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DENK. ZETTEL GEdankEn Zum ThEma “FrEi.raum”

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DENK.ZETTEL

GEdankEn Zum ThEma “FrEi.raum”

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Mit freundlicher unterstützung von:

ImpressumMedieneigentümer und herausgeberKUNE - Verein für Information, Bewusstseinsbildung und künstlerische Auseinandersetzung mit gesell-schaftspolitischen und sozialkritischen ThemenVeronikagasse 41/12A - 1170 WienFotos: Stefan Stablredaktion: Magdalena Gartner, Jelena Gučanine-Mail: offi [email protected]: www.kune.or.at

ZVR 519767660

© 2011

Gefördertes Sonderprojekt der HochschülerInnenschaft an der Universität Wien

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Die vorliegenden Texte entstanden im Rahmen einer Ausschreibung des „free.space“ Kunstfestivals. Im Zuge dessen wurden junge WissenschaftlerInnen und Interessierte gesucht, die einen Kurztext zu den Themen „Freiheit“ und „Raum“ verfassen. Die Ergebnisse ihrer Gedanken sind auf den folgenden Seiten zu lesen.

Als VeranstalterInnen eines Kunstfestivals war es uns ein besonderes Anliegen, auch wissenschaftlliche Ansätze in die Debatte um „Frei-räume“ miteinzubinden und zu zeigen, dass WIssenschaft, Kunst und Gesellschaft zwar oft getrennt voneinander betrachet werden, jedoch drei Bereiche sind, die sich ständig wechselseitig befruchten. Der wissenschaftliche Status Quo geht zudem in der öffentlichen Debatte meist unter, daher holen wir die Wissenschaft aus den Uni-versitäten und tragen sie unter die Menschen, denn Wissenschaft geht uns alle an.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren für ihre spannenden Texte und wünschen viel Vergnügen beim Lesen!

Die Herausgeberinnen

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InhaltsverzeIchnIsImpressumVorwort

Freiräume hinter BarrikadenElisabeth Dobler, Kultur- und Sozialanthropologie

Kunst im Raum oder irgendwo dazwischenStefanie Proksch-Weilguni , Kunstgeschichte

Freiräume als BrutstätteMr. Jones, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Raum frei betreten im freien StaatChristian Erlinger, Raumplanung und Politikwissenschaft

Supermarkt-Sackgasse - Die Alternative FoodcoopAstrid Glatz, Kultur- und Sozialanthropologie

Brachliegendes WienEva-Maria Wall, Theater-, Film- und Medienwissenschaft

tun, was man tun mussEine Erzählung von Manfred Bruckner

Autorinnen und Autoren

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Frei. Raum. Raum der Freiheit. Was ist „die Freiheit“? Steckt nicht in allem auch „Unfreiheit“? Ein Begriff, konstruiert mit den wertvollsten Bedeutungen: Begehren, Sehnsucht, Hoffnungen, Erwartungen, Träume. Alles versteckt und bedeckt mit einem Wort: Freiheit!

Die Freiheit als Waffe, als Instrumentarium, um die innersten und verstecktesten Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume wahr werden zu lassen. Eine Waffe mit vielfältigen Gesichtern: Auflehnung-Ruhe, Schreiben-Mundpropaganda-Stillschweigen. Denn das Streben nach Freiheit war und ist für den Menschen immer das Ziel des eigenen Inneren. Freiheit – ein Begriff für alles, aber auch nichts. Freie Räume – ein Raum für etwas, aber auch für alles. Ein Raum für alles, aber auch nichts.

Freie Künste – Künste gemacht mit einer bestimmten Idee, vervielfältigt in den Augen der BetrachterInnen. Die Betrachtung jedes und jeder Einzelnen lässt die eigene Freiheit entstehen – entfernt von der Freiheitsidee der KünstlerInnen. Sind wir somit nicht alle KünstlerInnen? Wenigstens KünstlerInnen der eigenen Kunst und der eigenen Freiheit?

Elif Öztürk

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Besiegt, unterworfen, unterdrückt, marginalisiert und arm – so die zugeschriebenen, identitätsprägenden Hauptcharakteristika indigener lateinamerikanischer Völker in chronologischer Abfolge.

Mit der Konquista wurden ungleiche Gesellschaftsstrukturen zwischen der pre-kolumbianischen Bevölkerung und den ankommenden ErobererInnen gelegt, die nach der Unabhängigkeit in Mexiko weiter-geführt wurden. (vgl. Bonfil Batalla 2002). In den beiden mexikanischen Bundesstaaten mit den höchsten indigenen Bevölkerungsanteilen entstanden ab 1980 jedoch auch die aktivsten sozialen Bewegungen. In den südwestlichen Bundesstaaten Chiapas und Oaxaca arbeiten viele indigene AkteurInnen an der Auflösung dieser hierarchischen Gesellschaftsgliederung. In der Bundeshauptstadt Oaxacas gewann ich während eines viermonatigen Forschungsaufenthaltes tiefere Einblicke in die Praxis indigener AkteurInnen, die gemeinsam ein vorrangiges Ziel verfolgen: den Aufbau einer subnationalen autonomen Region. Wie dieser visionierte indigene Freiraum politisch, ökonomisch und soziokulturell intern gestaltet sein könnte, dazu gibt es teils gelebte und teils sehr konkrete geteilte Perspektiven, in die ich hier kurze Einblicke eröffne.

