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Andres Friedrichsmeier | Manfred Wannöffel Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen 203 www.boeckler.de Arbeitspapier Demokratische und Soziale Hochschule

DemokratischeundSozialeHochschuleJanuar 2010 5 1 Zielsetzung und Problemstellung Die Expertise will einen Beitrag zur Diskussion über den Stellenwert von Mitbestim-mung und Partizipation

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Andres Friedrichsmeier | Manfred WannöffelMitbestimmung und

Partizipation –Das Management von

demokratischer Beteiligungund Interessenvertretung

an deutschen Hochschulen

203

www.boeckler.de

Arbeitspapier

Demokratische und Soziale Hochschule

Januar 2010

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Arbeitspapier 203

Andres Friedrichsmeier1

Manfred Wannöffel

Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

1 WirbedankenunsfürdieUnterstützungbeiderErstellungderExpertisebeiLindaJochheim.

Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

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Friedrichsmeier, Andres, wiss. Mitarbeiter, Institut für Kommunikations-wissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Publikationen zu den Themen Hochschulsteuerung/Hochschulentwicklung.

Wannöffel, Manfred, Dr., Geschäftsführender Leiter der gem. Arbeitsstelle RUB/IGM an der Ruhruniversität Bochum. Zahlreiche Publikationen zu den Themen Mitbestimmung, Partizipation.

Impressum:Herausgeber: Hans-Böckler-Stiftung Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des DGB Hans-Böckler-Straße 39 40476 Düsseldorf Telefon: (02 11) 77 78-189 Fax: (02 11) 77 78-4-189 E-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Eike Hebecker, Abteilung Studienförderung

Produktion: Setzkasten GmbH, Düsseldorf

Düsseldorf, Januar 2010

Januar 2010

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Geleitwort

DerVorstand derHans-Böckler-Stiftung hat imOktober 2008 dasProjekt „LeitbildDemokratischeundSozialeHochschule“alsProjektderStiftungbeschlossen,das inKooperationmitdemDGBundseinenMitgliedsgewerkschaftendurchgeführtwurde.Die 18-köpfige Projektgruppe unter der Leitung vonWolf JürgenRöder,Geschäfts-führerderOtto-Brenner-StiftungundfürdieIGMetallVorstandsmitgliedderHans-Böckler-Stiftung,hataufdem3.HochschulpolitischenForumimFebruar2010ihrenVorschlagfürdas„LeitbildDemokratischeundSozialeHochschule“vorgelegt.

FürdieErarbeitungdesLeitbildessindzuvor14Expertisenzuzentralenhochschulpo-litischenThemenbeinamhaftenWissenschaftlerinnenundWissenschaftlernvonderProjektgruppeinAuftraggegebenworden.AlleExpertisenwurden2009inWerkstatt-gesprächenpräsentiert, ausführlichdiskutiertundmitBlickaufdieEntwicklungdesLeitbildesausgewertet.ZahlreicheAnregungenausdenWerkstattgesprächensindindieEndfassungderExpertiseneingeflossen,dieinderausschließlichenwissenschaftlichenVerantwortungderAutorinnenundAutorenstehen.WirdankenallenAutorinnenundAutorenfürihrewertvollenBeiträge.

Die14ExpertisenwerdeninderReiheArbeitspapierederHans-Böckler-StiftungNr.200bis213alselektronischeDokumenteaufderWebsitederHans-Böckler-Stiftungwww.boeckler.deveröffentlicht.SiesollendieweiterenBeratungenunddieUmsetzungdes„LeitbildesDemokratischeundSozialeHochschule“unterstützensowieDiskursezurWeiterentwicklungderHochschulenbefördern.

WolfJürgenRöder Dr.WolfgangJäger

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Inhaltsverzeichnis

Geleitwort.......................................................................................................3

1 ZielsetzungundProblemstellung.............................................................5

2 BegriffsklärungenundhistorischeVerortung.........................................72.1 Mitbestimmung..........................................................................................72.2 Partizipation...............................................................................................82.3 VerfassteMitbestimmungimWandel–VonderOrdinarienuniversität

zurGruppenhochschule..............................................................................8

3 OrganisationsmerkmaleundrelevanteTrends........................................123.1 DasNeueSteuerungsmodellimHochschulbereich..................................123.2 DieRe-OrganisationausderGovernance-Perspektive.............................133.3. BesonderheitendesOrganisationstypusHochschule................................15

4 Ist-StandvonMitbestimmungundPartizipation....................................174.1 SozialstrukturelleBasisderverfasstenMitbestimmung...........................174.2 SenateundPersonalvertretungen..............................................................194.3 Studierendenvertretungen.........................................................................234.4 HochschulräteundKuratorien..................................................................244.5 ÜbersichtderGesetzgebunginGrundsatz-undDetailfragen..................274.6 NeueSteuerungundPartizipation............................................................364.7 EmpirischeBefundeausdemaußerhochschulischen

Arbeitskontext...........................................................................................38

5 Ansatzpunkte.........................................................................................405.1 Ansatzpunkt:Einführungvon„rundenTischen“und

Mitbestimmungskonferenzen..................................................................405.2 Ansatzpunkt:DasBeispiel,dasMutmacht:Gleichstellungspolitik.........435.3 ParticipationMainstreamingundParticipationIndex..............................445.4 Ansatzpunkt:TarifvertragWissenschaft..................................................465.5 Zusammenfassung....................................................................................47

6 Literatur.................................................................................................49

ÜberdieHans-Böckler-Stiftung...................................................................59

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1 Zielsetzung und Problemstellung

DieExpertisewilleinenBeitragzurDiskussionüberdenStellenwertvonMitbestim-mung und Partizipation im aktuellen Reorganisationsprozess an bundesdeutschenHochschulenleisten.

DieAktualitätdesThemaszeigteinBlicknachHamburg.NachdemdiePräsidentinderHamburgerUniversität,Prof.MonikaAuweter-Kurtz,imMärz2007ihrenKollegenempfahl,sichnurnochmitHilfederPresseabteilungüberHochschulpolitikzuäußern,geriet sie imMai2009erneutuntermassivenöffentlichenDruck, als sie sichgegendieBestätigungdesvondergeisteswissenschaftlichenFakultätgewähltenDekansaus-sprach.DaraufhinbrachinHamburgeinoffenerAufstandgegensielos.EtlichePro-fessorenbemängelten ihrenautoritärenFührungsstil und forderten ihreAbwahl.Am25.JunistimmtenfünfdersechsDekane(derDekandermedizinischenFakultätwarnichtanwesend)mit4:1fürdieAbwahlvonAuweter-KurtzalsPräsidentin.SelbstdieHamburgerRegierungsfraktionsowieHamburgsWissenschaftssenatorin,HerlindGun-delach,stelltenihreLeitungsqualitätinFrage.FürdieWahlundAbwahlderPräsidentinistjedochalleinederHochschulratderUniversitätHamburgverantwortlich,derweiter-hinhinterAuweter-Kurtzstand.2Am3.JuligabAuweter-KurtzselbstdemWiderstandnachundunterschriebeinenAuflösungsvertrag,am8. Juli schiedsie schließlichausdemAmtalsPräsidentinderUniversitätHamburgaus.3

DasHamburgerBeispiel zeigt auf, dassmit derEinführungneuerSteuerungsinstru-menteanHochschulenwiederErschaffungvonHochschulrätenMitbestimmungundPartizipationderHochschulangehörigenandenEntscheidungsprozessenanHochschu-len einewesentliche Problemstellung aktueller Hochschulentwicklung darstellt.4 DiezweileitendenFragestellungendervorliegendenExpertiselauten:

InwelcherWeiseverändertderaktuelleReorganisationsprozessanHochschulendieinstitutionalisierteMitbestimmungunddiePartizipationderHochschulangehörigenanEntscheidungsprozessen?

InwelcherFormkönnenMitbestimmungundPartizipation ineinerdemokratischundsozialverfasstenHochschuleorganisiertsein?

2 Langrock-Kögel2009;Meyer2009.3 Titz/Leffers2009.4 Vgl.Keller/Staack2009,S.12f.

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ZurBeantwortungdieserFragengliedertsichdieAusarbeitunginvierArbeitsschritte.Zunächst werden Begriffserklärungen für Mitbestimmung und Partizipation sowieeinehistorischeundsozialeVerortungvonBeteiligungsmöglichkeitenanHochschulenvorgenommen(2).Darananschließendwirddas„NeueSteuerungsmodell“unterBe-rücksichtigungderBesonderheitendesOrganisationstypusHochschulediskutiert (3).DiesemanalytischenTeilderExpertisewirdeineaktuelleBestandsaufnahmedesIst-StandsvonMitbestimmungundPartizipationandenHochschulengegenübergestellt(4),diesebeziehtaucheineAnalyseneuerPartizipationschancenmitein,welchedieam„NeuenSteuerungsmodell“orientierten jüngerenReformeneröffnethaben.Abschlie-ßendwerdenersteAnsatzpunktefürdieStärkungdesStellenwertsdemokratischerundsozialerAnliegeningegenwärtigenHochschulreformenundfürdieWeiterentwicklungvonBeteiligungschancenderBeschäftigten vorgestellt (5).DieExpertisewird durchfolgende,einleitendeThesenstrukturiert:

MitbestimmungundPartizipation stellendemokratischeund sozialeBürgerrechtedarundsindnichtauf„Schmiermittel“inReorganisationsprozessenzureduzieren.DieBeteiligungvonHochschulangehörigenanEntscheidungsprozessen ist jedochvonihrersozialstrukturellenFundierungherundinihrerrealenEinbindunginOr-ganisationsabläufezubestimmen.

RechtlichabgesicherteMitbestimmungselementeunddirekte,informellePartizipa-tionsmöglichkeitensindfürdiewissensintensivarbeitendenHochschulenzukünftigsystematischmiteinanderzuverknüpfen.

Die neue Hochschulsteuerung begrenzt einerseits traditionelle Mitbestimmungs-möglichkeiten,eröffnetandererseitsneuePartizipationschancenfürdieHochschul-angehörigen,dieeinumfassendesBeteiligungskonzeptdes„ParticipationMainstre-amings“anHochschulenerfordern.

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2 Begriffsklärungen und historische Verortung

PartizipationundMitbestimmungsindSchlüsselbegriffederpolitischenundsozialenDemokratie.IhrHauptaugenmerkrichtetsichaufdieStrukturenundPraktikenderBe-teiligungvonBeschäftigtenamkomplexenLeistungserstellungsprozessinOrganisati-onen.DabeithematisierendieBegriffedieBeteiligungsmöglichkeitenvonMitgliederninOrganisationen.

2.1 Mitbestimmung

MitbestimmungcharakterisiertdenpolitischenAnspruchdemokratischeBeteiligungs-strukturenimBereichderWirtschaftundVerwaltungfürdieBeschäftigtenzuverwirk-lichen.MitbestimmungkennzeichnetdenProzessderInstitutionalisierungvonEinflus-schancenundMitwirkungsmöglichkeitenderMitarbeiterundihrergewähltenVertreterimBetriebs-undPersonalrat.IndieserPerspektivestehtdiedemokratischeBeteiligungan Entscheidungsprozessen in Wirtschafts- und Verwaltungsorganisationen und dieHerausbildung gesellschaftlich legitimierter Beteiligungsrechte der Beschäftigten imZentrumdes Interesses.5Mitbestimmung inderSphärevonWirtschaft undVerwal-tunggilt demnach als soziales und industriellesBürgerrecht.Es stellt einen elemen-tarenBestandteileinersozialenDemokratiedar,dasmarktwirtschaftlicherOrdnungenkomplementär zu zivilen und politischenBürgerrechten abgerungenwurde und sichineinem„secondarysystemofindustrialcitizenship,parallelwithandsupplementarytothesystemofpoliticalcitizenship“6manifestiert.EsstehtinderIndustriesoziologieempirischaußerZweifel,dassdieInstitutionalisierungvonsozialenBürgerrechtenderBeschäftigtenstrukturellaufeinerkonfliktivenDurchsetzungdemokratischerGrund-vorstellungen vonMitbestimmung inWirtschaft undVerwaltungberuht.Mitbestim-mung ist ein Ergebnis der politischenAustragung vonKonflikten über unterschied-licheInteressenlagen,derAnerkennungvoninstitutionellenInteressenvertretungenderBeschäftigtendurchdasManagementsowiedergesellschaftlichenLegitimierungvonBeteiligungsmöglichkeitendurchgesetzlicheRegelungen.7DerBegriffder„verfasstenMitbestimmung“zieltspeziellaufsolche,aufdemRechtswegerzwingbarenRechte,diekollektivundi.d.R.übereinVertretungsorganwahrgenommenwerden.

