DeBUSSYPoULenC MozArt MeSSIAen rAVeL StrAWInSkYspielzeit13-14.staatstheater.karlsruhe.de/media/programmheft/BAST... · 2 Titelseite des Autographs der Pariser Sinfonie Von der weltoffenen

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    3. SINFONIEKONZERT

    8 SINFONIEKONZERTE

    Der junge Spanier Antonio Mndez war einer der drei Finalisten des Young Conductors Award der Salzburger Festspiele 2013, wo ihn der Publikumsapplaus u. a. fr sein Mozart-Dirigat zum heimlichen Sieger machte. Folgerichtig stehen zwei Sinfonien des Salzburger Meisters im Zentrum des Konzerts, die Gro-e g-Moll und die Pariser. Beide gehren zu den absoluten Hhepunkten von Mozarts sinfonischem Schaffen und haben an Beliebtheit bis heute nichts eingebt.Umschlossen werden die beiden Werke von unterschiedlichen franzsischen Sichtweisen auf das iberische Nachbarland. Die 190612 entstandenen Images Debussys stellen einesteils eine Fortfhrung von La mer dar, sind jedoch viel nher am Bildhaften, gar mit tnzerisch-folkloristischem Duktus. Eindrcke und Stim-mungen werden durch den reinen, klar beschreibenden Klang er-setzt; so entsteht im 2. Satz Ibria eine Vision spanischer Land-schaft, spanischen Treibens, spanischer Atmosphre.Etwa zur gleichen Zeit schrieb Ravel sein erstes wichtiges Or-chesterwerk, die rapsodie espagnole. Seine Hinwendung zum Nachbarland war noch intensiver, daneben gehren Lheure espagnole oder die Habanera zu Werken dieser Periode. Die Tanzform der Habanera ist auch in der Rapsodie enthalten das Tnzerische ist neben der Beschwrung des Sinnlich-Geheimnis-vollen, ja Verruchten auch das Zentrum von Ravels Meisterwerk.

    Antonio Mndez DirigentBADISCHe StAAtSkAPeLLe

    24.11.13 11.00 & 25.11.13 20.00 GroSSeS HAUS

    Ergnzend zur franzsischen Linie des Opernprogramms ver-bindet das farbenreiche Programm charakteristische Werke aus unserem Nachbarland mit einem Oratorium von Strawins-ky, der dort eine wichtige Schaffensperiode verbrachte.Ausgelst durch den Tod eines Freundes wandte sich Poulenc spt dem Glauben zu. Der Wallfahrt zur Schwarzen Madonna folgten sakrale Chorwerke wie die tief berhrenden Litanies.Poulenc war ergriffener Zuhrer bei der Urauffhrung von Messiaens trois petites liturgies. Das whrend der Schre-ckenszeit des Zweiten Weltkrieges entstandene Werk be-schreibt die Prsenz Gottes in all ihren Facetten.Strawinskys Oratorium oedipus rex ist ein absoluter Hhepunkt der neo-klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Wie in der antiken Tragdie spielt der Chor die beeindruckende Hauptrolle.

    Matthias Wohlbrecht Oedipus ks. ewa Wolak Jokasterenatus Meszar KreonLuiz Molz Tiresiasrenatus Meszar BoteSteven ebel HirteGunnar Schmidt SprecherUlrich Wagner Choreinstudierung Justin Brown DirigentBADISCHer StAAtSoPernCHor & eXtrACHorBADISCHe StAAtSkAPeLLe

    2.2.14 11.00 & 3.2.14 20.00 GroSSeS HAUS

    3. SInFonIekonzert 4. SInFonIekonzert

    Claude Debussy Ibria (Images Nr. 2)Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297 PariserMaurice ravel Rapsodie espagnole

    Francis Poulenc Litanies la Vierge noireolivier Messiaen Trois petites liturgies de la prsence divineIgor Strawinsky Oedipus Rex

    rAVeL StrAWInSkYDeBUSSYMozArt

    PoULenCMeSSIAen

  • Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297 Pariser 18(1756 1791) I. Allegro assai II. Andante III. Allegro

    Claude Debussy Ibria (Images Nr. 2) 21(1862 1918) I. Par les rues et par les chemins II. Les parfums de la nuit III. Le matin dun jour de fte

    Pause

    Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 34 I. Molto Adagio II. Andante III. Menuetto (Allegretto) IV. Allegro assai

    Maurice Ravel Rapsodie espagnol 15(1875 1937) I. Prlude la nuit II. Malaguea III. Habanera IV. Feria

