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A.A. 2010 / 2011
Valerio Cabiddu, 107805
Lingue per la Comunicazione
Internazionale LM 38,
LINGUA TEDESCA I LM
A.A. 2010 / 2011
Kleine Reise durch die medizinische Fachsprache
2
INHALTSVERZEICHNIS
Vorbemerkung 3
Teil I 4
1. Fachsprache und Alltagssprache 5
2. Medizinische Terminologie 7
2.1 Zur Sprache der Medizin 7
2.2 Geschichte und Entwicklung der medizinischen Sprache 8
3. Deutsche medizinische Fachsprache 10
3.1 Bildung medizinischer Termini 12
3.1.1 Simple Ausdrücke, Wortstamm und Suffixen 12
3.1.2 Wortstamm, Bindevokal, Suffix 13
3.1.3 Präfix, Wortstamm 13
3.1.4 Präfix, Wortstamm, Suffix. 13
3.1.5 Wortstamm (nur) 14
3.1.6 Zusammengesetzte Ausdrücke mit Attributen 14
3.1.7 Suffixe, die Meinungen übertragen 14
4. Medizinische Fachsprache, eine Fremdsprache? 15
Teil II 18
1. Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen Vermittlung: Ein Vergleich
zwischen Deutsch und Italienisch 19
1.1 Deutsche und Italienische wissenschaftliche Zeitungen im Vergleich,
Kommunikationsstrategie und Besonderheiten 19
Literaturverzeichnis 22
3
Vorbemerkung
Die medizinische Terminologie ist ein besonderes Feld der Fachsprachen. Dieses
Referat gibt einen Überblick über diesen Teil der Fachsprachen. Ziel ist es, die
grundsätzlichen (morphologischen, semantischen, historischen) Elemente
kennenzulernen, um ein Bewusstsein zu diesem Thema zu entwickeln.
Vor der Abhandlung über die medizinischen Fachsprachen wird das
„Fachsprachenkonzept“ erklärt, um es besser verstehen zu können. Dann werden die
Unterschiede zwischen „Alltagssprache“, und „Fachsprache“ besprochen und dann folgt
die Geschichte der medizinischen Terminologie: es werden morphologische Aspekte der
medizinische Terminologie besprochen ebenso wie semantische Aspekte, diese werden
mithilfe von Tabellen analysiert (woher kommen die Wörter, warum gibt es Wörter die
auf eine besondere Art und Weise gebildet werden und so weiter).
Im zweiten Teil wird die medizinische Terminologie „in der
populärwissenschaftlichen Vermittlung“ behandelt. Dieser zweite Teil ist auf einer
Abhandlung von Marella Magris basiert.
4
Teil 1
5
1. Fachsprache und Alltagssprache
Es ist klar, dass das Wort „Fachsprache“ oft benutzt wird. Aber was bedeutet
Fachsprache? Es ist natürlich, uns diese Frage zu stellen, bevor einer Abhandlung über die
medizinische Fachsprache vorgelegt wird. Zuerst, um das Konzept zu verstehen, geben
wir zwei Definitionen:
a. Vollständige Definition in der Linguistik.
„Fachsprachen entstehen aus der Notwendigkeit, Gegenstand und Verfahrensweise einer
bestimmten Disziplin klar und eindeutig zu erfassen. *…+ Fachsprachliche Ausdrücke sind
besondere weil sie einen konstanten semantischen Inhalt haben und sie garantieren eine
international gültige Definition des Begriffs. Die Fachsprache kennzeichnet dabei auch die
Zugehörigkeit zu einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft.1“
b. Normale Definition in der Linguistik.
„Gesamtbestand der angewandten Fachausdrücke einer wissenschaftlichen \ speziellen Disziplin.