5 Marshall1964.6 Ebd.,S.94.7 Müller-Jentsch2007;Wannöffel2008.

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2.2 Partizipation

PartizipationgehtüberdenBegriffderverfasstenMitbestimmunghinausundcharak-terisiert allemöglichen Formen faktischer, nicht institutionalisierter und informellerBeteiligungderMitgliedervonOrganisationen.ImVergleichzurMitbestimmungwirdvon keinem strukturellen Interessenkonflikt ausgegangen, daBeschäftigtenpartizipa-tionschließlichauchvomManagementvonUnternehmenundVerwaltungen inPro-zessen der Organisationsentwicklung initiiert werden kann.8 „Direkte Partizipation“charakterisierteineBeteiligungsform,beiderdieBeschäftigtenohnedenUmwegeinesinstitutionalisiertenVertretungsorganspersönlichaktivwerdenundihreInteressenoderVorstellungenselbstartikulieren.InsbesondereimBereichderhochqualifiziertenWis-sensarbeit überschneidet sichPartizipation ansatzweisemitProzessenderLeistungs-erstellung.DiesistdannderFall,wennesfürdenLeistungsbeitragvonBeschäftigtenerforderlichist,dassdieseteilweiseselbstbestimmtarbeiten:DieLeistungen,etwaFor-schungundLehre an einerHochschule, profitieren in diesemFall von ausgeprägtenHandlungsspielräumen der Beschäftigten, von deren Identifikation mit den Gegen-standsbereichen ihrer Arbeit sowie von Vertrauensbeziehungen und von Loyalitäts-handeln. Teilweise informell gewährte Freiräume zur persönlichen und beruflichenSelbstentfaltungderBeschäftigtenkönnenalsoeinefunktionaleBedeutungfürOrgani-sationenerhalten.SolcherartfunktionalgewordeneFreiräumekönnendannnichtmehrohneWeiteresnachInteressenlagedesManagementsabgeschafftwerden,auchwenneinerechtlicheAbsicherungfehlt.ZudembewirkensiewenigerWiderstände ineinerOrganisation,soweitsieeinerealeEinwirkungsmöglichkeitderMitarbeiterdarstellen.Inderarbeits-undindustriesoziologischenForschungwurdezuletztingroßerÜberein-stimmung darauf verwiesen, dass insbesondere hochqualifizierteAngestellte großenWertaufdirektePartizipationsmöglichkeitenlegen,währendsiedenInstitutionenderverfasstenMitbestimmungmituntermitSkepsisbegegnen.9

2.3 Verfasste Mitbestimmung im Wandel – Von der Ordinarienuniversi-tät zur Gruppenhochschule

Das Ausgangsmodell der Mitbestimmungsstruktur der westdeutschen Hochschulenentstand bereits im späten 19. Jahrhundert.DiesemModell lag ein „Idealtypus“ vonUniversitätzugrunde,dersichu.a.dadurchauszeichnet,dassjedeeinzelneUniversität

8 Ittermann2009;Hauser-Ditzu.a.2008.9 Ittermann2009;Hauser-Ditzu.a.2008.

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weitgehendüberschaubarwar.10DiewenigenHochschulenwarenklein,ihreOrganisa-tionsstrukturwarübersichtlichunddiesozialeHerkunftihrerAngehörigenwarrelativhomogen.Die kleineGruppe derOrdinarien – Lehrstuhlinhaber, die ihr Fachgebietalleinvertraten–hatteursprünglicheinvollständigesMonopolaufdieakademischeSelbstverwaltung. Soverfügten dieOrdinarien i.d.R. über formaleMitbestimmungs-möglichkeiten: Sie konnten direkt und ohne denUmweg gewählterRepräsentations-organe über zentrale Fragen derHochschulentwicklungmitentscheiden, etwamittelseinesinregelmäßigenAbständentagendenGroßenSenatsals„Urversammlung“oderüberdie„Fakultät“11.VertreterandererHochschulgruppenwurdenzudiesenVersamm-lungenderOrdinarienzunächstallenfalls„hinzugezogen“oder„kooptiert“,siewurdenalso allenfalls randständig über eine z.T. informelle Partizipationsform einbezogen.12DasGrößenwachstumderHochschulen–bis zumEndederWeimarerRepublikka-meninDeutschlandgerade12Studentenaufje10000Einwohner,imWintersemester2007/2008waren23613–hatdieÜbersichtlichkeitderHochschulenbeendet.Auchha-bendieHochschulangestelltenunterhalbderProfessorenschaftimmerdeutlicherdemo-kratischeBeteiligungsansprücheangemeldet,darunterinsbesonderedersichimVerlaufmehrerer Jahrzehnte zunehmend herausbildende akademische Mittelbau. Hervorzu-hebenistindiesemZusammenhangdieSchrift„HochschuleinderDemokratie“von1965.Sieargumentiertu.a.,dasseinehierarchischeOrganisationüberOrdinariennichtzuderimWissenschaftsbetriebtatsächlicherforderlichenkooperativenArbeitsteilungpasse,welcheeineVielzahlBeteiligterumfasse.14AuchfürdasdamalswegweisendeKreuznacherHochschulkonzeptundanderebedeutendePositionspapiere15gehörtende-mokratischeSelbstbestimmungallerBeteiligtenundeineeffizienteWissenschaftsor-ganisationzusammen.MitbestimmungundPartizipationgaltenalsVorbedingungundnichtalsHindernisfüreineHochschulorganisation,dieeffektivundeffizientist.DiesezeitweiligeVerbindungvondemokratischenundeffizienzorientiertenAnliegenwurdedeshalbmehrfachalsErfolgsbedingungfüremanzipationsförderlicheReformenidenti-fiziert:EineinformelleKoalitionzwischendenanDemokratieundEffizienzinteres-siertenGruppenbietediebestenChancen.16

10 Ellwein1985,S.247,227.11 HeutigeEntsprechungensindderFakultäts-oderFachbereichsratoderdieHochschullehrerversammlungauf

Fakultätsebene.12 Keller2000,S.51,42.13 Ellwein1985,S.247,227,StatistischesBundesamt2008b,2008a,einwesentlicherTeildesGrößenwachstums

fielaufdie1960erund1970erJahre.14 Nitschu.a.1965,S.91ff.15 Bundesassistentenkonferenz1968,Denningeru.a.1969;Schmidt/Thelen1969;WRK1970;DGB1973.16 Bultmann/Weitkamp1999,S.77-84;Pasternack2006b;S.38-40,47-49.

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ImdemokratiefreundlichenKlimaEndeder1960erJahrewurdenvielfältigeKonzepte,umdieDemokratieandenHochschulenzufördern,entwickeltundz.T.auch indieTatumgesetzt.EinigedieserKonzeptewerdenauchheutenochvereinzeltzitiert,ins-besondere die „Viertelparität im Senat“, eine Stimmrechtsregelung für akademischeRepräsentationsorgane,nachderStudierende,Professoren, sonstigewissenschaftlicheMitarbeiterunddiesonstigenMitarbeiterzuje25%dieSelbstverwaltungsgremienbe-setzen.DerVorschlagderViertelparitätfokussierteindeutigaufdieakademischeMit-bestimmung.DieReformbewegungder1960erund1970er Jahrehat allerdingsauchFragen der Gestaltung der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaft bzw.derHochschulenintensiverörtert.DasBundesverfassungsgerichtsurteilvon197317zurWissenschaftsfreiheit hat diese demokratischenReformideen gebremst undmit dem1976erstmalsinKraftgetretenenHochschulrahmengesetzwurdeeinsozialerKompro-missmitBesitzstandsinteressenderOrdinarienbundesweitverbindlichgemacht.DasResultatwirdschließlichalsdemokratischeGruppenhochschulebezeichnet.18

BeiderGruppenhochschulehandeltessichumeine„ständischgebrochenedemokra-tischeVerfassungderHochschule“.19DieverfassteMitbestimmungderGruppenhoch-schulebestehtauseinerDoppelstruktur.SowerdendieMitgliederindieGruppenPro-fessoren,MittelbausowieStudierendeeingeteilt,dieVertreteringesetzlichvorgeseheneundjeweilsprofessoraldominierteSelbstverwaltungsgremienwiedenSenat20entsen-den.Parallelzudieserakademischen SelbstverwaltunghabenalleGruppenspezifischeVertretungsorgane,dienursiealsGruppebetreffen.FürdieMitarbeiterderHochschuleistdiesderPersonalrat–ineinigenBundesländernnachwissenschaftlichemundnichtwissenschaftlichemPersonalrat getrenntundz.T. einschließlichderProfessoren, fürdieStudierendeistdiesdieverfassteStudierendenschaft(ASten).FürdieProfessorenkommenfaktische,abernichtformalsoverfassteRepräsentationsorganewiedieRekto-renkonferenzenoderdieDekankonferenzenhinzu.

InsgesamtergibtsichinderGruppenuniversitäteinedoppelteformaleVertretungderHochschulangehörigen: Einerseits über Statusvertretungen und andererseits über dieakademischeSelbstverwaltung.Die alsDoppelstruktur verfassteMitbestimmunghatmiteiner tendenziellebenfallsdoppeltenLeitungsstrukturumzugehen.Nebender je-

17 Bundesverfassungsgericht1974,S.79-170.18 Keller2000,S.155-182;eineähnlicheEntwicklunggabesauchinandereneuropäischenStaaten,Groofu.a.

1998,S.5-6.19 a.a.O.20 NebendemSenataufHochschulebene,gibtesaufderEbenedereinzelnenFakultätendieFakultätsräteals

zentralesEntscheidungsgremium.DievorliegendeExpertisebeschäftigtsichjedochausschließlichmitdenMit-bestimmungsmöglichkeitenaufHochschulebene.

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weiligenHochschulleitungtrifftauchdaszuständigeWissenschaftsministeriumOrga-nisationsentscheidungen.

GrundlagederMitbestimmungsdoppelstrukturanHochschulenistdieWissenschafts-freiheitnachArt.5Satz3GG.ProfessorinnenundProfessorenkönnensichalsPerso-nengruppeundHochschulen alsEinrichtungen aufdenbesonderenAuftragberufen,diese institutionalisierte Freiheit wahrzunehmen und auszufüllen. In dieser verfas-sungsrechtlichenAuslegungrechtfertigtdieWissenschaftsfreiheitnichtnurdiegegen-wärtigenProfessorenmehrheitenindenGremienderakademischenSelbstverwaltung,sondernauchdenhohenUmfangvonMitbestimmungsstrukturen,derimöffentlichenDienstaußerhalbderHochschulenbislangnichtanzutreffenist.21

21 Bundesverfassungsgericht1974,S.79-170;andersalsdieLehrfreiheitstandeineLernfreiheitzurZeitderFor-mulierungdesGrundgesetzesgarnichtzurDiskussion,Ellwein1985,S.229.

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3 Organisationsmerkmale und relevante Trends

InAnbetracht der schwierigenFinanzsituation des deutschenHochschulsektorswirdseitmehralszweiJahrzehntenüberChancen,RisikenundGestaltungsmöglichkeiteneinesneuenSteuerungsmodellsfürHochschulendiskutiert.22

3.1 Das Neue Steuerungsmodell im Hochschulbereich

WarendieinternenStrukturenundSteuerungsmodiderHochschulenseitden70erJah-rendurchdieDoppelstrukturderGruppenuniversität,demKollegialprinzipsowieeinerweitgehendenAutonomiederProfessorengeprägt, soveränderten sich seitMitteder1990er Jahredie strukturellenRahmenbedingungen.NebendenStudienreformen imZugedesBologna-ProzessesrücktezunehmendeineModernisierungderSteuerungs-,Kontroll-undKoordinationsmechanismeninundzwischenHochschulenmitdemZieleinerErhöhungderEffizienz undEffektivität derHochschulen in denVordergrund.ImZugederviertenNovellierungdesHochschulrahmengesetzes1998wurdenschließ-lichdenBundesländernweitreichendeGestaltungsmöglichkeitenimBereichihrerje-weiligenHochschulorganisation zugestanden. So sollte derWettbewerbsföderalismuszwischendenBundesländerngestärktwerden.InfolgedessenreagiertendieeinzelnenBundesländermitunterschiedlichenReformen,welchesichimKernandenPrinzipiendesNeuenSteuerungsmodellsorientierten.23ÜbergeordnetesReformzielwaresdabei,dasErfüllendesöffentlichenAuftragsdurchdieHochschulennichtmehramEinhaltenvonVerfahrensvorschriftenunddieamJahresendevollständigeVerwendunginkremen-talistischdefinierterHaushaltsvolumina,sondernvermehrtanderErreichungüberge-ordneterEntwicklungszieleinForschungundLehrefestzumachen.24ZurErreichungdiesesZielswurdezumeinendieleistungsorientierteMittelvergabe(LOM)eingeführt.ZumanderenwurdendenHochschulenmehrFreiräumebeiderVerwendungstaatlicherGelderundderGestaltungderinternenOrganisationgegeben.

DerReformansatzdesNeuenSteuerungsmodellswarursprünglichfürdieAnwendungeninKommunalverwaltungen ausgelegt undhat für diesewiederumSteuerungsansätzeausderPrivatwirtschaftadaptiert.IndenKommunensinddieseheutebeidenHoch-schulenaktuellenKonzepteallerdingsteilweiseschonwiederaufdemRückzug:JörgBogumil,derdieumfassendstenempirischenUntersuchungenzumNeuenSteuerungs-

22 Lanzendorf2006,S.25.23 Lanzendorf/Pasternack2009,S.13f.24 Lanzendorf2006,S.26.

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modell geleitet hat, beschreibt einen„frühenEnthusiasmus“ fürOutput-Orientierungu.ä.beidenKommunenabMitteder1990erJahre,verzeichnetaberbereitsfürEndeder1990erJahreeinedeutlicheErnüchterung,während„dasNeueSteuerungsmodellzuBeginnder2000erJahrevollendsseine(ohnediesbegrenzte)reformpolitischeBedeu-tungverlor,teilssogarnegativeAnziehungskraftentfaltete.“25EskonntenzwareinzelneZielewiedieVerbesserungderBürger-undKundenorientierungunddieTransparenzdesVerwaltungshandelnserhöhtwerden,insgesamtgibtesaberkaumstichhaltigeAn-haltspunktedafür,dassdasNeueSteuerungsmodellnachhaltigzurSteigerungderWirt-schaftlichkeitundReduzierungderKostenbeigetragenhat.26

DasNeueSteuerungsmodellsetztdabeiandemProbleman,dassKommunalverwal-tungen traditionell zu detailliert überVorschriften undDirektivengesteuertwürden.DerRückbau bürokratischerVorgaben solltemehrRaumdafür bieten, dass dieBe-schäftigtenihreAktivitätenpragmatischmitgestaltenkönnenundmehrSelbstverant-wortungübernehmen.27DieBeteiligungderMitarbeiterwurdeallerdingsinvielenFäl-lennichternstgenommen,ihrEinflussbliebgering.DiesführtezurFrustrationundzurDesavouierungneuerReformkonzepte.28

AufgrundunterschiedlicherOrganisationsstrukturenundAufgabenspektrengehenBo-gumilundGrohsdabeivonderHypotheseaus,dassdieNeueSteuerunganHochschu-lenbesserimplementiertundmitLebengefülltwerdenkannalsinKommunen.

