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Der Gütermarkt in einer offenen Volkswirtschaft Blanchard/Illing, 5. Auflage, Kapitel 19

Der Gütermarkt in einer offenen Volkswirtschaft Blanchard/Illing, 5. Auflage, Kapitel 19

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Der Gütermarkt in einer offenen VolkswirtschaftBlanchard/Illing, 5. Auflage, Kapitel 19

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Einleitung

Einige Leute im Ausland neigen nun dazu, sich an Amerikas Problemen zu weiden (...). Doch Schadenfreude seitens der Nichtamerikaner ist fehl am Platz. Globalisierung bedeutet nämlich, dass die Fehler in einem Land - insbesondere in der größten Volkswirtschaft der Welt - auch anderswo mächtige Nachwirkungen zeitigen.“*

* Joseph E. Stiglitz (Nobelpreisträger), Der Standard, 18. September 2003

PI INTERNATIONALE MAKROÖKONOMIK2 QUELLE: DER STANDARD, 18. SEPTEMBER 2003

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Einleitung

Gekürzter Bericht vom 18.9.2003

„(...) Und während dies alles geschieht, steigen auch noch die US-Handelsdefizite.

Amerika, das reichste Land der Welt, kann offensichtlich nicht mehr von den eigenen

Ressourcen leben und muss sich über eine Milliarde Dollar pro Tag ausleihen. Auf der

Suche nach einem geeigneten Sündenbock, dem man die Schuld für die Misere

zuschieben kann, zeigt die Regierung nun, wie zu erwarten war, auf China mit seinem

großen Handelsüberschuss (...).

Aber das ist natürlich nur ein Ablenkungsmanöver. In Wahrheit sind Amerikas

Haushalts- und Handelsdefizite eng miteinander verknüpft. Denn wenn ein Land

weniger spart, als es investiert, muss es die Differenz im Ausland aufnehmen.

Kreditaufnahme im Ausland und Handelsdefizit sind zwei Seiten der gleichen Medaille.

PI INTERNATIONALE MAKROÖKONOMIK3 QUELLE: DER STANDARD, 18. SEPTEMBER 2003

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Einleitung

Volkswirtschaft: Japan wird Importmacht

[…] Obwohl Abenomics japanische Exporte unterstützen soll, ist ironischerweise gerade diese Politik für das Defizit wesentlich mitverantwortlich. Ein ökonomisches Modell erklärt den Zusammenhang recht deutlich: Ein Spezialfall der sogenannten Marshall-Lerner-Bedingung, benannt nach den Ökonomen Abba Lerner und Alfred Marshall, sagt voraus, dass ein Land nach einer Abwertung seiner eigenen Währung zunächst seine Handelsbilanz verschlechtern wird. Denn während sich die plötzlich teureren ausländischen Produkte sofort durch höhere Rechnungen für Importeure bemerkbar machen, braucht es durch längerfristige Lieferungsverträge oft etwas Zeit, bis die Exporteure durch niedrigere Preise tatsächlich mehr verkaufen können. […]

PI INTERNATIONALE MAKROÖKONOMIK4 QUELLE: DIE PRESSE, 17.01.2014

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Überblick

Die IS-Funktion in einer offenen Volkswirtschaft Ein Anstieg der Nachfrage Abwertung, Handelsbilanz und Produktion Eine dynamische Analyse: Die J-Kurve Ersparnis, Investitionen und die Leistungsbilanz

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Die IS-Funktion in einer offenen Volkswirtschaft

Die Nachfrage nach inländischen Gütern

“Inländische Güternachfrage” (D) versus “Nachfrage nach inländischen Gütern” (Z)

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Die Nachfrage nach inländischen Gütern

Die Bestimmungsgrößen von C, I, und G

Der reale Wechselkurs beeinflusst zwar die Zusammensetzung des Konsums und der Investitionen, aber nicht deren aggregiertes Niveau.