Es gibt eine eindeutige Bezeichnung für jedes eigenständige Objekt2.“
Wie kann das Wort „Fachsprache“ den Studenten, die Deutsch als Fremdsprache
studieren, erklärt werden? Das „Deutsch als Fremdsprache Großwörterbuch“ hilft uns:
c. Definition:
„Fach·spra·che die; alle Fachausdrücke und spezifischen Formulierungen, die in einem
bestimmten Fach (oder Berufszweig) verwendet werden und für Laien meist nur schwer oder gar
nicht zu verstehen sind: die juristische, medizinische Fachsprache.3“
1 ECKART WOLFGANG, Praktikum der Medizinische Terminologie, Heidelberg, Verlag Institut für Geschichte und
Ethik der Medizin, 2010 2 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch3.pdf
6
Es wird angemerkt, dass das Konzept der Fachsprache um einen „konstant
semantischen Inhalt“ und eine „gültige Definition des Begriffs“ herumschwirrt. In den
drei Definitionen wurde verständlich, dass eine Fachsprache für Laien meist nur schwer
oder gar nicht zu verstehen ist.
Im Gegensatz dazu, was ist die „Alltagssprache“? Es kann definiert werden wie
eine einfache Sprache. Sie ist sehr subjektiv und recht oft ungenau. Normalerweise ist sie
nicht prägnant und besteht aus kurzen Sätzen. Der individuelle Eindruck ist auch sehr
stark und kann emotionale Meinungen übertragen4.
In die folgende Tabelle werden kurz die wichtigen Unterscheidungen zwischen
Fachsprache und Alltagssprache zusammengefasst:
Merkmal Fachsprache Alltagssprache
Deutlichkeit fundamental nicht immer wichtig
Eindeutigkeit fundamental nicht wichtig
Besonderheit immer nicht Immer
Abkürzung oft Keine
Subjektivität keine Immer
Inhalt im Vordergrund oft im Hintergrund
Ziel Wissenschaft anderes Ziel als Wissenschaft
Verständlichkeit oft niedrig normalerweise höhe
3 LANGENSCHEIDT GROßWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE, Langenscheidt KG, Berlin und München,
2008 4 http://www.erato.fh-erfurt.de/so/homepages/wagner/Zuindex/Lehre/Wissarb/1bawissarbsitz03wissenschaft.htm
7
2. Medizinische Terminologie
2.1 Zur Sprache der Medizin
Die Medizin ist so alt wie das Menschengeschlecht. Seit der Mensch denkt, ist ihm
Krankheit und Tod bekannt. In der medizinischen Fachsprache spiegelt diese Entwicklung
die medizinische Wissenschaft. Die Sprache der Medizin ist Gesamtheit aller
medizinischen Fachausdrücke. Die Medizin gehört zu den Großfächern. Die
Schwierigkeit des Faches (z.B. Pathologie, Diagnostik, Therapie etc.) zeigt sich in der
deutlichen Gliederung ihres Wortschatzes.5 .
Das erste grundlegende Prinzip der Terminologie von Medizin ist die Monosemie,
das heißt, dass jeder Begriff eine eindeutige Bezeichnung hat6.. Um diese Bezeichnung zu
artikulieren, werden „Wörter“ genommen. Diese „Wörter“ bestehen aus
Mehrwortausdrücken, Akronymen, Initialen, Symbolen und/oder Formeln.
Insgesamt gibt es zirka 170.000 medizinische Termini, aber von diesen 170.000
Ausdrücken besteht der aktive Wortschatz eines Mediziners aus (zirka) 6.000 / 8.000
Termen7..