2006 enTzündeTe sich in Oaxaca das profunde, bis dahin fragmentierte soziale Explosionspotential. Verbunden durch das Ziel der Absetzung des Gouverneurs und darüber hinaus die Demokratisierung des korrupten politischen Systems, gingen breite Teile der Bevölkerung gemeinsam auf die Straße. Für kurze Zeit schaffte es eine spontan formierte soziale Bewegung basisdemokratische Politikformen umzuset-zen, natürlich nicht ohne dabei auch auf interne Probleme und Konflikte zu stoßen. Nach einigen Monaten wurden diese Bemühungen und der Protest brutal von der Bundespolizei beendet. Seither haben sich viele politische AktivistInnen und Organisationen aus Angst vor der Polizei, dem Militär und vor allem auch paramilitärischen Gruppen zurückge-zogen. Die Forderungen der indigenen Bewegung nach Territorium, Autonomie und Selbstverwaltung beschreiben jedoch einen zwei-

Freiräume hinter BarrikadenDie indigene Bewegung für Autonomie in Oaxaca, Mexiko Elisabeth Dobler, Kultur- und Sozialanthropologie

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seitigen Kampf: einerseits die Befreiung aus ungleichen, illegitimen Machtverhältnissen und Abhängigkeiten und andererseits die interne Konstruktion einer Gesellschaftsorganisation nach eigenen Maßstäben. Seit den Vorfällen im Jahre 2006 und der repressiven Reaktion auf zivil-gesellschaftliche Forderungen, haben sich viele indigene AkteurInnen auf die interne, konstruktive Komponente konzentriert.

die meisTen VorHABen um erhaltene und erkämpfte de fac-to Freiräume intern zu gestalten und auszubauen folgen in Oaxa-ca dem Konzept der comunalidad3. Dieses progressive Konzept der Gesellschaftsorganisation baut auf drei Komponenten: die kollektive Arbeit für die Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung, womit gemeinsam die vorhandene Infrastruktur in Stand gehalten wird und die monetäre Bewertung der Arbeit sowie die kapitalistische Grundlage einer hierarchischen Gesellschaftsgliederung in Klassen entfällt; die institutionalisierte Reziprozität, für Umverteilung und als soziales Sicher-heitsnetz; und das unentgeltliche rotative System der Ämter mit Ver-sammlungen, in denen konsensorientiert gemeinsam Entscheidungen getroffen werden. Die höchste Autorität verbleibt dabei bei der Ver-sammlung. So werden einzelne Personen nicht zu MachthaberInnen, sondern stehen im Dienste der Gemeinschaft (siehe auch Manzo 2008, Martínez 2003). Einige indigene Organisationen in Oaxaca unterstützen Prozes-se der soziopolitischen, ökonomischen Autonomisierung indigener Gemeinschaften nach dem integrativen Konzept und der Logik der comunalidad. Die anarcho-kommunistische Basisorganisation Consejo Indígena Popular de Oaxaca – Ricardo Flores Mágon (CIPO-RFM) hat sich in einem ehemaligen besetzten Haus am Rande der Stadt einen Raum für den Austausch, das gemeinschaftliche Leben und den politischen Aktivismus geschaffen. Die Mitglieder des CIPOs unterstützen andere Kollektive, die sich einen Raum schaffen wollen, der sich den gesetz-lichen Restriktionen des Staates und den Strukturen entzieht, die der indigenen Bevölkerung anfangs beschriebene Attribute verleihen.

Zentral ist die Verteidigung des kommunalen Territoriums, das die räumliche Grundlage für die kulturelle Reproduktion und die Subsistenzwirtschaft darstellt, die wiederum einen Grundstein für die ökonomische Unabhängigkeit legt. Die Stärkung der comunalidad

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und Gleichberechtigung aller Gemeinschaftsmitglieder beschreibt die Basis für die politische Selbstverwaltung und die angestrebte radikale Demokratie. An der experimentellen, schrittweisen Verwirklichung dieser Kernpunkte arbeitet der CIPO-RFM.

Die Vision des CIPOs und der oaxaquenischen Bewegung für Autonomie geht jedoch über die Schaff ung eines indigenen Freiraums hinaus. Eine subnationale indigene autonome Region wird als neuer notwendiger

Literatur

Bonfi l Batalla, Guillermo (2002): The Problem of national Culture. in: Joseph, Gilber micheal; henderson, Timothy J. (hg.): The mexico reader: history, Culture, Politics. durham: 28-32.

dobler, Elisabeth (2010): Politische autonomie und kulturelle diversität. indigene Organisation in Oaxaca und internationale Zusammenarbeit. universität Wien: unveröff entlichte diplomarbeit. http://elisabeth-dobler.andcontext.com.

Esteva, Gustavo (2007): The asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca: a Chronicle of radical democracy. in: Latin american Perspectives. issue 152. 34 (1), 129-144.

manzo, Carlos (2008): Comunalidad y resistencia. in: de Vinculación y Ciencia. El méxico indígena bajo de la mira. 24, 67-71.

martínez Luna, Jaime (2003): Comunalidad y desarrollo. méxico: Conaculta/ Campo a.C.

Die Forderungen der

indigenen Bewegung

nach Territorium,

Autonomie und Selbst-

verwaltung beschreiben

jedoch einen

zweiseitigen Kampf.

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Kunst im Raum oder irgendwo dazwischenStefanie Proksch-Weilguni , Kunstgeschichte

in einem meer voller reize und einflüsse sind wir schon etwas abgestumpft. das Leben in der Großstadt konfrontiert den menschen beim ersten schritt aus der Tür mit Werbung, Anzeigetafeln und medien, die den Konsum propagieren.

Im engeren Sinn muss man sich dafür nicht einmal mehr aus dem Haus wagen, der Fernseher alleine deckt den Tagesbedarf an Reizüberflutung. Im öffentlichen Raum, der einen auch zu Hause einholt, also hier mit Lebenspraxis gleichgesetzt werden kann, hat es die Kunst sehr schwer, einen Einfluss auszuüben und nicht in der Masse zu verschwinden. Des-halb befindet sich Kunst auch im Museum und kann dort ungestört exis-tieren oder eben dahinvegetieren. Dieser Text geht der Frage nach, in welchem Raum die Kunst Einfluss auf die Menschen hat und behandelt, im historischen Zusammenhang mit der Avantgardebewegung des 20. Jahrhunderts, die Suche und Eingliederung der Kunst in die Lebenspra-xis der Menschen.

