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Der G¨ utermarkt einer offenen Volkswirtschaft Einf¨ uhrung in die Makro¨ okonomie SS 2012 16. Juni 2012 Einf¨ uhrung in die Makro¨okonomie (SS 2012) Der G¨ utermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 1 / 29

Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschafthomepage.univie.ac.at/christina.zauner/Open Economy II deutsch.pdf · Nachfrage nach inl andischen Gutern In einer o enen Volkswirtschaft

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Der Gutermarkt einer offenen Volkswirtschaft

Einfuhrung in die Makrookonomie

SS 2012

16. Juni 2012

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Was bisher geschah ...

Nachdem wir den nominalen und realen Wechselkurs definiert haben,konnen wir das Gleichgewicht auf dem Gutermarkt einer offenenVolkswirtschaft bestimmen

Das Gleichgewicht auf dem Gutermarkt hangt von der inlandischenund auslandischen Nachfrage, sowie vom realen Wechselkurs ab

Daruberhinaus besteht eine Beziehung zwischen Ersparnis undInvestitionen und der Handelsbilanz in einer offenen Volkswirtschaft

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Nachfrage nach inlandischen Gutern

In einer offenen Volkswirtschaft wird ein Teil der von inlandischenHaushalten konsumierten Guter im Ausland produziert.Daruberhinaus wird ein Teil der im Inland produzierten Guter vonAuslandern konsumiert

Daher mussen wir zwischen der inlandischen Nachfrage nachGutern und der Nachfrage nach inlandischen Guternunterscheiden

In einer offenen Volkswirtchaft kann die Nachfrage nach inlandischenGutern Z folgendermaßen definiert werden:

Z ≡ C + I + G − IM

ε+ X

Im Gegensatz dazu ist die Summe C + I +G die inlandische Nachfragenach (sowohl im Inland als auch im Ausland produzierte) Guter

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Nachfrage nach inlandischen Gutern - Importe

Um die Nachfrage nach inlandischen Gutern von der inlandischenNachfrage nach Gutern abzuleiten mussen wir davon Exporte addierenund Importe abziehen

Allerdings wird der Wert der im Inland und im Ausland produziertenGutern in unterschiedlichen Einheiten gemessen. Daher mussenImporte zuerst in Einheiten des inlandischen Gutes umgerechnetwerden

Der reale Wechselkurs ε ist als die Menge des auslandischen Guts, diegegen ein inlandisches Gut getauscht werden kann

Daher, ist 1ε die Menge des inlandischen Guts, die gegen ein

auslandisches Gut getauscht werden kann

Der Ausdruck IMε ist daher der Wert der Importe IM ausgedruckt in

Einheiten des inlandischen Guts

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Annahmen uber C , I , und G

Unser Modell einer offenen Volkswirtschaft unterscheidet sich nichtvom IS-LM Modell was die Annahmen uber C , I , und G betrifft

Obwohl der reale Wechselkurs die Zusammensetzung des privatenKonsums beeinflusst, wird er keine Auswirkungen auf das gesamteKonsumniveau haben (d.h. private Haushalte entscheiden wievieleGuter sie kaufen auf Basis ihres Einkommens; nachdem sie dieseEntscheidung getroffen haben, entscheiden sie sich welchen Anteilihres Konsums sie im Ausland kaufen auf Basis des realenWechselkurses)

Dasselbe gilt fur die Investitionsnachfrage: der reale Wechselkursbeeinflusst nur ob Firmen im Inland oder im Ausland kaufen, er wirdaber nicht das gesamte Niveau der Investitionsnachfrage beeinflussen

Wir werden wie bisher annehmen, dass die Staatsausgaben exogensind

Inland. Nachfrage = C (Y − T ) + I (Y , r) + G

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Annahmen uber Importe

Importe (Nachfrage von inlandischen Haushalten nach auslandischenGutern) hangt vom Einkommen im Inland und dem realenWechselkurs ab

Ein Anstieg des Einkommens im Inland erhoht sowohl die Nachfragenach inlandischen als auch nach auslandischen Gutern

Umso teurer inlandische Guter verglichen mit auslandischen Guternwerden (d.h. umso hoher ε ist), desto hoher wird die inlandischeNachfrage nach auslandischen Gutern

Daher nehmen wir an, dass die Importe positiv vom inlandischenEinkommen und dem realen Wechselkurs abhangen, d.h.

