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3-2012 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 58 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de Hessen: Die Heimat bleibt unvergessen nordrHein-Westfalen: Kulturportal West-Ost BauernverBand: Versammlung des Bauernverbandes 3-2012

Deutsche Umschau

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Zeitung des BdV-Landesverbandes NRW e.V.

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Page 1: Deutsche Umschau

3-2012 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang58 H1318F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

Hessen:Die Heimat bleibt unvergessen

nordrHein-Westfalen:KulturportalWest-Ost

BauernverBand:Versammlung des Bauernverbandes

3-2012

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2 DeutscheUmschau3-2012

Inhalt Für Deutschland sein?

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected] Hessen e.V., Friedrichstr.

35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Tobias Körfer (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Müns-ter), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blomeyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 31. Mai 2012.Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

Herkunftpflegen–Zukunftsichern 3

Erbeerhalten–Zukunftgestalten 4

Kriegsende–unddann? 5

BdVimHessischenLandtag 6

DieHeimatbleibtunvergessen 7

„KulturportalWest-Ost“ 9

AufRübezahlsSpurenimRiesengebirge 10

DerMythosder„Breslau-Elf“ 11

Suumcuique–JedemdasSeine! 13

Nahrungsmittelproduktionweltweitdrastischsteigern 4

BauernverbandderVertriebeneninSiegen 15

Feldmaus-InvasionbedrohtErnten 15

UmschaufürdenLandwirt 15

EintretenfürdasEigentum 17

InnenpolitischeUmschau 18

Leserbriefe 18

SteinbachübernimmtPatenschaftfürTimoschenko 18

ViermastermitbewegterGeschichte <19

TanzfestivalderVIRAe.V. 20

KatholischeKirche:„DasisteineharteZumutung“ 22

Waskocheichmorgen? 23

UmschaufürdieFrau 23

Herkunftpflegen–Zukunftsichern 24

ZuguterLetzt 26

TitelbildDas Titelbild entstandbeim Sudeten-deutschenTag inNürnbergundzeigt(v.l.n.r.)MinisterpräsidentHorstSeeho-fer,denSprecherderSudetendeutschenlandsmannschaft Bernd Posselt undBdV-PräsidentinErikaSteinbachMdB.

Ein Fahnenmeer schmückte Deutschland zur Fußball-Europameisterschaft. An Häusern und Autos wehte die

schwarz-rot-goldene Flagge, manchmal in etwas merkwürdig anmutender Aufmachung. Fast konnte man sich an die Fuß-ball-Weltmeisterschaft im eigenen Land im Jahr 2006 erin-nert fühlen. Groß war die Begeisterung und die nationalen Farben der Deutschen waren ebenso präsent, wie die Nati-onalhymne inbrünstig – oft mit der amerikanischen Geste der Hand auf dem Herzen – mitgesungen wurde. Ein Ausdruck von Patriotismus? Wohl leider weniger. Kaum ist die deutsche Mannschaft ausgeschieden, verschwinden Fahnen und Fähnchen, ist die Hymne vergessen, Deutschland wird wieder die Deutschland AG .

Patriotismus ist nach der lexikalischen Begriffsbestimmung „eine emotionale Verbun-denheit mit der eigenen Nation. Im Deutschen wird anstelle des Lehnwortes auch der

Begriff „Vaterlandsliebe“ synonym verwendet. Diese Bindung wird auch als Nationalge-fühl oder Nationalstolz benannt und kann sich auf ganz verschiedene als Merkmale der eigenen Nation angesehene Aspekte beziehen, etwa ethnische, kulturelle, politische oder historische.“ Braucht es einen sportlichen Wettkampf, um diese Gefühle hervorzurufen? In Deutschland benötigt es offensichtlich diesen Anlasses, um die eigene Nation zu vertre-ten, in anderen Ländern wird die Nationalhymne jeden Morgen in der Schule gesungen.

Antifa und Grüne hinderte diese insgesamt traurige Analyse nicht, gegen den ver-meintlichen Patriotismus zu Felde zu ziehen. Die Grüne Jugend mit einem Aufkle-

ber „Patriotismus? Nein Danke!“, die Antifa mit dem Aufruf, Autofähnchen abzubrechen. Das Argument: „Diese Fahne steht nicht für Fußball, sondern für nationale Identität.“ Na hoffentlich möchte man sagen, aber die Worte bleiben einem im Halse stecken, wenn man sieht, wie schnell es mit der nationalen Identität wieder vorbei ist, wenn das sport-liche Ereignis dem Alltag wieder Platz macht.

Gerade das, was Antifa und Grüne kritisieren ist unserem Land zu wünschen. Die Besinnung auf die nationale Identität, ohne Nationalismus, ohne Chauvinismus,

ohne mit dem Stolz auf das eigene Land andere abwerten zu wollen: Ein gesunder und selbstverständlicher Patriotismus. Man muss andere nicht kopieren und die Hymne in der Schule singen lassen, aber lernen sollte man sie in der Schule schon. Und nicht nur aus-wendig, sondern auch ihre Geschichte. Und nichts spricht dagegen, die Nationalfahne als Symbol der Zugehörigkeit zu unserer Nation auch nach der Europameisterschaft wehen zu lassen. Aber reine Symbolik genügt nicht. Wir dürfen stolz sein auf unser Land, auf seine Kultur, auf seine herausragenden Leistungen. Das sollte Grund für unseren auch nach außen gezeigten Patriotismus sein.

Markus Patzke

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Politik

Herkunft pflegen – Zukunft sichernHorst Seehofer fordert Vertriebenengedenktag und Entschädigung

Der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat bei seiner Ansprache beim Sudetendeutschen Tag in Nürnberg ein klares Votum für einen Vertriebenen-Gedenktag von der schwarz-gelben Bun-desregierung verlangt. „Der Bundestag hat an die Bundesregierung einen klaren Prüf-auftrag erteilt für die Einführung eines sol-chen Gedenktages. Den Worten müssen endlich Taten folgen“, so der CSU-Poli-tiker. Auch die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter sei nicht irgendwann nö-tig, sondern jetzt. „Wir zahlen überall in Europa für alles, dann können wir auch für die deutschen Zwangsarbeiter bezah-len.“, sagte Seehofer bei der Hauptkund-gebung des Sudetendeutschen Tages. Beide Themen sollen beim nächsten Koalitions-gipfel am 4. Juni zur Sprache gebracht wer-den. „Ich werde beide Themen mit bayeri-schem Nachdruck in das Koalitionsgespräch einbringen. Mir liegt viel daran, dass An-kündigungen endlich Taten folgen“, sagte Seehofer. „Einen solchen Gedenktag brau-chen wir nicht irgendwann, sondern jetzt.“

Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer hatte bereits am Vortag ange-kündigt, im Kampf um eine Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter nicht locker las-sen zu wollen. „Diese Entschädigung für die Zwangsarbeit ist kein Haushaltsthema, es ist ein Wertethema. Und ich möchte, dass es auch so behandelt wird in der Politik“, sagte die CSU-Politikerin während der Auf-taktveranstaltung. Darüberhinaus erneuerte sie ihre Forderung nach einem bundeswei-ten Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. „Sie haben lang genug gewartet, jetzt ist die Zeit reif (...)“, rief sie den Sudetendeutschen auf dem Nürnber-ger Messegelände zu. Ein solcher nationaler

Zehntausende verfolgten die Hauptkundgebung beim Sudetendeutschen Tag

Gedenktag sei angesichts von Millionen Vertriebenen nicht nur gerechtfertigt, son-dern eine „moralische Bringschuld unserer Gesellschaft“.

Die Präsidentin des Bun-des der Vertriebenen, Erika Steinbach, zeigte sich zuversichtlich, dass es nun zu einer Lösung kommt: „Ich bin ent-schlossen, in der Frage nicht nachzugeben. Das ist eine Frage der politi-schen Glaubwürdigkeit“, sagte sie am Rande des Nürnberger Treffens. Nach Einschätzung von Erika Steinbach würden sich die Kosten für die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter auf 200 Millionen Euro belaufen. Gedacht sei an einen Einmalbetrag von 5000 Euro für je-den Betroffenen. „Ein solcher Betrag muss adäquat zu dem sein, was allen anderen Zwangsarbeitern gezahlt wird“, sagte sie. Nach ihrer Schätzung leben in Deutschland noch rund 40.000 Deutsche, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Straflagern in Polen, Russland, der Tschechoslowakei und Rumänien zu Strafarbeit verpflichtet waren. Union und FDP hatten als Oppo-sitionsparteien für eine solche Entschädi-gung gestimmt.

Der Holocaust-Überlebende Ma x Mannheimer hatte zum Auftakt des Sudetendeutschen Tags den Europäischen Karlspreis entgegengenommen. Der Spre-cher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, bezeichnete den 92-jährigen

Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer und der ehemalige bayrische Monisterpräsident Günther Beckstein

Holocaust-Überlebenden als „ganz große Persönlichkeit“. Als Opfer der nationalso-zialistischen Menschheitsverbrechen be-sitze Mannheimer bis heute Mut und Kraft, als Zeitzeuge durch Vorträge, vor allem vor Jugendlichen, gegen Rechtsextremis-mus und Fremdenhass zu kämpfen. Der

92 Jahre alte Schriftsteller nahm den Preis am Samstag bei einem Festakt in Nürn-berg entgegen. Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany, sagte, Mannheimers Lebensweg spie-gele die Geschichte des 20. Jahrhunderts. „Mannheimer wurde als Deutscher in der Tschechoslowakei geboren, von den Nazis verfolgt und als Deutscher musste er seine mährische Heimat verlassen.“ Mannheimer könne in Deutschland wie in Tschechien als Fürsprecher der Verständigung und Ver-söhnung gehört werden.

Der Preisträger erinnerte in seiner Dan-kesrede an die „Katastrophe des Natio-nalsozialismus“, aber auch an das Leid der Vertriebenen: „Es ist ein fundamentales Menschenrecht, Heimat zu haben und des-halb fundamentales Unrecht, daraus vertrie-ben zu werden. Humanität ist nicht teilbar!“

Die Sudetendeutschen beklagten die unver-ändert „starre Haltung“ der tschechischen Regierung gegenüber den Vertriebenenver-bänden. Der Vorsitzende der Landsmann-schaft, Franz Pany, sagte, kurzfristig rechne er nicht mit großen Erfolgen bei den Bemü-hungen um einen Dialog mit der Regierung in Prag. „Dennoch glaube ich fest daran, dass die jetzt getanen Schritte umumkehr-bar eine positive Entwicklung eingeleitet haben“, betonte er.

MaPa

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Politik

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer erhielt das Große Ehrenwappen, die höchste Auszeichnung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, überreicht vom Bun-desvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius (r.). Foto: Gunter Roth

Peter Maffay gibt Autogramme beim Hei-mattag der Siebenbürger Sachsen

Erbe erhalten – Zukunft gestaltenHeimattag der Siebenbürger Sachsen

Einen sensationellen Auftakt des Pfingst-treffens bot der Kronstädter Rockmusiker Peter Maffay mit seiner Band am Freitag mit einem Open-Air-Benefizkonzert zu-gunsten des Projektes der Peter Maffay Stif-tung „Kirchenburg Radeln – Schutzraum für Kinder“. Zehntausend Siebenbürger Sachsen, Dinkelsbühler und Fans aus der Region feierten in bester friedlicher Stim-mung und setzten gemeinsam ein Zei chen für hilflose Kinder in Rumänien. Der 62. Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 25. bis 28. Mai 2012 mit rund 25000 Besu-chern, davon 2600 Trachtenträger, war ein

großer Heimattag und doch leicht und un-beschwert, weil sich die Siebenbürger in na-türlicher Weise zu ihrer Heimat bekennen und ihre Kultur mit großer Begeisterung pflegen. Das diesjährige Motto „Erbe erhal-ten – Zukunft gestalten“ sehen sie nicht nur als Auftrag und Herausforderung, sondern es ist zugleich gelebte Wirklichkeit, die von den Festrednern gewürdigt wird.

„Ihr Siebenbürger Sachsen seid einer der fünf Sterne Bayerns“, betonte Bayerns Mi-nisterpräsident Horst Seehofer zur Eröff-nung des Heimattages am 26. Mai. Der Freistaat Bayern habe sich seit der Wieder-vereinigung zu einem Fünf-Sterne-Land entwickelt und nehme dank seiner Finanz-kraft, seines Bildungssystems und seiner

Kultur einen Spitzenplatz in Deutsch-land ein. Die Siebenbürger Sachsen hätten sich beispielhaft integriert und mit ganzer Kraft in die Gemeinschaft eingebracht. Jen-seits der Wirtschaft, die nur eine Seite der Medaille darstelle, machten vor allem die Menschen den „Schatz“ eines Staates aus. Der CSU-Vorsitzende sagte, Bayern und Deutschland seien zukunftsstark, weil sie traditionstark seien. Brauchtum, Traditi-onen und Werte schafften erst die Iden-tität. Gerade in diesem Bereich seien die Siebenbürger Sachsen beispielhaft, auch in ihrer Jugendarbeit. Seehoher kündigte an,

sich in den Koalitionsgesprä-chen für die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter und für die Einführung ei-nes nationalen Gedenktages für die deutschen Heimat-vertriebenen einzusetzen. Dies erklärte er am Samstag beim Heimattag in Dinkels-bühl und tags darauf beim Sudetendeutschen Tag in Nürnberg (Siehe Seite 3 die-ser Zeitung).Rumäniens Staatspräsident Traian Băsescu sicherte in einer schriftlichen Botschaft zu, dass Rumänien das will-kürlich im Kommunismus enteignete Eigentum gemäß dem Prinzip restitutio in in-tegrum zurückgeben werde. Seine Botschaft wurde bei der Eröffnung des Heimat-tages von Cristian Diacone-

scu, Chef des Präsidialamtes und früherer Außenminister Rumäniens, übermittelt. Băsescu bedauerte den Weggang der Deut-schen aus Rumänien als großen Verlust für sein Land und sprach sich für eine Wieder-gutmachung des von ihnen erlittenen Leids aus. Er würdigte sie als „wahre Europäer in einem geeinten Europa“, die in ihren Her-zen Siebenbürger Sachsen geblieben seien.

