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A.A. 2010 / 2011 Valerio Cabiddu, 107805 Lingue per la Comunicazione Internazionale LM 38, LINGUA TEDESCA I LM A.A. 2010 / 2011 Kleine Reise durch die medizinische Fachsprache

Deutsche Medizinische Fachsprache - k

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Page 1: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

A.A. 2010 / 2011

Valerio Cabiddu, 107805

Lingue per la Comunicazione

Internazionale LM 38,

LINGUA TEDESCA I LM

A.A. 2010 / 2011

Kleine Reise durch die medizinische Fachsprache

Page 2: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

2

INHALTSVERZEICHNIS

Vorbemerkung 3

Teil I 4

1. Fachsprache und Alltagssprache 5

2. Medizinische Terminologie 7

2.1 Zur Sprache der Medizin 7

2.2 Geschichte und Entwicklung der medizinischen Sprache 8

3. Deutsche medizinische Fachsprache 10

3.1 Bildung medizinischer Termini 12

3.1.1 Simple Ausdrücke, Wortstamm und Suffixen 12

3.1.2 Wortstamm, Bindevokal, Suffix 13

3.1.3 Präfix, Wortstamm 13

3.1.4 Präfix, Wortstamm, Suffix. 13

3.1.5 Wortstamm (nur) 14

3.1.6 Zusammengesetzte Ausdrücke mit Attributen 14

3.1.7 Suffixe, die Meinungen übertragen 14

4. Medizinische Fachsprache, eine Fremdsprache? 15

Teil II 18

1. Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen Vermittlung: Ein Vergleich

zwischen Deutsch und Italienisch 19

1.1 Deutsche und Italienische wissenschaftliche Zeitungen im Vergleich,

Kommunikationsstrategie und Besonderheiten 19

Literaturverzeichnis 22

Page 3: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

3

Vorbemerkung

Die medizinische Terminologie ist ein besonderes Feld der Fachsprachen. Dieses

Referat gibt einen Überblick über diesen Teil der Fachsprachen. Ziel ist es, die

grundsätzlichen (morphologischen, semantischen, historischen) Elemente

kennenzulernen, um ein Bewusstsein zu diesem Thema zu entwickeln.

Vor der Abhandlung über die medizinischen Fachsprachen wird das

„Fachsprachenkonzept“ erklärt, um es besser verstehen zu können. Dann werden die

Unterschiede zwischen „Alltagssprache“, und „Fachsprache“ besprochen und dann folgt

die Geschichte der medizinischen Terminologie: es werden morphologische Aspekte der

medizinische Terminologie besprochen ebenso wie semantische Aspekte, diese werden

mithilfe von Tabellen analysiert (woher kommen die Wörter, warum gibt es Wörter die

auf eine besondere Art und Weise gebildet werden und so weiter).

Im zweiten Teil wird die medizinische Terminologie „in der

populärwissenschaftlichen Vermittlung“ behandelt. Dieser zweite Teil ist auf einer

Abhandlung von Marella Magris basiert.

Page 4: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

4

Teil 1

Page 5: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

5

1. Fachsprache und Alltagssprache

Es ist klar, dass das Wort „Fachsprache“ oft benutzt wird. Aber was bedeutet

Fachsprache? Es ist natürlich, uns diese Frage zu stellen, bevor einer Abhandlung über die

medizinische Fachsprache vorgelegt wird. Zuerst, um das Konzept zu verstehen, geben

wir zwei Definitionen:

a. Vollständige Definition in der Linguistik.

„Fachsprachen entstehen aus der Notwendigkeit, Gegenstand und Verfahrensweise einer

bestimmten Disziplin klar und eindeutig zu erfassen. *…+ Fachsprachliche Ausdrücke sind

besondere weil sie einen konstanten semantischen Inhalt haben und sie garantieren eine

international gültige Definition des Begriffs. Die Fachsprache kennzeichnet dabei auch die

Zugehörigkeit zu einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft.1“

b. Normale Definition in der Linguistik.