    Antonio Mendz DirigentBADISCHE STAATSKAPELLE

    DEBUSSY MOZART RAVEL3. SINFONIEKONZERT

    24.11.13 11.00 GROSSES HAUS25.11.13 20.00 GROSSES HAUSDauer ca. 2 Stunden

  • 2 Titelseite des Autographs der Pariser Sinfonie

    Von der weltoffenen Metropole Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts richtete sich der Blick der Komponisten nicht nur auf asiatische Klangrume, wie sie beson-ders die Weltausstellung 1889 erffneten, sondern auch in die musikalische Vergan-genheit des 17. und 18. Jahrhunderts. Ob-wohl Richard Wagner auch in Frankreich zahlreiche Nachahmer fand, mehrten sich die Versuche, diesem bermchtigen Schatten aus dem Nachbarland komposito-risch zu entgehen. Whrend Claude Debus-sy in seiner Oper Pellas et Mlisande den Geist Wagners gleichzeitig heraufbe-schwrte und austrieb, griff Maurice Ravel in Werken wie Menuet antique oder Le tombeau de Couperin bewusst auf Formen des 18. Jahrhunderts zurck. Klare musika-lische Strukturen, transparenter Orches-terklang und ausgeprgte Kontrapunktik verbinden denn auch die beiden Orchester-werke Debussys und Ravels mit den Sinfo-nien Wolfgang Amadeus Mozarts im heuti-gen Konzert.

    War Paris besonders fr Mozarts Vater ein verheiungsvoller Sehnsuchtsort, von wo aus der Rhum und Name eines Mannes von grossem Talente um die ganze Welt gehe, wie Leopold Mozart 1778 seinem Sohn schrieb, wandten sich Komponisten von dort aus musikalisch gerne ins sdliche Nachbarland Spanien. Schon vor Debussys Iberia und Ravels Rapsodie espagnole ins-pirierten spanische Klnge beispielsweise Edouard Lalo 1873 zu seiner Symphonie es-pagnole, Georges Bizet 1875 zu seiner Oper Carmen und Emmanuel Chabrier 1883 zu seinem Orchesterwerk Espaa.

    Debussy und Ravel waren eng mit dem spa-nischen Komponisten Manuel de Falla be-freundet, der im Sommer 1907 nach Paris zog. Sein erster Besuch nach der Ankunft galt Debussy, mit dem er schon von Madrid aus im brieflichen Kontakt gewesen war, Ra-vel lernte er kurz darauf kennen. Ausgerech-net die Noten von Ravels Habanera in der ur-sprnglichen Fassung fr zwei Klaviere

    SEHNSCHTIGE

    KLANGE

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    wurden zum Zankapfel zwischen Debussy und Ravel. Debussy hrte die Urauffhrung des Stcks und bat den Komponisten darauf-hin um eine Abschrift. Fnf Jahre spter wurde scheinbar in Debussys La Soire dans Grenade aus dessen Estampes Ravels Habanera nachgezeichnet, berichtet Manuel Rosenthal, die nach dem Misserfolg bei der Urauffhrung im Mrz 1898 in Vergessenheit geraten war. [...] Angesichts der Lobeshym-nen, die die Soire dans Grenade hervorrief, sah sich Ravel gezwungen, in der ffentlich-keit bekanntzugeben, dass seine Musik zuvor entstanden war. Die unausweichliche Folge war, dass Debussy sich mit dem Jngeren berwarf. Angeblich fand sich wenig spter beim Umzug Debussys die Abschrift der Ha-banera wieder, die hinter das Klavier gefal-len war. Ravel reagierte klug, orchestrierte sein erfolgloses Klavierwerk und fgte es mit dem ursprnglichen Entstehungsdatum als dritten Satz in die Rapsodie espagnole ein.

    Wolfgang Amadeus MozartSinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297 (1778)

    Die Sehnsucht Leopold Mozarts nach Ruhm wurde erfllt: Einen Monat nach dessen Brief reiste Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Mutter von Mannheim ab, um in Pa-ris fr die renommierte Veranstaltungsreihe Concerts spirituels eine groe Sinfonie zu komponieren. Am 18. Juni 1778 wurde die Sinfonie D-Dur mit allem aplauso urauf-gefhrt, wie Mozart seinem Vater nach Salzburg schrieb. Die Komposition war ihm nicht ganz leicht gefallen, da der Pariser Wunsch nach etwas Groem einerseits eine umfangreiche Orchesterbesetzung, an-dererseits eine effektvolle Klangsprache implizierte.