Mit Blick auf diese Botschaft des rumäni-schen Staatschefs erklärte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer in einem Interview, das in der ARD-Tagesschau vom 26. Mai wiedergegeben wurde: „Wir haben heute in Dinkelsbühl ein Stück Geschichte erlebt“. Seehofer wurde für seine Verbun-denheit zu den Siebenbürger Sachsen mit

dem Großen Ehrenwappen, der höchsten Auszeichnung des Verbandes, gewürdigt.

Die Zusage des rumänischen Staatspräsi-denten Traian Băsescu bezüglich der Ent-schädigungsrechts und der Wiedergutma-chung bezeichnete Dr. Bernd Fabritius ebenfalls als „geschichtlich bedeutsames Er-eignis“. Der Bundesvorsitzende des Verban-des der Siebenbürger Sachsen in Deutsch-land e.V. und Präsident der Föderation der Siebenbürger Sachsen wies in seiner Be-grüßungsansprache am Sonnntag darauf hin, dass die Zukunftssicherung der zent-ralen Kultureinrichtungen der Siebenbür-ger Sachsen in Gundelsheim eine Gesamt-aufgabe von Bund und Ländern sei.“

Goethe ließ einst Faust sprechen: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Das haben die Sieben-bürger Sachsen verinnerlicht, wenn sie sich mit so viel Hingabe und Begeisterung ihrer Geschichte und Kulturerbe widmen, ihre Werte pflegen, wenn sie so viel Freude aus-strahlen wie die Landler bei der Brauch-tumsveranstaltung, die jungen Künstler beim Nachwuchsprogramm, die Trachten-träger beim Festumzug, die Jugend bei den Tanzdarbietungen am Sonntagnachmittag. Der Funke ist demnach auf die junge Ge-neration übergesprungen, und es besteht Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft. So kann man Horst Göbbel zustimmen, der in einem Vortrag „Die Gestaltungskraft der Siebenbürger Sachsen heute“ anhand zahlreicher Beispiele verdeutlichte, so hat Inge Alzner, Vorsitzende des Kreisverban-des Nürnberg, Recht, wenn sie an der Ge-denkstätte der Siebenbürger Sachsen sagte: „Wir sind zukunftsfähig, weil die altherge-brachten Werte, die Tugenden, das Völker-verbindende, der Glaube, das Friedensstif-tende aus Siebenbürgen – trotz Krise und mancher Verzweiflung – zukunftsfähig sind und bleiben.“

Siegbert Bruss

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Politik

Kriegsende – und dann?7. / 8. Mai 1945 /2012

Einen viel beachteten Vortrag hielt Rektor a.D. Bruno Ulbrich im Mai 2012 beim BdV Bad Nauheim. Wir dokumentieren diesen Vortrag in stark gekürzter Fassung:

Wer denkt nicht zurück an den Tag, als es keinen Kanondonner mehr gab und jeder sich freute, dass dieser unselige Krieg end-lich zu Ende war. Ich selbst war in Breslau, auf einem Friedhof in einem Grab hatte ich meinen Gefechtsstand, aus dem ich hervorsteigen konnte, und in einer brei-ten Marschkolonne zogen wir unter der sicheren Begleitung von russischen Solda-ten in die Gefangenschaft. Es war der 7. Mai, ein strahlender Sonnentag, der Ge-neral von Breslau hatte diese Festung den Russen übergeben.

Der Krieg war zu Ende und wir Soldaten ahnten nicht, was sich für uns alles ändern würde. Der Krieg war verloren und wir wa-ren machtlos dem Feinde ausgeliefert. Von den anderen Kriegsschauplätzen und von der Welt wussten wir gar nichts. Erst in der Gefangenschaft erfuhr ich von den KZ und der schrecklichen Vergasung der Juden. Wir Soldaten an der direkten Kampffront hat-ten keine Nachrichten von zu Haus und von der Welt, und in der Kriegsgefangen-schaft gab es für uns auch keine Zeitun-gen oder sonstige Nachrichten. Erst sehr viel später erfuhr ich, was alles Verbreche-risches geschehen war.

Mit dem Kriegsende bin ich auf einmal zum Verbrecher geworden, denn alle Deutschen waren die Bösen, die Täter, und wir muss-ten kollektiv dafür büßen, was hinter der Front geschehen war. Und was hatten wir nicht alles verbrochen: die Juden und an-dere wurden in den KZ’s zu Tode gequält, ganze Volksteile waren in den Kriegsjahren aus den Ostgebieten vertrieben und um-gesiedelt worden, die Menschen waren zur Zwangsarbeit unter mehr oder weniger gu-ten Bedingungen gezwungen worden und noch so vieles mehr.

Wir Männer waren bis 1945 im Krieg, und die Frauen mussten das Leid zu Hause er-tragen. Die Russen besetzten das Land und wer konnte, floh rechtzeitig, so gut wie jeder konnte, in der Hoffnung, nach den Feindseligkeiten wieder in die Hei-mat zurückkehren zu können. Doch was damals für uns noch unbekannt war, die

einstigen Feindmächte hatten bereits über unser Schicksal entschieden. Heute wissen wir es: Das von den Russen besetzte Land ging Deutschland verloren; Polen musste einen Teil seiner Ostgebiete an Russland abtreten und wurde dafür im Westen ent-schädigt. Die Polen hatten es sehr eilig, die verbliebenen Deutschen zu vertreiben und das „wiedererlangte Land“ schnellsten zu besiedeln. In zähen Verhandlungen wurde nach Kriegsende über die Umsiedlung von Millionen Menschen gerungen.

Dabei ging es aber nicht um das Leid der Enteigneten und den Transfer der Heimat-losen, sondern ihre große Sorge war, wohin mit den Millionen von Menschen, die halb verhungert und völlig besitzlos waren. Wie und wo sollten sie in dem zerstörten Rest-deutschland untergebracht werden und wie sollten sie in dem total verarmten Land er-nährt werden.

Was an den Deutschen geschah, das bleibt bis heute straffrei. Trotz aller internatio-nalen Konventionen und Vereinbarungen, trotz mehrfacher Verurteilung von allgemei-ner Kollektivschuld und Ächtung von Ver-treibung als Völkermord bleiben die polni-schen und tschechischen Dekret bis heute gültig, und trotz dieser Gesetze sind Polen und die Tschechische Republik Mitglieder der Europäischen Union.

Dies bleibt für mich die gravierende Er-innerung an das Jahr 1945. Der Krieg war zu Ende und es begann für uns eine mör-derische Ruhe. Wir Überlebenden haben alle Nöte und Leiden überstanden und in fast 70 Jahren Frieden zu unserer inneren Ruhe und Zufriedenheit gefunden. Doch der Rechtsbruch von 1945 ist noch immer nicht geheilt und noch immer gilt es: Was VON den Deutschen getan wurde war ver-brecherisch, was AN den Deutschen ver-übt wurde war gerecht, und noch heute werden die Vertriebenen im Allgemeinen beschuldigt, obwohl es doch eine Kollek-tivschuld nicht geben soll. Was kann doch so ein Wörtchen VON oder AN doch al-les für weitreichende und gravierende Be-deutung haben. R.M. Douglas ist Profes-sor für Geschichte in Hamilton und New York und schrieb das Buch: Ordnungs-gemäße Überführung – Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Welt-krieg, erschienen 2012. Zu meinem Ge-danken über die differenzierte Beurteilung

von Verbrechen schreibt er auf Seite 456 f.; ich zitiere: „Dies muss zu einer zweigleisi-gen Justiz führen, in der Verbrechen gegen Menschen, mit denen wir uns identifizie-ren, streng bestraft werden und ähnliche Verbrechen gegen andere entschuldigt, ver-kleinert oder ignoriert.“

Juristen, Staatswissenschaftler und Profes-soren mögen sich weiter mit den Paragra-phen und internationalen Konventionen abmühen und die Archive durchblättern. Mögen uns die Herren bestätigen, dass die Vertreibung Völkermord war und ist und bleibt und dass wir vielleicht doch noch einmal ein Recht auf Wiedergutmachung oder gar Rückgabe unseres einstigen Be-sitzes erstreiten könnten. Für mich hat die Realität Bedeutung. Und ich sehe die Re-alität in etwa so:

Wir Überlebenden haben uns in den fast 70 Jahren ohne direkte Kriegshandlungen in Europa in dem Restdeutschland ein neues Zuhause geschaffen, beim Wiederaufbau dieses zerbombten Deutschlands kräftig mitgewirkt, und für unsere Kinder ist die-ses Land schon zur Heimat geworden.

Eine Rückkehr in die verlorene Heimat würde bedeuten, unsere Familien und ins-besondere unsere Kinder wieder zu ent-wurzeln und zu einem Neuanfang in ei-ner fremden Welt zu zwingen, in der unsere Sprache nicht erwünscht ist. Es würde auch bedeuten, die jetzigen Bewohner und Be-sitzer unseres einstigen Eigentums zu ver-jagen. Es sind dies die Kinder der einstigen Täter, die für die Missetaten ihrer Vorfah-ren nicht die Schuld tragen können. Au-ßerdem haben wir uns in der Charta der Vertriebenen von 1950 in Stuttgart dazu ver-pflichtet, auf Rache und Vergeltung zu ver-zichten. Ich bin also dafür, den Besitzstand unserer Generation nicht mehr zu verrän-dern, so schmerzlich dies auch für uns ist.

Doch dass die Vertreiberstaaten Polen und die Tschechische Republik sich zu den Ge-schehnissen von 1945 und danach bekennen und den einseitigen und kollektiven Tä-ter-Opfer-Standpunkt endlich aufgeben, das muss auch weiterhin eine ständige po-litische Forderung sein und eine Aufgabe für Juristen und Staatsrechtler und Politi-ker bleiben.

In der Rechtsprechung muss endlich eine Gleichstellung für Verbrechen an Menschen erreicht werden, es darf nicht weiterhin in den Medien unterschieden werden, ob die schlimmen Ereignisse VON den Deutschen oder AN den Deutschen erfolgten.

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Politik

BdV im Hessischen LandtagInteressanter Gedankenaustausch mit der CDU-Landtagsfraktion

Auf dem BdV-Kreisverbandstag am vergan-genen Samstag im hessischen Lauterbach, stellte der neue hessische BdV-Landesvor-sitzende Siegbert Ortmann seine Vorstel-lungen über einige zukünftige politische Verbandsziele des Bundes der Vertriebe-nen (BdV) vor. Neben dem Be-harren auf im-merwährender Forderung nach dem globalen Selbstbest im-mungsrecht der Völker und der unmissverständ-lichen Verurtei-lung der völker-rechtswidrigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bei den Vertreibungen von Millionen Men-schen nach dem zweiten Weltkrieg durch unsere östlichen Nachbarländer, müssten auch die derzeitigen weltweiten Menschen-rechtsverletzungen ständig in das Bewusst-sein unserer Gesellschaft gebracht werden.

Als unmittelbar Betroffene, hätten die deut-schen Heimatvertriebenen das Recht und sogar die Pflicht, die begangenen Völker-morde u.a. in Armenien, beim Holocaust im eigenen Land, in Burundi, Ruanda, Bosnien und Darfur, bei jeder Gelegenheit zu verurteilen. Stellung genommen werden müsste auch zu den aktuellen unmensch-lichen Vorgängen in Teilen der arabischen Welt und im Sudan.

Ein deutscher Vertriebenenverband, der ur-sprünglich selbst aus unmenschlichen ge-schichtlichen Ereignissen der Vergangenheit entstanden sei, dürfe nicht schweigen, wenn weiterhin Menschenrechtsverletzungen in vielen Teilen der Welt begangen werden.

Ansprechpartner müssen dabei alle verant-wortungsvollen Politiker in unserem Land sein, die Möglichkeiten der Einflussnahme auf das aktuelle Weltgeschehen haben. In diesem Zusammenhang kündigte der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann als-baldige Gespräche mit allen Parteien des hessischen Landtags an - mit dem Ziel - die eigenen Vorschläge zu einer friedliche-ren Weltordnung und eine mögliche poli-tische Umsetzung vorzutragen.