„Gesamtbestand der angewandten Fachausdrücke einer wissenschaftlichen \ speziellen Disziplin.

Es gibt eine eindeutige Bezeichnung für jedes eigenständige Objekt2.“

Wie kann das Wort „Fachsprache“ den Studenten, die Deutsch als Fremdsprache

studieren, erklärt werden? Das „Deutsch als Fremdsprache Großwörterbuch“ hilft uns:

c. Definition:

„Fach·spra·che die; alle Fachausdrücke und spezifischen Formulierungen, die in einem

bestimmten Fach (oder Berufszweig) verwendet werden und für Laien meist nur schwer oder gar

nicht zu verstehen sind: die juristische, medizinische Fachsprache.3“

1 ECKART WOLFGANG, Praktikum der Medizinische Terminologie, Heidelberg, Verlag Institut für Geschichte und

Ethik der Medizin, 2010 2 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch3.pdf

Page 6: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

6

Es wird angemerkt, dass das Konzept der Fachsprache um einen „konstant

semantischen Inhalt“ und eine „gültige Definition des Begriffs“ herumschwirrt. In den

drei Definitionen wurde verständlich, dass eine Fachsprache für Laien meist nur schwer

oder gar nicht zu verstehen ist.

Im Gegensatz dazu, was ist die „Alltagssprache“? Es kann definiert werden wie

eine einfache Sprache. Sie ist sehr subjektiv und recht oft ungenau. Normalerweise ist sie

nicht prägnant und besteht aus kurzen Sätzen. Der individuelle Eindruck ist auch sehr

stark und kann emotionale Meinungen übertragen4.

In die folgende Tabelle werden kurz die wichtigen Unterscheidungen zwischen

Fachsprache und Alltagssprache zusammengefasst:

Merkmal Fachsprache Alltagssprache

Deutlichkeit fundamental nicht immer wichtig

Eindeutigkeit fundamental nicht wichtig

Besonderheit immer nicht Immer

Abkürzung oft Keine

Subjektivität keine Immer

Inhalt im Vordergrund oft im Hintergrund

Ziel Wissenschaft anderes Ziel als Wissenschaft

Verständlichkeit oft niedrig normalerweise höhe

3 LANGENSCHEIDT GROßWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE, Langenscheidt KG, Berlin und München,

2008 4 http://www.erato.fh-erfurt.de/so/homepages/wagner/Zuindex/Lehre/Wissarb/1bawissarbsitz03wissenschaft.htm

Page 7: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

7

2. Medizinische Terminologie

2.1 Zur Sprache der Medizin

Die Medizin ist so alt wie das Menschengeschlecht. Seit der Mensch denkt, ist ihm

Krankheit und Tod bekannt. In der medizinischen Fachsprache spiegelt diese Entwicklung

die medizinische Wissenschaft. Die Sprache der Medizin ist Gesamtheit aller

medizinischen Fachausdrücke. Die Medizin gehört zu den Großfächern. Die

Schwierigkeit des Faches (z.B. Pathologie, Diagnostik, Therapie etc.) zeigt sich in der

deutlichen Gliederung ihres Wortschatzes.5 .

Das erste grundlegende Prinzip der Terminologie von Medizin ist die Monosemie,

das heißt, dass jeder Begriff eine eindeutige Bezeichnung hat6.. Um diese Bezeichnung zu

artikulieren, werden „Wörter“ genommen. Diese „Wörter“ bestehen aus

Mehrwortausdrücken, Akronymen, Initialen, Symbolen und/oder Formeln.

Insgesamt gibt es zirka 170.000 medizinische Termini, aber von diesen 170.000

Ausdrücken besteht der aktive Wortschatz eines Mediziners aus (zirka) 6.000 / 8.000

Termen7..

