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Der Teufelskreis am Amazonas Dürre und Feuer im Treibhaus Ökologische und klimatische Tipping Points des weltweit größten tropischen Regenwaldes und konkrete Gegenmaßnahmen

Der Teufelskreis am Amazonas · größer werden (Silva Dias et al.2002, da Silva und Avissar 2007). Eine der wichtigsten Entdeckungen, um zu verstehen, wie wahrscheinlich das Erreichen

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Der Teufelskreis am Amazonas

Dürre und Feuer im Treibhaus

Ökologische und klimatische Tipping Points des weltweit größtentropischen Regenwaldes und konkrete Gegenmaßnahmen

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2 WWF

Bericht für den World Wide Fund for Nature (WWF)Von Daniel C. Nepstad

Der vorliegende Bericht wurde unterstützt von:

• Woods Hole Research Center,• Instituto de Pesquisa Ambiental da Amazônia,• Universidade Federal de Minas Gerais.

Unser besonderer Dank gilt Britaldo Soares Filho, Claudia Stickler,Paul Lefebvre, Paulo Moutinho, Karen Schwalbe und Wendy Kingerlee

Eine unabhängige wissenschaftliche inhaltliche Überprüfung des Berichts erfolgte durchProf. Yadvinder Malhi, Professor für Ökosystemforschung an der Universität von Oxford

Danksagung

Die folgenden Personen haben wertvolle Ratschläge und Informatio-nen zu diesem Bericht beigesteuert:

– Keith Allot– Gabriel Azevedo– Mauro Armelin– Michael Case– Soh Koon Chng– Ken Creighton– Michael Evers– Sarah Hutchison– Guénola Kahlert– Rebeca Kritsch– Urbano Lopes da Silva Júnior– Claudio C. Maretti

– Christine Pendzich– Matthew Perl– Duncan Pollard– George Powell– Carlos Alberto de Mattos

Scaramuzza– Kirsten Schuyt– Karen Suassuna– Meg Symington– Rodney Taylor– Alois Vedder– Hans Verolme

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung 4Die enge Verbindung zwischen Amazonas-Regenwald und Klima 4“Point of no Return” kommt vielleicht schneller, als wir glauben 4Chancen auf eine Wende 5

Einführung 7

Dürre, Feuer und der ökologische Tipping Point 8

Entwaldung, Rauch, globale Erwärmung und der klimatische Tipping point 11

Neuer Entwaldungsdruck kann Waldsterben beschleunigen 13

Mit Riesenschritten in Richtung Waldsterben 15

Entscheidende Maßnahmen zur Abwendung kritischer Tipping Points 17

Schlussbemerkung 19

Literaturverzeichnis 20

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Zusammenfassung

„Amazonas“ – das lässt uns an riesige Regenwälder, andas größte Flusssystem der Welt, an Leben in Hülle undFülle und an eine kulturelle und biologische Vielfaltdenken, alles eng miteinander verwoben und voneinan-der abhängig. Die Pflanzen- und Tierwelt des Waldesbirgt noch unentdeckte Heilmittel für Krankheiten undBausteine der Molekulartechnologie, die wir brauchenwerden, um unseren Planeten weniger zu belasten. Undtief in den Wäldern leben Indianerstämme, die nochnie Kontakt zur Außenwelt hatten. Aber „Amazonas“bekommt derzeit eine neue Bedeutung. „Amazonas“ istzum globalen Symbol für die Abhängigkeit derMenschheit von natürlichen Ökosystemen geworden.Der Regenwald prägt das Klima, das wir heute haben,und ist vielleicht von einem immer wärmeren undunberechenbareren Weltklima bedroht. Der vorliegendeBericht analysiert die Zusammenhänge zwischen Ama-zonaswald und Klima und geht auf deren Veränderun-gen durch die Zerstörung des Waldes und die Emissionvon Treibhausgasen in die Atmosphäre ein. Er wertetdie besten verfügbaren Informationen aus, um zu ermit-teln, wie nahe wir dem Punkt sind, an dem sich eingroßflächiges Waldsterben am Amazonas nicht mehrverhindern lässt, und identifiziert einige Maßnahmen,die diesem Prozess entgegenwirken könnten.

Die enge Verbindung zwischen Amazonas-Regenwald und Klima

1) Der Amazonaswald hat einen enormen Einfluss aufdas Weltklima. Erstens verbraucht der Regenwaldriesige Mengen an Energie nahe der Erdoberfläche:Die Hälfte der Sonnenergie, die auf den Wald ein-strahlt, wird durch die Evaporation von Wasser überdie Blätter absorbiert1. Zweitens ist der Regenwaldein großer, ziemlich empfindlicher Kohlenstoff-speicher. Durch Abholzung, Dürre und Waldbrändegelangt dieser Kohlenstoff in die Atmosphäre undbildet Treibhausgase, die die globale Erwärmungverursachen. Drittens entspricht das Wasser, das ausdiesen Wäldern kommt und in den Atlantik fließt,15–20 Prozent des weltweiten Süßwasserabflusses.Das könnte genug sein, um die großen Meeresströ-mungen zu beeinflussen, die ihrerseits eine wichtige

Rolle für das globale Klima spielen. Die Amazonas-wälder müssen erhalten werden, um das Weltklimazu stabilisieren.

2) Der Amazonas steht an der Schwelle zu dramati-schen Veränderungen, die auf den Klimawandelzurückzuführen sind. Wenn es der Gesellschaft nichtgelingt, die Treibhausgas-Emissionen erheblich zureduzieren, um einen gefährlichen Klimawandel zuverhindern, wird die globale Erwärmung bis zumEnde des Jahrhunderts die Niederschlagsmenge imOsten Amazoniens wahrscheinlich um über 20 Pro-zent verringern, und die Temperatur wird sich umüber 2°C, vielleicht sogar um bis zu 8°C, erhöhen.Die daraus resultierende Trockenheit wird im östli-chen Amazonasbecken besonders streng sein. DieAusbreitung von Trockenheit und Hitze könnte nochverstärkt werden durch das großflächige Waldster-ben und die Ausbreitung von savannenähnlichen undsemiariden Vegetationsformen. Das Weltklima mussstabilisiert werden, um die Regenwälder am Amazo-nas zu erhalten.

„Point of no Return“ kommt vielleichtschneller, als wir glauben

1) Viele Veränderungen, die heute in Amazonien statt-finden, könnten zu einer starken Umwandlungund Degradation der Amazonaswälder in den nächs-ten 15–25 Jahren führen, lange vor dem Waldsterbengegen Ende des Jahrhunderts, das von einigenModellen prognostiziert wird. Der derzeitige Ausbauvon Landwirtschaft und Viehzucht, sowie die Zu-nahme von Feuer, Dürre und Holzeinschlag könntenbis zum Jahr 2030 in Amazonien 55 Prozent desRegenwaldes vernichten oder stark beschädigen.

2) Eine starke Degradation des Waldes könnte durchdas Zusammenspiel verschiedener Teufelskreiseinnerhalb der Ökosysteme, sowie zwischen den Öko-systemen und dem Klima in Amazonien beschleunigtwerden. Wenn der Amazonaswald den Tipping Pointerreicht, verschlechtern sich die Aussichten auf eineErhaltung des Regenwaldes erheblich; die Biodiver-sität nimmt ab, die Emissionen von Treibhausgasenaus der Region nehmen zu.

3) Der ökologische Tipping Point ist erreicht, wenn diefeuerresistenten Urwälder durch immer neue Wald-schäden aufgrund von Dürre, Holzeinschlag undFeuer zu leicht entflammbarem Unterholz degradie-ren. Dieser Tipping Point wird durch Teufelskreise

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1 Ein Großteil der Energie im Wasser wird freigegeben, wennder Dampf kondensiert, um Wolken und Regen zu bilden.Dies ist einer der wichtigen Mechanismen der globalenatmosphärischen Zirkulation.

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innerhalb des Feuerregimes am Amazonas begüns-tigt. Vom Feuer einmal angegriffene Wälder sindanfälliger für weitere Brände, denn wenn Bäumeden Flammen zum Opfer fallen, gelangt mehr Son-nenlicht ins Innere des Waldes, das die toten Blätterund Zweige am Waldboden austrocknet. Die Invasi-on leicht entzündlicher Gräser, Farne und Bambussenach einem Feuer verstärkt den Teufelskreis, da sichdie Menge an Brennmaterial am Waldboden erhöht.Der ökologische Tipping Point wird durch einefeuerabhängige Landwirtschaft begünstigt, die fürzahlreiche Zündquellen sorgt, wie z. B. Rinderhal-tung und Brandrodung.

4) Der klimatische Tipping Point ist erreicht, wennEntwaldung, Rauch, Anomalien der Meeresoberflä-chentemperatur (wie das El-Niño-Phänomen) unddie globale Erwärmung dazu führen, dass in einigenRegionen der Niederschlag ausbleibt. Dieser klima-tische Tipping Point verstärkt sich selbst, indem erdie Degradation und das Abbrennen von Wäldernbegünstigt, was wiederum die Abgabe von Wasser-dampf reduziert und die Emission von Rauch in dieAtmosphäre erhöht – beides verhindert Niederschlä-ge. Das Ausbleiben von Niederschlag durch Ent-waldung scheint häufiger zu werden, wenn die gero-deten Flächen mehr als 30 Prozent ausmachen.

5) Die Entwaldung am Amazonas könnte sich inZukunft durch zwei große Trends beschleunigen:Erstens erhöht die steigende Weltnachfrage nachSoja, Biokraftstoffen und Fleisch die Rentabilitätvon Landwirtschaft und Viehzucht am Amazonas.So wird es für Bauern und Viehzüchter reizvoller,ihre gesetzlich vorgeschriebenen Waldschutzgebietein Acker- und Weideland umzuwandeln. Zweitenshält das Risiko von außer Kontrolle geratenen Brän-den Landbesitzer davon ab, in nachhaltige Waldwirt-schaft und Weideverbesserungen zu investieren, dadiese den Flammen zum Opfer fallen könnten. Dieserhöht wiederum die Abhängigkeit von großflächigerRinderhaltung und Brandrodung – wodurch sich dasRisiko von Brandunfällen weiter erhöht.

