e r B e fu n d: Meerschweinchenskorbut.

Nr. 25. S e k t i o n s b e f u n d : Untererni~hrt, Blutung in der Muskulatur des Oberschenkels, sehr kleine atrophische Hoden. Sehr leicht schneidbare Schenkelknochen und Kiefer. Innere Organe normal. - - Hi s t ()1 o gi s c h e r B e fun d : Meerschweinchenskorbut.

Nr. 26. S e k t i o n s b e f u n d : Relativ gro$e Milz (infektiSser 1Vfilztumor). Schenkelknochen und Kiefer leicht schneidbar. Keine Deriostalen Blutungen. Ziihne verh~ltnismi~13ig lest. Atrophische Hoden. - - H i s t o 1 o gi s c h e r B e f u n d : Meerschweinchenskorbut.

Nr. 27. S e k t i o n s b e f u n d : Keine Blutungen, Knochen und Kiefer leicht schneidbar. Milz relativ grog. Atrophische H o d e n . - H i s t o l o g i s c h e r B e f u n d : Meerschweinchen- skorbut.

/qr. 28. S e k t i o n s b e f u n d : Blutungen, Knochen und Kiefer leicht schneidbar, atrophi- sche goden. Lockere Ziihne. H i s t o l o g i s c h e r B e f u n d : Meerschweinchenskorbut.

Nr. 29. S e k t i o n s b e f u n d : Sehr mager, kleine atrophische Hoden. Sehr leicht schneid- bare Knochen und Kiefer. Keine B l u t u n g e n . - H i s t o l o g i s c h e r ' B e f u n d : Meerschwein- chenskorbut.

Nr. 30. S e k t i o n s b e f u n d : Mager, fehlendes Fettpolster, Kiefer und Knochen sehr leicht schneidbar. Rotes K n o c h e n m a r k . - H i s t o l o g i s c h e r B e f u n d : Meerschweinchen- skorbut.

Dieser Tierversuch, der vol lkommen zufr iedenstel lend verlief, ergibt also, dab

die Menge yon 0,5 mg des krysta l l is ier ten reduzierenden Stoffes ausreicht, um die

Tiere gesund zu erhalten. Das stimmt auch mit den Befunden yon S. S. Z i l v a 1) und C. G. K i n g und W. A. W a u g h 2) tiberein.

Zusammenfassung. Zuni~chst werden die ohne Erfo]g gebl iebenen Arbei ten an der Dars te l lung des

reduzierenden Stoffes aus K a r t o f f e l n geschildert .

De r gr(~l~ere Tel l der Arbei t befal~t sich dann mit der u yon H a g e - b u t t e n und bringt nach langen mfihsamea Vorarbei ten die Dars te l lung eines krystal l inen

reduzierenden Stoffes, der in seinen physikalischen u/~d chemischen Konstanten mit der

yon A. v. S z e n t - G y 6 r g y i zuerst aus ~Nebennierenrinde hergestel l ten A s c o r b i n s i~ u r e identisch ist, und yon dem die Tierversache ergaben, daft er seiner antiskorbutischen Wirkung gemhfl als -Vitamin C zu bezeichnen ist.

Es wurde festgestell t , dati 0,5 mg des krystal l is ier ten reduzierenden Stoffes je

Tier und Tag vol lkommen ausreichen, um ein Meerschweinchen vor Meerschweinchen- skorbut zu schtitzen.

1) Nature vom 25. Juni 1932. 2) Science 1932, 75, 357.