im GALerierAum, der traditionellen Umgebung des Kunst-werks, kann es für sich selbst stehen und sich der alleinigen Funktion, Kunst zu sein, hingeben. Neutral ist dieses Umfeld allerdings nicht. Das Museum ist vorbelastet als intellektueller, lebensferner und in sich ge-schlossener Mikrokosmos. Brian O’Doherty schreibt diesem „White-Cube“ eine nahezu sakrale Aura zu, in der sich ein Objekt automatisch zum Kunstwerk transformiert (vgl. O’Doherty 1992). Einmal außerhalb dieser autonomen Welt verliert es diesen Status allerdings sofort. Ein prominent platzierter Feuerlöscher oder eine auffällige Sitzgelegenheit in einem modernen Museum stehen in ihrem Wesen als Nicht-Kunst-werk dem modernen Ausstellungsobjekt als ästhetischer Widerstand gegenüber. Anhand dieser Beispiele illustriert Brian O’Doherty die Entstehung des Eindrucks, dass raumgreifende Körper, wozu auch die BesucherIn-nen zählen, zwischen diesen ästhetisch aufgeladenen Wänden uner-wünscht sind. Es lässt sich somit die Annahme formulieren, dass ein Raum der nur das Geistliche willkommen heißt, auch ein kleineres Pu-

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blikum anspricht, als es die Kunst im öffentlichen Raum tut. So fern von jeglicher Lebenspraxis hat das Objekt keinen guten Standort, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Vor diesem ProBLem standen auch schon die Kunstschaf-fenden der Avantgarde. Peter Bürger beschreibt in seiner „Theorie der Avantgarde“, wie die KünstlerInnen versuchten, ihre Objekte in die Lebenspraxis zu überführen und dabei scheiterten (vgl. Bürger 2002). Ein klassisches Beispiel wäre Marcel Duchamp: Fountain – ein seriell angefertigtes Pissoir – wurde mit seiner Signatur versehen und hat so-mit Anspruch, ohne viel Zutun des Künstlers, auf den Titel „Kunstwerk“ erhoben. Dahinter steht der Gedanke, die Absolutheit des Kunstwerks aufzulösen. Originalität und Perfektion: Eigenschaften die das Objekt auf diese abgehobene, lebensferne Position stellen, werden in diesem Beispiel Duchamps einfach negiert. Hat das Kunstwerk einmal seinen erhöhten Status verlassen, kann es sich in die Lebenspraxis eingliedern – so die Idee. Dass dieser Versuch scheiterte, lässt sich daran erkennen, dass Fountain wieder im Museum steht und in den Kanon der Kunst aufgenommen wurde.

Diese kurze Darstellung einer Krise der Werkkategorie geht Hand in Hand mit dem Problem des Raums. Das Objekt steht zum einen vor der Aufgabe, seine Bedeutung in einer Formensprache zu verwirklichen und zum anderen einen Platz zu finden, an dem es seine Botschaft auch auf den Menschen übertragen kann. Als Möglichkeiten stehen sich in absoluten Kategorien der Galerieraum und der öffentliche Raum (gleichgesetzt mit Lebenspraxis) gegenüber. Peter Bürger bestimmt die Schwierigkeiten, die durch diese Polarisierung entstehen: Die Kunst im institutionellen Rahmen hat durch ihre Autonomie die Fähigkeit, kritisch und von außen zu betrachten. Ist sie im Sinne der Avantgarde in die Lebenspraxis integriert, verliert sie diese Funktion, weil sie den objekti-ven Standpunkt dazu verlassen muss.

um dieses rAumProBLem zu überwinden, strebt man heute nach Vorbild Duchamps, nach einem Platz ohne Absolutheitsanspruch. Die Kunst findet einen populären Ort in Räumen zwischen diesen Gegenpolen – Institution Kunst und Lebenspraxis – in einem Zwi-schenraum. Der Stadtraum Wien bietet in seinem „Wohnzimmer“ – die Rede ist vom Museumsquartier –ein Beispiel, welches das Konzept des

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Zwischenraums vorführt. Der Raum ist im abstrakten sowie im räumli-chen Sinn zwischen dem geistigen Galerieraum und der Lebenspraxis angesiedelt. Die bunten Liegemöbel „Enzis“ sowie diverse Installationen befi nden sich auf einem für jeden zugänglichen Platz, der wiederum von drei Museumsbauten begrenzt wird.

Dahinter steht der Versuch, sich vom Absolutheitsanspruch zu lösen und die Kunst irgendwo dazwischen zu platzieren.

Literatur

Bürger, Peter (2002): Theorie der avantgarde. Frankfurt am main: Suhrkamp. S. 49-73.

Oʼdoherty, Brian (1992): die weiße Zelle und ihre Vorgänger. in: kemp, Wolfgang (hg.): der Betrachter ist im Bild. Berlin: reimer. S. 333-347.

Der Raum ist im abstrakten

sowie im räumlichen Sinn

zwischen dem geistigen

Galerieraum und der

Lebenspraxis angesiedelt.

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Wer versucht, sich Freiräume zu schaffen, formuliert Kritik. Kritik an vorherrschenden Gegebenheiten, Kritik am status Quo. Wovon möchte man sich befreien? oder warum muss man sich überhaupt da-von befreien? Braucht Freiheit überhaupt einen raum? Wer Freiräume sucht, versucht Veränderungen zu erreichen.

Veränderungen, die in Revolutionen enden können, Veränderungen, die Denksysteme in Frage stellen. In jedem Fall bedeutet das Streben nach Freiräumen immer auch ein Streben nach einer Gesellschaft, in der die Schaffung oder das ebendiese Streben nach Freiräumen nicht mehr not-wendig sein muss. Das Streben nach Freiräumen bedeutet aber ebenso Partizipation in unserer Demokratie, das Aktivieren und Investieren von Kräften, ohne dabei primär ein wirtschaftliches Ziel zu verfolgen.

die PrinziPien entsprechen jedoch nicht den typischen, ge-wünschten Schemata, nach denen ein Homo economicus agieren sollte, dieses Denksystem passt nicht so ganz in unsere Welt, die von Rationalität und Effizienz geprägt ist. Überträgt man dies auf die aktuelle soziopolitische Situation, so kann man dieses Engagement direkt bei der „Mehr Demokratie jetzt“ Bewegung in Spanien und ganz Europa erkennen. Es geht nicht mehr nur um konkrete Projekte, es geht dies-mal um mehr Mitspracherecht, um eine direktere Demokratie. Neben dem Engagement in unserer Gesellschaft steht aber eben genau die-se angesprochene Kritik im Vordergrund. Es bleibt abzuwarten, wohin sich diese Bewegung entwickelt, fest steht jedoch schon jetzt, dass es eine nicht unerhebliche Zahl an Menschen in Europa gibt, die das vorherrschende System des Kapitalismus nicht als die finale Gesell-schaftsform akzeptieren.

