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2/2011 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 57 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de Hessen: Wechsel und Kontinuität nordrHein-Westfalen: Mut zur Zukunft BauernverBand: Auszeichnung für Christian Walter 2/2011 BdV-Landesversammlung in Nordrhein-Westfalen BdV-Landesverbandstag in Hessen

Deutsche Umschau 2_2011

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Zeitung des BdV-Landesverbandes NRW e.V.

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Page 1: Deutsche Umschau 2_2011

2/2011 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang57 H1318F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

Hessen:Wechsel und Kontinuität

nordrHein-Westfalen:Mut zur Zukunft

BauernverBand:Auszeichnung für Christian Walter

2/2011

BdV-Landesversammlung in Nordrhein-Westfalen

BdV-Landesverbandstag in Hessen

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2 Deutsche Umschau 2-2011

Viel Lob, wenig Kritik, einige Verbesserungsvorschläge, die wir gerne aufgegriffen haben: Das ist Ihre Reaktion

auf die neue Form der Deutschen Umschau. Einige Mei-nungen dazu können Sie auf der Seite 17 nachlesen. Deut-lich nachgebessert haben wir nochmals bei den Schriften, das hat eine noch bessere Lesbarkeit zur Folge. Aber auch einige andere Änderungen werden Sie finden. Wir danken allen Lesern, die unsere Zeitschrift kritisch begleiten und vor allem denen, die sich zu Wort gemeldet haben. Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin. Eine regelmäßige Leser-briefseite, auch und vor allem zu politischen Themen, wäre wünschenswert.

Diese Ausgabe der Deutschen Umschau zeigt einmal mehr, dass die Stimme der Ost- und Sudetendeutschen noch lange nicht verstummen darf. Was sich derzeit

mit dem „Zensus 2011“ abspielt, ist die Fortsetzung eines Skandals, der sich bereits vor einigen Jahren angekündigt hat. Spätaussiedler, die nach 1955 in das Gebiet der Bundes-republik Deutschland eingereist sind, werden zu Migranten aus dem Ausland. Das ver-fälscht zum einen die Statistik, weil es sich eben nicht um Ausländer handelt, zum an-deren ist es für die betroffenen Menschen verletzend. Es bleibt darüberhinaus die Frage, weshalb Schlesien 1955 Polen gewesen sein soll, war es doch bis weit in die 80er Jahre hi-nein in den Schulatlanten als „z. Zt. unter polnischer Verwaltung“ dargestellt. Das ent-sprach der höchstrichterlichen Rechtsprechung.

Noch etwas kommt auf die Vertriebenen zu. Als Ausfluss der Diskussion um die Charta der deutschen Heimatvertriebenen wird den Ost- und Sudetendeutschen

der Opferstatus insgesamt abgesprochen. In der renommierten „Frankfurter Rundschau“ war zu der Fernsehreihe „Fremde Heimat“ zu lesen: „Die ‘größte ethnische Säuberung in der europäischen Geschichte‘ sei die Vertreibung der Deutschen nach 1945 gewesen, heißt es auf der Website der ARD. ... Es soll um das Schicksal der Menschen gehen, die nach 1945 die deutschen Siedlungsgebiete in den osteuropäischen Ländern (sic) hinter sich lassen und fliehen mussten. „Die Aussage in der Ankündigung der Website ist skan-dalös angesichts des Holocausts und der anderen von den Deutschen Ermordeten“, sagt Paul Nolte, Professor für Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin. Gemessen an Monstrosität und Tödlichkeit ständen die Vertreibungen in keinem Verhältnis zu den Verbrechen der Nazis.“ Die „Frankfurter Rundschau“ schließt mit der Mahnung: „Ver-geblich wartet man auf die Enthüllungen, die das Geschichtsbild gerade rücken sollen.“ Unabhängig von den inhaltlichen Fehlern: Zynischer und menschenverachtender geht es kaum. Hier werden Opfer gegen Opfer gestellt und noch schlimmer: Es werden Op-fer 1. und 2. Klasse geschaffen.

Markus Patzke

Inhalt Eine notwendige Stimme

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Nordrhein-Westfalen wird durch die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected]

BdV-Landesverband Hessen e.V., Friedrichstr. 35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Markus Leuschner (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Münster), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blo-meyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 27. Mai 2011.

Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

MutzurZukunft 3

WahrheitundDialog 4

WechselundKontinuitätzugleich 5

„Soeinfachhättemaneshabenkönnen“ 7

EndlichGedenktagfürVertriebene? 7

Kolumbien:TraurigeHochburgderVertriebenen 8

SollenVertriebeneendgültigMigrantenwerden? 9

OstdeutscheGedenktage2009und2010 10

„IchwillwirkenindieserZeit...“ 10

VersunkeneGeschichte 11

Deutsch-polnischeBegegnung 12

EhrenmedaillefürChristianWalter 13

SchlesischeLandfrauenänderndieSatzungihresVerbandes 14

Vertrieben–versprochen!–vergessen? 15

DeutscheVolksgruppeunterstützen 16

ReaktionenaufdieVeränderungenderDeutschen umschau 17

DasSelbstbestimmungsrechtderVölker 18

JapanstehtimUnglückzusammen 20

Frauenquote? 22

EinnachdenklichesJubiläum 22

Waskocheichmorgen? 23

ZuguterLetzt 26

DasTitelbildobenzeigtdenkulturpo-litischenSprecherderSPD-FraktionimLandtagvonNRW,AndreasBialasMdL(l.),denBdV-LandesvorsitzendenHans-GüntherParpliesunddenvertriebenen-politischenSprecherderCDU-FraktionBodoLöttgen(r.) imVorfeldderBdV-Landesversammlung.Das untere Bildzeigt (v.li.) denehemaligenLandtags-abgeordneten Siegbert Ortmann,denHessischen Sozialminister StefanGrüttnerundBdV-LandesvorsitzendenAlfredHeroldbeimLandesverbandstag.

Titelbild

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3Deutsche Umschau 2-2011

Politik

Mut zur ZukunftLandesversammlung in NRW diskutiert Struktur und Politik

Die 63. Landesversammlung des Bundes der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen war keine Routineversammlung. Angesichts der politischen Lage im bevölkerungsreichsten Bundesland, aber auch im Hinblick auf die zukünftige innere Struktur und damit ein-hergehende Außendarstellung des Verban-des wurde kontrovers und sachlich disku-tiert wie schon lange nicht mehr. Erkennbar von dem Willen beseelt, den Verband für die Zukunft fit zu machen und sich den He-rausforderungen der Zeit zu stellen, ohne dabei auf grundlegende Ziele zu verzichten, diskutierten über 100 Delegierte aus ganz Nordrhein-Westfalen mögliche strukturelle Veränderungen.

Als besonders erfreulich werteten die Dele-gierten zunächst aber die Tatsache, dass der Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies in Andreas Bialas MdL und Bodo Löttgen MdL Vertreter der beiden großen Volkspar-teien im Landtag von Nordrhein-Westfa-len begrüßen konnte. Bialas, kulturpoliti-scher Sprecher der SPD-Fraktion und neuer stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus wies in seinem Grußwort auf den Wert der Erinnerungs-kultur hin, während Bodo Löttgen, ver-triebenenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion deutlich machte, welchen Anteil die Ost- und Sudetendeutschen am Auf-bau Nordrhein-Westfalens gehabt hätten.

In seinem politischen Lagebericht sprach der Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies dann von „zwiespältigen Gefüh-len“ der Ost- und Sudetendeutschen hin-sichtlich der öffentlichen Wahrnehmung. Einerseits sei die Vertreibungsthematik weiterhin „auf der Tagesordnung der Po-litik und im Blick der Öffentlichkeit“ ge-blieben, andererseits sei die Debatte „mehr auf parteipolitisches Gezänk und nicht auf parteiübergreifenden Konsens angelegt ge-führt worden.“ Gerade dies aber, so der Vertriebenenpolitiker, sei zwingend not-wenig, um nachhaltig die Bewußtseins-bildung für die ostdeutsche Kultur- und Vertreibungsthematik voranzubringen. Er schlug eine Debatte zur Erinnerungskul-tur im Landtag von Nordrhein-Westfalen oder nach dem hessischen Vorbild einen „Nordrhein-Westfälischen Preis Flucht, Ver-treibung, Eingliederung“ vor, um die Be-wußtseinsbildung zu befördern.

Klaus Witte (l.) Beauftragter des Landesvorstandes für die Gedenkstätte auf Schloß Burg wurde durch den Landesvorsitzenden Hans-Günther Parplies (r.) mit der Ernst-Moritz-Arndt-Plakette augezeichnet

In einer engagierten und sachlichen Diskus-sion bestätigten die Delegierten die Forde-rungen des Landesvorstandes, die in Form von Entschließungsanträgen vorlagen. In den einstimmig verabschiedeten Resolu-tionen mahnten die Delegierten zum Bei-spiel alle politischen Kräfte im Land an, die universitäre Forschung und Lehre im Land im wichtigen Bereich der Vertriebe-nen- und Vertreibungsforschung, sowie der Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Eu-ropa, endlich wieder aufzu-nehmen. In einem weiteren Antrag forderten die Dele-gierten die Bundesregierung auf, in den Fragebögen für den „Zensus 2011“ Spätaus-siedlern die Möglichkeit einzuräumen, ihren Status deutlich zu machen. Ent-weder in dem sie von der Auskunftspflicht im Hin-blick auf das Land aus dem sie kommen befreit werden, oder aber, in dem sie in ei-nem zu schaffenden Feld den Status „Spätaussiedler“ eintragen können. Sie wer-den sonst bürokratisch zu Migranten.

Die Deutschen aus Rußland, und mit ihnen der Gesamtverband, geden-ken in diesem Jahr des 70. Jahrestages der Deportation. In einer großen Veranstal-tungsreihe und mit vielen weiteren Maß-nahmen wollen die Deutschen aus Russ-land indiesem Jahr daher auf das Schicksal der Volksgruppe hinweisen. Dafür fordern die Deutschen aus Russland die Solidarität aller gesellschaftlich relevanten Gruppen, der Parteien und Institutionen des Landes in einem weiteren Antrag ein.

Breiten Raum nahm die Debatte über zu-künftige mögliche Strukturveränderun-gen des Landesverbandes ein. Der Lan-desvorstand hatte dazu einige Vorschläge erarbeitet, die den Delegierten unter der Überschrift „Herausforderungen anneh-men – Mit Mut in die Zukunft“ zur Diskus-sion vorgelegt worden waren. Es handelte sich dabei um eine Diskussionsgrundlage, die nun in die Verbände hinein weiterge-tragen werden soll. Zunächst aber galt es

auszuloten, bis zu welchem Grad mögliche Veränderungen von den Mitgliedsverbän-den mitgetragen werden. Zugleich sollten aber auch Initiativen aus den Verbänden angeregt werden. Zu den Vorschlägen des Landesvorstandes gehörte eine Überarbei-tung und Weiterentwicklung der Satzung insgesamt ebenso wie die Veränderung von Einzelparagraphen. So soll dem Landesver-band auch das Recht eingeräumt werden, Einzelmitglieder aufzunehmen. Darüber-hinaus erscheint es aber auch erforderlich, kleinere Einheiten zur Betreuung der Mit-gliedsverbände zu schaffen, als es die bis-

herigen Bezirksarbeitsgemeinschaften sind. Dabei sollten diese Einheiten mit eigenen Vorständen und eigener Finanzstruktur aus-gestattet werden, um effektiv Hilfe leisten zu können. Sie stellen die Vor-Ort-Betreu-ung der Kreisverbände sicher.

Auf wenig Gegenliebe stieß der Vorschlag, die Mitgliedsverbände von der Mitglieder-verwaltung zu entlasten, und diese auf den Landesverband übergehen zu lassen. Der Vorstand wird nun einen konkretisierten Vorschlag erarbeiten, in den die Meinungs-äußerungen der Landesversammlung mit einfließen.

Einer der Höhepunkte der Landesversamm-lung war die Ehrung von Klaus Witte mit der Ernst-Moritz-Plakette. Witte hat sich in den vergangenen Jahren um die Gedenk-stätte des deutschen Ostens und der Vertrei-bung auf Schloß Burg verdient gemacht. Mit bewegten Worten dankte er für die hohe Ehrung. Markus Patzke

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Politik

Wahrheit und Dialog

Der Wappensaal des Hauses der Heimat reichte gerade aus, um die große Zahl der Delegierten und Gäste zu fassen, die sich am 12. März anlässlich des 63. Ordentli-chen BdV-Landesverbandstags in Wiesba-den eingefunden hatten.

Zahlreiche Ehrengäste waren der Einla-dung des Landesvorsitzenden und Vizeprä-sidenten des BdV, Alfred Herold, gefolgt, unter ihnen der Hessische Staatsminister Stefan Grüttner, Wiesbadens Oberbürger-meister Dr. Helmut Georg Müller, Leiter des Bürgerreferats, Carl-Michael Baum,

Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Ni-ckel, Frank Sürmann MdL (FDP), Wilhelm Reuscher MdL (FDP), Ulrich Caspar MdL (CDU), Stadtverordneter Christoph Man-jura (SPD), Stadtrat Manfred Laubmeyer (CDU), Stadtrat Wolfgang Herber (SPD) und viele andere.

Einstimmig wurde das Verbandstagspräsi-dium in die bewährten Hände von Siegbert Ortmann, Dr. Herbert Küttner und Rudolf Riedel gelegt. Die Totenehrung sprach Hel-mut Seidel. Er erinnerte an die Toten des Krieges und der Vertreibung, aber auch an die Opfer der momentanen Freiheitskriege in den nordafrikanischen Staaten und der Naturkatastrophe in Japan.

„Wenn ich heute als Hessischer Sozialmi-nister, als ihr ‚Schirmherr‘, zu Ihnen spre-che, ist das eine Premiere, vor zwei Jahren war ich als Leiter der Hessischen Staats-kanzlei bei Ihnen zu Gast. Der Amtswechsel hat jedoch an der Verbundenheit zu Ihnen nichts geändert“ begrüßte Stefan Grüttner die Versammelten. „Ich überbringe Ihnen

gern die Grüße unseres Ministerpräsidenten Volker Bouffier.“ Als die Diskussion um die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ einen Höhepunkt erreichte, habe sich die Landesregierung sogleich an die Seite der Vertriebenen gestellt. Ein Entschließungs-antrag der Fraktionen der CDU und FDP, in dem beide Ereignisse als wichtige Do-kumente bezeichnet werden, führte zu ei-ner hitzigen Debatte im Landtag. Dass der Entschließungsantrag angenommen wurde, zeigte, dass es die Fraktionen der CDU und FDP seien, die das Schicksal der Vertrie-

benen und die Arbeit ihrer Ver-bände würdigen.

Auch im Deutschen Bundes-tag wurde nach einer emotional geführten Debatte, der Antrag „60 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen-Versöhnung vollenden“ mit den Stimmen von Union und FDP verabschiedet. Grüttner unterstützt auch die Bestrebungen für einen Natio-nalen Gedenktag. Die Charta muss auch im Unterricht behan-delt werden. Jedoch kein Schul-buch biete das, was Zeitzeugen im Unterricht leisten können. In diesem Zusammenhang verweist

er auf den Hessischen Preis „Flucht, Ver-treibung, Eingliederung“. Die Preisverlei-hung wird er anlässlich des Hessentages am 18. Juni 2011 vornehmen.

Die Diskussion um die Besetzung des Stif-tungsrates „Flucht-Vertreibung-Versöh-nung“, war beim letzten Landesverbands-tag am 20. März 2010 das Hauptthema. „Es gab damals ein unwürdiges Gerangel in des-sen Mittelpunkt die Anfeindungen gegen unseren Verband und vor allem gegen un-sere Präsidentin Erika Steinbach standen“ so Herold. Durch die zähe und kluge Ver-handlungsführung von Steinbach sei eine akzeptable Lösung herbeigeführt worden. „Im Interesse der Vertriebenen hat Erika Steinbach durch ihren Verzicht mehr er-reicht, als sie je als Stiftungsratsmitglied hätte erreichen können“, las man in einem Pressekommentar.

Bei der zweiten konstituierenden Sitzung des Stiftungsrates am 25. Oktober 2010, sei von den sechs Stiftungsratsmitgliedern des BdV deutlich herausgestellt worden,

dass die vorgelegte Konzeption, als „Eck-punkte“ bezeichnet, eine gute Grundlage für die anstehenden Beratungen ist. Bis zur Verabschiedung einer endgültigen Fassung besteht jedoch noch erheblicher Änderungs- und Korrekturbedarf.

Herold sieht nach wie vor großes politi-sches Ablehnungspotential. Seine Warnung: Nicht in Fallen tappen, darauf warten nur unsere Gegner. Die Diskussion um die Stif-tung darf nicht zum Spielball von Extremis-ten und Einzelgängern werden. Um dieses zukunftsweisende Projekt auch erfolgreich zu beenden, bedarf es eines starken Ver-bandes, der nur mit einer Stimme spricht.Herold kam danach nochmals auf die Ge-denktagsdebatte „Charta der deutschen Hei-matvertriebenen-Aussöhnung vollenden“ am 15.Dezember 2010 im Deutschen Bun-destag zu sprechen. Die Fronten seien klar gewesen: Regierungskoalition stimmt zu, Opposition ist dagegen. Dabei stelle die Charta ein zeitloses Dokument moralischer Vorleistung dar, ein von ethischen Grund-sätzen getragenes Dokument. „Wer zu einer Zeit, als der gewaltsame Verlust von Haus, Hof und Heimat noch tiefe und unvernarbte Wunden hinterlassen hatte, zu solchen Aus-sagen fähig war, der hätte in der Tat den Friedensnobelpreis verdient. Für mich ist es unfassbar, dass ein solches Friedensdoku-ment, wie die Charta der deutschen Hei-matvertriebenen, derart in den Schmutz ge-zogen wird“ fügte Herold hinzu.

„Ich habe Vielen Dank zu sagen“ so Herold. „Den Hessischen Landesregierungen unter Ministerpräsident Roland Koch und Volker Bouffier, den Staatsministern Jürgen Ban-zer und Stefan Grüttner und nicht zuletzt Margarete Ziegler-Raschdorf, für ihr Wir-ken als Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Vertriebene und Spät-aussiedler. Mein Dank gilt auch den Mit-gliedern des BdV-Landesvorstandes, al-len Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den BdV-Orts- und Kreisverbänden, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Landesgeschäftsstelle“, schloss Herold.

Der Erstattung des Geschäftsberichtes 2010, der Vorlage der Jahresrechnung 2010 und des Berichts der Kassenprüfer, folgte ein-stimmige Entlastung des Vorstandes. Der Haushaltsplan für 2011 wurde von allen einstimmig verabschiedet. Landesschatz-meister Otto R. Klösel wurde wegen sei-ner umsichtigen Haushaltsplanung ganz besonders gedankt.

