DerKleinePrinz

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    L s l i T d l i i i v (fcrinan

    D cr Autor erz,ahlt uns in diesem reizenden Marchenv o n seiner Begegnung mit -,einem ganz aiu-^cr^cwolm'l i c h kleinen Wesen', dem Bewohner eines anderen Pl.incicn,nicht grosser ais ein Haus. Nach und nach hrt dcr L\-er diemerkwrdige Geschichte dieses winzigen Geschpesderkleine Prinzu nd wi e er sieben Planeten bereiste und zumSchluss auf der Erde landete. Hier, dank einem Fuen-, hat erendlich das Geheimnis gelernt , was im Lebcn wirkhchwichtig ist.

    C i i v . T i l l i i ' - t r . i n r i n j c o p y r i g h t b y H a r c o u n , 1Ti \ - t . w c i l i ' J / i l iy ( C o n s u e l o Jo S a i n t - t i x u p e r y

    A Harvest BookH ;L i \ :ourt , Inc.525 i Suvet, Sun Diego, CA 9210115 t'ust 2fih Street, New York , NY 10010w w w . l i . i i i _ i . u i t . i o n iM.inuf.iauiv.L mChina 0901

    A N T O I N E DE SAINT -E XUP RY

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    http://li.iii_i.uit.ioni/http://li.iii_i.uit.ioni/
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    Ich yjaubc, dafi cr zu .seiner Fincha cien Zug wildcrVbgcl hnuutzt hat.

    M I T Z E I C H N U N G E N D E S V E R F A S S E R S

    A N T O I N E DE S A I N T - E X U P R Y

    A.

    B E R S E T Z T AUSD E M F R A N Z S I S C H E N V O NG R E T E UNDJ O S E F L E I T G E B

    A HARVEST BOO KHARCOURT, INC.

    San Diego NewYork London

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    Copyright 194/5 by Harcour t, Inc.Copyright renewed 1971 by Consuelo de Saint-Exupry

    Germn translation copyright 1956by K a r l Rauch Verlag GmbH

    A1Irigbts reserved. No part of this publication may be reproduced ortransmitted in any form or by any means, electronic or mechanical,

    including photocopy, recording, or any information storage and retrevalsystem, without permission in writng from the publisher.

    Requests for permission to makx copies of any part of the workshould be mailed to the following address: Permissions Department,i liirvinirt, Inc, 6277 Sea Harbor Drive, Orlando, Florida 32887-6777.

    www, harcourt. comLibrary of Congress Catalogng-in-Publication Data

    Saint-Exupry, Antoine de, 1900-1944.(Petit prince. Germn.]

    Der kleine Prini/Antoine de Saint-Exupry.p. cm.I. Title.

    P234.S189 2001843'.912dc21 00-13000

    ISBN 0-15-601386-XG H F

    Manufactured in China

    The illustrations in this book were done in pen and watercoloron Fidelity Onion Skin and Macadam Bond papers.

    The text typc was set in Goudy Oldstyle byR& S Book Composition, La Mesa, California.

    Color separations by Bright Arts L t d . , Hong KongManufactured by South China Printing Company, L t d . , China

    Production supervisin by Sandra Grebenar and Pascha GerlingerDesigned byjudythe Sieck

    F R L E O N W E R T HIc h bitte die Kinder um Verzeihung, dafi ichdieses Buch einem Erwachsenen widme. Ichhabe eine ernstliche Entschuldigung dafr:dieser Erwachsene ist der beste Freund, denic h in der Welt habe. Ich habe noch eineEntschuldigung; dieser Erwachsene kann aliesverstehen, sogar die Bcher fr Kinder. Ichhabe eine dritte Entschuldigung: dieser Erwachsene wohnt in Frankreich, wo er hungertund f r i e r t . Er braucht sehr notwendig einenTrost. Wenn alie diese Entschuldigungen nichtausreichen, so w i l l ich dieses Buch dem Kindewidmen, das dieser Erwachsene einst war. A l i egroBen Leute sind einmal Kinder gewesen(aber wenige erinnern sich d a r n ) . Ich ver-bessere also meine Widmung:

    F R L E O N W E R T HA L S ER N O C H E I N JUNGE WA R

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    AJL XLS I C H S E C H S Jahre alt war, sah ich einmal ineinem Buch b e r den U r w a l d , das E r I e b t e Geschich-t e n " hieR, ein p r c h t i g e s B i l d . Es stellt e eine Riesen-schlange dar, wie sie ein W i l d t i e r verschlang.I n dem Buche hieB es: ,,Die Boas verschlingen ihreBeute ais Ganzes, ohne sie zu zerbeiBen. Darau fhink n n e n sie sich nicht mehr r h r e n und schlafen sechsMonate, um zu verdauen."

    I c h habe damals v i e l b e r die Abent euer desDschungels nachgedacht, und ich vollendete mit einemFarbstift meine erste Zeichnung. Meine Zeichnung Nr.1. So sah sie aus:

    I c h habe den groBen Leuten mein Meisterwerkgczeigt und sie gefragt, ob ihnen meine Zeichnung nichtAngst mache.

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    Sie haben mir geantwortet: n War um sollen wir voreinem Hutc Angst haben?"

    Meine Zeichnung stellte aber keinen Hu t ciar. Siestellte eine Riesenschlange dar, die einen Elefanten ver-daut. Ich habe dann das Innere der Boa gezeichnet, uraes den groBen Leuten deutlich zu machen. Sie brauchenja immer E r k l r u n g e n . Hier meine Zeichnung Nr. 2:

    Die groBen Leute haben mir geraten, mit denZeichnungen vo n offenen oder geschlossenen Reisen-schlangen aufzuhoren und mich mehr fr Geographie,Geschichte, Rechnen und Grammatik zu interessieren.So k am es, daB ich eine groBart ige Laufbahn, die einesMalers n m l i c h , bereits im Alter vo n sechs Jahren auf*gab. Dcr M i B e r f o l g meiner Zeichnungen Nr. 1 und Nr.2 hatte mir den Mu t genommen. Di e grofen Leute ver-stehen nie etwas von selbst, und fr die Kinder ist es zuanstrengend, ihnen immer u nd i mmer vvieder erklarenzu m s s e n .

    I c h war also gezwungen, einen anderen Beruf zuw h l e n , und lernte fliegen. Ich bin berall in der Weltherumgeflogen, u nd die Geographie hat mir dabei w i r k -l i c h gute Dienste geleistet. Ich konnte auf den erstenB l i c k China von Arizona unterscheiden. Das ist sehrpraktisch, wenn man sich in der Nacht verirrt hat.

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    So habe ich im Laufe meines Lebens mi t einerMenge ernsthafter Leute zu tu n gehabt. Ich bin v i e l mitErwachsenen umgegangen und habe Gelegenheit gehabt,sie ganz aus der N h e zu betrachten. Das hat meinerMeinung ber sie nicht besonders gut getan.

    Wenn ich jermanden traf, der mir ein biBchenheller vorkam, versuchte ich es mit meiner ZeichnungNr. 1, die ich gut aufbewahrt habe. Ich wollte sehen, ober w i r k l i c h etwas los hatte. Aber jedesmal bekam ichzur Antwort: ,,Das ist ein Hu t ," Dann rdete ich miti h m weder ber Boas, noch b e r Urwlder, noch b e rdie Sterne. Ich stellte mich auf seinen Standpunkt. Ichsprach mit ih m ber Bridge, Golf, P o l i t i k und Krawat-ten. U nd der groBe Mensch war uferst befriedigt,einen so vernnftigen Mann getroffen zu haben.

    I II C H B L I E B A L S O allein, ohne jemanden, mit dem ichw i r k l i c h hatte sprechen k n n e n , bis ich vor sechsJahren einmal eine Panne in der W s t e Sahara hatte.Etwas an meinem Motor war kaputtgegangen. U nd dai c h weder einen Mechaniker noch Passagiere bei mirhatte, machte ich mich ganz allein an die schwierigeReparatur. Es war fr mich eine Frage auf Leben undTod. Ich hatte fr kaum acht Tage Trinkwasser mit.

    A m ersten Abend bin ich also im Sande einge-schlafen, tausend Meilen von jeder bewohnten Gegendentfernt. Ich war v i e l verlassener ais ein Schiffbrchiger

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    auf einem FloB mitren im Ozean. Ihr k n n t euch dahermeine C berra schung vo rst ellen, ais bei T agesanbrucheine seltsamc kleine Stimme mich weckte:

    ,,Bitte . . . zeichne mir ein Schaf!"Wie bitte?"

    Zeichne mir ein Schaf.. ,"I c h bin auf die FBe gesprungen, ais wre der B l i t z

    i n mich gefahren, Ich habe mir die Augen gerieben undgenau hingeschaut. Da sah ich ein kleines, h c h s tungewhnl ichcs M n n c h e n , das mich ernsthaft betrach*tete. Hier das beste Por trat , das ich spater vo n ih mzuwege brachte. Aber das B i l d ist bestimmt nicht sobezaubernd wie das M o d e l . Ich kann nichts dafr. Ichwar im Alter vo n sechs Jahren von den groBen Leutenaus meiner Male rlau fbahn geworfen wor den und hattenicht s zu zeichnen gelernt ais geschlossene u nd offeneReisenschlangen.

    Ic h schaute mir die Erscheinu ng also mit groBen,staunenden Augen an. VergeBt nicht, daB ich michtausend Meilen abseits jeder bewohnten Gegend be*fand. Auch schien mir mein kleines M n n c h e n nichtverirrt, auch nicht halbtot vor Mdigkeit, Hunger,Durst oder Angst. Es machte durchaus nicht den E i n *druck eines mitten in der W s t e verlorenen Kindes,tausend Meilen von jeder bewohnten Gegend. Ais ichendlich sprechen konnte, sagte ich zu ihm:

    , ,Aber . . . was machst denn du da?"Da wi edc rhol te es ganz sanft, wie eine sehr ernst*

    hafte Sache:

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    , ,Bitte... zeichne mir ein Schaf .. ."Wenn das Geheimnis zu eindrucksvol l ist, wagt

    ma n nicht zu widerstehen. So absurd es mir crschien-tausend Meilen von jeder menschlichen Behausungu n d in Todesgefahr, ich zog aus meiner Tasche einBlatt Papier und eine Fllfeder. Dann aber erinnerte ichmich, daB ich vor allem Geographie, Geschichte, Rech-nen und Grammatik studiert hatte, und miBmutig sagteic h zu dem M n n c h e n , daB ich nicht zeichnen k n n e .Es antwortete:

    ,,Das macht nichts. Zeichne mir ein Schaf."D a ich nie ein Schaf gezeichnet hat te, machte ich

    i h m eine von den einzigen zwei Zeichnungen, die ichzuwege brachte.

    D i e von der geschlossenen Riesenschlange. U nd ichw ar hchs t verblfft, ais ich das M n n c h e n sagen h r t e :

    ,,Nein! NeinJ Ich w i l l keinen Elefanten in einerRiesenschlange. Eine Riesenschlange ist sehr gefhrlichu n d ein Elefant braucht v i e l Platz. Bei mir zu Hause istwenig Platz. Ich brauche ei n Schaf. Zeichne mi r einSchaf."

    Also habe ich gezeichnet.

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    Das Mnnchen schaute aufmerksam zu, dann sagte es:6

    ,NeinJ Das ist schon sehr krank. Mach ein anderes."Ic h zeichnete.

    M e i n Freund lchelte artig und mit Nachsicht:, , D u siehst w o h l . . . das ist kein Schaf, das ist ein

    Widder. Es hat Hrne r . .Ic h machte also meine Zeichnung hoch einmal.

    Aber sie wurde ebenso abgelehnt wie die vor igen:,,Das ist schon zu alt. Ich w i l l ein Schaf, das lange

    lebt."M i r ging die Geduld aus, es war h c h s t e Zeit,

    meinen Motor auszubauen, so kri tzel te ich diese Zeich-nung da zusammen und knurrte dazu:

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    ,,Das ist die Kiste. Das Schaf, das du w i l l s t , stecktda d r i n . "

    Und ich war h c h s t berrascht, ais ich das Gesichtmeines jungen Kritikers aufleuchten sah:

    ,,Das ist ganz so, wie ich es mir gewnsch t habe.Meinst du, dafi dieses Schaf v i e l Gras braucht?"

    W a r u m ? ", , W e i l bei mir zu Hause alies ganz k l e i n i s t . . . ",,Es w i r d bestimmt ausreichen. Ich habe dir ein ganz

    kleines Schaf geschenkt ."Er neigte den K o p f b e r die Zeichnung:,,Nicht so k l e i n wie . . . Aber sieh nur! Es ist einge-

    schlafen..,"So machte i ch die Bekanntschaft des kleinen

    Prinzen.