    Mozarts 31. Sinfonie berstieg mit je zwei Flten, Oben, Klarinetten, Fagotten, Hr-

    nern, Trompeten sowie Pauken und Strei-chern seine bisherigen Besetzungen, zum ersten Mal verwendete er Klarinetten in ei-ner Sinfonie. An orchestralen Effekten spar-te Mozart ebensowenig. Auftrumpfende Or-chesterschlge erffnen die Sinfonie, gefolgt von raschen Skalen nach oben, was als sogenannte Mannheimer Rakete schon die Zuhrer in der Kurpfalz beein-druckt hatte. Mozart wusste die Wnsche des Pariser Publikums zu erfllen, allerdings mit groem Humor und durchaus ironischem Blick, wie aus den zahlreich erhaltenen Brie-fen an den Vater hervorgeht: und dann habe ich ja den Premier coup darchet nicht verfehlt! und das ist ja genug! da machen die ochsen hier ein weesen daraus! Punk-tierte Rhythmen, Staccato-Figuren der Streicher, gleitende Melodieverlufe und hmmernde Tutti-Schlge treiben die Musik im ersten Satz immer wieder an. Mozart wusste offenbar, dass seine Komposition ihre Wirkung nicht verfehlen wrde: und gleich mitten in Ersten Allegro, war eine Pa-sage die ich wohl wste da sie gefallen mste, alle zuhrer wurden davon hingeris-sen und es war ein groes applaudiment weil ich aber wuste, wie ich sie schriebe, was fr eine Effect machen wrde, so brachte ich sie auf die lezt noch einmahl an da giengs nun Da capo.

    Diese gewnschten Effekte zu komponie-ren, fiel Mozart nicht leicht; anders als in den vorangegangenen Sinfonien weist das Autograph zahlreiche Vernderungen und Streichungen auf. Keineswegs jedoch domi-nieren sie die Sinfonie, vielmehr gelang es Mozart, auch mit seinem ironischen Blick auf die Pariser Vorlieben, das Publikum mit dessen Waffen zu schlagen und sein eige-nes sinfonisches Schaffen weiterzuentwi-ckeln. Noch besteht die Sinfonie aus drei Stzen es fehlt das Menuett im klassi-

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    schen Sinne. Die beiden ueren Stze fol-gen der Sonatenform, die Melodie treibt un-entwegt nach vorne, gerade in der Durchfhrung des ersten Satzes. Im zwei-ten Satz herrscht ein melancholischer Ton vor, die Motive streben zumeist in Sekund-schritten nach unten und schwanken zwi-schen G-Dur und g-Moll. Dieses Andante stellte den Auftraggeber Joseph Le Gros denn auch nicht zufrieden er sagt es seye zu viell modulation darin und zu lang -, woraufhin Mozart fr die nchste Auffh-rung an Mari Himmelfahrt kurzerhand ein neues schrieb.

    Claude DebussyIbria (1905-1908)

    Von der Gunst der Auftraggeber war Claude Debussy zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr abhngig, auf manch komposito-rischen Effekt schien er in seinen Images pour orchestre dennoch zu schielen, deren mittlerer und grter Teil Ibria darstellt. Kastagnetten und andere charakteristische Elemente der spanischen Musik bringt De-bussy vor allem im ersten und dritten Teil effektvoll zur Geltung. Trotzdem ist Ibria weit davon entfernt, ausschlielich ein spa-nisches Klanggemlde zu sein.

    Immer wieder entfernte sich Debussy von einer spanischen Tonsprache, um neue Wege zu beschreiten, wie er von seinem Freund Manuel de Falla zitiert wird: Je nach dem Charakter, dem man einem Werk geben will, muss man das Metier neu konzi-pieren. Solche Neuerungen sind besonders im zweiten Satz, Les parfums de la nuit, zu hren. Wie hufig auch Maurice Ravel inspi-rierten Debussy Hreindrcke asiatischer Musik zu Innovationen. Bei der Pariser Welt-ausstellung 1889 hrte der Debussy in Be-gleitung seines Kollegen Paul Dukas nicht

    nur den spanischen Cante jondo, sondern auch sdostasiatische Musik. Besonders deren Tonsystem jenseits von Dur und Moll sowie kreisende, ziellose Bewegungen der Musik im Gegensatz zur europischen Ziel-gerichtetheit lassen berraschende und wundersame Gerche in der Musik entste-hen. Geheimnisvoll erhebt sich der Klang der Solo-Oboe und der Harfen, sind am Ende des Satzes von weitem (lontain) Glockentne im Pianissimo zu vernehmen.