6) Synergien zwischen den Wäldern, den Wirtschafts-räumen und dem Klima am Amazonas begünstigenein großflächiges Waldsterben in den nächsten 15–25 Jahren. In einem Szenario des großflächigenWaldsterbens gibt es immer häufiger Waldbrände,Brandrodungen für Ackerbau und extensive Weide-wirtschaft bilden eine vorrückende Front an Brand-herden, und regionale Dürren werden häufigerwegen der verminderten Transpiration und der grö-

ßeren Rauchproduktion. Die steigende Nachfragenach Soja, Biotreibstoffen und Fleisch erhöht dieProfite, die mit der Entwaldung gemacht werdenkönnen.

7) Eine großflächige Degradation der Amazonaswälderkönnte die Niederschlagsmenge in weit entferntenRegionen der Erde beeinflussen und damit dieglobalen Klimastörungen beschleunigen. Wenn dieunter 1. beschriebenen Voraussagen bis 2030 eintref-fen, würden 15–26 Milliarden Tonnen Kohlenstoff indie Atmosphäre abgegeben; das entspricht 1,5–2,6Jahren der derzeitigen Kohlenstoffemissionen welt-weit. Wenn der Amazonaswald weiter zerstört wird,ist mit einer Veränderung der Niederschlagsmengein Regionen auf der ganzen Welt zu rechnen. EinigeModelle lassen darauf schließen, dass die Nieder-schlagsmenge in Indien und Mittelamerika sowiewährend der Vegetationszeit in den Korngürteln Bra-siliens und der USA zurückgehen würde.

8) Derzeitige wirtschaftliche Entwicklungen und derKlimawandel auf regionaler und globaler Ebenekönnten wichtige Ökosysteme in der Amazonasregi-on zerstören, z. B. den Babassuwald im brasiliani-schen Bundesstaat Maranhão, den Trockenwald amMarañon und die Nebelwälder von Bolivien. Wenndie derzeitige Entwicklung so weitergeht, werdenviele Tierarten, darunter viele Primaten, im Lauf dernächsten Jahrzehnte über 80 Prozent ihres Lebens-raums in den Primärwäldern verlieren.

Chancen auf eine Wende

1) Verschiedene Prozesse und positive Rückkoppelungs-effekte könnten verhindern, dass die Amazonaswälderdiese Tipping Points erreichen und könnten dieGrundlage für eine neue, entschlossene Strategie zurErhaltung des Regenwaldes bilden.

2) Der positive ökologische Rückkoppelungseffekt ergibtsich aus dem Potential der Wälder, schnell wiedernachzuwachsen, wenn sie nicht mehr regelmäßigFeuern ausgesetzt werden. Sind sie vor Feuer ge-schützt, entwickeln die meisten degradierten Flächenim Amazonasgebiet wieder ein geschlossenes Blät-terdach und könnten innerhalb von 15 Jahren wiederdie niederschlagsstabiliserende Funktion von Primär-wäldern erfüllen. Je länger der Wald sich ohne Feuer-ereignisse erholen kann, desto mehr nimmt seineBrennbarkeit ab. Die Menge des Wasserdampfs in dieAtmosphäre nimmt zu und bildet dort Regenwolken.

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3) Beim positiven Klima- Rückkoppelungseffekt erhöhtsich die Niederschlagsmenge indem sich die Was-serdampfproduktion (Transpiration) der Wälder übergroße Flächen erholt. Dies geschieht durch nach-wachsenden Wald und angepflanzte Bäume sowiedie geringere Häufigkeit von Waldbränden. Der ver-mehrte Regen erleichtert wiederum die Erholungdes Waldes, und die Häufigkeit von Waldbrändennimmt weiter ab.

4) Zwei positive ökonomische Rückkoppelungseffektehaben mit Verhaltensänderungen der Landbesitzerzu tun, indem sie die Häufigkeit von Feuer reduzie-ren und dafür sorgen, dass Landnutzungsgesetzebesser eingehalten werden. Zum Einen wird auf denAgrarmärkten zunehmend nach der sozialen undökologischen Leistung der Landwirte und Viehzüch-ter gefragt, die mit Initiativen reagieren, um dieLegalität und die sozioökologische Leistung ihrerBetriebe zu erhöhen. Gegenseitige Kontrolle und eingemeinsames Ziel, nämlich ein besserer Zugang zulukrativen Agrarmärkten, führen zu erhöhten Inves-titionen in den Brandschutz, in die Restauration vonUferwäldern und in die Erfüllung von Auflagenfür private Waldschutzgebiete. Zum Anderen, jemehr Landbesitzern es gelingt, die Anpflanzung vonfeuerempfindlichen Nutzbäumen, Waldbewirt-schaftungssysteme und verbesserte Weidewirtschaftdurchzusetzen, desto weniger wird Feuer alsManagementinstrument genutzt und desto mehr inden Brandschutz investiert. Diese Landbesitzer wer-den auch versuchen, ihre Nachbarn davon zu über-zeugen, Brandunfälle zu verhindern; und vielleichtwird ein Tipping Point dadurch erreicht, dass inganzen Landstrichen Feuer nur noch von einer ver-schwindenden Minderheit eingesetzt wird.

5) Nachhaltige Holzwirtschaft mit umweltschonendemHolzeinschlag, ist eine wichtige wirtschaftlicheAlternative zu von Brandrodung abhängigem Acker-bau und Viehzucht. Schonender Holzeinschlagermöglicht Holzfirmen das Fällen einzelner Bäume,ohne dass sich die Feueranfälligkeit des Waldeswesentlich erhöht. Das erleichtert auch weitereHolzernten zu einem späteren Zeitpunkt.

6) Allein die Durchsetzung bestehender Landnutzungs-regeln und -programme im brasilianischen Amazonas-gebiet und deren Übertragung in andere Amazonas-staaten könnte die Entwaldung um die Hälftereduzieren. Das Amazon Region Protected AreaProgramme (ARPA) beispielsweise sowie regionalepartizipative Planungsprozesse zur Vorbereitung von

Infrastrukturinvestitionen, haben bereits zur Schaf-fung von 23 Millionen Hektar neuer Schutzgebietein den Jahren 2004 und 2005 beigetragen, sodass ander Entwaldungsgrenze im brasilianischen Amazo-nasgebiet weniger Land verfügbar ist und wenigerabgeholzt wird.

7) Noch ist Zeit, das Risiko großflächiger Degradationin Amazonien zu senken und die globale Erwärmungdie damit einhergehen würde, zu verlangsamen. AlleMöglichkeiten, die weitere Erschließung des Ama-zonaswaldes zu kontrollieren, müssen genutzt wer-den. Einer der viel versprechendsten Ansätze zumgroßflächigen Schutz der Amazonaswälder sind dieVorschläge innerhalb der UN-Klimrahmenkonventi-on (UNFCCC) die Emissionen tropischer Länderzu reduzieren, indem den UNFCCC Vertragsstaatenein neuer starker Anreiz geboten wird, in die Erhal-tung von Wäldern zu investieren.

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Einführung

Der Amazonas-Regenwald beeinflusst das Leben aufder Erde durch verschiedene Prozesse, von denen wirviele noch gar nicht ganz verstanden haben. Der Waldist eine der größten Klimaanlagen der Welt und absor-biert die Hälfte der Sonnenenergie, die auf seine Flächeeinstrahlt, denn auf den Blättern und anderen Ober-flächen verdampfen riesige Wassermengen – ungefähr8 Billionen Tonnen im Jahr (Salati und Vose 1984). DieFreigabe dieses Wasserdampfs in die Atmosphäre isteine entscheidende Voraussetzung für die Bildung vonKumuluswolken, die dann ihrerseits den Wald mit Regenversorgen. Aber die Energie, die von den Amazonas-wäldern absorbiert wird, wirkt sich weltweit aus, undzwar über weit reichende klimatische „teleconnections“.Nach einem Modellexperiment könnten Landwirte imKorngürtel im Mittelwesten der USA und in der Korn-kammer Brasiliens im zentralen Flachland Südamerikasfeststellen, dass die Niederschlagsmenge in der Vege-tationszeit abnimmt, weil die Amazonaswälder zu Vieh-weiden gemacht werden; andere Änderungen der Nie-derschlagsmenge könnten in weit entfernten Regionenwie Indien, dem Westpazifik und Mittelamerika spürbarsein (Werth und Avissar 2002, Avissar et al. 2005). Die7 oder 8 Billionen Tonnen Wasser, die jedes Jahr durchdie Amazonasmündung in den Atlantik fließen, machen15–20 Prozent des weltweiten Süßwasserabflusses indie Meere aus. Könnten Änderungen an dieser enormenWassermenge die riesigen Meeresströmungen beein-flussen, die Energie über die Erde transportieren unddie zu den Klimaverhältnissen beitragen, die wir heutekennen? Einige Wissenschaftler halten das für möglich,aber wir wissen es einfach nicht.

Auch unser Leben ist mit dem Wohlergehen des Ama-zonaswaldes verbunden: Der Wald speichert Kohlen-stoff – das Element, das in Verbindung mit Sauerstoff(aus Verbrennungsprozessen oder der Atmung) zu Koh-lendioxid, in Verbindung mit Wasserstoff zu Methanwird; zwei Treibhausgase, die die globale Erwärmungverursachen. Die Bäume am Amazonas speichern 90–140 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (Soares et al. 2006,Saatchi et al. 2007). Das entspricht der Kohlenstoff-menge, die innerhalb von 9–14 Jahren durch menschli-che Aktivitäten freigesetzt wird – im Jahr 2007 wurdedie jährliche Menge auf ungefähr 10 Milliarden Tonnengeschätzt (Canadell et al. 2007). Das Ziel, die globaleErwärmung zu verlangsamen und dafür zu sorgen, dassdie weltweiten Durchschnittstemperaturen um nichtmehr als 2°C steigen, wird sehr schwer zu erreichensein, wenn die Kohlenstoffemissionen aus den Regen-wäldern weltweit und insbesondere aus dem Amazonas-

gebiet in den nächsten Jahren nicht drastisch verringertwerden (Gullison et al. 2007). Jedes Jahr gelangen etwa0,2–0,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus demAmazonasgebiet in die Atmosphäre – Folge der Um-wandlung von Wäldern in Rinderweiden und anderelandwirtschaftlich genutzte Flächen allein im brasilia-nischen Amazonien (Houghton et al. 2000, Fearnside1997). Diese Menge könnte sich verdoppeln, wennschwere Dürren das Waldbrandrisiko erhöhen (Nepstadet al. 1999a, Alencar et al. 2006). Die Kohlenstoffemis-sionen aus allen Amazonasländern zusammen könntenbei 0,4–0,5 Milliarden Tonnen pro Jahr liegen, und dassogar ohne Berücksichtigung der Emissionen durchWaldbrände2.