IM = IM (Y , ε)

mit ∂IM∂Y > 0 und ∂IM

∂ε > 0

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Annahmen uber Exporte

Exporte (Nachfrage von auslandischen Haushalten nach inlandischeGuter) hangen vom Einkommen im Ausland und vom realenWechselkurs ab

Ein Anstieg des Einkommens im Ausland fuhrt zu einer hoherenNachfrage der auslandischen Haushalte nach inlandischen undauslandischen Gutern

Umso teurer inlandische Guter verglichen mit auslandischen Guternwerden, desto weniger inlandische Guter werden von auslandischenHaushalten gekauft

Daher nehmen wir an, dass Exporte positiv vom auslandischenEinkommen Y ∗ und negativ vom realen Wechselkurs ε abhangen:

X = X (Y ∗, ε)

mit ∂X∂Y ∗ > 0 und ∂X

∂ε < 0

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Nachfrage nach inlandischen Gutern und Netto Exporte

Um die Nachfrage nachinlandischen Gutern aus derinlandischen Nachfrage (DDKurve) abzuleiten mussen wir denWert der Importe IM

εabziehen

Die entstehende AA Kurve gibtdie inlandische Nachfrage nachinlandischen Gutern an

Der Abstand zwischen der DDund der AA Kurve ist IM

ε

Da IM mit dem Einkommen Ysteigt, wird diese Distanz mit Ygroßer

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Nachfrage nach inlandischen Gutern und Netto Exporte

Daruberhinaus mussen wirExporte X zur AA Kurvehinzuzahlen As a second step, wehave to add exports X to the AAline

Die entstehende ZZ Kurve gibtdie Nachfrage nach inlandischenGutern an

Aus Teil (c) der Graphik kommenwir Netto Exporte X − IM

εals

Funktion der Produktion ableiten

Bei einer Produktion Y , sindExporte gleich der Distanz AC ,wahrend Importe der Distanz ABentsprechen

Netto Exporte (die Distanz BC)sind positiv ⇒Handelsbilanzuberschuss

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Produktion und die Handelsbilanz

Steigt die Produktion Y , steigen die Importe, wahrend die Exporteunverandert bleiben

Daher sind die Netto Exporte eine fallende Funktion der Produktion;diese Funktion wird durch die NX Kurve in Teil (d) der Graphik aufder vorigen Folie dargestellt

Beim Produktionsniveau YTB , sid die Netto Exporte null, d.h.Exporte und Importe sind gleich (der Index TB steht fur tradebalance)

Hohere Produktionsniveaus als YTB sind mit einemHandelsbilanzdefizit verbunden, niedrigere Produktionsniveaus alsYTB fuhren zu einem Handelsbilanzuberschuss

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Produktion im Gleichgewicht und Handelsbilanz

In einem Gutermarktgleichgewicht muss die inlandische Produktion Ygleich der (inlandischen und auslandischen) Nachfrage nachinlandischen Gutern Z sein

Die Gleichgewichtsbedingung kann daher folgendermaßen ausgedrucktwerden:

Y = C (Y − T ) + I (Y , r) + G − IM (Y , ε)

ε+ X (Y ∗, ε)

Die exogenen Variablen sind Steuern T , Staatsausgaben G ,auslandische Produktion/Einkommen Y ∗ und der reale Wechselkurs ε

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Produktion im Gleichgewicht und Handelsbilanz

Die Nachfrage nach inlandischenGuern Z wird durch die ZZ Kurvedargestellt

Die inlandische Produktion(Y = Y ) wird durch die 45◦

Gerade dargestellt

Die Produktion im Gleichgewichtwird durch den Schnittpunktdieser beiden Geraden bestimmt

Es gibt keinen Grund aus dem imGutermarktgleichgewicht dieHandelsbilanz ausgeglichen ist