    I I II C H B R A U C H T E L A N C E Zeit, um zu verstehen,woher er kam. Der kleine Prinz, der viele Fragen anmich richtete, schien die meinen nie zu h r e n . Zuflligaufgefangene Wor te haben mir nach und nachsein Geheimnis enthllt. So fragte cr, ais erzum erst enmal mein Flugzeug sah (ich werdemein Flugzeug nicht zeichnen, das ist einev i e l zu komplizierte Sache fr mich):

    ,,Was ist das fr ein Ding da?",,Das ist kein D i n g . Das f l i e g t . Das ist ^ | 'i

    ein Flugzeug."

    LXrnd ich war stolz, ihm sagen zu konnen, daB ichfliege. Da r i e f er:

    W i e ! Du bist vom Himmel gefallen?",Ja", sagte ich bescheiden., , A h ! Das ist ja lustig..."U nd der kleine Prinz bekam einen ganz tollen

    Lachanfall, der mich ordentlich r g e r t e . Ich lege Wer tdarauf, dafi meine Unf l l e ernst genommen werden. Eraber fuhr f o r t :

    ,,Also auch du kommst vom Himmel! Vo n welchemPlaneten bist du denn?"

    Da ging mir ein L i c h t auf b e r das Geheimnis seinerAnwesenhei t und ich fragte hastig:

    , , D u kommst also von einem anderen Planeten?"Aber er antwortete nicht. Er schtte l te nur sanft

    den Kopf, indem er mein Flugzeug muster te:,,Freilich, auf dem Ding da kannst du nicht allzu

    weit herkommen..U nd er versank in eine T r u m e r e i , die lange dauerte.

    Dann nahm er mein Schaf aus der Tasche und vertieftesich in den A n b l i c k seines Schatzes.I H R K N N T E U C H vorstellen, wie stark diese An*deutung b e r die ,,anderen Planeten" mich beunruhi*gen muBte. Ich b e m h t e mich also, mehr zu erfahren:

    Woher kommst du, mein kleines Kerlchen? Wobist du denn zu Hause? Wohin w i l l s t du mein Schafmitnehmen?"

    Er antwortete nach einem nachdenklichen Schweigen:

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    , ,D ie Kiste, die du mir da geschenkt hast, hat dasGute, daB sie ihm nachts ais Haus dienen kann."

    ,,GewiR. Un d wenn du brav bist, gebe ich dir aucheinen Str ick, um es t agsber anzubinden, Un d einenPflock dazu."

    Dieser Vor schlag schien den kleinen Prinzen zuk r n k e n :

    ,,A nbinden? Was fr eine komische Idee!",,Aber wenn du es nicht anbindest, w i r d es doch

    weglaufen..."D a brach mein Freund in ein neuerliches Gelchter

    aus:,,Aber wo sol es denn hinlaufen?",,Irgendwohin. Geradeaus..."D a versetzte der kleine Prinz ernsthaft :,,Das macht nichts aus, es ist so k l e i n bei mir zu

    Hause!"U n d , vielleicht ein biBchen s c h w e r m t i g , fgte er

    hinzu:,,Geradeaus kann man nicht sehr weit gehn..."

    I VI C H H A T T E E I N E zweite sehr wichtige Sache er-fahren: der Planet seiner Herkunft war kaum groBer aisei n Haus!

    Das erschien mi r gar nicht verw underl ich. Ich wuBteja , daB es auBer den groBen Planeten wie der Erde, demJpiter, dem Mars, der Venus, denen man a m e n gege-ben hat, noch Hunderte von anderen gibt, die manclv

    O

    m a l so k l e i n sind, daB man M h e hat, sie im Fernrohrzu sehen. Wenn ein As t ro no m einen von ihnen entdeckt,

    gibt er ihm statt desNamens eine Num-mer. Er nennt ihnz um Beispiel: Aster -

    i oid Nr. 3.251.J Ich habe ernst-

    hafte G r n d e zu glau-ben, daB der Planet, vo n

    dem der kleine Prinz kam, derAsteroid B 612 ist. Dieser Planet ist nurei n einziges Ma l im Jahre 1909 von

    einem t rk ischen Astronomen im Fernrohr gesehen worden.

    Er hatte damals beim internationalenAstronomenkongreB einen groBen Vortrag

    b e r seine Entdeckung gehalten. Aber niemand hattei h m geglaubt, un d zwar ganz einfach seines Anzugesvvegen. Die groBen Leute sind so.

    Z u m G l c k fr den Ruf des Planeten B 612 befahlei n t rk ischer Diktator seinem V o l k bei Todesstrafe,nur noch europische Kleider zu tragen. Der Astronomwiederholte seinen Vortrag im Jahre 1920 in einem sehreleganten Anzu g. U nd diesmal gaben sie ih m alie recht.

    Wenn ich euch dieses nebenschl iche Drum undDran b e r den Planeten B 612 erzhle und euch sogarseine Nu mme r anvertraue, so geschieht das der groBenLeute wegen. Die groBen Leute haben eine Vorliebef r Zahlcn. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund

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    erzhlt, befragen sieeuch nie b e r das We-sentliche. Sie frageneuch nie: Wie ist derKlang seiner Stimme?Welche Spiee liebt er

    am meisten? Sammelter Schmcttcrlinge? Sie fragen euch: Wie alt ister? Wieviel B r d e r hat er? Wieviel wiegt er?

    Wievie] verdient sein Vater? Dann erst glauben sie, ihnzu kennen. We nn ihr zu den groBen Leuten sagt:

    I c h habe ein sehr schnes Haus mit roten Ziegelngesehen, mit Geranien vor den Fenstern und T aubenauf dem Dac h. . . dann sind sie nicht imstande, sichdieses Haus vorzustellen. Man muB ihnen sagen: Ichhabe ein Haus gesehen, das hundert tausend Frankenwer-t ist. Dann schreien sie gleich: Ach , wie schon!

    So auch, wenn ihr ihnen sagt: Der Beweis dafr, daBes den kleinen Prinzen w i r k l i c h gcgeben hat, bestehtdarin, daB er entzckend war, daB er lachte u nd daB erein Schaf haben wollte; denn wenn man sich ein Schafwnscht, ist es doch einBeweis dafr, daB manlebt,dann werden siedie Achseln zucken und jeuch ais Kinder behan-deln. Aber wenn ihrihnen sagt: der Planet,von dem er kam, ist dcr

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    Planet B 612, dann werdcn sie berzeugt sein und euchm i t ihren Fragen in Ruhe lassen. So sind sie. Van darfihnen das auch nicht b e l n c h m e n . Kinder mssen mitgroBen Leuten v i e l Nachsicht haben.

    W i r f r e i l i c h , die wi r wissen, was das Leben eigent-l i c h ist, wir machen uns nur lustig ber die albernenZahlen. V i e l lieber hatte ich diese Geschichte begonnenwie ein Marche n. A m liebsten hatte ich so angefangen:

    Es war einmal ein kleiner Prinz, der wohnte aufeinem Planeten, der kaum grBer war ais er selbst, under brauchte einen Fr eu nd. .. F r die, die das Lebenrichtig verstehen, w r d e das v i e l glaubwrdiger klingen.

    Denn ich m c h t e nicht, daB man mein Buch leichtnimmt. Ich empfinde so v i e l Kummer beim Erzhlendieser Erinnerungen. Es ist nun schon sechs Jahre her,daB mein Freund mi t seinem Schaf davongegangen ist.Wenn ich hier versuche, ihn zu beschreiben, so tue ichdas, u m ihn nic ht zu vergessen. Es ist traurig, einenFreund zu vergessen. Nicht jeder hat einen Freundgehabt. U nd ich konnte wie die groBen Leute wer den,die sich nur fr Z i f f e r n interessieren, deshalb habe ichmir schlieBlich auch einen Farbenkasten und Zeichen-stifte gekauft.

    Es ist schwer, sich in meinem Alter noch einmal mitdem Zeichnen einzulassen, wenn man seit seinem sech-sten Lehensjahre nie andere Versuche gemacht hat ais diem i t einer geschlossenen und offenen Klapperschlange.I c h werde selbstverstndlich versuchen, die Bilder sowirklichkeitsgetrcu wie mglich zu machen. A ber ichb i n nicht ganz sichcr, ob es mir gclingen w i r d . Die eine

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    Zeichnung geht, die andere ist schon nic ht mehr ahn-l i c h . Ich irre mich auch mitu nter in den MaBen. Da istder k leine Prinz zu groB und da ist er zu k l e i n . Auch dieFarbe seiner Kleider macht mir Kummer. Dann probierei c h hin und her, so gut es eben geht, Ich werde mich ver-mutlich auch bei wichtiger en Einzelheiten irren. Aberdas muB man doch schon nachsehen. M e i n Freund hatmir nie Erklrungen gegeben. Erglaubte wahrscheinlich,i c h sei wie er. Aber ich bin leider nicht m s t a n d e , durchdie Kistenbretter hindurch Schafe zu sehen. Ich gleichedoch wohl schon eher den groBen Leuten. Ich muBte jai m Laufe der Zeit alter werden.

    VJ E D E N T A G E R E U H R ich etwas Neues b e r den Planeten, b e r die Abreise und b e r die Fahrt. Das ergabsich ganz sachte im Laufe meiner Uber legungen. Solernte ich am dritten Tage die Tragodie der Affenbrot*b'ume kennen. Auch dies verdanke ich schlieBlich demSchaf, denn unvermittelt fragte mich der kleine Prinz,ais wre er von einem schweren Zweifel geplagt:

    ,,Es stimmt doch, daB Schafe Stauden fressen?" J a , das stimmt.", , A c h , da bin ich f r o h ! "I c h verstand nich t, wa ru m es so wichtig war, daB

    Schafe Stauden fressen. A ber der klei ne Prinz fgtehinzu:

    ,,Dann fressen sie doch auch A f f e n b r o t b u m e ? "I c h erk l r te dem kleinen Prinzen a u s f h r l i c h , daB

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    die SproBlinge der Affenbrotbaume auszureiBen, sobaldman sie von den Rosens t ruchern unterscheiden kann,denen sie in der Jugend sehr hnlich sehn. Das ist einezwar langweilige, aber leichte Arbeit."

    U nd eines Tages riet er mir, ich solle mich be-m h e n , eine schne Zeichnung zustande zu bringen,damit es den Kindern bei mir daheim auch richtig inden K o p f gehe. ,,Wenn sie eines Tages auf die Reisegehn'', sagte er, ,, kann es ihnen zugute kommen.Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seineArbeit auf spater verschiebt. Aber wenn es sich um Affenbrotbaume handelt, fr r t das stets zur Katastrophe.I c h habe einen Planeten gekannt, den ein Faulpelz be-wohnte. Er hatte drei Straucher b e r s e h e n . . . "

    U nd so habe ich denn diesen Planeten nach denAngaben des klei nen Pr inzen gezeichnet. Ich nehmenicht gerne den Tonfall eines Moralisten an. Aberdie Gefhrlichkeit der Affenbrotbaume ist so wenigbekannt, und die Gefahren, die jedem drohen, der sichauf einen Asteroiden verirrt, sind so b e t r c h t l i c h , daBi c h fr dieses eine Ma l aus meiner Z u r c k h a l t u n gheraustrete. Ich sage: Kinder, Achtung! Die Affenbrot-b u m e U m meine Freunde auf eine Gefahr au fmerk-sam zu machen, dieunerkanntihnen wie mir seitlangem droht, habe ich so v i e l an dieser Zeichnunggearbeitet. Die Lehre, die ich damit gebe, ist gewiB derM h e wert. Ihr werdet euch vielleicht fragen: Warume n t h l t dieses Buch nicht noch andere, ebenso groBar-tige Zeichnungen wie die Zeichnung von den A f f e n -b r o t b u m e n ? Die Antwort ist sehr einfach: Ich habe

    18 Die Affenbrotbaume

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    is t mir nicht gelungen. Ais ich die A f f e n - '

    Dringlichkeit beseelt.

    V IA C H , K L E I N E R P R I N Z , SO nach und nach habe ichdein kleines schwermt iges Leben verst anden. LangeZeit hast du, um dich zu zerstreuen, nichts anderesgehabt ais die Lieblichkeit der S o n n e n u n t e r g n g e . Daserfuhr ich am Morgen des vierten Tages, ais du mirsagtest:

    ,Jch liebe die S o n n e n u n t e r g n g e sehr. Komm, laBuns einen Sonnenuntergang anschauen . . . "

    , ,Da muB man noch warten..,,Worauf denn warten?"