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Die Nachfrage nach inländischen Gütern

Die Bestimmungsgrößen der Importe

Ein höherer realer Wechselkurs führt dazu, dass ausländische Güter in inländischer Währung betrachtet billiger werden.

Die Bestimmungsgrößen der Exporte

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Die Nachfrage nach inländischen Gütern

Nachfrage nach inländischen Gütern und Nettoexporte

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Die Nachfrage nach inländischen Gütern

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Produktion im Gleichgewicht und Handelsbilanz

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Auswirkungen einer Staatsausgabenerhöhung

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Ein Anstieg von in- und ausländischer Nachfrage

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Ein Anstieg der inländischen Nachfrage

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Ein Anstieg der inländischen Nachfrage

Die Auswirkungen einer Erhöhung der Staatsausgaben sind geringer als in einer geschlossenen Volkswirtschaft – der Multiplikator ist geringer.

Ein Teil der zusätzlichen Nachfrage fließt in das Ausland (Importe).

ZZ ist flacher als DD. Eine geringere Steigung bedeutet einen kleineren Multiplikator.

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Ein Anstieg der ausländischen Nachfrage

Die Auswirkungen eines Anstiegs der ausländischen Nachfrage

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Ein Anstieg der ausländischen Nachfrage

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Ein Anstieg der ausländischen Nachfrage

Eine steigende ausländische Nachfrage erhöht die inländische Produktion und führt zu einem Handelsbilanzüberschuss

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Abwertung, Handelsbilanz und Produktion

Führt eine reale Abwertung ( sinkt) zu einem Anstieg der Nettoexporte?

Drei Wirkungskanäle:

X IM

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Abwertung, Handelsbilanz und Produktion

Die Bedingung, unter der eine reale Abwertung ( sinkt) zu einem Anstieg der Nettoexporte führt, ist als Marshall-Lerner-Bedingung bekannt.

Starke Reaktion von X und IM

Elastizitäten

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Die Auswirkungen einer Abwertung

Eine reale Abwertung führt zu einem Anstieg der Produktion und zu einer Verbesserung der Handelsbilanz.

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Die Kombination von Wechselkurs und Fiskalpolitik

Das Handelsbilanzdefizit bei konstanter Produktion abbauen

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Die Kombination von Wechselkurs und Fiskalpolitik

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Die Kombination von Wechselkurs und Fiskalpolitik

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Eine dynamische Analyse:Die J-Kurve

Eine Abwertung führt zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz in der kurzen Frist; sinkt, aber weder die Exporte noch die Importe reagieren.

Mittel- bis langfristig erfolgt die Mengenreaktion der Exporte und der Importe und die Handelsbilanz verbessert sich:

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Eine dynamische Analyse:Die J-Kurve

Die J-Kurve

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Eine dynamische Analyse:Die J-Kurve

Realer Wechselkurs des US-Dollars und Anteil des Außenbeitrags am BIP: USA, 1980 -1990

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J Kurve: Empirische Überprüfung USA

Realer Wechselkurs des US-Dollars (1986=1) und Außenhandelsdefizit (% des BIP): USA, 1975 -2008

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Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz

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Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz

Ein Handelsbilanzüberschuss geht mit einem Überschuss von Ersparnissen über Investitionen einher

Bleibt die Ersparnis konstant, dann führt ein Anstieg der Investitionen zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz

Eine Erhöhung des Budgetdefizits führt ceteris paribus zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz

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Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz

Zusammenhang zwischen Leistungsbilanz, Staatsbudget und privater Nettoersparnis, USA,1970-2006

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Fallstudie 6: Euroaufwertung und Exporte

Gefahr durch Anstieg des Euros wird überschätztDie Welt vom 21.11.2004

[...] Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), nannte die Euro-

Aufwertung am Montag "brutal". Das Weltwirtschaftsinstitut in Hamburg (HWWA) mahnt

vor einer "verschlechterten Wettbewerbsposition der deutschen Unternehmen".