3.2 Die Re-Organisation aus der Governance-Perspektive

EineMöglichkeitdieinstitutionellenVeränderungenimRahmenderNSM-orientiertenReformenzuanalysierenbietetdabeidieGovernance-Perspektive,welcheeineZusam-menfassung der organisatorischen Spezifika des Hochschulsystems erlaubt.29 DabeistehtderBegriff„Governance“für„alleFormenundMechanismenderKoordinierungzwischenmehroderwenigerautonomenAkteuren,derenHandlungeninterdependentsind,sichalsowechselseitigbeeinträchtigenoderunterstützenkönnen“.30InAnlehnunganeineinderHochschulforschungetablierteTypologielassensichimdeutschenHoch-schulbereichfünfwesentlicheGovernance-Dimensionen31unterscheiden:diestaatliche

25 Bogumilu.a.2007a,S.51,276.26 Bogumil/Grohs2009,S.142f.27 KGSt1993.28 Bogumil/Grohs2009,S.144.29 Schimank2002.30 Benzu.a.2007,S.9.31 Schimanku.a.1999;Schimank2002.

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Regulierung,dieprofessionellebzw.akademischeSelbstorganisation,dieAußensteue-rungdurchexterneStakeholder,dieadministrativeSelbststeuerungsowiederWettbe-werb.IndernachfolgendenTabelle1werdendieunterschiedlichenSteuerungsinstru-mentedeneinzelnenGovernance-Mechanismenzugeordnet.

Governance-Mechanismus SteuerungsinstrumenteStaatliche Regulierung Kameralistische Input-Steuerung, Kompetenzen des

zuständigen Ministeriums, Personalrecht (z.B. starre Stellenpläne)

Professionelle bzw.

akademische Selbstorganisation

Kompetenzen des Senats, Kompetenzen des Fachbereichsrats u.a. Mitentscheidungsbefugnisse der einzelnen Statusgruppen, Wahl des Rektorats/Präsidiums

Außensteuerung durch externe Stakeholder

Hochschulräte, externe leistungsorientierte Mittelvergabe (Zielvereinbarungen, Globalbudgets und formelgebundene Mittelvergabe), externe Evaluation

Administrative Selbststeuerung Professionalisierung der Leitungsstrukturen (messbar u.a. anhand der Länge der Amtszeit und der Kompetenzen von Präsidenten/Rektoren und Dekanen), Hochschulcontrolling, Kosten- und Leistungsrechnung, Qualitätsmanagement

Wettbewerb Interne und externe leistungsorientierte Mittelvergabe (Zielvereinbarungen und formelgebundene Mittelvergabe), interne und externe Evaluation, leistungsorientierte Vergütung, Qualitätsmanagement, Befristung von Berufungzusagen, Exzellenzinitative

EswerdeninAnlehnungandieseGovernance-MechanismeninderHochschulforschungzwei idealtypischeGovernance-Regime unterschieden,welche sich durch bestimmteKombinationen der genannten Governance-Mechanismen zusammensetzen. DieseGovernance-RegimewerdenalsSelbstverwaltungsmodellundalsManagementmodellbezeichnet.32DasklassischeGovernance-RegimedesdeutschenHochschulbereichsre-präsentiertdasSelbstverwaltungsmodell.EsistgeprägtdurchdieDominanzstaatlicherRegulierungundprofessionellerbzw.akademischerSelbstorganisation.33Aufgrundderveränderten politischen, rechtlichen und gesellschaftlichenRahmenbedingungen undder neuenvon außen anUniversitäten herangetragenenErwartungenwird es zuneh-mendalsineffizientundineffektivbetrachtet.NSM-orientierteHochschulreformenzie-lendeshalbaufeineAbnahmederGovernance-MechanismenstaatlicheRegulierungundSelbstorganisationundaufeineStärkungderDimensionenadministrativeSelbst-steuerung,WettbewerbundAußensteuerungdurchexterneStakeholder.

32 Schimank2002.33 Lange/Schimank2007;Schimank2000.

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3.3. Besonderheiten des Organisationstypus Hochschule

DieOrganisationHochschuleunterscheidetsichinStruktur,Zielsetzung,Personalso-wieinderArtihrerLeistungenwesentlichvonanderenVerwaltungenoderprivatwirt-schaftlichenOrganisationsformen.

HochschulensinddemTypus„professionelleBürokratie“zuzuordnen.34IhrwesentlichesMerkmalberuhtaufdemstarkenoperativenKern,inwelchemdenProfessorensowiedem wissenschaftlichenMittelbau aufgrund ihres Spezialistenwissens entscheidendeBedeutungzukommt.GeradedieProfessorenalsführendeMitarbeiterdesoperativenKernsverfügendabeiüberweitestgehendeAutonomie.SotragendieHochschulleitungunddieSelbstverwaltungsgremienzwardieGesamtverantwortungfürdieHochschu-le,allerdingsfehltesihnenfüreinedirekteLenkunganKompetenzundFachwissen.IhreMachtbefugnisse sinddaher imVergleichzuanderenOrganisationsformeneherbegrenzt.

DieHochschulspitzekannimaktuellenReorganisationsprozessvorrangigindirektüberdieFinanzierungdereinzelnenFakultätenEinflussaufdieOrganisationderLehrstühlenehmen. Insgesamt aber sind die Hochschulen wesentlich durch die Entscheidungs-machtderProfessorenunddamiteinhergehenddurcheinestarkedezentralisierteStruk-tursowieweitgehendeSelbststeuerungund-kontrollegeprägt.35

DaszentraleOrganisationsprinzipderHochschulewirdinderOrganisationstheorieals„loseKopplung“bezeichnet.36Gemeint ist,dassvieleEntscheidungsprozesse ineinerHochschuleparallelablaufenkönnen,ohnesichuntereinanderoderdiepraktischeAr-beitmaßgeblichzustören.VomäußerenErscheinungsbildherfolgtmanüberwiegendden vielfältigen formalen Vorgaben, aber folgt tatsächlich den bewährten Abläufen,dievonderoffiziellenStrukturweitgehendentkoppeltsind.„LoseKopplung“beruhtnichtaufdemvorsätzlichenAbweichenvonVorgeschriebenem, sonderneherdarauf,dassmansozialenBeziehungenundVertraueneinenhohenStellenwerteinräumtundüberdieFortführungbewährterAktivitätennotwendigeSchrittezurUmsetzungneu-er Anordnungen und Vorschriften vernachlässigt.37 Dieses Organisationsprinzip mitüberlappendenVorschriftenundEntscheidungsstrukturenhatandenHochschulendieWahrnehmungvonFreiräumengefördert:38BereitsvoreinigenJahrzehnten,alsz.B.Kommunalverwaltungen und privateGroßbetriebe bürokratisch geführtwurden, lief

34 Mintzberg1983,S.122f.35 Pellert2000,S.41f.36 Weick1976;Meyer/Rowan1991,S.49;Minnsen/Wilkesmann2003.37 Meyer/Rowan1991,S.49.38 Vgl.denBegriffder„Überdetermination“imInteraktionsansatzErvingGoffmans,Goffman1974,S.95.

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dieOrganisationanHochschulennurformalbetrachtetnachbürokratischenPrinzipien,nichtaberinihrentatsächlichenAbläufen.

Lose Kopplung besteht definitionsgemäß aus der Nichteinhaltung offizieller Struk-turvorgaben.AuseinerformalenPerspektivebetrachtetstellt loseKoppelungdeshalbeineDefizienzdar.ImaktuellenReorganisationsprozesswerdenandenHochschulenManagementinstrumenteeingesetzt,diediesescheinbarenDefiziteunterbindensollen,insbesondere durchVerfahren desControllings. Ein System, dasmit überprüfbarenKennzahlen operiert, soll umfassend und zeitnah aufzeigen,wenn inOrganisations-bereichenvondemabgewichenwird,wasdasManagementdortvorgesehenhat.DasControllingliefertgezielteInformationen,damitdasManagementbeisolchenAbwei-chungeneingreifenoderumsteuernkann.39AusorganisationstheoretischerPerspekti-veistdasUnterbindenloserKopplungallerdingsgeradeinderHochschulenichtun-problematisch.DieursprünglicheÜberlegungderwissenschaftlichenAnsätzezuloserKopplungistnichtderenUnterbindung.VielmehrsollteamBeispielvonHochschulenundanderenBildungseinrichtungengezeigtwerden,dassdieSteuerungeinerOrgani-sationnotwendigUnsicherheitszonenhabenmuss,damitdieseEinrichtungenproduktivfunktionieren.40VonderOrganisationsforschungistschonvorLangemherausgearbeitetworden,dassdiesumsomehrgilt,jemehreineOrganisationaufdasWissenbesondererExpertenangewiesenist.41

39 Vgl.z.B.Grüning2000.40 DiesgiltzunächstfürdenBegriffderlosenKopplungselbst,vgl.Weick1976.ZumPhänomendes„decoupling“

indenneo-institutionalistischenAnsätzenvgl.Meyer1994,S.32,zuden„organisierteAnarchien“derverhal-tenswissenschaftlichenEntscheidungstheorievgl.Cohen/March1986.

41 Mintzberg1979;Ittermann2009.

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4 Ist-Stand von Mitbestimmung und Partizipation

ImRahmenderReorganisationsmaßnahmenanHochschulenverändernsichdabeiMit-bestimmungs-undPartizipationsmöglichkeitenderHochschulangehörigen.EswerdenneueGremienderHochschulsteuerung,wiebspw.dieHochschulräte,geschaffen,diealtenGremienderGruppenhochschuleverlierenanBedeutung.

4.1 Sozialstrukturelle Basis der verfassten Mitbestimmung

EinBlick auf dieBeschäftigungsstrukturen einerHochschule offenbartStrukturpro-bleme der unterschiedlichen Repräsentation der verfasstenMitbestimmung: In einerHochschule42 sind im statistischen Durchschnitt 94 Professorinnen und Professorenbeschäftigt.HinzukommteinFünffachesanweiteremwissenschaftlichemundkünst-lerischemPersonal.Von letzteremhat allerdings kaum10% eine unbefristeteVoll-zeitstelle.43DieBeschäftigungssituation des akademischenMittelbaus istweitgehendunsicher.44 ImSchnitt kommenauf jedeProfessorinoderProfessordas3,4-fache antechnischemundVerwaltungspersonal–insgesamtrundzurHälftemitunbefristetenVollzeitstellen – sowie eine 53-facheAnzahl an Studierenden. In den Selbstverwal-tungsgremienmit Professorenmehrheit sind also alle anderenHochschulangehörigenunterrepräsentiert.

Um diesesUngleichgewicht an einem konkretenBeispiel zu verdeutlichen,wird dieBesetzungdesakademischenSenatesderRuhr-UniversitätBochum imFolgenden inRelationzurBeschäftigtenstrukturgesetzt(vgl.Abbildung1).ImakademischenSenatderRuhr-UniversitätBochumbefindensich25Mitglieder:13Professoren,4wissen-schaftlicheMitarbeiter,4MitarbeiterinTechnikundVerwaltungsowie4Studierende.

ImWintersemester2008/200945waren381ProfessorinnenundProfessoren(inkl.Ju-niorprofessuren),1996hauptamtlichewissenschaftlicheund2042hauptamtlichenicht-

42 DadieHumanmedizinunddieHochschulklinkendasBildverzerren,sindsiehierherausgerechnet.Allefolgen-denAngabensindberechnetfürdasJahr2007nachStatistischesBundesamt2008,jeweilsohneStudentischeHilfskräfte,HumanmedizinundHochschulkliniken.EineUniversitätweist imSchnitt2,3-malmehrProfes-sorinnenundProfessorenund5,8-malmehrwissenschaftlicheMitarbeiterinnenundMitarbeiteraufalseineFachhochschule.

43 Indennicht eingerechnetenFächernHumanmedizinundGesundheitswissenschaften sindes17,7%, inderFächergruppederRechts-,Wirtschafts-undSozialwissenschafthingegennur6,7%.DerAnteilvonVollzeit-stellenistinderMedizinamhöchsten,gefolgtvondenIngenieur-undNaturwissenschaften.IndenKultur-undGesellschaftswissenschaftenisternurnochhalbsogroß.

44 Müller2009,S.208.45 http://www.uv.ruhr-uni-bochum.de/dezernat1/statistik/aktuelles/rubrik2008.pdf.

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wissenschaftlicheMitarbeiterinnen undMitarbeiter an derRuhr-UniversitätBochumbeschäftigt.Dazukamen32.723eingeschriebeneStudentinnenundStudenten.DamitliegtdasVerhältniszwischeneinemProfessorundeinemHochschulangestelltenbei1zu5,zwischeneinemProfessorundeinemStudentenbei1zu86.

Abbildung 1

Akademischer Senat

25 Mitglieder

13 4 4 4

Ruhr-Universität Bochum

381ProfessorInnen

1996wiss.

MitarbeiterInnen

2042nicht wiss.

MitarbeiterInnen

32.723Studierende

Quelle: Eigene Darstellung.