Neben seiner Rolle als gigantischer, etwas undichterSpeicher potenzieller Treibhausgasemissionen, ist derAmazonas-Regenwald auch Heimat jeder vierten bisfünften Säugetier- , Fisch-, Vogel- und Baumart welt-weit (Dirzo und Raven 2003). In der Region werdenmehr als 300 Sprachen und Dialekte gesprochen, vonUreinwohner-Stämmen, von denen einige niemalsKontakt mit der Außenwelt hatten.

Die Ökosysteme und die Biodiversität der Regionkönnten von der globalen Erwärmung bedroht sein, diegegen Ende des Jahrhunderts vielleicht zur Umwand-lung von Waldgebieten in savannenähnliche und semia-ride Vegetationsformen führt, zum „Amazon Dieback“,dem Waldsterben in Amazonien (Cox et al. 2000,2004, Nobre et al. 1991, Oyama und Nobre 2003).Aber Klima- und Vegetationssimulationen schließenweder die Veränderung der Landnutzung mit ein nochderen Synergieeffekte mit den kurzfristigen regionalenKlimaveränderungen auf das Feuerregime am Amazo-nas. Könnten eine beschleunigte Umwandlung desWaldes und waldschädliche Wirtschaftsaktivitäten inWechselwirkung mit den regionalen Klimaveränderun-gen dazu führen, dass ein großer Teil des Waldsystemsin den nächsten 20 Jahren ersetzt oder degradiert wird?Welche regionalen und globalen Folgen hätte einegroßflächige Umwandlung des Waldes durch Land-wirtschaft und Viehzucht, kombiniert mit Walddegra-dation durch Holzeinschlag, Feuer und Trockenheit?Und welche entgegenwirkenden Entwicklungen könn-ten das drohende Absterben des Amazonaswaldesabwenden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt desvorliegenden Berichts. Er analysiert außerdem die Stu-

2 Nicht veröffentlichte Schätzungen, die in einem anderenWWF-Bericht über Landwirtschaft und Viehzucht in derAmazonasregion beschrieben werden.

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dienlage hinsichtlich der „Tipping Points3“ in denÖko- und Klimasystemen in Amazonien und beschreibtProzesse, die dazu beitragen könnten, dass es nicht soweit kommt.

Dürre, Feuer und derökologische Tipping Point

Die meisten Wälder im Amazonasbecken sind sehrfeuerresistent. Zum Höhepunkt der Trockenzeit kannman Kerosin auf die trockenen Blätter und Zweige amWaldboden gießen, es anzünden und zuschauen, wiedas Feuer wieder ausgeht. Diese hohe Feuerresistenzist den Grundbesitzern der Region wohlbekannt; siekönnen ihre Felder und Weiden ungestraft anzünden,denn die Wälder um sie herum funktionieren wiegigantische Schutzwälle, die dafür sorgen, dass sichdie Feuer nicht ausbreiten können (Nepstad et al.1999b). 1985 wurde entdeckt, dass die Amazonaswäl-der schon früher Waldbränden ausgesetzt waren.Robert „Buck“ Sanford und seine Mitarbeiter legten6.000 Jahre alte Holzkohlefragmente aus dem Bodenverschiedener Amazonaswälder vor (Sanford et al.1985). Die Anthropologin Betty Meggers baute daraufauf und fand weitere Holzkohledaten und andere Hin-weise darauf, dass große Flächen des Amazonaswal-des in den letzten 2.000 Jahren alle 400–700 Jahregebrannt haben und dass diese Feuer scheinbar mitschweren Dürren in Zusammenhang standen (Meggers1992). Heute ist die Region aus viel schwerwiegende-ren klimatischen Gründen langen Dürreperioden aus-gesetzt, die zu den Vegetationsveränderungen durchden Menschen noch hinzukommen.

Eine der großen Veränderungen in der Amazonas-region in den letzten 50 Jahren war und ist der kürzerezeitliche Abstand zwischen den Waldbränden, verur-sacht durch den Eingriff des Menschen in die Wald-

landschaft. Zwischen zwei Waldbränden liegen nichtmehr Jahrhunderte – manche Wälder fangen alle 5–15Jahre Feuer (Cochrane et al. 1999, Alencar et al.2006). Und mit jedem weiteren Brand werden dieWälder anfälliger für das nächste Feuer. Der ökologi-sche Tipping Point der Amazonaswälder ist erreicht,wenn sie so leicht entflammbar geworden sind, dassregelmäßige Brände praktisch unvermeidbar sind. Umdiesen ökologischen Tipping Point zu verstehen, müs-sen wir das Geheimnis der bemerkenswerten Feuerfes-tigkeit der Amazonaswälder verstehen und wie Stö-rungen diese Feuerfestigkeit beeinflussen können. UmFeuer zu verbreiten, muss die Brennmaterialschichteines Amazonaswaldes – tote Blätter und Zweige aufdem Boden – trocken genug sein. Ein solcher Aus-trocknungsgrad ist bei einem ausgewachsenen Tropen-wald selten, weil die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist.Nachts ist es sogar nach mehreren aufeinander folgen-den Wochen ohne Regen meistens so feucht, dass dieLuft feuchtigkeitsgesättigt ist, wenn sie abkühlt, unddie dünne Brennmaterialschicht nimmt einen Teil die-ser Feuchtigkeit auf. Solange die Brennmaterialschichtvon einem dichten Blätterdach 30–45 m über demBoden beschattet wird, trocknet sie selten stark genugaus, um Feuer zu fangen (Uhl und Kauffman 1990).

Und das ist genau das Problem. In großen Teilen desAmazonasbeckens wird das Blätterdach durch rück-sichtslosen selektiven Holzeinschlag, Trockenheit unddurch das Feuer selbst ausgedünnt, sodass mehr undmehr Sonnenlicht bis zu der dünnen Brennmaterial-schicht am Waldboden durchdringt. Bäume, die gefälltund entfernt werden (Nepstad et al. 1999a, Asner et al.2005), Bäume, die durch Dürre und Bäume die durchFeuer getötet werden, hinterlassen Löcher im Blätter-dach für die starken Strahlen der Äquatorsonne, diedann die dünne Brennmaterialschicht am Boden aus-trocknet. Und je mehr Sonnenlicht ins Innere des Wal-des gelangt, desto mehr licht liebende Pflanzen könnendort heimisch werden, die die Brennbarkeit des Waldesweiter erhöhen. Noch sind sie selten im Amazonas-gebiet, aber hochentzündliche Gräser, Farne und Bam-busse können im Unterwuchs heimisch werden undden Wald sehr viel anfälliger für Feuer machen. Wenndiese beschädigten Wälder Feuer fangen, sterben nochmehr Bäume, und die Invasion durch Gräser, Farneund Bambusse setzt sich in Form eines Teufelskreisesfort. (Bild 1)

8 WWF

3 Der „Tipping Point“ ist der Moment, in dem eine Tendenzoder ein soziales Verhaltensmuster eine Schwelle überschrei-tet, um sich dann plötzlich schnell auszubreiten (Grodzins1958, Schelling 1971, Granovetter 1978). Das Konzeptstammt aus der Epidemiologie, wo es die Verbreitung vonKrankheiten beschreibt und davon ausgeht, dass kleine Ver-änderungen kleine oder gar keine Auswirkungen auf ein Sys-tem haben, bis eine kritische Masse erreicht ist. Dann „kippt“eine kleine Veränderung das System und hat große Auswir-kungen. Ein ähnliches Konzept von Systemstabilität wurdeentwickelt, um die Kapazität eines Systems zu beschreiben,Störungen zu vertragen, ohne zusammenzubrechen und denqualitativen Zustand zu verändern, der von anderen Prozes-sen gesteuert wird (Holling 1973, Gunderson und Holling2002, Gunderson et al. 2002).

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Massenbaumsterben aufgrund von Dürre ist erstaun-lich selten, aber entscheidend für das Verständnis, wiekleine Veränderungen in der Niederschlagsmenge dazuführen, dass große Gebiete des Amazonaswaldes ihreökologischen Tipping Points überschreiten. Eines dergroßen ökologischen Rätsel der Amazonaswälder istihre Fähigkeit, schwere jahreszeitliche Dürren ohnesichtbare Anzeichen von Trockenstress zu überstehen.Manche Forscher berichten sogar von Satellitenbildern,die zeigen, dass das Blätterdach des Amazonaswaldeszu Beginn einer Trockenzeit „aufgrünt“ (Saleska et al.2007, Myneni et al. 2006), obwohl Feldmessungen nurschwache Hinweise auf dieses Phänomen geben. Fastdie Hälfte der Amazonaswälder ist 3–5 Monate im Jahreiner jahreszeitlichen Dürre ausgesetzt; dann fallenmonatlich nur 0–3 cm Regen (Nepstad et al. 1994,2004)4. Allmählich beginnen wir zu verstehen, dassdiese bemerkenswerten Ökosysteme Mechanismen ent-wickelt haben, um in Zeiten mit geringen Nieder-

schlagsmengen üppige, grüne Blätterdächer zu behal-ten. Der wichtigste Anpassungsprozess scheint die tiefeVerwurzelung (> 10 m) vieler Bäume zu sein, die esihnen ermöglicht, Wasserreserven aus den Tiefen desBodens zu beziehen, während die Bodenfeuchtigkeitnahe der Oberfläche in niederschlagsarmen Zeitennach und nach abnimmt (Nepstad et al. 1994; 2004;2007, Bruno et al. 2006; Hodnett et al. 1995). In derTrockenzeit kommen 75 Prozent des Wassers, das überdie Atmung der Blätter an die Atmosphäre abgegebenwird, aus über 2 Metern Tiefe (Nepstad et al. 1994).Kürzlich wurde entdeckt, dass die Bäume am Amazo-nas erhebliche Mengen Feuchtigkeit aus dem Tau auf-nehmen, der sich in der Trockenzeit auf ihren Blätternbildet (Cardinot 2007).