Norbert Quaiser

63. Ordentlicher Landesverbandstag in Hessen

(v.li.) Georg Unkelbach, Wilhelm Reuscher MdL (FDP), Stadtverordneter Christoph Manjura (SPD) , Carl-Michael Baum, Oberbürgermeister Dr. Müller, Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel

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Politik

Ministerpräsident setzt Tradition seines Vorgängers fort

Wechsel und Kontinuität zugleich

In Hessen haben Neujahrsgespräche der Landesregierung mit den Vertriebenenver-bänden Tradition. Eine gute Tradition, die nicht einfach zur Routine geworden ist. Sie begann im Jahr 2000, als der damalige Mi-nisterpräsident Roland Koch die Vertreter des Bundes der Vertriebenen und der Lands-mannschaften zum Neujahrsempfang in die Staatskanzlei einlud. Seitdem ist das jährli-che Treffen zu Beginn jeden neuen Jahres ein Ereignis, das die guten Kontakte zwi-schen den Verbänden und der Landesregie-rung öffentlich sichtbar macht. Man kann schon von einem „großen Bahn-hof“ sprechen, den die Hessische Lan-desregierung den Spitzen von BdV und Landsmannschaften im Büchnersaal der Hessischen Staatskanzlei bereitet hatte. Für die BdV-Vertreter, an der Spitze ihr Lan-desvorsitzender Alfred Herold, war der Tag ein Zeichen der Wertschätzung durch die Landesregierung. Das Händeschütteln mit den Gastgebern wollte kein Ende nehmen: Ministerpräsident Volker Bouffier, Sozial-minister Stefan Grüttner, Staatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann, Staatssekre-tär Michael Bußer, die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Hei-matvertriebene und Spätaussiedler, Mar-garete Ziegler-Raschdorf, die Vorsitzende

des Unterausschusses für Heimatvertrie-bene, Flüchtlinge und Wiedergutmachung, Gudrun Osterburg MdL, Georg Unkelbach, Hessisches Sozialministerium und Bürolei-ter von Frau Ziegler-Raschdorf, alle waren zum Neujahrsgespräch gekommen.

Für den neuen Ministerpräsidenten ist klar: Die von Roland Koch begründete Tradi-tion wird fortgesetzt. „Denn wie wir mit den Vertriebenen und Spätaussiedlern um-gehen, ist nicht weniger wichtig als früher. Das ist uns ein inhaltliches, aber auch ein persönliches Anliegen“ erklärte Bouffier.

Sozialminister Grüttner brachte klar zum Ausdruck, dass er sich persönlich dage-gen verwahre, dass Leistungen von Ver-triebenen oder Vertriebenenverbänden in Zweifel gezogen würden. Sehr deutlich sei kürzlich die Stellung der Koalitionsfraktion und der Landesregierung bei einer Diskus-sion im Hessischen Landtag geworden, als es um das Jubiläum „60 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ gegangen sei. Laut Grüttner ist es auch wichtig, die Grundsätze und die Pfeiler des Zusam-menwirkens mit den Vertriebenenverbän-den nach außen hin zu verdeutlichen. So zum Beispiel bei der Frage der schulischen Bildung, der Frage des Lehrmaterials, aber

Otmar Schmitz (l.) und Hartmut Saenger

auch der Nachqualifizierung von Spätaus-siedlern (die anschließend eine Lehrtätig-keit ausüben können). Ein gutes Zeichen sei es, dass gemeinsam mit dem Kultus-ministerium, der Otto Benecke Stiftung, der Landesregierung und dem Integrati-onsministerium, die Nachqualifizierung dieses Personenkreises in Angriff genom-men werde.

Die historische Bedeutung der Arbeit von Vertriebenenverbänden müsste viel besser bekannt gemacht und in das Bewusstsein von Schülerinnen und Schülern gebracht werden. Dazu gehöre, dass die Landesregie-rung beschlossen habe, einen Preis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ auszuloben, der alle 2 Jahre vergeben wird. Es wird zu einer öffentlichkeitswirksamen Preisverlei-hung im Rahmen des diesjährigen Hessen-tages kommen.

Der BdV-Landesvorsitzende Alfred Herold erinnerte daran, dass es sich beim Empfang in der Staatskanzlei um ein Jubiläumstref-fen handelt. Heute vor zehn Jahren, so He-rold, fand auf Anregung des damaligen Landesbeauftragten Rudolf Friedrich, das erste Neujahrsgespräch statt. Dankbar sei er, dass die Regierung Bouffier diese Tra-dition fortführen wolle.

Als vorbildlich bezeichnete Herold das Wir-ken des „Deutsch-Europäischen Bildungs-werkes“ unter Leitung von Hartmut Saen-ger. Lob gebühre auch der Kulturarbeit, die bei Otmar Schmitz in besten Händen läge.

Die Integration der Deutschen aus Russland und die Arbeit ihrer Landsmannschaft ist Herold ein besonderes Anliegen. Dankbar ist er der Landesbeauftragten Ziegler-Rasch-dorf, die sich mit Erfolg um die Heimatstu-ben und die damit verbundenen Patenschaf-ten kümmert. Einmalig in Deutschland dürfte auch sein, dass der Landesverband ein „moralisches Gewissen“, in Gestalt von Dr. Herfried Stingl besitzt. Dr. Stingl ließe es nicht zu, dass die Vertriebenen auch noch Empfang zum „Neujahrsgespräch 2011“ in der Staatskanzlei der Hessischen Landesregierung

Wiesbaden Foto: Erhard Blatt Fortsetzung auf Seite 6

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Politik

Ministerpräsident Volker Bouffier (l.) und Landesvorsitzender Alfred Herold

Fortsetzung von Seite 5

aus den Schulbüchern vertrieben würden.Dabei seien die Vertriebenen zu glaubwür-digen Brückenbauern zu den Menschen im Osten geworden, so Herold. Er fahre seit 1968 in seine sudetendeutsche Heimat. „Ich bin innerlich bei Ihren Worten dabei“ be-kräftigte der Ministerpräsident. „Meine Mutter ist Donauschwäbin, sie flüchtete 1944. Der ganze familiäre Kreis stammt von dort. Beim ersten Besuch in der Hei-mat, fand ich unser Haus unversehrt vor. Es trug noch, in schmiedeeisernen Lettern, den Namen meines Großvaters.“

„Ein Mann, den ich sehr verehre,“ so der Ministerpräsident, „der Philosoph Otto Marquardt, hat einen Spruch, philosophisch brillant formuliert und dann in einem Satz zusammen gefasst: „Zukunft braucht Her-kunft“. „Es ist die Chance, Zukunft zu ge-winnen, wenn man die Herkunft kennt. Deshalb haben wir eine Verpflichtung, auch denjenigen Schülerinnen und Schü-lern gegenüber dieses Thema nahe zu brin-gen, die weder verwandtschaftliche Bindun-gen haben, noch persönliche Erfahrungen besitzen.

Die Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf verkündete gute Nachrichten: Man sei auf bestem Wege, mit Unterstützung des Kul-tus- und des Sozialministeriums, das Nach-qualifizierungsprojekt von Lehrerinnen und Lehrern unter den Spätaussiedlern kurzfris-tig zu realisieren. Als Vorbild diene ein ähn-liches Projekt in Nordrhein-Westfalen. Die Qualifizierung ist notwendig, falls nur ein Fach studiert wurde. Mit Unterstützung der Otto Benecke Stiftung wird es einen rund einjährigen Nachqualifizierungslehrgang geben, dann wären die Betroffenen fähig, den Quereinsteigerkurs – eine weitere Maß-nahme – zu erreichen, der sie dann für den Schuldienst qualifiziert.

Wegen der Darstellung der Vertreibung in Schulbüchern, so Staatssekretär Brock-mann, seien drei Verlage angesprochen wor-den. Mit einem Verlag gibt es bereits Über-einstimmung. Mit den anderen Verlagen werde noch verhandelt. Das scheine ein längerfristiger Prozess zu werden. Das Pro-blem sei, dass nur wenige Schulbuchauto-ren zur Verfügung stehen. Deren Wissen zu „beeinflussen“ müsse jetzt gemeinsame Aufgabe sein. Dabei gehe es darum, die Schulbuchautoren zu überzeugen und nicht zu überreden. Diese klare Stellungnahme griff Dr. Stingl auf. In Hessen verwendete

Schulbücher sind von ihm einer Analyse unterzogen wurden. Das Ergebnis ist den Verlagen zugegangen. Diese haben auch geantwortet. Zum Teil ist man auf seine Anregungen eingegangen, aber er ist auch auf Unverständnis gestoßen. Als Beispiel führt er ein Geschichtsbuch für Hessen an, in dem nur ein einziger Satz über die Ver-treibung steht, begleitet von einer kleinen Karte. Die Schüler werden angewiesen, sich das weitere selbst zu erarbeiten. Auch an-dere historische Geschehnisse litten unter dem gleichen Mangel.

Um in Zukunft zu verhindern, dass solche „fehlerhaften“ Bücher zugelassen werden, gibt es einen Vorschlag von Hans-Jürgen Irmer MdL. Dieser habe die Bildung ei-ner Arbeitsgruppe vorgeschlagen, welche unter Einbindung des BdV die Schulbü-cher prüfen soll, bevor sie endgültig zuge-lassen werden.

Die Schulen sind eingeladen, sie müssen nicht, aber sie können sich ihr eigenes Schul-curriculum machen. Alle Lehrkräfte einer Fachkonferenz könnten sich auf einen be-stimmten Zusammenhang verständigen. Aus Erfahrung weiß man: Wenn von au-ßen Vorschriften gemacht werden, gelingt diese Außensteuerung nur zu einem Anteil von weniger als fünfzig Prozent.

Karl Bauer, stellvertretender Landesvorsit-zender, empfand diese Diskussion als span-nend und konstruktiv. Die Schullandschaft verändere sich und wir müssten uns auch in den Verbänden darauf einstellen.

Der Ministerpräsident äußerte großes Ver-ständnis. Dahinter stecke die Sorge, „wenn

wir in den Schulbüchern nicht mehr vor-kommen, sind wir völlig vergessen“. Die nachfolgende Generation denke aber anders, als es hier vorgetragen werde. Das Wich-tigste sei, dass klar Kurs gehalten werde. „Wir brauchen eine Begründung, wie das Schicksal der Deutschen zwingend im Un-terricht zu behandeln ist.“ Wissenschaftli-che Argumente gingen da fehl. Wenn über Flucht und Vertreibung geredet werde, dann „werden wir die Situation haben, dass ein großer Teil der Jugendlichen von der Ver-treibung aus den eigenen Heimatländern berichten werden. Dann reden wir nämlich über die Vertreibung der Christen aus dem Irak, wir reden über all die, die aus Ost-anatolien gekommen sind, wir reden über Somalia und wir reden über den Balkan.“

Der größte Anteil der Schüler werde in den nächsten Jahren aus dem Bereich der Mig-ranten kommen. Auch sie hätten einen An-spruch. Dafür seien besonders ausgebildete Lehrer nötig. Wir dürften die Bildungspo-litik nicht den Bildungspolitikern überlas-sen. Wir müssten den Mut haben, klar das zu sagen, was wir meinen. „Ich möchte auch in 20 Jahren noch wissen, wer die Wolga-deutschen waren.“

Otmar Schmitz, Landeskulturreferent kann sich über mangelnde Unterstützung durch die Landesregierung nicht beklagen. Überall finde er Ansprechpartner, die ihm bereitwil-lig helfen. Schmitz begrüßte die Entschei-dung der Hessischen Landesregierung, in Würdigung der Charta der Heimatvertrie-benen, einen hessischen Preis „Flucht, Ver-treibung, Eingliederung“ zu stiften.

Norbert Quaiser

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Politik

Mit einem Rundumschlag gegen die deut-sche Politik der letzten Jahrzehnte gegen-über den deutschen Volksgruppen vor al-lem in Polen hat der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) und Vizepräsident des BdV, Helmut Sauer, auf den jüngsten Staats-besuch des polnischen Präsidenten Komo-rowski in Litauen reagiert.

Komorowski hatte am 16. Februar 2011 das Nachbarland Litauen besucht, in dem eine große polnische Volksgruppe beheimatet ist. Seine Äußerungen im Hinblick auf seine Landsleute in Litauen gaben die Tageszei-tungen Fakt, Gazeta Wyborcza und Rzecz-pospolita vom 17. Februar wie folgt wieder:

„Kümmert Euch um die Polen!“, bat er. We-gen eigener familiärer Wurzeln in Litauen „sind ihm die Probleme der polnischen Ge-meinschaft in Litauen besonders nahe“, sagte er beim Treffen mit Vertretern der polni-schen Minderheit. Mit Blick auf Schwierig-keiten bei der Durchsetzung der polnischen Schreibweise in litauischen Dokumenten und auf Straßenschildern erklärte er: „Es ist für Polen unverständlich, dass man den polnisch-litauischen Vertrag von 1994, der das Fundament für das Zusammenleben von Polen und Litauern sein sollte, so lange Zeit nicht umsetzen konnte. (...) Die Minderhei-ten muss man achten – nicht nur tolerieren.“

In einem Interview mit der Zeitung Rzecz-pospolita am 21. Februar 2011 plädierte er erneut für ein enges Bündnis mit Litauen und wiederholte sein Programm: „(...) aber nicht auf Kosten der polnischen Minderheit.“

Dazu erklärte Sauer, dass man in den Zita-ten nur „polnische Minderheit“ durch „deut-sche Minderheit“ und „Litauen“ durch „Po-len“ ersetzen müsse. „So einfach hätten es in den vergangenen 20 Jahren einige Bundes-präsidenten, einige Bundestagspräsidenten, einige Bundeskanzler, viele Delegationen der Parlamente, der Kirchen, der Hoch-schulen, der Partnerstädte, der deutsch-polnischen Gesellschaften, einige Parteien usw. gehabt, um sich gegenüber Warschau für die deutsche Volksgruppe einzusetzen.“

Aber diese staatspolitische Aufgabe aller Deutschen, sich für die Rechte und Interes-sen unserer Landsleute in Polen zu engagie-ren, überließ man allzu gern dem Bund der Vertriebenen und den Landsmannschaften.

Scheinheilig – so Sauer – konnte man so ‚Po-litical Correctness‘ und ‚Friede-Freude-Ei-erkuchen-Begegnungen‘ – zumeist auf Kos-ten der Steuerzahler – vorschieben, um sich von den Heimatvertriebenen zu distanzieren – den angeblich „Ewiggestrigen und Frie-densstörern mit der Deutsch-Tümelei, den Einmischungen in polnische Angelegen-heiten und den Heim-ins-Reich-Parolen.“ Schnell sei dann noch die von Oldenburg organisierte Polen-Lobby von linken Intel-lektuellen sowie selbsternannten Friedensa-posteln mit ihrem ebenfalls zum Großteil vom Steuerzahler finanzierten „Netzwerk“ zur Stelle, die im Geiste der ersten deutsch-polnischen Schulbuchkommission der

Kommunistenära gegen die Heimatver-triebenen polemisierten und somit – be-wusst oder unbewusst – für die national-polnische Opposition arbeitet.

Deutliche und mutige Worte eine Mitglieds des Bundesvorstandes der CDU. Das gilt umso mehr, da sich seine Worte auch gegen Teile der eigenen Partei richten. Hoffentlich verhallen sie nicht ungehört. Es gibt immer noch genug Themen, die für die deutsche Volksgruppe in Polen von existentieller Be-deutung sind, und bei der die Unterstüt-zung aus der Bundesrepublik wichtig und hilfreich wäre.

Martin Preiss

„So einfach hätte man es haben können“OMV-Bundesvorsitzender Helmut Sauer: Beispielgebender Komorowski

Der Bundestag hat sich für einen bundes-weiten Gedenktag für die Opfer von Ver-treibung am 5. August ausgesprochen. Mit den Stimmen von Union und FDP plädierte das Parlament zudem für eine Gedenkmög-lichkeit von Besuchern in der geplanten Ber-liner Dokumentationsstätte für Flucht und Vertreibung, deren Angehörige ‚an einem namenlosen Ort‘ starben. SPD, Linke und Grüne votierten gegen den Antrag der Ko-alition. Umstritten war vor allem die Ein-führung eines Gedenktages am 5. August. An diesem Tag wurde 1950 die ‚Charta der deutschen Heimatvertriebenen‘ verkün-det. Vertreter der Koalition verteidigten sie als herausragendes historisches Dokument. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte dazu, der Verzicht der Charta auf Rache und Vergeltung sei eine ‚fatale moralische Anmaßung‘ angesichts der NS-Verbrechen, vor allem des Holocaust.

Diese Kritik ist umso befremdlicher, als auch führende Oppositionspolitiker die his-torische Leistung der Charta als ein ‚Doku-ment der Versöhnung‘ wiederholt bestätigt und gewürdigt haben. Der damalige nieder-sächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel hob etwa zum 50. Jahrestag der Charta den darin enthaltenen Verzicht auf Rache und Vergeltung explizit hervor: „Vor dem Hin-tergrund der persönlichen Schicksale war dies nicht für alle selbstverständlich und leicht durchsetzbar. Trotzdem können wir

Endlich Gedenktag für Vertriebene?Bundestagsbeschluß muß noch umgesetzt werden

heute feststellen, dass die übergroße Zahl der Menschen in Deutschland diese Prin-zipien für sich verinnerlicht hat, nach ih-nen lebt und handelt.“ Die geschichtliche Bedeutung der Charta liegt, wie der Bun-destagspräsident Norbert Lammert am 60. Jahrestag in Stuttgart darlegte, gerade in der Absage an radikale Kräfte und in der Eigenverpflichtung der Vertriebenen zur Eingliederung in der Bundesrepublik.“ In unzähligen Sonntagsreden von Politikern aller Coleur bei den unterschiedlichsten Anlässen wurde die Charta immer wie-der als vorbildliches Beispiel der Verstän-digungsbereitschaft herangezogen. Und in der Tat: Für die friedliche Integration und den Versöhnungsprozess der Vertriebenen spielte die Stuttgarter Charta eine wichtige, ja entscheidende Rolle.

Die Empfehlung des Deutschen Bundes-tages den 5. August zum Gedenktag für die Vertriebenen zu erheben harrt jetzt der Umsetzung. Die Vertreibung hat viele Mil-lionen Deutsche zu Opfern gemacht. Die-ser Menschen ist zu gedenken. Arnulf Ba-ring hat wiederholt betont: Wir Deutsche kommen mit uns und unserer Geschichte erst dann ins Reine, wenn wir der Opfer in den Reihen des eigenen Volkes genau so ge-denken wie der Opfer in anderen Nationen. Er hat in diesem Zusammenhang von der „Unfähigkeit zu trauern“ gesprochen. Es ist jetzt an der Zeit! MaPa

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8 Deutsche Umschau 2-2011

Politik

In Kolumbien sind in den letzten 25 Jah-ren einem neuen Bericht zufolge 5,2 Milli-onen Menschen aus ihren Dörfern vertrie-ben worden. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Binnenflüchtlinge. Die Hälfte aller Vertreibungen fallen in die Amtszeit von Ex-Präsident Álvaro Uribe (2002-2010), der mit einem Programm zur Bekämpfung der Guerilla einem Landraub im großen Stil Vorschub leistete.