80.000 Termini Namen für Medikamente

10.000 Termini Namen zur Bezeichnung von Körperteilen, Organen, Organenteilen

20.000 Termini Namen zur Bezeichnung von Organfunktionen

60.000 Termini Namen für Krankheitsbezeichnungen, Untersuchungsverfahren,

Operationsmethoden

Es wurde bereits gesagt, dass eine Fachsprache wichtig ist, um ein

wissenschaftliches Beziehungssystem zu haben. Es wurde auch gesehen, wie viele Wörter

es in der Medizin gibt. Eine Sammlung erlaubt den Ärzten eine größere Zahl gleichartiger

Dinge zu ordnen, so haben wir eine kompakte klinische Terminologie für Krankheiten,

5 ARJA MAHONEN, Die passivischen Ausdrucke der medizinischen Fachsprache, pro Gradu – Arbeit, Universität

Jyvaskyla Verlag, 1998 6 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 7 http://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/termident/termident.pdf

Page 8: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

8

Diagnosen und Prozeduren zur Verfügung. Bis heute werden in der Medizin die

Grundregeln der „Pariser Nomina Anatomica I“ von der 1955 respektiert8:

i. „Jedes Organ soll nur durch einen Ausdruck bezeichnet werden“.

ii. „Die Bezeichnungen sollen möglichst der lateinischen Sprache entnommen werden“.

iii. “Erstbeschreibungsnamen sollen vermieden werden”.

iv. „Organe mit topographisch engem Bezug sollen ähnliche Namen haben (z.B. Arteria

femoralis und Vena femoralis).“

v. „Unterscheidende Attribute sollen von der Bedeutung möglichst gegensätzlich sein (z.B.

Arteria tibialis anterior –Arteria tibialis posterior) 9“.

2.2 Geschichte und Entwicklung der medizinischen Sprache

Die erste schriftliche und vollständige Aussage der medizinischen Terminologie

begann mit den griechischen Arztschulen. Viele Namen für Krankheiten und Körperteile

kommen aus dieser Zeit. Griechisch und Latein sind die Hauptfundamente der ärztlichen

Fachsprache. Im Allgemein kann eine große Aufgliederung gemacht werden: die 80% der

Wörter sind „Nomina Anatomica“ und kommen aus Latein, die andere 20% sind

Krankheitsbezeichnungen und kommen aus dem Griechischen. Diese ist die Grundregel,

aber für viele anatomische Grundbegriffe sind auch griechische Wörter überliefert, deren

Wortstämme in der klinisch-pathologischen Fachsprache Verwendung finden10

..

Zum Beispiel:

i. musculus (Muskel)

ii. Myositis (Muskelentzündung)

iii. Vertebra (Wirbel)

iv. Spondylitis (Wirbelentzündung)

8 http://othes.univie.ac.at/6670/1/2009-09-27_0204287.pdf 9HEINER FANGERAU, STEFAN SCHULZ, THORSTEN NOACK, IRMGARD MÜLLER, Medizinische Terminologie, Lehmanns

Media, 2008 10 http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-Skript-inkl-Uebungen-Aufl10.pdf

Page 9: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

9

Latein ist das Fundament, wie gesagt, des anatomischen Wortschatzes, z.B. das

Wort „Nephrolithiasis“ bedeutet Nierensteinleiden. Es kann in verschiedene Wortstämme

zerlegt werden: Nephros ist Niere, Lithos ist Stein, -iasis bedeutet Leiden. Auch das Wort

„Bulimie“, das Ess-Brechsucht heißt, kann in verschieden Wortstämme zerlegt werden:

bous ist Ochse, limos bedeutet Hunger und das Suffix -ie Krankheit.

Im Mittelalter wurde Latein zur Wissenschaftssprache, weil es die gemeinsame

europäische Sprache und auch die Sprache der Schulmedizin bis ins 18. und 19.