Die Dürretoleranz des Amazonaswaldes hat jedoch ihreGrenzen, und indem wir diese Grenzen verstehen, wirduns klar, wie nah diese Ökosysteme daran sind, umzu-kippen. Kürzlich wurde ein 7-jähriges Experimentdurchgeführt, um festzustellen, bei wie viel Trocken-stress die Amazonaswälder anfangen, durch Baumster-ben zugrunde zu gehen. In 5 aufeinanderfolgendenJahren wurde die Regenmenge in einem 1-Hektar-Waldstück um ein Drittel gesenkt, indem 5.600 Kunst-stoffplatten über dem Boden angebracht wurden(Nepstad et al. 2002). Im dritten Jahr des Experimentswurde eine Schwelle erreicht: Die gigantischenUrwaldriesen begannen zu sterben, als ihnen das Was-ser in den oberen 11 m Boden knapp wurde (Nepstadet al. 2007). Innerhalb eines Jahres starben Bäume, die10 Prozent des Gesamtgewichts aller Bäume ausmach-ten. Scheinbar erliegen sogar diese beeindruckenden,tief wurzelnden, gigantischen Bäume der Dürre undsterben, wenn sie nicht genug Wasser aus dem Bodenbeziehen können, um das über die Blätter verdunstendeWasser zu ersetzen. In den El-Niño-Jahren 1997 und1998 könnte bis zu ein Drittel der Amazonaswälder andie Schwelle einer tödlichen Dürre getrieben wordensein5 (Nepstad et al. 2004, Bild 2), obwohl es wenigeFeldmessungen gibt, die das genaue Ausmaß des Scha-dens belegen. Im zentralen Amazonasbecken hat sichdie Baumsterblichkeit infolge dieser Dürre um 50 Pro-zent erhöht (Williamson et al. 2000). Gleichzeitig istdie Baumsterblichkeit während dieses El-Niño-Phäno-mens in Regenwäldern weltweit stark gestiegen (Naka-gawa et al. 2000, van Nieuwstadt und Shiel 2005).

Invasion vonGräsern/Kräutern

Vie

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Baumsterblichkeit

Waldbrand

Holzein-schlag Dürre

Globale ErwärmungRegionale Austrocknung

Bild 1: Die Prozesse und Wechselwirkungen, die die Amazonas-wälder in Richtung der ökologischen „Tipping Points“ steuern.Ein solcher Tipping Point ist erreicht, wenn die gigantischenUrwaldriesen Feuer, Dürre oder Holzeinschlag zum Opferfallen und für leicht entflammbares Dickicht im UnterwuchsPlatz machen. Noch ist das zwar selten in Amazonien, aberdieser vom Menschen verursachte Prozess der Walddegrada-tion kann durch die Invasion leicht brennbarer Gräser, Farneund Bambusse verschärft werden.

5 El-Niño-Episoden werden in Amazonien, in Kalimantan undin vielen anderen Regionen der Tropen mit schweren Dürrenin Verbindung gebracht, andernorts wiederum mit erhöhtemNiederschlag.

4 Die Amazonaswälder verlieren in der Trockenzeit etwa 12 cmWasser im Monat durch Evapotranspiration (Evaporationund Transpiration).

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Das dürreinduzierte Sterben eines der wichtigstenOrganismen im Amazonaswald – der Urwaldriesen –kann die Feueranfälligkeit auf Jahre hinaus erhöhen(Ray et al. 2005, Brando et al., in der Presse). Denn dieimmergrünen Blätterkronen dieser Bäume schützen denWald vor der intensiven Äquatorsonne wie ein riesigerSonnenschirm, den zu ersetzen Jahre dauert. Die Blät-terkrone eines ausgewachsenen Amazonaswaldes, diesich 45 m über dem Boden oder höher wölbt, trennt diestarke Hitze über der Blätterkrone, wo der größte Teilder Sonnenenergie abgefangen wird, vom dunklen,feuchten Waldboden weit darunter. Jeder abgestorbeneKronenbaum hinterlässt eine Lücke in der Baumkrone,durch die Sonnenlicht in den Wald gelangt, in dem esdann wärmer wird. Die Hitze und die Trockenheit amWaldboden sind entscheidend für die Brennbarkeit desWaldes und weit höher, wenn das Blätterdach spärlichoder nahe am Boden ist (Ray et al. 2005).

Die zentralen Wälder am Amazonas fangen nur seltendurch Blitzschlag Feuer, aber Brandursachen durchmenschliche Aktivitäten werden immer häufiger. Feuer,die gelegt werden, um kahlgeschlagene Gebiete abzu-brennen und das Land auf Pflanzungen oder zur Ver-wendung als Weideland vorzubereiten oder um dieWeidefutterqualität zu verbessern, entkommen immerwieder in benachbarte Wälder. Während der schwerenDürre 1998 fingen etwa 39.000 kmÇ des stehendenWaldes im brasilianischen Teil des AmazonasbeckensFeuer (Alencar et al. 2006) – etwa doppelt so viel Wald-fläche, wie im selben Jahr geplant entwaldet wurde.Während der schweren Dürre im Jahr 2005 (Aragão etal. 2007) brannten mindestens 3.000 kmÇ stehendenWaldes in den Regionen Madre de Dios und Pandosowie im brasilianischen Bundesstaat Acre im Südwes-ten des Amazonasbeckens ab (Brown et al. 2006). Die-se niedrigen, langsamen Feuer sind viel zerstörerischer,

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Bild 2: Die Abbildungen zeigen die Bodenfeuchtigkeit im Amazonasgebiet zu 4 Zeitpunkten schwerer Dürren. Diese Karteist eine Schätzung des maximalen Anteils an pflanzenverfügbarem Bodenwasser bis zu 10 m Tiefe, basierend auf dermonatlichen Niederschlagsmenge und Evapotranspiration, aktualisiert von Nepstad et al. 2004. Feldstudien zufolgebeginnt die dürrebedingte Baumsterblichkeit, wenn das pflanzenverfügbare Bodenwasser auf 30 Prozent seines Maxi-mums fällt (Nepstad et al. 2007), - hier braun eingezeichnet. Die Verringerung der Bodenfeuchtigkeit entlang der Andenwird überschätzt, weil wenige Daten zur Verfügung stehen und es Interpolationsfehler gibt.

PflanzenverfügbaresBodenwasser

12/1997

PflanzenverfügbaresBodenwasser

09/1998

PflanzenverfügbaresBodenwasser

12/2001

PflanzenverfügbaresBodenwasser

10/2005

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als es den Anschein hat, und töten 7–50 Prozent dererwachsenen Bäume (Bäume mit einem Durchmesser> 10 cm) (Alencar et al. 2006, Balch et al. eingereicht,Barlow und Peres 2004, Cochrane und Schulze 1999).Waldbrände können deshalb die Anfälligkeit für weitereBrände in einem Teufelskreis erhöhen: Die Bäumewerden getötet, dadurch öffnet sich das Blätterdach, undmehr Sonnenlicht gelangt bis zum Waldboden (Nepstadet al. 1995, 1999, 2001, Cochrane et al. 1999). Selekti-ver Holzeinschlag kann bis zu 50 Prozent des Blätter-dachs beschädigen (Uhl und Vieira 1989), und ist derdrittgrößte Faktor, der die Brandgefahr in den Wäldernerhöht (Uhl und Kauffman 1990, Holdsworth und Uhl1997, Ray et al. 2005).

Wälder, die mit einer hohen Baumsterblichkeit auf-grund von Dürre, Feuer und/oder selektivem Holzein-schlag schon über ihren Tipping Point hinaus sind,werden schnell zu entflammbarem Dickicht oderUnterholz (Bild 1). Feldbeobachtungen im Nordostendes Bundesstaats Mato Grosso, im Südosten und imOsten des Bundesstaats Pará und in der Nähe vonSantarém haben ergeben, dass diese feueranfälligeVegetation in erster Linie aus invasiven, sich schnellausbreitenden Baumarten (wie z. B. Solanum crinitumund Vismia guianensis) und manchmal Gräsern(darunter Imperata brasiliensis, Paspalum spp.), Bam-bussen (Guandu spp.) und Farnen (z. B. Pteridiumaquilinum) besteht (Nepstad D, unveröffentlichteDaten). Noch kommt es zwar nicht häufig vor, aberWälder, in die Gräser eindringen, sind vielleicht amanfälligsten für Degradation, wegen der großen MengeBrennmaterial, die viele Gräser produzieren und weilsich die Gräser hemmend auf die Regeneration derBäume auswirken (Nepstad et al. 1996). In Südost-asien dominiert eine einzige Grasart (Imperata cylin-drica) heute etwa ein Gebiet von 300.000 km2, aufdem früher ein Wald mit einem geschlossenen Kro-nendach stand (McDonald 2004).

Unser Verständnis der Abnahme der ökologischen Qua-lität im Amazonas-Regenwald ist noch sehr lückenhaft.Wälder, die auf nährstoffarmen Böden wachsen, z. B.auf weißem Sand, entwickeln oft dicke Wurzelmattenüber dem Mineralboden (Kauffman et al. 1988) undsind vielleicht besonders gefährdet durch Baumsterbenwegen Feuer, da ein beträchtlicher Anteil des Wurzel-systems den Flammen zum Opfer fallen kann.

Der ökologische Tipping Point der Amazonaswälder istvon Ort zu Ort unterschiedlich, aber es zeigen sich eini-ge allgemeingültige Muster. Wälder sind am ehesten

dem langsamen Absterben ausgesetzt, wenn a) Dürren,Feuer oder Holzeinschlag viele Bäume vernichten,b) nach Vernichtung der Bäume reichlich Samen oderSporen von leicht entzündlichen Gräsern, Farnen oderBambussen vorhanden sind, c) es Zündquellen gibt undd) der Wald unter einer schweren saisonalen oder vorü-bergehenden Dürre leidet. Der Anteil des Amazonas-waldes, der vorübergehend schweren Dürren ausgesetztist, ist groß (Bild 2) und könnte in Zukunft noch größerwerden – aufgrund des vom Menschen verursachtenKlimawandels, der ungebremsten Entwaldung und derveränderten Landnutzung.