Norbert Quaiser

BdV Hessen legt Arbeitsschwerpunkte fest

Siegbert Ortmann

Einen Antrittsbesuch stattete der neu ge-wählte Landesvorsitzende des hessischen Bundes der Vertriebenen (BdV) Siegbert Ortmann mit seinen Vorstandskollegen der hessischen CDU-Landtagsfraktion ab. Der neue BdV-Vorstand, eine Mischung aus erfahrenen und neuen Mitgliedern sei „das richtige Rezept für gute und erfolg-reiche Arbeit in den nächsten drei Jahren,“ so Ortmann.

In einem offenen Gedankenaustausch wur-den mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Hessischen Landtag, Dr. Christean Wag-ner, dem Sprecher der CDU-Fraktion für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Spät-

aussiedler Ulrich Caspar (CDU ) und der Beauftragten der Hessischen Landesregie-rung für Heimatvertriebene und Spätaus-siedler Margarete Ziegler-Raschdorf, anste-hende Projekte erörtert und Ideen für die Zukunft besprochen.

Der BdV-Landesvorsitzende bedankte sich für die bisherige gute Zusammenarbeit. So sei es ihm durchaus bewusst, dass „die all-jährliche Zurverfügungstellung des landes-eigenen Biebricher Schlosses für den Zentra-len Tag der Heimat, eine großzügige Geste der Hessischen Landesregierung bedeute.“

Ortmann trug dann einen umfangreichen Themenkatalog vor, der von den Landes-politikern mit großem Interesse entge-gengenommen wurde. So sehe man beim BdV durchaus die Fortschritte, die an den

hessischen Schulen auf dem Gebiet der ge-schichtlichen Aufarbeitung von Flucht, Ver-treibung und Zuwanderung zu verzeichnen sind. Weitere Schritte dazu sollten jedoch folgen, z.B. regelmäßige Wanderausstel-lungen zu diesen Themen an den hessi-schen Schulen.

„Ich bitte Sie auch“ so Ortmann „ um Be-fürwortung von offiziellen Reisen des Hes-sischen Ministerpräsidenten mit Begleitung aus den Vertriebenenverbänden, nach Po-len und Tschechien, um Unterstützung der Vorhaben in der Frage eines nationalen Ge-denktages für Flucht und Vertreibung und der Forderung nach Entschädigung von

deutschen Zwangsarbeitern.“

Besondere Anliegen seien dem BdV, „dass an den hessischen Landesmuseen wissen-schaftlich begleitete Abteilungen zum Ge-biet „Flucht und Vertreibung“ eingerich-tet werden und dass auf dem Gelände des Hessischen Landtages in Wiesbaden, ein geeignetes, möglichst künstlerisch gestal-tetes Erinnerungsmonument über „Flucht und Vertreibung“, errichtet wird.“

Nach angeregter Diskussion trennte man sich schließlich mit dem Angebot von Ul-rich Caspar, eine der nächsten BdV-Vor-standssitzungen zu besuchen. Der BdV-Vorstand überreichte ihm das aktuelle Buch „Ordnungsgemäße Überführung“ von R.M. Douglas als Gastgeschenk.

NQU

V.l.n.r.: Dr. Christean Wagner, Siegbert Ortmann, Margarete Ziegler-Raschdorf, Ulrich Caspar

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7DeutscheUmschau3-2012

Politik

Fortsetzung auf Seite 8

Mitte April trafen sich rund 80 Delegier-ten zur Landesversammlung im Haus der Heimat in Wiesbaden. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Sitzungspräsidenten Reinfried Vogler mit der Begrüßung der Gäste aus der Landsmannschaft und der Stadt-und Landespolitik: Dr. Christean Wagner, CDU-Fraktionsvorsitzender im Hesssischen Landtag, Dieter Schlempp als Vertreter von Dr. Helmut Georg Mül-ler, Oberbürgermeister der Stadt Wiesba-den, Hans-Peter Schickel, stellvertr. Stadt-verordnetenvorsteher, Gudrun Osterburg, Landesvorsitzende der Union der Vertrie-benen und Georg Stolle, stellvertr. hessi-scher BdV-Landesvorsitzender.

„Die hessische Landesgruppe der Sudetendeutschen ist eine der drei größ-ten im Bund“, meinte Vogler. „Wenn wir heute hier zusammenkommen, tun wir dies in einer Zeit, in der unsere Organisation in Bewegung kommt. Die Erlebnisgenera-tion tritt zurück und die Jüngeren rücken nach. Unser Ziel ist jedoch, unsere Stan-dards zu halten, um damit zu dokumen-tieren, dass wir uns durch die Vertreibung nicht als Volksgruppe zerschlagen lassen. Wir möchten unsere Identität sowie un-sere Rechtspositionen wahren“, so Vogler.

Ehrengast und Hauptredner der Versamm-lung, Dr. Christean Wagner (CDU) kommt „als Vorsitzender der CDU-Landtagsfrak-tion und als Mitglied des Bundes der Ver-triebenen, aber auch als ein Mensch, der in eine Familie hineingeboren ist, die am Ende des Krieges aus Königsberg in Ostpreußen vertriebenen wurde. Deshalb sind mir Ihre Schicksale und Fragestellungen von Kind-heit auf bekannt und deshalb fühle ich mich als einer der Ihren und das ist für mich ein durchaus emotionaler Grund, um heute bei ihnen zu sein“, erklärte Wagner unter Bei-fall der Delegierten.

Ein Teil der Opposition hat gerade ausge-führt, die Charta der deutschen Heimat-vertriebenen sei „von gestern“. Diese Charta sei reaktionär, weil sie nicht die deutsche Kriegsschuld ausreichend deutlich mache. Das ist die Fortsetzung eines Denkens, das schon ein früherer deutscher Außenminis-ter artikulierte, nämlich Joseph Fischer. Er hat im Jahr 2003 folgendes wortwört-lich formuliert: „Der Bund der Vertriebenen taugt nicht als

Museumsdirektor. Aus meiner Sicht geht es nicht um die Vertreibung, sondern um den Prozess der deutschen Selbstzerstörung. In-sofern auch nicht um die Deutschen als Op-fer“. Wie kann man so kaltherzig, so un-sensibel, so undifferenziert formulieren und Teile der Opposition im Hessischen Land-tag sind derselben Auffassung. Das hat ge-schmerzt. Das schmerzt nicht nur Sie, das hat auch uns geschmerzt, die wir nach wie vor davon überzeugt sind, dass unsere Hei-matvertriebenen nicht nur erhebliche Opfer bringen mussten, erhebliches Leid erlitten haben, sondern dass sie eine wichtige völ-kerverständigende Aufgabe für die Gegen-wart und Zukunft unseres Volkes besitzen.

Es ist auch immer wieder zur Heimat selbst etwas zu sagen. In der Stuttgarter Charta heißt es: wir haben unsere Heimat verlo-ren. Heimatlose sind Fremdlinge auf die-ser Erde. Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineingestellt. Die Menschen mit Zwang von ihrer Heimat zu trennen, be-deutet im Geiste zu töten. Wir haben die-ses Schicksal überlebt, deshalb fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf die Heimat als ein von Gott geschenk-tes Grundrecht der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird. Dese Worte gelten heute genau so wie im Jahre 1950. Und sie gelten nicht nur für unsere deutschen Hei-matvertriebenen, sie gelten für alle Heimat-vertriebenen aller Nationen in der Welt.

Und das ist die große moralische Tat der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, die man gar nicht hoch genug würdigen kann in ihrem Mut in ih-rem Stehvermögen, als sie zum Schluss in der Koalition in Berlin durchgesetzt hat, dass es eine Stiftung gibt zur Erinnerung an Heimatvertreibung und Versöhnung und durchgesetzt hat, dass es hierfür auch ein Denkmal gibt. Ich habe kein Verständnis dafür, dass benachbarte Staaten daran An-stoß nahmen. Es geht nicht nur um uns, sondern um alle Heimatvertriebenen der Welt. Wir haben nur mit unseren 15 Mil-lionen Heimatvertriebenen eine besondere Erfahrung, eine besondere Kompetenz da-für zu sprechen. Aber die Größe von Frau Steinbach und der Vertriebenen besteht da-rin zu sagen: wir sind nicht so rückwärts-gewandt, sondern wir wollen für alle Zu-kunft einen Beitrag dazu leisten, dass es

keine Vertreibungen mehr gibt. Wegen des deutsch-tschechischen Verhältnisses ist da-rauf hinzuweisen, dass es auch Jahrhun-derte guten Zusammenlebens gegeben hat. Es ist ja nicht so, dass die Deutschen in Böhmen und Mähren sich nur bekämpf-ten. Jahrhundertelang haben sie im böh-misch-mährischen Raum harmonisch zu-sammengelebt. Zu diesem Fragenkomplex gehört aber auch und das muss klar und deutlich angesprochen werden, die Frage der Benes-Dekrete. Nach diesen Dekre-ten galten als staatlich unzuverlässige Per-sonen Deutsche und Ungarn, die sich in tschechischem Hoheitsgebiet aufhielten. Eine Diskriminierung sondergleichen. Es wurden außerordentliche Volksgerichte ge-schaffen, um Deutsche und Ungarn vor Ge-richt zu ziehen und ungerechtfertigten Ge-richtsverfahren zu unterwerfen. Es wurden 475 Todesurteile ausgesprochen und voll-streckt. In den Benes-Dekreten spricht man schönfärberisch von der Ausbürgerung der Deutschen und der Ungarn. In Wirklich-keit war es eine wilde Vertreibung, Zwangs-arbeit, Auflösung des deutschen Lebens in Prag und Brünn und die mit der Vertrei-bung begangenen Verbrechen wurden für nicht rechtswidrig erklärt, um nur einige wenige Teile der Benes-Dekrete zur Spra-che zu bringen.

Mit großer Befriedigung kann festgestellt werden, dass es innerhalb der tschechischen Gesellschaft Diskussionen gibt, ein Ringen um geschichtliche Wahrheit, ein Ringen um Aussöhnung mit den deutschen Nachbarn: das ist ein verheißungsvolles Zeichen, dass sich eines Tages die führenden Politiker in der tschechischen Republik dem unwider-stehlichen Strom der Zeit auch anschlie-ßen. Es ist unsere Christenpflicht, es ist unsere Pflicht als Teil des deutschen Vol-kes, es ist unsere Pflicht vor der Vergangen-heit und vor der Zukunft unseres Volkes, unsere eigene Identität immer wieder aufs neue einzubringen und auf diese Art und Weise völkerverständigend und friedens-bringend aktiv zu sein. Das ist und bleibt die große Aufgabe der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Als Dank für seinen Besuch überreichte Landesobmann Alfred Herold Dr. Wag-ner Erika Steinbach s̀ Buch „Die Macht der Erinnerung“.

Alfred Herold erinnert in seinem Jahres-rückblick daran, dass er beim letzten BdV-Landesverbandstag vor 3 Wochen das Amt

Die Heimat bleibt unvergessenLandesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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8 DeutscheUmschau3-2012

Politik

des Landesvorsitzenden in jüngere Hände gelegt hat. 80 % der Vertriebenen in Hes-sen seien Sudetendeutsche, wodurch die Ar-beit der SL ein besonderes Gewicht erhält.

In den letzten 2 Jahren fanden 3 große Ver-anstaltungen, Gemeinschaftsleistungen von BdV und SL, im Lande Hessen statt: der Tag der Vertriebenen beim Hessentag, der

zentrale Tag der Heimat im Biebricher Schloss und das Neujahrsgespräch beim hessischen Ministerpräsidenten. Große Ver-dienste hat sich bei der Gründung dieser Veranstaltungen Rudolf Friedrich erwor-ben. In seiner Arbeit habe Herold den BdV immer als Kopf und die SL als Herz gesehen.

Als eine weitere Aufgabe, die uns zugewach-sen ist, bezeichnete Herold die Fahrten in die Heimat. Herold erinnert daran, dass er, nachdem er 1968 seine 1. Fahrt in sei-nen Heimatort Bärn unternommen hatte, in der Zwischenzeit 73 Mal dort war. „Gren-zen sind die Narben der Geschichte“ so He-rold. „Brückenbauer zu sein, in dem man hinüberfährt, um mit den Menschen zu sprechen und aufzuklären und Geschichte sichtbar zu vermitteln. Unsere Vorfahren haben mit dem Fleiß ihrer Hände und der Kraft ihrer Herzen aus jeder Wurzel frucht-bare Heimat geschaffen“, fügte er hinzu. Ein Gespräch mit Schülern in der Otto-Hahn-Schule in Hanau ist Herold in be-sonderer Erinnerung. Als Zeitzeuge habe er den Schülern die politische Lage im Su-detenland bis Kriegsende und die Vertrei-bung der Deutschen nach 1945 erklärt und ein außerordentliches Interesse festgestellt. Für Herold ist es unbegreiflich, dass über

„Das Referat Öffentlichkeitsarbeit hat das e-mail-Netz für interne Informationen in-nerhalb des Verbandes weiter ausgebaut“, so Norbert Quaiser. Jeder Amtsträger der über eine e-mail-Adresse zu erreichen ist, sollte diese bekannt geben. Die e-mail Adressen der Zeitungsredaktionen werden ständig aktualisiert und ergänzt. Der Generations-wechsel innerhalb unseres Verbandes, wird zu Neuorientierung an vielen Stellen unse-rer politischen Arbeit führen. Den Jüngeren wird Platz zur selbstgewählten Zukunftsge-staltung eingeräumt werden müssen. Da-bei offene oder unterschwellige negative Unterstellungen zu vermeiden, wird vielen schwer fallen. Bernhard Goldhammer z.B. schrieb im Weihnachtsbrief Dezember 2011 „wer in der jungen Generation käme auf die Idee, sich mit „liebe Landsleute“ anzuspre-chen. Eine „harmlose“ Äußerung, für die Betroffenengeneration ein Stich ins Herz?