Betrachtet man zumindest die Freistadt Christiania, so sieht man schnell, dass ein Leben abseits der Dominanz von wirtschaftlichen Interessen möglich ist. Man muss nur die entsprechenden Freiräume schaffen, um eine Grundlage zu bieten. Irgendjemand sollte das mal machen...

Freiräume als BrutstätteMr. Jones, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

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“Good fences make good neighbours.”Robert Frost, Mending Wall

räume sind zerklüftet, ge- und zergliedert. Je urbaner die räume, desto stärker fragmentiert erscheinen sie uns. straßen dominieren das stadtbild, lange Häuserfronten verhindern durchblicke und durch-gänge, schaffen aber auch intime rückzugszonen.

Die Stadt wirkt kleinteiliger und bietet eine größere Vielfalt an Orten mit besonderer Bestimmung als der Naturraum. Das wahrgenommene Bild dieser Flächen wird durch Wiesen, Wald-, Wasser- und Agrarflächen geprägt. All diese Strukturen leiten unsere Blicke und erlauben es uns, sich im Raum aufzuhalten. In Europa Aufgewachsene sind es gewohnt, sich in kleinteiligen, aber hoch differenzierten Räumen zu bewegen. Man sieht den meisten Räumen aus einer reinen Erfahrung heraus ihre jeweilige Funktion an (vgl. Le Corbusier 1984); aus einer Erfahrung, die nicht voraussetzt, den jeweiligen Raum bereits betreten zu haben. Verkehrsräume sind erkennbar an ihrer baulichen Gestalt oder durch Spuren ihrer Verwendung. Gleiches gilt für die Räume des Arbeitens, des Erholens oder des Wohnens. Wir bewegen uns im Raum mit einer Sicherheit der Erfahrung – des Raum-Er-Lebens; wir bewegen uns viel-fach völlig frei, beseelt von einem Gefühl, dass es doch unmöglich vom Menschen zu trennen wäre, sich frei zu bewegen.

ABer Wie Frei AGieren Wir dABei? Ist es eine Freiheit der Be-wegung, die mit jener wild lebender Tiere zu vergleichen wäre oder sind wir in dieser Freiheit bloß Getriebene zahlreicher Affekte und unserer Umwelt? Oder ist unser Bewegen nicht auch Produkt vernunftgeleiteter Überlegungen, die nicht nur bloß den Moment und das augenblickliche Bedürfnis des agierenden Subjekts kennen, sondern auch den Versuch anstellen, die Interessen der Nächsten derart mit einzubeziehen, in-dem das Handeln des Einzelnen eben auch immer allgemeines Han-deln, gleichsam Gesetz (vgl. Kant 1785), sein kann. Die Anstrengungen der Aufklärung, die Gabe der menschlichen Vernunft als Basis jeglicher Lebenskonzeptionen zu denken, haben jene Staatsformen erzeugt, die

Raum frei betreten im freien Staat Christian Erlinger, Raumplanung & Politikwissenschaft

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sich von einem totalitären, absolut-dogmatischen Be-Herrschen verab-schieden wollten, um die Freiheit des und der Einzelnen für sich selbst und in Einklang mit der Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft zu garantieren. Daraus erwuchs aber ein besorgniserregendes Dilemma, mit dem der moderne Staat zu kämpfen hatte:

„der FreiHeiTLicHe, säKuLArisierTe sTAAT lebt von Vor-aussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er sei-nen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft reguliert. Andererseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, […] zu ga-rantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben.“ (Böckenförde 1976: 60). Der liberale Staat bietet mit seinen rechtlichen Bestimmungen eine gesellschaftliche Handlungsebene, die dem sich aufgrund seiner naturgegebenen Freiheit bewegenden Menschen übergestülpt wurde, und ihn – um der Freiheit willen – darin begrenzt. Was völlig wider-sprüchlich erscheint, erweist sich in der Praxis als immanent. Der liberale Staat gesteht dem und der Einzelnen beispielsweise die Freiheit zu, Eigentum, eben auch an Grund und Boden, zu erwerben und gegen andere zu sichern. Auf derselben Ebene garantiert er aber auch jedem und jeder Einzelnen die Freiheit, sich im Raum des Staates frei zu bewegen. Es wird versucht, vollkommene Freiheiten zu garantieren. Freiheiten, die sich aber in ihren konkreten Gestalten widersprechen: Der Staat öffnet den Wald für jedermann (zwar unter Einschränkung der Betretungsformen, aber immerhin) und erlaubt im selben Atem-zug dem Kleinhäusler, seinen Rasen einzuzäunen. In der Stadt bleiben Durchgänge geschlossen, weil die Grundeigentümer eine Öffnung ihres Bodens nicht wollen, vielleicht aber auch, weil sie es nicht wollen kön-nen, da ihnen für eine solche Generosität Aspekte des Haftpflichtrechts im Wege stehen.

ein Freies, BeruHiGTes BeTreTen unserer räume, staatlich garantiert, wäre eine Möglichkeit, den Gedanken der v ernunftgeleiteten Freiheit als gesellschaftliches Fundament zu stärken. Das Recht auf eigenverantwortliches Betreten, ein umsichtiges Schauen und Benüt-zen des Bodens, muss stets erneut eingefordert werden, sowohl im alpi-

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nen Gebiet, im Wald als auch im bebauten aber oftmals brach liegenden Raum. Dieses Betreten ist möglich, schon jetzt. Es ist möglich auch unter den gegeben Bedingungen, auch wenn uns Zäune und Schranken das Gegenteil beweisen möchten und sich das Gefühl breit macht, für ein „angstfreies Betreten“ sei es wohl besser, Jurist als Fußgeher (vgl. Merli 2000: 170) zu sein. Das Recht des freien Betretens ist ein „starkes“ Recht, welches in der Lage ist, bei einer respektvollen, vernunftgeleiteten Ausübung andere Freiheitsrechte, wie das des Eigentums, nicht auszuschließen, sondern vielmehr bestehen zu lassen. Dann bräuchte es keine Zäune, um guter Nachbar zu sein.