80.000 Termini Namen für Medikamente
10.000 Termini Namen zur Bezeichnung von Körperteilen, Organen, Organenteilen
20.000 Termini Namen zur Bezeichnung von Organfunktionen
60.000 Termini Namen für Krankheitsbezeichnungen, Untersuchungsverfahren,
Operationsmethoden
Es wurde bereits gesagt, dass eine Fachsprache wichtig ist, um ein
wissenschaftliches Beziehungssystem zu haben. Es wurde auch gesehen, wie viele Wörter
es in der Medizin gibt. Eine Sammlung erlaubt den Ärzten eine größere Zahl gleichartiger
Dinge zu ordnen, so haben wir eine kompakte klinische Terminologie für Krankheiten,
5 ARJA MAHONEN, Die passivischen Ausdrucke der medizinischen Fachsprache, pro Gradu – Arbeit, Universität
Jyvaskyla Verlag, 1998 6 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 7 http://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/termident/termident.pdf
8
Diagnosen und Prozeduren zur Verfügung. Bis heute werden in der Medizin die
Grundregeln der „Pariser Nomina Anatomica I“ von der 1955 respektiert8:
i. „Jedes Organ soll nur durch einen Ausdruck bezeichnet werden“.
ii. „Die Bezeichnungen sollen möglichst der lateinischen Sprache entnommen werden“.
iii. “Erstbeschreibungsnamen sollen vermieden werden”.
iv. „Organe mit topographisch engem Bezug sollen ähnliche Namen haben (z.B. Arteria
femoralis und Vena femoralis).“
v. „Unterscheidende Attribute sollen von der Bedeutung möglichst gegensätzlich sein (z.B.
Arteria tibialis anterior –Arteria tibialis posterior) 9“.
2.2 Geschichte und Entwicklung der medizinischen Sprache
Die erste schriftliche und vollständige Aussage der medizinischen Terminologie
begann mit den griechischen Arztschulen. Viele Namen für Krankheiten und Körperteile
kommen aus dieser Zeit. Griechisch und Latein sind die Hauptfundamente der ärztlichen
Fachsprache. Im Allgemein kann eine große Aufgliederung gemacht werden: die 80% der
Wörter sind „Nomina Anatomica“ und kommen aus Latein, die andere 20% sind
Krankheitsbezeichnungen und kommen aus dem Griechischen. Diese ist die Grundregel,
aber für viele anatomische Grundbegriffe sind auch griechische Wörter überliefert, deren
Wortstämme in der klinisch-pathologischen Fachsprache Verwendung finden10
..
Zum Beispiel:
i. musculus (Muskel)
ii. Myositis (Muskelentzündung)
iii. Vertebra (Wirbel)
iv. Spondylitis (Wirbelentzündung)
8 http://othes.univie.ac.at/6670/1/2009-09-27_0204287.pdf 9HEINER FANGERAU, STEFAN SCHULZ, THORSTEN NOACK, IRMGARD MÜLLER, Medizinische Terminologie, Lehmanns
Media, 2008 10 http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-Skript-inkl-Uebungen-Aufl10.pdf
9
Latein ist das Fundament, wie gesagt, des anatomischen Wortschatzes, z.B. das
Wort „Nephrolithiasis“ bedeutet Nierensteinleiden. Es kann in verschiedene Wortstämme
zerlegt werden: Nephros ist Niere, Lithos ist Stein, -iasis bedeutet Leiden. Auch das Wort
„Bulimie“, das Ess-Brechsucht heißt, kann in verschieden Wortstämme zerlegt werden:
bous ist Ochse, limos bedeutet Hunger und das Suffix -ie Krankheit.
Im Mittelalter wurde Latein zur Wissenschaftssprache, weil es die gemeinsame
europäische Sprache und auch die Sprache der Schulmedizin bis ins 18. und 19.