Jahrhundert war11

.. Trotzdem entstand im 16. Jahrhundert die moderne Anatomie. Sie war

das neue Wissen und wurde in Form der lateinischen Termini erfasst. Nach dem 18. und

19. Jahrhundert veränderte sich die medizinische Sprache: der griechische und lateinische

Ursprung waren noch ein internationaler Charakter der medizinischen Fachsprache12

.,

aber nach dem 18. Jahrhundert wurde Latein von den Nationalsprachen verdrängt. In

dieser Hinsicht spielte der Wiener Anatom Joseph Hyrtl (1810-1894) eine sehr wichtige

Rolle. Seine Sammlung von Termini ist (mit noch vielen Veränderungen) die Basis der

medizinischen Fachsprache. Dann nach 1940 wurde Englisch zur ersten Sprache in der

medizinisch- wissenschaftlichen Literatur. Die Rolle des Englischen ist dieselbe, die

Lateinisch im Mittelalter innehatte. Zusammenfassend, Ursprung der medizinischen

Fachsprache sind Griechisch, Latein und English aber in der deutschen, medizinischen

Fachsprache finden wir auch Worte anderen Ursprungs. In der folgenden Tabelle13

werden einige Beispiele präsentiert:

Italienische Ursprung

Wort Bedeutung

Malaria Schlecht Luft

Belladonna Tollkirsche („schöne Frau)“

Indianischen Ursprung

Wort Bedeutung

Radix Ipecacuanha Brechwurzel (indianische Ruhrwurzel)

11 http://forum.vds-ev.de/viewtopic.php?TopicID=1008&page=3 12 http://www.e-cademic.de/data/ebooks/extracts/9783110226942.pdf 13 http://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/termident/termident.pdf

Page 10: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

10

Afrikanischen Ursprung (Wort aus der Sprache der Makonde, Ostafrika)

Wort Bedeutung

Chikungunya-Fieber („sich vor Schmerzen krümmen,

gebeugt gehen“) – Fieber mit Gelenk- u.

Muskelschmerzen)

Französischen Ursprung

Wort Bedeutung

Petit Mal kleines Übel (besondere Form der

Epilepsie/Fallsucht)

Absence kurze Bewusstseinsminderung mit

Amnesie

Arabisch als Ursprung

Wort Bedeutung

Alkohol Gärende Flüssigkeit

3. Deutsche medizinische Fachsprache

Die deutsche medizinische Fachsprache hat in den letzen Jahren immer mehr

Übernahmen aus der englischen Sprache bekommen14

. Manche Ausdrücke können auch

in der Alltagssprache gefunden werden, z. B “Stress”. Trotzdem bleibt Deutsch als

medizinische Kommunikationssprache an zweiter Stelle nach Englisch. Die

Besonderheiten dieser verschiedenen Untersprünge können in Wörtern und Bedeutungen

bemerkt werden.

Die deutsche medizinische Fachsprache hat verschieden Merkmale, die hier

zusammengefasst werden können15

:

14 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1

http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-Skript-inkl-Uebungen-Aufl10.pdf 15 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1

Page 11: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

11

i. Das Verb ist in Fachtexten (im Vergleich zu den Nomina) ziemlich unbedeutend.

ii. Die Verben haben eine (fast immer) konstruktive Funktion.

iii. Die Nomina sind Hauptinformationsträger.

iv. Es gibt eine starke Tendenz für die Substantivierung (die meistens auf “– ung”).

v. Nominalisierung ist wirklich oft benützt.

vi. Die medizinische Fachsprache hat eine Vielzahl von Begriffen, die aus mehreren Wörtern

zusammengesetzt sind. Diese Wörter werden „Komposita“ genannt und meistens aus Latein

und Griechisch kommen.