    Ebenfalls aus der Ferne kommt der Marsch am Beginn des dritten Satzes immer nher. Hier skizziert Debussy ein weiteres Mal eine spanische Szene, die sich mehr und mehr verdichtet kein Wunder, wir befin-den am Morgen eines Festtages, wie der Ti-tel des Satzes lautet: Le matin dun jour de fte. Die Streicher haben Quasi Guitara zu spielen, wie Debussy in der Partitur vor-schreibt. Dem franzsischen Komponisten gelang es, seinen eigene Perspektive auf die spanische Musik zu entfalten, die jene neidisch machen knnte [...], die sie zu gut kennen, wie Manuel de Falla 1920 mit Blick auf den andalusischen Tanz in Debussys 2.Streichquartett schrieb.

    Wolfgang Amadeus MozartSinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 (1788)

    Zu gut meint man Mozarts vorletzte Sinfo-nie zu kennen. Kaum ein Werk des sterrei-chischen Komponisten hat die Popularitt der Groen g-Moll-Sinfonie erreicht, wie sie zur Unterscheidung von der Sinfonie KV 183 in derselben Tonart gerne genannt wird. Fr diese Tonart schien Mozart gerade in seinen letzten Jahren eine Vorliebe zu ent-falten, entstanden doch in den Jahren vor der Sinfonie mit dem Klavierquartett KV 478 und dem Streichquintett KV 516 zwei weite-re ambitionierte Werke in dieser Tonart, die

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    nach Christian Friedrich Daniel Schubarts Tonartencharakteristik Missvergngen, Unbehaglichkeit, Zerren an einem verun-glckten Plane, missmutiges Nagen am Ge-biss, mit einem Worte Groll und Unlust ausdrcken sollte. Ist derlei Zuschreibun-gen auch fr die Zeit vor Mozart schon mit Skepsis zu begegnen, bewies sptestens die g-Moll-Sinfonie deren Unzulnglichkeit. Die Sinfonie ist nicht nur eines der popu-lrsten Werke Mozarts, sondern auch eines der widersprchlichsten. Robert Schumann sprach von griechisch-heiterer Grazie, whrend der Mozart-Forscher Hermann Abert den schrfsten Ausdruck jenes tie-fen, fatalistischen Pessimismus darin sah.

    Cherubinos Arie aus Le nozze di Figaro, mit deren Gestus der Beginn der Sinfonie hu-fig verglichen wird, knnte exemplarisch fr die Deutungsversuche stehen: Non so pi cosa son cosa faccio (Ich wei nicht, was ich bin, was ich tue). Die pubertre Verwir-rung zwischen berstrmender Erotik und persnlicher Verunsicherung, zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrbt beweist bertragen auf die Musik vor allem die Gleichzeitigkeit smtlicher emoti-onaler Zustnde. Die hnlichkeit zu Cheru-binos Arie liegt im erregten Gestus der Mu-sik, den das schnelle, zehnsilbige Versma mit Betonungen auf der dritten, sechsten und neunten Silbe untersttzt. Fr Mozart folgte auch die Instrumentalmusik den Prin-zipien der Worte, wie er 1781, sieben Jahre vor Entstehung der g-Moll-Sinfonie, schrieb: verse sind wohl fr die Musick das unentbehrlichste.

    Dem erregten Modus des ersten Satzes entsprechen auch die pltzlichen Wechsel der Lautstrke und die zahlreichen sforzati. Das anschlieende Andante in erhabenem Es-Dur stellt einen friedlichen Ruhepol im

    sonst so energiegeladenen Werk dar. Be-hutsam treten zu den kanonisch einsetzen-den Streichergruppen zunchst die Hrner und dann die Holzblser. Nur selten ist fr wenige Takte das gesamte Orchester im breiten Klang zu hren. Zustzliches Ge-wicht erhlt dieser lngste Satz der Sinfo-nie durch die erneute Sonatenform.

    Verzichtete Mozart in der Sinfonie D-Dur KV 297 komplett auf das Menuett, ent-spricht es in der g-Moll-Sinfonie schon lan-ge nicht mehr der ursprnglichen Form des hfischen Tanzes. Durch Synkopen und un-regelmige Phrasen verschleiert Mozart den Tanzrhythmus. Lediglich das einge-schobene Trio verluft homophon. Rasch luft das Menuett auf das raumgreifende Allegro assai des Schlusssatzes zu, nach dem Andante der lngste Satz der Sinfonie. Das Sonatenrondo stellt erneut ein hnlich einprgsames Motiv wie der erste Satz vor, was zur Popularitt des Werks beitragen haben drfte, das bereits um 1800 seine Sonderstellung in Mozarts Oeuvre einge-nommen hatte. Mozart fgte spter be-stimmt fr eine besondere Auffhrung, wo-bei er das Werk womglich nie selbst gehrt hat Klarinettenstimmen hinzu, die im heutigen Konzert zu hren sind.