In der Aussprache zu den Referaten und zu den Berichten stellt Dr. Herfried Stingl fest, dass Dr. Wagner die Bedeutung der Charta gewürdigt hat. Leider ist in kaum einem hessischen Schulbuch diese Charta über-haupt erwähnt. Wie soll die jüngere Gene-ration von dieser Charta erfahren, wenn sie im Schulunterricht nicht behandelt wird?

Helmut Brandl möchte zur Öffentlichkeits-arbeit Anstöße geben. Die bisherige Akti-vität nach außen sollte durch neue Kom-munikationsmittel ergänzt werden. Die gut geführte homepage des Kreisverbandes Groß-Gerau sei dafür ein Beispiel. Darin können aktuelle Informationen über Bun-des-, Landes- und Kreisthemen publiziert und aus heimatpolitischer Sicht auf breiter Basis behandelt werden.

Am Ende der Veranstaltung stellte Vogler fest, dass diese wieder einmal gezeigt hat, dass wir selber in der Lage sind, für die Belange unserer Volksgruppe tatkräftig einzustehen. Dass wir eine Gemeinschaft sind, die zusammenhält und die sich auch durch Gegenwind nicht beirren lässt. Sie hat gezeigt, dass wir Freunde haben auch außerhalb unseres Verbandes, in der Poli-tik, in den Kommunen. Und insofern bit-tet Vogler, dass wir uns in bewährter Weise mit neuem Elan und mit verstärktem Ein-satz dafür einsetzen, dass unsere Organisa-tion tatkräftig am Leben bleibt und nicht als Sekte sondern als eine tatkräftige poli-tische Gemeinschaft zur Kenntnis genom-men wird.

Norbert Quaiser

„Heimat“ oft nur negativ gesprochen wird. Dabei gibt es 2 Dinge in der Welt, die man nicht kaufen kann: Glück und Heimat.

Herold forderte die Delegierten auf, unsere klare Linie weiter zu verfolgen. „Die Zu-kunft gehört den Handelnden und nicht den Klagenden“, schloss Herold seine An-sprache. „Wenn wir eines Tages abgerufen werden, dann können wir sagen: wir haben

einer guten Sache gedient“ fügte er hinzu.

Landesfrauenreferentin Rosemarie Kretsch-mer bezeichnete „Kultur bewahren – sozial tätig – politisch aktiv sein“ – als die drei „Säulen ihrer Arbeit. Sie erinnerte an das Osterfest vor wenigen Tagen, ein Fest der Familie mit vielen besonderen Bräuchen, die an unsere Heimat erinnern. Bereits hier beginnen die Aufgaben unserer Frauen, mit verschiedenen Ritualen, wie das Osterwas-ser holen, besondere Speisen vorbereiten, oder die Walpurgisnacht, die die Erinne-rung an unsere Heimat aufrecht erhalten. Hier leisten unsere Frauen eine ganz beson-dere wichtige Arbeit, nicht nur in der Fa-milie, sondern auch nach draußen in den Bekanntenkreis. Auch die Klöppel- und Werkwoche, die schon seit über 20 Jahren von Frauen im DJO-Landesheim Rodholz in der Rhön stattfindet, hat an Interesse und Bedeutung nicht nachgelassen. In diesem Jahr findet die Werkwoche vom 11. – 18. August statt. Anmeldungen werden noch entgegengenommen. Ein weiteres Beispiel sind die heimatlichen Werkstätten beim Sudetendeutschen Tag und das Frauenfo-rum, das jedes Jahr großen Zuspruch fin-det und immer die Unterstützung der hes-sischen Frauen hat.

Fortsetzung von Seite 7

V.l.n.r. Alfred Herold, Dr. Christean Wagner, Reinfried Vogler

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Kultur

„Kulturportal West-Ost“Eine neue Internetpräsentation

Versteht man die Pflege der Kultur der Deutschen im östlichen Europa als wichtige Zukunftsaufgabe, die dazu beitragen kann, das gegenseitige Verstehen der Nachbarn zu fördern, so gilt es, zeitgemäße Formen der Vermittlung zu finden. Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, und die Stiftung deutsche Kultur im östlichen Eu-ropa – OKR, Königswinter haben zu die-sem Zweck gemeinsam die neue Internet-Plattform „Kulturportal West-Ost“ erstellt.

Das „Kulturportal West-Ost“ soll einen Zugang zu dem in der Öffentlichkeit

weitgehend unbekannten oder gar verkann-ten Reichtum der deutscher Kultur des öst-lichen Europa bieten – einen Zugang, der sich angesichts der unübersichtlichen Viel-falt der zuständigen Einrichtungen oft nur schwerlich finden lässt. Es wendet sich an einen breiten Kreis von Nutzern – von im Bereich der ostdeutschen Kulturarbeit en-gagierten Personen, über Lehrende und Ler-nende, Journalisten und Publizisten, politi-sche Entscheidungsträger bis hin zu in der Wissenschaft Tätigen und bietet eine wich-tige und effiziente, weil leicht zugängliche Orientierungshilfe.

Zentraler Bestandteil des Kulturportals ist

eine Datenbank zu den Trägern ostdeut-scher Kulturarbeit. Sie bietet die aktuel-len Adressen von zurzeit ca. 2.500 Institu-tionen und Ansprechpartnern, die in einer späteren Ausbaustufe durch detailliertere Angaben ergänzt werden sollen. Die be-treffenden Institutionen sind sowohl über Volltext- bzw. Stichwortsuche als auch über interaktive Karten der Standorte auffindbar.

Als weitere Datenbank wurde die von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen seit einigen Jahren betreute „Ostdeutsche Biographie“ integriert, die Tausende von

Lebensbildern bedeutender im historischen deutschen Osten beheimateter oder dort wirkender Persönlichkeiten bietet. Auch hier erleichtern umfangreiche Suchfunkti-onen die Benutzung. Eine besondere Rolle ist der von der Stiftung deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR herausgegebenen „Kulturpolitische Korrespondenz“ als eines überregionalen Presseorgans zuzuweisen, das im Kulturportal sowohl mit seinen ak-tuellen als auch mit den älteren Ausgaben abrufbar bzw. nach Themen und Personen durchsuchbar gemacht wird.

Wesentlicher Inhalt des Kulturportals ist zudem das Angebot an alle Träger der

Kulturarbeit gemäß § 96 BVFG, dort ihre anstehenden Veranstaltungen anzuzeigen, gegebenenfalls auch auf aktuelle Pressebe-richte, TV- und Radiosendungen und Bei-träge zu Einzelthemen zu verweisen.

Damit das „Kulturportal West-Ost“ erfolg-reich arbeiten kann, sind die Betreiber auf die freundliche Mithilfe der betreffenden Institutionen selbst angewiesen. Sie laden daher herzlich dazu ein, ihnen regelmäßige Informationen über anstehende Veranstal-tungen und über Neuerscheinungen zu-kommen zu lassen, die dann gerne anzeigt werden. Besonders wertvoll sind ferner Mit-teilungen über Änderungen von Adressen, Vorständen etc. der Institutionen. Ebenso sind Hinweise fehlerhafte bzw. zu korrigie-rende Angaben ausdrücklich erwünscht.

Die bestehenden Internetauftritte der bei-den Stiftungen, zu denen man von der Seite des „Kulturportals West-Ost“ aus gelangt, wurden neugestaltet bzw. mit gleichartigem, dem Kulturportal angepassten Design ver-sehen. Beide Institutionen weisen dort auf ihre jeweiligen auf Aktivitäten und Projekte hin, bieten Publikationen in einem Online-Shop an und stellen eigene aktuelle Beiträge in Form von Downloads zur Verfügung.

Das neue „Kulturportal West-Ost“ versteht sich nicht als Konkurrenz, sondern als Er-gänzung zu den Angeboten der anderen Ein-richtungen mit eigenen Internetauftritten. Angestrebt wird, es um weitere „Bausteine“ in Form von Datenbanken, Downloadmög-lichkeiten etc. zu ergänzen. Auch hierfür sind Anregungen herzlich willkommen.

Es soll den Nutzern Freude machen, mit dem neuen attraktiv gestalteten, profes-sionell erstellten und betreuten, „Kultur-portal West-Ost“ den – für viele noch fremden – Reichtum, den die Kultur der Deutschen im östlichen Europa bietet, zu entdecken. Die Freischaltung des neuen Portals wird im Rahmen des Sommerfes-tes des Gerhart-Hauptmann-Hauses am 5. Juli 2012 erfolgen. Ernst Gierlich

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Kultur

BdV-Lauterbach unternahm eindrucksvolle Reise nach Ostböhmen

Auf Rübezahls Spuren im Riesengebirge

Schon früh am Morgen starteten am ver-gangenen Donnerstag 48 Teilnehmer aus Lauterbach und Umgebung zu einer Reise ins tschechische Riesengebirge. Zum ge-genseitigen Kennenlernen der Teilnehmer sorgte das mitgeführte und im Freien darge-botene rustikale „oberhessische Frühstück“ an einer Autobahnraststätte im „Altenbur-ger Land“. Nach der Weiterfahrt durch sorbisches Siedlungsgebiet an der Lausitz im östlichen Sachsen und dem tschechi-schen Grenzstädtchen Grottau, das im 12. Jahrhundert von deutschen Webern aus dem hessischen Vogelsberg gegründet wor-den sein soll, erreichte die Gruppe am frü-hen Nachmittag nach 520 km Reichen-berg, die Stadt im Schoße der Berge, und nahm Quartier im zentral gelegenen Ho-tel „Goldener Löwe“. Nach kurzer Erho-lungsphase ging es mit der Kabinenseilbahn auf den Hausberg von Reichenberg, dem 1012 m hohen Jeschken und in das dort in dem markanten Aussichtsturm eingebau-ten Restaurant zum gemütlichen Abend-essen. Tiefhängende Wolken versperrten zunächst jedwede Aussicht, doch lichteten sich diese später und es bot sich ein grandi-oser Rundblick über das Iser- und Riesen-gebirge. Der nächste Tag begann morgens mit einer Führung durch die größte Stadt des ehemaligen Sudetenlandes. Zu Fuß ging es durch den historischen Stadtkern, zu dessen schönsten Bauwerken das Rathaus mit Gedenktafel der Opfer aus der Zeit des Prager Frühlings vom 21. August 1968, das Frantisek-Salda-Theater, das Museum und die Handelskammer gehören. Auch die alten Waldsteinhäuser von 1678, deren historisches Aussehen leider nur noch aus Fassaden besteht und auch ganz moderne Bauwerke, wie das neue Einkaufszentrum wurden besichtigt. Am frühen Nachmittag reiste die Gruppe in die seit 1712 betriebene Glashütte Novosad & Syn Harrachov mit Museum nach Harrachsdorf. Die schwere Arbeit der Glasbläser und die bestehenden Arbeitsverhältnisse in dieser Fabrik hinter-ließ bei den Besuchern einen recht nachhal-tigen Eindruck. Im Verkaufsladen der Fab-rik wurden noch Glaseinkäufe getätigt und die Fahrt führte weiter nach Hohenelbe, dem sog. „Tor zum Riesengebirge“ mit dem historischen Renaissanceschloss von 1546 zu einer Besichtigungs- und Kaffeepause. Über die „Panoramastrasse“ mit herrlichen

Landschaftsblicken aus dem fahrenden Bus auf das Riesen-, Iser- und Lausitzergebirge wurde wieder Reichenberg erreicht und das vorgegebene Programm dieses Tages damit beschlossen. Allerdings stand nach dem Abendessen im Hotel noch die Übertra-gung des Fußballspiels Deutschland gegen Griechenland an, das auf einer Großbild-leinwand mit dem tollen Ergebnis für unsere Nationalmannschaft allgemein begeisterte. Die ostböhmische Metropole „Königgrätz“ war am dritten Reisetag zunächst das Ziel. Die Fahrt ging durch das böhmische Pa-radies mit der Burg Trosky und ihrer un-verwechselbaren Silhouette mit den beiden Kegel „ Baba“(altes Weib) und „Panna“(Jungfrau). Dann wurde das kleine, aber sehr anschau-lich gestaltete Kriegsmuseum über die Schlacht von 1866 bei Chlum aufgesucht und von einem ho-hen Aussichtsturm die ehemaligen Schlachtfelder rundum besichtigt. In Königgrätz überzeugte vor allem die historische Innenstadt mit dem großen Marktplatz und die Kathed-rale des Heiligen Geistes. Nachmit-tags ging die Fahrt über Hermanitz an der Elbe , dem Geburtsort von General A.Wallenstein, vorbei am Spital Kukus in die wunderschöne Stadt Trautenau mit dem einzigarti-gem Rübezahlbrunnen von 1892. Bei herrli-chem Kaiserwetter konnte von dort der alles überragende Gipfel der Schneekoppe, dem mit 1602 m höchsten Berg des Riesengebir-ges gesehen werden. Leider ging auch dieser Tagesausflug viel zu schnell zu Ende und es schloss sich als Abendprogramm im Ho-tel ein „böhmischer Abend“ mit regionalen Spezialitätenessen, Musik und Freibier bis in die späten Abendstunden an. Als Gast war auch der Bürgermeister von Reichenberg, Herr Jiri Solc mit Dolmetscherin Jana Sy-korova erschienen, der ein Statement über seine Kommune gab und der besonders her-vorhob, dass es ihm eine Herzensangelegen-heit gewesen sei, der Einladung einer deut-schen Reisegruppe, unter denen sich auch zahlreiche Bewohner des ehemaligen Su-detenlandes befanden, zu folgen. Reiselei-ter Siegbert Ortmann, auch BdV-Landes-vorsitzender von Hessen, verwies in seiner kurzen Rede besonders auf die immer bes-ser und intensiver werdende Kontakte und