Warum ist fast immer Nominalisierung in der deutschen medizinischen

Fachsprache benutzt? Die Nominalisierung macht die Texte syntaktisch und sie kann auch

den entsprechenden Nebensatz ersetzen. Viele Konstruktionen durch Nominalisierung

können die gleichen semantischen und logischen Funktionen wie Nebensätze haben. Ein

anderer Grund für die Nominalisierung ist die syntaktische Flexibilität der Nomina und

auch die feste Stellung des Verbs im Satz. Die nominale Konstruktion ist oft

kommunikativer als die normale Konstruktion (Substantiv – Verb - Objekt)16

. Ein

Beispiel der Substantivierung mit “- ung” kann dieser kleine Text sein:

„Nur nebenbei kann hier auf die individuell stark unterschiedliche Wahrnehmung des Schmerzes

und dessen Verarbeitung oder Verdrängung hingewiesen werden17.“

Das folgende Beispiel ist von der Nominalisierung:

„Durch Blockade überschießender Wirkungen von lokal oder systemisch freigesetzen

Katecholamien könnte eine Schutzfunktion gegen primäres Kammerflimmern eintreten,

außerdem könnte der Reduktion des myokardialen Sauerstoffverbrauchs unter Betablockade

weiterhin den antiarrythmischen und antiaggregantorischen Eigenschaften der Betablocker

sowie der von allem in der initialen Behandlungsperiode nachweisbaren Hemmung der Lipolyse

eine Bedeutung zukommen18.“

Komposition der Wörter ist noch ein Merkmal der medizinischen Fachsprache,

diese „Komposita“ werden meistens aus Lateinischen und Griechischen Worten gebildet:

16 xa.yimg.com/kq/.../Fachsprachen_Handout.doc / http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-

Skript-inkl-Uebungen-Aufl10.pdf 17 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1 18 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1

Page 12: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

12

Z. B19

.

Aus dem Griechischen:

i. Gastroskopie (Magenspiegelung) [Gaster = Magen; skopie = betrachten].

Aus dem Lateinischen:

ii. Vermiformis (Wurmförmig).

Aus beiden, Griechisch und Latein:

iii. Kardiovaskulär (das Herz und die Gefäße betreffend)

iv. [Kardia (Griechisch) = Herz; vas (Latein) = Gefäß; vascularis = gefäßartig]

3.1 Bildung medizinischer Termini

Die Bildung medizinischer Termini folgt verschieden Regeln. Hier wird ein

Überblickt präsentiert. Es wird gezeigt, dass durch eine Kombination des Wortstammes

mit Suffixen, Präfixen oder mit Attributen immer neuen Wörter gebildet werden können.

Man wird auch sehen, dass Suffixe Wertungen ausdrücken können Die ersten Aspekte

gehören zum morphologische Teil der Wortbildung, der zweite ist ein morphologischer

und semantischer Aspekt (durch ein Teil des Wortes eine Meinung übertragen).

3.1.1

Simple Ausdrücke, Wortstamm und Suffixen20

Präfix Stamm Suffix

--- Hepat itis

--- Gastr Itis

19 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 20 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf

Page 13: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

13

3.1.2

Wortstamm, Bindevokal, Suffix21

Stamm Bindevokal Suffix

Gastr O Logie

Enter O logie

Kardi O logie

3.1.3

Präfix, Wortstamm22

.

Präfix Bindevokal Suffix

Dis Pnoe ---

Tachy Pnoe ---

A Pnoe ---

3.1.4

Präfix, Wortstamm, Suffix.

Präfix Bindevokal Suffix

Sub Lingual Is

21 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 22 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf

Page 14: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

14

3.1.5

Wortstamm (nur).

Präfix Bindevokal Suffix

--- Leuko – zyten23 ---

3.1.6

Zusammengesetzte Ausdrücke mit Attributen24

Wie es oben erläutert wurde, kann die Wörterbildung medizinischer Termini auch

durch Attribute gemacht werden. Was ist ein „Attribut?“

„einem Substantiv, Adjektiv oder Adverb beigefügte nähere Bestimmung25“

Durch dieses System können immer neue Wörter gebildet werden. Gerade in der

Medizin, wo es immer neue Entwicklungsbereiche gibt, ist dieses System besonders

notwendig.