Jahrhundert war11
.. Trotzdem entstand im 16. Jahrhundert die moderne Anatomie. Sie war
das neue Wissen und wurde in Form der lateinischen Termini erfasst. Nach dem 18. und
19. Jahrhundert veränderte sich die medizinische Sprache: der griechische und lateinische
Ursprung waren noch ein internationaler Charakter der medizinischen Fachsprache12
.,
aber nach dem 18. Jahrhundert wurde Latein von den Nationalsprachen verdrängt. In
dieser Hinsicht spielte der Wiener Anatom Joseph Hyrtl (1810-1894) eine sehr wichtige
Rolle. Seine Sammlung von Termini ist (mit noch vielen Veränderungen) die Basis der
medizinischen Fachsprache. Dann nach 1940 wurde Englisch zur ersten Sprache in der
medizinisch- wissenschaftlichen Literatur. Die Rolle des Englischen ist dieselbe, die
Lateinisch im Mittelalter innehatte. Zusammenfassend, Ursprung der medizinischen
Fachsprache sind Griechisch, Latein und English aber in der deutschen, medizinischen
Fachsprache finden wir auch Worte anderen Ursprungs. In der folgenden Tabelle13
werden einige Beispiele präsentiert:
Italienische Ursprung
Wort Bedeutung
Malaria Schlecht Luft
Belladonna Tollkirsche („schöne Frau)“
Indianischen Ursprung
Wort Bedeutung
Radix Ipecacuanha Brechwurzel (indianische Ruhrwurzel)
11 http://forum.vds-ev.de/viewtopic.php?TopicID=1008&page=3 12 http://www.e-cademic.de/data/ebooks/extracts/9783110226942.pdf 13 http://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/termident/termident.pdf
10
Afrikanischen Ursprung (Wort aus der Sprache der Makonde, Ostafrika)
Wort Bedeutung
Chikungunya-Fieber („sich vor Schmerzen krümmen,
gebeugt gehen“) – Fieber mit Gelenk- u.
Muskelschmerzen)
Französischen Ursprung
Wort Bedeutung
Petit Mal kleines Übel (besondere Form der
Epilepsie/Fallsucht)
Absence kurze Bewusstseinsminderung mit
Amnesie
Arabisch als Ursprung
Wort Bedeutung
Alkohol Gärende Flüssigkeit
3. Deutsche medizinische Fachsprache
Die deutsche medizinische Fachsprache hat in den letzen Jahren immer mehr
Übernahmen aus der englischen Sprache bekommen14
. Manche Ausdrücke können auch
in der Alltagssprache gefunden werden, z. B “Stress”. Trotzdem bleibt Deutsch als
medizinische Kommunikationssprache an zweiter Stelle nach Englisch. Die
Besonderheiten dieser verschiedenen Untersprünge können in Wörtern und Bedeutungen
bemerkt werden.
Die deutsche medizinische Fachsprache hat verschieden Merkmale, die hier
zusammengefasst werden können15
:
14 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1
http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-Skript-inkl-Uebungen-Aufl10.pdf 15 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1
11
i. Das Verb ist in Fachtexten (im Vergleich zu den Nomina) ziemlich unbedeutend.
ii. Die Verben haben eine (fast immer) konstruktive Funktion.
iii. Die Nomina sind Hauptinformationsträger.
iv. Es gibt eine starke Tendenz für die Substantivierung (die meistens auf “– ung”).
v. Nominalisierung ist wirklich oft benützt.
vi. Die medizinische Fachsprache hat eine Vielzahl von Begriffen, die aus mehreren Wörtern
zusammengesetzt sind. Diese Wörter werden „Komposita“ genannt und meistens aus Latein
und Griechisch kommen.