Literatur

Böckenförde, Ernst-Wolfgang (1976): Staat ‒ Gesellschaft ‒ Freiheit. Frankfurt am main: Suhrkamp.

kanonier, Eugen (1997): Wegefreiheit. Wien.

kant, immanuel (1785): Grundlegung zur metaphysik der Sitten. Frankfurt am main.

Le Corbusier (1984): Charta von athen. in: hilpert, Thilo (hg.): Le Corbusiers „Charta von athen“. kritische neuausgabe. Einführung: der historismus und die Ästhetik der moderne. 2. aufl age1988. Braunschweig: Vieweg.

merli, Franz (2000): nutzung von Wanderwegen. in: hinteregger, monika (hg.): Trendsportarten und Wegerecht. Wien.

Ist es eine Freiheit der

Bewegung, die mit jener

wild lebender Tiere zu

vergleichen wäre oder sind

wir in dieser Freiheit bloß

Getriebene zahlreicher

Affekte und unserer

Umwelt?

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Lebensmittelkooperative, die: Wird auch als Foodcoop bezeichnet. Versteht sich als ein zusammenschluss einer Personengrup-pe, die selbstorganisiert Lebensmittel von regionalen, biologisch wirtschaftenden Produzentinnen sowie fair gehandelte Ware aus anderen Ländern bezieht.

JedeR von uns ist KonsumentIn – wir benötigen Nahrung, Wohnraum und Kleidung. Was und wo wir konsumieren, ist geprägt von Gewohn-heiten und Mustern, die sich im Laufe der Lebenszeit gebildet haben. Die meisten von uns beziehen ihre Nahrungsmittel aus Supermärkten oder bei Gelegenheit auch vom Markt. Viele nehmen dieses System un-hinterfragt in Kauf, da die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, vor allem in Städten, weitgehend von Supermärkten abgedeckt wird. Supermarkt-Ketten sind jedoch den Regeln der Marktwirtschaft unterworfen, d.h. sie stehen in Konkurrenz zueinander und müssen den KonsumentInnen für bestimmte Produkte niedrigere Preise als die KonkurrentInnen anbieten, und dennoch soll der Gewinn stetig gesteigert werden.

In diesem kapitalistischen System gibt es einige VerliererInnen: Klein- und Mittelbetriebe, KonsumentInnen und nicht zuletzt die Umwelt. Bäuerinnen und Bauern werden durch Lohn-Dumping dazu gezwungen, ihre Produkte zu niedrigeren Preisen zu verkaufen, Klein- und Mittelbe-triebe haben dadurch kaum noch Überlebenschancen. Konventionelle Landwirtschaft kommt ohne Schädlingsbekämpfung und Kunstdünger nicht aus. Monokulturen prägen die Landwirtschaft, da stabile und er-tragreichere Sorten den Markt dominieren (vgl. Anderson 2005: 86ff).

Wir KAuFen LeBensmiTTeL – doch um welchen Preis? Bil-liges Gemüse aus Spanien und Argentinien, Erdbeeren im Winter aus Südafrika. Können wir wirklich noch entscheiden, welche Produkte wir kaufen möchten, auch wenn wir uns für „regional, saisonal, bio“ entschei-den? Supermärkte bieten uns eine scheinbar riesige Auswahl an, aber in Wirklichkeit treffen wir beim Kauf nur eine bedingte Entscheidung. Die wesentlichen Entscheidungen wurden bereits im Vorfeld getroffen,

Supermarkt-Sackgasse Die Alternative FoodcoopAstrid Glatz, Kultur- und Sozialanthropologie

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denn was überhaupt erst in die Regale kommt, entscheiden andere. Und dabei ist dies nur ein Bruchteil aller Produkte und Sorten, die existieren.

docH es GiBT ALTernATiVen und Freiräume innerhalb des be-stehenden Systems. Konsum bedeutet an der Welt teilzunehmen und mit ihr zu interagieren. Konsum bedeutet zu entscheiden (vgl. García-Canclini 2001: 38, Slater 2006: 27ff). Aber es gibt eben nicht nur einen Weg, an Lebensmittel heranzukommen, sondern es gibt viele. Einer zum Beispiel sind Lebensmittelkooperativen. Diese, auch als Foodcoops bezeichnet, verstehen sich als Zusammenschluss von einer Personen-gruppe, die selbstorganisiert Lebensmittel von regionalen, biologisch wirtschaftenden ProduzentInnen bezieht. Zum Teil werden auch fair ge-handelte Waren aus anderen Ländern (z.B. Kaffee, Olivenöl) eingekauft.

Eine Foodcoop unterscheidet sich im Wesentlichen von einem Supermarkt oder einem Bioladen dadurch, dass alle Mitglieder an der Foodcoop mitwirken. Dabei werden der Einkauf, die Lagerung und die Verteilung der Nahrungsmittel von den Mitgliedern selbst organisiert. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, und damit demokratisch Einfluss auf die eigene Lebensmittelversorgung ausgeübt.

Wie FunKTionierT nun eine FoodcooP im Wesentlichen? Biologische Lebensmittel, wie z.B. Milchprodukte, Getreide und Gemüse, werden direkt bei den lokalen Kleinbäuerinnen und -bauern bestellt, die Preise dafür werden gemeinsam festgelegt. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Gestaltung fairer Preise, der direkte Kontakt zu den ProduzentInnen, das Wissen um die Produktionsbedingungen sowie der Konsum von biologischen Produkten. Nachhaltiger, umweltgerechter Konsum spielt ebenso eine große Rolle (vgl. Sense.Lab 2009: 11ff).

Die Produktliste ist lang, darauf finden sich mitunter Getreide, diverse Ge-müse- und Obstsorten, Rohmilch, Quittenschnaps, regionale Vollkorn-nudeln und Sonnenblumenöl. Auf Bestellung werden die gewünschten Waren ins Lager geliefert. Dieses ist zu bestimmten Zeiten geöffnet, und die Mitglieder können sich die bestellten Produkte abholen, und neben-bei ins Gespräch kommen. In Wien sind übrigens derzeit die Foodcoops Bioparadeis, D’Speis und Fresskorb aktiv.