Begegnungen zwischen den Heimatver-triebenen und den heutigen tschechischen Bürgern im ehemaligen Sudetenland und überreichte den Gästen eine Flasche „Schlit-zer Doppelkorn“ und in Pralinenform die „Schrittsteine“ aus Lauterbach. Der letzte Reisetag führte zunächst in eine Gedenk-stätte aus finsterer deutscher Geschichte, dem ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Baut-zen. Von der dort zu sehenden Darstellung des Zeitraumes der Ereignisse von 1956 bis 1989 waren die Reiseteilnehmer tief beein-druckt. Historische Einrichtungen dieser Art über die Diktatur in der ehemaligen DDR müssen unbedingt erhalten und al-len Bürgern zugänglich gemacht werden, um die Unmenschlichkeit diktatorischer Systeme in der Vergangenheit nicht verges-

sen zu lassen, so die einhellige Meinung der Reisegruppe. Den Abschluss des Reisepro-gramm bildete der eingeplante nachmittäg-liche Besuch in der wunderschönen Euro-pastadt Görlitz an der polnischen Grenze. Unter sehr sachkundiger Führung einer re-gionalen Reiseleiteren wurden die markan-ten Punkte der Altstadt zu Fuß besichtigt und sehr verständlich erläutert. Diese Stadt im äußersten Osten gelegen, ist ein Aus-hängeschild unseres Vaterlandes und ein-fach sehenswert. Reiseteilnehmer Nobert Lange lobte auf der Busrückfahrt nach Lau-terbach die hervorragende Organisation die vom Bund der Vertriebenen (BdV) in Lau-terbach geplante und durchgeführte Infor-mationsreise und dankte den mitreisenden Vorstandsmitglieder, Siegbert Ortmann, Anton Lerch und Karl-Heinz Knopp für ihren engagierten Einsatz zum Gelingen dieser eindrucksvollen, tollen Reise in das Land des Berggeistes Rübezahl.

Siegbert Ortmann

Glashütte Novosad & Syn Harrachov

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Kultur

Der Mythos der „Breslau-Elf“Vor 75 Jahren spielte die deutsche Nationalmannschaft in Breslau

Die Breslau-Elf (von links): Fritz Szepan (Schalke 04), Hans Jakob (Jahn Regensburg), Rudi Gellesch (Schalke 04), Ernst Lehner (Schwaben Augsburg), Reinhold Münzenberg (Alemannia Aachen), Ludwig Goldbrunner (Bayern München), Paul Janes (Fortuna Düs-seldorf), Otto Siffling (Waldhof Mannheim), Alfred Urban (Schalke 04), Andreas Kupfer und Albin Kitzinger (beide Schweinfurt 05)

Der fünffache Torschütze Otto Siffling (Waldhof Mannheim)

Der Pfingstsonntag 1937 war die Geburts-stunde der deutschen Fußballnational-mannschaft mit der besten Jahresbilanz, die es je gab. Die deutsche Auswahl ge-wann sensationell mit 8:0 gegen Dänemark. Die „Breslau-Elf“, eine der stärksten deut-schen Mannschaften aller Zeiten, war ge-boren. Heute ist sie fast in Vergessenheit geraten, weil sie nie etwas gewonnen hat. Drei Weltmeister- und Europameistertitel mit den Mannschaften, die sie errungen ha-ben, sind in Erinnerung geblieben, der Er-folg der „Breslau-Elf“ droht in Vergessen-heit zu geraten. In diesen Wochen, in denen der Fußball das beherrschende Thema ist, erinnern wir 75 Jahre nach den legendären Erfolgen an diese Mannschaft.

Die Mannschaft blieb 1937 in elf Spielen ungeschlagen und gewann davon zehn. Vor und nach dem Krieg hat Deutschland keine Nationalmannschaft Auswahl ge-habt. Der Nationalmannschaftskader des „Trainerduos“ Sepp Herberger und Otto Nerz setzte sich im Kern noch aus Spielern zusammen, die bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien, drei Jahre zuvor, überra-schend den dritten Platz erreicht hatte. Sie wurde ergänzt um junge Nachwuchsspie-ler wie das Schweinfurter Läuferpaar Kit-zinger/Kupfer, den Schalkern Gellesch und Urban sowie Elbern von Beuel 06.

Der 16. Mai 1937 ist in der deutschen Län-derspiel-Chronik ein besonderes Datum. Es war der Geburtstag der Breslau-Elf: 40.000 Besucher erlebten im Stadion der schlesi-schen Metropole ein 8:0 gegen Dänemark. Die deutsche Elf zelebrierte nahezu Fuß-ball in Vollendung. Einer hatte seinen ganz großen Auftritt: Otto Siffling, Mittelstür-mer vom SV Waldhof, dem Stammverein Sepp Herbergers. Mannheims wohl größ-ter Fußballer, ein technisch sehr beschlage-ner, oft rochierender, „spielender“ Stürmer, erzielte fünf der acht Tore. Für alle unfass-bar war, dass der hoch Begabte zweieinhalb Jahre später im Alter von nur 27 Jahren an den Folgen einer Rippenfell-Entzündung verstarb. In der in zehn Spielen unbesieg-ten Breslau-Elf hatte Siffling im Angriff ei-nen festen Platz neben Ernst Lehner sowie den Schalkern Rudi Gellesch, Fritz Szepan und Adolf Urban. Torhüter war Hans Ja-kob, Paul Janes und Reinhold Münzenberg verteidigten, die Läuferreihe bildeten And-reas Kupfer, Ludwig Goldbrunner und Al-bin Kitzinger.

Von der deutschen Fußball-Nationalmann-schaft erwartet man vor dem Testspiel gegen die Dänen in Breslau einen glatten Sieg, zu-mal es 1937 bis dahin bereits deren vier bei einem Remis gegeben hat. Die längste Sie-gesserie der DFB-Historie läuft also bereits,

doch das ahnt noch niemand. Ein 1:0 gegen Luxemburg und ein 1:0 in Zürich gegen die Schweiz verleitet niemanden zu Größen-wahn. An jenem 2. Mai 1937 wird auf dem traditionellen Bankett in Zürich die Bres-lau-Elf, wenn man so will, gezeugt. Wer ihr Vater ist, darüber streiten die Gelehrten. Die Führung der Nationalelf ist aus heuti-ger Sicht verwirrend bis chaotisch. Der alte Reichstrainer Dr. Otto Nerz ist nach dem Olympia-Debakel 1936 nicht mehr wohl ge-litten und wird vorübergehend beurlaubt, Sepp Herberger hat ihn 1936 bereits zwei-mal vertreten.

Doch Dr. Nerz kämpft um seinen Posten, er bleibt in der Verantwortung. Über allem schwebt ohnehin der Präsident des DFB, damals umbenannt in „Fachamt Fußball im Reichsbund für Leibesübungen“, Fe-lix Linnemann. Er hat formal das letzte Wort bei der Aufstellung, Nerz bestimmt die Trainingsabläufe und Herberger, quasi als Übungsleiter, führt sie aus. Dennoch darf er sich Reichstrainer nennen.

Herberger hat sich bereits am 12. Dezember 1936 bei Linnemann beschwert: „Ich frage mich, was ich als Reichstrainer eigentlich zu tun habe, wenn Dr. Nerz für die Schu-lung, Betreuung und Aufstellung der allein verantwortliche Mann ist. Ich werde mit ei-ner solchen Lösung nie einverstanden sein.“ Wobei wie erwähnt sich auch Linnemann in die Aufstellung einmischen darf, was er bei der WM 1938 tun wird.

Im Mai 1937 muss Herberger sich die Auf-stellung nur von Otto Nerz abnicken las-sen. In seinem Nachlass schildert der Reich-strainer das so: „Als wir zum Bankett

Fortsetzung auf Seite 12

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Kultur

Prof. Dr. Otto Nerz

Sepp Herberger

aufbrachen, hatte ich meine Mannschaft für unser nächstes Spiel. Sie wurde auch am gleichen Abend perfekt. Die Tischordnung war so getroffen; x (d.h. Nerz) am Tisch der Prominenz sitzend, doch auf Reichweite von mir platziert war. Von dort reichte er mir einen Zettel zu, auf dem sein Vorschlag für das nächste Treffen zu lesen war. Er hatte diese Aufstellung: Jakob – Billmann, Mün-zenberg – Kupfer, Goldbrunner, Kitzin-ger – Lehner, Siffling (Hohmann/Lenz), Szepan, Urban.“

Dr. Nerz ist in der Mittelstürmer-Frage un-entschlossen, schwankt zwischen Karl Hoh-mann aus Benrath und Dortmunds August Lenz. Herberger will keinen von beiden, „nominiert“ den Mannheimer Otto Siff-ling und tauscht auch den rechten Vertei-diger aus: für Nürnbergs Willi Billmann sieht er Düsseldorfs Paul Janes vor. Doch wird Nerz das akzeptieren?

Herberger: „Ich reichte meinen Zettel mit meinen Korrekturen wieder über den Tisch

zurück, er überflog ihn, nickte mir zu und sagte – kopfnickend – „in Ordnung!“ Die Breslau-Elf, über die wahre Hymnen ge-dichtet werden sollten, ist also das Resul-tat einer Zettelwirtschaft. In dem von Eitel-keiten geprägten Verhältnis zwischen Nerz und Herberger, der erst ab 1938 nach dem gänzlichen Rückzug des Konkurrenten in die Wissenschaft (Professur an der Berli-ner Reichsakademie für Sport) alleinver-ant-wortlich, aber keineswegs souverän in seinen Handlungen war, ist die Frage nach dem Urheber nicht ohne Brisanz.

Es spielt also die Elf, die Herberger will, aber Nerz hat sie genehmigt. In seinen No-tizen nennt Herberger Nerz leicht spöttisch

Fortsetzung von Seite 11 deshalb den „Großvater“ der Breslau-Elf. Seine Rolle beschreibt er so: „Die Bres-lau-Elf spielte nach meinem Konzept! (ich glaube, dass ich schon Einfluß auf das Ge-schehen auf dem Feld genommen hatte. Al-lein schon durch die formelle Besetzung d. Formation.)“

Das Fachamt Fußball plant das Länderspiel generalstabsmäßig. Am 10. Mai geht den 14 geladenen Spielern ein Schreiben des Stell-vertretenden Geschäftsführers Hörbrand zu, das ihre Anreise detailliert regelt. Aus-zug: „Sie wollen sich so einrichten, dass Sie am Freitag, den 14.5., abends in Bres-lau eintreffen. Sammelpunkt: ‚Hotel Vier Jahreszeiten‘… Von Ihnen sind mitzubrin-gen: Strümpfe, Turnschuhe, Trainingsan-zug und 2 Paar in gutem Zustand befind-liche Fußballstiefel...“

Mann des Tages wird der Stürmer, der sich selbst aufgestellt hat: Mannheims Otto Siff-ling schießt nach Ernst Lehners frühem Führungstreffer (7.) fünf Treffer binnen 32 Minuten – eine Sensation, die es nie zuvor und auch nie mehr in einem DFB-Län-derspiel gegeben hat. Zur Halbzeit steht es 4:0, nach 65 Minuten enden die Siff-ling-Festspiele beim Stand von 6:0. Nun wird die Elf, die an diesem Tag im ganzen Reich bekannt werden wird, etwas nach-lässig. Prompt eilt Herberger an die Seiten-linie und fordert wieder Engagement ein.

Die Schalker Alfred Urban (70.), der Links-außen, und Kapitän Fritz Szepan (78.) schrauben das Resultat prompt in uner-wartete Höhen. Die Schalker genießen in jenen Tagen eine hohe Popularität, ihr Krei-sel ist nicht nur unter Fachleuten ein Be-griff. Als nun Szepan sein Tor schießt, „da bricht große Freude im Stadion aus. Ein Tor des Regisseurs hat sich die Menge schon lange gewünscht“, schreibt die „Fußball-Woche.“ Das Besondere an diesem Festi-val: Fast alle Tore entspringen Kombinati-onen, fallen aus dem Spiel heraus. „Unsere Mannschaft spielte wie aus einem Guss, der Ball lief, dass es eine wahre Freude war“, ju-belt der Kicker.Zwölf Minuten sind noch Zeit und „es wäre der deutschen Mannschaft…ein leichtes ge-wesen, das Ergebnis zweistellig ohne Ge-gentreffer zu gestalten“, findet das Fach-blatt „Fußball“, aber das will sie den Gästen dann doch nicht antun. Denen konzediert der „Fußball“ „als einen Grund für ihres in diesem Maße von niemandem erwarteten Versagens ihre weite Anreise und die damit verbundenen Strapazen.“ Das „Extrabladet“

setzt seinen Bericht unter eine sechsspaltige Zeile, die da lautet: „Wie Deutschland nie-dersäbelte“. Deutschland schwelgt derweil.