    Maurice Ravel:Rapsodie espagnole (1895)

    Kurz nach seiner Ankunft in Paris 1907 lern-te Manuel de Falla den Komponisten Mau-rice Ravel persnlich kennen. Es war der Beginn einer herzlichen Freundschaft, wie de Falla sich spter erinnerte. Bisher kannte er lediglich Ravels Sonatine, die er in Mad-rid mit groer Begeisterung gehrt hatte. Der spanische Komponist traf Ravel und den Pianisten Ricardo Vies ausgerechnet bei Proben zur ursprnglich vierhndigen Fas-

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  • 8 Maurice Ravel am Klavier

    sung der Rapsodie espagnole. Wie so oft in Ravels und auch Debussys Werk ging auch hier der Orchesterfassung eine Version fr Klavier voraus. De Falla wurde vom zutiefst spanischen Charakter des Stcks ber-rascht. Wie ich mir berhaupt Ravels eige-ne wahrhaft spanische Erscheinung nicht erklren konnte, da doch wie er mir selbst gesagt hatte seine einzige Beziehung zu meinem Land darin bestand, dass er nahe der Grenze geboren wurde! Das Rtsel lste sich bald: Durch seine Mutter hatte Ravel sich immer als echter Spanier gefhlt. [] Jetzt verstand ich, mit welcher Faszination auch ihr eigener Sohn ihren Erinnerungen gelauscht haben musste. Erinnerungen, die zustzlich durch die untrennbar mit ihnen verbundenen Tnze und Lieder verstrkt wurden. Dies erklrt nicht nur das Interesse, das Ravel seit seiner Kindheit diesem Land seiner Trume entgegenbrachte, sondern auch die Tatsache, dass Ravel spter, wenn er Spanien musikalisch charakterisieren wollte, immer eine Vorliebe fr die Habanera zeigte jenes Lied, das zu Jugendzeiten sei-ner Mutter in Madrid so beliebt gewesen war. [] Deshalb lebte dieser Rhythmus zur berraschung der Spanier in der franzsi-schen Musik fort, whrend man ihn in Spa-nien selbst bereits ein halbes Jahrhundert zuvor vergessen hatte.

    Die Habanera bildete, wie schon erwhnt, den dritten Satz von Ravels Rapsodie es-pagnole, und war bereits 1895 als Klavier-stck entstanden. Dass sich dieser Tanz, der dank Bizets Carmen heute weltberhmt ist, recht nahtlos in das vierstzige Werk fgt, ist dessen grundstzlicher Idee zu ver-danken. Der Titel verweist auf die altgrie-chische Form des rhpsdos, die das sin-gende Zusammenfgen einzelner Teile meint. Im antiken Griechenland zogen die Rhapsoden umher und rezitierten vor allem

    Verse Homers. Der Komponist Franz Liszt bertrug in seinen Ungarischen Rhapsodien diese Form auf das Orchester; seitdem ent-wickelte sich die Rhapsodie zu einer freien musikalischen Form, in der zumeist musika-lische Stile eines bestimmten Landes kom-biniert wurden. Den Gedanken des rhapso-dischen Einzelvortrags greift Ravel wieder auf und lsst am Ende des ersten Satzes die Klarinette und anschlieend das Fagott ein umfangreiches Solo wie eine Kadenz spie-len.

    Der erste Satz, Prlude la nuit ber-schrieben, kreiert eine ruhige, geheimnis-voll anmutende Atmosphre. Der sanften Bewegung der gedmpften Streicher zu Beginn folgen zarte Melodien der Holzbl-ser; immer wieder verschleiert sich der durchsichtige Orchesterklang wie die ein-fallende Nacht den Blick. Wesentlich leben-diger kommt die Malaguea des zweiten Satzes daher, der mit assez vif ber-schrieben ist. Die Lautstrke, die im Pr-lude mezzoforte nicht berstieg, wird erup-tiver und bildet einen Kontrast zur lieblichen Melodie des Englischhorns, das hier die rhapsodische Idee aufgreift. Der kurzen, raffiniert instrumentierten Habanera folgt der umfangreichste Satz des Werks mit der abschlieenden Feria, einem farbigen, ausgelassenen spanischen Jahrmarkt, der wie das gesamte Werk durch seine rhyth-mischen Besonderheiten und instrumenta-torischen Feinheiten besticht.