Warum ist fast immer Nominalisierung in der deutschen medizinischen
Fachsprache benutzt? Die Nominalisierung macht die Texte syntaktisch und sie kann auch
den entsprechenden Nebensatz ersetzen. Viele Konstruktionen durch Nominalisierung
können die gleichen semantischen und logischen Funktionen wie Nebensätze haben. Ein
anderer Grund für die Nominalisierung ist die syntaktische Flexibilität der Nomina und
auch die feste Stellung des Verbs im Satz. Die nominale Konstruktion ist oft
kommunikativer als die normale Konstruktion (Substantiv – Verb - Objekt)16
. Ein
Beispiel der Substantivierung mit “- ung” kann dieser kleine Text sein:
„Nur nebenbei kann hier auf die individuell stark unterschiedliche Wahrnehmung des Schmerzes
und dessen Verarbeitung oder Verdrängung hingewiesen werden17.“
Das folgende Beispiel ist von der Nominalisierung:
„Durch Blockade überschießender Wirkungen von lokal oder systemisch freigesetzen
Katecholamien könnte eine Schutzfunktion gegen primäres Kammerflimmern eintreten,
außerdem könnte der Reduktion des myokardialen Sauerstoffverbrauchs unter Betablockade
weiterhin den antiarrythmischen und antiaggregantorischen Eigenschaften der Betablocker
sowie der von allem in der initialen Behandlungsperiode nachweisbaren Hemmung der Lipolyse
eine Bedeutung zukommen18.“
Komposition der Wörter ist noch ein Merkmal der medizinischen Fachsprache,
diese „Komposita“ werden meistens aus Lateinischen und Griechischen Worten gebildet:
16 xa.yimg.com/kq/.../Fachsprachen_Handout.doc / http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-
Skript-inkl-Uebungen-Aufl10.pdf 17 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1 18 https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1
12
Z. B19
.
Aus dem Griechischen:
i. Gastroskopie (Magenspiegelung) [Gaster = Magen; skopie = betrachten].
Aus dem Lateinischen:
ii. Vermiformis (Wurmförmig).
Aus beiden, Griechisch und Latein:
iii. Kardiovaskulär (das Herz und die Gefäße betreffend)
iv. [Kardia (Griechisch) = Herz; vas (Latein) = Gefäß; vascularis = gefäßartig]
3.1 Bildung medizinischer Termini
Die Bildung medizinischer Termini folgt verschieden Regeln. Hier wird ein
Überblickt präsentiert. Es wird gezeigt, dass durch eine Kombination des Wortstammes
mit Suffixen, Präfixen oder mit Attributen immer neuen Wörter gebildet werden können.
Man wird auch sehen, dass Suffixe Wertungen ausdrücken können Die ersten Aspekte
gehören zum morphologische Teil der Wortbildung, der zweite ist ein morphologischer
und semantischer Aspekt (durch ein Teil des Wortes eine Meinung übertragen).
3.1.1
Simple Ausdrücke, Wortstamm und Suffixen20
Präfix Stamm Suffix
--- Hepat itis
--- Gastr Itis
19 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 20 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf
13
3.1.2
Wortstamm, Bindevokal, Suffix21
Stamm Bindevokal Suffix
Gastr O Logie
Enter O logie
Kardi O logie
3.1.3
Präfix, Wortstamm22
.
Präfix Bindevokal Suffix
Dis Pnoe ---
Tachy Pnoe ---
A Pnoe ---
3.1.4
Präfix, Wortstamm, Suffix.
Präfix Bindevokal Suffix
Sub Lingual Is
21 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 22 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf
14
3.1.5
Wortstamm (nur).
Präfix Bindevokal Suffix
--- Leuko – zyten23 ---
3.1.6
Zusammengesetzte Ausdrücke mit Attributen24
Wie es oben erläutert wurde, kann die Wörterbildung medizinischer Termini auch
durch Attribute gemacht werden. Was ist ein „Attribut?“
„einem Substantiv, Adjektiv oder Adverb beigefügte nähere Bestimmung25“
Durch dieses System können immer neue Wörter gebildet werden. Gerade in der
Medizin, wo es immer neue Entwicklungsbereiche gibt, ist dieses System besonders
notwendig.