Entwaldung, Rauch,globale Erwärmungund der klimatische Tipping Point

Seit über 20 Jahren nutzen verschiedene Wissenschaft-lerteams Computermodelle ähnlich wie Kristallkugeln,um die zukünftigen Zusammenhänge zwischen demAmazonaswald und dem Klima vorauszusagen. Wiewird sich das Klima am Amazonas ändern, wenn sichTreibhausgase in der Atmosphäre ansammeln, weilWälder zu Weideland gemacht werden oder das El-Niño-Phänomen häufiger auftritt? Keine dieser Simula-tionen ist perfekt, aber in einigen Aspekten sind siesich einig: Scheinbar geht die Amazonasregion aufeine trockenere, wärmere Zukunft zu; die Nieder-schlagsmenge wird sich nach den Prognosen v. a. inder Trockenzeit und während der El-Niño-Episodenreduzieren, gerade zu dem Zeitpunkt, wenn die Vegeta-tion auf eine geringere Niederschlagsmenge besondersempfindlich reagiert. Entwaldung reduziert ebenfallsdie Niederschlagsmenge und lässt die Temperaturensteigen, während dichter Rauch die Trockenzeit ummehrere Wochen verlängern kann. Mit anderen Worten,zukünftige Entwicklungen im Klima am Amazonaskönnten die bereits fortschreitende Degradation durch-aus verschärfen.

Die wachsende Konzentration von Kohlendioxid,Methan und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäreist das Thema verschiedener Computer-Modellexperi-mente, bei denen globale Zirkulationsmodelle (GlobalCirculation Models, GCMs) eingesetzt werden. DieseModelle können das künftige Klima auf der Welt ge-nauso simulieren wie die Reaktion des Klimas auf denwachsenden Strahlungsantrieb in der Atmosphäre, derauf die Ansammlung von Treibhausgasen zurückgeführtwird. Über 60 Prozent der 23 GCMs, die mit Szenarieneiner Akkumulation von Treibhausgasen liefen, seheneinen beträchtlichen Rückgang (> 20 Prozent) der Nie-

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derschlagsmenge im Osten Amazoniens bis zum Endedes Jahrhunderts voraus (IPCC 2007, Malhi et al. in derPresse, Bild 3). Diese Modelle sagen eine Erhöhung derNiederschlagsmenge im Westen Amazoniens voraus,wo der Steigungsregen an den Anden wegen der höhe-ren Luftfeuchtigkeit aufgrund der globalen Erwärmungzunehmen könnte. Allein die globale Erwärmung wirdwahrscheinlich die Niederschlagsmenge im östlichenAmazonien reduzieren.

Da sie um die wichtige Rolle wissen, die die Vegetati-on im Klima spielt, haben einige der Wissenschaftler-teams ihre GCMs um „dynamische Vegetationsmodel-le“ ergänzt. Diese simulieren, wie Klimaveränderungensich auf den Standort verschiedener Vegetationstypenauswirken und wie diese Änderungen in der Vegetationwiederum das Klima beeinflussen. Eines der drama-tischsten Ergebnisse kam vom britischen Hadley Cen-ter. Es prognostiziert eine großflächige, langfristigeErsetzung des Amazonaswaldes durch savannenähnli-che und semiaride Vegetation bis zum Ende des Jahr-hunderts, sowie einen Anstieg der Durchschnittstempe-ratur um 8°C (Cox et al. 2000, 2004). Andere Gruppenhaben ähnliche Belege für einen neuen, anhaltenden

Vegetations- und Klimazustand am Amazonas gefun-den, wobei ein Großteil des Waldes im Osten von dür-reresistenter Vegetation abgelöst würde (Salazar et al.2007, Oyama und Nobre 2003, Botta und Foley 2002).Andere Modelle, die Klima und Vegetation simulieren,sagen dieses großflächige Waldsterben im Amazonas-becken jedoch nicht voraus (Friedlingstein et al. 2006,Gullison et al. 2007). Die globale Erwärmung kanndazu führen, dass große Gebiete des östlichen undmittleren Amazonaswaldes verdrängt werden, was dieTendenzen zu größerer Trockenheit verstärken würde.

Mehrere Klimamodelle, die auf der Annahme basieren,dass der Amazonaswald vollständig in Rinderweidenumgewandelt wird, sagen eine starke Verringerung derNiederschlagsmengen und höhere Temperaturen voraus(Nobre et al. 1991, Shukla und Nobre 1990, Lean undWarrilow 1989). Zwei Teams (Sampaio et al. 2007, daSilva et al. 2007) haben das zukünftige Klima amAmazonas mit Hilfe von Prognosen für die zukünftigeEntwaldung simuliert (Soares et al. 2006). Dabeihaben Silva et al. (2007) mit einem hochauflösendenModellsystem herausgefunden, dass die Rodungen dieAustrocknungstendenzen im Amazonaswald verschär-fen könnten, die sich vermutlich aus der globalen

Erwärmung ergeben werden, beson-ders während der El-Niño-Episo-den; die absolute Reduzierung derNiederschlagsmenge liegt jedochunter der von den GCMs vorausge-sagten. Sampaio et al. (2007) habenaußerdem Belege dafür gefunden,dass die Niederschlagsmenge mit

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20N

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20S

40S

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>50%

Bild 3: Die meisten Klimamodelle sageneine erhebliche Austrocknung (> 20 Pro-zent) im Osten Amazoniens zum Endedes Jahrhunderts voraus. Diese Kartenfassen die Ergebnisse der 23 GCM-Modelle zusammen, die unter den vor-sichtigen Schätzungen des Weltklima-rats hinsichtlich einer Akkumulation vonTreibhausgasen bis zum Ende des Jahr-hunderts gelaufen sind. Der Balkenrechts zeigt das Farbschema für denAnteil dieser Modelle, die eine erhöhteTrockenheit für Amazonien zum Endedes Jahrhunderts voraussagen, voneiner unbestimmten Erhöhung (A) übereine Erhöhung von mindestens 20 Pro-zent (B) bis zu einer Erhöhung von min-destens 50 Prozent (C). Die Prognosenbeziehen sich auf die Trockenzeit imnördlichen Amazonien (Dezember, Janu-ar, Februar, links) und im südlichenAmazonas (Juni, Juli, August, rechts)(Malhi et al. in der Presse).

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der vorrückenden Entwaldungsfront weiter sinkt. Wennnicht gerodet wird, um Rinderweiden zu schaffen, son-dern um Sojabohnen anzubauen, könnte die Nieder-schlagsmenge viel stärker zurückgehen (Sampaio et al.2007, Costa et al. 2007). Allein die Entwaldung senktdie Niederschlagsmenge, besonders, wenn 30 Prozentoder mehr Fläche entwaldet werden.

Die GCM-Modelle sagen auch voraus, dass die globaleErwärmung die Lufttemperaturen in Amazonien erhö-hen wird. Die meisten Hochrechnungen gehen dabeivon einer Erhöhung der Durchschnittstemperaturen vonungefähr 2°C aus; bei einigen sind es aber sogar 8°C(IPCC 2007). Bei höheren Temperaturen verdampftWasser schneller, was die zunehmende Trockenheit auf-grund niedrigerer Niederschlagsmengen verschärft.

Während sich die globale Erwärmung verstärkt, wirdsich die zeitliche Verteilung der Niederschläge in Ama-zonien voraussichtlich ebenfalls verändern. Den größtenRückgang der Niederschläge wird es wahrscheinlich inder Trockenzeit geben (Bild 3), wenn der meiste Regendurch feuchte Luft entsteht, die vom Boden aufsteigt.Die Vegetation reagiert gerade in der Trockenzeitbesonders empfindlich auf Wassermangel. Wenn sichEnergie und Feuchtigkeit in der Atmosphäre erhöhen,werden extreme Wetterereignisse wie sintflutartigeRegenfälle und Stürme voraussichtlich häufiger (IPCC2007), was zu noch mehr Störungen in Amazonien führt.

Die Klima-Vegetations-Modelle sind grobe Instrumentebeim Versuch, das Schicksal Amazoniens in einer sichrasch verändernden Umwelt zu verstehen. Aber sieermöglichen uns einen wichtigen Blick auf das Klimazum Ende des Jahrhunderts. Es ist wichtig, die bereitslaufenden Veränderungen des Amazonasklimas zu unter-suchen, die die Wälder der Region in den nächsten 10–30 Jahren gestalten könnten. Vorübergehende Dürren,die es bereits heute in Amazonien gibt, sind vielleichtschon ausreichend, um eine großflächige Verwandlungder Wälder in Buschlandlandschaften zu fördern.

Die derzeitigen Klimaschwankungen am Amazonaswerden oft mit Änderungen der Meeresoberflächentem-peratur in Verbindung gebracht. Die Temperatur derMeeresoberfläche hat einen Einfluss darauf, wo aufdem Planeten warme feuchte Luft aufsteigt und Regenproduziert und wo trockene, kühlere Luft absinkt undRegen verhindert. Im östlichen Amazonien geht derNiederschlag meist zurück, wenn die Meeresoberflä-chentemperatur an der Pazifikküste im Norden Süd-amerikas während der El-Niño-Episoden ansteigt(Marengo et al. in der Presse). Der Erwärmung der

Meeresoberfläche zwischen Westafrika und dem Golfvon Mexiko – die so genannte Northern Tropical Atlan-tic Anomaly (NTAA) – steht ebenfalls mit Dürre imAmazonasbecken in Verbindung, hat aber die größteAuswirkung im Westen Amazoniens (Marengo et al. inder Presse). Einige Klimaforscher gehen davon aus,dass die Anomalien der Meeresoberflächentemperatu-ren mit zunehmender Akkumulation von Treibhausga-sen in der Atmosphäre häufiger werden (Timmerman etal. 1999, Hansen et al. 2006, Trenbarth und Hoar 1997).