„Die Besucher werden das Spiel in der Schle-sierkampfbahn als einer der glanzvollsten Tage des deutschen Fußballsports in Er-innerung behalten“, prophezeit der „Fuß-ball“. So wie die Namen der Breslau-Elf allen Schulkindern jener Tage so mühelos über die Lippen kommen wie das Alpha-bet: Jakob – Janes, Münzenberg – Kupfer, Goldbrunner, Kitzinger – Lehner, Gellesch, Siffling, Urban, Szepan. Keiner von ihnen lebt mehr, allmählich wird es Zeit, sich um ihre Unsterblichkeit zu kümmern.

Wären sie Weltmeister geworden, wäre das wohl überflüssig. Diese Elf hatte gewiss das Zeug dazu. Sie gewann auch trotz gelegent-licher Änderungen – beispielsweise stieß Helmut Schön hinzu – die folgenden fünf Spiele des Jahres 1937, das rein statistisch mit zehn Siegen und einem Remis aus elf Spie-len das Beste der DFB-Historie war. Doch als es 1938 bei der WM in Frankreich ernst wurde, schaffte die hohe Politik, was keine Gegner vermochte. Sie zu stoppen.

Durch den Anschluss Österreichs im März an das Deutsche Reich wurde Herberger ge-zwungen, die Nationalelf im Verhältnis 6:5 (sechs Deutsche, fünf Österreicher) aufzu-stellen. Zwei Spielsysteme, zwei Mentalitä-ten, zwei Fraktionen – ein Chaos. Herberger kommentierte die Anweisung des Reichs-sportführers so: „Aus zwei guten mache eine bessere. Oh heilige Einfalt!“ Ergebnis war ein unerwartet frühes Scheitern der deut-schen Mannschaft und das Ende der rei-henweisen Erfolge Deutschlands. Wußten wir nicht immer schon, das Österreicher keinen Fußball spielen können? dfb/MP

Page 13: Deutsche Umschau

Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected].

Die Redaktion freut sich überalle Berichte,Artikel, Termin-ankündigungenundLeserbriefeausdemBereichdesBauernver-bandes der Vertriebenen. ZuBerichten ausderArbeit IhrerVerbände vergessen Sie bitteaussagekräftigeFotosnicht.

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Fortsetzung Seite 14

Suum cuique – Jedem das Seine!Mitgliederversammlung 2012 des Bauernverbandes der Vertriebenen in Haus Schlesien

Die Mitgliederversammlung des Bauern-verbandes der Vertriebenen wurde bewusst von Präsident Walter unter diesen Wahl-spruch gestellt, zur Erinnerung an König Friedrich II., den seine Zeitgenossen schon „den Großen“ nannten und dessen Geburts-tag sich in diesem Jahr zum 300. Mal am 23. Januar jährte.

Der größte Teil der Vertriebenen stammt aus den ehemaligen preußischen Gebie-ten, deren Bevölkerungsaufbau und Wirt-schaftskraft in seiner Regierungszeit einen großen Schritt nach vorn getan haben. Un-ter seiner Regierung stieg Preußen zu einer der Großmächte in Europa auf.

Nach dieser kurzen geschichtlichen Remi-niszenz kehrte Präsident Walter mit seinem Bericht zur Lage in die Niederungen der heutigen Politik zurück. Er äußerte seine Besorgnis darüber, dass die Finanzprob-leme nicht geringer werden, weil die Regie-renden der EU-Länder anfangs nach politi-schen Wünschen den Euro eingeführt, aber nicht eine strikte Finanzkontrolle etabliert hatten. Die jetzt drohende Staatspleite in

Griechenland und Finanzkrisen in Portu-gal, Spanien und Italien sind der EU und ihrer fehlenden Länderkontrolle anzulasten

Kritisch beurteilte auch Präsident Walter den Umgang der Medien .mit Bundesprä-sident Wulff. Das Vorgehen – vor allem be-stimmter Zeitungen – habe bereits den An-strich einer Mediendiktatur getragen und erinnere an manche Vorkommnisse in der ehemaligen DDR, die er persönlich hautnah erlebt habe. Es gehe dabei nicht um die Per-son Wulff, sondern um den Versuch, dem Staat zu schaden bzw. die Bürger zu ver-unsichern, ein bewährtes Mittel der soge-nannten 68. Bezeichnend sei, dass derartige Kampagnen stets gegen Personen des bür-gerlichen Lagers betrieben werden, obwohl sicherlich bei anderen mehr zu finden wäre.

„Wir Vertriebenen brauchen Herrn Wulff nicht nachzutrauern, denn er war kein Freund der Vertriebenen. Er hat den BdV in Niedersachsen nach seiner Wahl als Mi-nisterpräsident nicht spontan, sondern erst nach langem Tauziehen unterstützt, die Pa-tenschaft erneut anerkannt und dem Schle-siertreffen in Hannover zugestimmt. Seine Reden auf den Schlesiertreffen waren ge-prägt von politischem Kalkül ohne Herz-lichkeit. Der zugesagte Besuch in Ober-schlesien fand nicht statt. Seine Rede zum 200- jährigen Jubiläum der Universität Bres-lau enthielt geschichtsfälschende Aussa-gen, die die Leistung der deutschen Grün-der und Wissenschaftler dieser geachteten Universität beleidigte.

Es ist bezeichnend, dass sein Nachfolger im Amt Ministerpräsident McAllister be-reits in Oberschlesien gewesen ist. Aber des-sen Großmutter stammt aus den ehemali-gen deutschen Ostgebieten, aus Pommern“,

führte Walter aus. Nahezu resignierend fragte Walter wem unsere Politiker dienen, wenn sie sich nur nach den Wünschen an-derer richten und das Leid des eigenen Vol-kes verdrängen und unterdrücken. Diese unwürdige Haltung zeige sich besonders bei der fehlenden Beachtung der deutschen Opfer des Krieges und der Nachkriegszeit. Die Opferzahlen der Zwangslager würden nicht genannt und um die Massengräber, die überall gefunden werden, kümmert sich kein Politiker.

Das die Verharmloser des Völkermordes an den Vertriebenen am Werke sind, zeigte die Veranstaltung der FU Berlin und der Deutsch-Polnischen Akademischen Ge-sellschaft unter Mithilfe der VVN (An-tifa) am 17./18.02 2012 , die unter dem Ti-tel “War Vertreibung Unrecht“ stand. Ziel der Veranstaltung war die Relativierung die-ses Verbrechens. Mit den üblichen Phrasen wurde versucht, die Dimension der Vertrei-bung und die Verbrechen an den Deutschen kleinzureden, um die Kollektivschuld auf die Deutschen zu verlagern.

Der Völkerrechtler Thilo Marauhn verwies als einziger darauf, dass der Menschentrans-fer völkerrechtswidrig sei. Er verwies auf die römischen Statuten, das Genfer Abkommen von 1949, die Nürnberger Prozesse und die Haager Landkriegsordnung von 1907. Mit dieser Darstellung waren die Akteure die-ser Veranstaltung gar nicht einverstanden. Auch Prof. Alfred de Zayas hat sich zu die-ser Tagung schriftlich geäußert und auf völkerrechtlichte Aussagen hingewiesen.

Die Tagung habe uns gezeigt, dass sich in Deutschland die Kräfte formieren, die das Verbrechen der Vertreibung und des

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Bauernverband

Fortsetzung von Seite 13

Eigentumsentzuges relativieren und ver-drängen wollen. Es soll verhindert werden, dass in der Stiftung “Flucht, Vertreibung Versöhnung“ eventuell doch wahrheitsge-treu die Verbrechen und das Unrecht dar-gestellt werden.

Erfreulich sei, dass etliche junge Staaten wie Serbien, Rumänien und auch Kroatien eine Regelung der Eigentumsfragen für vertrie-bene Volksgruppen herbeiführen. So werden für die Banater Schwaben von Rumänien Kriterien der Rückgabe und Entschädi-gung ebenso erarbeitet wie von Kroatien.

Umfragen auf den Fluren in Brüssel erge-ben, dass Deutschland als größter Hemm-klotz bei der Lösung des Vertreibungsun-rechtes bezeichnet wird.

Die Vertriebenen werden in die rechte Ecke gestellt, wenn sie das Thema Eigentum an-sprechen, von dem Helmut Kohl gesagt hat, dass es in Brüssel gelöst werden müsse, weil die damalige Bundesregierung nicht den Schneid besaß, 1990 klare Verhältnisse zu schaffen. Leider haben heute viele CDU-Leute lieber das Unrechtsverhalten der lin-ken Ideologen übernommen, als dass sie sich um eine – von Helmut Kohl versprochene – Lösung auf europäischer Ebene bemühen.

Es sei bezeichnend, dass der Europarat Po-len wegen ungenügender Durchsetzung der Menschenrechte rügte, weil nicht aus-reichend zweisprachige Kindergärten und Schulen für die 300.000 Deutsche in Ober-schlesien geschaffen wurden.

Es wäre eine Aufgabe der Bundesregie-rung dieses zu kritisieren, da auch der

deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag solche Einrichtungen vorschreibt.

Es ist unverkennbar, dass innerhalb der Ver-bände der Deutschen in Polen wegen feh-lender Unterstützung aus Deutschland eine Verunsicherung zu verzeichnen ist, ob man weiterhin sich zu seinen deutschen Wurzeln bekennen soll, oder ob es opportun wäre, sich mehr zum “Pole-sein“ zu bekennen. Deshalb ist es wichtig, dass auch wir un-seren Landsleuten und Freunden helfen. Das kann durch Gespräche mit Verant-wortlichen im Bundestag und in der Bun-desregierung geschehen, aber auch durch Einladungen der Verbandsfunktionäre zu unseren Veranstaltungen und durch Fahr-ten nach Oberschlesien und Ostpreußen.

Zum Schluss dankte Präsident Walter für

die rege Tätigkeit für unsere gemeinsame Sache und die gute Zusammenarbeit im Be-streben unsere Anliegen auch in den kom-menden Jahren den gesellschaftlich und politisch Verantwortlichen darzulegen, als da sind :

• Das Recht auf die Heimat und un-ser Eigentum

• Eine gerechte Regelung für die Op-fer von Vertreibung und Enteignung

• Die Unterstützung der Opfer der sta linistischen Bodenreform in Mitteldeutschland

• Die Kontaktpflege und Unterstützung unserer Landsleute in Oberschlesien und Ostpreußen

In diesen Sinne kann auch der Bauernverband der Vertriebenen sich zum Leitwort des Bundes der Vertriebenen be-kennen, das da lautet: „Erbe erhalten – Zu-kunft gestalten.

Es schlossen sich die Regularien der Mit-gliederversammlung an. Weiterhin wurde über zahlreiche Themen diskutiert, zu denen die Ergebnisse des Gespräches mit dem Vor-stand des Verbandes „Stiftung Vertriebenen Landvolk“ ebenso gehörten wie die Partner-schaft mit dem schlesischen Bauernverband und beabsichtigte Gespräche im April mit den Sprechern der Arbeitsgruppe „Vertrie-bene, Spätaussiedler und Deutsche Minder-heiten“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie den agrarpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen von SPD und CDU

Dr. Arwed Blomeyer)Mitgliederversammlung 2012 (v.l.n.r.) Lammers, Olschewski(verd.), Fleige, Klösel, Dr. Herrmann, Böhme, Dr. Blomeyer, Walter, Glagau, Liepold(verd.), Roesler, Nahry

Nahrungsmittelproduktion muss weltweit drastisch gesteigert werden

Die weltweite Nahrungsmittelproduktion muss in den nächsten Jahrzehnten dras-tisch gesteigert werden, um mit wachsen-der Nachfrage nicht zuletzt auch nach Bio-Treibstoff mithalten zu können.