    In diesem ersten bedeutenden Orchester-werk Ravels lsst sich bereits seine einzig-artige Instrumentationskunst erkennen, die seine spteren Werke wie Ma mre loye, Daphnis et Chlo, La Valse und natrlich die Instrumentierung von Modest Mus-sorgskis Klavierwerk Bilder einer Ausstel-lung auszeichnen.

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    ABONNENTEN

    Sie sind bereits Abonnent der Konzerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE? Dann empfehlen Sie uns doch weiter und begeis-tern Sie Ihre Freunde, Bekannten und Ver-wandten fr unser besonderes Programm: Gewinnen Sie neue Abonnenten fr die Konzerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE und wir halten fr Sie einen exklusiven Gut-schein bereit!

    Fr jeden neu geworbenen Abonnenten erhalten Sie eine Freikarte fr eine Veran-staltung Ihrer Wahl in der Spielzeit 2013/14 ob fr eines unserer Kinder- oder Jugend-konzerte, fr die Oper, das Ballett oder das

    Schauspiel die Tren stehen Ihnen offen (Premieren, Galas und Sonderveranstaltun-gen ausgenommen).

    Der Einstieg in ein Abonnement fr die Kon-zerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE ist fr alle neu geworbenen Abonnenten jeder-zeit mglich, diese knnen also auch jetzt noch in das bereits laufende Abonnement einsteigen. Entsprechend des Zeitpunkts reduziert sich die Hhe des Betrages und man zahlt nur anteilig fr die besuchten Konzerte.

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    Unser Abonnementbro bert Sie gerne:ABONNEMENTBRO T 0721 3557 -323 /-324 F 0721 3557 [email protected]

    ABONNENTENWERBEN

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    ANTONIO MNDEZ Trotz seiner Jugend hat der spanische Diri-gent Antonio Mndez bereits mit zahlreichen renommierten Orchestern gearbeitet, da-runter das Tonhalle Orchester Zrich, das Mnchner Rundfunkorchester, das Residen-tie Orkest Den Haag, das Orchestra della Svizzera Italiana, das MDR Sinfonieorchester und die Berliner Symphoniker. Die nchsten Spielzeiten fhren ihn zum hr-Sinfonieorche-ster, zum Symphonieorchester des Baye-rischen Rundfunks, zur Deutschen Radio Phil-harmonie Kaiserslautern-Saarbrcken, zum Orchestre Philharmonique du Luxembourg, zum Ulster Orchestra und zu seinem USA-Debt beim Castleton Festival auf Einladung von Lorin Maazel. Den Engagements zuvor gingen Assistenzen bei Bernard Haitink mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem

    Symphonieorchester des Bayerischen Rund-funks. Internationale Aufmerksamkeit errang er als Preistrger des Internationalen Malko-Wettbewerbs in Kopenhagen und durch seine Finalteilnahme beim Young Conductors Award der Salzburger Festspiele 2013. Drei Jahre zuvor wurde er in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen.Mndez wurde 1984 in Palma de Mallorca geboren und studierte dort Violine und Klavier, bevor er 2002 am Konservatorium in Madrid in die Fcher Komposition und Dirigieren belegte. 2007 wechselte er nach Deutschland an die Universitt der Knste in Berlin und danach an die Hochschule fr Mu-sik Franz Liszt in Weimar, um bei Sigfried Khler bzw. Nicols Pasquet seine Studien abzuschlieen.

    DIRIGENT

    ABONNENTEN

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    DIE BADISCHE STAATSKAPELLE

    Als sechstltestes Orchester der Welt kann die BADISCHE STAATSKAPELLE auf eine beraus reiche und gleichzeitig gegen-wrtige Tradition zurckblicken. 1662 als Hofkapelle des damals noch in Durlach resi-dierenden badischen Frstenhofes gegrn-det, entwickelte sich aus dieser Keimzelle ein Klangkrper mit groer nationaler und internationaler Ausstrahlung. Berhmte Hofkapellmeister wie Franz Danzi, Hermann Levi, Otto Dessoff und Felix Mottl leiteten zahlreiche Ur- und Erstauffhrungen, z.B. von Hector Berlioz, Johannes Brahms und Bla Bartk, und machten Karlsruhe zu einem der Zentren des Musiklebens. Neben Brahms standen Richard Wagner und Richard Strauss gleich mehrfach am Pult der Hofkapelle; Niccol Paganini, Clara Schumann und viele andere herausragen-de Solisten waren gern gehrte Gste. Hermann Levi fhrte 1856 die regelmigen Abonnementkonzerte ein, die bis heute als Sinfoniekonzerte der BADISCHEN STAATS-KAPELLE weiterleben.