    W a r t e n , bis die Sonne untergeht."D hast zuerst ein sehr erstauntes Gesicht gemacht

    u n d dann b e r dich selber gelacht. Und du hast zu mirgesagt:

    , , I ch bilde mir immer ein, ich sei zu Hause!"I n der Tat. Wenn es in den Verei nigten Staaten

    Mittag ist, geht die Sonne, wie jedermann weiB, inFrankr eich unter. U m do rt einem Sonnenuntergangbeizuwohnen, mBte man in einer Minut e nach Frankreich fliegen k n n e n . Unglckl icherweise ist Frankreich v i e l zu weit weg. Aber auf deinem so kleinenPlaneten gengte es, den Sessel um einige Schrittew e i t e r z u r c k e n . Und du erlebtest die D m m e r u n g , soo ft du es wnschtest, . .

    , , A n einem Tag habe ich die Sonne dreiundvierzig-m al untergehn sehn!"

    U n d ein wenig spater fgtest du hinzu:, , D u weiBt doch, wenn man recht traurig ist, liebt

    man die S o n n e n u n t e r g n g e . . . ", , A m Tage mit den dreiundvierzigmal warst du also

    besonders traur ig?" Ab er der kleine Prinz antwor tetenicht.

    V I IA M F N F T E N T AG war es wieder das Schaf, das einLebensgeheimnis des kle inen Prinzen enthl len half.E r fragte mich unvermittek, ohne Umschweife, aispf lckte er die Frucht eines in langem Schweigengereiften Problems:

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    ,,Wenn ein Schaf Strucher f r i B t , so f r i B t es dochauch die Blumen?"

    , , E i n Schaf f r i B t alies, was ihm vors Maul kommt.",,Auch die Blumen, die Dornen haben?",,Ja. Auch die Blumen, die Do me n haben.",,Wozu haben sie dann die Dornen?"I c h wuBte es nicht. Ich war gerade mit dem Versuchbeschaftigt, einen zu streng angezogencn Bolzen meines

    Motors abzuschrauben. Ich war i n groBer Sorge, da mirmeine Panne sehr bedenk lich zu erscheinen begann,und ich machte mich aufs Schlimmste gefaBt, w e i l dasTrinkwasser zur Neige ging.

    ,,Was fr einen Zweck haben die Dornen?"Der kleine Prinz verzichtete niemals auf eine Frage,

    wenn er sie einmal gestellt hatte. Ich war vllig mi tmeinem Bolzen beschaftigt un d antwortete aufs Gerate-w o h l :

    ,,Die Dornen, die haben gar keinen Zweck, die B l u men lassen sie aus reiner Bosheit wachsen!"

    O h ! "Er schwieg, Aber dann w a r f er mir in einer A r t

    Verrgerung zu:,,Das glaube ich di r nicht! Die Blumen sind schwach.

    Sie sind arglos. Sie schtzen sich, wie sie k n n e n . Siebilden sich ein, daB sie mi t H i l f c der Dornen gefhrlichw r e n . . . "

    I c h antwortete nichts und sagte mir i m selben Au -genblick: Wenn dieser Bolzen noch lange bockt, werdei c h ihn mit einem Hammerschlag heraushauen m s s e n .

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    Der kleine Prinz s tr te miene b e r l e g u n g e n vo nneuem:

    , ,Und du glaubst, daB die Bl um en . . . ",,Aber nein! Aber nein! Ich glaube nichts! Ich habe

    irgend etwas dahergeredet. Wi e du siehst, beschftigei c h mich mit w ichtigeren Dingen!"

    Er schaute mich verdutzt an., , M i t wichtiger en Dingen!"Er sah mich an, wie ich mich mit dem Hammer in

    der Hand und vom S c h m i e r l verschmutzten H n d e n b e r einen Gegenstand beugte, der ihm ausgesprochenhBlich erscheinen muBte.

    , , D u sprichst ja wie die groBen Leute!"Das b e s c h m t e mich. Er aber fgte unbarmherzig

    hinzu:, , D u verwechselst alies, du bringst alies durcheinan-der!"Er w ar w i r k l i c h sehr aufgebracht. Er scht te l te sein

    goldenes Haar im W i n d ., , ch kennc einen Planeten, auf dem ein puterroter

    Herr haust. Er hat nie den D u f t einer Blume geatmet.Er hat nie einen Stern angeschaut.

    Er hat nie jemanden geliebt. Er hat nie etwas anderesais Additionen gemacht. U nd den ganzen Tag wieder-holt er wie du: Ich bin ein ernsthafter Mann! Ich binein ernsthafter Mann! U n d das macht ihn ganzgeschwollen vor Hochmut, Aber das ist kein Mensch,das ist cin Schwamm."

    , , E i n was?"

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    , , E i n Schwamm!"Der kleine Prinz war jetzt ganz blaB vor Zorn.,,Es sind nun M i l l i o n e n Jahre, daB die Blumen Dor-

    nen hervorbringcn. Es sind M i l l i o n e n Jahre, daB dieSchafe trotzdem die Blumen fressen. U nd du findest esunwichtig, wenn man wissen m c h t e , wa rum sie sich sov i e l M h e geben, Dornen hervorzubringen, die zunichts Zweck haben? Dieser Kampf der Schafe mit denBlumen sol unwichtig sein? Weniger ernsthaft ais dieAdditionen eines dicken, roten Mannes? U nd wenn icheine Blume kenne, die es in der ganzen Welt nur eineinziges Mal gibt, nirgends anders ais auf meinemkleinen Planeten, und wenn ein kleines Schaf, ohne zuwissen, was es tut, diese Blume eines Morgens so miteinem einzigen BiB aus lschen kann,das sol nichtwichtig sein?!"

    Er wurde rot vor Erregung und fuhr f o r t :,,Wenn einer eine Blume liebt , die es nur ein

    einziges Mal gibt auf ali en M i l l i o n e n un d M i l l i o n e nSternen, dann gengt es ihm v o l l i g , daB er zu ihnen hi-naufschaut, u m glcklich zu sein. Er sagt sich: MeineBlume ist da oben, irgendwo... Wenn aber das Schafdie Blume f r i B t , so ist es fr ihn, ais wren pltzlich alieSterne ausgelscht! U nd das sol nicht wichtig sein?"

    Er konnte nichts mehr sagen. Er brach pltzlich inSchluchzen aus. Die Nacht war hereingebrochen. Ichhatte mein Werkzeug weggelegt. M e i n Hammer, meinBolzen, der Durst und der Tod, alies wrar mir g l e i c h g l t i g .Es galt auf einem Stern, einem Planeten, auf dem meini-gen, hier auf der Erde, einen kleinen Prinzen zu t r s t e n !

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    I c h nahm ihn in die Arme . Ich wiegte ihn. Ich f lstertei h m zu: ,,Die Blume, die du liebst, ist nicht in Gefahr. ,.Ic h werde ihm einen Mau lk or b zeichnen, deinemSchaf.... Ich werde dir einen Zaun fr deine Blume zeichnen ... I c h . . . " ich wuBte nicht, was ich noch sagen sollte.I c h kam mir sehr ungeschickt vor. Ich wuBte nicht, wiei c h zu ihm gelangen, wo ich ihn erreichen kon nt e. .. Esist so geheimnisvo ll, das Land der T r n e n ,

    V I I IB A L D S O L L T E I C H jene Blume besser kennenlernen.Es hatte auf dem Planeten des kleinen Prinzen immerschon Blumen gegeben, sehr einfache, aus einem einzigen Kranz von Bltenbl t te rn geformt; sie spieltenkeine groBe Ro lle und stort en niemanden, Sie leuch-teten eines Morgens i m Grase auf und erloschen amAbend. Aber jene eine hatte eines Tages Wurzel gesch-lagen, aus einem Samen, weiB Got t woher, und derkleine Prinz hatte diesen SproB, der den andern S p r -Blingen nicht g l i c h , sehr genau berwacht. Das konnteeine neue A r t Aff enbro tba um sein. Abe r der Strauchh r t e bald auf zu wachsen un d begann, eine Blteanzusetzen. Der kleine Prinz, der der Entwicklung einerriesigen Knospe beiwohnte, fhlte w o h l , esm s s e eine wunderbare Erscheinung aus ihrhervorgehn, aber die Blume wurde nicht fert ig \damit, sich in ihrer g r u e n Kammer auf ihreS c h n h e i t vorzubereiten. Sie whl te ihre Farbenm i t Sorgfalt, sie zog sich langsam an, sie ordnete ihre

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    V i

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    /

    { BltcnbUnter cins nach dem andern. Siewollte nicht wie die M o h n b l t e n ganz zerknit-

    [ ! V ' ter t heraus kommen. Sie wollte nicht f rhererscheinen ais im vollen, O rna t ihrer Schon-

    hcit. Nu n ja! sie wollte gefallen. Ihregeheimnisvolle Toilette hatte alsoTage und Tage gedauert, U nd

    dann, eines N4orgens, gerade zurStunde des Sonnenaufgangcs, hattesie sich enthllt.

    U nd die, die mit solcher Genauigkeit gearbeitethatte, sagte ghnend:

    , , A c h ! ich bin kau m aufgewacht .. . Ich bitt e umVerzeihung... Ich bin noch ganz zerrauft..,"

    Da konnte der kleine Prinz seine Bewundcrungnicht mchr verhalten:

    ,,Wie schon Sie sind!"Nicht wahr?" antwortete sanft die Blume. ,,Und

    i c h bin zugleich mit der Sonne geboren . . . "Der kleine Prinz erriet w o h l , daB sie nicht allzu

    bescheiden war, aber sie w^ar so rhrend!, , I c h glaube, es ist Zeit zum

    F r h s t c k e n " , hatte sie baldhinzugefgt, ,,hatten Sie dieGute, an mich zu denken?"

    Und vllig v c r w i r r thatte der kleine Prinz eineGieBkanne mit frischemWasser geholt und dieBlume bedient.

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    4//V

    SO " H A T T E SIE ihn sehr bald schon mit ihrer etwasscheuen Eitelkeit gequalt. Eines Tages zum Beispiel, aissie von ihren vier Dornen sprach, hatte sie zum kleinenPrinzen gesagt:

    ,,Sie sollen nur kommen, die Tiger, mitihren Krallen!"

    . ,,Es gibt keine Tiger auf meinem Pa-i- neten", hatte der kleine Prinz eingewendet.

    ,,und die Tiger fressen auch keinGras."

    Ich bin kein Gras", hatte dieBlume sanft geantwortet.

    ,,Verzeihen Sie m i r . . . ", , I c h frchte mich nicht vor den Tigern, aber mir

    graut vor der Zugluft. H t t e n Sie keinen Wandschirm?"Grauen vor Zugluft?... Das sind schlechte Aus-

    sichten fr eine Pflanze, hatte der kleine Prinz fest-gestellt. Diese Blume ist recht sclrwierig.,.

    A m Abend werden Sie mich unter einen Glassturzstellen. Es ist sehr kalt bei Ihnen. Das ist schlecht ein-gerichtet. Da, wo ich herkomme.,."

    Aber sie hatte sich unte rbrochen. Sie war in Fo rmeines Samenkorns gekommen. Sie hatte nichts von denanderen Welten wissen k n n e n . Beschmt, sich beieiner so einfltigen Lge ertappen zu lassen, hatte siezwei- oder dreimal gehustet, um den kleinenPrinzen ins Unrccht zu setzen:

    ,,Der Wandschirm...?", , I c h wollte ih n gerade holen, aber

    Sie sprachen mit mir!"

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    Dann hatte sie sich neucrli ch zu ihr em Hu stengezwungen, um ihm tr ot zdem Gcwissensbisse aufzu-n t i g e n .SO H A T T E DER kleine Prinz trotz des guten Willensseiner Liebe rasch an ihr zu zwcifeln begonnen, ihre be-langloscn Worte bitter ernst genommen u nd war sehrunglckl ich gcworden.

    , , I ch hatte nicht auf sie h r e n sollen", gestand erm i r eines Tages. ,,Man darf den Blumen nicht z u h r e n ,man mu B sie anschauen und einat men. Die meine er-fllte den Planeten mit D u f t , aber ich konnte seinernicht f r o h werden. Diese Geschichte mit den Krallen,die mich so gereizt hat, hatte mich r h r e n sollen."