DiesesUngleichgewichtverschärftsichnochdadurch,dassdieAnerkennungvonKom-petenz anHochschulen eng an den akademischenRang gekoppelt ist.DieVertreternicht-professoralerGruppenmüssen inGremien regelmäßig hart dafür arbeiten, umAnerkennungzufinden.IhreSprecherpositionalsVertreterihrerGruppewirdnämlichnichtautomatischzugebilligt,zumindestwenneinvonPasternackidentifiziertesRol-lenmissverständnisinsSpielkommt:„Indem[dieProfessoren]ihrFachrepräsentieren,repräsentieren sie vorgeblich auch dieAnliegen der dortigenwissenschaftlichen undsonstigenMitarbeiter/innen,derStudierendenundderauswärtigenInteressierten“.46

DieBeschäftigtenstruktureinerHochschulegibtjedochnurAuskunftüberdieformaleStruktureinerOrganisation.Problematisiertwerdenmussdarüberhinaus,obsichallerelevanten Beschäftigtengruppen nicht nur objektiv über die Mitbestimmungsstruk-turen, sondern auch informell überPartizipationsmöglichkeiten vertreten sehen.Wieinterpretieren die überwiegend teilzeitbeschäftigten Sekretärinnen oder die zu 85%befristet angestelltenwissenschaftlichenMitarbeiter ihre Beteiligungsmöglichkeiten?DiesebeidenGruppentragenfürdenHochschulbetriebunverzichtbareLeistungenbei.

46 Pasternack2006a,S.158.

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ZurSituationdesHochschulpersonalsimBereichTechnikundVerwaltung,insbeson-dereaberderSekretärinnen,istwenigbekannt.47FürbefristetBeschäftigtekommteineAmtszeitinderPersonalvertretungaufgrunddermehrjährigenAmtszeiteninderRegelnichtinfrage.BefragungenderwissenschaftlichenMitarbeiterzeigendeutlich,dassdi-esesichbspw.vonihrenPersonalrätenkaumvertretenfühlen.Nochbedenklichermussstimmen,wennsogardieeigeneBeteiligungnegativbewertetwird:Ineineraktuellenver.di-StudiezumwissenschaftlichenNachwuchsmitetwa1000Befragungenwurdennurzweivon20abgefragtenFaktorenihrerArbeitüberwiegendalsdemotivierendcha-rakterisiert:dieBefristungihrerStellenundvorallemdieMitwirkunganderSelbst-verwaltung.48

DasgeringeInteressedeswissenschaftlichenNachwuchsesanderArbeitderInteres-senvertretungundderSelbstverwaltunghängtschließlichdamitzusammen,dassersei-ne gegenwärtigeLage als eine vorübergehende Phase erlebt.Wichtig für das eigeneFortkommenisteherdiepersonaleBindunganarrivierteWissenschaftler,z.B.dendi-rektenVorgesetzten,dergleichzeitigBetreuerdereigenenQualifizierungsarbeitistundohnedessen„Windschatten“49akademischerErfolgwenigwahrscheinlichist.

Ein großerTeil derBeschäftigten einerHochschulewurde also bereits vor derEin-führungneuerSteuerungsmodelleüberdieStrukturenderverfasstenMitbestimmungeigentlichnichtinangemessenerGrößenordnungrepräsentiert.BeispieledafürsindderMittelbau50 und in besonderemMaß die Lehrbeauftragten und die Privatdozenten.51EineweitereGruppesinddiebundesweit66000studentischenHilfskräfte,diemitderAusnahmeBerlins in derRegel ohneTarifvertrag arbeiten.Da siemeist jeweils nurüberkurzlaufendeVerträgeverfügen,werdensiefürAufgabeneingesetzt,fürdienichtgenughauptberuflichesVerwaltungs-oderwissenschaftlichesPersonalvorhandenist.DieZahlderBeschäftigtengruppehatsichindenletzten15JahrenverdoppeltundihreVertretungbleibttrotzeinzelnergewerkschaftlicherInitiativenmarginal.52

4.2 Senate und Personalvertretungen

DieKompetenzenderSenate,derhöchstenGremienderSelbstverwaltung,wurdenz.T.nochbisvorwenigenJahrenmoderatgestärkt,etwainNiedersachsen,woihnen2002

47 Wolteru.a.2009,S.2.48 Grühnu.a.2009,S.55-58,40.49 Dörre/Neis2008,S.674,ausführl.Bourdieu1992,S.153-158.50 Müller2009.51 Meyer-Renschhausen2009;Treiber2009.52 Greim2006.

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ein„umfassendesInformationsrecht“gegenüberdenPräsidieneingeräumtwurde.53In-zwischengibteskaumnocheineÄnderungeinesHochschulgesetzes,ohnedassdabeidieSenate in ihrenKompetenzengeschwächtwerden (vgl.die folgendeÜbersicht inTabelle2).VereinzeltwirddieIdeeeinerausgeglichenen,anchecksandbalancesori-entiertenReformdiskutiert,etwaindemparallelzudenHochschulleitungenauchdieSenategestärktwerden,wennsichdasMinisteriumausderSteuerungzurückzieht.54TatsächlichhabenverschiedeneLandesgesetzeindenletztenJahrendieMöglichkeitderAbwahlderinihrenKompetenzengestärktenHochschulleitungenerweitert.SowurdeninBremenundNiedersachsendenSenatenexpliziteInformations-undAuskunftsrechtegegenüber ihrenHochschulleitungen eingeräumt. Insgesamt überwiegt allerdings dieSchwächungdeszentralenakademischenMitbestimmungsorgans.InBaden-Württem-berg,Hamburg,NRWundSchleswig-HolsteinwähltderSenatdenRektoroderPräsi-dentennichtmehrselbstunddarfoftzuwesentlichenFragenwieHaushaltsgrundsätzen,derEinrichtungundAufhebungvonStudiengängenoderderEntwicklungsplanungnurnochStellungnahmenabgeben,abernichtmehrmitentscheiden.

EinenegativeTendenzlässtsichauchfürdieMitbestimmungsmöglichkeitenderPerso-nalrätenachzeichnen.Siewurdenz.T.nochbisindie1990erJahremoderatausgeweitet,55werden inzwischendeutlich abgebaut (inHamburg,HessenundRheinland-Pfalz), inNRW sogarmassiv. Dabeiwird primär derKatalog der Beteiligungstatbestände re-duziert, inNRWwurdebspw.derHauptpersonalrataufLandesebenekomplettabge-schafft,derPersonalratderHochschulenmusszudembeiPrivatisierungsmaßnahmenoderbeiAbmahnungenvonBeschäftigtennichteinmalmehrangehörtwerden.Verein-zeltergebensichdurchneueSteuerungsinstrumenteaberauchneueBeteiligungsmög-lichkeitenfürPersonalräte,u.a.daGlobalhaushalteodereinzelneZielvereinbarungendenUnterschiedzwischenwirtschaftlichenundpersonalbezogenenEntscheidungenandenHochschulenunscharfwerdenlassen.BisherfehlendenPersonalrätendieMitbe-stimmungsmöglichkeiteninwirtschaftlichenFragenkomplett.

EinebesondereHerausforderungsowohlfürPersonalräte,alsauchfürdieakademischeSelbstverwaltungsindErprobungsklauselnunddieÜberführungeinzelnerHochschu-len inStiftungshochschulen (u.a. inBerlin,Brandenburg,Hessen,NiedersachsenundSachsen).Von verschiedenenMitbestimmungsregeln kann dann abgewichenwerden,BeschäftigtevonStiftungshochschulenwerdennichtmehrvomHauptpersonalratdesLandesvertreten,HochschulensolleneigenständigTarifverträgeabschließenu.a.m.

53 §41Abs.3NHGinderFassungderBekanntmachungvom24.Juni2002.54 Pasternack2006a,S.162-163.55 Kossens2002,S.99-100.

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Senat und Personalvertretung stellen die doppelte Vertretungsstruktur dar. Im klas-sischenModellderverfasstenMitbestimmunganHochschulenagierenbeideGremienallerdingsweitgehendautonom.DafürgibtesstrukturelleUrsachen:EinSenatnimmtnicht unbedingt die Anliegen der Beschäftigten aus Verwaltung und Technik wahr,weildasStimmengewichtderabhängigBeschäftigtenineinemSenatgeringist.Umge-kehrtbringteinePersonalvertretungderBeschäftigtennichtimmerdieInteressenallerHochschulmitglieder zumAusdruck.Trotzdemüberkreuzen sichdieArbeitsbereichevonSenatenundPersonalvertretungenanvielenPunkten:ÜberschneidungenderZu-ständigkeitenbedeuteneinenAbstimmungsbedarf,fürdenggf.keineformalenRegelnvorliegen. ImklassischenBürokratiemodellwerdendeshalbZuständigkeiten sachlichvoneinanderabgegrenzt,damitalleOrganeihrenAuftragnachberechenbarenSche-mata abarbeiten können.56 Viele Landesgesetzgeber haben deshalb AusschlussregelneingeführtundverbietendieparalleleMitgliedschaftinPersonalvertretungundakade-mischerSelbstverwaltung(z.B.HessenundMecklenburg-Vorpommern),wasdieinhalt-licheAbstimmungzwischendenbeidenOrganenerschwert.AndereLänderschließendieMitbestimmungderwissenschaftlichenPersonalvertretungfürFragen,indenenderakademischeSenatentscheidet,einfachaus(z.B.NiedersachsenundMecklenburg-Vor-pommern).TrotzdemlassensichRegelungslückenaufdiesemWeggarnichtverhindern,z.B.istinNRWungeklärt,wiesicheineZustimmungserfordernisauswirkt,wenndiegetrenntenOrganewissenschaftlicher Personalrat und Personalrat der sonstigen Be-schäftigtenunterschiedlichentscheiden.

DiebürokratischeAbgrenzungderZuständigkeitenfunktioniertalsonichtundunterdenBedingungeneinermodernenWissensproduktionistzudiskutieren,inwelcherWeisedie Mitbestimmungsorgane und Partizipationsinstrumente untereinander zu koordi-nierensind.BesondershervorzuhebenistdabeiBremen,dasalseinzigesBundeslandganzdaraufverzichtet, diePersonalvertretung imWissenschaftsbereichmitAusnah-meregelungenzubeschneiden.DieanderenLänderschließenjeweilsunterschiedlichePersonalgruppenpauschalausderMitbestimmungaus,meistdieProfessorinnenundProfessoren,z.T.aberauchvieleweiterePersonalgruppen(etwainBaden-WürttembergundNRW).DieMehrzahlderLändererlaubtdieMitbestimmungdesPersonalratsbeiüberwiegendwissenschaftlichBeschäftigtennuraufderenAntrag.

IneinigenwenigenBundesländernfindensichbereitsAnsätze,dieaufeineVerzahnungderArbeitderverschiedenenMitbestimmungsorganezielen,bspw.indemdiePersonal-undStudierendenvertretungübereinRederechtimSenatverfügt.Nachdemhessischen

56 Weber2002,S.160-161.

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HochschulgesetzhabennebenFrauenbeauftragtenundVertrauenspersonderSchwerbe-hindertenauchPersonalratundStudierendenvertretungeinTeilnahme-undRederechtbeidenSitzungendeserweitertenHochschulpräsidiums.DasselbeRechthabeninThü-ringenPersonalrat,StudierendenvertretungundGleichstellungsbeauftragtebeidenSit-zungendesdortstarkenHochschulrats.57

BeidesistgeradeinreorganisiertenHochschulenmitbestimmungsförderlich,dadieVer-tretersorechtzeitigüberanstehendeEntscheidungeninformiertsind.SiekönnendannihreEinwändegeltendmachen,bevordieMeinungsbildungderanderenAkteureabge-schlossenist.IndiesemBeispielisteinformalesStimmrechtalsogarnichtentscheidend.FürdiegegenüberderHochschulleitungeherschwachenInteressensvertreterkannessogarvonVorteilsein,zwarfrühzeitigKritikanbringenzukönnen,abernichtsofortaufdieZustimmungvonMaßnahmenfestgelegtzuwerden,derenmöglicheKonsequenzenggf.erstintensivermitdenrepräsentiertenBetroffenenerörtertwerdenmüssen.IndenneuenOrganisationsstrukturenwächstalsodieBedeutungvonguterVernetzungundvonstarkenInformationsrechteninMitbestimmungsorganenundPartizipation.

InreorganisiertenHochschulenwirdeszwarzunehmendwichtig,rechtzeitigundgutinformiertzuseinundguteKommunikationsbeziehungenzuhaben,trotzdemhabendiePersonalvertreterbeidenfürdieseExpertisegeführtenGesprächenherausgestellt,dassesfürihreArbeitvonerheblicherBedeutungist,dasssieinregelmäßigenAbständenechteMitbestimmungsrechteausübenkönnen.WenndieZustimmungdesPersonalratshinundwiederbenötigtwird,werdenseineArgumenteeherauchdanngewürdigt,wennesumMaßnahmengeht,beidenenderPersonalratmaximalInformations-oderKonsul-tationsrechtehat.IndiesemFallwirktdasformaleMitbestimmungsrechtalseinHebel,mitdemdieBerücksichtigungdesPersonalratsinflexiblenAbläufensichergestelltwird.MitanderenWortenstehenstarkeMitbestimmungsrechteeinesPersonalratskeineswegseinemreorganisiertenHochschulmanagementimWeg,sondernkönnendazubeitragen,dassdiePerspektivederabhängigBeschäftigtenanderHochschulenichtübergangenwerdenkann.