Es gibt verschiedene Typologien von Attributen:
i. Adjektivische Attribute (Bsp.: Nervus vagus)
ii. Genitivattribute (Bsp.: Arcus aortae)
iii. Apposition (Bsp.: Morbus Addison)
iv. Präpositionales Attribut (Bsp.: Aditus ad antrum)
3.1.7
Suffixe, die Meinungen übertragen26
23 Beide sind Wortstamm 24 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf 25 http://www.duden.de/rechtschreibung/Attribut#block_6 26 http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf
15
Suffix Bedeutung Beispiele
- ia [deutsche - ie] krankhafter Zustand
Tätigkeit
Wissensgebiet
1) Diphtherie („Halsbräune“),
Bulimie,
2) Laparatomie (operative
Eröffnung der Bauchhöhle
Gastroskopi
e (Magenspiegelung
- iasis krankhafter Zustand Psoriasis - Schuppenflechte
Sialolithiasis
.- itis Entzündung Hepatitis - Leberentzündung
Parodontitis
Zahnbettentzündung
. – om Geschwulstbildung (gutund
bösartig)
Karzinom - Krebsgeschwulst
Myom - gutartiger
. – ose chronisch krankhafter/
degenerativer Zustand
biologischer Vorgang
Nephrose, Arthrose,
Hyperthyreose
Symbiose
. – ismus qualitativer Zustand Autismus - Insichgekehrtheit Mongoloidismus
4. Medizinische Fachsprache, eine Fremdsprache?
Die medizinische Fachsprache kann eine Fremdsprache sein. Wir haben schon
gesehen, dass viele Wörter wirklich kompliziert sein können. Manchmal kann es
passieren, dass ein Patient gar nicht versteht, was ein Arzt sagt und muss bitten es mit
einfacheren Ausdrücken zu wiederholen. Wir können das folgende Beispiel beobachten:
es ist ein Teil von einem Interview mit einer Ärztin27
. Was die Ärztin sagt, demonstriert,
dass medizinische Fachsprache unverständlich sein kann.
27 http://www.commsywiki.uniamburg.de/wikis/651782/2133570/Medizin/%C3%9Cbersicht
16
Frage: „War das Thema Mehrsprachigkeit in der Arzt-Patient-Kommunikation in deinem
Medizinstudium ein Thema?„
Antwort: “Ja. Es gab extra ein Seminar zur Arzt-Patienten-Kommunikation und da ging es auch
um Mehrsprachigkeit und da wurden wir aber eben nur darauf verwiesen, dass wir uns kümmern
müssen, dass die Patienten auch verstehen, was wir sagen und, dass Englisch eigentlich
Voraussetzung ist und dass viele Aufklärungsformulare auch in vielen Sprachen existieren. Aber
nicht, also es wurde jetzt nicht konkret geübt.”
Die Ärzten müssen dann mit den Patienten kommunizieren. Aber wie?
Nach Speierer (1985) wenn vier besondere Funktionen im Arzt-Patienten Gespräch
berücksichtig sind, entsteht eine effektive Kommunikation28
:
i. Kommunikative Funktion
Es dient der Gestaltung der Beziehung mit den Zielen der Herstellung eines partnerschaftlichen
Arbeitsbündnisses, einer Atmosphäre, die es dem Patienten erlaubt, sich mit der Krankheit
auseinanderzusetzen, und die schließlich eine Verständigung zwischen Arzt und Patient mit
einem Konsens erlaubt.
ii. Diagnostische Funktion
Es dient der Sammlung von Informationen über eine Person, das Beziehungsangebot der Person
an den Arzt, die Krankheit (objektive Aspekte), das subjektive Krankheitserleben und das
relevante soziale Umfeld. Ziel ist es, authentische Daten zur Person und zum Beziehungsangebot
des Patienten zu gewinnen.
iii. Informative Funktion
Es dient der Übermittlung von Informationen vom Arzt zum Patienten (zum Beispiel Aufklärung
über die Krankheit, Ursache, Prognose, Therapie etc.)
iv. Beratende und (psycho-) therapeutische Funktion
Es erfüllt zwei Aufgaben, die Beteiligung des Patienten an diagnostischen und therapeutischen
Entscheidungen, die Beteiligung des Patienten am Behandlungsplan und an der
Behandlungsdurchführung.
Allerding können die Fachwörter, mit einfacheren Termini übersetzt werden.