    Er vertrau te mir noch an:, , I ch habe das damals nicht verstehen k n n e n ! Ich

    hatte sie nach ihrem Tun und nicht nach ihren Wortenbeurteilen sollen. Sie duftete und glhte fr mich. Ichhatte niemals fliehen sollen! Ich hatte hinter all denarmseligen Schlichen ihre Zrtl ichkeit erraten sollen.D i e Blumen sind so widerspruchsvoll! Aber ich war zujung, um sie lieben zu k n n e n . "

    IXI C H G L A U B E , DA B er zu seiner Flucht einen Zugwilder Vgel benutzt hat. A m Mor gen seiner Abreisebrachte er scinen Planeten schon in Ordn ung . Sorg*fltig fegte er seine tt igen Vulkane. Er besaB zweitatige Vulkane, das war sehr praktisch zum Frhstck'

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    kochen. Er besaB auch einen erloschenen Vulkan. Daer sich aber sagte: man kann nie wissen! fegte et auchden erloschenen Vu lk an. Wenn sie gut gefegt werden,brennen die Vulkane sanft und r e g e l m B i g , ohne Aus-b r c h e . Die A u s b r c h e der Vulkane sind nichts weiterais K a m i n b r n d e . Es ist klar: wir auf unserer Erde sindv i e l zu k l e i n , um unsere Vulkane zu kehren. Deshalbmachen sie uns so v i e l VerdruB.

    Der kleine Prinz riB auch ein biBchen schwermt igdie letzten Triebe des Affenbro tbau mes aus. Er glaubtenicht, daB er jemals z u r c k k e h r e n m s s e . Aber aliediese vertrauten Arbeiten erschienen ihm an diesemMor gen ungemein sB. U nd , ais er die Blume zum letz-tenmal begoB und sich anschickte, sie unt er den Schutzder Glasglocke zu stellen, entdeckte er in sich dasBedrfn is zu weinen., ,Adieu" t sagte er zur Blume.

    Aber sie antwortete ihm nicht.,,Adieu", wiederholte er.D i e Blume hustete. Aber das kam nicht von der

    Erkaltung., , I ch bin dumm gewesen", sagte sie endlich zu ihm.

    , , I ch bitt e dich u m Verzeihung. Versuche, glcklich zusein/'

    Es b e r r a s c h t e ihn, daB die Vorwrfe aus- ,"^blieben. Er st&nd ganz fassungslos da, mit derGlasglocke in der Han d. Er verstand diese '.!/. !stille Sanftmut nicht. /

    ,,Aber ja, ich liebe dich", sagte die { yBlume, ,,Du hast nichts davon gewuBt. ^ J ~ b ' \ y /-

    .. . \ ,J29

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    Das ist meine Schuld. Es ist ganz unwichtig. Aber duwarst ebenso du mm wie ich. Versuche, glcklich zusein... LaB diese Glasglocke liegen! Ich w i l l sie nichtmehr. . ."

    A b e r der W i n d . . . ", , I ch bin nicht so stark erkltet, daB... Die frische

    Nachtluft w i r d mir gut tun. Ich bin eine Blume.",,Aber die Tiere...", , I ch muB wohl zwei oder drei Rau pen aushalten,

    wenn ich die Schmetterlinge kennenlernen w i l l . Auchdas scheint sehr schon zu sein. Wer w i r d mich sonst be*suchen? Du w i r s f ja weit weg sein. Was aber die groBenTiere angeht, so frchte ich mich nicht. Ich habe meineKrallen."

    U n d sie zeigte treuherzig ihre vier Dornen. Dannfgte sie noch hinzu:,,Zieh es nicht so in die L n g e , das ist r g e r l i c h . D uhast dich entschlossen, zu reisen. So geh!"

    Denn sie wollte nicht, daB er sie weinen s h e . Esw ar eine so stolze Blume.

    XER B E F A N D S I C H in der Regin der Asteroiden 325,3 2 6 , 327, 328, 329 and 330. Er begann also, s"ie zu be*suchen, u m sich zu beschaftigen und um sich zu bilden.

    A u f dem ersten wohnte ein K n i g .D er Knig thronte in Purpur und Hermelin auf

    einem sehr einfachen und dabei sehr kniglichen Thron.

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    , , A h ! Sich da, ein L'ntertan", r i e f der K n i g , ais erden kleinen Prinzen sah,

    U n d der kleine Prinz fragte sich: wie kann er michkennen, da er mich noch nie gesehen hat!

    Er wuBte nicht. daB fr die K n i g e die Welt etwash c h s t Einfaches ist: A l i e Menschen sind Untertanen.

    K o m m n h e r , daB ich dich besser sehe", sagte derK n i g und war ganz stolz, daB er endli ch fr jemandenK n i g war,

    Der kleine Prinz schaute sich nach einer Sitzgele-genheit um, aber der ganze Planet war bedeckt von demherrliehen Hermelinmant el. /" " x )32

    Er blieb also stehen, und da er mude war, g h n t e er,,Es v e r s t B t gegen die Etikette, in Gegenwart eines

    K n i g s zu g h n e n " , sagte der Mona rc h. ,,l ch verbiete esd i r . "

    , , I ch kann es nicht u n t e r d r c k e n " , antwortete derkleine Prinz ganz v e r w i r r t . ,,Ich habe eine weite Reisegemacht und habe nicht geschlafen..."

    ,,Dann", sagte der K n i g , , , b f e n l e ich dir, zu g h nen. ich habe seit Jahren niemanden g h n e n sehen, dasG h n e n ist fr mich eine Seltenheit. Los! g h n e nocheinmal! es ist ein Befehl."

    ,,Das n g s t i g t mich, ich kann nicht mehr .. ." , stam-melte der kleine Prinz und e r r t e t e .

    , , H m , hm!" antwortete der K n i g . ,,Aiso dann...befehle ich dir, bald zu g h n e n und bald.. ."

    Er murmelte ein biBchen und schien v e r r g e r t .Denn der K n i g hiel t in hohem MaBe darauf, daBman seine A u t o r i t t respcktiere. Er duldete keinenUngeho rsam. Er war ein absoluter Monar ch. Aber, daer sehr g t i g war, gab er v e r n n t i g e Befehle,

    ,,Wenn ich g e b t e " , pflegte er zu sagen, ,,wenn icheinem General g e b t e , sich in einen Seevogel zu ver-wandeln, und wenn dieser General nicht gehorchte, esw r e nicht die Schuld des G e n e r i s . Es w r e meineSchuld.", , D a r f ich mich setzen?" fragte s c h c h t e r n der kleinePrinz.

    , , I c h befehle dir , dich zu setzen", antwortete derK n i g und zog einen Z i p f e l seines Hermelinmantels ma-j e s t t i s c h an sich heran.

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    Aber der kleine Prinz sraunte. Dcr Planet war w i n z i gk l e i n . W o r b e r konnte der K n i g w o h l herrschen?

    H c r r " , sagte er zu ihm ich bitt e, verzeiht mir,daB ich Euch frage .. ."

    , , c h befehle dir, mich zu fragen", beeilte sich derK n i g zu sagen.

    , ,Herr. . . w o r b e r herrscht Ihr?",,Uber alies", antwortete der K n i g mit groBer

    Einrachheit.X'her aJJcs.'"Dcr Koni'j wics mir einer h e d insumen (jchjrdc ;juf

    seinen Planeten, auf dic andere: i Planeten und auf dieS terne.

    ,,Uber all das?" sagte der kleine Prinz.,,Uber all das.. .", antwortete der K n i g .Denn cr war nicht nur ein absoluter Monarch, son*

    dern ein universeller.,,Und die Sterne gehorchen Euch?",,GewiB", sagte der K n i g . ,,Sie gehorchen aufs

    Wort. Ich dulde keinen Ungehorsam."Solche Macht verwunderte den kleinen Prinzen

    sehr. Wenn er sie selbst gehaht hat te, ware es ihmm g l i c h gewesen, nicht dreiundvierzig, sondern zwei-undsicbzig oder sogar hundert oder selbst zweihundertSonnenuntergangen an ein und demselben Tage beizu*wohnen, ohne daB er seinen Sesscl hatte r c k e n jm s s e n . U nd da er sich in der Eri nner ung an seinenkleinen verlasscnen Planeten ein biBchen tr aurig f h l t e , |faBte er sich ein Hcrz und bat den K n i g um eine Gnade: |

    , , I ch m c h t e einen Sonnenuntergang sehen... [34 j

    Machen Sic mir die Freu de. .. Befehlen Sie der Sonne,unterzugehen..."

    W e n n ich einem General g e b t e , nach der Ar t derSchmetter linge von einer Blume zur andern zu fliegenoder eine T r a g d i e 2u schreiben oder sich in c i e nScevogcl zu verwandeln, und wenn dieser General denerhaltcnen Befehl nicht a u s f h r t e , wcr w i i r e im Un-recht, cr oder ich?"

    ,,Sic w r e n es", sagte dcr kleine Prinz b c r z e u g t .,,R< f i l ig . Man muB von jedem fo rdern, wa.s er leis-

    c j i h u i f ) " , an w o rn - J * dcr K n i g . ,, )ic A u (or ta lherubt vor allcm auf dcr Vernunft. Wenn du deinemV o l k c hcfichl.si, zu murschicren und sich ins Meer zus t r z e n , w i r d es revoltieren. Ich habe das Recht, Gehor-sam zu fordern, w e i l meine Befehle v e r n n f t i g sind."

    ,,Was ist also mit meinem Sonnenuntergang?" erin*nerte der kleine Prinz, der niemals eine Frage vergaB,wenn er sie einmal gestellt hatte.

    ,,Deinen Sonnenuntergang wirst du haben. Ichwerde ihn befehlen. Aber in meiner Herrscherweisheitwerde ich war ten, bis die Bedingungen d a f r g n s t i gsind."

    ,,Wann w i r d das sein?" exkundigtc sich der kleinePrinz.

    , , H m , hm!" antwortete der K n i g , der z u n c h s teinen groBen Kalender studierte, , ,hm, hm! das w i r dsein gegen... gegen... das w i r d heute abend gegensieben Uhr vierzig sein! Und du wirst sehen, wie manm i r gehorcht."

    Der kleine Prinz g h n t e . Es tat ihm l e i d um den35

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    v e r s u m t e n Sonnenunter gang. Er langweil te sich schonei n biBchen.

    , , I ch habe hier nichts mehr zu tun ", sagte er zumK n i g . ,,Ich werde wieder abreisen!"

    ,,Reise nicht ab", antwortete der K n i g , der so stolzwar, einen Untertanen zu haben, ,,ich mache dich zumMinister!"

    , , Z u was fr einem Minister?", ,Zum.. . zum Justizminister!",,Aber es ist niemand da, b e r den man richten

    konnte!",,Das weiB man nicht", sagte der K n i g . ,,Ich habe

    die Runde um mein Knigreich noch nicht gemacht.Ic h bin sehr alt, ich habe keinen Platz fr einen Wagenu n d das Gehen macht mich mude."

    O h ! Aber ich habe schon gesehen", sagte derkleine Prinz, der sich b c k t e , um einen B l i c k auf dieandere Seite des Planeten zu werfen, ,,es ist auch do rtd r b e n niemand..

    , , D u wirst also b e r dich selbst richten", antwortete ihm der K n i g . ,,Das ist das Schwerste. Es istv i e l schwerer, sich selbst zu verurteilen, ais ber anderezu richten. Wenn es dir gelingt, b e r dich selbst gut zuGericht zu sitzen, dann bist du ein wirklicher Weiser."

    , , I c h " , sagte der kleine Prinz, ich kann b e r michrichten, wo immer ich bin. Dazu brauche ich nicht hierzu wohnen."

    , , H m , hm!" sagte der K n i g , ,, ich glaube, daB es aufmeinem Planeten irgendwo eine alte Rat te gibt . Ich

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    h r e sie in der Nacht. Du k n n t e s t Richter b e r diesealte Ratte sein. Du wirst sie von Zeit zu Zeit zum Todeverurteilen. So w i r d ihr Leben von deiner Recht-sprechung a b h n g e n . Aber du wirst sie jedesmal beg-nadigen, um sie aufzusparen. Es gibt nur eine."

    , , I c h liebe es nicht, zum Tode zu verurteilen", antwortete der kleine Prinz, ,,und ich glaube w o h l , daB ichjetzt gehe."

    ,,Nein", sagte der K n i g .Aber der kleine Prinz, der seine Vorbereitungen

    bereits getroffen hatte, wollte dem alten Monarchennicht wehtun:

    ,,Wenn Eure Majes t t Wert auf p n k t l i c h e n Gehor-sam legen, k n n t e n Sie mir einen vernnf t igen Befehlerteilen, Sie k n n t e n mir zum Beispiel befehlen, inner-halb einer Min ute zu verschwinden. Es scheint mir , daBdie U m s t n d e g n s t i g sind. . ."

    D a der Knig nichts erwiderte, zgerte der kleinePrinz zuerst, dann br ach er mit einem Seufzer auf.

    Ich mache dich zu meinem Gesandten", beeiltesich der K n i g , ihm nachzurufen.