Wie die 140-seitige Untersuchung der Be-ratungsstelle für Menschenrechte und Ver-treibung (Codhes) herausfand, wurden in den Jahren 1985 bis 2010 im Zuge des bereits mehr als 5 Jahre währenden Bürgerkriegs 11,4 Prozent der Bevölkerung entwurzelt. 32,7 Prozent aller Vertreibungen fanden in Bezirken statt, die für die Umsetzung des sogenannten Nationalplans für territoriale Konsolidierung ausgewählt worden waren.

Das Projekt wurde 2007 in 86 der insge-samt 1.141 Gemeindebezirken unter dem

Kolumbien: Traurige Hochburg der Vertriebenen5,2 Millionen Vertriebene in 25 Jahren

Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur VerständigungDas Leitwort des Bundes der Vertriebe-nen für 2011 lautet: „Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“. Der Dia-log mit unseren östlichen Nachbarstaaten liegt den Mitgliedern unseres Verbandes am Herzen. Sie tragen damit zur Verstän-digung von Mensch zu Mensch bei.

Echte und aufrichtige Verständigung kann auf der Grundlage von Wahrheit gelingen. Ein Dialog, der auf dieser Grundlage ge-führt wird, trägt am ehesten zur Überwin-dung von Gegensätzen bei.

Flucht und Vertreibung sind fester Bestand-teil unserer jüngsten deutschen und europä-ischen Geschichte. Kultur und Geschichte der Heimatgebiete der deutschen Vertriebe-nen müssen ebenso wie die jüngste politi-sche Geschichte insgesamt im Gedächtnis der jüngeren Generationen auch in unseren Nachbarländern bewusst bleiben.

Dazu brauchen wir den wahrhaftigen Di-alog auch mit den Regierungen der Nach-barstaaten. Nur im gegenseitigen Gespräch wird man Informationen aus erster Hand erfahren und können Missverständnisse ausgeräumt werden.

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Vorwand gestartet, die demokratische Si-cherheit durch eine effektive Sozial- und Investitionspolitik wiederherzustellen. In 21 dieser Bezirke wurden exportorientierte Bergbauprojekte, in weiteren 14 der Anbau von Ölpalmen für die Biotreibstoffindust-rie vorangetrieben. Alle diese Investitionen stehen Codhes zufolge in einem direkten Zusammenhang mit den Vertreibungen.

Eine 2004 auf Anordnung des Verfassungs-gerichts gegründete Kommission lastet den illegalen bewaffneten Gruppen an, von 1980 bis Juli 2010 mehr als 6,6 Millionen Hektar Land seinen Eigentümern gewaltsam entris-sen zu haben. Die Enteignungen fanden in den Regionen statt, in denen Uribes Terri-torialplan umgesetzt wurde. Allein in den westlichen Departements Antioquia und Chocó wurden 1,9 Millionen Hektar Land zwangskonfisziert.

Laut Codhes erlebten 44 der 86 Gemeinden, die in den Plan aufgenommen wurden, im

letzten Jahr die meisten Vertreibungen und 19 Massakern an insgesamt 92 Menschen. Bei den sechs Vorfällen verloren mehr als 2.684 Menschen ihr Hab und Gut. In der Region kam es zudem zu gezielt durch-geführten Morden an Ureinwohnern, Staatsbediensteten, Gemeindeführern, ei-nem Menschenrechtsaktivisten und einem Journalisten. Bemühungen, die geraubten Ländereien den eigentlichen Eigentümern zurückzugeben, kosteten zwischen März 2002 und Januar 2011 44 Dorfvorstehern das Leben.

Der Codhes-Bericht wurde in der Zeit des politischen Übergangs von der Regierung Uribe und dessen Amtsnachfolger Juan Ma-nuel Santos verfasst. Den Autoren zufolge unterscheidet sich der derzeitige Amtsinha-ber von seinem Vorgänger darin, „dass er den sozialen und politischen Dialog fördert, den Frieden in seine Agenda aufgenommen hat und die Opfer entschädigt“.

Helda Martínez

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9Deutsche Umschau 2-2011

Politik

So wird er aussehen, der Fragebogen, der die Zuwanderungs- geschichte verfälscht

Sollen Vertriebene endgültig Migranten werden?Der Fragebogen zum Zensus 2011 wiederholt bekannte Fehler

Was sich bereits vor zwei Jahren im Mel-derecht ankündigte, setzt sich zu Beginn diesen Jahres fort. In diesem Jahr wird in Deutschland der Zensus 2011 durchgeführt. Ziel ist die Feststellung der amtlichen Ein-wohnerzahlen Deutschlands. Von dieser Einwohnerzahl hängt vieles ab: Zum Bei-spiel der Länderfinanzausgleich, die Ein-teilung der Bundestagswahlkreise, die Stimmenverteilung der Bundesländer im Bundesrat und die Sitze Deutschlands im Europaparlament. Es sollen aber auch In-formationen zum Wohnraum, zur Bildung und zum Erwerbsleben gewonnen werden.

Dafür werden auf der einen Seite die Ver-waltungsdaten herangezogen, die bereits be-kannt sind. Das sind einerseits die Melde-register, über die alle Kommunen verfügen. Darüber hinaus besitzt die Bundesagentur für Arbeit Informationen zu allen sozialver-sicherungspflichtig Beschäftigten sowie zu allen arbeitslos oder arbeitsuchend gemelde-ten Menschen. Informationen zur Bildung oder zum Migrationshintergrund lassen sich aus diesen Verwaltungsdaten aber nicht ab-lesen, ebenso wenig wie sich Angaben zur Erwerbstätigkeit für bestimmte Gruppen in Registern finden lassen. Und für Gebäude und Wohnungen gibt es in Deutschland flä-chendeckend gar keine Verwaltungsregister.

Aus diesem Grund werden beim Zen-sus 2011 ergänzend die Gebäude- und

Wohnungszählung, die Haushaltebefragung und die Befragung in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften durchgeführt.Etwa jeder zehnte Einwohner Deutschlands wird im Rahmen der Haushaltebefragung interviewt werden. Das Statistische Bun-desamt wählt dafür nach einem mathema-tischen Zufallsverfahren Anschriften aus. Alle an diesen Anschriften lebenden Per-sonen werden in diese Befragung einbe-zogen, mit der am 9. Mai begonnen wird.

Für alle, die zur Auskunft aufgefordert wer-den, besteht Auskunftspflicht. Daher hat der Gesetzgeber im § 18 des Zensusgesetzes 2011 für alle Datenerhebungen beim Zensus 2011 die Auskunftsverpflichtung festgelegt.

Viele Spätaussiedler, die nach 1955 in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutsch-land gekommen sind, werden bei der Er-füllung dieser Auskunftspflicht Gewis-sensbisse bekommen. So wird im Bereich Zuwanderung gefragt, ob Vater oder Mutter nach 1955 in die Bundesrepublik Deutsch-land eingereist sind. Wird diese Frage be-jaht, muss das Land angegeben werden, aus dem die Eltern gekommen sind. Für viele Spätaussiedler heißt das, sie müssen ange-ben, das ihre Eltern aus Polen gekommen sind. Noch problematischer ist es, wenn der Spätaussiedler angeben muss, das er selbst aus Polen gekommen ist. Dann ist er automatisch Zuwanderer, er hat einen

„Migrationshintergrund“. Die Fragen las-sen keinen Rückschluss darauf zu, ob es sich um einen politischen Flüchtling oder einen Spätaussiedler handelt, der ja als deutscher Staatsbürger zugezogen ist. Er ist Migrant.

Diese undifferenzierte Frageweise wird viele Menschen verletzen. Hier werden Verrie-bene, Aussiedler und Spätaussiedler mit ei-nem Etikett versehen, das ihre wahre Le-bensgeschichte nicht widerspiegelt. Dass es ganz so einfach nicht ist, hätten auch die bundesdeutsche Bürokratie – gerade nach den Diskussionen der letzten Jahre – wis-sen können. Das mag boshaft, ignorant oder einfach dumm sein: Falsch bleibt es auf je-den Fall auch. Der Gebietsübergang erfolgte erst im Zuge des Zwei-plus-vier-Vertrages, der die friedensvertragliche Regelung dar-stellte, mit der die territoriale Souveränität über die Ostgebiete auf Polen bzw. die So-wjetunion überging. Der genaue Zeitpunkt ist im Hinblick auf Polen und die Sowjet-union sogar unterschiedlich.

Im Regierungsprogramm 2009 – 2013 der Union hieß es: „Wir werden bei der perso-nenstands- und melderechtlichen Erfassung der Geburtsorte von Vertriebenen die völ-kerrechtliche Position Deutschlands wah-ren.“ Es ist jetzt an der Zeit hier aktiv zu werden und betroffenen Spätaussiedlern die Möglichkeit einzuräumen, ihren Sta-tus deutlich zu machen. Markus Patzke

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Kultur

Zwei Neuerscheinungen der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen sind ab sofort zu beziehen: Ostdeutsche Gedenktage 2009 und 2010 – Persönlichkeiten und histori-sche Ereignisse.

Ostdeutsche Gedenktage 2009 – Persönlichkei-ten und historische Ereignisse, Bonn 2010, 384 S., broschiert, ISBN 978-3-88557-228-2, € 10,80

Ostdeutsche Gedenktage 2010 – Persönlichkei-ten und historische Ereignisse, Bonn 2010, 344 S., broschiert, ISBN 978-3-88557-229-9, € 10,80

Die Bände bieten Lebensbilder von Persön-lichkeiten des gesamten historischen deut-schen Ostens – Persönlichkeiten aus sieben Jahrhunderten, die mit ihrem Wirken in den Bereichen Politik, Wissenschaft, Wirt-schaft, Kunst, Kirche etc. wesentliche Bei-träge zur Geschichte und Kultur Europas geleistet haben oder noch leisten.

Die 64 biographischen Abrisse des Bandes 2009 betreffen u.a. Herrscher und Politi-ker – wie Herzog Erich I. von Pommern-Stolp und Paul von Hindenburg, Dichter und Schriftsteller – wie Paul Fleming und Franz Fühmann, Unternehmer – wie Bethel Henry Strousberg und Leopold Glatschke, Bildende Künstler – wie Bernt Notke und Raphael Schall, Theologen – wie Johannes Calvin und Immanuel Jakobovits etc. Der

Bogen der behandelten historischen Ereig-nisse spannt sich vom Beginn des deutschen Jagdwesens in Siebenbürgen im Jahre 1209 bis hin zur Einrichtung des Hauses Bran-denburg in Fürstenwalde im Jahre 1999.

Band 2010 enthält 54 Kurzbiographien. Un-ter den Gewürdigten finden sich als Herr-scherin und Politiker Königin Luise von Preußen und Wilhelm Pieck, als Musiker Gustav Mahler und Johann Sigismund Kus-ser, als Schauspieler Ernst Deutsch und Wolfgang Völz, als Denker und Theologe Arthur Schopenhauer und Johann Anton Theiner, als Dichterin und Schriftsteller Charlotte Dörter-Rehmet und Hans-Alois Lambing, als Bildende Künstler Philipp Otto Runge und Sigmar Polke. Erinnert wird unter den historischen Ereignissen an die Schlacht von Tannenberg 1410 und an die Wiederherstellung des Landes Mecklen-burg-Vorpommern im Jahre 1990.

Die neuen Bände sind im Buchhandel, di-rekt bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, oder auch in unserem Online-shop unter www.bdv-buchdienst.de zu beziehen. Schriftlich, per Fax oder tele-fonisch können sie bestellt werden bei BdV-Buchdienst, Bismarckstr. 90, 40210 Düssel-dorf, Tel. 0211/350 361 Fax 0211/ 36 96 76.

EG

Ostdeutsche Gedenktage 2009 und 2010Neuerscheinungen der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

Sie feierten Triumphe und wurden gede-mütigt. Sie sprengten das enge Korsett von Standes- und Etikettevorschriften und gin-gen ihre eigenen Wege.

Glücklich sind sie dabei nicht immer ge-worden, aber jede der in diesem Buch vor-gestellten 52 Frauen aus acht Jahrhunder-ten, alle aus den historischen deut-schen Ost- und Siedlungsgebieten, hat sich über das erhoben, was man von Frauen in ih-rer Zeit erwartete, und jede von ihnen hat ihre ganz eigenen Akzente in ihrer Welt hinterlassen. Ob als Fürstin, Schauspiele-rin, Wissenschaftlerin, Sozialreformerin oder als skandal-umwitterte Mätresse ei-nes berühmten Mannes: Jede von ihnen hat auf ganz persönliche Weise das Motto der Bildhauerin Käthe Kollwitz umgesetzt:

„Ich will wirken in dieser Zeit ...“. Der Band erscheint in 2., ergänzter Auflage. Histo-rische Biographien sind das Spezialgebiet von Dr. Eva Wodarz-Eichner. Die promo-vierte Germanistin und Historikerin hat sich in zahlreichen Publikationen mit be-rühmten Persönlichkeiten beschäftigt, die sie als Journalistin auch einem breiten Le-serkreis nahebringt. Zuletzt erschienen ist ihr Buch über den „Pfaffen von Kalenberg“, einen mittelalterlichen Schelmenpfarrer, der als „österreichischer Till Eulenspiegel“ gilt. Eva Wodarz-Eichner ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Wiesbaden.

Der Band ist zu beziehen über den Buchhan-del oder den BdV-Buchdienst, Bismarckstr. 90, 402010 Düsseldorf, Tel. 0211/350 361, www.bdv-buchdienst.de.

Eva Wodarz-Eichner„Ich will wirken in dieser Zeit ...“ Bedeutende Frauen aus acht Jahrhun-derten – 52 Kurzbiographien357 S., zahlreiche Abb., gebunden, Bonn 2008, € 16,80

„Ich will wirken in dieser Zeit ...“Bedeutende Frauen aus acht Jahrhunderten

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Kultur

Das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ war seit seiner Gründung 1948 den rund zehn Millionen Flüchtlingen und Ver-triebenen, die seit 1945/47 in den Westzo-nen lebten und später in der 1949 gegrün-deten Bundesrepublik Deutschland, nicht sonderlich wohl gesonnen. Obwohl die Ost-deutschen entscheidend am wirtschaftlichen Wiederaufbau Nachkriegsdeutschlands be-teiligt waren, werden sie beschimpft, ver-höhnt, als „Ewiggestrige“ beargwöhnt, wo sie doch nur ihre Liebe zur verlorenen Hei-mat bekunden wollten. Dass mit dieser jour-nalistischen Aversion gegen alles Ostdeut-sche auch die konfliktreiche Geschichte und die reichhaltige Kultur jener Regio-nen in Vergessen zu geraten drohte, wurde im Kampfeseifer übersehen.

Jetzt aber, wo es fast zu spät ist, erschien in der Rehe „Spiegel Geschichte“ ein Heft von 148 Seiten, das an jedem Zeitungskiosk zwischen Freiburg und Greifswald, Flens-burg und Berchtesgaden für 7,50 Euro zu kaufen ist: „Die Deutschen im Osten. Auf den Spuren einer verlorenen Zeit!. Allein das Inhaltsverzeichnis kann den Leser, zumal den aus Ostdeutschland stammenden, be-geistern. Der in die vier Abteilungen „Sied-ler vom Osten“, „Fremde, Freunde, Nach-barn“, „Krieg, Flucht, Vertreibung“ und „ Schatten der Vergangenheit“ gegliederte Stoff bringt in den einzelnen Kapiteln eine Fülle von Beispielen dafür, wie wichtig Ge-schichte und Kultur Ostdeutschlands für das Selbstverständnis der heutigen Deutsch-land sind. Da liest man einen Aufsatz „Neue Schlüssel zur Geschichte“, wo im Untertitel auf die „Enkelgeneration der Vertriebenen“ verwiesen wird, die die „Vergangenheit un-verkrampfter“ sieht, weitere Artikel berich-ten über die „wechselvolle Geschichte der 1348 gegründeten Universität Prag“ und den wirtschaftlichen „Erfolg der mittelalterli-chen Hanse“. Der Stuttgarter Emeritus Nor-bert Conrads, 1938 in Breslau geboren, der 1994 in der Reihe „Deutsche Geschichte im Osten Europas“ des Berliner Siedler-Verlages den umfangreichen Band „Schlesien“ veröf-fentlichte und als Historiker an der Univer-sität Stuttgart den Projektbereich „Schlesi-sche Geschichte“ vertrat, würdigt auf vier Seiten „Schlesien zwischen Polen, Habsbur-gerreich und Preußen als „Hort der Tole-ranz“, während der 1962 geborene Germa-nist Johannes Salzwedel die unvergleichliche

Barockdichtung aus Schlesien vorstellt, de-ren bedeutendster Vertreter Andreas Gry-phius (1616 – 1664) aus Glogau war. Der in Berlin lebende Historiker Andreas Kossert (1970), dessen Großeltern aus Ostpreußen stammen, der 2001/09 am „Deutschen His-torischen Institut in Warschau arbeitete und dessen letztes Buch „Kalte Heimat. Die Ge-schichte der ostdeutschen Vertriebenen nach 1945“ (2008) hohes Aufsehen erregte, ist mit einem Interview über die politische und kul-turelle Sonderstellung Ostpreußens vertre-ten, während Christian Neff darüber schreibt, wie im nördlichen Ost-preußen, der russischen Provinz Oblast Kali-ningrad, die Regional-regierung versucht, die Geschichte 1231 / 1945 vergessen zu machen, wogegen die heutigen, aus allen Himmelsrich-tungen der Sowjetunion eingewanderten Bewoh-ner des Landstrichs und ihre Nachkommen em-sig nach Spuren deut-scher Vergangenheit su-chen. Erfreulich ist, dass neben den „reichsdeutschen“ Vertriebenen auch die aus Russland, Ungarn, Serbien, Kroatien und Rumänien ausführlich be-nannt werden, während die aus der Tsche-choslowakei, Polen und dem Baltikum leider unerwähnt bleiben, immerhin ist „Danzig zwischen Deutschen und Polen“ ein eige-nes Kapitel gewidmet.