Ferner können dieMitbestimmungsgremien ihre Position in den Informationsbezie-hungenüberBeteiligungsmanagementundNetzwerkarbeitverbessern,einPositivbei-spielfürLetzteresistdasGutachter-NetzwerkAkkreditierung.58DieanMitbestimmungInteressiertenstärkenalsoihreEinbindungüberdieaktiveMitarbeitbeiderUmsetzungvonMaßnahmenundarbeitenanihrerVernetzungmithochschulinternenund–exter-

57 §43Abs.1HHG,§32Abs.7ThürHG.58 Lapke2009.

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nenGruppen.AufdiesenbeidenWegenwerdendaspersönlicheGewichtder jeweilsengagiertenEinzelpersonenunddieAnerkennung ihrerKompetenzgestärkt,was anHochschuleninsbesonderefüralljenewichtigist,dieüberkeineeigeneakademischeReputationverfügen.

DenGremiender akademischenSelbstverwaltung attestiert dieHochschulforschung,dasssiez.T.eng inkulturelleTraditionen ihrerHochschulenundderakademischenCommunityeingebundensind.EinResultatdavonist,dassdieBeschneidungihrerfor-malenKompetenzennichtinjedemFalldazuführt,dassdieseGremienauchfaktischwenigerbeteiligtwerden.AufderEbenevonFakultätenkannbeobachtetwerden,dassDekaneihreFakultätsräteauchdannweiterkonsultieren,wennsiediesnacheinerGe-setzesänderungeigentlichnichtmehrmüssen.59DieOrganisationsforschungbenenntalseinenGrunddafürdieKollegialitätsnorm,diesichmaßgeblichüberdieProfessoren-mehrheitenumsetzt.Fürdienicht-professoralenMitgliederderakademischenSelbst-verwaltungkanndieseineentgegengesetzteWirkunghaben:FürsieistdieFrage,wasdieneueRolle ihrerGremienangesichtsderneuenManagementinstrumenteundderreduziertenKompetenzenseinkönnte,schwierigerzubeantwortenalsfürdieüberdieKollegialitätsnormeingebundenenProfessorenmehrheiten.

4.3 Studierendenvertretungen

ImHRGtauchtdieStudierendenvertretungab1977alsKann-Bestimmungauf,inBa-yernundBaden-Württembergwurdesieerstgarnichteingeführt.60AndersalsetwainÖsterreichoderderSchweizsinddieOrganederStudierendenvertretungnichtunmit-telbaranderakademischenSelbstverwaltungbeteiligt, sonderngetrenntvon ihrver-fasst.DieStudierendenweicheninderPraxisallerdingshäufigervondenformalfürsievorgesehenenRepräsentationsstrukturenab,umsodieMöglichkeiteneinermehrdimen-sionalenMitbestimmungbessernutzenzukönnen:Fachschaftsrätenominierenbspw.diestudentischenKandidatenfürdenFakultätsratoderdasStudierendenparlamentundAStAbildeneinengemeinsamenStudierendenrat(StuRa,indenöstlichenBundeslän-dernweitverbreitet).VieleAStensehenseitLangemVollversammlungsbeschlüssealsEntscheidungsorganvor.

59 Lanzendorf2006,S.36-39,Clark1983,S.75-106.60 WeitereFestlegungenfürdieStudierendenvertretungenim6.HRG-Änderungsgesetz2005wurdenspäterfür

verfassungswidrigerklärt.

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DasMitbestimmungsorgan derStudierendenvertretungwurde von den jüngerenÄn-derungenderLandeshochschulgesetzewenigerbetroffenalsbeispielsweisedieakade-mischenSenate, aber auch hier zeigen sich deutlicheHinweise, dass dieLegitimitätdieserMitbestimmungsstrukturzunehmendinFragegestelltwird.HessenverwehrtdenStudierendenausschüsseneinenTeilderihnenzustehendenGeldern,wenndieWahlbe-teiligungunter25%fällt.DenStiftungshochschulenräumtHessenweitgehendeFrei-heiten ein,was für eineFormderStudierendenvertretung sie vorsehenwollen, ohnedassdieStudierendenalsbetroffeneGruppehiergegeneinVetoeinlegenkönnten.InSachsen-AnhaltsiehtdasHochschulrechtvor,dasseinzelneStudierendeformellausderStudierendenschaftaustretenkönnen,seit2004sogarbereitszuihremzweitenStudien-semester.

MindestenssolangwiediejüngereHochschulreformdauerninzwischenauchdieAus-einandersetzungenumdaspolitischeMandatderStudierendenschaftenan.61DabeilegtdieDoppelstrukturderStudierendenvertretungdurchausnahe,dassdieAStenauchzuallgemeinenpolitischenThemenStellungbeziehen.DieseundandereFragenrundumdieRollevonStudierendensindpolitischaufgeladeneralsandereThemenbereiche,diediejüngereHochschulreformberührt.GanzbesondersgiltdiesfürdieFragederStu-diengebühren.Befürworter,hierz.B.dieHRK,erwartenvonGebühreneinestärkereBerücksichtigung studentischer Interessen:„DieStudierendenwerdennämlich,wennsieihrenBeitragbezahlenmüssen,deutlicheralsinderVergangenheit ihreAnforde-rungen an dieQualität derAusbildung formulieren.“62AufGrund der gesellschafts-politischenBrisanzhatdieEinführungvonGebührenvereinzeltdiePartizipationvonStudierendenschaftensogargestärkt.VerschiedeneLänderwieNRWundHessenhabendenStudierendenvertretungenneueBeteiligungs-undKontrollrechtefürVerwendungderEinnahmendurchStudienbeiträgeeingeräumt.63

4.4 Hochschulräte und Kuratorien

Hochschulräte64 sollen inUniversitäten als eineArtAufsichtsräte fungieren. JenachLandesgesetzgebungbesitzensieauchweitreichendeBefugnisse,dievorherderstaat-lichenGesamtverantwortung fürdenHochschulbereichzufielen,wiebspw.dieWahl

61 freierzusammenschlussvonStudentInnenschaften1997.62 HRK2007,S.3.63 EsbestehtForschungsbedarfdazu,wiesichdieStudiengebührennichtnursozial,sondernauchaufdieMit-

bestimmungssituationauswirken;dieEinnahmenkönntenzueinerVerschiebungderGewichtezwischendenunterschiedlichenFächergruppenundHochschultypenbeitragen.

64 DiesgiltnichtfürBrandenburg,woeseinenLandeshochschulratgibt,nochfürBremen,daskeineHochschul-rätevorsieht.

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des Rektorates oder Kontrolle der Haushalte. Dementsprechend fordert die aktuelleHochschulentwicklungnicht nur eineAuseinandersetzungmit denverfasstenMitbe-stimmungsorganen,sondernebensoeineDiskussionmitderklassischenDemokratie-konzeption.

DasneueGremiumistalsAntwortdaraufzuverstehen,dassdieRolledesStaatesfürdenHochschulbereichtendenziellabgeschwächtwird.HochschulrätewerdenauchunterdemStichwort‚Hochschulfreiheit‘diskutiert.DiedabeigemeinteFreiheitbeziehtsichinersterLinieaufmehrUnabhängigkeitgegenüberdemStaatundbewegtsichdamitaufeineranderenInterpretationsfoliealsdieDiskussionüberHochschulfreiheitwäh-rendderReformärader1970erJahre.65StrukturellkönnenHochschulräteeinedemo-kratischeRollespielen,diehochschulübergreifendist:Fürdie(West-)BerlinerHoch-schulen,dieschonfrüheralsdiemeistenanderenHochschulenselbstständigüberTeileihresHaushalts entscheidenkonnten,wurdenab1948Kuratorien eingerichtet.DieseGremienwarenmitVertreterngesellschaftlicher Interessenbesetzt:Gewerkschaften,Arbeitgeberverbände, unterschiedliche Parteien, Umwelt- und FrauenorganisationenbenanntenihreVertreterselbst.66DieHochschulenkonntenundmusstendeshalbihreAnliegen in einer direktenDiskussionmit anderengesellschaftlichen Interessenver-treten, statt alternativlosdenAnweisungeneinerministerialenBehördeunterstellt zusein.Über einKuratoriumunterschiedlichegesellschaftliche Interessendirektmitei-nanderzukonfrontieren,istpluralistischeralsdieFührungdurcheineBehörde.DiesefrüherenBerlinerKuratorien sindüber eine „Erprobungsklausel“ faktisch ausgesetztund„ruhen“. ImUnterschieddazusindalleheuteaktivenHochschulräte,Kuratorienoder„Aufsichtsräte“andeutschenHochschulenkeineOrganederdirektenRepräsen-tationgesellschaftlicher Interessen.Wer inheutigeHochschulräteberufenwird,wirddiesalseinzelne„charismatische“Persönlichkeit(MaxWeber)undnichtalsVertretergesellschaftlicher Interessen.Diesewerden zwar indirekt vertreten – ein verschwin-denderAnteilvon3%derHochschulrätesindGewerkschafter,insgesamtüberwiegenWissenschaftlerundWirtschaftsvertreter.Ausgewähltwerdensie inersterLinieauf-grundvonPersönlichkeitsmerkmalen.DarindrücktsicheinBedeutungsverlustlegalerHerrschaftaus.67DadieBerufungvonHochschulrätenauchvondenHochschulgeset-zenhernachPersönlichkeitstattnachdemokratischenAspektenangelegtist,lässtsichkritisch diskutieren, ob diesmit dem imGrundgesetz verankertenDemokratiegebotvereinbarist.68DieHochschulrätebekommenzunehmendKompetenzennichtnurdes

65 Wannöffel2009.66 DieformaleWahlerfolgteüberdasLandesparlament;§64Abs.1Nr.5-7BerlHG.67 Bogumilu.a.2007b,S.13,27-28,49,15.68 Laqua2004;Klenk2008.

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Staates,sondernauchderSenatezugewiesen,etwadieWahldesPräsidiums/Rektoratsoder grundlegendeFinanz- undStrukturentscheidungen.Wenn derHochschulrat dieobersteDienstherrenfunktionübernimmt,sinddirektauchdiePersonalvertretungundz.T.dielandesweiteTarifpolitiküberdieGewerkschaftenbetroffen.DieHochschulrätehabenbisher aber nochSchwierigkeiten, den ihnenübertragenenKontrollfunktionengerechtzuwerden:Sietreffensichnurselten,überwiegendvierteljährlich,undsehenauch selbst nur geringe Sanktionsmöglichkeiten, wenn ihrenVorgaben nicht gefolgtwird.Danur30%eineeigenständigeUnterstützungsstrukturbesitzen,sindHochschul-räteaufInformationenderHochschulleitungenangewiesen.69AusdiesemGrundwurdeanverschiedenenHochschulenbzw.inverschiedenenLänderndarübergestritten,obeingestärkterHochschulratzumindestMitgliederausderHochschuleselbsthabensollte,umunabhängigvonderHochschulleitunginformiertzusein.

EsscheintwichtigbeiReformenauchdieHochschulangehörigenmitzunehmen,dennwennsichPräsidienprimärnurnochmiteinemvonihnenbeeinflusstenundexternenHochschulratabstimmen,abernichtmehrausreichendmitanderenAngehörigenihrerHochschule,danndrohenschwereAuseinandersetzungen,diez.B.imFallderPhilipps-UniversitätMarburg2003indenRücktrittvonPräsidentundHochschulratmündeten.AktuelleKonfliktezeigen sichauchameingangsgenanntenBeispielderUniversitätHamburg.FrankZiegele,GeschäftsführerdesCHEundProfessorfürWissenschafts-management, berichtete dazu auf dem ersten Forum Hochschulräte am 22.06.2009anhandvorläufigerErgebnisseauseinerlaufendenStudiezudiesemThema,dassdiereinexterneBesetzungeinesHochschulratesvieleFunktionenleichtermachtundvieleinterneKonflikteraushält.70DieHochschulleitungsolltedabeilautZiegeleallerdingsnichtalseinzigeInformationsquellefürdieHochschulrätedienen.

EinBlickaufdieinTabelle3abgebildete,vonAndreasKellervorgeschlagenedimen-sionaleUnterscheidungvonMitbestimmungzeigtzudem,dassinterneHochschulrats-mitgliederimPrinzipdieselbeFunktionwahrnehmenwiederakademischeSenat:SievertretendieMitglieder einerHochschule, je nachBundesland, aber z.T. ohnedassdabei alleMitgliedergruppenberücksichtigtwürdenundohnedass sie letztlichübereineUrwahlihrerGruppelegitimiertwären.EineüberzeugendereLösunggibtesaus-schließlichinBayern,wodieMitgliederdes–allerdingsstarkverkleinerten–SenatsgleichzeitigdieinternenMitgliederdesHochschulratssindunddieanstehendenEnt-scheidungeni.d.R.vorabbereitsimSenatdiskutierthaben.

69 Bogumilu.a.2007b,S.38-41,51;Laskeu.a.2007.70 Ziegele2009.

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EinemöglicheAntwortaufdieoffensichtlichenProblemederdemokratischenLegiti-mationvonHochschulrätenistes,fürderenBesetzungeingesetzlichesVerfahrenzufordern,dasderBesetzungvonAufsichtsrätennachUnternehmensmitbestimmungsge-setzentspricht.AllerdingsistdieseForderungnichtunproblematisch,daHochschulenkomplexereMitbestimmungs-undPartizipationsmöglichkeitenbietenalsPrivatunter-nehmen.DieForderungnachdemokratischbesetztenHochschulrätensolltealsonichtzuUngunstenandererOrganederverfasstenMitbestimmungausgespieltwerden.