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KonsumentIn zu sein, bedeutet Entscheidungen zu treff en (vgl. Sla-ter 1997). Wo und wie diese Entscheidungen getroff en werden, un-terliegt der Freiheit jedes und jeder Einzelnen. Durch das Nutzen von Alternativen kann jedoch nicht nur das System in Frage gestellt werden, sondern auch die Gesellschaft mitgestaltet werden. Literatur

anderson, E.n. (2005): Basics: Environment and Economy. in: ders.: Everyone Eats. understanding Food and Culture. S. 82-96.

García-Canclini, néstor (2001): Consumption is good for Thinking. in: ders.: Consumers and Citizens. Globalization and multicultural Confl icts. S. 37-47.

Sense.Lab e.V. (2009): Fair, bio, selbstbestimmt. das handbuch zur Gründung einer Food-Coop.

Slater, don (1997): Consumer Culture and modernity. malden: Blackwell Publishing.

internetquellen

http://speis.org

http://www.bioparadeis.org/

Es gibt Alternativen und

Freiräume innerhalb des

bestehenden Systems.

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„Die Brache ist eine wichtige Qualität von Stadt. Sie ist nicht notwendigerweise ein leer liegendes Grundstück - die Qualität Brache kann überall gefunden werden: man muß sie nur herauspräparieren.“

www.raumforschung.de

Wien besitzt im Gegensatz zu anderen städten wie Berlin oder new York, entschieden weniger raum für freie, von Behörden unabhängige Gestaltung und Benützung. Vor allem Brachen sind, vielleicht auch aufgrund der hohen Grundstückspreise, nur selten anzutreffen. Jeder unverbaute Quadratmeter wird als brachliegendes Kapital angesehen. Wo können trotzdem in der komplexen urbanen struktur der stadt Wien Brachen entdeckt und Freiräume gefunden werden? Was bzw. wer definiert sie als solche?

Betrachtet man/frau grosso modo die Wohn- und Raumgestaltung in Wien, wird man mit Denkweisen zum urbanen Zusammenleben aus längst vergangenen Tagen konfrontiert. Der französische Soziologe und Philosoph Henry Lefèbvre geht von einer sehr ins Private zurück-gezogenen, von Passivität geprägten städtischen Bevölkerung aus: „Der Wohnraum und der Bewohner ziehen sich aus der Angelegenheit zu-rück. Sie überlassen den ,Entscheidenden‘ die Verantwortung für die Entscheidung.“ (Lefèbvre 1972: 197).

WoHnräume, die gleichzeitig den Lebensraum darstellen, sind in sich geschlossene, hermetisch abgetrennte Räume. Die verschiedenen Lebensweisen, und damit auch die Alltagskultur, finden in sogenannten „Wohnmaschinen“ statt. Handlungen, die unter anderem das städti-sche Leben ausmachen, erscheinen somit auf ein Minimum beschränkt: Kulturelle Werte und Modelle werden nur im Privaten gelebt. Die Frage nach dem und der BenutzerIn wird in Wien banalisiert gestellt, und die BürgerInnen werden in die Passivität gezwungen. Bei-nahe alle Grünflächen und Parks werden von der MA 42 betreut und begrünt. Parks werden oft nach rationalen Prinzipien oder nach modischen Tendenzen im Gartenbau gestaltet und lassen kaum Spiel-raum für aktive Beteiligung und Umgestaltung. Die von Lefèbvre ge-stellte Frage nach den BenutzerInnen, könnte von der Stadtverwaltung

Brachliegendes WienEva-Maria Wall, Theater-, Film- und Medienwissenschaft

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folgendermaßen beantwortet werden:

Der Benutzer? Wer ist das? […] Als was sieht man dann den Benutzer an? Als eine ziemlich widerwärtige Person, die beschmutzt, was man ihm neu und frisch ver-kauft, die Werte mindert, verdirbt, aber zum Glück eine Funktion wahrnimmt: sie macht den Ersatz des Dings, des Alten durch das Neue, unvermeidlich. (Lefèbvre 1972: 198)

Doch immer mehr BenutzerInnen Wiens kehren dieser Denkweise den Rücken zu. Verschiedene KünstlerInnenkollektive und Gruppen haben einen Weg gefunden, freien Raum zu schaffen; im Sinne der Zweckentfremdung oder nach dem Prinzip der gemeinschaftlichen, kol-lektiven Nutzung. „Frei-Raum“ wird hier gleichgesetzt mit öffentlichem Raum, der frei zugänglich ist - Brachen, ungenützter, toter Raum, Baulücken. Dieser Freiraum kann aber auch künstlich geschaffen wer-den, angeeignet und transformiert werden. Geprägt wird dieser Raum durch Interaktion und einem Zusammenspiel von Individuen, kulturel-len Codes und unterschiedlichen Denkprozessen. Das urbane Leben nach Lefèbvre, das sogenannte Leben in einer Box, wird durch diese Prozesse durchbrochen, und verschiedene Lebensweisen treffen aufei-nander und befruchten sich gegenseitig.

2007 Wurde Vom rAumLABor BerLin eine künstliche Brache auf dem Platz an der Oper geschaffen. Ein bereits stark frequentierter Platz wurde zu einer in Wien fehlenden Brache. Eine Absperrung, die den neuen Raum definierte, wurde angebracht, Leute versammelten sich; soziale Interaktionen und eine neue Wahrnehmung eines bereits bekannten Ortes sind das Resultat. Durch das Anbringen einer Grenze, einer klaren Markierung, wird freie Kommunikation und Bewegung mög-lich. Durch Abgrenzung zum Gewohnten wird ein neu zu definierender Raum geschaffen und mit frischer Symbolik und neuen Eigenschaften belegt.

Auch das Phänomen der Guerilla Gardening Bewegung geht von der Aneignung eines urbanen Raumes aus, jedoch eines nicht-genutzten, öf-fentlichen. Oft werden diese Orte als unschön, dreckig oder unästhetisch angesehen. Es sind „Nicht-Räume“, Räume die wenig Bedeutung für das urbane Zusammenleben haben, unbeachtet sind und die als mögliche „Aufenthaltsorte“ nicht wahrgenommen werden.