    E r gab sich den Anschein groBer Autoritt .D i e groBen Leute sind sehr sonderbar, sagte sich

    der kleine Prinz auf seiner Reise.

    X ID E R Z W E I T E P L A N E T war von einem Eitlen bewohnt.

    , , A h , ah, schau, schau, ein Bewunderer kommt zu

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    ] v - Besuch!" r i e f der Eitle vony^\' ' weitem, sobald er des kleinen

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    \, , U m was zu vergessen?" erkundigte sichder kleine Prinz, der ihn schon hedauerte. U m zu vergessen, daB ich mich s c h m e " , ge-

    stand dcr Saufer und scnkte den Kopf.,,Wcshalh schamst du dich?" fragte der kleine

    Prinz, der den Wunsch hatte, ihm zu helfen., ,We i l ich saufe!" endetc der Saufer und verschloB

    sich endgltig in sein Schweigen.U n d der kleine Prinz verschwand bestrzt.D i c groBen Leute sind cntschieden sehr, sehr

    wunderlich, sagte er zu sich auf seiner Reise.

    X I I ID E R VIERTE P L A N E T war der des G e s c h f t s m a n n e s .Dieser Mann war so beschaftigt, daB er bei der Ankunftdes k leinen Prinzen nicht einmal den K o p f hob.

    ,,Guten Tag", sagte dieser zu ihm. ,,Ihre Zigarett e istausgegangen."

    ,,Drei und zwci ist fnf. Fnf und sieben ist zwolf.Zwlf und drei ist f n f z e h n . Guten Tag. Fnfzehn undsieben ist zweiundzwanzig. Zweiundzwanzig und sechsis t achtundzwanzig. Keine Zeit, sie wieder a n z u z n d e n .Sechsundzwanzig und fnf ist einunddreiBig. Uff! Dasmacht also fnfhunder te ine M i l l i o n , sechshundert-zweiundzwanzigtausendsiebenhunderteinunddreiBig."

    , , F n f h u n d e r t M i l l i o n e n wovon?",,Wie? Du bist immer noch da? F n f h u n d e r t e i n e

    M i l l i o n v o n . . , ich weiB nicht mehr .. . ich habe so v i e lArbeit! Ich bin ein ernsthafter Mann, ich gebe michnicht mit Kindcrcien ab. Zwei und fnf ist sieben..."

    , ,Fnfhunder te ine M i l l i o n wovon?" wiederholteder kleine Prinz, der niemals in seinem Leben auf eineFrage verzichtete, die er einmal gestellt hatte.

    D e r G e s c h f t s m a n n hob den Kopf., , I n den vierundfnfzig Jahren, die ich auf diesem

    Planeten da wohne, bin ich nur dreimal gestort worden.Das erstemal war es vor zweiundzwanzig Jahren einMaikfer, der von weiB Gott wo heruntergefallen war. Ermachte einen schrecklichen Larm, und ich habe in einerA d d i t i o n vier Fehler gemacht. Das zweitemal, vor elfJahren, war es ein A n f a l l von Rheumatismus. Es fehlt

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    ,,GewiB. Wenn du einen Diamanten findest, derniemandem gehrt, dann ist er dein. Wenn du eine Inselfindest, die niemandem gehrt, so ist sie dein. Wenn duais erster einen E i n f a l l hast und du lBt ihn patenticren,so ist er dein. U nd ich, ich besitze die Sterne, da niemand vor mir darn gedacht hat, sie zu besitzen."

    ,,Das ist wahr", sagte dcr kleine Prinz. ,,Und wasmachst du damit?"

    , , I c h vcrwalte sie. Ich zhle sie und zhle sie wieder",sagte der G e s c h f t s m a n n . ,,Das ist nicht liecht. Abe r ichb i n ein ernsthafter Mann."

    Der kleine Prinz war noch nicht zufrieden..,Wenn ich einen Siedenschal habe, kann ich ih n um

    meinen Hals wickeln und mitnehmen. Wenn ich eineBlume habe, kann ich meine Blume pf lcken und m i t nehmen. Aber du kannst die Sterne nicht p f l c k e n ! "

    ,,Nein, aber ich kann sic in die Bank legen."Was sol das heiBen?",,Das heiBt, daB ich die Zahl meiner Sterne auf ein

    kleines Papier schreibe. U nd dann sperre ich dieses Pa-picr in eine Schublade."

    U n d das ist alies?",,Das gcngt."Das ist amsant, dachte der kleine Prinz. Es ist fast

    dichterisch. Aber es ist mcht ganz ernst zu nehmen.Der kleine Prinze dachte b e r die ernsthaften Dinge

    vllig anders ais die groBen Leute., , I c h " , sagte er noch, ,,ich besitze eine Blume, die

    i c h jeden Tag begieBe. Ich besitze drei Vulkane, die ich

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    jede Woche kehre. Denn ich kehre auch den erloschenen. Ma n kann nie wissen. Es ist gut fr meineVulkane und gut fr meine Blume, daB ich sie besitze.Aber du bist f r die Sterne zu nichts n t z e . . . "

    Der G e s c h f t s m a n n f f n e L e den Mund, aber erfand keine Antwort , und der kleine Prinz verschwand.

    Die groBen Leut e sind entschieden ganz u n g e w h n -l i c h , sagte er sich auf der Reise.

    X I VD E R F N F T E P L A N E T war sehr sonderbar. Er warder kleinste von alien. Es war da gerade Platz genug freine StraBenlaterne und einen Laternenanznder. Derkleine Prinz konnte sich nicht e r k l r e n , wozu man ir-gendwo im Himmel, auf einem Planeten ohne Hausund ohne Bewohner eine StraBenlaterne und einenL a t e r n e n a n z n d e r braucht. Doch sagte er sich:

    Es kann ganz gut sein, daB dieser Mann ein biBchenv e r r c k t ist. Doch ist er weniger v e r r c k t ais der K n i g ,der Eitle, der G e s c h f t s m a n n und der Sufer. Seine A r beit hat wenigstens einen Sinn. Wenn er seine Laterneanzndet, so ist es, ais setze er einen neuen Stern indie Welt, oder eine Blume. Wenn er seine Laterna aus-lscht, so schlafen Stern oder Blume ein. Das ist einesehr h b s c h e B e s c h f t i g u n g . Es ist auch w i r k l i c h n t z -l i c h , da es h b s c h ist.

    A i s er auf dem Planeten ankam, grBte er den Lat e r n e n a n z n d e r ehrerbietig.

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    ,,Guten Tag. Warum hast du deine L t e m e ebena u s g e l s c h t ? "

    , , I c h habe dic Weisung", antwortete der A n z n d e r ,,,Guten Tag."

    W a s ist das, dic Weisung?", , D i c Weisung, meine Laterne a u s z u l s c h e n . Guten

    Abcnd."U n d er z n d e t e sie wieder an.,,Aher warum hast du sie soeben wieder ange*

    z n d e t ? ",,Das ist die Weisung", antwortete der A n z n d e r ., , I c h verstehe nicht", sagte dcr kleine Prinz., , D a ist nichts zu verstehn", sagte der A n z n d e r .

    , , D i e Weisung ist eben dic Weisung. Guten Tag."U n d er l s c h t e seine Latcrnc wieder aus.Dann trocknete er sich die Stirn mit einem rot kan-erten Taschentuch., , I c h tue da einen schrecklichen Dienst. F r h e r ging

    es v e r n n f t i g zu. Ich l s c h t e am Morgen aus und z n dete am Abend an. Den Rest des Tages hatte ich zumAusruhn und den Rest der Xacht zum Schl afen.. ."

    , , U n d seit damals wurde die Weisung geandert?", , D i e Weisung wurde nicht geandert", sagte der

    A n z n d e r . ,,Das ist ja das Trauerspiel! Der Planet hatsich von Jahr zu Jahr s c h n e l e r un d schneller gedreht,u n d die Weisung ist die gleiche geblieben!"

    ,,Und?" sagte der kleine Prinz., , U n d jetzt, da er in der Min ute eine Umd re hu ng

    macht, habe ich nicht mehr eine Sekunde Rast. JedeMinute z n d e ich einmal an, l s c h e ich einmal aus!"

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    , , I c h tue da einen schrecklichen Dienst.'

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    ,,Das ist d r o l l i g ! Die Tage dauern bei dir eineMinute!"

    ,,Das ist ganz und gar nicht d r o l l i g " , sagte derAnznder. ,,Das ist nu n schon ein Monat , daB wi rmiteinander sprechen."

    , , E i n Monat?", Ja, dreiBig Minu t en. DreiBig Tage! Guten Abend."U nd er z n d e t c seine L t e m e wieder an.Der kleine Prinz sah ihm zu, und er liebte diesen

    Anznder, der sich so trcu an seine Weisung hielt. Ererinnerte sich der S o n n e n u n t e r g n g e , die er einmalgesucht hatte und um dcret will en er seinen Sesselr c k t e . Er wo llt e seinem Freu nd beispringen:

    MWeiBt du. . . ich kenne ein M i t t e l , wie du di ch aus-ruhen knntest, wenn du wolltcst..."

    , , I c h w i l l immer", sagte der Anznder.Denn man kann treu und faul zugleich sein.Der kleine Prinz fuhr f o r t :,,Dein Planet ist so k l e i n , daB du mit drei S p r n g e n

    heru mkommst . Du muBt nur langsam genug gehen, u mimmer in der Sonne zu bleiben. W i l l s t du dich aus-ruhen, dann gehst du . . . und der Tag w i r d so langedauern, wie du w i l l s t . "

    ,,Das hat nicht v i e l W i t z " , sagte der Anznder,,,was ich im Leben liebe, ist der Schlaf."

    ,,Dann ist es aussichtslos", sagte der kleine Prinz.,,Aussichtslos", sagte der Anznder. G u t e n Tag."U nd er lschte seine Lampe aus.Der, sagte sich der kleine Prinz, w h r e n d er seine

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    Reise fortsetzte, der w i r d von alien andern verachtetwerden, vom K n i g , vom Eitlen, vom Sufer, vo mG e s c h f t s m a n n . Dabei ist er der einzige, den ich nichtlcherlich finde. Das kommt vielleicht daher, w e i l er sichm i t anderen Dingen beschaftigt statt mit stch selbst.

    Er stieB einen Seufzer des Bedauerns aus und sagtesich noch:

    Der ist der einzige, den ich zu meinem Freu nd hattemachen k n n e n . Aber sein Planet ist w i r k l i c h zu k l e i n .Es ist nicht Platz fr zwei...

    Was sich der kleine Prinz nicht einzugestehen wagte,war, daB er diesem gesegneten Planeten nachtrauerte,besonders der tausendvierhundertvierzig Sonnenuntergnge wegen, in vierundzvvanzig St unden!

    X VD E R S E C H S T E P L A N E T war zehnmal so groB. Erwar von einem alten Her r n bewo hnt, der ungeheureBcher schrieb.

    ,,Da schau! Ein Forscher!" r i c f er, ais er den kl einenPrinzen sah.

    D e r kleine Prinz setzte sich an den Tisch und ver-schnaufte ein wenig. Er war schon so v i e l gereist!

    ,,Woher kommst du?" fragte ihn der alte Herr.,,Was ist das fr ein dickes Buch?" sagte der Kleine

    Prinz, ,,was machen Sie da?", , l c h bin Geograph", sagte der alte Herr.,,Was ist das, ein Geograph?"

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    ,,Und du, du kommst von w c i t her! Du bist einForscher! Du wirst mir deinen Planeten beschreiben!"

    U nd der Geograph schlug sein Rcgistr ierbu ch aufund spitzte seinen B l e i s t i f t .

    Zuerst notiert man die Erzhlungen der Forscherm i t B l e i s t i f t . U m sie mit Ti nte aufzuschreiben, wart etman, bis der Forscher Beweise geliefert hat.

    ,,Nun? " graftc der Geograp h.,,Oh, bei mir zu Hause", sagte der kleine Prinz, ,,ist

    nicht v i e l los, da ist es ganz k l e i n . Ich habe dreiVulkane. Zwei Vulkane in Ttigkeit und einen erloschenen. Aber man kann nie wissen,"

    ,,Man weiB nie", sagte der Geograph., , I c h habe auch eine Blume."

    ' ,,Wir schreiben die Blumen nicht auf", sagte derGeograph.

    ,,Warum das? Sie sind das S c h n s t e ! ", , W e i l die Blumen vergnglich sind.",,Was heiBt , v e r g n g l i c h ' ? ",,Die Geographiebcher", entgegnete der Geograph,

    ,,sind die wertvollsten von alien B c h e r n . Sie veraltennie. Es ist sehr selten, daB cin Berg seinen Platz wech-selt. Es ist sehr selten, daB ein Ozean seine Wasserausleert. Wi r schreiben die ewigen Dinge auf."