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Erhohung der autonomen Ausgaben

Im Folgenden analysieren wir die Auswirkungen einer Veranderungeiner exogenen Variable auf das Gleichgewicht

Wir beginnen diese Analyse mit einer Erhohung des staatlichenKonsums (G ↑), d.h. mit einer Erhohung der inlandischen Nachfrage

Wir nehmen an, dass sich die Volkswirtschaft vor derPolitikmaßnahme im Punkt A in Teil (a) der Graphik auf der nachstenFolie befindet

Wir nehmen an, dass in diesem ursprunglichen Gleichgewicht dieHandelsbilanz ausgeglichen ist, d.h. Netto Exporte sind null und dasgleichgewichtige Produktionsniveau ist YTB

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Expansive Fiskalpolitik

G ↑⇒ Nachfrage steigt fur jedesProduktionsniveau, d.h. ZZverschiebt sich nach oben

Das neue Gleichgewicht ist imPunkt A′, die Produktion erhohtsich auf Y ′

Der Anstieg von Y ist hoher alsder Anstieg von G (MultiplikatorEffekt)

Wenn Y steigt, bewegt sich dieVolkswirtschaft entlang der NXKurve

Der Anstieg von Y erhoht dieImporte wahrend die Expoteunverandert bleiben ⇒Handelsbilanzdefizit

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Erhohung der Auslandischen Nachfrage

Betrachten wir nun eine Erhohung der auslandischen Produktion(Y ∗ ↑), d.h. eine Erhohung der auslandischen Nachfrage

Wie zuvor befindet sich die Volkswirtschat ursprunglich im Punkt A(siehe Teil (a) auf der nachsten Folie)

Wir nehmen wieder an, dass in diesem Gleichgewicht dieHandelsbilanz ausgeglichen ist, d.h. Netto Exporte sind nul und dieProduktion ist YTB

Die ZZ Kurve stellt die Nachfrage nach inlandischen Gutern da,wahrend die DD Kurve die inlandische Nachfrage veranschaulicht

Der Abstand zwischen den beiden Kurven ist gleich den NettoExporten NX ⇒ da die Handelsbilanz im Gleichgewicht ausgeglichenist, schneiden sich die beiden Kurven im Punkt A

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Erhohung der Auslandischen Nachfrage

Ein Anstieg der auslandischenProduktion fuhrt zu hoherenExporten

Daher ist fur jedesProduktionsniveau Y dieNachfrage nach inlandischenGutern hoher ⇒ ZZ verschiebtsich nach oben

Daruberhinaus sind bei jedemProduktionsniveau dieNettoexporte hoher ⇒ NX Kurveverschiebt sich nach oben

Das neue Gleichgewicht befindetsich im Punkt A′, die Produktionsteigt auf Y ′

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Erhohung der Auslandischen Nachfrage

Der Anstieg der auslandischen Nachfrage fuhrt zu einem Anstieg derinlandischen Produktion

Komplikation

Die Exporte von inlandischen Gutern steigen wahrenddie durch die hohereinlandische Produktion auch mehr Guter importiert werden; konnte sichdie Handelsbilanz verschlechtern?

Antwort

Nein, die Handelsbilanz muss sich verbessern,, da der Anstieg der Exportehoher ist als der Anstieg der Importe!

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Fiskalpolitik revisited

Unsere bisherigen Ergebnisse implizieren, dass ein Nachfrageschock(z.B. eine expansive Fiskalpolitik) in einem Land Auswirkungen aufdie Produktion und die Handelsbilanz in allen anderen Landern hat

Umso großere (Handels-)Beziehungen zwischen den Landernbestehen, desto großer ist dieser Effekt

Dilemma: Regierungen wollen nicht standig ein Handelsbilanzdefizithaben, da dadurch Schulden akkumuliert werden(Kapitalbilanzuberschuss: Kapital fließt ins Inland) ⇒ Regierungenziehen Erhohungen der auslandischen Nachrage vor (hohereProduktion und verbesserte Handelsbilanz in der inlandischenVolkswirtschaft)