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Diese Nicht-Räume werden transformiert. Es werden Orte geschaffen, die Freiräume für Begegnungen, Erholung und Wertschöpfung bieten. Die vorherrschenden Vorstellungen eines Gartens, eines Parks, werden aufgebrochen. Ein Garten, der niemandes Eigentum, sondern für jeden Menschen frei zugänglich und benützbar ist. Ein Stück Erde, das nicht den Vorstellungen und Gesetzen der ästhetischen Parkgestaltung ent-spricht, das aktiv von den BewohnerInnen und nicht von der Stadtver-waltung begrünt wird, und das im wahrsten Sinne des Wortes Früchte trägt.

Erkennbar wird, dass auch in Wien Freiraum gefunden und gestaltet werden kann. Es bedarf jedoch von Seiten seiner potentiellen Benüt-zerInnen noch mehr Kreativität und Aktivismus. Zu wünschen ist auch eine positive Neudefinition von Brache, Freiraum und öffentlichem Raum. Die PionierInnen waren bereits am Werk, jetzt sind deren Nach-folgerInnen gefordert und gefragt.

Weiterführende Links

http://ggardening.blogsport.eu/http://www.facebook.com/people/Tanz-durch-den-Tag/http://www.raumforschung.de/lab/ausstellung/brachenpioniere-wien/index.htmlhttp://gehsteig-guerrilleros.soup.io/

Literatur

henri, Lefèbvre (1972): die revolution der Städte. münchen: Paul List Verlag.

marcus, Bader (2007): Brachenpioniere Wien. interventionen auf dem Platz an der Oper.

internetquellen

http://www.raumforschung.de/lab/ausstellung/brachenpioniere-wien/index.html

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ich bin ein käfer, ein bild, das mich seit der ersten lektüre von kafkas text verfolgt: der riesenhafte, am rücken liegende käfer, der verzweifelt versucht sich umzudrehen, die beine wirbeln durcheinander, die mund-werkzeuge kreiseln - wie oft habe ich als kleiner bub dieses spektakel verfolgt, in der hocke, vornüber gebeugt, den augenblick abwartend bis der käfer sich aus seiner misslichen lage befreite, um ihn sofort wieder auf den rücken zu befördern - und das spiel begann von neuem. wenn ich es schließlich satt hatte, zertrat ich ihn. zumeist.

jetzt also ich, das klopfen an der tür - erschrocken fahre ich aus meinen träumen hoch, meine mutter in der tür sagt, dass ich spät dran sei, mich beeilen müsse. springe aus dem bett und unter die dusche, schlüpfe in den nächst besten anzug, runter in die küche, frischer kaffee am tisch, meine mutter mit leicht vorwurfsvollem gesicht – wer weggeht des nächtens... während ich ihr ein kompliment für ihre frisur mache, ritze ich mit dem frühstücksmesser unbemerkt ein loch ins tischtuch. einer der nachteile, wenn man so lange bei seinen eltern lebt – beständiges objekt der belehrung zu bleiben. allerdings, wo sonst lässt es sich so billig und komfortabel wohnen, warmes abendessen, waschsalon samt bügelautomat und zimmerservice - und darüber hinaus: ein sich selbst-ständig befüllender kühlschrank! im gegenzug dafür ein paar gut ge-meinte ratschläge – d’accord! da muss man nicht gleich zum schlächter werden wie jener lowell lee andrews, der in den späten 50ern im dump-festen mittelwesten der USA eltern und geschwister erschoss, nur weil er die ewigen vorwürfe seines vaters satt hatte. er hätte bloß getan, was er tun musste, gab er zu protokoll, auf seinen vater hatte er insgesamt 17 schüsse abgegeben. das musste also getan werden, damals, als die revolution noch über die leichen der väter führte.

die tageszeitung am frühstückstisch verkündet: paris brennt - darunter ein auto in flammen. in den pariser banlieues wird revoltiert, die vor-stadtjugend fordert ihre republikanischen rechte der gleichheit und brüderlichkeit ein – die regierung spricht von gesindel und einer sandkas-tenrevolution. während lowell lee andrews’ wut sich gegen seine eltern richtete und zu einem blutbad führte, reagieren sich die französischen immigranten zweiter und dritter generation an den dingen ab.

tun, was man tun musseine erzählung von manfred bruckner

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nicht jeder scheint mit einem loch im tischtuch zufrieden. der man-gel an perspektive, an zukunft, schlägt unmittelbar auf die gegenwart durch: wir sind menschen, wir leben – die brennenden autos sind der beweis, wird ein vermummter jugendlicher zitiert. nicht, dass ich mir selbst nie die frage stellen würde, ob es nicht an der zeit wäre, mich zu emanzipieren, mein leben zu leben – aber – am ende des tages - ist das eine frage von prioritäten: wilder sex um vier uhr morgens am küchentisch oder niemals bad und klo putzen.

nehme einen schluck kaffee und löffle mein müsli - der erfolgreichste fi-nanzminister aller zeiten verteidigt den verkauf der bundesimmobilien, es wäre eine win-win-situation für die republik gewesen! darunter das gewinnende antlitz des ministers, unterstellungen, dass dabei möglicherweise etwas nicht in ordnung gewesen wäre, würden jeder grundlage entbehren. die staatsfinanzen hätten schließlich auf vorder-mann gebracht werden müssen, mehr privat, weniger staat, ein einma-liges window-of-opportunity: der staat hätte sich von altlasten befreien müssen, er hätte nur getan, was getan werden musste. nicht dass meine eltern mir nachdrücklich nahe legten, mir endlich eine eigene bleibe zu suchen - trotzdem sah ich mich kürzlich auf ihre frage hin dazu veran-lasst, ihnen darzulegen, dass mein zu hause wohnen bleiben, sowohl ökonomisch als auch familiär eine win-win-situation für uns alle ist: keine doppelten haushaltsführungskosten, keine investitionen in mittelfristig inadäquate wohnlösungen, permanenter kontakt würde die sonst un-vermeidliche entfremdung verhindern. mein vater, der während meiner ausführungen unablässig einen apfel polierte, warf ihn mir am ende wortlos zu.meine mutter wirkte angeekelt.

falte die zeitung zusammen, bemerke einen käfer, der entlang der fliesenkante in richtung fenster krabbelt, und zertrete ihn im aufstehen. durcheinander wirbelnde beine, kreiselnde mundwerkzeuge – das traumbild vor augen, spüre ich einen wuchtigen schlag gegen die brust, der mich taumeln lässt, mir atem und sinne nimmt. den dazu gehörigen schuss höre ich nicht mehr. die folgenden ebenfalls nicht. meine mut-ter breitet das tischtuch über meine leiche. das loch, das ich mit dem tischtuch ritzte, ist nicht zu sehen.

es klopft an der tür.