Es gibt verschiedene Typologien von Attributen:

i. Adjektivische Attribute (Bsp.: Nervus vagus)

ii. Genitivattribute (Bsp.: Arcus aortae)

iii. Apposition (Bsp.: Morbus Addison)

iv. Präpositionales Attribut (Bsp.: Aditus ad antrum)

3.1.7

Suffixe, die Meinungen übertragen26

23 Beide sind Wortstamm 24 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 25 http://www.duden.de/rechtschreibung/Attribut#block_6 26 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf

Page 15: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

15

Suffix Bedeutung Beispiele

- ia [deutsche - ie] krankhafter Zustand

Tätigkeit

Wissensgebiet

1) Diphtherie („Halsbräune“),

Bulimie,

2) Laparatomie (operative

Eröffnung der Bauchhöhle

Gastroskopi

e (Magenspiegelung

- iasis krankhafter Zustand Psoriasis - Schuppenflechte

Sialolithiasis

.- itis Entzündung Hepatitis - Leberentzündung

Parodontitis

Zahnbettentzündung

. – om Geschwulstbildung (gutund

bösartig)

Karzinom - Krebsgeschwulst

Myom - gutartiger

. – ose chronisch krankhafter/

degenerativer Zustand

biologischer Vorgang

Nephrose, Arthrose,

Hyperthyreose

Symbiose

. – ismus qualitativer Zustand Autismus - Insichgekehrtheit Mongoloidismus

4. Medizinische Fachsprache, eine Fremdsprache?

Die medizinische Fachsprache kann eine Fremdsprache sein. Wir haben schon

gesehen, dass viele Wörter wirklich kompliziert sein können. Manchmal kann es

passieren, dass ein Patient gar nicht versteht, was ein Arzt sagt und muss bitten es mit

einfacheren Ausdrücken zu wiederholen. Wir können das folgende Beispiel beobachten:

es ist ein Teil von einem Interview mit einer Ärztin27

. Was die Ärztin sagt, demonstriert,

dass medizinische Fachsprache unverständlich sein kann.

27 http://www.commsywiki.uniamburg.de/wikis/651782/2133570/Medizin/%C3%9Cbersicht

Page 16: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

16

Frage: „War das Thema Mehrsprachigkeit in der Arzt-Patient-Kommunikation in deinem

Medizinstudium ein Thema?„

Antwort: “Ja. Es gab extra ein Seminar zur Arzt-Patienten-Kommunikation und da ging es auch

um Mehrsprachigkeit und da wurden wir aber eben nur darauf verwiesen, dass wir uns kümmern

müssen, dass die Patienten auch verstehen, was wir sagen und, dass Englisch eigentlich

Voraussetzung ist und dass viele Aufklärungsformulare auch in vielen Sprachen existieren. Aber

nicht, also es wurde jetzt nicht konkret geübt.”

Die Ärzten müssen dann mit den Patienten kommunizieren. Aber wie?

Nach Speierer (1985) wenn vier besondere Funktionen im Arzt-Patienten Gespräch

berücksichtig sind, entsteht eine effektive Kommunikation28

:

i. Kommunikative Funktion

Es dient der Gestaltung der Beziehung mit den Zielen der Herstellung eines partnerschaftlichen

Arbeitsbündnisses, einer Atmosphäre, die es dem Patienten erlaubt, sich mit der Krankheit

auseinanderzusetzen, und die schließlich eine Verständigung zwischen Arzt und Patient mit

einem Konsens erlaubt.

ii. Diagnostische Funktion

Es dient der Sammlung von Informationen über eine Person, das Beziehungsangebot der Person

an den Arzt, die Krankheit (objektive Aspekte), das subjektive Krankheitserleben und das

relevante soziale Umfeld. Ziel ist es, authentische Daten zur Person und zum Beziehungsangebot

des Patienten zu gewinnen.

iii. Informative Funktion

Es dient der Übermittlung von Informationen vom Arzt zum Patienten (zum Beispiel Aufklärung

über die Krankheit, Ursache, Prognose, Therapie etc.)

iv. Beratende und (psycho-) therapeutische Funktion

Es erfüllt zwei Aufgaben, die Beteiligung des Patienten an diagnostischen und therapeutischen

Entscheidungen, die Beteiligung des Patienten am Behandlungsplan und an der

Behandlungsdurchführung.