    ,,Aber die erloschenen Vulkane konnen wiederaufwachen", unterbr ach der kleine Prinz. Was be-deutet , v e r g n g l i c h ' ? "

    ,,Ob die Vulkane erloschen oder tt ig sind, kommtf r uns aufs Gleiche hinaus", sagte der Geogr aph. ,,Wasf r uns zhlt, ist der Berg. Er v e r n d e r t sich nicht."

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    ,,Aber was bedeutet , v e r g n g l i c h l ? " wiederholte derkleine Prinz, der in seinem Leben noch nie auf eine einmal gestellte Frage verzichtet hatte.

    ,,Das heiBt: ,von baldigem Entschwinden bedro ht' .",,Ist meine Blume von baldigem Entsc hwinden be

    droht?",,GewiB."Meine Blume ist v e r g n g l i c h , sagte sich der kleine

    P r i n z , und sie hat nur vier Dor nen , u m sich gegen dieWelt zu w e h r e n ! U nd ich habe sie ganz a l l e i n zu Hausez u r c k g e l a s s e n !

    Das war seine erste Regung vo n Reue. Aber er f a B t ewieder Mut:

    ,,Was r ate n Sie mir, w o hi n ich gehen sol ?" fragte er., , A u f den Planeten Erde", antwortete der Geo

    g r a p h , ,,er hat einen g u t e n R uf . . . "U nd der k l e i n e P r i n z machte sich auf und dachte an

    seine B l u m e .X V I

    D E R S I E B E N T E P L A N E T wa r also die Erde.D i e Erde ist n i c h t irgendein Planet! Ma n z h l t

    da hundert elf Konige, wenn man, wohlgemerkt, dieNegerknige n i c h t vergiBt, siebentausend Geographen,neunhunderttausend G e s c h f t s l e u t e , siebeneinhalb M i l l i o n e n Sufer, driehundertelf M i l l i o n e n Eitle, kurzungefhr z w e i M i l l i a r d e n erwachsene L e u t e .

    Um euch einen B e g r i f f von den AusmaBen der Erdezu geben, muB ich euch sagen, daB man vor der Erfindu ng

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    der Elektrizi tt dort auf alien sechs Kontinenten zusam-men eine ganze Armee von vierhundertzweiundsechzig-t a u s e n d f n f h u n d e r t e l f L a t e r n e n a n z n d e r n im Diensthatte.

    V o n einiger Entfernung aus gesehen, wirkte dasp r c h t i g . Die Bewegungen dieser Armee waren gedrilltwie die eines O p e r n b a e t t s . Den Reigen begannen dieA n z n d e r der neusee lndischen und australischen La-ternen. Hatten sie ihre Lampen angezndet, gingen sieschlafen. Dann traten die A n z n d e r von China undSibirien zum Tanze an, Auch sie verschwanden hinterden Kulissen. Dann kamen die russischen und i n d i -schen A n z n d e r an dic Reihe. Dann die von A f r i k a undEuropa. Dann die von S d a m e r i k a . Dann die von Nord-amerika. U nd niemals irrten sic sich in der Reihenfo lgeihres Auftrittcs. Es war groBartig.

    Nu r der A n z n d e r der einzigen Laterne am Nord-pol und sein Kollcge von der einzigen Later ne amSdpol fhr tcn ein Leben v o l l MBiggang und Gemt-lichkeit: sic arbeiteten zweimal i m jahr.

    X V I IW I L L M A N G E I S T R E I C I I sein, dann ko mmt es vor,daB man cin biBchen aufschneidet. Icb war nicht ganzaufrichtig, ais ich euch von den L a t e r n e n a n z n d e r nc r z h l t c . Ich laufe Gefahr, denen, die unsern Planetennicht kennen, ein talsches B i l d von ihm zu geben. DieMenschcn b c n t z e n nur sehr wenig Raum auf derErde. Wenn dic zwei M i l l i a r d e n Einwohner, die die

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    Erde b e v l k e r n , sich aufrecht und ein biBchen gedrngthinstellten, wie bei einer Volksversammlung etwa,k m e n sie auf einem ffentl ichen Platz von zwanzigMeilen Lnge und zwanzig Meilen Breite leicht unter.Man konnte die Menschheit auf der geringsten kleinenInsel des Pazischen Ozeans zusammenpferchen.

    Die groBen Leute werden euch das f r e i l i c h nichtglauben. Sie bilden sich ein, v i e l Platz zu brauchen, Sienchmen sich wichtig wie Affenbrotbaume. Gebt ihnenalso den Rat, sichs auszurechnen. Sie beten die Z i f f e r nan, das w i r d ihnen gefallen. Aber ihr sollt eure Zeitnicht damit verlieren. Es ist zwecklos. Ihr habt Ver-trauen zu mir.

    Einmal auf der Erde, wunderte sich der kleinePrinz, niemanden zu sehen. Er frchte te schon, sich i mPlaneten gierrt zu haben, ais ein mondfarbener Ringsich i m Sande bewegte.

    ,,Gutc Nacht", sagte der Kleine Prinz aufs Gerate-w o h l .

    ,,Gute Nacht", sagte die Schlange., , A u f welchen Planeten b in ich gefallen?" fragte der

    kleine Prinz., , A u f die Erde, du bist in A f r i k a " , antwortete die

    Schlange., , A h ! . . . es ist also niemand auf der Erde?",,Hier ist die W s t e . In den W s t e n ist niemand.

    Die Erde ist groB", sagte die Schlange.Der kleine Prinz setzte sich auf einen Stein und ho b

    die Augen zum Himmel:, , I c h frage mich", sagte er, ,,ob die Sterne leuchten,

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    Einmal auf der Erde, wunderte sich der kleine Prinz,niemanden zu sehen.

    damit jeder eines Tages den seinen wiederfinden kann.Schau meinen Planeten an. Er steht gerade b e runs . . . Aber wie weit ist er f o r t ! "

    ,,Er ist schon", sagte die Schlange. ,,Was w i l l s t duhier machen?"

    , , I c h habe Schwierigkeiten mit einer Blume", sagteder kleine Prinz., , A h ! " sagte die Schlange.

    U nd sie schwiegen.,,Wo sind die Menschen?" fuhr der kleine Prinz end-

    l i c h f o r t . ,, Man ist ein biBchen einsam i n der W s t e . . . ",,Man ist auch bei den Menschen e insam", sagte die

    Schlange.Der kleine Prinz sah sie lange an:, , D u bist ein drolliges Tier", sagte er schlieBlich,

    , , d n n wie ein Finger. .. ",,Aber ich bin mcht iger ais der Finger eines

    K n i g s " , sagte die Schlange.Der kleine Prinz muBte c h e l n :, , D u bist nicht sehr m c h t i g . . . Du hast nicht ein

    mal FBe . . . D u kannst nicht einmal rei sen. .. ", , I c h kann dich weiter wegbringen ais ein Schiff",

    sagte die Schlange.Sie ro llt e sich um den K n c h e l des kleinen Prinzen

    wie ein goldenes Armband.,,Wen ich b e r h r e , den gebe ich der Erde zurck,

    aus der er hervorgegangen ist ", sagte sie noch. ,,Aberdu bist rein, du ko mmst von einem St er n.. ."

    Der kleine Prinz antwor tete nichts.

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    ,Du hisf ein drolliges Tier'', sagte cr schlieffli,,drm wie ein Finger..."

    . , D u tust mir l e i d auf dieser Erde aus Granit, du,der du so schwach bist . Ich kann dir eines Tages helfen,wenn du dich zu sehr nach deinem Planeten sehnst. Ichkann . . . "

    , . O h , ich habe sehr gut verstanden", sagte der kleinePrinz, ,,aber warum sprichst du immer in R t s e l n ? "

    , , I ch lose sie alie", sagte die Schlange.U n d sie schwiegen.

    X V I I ID E R K L E I N E P R I N Z durchquerte die W s t e undbegegnete nur einer Blume mit drei B l t e n b l t t e r n ,einer ganz armseligen Blume,,.

    ,,Gutcn Tag", sagte der kleine Prinz.,,Guten Tag", sagce die Blume., , W o sind die Menschen?" fragte h f l i c h der kleine

    Prinz.

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    Die Blume hatte eines Tages eine Karawane v o r -berziehen sehen.

    ,,Die Menschen? Es gibt, glaube ich, sechs odersieben. Ich habe sie vor Jahren gesehen. Aber man weiBnie, wo sie zu finden sind. Der W i n d verweht sie. Esfehlen ihnen die Wurz eln , das ist sehr bel fr sie."

    , ,Adieu' \ sagte der kleine Prinz.,,Adieu", sagte die Blume.

    X I XDER K L E I N E P R I N Z stieg auf einen hohen Berg. Dieeinzigen Berge, dic cr kannte, waren die dre i Vulk ane,und sie rei chten ihm nur bis ans Knie, und den erloschenen Vulkan benutzte er ais Schemel.

    V o n einem Berg so hoch wie der da, sagte er sich,werde ich mit eincmmal den ganzen Planeten und alieMenschen sehen... Aber er sah nichts ais die Nadelnspitziger Felsen.

    ,,Guten Tag", sagte er aufs GeratcwohI.,,Guten Tag... Guten Tag... Guten Tag..." ant

    wortete das Echo.,,Wer bist du?" sagte der kleine Prinz.Wer bist du . . . Wer bist du. . . Wcr bist d u . . . ? "

    antwortete das Echo.,,Seid meine Freunde, ich bin allein", sagte en, , I c h bin allein. .. allein. .. allein. .. ", antwortete

    das Echo.Was fr ein m e r k w r d i g c r Planet! dachte er da. Er

    ist ganz trocken, voller Spitzen und ganz salzig. U nd

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    \

    Dieser Planet ist ganz trochen, voller Spitzen und ganz salzig-

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    den Menschen fehlt es an Phantasie. Sie wiederholen,was man ihnen sagt... Zu Hause hatte ich eine Blume:sie sprach immer zuerst...

    X XA B E R N A C H D E M D E R kleine Prinz lange b e r denSand, die Felsen und den Schnee gewandert war,geschah es, daB cr cndlich eine StraBe entdeckte. U nddie StraBen fhren alie zu den Menschen.

    ,,Guten Tag", sagte er.Da war ein b l h e n d e r Rosengarten.,,Guten Tag", sagtcn die Rosen.Der kleine Prinz sah sie an. Sic glichen alie seiner

    Blume.,,Wer seid ihr?" fragte er sie h c h s t crstaunt.

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    , , W i r sind Rosen", sagten die Rosen., , A c h ! " sagte der kleine Prinz...U nd er fhlte sich sehr u n g l c k l i c h . Seine Blume

    hatte ihm erzahlt, daB sie auf der ganzen Welt einzig inihrer A r t sei. Und siehe! da waren fnf tausend davon,alie gleich, in einem einzigen Gart en!

    Sie wre sehr b s e , wenn sie das s h e , sagte er sich...sie wrde frchterl ich husten und so tun, ais s trbe sie,um der Lcherlichkeit zu entgehen. U nd ich mBte wohlso tu n, ais pflegte i ch sie, denn sonst lieBe sie sich w i r k l i c h sterben, u m auch mich zu b e s c h m e n . . .

    Dann sagte er sich noch: Ich glaubte, ich sei reichdurch eine einzigartige Blume, und ich besitze nu r eineg e w h n l i c h e Rose. Sie und meine drei Vulkane, diemir bis ans Knie reichen und von denen einer v i e l -leicht f r immer erlo schen ist , das macht aus mir kei-nen sehr groBen Pri nzen.. . U nd er w a r f sich ins Grasund weinte.

    X X II N D I E S E M A U G E N B L I C K erschien der Fuchs:

    ,,Guten Tag", sagte der Fuchs.,,Guten Tag", antwortete hf l ich der kleine Prinz,

    der sich umdrehte, aber nichts sah., , I c h bin da", sagte die Stimme, ,,unter dem A p f e l -baum. . . "

    ,,Wer bist du?" sagte der kleine Prinz. ,,Du bist sehrh b s c h . . . "

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    Und cr ivarf sich ins Qras und weime. i

    , , I c h bin ein Fuchs", sagte der Fuchs.,,Komm und spiel mit mir ", schlug ihm der kleinePrinz vor. ,,Ich bin so traurig..."

    , , I c h kann nicht mit dir spielen", sagte der Fuchs., , I c h bin noch nicht gezhmt!"