4.5 Übersicht der Gesetzgebung in Grundsatz- und Detailfragen

DiefolgendeTabellebieteteinenGesamtüberblickderKompetenzenvonSenaten,wis-senschaftlichen Personalvertretungen, Studierendenvertretungen und Hochschulräten.DieRegelungenindeneinzelnenLändernsindsehrunterschiedlich,allerdingsgabesindenletztenJahreneinestarkeallgemeineTendenz,dieKompetenzenvonSenaten,Personal- undStudierendenvertretung zu schwächenunddiederHochschulleitungenauszubauen.DeutlichgestärktwurdenauchdieRechtevonBeauftragten,insbesonderedie der Frauenbeauftragten. Beispielsweise erhielten die Frauenbeauftragten 1999 inNRWdasRede-undAntragsrecht indenRektorats-bzw.Präsidiumssitzungen.71DieHochschulrätebspw.wurdenzwischen1998und2004 inallenLändernbisaufBre-meneingeführtundineinemDrittelderLänderspäterzwischen2001und2007mitweiterenKompetenzen,wiederWahldesHochschulpräsidentenausgestattet– inderRegelaufKostenderakademischenSenate.JenseitsdergrundsätzlichenGestaltungs-fragenoffenbarendieWissenschaftsministeriender16BundesländerallerdingseinenausgeprägtenHangzumIndividualismus:Malmüssenesgenauneunoder fünf,malexaktsiebenMitgliederseinoderwahlweisesechs,achtoderzehn,dieinunterschied-lichstenVerfahren,AnteilenundGremienzwischenHochschuleundLandausgewähltwerden,unterschiedlicheVergütungenundAmtszeitenhabenundzusätzlichinjedemLandandereKompetenzen.DieBeschreibungderunterschiedlichenRegelungsdetailsindenaktuellenHochschulgesetzenalleinüberdie–unterschiedlichbezeichneten–HochschulrätewürdeDutzendeSeitenfüllen.DasGleichegiltauchfürdiegesetzlicheRegelungderKompetenzenderSenateunddasvonLandzuLandimDetailsehrunter-schiedlichesPersonalvertretungsrecht.EinVergleich,wieerhierinTabelle2vorgenom-menist,bleibtdeshalbschwierig,dasichganzunterschiedlicheVergleichsdimensionenheranziehenlassen.

71 §§16-19LGGNRWsowiedieÄnderungdesdamaligenFHGundUG.

Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

28

Im Folgenden wird dennoch versucht, anhand von Länderbeispielen, diese sehr un-terschiedlichen Ausgestaltungen vonMitbestimmungsmöglichkeiten an Hochschulenknappzuskizzieren.AlskonkreteBeispielewerdenhierNordrhein-WestfalensOrgani-sationnachdemHochschulfreiheitsgesetzsowiediezivilgesellschaftlicheOrganisationBerlinsunddietraditionelleOrganisationBremensanalysiert.

InNordrhein-WestfalengibteseinenstarkenHochschulrat,welcherdieWahldesRek-torsund insbesonderedenHaushaltbeschließt.DerakademischeSenatdagegenver-fügtüberreduzierteBeschlusskompetenzen.AuchdiePersonalvertretungwirdnuraufAntraganpersonellenMaßnahmenbeteiligt.DieKompetenzenderStudierendenver-tretungsinddurchschnittlich,esbestehteineexpliziteErlaubnismedialerDiskussionallgemeinergesellschaftspolitischerFragen.

InBerlinbesitztderHochschulratüberwiegendHaushaltskompetenzenundbeschließtüberFakultätensowieKanzler/Vizepräsidenten.Allerdingssindseit1996dieRegelndesHochschulgesetzesüberdieeingeführte„Erprobungsklausel“ faktischausgesetzt.DerSenatdagegenwähltinderRegeldenPräsidenten.ErbesitztzudembeschränkteHaushaltskompetenzenundentscheidetüberStudiengängeundzumTeilauchFakul-täten.AuchdieStudierendenvertretungbesitztein„politischesMandat“.DiePersonal-vertretungdeswissenschaftlichenPersonalsverfügtüberMitwirkungsrechtebeiperso-nellenMaßnahmenwissenschaftlichenPersonalssowieüberTeilnahmemöglichkeitenanFakultätsratssitzungen.

AuchBremen unterscheidet sich deutlich von den eben genanntenLänderbeispielen.Wie bereits erwähnt gibt es in Bremen keinenHochschulrat.Dementsprechend ver-fügtderakademischeSenatüberüberdurchschnittlicheKompetenzen.EristzuständigfürdieRektorwahl,StudiengängeunddieGrundsätzederMittelbewirtschaftung.Au-ßerdemverfügterübereinAuskunftsrecht.DieStudierendenvertretungbesitztdurch-schnittlicheKompetenzen.DiePersonalvertretungdeswissenschaftlichenPersonalsistüberdurchschnittlichstarkundvertrittalleBeschäftigtengruppeneinschließlichProfes-sorenundstudentischerHilfskräfte.DerRektoroderKanzleristfürdieBeteiligungdesPersonalratsbeiEntscheidungenzuständig.

DieseUnterschiede derMitbestimmungsstrukturen in den einzelnenLändern lassensichteilweisemitpolitischenMehrheitsverhältnissenerklären.CDU/FDP-geführteLan-desregierungenwieNordrhein-WestfalenhabenhäufigerPersonalvertretungsrechtebe-schnittenundHochschulrätendieKompetenzzurWahldesHochschulpräsidentenüber-tragen als SPD-geführteLandesregierungen.Außerdemgibt es landespolitischeTra-ditionen,diesichinsbesondereimPersonalvertretungsrechtniederschlagen,dadieses

Januar 2010

29

weniger intensivumgestaltetwurdealsdieHochschulgesetze.Landestraditionenunddie ideologischeAusrichtungderParteien, reichenaberkeinesfalls aus,umdieUn-terschiedezwischendenLandesregelungenzuerklären.DieLänderverfolgenalsoimDetailverschiedeneReformprogramme,obwohlsieinGrundsatzfragengarnichtweitauseinanderliegen.DieslässtsichungefährseitMitteder1990erJahrebeobachten,alsoparallelzurjüngstenPhasederHochschulreform.DiekonzeptionelleHintergrundideeistder„Wettbewerbsföderalismus“.HierliegtdieVorstellung,dassdieMinisterienaminnovativstensind,wennsiesichuntereinandermiteigenständigenReformmaßnahmenprofilieren.IneineminnovativenWettbewerbstellesichdannheraus,welchedervondenLändernverfolgtenStrategienzurhöchstenLeistungsfähigkeitführten.72

DerGesetzgeberunterliegtalsoseinerseitsdemselbenWettbewerbstrend,denaucherdenHochschulenverordnethat.AusdruckdieserTendenzistderBedeutungsverlustdesHochschulrahmengesetzesalsFolgederam1.September2006inKraftgetretenenFö-deralismusreform.Inden1970erJahren,alsdasRahmengesetzeingeführtwurde,warmannochdavonüberzeugt,dassineinerzunehmendkomplexenGesellschaftauchdiePolitikaufallenEbenenstärkermiteinanderverflochtenwerdenmüsste.73KorporativerFöderalismus, also die mehrdimensionale Abstimmung der komplexen RegelungenauchüberLandesgrenzen,galtalserfolgsversprechenderalseinWettbewerbvonvielenEinzellösungen.

72 Zenthöfer2006.73 Scharpfu.a.1976.

Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

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Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

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4.6 Neue Steuerung und Partizipation

DemEigenanspruchnachhabendieamNeuenSteuerungsmodellorientiertenHoch-schulreformender letzten15JahrenebenneuenManagementinstrumentenvorallemauch neuePartizipationsmöglichkeiten für dieBeschäftigten eingeführt.DieseMög-lichkeitenwerdeninersterLinieimKontextvonzweiSteuerungsinstrumentenverortet,nämlichimZusammenhangmitZielvereinbarungs-undLeitbildprozessen.DieArtih-rerAnwendungistüberwiegendnichtmitGesetzenoderVorschriftenineineverbind-licheFormgebracht.

Ob undwie bspw. verfassteMitbestimmungsstrukturen bei derUmsetzung beteiligtwerden,variiertvonHochschulezuHochschule.EinerempirischenStudiezufolgege-schieht eine solcheBeteiligung „aber in derRegel eher imVerborgenen und ist an-schließendindenVereinbarungennichtalsLeistungderPersonalvertretungerkennbar“–auchvondenvereinbartenInhaltenher.75

DiedeutlichstenChancenaufneuePartizipationsmöglichkeitenzeigensichbeiZielver-einbarungen.Zielvereinbarungensindein InstrumentderpartizipativenFührungundOrganisationsentwicklung.76SieberuhenaufeinemdialogischenGegenstromverfahren:Mit unterschiedlichen Aufgaben oder Funktionen ausgestattete VerhandlungspartnerverständigensichüberZiele,derenErfüllungzueinemfestgelegtenspäterenZeitpunktüberprüftwird.77

DiesevertragsförmigenVereinbarungengibteszwischenStaatundHochschulen,zwi-schenHochschulleitungenundFakultätensowiezwischenFakultätsleitungenundLehr-undForschungseinheiten.DurchdasEinbringendereigenenVorstellungensowiedieKopplungfinanziellerZuweisungenandiezuerreichendenZielekönnenZielvereinba-rungenmiteinerAnreizdimensionunterlegtwerden,dieinhohemMaßeaufdieindivi-duellenLeistungsaspektederbeteiligtenAkteurebezogenwerdenkönnen.78

Zielvereinbarungen werden häufig spezifisch nach Bedarf und fokussiert auf be-stimmteThemenabgeschlossen.DieErreichungundUmsetzungdervereinbartenZieleundMaßnahmenwirddurchdieErhebungvonLeistungsdatenkontrolliert(„Trust inNumbers“).ImBereichderZielvereinbarungenzwischenStaatundHochschulenstehendabeibspw.dieallgemeinenStudienzeiten,dieReformdesStudienangebotesoderdie

75 Königu.a.2007,S.75-76.76 Nickel2007;Jaeger2009.77 Müller-Böling/Schreiterer1999,S.6.78 Vgl.Jaeger2009,S.52,53.

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ChancengleichheitvonFrauenundMännernimVordergrund79,dasHauptgewichtbeiZielvereinbarungeninnerhalbeinerHochschuleliegtaufKennzahlenwieAbsolventen-zahlen,DrittmittelvoluminaoderdemPublikationsoutput80.

DieLeistungenderjeweiligenHochschulewerdensomitregelmäßigundimBemühenumfächerübergreifendeVergleichbarkeiterhoben,aufihrerGrundlagewirdeinDialogüberZieleundLeistungengeführt–hochschulexternzwischenWissenschaftsministe-rium undHochschulen, hochschulintern zwischenHochschulleitung und Fakultäten,zwischen Fakultätsleitungen und Professorinnen und Professoren und zwischen denProfessorinnenundProfessoren.AufdieseWeisewerdendurchauswettbewerblicheEf-fekteundTransparenzerzeugt.81SoeröffnendieLeistungsdatennichtnurdemWissen-schaftsministerium bzw. derHochschulleitung, sondern auch denHochschulbeschäf-tigtenunddenOrganenderverfasstenMitbestimmungeineKontrollmöglichkeit.Zukritisierenhierbeiistallerdings,dasseherdieQuantitätalsdieQualitätderLeistungs-erbringungerfasstwird.

DerAnalysevonSimonMarginsonu.a.zufolgegeratendadurchdieöffentlichenQua-litätenundFunktionenvonHochschulenausdemBlickfeld.DenWertderErzeugungöffentlicherGüteranHochschulenineinerZifferzusammenzufassen,seinämlicheineSchimäre.ObwohldieProduktivitätvonHochschulenüberderenBewertunginQuasi-Märktenggf.alsbesondersobjektivdargestelltwerdenkann,vermutetderaustralischeHochschulforscher,dasssichdietatsächlicheProduktivitätüberdieseFormderMess-orientierungsogarverschlechternkann.Diesliegtdaran,dassWissensproduktionvonumfassenderKooperation und vonNetzwerkeffekten profitiert,währendMärkte nurunterdenBedingungenvonAusschlussundRivalitätfunktionieren.82

EinweiteresBeispielfürdieneuePartizipationsmöglichkeitistdieArtundWeise,indervieleHochschulenvormehrerenJahrenihrLeitbilderarbeitethaben.DiesgeschahinvielenFällennichtausschließlichüberRepräsentationsorganeundgewählteVertreter,sondernmit einerbreiterenBeteiligungsorientierung. ImgünstigenFallbemühtmansichdabeiaktivumempowerment:Bspw.wurdenModerationsmethodeneingesetzt,umeinegroßeZahlvonBetroffenenumfassendeinzubeziehen.EinegeeigneteModerationöffnetdabeidenRaumsowohlfürPersonenalsauchfürThemen,diesonstnichtzuWortkommen.EswurdeeinefaireWillensbildungunterdenBeteiligtenunabhängig

79 König2009,S.31.80 Jaeger2009,S.54.81 Jaeger2009,S.62.82 Marginson2007;Stiglitz1999.

Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

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vonderenakademischemRangorganisiert.83DieBeteiligungerfolgtzeitnahundunmit-telbareralsübereinRepräsentationsorgan.