Wie es den jenseits von Oder und Lausit-zer Neiße lebenden Deutschen nach 1945 ging, kommt in Artikel über das Wüten der „Roten Armee“, über die „Breslauer Apo-kalypse“ und „Die Zeit der Abrechnung“ zur Sprache. Hie wird auch endlich das Thema „Vergewaltigungen“ von zwei Mil-lionen ostdeutschen Mädchen und Frauen angeschnitten, worüber die Aachener Phy-sikerin Gabriele Köpp (1929 – 2010), die in Schneidemühl/Pommern geboren wurde, als erste Betroffenen mit vollem Namen das autobiografische Buch „Warum war ich bloß ein Mädchen? Das Trauma einer Flucht 1945“ (2010) veröffentlicht hat. Dass die vor-rückenden „Rotarmisten“ auch Tausende von Polinnen, Slowakinnen, Rumäninnen,

Ungarinnen vergewaltigt haben, lässt das Argument brüchig werden, die Verbrechen der „Roten Armee“ wären die gerechte Ant-wort auf die Verbrechen der „Wehrmacht“ 1941/1945 gewesen.

Wo man sich festliest in diesem Heft, be-kommt man aufschlussreiche Informati-onen geliefert, so über die Westverschie-bung Polens unter dem Titel „Churchills Streichhölzer“ (Michael Sontheimer) oder über „Die Vertriebenen nach 1945“ unter dem Titel „Hitlers letzte Opfer“ (Norbert F. Pötzl), selbstverständlich durfte da ein kritische Beitrag, wenn auch anonym, über Erika Steinbachs Stiftung „Flucht, Vertrei-bung, Versöhnung“ nicht fehlen. Leider

wird die rigorose Ein-gliederungspolitik, die im SED-Staat gegen die „Umsiedler“ betrieben wurde, nirgendwo ana-lysiert, der einzige Bei-trag zu diesem Thema erschöpft sich in Uwe Klussmanns Artikel über das „Görlitzer Ab-kommen“ von 1950, wo-rin die „Oder – Neiße – Friedensgrenze“ ein-seitig anerkannt wurde. Erfrischend zu lesen sind die vier Seiten von Jour-nalistin Petra Reski, die

als 1958 geborenes Kind einer Schlesierin und eines Ostpreußen im Ruhrgebiet auf-gewachsen ist und die im Jahre 2000 das buch „Ein Land so weit. Ostpreußische Er-innerungen“ (Ullstein – Taschenbuch 2002) veröffentlichte, weil sie das Land an der Ost-see als Heimat ihrer Vorfahren entdeckte. Dass deutsche und polnische Historiker an einem gemeinsamen Geschichtsbuch arbei-ten, erfährt man von Jan Friedmann un-ter dem Titel „Heikle Kapitel“. Und unter dem Titel „Aktenzeichen ungelöst“ wird dem Leser durch Thomas Darnstädt mit-geteilt, dass die an Deutschen begangenen Vertreibungsverbrechen noch immer un-gesühnt sing. Die Liste der weiterführen-den Literatur ist leider ziemlich willkür-lich zusammengestellt worden und bedarf dringend der Ergänzung. Auf dem Titelbild sieht man einmal ein fröhliches Fest 1928 im niederschlesischen Schreiberhau und dann die Flucht der Ostpreußen im Win-ter 1945 übers Kurische Haff auf die Neh-rung. Damit waren 800 Jahre Geschichte Ostdeutschlands ausgelöst!

Jörg Bernhard Bilke

Versunkene Geschichte„Spiegel“ entdeckt die Ostdeutschen

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12 Deutsche Umschau 2-2011

Kultur

Pünktlich zur „Zehnten deutsch-polnischen Begegnung zu Wissenschaft und Kultur im zusammenwachsenden Europa“ im Septem-ber 2010 in Danzig erschien der Band 10 der Schriftenreihe dieser Gesellschaft, in dem die Vorträge der 9. deutsch-polnischen Be-gegnung im Druck veröffentlicht wurden. Diese 9. Tagung fand im September 2008 in Lübeck-Travemünde statt. Die kulturellen, historischen und wis-senschaftlichen Inhalte dieser Vorträge sind un-abhängig von der Teil-nahme an dieser Ver-anstaltung für einen großen Kreis von Lesern interessant und lehrreich.

Die Tagung begann mit den Begrüßungen, zunächst durch den Präsidenten der Danziger Naturforschenden Ge-sellschaft Hans-Jürgen Kämpfert und durch den Präsidenten der Partnergesellschaft, der Danziger Wissenschaftlichen Gesellschaft (Gdanskie Towarzystwo Naukowe), Prof. Dr. Jan Drwal und dann durch die Stadt-präsidentin der Hansestadt Lübeck, Frau Gebriele Schopenhauer, die auch im Na-men des verhinderten Lübecker Bürger-meisters Bernd Saxe sprach.

Die Tagung moderierte in bekannter Weise das Mitglied des Vorstands der NFG, Prof. Dr. Dr. h.c. Gilbert Gornig, Marburg; sie läßt sich in zwei große Themenbereiche einteilen. Gemäß einem der Satzungsziele der NFG, wissenschaftliche Vorgänge für den Laien verständlich darzustellen, sind drei Vorträge zu nennen: Prof. Dr. Hans Ackermann, Marburg, sprach über „Er-neuerbare Energien – Chance ohne Alter-native?“, Frau Anika Borchert, Hamburg, über „Offshore-Windenergieanlagen in der Ostsee“ und Prof. Dr. Büning-Pfaue über „Düfte, Aromen, Riechgenüsse“.

Im zweiten Bereich ging es um Themen, die mit der Geschichte und Kultur Dan-zigs und seines Umlandes zusammenhän-gen. Es begann mit „Meteorologische For-schungen in Danzig“, ein Forschungsgebiet, das schon sehr früh in Danzig betrieben und von Dr. Hans-Georg Peukert aus Hamburg

dargeboten wurde. Hans-Jürgen Kämpfert, Lübeck, sprach über „Daniel Gralath, Phy-siker, Mitbegründer der Naturforschen-den Gesellschaft und Bürgermeister von Danzig, zum 300. Geburtstag“ und Prof. Dr. Andrzej Januszajtis, Danzig, ergänzte dieses Thema durch Ausführungen über „Die Gralaths auf der Danziger Höhe“, die

auch die Güter der Gra-laths behandelten. Iza-bele Chlost, Stolp, stellte „Hydrographische Än-derungen der Leba-Neh-rung in der Zeit vom 19. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhand der Analyse kartographi-scher Materialien“ dar.

Es folgten einige Ausfüh-rungen zu literarischen The-

men: Dr. Malgorzata Schulz, Danzig, „Der Tod in Venedig und

der Tod in Danzig – Winkel Europas, in de-nen der Tod lauert“, Dr. Maciej Dajnowski, Danzig, „Reales Danzig und phantasmago-risches Danzig in ausgewählten Werken der zeitgenössischen polnischen Literatur“ und Mgr. Katarzyna Szalewska „Danziger rites de passage. Von der Hanse zur Post-polis.“

Sehr wichtig für die Gesamtgeschichte der NFG war der Beitrag von Dr. Wolfgang Kessler, Direktor der Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek in Herne, “Die Veröffent-lichungen der Danziger Naturforschenden Gesellschaft: Überlieferung, Erschließung und Digitalisierungsmöglichkeit“. Die Schlussbemerkungen des Tagungsleiters Prof. Dr. Dr. h.c. Gilbert Gornig standen unter der Überschrift „Der Friede von Oliva vor 350 Jahren“.

Die Fülle des Gebotenen kann hier nicht ausführlicher dargestellt werden, obgleich es wichtig und lohnenswert wäre. Daß die Vorträge in dieser Veröffentlichung nachles-bar sind, ist der Förderung durch das Bun-desministerium der Kultur und Medien zu verdanken. Der Band 10 kann erworben werden über: Dr. iur. Aldona Szczeponek LL.M. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, In-stitut für Öff. Recht, Abt. Völkerrecht, Uni-versitätsstr. 6, 35037 Marburg, Tel. 06421 28 23 809, Fax. 06421 28 23 853 HJK

Danziger Naturforschenden Gesellschaft (NFG) legt neuen Band vor

Deutsch-polnische Begegnung„Habermann“ in Bonn und Wiesbaden

Juraj Herz erzählt preisgekrönt vom Schick-sal der Sudetendeutschen während des Zwei-ten Weltkriegs, bereitet Geschichte differen-ziert und packend auf. Der Film ist nichts für sensible Gemüter. Manchmal ist die Spannung für den Betrachter unerträglich. Erschrecken zu Beginn. Verängstigte Men-schen werden geprügelt, beschimpft über Scherben getrieben. Auf ein Hitlerbild wird uriniert. Dazu dröhnt dramatische Musik. Plötzlich tiefster Frieden, böhmische Blas-musik, Heirat des reichen deutschen Säge-mühlenbesitzers mit einer tschechischen Halbjüdin. Die tschechische Belegschaft feiert mit, alle kennen sich. Die Idylle trügt, Herrenmenschen in schwarzen Uniformen diktieren fortan das Geschehen. Aus der Idylle werden Mord und Totschlag. Zwei Züge mit Güterwaggons. Wimmern von Kindern hört man aus dem einen. Schreie kommen aus dem anderen. Vertreibung der Sudetendeutschen wie die Judenverfol-gung? Erinnerungen kehren wieder. Trä-nen fließen.

Die SL-Landesgruppe Hessen hatte den Film nach Wiesbaden, die örtliche SL-Kreis-gruppe den Film nach Bonn geholt. Im

In Wiesbaden: (v.li.) Georg Walter, Irene und Alfred Herold, Otto R. Klösel, Erika und Norbert Quaiser

Apollo-Kinocenter in Wiesbaden gab es am 16. März gleich drei Vorführungen. In Hessen wird der Film auch noch in weiteren Orten zu sehen sein. Die Diskussion über die Aufarbeitung der deutsch-tschechischen Geschichte hat durch „Habermann“ neuen Auftrieb erhalten. In Bonn nahm auch das Mitglied des nordrhein-westfälischen Land-tags, Bernhard von Grünberg MdL (SPD), an der Vorführung teil.

NQ/MP

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Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected].

DieRedaktion freut sich überalle Berichte,Artikel, Termin-ankündigungenundLeserbriefeausdemBereichdesBauernver-bandes der Vertriebenen. ZuBerichtenausderArbeit IhrerVerbände vergessen Sie bitteaussagekräftigeFotosnicht.

2/2011

Am 11. Dezember 2010 hat die schlesische Landsmannschaft im Bund der Vertriebe-nen Christian Walter die Ehrenmedaille der LM Schlesien in Gold verliehen.

In der Urkunde heißt es wörtlich:

„Sprechen wir Dank und An-erkennung für besondere

Verdienste in der Verbandsar-beit der LM Schlesien aus.

Der Landesvorstand der Schlesier“

Christian Walter am 27. Juli 1938 als Bau-ernsohn in Goldberg geboren verlebte seine Jugendzeit auf dem 120 ha großen elterli-chen Hof am Rande der Stadt Goldberg.

Am 11. Februar musste er mit seinen El-tern und dem ganzen Betrieb die Flucht vor den Russen antreten. Sie flüchteten mit 10 Gespannen und einem Bulldog- Schlep-per, der den Futterwagen zog in Richtung Westen über das Riesengebirge. In Aus-sig an der Elbe stoppten die Tschechen den Treck und nahmen ihnen Pferde, Wa-gen und Fahrzeuge weg. Sie wurden mit

dem Handgepäck nach Schlesien zurück-transportiert. In ärmlichsten Verhältnissen musste die Familie Walter in der Wohnung der Großmutter wohnen bevor die Polen sie endgültig Pfingsten 1947 vertrieben und sie in Löbau in Sachsen Unterschlupf fanden.

Nach dem Schulbesuch ergriff Christian Walter den Beruf seiner Vorfahren und durchlief eine Ausbildung als Landwirt, die er mit einem Fernstudium an der Mar-tin-Luther-Universität und dem akademi-schen Titel des Diplom-Landwirtes krönte.

Schon früh – 1960 – ist er in die landwirt-schaftliche Praxis eingestiegen und wurde bereits 1966 in der LPG-Heinrichsberg bei Magdeburg zum Leiter der Tierproduktion berufen. Diese leitende Stelle hatte er bis zur politischen Wende 1990 inne. Von 1990 bis zu seinen Eintritt in das Rentenalter 2002 war leitend am Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung in Magdeburg tätig.

1962 heiratete Christian Walter, kaufte 1967 in Rogätz in der Bahnhofstraße ein statt-liches Grundstück und baute sich mit sei-ner Frau in Eigenleistung ein Haus, das er heute – nach dem zwei Kinder groß gezo-gen worden waren – bewohnt. Der große Garten und die Hühnerhaltung sind seine Verbindung zu seinem ehemaligen Beruf als Landwirt.Eingedenk des Flüchtlings- und Vertriebe-nenschicksal seiner Familie und Geschwis-ter hat er sich unmittelbar nach der Wende in den neu in Mitteldeutschland entstan-denen Organisationen der Flüchtlinge und Vertriebenen engagiert. Seit 1990 ist er Mit-glied im BdV und wurde schon bald im Landesvorstand Sachsen-Anhalt stellver-tretender Landesvorsitzender. Er übernahm das „Referat Bauernverband der Vertrie-benen“ im Landesverband des BdV als

Ehrenmedaille für Christian Walter

Vorsitzender. Somit gelangte er als Ver-treter Sachsen-Anhalts in den Bun-esvor-stand des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) wo er bereits 1995 zum Vizepräsi-dent gewählt wurde. Auf der Mitglieder-versammlung im Mai 2002 in Haus Schle-sien wurde Christian Walter einstimmig als Nachfolger von Horst Hoferichter zum Präsidenten des Bauernverbandes der Ver-triebenen e. V. (BVdV) gewählt, ein Amt das er bis heute innehat. Damit ist er geborenes Mitglied im Bun-desvorstand des BdV und kann dort sich für die so wichtige Frage des Eigentums der geflüchteten und vertriebenen Bauern einsetzen.Seine engagierte Mitarbeit im Landesvor-stand des BdV-Landesverband Sachsen An-halt seit 1993 und seine Verantwortung für die vertriebenen Landwirte und Bauern in Mitteldeutschland waren Anlass ihm am Tag der Heimat 2010 die hohe Aus-zeichnung zu überreichen. Träger der gol-denen Ehrennadel des BdV-Landesverban-des Sachsen-Anhalt ist er schon seit 1996.

Arwed Blomeyer

Schlesier in Sachsen-Anhalt vergeben höchste Auszeichnung

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14 Deutsche Umschau 2-2011

Bauernverband

„Sie sollten schreiben, dass für uns längst nicht mehr die drei K‘s gelten. Zu Kirche, Küche und Kinder ist nun auch Kompu-ter dazugekommen“, flüsterte mir während der Jahresversammlung lächelnd eine nette Dame aus Walzen zu. Und wer die Schle-sischen Landfrauen und deren Tätigkeit kennt, der weiß auch, dass ihr Einfluss weit über die eignen vier Wände hinausgeht.

„Die schlesische Frau muss überall präsent sein. Das hat sie so an sich und das ist auch gut so“, meint die derzeitige Vorsitzende des Verbandes, Maria Żmija-Glombik. Sie weiß wovon sie spricht, denn im letzten Jahr war kaum eine Organisation der deutschen Min-derheit so wirkungsvoll und aktiv wie die Landfrauen. In Bad Kissingen haben die

Schlesische Landfrauen ändern die Satzung ihres Verbandes

Umschau für den Landwirt

Pferdebrand ist tierschutzgerechtBrandzeichen als Kennzeichnung für Pferde, die in einem rasseeigenen Zuchtbuchregister eingetragen wurden, sind auch unter dem Gesichtspunkt des Tierschutzes eine ge-eignete Kennzeichnungsform. Dies erklär-ten die Deutsche Reiterliche Ver-einigung (FN) und der Deutsche Bauernverband (DBV) anlässlich einer Demonst-rationsveranstal-tung zum Pferdebrand in Berlin. Für die Pferdezüchter und Reiter ist das sichtbare, nicht fälschbare Brandzeichen ein unver-zichtbares Zeichen für das züchterische Leis-tungsniveau der heimischen Pferdezucht im weltweiten Vergleich. Ob für den Tur-niersport oder für den Freizeitbereich, die Pferdezuchtverbände nutzen die Kennzeich-nung der Pferde traditionell über das Brand-eisen. Die Fohlen verhalten sich nach einem kurzen Augenblick des Schrecks unmittel-bar danach wieder normal.

Größere Traktoren auf den HöfenAuf deutschen Bauernhöfen werden nach Mitteilung des Rheinischen Landwirt-schafts-Verbandes (RLV) in Bonn längst nicht mehr alle alten Traktoren nach ih-rer Verschrottung durch neue ersetzt. Der Höhepunkt der Motorisierungswelle wurde 1985 mit 1,48 Mio. Traktoren erreicht. Seit-her geht jedoch die Zahl dieser landwirt-s c h a f t l i c hen Zugmaschinen wieder zurück. So betrug der gesamte Trak-torenbestand nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes in der Landwirtschaft 2009 rund 681 200 Stück.Durchschnittlich werden zwei Trak-toren pro Betrieb eingesetzt. Und im Gegen-satz zur Entwicklung der Stückzahl werden die Traktoren immer größer, da die wach-senden Betriebe auch höhere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit und Schlagkraft der Maschine stellen. Betrug die Motorleistung je Schlepper 1985 noch 31,3 kW erhöhte sie sich bis 2009 auf 45,4 kW.

Frauen an zwei Seminaren teilgenommen, organisierten dort auch eine Kinderfreizeit im Sommer, die auf dem Sankt Annaberg fortgesetzt wurde. Sie veranstalteten den Mutter- und Frauentag und den Frauencom-ber in ihren Ortschaften. Die von den Land-frauen organisierte Ostertischausstellung in Kolonnowska war ein voller Erfolg. Die Da-men haben zusammen mit Frauen aus dem deutschen Altenkirchen ein Buch herausge-geben, das Geschichte, Kochrezepte, Bräu-che und Bildmaterial beinhaltet. Vertreter des Verbandes waren bei Konferenzen und Ausstellungen dabei, wo sie für schlesische Regionalprodukte geworben haben. Und da sie seit Jahren richtige Weltmeister im Rei-sen sind, waren sie auch 2010 viel unterwegs, unter anderem in Kroatien. An dem tradi-tionellen Frauentreffen in Kotschanowitz nahmen 300 Frauen teil! Wo etwas los war, dort waren die Schlesischen Landfrauen be-teiligt. Woran das liegt? „Unsere Mitglieder

sind geborene Aktivistinnen mit Führungs-qualitäten. In ihren Dörfern sind sie Dorf-bürgermeister, DFK-Vorsitzende, Gemein-deräte, gehören der Dorferneuerung an“, erklärt Maria Żmija-Glombik. Es wun-dert also nicht, dass die Ortgsruppenzahl des Verbandes jährlich wächst: 2010 sind zwei neue Ortsgruppen in Zywodschütz und Sedschütz dazugekommen.