    , , A h , Verzeihung!" sagte der kleine Prinz.Aber nach einiger ber legung fgte er hinzu:,,Was bedeutet das; ,zahmen'?", , D u bist nicht von hier", sagte der Fuchs, ,,was

    suchst du?", , I c h suche die Menschen", sagte der kleine Prinz.,,Was bedeutet , z h m e n ' ? "

    , ,Die Menschen", sagte der Fuchs, , ,die habenGewehr e u nd schieBen. Das ist sehr l s t i g . Sie ziehen

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    bis zum Weinberg spazicrcn. Wenn die Jger irgend-wann einmal zum Tanze gingen, w r e n die Tage aliegleich und ich hatte niemals Ferien."

    SO M A C H T E D E N N der kleine Prinz den Fuchs mi tsich vert rau t. U nd ais dic Stunde des Abschieds nahewar:

    , , A c h ! " sagte der Fuchs, ,,ich werde w einen.",,Das ist deine Schuld", sagte dcr kleine Prinz, ,,ich

    w n s c h t e dir nichts Ubles, aber du hast gewollt, daBic h dich z h m e . .

    ,,GewiB", sagte der Fuchs.,,Aber n u n wirst du weinen!" sagte der kleine Prinz.,,Bestimmt", sagte der Fuchs.,,So hast du also nichts gewonnen!", , I ch habe", sagte der Fuchs, ,,dic Farbe des Weizensgewonnen."Dann fgte er hinzu:,,Geh dic Rosen wieder anschauen. Du wdrst be-

    greifen, daB die deine einzig ist in der Welt .D u wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und

    i c h werde dir ein Geheimnis schenken."D E R K L E I N E P R I N Z ging, die Rosen wicdcrzusehn:

    , , l h r gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid nochnichts", sagte er zu ihnen. , ,Nie mand hat sich euch vertraut gemacht un d auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der warnichts ais ein Fuchs wie hunderttausend andere Aber

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    i c h habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ister einzig in der Wel t . "

    U n d die Rosen waren sehr beschmt., , h r seid schon, aber ihr seid leer", sagte er noch.

    , , M a n kann fr euch nicht sterben. GewiB, ein Ir-gendwer, der vorbergeht, konnte glauben, meine Rosehn le euch. Aber in sich selbst ist sie wichtiger ais ihralie, da sic es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist,die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist,die ich mit dem Wandschirm geschtzt habe. Da sie esis t , deren Raupen ich gettet habe {auBer den zwei oderdrei um der Schmetterlinge w i l l e n ) . Da sie es ist, die ichklagen oder sich r h me n g e h r t habe oder auch manch-m a l schweigen. Da es meine Rose ist."

    U N D ER K A M zum Fuchs zurck:,,Adieu", sagte er . . .,,Adieu", sagte der Fuchs. , ,Hier mein Geheimnis.

    Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut.Das Wesentliche ist fr die Augen unsichtbar ."

    ,,Das Wesentliche ist fr die Augen unsichtbar ",wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

    , , D i e Zeit, die du fr deine Rose verloren hast, siema c h deine Rose so w i c h t i g . "

    , , D i e Zeit, die ich fr meine Rose verloren habe...",sagte der kle ine Pr inz, um es sich zu merk en.

    , , D i e Menschen haben diese Wahrheit vergessen",sagte der Fuchs. , ,Aber du darfst sie nicht vergessen.D u bist zeitlebens fr das verant wor tlic h, was du di r

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    vertraut gemacht hast. Du bist fr deine Rose verant- U n d es rollte der Donner eines dritten funkelnden

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    w o r t l i c h . ., , I ch bin fr meine Rose verantwortlich.. .", wie-

    derho lte der k leine Prinz, um es sich zu merk en.

    X X I I, , G U T E N T A G " , sagte der kleine Prinz.

    Guten Tag", sagte der Weichensteller.,,Was machst du da?" sagte der kleine Prinz., , I ch sortiere die Reisenden nach Tausenderpake-

    ten", sagte der Weichensteller. ,,Ich schicke die Z g e ,die sie fort bri ngen, bald nach rechts, bald nach links."

    U n d ein lichterfunkelnder Schnellzug, grollendw ie der Donner, machte das W e i c h e n s t e l l e r h u s c h e nerzittern.

    ,,Sie haben es sehr e i l i g " , sagte der kleine Prinz.,,Wohin wollen sie?"

    ,,Der Man n von der Lok omo ti ve weiB es selbstnicht", sagte der Weichensteller.

    U n d ein zweiter blitzender Schnellzug donnertevorbei, in entgegengesetzter Richtung.

    ,,Sie kommen schon z u r c k ? " fragte der kleinePrinz.. .

    ,,Das sind nicht die gleichen", sagte der Weichensteller. ,,Das wechset."

    ,,Waren sie nicht zufrieden dort, w7o sie war en?", , M a n ist nie zufrieden dort, wo man ist", sagte der

    Weichensteller.

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    Schnellzuges vorbei.,,Verfolgen diese die ersten Reisenden?" fragte der

    kleine Prinz.,,Sie verfolgen gar nichts", sagte der Weichensteller.

    ,,Sie schlafen da drinnen oder sie g h n e n auch. Nu r dieKinder d r c k e n ihre Nasen gegen die Fensterscheiben."

    , , N u r die Ki nder wissen, wo hi n sie wo ll en" , sagteder kleine Prinz. ,,Sie wenden ihre Zeit an eine Puppeaus Stoff-Fetzen, und die Puppe w i r d ihnen sehrw e r t v o l l , und wenn man sie ihnen wegnimmt, weinensie. . ."

    ,,Sie haben es gut", sagte der Weichensteller.

    X X I I I, , G U T E N T A G " , sagte der kleine Prinz.

    ,,Guten Tag", sagte der Hndler.Er handelte mit hochst wirksamen, durstst illenden

    Pillen. Man schluckt jede Woche eine u nd s p r t ber-haupt kein Bedrfn is mehr, zu trinken.

    ,,Warum verkaufst du das?" sagte der kleine Prinz.,,Das ist eine groBe Zeitersparnis", sagte der Hnd

    ler. ,,Die Sachvers tndigen haben Berechnungen ange-stellt. Man erspart dre iundfnfz ig Minu te n in derWoche."

    , , U n d was macht man mi t diesen d r e i u n d f n f z i gMinuten?", , M a n macht damit, was man w i l l . . . "

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    W a r u m ? "

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    MWenn ich d r e i u n d f n f z i g Minuten b r i g hatte",sagte der kleine Prinz, , , w n d e ich ganz gemachlich zueinem Brunnen laufcn..."

    X X I VES WA R A M achten Tag nach meiner Panne in derW s t e und ich h r t e gerade die Gcschichte vo m Pil -l e n v e r k u f e r , ais ich den letzten Tropfen meines Wasser-vorrats trank:

    , , A c h " , sagte ich zum kleinen Prinzen, ,,deine E r i n -nerungen sind ganz h h s c h , aber ich habe meinFlugzeug noch nicht repariert, habe nichts mehr zutrinken und w r e g l c k l i c h , wenn auch ich ganzgemachlich zu einem Brunne n gehen ko nnte!"

    , , M e i n Freund, der Fuchs", sagte er . . ., , M e i n kleines Kerlchen, es handelt sich nicht mehr

    u m den Fuchs!"

    , , W e i l man vor Durst sterben w i r d . . . "E r verstand meinen Einwand nicht, er antwortete:,,Es ist gut , einen Freund gehabt zu haben selbst

    wenn man sterben mu B. Ich bin f r o h , daB ich einenFuchs zum Freunde hat te .. ."

    E r ermiBt die Gefahr nicht, sagte ich mir . Er hat nieHunger, nie Durst. Ein biBchen Sonne g e n g t i h m . . .

    Aber er sah mich an und antwortete auf meineGedanken:

    , , I c h habe auch Du rs t. .. suchen wi r einen Brunnen . . . "

    Ic h machte eine G e b r d e der Hoffnungslosigkeit: esi s t sinnlos, auf gut G l c k in der Endlosigkeit derW s t e einen Bru nnen zu suchen. Denno ch macht enw i r uns auf den Weg.A L S WI R S T U N D E N L A N G schweigend dahingezo-gen waren, brach die Nacht herein und die Sterne be-gannen zu leuchten. Ich sah sie wie im Tr aum, ich hattee i n wenig Fieber vor Durst. Die Worte des kleinenPrinzen tanzten durch mein BewuBtsein:

    , , D u hast also auch Durst ?" fragte ich ihn.E r antwortete nicht auf meine Frage. Er sagte

    einfach:,,Wasser kann auch gut sein fr das Her z. .. "I c h verstand seine Worte nicht, aber ich schwieg...

    I c h w7uBte gut , daB man ih n nicht fragen durf te.E r war mude. Er setzte sich. Ich setzte mich neben

    i h n . U nd , nach einem Schweigen sagte er noch:74 75

    , , D i e Sterne sind schon, w e i l sie an eine Blume erin diese im Winde zitternde H a a r s t r h n e , und ich sagte irad, wen

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    nern, die man nicht sie ht, ,. "Ic h antwortete: ,,GewiB", und bctrachtete schwei-

    gend die Falten des Sandes unter dem Monde., . D i e W s t e ist schon", fgte er hinzu...U n d das war w7ahr. Ich habe die W s t e immer

    geliebf. Ma n setzt sich auf eine S a n d d n e . Man siehtnichts. Man h r t nichts. U nd w h r e n d d e s s e n strahltetwas in der Stille.

    ,,Es macht die W s t e schon", sagte der kleinePrinz, ,,daB sie irgendwo einen Brunne birgt."

    Ic h war berrascht, dieses geheimnisvolle Leuchtendes Sandes pltzlich zu verstehen. Ai s ich ein kleinerKnabe war, wohnte ich in einem alten Haus, und dieSage erzahlte, daB darin ein Schatz versteckt sei. GewiB,es hat i hn nie jemand zu entdecken vermocht , viell eichthat ihn auch nie jemand gesucht. Aber er verzaubertedieses ganze Haus. M e i n Haus barg ein Geheimnis aufdem Grunde seines Herzens...

    , Ja", sagte ich zum klei nen Prinzen, ,,ob es sich u mdas Haus, u m die Sterne oder u m die W s t e handelt,was ihre S c h n h e i t ausmacht, ist unsichtbar!"

    , . l c h bin f r o h " , sagte er, ,,daB du mit meinem Fuchsbereinstimmst."

    D a der kleine Prinz einschlief, nahm ich ihn inmeine Ar me und machte mich wieder auf den Weg. Ichwar bewegt. Mi r war, ais t rge ich ein zerbrechlichesKleinod. Es schien mir sogar, ais gbe es nichts Zer-brechlicheres auf der Erde. Ich bctrachtete i m Mond-l i c h t diese blasse Stirn, diese geschlossenen Augen,

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    m i r : Was ich da sehe, ist nur eine H l l e . Das Eigentlicheis t unsichtbar...

    D a seine halbgef fne ten Lip pe n ein.halbes Lchelnandeuteten, sagte ich mir auch: Was mich an diesemkleinen eingeschlafenen Prinzen so sehr rhr t , ist seineTreue zu einer Blume, ist das B i l d einer Rose, das ihndurchstrahlt wie die Flamme einer Lampe, selbst wenner schlft .. . U nd er kam mir noch zerbrechlicher vo rais bisher. M an muB die Lamp en sorgsam s c h t z e n : einWindstoB kann sie zum Ver lschen b r i n g n . . .

    U n d w h r e n d ich so wei terging, entdepkte ich beiTagesanbruch den Bru nnen. \

    X X V, , D l E L E U T E " , sagte der kleine Prinz, ,,schieben sichi n die S c h n e l l z g e , aber sie wissen gar nicht, wohin siefahren wollen. Nachher regen sie sich auf u nd drehensich im Kreis. . ."

    U n d er fgte hinzu:,,Das ist nicht der M h e w e r t . . . "Der Brunnen, den wir erreicht hatten, g l i c h nicht

    den Brunnen der Sahara. Die Brunnen der Sahara sindeinfache, i n den Sand gegrabene Lcher. Dieser da g l i c heinem Dorfbrunnen. Aber es war keinerlei D o r f da,u n d ich glaubte zu t r u m e n .

    ,,Das ist m e r k w r d i g " , sagte ich zum kleinen Prinzen,alies ist bereit: die Winde, der Kbel und das Seil..."

    Er lachte, b c r h r t e das Seil, lieB die Rolle spielen.

    , ,w i r W'

    i ihm, ,,d

    Brunnenrneinen C/inde, unune zitterer", sagt

    te.; Er tranli n Fest. LFrunk. E;i Sternenmeiner /pik. Genater des C, die Sanfer Gesch

    igte der li n d demssie suche

    i . . .ichen, insser finde]

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    ,,Gan: gewift", antwortete ich. [ c h kritzelte also einen Maul ko rb hin. Un d das

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    U nd dcr kleine Prinz fgte hinzu: A b e r die Augen sind b l i n d . Man muB mit dem

    Herzen suchen."