    Allen Rckschlgen durch Kriege und Finanznten zum Trotz konnte die Tradi-tion des Orchesters bewahrt werden. Generalmusikdirektoren wie Joseph Keil-

    berth, Christof Prick, Gnther Neuhold und Kazushi Ono fhrten das Orchester in die Neuzeit, ohne die Sulen des Reper-toires zu vernachlssigen. Regelmig fanden sich zeitgenssische Werke auf dem Programm; Komponisten wie Werner Egk, Wolfgang Fortner oder Michael Tippett standen sogar selbst vor dem Orchester, um ihre Werke aufzufhren.

    Die groe Flexibilitt der BADISCHEN STAATSKAPELLE zeigt sich auch heute noch in der kompletten Spannweite zwi- schen Repertoirepflege und der Prsen-tation zukunftsweisender Zeitgenossen, exemplarisch hierfr der Name Wolfgang Rihm. Der seit 2008 amtierende General-musikdirektor Justin Brown steht ganz besonders fr die Pflege der Werke Wagners, Berlioz, Verdis und Strauss sowie fr einen abwechslungsreichen Konzertspielplan, der vom Deutschen Musikverleger-Verband als Bestes Konzertprogramm 2012/13 ausgezeichnet wurde. Auch nach dem 350-jhrigen Jubi-lum 2012 prsentiert sich die BADISCHE STAATSKAPELLE auf der reichen Auf-fhrungstradition aufbauend als leben-diges und leistungsfhiges Ensemble.

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    BESETZUNG

    1. ViolineKm. Stephan SkibaYin LiLutz BartbergerViola SchmitzRosemarie Simmendinger-KtaiSusanne IngwersenThomas SchrckertWerner MayerleHerbert Pfau-von KgelgenAyu IdeueJuliane AnefeldBettina KnauerSandra HuberJulia Ungurianu*Eva Bonk*

    2. ViolineAnnelie GrothShin HamaguchiKm. Toni ReichlGregor AngerKm. Uwe WarnAndrea BhlerChristoph WiebelitzDiana DrechslerDominik SchneiderBirgit LaubSteffen HammEva-Maria Vischi

    ViolaMichael FentonChristoph KleinAnna PelczerKm. Joachim SteinmannOrtrun Riecke-WieckKyoko KudoSibylle LangmaackAkiko SatoNicholas CliffordSusanna Liang-Qing Ling

    VioloncelloThomas GieronBenjamin GroocockKm. Norbert GinthrWolfgang KursaweAlisa BockHanna GieronDomonkos NagyVatche Bagratuni*

    KontrabassKm. Joachim FleckPeter CernyXiaoyin FengKarl Walter JacklRoland FunkChristoph Epremian

    HarfeKm. Silke WiesnerClaudia Karsch*

    FlteTamar RomachHoratiu RomanJihae LeeCarina Vogel*

    OboeStephan RutzKm. Ilona SteinheimerDrthe Mandel

    KlarinetteDaniel BollingerMartin NitschmannJochen Weidner

    FagottKm. Oscar BohrquezKm. Detlef WeiMartin DrescherUlrike Bertram

    HornDominik ZinsstagPeter BhlKm. Thomas CromeKm. Jrgen Danker

    TrompeteWolfram LauelKm. Peter HeckleUlrich Warratz

    PosauneIstvn Juhsz*Angelika FreiHeinrich Glzenleuchter

    TubaDirk Hirthe

    Pauke & SchlagzeugHelge DafernerRaimund SchmitzHans-Joachim GhlerKm. Rainer EngelhardtAlexander Schrder*Herbert Brandt*Markus Munzinger*

    Celesta Miho Uchida

    Km. = Kammermusiker/in* Gast der STAATSKAPELLE

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    BILDNACHWEISE

    UMSCHLAG Besar LikajS. 3 Staatsbibliothek Preus- sischer KulturbesitzS. 7 Zeitgenssische FotografieS. 9 Durant & CieS. 11 Besar Likaj S. 14, 15 Uli Deck