Allerding können die Fachwörter, mit einfacheren Termini übersetzt werden.

Beispiele:

i. Angiologie = Gefäslehre

28 http://www.learning-in-

activity.com/index.php?title=Wie_soll_ein_Arzt_dem_Patienten_schlechte_Nachrichten_%C3%BCbermitteln%3F

Page 17: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

17

ii. Dermatologie = Hautheilkunde

iii. Gastroenterologie = Magen – Darm - Heilkunde

iv. Immunologie = Körperabwehr

v. Kardiologie = Herzheilkunde

vi. Nephrologie = Nierenheilkunde

Wir können ableiten, dass die Fachwörter für die Ärzte notwendig sind, um mit sich

mit Präzision auszudrücken und keinesfalls unverständlich zu erscheinen, die meisten sind

auch “übersetzbar”.

Page 18: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

18

Teil 2

Page 19: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

19

1. Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen

Vermittlung: Ein Vergleich zwischen Deutsch und Italienisch29

1.1 Deutsche und Italienische wissenschaftliche Zeitungen im Vergleich,

Kommunikationsstrategie und Besonderheiten

Die Fachinformationen sind immer mehr verbreitet, auch im populärem Bereich:

wichtig ist „wie“ diese Informationen den Laien vorgeführt werden. In der Tat, sind

Fachwörter nicht für alle deutlich, sie verursachen sogar oft das Unverständnis der Texte.

Aus diesem Grund sind «Strategien zur Einführung und Erläuterung dieser Wörter»

notwendig. In diesem Zusammenhang unterscheiden sich Deutsch und Italienisch:

Kurzdefinitionen werden ab und zu verwendet, um Fachtermini zu erklären; lange

Definitionen werden aber gemieden, weil sie die Leser langweilen können. Definitionen

sind manchmal anaphorisch (nach dem Wort), oder kataphorisch (vor dem Wort). Die

letzten kommen sehr selten in deutschen Artikeln vor, im Gegenteil zu den italienischen

Texten sind sie selten benutzt.

Beispiel:

„Studiando la riparazione della tibia di coniglio scoprì la capacità dell'osso di saldarsi inglobando

una vite di titanio. Chiamò questo processo “osteointegrazione”, e diventò così il padre

dell'impiantologia.

Osteointegrazione: die Erklärung kommt vor dem Wort: typisch für die italienische

Sprache. Aber offensichtlich hängt die «Strategie des Erklärens» von den Lesern ab: wenn

er schon ein gutes Vorwissen hat, braucht der Journalist nicht viel mitzuteilen. Je mehr

wir über die Wissenschaft wissen, desto besser verstehen wir sie. Deutsche Fachtermini

sind oft deutlicher als die italienischen, sie können durch eine Analyse der Wortbildung,

zumindest im Allgemeinen, verstanden werden. Und noch etwas Interessantes: lateinische

29 MAGRIS MARIELLA. "Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen Vermittlung: Ein Vergleich zwischen Deutsch und Italienisch", in P. TAINO, M. BRAMBILLA & T. BRIEST (Hg.), Eindeutig uneindeutig: Fachsprachen - ihre Didaktik, ihre Übersetzung, Peter Lang Reihe Deutsche Sprachwissenschaft international, Frankfurt a. M., 2009, pp. 89-103.

Page 20: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

20

und griechische Fachwörter haben Synonyme im Germanischen. Das gibt es natürlich in

der italienische Sprache nicht.

Noch eine andere Strategie der deutschen Journalisten die Medizinartikel mit

Fachbegriffen schreiben ist, Doppeltermini zu benutzen. In diesem Fall werden zwei

Synonyme für denselben Begriff im selben Text verwendet, um das Verständnis zu

erleichtern.

Beispiel:

„Die orangenfarbenen Kapseln enthalten ein neues Krebsmedikament, das in Deutschland seit

November 2001 auf dem Markt ist und als der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse gilt –

den Segnaltransduktionsinhibitoren. Den für Laien kriptischen Begriff kann man mit

“Signalübermittlungshemmern” übersetzen *…+.