Zu der diesjährigen Jahresversammlung trafen sich die Landfrauen früher als sonst um Änderungen in der Satzung vorzuneh-men. „Unsere Satzung wurde vor Jahren ge-schrieben, als es zum Beispiel noch keine Möglichkeit gab, an EU-Projekte teilzu-nehmen. Sie muss an die neuen Zeiten an-gepasst werden und auch an die aktuellen

Ziele und Aufgaben des Verbandes“, meinte Adela Pawelczyk, Vorstandsmitglied. Be-schlossen wurde unter anderem die Verle-gung des Sitzes nach Walzen, wo die der-zeitige Vorsitzende wohnt, die Beteiligung an dem Programm der Dorferneuerung, Knüpfen von Partnerschaften im In- und Ausland, Veröffentlichung und Verkauf von Büchern, Durchführung von Workshops und Kursen, Finanzierung auch durch Stif-tungen, Verwirklichung von EU-Projekten. Die neue Satzung sieht auch vor, dass ein neuer Vorstand alle vier Jahre, und nicht wie bisher drei, gewählt wird.

Das Jahr 2011 hat also für die Schlesischen Landfrauen schon einmal ereignisreich be-gonnen. Und die Damen halten das Tempo. Die nächste Großveranstaltung ist schon am 10. April: Die Ostertischausstellung in Pawlowitz.

Anna Durecka

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15Deutsche Umschau 2-2011

Bauernverband

Gleich zwei Ministerinnen, Lucia Puttrich aus Wiesbaden und Ilse Aigner aus Ber-lin, waren zur Eröffnungsveranstaltung der „Landwirtschaftlichen Woche Südhessen 2011“ geeilt. Puttrich stellte den „Landwirt-schaftlichen Fachplan Südhessen“ vor und Aigners Ansprache war mit „Politik für die Zukunft machen – Landwirtschaft nach 2013“ betitelt. Rosl Koberg, BdV-Kreisver-bandsvorsitzende Bergstraße und Otto R. Klösel, Referent für das heimatvertriebene Landvolk im BdV-Landesverband Hessen, nutzten die Gelegenheit: Sie machten Aig-ner auf den traditionellen „Tag der Ver-triebenen“ im Veranstaltungsprogramm aufmerksam.

Drei deutliche Worte, „Vertrieben – verspro-chen! – vergessen?“, so lautete das Tagungs-thema, spiegeln die ganze Enttäuschung des heimatvertriebenen Bauernstandes über eine noch immer ausstehende Vermögens-regelung wider. „Ein vertriebener Schrei-ner konnte wieder einen Hobel nehmen und der vertriebene Lehrer fand einen Platz im Schuldienst. Der vertriebene Landwirt jedoch, seiner Scholle beraubt, stand vor dem Nichts“, führte Dr. Arwed Blomeyer, Bundesgeschäftsführer des Bauernverban-des der Vertriebenen aus. Klösel hatte ihn als Referenten gewonnen, eine gute Wahl, wie sich bald herausstellte.

Dr. Blomeyer weiß wovon er spricht: Als Sohn eines Landwirtes in Schlesien gebo-ren, war er in verschiedensten Positionen an leitender Stelle im In- und Ausland im

Vertrieben – versprochen! – vergessen?

Bereich Landwirtschaft tätig. Zudem ist er ein Mann des offenen politischen Wortes, unbequeme Wahrheiten einfach „unter den Teppich zu kehren“ ist nicht seine Sache.

Die Charta der deutschen Heimatvertriebe-nen ist gerade wieder in aller Munde. Der Referent zitiert aus deren Absatz 3: „Da-her fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird.“ „Wenn wir diesen Teil der Charta nach 60 Jahren auf Umsetzung überprü-fen“ so Dr. Blomeyer, „stellen wir fest, dass die an Grundrechte gebundenen Forderun-gen, nämlich Recht auf Heimat und Recht auf Eigentum, nicht erfüllt wurden. Bereits 2005 habe man daher die Aufgaben und Ziele des Verbandes der heutigen Zeit an-gepasst und in einem 10-Punkte-Programm neu formuliert. Die zentrale Aussage da-rin laute: Das Recht auf die Heimat und Rückgabe, hilfsweise Entschädigung unse-res Eigentums, bleiben vorrangige Ziele. Die Vertreibung und die unrechtmäßige Ent-eignung sind völkerrechtswidrig.“

Der Verband sähe sich drei großen Aufga-ben gegenüber, so Dr. Blomeyer. An erster Stelle stände die Betreuung der Mitglie-der in Deutschland. Als zweite große Säule gelte die Betreuung der deutschen Bauern- und Landfrauenverbände in Oberschlesien und im polnischen Teil Ostpreußens, sowie die Unterstützung deutschstämmiger Bau-ern im russischen Teil. Schließlich fiele als

dritte Aufgabe, den Aktivitäten des Ver-bandes im Bereich Vertriebenen- und Ag-rarpolitik, eine wichtige Rolle zu.

Blomeyer bedauerte, dass die Politik unge-liebte Probleme nur auf Druck der Gerichte anfasst. Seit die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder offenkundig er-klärt habe, die Eigentumsbelange der Ver-triebenen nicht mehr vertreten zu wollen und auch ihre Nachfolger an Restitutions-fragen der Vertriebenen und Flüchtlinge völliges Desinteresse zeigen, habe die Preu-ßische Treuhand beim Berliner Kammerge-richt eine Unterlassungsklage eingereicht. In dieser Klage beruft sich die Preußische Treuhand auf die Obhutspflicht und das Handlungsgebot für die Bundesrepublik, die im Urteil des Bundesverfassungsgerich-tes von 1972 bestätigt wurde. Es wurde je-doch der Bundesrepublik der Zeitraum des Handelns ins Ermessen gestellt.

Nach 40 Jahren und damit mehr als ei-ner Generation sei es daher an der Zeit, den Gerichtsweg erneut zu beschreiten. Es müsse in Erfahrung gebracht werden, ob das BVG den Ermessenszeitraum bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausdehnen, oder aber einen konkreten Termin benen-nen wird, bis zu dem Ergebnisse vorzu-weisen sind.

Es sei deshalb wichtig, so der Referent, die Lastenausgleichsakten aufzuheben, die Kin-der mit den entsprechenden Instruktionen in die Problematik einzuführen und ihnen die Akten zu übergeben. Im Testament soll-ten die Kinder auch als Erben der väterli-chen Betriebe eingesetzt werden, auch wenn diese derzeit durch Polen bewirtschaftet würden. NQ

Heimatvertriebenes Landvolk tagt in Heppenheim

Dr. Arwed Blomeyer

(v.li.) Norbert Quaiser, Rosl Koberg, Otto R. Klösel, Bundesministerin Ilse Aigner

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16 Deutsche Umschau 2-2011

Minderheit

Seit wann existiert die Ge-sellschaft und was wa-ren ihre Anfänge?

Die AGMO e.V. wurde An-fang der 1980er Jahre unter der Federführung von Dipl.-Ing. Peter Oprzondek in Zu-sammenarbeit mit Hartmut Koschyk, heute Bundestags-abgeordneter und Staatssekre-tär, als Arbeitsgemeinschaft in der Schlesischen Jugend ge-gründet. Infolge der repressi-ven antideutschen Politik der Volksrepublik Polen stand der Menschenrechtsaspekt – un-ter anderem freie Entfaltung der deutschen Kultur und der Persönlichkeit, Schutz vor staatlicher Willkür – in den 1980er Jahren im Mittelpunkt der Arbeit. Es war damals nicht ungefährlich, Kontakte mit den Deutschen in den Oder-Neiße-Gebieten herzu-stellen und zu unterhalten.

Dass dies möglich war und infolgedessen Informationen über die ostdeutschen Lands-leute in der Heimat in die Bundesrepublik Deutschland gelangten, ist das entschei-dende Verdienst der AGMO e.V. 1990 erfolgten dann die organisatorische Tren-nung von der Schlesischen Ju-gend und die Eintragung als „e.V.“ in das Vereinsregister.

Was macht die AGMO e.V.?

Die AGMO e.V. fördert die Entwicklung der deutschen Muttersprache seit drei Jahr-zehnten. Im Rahmen ver-schiedener Projekte wurden unter anderem mehrere Kin-dergärten mit Kinder-Spiel- und Lernecken ausgestattet sowie didaktische Materialien

für den Deutschunterricht ge-liefert. So wurde die erste bi-linguale Grundschulklasse im Bezirk Schlesien in Tworkau gefördert. In einer anderen DFK-Ortsgruppe wurde ein Klassenzimmer für Deutsch-unterricht renoviert, mit Un-terrichtsmobiliar ausgestattet und der Grundschule feierlich übergeben. Die regelmäßig in Kindergärten und Grund-schulen durchgeführten Deutschwettbewerbe werden ebenso mit Sachpreisen und finanziellen Mitteln durch die AGMO e.V. gefördert wie musikalische Aktivitäten.

Zudem ist ein weiterer Pfeiler unserer Arbeit die Interessen-vertretung und Aufklärung unserer Landsleute östliche von Oder und Neiße über ihre Rechte als anerkannte Volksgruppe. Dazu ist auch die im August 2007 von der AGMO e.V. veröffentlichte Studie zum muttersprachli-chen Deutschunterricht an Kindergärten und Grund-schulen in der Republik Po-len zu zählen. Diese Studie, deren Ergebnisse immer noch aktuell sind, daß es in der ge-samten Republik Polen kei-nen deutschen Kindergarten und keine deutsche Grund-schule für die Kinder der deutschen Volksgruppe gibt, wurde an zahlreiche Abgeord-nete des Europaparlaments und Entscheidungsträger der bundesdeutschen Poli-tik, Presseorgane sowie Vor-stände der deutschen Vereini-gungen in der Republik Polen und Einzelpersonen versandt.

Welche Ziele hat die AGMO e.V.?

Unmittelbares Ziel der Arbeit der AGMO e.V. ist es Hilfe zur Selbst-hilfe für die Orga-nisationen der deut-schen Volksgruppe in der Republik Polen zu leisten. Dazu zählt für uns besonders die För-derung einzelner Pro-jekte in den kleinsten Zellen deutscher Kul-tur, den DFK-Orts-gruppen vor allem in Oberschlesien. Die Zusammenarbeit mit diesen Ortsgruppen, die vielfachen Proble-men aus Richtungen ausgesetzt sind, wo man es zunächst nicht vermuten würde, ist die Basis unserer Arbeit. Wir wollen zu einer wirklichen „Konsolidie-rung der DFK-Begegnungs-stätten“ beitragen. Wir ver-folgen keine hochtrabenden Ziele. Aber wir sehen genauso die flächendeckende Einrich-tung deutscher Kindergärten und Grundschulen als unbe-dingte Notwendigkeit für das Fortbestehen der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen an. Unter „deutschen“ Kindergärten und Grund-schulen verstehen wir sol-che, die sich in Trägerschaft der Volksgruppe befinden.

Welche Projekte wer-den jetzt realisiert?

Grundsätzlich unterstützen wir Projekte von DFK-Orts-gruppen zur Förderung der deutschen Muttersprache bei Kindern im Vor- und Grund-schulalter. Bedauerlicherweise müssen wir aber feststellen, dass die Anzahl der Anträge aus den DFK-Ortsgruppen seit einiger Zeit kontinuier-lich zurückgeht und die Qua-lität der Anträge insgesamt stark nachgelassen hat. Dies

schreiben wir vor allem der mangelhaften Bindung an die deutsche Muttersprache zu, da hierdurch auch – so unsere Erkenntnis – die Arbeitsweise von Menschen entscheidend geprägt wird. Daneben haben wir auch zuletzt Medien ge-fördert, die vor Ort in deut-scher Sprache arbeiten und publizieren. Zudem wurden in der Region mit unserer fi-nanziellen Unterstützung bis-her etliche Friedensdenkmäler für Gefallene und Kriegs-tote renoviert bzw. errichtet.

Welche Bedingungen muss ein Antrag erfüllen, um von der AGMO e.V. un-terstützt zu werden?

Grundsätzlich sollten von ei-ner Projektförderung Kinder der deutschen Volksgruppe im Alter von drei bis zehn Jah-ren profitieren. Das geförderte Projekt muss die Förderung der deutschen Mutterspra-che in den Mittelpunkt stel-len. Desweiteren ist ein zwei-seitiges Antragsformular korrekt auszufüllen. Anlei-tungen dazu legen wir je-dem Antragsformular bei.

Im nachfolgenden Interview, dass Tobias Körfer der „Ober-schlesischen Stimme“ gab, erläutert er Aufgaben und Ziele der AGMO e.V. und stellt aktuelle Aufgaben für die deutsche Volksgruppe in Schlesien vor. Das Gespräch führte Monika Masarczyk.

Deutsche Volksgruppe unterstützenEinsatz für deutschsprachige Schulen und Kindergärten

Tobias Körfer ist stellv. Vorsitzender der als gemeinnützig anerkannten „AGMO e.V. - Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen“ mit Sitz in Bonn

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IhreMeinung

Große Anerkennung für die Startnummer! Nach den de-primierenden Diskussionen der letzten Jahre ein wirk-lich überraschendes Ergeb-nis – in Format, Aufma-chung, Redaktionslinie, Farbe, Bildqualität, alles ein gelungener Schritt in die Gegen-wart der Printmedien!

Hartmut Sänger, Sprecher der Pommerschen Landsmannschaf

Vielen Dank für die freundliche Info über die Neugestaltung der Deutschen Um-schau. Das ist sehr zu begrüßen und wird neue Leser finden und gewinnen. Wir freuen uns darauf.

Rosemarie KretschmerBdV-Landesfrauenreferentin Hessen

Ich habe heute die Deutsche Umschau erhalten und war freudig überrascht über die verhältnismäßige Pünktlichkeit mit an-sprechendem Aussehen. Denn die Zeitung bringt gegenüber der vorhergehenden Aus-gaben ein sehr ansprechendes Erscheinungs-bild, mit dem wir uns sehen lassen können. Gratulation, dass es endlich geklappt hat neue Wege zu gehen! Als Anregung sollte im Impressum der Redaktionsschluss ange-zeigt sein, um aktuelle Beiträge rechtzeitig der Redaktion zukommen zu lassen. Wich-tig wäre, dass auch die Kreisverbände Ver-anstaltungen im Vorfeld der DU mitteilen, ebenso die Berichte der Veranstaltungen.

Rudolf Mohr, Groß-Gerau

Vielen Dank für die erste Ausgabe in diesem Jahr. Mein erster Eindruck: Die Umstel-lung ist gelungen, wie ich meine. Weiter so!

Wolfgang Hintz, Münster

Gratulation zum neuen Er-scheinungsbild der Deut-sche Umschau. Ich wün-sche der neuen Publikation viele neue und auch jugend-liche Leser, damit die frie-densstiftende Arbeit der deutschen Hei-matvertriebenen objektiv vermittelt werden kann. Schön wäre es, wenn man in der DU aktuelle Berichte lesen könnte. Nichts ist langweiliger, als Berichte über Tagungen, die schon Monate zurückliegen. Der Re-daktion wünsche ich eine glückliche Hand. Nur ein Hinweis zur Objektivität: Wenn ich im Impressum lese, dass die NRW-Ausgabe

Reaktionen auf die Veränderungen der Deutschen umschau

von der Ministerpräsidentin gefördert wird, erwarte ich eine Ergänzung für die Hessen-ausgabe. Denn mit der Gesamtförderung der Hessischen Landesregierung kann die jetzige Förderung in NRW wohl kaum ver-glichen werden, oder?

Rudolf FriedrichRegierungsbeauftragter der

Hessischen Landesregierung a.D.

Anmerkung der Redaktion:Herr Friedrich hat Recht. Wir haben die För-derung durch das Hessische Sozialministerium ebenfalls in das Impressum aufgenommen.

Das neue Gesicht der Deut-schen Umschau ist eine enorme Bereicherung für die Presselandschaft der Vertrie-benen in Hessen und Nord-rhein-Westfalen. Sehr inno-vativ und ansprechend. Macht weiter so!

Kerstin Jusczyk, Düsseldorf

Der wichtigste Anspruch war und ist für mich eine pünktliche zweimonatige Er-scheinungsweise. Ich kann noch nicht be-urteilen, ob dies mit der neuen Ausgabe er-füllt werden kann. Wenn das jetzige Layout (Art und Weise) dazu beitragen kann, würde dies vielen Mitgliedern entgegenkommen.Das neue Erscheinungsbild und die Aufma-chung entsprechen modernen Publikatio-nen und Methoden. Auf Anhieb finde ich die Druckqualität für eine wiederkehrende Vereinszeitschrift ein wenig „zu edel“. Mei-nes Erachtens würde auch eine einfachere Lösung (DIN A4 geheftet ohne verstärk-ten Schutzeinband und in Schwarz-Weiß-Druck) genügen. Die „Rätselecke für jung und alt“ oder „Frau und Familie“ halte ich für eine solche Ver-einszuschrift als überflüssig. Hierfür gibt es Zeitschriften zur genüge. Diesen Platz könnte man für wichtigere heimat- oder kulturpolitische Informationen nutzen.

Helmut Brandl, Stockstad

Ich habe die neue Deutsche Umschau bei der letzten Vorstandssitzung vorgestellt. Einhellig wurde die neue Version gelobt, sie lässt sich besser lesen, ist in einem hand-lichen Format gestaltet, wirkt nicht nur, sondern ist seriöser, vermittelt die Themen besser wahrnehmbar, eignet sich als Nach-schlagewerk, wenn ein Stichwortverzeich-nis eines Jahrganges zur Verfügung gestellt

werden kann, hat die Qualität des DOD; ist übersichtlicher gegliedert.

Werner Blietz Kreisvorsitzender Kleve

Mit der Neugestaltung ist den Herausge-bern ein Volltreffer gelungen. Das Journal ist jetzt handlicher geworden, ohne seine inhaltliche Qualität einzubüßen. In der Zeitung für gesamtdeutsche und europä-ische Politik, Wirtschaft und Kultur lese ich immer wieder Beiträge, die in ande-ren Publikationen nicht, oberflächlich oder gar verfälscht behandelt werden. Ich freue mich, wenn der eingeschlagene Weg fort-gesetzt wird.

Gustav Spiller

Die neue Deutsche Umschau in Hän-den, möchten wir Ihnen sagen, daß Ihnen ein großer Wurf gelungen ist. Die Deut-sche Umschau im neuen Gewande gefällt uns sehr gut und wir danken Ihnen für die eindrucksvolle Arbeit, die sie geleistet ha-ben. Die alte Deutsche Umschau in der Form von „Fliegenden Blättern“ war in der Tat erneuerungsbedürftig.Die Aufmachung und äußere Form ist aber letztlich nicht das Entscheidende bei einer Zeitung, sofern ihr Geist und ihr Inhalt. Auch da schlagen Sie einen Ton an, der nicht nur voll und ganz die Empfindung von und Vertriebenen und Geflüchteten trifft, sondern auch den Entscheidungs-trägern unserer Nation immer wieder klar macht, wie wenig sie sich um die Belange dieser Volksgruppe kümmern.Eckbert und Edith Hoernecke, Heiligenhaus

Ich gratuliere zum neuem Format der Deutschen Um-schau – soeben erhielt ich Nr. 1/2011– sieht prima aus!Prof. Dr. Dr. Alfred de Zayas

Die neue Deutsche Umschau ist spitze!Adalbert Teuber

Kreisvorsitzender Gelsenkirchen

Die Redaktion der Deutschen Umschau dankt allen Lesern, die sich zu Wort gemeldet ha-ben. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in Zukunft schreiben würden. Wir bit-ten um Verständnis dafür, dass wir in dieser Ausgabe nicht alle Leserbriefe in voller Länge abdrucken konnten.