FürdieneuenPartizipationschancenistinsgesamttypisch,dassdieBeteiligungnurfürbegrenzteBereichegiltundüberwiegendanlassbezogenerfolgt,alsoz.B.nichtfürdieFolgezielverhandlunggarantiertist.NeueunddirektePartizipationsformenbietensomitvereinzelteMöglichkeiten,umUnzufriedenheitgegenüberdemManagementaktivzukommunizieren(Voice-Funktion).WenndieneuenBeteiligungsangeboteallerdingsda-vonabhängen,obsiewiedereinseitigjenachInteressenlageaufkündbarsind,handeltessichbeidirekterPartizipationum„Beteiligungsplacebos“oderum„Schmiermittel“derReorganisation.84

Es liegenbislangnochkeinegesichertenempirischenErkenntnissevor,welcheAus-wirkungendieneuenSteuerungsinstrumenteaufdiePartizipationskultur inUniversi-tätenhaben.Esistjedochdavonauszugehen,dassdurchdasNeueSteuerungsmodelldieDoppelstrukturvonverfassterMitbestimmungundSelbstverwaltungzunehmendhin-terfragtwird.ZugleichwirdsichaberdurchdenpartizipativenAnsatzdesNSMauchdieWahrnehmungderpraktischenGestaltungsmöglichkeitenamReorganisationspro-zessindenHochschulenzukünftigverändern.NebenformalenMitbestimmungsrechtengehörtvorallemauchzurPartizipationskultureinerUniversität,welcheSachverhaltederReorganisation(z.B.NeustrukturierungvonAbteilungen,UmsetzungdesTV-LimBereichLeistungslohn)beteiligungsorientiertbehandeltwerdenundwiedieFunktions-weiseeinzelnerSteuerungselementeimHinblickaufPartizipationsaspektevondenAk-teureninterpretiertwird.

4.7 Empirische Befunde aus dem außerhochschulischen Arbeitskontext

DenimvorherigenAbschnittaufgezähltenTückenzumTrotzkannmanneuenSteue-rungsinstrumenteneingewissespartizipativesPotenzialzusprechen.DemNeuenSteu-erungsmodellzufolgesollensienämlichneueFreiräumefürkreativeVerantwortungs-übernahme schaffen.DasGewähren solcher neuen Freiräume ist dabei eineGegen-leistung,diedieübergeordneteHierarchieebeneanbietet,umimGegenzugeffektivereBeiträgezuihrenZielenzuerhalten.85

83 Freimuth2000.84 Stagge2000,S.205-207.85 KGSt1998.

Januar 2010

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Bereits vorliegendeStudien zu außerhochschulischenArbeitskontexten, in denen zu-nehmendflexibelmitWissengearbeitetwird,deutenaufdieVorzügederKombinationderverfasstenMitbestimmungmitneuenPartizipationsformen.WieKißleramBeispielderKommunenoderIttermannamBeispielderUnternehmenderNeuenMedienjüngstaufzeigen,identifizierensichdiehochqualifiziertenBeschäftigtendortbesondersstarkmitdirekten,alsonichtüberRepräsentationsorganeorganisiertenPartizipationsformen.Diesgiltinsbesonderedann,wenndiePartizipationengmitdem–überwiegendinfor-mellstrukturierten–Arbeitsalltagverknüpftist.VielendieserBeschäftigtenisteswich-tig,überProjektgruppenundähnliche informelleEbenenaktiv inInformationsflüsseunddenMeinungsaustauscheingebundenzusein.Schwachabgesicherte,aberdirektundtätigkeitsnahausgeübteMitwirkungsmöglichkeitenwerdenalsoz.T.gegenüberstarken,abernurindirektausgeübtenMitbestimmungsrechtenpräferiert.FürhochqualifizierteWissensarbeiterverzahntsichdirekteMitbestimmungmitinformellerPartizipationzu-nehmendmitihrerAufgabenwahrnehmunginihrenArbeitsvollzügen.AlsFolgeistdasManagement in diesen wissensintensiven Dienstleistungsbereichen zunehmend auchökonomischandieGewährungdieser informellenBeteiligungsmöglichkeitengebun-den.DiePartizipationwirdauchdannnichtaufgekündigt,wennsieimEinzelfallnichtmitdenInteressendesManagementskonformgeht.86

86 Ittermann2009,Kißler/Wiechmann2001,Kißler/Greifenstein/Wiechmann2008.

Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

40

5 Ansatzpunkte

BisherwurdenbereitseinzelneMöglichkeitenfürdiegezielteStärkungvonMitbestim-mungundPartizipationanHochschulengestreift.ImFolgendenwerdenzunächstdreigrundsätzlichereAnsatzpunktezurDiskussiongestellt.DieerstekonzeptionelleAnre-gungzieltaufVerknüpfungsmöglichkeitenzwischenverfassterMitbestimmungunddenneuen,direktenPartizipationsformenanHochschulen.DerzweiteAnsatzpunktsetztanderFragestellungan,wiesichdaspolitischeAnliegenderStärkungvonPartizipationinreorganisiertenHochschulenverankernlassenkönnte.DieserAnsatzpunktwirdamKonzeptdesParticipationMainstreamingdiskutiert.DerdritteAnsatzpunktthemati-siertdenWissenschaftstarifvertrag.

5.1 Ansatzpunkt: Einführung von „runden Tischen“ und Mitbestimmungskonferenzen

AusgangspunktdesVorschlagsderEinführungvon„rundenTischen“aufEbenevonfakultätsspezifischenArbeitskontextenundeinerMitbestimmungskonferenzaufEbenedergesamtenHochschuleistdieAnnahme,dassdieformalenGremienineinerneuenHochschulorganisation kooperieren und ihreArbeitmiteinander verknüpfenmüssen,nichtaber ihre jeweiligenZuständigkeitensinnvollgegeneinanderabgrenzenkönnen.DemokratischenAnsprüchenwerdendieseGremienambestengerecht,wennsiebeiihrerZusammenarbeitbeachten,dasssiejeeinebesondereFunktionhabenundjeweilseine spezifische Perspektive auf dieHochschule vertreten.DiesenAspekt stellt einevonAndreasKellererarbeiteteÜbersichtheraus,diegleichzeitigdieVielfältigkeitdesBedarfsnachPartizipationundMitbestimmungveranschaulicht:

Januar 2010

41

Tabelle 3

Mitbestimmungsdimension für und durch wen

Selbstverwaltung Mitglieder

Personalvertretung Arbeitnehmer/innen

Verfasste Studierendenschaft Studierende

Beauftragte Benachteiligte

Hochschulräte Gesellschaft

Akkreditierung Stakeholder

Tarifverträge Gewerkschaft

Quelle: Nach Andreas Keller.87

DieUnterscheidungentsprichtinTeilenderDifferenzierungvon„Arenen“88inderin-dustrial relations-Forschung vonMüller-Jentsch. Die hier dargestellten DimensionensindnachderexternenRollenwahrnehmungdesjeweiligenOrgansdifferenziert:Z.B.mussdasGesamtorgandesSenatsnachaußenalsVertreterallerHochschulmitgliederauftreten. Intern,also imRahmeneinerSenatssitzungmüssendieVertreterdesMit-telbaus trotzdemweiter einepartikulare, nämlichmittelbauspezifischeSichtweise zuGehörbringen.AnschaulichwirddurchdieTabelle,dasssichz.B.eineverfassteStu-dierendenschaftaufdiePerspektivederStudierendenbezieht,welcheallerdingsgleich-zeitigauchMitgliederderHochschule,eventuellalsHilfskräfteBeschäftigteoderviaihres gesellschaftlichen Engagements auch über die Stakeholder involviert sind. EinZusammenspielzwischendiesenMitbestimmungsdimensionenistalsounausweichlich.DeshalbistdieFrageanzuschließen,inwelchemRahmeneinsolchesZusammenspielüberhauptpassiertoderpassierensollte.WiekanndieMitbestimmungindeneinzelnenDimensionenzugemeinsamenStrategienfinden?

EinBlickaufdieVielzahlderDimensioneninTabelle3genügt,umzusehen,dasssichdasZusammenspielnichtsinnvollübereinformalisiertesAbstimmungsverfahrenorga-nisierenlässt.Zudemistbekannt,dassdieBeteiligungderexternenStakeholderbzw.derGesellschaftmitdenbisherigenHochschulrätennochkeinedemokratischzufrie-denstellendeFormerfahrenhat.EinanderesProblemzeigtesichdarin,dassnichtalleBeschäftigtengruppenausreichendüberPersonalratundakademischeSelbstverwaltungrepräsentiertwerden, darunter der befristet beschäftigte, akademischeMittelbau, dieLehrbeauftragtenundPrivatdozenten,diestudentischenHilfskräfteunddieteilzeitbe-schäftigtenSekretärinnenandeneinzelnenLehrstühlen.Umdiesebishernichtadäquat

87 EshandeltsichumdiebeimerstenHochschulpolitischenForumderHans-Böckler-Stiftungam6.9.2007inBerlinvorgestellteFassung,vgl.auchHansBöcklerStiftung2009,S.47.

88 Müller-Jentsch1997,S.195.

Arbeitspapier 203 | Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen

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vertretenenGruppenundihreBeteiligungsperspektivennichtauszuschließen,sollteanbeteiligungsaktivierendenVernetzungsmöglichkeitengearbeitetwerden.

Angelehnt an neuen Partizipationsmöglichkeiten z.B. inwissensintensivenDienstlei-stungsbereichenderPrivatwirtschaft, indenen tendenzielleineVerbindungzwischenverfasstenMitbestimmungsstrukturenundneuen,direktenPartizipationsformengelun-genist,wirdfürdenHochschulsektordieEinführungvonankonkretenArbeitskontex-tenorientierten„rundenTischen“unddaraufaufbauendenMitbestimmungskonferenzenvorgeschlagen.89 Auf regelmäßigen „runden Tischen“ würden sich Beschäftigtenver-treter,PersonalratundakademischdominierteGremiengemeinsamaufgrundlegendeEntscheidungenverständigen.EineaktivierendeModeration,beispielsweisedurchdenPersonalrat,müsstesichdarumbemühen,dassauchdiePerspektivenderbisherschlechtvertretenenGruppenzuWort (Beschwerdemanagement)kommen.EswürdenzudemVertreterdereinzelnenGruppengewählt,welchedieGruppeninteressenaufdereinmaljährlichstattfindendenMitbestimmungskonferenzzuGehörbringen(vgl.Abbildung2).

Abbildung 2

Mit- bestimmungs-

konferenz

Runder Tisch: Arbeits-

kontext 1

Runder Tisch: Arbeits-

kontext 4

Runder Tisch: Arbeits-

kontext 3

Runder Tisch: Arbeits-

kontext 5

Runder Tisch: Arbeits-

kontext 2

Quelle: Eigene Darstellung.

DieVerbindlichkeitderErgebnissesolcherPartizipationsmöglichkeitenwäreehernichtdirektbzw.nichtüberformaleVerfahrengesichert.Stattdessenwäredaraufzusetzen,dassdiebeteiligtenMitbestimmungsorganeihrenochvorhandenenVetopositionenundMitbestimmungsrechte nutzen, um derUmsetzung den erforderlichenNachdruck zu

89 Vgl.auchdieZunahmevonalternativenVertretungsorganeninderbetrieblichenInteressenregulierung,Hauser-Ditzu.a.2008.

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verleihen.DieverfassteMitbestimmungbekämealsoeinezentraleFunktionzugewie-sen.DieMitbestimmungskonferenzwürdedenMitbestimmungsorganenzusätzlicheineguteLegitimationsgrundlagefürihreArbeitbieten.

5.2 Ansatzpunkt: Das Beispiel, das Mut macht: Gleichstellungspolitik

WersichfürdemokratischeundsozialeAnliegenanHochschuleneinsetzt,kommtnichtumhin,dieErfolgederGleichstellungvonMännernundFrauenzurKenntniszuneh-men.Zwarwaren2007nochimmernichtmehrals11,9%derC4/W3-ProfessurenmitFrauenbesetzt.AllerdingshatsichderProfessorinnenanteilinnerhalbvonetwa12Jah-renverdoppelt.90MitkeinemanderendemokratischenundsozialenAnliegenwurdeninjüngererZeitvergleichbaredynamischeErfolgeerzielt,alsmitderGleichstellungspo-litik.

ZudenHintergründenderGleichstellungspolitikzählt,dassinderletztenDekadever-schiedene geschlechterpolitische Interventionen im Konzept des Gender Mainstrea-minggebündeltwurden.DasKonzept hat zunächst 1998überEU-Vorgaben anVer-bindlichkeitgewonnen.91KonzeptionellbedeutetGenderMainstreamingeinVerständ-nisvonGleichstellungderGeschlechteralsStrukturpolitik.Esbrichtmitdemvorherverbreiteten Individualansatz, bei dem die Förderung einzelner Frauen im Zentrumstand.DieGleichstellungspolitiksetztdeshalbnichtmehrvorrangigaufKontrollrechtebeiPersonalmaßnahmendurchinstitutionalisierteFrauenbeauftragte.EinNachteilderBeauftragten ist nämlich, dass sie bezogen auf dieHochschulorganisation eine eherrandständigePositionhat.StattdessendefiniertGenderMainstreamingdasGleichstel-lungsanliegenzueinerstrukturellenQuerschnittsaufgabe.EntsprechendwirddieZu-ständigkeitfürGeschlechtergerechtigkeitdenHochschulleitungenundDekanatenbzw.demMainstreamderOrganisationsabläufezugewiesen.DieGleichstellungsbeauftragtebegleitetdiesallerdingsweiterkritisch.SiehatdieAufgabezuüberprüfen,obdieRek-toratebzw.diePersonalabteilungenGeschlechtergerechtigkeitinderPraxisausreichendverfolgen.DazubenötigtdieGleichstellungsbeauftragteeinezentralePosition indenInformationsabläufen,diesieanzahlreichenHochschuleninzwischenauchhat.

Wesentlichistferner,dasssichdiegleichstellungspolitischinteressiertenGruppenundEinzelpersonenaktivbemühthaben,dasimReformprozessvorherrschendeVerständnis

90 1995bis2007,einschl.folgenderAngabenberechnetnachStatistischesBundesamt2008cundfrühereJahrgän-ge.