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autorInnen und autoren

MANFRED BRUCKNER arbeitet als Online-Redakteur, studierte Germa-nistik und Physik für das Lehramt, fand seinen Platz jedoch im Online-Geschäft und betreibt den Blog http://manfredbruckner.blogspot.com/.

MMag.a ELISABETH DOBLER ist gebürtige Steirerin, geborene Deutsche, derzeit wohnhaft in Wien, temporär auch immer wieder anderswo. Sie besuchte die Modeschule in Graz, sammelte Erfahrung als Designerin in Guatemala, studierte Internationale Entwicklung und Kultur- und Sozialanthropologie in Wien und schloss mit einer Diplomarbeit über die indigene Bewegung in Oaxaca, Mexiko, ab. Ihre Studienschwer-punkte sind soziale Bewegungen; Rechtspluralismus; interpretative, an-thropologische Entwicklungsforschung; Post-Development.

CHRISTIAN ERLINGER lebt in Wien und im Kamptal, studiert Raumpla-nung und Politikwissenschaft in Wien und arbeitet in der Erwachsenen-bildung. Aktuell arbeitet er an seinen Diplomarbeiten, zur Thematik der Wegefreiheit aus planungspraktischer Perspektive und zum politischen Stellenwert von Sprachausbildung Erwachsener.

Mag.a ASTRID GLATZ ist Kultur- und Sozialanthropologin, und in der Foodcoop D’Speis aktiv. Wenn sie nicht im Selbsterntegarten werkt, forscht sie im Schnittfeld Migration und Gesundheit.

MR. JONES studiert Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien und ist als freischaffender Künstler im urbanen Raum aktiv. Seit 2008 ist er durch die Galeria Autonomica auf diversen Festival und Aus-stellungen vertreten, seit 2009 ist er Mitglied im Writers Corner Mün-chen.

ELIF ÖZTÜRK wurde im Jahr 1989 geboren und maturierte in Berlin, Deutschland. Vor knapp drei Jahren kam sie nach Wien, um zu studieren. Ihre gewählten Studiengänge sind „Kultur- und Sozialanthropologie“ und „Islamische Religionspädagogik“

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autorInnen und autoren

STEFANIE PROKSCH-WEILGUNI ist Studentin der Kunstgeschichte im vierten Semester. Sie stammt aus dem Waldviertel (NÖ) und lebt seit 2009 in Wien. Während ihrer Ausbildungszeit hat sie einige Zeit in den USA gelebt und sich für ein Sozialprojekt in Nepal engagiert. Derzeit ar-beitet die Studentin als Kulturvermittlerin bei der Niederösterreichischen Landesausstellung und möchte auch nach ihrem Studium im Kunst- und Kulturbereich tätig sein.

EVA-MARIA WALL ist Diplomandin an der Theater-, Film- und Medienwissenschaft/Wien, absolvierte diverse Auslandsstipendien und -aufenthalte, so z.B. in Brünn/CZ, Berlin, Hannover. Sie ist diplomierte Musicaldarstellerin. Ihre Tätigkeitsbereiche und Interessen liegen in der Darstellenden Kunst (Tanz, Performance,...) und der analogen Film- und Fotokunst. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Sind wir somit nicht alle

KünstlerInnen?

Wenigstens KünstlerInnen

der eigenen Kunst und der

eigenen Freiheit?

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so kannst du uns unterstützenDER VEREIN KUNE entstand im August 2010 aus den Ideen einiger en-gagierter StudentInnen, die eigene Projekte und Ideen auf die Beine stellen wollten. Ziel unserer Arbeit ist es, durch öffentlichkeitswirk-same (künstlerische) Aktionen über aktuelle gesellschaftspolitische und sozialkritische Themen zu informieren und durch kritische Auseinandersetzung Bewusstsein zu schaffen.

WIR WOLLEN die Bereiche Kunst, Gesellschaft und Wissenschaft miteinander vernetzen. Im wissenschaftlichen Forschen und in der Kunst sehen wir die Chance, politisch aktiv zu werden. Gesellschaftspolitisch und sozialkritisch ist für uns jene Kunst, die hinter die Kulissen blicken lässt, die sich traut, Missstände aufzuzeigen, zu kritiseren und davon überzeugt ist, dass “Kunst” nicht nur ins Wohnzimmer gehört sondern genauso auf die Straße und zwischen die Menschen.

da wir ein gemeinnütziger Verein sind, sind wir auf spenden und unterstützung angewiesen. Auch der kleinste Beitrag hilft uns, Projekte zu realisieren!

UNSER VEREINSKONTO:KUNE - Verein für Information, BewusstseinsbildungKontoNr.: 29549647500BLZ: 20111

www.kune.or.at

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Wer versucht, sich Freiräume zu schaffen, formuliert Kritik. Kritik an vorherrschenden Gegebenheiten, Kritik am status Quo.

Wovon möchte man sich befreien? oder warum muss man sich überhaupt davon befreien? Braucht Freiheit überhaupt einen raum?

Wer Freiräume sucht, versucht Veränderungen zu erreichen.Mr. Jones

Junge Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen versuchen in diesem Band schwierigen Fragen rund um den Begriff „Frei.Raum“ nachzugehen. Ihr Weg führt dabei von indigenen Unabhängigkeits bewegungen in Oaxaca, Mexiko, bis zu konsum-kritischen MitarbeiterInnen von Foodcoops in Wien. Freiheit und Raum als widersprüchliche und doch vernetzte Größen werden in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung untersucht und kritisch verhandelt.

dieser Band bietet erstmals einen interdisziplinären zugang zum Thema „Freiraum“ und vereint wissenschaftliche Kurztexte nach dem motto: Wissenschaft von allen, für alle.