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18 Deutsche Umschau 2-2011

Völkerrecht

„Alle Völker haben das Recht auf Selbst-bestimmung. Kraft dieses Rechts entschei-den sie frei über ihren politischen Status und gestalten in Freiheit ihre wirtschaft-liche, soziale und kulturelle Entwicklung“ – so heißt es gleichlautend in den beiden Menschenrechtspakten der Vereinten Na-tionen des Jahres 1966. Geboren aus dem Geist der Aufklärung, wurde die Idee des „Selbstbestimmungsrechts der Völker“ am Ausgang des Ersten Weltkriegs von US-Präsident Woodrow Wilson im Rahmen seiner Friedensbemühungen propagiert. Gleichwohl blieb dieses Recht sowohl in der völkerrechtlichen Theorie als auch in der politischen Praxis umstritten. Eine in-ternationale Expertentagung fragte nach den Möglichkeiten einer für das konkrete friedliche Zusammenleben der Völker bzw. Nationen förderlichen Bestimmung und Weiterentwicklung des Begriffs.

Veranstaltet wurde die Tagung von der Kul-turstiftung der deutschen Vertriebenen in Zusammenarbeit mit der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht sowie der Hanns-Seidel-Stiftung am 7./8. Dezember 2010 im Bildungszentrum Kloster Banz. Die wis-senschaftliche Leitung lag bei Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gilbert H. Gornig und Prof. Dr. Hans-Detlef Horn, beide Marburg. Als Mo-derator fungierte Bernd Dieter Rill von der Hanns-Seidel-Stiftung. Der Vorstandsvor-sitzende der Kulturstiftung, Hans Günther Parplies, wies einleitend darauf hin, dass die Veranstaltung genau an dem Tag beginne, an dem vor 40 Jahren der Warschauer Ver-trag zwischen der Bundesrepublik Deutsch-land und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung ihrer ge-genseitigen Beziehungen unterzeichnet worden sei – ein Jahrestag, wahrlich ge-eignet, aktuelle Fragen der Selbstbestim-mung anzugehen.

Einen Rückblick auf die ersten Versuche einer Anwendung des Selbstbestimmungs-rechts der Völker vor 90 Jahren bot der His-toriker Dr. Gregor Ploch vom oberschlesi-schen Landesmuseum, Ratingen. Die nach dem Ersten Weltkrieg angestrebte Friedens-ordnung suchte man durch Volksabstim-mungen über die staatliche Zugehörigkeit abzusichern. In einer Vielzahl von Regionen – von Vorarlberg und Südkärnten über Eu-pen-Malmedy bis nach Schleswig, Ost- und

Westpreußen sowie Oberschlesien – wur-den solche Abstimmungen durchgeführt, wobei jeder Fall seine eigenen unterschied-lichen Aspekte aufwies. Am konkreten Bei-spiel Oberschlesiens führte Dr. Ploch aus, dass es ungeachtet der Abstimmungsergeb-nisse zu bisweilen kuriosen Grenzziehun-gen kam, die weniger der Problematik eth-nisch gemischter Gebiete geschuldet waren als vielmehr vor dem Hintergrund der In-teressen der Alliierten zu sehen sind: Wirt-schaftliche und machtpolitische Gesichts-punkte bestimmten letztlich das Ergebnis, die Abstimmung diente weitgehend als de-mokratisches Mäntelchen.Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried von Bredow, Marburg, betrachtete dieses Spannungsfeld des Selbstbestimmungsrechts zwischen Po-litik und Recht näher aus der Sicht des Po-litologen. Nach einem Abriss der Entwick-lung des Selbstbestimmungsrechts stellte er

Das Selbstbestimmungsrecht der VölkerEine Problemschau – Eine Tagung der Kulturstiftung

Die Tagungsleitung: (v.l.n.r.) Prof. Dr. Hans-Detlef Horn, Prof. Dr. h.c. mult. Gilbert H. Gornig, Hans-Günther Parplies

fest, dass von einem Siegeszug dieses Rechts noch nicht gesprochen werden könne: Viel-fach unterliege es der politischen Instru-mentalisierung, und seine Durchsetzung sei durch eine Reihe von Konfliktlinien ge-kennzeichnet. Bis zum heutigen Tage reibe sich das Selbstbestimmungsrecht der Völ-ker an der territorialen Integrität der Staa-ten, beides Grundsätze, die in den UN-Menschenrechtspakten verbürgt sind. Im Hinblick auf die internationale Stabilität stelle sich die Frage, ob statt Abspaltung von einem Staat nur eine innere Autono-mie des betreffenden Volkes zu rechtferti-gen sei. Im Falle der Unterdrückung eines Volkes, das Selbstbestimmung anstrebt, könne der Grundsatz der Gewaltfreiheit angefochten werden.Anerkannt sei, so Prof. Christian Hillgruber,

dass staatlich organisierten Völkern ein de-fensives Selbstbestimmungsrecht in dem Sinne zukomme, dass sie ihre Staatlich-keit vor Angriffen zu verteidigen berech-tigt sind. Doch es stehe auch allen anderen Völkern zu, da die UN-Menschenrechts-pakte von „all peoples“ sprechen. Wenn-gleich es vor allem bei der Entkolonisie-rung zur Wirkung gekommen sei, könne es nicht auf die diesbezüglich betroffenen Völker beschränkt werden. Unter einem Volk, das Selbstbestimmung beansprucht, müsse grundsätzlich eine Menge von Men-schen verstanden werden, die territorial ab-gegrenzt lebt, sich durch eine Sprache aus-zeichnet, auch historische Dauer aufweist und insofern eine Schicksalsgemeinschaft bildet. Dabei müsse ein solches Volk bei der Durchsetzung des Rechts zumindest rudi-mentär durch Vertreter organisiert sein. Im Hinblick darauf, dass die Anerkennung als Volk und auch die Wege der Durchsetzung weitgehend von den Staaten bzw. der Staa-tengemeinschaft abhingen, kam der Refe-rent zum Ergebnis, dass die Völker mehr

nur Begünstigte des Rechts als vollberech-tigte Träger sind.

Dass sich aus dem Rechtspostulat auf UN-Ebene schließlich tragfähige Rechtssätze entwickelten, zeigte Prof. Dr. René Kuppe, Wien, am Beispiel des Selbstbestimmungs-rechts indigener Völker auf. Förderlich für die Selbstbestimmung von indigenen Völ-kern sei in der Folge das Wirken interna-tional aktiver Nichtregierungsorganisa-tionen gewesen, denen es gelang, zu den einschlägigen Beratungen der UN entschei-dend beizutragen. Es kam zur Deklaration der Rechte indigener Völker, die 2006 zu-nächst im Menschenrechtsrat und 2007 schließlich von der UN-Generalversamm-lung angenommen wurde. Die Deklara-tion garantiert eine Gleichbehandlung der indigenen Völker gegenüber den anderen

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19Deutsche Umschau 2-2011

Völkerrecht

Völkern im Staat. Den indigenen Völkern wird das Recht auf Selbstbestimmung in ih-ren eigenen kulturellen, gesellschaftlichen, organisatorischen und territorialen Angele-genheiten zuerkannt, das heißt, ihnen wird eine autonome Selbstverwaltung in Fragen ihrer eigenen Angelegenheiten zugestanden. Die grundlegende Unterscheidung zwischen „offensivem“ und „defensivem Selbstbestim-mungsrecht“ wurde bereits in den 1980er Jahren von Prof. Dr. Dietrich Murswiek, Freiburg, entwickelt. Prof. Murswiek ver-deutlichte, dass das Selbstbestimmungs-recht von unterschiedlichen Rechtsträgern ausgeht, denen es Rechte unterschiedlichen Inhalts einräumt. Subjekt des „defensiven“ Selbstbestimmungsrechts ist demnach das Staatsvolk, ein Volk also, das sich in Aus-übung des Selbstbestimmungsrechts bereits in einem Staat zusammengeschlossen hat. Das Selbstbestimmungsrecht ist damit nicht verbraucht, sondern beinhaltet nunmehr das Recht des Staatsvolks auf Abwehr von Inter-ventionen durch dritte Staaten. Subjekt des „offensiven“ Selbstbestimmungsrechts hin-gegen ist das Volk im ethnischen Sinn, das sich durch gemeinsame ethnische und kul-turelle Merkmale, ein Identitätsbewusstsein und den Bezug zu einem bestimmten Ge-biet auszeichnet. Konfliktpotential ist gege-ben, wenn in einem Staat das Staatsvolk und das Volk im ethnischen Sinn nicht überein-stimmen bzw. das Volk im ethnischen Sinn grenzüberschreitend angesiedelt ist. Ein Di-lemma des Selbstbestimmungsrechts ist u.a., dass es mit dem Recht der Staaten auf Sou-veränität und territoriale Integrität kon-kurriert. Die Staatenpraxis zeige, dass die aufgeführten Rechte häufig nicht verwirk-licht werden – so z.B. das Recht der Breto-nen auf Autonomie in Frankreich im Sinne des „offensiven Selbstbestimmungsrechts“. Beispiel für die Durchsetzung des defensi-ven Selbstbestimmungsrechts sei dagegen die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990, bei der das deutsche Volk als Staats-volk des Gesamtstaates Subjekt des Selbst-bestimmungsrechts war. Dieses hätte, wie Prof. Murswiek darlegte, grundsätzlich auch das Recht umfasst, über den Status des ge-samten Territoriums, also einschließlich der Oder-Neiße-Gebiete, zu entscheiden. Hier sei jedoch das Bestehen und die Durchsetz-barkeit eines Rechts zu unterscheiden: Da die Oder-Neiße-Gebiete lange nicht geltend gemacht worden seien, wäre das Erheben von diesbezüglichen Forderungen im Jahr 1990 illusorisch gewesen.

Die ungebrochene Brisanz der sog.

„Nahostproblematik“ kann als Beispiel dafür gelten, wie sehr die Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht durch unter-schiedliche Völker zu einem den Weltfrie-den bedrohenden Konflikt führen kann. Mit Spannung wurde daher von den Teil-nehmern der Tagung die Gegenüberstellung des Selbstbestimmungsrechts der Juden ei-nerseits und desjenigen der Palästinenser an-dererseits erwartet. Für die jüdische Seite sprach Godel Rosenberg, in Lodz gebo-ren, die meiste Zeit seines Lebens in Mün-chen wirkend, heute in Tel Aviv lebend. Rosenberg räumte einleitend ein, dass es im Hinblick auf die Probleme des Nahen Ostens keine wirkliche Objektivität gebe. Er führte die Geschichte der heutigen 7,6

Der wisenschaftliche Leiter der Tagung: Prof. Dr. h.c. mult. Gilbert H. Gornig

Millionen Israelis auf 4000 Jahre des Vol-kes Israel, bis zum Stammvater Abraham, zurück. Die Juden hätten sich stets als Volk definiert und ihre Identität bewahrt. Auch in den Zeiten der Diaspora in der ganzen Welt seit fast 2000 Jahren hätten sie sich nicht assimiliert. Das Selbstbestimmungs-recht der Juden sei nach dem Holocaust end-lich verwirklicht worden und habe zu der Gründung Israels geführt. Rosenberg ging hier auf den Prozess der Entkolonialisierung gegenüber Großbritannien und die folgen-den historischen Schritte ein, insbesondere den UN-Teilungsbeschluss der San-Remo-Konferenz und auf die nachfolgenden in-ternationalen Anerkennungen des Staates Israel. Er sprach sich nachdrücklich für ein friedliches Zusammenleben von Juden und Palästinensern im Staat Israel aus, ebenso für einen souveränen Palästinenserstaat. Is-rael gewähre den Juden aus aller Welt ein

Rückkehrrecht. Ein Rückkehrrecht der aus israelischem Gebiet vertriebenen Palästinen-ser schloss Rosenberg nach der Etablierung eines eigenen Palästinenserstaats indes aus.

Abdullah Hijazi von der Generaldirektion Palästinas, Berlin, berichtete mit Blick auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker über die Lage der Palästinenser. Das Selbst-bestimmungsrecht sei für die Palästinenser von zentraler Bedeutung, da mit ihm ein unabhängiger und souveräner Staat des au-tochthonen palästinensischen Volkes errun-gen werden solle. Die Palästinenser sehen im Selbstbestimmungsrecht ein anerkann-tes Menschenrecht und ein bedeutendes Element des heutigen politischen Lebens. Auch Hijazi ging auf die völkerrechtliche und politische Entwicklung seit dem Zwei-ten Weltkrieg ein. Man erkenne auf palästi-nensischer Seite, auch wenn dies schmerz-lich sei, die 1967 geschaffenen Grenzen des Staates Israel an. Erst 1969 wurde mit einer UN-Resolution erstmals das Selbstbestim-mungsrecht der Palästinenser bestätigt. Als Hauptbedrängnis erlebten die Palästinen-ser seither die rigide israelische Besatzung der ihnen verbliebenen Westbank und des Gaza-Streifens, im Zuge derer insgesamt 79 % des verbliebenen Territoriums kon-fisziert wurden. Hijazi dokumentierte an-hand detaillierter Karten die damit ver-bundene massive jüdische Besiedlung der Westbank und beklagte die Errichtung der weit in das verbliebene Palästinensergebiet eingreifenden, eine wirtschaftliche Entwick-lung verhindernden Mauer seit 2002. Das unterdrückte palästinensische Volk beharre indes auf seinen unveräußerlichen Rech-ten, auf dem Rückkehrrecht der Vertriebe-nen und auf staatlicher Selbstbestimmung. Auch wenn die Tagung die Grundbegriffe des Selbstbestimmungsrechts der Völker zu präzisieren, die Entwicklung von einem am Ende des Ersten Weltkrieges aufkom-menden politischen Prinzip zu einer Recht-norm des Völkerrechts anschaulich zu do-kumentieren und konkrete – erfolgreiche und problematische – Anwendungsfälle zu benennen wusste, so erscheint die Diskus-sion über die schwierige Materie doch alles andere als abgeschlossen. Wie Prof. Gornig und Hans-Günther Parplies deutlich mach-ten, bleibt dies für die Studiengruppe für Politik und Völkerrecht und die Kulturstif-tung der deutschen Vertriebenen, die sich bereits in den 1990er Jahren mit dem Selbst-bestimmungsrechts der Völker beschäftig-ten, eine andauernde Aufgabe.

Ehrenfried Matthiak

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20 Deutsche Umschau 2-2011

Ausland

Premierminister Junichiro Koizumi und der russische Präsident Vladimir Putin kamen 2005 überein, ihre Bemühungen um Lösungen zu verstärken

Japan leidet – noch immer können wir es täglich auf allen Nachrichtensendern sehen – unter einer dreifachen Katastro-phe: Zunächst kam das Erdbeben, dann der Tsunami und schließlich noch der ato-mare GAU. Ruhe, Würde, Pflichterfül-lung, Disziplin, alles das hat die japani-sche Gesellschaft in den letzten Wochen einer erstaunten Weltöffentlichkeit vorge-lebt. Japanische gesellschaftliche Comments oder der shintoistische Ahnenkult sind dem westlichen Denken fremd und unheimlich. Allenfalls Klischees über den japanischen Gruppenzwang und Fleiß werden stereo-typ wiederholt. Dabei war das Verhalten für japanische Verhältnisse wenig unge-wöhnlich, vielmehr war es erwartbar. Ja-pan verhält sich anders.

Häufig werden Deutschland und Japan in einem Atemzug genannt. Zu den großen Unterschieden zwischen beiden Ländern gehört jedoch, neben bemerkenswerten Ge-meinsamkeiten, zweifellos der Umgang mit der eigenen Geschichte und die Reaktio-nen auf die totale Niederlage im Zweiten Weltkrieg und ihre Folgen. Nicht weniger schwer als Deutschland wurde Japan da-bei getroffen. 45 Prozent seines Territori-ums, das allerdings zum großen Teil nicht länger als 50 Jahre zu Japan gehört hatte, büßte der Inselstaat ein.

Das Territorialproblem mit Rußland um die sogenannten Kurileninseln ist ebenso ein Fall, in dem Japan anders reagiert als man im Westen erwartet. 1855 wurde ein Vertrag zwischen Japan und Rußland ab-geschlossen, der sämtliche Kurileninseln nördlich von Etorofu Rußland zugestand, während Sachalin beiden Parteien zur Nut-zung freigegeben wurde. 1875 wurde ein Tauschvertrag geschlossen, der Rußland ganz Sachalin zuschlug, während die ge-samte Kurilenkette von Rußland an Japan abgetreten wurde. Nach dem russisch-japanischen Krieg trat Rußland im Frieden von Portsmouth (1905) Südsacha-lin bis zum 50. Breiten-grad an Japan ab. Kurz vor Kriegsende trat die Sowjetunion trotz eines bestehenden Neutrali-tätsvertrages gegen das Versprechen Roosevelts

und Churchills, nach dem Sieg, Südsacha-lin zurückzubekommen, in den Krieg ge-gen Japan ein. Stalin dehnte dies auch auf die Kurilen aus, die einheimische japanische Bevölkerung, etwa 17.500 Personen, wurde vertrieben. Erst bei den Friedensverhand-lungen, die 1951 in San Francisco begannen, erklärten die Amerikaner, daß der geogra-phische Begriff „Kurilen“ die vier nördlich der japanischen Inseln Hokkaido gelegenen Inseln Etorofu, Kunashiri, Shikotan und die Habomai-Eilande nicht einschließe. Dar-aufhin weigerte sich die Sowjetunion den Friedensvertrag zu unterzeichnen, was zu der anhaltenden Situation führte, daß Ja-pan mit der UdSSR, bzw. Rußland bis jetzt keinen Friedensvertrag hat. Heute geht es genau um diese vier nördlich von Hok-kaido gelegenen Inseln, die Japan ganz of-fiziell seine „nördlichen Territorien“ nennt. Seit 1951 nimmt die sowjetische Seite den Standpunkt ein, daß die Kurilen ihr durch die internationalen Abkommen von Kairo, Jalta und Potsdam und die bedingungslose Kapitulation Japans zugefallen seien. Japan selbst betont immer wieder, daß die Inseln urjapanisches Territorium seien. In der Tat haben die kleinen Habomai-Inseln und Shi-kotan administrativ immer zu Hokkaido ge-hört, sie sind Ausläufer der Ostspitze Hok-kaidos. Auch Kunashiri und Etorofu haben stets zu Japan gehört. Für die japanische Seite ist ein bilateraler Neubeginn ohne eine Lösung dieser Frage nicht denkbar.