Beispiele:
i. Angiologie = Gefäslehre
28 http://www.learning-in-
activity.com/index.php?title=Wie_soll_ein_Arzt_dem_Patienten_schlechte_Nachrichten_%C3%BCbermitteln%3F
17
ii. Dermatologie = Hautheilkunde
iii. Gastroenterologie = Magen – Darm - Heilkunde
iv. Immunologie = Körperabwehr
v. Kardiologie = Herzheilkunde
vi. Nephrologie = Nierenheilkunde
Wir können ableiten, dass die Fachwörter für die Ärzte notwendig sind, um mit sich
mit Präzision auszudrücken und keinesfalls unverständlich zu erscheinen, die meisten sind
auch “übersetzbar”.
18
Teil 2
19
1. Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen
Vermittlung: Ein Vergleich zwischen Deutsch und Italienisch29
1.1 Deutsche und Italienische wissenschaftliche Zeitungen im Vergleich,
Kommunikationsstrategie und Besonderheiten
Die Fachinformationen sind immer mehr verbreitet, auch im populärem Bereich:
wichtig ist „wie“ diese Informationen den Laien vorgeführt werden. In der Tat, sind
Fachwörter nicht für alle deutlich, sie verursachen sogar oft das Unverständnis der Texte.
Aus diesem Grund sind «Strategien zur Einführung und Erläuterung dieser Wörter»
notwendig. In diesem Zusammenhang unterscheiden sich Deutsch und Italienisch:
Kurzdefinitionen werden ab und zu verwendet, um Fachtermini zu erklären; lange
Definitionen werden aber gemieden, weil sie die Leser langweilen können. Definitionen
sind manchmal anaphorisch (nach dem Wort), oder kataphorisch (vor dem Wort). Die
letzten kommen sehr selten in deutschen Artikeln vor, im Gegenteil zu den italienischen
Texten sind sie selten benutzt.
Beispiel:
„Studiando la riparazione della tibia di coniglio scoprì la capacità dell'osso di saldarsi inglobando
una vite di titanio. Chiamò questo processo “osteointegrazione”, e diventò così il padre
dell'impiantologia.
Osteointegrazione: die Erklärung kommt vor dem Wort: typisch für die italienische
Sprache. Aber offensichtlich hängt die «Strategie des Erklärens» von den Lesern ab: wenn
er schon ein gutes Vorwissen hat, braucht der Journalist nicht viel mitzuteilen. Je mehr
wir über die Wissenschaft wissen, desto besser verstehen wir sie. Deutsche Fachtermini
sind oft deutlicher als die italienischen, sie können durch eine Analyse der Wortbildung,
zumindest im Allgemeinen, verstanden werden. Und noch etwas Interessantes: lateinische
29 MAGRIS MARIELLA. "Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen Vermittlung: Ein Vergleich zwischen Deutsch und Italienisch", in P. TAINO, M. BRAMBILLA & T. BRIEST (Hg.), Eindeutig uneindeutig: Fachsprachen - ihre Didaktik, ihre Übersetzung, Peter Lang Reihe Deutsche Sprachwissenschaft international, Frankfurt a. M., 2009, pp. 89-103.
20
und griechische Fachwörter haben Synonyme im Germanischen. Das gibt es natürlich in
der italienische Sprache nicht.
Noch eine andere Strategie der deutschen Journalisten die Medizinartikel mit
Fachbegriffen schreiben ist, Doppeltermini zu benutzen. In diesem Fall werden zwei
Synonyme für denselben Begriff im selben Text verwendet, um das Verständnis zu
erleichtern.
Beispiel:
„Die orangenfarbenen Kapseln enthalten ein neues Krebsmedikament, das in Deutschland seit
November 2001 auf dem Markt ist und als der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse gilt –
den Segnaltransduktionsinhibitoren. Den für Laien kriptischen Begriff kann man mit
“Signalübermittlungshemmern” übersetzen *…+.
Die synonymische Variation ist in den deutschen Artikeln oft angewendet, aber nur
selten im Italienischen.