[...] Denn der starke Euro führt zu einer relativen Verteuerung der europäischen

Exporte auf den Weltmärkten. [...]

Doch der steigende Euro hat nicht nur direkte Auswirkungen, sondern auch zeitversetzte

Folgeeffekte. So könnte die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporte nach Europa

sinken, weil Anbieter aus dem Dollar-Raum plötzlich günstiger sind. [...] Auch die

Verbraucher profitieren davon - und unter Umständen sogar von niedrigeren Preisen

für Importprodukte aus den USA.

PI INTERNATIONALE MAKROÖKONOMIK31 QUELLE: DIE WELT , 21.11.2004

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Fallstudie 6: Euroaufwertung und Exporte

Gefahr durch Anstieg des Euros wird überschätztFortsetzung von Seite 1

Aber auch wenn der Dollar noch eine ganze Weile [schwach bleiben] könnte, scheint

Deutschland darunter relativ wenig zu leiden. [...] Hauptgrund dafür ist, daß die

hiesige Wirtschaft kaum noch in Dollar rechnet. [...]

Seit seinem Höchststand im Jahr 2000 hat der Dollar zum Euro rund 40 Prozent an

Wert verloren. Gleichzeitig legten die deutschen Exporte im Rekordtempo immer

weiter zu und trugen den jüngsten Aufschwung quasi im Alleingang. [...] "Wenn das

Wachstum in den USA und China so stark bleibt, wie es momentan ist, könnte die

Nachfrage daraus alle Währungsnachteile leicht wieder aufheben, sagt IW-Experte

Roemer. "Solange der Euro relativ langsam und geordnet steigt, gibt es wohl kein

Problem.„ [...]

PI INTERNATIONALE MAKROÖKONOMIK32 QUELLE: DIE WELT , 21.11.2004

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Fallstudie 6: Euroaufwertung und Exporte

Determinanten der (Netto-)Exporte Welche Zusammenhänge werden im Artikel angesprochen? Welche Gründe könnte es geben, dass die Exporte trotz nominaler

Aufwertung steigen? Wie beeinflusst die Nachfrage die Exporte und die Importe? Welche Auswirkungen hat eine Aufwertung auf die Kapitalbilanz? Wie würden Sie „Wettbewerbsfähigkeit“ definieren?

Preis- und Mengeneffekte durch Wechselkursänderungen Wie beeinflusst eine Wechselkursänderung (üblw.) die Nettoexporte?

Welche Bedingung ist für eine konkrete Aussage nötig? Welche „typische“ zeitliche Abhängigkeit kann man bei

Wechselkursänderungen beobachten?

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Fallstudie 6: Aufwertung und Anstieg ausländische Nachfrage

Nach

frage (

Z)

Produktion/Einkommen (Y)

ZZ0

NX0

Y0

DD

Nett

oexport

e (

NX

)

ZZ1

*Y

Y=Z

DD=ZZ0

ZZ2

NX1

NX2

Y1 Y2

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Fallstudie 6: Empirie

Nettoexporte, Wechselkurs und BIP: Deutschland-USAIndex 2000=100; Deutschland=Inland

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 200990

110

130

150

170

NX – (X-IM)/GDP (in EUR), deflationiert mit BIP-Deflator (DE); P, P* - BIP-Deflatoren (DE, US; Basis: 2000=100, zu Landeswährung); Y, Y* - reales BIP (zu Landeswährung, verkettete Indizes, BJ2000); $/€-Wechselkurs, Jahresdurchschnitte. Alle Werte auf 2000=100 indexiert.

Y*

EP/P*

Y

NX

PI INTERNATIONALE MAKROÖKONOMIK35 QUELLE: COMEXT, EUROSTAT

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Key Terms

demand for domestic goods - Nachfrage nach inländischen Gütern

domestic demand for goods - inländische Güternachfrage

Marshall-Lerner condition - Marshall-Lerner-Bedingung

J-curve - J-Kurve

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