Die synonymische Variation ist in den deutschen Artikeln oft angewendet, aber nur

selten im Italienischen.

1.2 Metaphern und metaphorische Szenarien

Noch eine Art und Weise, um Fachbegriffe zu erklären, sind Methapern, die eine

Verbindung zwischen Fachausdrücken und Alltag darstellen können, um eine Nähe mit

dem Leser herzustellen.

Beispiel:

„Die Auch die Zellen der sich ständig erneuernden Innenwand des Darms sind einem

fortwärenden apoptotischen Recycling“

“Le cellule di diversi organi comunicano continuamente. Ci sono contatti a distanza e senza fili

[…]“

Aber noch wichtiger sind die metaphorischen Szenarien, besonders das

Kampfszenario, das sehr direkt und deutlich ist.

Beispiel:

„Im Mund und Rachenraum leben ständig mehr Keime (germi) als Menschen in *…+ New York.

Das Abwehrsystem des Körpers, effektiv wie eine Polizeitruppe, sorgt dafür, dass alle Keimarten

Page 21: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

21

in einem Gleichgewichtsverhältnis zueinander bleiben und dadurch keine Krankheiten auslösen

können *…+.“

Noch andere Szenarien sind Transport- und Sportszenario; der letzte kommt

besonders in italienischen Texten vor. Zum Beispiel aus dem Fußball. Aber wenn ein

Journalist die Metaphern benutzt, sollte er darauf achten, einige Grenzen zu respektieren,

sonst würden die Ausdrücke noch undeutlicher.

Es kann interessant sein, hier folgendes anzuführen

“Die hohe Kunst des Wissenschaftsjournalismus besteht darin, anschaulich zu schreiben, ohne

dabei falsche Vorstellungen zu wecken oder den Sachverhalt zu stark zu verniedlichen”.

Page 22: Deutsche Medizinische Fachsprache - k

22

LITERATURVERZEICHNIS

ECKART WOLFGANG, Praktikum der Medizinische Terminologie, Heidelberg, Verlag

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, 2010

LANGENSCHEIDT GROßWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE, Langenscheidt KG,

Berlin und München, 2008

ARJA MAHONEN, Die passivischen Ausdrucke der medizinischen Fachsprache, pro Gradu

– Arbeit, Universität Jyvaskyla Verlag, 1998

HEINER FANGERAU, STEFAN SCHULZ, THORSTEN NOACK, IRMGARD MÜLLER, Medizinische

Terminologie, Lehmanns Media, 2008

MAGRIS MARIELLA. "Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen

Vermittlung: Ein Vergleich zwischen Deutsch und Italienisch", in P. TAINO, M.

BRAMBILLA & T. BRIEST (Hg.), Eindeutig uneindeutig: Fachsprachen - ihre Didaktik, ihre

Übersetzung, Peter Lang Reihe Deutsche Sprachwissenschaft international, Frankfurt a.

M., 2009, pp. 89-103

WEB - ADRESSEN

http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch3.pdf30

http://www.erato.fh-

erfurt.de/so/homepages/wagner/Zuindex/Lehre/Wissarb/1bawissarbsitz03wissenschaft.ht

m

http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf

http://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/termident/termident.pdf

http://othes.univie.ac.at/6670/1/2009-09-27_0204287.pdf

http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-Skript-inkl-Uebungen-

Aufl10.pdf

https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1

http://www.duden.de/rechtschreibung/Attribut#block_6

http://www.commsywiki.uniamburg.de/wikis/651782/2133570/Medizin/%C3%9Cbersich

t

http://www.learning-in-

activity.com/index.php?title=Wie_soll_ein_Arzt_dem_Patienten_schlechte_Nachrichten_

%C3%BCbermitteln%3F

30

HARALD TROST,VO: Taxonomie und Ontologie (WS 2010/2011)