Regionale Klimaanalysen und Modellversuche habenaußerdem Belege für Veränderungen des lokalen Nie-derschlags im Zusammenhang mit Rodungen erbracht,z. B. für einen anfänglichen Anstieg der Niederschlägebei der Rodung kleiner Waldstücke, gefolgt von einemRückgang der Niederschläge, wenn die Rodungsflächengrößer werden (Silva Dias et al. 2002, da Silva undAvissar 2007).

Eine der wichtigsten Entdeckungen, um zu verstehen,wie wahrscheinlich das Erreichen eines klimatischenTipping Points ist, ist das Verhindern von Niederschlagdurch Rauchwolken (Andreae et al. 2004). Wenn Aero-solpartikel aus der Verbrennung von Biomasse in derAtmosphäre sehr dicht auftreten, entstehen zu vieleKondensationskerne, und einzelne Wassertropfen wer-den nicht schwer genug, um als Regen zu Boden zufallen. Die Wissenschaft weiß noch nicht, wie starkdieses Phänomen die gesamte Niederschlagsmengebeeinflusst, aber es gibt Hinweise darauf, dass dieseNiederschlagsverhinderung in der Landwirtschaftbereits zu spüren ist. Piloten und Landwirte im Quell-gebiet des Xingu im brasilianischen Bundesstaat MatoGrosso behaupten, die Regenzeit beginne später imJahr, wenn der Rauch dicht ist (J. Carter, persönlicheMitteilung). Dichter Rauch kann den Beginn derRegenzeit um Wochen verschieben.

Neuer Entwaldungsdruck kannWaldsterben beschleunigen

Verschiedene Entwicklungen in der Land- und Weide-wirtschaft und auf den Rohstoffmärkten können dieRodung in Amazonien beschleunigen und damit dieWahrscheinlichkeit eines baldigen Waldsterbens erhö-hen. Zunächst wurde in großen Gebieten im Süden undOsten Amazoniens die Maul- und Klauenseuche ausge-rottet, sodass ein Großteil der Rinderindustrie der Regi-on exportieren kann, was oft höhere Preise einbringt(Kaimowitz et al. 2004, Nepstad et al. 2006a, Arima etal. 2006). Wenn die Ausrottung der Maul- und Klauen-

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seuche in ganz Lateinamerika gelingt (PAHO 2004),wird die Attraktivität der Rinderzucht noch weiter stei-gen. Zudem wächst die internationale Nachfrage z. B.nach Sojabohnen, aber geeignetes Land für agrarindus-trielle Expansion ist in den USA, Westeuropa, Chinaund vielen anderen Agrarländern knapp (Nepstad undStickler in der Presse). Deshalb findet ein Großteil derweltweiten Expansion von Anbauflächen in Brasilien

statt, in den Regionen des Cerrado (Savanne) und desAmazonas, wo noch über 1.000.000 kmÇ Land zurVerfügung stehen, die sich für den Ausbau der mecha-nisierten Landwirtschaft eignen (Shean 2004, Nepstadet al. 2006a, Bild 4). Schließlich hat der steigendeÖlpreis in den USA, der Europäischen Union und inBrasilien politische Initiativen entstehen lassen, dieBenzin und Diesel zunehmend durch Biotreibstoffeersetzen wollen (Yacobucci und Schnepf 2007). Etha-nol aus brasilianischem Zuckerrohr wird einen großenTeil der wachsenden Weltnachfrage nach Ethanoldecken, denn es ist eine der weltweit effizientesten undgünstigsten Formen von Ethanol (Pimentel und Patzek2005, World Watch 2006, Xavier 2007), und die Pro-duktion kann am besten ausgebaut werden. Auch wenndie Zuckerrohrproduktion hauptsächlich im Süden undin Zentralbrasilien erhöht wird, wird sich dies wegender Verlagerung von Sojaproduktion und Rinderhaltungauch auf Amazonien auswirken. Und schließlich habenProgramme zur Züchtung von Saatgut v. a. in Brasilien(Cattaneo in der Presse) eine Reihe von Sojaarten undanderen Feldfrüchten hervorgebracht, die die hohenTemperaturen und die Feuchtigkeit in Amazonien ver-tragen. Die Kombination dieser und anderer Faktorensorgt für einen wachsenden wirtschaftlichen Druck, dieAmazonaswälder in Acker- und Weideland umzuwan-deln – damit gibt es in der Region mehr Waldbrändeund mehr invasive Planzen, die leichter entzündlichsind. Außerdem könnte die entwaldungsbedingte Ver-hinderung von Niederschlägen aufgrund von Rauchent-wicklung und veränderter Bodenbedeckung schnellerstattfinden könnte als derzeit absehbar.

Eine weitere wichtige Veränderung, die derzeit inAmazonien stattfindet, wird die Rodung der Wälderebenfalls beschleunigen, und zwar bis tief ins Innereder Region: die Asphaltierung und der Bau von All-wetterstraßen in Regionen, die zuvor einen „passiven“Schutz genossen hatten, weil sie so weit abgelegensind (Nepstad et al. 2000, 2001, 2002, Alves et al.2003, Bild 5). Investitionen in Straßen senken dieTransportkosten einerseits für den Materialeinsatz ander Landwirtschaftsgrenze, andererseits für die Pro-dukte, die auf den Markt gehen. Damit erhöht sich dieRentabilität marktorientierter Land- und Viehwirtschaftin weiter abgelegenen Regionen. Auch der Ausbau vonWasserwegen wird diskutiert, besonders auf demMadeira-Fluss, wo zwei neue Stauseen zur Erzeugungvon Wasserkraft und für die Schifffahrt nach Boliviengenutzt werden könnten. Mit der Asphaltierung derStraße von Assis in Brasilien nach Cuzco in Peru, derbevorstehenden Asphaltierung der BR 310 von Manausnach Porto Velho und der BR 163 von Santarém nach

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Bild 4: Jüngste Entwicklungen in der Entwaldung des brasi-lianischen Teils von Amazonien, der Expansion der Rinder-herden und der Sojaproduktion im Amazonasbecken, imWechselkurs der brasilianischen Währung (Real) zum US-Dollar und der brasilianischen Sojaexporte in die Europäi-sche Union und nach China. Die steigende internationaleNachfrage nach Soja und anderen Agrarrohstoffen lässtneue Anbauflächen in Amazonien entstehen, und die Rinder-haltung verlagert sich weiter ins Innere der Region. Die neueNachfrage nach Biokraftstoffen könnte diese Tendenz ver-stärken. Der kürzliche Rückgang in der Entwaldung wurdemit den sinkenden Preisen für Soja und Rindfleisch und mitder Aufwertung des brasilianischen Reals in Zusammenhanggebracht. Er kann aber ebenso von der Schaffung neuerSchutzgebiete durch das ARPA-Programm und durch höhereRegierungsinvestitionen für die Durchsetzung der Landnut-zungsgesetze verursacht worden sein (aktualisiert von Neps-tad et al. 2006). Anfängliche Schätzungen der Entwaldung imJahr 2007 deuten eine stärkere Entwaldung an, vielleicht alsReaktion auf gestiegene Soja- und Rindfleischpreise.

Neue Entwaldung

Sojaproduktion

Rinderbestand

Sojaexporte in die EU

Sojaexporte nach China

Der brasilianische Real

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Mio

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Cuiabá werden Transportkosten über weite RegionenAmazoniens drastisch fallen, wodurch ein wirtschaftli-cher Tipping Point wahrscheinlicher wird.

Mit Riesenschrittenin Richtung Waldsterben

Viele Faktoren drängen den Amazonaswald in Richtungeines baldigen Absterbens. Holzfäller bauen ihreStraßennetze tiefer ins Herz Amazoniens. Sie entneh-men nur einen kleinen Teil des Holzes, aber sie dünnendas Blätterdach durch Beschädigung der anderen Bäu-me stark aus. Den Holzfällern folgen Rinderfarmer mitKettensägen, die den Wald zu Weideland machen; dieMittel dazu haben sie aus dem Verkauf ihrer Länderei-en an Sojafarmer erzielt. Vermischt mit dem Saatgutihrer afrikanischen Futtergräser ist auch schädlichesUnkraut, das sich in der Landschaft ausbreitet undmanchmal in Wälder eindringt, die schon durch Holz-einschlag und Feuer beschädigt sind. Vorübergehendeschwere Dürren im Zusammenhang mit El Niño undder Northern Tropical Atlantic Anomaly (NTAA) trock-nen große Teile der Wälder der Region aus, erhöhenderen Anfälligkeit für Feuer, das von den Feldern undden Weiden der Farmer übergreift, und fügen demWald weitere Schäden durch Baumsterben zu. DichteRauchwolken können die Trockenzeit um Wochen ver-längern; dann fällt mehr Wald als oben beschriebenden außer Kontrolle geratenen Bränden zum Opfer.

Wie viel Zeit bleibt noch, um ein großflächiges Wald-sterben am Amazonas zu verhindern? Wie lange wirdes dauern, bis die sich gegenseitig verstärkenden Pro-zesse der zunehmenden Waldschädigung, der Nieder-schlagsverhinderung und der Abholzung die Hälfte desamazonischen Regenwaldes einfordern?

Der vorliegende Bericht ist eine vorläufige Einschät-zung der Gefahr eines baldigen Waldsterbens und sei-ner ökologischen Folgen (Bild 6)6. Es handelt sich umvorsichtige Schätzungen, die davon ausgehen, dass sichdie Entwaldungsrate auf demselben Niveau wie in denJahren 1998–2003 (Soares et al. 2006) halten wird unddass sich das Klima der letzten 10 Jahre in der Zukunftfortsetzt; die Verhinderung von Regen durch Rauchoder Entwaldung wird nicht berücksichtigt. Wir gehenvon einem Szenario ohne Waldbrände aus, auch wennes wahrscheinlich ist, dass es in einem erheblichen Teil

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Bild 5: Schnellstraßen inAmazonien. Das Herz derAmazonasregion wird mitvoranschreitender Asphal-tierung bald bei jedemWetter über Schnellstraßen(gelb) erreichbar sein.Durch Investitionen inTransportwege werden dieProduktionskosten in derVieh- und Landwirtschafterheblich reduziert, waswiederum die Entwaldungrentabler macht.