    I C H H A T T E G E T R U N K E N . ES atmete sich wiedergut. Der Sand hat bei Tagesanbru ch die Farbe desHonigs. Auch b e r diese Honigfarbe war ich g l c k l i c h .Warum muBte ich Kummer haben ...

    , , D u muBt dein Vcrsprechen halten", sagte sanftder kleine Prinz, der sich wieder zu mir gesetzt hatte.

    ,,Welches Verspr echen?" ., , D u weiBt, einen Mau lk or b fr mein Schaf... Ich

    b i n verantwortlich fr diese Blume!"I c h nahm meine Skizzen aus der Tasche. Der kleine

    Prinz sah sie und sagte lachend:,.Deine Affenbrotbaume schauen cin biBchen wie

    Kohlkp e aus.. O h ! "U nd ich war auf die Affenbrotbaume so stolz

    gewesen!,.Dein Fuchs.. . seine O hre n.. . sie schauen ci n

    wenig wie H r n e r aus. . . sie sind v i e l zu lang!"U nd er lachte wieder., , D u bist ungerecht, kleines Kerlchen, ich konnte

    nichts zeichnen ais geschlossene und offene Riesen-schlangen!"

    ,,Oh! Es w i r d schon gehn'1, sagte er, ,,die Kinderwissen ja Bescheid."

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    Herz kr ampf te sich mir zusammen, ais ich ihn demkleinen Prinzen gab:

    , , D u hast P l a e , vo n denen ich nicht s weiB..Aber er antwortete nicht. Er sagte:, , D u weift, mein Sturz auf die Erde... Morgen

    w i r d es ein Jahr sein..Dann, nach einem Schweigen, sagte er noch:, , I c h war ganz in der N h e heruntegefallen..."U nd er e r r t e t e .Wieder fhl te ich einen me r k w r d i g e n Kummer,

    ohne zu wissen war um. Indessen ka m mir eine Frage:,,Dann ist es kein Z u f a l l , daB du am Mor gen , da

    i c h dich kennenlernte, vor acht Tagen, so ganz allein,tausend Meilen vo n alien bewo hnten Gegenden ent-fernt, spazieren gingst! Du kehrt est zu dem P unktzurck, wohin du gefallen warst?"

    Der kleine Prinz e r r te te noch mehr.U nd ich fgte zgernd hinzu:,,Viellecht war es der Jahrestag?..V o n neuem e r r t e t e der kleine Prinz. Er antwortete

    nie auf die Fragen, aber wenn man errtet, so bedeutetdas ,ja(, nicht wahr?

    , , A c h ' \ sagte ich, ,,ich habe Angst!"Aber er anrwortete:, , D u muBt jetzt arbeiten. Du muft wieder zu deiner

    Maschine z u r c k k e h r e n . Ich erwarte dich hier. Kommmorgen abend wieder..."

    Aber ich war nicht beruhigt. Ich erinnerte mich an

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    den Fuchs. Ma n luft Gefahr, ein biBchen zu weinen,

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    wenn man sich hat zahmen lassen . . .

    X X V IN E B E N D E M B R U N N E N stand dic Ruine einer altenSteinmauer. Ai s ich am nchs ten Abend von meinerArbeit z u r c k k a m , sah ich meinen kle inen Prinzen vonweitem da oben sitzen, mit h e r a b h n g e n d e n Betnen.U n d ich h r t e ihn sprechen:

    , , D u erinnerst dich also nicht mehr?" sagte er. ,,Esis t nicht ganz genau hier!"

    Zwctfellos antwortete ihm cine andere Stimme, daer erwiderte:

    ,,Doch! Doch! Es ist wohl dcr Tag, aber nicht genauder Or t . . . "Ic h setzte meinen Weg zur Mauer f o r t . Ich sah un dh r t e niemandcn. Dennoch erwiderte der kleine Prinzv o n neuem:

    ,,Gew-iB. Du wirst sehen, wo meine Spur im Sandebeginnt. Du brauchst mich nur dort zu erwarten. Ichwerde heute nacht dort sein."

    Ic h war zwanzig Meter vo n der Mauer entfernt undsah noch immer nichts. Der kleine Prinz sagte noch,nach einem kurzen Schweigen:, , D u hast gutes Gift? Bist du sicher, daB du michnicht lange leiden l B t ? "

    Ic h blieb stehen und das Herz preBte sich mirzusammen, aber ich verstand noch immer nicht.

    ,,jetzt geh wcg", sagte er, ,,ich w i l l hinunterspringen!"82

    i

    Da riehtet c ich selbst den B l i c k auf den FuB der A u c h ich werde heute nach Hause z u r c k k e h r e n . .

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    Mauer und ich machte einen Satz! Da war, zum kleinenPrinzen emporgereckt, eine dieser gelben Schlangen,die euch in dreiBig Sckunden erledigen... Ich w h l t e inmeiner Tasche nach meinem Revolver und begann zulaufen, aber bei dem L r m , den ich machte, ieB sich dieSchlange sachte in den Sand gleit en, wi e ein Wasser-strahl, der stirbt, und, ohne allzu groBe Eile, schlpf tesie mit einem leichten metallenen K l i r r e n zwischen dieSteine.

    Gerade r echtzeitig kam ich zur Mauer , um meinkleines Kerlchen von einem Prinzen in meinen Armenaufzufangen; er war bleich wi e der Schnee.

    ,,Was sind das fr Geschichten! Du sp richst jet ztm i t Schlangen?!"

    I c h hatte i hm sein ewiges gelbes Hal stuch weg-geno mmen. Ich hatte i hm die Schlfen genetzt und ihmzu trinken gegeben. U nd jetzt wagte ich nicht, ihn weiterzu fragen. Er schaute mich ernsthaft an und legte seineArme um meinen Hals. Ich fhlte sein Herz klopfenwie das eines sterbenden Vogels, den man mit derFlinte geschossen hat. Er sagte zu mir :

    , , I c h bi n f r o h , daS du gefunden hast, was an deinerMaschine fehlte. Du wirst nach Hause z u r c k k e h r e nk n n e n . . . "

    ,,Woher weiBt du das?"I c h hatte ihm gerade erzhlen wollen, daB mi r gegen

    alie Erwart ung meine Arbeit geglckt sei!Er antwortete nicht auf meine Frage, fuhr aber f o r t :

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    Dann s c h w e r m t i g :,,Das ist v i e l weiter... Das ist v i e l schwieriger..I c h fhlte w o h l , daB etwas AuBergewhnl iches

    vorging. Ich schloB ihn fest in die Arme wie ein kleinesK i n d , und doch schien es mir, ais s trz te er senkrechti n einen Abgrund, ohne daB ich imstande war, ihnz u r c k z u h a l t e n . . .

    Sein B l i c k war ernst; er verlor sich in weiter Ferne:, , I c h habe dien Schaf. U nd ich habe die Kiste f r

    das Schaf. U nd ich habe den Ma u lko rb . . . "U nd er lchelte s c h w e r m t i g .I c h wartete lange. Ich f h l t e , daB er sich mehr und

    mehr e r w r m t e :,,Kleines Kerlchen, du hast Angst gehabt..."Er hatte Angst gehabt, ganz gewiB! Aber er lachte

    sanft:, , I c h werde heute abend noch v i e l mehr Angst

    haben..."Wieder l i e f es mir eisig b e r den Ruchen bei dem

    Gefhl des Unabwendbaren. Dieses Lachen nie mehrzu horenich begriff, daB ich den Gedanken nichtertrug. Es war fr mich wie ein Brunnen in der W s t e .

    ,,Kleines Kerlchen, ich w i l l dich noch lachenh r e n . . . "

    Aber er sagte zu mir :,,Diese Nacht w i r d es ein Jahr. M e i n Stern w i r d sich

    gerade b e r dem O r t befinden, wo ich letztes jahr ge-landet b i n . . . "

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    , , I ch werde dich nicht verlassen." I c h schwieg.

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    ,,Es w i r d so aussehen, ais wre ich krank... , einbiBchen, ais s t r b e ich. Das ist so. Komm nicht dasanschauen, es ist nicht der M h e . . . "

    , , I c h werde dich nicht verlassen."Aber er war v o l l Sorge., , I c h sage dir das... auch wegen der Schlange. Sie

    darf dich nicht beiBen... Die Schlangen sind b s e . Siek n n e n zum Vergngen beiBen..."

    , , l c h werde dich nicht verlassen."Aber etwas beruhigte ihn:,,Es ist wahr, sie haben fr den zweiten B i B kein G i f t

    mehr. . ."

    I C H H A B E ES nicht gesehen, wie er sich in der Nachtauf den Weg machte. Er war laudo s entwischt . Ai s esmir gelang, ihn einzuholen, marschierte er mit raschem,entschlossencm Schr itt dahin . Er sagte nur: , ,A h, dubist da. . ."

    U nd er nahm mich bei der Hand. Aber er qu l t esich noch:

    , , D u hast nicht recht getan. Es w i r d dir Schmerzbereiten. Es w i r d aussehen, ais wre ich to t, und dasw i r d nicht w7ahr sein..."

    I c h schwieg., , D u verstchst. Es ist zu weit. Ich kann diesen Leib

    da nicht mitnehmen. Er ist zu seluver."I c h schwieg.,,Aber er w i r d daliegen wie eine alte verlasscne H l l e .

    Man sol nicht traur ig sein um solche alten H l l e n . . . "88

    Er ver lo r ein biBchen den Mu t . Ab er er gab sichnoch M h e :

    ,,WeiBt du, es w i r d allerliebst sein. Auch ich werdedie Sterne anschauen, A l i e Sterne werden Brunnensein mit einer verrosteten Winde. A l i e Sterne werdenmir zu trinken geben..."

    I c h schwieg.,,Das w i r d so lustig sein! Du wirst fn fhunder t M i l

    lionen Schellen haben, ich werde fn fhunder t M i l l i o nen Brunnen haben.. ."

    U nd auch er schwieg, w e i l er weinte...

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    , , D A IST ES. LaB mich cien Schritt ganz allein t un ."

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    U nd er setzte sich, w e i l er Angst hatte.Er sagte noch:,,Du weiBt.., meine Blume.. . ich bin fr sie ve-

    rantwortlich! U nd sie ist so schwach! Un d sie ist sokindlich. Sie hat vier Dornen, die nicht taugen, siegegen die Welt zu schtzen. . . "

    Ich setzte mich, w e i l ich mich nicht mehr aufrechthalten konnte. Er sagte:

    , ,Hier . . . Das ist alies..."Er zgertc noch ein biBchen, dann er hob er sich. Er

    tat einen Schritt. Ich konnte mich nicht rhren.Es war nichts ais ein gelber B l i t z bei seinem

    Knchel. Er blieb einen Augenblick regios. Er schrienicht. Er f i e l sachte, wie ein Baum fllt. O hne das lei-seste Gerusch f i e l er in den Sand.

    X X V IU N D JETZT S I N D es gewiB schon wieder sechs Jahreher.. . Ich habe diese Geschichtc noch nie erzahlt. DieKameraden, die mich wiedergesehen haben, warenfroh, mich lebend wiederzu sehen. Ich war traurig, aberich sagte zu ihnen: Das ist dic Er s chp t ung . . .

    Jetzt habe ich mich ein biBchen getrost et. DasheiBt... nicht ganz. Aber ich weiB gut, er ist auf seinenPlaneten zurckgekehrt , denn bei Tagesanbruch habeich seinen Krper nicht wiedergefunden. Es war kein soschwerer K o r p er . . . U nd ich liebe es, des Nachts den

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    Und er setzte sich, weil er Angst hatte.

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    Das ist fr mich die schrtste und trau-rigste Landschaft der Welt. Sie ist dieselbewie auf der vorhergehenden Seite, aber ichhabe sie nochmals gezeichnet um sie eucheinzupraegen. Hier ist der kleine Prinz auf derErde erschienen und wieder verschwunden.Schaut diese Landschaft genau an, damit ihrsie sicher wiedererkennt, wenn ihr eines Tagesdurch die afrikanische Wste reist. Undwenn ihr zufllig da vorbeikommt, e i l t nichtweiter, ich flehc euch anwartet ein biBchen,gerade unter dem Stern! Wenn dann ein K i n dauf euch zukommt, wenn es lacht, wenn esgoldenes Haar hat, wenn es nicht antwortet ,so man es fragt, dann werdet ihr wohl erraten,wer es ist. Dann seid so gut und Iafit michnicht weiter so traurig sein: schreibt mirschnell, wenn er wieder da ist .. .