91 Z.B.Metz-Göckel2005.

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vonEffektivitätgleichstellungspolitischzuerweitern.92Möglichistdies,daderBegriffansichunterbestimmtist:Effizienz,alsodieFragenachdemVerhältnisvonAufwandundNutzen,machtgenaugenommenerforderlich,dassmanerörtert,welcherNutzeneigentlichgemeintist.FürdasGenderMainstreamingwurdedeshalbnichteinfachdasEffizienzverständnisderökonomistischgeprägtenReformenübernommen.Stattdessenwurde füreinverändertesVerständnisneudefiniert,wasalseffizienteLeistungvonHochschulengeltensolle.IndemgleichstellungspolitischerweitertenVerständnissindHochschulennurdanneffizientbzw.bringennurdanndiehöchstewissenschaftlicheQualitäthervor,wennsieauchgerechtmitdenLeistungenvonFrauenumgehenunddasBegabungspotenzialderFrauennichtverschwenden.DieseErweiterungdesEffek-tivitätsverständnissesist teilweisegelungen:InzwischentragenalleHochschulgesetzeihrenHochschulenGeschlechtergerechtigkeitalsAufgabeauf.ErfolgebeiderGleich-stellungsindindenmeistenBundesländernüberdieleistungsbezogeneMittelvergaberelevantundwirkensichmeistauchinnerhalbderHochschulendirektfinanziellaus.93FernersindsieeinhäufigesThemavoninternenundexternenZielvereinbarungen.94

AuchdiedemokratiefreundlicheReformbewegungder1960erund1970erhatdemokra-tischeAnliegendadurchbefördert,indemsiedasVerständnisvonEffektivitäterweiterthat.PartizipationundMitbestimmunggaltenderReformbewegungalsVorbedingungundnichtalsHindernisvonEffektivität.DiesezeitweiligeVerbindungvondemokra-tischenundeffektivitätsorientiertenAnliegenwurdebereitsmehrfachalsErfolgsfaktorderReformeridentifiziert:EineKoalitionzwischendenanDemokratieundEffektivi-tätinteressiertenGruppenbietediebestenChancenfüremanzipationsförderlicheRe-formen.95

5.3 Participation Mainstreaming und Participation Index

InAnlehnungandiepositivenErfahrungenimBereichderGleichstellungspolitik,stelltderVorschlagderEinführungeinesPartizipationMainstreamingnundieBeteiligungs-gerechtigkeitbeiReorganisationsmaßnahmenindenVordergrund.PartizipationMain-streamingwirdalsErgänzungzumGenderMainstreamingverstandenundorientiertsichandessensubstanziellenErfolgen:DemnachwirdderVorschlagentwickelt,dassimLeitbild einerdemokratischenund sozialenHochschulediePartizipationderBe-schäftigtenanEntscheidungsabläufenals strukturelleAufgabe indieHochschulsteu-

92 Roloff2008.93 Jaegeru.a.2005,S.21-22.94 Königu.a.2007,S.77-78,Jaegeru.a.2005,S.31.95 Bultmann/Weitkamp1999,S.77-84;Pasternack2006b,S.38-40,47-49.

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erungeinfließt.DenverfasstenMitbestimmungsorganenkämedanndieFunktionzu,dieErfüllungdieserAufgabedurchdiePräsidienundDekanatezukontrollieren,aberauchdiekonkreteAusgestaltungzubegleiten.UmdieseAufgabeerfüllenzukönnen,müsstenVertreterdesPartizipationsanliegensu.a. einRede-undTeilnahmerechtzudenSitzungenvonPräsidiumundHochschulraterhalten.PartizipationMainstreaminghatkonkreteBeteiligungskonzeptezuformulieren,indenendarlegtwird,wieeineum-fassendePartizipationsichergestelltwerdenkannundwiedabeiexternegesellschaft-licheInteressenundAnliegenBerücksichtigungfinden.EinPartizipationskonzeptwür-dekünftigauchfürgroßeProjektanträgeundWettbewerbenachgefragt.Indergegen-wärtigenHochschulwirklichkeitsindsolcheIdeeneinesPartizipationMainstreamingsnochweitentfernt,mitderAusnahmedesHochschulgesetzesdesLandesBremen,dasheutebereitsdemRektordieAufgabeüberträgt,fürdieBeteiligungdesPersonalratszusorgen.

AlsInstrumentzurFörderungderDurchsetzungvonParticipationMainstreamingbie-tet sichan,diebereitsbeschriebeneTendenzzu„Trust inNumbers“nutzbarzuma-chen.DazusolleinParticipationIndexentwickeltundeingeführtwerden,derdiever-schiedenenPartizipationsmöglichkeiteneinerHochschule inKennziffernzusammen-fasst.DerIndexwürdeeineVergleichbarkeitmitanderenHochschulenherstellen.Einevergleichbare Strategie spielt auch fürGenderMainstreaming eineRolle:Damit dieHochschulleitungGeschlechterfragenberücksichtigt,sollsieregelmäßigDatenzurGe-schlechtersituationauswertenundbeigeplantenMaßnahmenkalkulieren,wiediesedieGeschlechtergerechtigkeitbetreffenwürden.GegenübereinerbreiterenÖffentlichkeitspieltderEinsatzvonZahleneinenochgrößereRolle,waswiederumwichtig ist,daderbisherigeErfolgvonGenderMainstreamingdamitzusammenhängt,dassesüberGesetzeunddiePolitik gestütztwird.Wenn es gelingt, einerUnausgewogenheit einübersichtliches,greifbaresZahlengesichtzugeben,wirdes leichter,dieBekämpfungdieserUnausgewogenheit als politischesZiel zuverankern.EinBeispiel ist diepoli-tischeRezeptionderBerechnungen,wievielwenigerFrauenalsMännerfürihreArbeitverdienen.Wenn zudemVergleichsmöglichkeiten hergestelltwerden – etwa dass dieLageinanderenLändernbesserist–könnensolcheZahlenpolitischwirksamwerden.DieKonzeption einesParticipation IndexesundersteMessungenmitdiesem Instru-mentkönntendiekomplexeThematikvonPartizipationundMitbestimmunganeinerHochschuleinkomprimierterFormgegenübereinererweitertenÖffentlichkeitkommu-nizieren.

Für einen solchen Index sollten dieAnalysedimensionen Formen (direkte Partizipa-tion/verfassteMitbestimmung), Intensitäten (Partizipationschancen: Information, Be-

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ratung,Mitwirkung,Widerspruch, gleichberechtigte Teilhabe), Inhalte (Arbeits- undBeschäftigungsbedingungen) und Akteure (unterschiedliche Positionen und derenInteressenvertretungen)96 berücksichtigtwerden, also auch neue Partizipationsformenund die in Tabelle 3 unterschiedenen Mitbestimmungsdimensionen, deren Kompe-tenzenbezüglichverschiedenerGegenstände sowiedie tatsächlicheBeteiligung (vgl.obenzur sozialenBasis aneinerHochschule).WennunterschiedlichePartizipations-formenberücksichtigtwerden,kommteinsolcherIndexmitweitausgeringerennorma-tivenSetzungenausalsandereaktuellakzeptierteundbreiteingesetzteVerfahrenwieRankinglisten,Benchmarkings,leistungsbezogeneMittelverteilungenunddiemeistenderzeitigenEvaluationen.

5.4 Ansatzpunkt: Tarifvertrag Wissenschaft

GuteunderfolgreicheWissenschaftlebtdavon,dassdieKonzepteundIdeenallerBetei-ligtenindenwissenschaftlichenDiskurseinfließenundininhaltlicherAuseinanderset-zungzurWeiterentwicklungderForschungsinhaltebeitragen.97DieserAnspruchsollteauchfürdieOrganisationsstrukturenderWissenschaftgelten.DementsprechendsolltenfüreinedemokratischeundsozialeHochschulorganisationdiePartizipationsmöglich-keitenderBeschäftigtentarifvertraglichfestgelegtsein.MitbestimmungundPartizipa-tionsind,wiesichu.a.inTabelle2zeigt,derzeitvondenLandesgesetzgebernsehrun-terschiedlichgeregeltundnichtdurchgängiggutabgesichert.DamitnichtPräsidenten/RektorenoderHochschulrätejenachpolitischerÜberzeugungalleineüberdieInteres-senderHochschulebzw.derHochschulmitgliedernentscheiden, isteinebundesweiteSicherstellung der Partizipationsmöglichkeiten wichtig. Tarifvertragliche Regelungenkönntendazubeitragen,dieallgemeinenBeteiligungsmöglichkeitenderBeschäftigtenzustärkenunddiesozialen,ökonomischenundwissenschaftspolitischenInteressenderMitgliederwirksamundsolidarischzuunterstützen.ParticipationMainstreamingsolltedeshalbsowohlindenLandeshochschulgesetzenalsauchineinembundeseinheitlichenTarifvertragWissenschaftverankertsein98undbeiTarifverhandlungenindenVertrags-aushandlungs-undVertragsgestaltungsprozessintegriertwerden.Möglichkeitenlägenhierbeispielsweise inderAnalysederPartizipationskompetenzenderVerhandlungs-partner oder in derVerpflichtungderVerhandlungspartner zur öffentlichenRechen-schaftslegungübereinebeteiligungsgerechteVorgehensweise(Zielstellung,Umsetzung,

96 Ittermann2009,S.26-27.97 Vgl.Keller/Staack2009,S.12f.98 Vgl.einenanalogenVorschlagzurVerankerungvonGenderMainstreamingvonBurkhardt2004.

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Ergebnis).AlsKontrollmöglichkeitkönntezudemdervorgeschlageneParticipationIn-dexdienen.

ZielwäreeineinheitlichesTarifrechtfüralleBeschäftigtengruppen,einschließlichderwissenschaftsnahenTätigkeitsbereiche, der studentischenHilfskräfte, derLehrbeauf-tragtenundPrivatdozenten,derSekretärinnen,derVerwaltung,etc.,umauchdieBe-teiligungsmöglichkeitenderderzeitnichtgutvertretenenGruppenzusichernundzustärken.DieVergütung imTarifvertragWissenschaft sollte die sozialen (Schlüssel)-Qualifikationen und die ausgeübten Tätigkeiten des Beschäftigten berücksichtigen.SowirdzwareinerseitsvonPolitikundGesellschaftmehrLeistungundEffizienzimHochschulsektorgefordert,andererseitssorgendieKürzungvonWeihnachts-undUr-laubsgeld sowie derWegfall der leistungsorientiertenVergütung imTarifvertrag desöffentlichenDienstesderLänder (TV-L§18) füreinenachhaltigeDemotivationderakademischBeschäftigten.DenngeradeauchimwissensintensivenBereichisteswich-tig,durchAnreizedieKreativitätundLeistungsfähigkeitderBeschäftigtenzufördernundzubelohnen.

5.5 Zusammenfassung

Mitbestimmungskonferenz und runde Tische“:DieOrganederverfasstenMitbestim-mungunterliegeneinemstrukturellenWandel.ImRahmendesNeuenSteuerungsmo-dells eingeführte Partizipationsmöglichkeiten sind bisher noch unsystematisch. Die„Mitbestimmungskonferenz“,diejährlichuntereinerbeteiligungsaktivierendenMode-rationstattfindet,isteineMöglichkeit,umneueunddirektePartizipationsinstrumentesystematischmit derverfasstenMitbestimmungzuverbinden.DieMitbestimmungs-konferenzträgtzurAbstimmungzwischendenformalenundinformellenGremienbei.Sieistüber„rundeTische“,dienäherandenjeweiligenArbeitskontextenderBeschäf-tigtendurchgeführtwerden,nachdemBottom-upPrinzipaufzubauen.

Participation Mainstreaming“:DemokratiebautaufRechtenauf,festeStrukturenbe-hauptensichaberschwergegen immerwiederneueManagementtrendsunddie fort-schreitendeFlexibilisierungvonEntscheidungsabläufen.DieAufgabe,fürverlässlichePartizipationsmöglichkeitenzusorgen,solltedeshalbdenHochschuleninsgesamtauf-getragenwerdenunddamitauchdenHochschulleitungen.DieAufgabePartizipationsicherzustellen ist in einem fürHochschulorganisationwesentlichenBeteiligungsma-nagementzuverankern.DieErfüllungdieserAufgabemussvonMitbestimmungsor-ganenbegleitetwerden,welchedazu indie zentralen InformationsabläufederHoch-schule eingebundenwerdenmüssen. Positivbeispiel für dieVeränderungschancen ist

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inderletztenDekadedieFörderungvonGeschlechtergerechtigkeitüberdasKonzept„GenderMainstreaming“.

„Participation Index“: Ein Defizit an Partizipationsmöglichkeiten an Hochschulenwird für einebreiterenÖffentlichkeitgreifbarer,wenn siemit einemübersichtlichenIndexausgedrücktwird.BisheristdieThematikzukomplexundübereinoftzudiffusesVerständnisvonPartizipation zerfasert.DerParticipation Index fasst dieMitbestim-mungs-undPartizipationsmöglichkeiteneinerHochschule inKennzahlenzusammenundmachtsiedamitvergleichbar,ohnevorzuschreiben,wiegenaudiePartizipations-möglichkeitenausgestaltetseinmüssen.

„TarifvertragWissenschaft“:FüreinedemokratischeundsozialeHochschulorganisa-tionsinddiePartizipationsmöglichkeitenderBeschäftigtenineinembundesweitenTa-rifvertragWissenschaftzuverankern.ZieldabeiwäreeineinheitlichesTarifrechtfüralleBeschäftigtengruppen.DieVergütungimTarifvertragWissenschaftsolltezudemdiesozialenQualifikationenunddieausgeübtenTätigkeitendesBeschäftigtenberück-sichtigen.

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Über die Hans-Böckler-Stiftung

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