6 Wir gehen davon aus, dass die Entwaldung wie von Soa-res et al. (2006) geschätzt unvermindert weitergeht, dasssich die Witterungsverhältnisse der zehn Jahre von Januar1996 bis Dezember 2005 (aktualisiert von Nepstad et al.2004) in Zukunft fortsetzen, dass Baumsterben einsetzt,wenn das pflanzenverfügbare Bodenwasser in bis zu 10 mTiefe auf unter 30 Prozent der maximalen Menge fällt (unterVerwendung der Karte des maximalen pflanzenverfügbarenBodenwassers in Nepstad et al. 2004 und den Zahlen zurBaumsterblichkeit bei Nepstad et al. 2007) und dass sichder Holzabbau in ganz Amazonien ausdehnen wird, wie esin dem wirtschaftlichen Pachtmodell von Merry et al. (inRevision) beschrieben wird.

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Infrastuktur

Asphaltierte StraßenNicht asphaltierte Straßengeplante Asphaltierung

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der Wälder, die durch Dürre und/oder Holzeinschlagbeschädigt sind, sowie in anderen, unbeschädigtenWäldern zu Bodenfeuern kommen wird. Unter diesenAnnahmen wären bis zum Jahr 2030 31 Prozent derAmazonaswälder mit geschlossenem Kronendach ent-waldet (im Vergleich zu 17 Prozent heute), und 24 Pro-zent7 durch Trockenheit oder Holzeinschlag beschädigt.Geht man davon aus, dass die Niederschlagsmengein Zukunft um 10 Prozent zurückgeht, werden weitere4 Prozent der Wälder durch Dürre geschädigt.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Freisetzung vonKohlenstoff durch Entwaldung den Beschreibungenvon Soares et al. (2006) entspricht, dass weiterhinselektiver Holzeinschlag 15 Prozent des in den Wäl-dern gespeicherten Kohlenstoffs in die Atmosphärefreisetzt (Asner et al. 2005), dass Dürreschäden dieBiomasse der Wälder um 10 Prozent reduzieren (Neps-tad et al. 2007) und dass schließlich Waldbrände 20Prozent der durch Dürre oder Holzfällen geschädigtenWälder vernichten und dabei weitere 20 Prozent desgespeicherten Kohlenstoffs freigeben - dann werden inden Anfangsphasen eines Waldsterbens 15–26 der 90–140 Milliarden Tonnen des in den Amazonaswälderngespeicherten Kohlenstoffs in die Atmosphäre abgege-ben. Mit anderen Worten, die Veränderungen, die heute

in Amazonien stattfinden, könnten viele der Fortschrit-te in der Reduzierung der Treibhausgasemissionen dieim Kyoto-Protokoll ausgehandelt wurden, rückgängigmachen – das, wenn es vollständig umgesetzt wird, inden Jahren 2008–2012 zu einer Reduktion von 2 Milli-arden Tonnen Kohlenstoffemissionen führen kann.

Das kurz bevorstehende Waldsterben wird besondersauf Kosten der Bewohner der Amazonas-Regiongehen. Waldbrände allein werden Hunderte von Opfernunter den Einwohnern Amazoniens fordern; Zehn-tausende werden an Bronchialbeschwerden erkranken.Reise- und Stromverbindungen werden unterbrochen,und viele ländliche Investitionen, zum Beispiel inWeidezäune, Obstplantagen und Waldbewirtschaftungwerden verloren gehen.

Die Kosten eines Waldbrands im brasilianischen Ama-zonien können sehr hoch sein. 1998 beliefen sich dieAuswirkungen auf Gesundheit, Landwirtschaft, Forst-wirtschaft und den Kohlenstoffhaushalt auf bis zu 5Milliarden US-Dollar (Mendonça et al. 2003). Häufi-gere und schwerere Dürren werden zu Fischsterbenund niedrigen Flusswasserständen führen, durch dieAnsiedlungen am Flussufer vom Zugang zu Märkten,medizinischer Versorgung und Schulen in der Näheabgeschnitten werden (Marengo et al. in der Presse).

Viele der Verluste durch ein Absterben des Waldes sindschwieriger finanziell zu quantifizieren. Bis zum Jahr

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Bild 6: Ein Wald im End-spurt zum ökologischen

und klimatischen TippingPoint? Karte von Amazo-

nien im Jahr 2030, die dür-regeschädigte, durch Holz-

einschlag beeinträchtigeund gerodete Wälder zeigt.

Diese Karte geht davonaus, dass die Entwal-

dungsraten von 1997–2003stabil bleiben und dass

sich das Klima der letzten10 Jahre in der Zukunft

fortsetzt. Weitere Informa-tionen finden sich im Text.

7 Es gibt keine Schätzungen der Schädigung durch Holzein-schlag, Feuer und Dürre für das gesamte Amazonasbecken.

Landbedeckung in Amazonien 2030

Wald

Entwaldet

Kein Wald

ausgetrockneter Wald

Wald mit HolzeinschlagAusgetrockneter Wald mitHolzeinschlag

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2050 werden vier Ökoregionen auf weniger als 15 Pro-zent ihrer jetzigen Fläche reduziert werden, darunterder Babassuwald im brasilianischen BundesstaatMaranhão, der Trockenwald am Marañon und der Tro-ckenwald von Tumbes/Piura (Soares et al. 2006). DieNebelwälder in Bolivien und Peru könnten verschwin-den, wenn der regionale Klimawandel Niederschlägeund die Bildung von hohen Wolken verhindert, die fürdieses Ökosystem überlebensnotwendig sind – ein Pro-zess, der bereits zum Aussterben der Goldkröte in denmittelamerikanischen Kordilleren geführt hat (Lawtonet al. 2001). Die globale Erwärmung allein könnte dieKlimagürtel in den Ost-Anden schneller nach obenverschieben, als die Pflanzenarten msich anpassen kön-nen (Bush et al. 2004). Viele Tierarten werden durchdie Zerstörung von Lebensräumen auf engem Raumzusammengedrängt. Nur ein Zehntel des Lebensraumsdes Silberäffchens (Mico argentatus) wird im Jahr2050 noch bewaldet sein, und ein Viertel aller Säuge-tierarten wird mindestens 40 Prozent seiner Lebens-räume durch Rodung verlieren (Soares et al. 2007).

Und dieses Szenario ist vielleicht noch ein vorsichti-ges. Wenn die Entwaldung zunehmen sollte, weil diePreise für Biotreibstoff und Agrarrohstoffe steigen,oder wenn Niederschläge durch Entwaldung oderRauch erheblich gehemmt werden, könnte sich dieGeschwindigkeit des Waldsterbens leicht verdoppeln.Eine Zunahme von Trockenheit oder Entwaldungkönnte die Zerstörung und die Degradation der Wälderderart beschleunigen, dass in den nächsten 15 Jahrendie 50-Prozent-Marke erreicht wird.

Entscheidende Maßnahmen zur Abwendung kritischer Tipping Points

Verschiedene wichtige Prozesse und Beziehungenhaben das Potenzial, den Kräften, die Amazonien in einWaldsterben führen, entgegenzuwirken, und liefernBausteine für eine entschlossene Schutzstrategie.

• Ohne Feuer erholen sich die meisten Wälder schnell Die meisten geschädigten Flächen im Amazonasbe-cken werden wieder ein geschlossenes Kronendachentwickeln, wenn sie vor Feuer geschützt werden, undinnerhalb von 15 Jahren funktioniert die Transpirationwieder wie in Primärwäldern (Uhl et al. 1988, Nepstadet al. 1991, Jipp et al. 1998). Wie schnell ein Waldnachwächst, hängt v. a. davon ab, wie stark er zuvorgenutzt wurde (Uhl et al. 1988, Zarin et al. 2001,Davidson et al. 2007). Auf aufgegebenen Rinderwei-den wo nie gepflügt wurde, breiten sich Bäume und

Lianen im Allgemeinen schnell aus; in 5–10 Jahrenentwickelt sich ein Sekundärwald mit einem geschlos-senen Blätterdach. Mit jedem Jahr, in dem sich derWald ohne Brand erholen kann, wird das Blätterdachhöher, die Brennbarkeit des Waldes nimmt ab (Ray etal. 2005; Holdsworth und Uhl 1997), und die Mengedes Wasserdampfs, der in die Atmosphäre gelangt unddort Regenwolken bildet, nimmt zu (Jipp et al. 1998).

• Wenn immer mehr Landbesitzer sich gegen denEinsatz von Feuer entscheiden, folgen andere viel-leicht ihrem Beispiel.Landbesitzer vermeiden den Einsatz von Feuer alsManagement-Instrument und investieren mehr, umBrandunfälle zu vermeiden, wenn sie in ihren Betrie-ben verstärkt auf feuersensible Anbaumethoden wieObstplantagen, Nutzbäume, Waldbewirtschaftungssys-teme und verbesserte Weidewirtschaft setzen (Nepstadet al. 2001, Bowman et al. eingereicht). Wenn die Zahlder Landbesitzer die kein Feuer einsetzen, in einerRegion steigt, wird vielleicht ein Tipping Point erreicht,nach dem diese Landbesitzer sich gegen ihre Nachbarndurchsetzen, die noch Feuer legen und diese davonüberzeugen, das Brandrisiko zu senken. Eine solcheVeränderung im Verhalten der Landbesitzer– wenn esdenn dazu kommt – könnte eine wichtige Rolle dabeispielen, Verbuschung zu vermeiden.