1982 verlangte das japanische Kultusmi-nisterium von Schulbüchern für höhere Schulen, daß die besetzten Kurileninseln stets zu erwähnen seien. Bedeutsam war das Treffen von Ministerpräsident Hashi-moto und Präsident Jelzin in Krasnojarsk 1997. Die beiden Staatschefs einigten sich im „Jelzin-Hashimoto-Plan“ auf die Unter-stützung der russischen Wirtschaftsrefor-men durch Japan. Ein Friedensvertrag sollte

bis zum Jahr 2000 unterzeich-net werden. Es war aber kein Zufall, daß wenige Tage nach

diesem Treffen der russische

Außenminister Primakow Japan besuchte. Er machte das, was sein Präsident aus in-nenpolitischer Rücksichtnahme nicht tun konnte: Konkrete Vorschläge zur Lösung der „Kurilenfrage“. Er schlug dabei eine gemeinsame Entwicklung der Inseln vor. Dazu kam es jedoch nicht.

Am 11. Juni 2009 verabschiedete das Un-terhaus des japanischen Parlaments eine Gesetzesänderung, wonach maximale An-strengungen unternommen werden sollen, um eine möglichst zügige Rückgabe der In-seln zu ermöglichen. Auch müssen zukünf-tig alle offiziellen Verlautbarungen Japans die vier Inseln betreffend diese als „Nörd-liche Territorien“ (北方領土) bezeichnen. Das russische Außenministerium bezeich-nete das als versuchten Schritt hin zu einer Eskalation. Am 1. November 2010 besuchte Dimitrij Medwedjew als erster russischen Präsident überhaupt die Insel Kunashiri und fachte damit den Streit neu an. Das Außenministerium in Tokyo protestierte dagegen und bestellte den russischen Bot-schafter ein. Der japanische Premiermini-ster Naoto Kan nannte den Besuch Med-wedjews vor einem Parlamentsausschuss „äußerst bedauerlich“. Er bekräftigte, die Inseln gehörten zu Japan. Außenminister Seiji Maehara sagte, der Besuch habe die Gefühle der japanischen Öffentlichkeit ver-letzt. Am 2. November 2010 zog Japan sei-nen Botschafter aus Moskau ab. Die Aus-einandersetzung hält an.

Alles das geschieht 60 Jahre nach dem Ende des Krieges. Innenpolitische Diskussionen über den Umgang mit der Vergangenheit gibt es auch in Japan. Aber in der Frage der nördlichen Territorien gibt es eine geschlos-sene, solidarische Haltung. Japan verhält sich anders. Markus Patzke

Japan steht im Unglück zusammenIn der Japanischen Gesellschaft wird in anderen Zeiträumen gedacht

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21Deutsche Umschau 2-2011

IndiesemJahrwirddasMuseumineinneuesGebäudeumziehen.Museumseröffnungistam23.JuliinDetmold

Aussiedler

Unterstützung des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte

In diesem Jahr wird das Museum 15 Jahre jung und das bereits beschriebene neue Domizil wird bezogen. BITTE schon jetzt vormerken: OFFIZIELLE ERÖFF-NUNG ist am 23. Juli in Detmold! Die Leiterin des Museums, Frau Dr. Katha-rina Neufeld, spricht in einem AUFRUF alle Deutschen aus Russland an.

MUSEUM AKTIV – die Sammelaktion!

Die VIRA e. V. greift sehr gern den Ap-pell von Frau Dr. Neufeld auf und unter-stützt alle Maßnahmen, sowie das zentrale Motto: Die Leitung und die Unterstüt-zer der Aktion wollen alle Deutschen aus Russland ermuntern und anregen, zur Er-haltung der russlanddeutschen Kulturge-schichte beizutragen.

Hintergrund der Sammelaktion

Die Sammelaktion ist eine langfristige In-itiative zur Sicherung und Bewahrung von Kulturgut unterschiedlichster Prägung. Fa-milienreliquien, alte Fotos und Bücher, Er-innerungsstücke, Briefe und Nachlässe russ-landdeutscher Autor/innen oder alltägliche Gegenstände, auch Kleidung – das alles do-kumentiert die bewegte Geschichte und ein-zigartige Kultur der Deutschen aus Russ-land. Der Kulturgeschichte, dem Erbe der Vorfahren und damit der Identität nach langen Jahrzehnten der Verfolgung, Ver-treibung, des Totschweigens und der Dis-kriminierung wird zum ersten Mal eine Heimat gegeben. Hier und Heute.

In der Sowjetunion durften die Deutschen aus Russland nichts über ihre Geschichte erfahren.

Viele haben erst hier in Deutschland be-gonnen, sich mit der eigenen Familienge-schichte und der Volksgruppe auseinander zusetzen. Der nach und nach wieder erwor-bene Erinnerungsschatz darf nicht nur vor dem Vergessen bewahrt werden, sondern er muss sich auch in das kollektive Bewusst-sein der jüngeren Generation sowohl der Deutschen aus Russland als auch der ein-heimischen Nachbarn einprägen, um so ein Teil der heutigen Gesamtkultur zu werden.

Dazu sollten alle Deutschen aus Ruß-land aktiv beitragen.

Bewahren bedeutet keinesfalls Stillstand. Die Museumsleitung und Frau Dr. Neu-feld im Besonderen sieht es mit großem Be-dauern, wenn das durch die Ereignisse oh-nehin schon rare und begrenzte Kulturgut weiterhin verloren gehen sollte.

Deshalb noch einmal die herzliche Bitte:

Niemand sollte historisches Kulturgut ver-nichten. Vielmehr sollte auch das gesammelt werden, was eventuell belanglos erscheint:

• Alte Zeitungen

• Bücher

• Dokumente

• Bibliotheken

• Kunstwerke

• Fotos

• Gegenstände aus dem täglichen Leben in Russland

• Videodokumentationen und vieles mehr, ist Kulturgeschichte, die erhalten werden muss.Wenn gewünscht, werden über die Exponate

und Originale Schenkungsverträge oder Empfangsbestätigungen ausgestellt.

Jeder, der einen Beitrag leisten kann, wendet sich bitte direkt an das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte

Dr. Katharina NeufeldGeorgstraße 24, 32756 DetmoldTel.: 05231 – 921 626, 05231 – 921 622Fax: 05231 – 921 618E-Mail: [email protected]

Vorab-Informationen unterwww.russlanddeutsche.de

Ein wichtiger Hinweis:

Im Museum ist die „russlanddeut-sche Familienforschung“ zuhause. Viele Deutsche aus Russland nut-zen gern die Gelegenheit, nachzufor-schen und vieles zu entdecken, was als verloren galt. Diese Quelle sollte jeder nutzen!Öffnungszeiten:

Mo-Fr 14 – 17 Uhr Sa 11 – 17 Uhr und nach Vereinba-rung. Führung vorher bitte anmelden.

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22 Deutsche Umschau 2-2011

FrauundFamilie

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März konnte man in vielen Städten Veranstaltungen, Ausstellungen oder Vor-träge besuchen. „Frauen, die Geschichte machten“ so der Titel eines Stadtrundgan-ges z. B. in Münster. Lustiges und Trauri-ges, Erstaunliches und Nachdenkliches, so hieß es in der Vorankündigung. Der Bogen spannte sich vom Frauen-Leben im Mittel-alter und in der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert.

Frauenquote?

Vielen Frauen ist gar nicht bekannt, dass in diesem Jahr das 100. Jubiläum des Weltfrau-entages begangen wird. Haben die Frauen das nötig? Steckt da auch noch etwas von „Gleichberechtigung“ drin?

Die Franzosen machen es vor und die Nor-weger auch. In den beiden Ländern sollen mehr Frauen Chefinnen von großen Un-ternehmen werden. Dafür haben die Re-gierungen Gesetze erlassen. Am 8. März sollte darauf aufmerksam gemacht wer-den, dass Frauen und Mädchen mitunter noch benachteiligt werden. Denn vielfach verdienen Männer teilweise mehr Geld für die gleiche Arbeit als Frauen.Vor hundert Jahren forderten die Frauen: Wir wollen das Recht, wählen zu gehen! Das haben sie mittlerweile erreicht. Und wie sieht es sonst in der Politik aus? Die FDP-Europaabgeordnete Dr. Silvana Koch-Mehrin fordert eine Frauenquote für ihre Partei. Niedersachsens FDP-Chef und Bundesgesundheitsminister Philipp Rös-ler lehnt eine verbindliche Frauenquote für die FDP ab. Eine Quote für Parteigremien und Wahllisten sei ein völlig untaugliches Instrument, sagte Rösler. Dem Mitte Mai stattfindenden FDP-Bundesparteitag liegt ein Satzungsänderungsantrag der Bundes-vereinigung Liberale Frauen vor, dass min-destens 40 Prozent der Parteiämter und Plätze auf Wahllisten Frauen vorbehalten sein sollen. Ob die FDP dann eine bessere Politik macht? RM

Silvana Koch-Mehrin

Die Kreisgruppe der Landsmannschaft Schlesien beging am Sonntag, 20. März ihr 60jähriges Bestehen in Münster. Nun ist das nicht gerade Anlass für uneinge-schränkte Freude und Jubelfeier. Das be-deutet nämlich: Mindestens 60 Jahre Ver-treibung, 60 Jahre fern der Heimat und 60 Jahre Verlust des Partners, der Kinder oder Angehöriger, 60 Jahre Trauer und 60 Jahre Trauma.

Und trotzdem: Die Schlesier in Münster lie-ßen sich nicht unterkriegen. Die Schlesier ließen sich nicht entmutigen, sie schlossen sich nach Beendigung des Koalitionsver-botes für Vertriebene durch die Alliierten 1951 zu einer Landsmannschaft zusammen und packten mit an, damit aus der zerstör-ten Stadt Münster ein neues Zuhause wer-den konnte, obwohl im Herzen noch im-mer die Hoffnung auf eine Heimkehr nach Schlesien schlummerte.

Das sprach auch ganz deutlich der Ober-bürgermeister von Münster, Markus Lewe, aus, der übrigens eine Schlesierin zur Frau hat: „Für Münster heißt das, dass die vielen guten Ideen, der Einsatz, die Bereitschaft, der Wunsch, schlesische Kultur hier sicht-bar werden zu lassen, in der neuen Heimat, Münster unheimlich bereichert hat. Dann ist es doch wohl auch so, dass uns in die-sen Tagen Berichte über Massenfluchten in Nordafrika verfolgen. Wir erleben auch und besonders die Älteren unter uns, doch immer wieder aufs Neue die Erinnerung

Ein nachdenkliches Jubiläum

an das unglaubliche Leid, was durch Ver-treibung zugefügt wurde. Vertreibung ist Unrecht. Das ist unbestritten und völker-rechtlich eindeutig, auch wenn im Falle der deutschen Vertreibung dieses Unrecht auch durch uns Deutsche begangen, bzw. ausgelöst wurde. Aber sie macht die deut-sche Vertreibung weder rechtmäßig noch entschuldbar. “Der Landes- und Bundesvorsitzende der Schlesier, Rudi Pawelka, erinnerte in seiner Rede an die Aussage des ehemaligen Bun-despräsidenten Herzog, der 1994 deutlich sagte: „... dass man sich der Geschichte in aller Offenheit stellen muss, im Mut zur vol-len Wahrheit, nichts hinzufügen aber auch nichts nichts weglassen, nichts verschwei-gen und nichts aufrechnen. Wenn wir eine weltweite Ächtung von Vertreibung wollen, dann müssen wir auch das Vertreibungsun-recht aufarbeiten und müssen uns dieser Wahrheit stellen.Und ich sage Ihnen auch: Ohne Wahrheit gibt es keine Versöhnung.“Die Orts- und Kreisvorsitzende der Lands-mannschaft Kornelia Bettin konnte im Fest-saal des Rathauses zu Münster neben dem Münsterschen Oberbürgermeister Markus Lewe mit seiner Gattin, Vertreter der Orts- und Landespolitik Richard Halberstadt und Josef Rickfelder, den neuen Visitator für Priester und Gläubige aus der ehem. Erzdiözese Breslau und dem ehem. Gene-ralvikariat Branitz, Dr. Joachim Giela be-grüßen. Extra angereist aus Schlesien war Steffi Wrobel. Roswitha Möller

Schlesiergruppe in Münster wird 60 Jahre alt

Von Frauen geprägt und getragen: 60 Jahre Landsmannschaft Schlesien

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23Deutsche Umschau 2-2011

FrauundFamilie

Umschau für die Frau

Frau Waltraud Keltner aus Greifenberg in Hinterpommern sandte uns das folgende Waffelrezept ein:

500 g Butter, 500 g Zucker, 500 g Mehl, 12 ganze Eier (das Weiße zu Sahne), 1 Zitrone, 7 Eßl. Rum, 200 g gemahlene süße Man-deln, einige Tropfen bittern Mandelöl

Die Herzchen werden kalt gegessen.

Sauerampfersuppe (Ostpreußen)

500 g Sauerampfer, 1 ½ l Wasser, 2 Bouil-lonwürfel, Salz, 3/8 l saure Sahne, Mehl, 3 gehäufte Eßl. Butter, 2 Eigelb, Zucker, 8 hartgekochte Eier, 750 g Kartoffeln

Der Sauerampfer wird verlesen, gründlich gewaschen und – bis auf ein paar rohe Blät-ter, die zum Schluß feingehackt der fer-tigen Suppe beigefügt werden – kurz in Wasser gekocht. Nun durch ein Sieb rei-ben, daß keine Reste übrigbleiben, Bouil-lonwürfel, Salz zufügen und noch einmal aufkochen, mit saurer Sahne und Mehl an-binden, vom Feuer nehmen, Butter in der Suppe zerlassen, 2 Eigelb anrühren. Mit einer Prise Zucker abschmecken. Man ißt dazu hartgekochte Eier und Salzkartoffeln, die separat gekocht werden und die man – ebenso wie die ganzen, geschälten Eier – in die Suppe tut. Auf ostpreußischen Gütern pflegte man statt der Salzkartoffeln Speck-kartoffeln zu reichen.

Krautrouladen (Schlesien)

1 Kopf Weiß- oder Welschkraut, 1 Pfd. gewiegtes Fleisch, 1-2 Semmel, feinge-wiegte Zwiebel, 1 Ei, Salz und Pfeffer nach Geschmack.

Die Blätter werden einzeln vorsichtig ge-löst, die dicke Rippe herausgeschnitten und gebrüht oder wenn der Kopf zu fest ist, so legt man ihn ganz ins kochende Wasser und

Was koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen demnächst bekannte und weniger bekannte Gerichte vor-stellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion sen-den, wir veröffentlichen es gerne. Die einzige Bedingung ist, dass es einen Bezug zu einer ostdeutschen Landschaft hat. So bleibt die ostdeutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

Herzlichen Glückwunsch zur neuen Form-der „Deutschen Umschau“! Sie ist Ihnen wirklich sehr gut gelungen! Das Exemplar ist handlich, vom Text her übersichtlich, durch Bilder aufgelockert, durch Farbe an-schaulich, die Informationen aktuell und heimatpolitisch von Bedeutung. Mögen Sie nicht nachlassen an Informationen und Be-richten, die wir sonst in den Medien nicht finden! Alles ist interessant zu lesen! Auch wir Männer lesen Kochrezepte! Nur war ich erstaunt, beim Rezept der „Thorner Ka-tharinchen“ eine Abbildung zu finden, die in keiner Weise die Form der „Katharin-chen“ wiedergibt. Also deshalb – mit Ver-laub – hier eine Abbildung der h i s t o r i s c he n Katharinchen. Es gibt übrigens eine Legende dazu. Wenn In-teresse besteht, sende ich sie Ih-nen einmal zu. Weiter so! Wilhelm Gilhaus, Münster

Die falsche Form

Hebammen gehen weltweit auf die Straße

Um auf die unzureichende Versorgung mit Hebammenhilfe hinzuweisen, gehen die Hebammen am 5. Mai wiederholt auf die Straße. Auf Spruchbändern und Transparen-ten sind die die 5 wichtigsten For-derungen zu le-sen, die in An-lehnung an die weltweiten gesundheitspolitischen Ent-wicklungsziele als die „deutschen Big Five“ bezeichnet werden. Damit appellieren die Hebammen an die Politik und die Kran-kenkassen und fordern:1. Einen würdevollen Start ins Leben2. Ein bedingungsloses JA zur norma-

len Geburt3. Die freie Wahl des Geburtsortes4. Bessere Arbeitsbedingungen5. Hebammenhilfe für alle FrauenDer 5. Mai ist der Aktionstag der Hebam-men. Seit 1991 nutzen Hebammen weltweit dieses Datum, um auf bestehende Versor-gungsdefizite aufmerksam zu machen.

Kaffee senkt das Schlaganfall-Risiko bei Frauen

Wie eine schwedische Studie nun zeigt, senkt der tägliche Konsum von mindes-tens einer Tasse Kaffee das Schlaganfall-Risiko bei Frauen erheblich. Schlag-anfälle sind die dritthäufigste To-desursache bei Frauen.

Ein Forscherteam vom Karolinska-Institut in Stockholm hatte seit 1997 Da-ten von 35.000 Frauen gesammelt, darun-ter auch die über ihren Kaffeekonsum. Bis 2008 hatten rund 1700 der Frauen einen Schlaganfall erlitten. Die Forscher stell-ten bei der Untersuchung ihrer Daten fest, dass das Risiko, einen Schlaganfall zu erlei-den, um 25 Prozent sank, wenn die Frauen mindestens eine Tasse Kaffee am Tag ge-trunken hatten. Gute Nachrichten für die vielen Kaffeetrin-ker in Deutschland. Jeder Deutsche trinkt im Schnitt 150 Liter Kaffee pro Jahr.

läßt ihn 2 Min. darin. Das Fleisch wird mit den Zutaten gut verrührt, in jedes Blatt 1 Eßlöffel Fleisch fest eingerollt und in einer Kümmelsoße gekocht oder in heißer But-ter geschmort.

Böhmische Fingernudeln

1 kg Kartoffel(n), mehlig kochende, 200 g Mehl, 2 Ei(er), 2 EL Butter, etwas Salz und Pfeffer, Muskat

Die Kartoffeln schälen und im Salzwasser kochen. Danach

durch die Kartoffelpresse in eine Schüssel drücken. But-ter, Mehl und Eier dazu-geben und alles gut ver-kneten. Mit Salz, Pfeffer

und Muskat abschmecken.