Daher konnten Regierungen dabei zogern die inlandische Nachfragezu erhohen (und somit die Handelsbilanz zu verschlechtern) undstattdessen warten bis die auslandische Nachfrage steigt ⇒Regierungen sollten ihre Aktionen koordinieren

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Abwertung und die Handelsbilanz

Im Folgenden werden wir analysieren welche Auswirkungen eineVeranderung des (realen) Wechselkurses auf dasGutermarktgleichgewicht hat

Dazu nehmen wir an, dass der nominale Wechselkurs sinkt (nominaleAbwertung) und die Preise im In- und Ausland unverandert bleiben(Kurze Frist)

In diesem Fall sinkt auch der reale Wechselkurs ε ≡ EPP∗ decreases

(reale Abwertung), d.h. der Preis von inlandischen Gutern gemessenin auslandischen Gutern sinkt (inlandische Guter werden relativ zuauslandischen Gutern billiger)

Wie verandert diese reale Abwertung die Handelsbilanz?

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Abwertung und die Handelsbilanz

Die Handelsbilanz (oder Netto Exporte) ist folgendermaßen definiert:

NX = X (Y ∗, ε)− IM (Y , ε)

ε

Daher beeinflusst eine reale Abwertung die Handelsbilanz uber dreiKanale:

1 Exporte X steigen, da inlandische Guter relativ zu auslandischenGutern billiger werden

2 Importe IM sinken, da auslandische Guter relativ zu inlandischenGutern teurer werden

3 der Preis der auslandischen Guter gemessen in inlandischen Gutern,d.h. 1

ε , steigt; daher entspricht dieselbe Menge and Importen einergroßeren Menge inlandischer Guter

Daher konnen die Auswirkungen einer realen Abwertung auf den Wertder Importe und daher auf die Handelsbilanz nicht genau bestimmtwerden

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Abwertung und Handelsbilanz - Die Marshall-LernerBedingung

Eine reale Abwertung fuhrt zu einer Verbesserung der Handelsbilanznur dann, wenn der Effekt auf X großer ist als der Effekt auf IM

ε

Die Marshall-Lerner Bedingung (MLC) besagt, dass eine realeAbwertung zu einem Ansteigen der Netto Exporte fuhrt

Da die MLC in empirischen Studien bestatigt wird, werden wirannehmen, dass ein Sinken von ε zu einem Anstieg von NX fuhrt

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Abwertung und Produktion

Eine reale Abwertung beeinflusst nicht nur die NX Kurve, sondernauch die ZZ Kurve

Wie bei einem Anstieg von Y ∗, verschieben sich die ZZ und die NXKurve nach oben ⇒ das neue Gleichgewicht befindet sich im PunktA′ und die inlandische Produktion steigt auf Y ′

Zusammenfassung: Die Abwertung verschiebt die Nachfrage inRichtung inlandischer Guter; dies fuhrt sowohl zu einer Erhohung derinlandischen Produktion als auch zu einer verbesserten Handelsbilanz

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Dynamik: die J-Curve

Betrachten wir noch einmal die Auswirkungen einer Veranderung des(realen) Wechselkurses auf die Handelsbilanz

Wenn die Marshall-Lerner Bedingung erfullt ist, fuhrt eine realeAbwertung zu einer Verbesserung der Handelsbilanz

Allerdings findet diese Veranderung der Handelsbilanz nichtaugenblicklich statt, sondern benotigt Zeit ⇒ dynamischer Prozess

Eine reale Abwertung, d.h. ε ↓, beeinflusst die Handelsbilanz uberdrei Kanale:

1 hohere Exporte X2 niedrigere Importe IM3 fur eine gegebene Menge IM, hoheres IM

ε

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Dynamik: die J-Curve

Wahrend der Preis der Importe (resp. Exporte) sofort steigt (resp.sinkt), dauert es eine gewisse Zeit bis sich die gehandelten Mengenverandern (Konsumenten mussen zuerst die geanderten relativenPreise bemerken)

Daher ist es wahrscheinlich, dass die Auswirkungen einer realenAbwertung zuerst starker uber einen hoheren Wert der Importe alsuber veranderte Mengen erzeugt werden