1.2 Metaphern und metaphorische Szenarien
Noch eine Art und Weise, um Fachbegriffe zu erklären, sind Methapern, die eine
Verbindung zwischen Fachausdrücken und Alltag darstellen können, um eine Nähe mit
dem Leser herzustellen.
Beispiel:
„Die Auch die Zellen der sich ständig erneuernden Innenwand des Darms sind einem
fortwärenden apoptotischen Recycling“
“Le cellule di diversi organi comunicano continuamente. Ci sono contatti a distanza e senza fili
[…]“
Aber noch wichtiger sind die metaphorischen Szenarien, besonders das
Kampfszenario, das sehr direkt und deutlich ist.
Beispiel:
„Im Mund und Rachenraum leben ständig mehr Keime (germi) als Menschen in *…+ New York.
Das Abwehrsystem des Körpers, effektiv wie eine Polizeitruppe, sorgt dafür, dass alle Keimarten
21
in einem Gleichgewichtsverhältnis zueinander bleiben und dadurch keine Krankheiten auslösen
können *…+.“
Noch andere Szenarien sind Transport- und Sportszenario; der letzte kommt
besonders in italienischen Texten vor. Zum Beispiel aus dem Fußball. Aber wenn ein
Journalist die Metaphern benutzt, sollte er darauf achten, einige Grenzen zu respektieren,
sonst würden die Ausdrücke noch undeutlicher.
Es kann interessant sein, hier folgendes anzuführen
“Die hohe Kunst des Wissenschaftsjournalismus besteht darin, anschaulich zu schreiben, ohne
dabei falsche Vorstellungen zu wecken oder den Sachverhalt zu stark zu verniedlichen”.
22
LITERATURVERZEICHNIS
ECKART WOLFGANG, Praktikum der Medizinische Terminologie, Heidelberg, Verlag
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, 2010
LANGENSCHEIDT GROßWÖRTERBUCH DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE, Langenscheidt KG,
Berlin und München, 2008
ARJA MAHONEN, Die passivischen Ausdrucke der medizinischen Fachsprache, pro Gradu
– Arbeit, Universität Jyvaskyla Verlag, 1998
HEINER FANGERAU, STEFAN SCHULZ, THORSTEN NOACK, IRMGARD MÜLLER, Medizinische
Terminologie, Lehmanns Media, 2008
MAGRIS MARIELLA. "Medizinische Fachbegriffe in der populärwissenschaftlichen
Vermittlung: Ein Vergleich zwischen Deutsch und Italienisch", in P. TAINO, M.
BRAMBILLA & T. BRIEST (Hg.), Eindeutig uneindeutig: Fachsprachen - ihre Didaktik, ihre
Übersetzung, Peter Lang Reihe Deutsche Sprachwissenschaft international, Frankfurt a.
M., 2009, pp. 89-103
WEB - ADRESSEN
http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch3.pdf30
http://www.erato.fh-
erfurt.de/so/homepages/wagner/Zuindex/Lehre/Wissarb/1bawissarbsitz03wissenschaft.ht
m
http://www.meduniwien.ac.at/user/harald.trost/lv/termont-ch1.pdf
http://www.egt.med.uni-muenchen.de/studium_lehre/termident/termident.pdf
http://othes.univie.ac.at/6670/1/2009-09-27_0204287.pdf
http://www.charite.de/medizingeschichte/lehre/Terminologie-Skript-inkl-Uebungen-
Aufl10.pdf
https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/123456789/11481/1206.pdf?sequence=1
http://www.duden.de/rechtschreibung/Attribut#block_6
http://www.commsywiki.uniamburg.de/wikis/651782/2133570/Medizin/%C3%9Cbersich
t
http://www.learning-in-
activity.com/index.php?title=Wie_soll_ein_Arzt_dem_Patienten_schlechte_Nachrichten_
%C3%BCbermitteln%3F
30
HARALD TROST,VO: Taxonomie und Ontologie (WS 2010/2011)