Gleichzeitig sind die Landwirte jedoch auch aufgerufen, nachhaltiger und ökolo-gischer zu arbeiten. Das geht aus dem Land-wirtschaftlichen Ausblick 2012 hervor, den die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und die Organisa-tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Rom vor-stellten. Um 60 Prozent müsse die landwirt-schaftliche Produktion in den kommenden

40 Jahren zunehmen, also um eine Milliarde Tonnen Getreide und 200 Millionen Ton-nen Fleisch. Der Bericht von OECD und FAO hält fest, dass die weltweite Landwirt-schaft damit unter Druck gerät, weil zusätz-liches Land für Ackerbau und Viehzucht be-grenzt ist. In diesem Jahrzehnt werde das Produktionswachstum mit etwa 1,7 Prozent jährlich unter dem der vergangenen Jahr-zehnte liegen. Etwa ein Viertel der land-wirtschaftlichen Fläche weltweit ist her-abgewirtschaftet oder ausgelaugt, hält der Bericht fest. Es sei aber immer wichtiger, Land, Wasser, Meeres-Ökosysteme, Fisch-bestände sowie Wälder weitaus nachhalti-ger zu nutzen. I

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Getreideernte hat begonnenSeit Mitte Juli rollen in Nordrhein-West-falen die Mähdrescher. Damit startet die Getreideernte in diesem Jahr etwa eine Woche später als im langjäh-rigen Durch-schnitt, teilt die Landwirt-scha f t sk a m-mer Nordrhein-Westfalen mit. Zunächst steht die Ernte der Wintergerste an. Mit etwa 160 550 Hektar ist sie die zweitwichtigste Getrei-deart auf Nordrhein-Westfalens Äckern. Die Ernte des Winterweizens, mit rund 284 000 Hektar die wichtigste Getreide-art in Nordrhein-Westfalen, beginnt vor-aussichtlich in zwei bis drei Wochen. Ins-gesamt werden in Nordrhein-Westfalen 531 700 Hektar Getreide - ohne Mais - und 69 000 Hektar Raps angebaut.

Die Aussichten für die Getreideernte in Nordrhein-Westfalen sind überwiegend gut. Dazu beigetragen hat vor allem der Regen, der nach einem recht trockenen Frühjahr ge-rade noch rechtzeitig eingesetzt hat. Die alte Bauernregel, nach der ein kühler und nas-ser Mai den Bauern Scheune und Fass füllt, hat damit erneut ihre Gültigkeit bewiesen.

Jeder zehnte ha ökologisch genutztIn Hessen wird mehr landwirtschaftli-che Fläche ökologisch bewirtschaftet als i m Bu nde s -schnitt. Wäh-rend in Hessen 10,5 Prozent der landwirtschaft-lichen Nutzflä-che ökologisch bewirtschaftet werden, sind es bundesweit nur 6,1 Prozent.

Bei der Zahl der Betriebe dagegen sind so-wohl in Hessen wie in ganz Deutschland 7,5 Prozent Bio-Betriebe. Ökologisch bewirt-schaftete Betriebe machen nach Angaben des Ministeriums tendenziell weniger Ge-winn als konventionelle. Trotzdem ist die Zahl der Bio-Betriebe zwischen 2010 und 2011 um 29 gewachsen. Ende vergangenen Jahres waren es in Hessen 1741 Erzeuger, die 78 775 Hektar ökologisch bewirtschafteten.

Bauernverband

Umschau für den Landwirt

Bauernverband der Vertriebenen in SiegenJahreshauptversammlung 2012

Kreisvertrauenslandwirt (KVL) Gerhard Blach konnte wieder zwölf treue Mitglieder im Gasthof Reuter in Siegen-Dillnhütten begrüßen. Die Vorsitzende der Landesfrau-enarbeitsgemeinschaft Waltraud Hentschel ließ sich entschuldigen. Als Gäste konnte Blach die BdV-Kreisvorsitzenden Heinrich Gorki aus Olpe und H. Heinrich Thomas aus Siegen begrüßen.

Nach einem Grußwort der Gäste erhoben sich die Anwesenden alsdann zum stillen Gedenken an die Mitglieder, die im ver-gangenen Jahr wieder von und gegangen sind und fern ihrer Heimat die letzte Ruhe fanden.

Bernhard Hübner erstattete den Kassen-bericht, was schnell erledigt war, da kaum Bewegungen zu verzeichnen waren, der Be-stand sich mit 524,00 Euro nicht wesentlich gegenüber 2011 verändert hat.

KVL Blach berichtet über die Aktivitäten

des Vorstands: Er und Bernhard Hübner hatten im Herbst wieder an der Arbeits-tagung des Verbandes in Haus Düsse teil-genommen. Des weiteren nahm der KVL zur augenblicklichen politischen Situation Stellung soweit sie den BVdV berührt. Die Erwähnung des unlängst entdeckten Mas-sengrabes mit ermordeten Deutschen an der Marienburg erregte dabei Aufsehen.

Der Gastreferent Dr. Matthias Heider MdB (CDU) sprach Themen der aktuellen Tages-politik an und löste damit eine rege Dis-kussion aus, z.B. die Besorgnis, das dem Mahnmal gegen Vertreibungen der ur-sprüngliche Sinn z. T. genommen werden solle. Die mangelhafte Entschädigung der Landwirte, die ihre Fortsetzung in der Ver-staatlichung bei der Gründung der DDR fand bei der Wiedervereinigung nicht wie-der gut gemacht wurde.Nach lebhafter Diskussion wurde die Ver-sammlung gegen 17:30 Uhr beendet.

Starke Mäusejahre gebe es immer wieder einmal, sagen Experten, aber dies sei das mäusereichste seit mindestens 30 Jahren. Die maximal zwölf Zentimeter großen Na-ger machen sich nun über die Feldfrüchte her. „Getreide, Mais - die fressen einfach al-les an. Noch nicht ein-mal die Zuckerrüben sind vor ihnen sicher“, sagt Matthias Krieg, Geschäftsführer ei-nes Agrarbetriebs bei Zeitz im Burgenland-kreis. Besonders be-troffen seien Winter-weizen und Gerste. Im Schnitt zehn, auf ext-rem befallenen Flächen sogar 50 Prozent der Ernte müssten abge-schrieben werden. Ähnlich im benachbarten Thüringen. Im Thüringer Becken drohten im Schnitt Verluste von rund zehn Pro-zent, sagt Reinhard Kopp vom Thüringer Bauernverband.

Bereits 2011 zeichnete sich ein Anstieg der

Population ab, und es wurden Gegenmaß-nahmen getroffen. „Die Landwirte stell-ten Hunderte Sitzstangen auf, um Greif-vögel anzulocken“, berichtet Kopp. Milane und Mäusebussarde kamen auch, fraßen

sich dick und fett und zeigten doch kaum Wirkung. Jetzt for-dern die Landwirte radikalere Maßnah-men: den großflächi-gen Einsatz des Rat-tengifts Ratron. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hatte dessen breite Ver-wendung aber im Jahr 2008 untersagt, weil

einzelne Bauern das Gift unsachgemäß ver-wendet hatten. Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet Landwirte aus Sachsen-An-halt waren es, die den Giftköder über Jahre hinweg wahllos verstreuten und neben den Mäusen auch Hasen, Wildgänse und be-drohte Feldhamster damit vergifteten.

In Thüringens und Sachsen-Anhalt werden Feldmäuse zur Plage

Feldmaus-Invasion bedroht Ernten

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Bauernverband

Der Präsident des Bauernverbandes der Ver-triebenen (BVdV) begeht am 27. Juli seinen 75. Geburtstag. Als Landwirt und LPG-Vor-sitzender in der ehemaligen DDR ist Chris-tian Walter für alle diejenigen ein Vorbild, die auch während des kommunistischen Regimes in der DDR an ihrer Heimat, aus der sie vertrieben wurden oder aus der sie geflüchtet sind, fest gehalten und die Tra-ditionen derselben gepflegt haben.

Es ist die Konsequenz seines Denkens und Handels, dass er nach der Wende in den Bund der Vertriebenen (BdV) eintrat und

sich seitdem für die Interessen der Flücht-linge, Vertriebenen und Spätaussiedler, ins-besondere aber für die Belange der ver-triebenen und geflüchteten Bauern und Landwirte, zuerst in Sachsen-Anhalt und später – als Nachfolger von Horst Hofe-richter – deutschlandweit eingesetzt hat.

Christian Walter ist am 27. Juli 1937 als zwei-ter Sohn des Landwirtes Friedrich Walter und seiner Ehefrau Gertrud geb. Hinke in Goldberg/Schlesien geboren. Er verlebte seine Jugendzeit auf dem 118 ha großen el-terlichen Hof am Rande der Stadt Gold-berg. 1943 erfolgte die Einschulung, aber im Herbst 1944 – mit der näher rückenden Front – endete die Schulzeit.

Im Spätherbst wurden sie von den Po-len innerhalb von 20 Minuten aus dem

großelterlichen Haus vertrieben und ka-men bei Bauer Friebe unter. Schulunter-richt oder ähnliches war für Deutsche ver-boten, so dass über nahezu 2 Jahre es keinen Schulunterricht gab.

Nach dem Schulbesuch der Volksschule in Schönbach und der Oberschule in Löbau er-griff Christian Walter den Beruf seiner Vor-fahren und durchlief eine Ausbildung als Landwirt. Von 1955 – 1958 besuchte er die Fachschule für Landwirtschaft in Thurn/Kreis Zwickau mit dem Abschluss als staatl. geprüfter Landwirt.

1965 lehnte Christian Walter es ab, Mitglied der SED zu werden und geriet dadurch un-ter erheblichen Druck seitens der machtha-benden Genossen. Bereits in seiner Rogätzer Zeit hatte die landwirtschaftliche Produk-tionsgenossenschaft (LPG) Heinrichsberg um seine Mitarbeit gebeten. Im Januar 1966 kam erneut ein Wunsch zur Übernahme ei-ner Leitungsfunktion.

Am 1. März 1966 hat Christian Walter die Leitung der Tierproduktion in Heinrichs-berg übernommen und wurde LPG-Mit-glied. Ab August 1991 bis zu seinen Ein-tritt in das Rentenalter 2002 war er am Amt für Landwirtschaft und Flurneuord-nung in Magdeburg tätig.

1962 heiratete Christian Walter seine Frau Christel geb. Lehmann. Im Jahr 1966 wurde

Sohn Thomas geboren. 1967 kaufte er in Rogätz in der Bahnhofstraße ein stattliches Grundstück und baute sich mit seiner Frau in Eigenleistung von 1979 – 1981 ein Haus. So konnte er bis heute Landwirtschaft im Nebenerwerb betreiben.

Eingedenk des Flüchtlings- und Vertriebe-nenschicksal seiner Familie und Geschwis-ter hat er sich unmittelbar nach der Wende in den neu in Mitteldeutschland entstan-denen Organisationen der Flüchtlinge und Vertriebenen engagiert. Seit 1990 ist er Mit-glied im Bund der Vertriebenen (BdV) und wurde schon 1994 in den Landesvorstand Sachsen-Anhalt gewählt, in dem er zeit-weise auch stellvertretender Landesvorsit-zender war. Somit gelangte er als Vertreter Sachsen-Anhalts in den Bundesvorstand des Bauernverbandes der Vertriebenen (BVdV) wo er bereits 1995 zum Vizepräsident ge-wählt wurde. Auf der Mitgliederversamm-lung im Mai 2002 in Haus Schlesien wurde Christian Walter einstimmig als Nachfol-ger von Horst Hoferichter zum Präsidenten des Bauernverbandes der Vertriebenen e. V. gewählt, ein Amt das er bis heute innehat. Für seine engagierte Mitarbeit im Landes-vorstand des BdV-Landesverband Sach-sen-Anhalt seit 1993 und seine Verantwor-tung für die vertriebenen Landwirte und Bauern in Mitteldeutschland wurde ihm am Tag der Heimat 2010 die Ehrenme-daille in Gold, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien, überreicht. Träger der goldenen Ehrennadel des BdV-Landesverbandes Sachsen-Anhalt ist Chris-tian Walter schon seit 1996.

Das Credo von Christian Walter lautet: „Das Unrecht von Vertreibung und Raub des Eigentums habe ich nie akzeptiert. Als Vertriebener war man ständig benachtei-ligt und diese Benachteiligung wurde nach 1990 noch offenbarer. Es gab viele Gesetze die der Klärung des Unrechts bei Eigen-tumsfragen dienen sollten, doch meistens hat man die Vertriebenen dabei hintergan-gen. So ist es mir wichtig, immer wieder auf das Unrecht der Vergangenheit zu ver-weisen und eine Klärung der Eigentums-fragen zu verlangen“.

In diesem Sinne wünschen Vorstand und Mitglieder des Bauernverbandes der Vertrie-benen ihrem Präsidenten noch viele Jahre des mutigen Einstehens für das bäuerliche Eigentum der geflüchteten und Vertriebe-nen Bauern nach der Genesung von der jet-zigen Krankheit.

Arwed Blomeyer

Eintreten für das EigentumPräsident Christian Walter 75 Jahre

Christian Walter mit BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB 2010

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Leserbriefe

Die Redaktion der Deutschen umschau dankt allen Lesern, die sich zu Wort gemel-det haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in Zukunft schreiben würden. Unter Umständen müssen wir Briefe kürzen um eine Veröffentlichung zu ermöglichen. Le-serbriefe sind keine redaktionellen Meinungs-äußerungen, sondern geben ausschließlich die Meinung des Leserbriefschreibers wieder.