    IMPRESSUM

    HERAUSGEBER BADISCHES STAATSTHEATERKARLSRUHE

    GENERALINTENDANT Peter Spuhler

    VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier

    CHEFDRAMATURGBernd Feuchtner

    ORCHESTERDIREKTOR & KONZERTDRAMATURGAxel Schlicksupp

    REDAKTIONAxel Schlicksupp

    KONZEPTDOUBLE STANDARDS Berlinwww.doublestandards.net

    GESTALTUNG Kristina Pernesch

    DRUCKmedialogik GmbH, Karlsruhe

    STAATSTHEATER KARLSRUHESaison 2013/14Programmheft Nr. 149www.staatstheater.karlsruhe.de

    TEXTNACHWEISE

    S. 2 8 Originalbeitrag von Olaf A. Schmitt

    Sollten wir Rechteinhaber bersehen haben, bitten wir um Nachricht.

    WIR DANKEN Eventfloristik fr die Blumen

    Unser Abonnementbro bert Sie gerne!

    ABONNEMENTBROT 0721 3557 323F 0721 3557 [email protected] 10,00 BZW. 5,00 EURO PRO KONZERT

  • DIE NCHSTEN KONZERTE1. KAMMERKONZERTKrzysztof Meyer Klaviertrio op. 50 Robert Schumann Klaviertrio Nr. 2 F-Dur op. 80 Jo-hannes Brahms Klaviertrio Nr. 2 C-Dur op. 87

    Die ausdrucksstarke Musik Krzysztof Mey-ers zeichnet sich durch die harmonische Verbindung von Tradition und Moderne aus. Bei der Urauffhrung von Robert Schumanns 2. Klaviertrio 1850 sa Gattin Clara am Kla-vier. 30 Jahre spter ermutigte sie Johannes Brahms, die Arbeit an zwei Trios wieder aufzunehmen. Eines ist unbekannt, doch das C-Dur-Klaviertrio wurde von Brahms selbst am Flgel aus der Taufe gehoben.

    Stephan Skiba Violine Johann Ludwig Violoncello Gnter Ludwig Klavier

    8.12. 11.00 KLEINES HAUS Anschlieend Brunch im MITTLEREN FOYER

    1. KINDERKONZERT DORNRSCHENMusik von Peter Tschaikowski und Engelbert Humperdinck

    Passend zur Adventszeit geht es in die Welt der Mrchen. Dort verzaubert nicht nur die Geschichte um die Erweckung der Prinzessin nach hundertjhrigem Schlaf, sondern vor allem wunderschne Musik: Zum einen in der unbedingt entdeckenswerten Version vom Klangzauberer Humperdinck, zum anderen in der berhmten Version von Tschaikowski.

    Christina Bock Mezzosopran (Dmonia) Ulrich Wagner Dirigent & Moderator

    15.12. 11.00 & 15.00 GROSSES HAUS

    2. SONDERKONZERTJrg Widmann Armonica Carl Maria von Weber Klarinettenkonzert Nr. 1 f-Moll Sergej Prokofjew Sinfonie Nr. 7 cis-Moll

    Der Komponist und Klarinettist Jrg Widmann begibt sich in seinem Werk Armonica auf die Suche nach der Harmonie. Als Solist brillieren kann er dann im 1. Klarinettenkonzert Carl Maria von Webers, das gemeinsam mit seinem Schwesterwerk mit zum Inbegriff der Gattung wurde. Am Vorbild Tschaikowski orientierte sich Sergej Prokofjew beim Melodienreichtum seiner 7. und letzten Sinfonie von 1952.

    Jrg Widmann Klarinette Dima Slobodeniouk Dirigent RSO STUTTGART DES SWR

    15.12. 20.00 GROSSES HAUS Mit Moderation

    NEUJAHRSKONZERTJUSTIN BROWN DIRIGIERT BERNSTEIN Fnf Jahre lang war er sein Assistent, nun bringt GMD Justin Brown Leonard Bernsteins Musik ins Neujahrskonzert mit der BADI-SCHEN STAATSKAPELLE: Freuen Sie sich auf bekannte und beliebte Orchesterwerke und Arien aus Candide, On The Town, Wonderful Town und West Side Story mit Solisten aus dem Opernensemble sowie auf das Konzert-Debt der neuen Solo-Fltistin Tamar Romach.

    Ks. Ina Schlingensiepen & Heidi Melton So-pran Katharine Tier Mezzosopran Steven Ebel & Eleazar Rodriguez Tenor Ks. Edward Gauntt & Andrew Finden Bariton Tamar Romach Flte Justin Brown Dirigent

    1.1.14 19.00 GROSSES HAUS

    6+