Daher wird der dritte Kanal zu Beginn dominieren und sich dieHandelsbilanz verschlechtern (ε sinkt, wahrend zu Beginn weder Xnoch IM angepasst werden, daher sinkt X − IM

ε )

Mit der Zeit, wird die Abwertung allerdings auch die gehandeltenMengen immer mehr beeinflussen

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Dynamik: die J-Curve

Nach einiger Zeit werdeninlandische Konsumenten zu dennun relativ zu auslandischenGutern billiger gewordeneninlandischen Gutern wechseln(IM ↓); aus demselben Grundwerden auslandischeKonsumenten ihre Nachfragenach inlandischen Gutern erhohen(X ↑)Die Marshall-Lerner Bedingunggarantiert, dass sich insgesamt dieHandelsbilanz verbessert

Dieser dynamischeAnpassungsprozess wird durch die”J-Curve” dargestellt

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Kombination von Wechselkursveranderungen undFiskalpolitik

Angenommen die Volkswirtschaft hat ein sehr hohesHandelsbilanzdefizit, d.h. NX < 0, wahrend sich die Produktion aufihrem naturlichen Niveau befindet

Kann die Regierung das Handelsbilanzdefizit verringern ohne dasProduktionsniveau zu verandern?

Eine (reale) Abwertung fuhrt zu einer Reduktion desHandelsbilanzdefizits, eroht aber auch die Produktion

Eine kontraktive Fiskalpolitik (z.B. G ↓, T ↑) fuhrt zu einerReduktion des Handelsbilanzdefizits, senkt aber die Produktion

Losung: die Regierung sollte beide Maßnahmen einsetzen

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Kombination von Wechselkursveranderungen undFiskalpolitik

Die reale Abwertung muss sogewahlt werden, dass sich die NXKurve in Teil (b) der Graphik zuNX ′ verschiebt

Die Erhohung der Netto Exporteverschiebt die ZZ Kurve nachoben auf ZZ ′

Um die damit verbundeneProduktionserhohung ruckgangigzu machen, muss die kontraktiveFiskalpolitik so gewahlt werden,dass sich die ZZ Kurve wiedervon ZZ ′ auf ZZ zuruck verschiebt

Diese Kombination eliminiert dasHandelsbilanzdefizit wahrend dieProduktion auf ihrem naturlichenNiveau bleibt

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Ersparnis, Investitionen und Handelsbilanz

In einer geschlossenen Volkswirtschaft ist Gleichgewichtsbedingungfur den Gutermarkt equivalent zur Bedingung, dass die Investitionender gesamten Ersparnis (offentlich und privat) entsprechen mussen

In einer offenen Volkswirtschaft gibt es eine entsprechendeBedingung: Die Gleichgewichtsbedingung fur den Gutermarkt ist

Y = C + I + G − IM

ε+ X

Diese kann folgendermaßen umgeformt werden:

NX = S + (T − G )− I

Daher muss im Gleichgewicht die Handelsbilanz NX gleich derSumme aus privater Ersparnis S und offentlicher Ersparnis (T − G )minus den Investitionen sein

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Ersparnis, Investitionen und Handelsbilanz

In anderen Worten muss bei einem Handelsbilanzuberschuss (NX > 0)die inlandische Ersparnis großer sein als die Investitionen; bei einemHandelsbilanzdefizit ist die Ersparnis geringer als die Investitionen

Wir wissen, dass bei einem Handelsbilanzdefizit einKapitalbilanzuberschuss vorliegt und das Land vom Rest der Welt leiht

Daher muss der Unterschied zwischen Investitionen und Ersparnis(das Handelsbilanzdefizit) vom Rest der Welt finanziert werden

Diese Bedingung hat folgende Implikationen:I I ↑⇒ entweder S ↑ oder (T − G ) ↑ oder NX ↓I (T − G ) ↓⇒ entweder S ↑ oder I ↓ oder NX ↓I S + (T − G ) relativ hoch ⇒ entweder I oder NX hoch

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