• Die steigende Nachfrage nach einem umweltfreund-licheren Verhalten seitens der Investoren und Käufervon Agrarrohstoffen könnte die Agrarindustrie und dieViehwirte in Amazonien dazu bringen, gesetzliche Auf-lagen genauer zu erfüllen und sich die Best-Practice-Standards in der Landwirtschaft zu eigen zu machen.Eine weitere Verhaltensänderung von Landbesitzernkönnte es geben, wenn ein vernünftiges Landmanage-ment (einschließlich des umsichtigen Einsatzes vonFeuer) und die Erfüllung ökologischer Auflagen voneiner wachsenden Zahl Produzenten als notwendigeVoraussetzungen für die Teilnahme an den Agrarmärktenund für den Zugang zu Krediten und Finanzierungenangesehen werden. Die Sojabauern im BundesstaatMato Grosso durchlaufen gerade eine solche Verände-rung – und befinden sich im zweiten Jahr eines Mora-toriums des Brasilianischen Verbands der Pflanzenölin-dustrie (ABIOVE). Dieses Zwei-Jahres-Moratoriumwurde infolge einer Kampagne der UmweltorganisationGreenpeace gegen den Kauf von Soja aus Amazonienverhängt, das auf frisch gerodeten Böden im Amazo-naswald angebaut wurde (Greenpeace 2006). Sojapro-duzenten und ihre Verbände sind derzeit bei der Ent-wicklung von Kriterien, nach denen ihre Betriebe alsumweltverträglich zertifiziert werden können. In die-

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sem Zusammenhang engagiert sich beispielsweise derRound Table for Responsible Soy (RTRS), der im Jahr2004 vom World Wide Fund for Nature (WWF) insLeben gerufen wurde, zur Zeit in einem internationalenAbstimmungsprozess, an dem verschiedene Interessen-gruppe beteiligt sind. Kriterien für die Identifizierungund Zertifizierung verantwortungsvoller Sojaproduzen-ten definiert. Zu den Mitgliedern des RTRS gehörendie Käufer von 20 Prozent der weltweiten jährlichenSojaernte, die sich alle verpflichtet haben, RTRS-zerti-fiziertes Soja zu kaufen. In kleinerem Rahmen ver-zeichnet das von zwei Nichtregierungsorganisationen(Aliança da Terra – AT und Instituto de PesquisaAmbiental da Amazonia – IPAM) ins Leben gerufeneRegister sozioökologischen Engagements (Cadastro deCompromisso Socioambiental – CCS) 75 Land- undViehwirte, die zusammen 1,5 Millionen Hektar Landbesitzen (Arini 2007). Ein Eintrag in das Registerverpflichtet die Landbesitzer zu einem einwandfreienLandmanagement und vernünftigen Arbeitsverhältnis-sen in ihren Betrieben; was potenziellen Käufern übereine Website transparent dargestellt wird. In den Jah-ren 2006 und 2007 haben sich zwei Supermarktkettenund Brasiliens größter Geflügelproduzent bei AT undIPAM gemeldet, die Soja und Rindfleisch von CCS-Betrieben kaufen wollen. Es sind solche Zertifizierungs-systeme, die Landbesitzer dazu bewegen, die Auflagender Bundesgesetze an private Schutzgebiete zu erfül-len, ihre Uferzonen zu erhalten und sich Methodenzur Verhinderung von Waldbränden anzueignen, wiez. B. Feuerschneisen entlang ihrer Waldgrundstückeanzulegen.

• Das gesunden der Wälder und das Anpflanzen vonNutzbäumen auf degradierten Flächen können dieTranspiration wiederherstellen und das regionaleKlima vor extremen Wetterereignissen schützen.Wasserdampf, der von den Wäldern im Osten Amazo-niens erzeugt wird, ist sehr wichtig für das Nieder-schlagssystem windwärts, im zentralen und im west-lichen Amazonien (Marengo et al. in der Presse, daSilva et al. in der Presse). Eine Möglichkeit, Amazonienvor extremen Wetterereignissen zu schützen ist, dieAtmungs- und Verdunstungsfunktion des Waldes aufden riesigen Flächen, die entlang der Straße zwischenBelém (im Osten des Bundesstaats Pará) und Brasília(im Bundesstaat Maranhão) und entlang der PA 150 inZentral-Pará gerodet wurden, wiederherzustellen. DieWiederherstellung der Transpiration in großen Teilender Landschaft durch nachwachsenden Wald undAnpflanzungen könnte zusammen mit einer Abnahmeder Feuer die Niederschlagshemmung reduzieren, dieauf die Umwandlung von Urwäldern in Rinderweiden

und Sojafelder zurückzuführen ist. Mit der Erholungdes Waldes steigt die Niederschlagsmenge, sodass einpositiver Kreislauf in mit beschleunigtem Waldwachs-tum in Gang gesetzt werden könnte.

• Nachhaltige HolzwirtschaftEine nachhaltige Holzproduktion in den Amazonaswäl-dern kann rentabel sein und gleichzeitig die negativenAuswirkungen des Holzeinschlags erheblich reduzieren(Holmes et al. 2002, Barreto et al. 1998). Umweltscho-nende Methoden der Holzernte, darunter das Kappenvon Lianen vor dem Fällen, die sorgfältige Planungvon Rückewegen, das Beachten der Fällrichtung undandere Praktiken kommen auch den Holzunternehmenzugute (Holmes et al. 2002, Barreto et al. 1998), dadadurch viel weniger Schäden am Blätterdach entste-hen, die die Brandanfälligkeit des Waldes steigern(Holdsworth und Uhl 1997). Die Erhaltung des Ama-zonas-Regenwaldes hängt davon ab, in welchem Masseder Wert des Holzes in der Region wirtschaftlich dazugenutzt werden kann, den Übergang zu einer wald-orientierten und feuerfeindlichen Wirtschaft zu fördern(Nepstad et al. 2006d).

• Regionale Planung, um die negativen Einflüsse vonVerkehrsinfrastrukturprojekten zu reduzieren.Von Januar 2004 bis heute wurden 23 Millionen HektarLand im brasilianischen Teil Amazoniens zu Schutz-gebieten erklärt (Campos und Nepstad 2006). Diesehistorische Errungenschaft in der Erhaltung tropischerWälder wird die Emission von 1 Milliarde TonnenKohlenstoff in die Atmosphäre bis zum Jahr 2015 ver-hindern, denn für Viehweiden und die Interessen derSojaindustrie stehen so weniger Waldflächen zur Ver-fügung (Nepstad et al. 2006c, Soares et al. 2006). Daswar teilweise dank des Amazon Region Protected AreaProgrammes (ARPA) möglich, das gemeinsam mit derWeltbank, der der Entwicklungsbank (GEF), der deut-schen Regierung und dem WWF das Ziel vorgegebenhat, die geschützte Fläche auf 12 Prozent des brasilia-nischen Amazoniens zu erhöhen. Aber es wurde auchdurch die erheblichen Fortschritte in der regionalenPlanung ermöglicht, an der Hunderte von Verbändenvon Landwirten, Holzunternehmen, Umweltgruppenund die Regierung teilnahmen. Diese regionale Planungwurde im Vorfeld der Asphaltierung der Straße BR 163von Santarém nach Cuiabá gestartet sowie im Rahmendes sozialen Regionalentwicklungsprogramms entlangder Transamazonas-Schnellstraße. Sie erreichte einebreite Basis politischer Unterstützung für die Schaffungneuer Schutzgebiete in einer Region, in der die Grenzeder landwirtschaftlichen Erschließung täglich voran-schreitet (Campos und Nepstad 2006).

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• REDD: ein starker neuer Mechanismus, umtropische Länder für den Schutz ihrer Wälder zukompensieren?Ist die Welt bereit, Länder in den Tropen dafür zubezahlen, dass sie ihre Emissionen von Treibhausgasendurch Entwaldung und Walddegradation senken? Esdeutet einiges darauf hin, dass in den nächsten Jahreneine neue internationale Klimapolitik auf die Beinegestellt wird. Innerhalb der UNFCCC, der Klimarah-menkonvention der Vereinten Nationen, wird über dieSchaffung von Kompensationen für Tropenländer ver-handelt, denen es gelingt, ihre Emissionen aus Entwal-dung und Walddegradation (Reducing Emissions fromDeforestation and Degradation - REDD) zu senken,und diese Verhandlungen kommen schnell voran. InBrasilien bekam ein Bündnis, das die Abholzung nachund nach komplett stoppen will, große Unterstützungvom Kongress, den Regierungen der Bundesstaaten undvon Umweltschützern. Die Aliança de Povos da Floresta(Bündnis der Waldbevölkerung) unterstützt das REDD-System mit einer Reihe von Auflagen, darunter die Ent-lohnung der Waldbewohner für ihre Rolle als Wächterdes Waldes – wie Satellitenbilder belegen, werdenWälder in Indianerreservaten genauso geschützt wieWälder mit einem offiziellen Status als Schutzgebiete(Nepstad et al. 2006a). Ein stabiler Mechanismus, derwirtschaftliche Anreize für die Erhaltung des tropischenRegenwaldes schafft, könnte einen großen Beitrag dazuleisten, dass Amazonien den klimatischen und ökologi-schen Tipping Point nie erreicht.

Schlussbemerkung

Sich gegenseitig verstärkende Prozesse in der Wirt-schaft, der Vegetation und dem Klima in Amazonienkönnten dazu führen, dass mehr als die Hälfte derWälder mit geschlossenem Blätterdach im Amazonas-becken in den nächsten 15–25 Jahren umgewandeltoder beschädigt wird; das würde die derzeitigen Erfolgebeim Reduzieren globaler Treibhausgasemissionenzunichte machen. Diesen Prozessen entgegen stehenallmähliche Verhaltensänderungen bei Grundbesitzern,kürzlich erzielte Erfolge beim Einrichten großerSchutzgebiete im Bereich der vorrückenden Agrar-front, wichtige Marktentwicklungen zugunsten einesverantwortlichen Forstmanagements und ein möglicherneuer internationaler Mechanismus, um tropischeLänder für den Schutz ihrer Wälder zu kompensieren.Alle diese Entwicklungen können die Wahrscheinlich-keit für ein großflächiges Absterben des Amazonaswal-des verringern. Langfristig jedoch kann das vielleichtnur verhindert werden, wenn die weltweiten Treibhaus-gas-Emissionen so stark reduziert werden, dass die glo-balen Temperaturen um nicht mehr als ein oder zweiGrad steigen.

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Herausgeber: WWF International, Gland/SchweizAutor: Daniel C. NepstadKoordination: Alois Vedder, WWF DeutschlandKontakt: Rebeca Kritsch, WWF Amazon Network Initiative,

c/o WWF BrasilienLayout: Wolfram Egert, Atelier für Graphic DesignProduktion: Rainer Litty, WWF Deutschland

Gedruckt auf Umweltpapier

© 2007 WWF International

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Titelfoto: © WWF-Canon / Nigel Dickinson

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