Inzwischen einen Topf mit Salzwasser zum Kochen brin-

gen. Den Teig in fingerdicke und finger-lange Röllchen formen. Die Fingernudeln im Topf ca. 15 Minuten bei nicht zu star-ker Hitze kochen lassen. Dann herausneh-men und gut abtropfen lassen.

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24 Deutsche Umschau 2-2011

LandesverbandNordrhein-Westfalen

Die Bonner Kreisgruppen der Ostdeutschen Landsmannschaften Ostpreußen, Schlesien, Sudeten- und Bessarabiendeutschen, sowie die der Siebenbürger Sachsen begingen ih-ren traditionellen Ostdeutschen Winterball. Um dem positiven Resümee und den stei-genden Besucherzahlen der letzten Jahre gerecht zu werden, wechselte man erstmals in den großen Saal der Stadthalle, sicher keine falsche Entscheidung. Ältere Teil-nehmer fühlten sich genauso wohl wie die breite Masse der Besucher mittleren Alters.

Gleich zu Beginn bot die Trachtengruppe „Der Fröhliche Kreis“ unter der Leitung von Bernadette Glattki ein farbenfrohes Bild mit dem Einzug der Fahnen der Lands-mannschaften und ihren schlesischen Trach-ten. Das Rahmenprogramm war eine bunte

Farbenfroher Ostdeutscher Winterball in der Stadthalle

Für den 20. Februar dieses Jahres hatte die Westpreußische Jugend zu ihrer ersten ei-genständigen Veranstaltung ins Westpreu-ßische Landesmuseum nach Münster gela-den. Ziel war es, grundlegendes historisches und kulturhistorisches Wissen über das un-tere Weichselland zu vermitteln und eine Debatte über Ziele und Aufgaben eines westpreußischen Nachwuchsnetzwerkes an-zustoßen. Dieses Angebot wurde von jun-gen Interessierten wahrgenommen, die zur Freude der Veranstalter großteils Schüler ei-nes Münsteraner Gymnasiums waren, die bereits seit längerem sich durch rege Mit-wirkung in die Arbeit der Kulturreferen-tin für Westpreußen, Magdalena Oxfort M.A., einbringen.

Nach einer Begrüßung durch Martin Sten-der, Bundesvorstandsmitglied der Lands-mannschaft Westpreußen, führte Magdalena Oxfort, Kulturreferentin für Westpreußen, die ebenfalls in dieser Funktion das Zustan-dekommen des Seminars ermöglicht hatte, mit einer Dia-Reportage die Anwesenden in die Geschichte Westpreußens und sei-nen kulturellen Reichtum ein, in Bewusst-sein dessen die anschließende Diskussion über die zukünftige Arbeit der Westpreu-ßischen Jugend geführt wurde.

Für diese hatten sich dankenswerter Weise als erfahrene Gesprächspartner sowohl Bar-bara Kämpfert M.A., Chefredakteurin des „WESTPREUSSEN“ und Vorsitzende des Akademischen Freundeskreises Danzig-Westpreußen, als auch wiederum Magda-lena Oxfort zur Verfügung gestellt. Von Martin Stender moderiert wurden zunächst der Entwurf für ein Grundsatzprogramm der Westpreußischen Jugend präsentiert und anschließend seitens der Teilnehmer ein-gebrachte Anregungen diskutiert: Neben dem Wunsch nach der Vermittlung allge-meiner landeskundlicher Kenntnisse wurde vor allem ein verstärktes Interesse an The-men der Alltagsgeschichte und –kultur im historischen Westpreußen deutlich. Die-ses geht einher mit dem vielfach bestärkten Wunsch, enge Kontakte mit den heute dort lebenden Menschen zu pflegen. Die West-preußische Jugend wird nach allen Kräften bemüht sein, diesen Schwerpunkten in der Arbeit für die Bewahrung des westpreußi-schen Kulturerbes Rechnung zu tragen.

Nach einer kurzen Pause, die zur Vertiefung

der Erörterungen in persönlichen Gesprä-chen genutzt wurde, sprach Tilman Fischer über „Deutsche und Polen im viergeteilten Westpreußen in den Jahren 1919 bis 1939“. Im Zentrum stand die Frage nach den Be-dingungen und Formen nationaler Selbst-behauptung und Identität unter den Folgen des Friedens von Versailles. Der Vortrag war Teil der Veranstaltungsreihe des Kulturre-ferats für Westpreußen, so dass weitere Zu-hörer hinzustießen. Anschließend bestand die Möglichkeit einer Führung durch das

Mit Optimismus in die Zukunft sehen Westpreußische Jugend veranstaltet erstes eigenständiges Seminar

Westpreußische Landesmuseum, die durch D.ssa (it.) Ilda Mutti M.A. geleitet wurde und auch von einigen der weiteren Vortrags-besuchern wahrgenommen wurde.

Im nahegelegenen Gasthaus Sültemeyer kehrten diejenigen Tagungsteilnehmer, die nicht bereits den Heimweg antreten muss-ten, ein, um gemeinsam auf Einladung der Landsmannschaft Westpreußen diesen Tag zu beschließen, der auf Grund der regen Teilnahme und der vielfältigen erlangten Anregungen einen positiven Blick auf die vor der Westpreußischen Jugend liegende Arbeit vermittelt.

Tilman Fischer/Martin Stender

Mischung gelungener Auftritte, so der der Trachtengruppe „Der Fröhliche Kreis“. Eine Gruppe junger Kunstradfahrerinnen der „Radsportfreunde Duisdorf“ sorgte für un-gläubiges Staunen. Das Turniertanzpaar Oliver Baudin und Raphaela Edeler erntete viel Beifall, ebenso wie die Theatergruppe „Die Feder“ mit ihren Sketcheinlagen. Bei einer Tombola gab es als Hauptpreise Rei-sen in Hauptstadt Berlin und in die euro-päische Metropole Brüssel zu gewinnen.

Für das leibliche Wohl war bestens durch den Stadthallenpächter Weiermann gesorgt. Die Veranstaltung war insgesamt eine „Gute Mischung“ und wird vielen lange in Erin-nerung bleiben. Freuen wir uns alle auf den nächsten Ostdeutschen Winterball am 11. Februar 2012! Michael Ferber

„Alles Walzer!“ hieß es in Bonn

Gefüllter Ballsaal im großen Saal der Stadthalle Bonn

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LandesverbandNordrhein-Westfalen

Wer sich einmal in Nümbrecht niederge-lassen hat, „geht ungern von seinem Kot-ten weg“. Wie zum Beispiel der 51 Jahre alte Bodo Löttgen. Sein beruflicher Lebensweg hat den CDU-Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen schon so ziemlich an jeden Ort der Welt geführt, doch immer wieder kehrt er gerne in sein Zuhause im Oberbergischen zurück. „Hier ist mein Rückzugsraum“, sagt Löttgen. „Wir haben hier eine gut funkti-onierende Gemeinschaft. Dadurch kann ich ein-fach gut abschalten.“ Als typisch „oberbergisch“ bezeichnet er seine Kon-taktfreude, seine Be-harrlichkeit und seine Prinzipientreue. „Die Menschen hier wollen überzeugt werden, das verlangt Standfes-tigkeit, Beharrlichkeit und Geduld.“ Diese Eigenschaften bestimmen Löttgens Politik- und Kommunikationsstil im politischen All-tagsgeschäft in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.

Als Politiker fing der Landtagsabgeord-nete jedoch nicht an. Sein Lebenslauf do-kumentiert zunächst einmal, dass er eine Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten absolvierte. Danach nahm er an der Fach-hochschule des Bundes für öffentliche Ver-waltung in Köln das Studium auf, das er mit dem Abschluss als Diplom-Verwaltungs-wirt abschloss. Wie er in die Politik kam? „Ich bin politisch stark vorbelas-tet“, so der Nümbrech-ter. Schon sein Großva-ter und sein Vater waren für die CDU im Gemein-derat. Politik sei immer Gesprächsthema gewesen. 1999 kam dann der Eintritt in die CDU. Am 8. Juni 2005 wählten ihn die Oberber-ger zum ersten Mal direkt in den Landtag. Damit endete auch seine Arbeit beim Bun-deskriminalamt. „Ich habe als Kriminalpo-lizist vor allem das strukturierte Arbeiten gelernt“, erinnert er sich an seine frühere berufliche Tätigkeit. Und auch die beruf-liche Erfahrung, aus vielen einzelnen In-formationen ein stimmiges Gesamtbild zu entwickeln, helfe ihm in Düsseldorf. Nach seiner Wiederwahl im Mai dieses Jahres wählten ihn die 67 christdemokratischen

Abgeordneten im nordrhein-westfälischen Landtag zum Beauftragen für Heimatver-triebene und Spätaussiedler der Fraktion. Er tritt damit die Nachfolge des Solinger Abgeordneten Horst Westkämper an, der von 2005 bis 2010 diese Aufgabe wahrge-nommen hat.Seine politischen Akzente setzt Löttgen in dieser Legislaturperiode vor allem in der Kommunalpolitik, als Sprecher der

CDU-Fraktion im gleich-namigen Ausschuss. Dabei profitiert er von seinem lo-kalen und regionalen En-gagement. „Es ist wichtig, dass jemand, der kommu-nalpolitische Entscheidun-gen trifft, auch in der Poli-tik vor Ort tätig ist“, findet

er. Der Abgeordnete ist seit 1999 Mitglied des Rates seiner Heimatgemeinde Nüm-brecht und seit 2009 auch Kreistagsmitglied im Oberbergischen Kreis. Seine Affinität für die Vertriebenen- und Spätaussiedlerpoli-tik kam nicht zuletzt durch die engen Kon-takte, die er zu Drabenderhöhe, der größ-ten siebenbürgisch-sächsischen Siedlung in Deutschland, von Kindesbeinen auf pflegt. „Ob in der Schule, im Sportverein oder auf den vielen Festen im Oberbergischen: Viele meiner Wegbegleiter sind Aussiedler und Spätaussiedler, an deren Lebensläufen ich den oft schwierigen Weg dieser Menschen

hier in Deutschland ver-folgen konnte“, so Löttgen zu seinen guten Verbin-dungen zu Spätaussied-lern und Vertriebenen.

Im Zuge der aktuellen In-tegrationsdebatte weist Bodo Löttgen gerne dar-auf hin, dass die Spätaus-

siedler, einschließlich der vielen Hundert-tausend, die in den Jahren nach 1990 zu uns gekommen sind, die mit Abstand am besten integrierten Mitmenschen sind. Sei-ner Ansicht nach sollte verstärkt über diese Beispiele gelungener Integration gesprochen werden: „Die während des Krieges und un-mittelbar danach Vertriebenen haben un-ser Land nicht nur mit aufgebaut, sondern mit ihrem Fleiß auch nach vorne gebracht! Die im Laufe der letzten 60 Jahren zu uns gekommenen Vertriebenen und Spätaus-siedler haben unsere Gesellschaft um einen

beinahe in Vergessenheit geratenen Zweig deutscher Kultur und Geschichte berei-chert. Sie haben unsere Gesellschaft ver-jüngt und neue Impulse von außen herein-gebracht.“ Integration ist eben nicht nur da erwähnenswert, wo sie offensichtlich nicht funktioniert, sondern auch und vor allem dort, wo sie funktioniert hat. „Gelungene Integration ist dann der Rede wert, wenn man nicht mehr darüber sprechen muss“, so Bodo Löttgen.

Neben seinem Einsatz für die Sache der Vertriebenen und Spätaussiedler liegen dem oberbergischen Abgeordneten zwei weitere Grundsätze besonders am Herzen: Es sind einerseits die Vermittlung von christlichen Wertvorstellungen und andererseits die Sub-sidiarität. Der Oberberger will wieder Kom-munalpolitik, die sich mit den Kommu-nen beschäftigt und die Gemeinden wieder handlungsfähig macht.

Da müsse eine Oppositionspartei die Fin-ger in die Wunde legen, gleichzeitig aber auch die politischen Alternativen deutlich machen. Das hat sich Bodo Löttgen sowohl als kommunalpolitischer Sprecher als auch als Beauftragter für Vertriebene und Spät-aussiedler der CDU-Landtagsfraktion zur Aufgabe gemacht: fleißig, geduldig, beharr-lich. Mit zwei festen Zielen vor Augen: die CDU bei der nächsten Landtagswahl wie-der als die stärkste kommunale Kraft auf-zubauen und in der Öffentlichkeit in aller Deutlichkeit klarzustellen, dass die CDU die einzige Partei ist, die sich hier in NRW für die Belange der Vertriebenen und Spät-aussiedler einsetzt.

Neuer Beauftragter der CDU im Landtag für Vertriebene und Spätaussiedler

Bodo Löttgen MdL stellt sich vor

„VertriebeneundSpät-aussiedlerhabenunserLand nach vorne ge-bracht!“

„Gelungene Integra-tion istdannderRedewert,wennmannichtmehrdarübersprechenmuss.“

Bodo Löttgen MdL

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26 Deutsche Umschau 2-2011

Rätseleckefürjungundalt

Zu guter Letzt

Gewinner der letzten AusgabeBeim letzten Rätsel hat das richtige Lösungswort „Bad Cannstatt“ Wal-ter Kuche eingesandt und bei der Verlosung gewonnen.

WennSieauchdiesesMaldasRät-selrichtiglösen,sendenSieunsdieAntwortanBdVNRW,Bismarckstr.90,40210Düsseldorf,E-Mailraet-sel@bdv-nrw.de.Unterdenrichti-genEinsendungenverlosenwirei-nentollenBuchpreis.

Auflösungen der letzen Ausgabe

TragenSieindieFelderdiejeweilsrichtigeZiffervon1bis9ein.Dabeiistzubeachten,dass•jedeZiffergenaueinmalproZeileauftaucht.•jedeZiffergenaueinmalproSpalteauftaucht.•jedeZiffergenaueinmalimTeilquadratvorhandenist.

WelchesStreichholzmussumgelegtwerden,damitdieGleichungstimmt?

Ein Besucher einer geschlossenen An-stalt fragt den Direktor,nach welchen Kriterien entschieden wird, wann ein Patient aufgenommen wird oder nicht.Der Direktor antwortet: „Wir füllen eine Badewanne, geben dem Kan-didaten einen Teelöffel, eine Tasse und einen Eimer und bitten ihn, die Badewanne zu leeren. Der Besucher: „Ich verstehe. Ein normaler Mensch würde den Eimer nehmen, richtig?“Der Direktor: „Nein, ein nor-maler Mensch würde den Stöpsel ziehen. Möchten Sie ein Zim-mer mit oder ohne Balkon!?“

Der Lehrer zu Fritzchen: „Du Fritz-chen, wer von Euch hat gestern vom meinem Apfelbaum Äpfel geklaut?“ Fritzchen: „Herr Lehrer, ich kann hier in der letzten Bank nichts verstehen.“„Das wollen wir doch einmal sehen“, sagt der Lehrer. „Komm sofort nach vorn und setz dich auf meinen Platz. Und dann stellst Du mir eine Frage.“Sie tauschen die Plätze. Da fragt Fritz-chen: „Herr Lehrer, wer hat gestern mit meiner Schwester ...?“ Antwortet der Lehrer: „Fritzchen, du hast recht. Hier hinten versteht man wirklich nichts.“

Fritz hat endlich die ihm verhasste Schule hinter sich gebracht und ist nun Lehrling in der großen Graudenzer Gärtnerei von French. „Nun“, fragt Herr French, „du bist wohl froh, dass du deinen Lehrer nicht mehr siehst?“„Ach, wenn ich bloß an den denk‘! Den bis am Schlund rin ins Jauchefaß, und jedesmal, wenn er raus will, noch‘n Eimerchen voll über die blanke Schusterkugel gekippt ... das wär‘ was!“

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27Deutsche Umschau 2-2011

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Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Landesverband Hessen e.V.

Bauernverband der Vertriebenen e.V.

Bund der VertriebenenLandesverband Hessen e.V.

Friedrichstraße3565185Wiesbaden

Tel.:0611–36019-0Fax:0611–36019-22eMail:[email protected]

www.bdv-hessen.dewww.bund-der-vertriebenen-hessen.de

Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Bismarckstr.9040210DüsseldorfDeutschland

Telefon:0211–350361Telefax:0211–369676eMail:[email protected]:[email protected]

www.bdv-nrw.dewww.bdv-buchdienst.dewww.facebook.com/bdv.nrw

Termine28./29. Mai 2011 Deutschlandtreffen der Ospreußen, Erfurt25.-26. Juni 2011 Schlesiertreffen, HannoverAugust 2011 Fahrt nach Königsberg17. September 2011 Kundgebung in Düsseldorf „70 Jahre Deportation“08. September 2011 Tagung der Frauenarbeitsgemeinschaft, Leverkusen, Haus Ratibor8. Oktober 2011 Landeskulturtagung, Düsseldorf19. November 2011 Landesarbeitsgemeinschaft, Düsseldorf

Bauernverband der Vertriebenen e.V.– Bundesverband –

Seestr.4412589Berlin

Tel.:030–64399264Fax:030–64399264

E-Mail:[email protected]

GeschäftsführerDr.ArwedBlomeyer

Termine

18. Juni 2011 Tag der Vertriebenen/Hessentag, Oberursel11.-13. Juni 2011 Sudetendeutscher Tag, Augsburg18. Juni 2011 Tag der Vertriebenen/Hessentag. OberurselAugust 2011 JMG Wanderwoche15.-18. August 2011 Kulturelle Sommertage Weilburg/Lahn04. September 2011 Zentraler Tag der Heimat Wiesbaden, Biebricher Schloß29. Oktober 2011 SL-Landeskulturtagung, Wiesbaden,

Termine

31. Mai 2011 Vorstandssitzung in Hannover

07./08. Oktober 2011 Jahrestagung in Haus Düsse

20./21. März 2012 Mitgliederversammlung

Page 28: Deutsche Umschau 2_2011

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Tel. 0211/350 361 Fax 369676, E-Mail: [email protected]

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Erika Steinbach

Die Macht der Erinnerung

KaumeinePolitikerinstehtderzeit

imFokusderÖffentlichkeitund

politischkorrektenKritikwieVer-

triebenen-ChefinErikaSteinbach.

SieergreiftdarinselbstdasWort,

erklärtunteranderemihrenKon-

fliktmitGuidoWesterwelleund

behandeltihreZeitalsPräsidentin

derVertriebenensowieihreei-

genenFamiliengeschichte.Erika

Steinbachkam1943inRahmelin

WestpreußenzurWelt.SeitMai

1998stehtdieCDU-Politikerinals

PräsidentindemBundderVertrie-

benenvor,seitSeptember2000

istsieVorsitzendederStiftung

„ZentrumgegenVertreibungen“.

„EsgibtDinge,vondenenich

glaube,dassmansiesagenmuss“,

sagtSteinbach.„Wennmandas

tut,imRespektauchvoranderen,

dannmussdasinOrdnungsein.“

22,00 Euro