Leserbriefe„„Nachdenken über Gestern und

Morgen““ Ausgabe 2/12

Innenpolitische Umschau

In dem Bericht über das Neujahrsge-spräch mit Ministerpräsident Volker Bouf-fier wird hervorgehoben, dass nun in den hessischen Schulen „Flucht und Vertrei-bung“ ein verbindliches Thema sei. Aber tatsächlich sind die neuen Kerncurricula nicht ein Fortschritt, sondern ein Rück-schritt gegenüber den bisherigen Lehrplä-nen. Unter dem Stichwort „Herrschaft“ heißt es: „Absicherung und Ausdehnung von Macht und Herrschaft werden hin-sichtlich der Ursachen, Bedingungen und Interessen für Kriege und andere Formen gewaltsamer Konflikte, wie Flucht und Ver-treibung, untersucht.“

Dem Lehrer ist es also freigestellt, ob er das Thema Vertreibung am Beispiel der Vertrei-bung der Hugenotten aus Frankreich im 17. Jahrhundert oder am Beispiel irgendeiner Vertreibung im 20. Jahrhundert behandelt. Die Vertreibung der Deutschen kann, aber muss nicht unter-richtet werden. Denn bei den neuen Bildungsstandards stehen nicht Lerninhalte, sondern „Kompetenzen“ ( z. B. Lernkompetenz, Sprachkompetenz) im Mittelpunkt. „ Kompetenzen werden an geeigneten Inhalten in lebensweltlich be-deutsamen Zusammenhängen erworben.“

Es ist nur folgerichtig, wenn im „Epochen-bezug Neueste Zeit“ die Vertreibung der

Deutschen nicht genannt ist, sondern nur die „Neuordnung der Welt nach 1945 und 1989 (national und international).“

In den Lehrplänen von 2003 wurden dage-gen eindeutig „ Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, die Integration und die Charta der Heimat-vertriebenen“ als verbindliche Lerninhalte angegeben. Trotzdem: Die meisten Schul-buchautoren haben sich nicht an diese kla-ren Richtlinien gehalten. So wird z.B. die Charta in den meisten Schulbüchern über-haupt nicht erwähnt und die Vertreibung ist oft unzureichend und verzerrt dargestellt.

Der Landesvertriebenenbeirat hat seit 2001 das Kultusministerium wiederholt gebeten, keine Schulbücher zu genehmigen, die er-hebliche Mängel enthalten. Leider hatten wir mit unseren Initiativen keinen Erfolg.

Dr. Herfried Stingl

Der Weltflüchtlingstag am 20 Juni steht für jedes einzelne Schicksal der weltweit derzeit 42,5 Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge. Dazu erklärt die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bun-destagsfraktion Erika Steinbach:

“In Deutschland leben 571.700 Flüchtlinge. Damit ist Deutschland unter allen Indust-rienationen bei der Aufnahme von Flücht-lingen führend und weiterhin vorbildlich. Insgesamt sind die von Flucht und Ver-treibung Betroffenen nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nati-onen UNHCR mit 42,5 Millionen zu be-ziffern. So hoch wie 2011 war die Zahl der sich neu auf der Flucht befindenden Men-schen seit über zehn Jahren nicht mehr. Für jedes einzelne Schicksal steht der morgige Weltflüchtlingstag.

Eine Verringerung der Gesamtflüchtlings-zahl um 1,2 Millionen im Vergleich zum Vorjahr ist auf die Rückkehr der Binnen-flüchtlinge in ihre Heimat zurückzuführen. Die Verwirklichung des Rechts auf Heimat und Rückkehr der Flüchtlinge muss erstes Ziel bleiben. Umso bedauerlicher ist, dass die Zahl der Langzeitflüchtlinge steigt.

Konservativer Kreis soll „Attacke“ auf Merkel planen

Der konservative Berliner Kreis, bisher ein informeller Zusammenschluss innerhalb der Union, will sich offizieller organisieren. Dazu solle im August ein Gründungsma-nifest vorgestellt werden. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Führende Mitglieder der Runde hätten das am ver-gangenen Freitag verabredet und wollten die Sommerpause für eine „Attacke“ auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nutzen. In dem mehrseitigen Text grenzten sich die Unionspolitiker vom Modernisierungskurs Merkels ab, etwa in der Familienpolitik und bei der Energiewende. Zudem wollten sich die konservativen Parlamentarier für das mehrgliedrige Bildungswesen und den Er-halt von Gymnasien aussprechen. Zu dem konservativen Kreis gehören der CDU-In-nenexperte Wolfgang Bosbach und Vertrie-benenpräsidentin Erika Steinbach.

Auch 2011 erschreckende Bilanz zu Flucht und Vertreibung

Der Bundestag in Berlin unterhält ein Pro-gramm mit dem Namen „Parlamentarier schützen Parlamentarier“. Im Rahmen des-sen übernahm die CDU-Bundestagsabge-ordnete Erika Steinbach eine Patenschaft für die inhaftierte ukrainische Oppositi-onsführerin Julija Timoschenko. Damit stelle sie sich solidarisch an die Seite Timo-schenkos, erklärte Steinbach auf ihrer Web-seite. Als Ministerpräsidentin habe die uk-rainische Politikerin die Demokratisierung ihres Landes, den Kampf gegen die Kor-ruption und die Annäherung an die Eu-ropäische Union mit aller Kraft verfolgt. „Das strafrechtliche Vorgehen gegen sie und andere Oppositionspolitiker des Lan-des erfolgte ohne Einhaltung internationaler

Standards für ein faires, transparentes und unabhängiges Gerichtsverfahren“, erklärte Steinbach weiter. Ungeachtet ihres schwe-ren Rückenleidens setze Timoschenko ihr Engagement für demokratische Reformen fort. „Grobe Menschenrechtsverletzungen wie das rücksichtslose Vorgehen gegen Ju-lija Timoschenko in der Ukraine dürfen nicht ignoriert werden“, erklärte Steinbach.

Auch der frühere ukrainischen Umwelt-minister Georgi Filiptschuk erhält Unter-stützung aus dem Bundestag. Die Grünen-Abgeordnete Viola von Cramon-Taubadel übernahm für ihn eine Patenschaft. Er war Anfang April wegen Amtsmissbrauchs zu drei Jahren Haft verurteilt worden.

Steinbach übernimmt Patenschaft für Timoschenko

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19DeutscheUmschau3-2012

Kultur

Viermaster mit bewegter GeschichteUngebrochene Faszination des russischen Segelschulschiffs „Krusenstern“Der 823. Hamburger Hafengeburtstag im Mai hat es wieder einmal gezeigt: Die Fas-zination für die großen Segelschiffe ist un-gebrochen. Lange Besucherschlangen bil-deten sich vor den Windjammern, wie der „Mir“, der „Alexander von Humboldt“, der „Dar Mlodziezy“ und vor allem vor der „Krusenstern“ (Барк Крузенштер́, auch „Kruzenshtern ).

Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen nimmt der Großsegler „Krusenstern“ ganz offensichtlich einen besonderen Platz ein, zurückzuführen ist das zweifellos auf seine besonders bewegte Geschichte.

Als letzte frachtfahrende Viermastbark über-haupt wurde 1926 bei Tecklenborg in Bre-merhaven die „Padua“ für die Hambur-ger Reederei F. Laeisz gebaut. Die letzten

acht Grosssegler, die für die Reederei Fer-dinand Laeisz in Hamburg gebaut wurden, nannte man auch die acht Schwesterschiffe. Sie waren alle als Viermastbarken für die Salpeterfahrt nach Südamerika entworfen worden. Diese über 100 Meter langen Seg-ler waren stark gebaut und zuverlässig. Sie konnten über 3000 Tonnen Ladung un-ter Segel transportieren. Blohm & Voss in Hamburg baute sechs dieser Viermastbar-ken, während Tecklenborg in Geestemünde (heutiges Bremerhaven) die Pangani und

die Padua lieferte. Alle acht Schiffsnamen begannen mit einem „P“.

Wie die meisten Laeisz-Segler fuhr auch die „Padua“ als einer der berühmten „Flying P-Liner“ in der Salpeter-Fahrt nach Süd-amerika und später mit Weizen von Aust-ralien. Für ihre Jungfernreise brauchte die „Padua“ damals für die Strecke Hamburg Talcahuano (Chile) 87 Tage. Auf der Re-kordreise 1933/34 von Hamburg nach Port Lincoln (Süd-Australien) waren es sogar nur 67 Tage.

Neben ihren 16 Reisen nach Chile und Aust-ralien, wo sie Salpeter oder Weizen transpor-tierte, wurde sie auch zu einer Filmreise von Hamburg über Brest, Lissabon, Madeira, Casablanca und zurück benutzt. Auf ihr ent-stand 1935 der französische Film „Die Meu-

terei auf der Elsinore“ nach Jack London. Ebenso wurder der deutsche Film „Große Freiheit Nr. 7“ mit der „Padua“ gedreht. Am 31. Dezember 1945 verließ die „Padua“ Hamburg und wurde von den Schleppern Brunshausen und Fair Play VII nach Kiel geschleppt. Von Kiel ging die Fahrt weiter nach Lübeck und am 11. Januar 1946 macht die Padua in Swinemünde fest.Am 12. Januar 1946 wurde das Schiff mit Proviant und Inventar an die russischen Be-hörden übergeben. Am Tage der Übergabe

starb ihr Kapitän Jürgen Jürs. Er umrundete Kap Horn 66 mal, davon 50 mal als Kapi-tän und 4 mal mit der Padua. Das Schiff war nun Reparationsgut an die UdSSR.

Nach der Übergabe an Russland wurde das Schiff nach Kronstadt geschleppt und in den nachfolgenden Jahren rekonstruiert und für das Hydrographische Institut als Hydro-graphieschiff verwendet. Die jetzige Kru-senstern bekam 1964 eine neue Maschine eingebaut und im Jahre 1969 wurde sie zum Ausbildungsschiff für Kadetten umgebaut. Seit dieser Zeit werden an Bord dieses Schif-fes der nautische Nachwuchs zu Offizieren herangebildet.

Das Ministerium der Fischwirtschaft nutzt das Schiff, das nach dem berühmten rus-sischen Seemann und Forscher Adam Jo-hann Ritter von Krusenstern (19.11.1770 bis 24.08.1846) benannt wurde, als Ausbil-dungssegler für den Nachwuchs der sow-jetischen Fischereiflotte und setzt es auch regelmäßig wie andere Nationen für den di-plomatischen Einsatz in ausländischen Hä-fen ein. Als Schulschiff unter Segeln nimmt die „Krusenstern“ nicht nur Ausbildungs-aufgaben wahr, sondern ist seit vielen Jahren in der größten Regatta-Klasse der STA auch Teilnehmer an den internationalen Regat-ten. In Bremerhaven und Hamburg ist die „Krusenstern“ fast regelmäßig zu Besuch und wurde im Mai/Juni 1990 beim Moto-renwerk Bremerhaven (MWB) gründlich überholt und modernisiert.

Immer noch ist das Schiff ein Anziehungs-punkt bei den Besuchen in deutschen Hä-fen. Die „Krusenstern/Padua“ strahlt eine ungebrochene Faszination aus. MP

„Krusenstern“ unter Vollzeug

Die Schiffsglocke, fotografiert beim 823. hafengeburtstag in Hamburg 2012

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20 DeutscheUmschau3-2012

Aussiedler

Aussiedlerkonferenz begrüßt Härtefallregelung

Die Aussiedlerbeauftragtenkonferenz der CDU Deutschlands hat sich bei ihrer jüngs-ten Sitzung mit aktuellen Fragen der Aus-siedlerpolitik beschäftigt. Ein Schwerpunkt

war dabei die Umsetzung der Härtefallrege-lung, mit deren Hilfe unvertretbare Famili-entrennungen bei Spätaussiedlern vermie-den werden sollen. „Die Gesetzesergänzung ist bedeutsam für die Wahrnehmung der be-sonderen historisch-moralischen Verpflich-tungen gegenüber den Deutschen der ehe-maligen Sowjetunion, deren Familien ein schweres Kriegsfolgenschicksal zu tragen hatten“, betonte der Aussiedlerbeauftragte der CDU Deutschlands, Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Christoph Bergner.

Mit der Härtefallregelung werde ein wichti-ges Versprechen der CDU zur Bundestags-wahl 2009 eingelöst, so Bergner. „Wichtig ist es jetzt darauf zu achten, dass bei der Umsetzung der Härtefallregelung in den Arbeitsanweisungen des Bundesverwal-tungsamtes der neue gesetzliche Rahmen voll ausgeschöpft wird“, erklärte der Aus-siedlerbeauftragte der CDU Deutschlands.

Weiteres Thema der Konferenz war die Ju-gendarbeit unter Aussiedlern. Einhellig un-terstützt wurde das Wirken des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland (JSDR). Dr. Hermann Kues, Parlamenta-rischer Staatssekretär bei der Bundesmi-nisterin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, stellte die Weiterführung einer fi-nanziellen Förderung dieser überparteili-chen und überkonfessionellen Jugendor-ganisation in Aussicht.

Die Sitzung der Aussiedlerbeauftragtenkon-ferenz der CDU Deutschlands hatte rund 75 Teilnehmer. Dem Gremium gehören unter anderem Aussiedlerbeauftragte der Landes- und Kreisverbände, der CDU-Landtags-fraktionen und CDU-geführten Landes-regierungen sowie Verantwortliche aus der Landsmannschaft und Jugendorganisation der Deutschen aus Russland sowie weitere Multiplikatoren der ehrenamtlichen Aus-siedlerarbeit an.

Durch Tanzwettbewerb Die Feier wurde mit dem Grußwort von Frau Zülfiye Kay-kin, Staatssekretärin für Integration (beim Minister für Arbeit, Integration und Sozi-ales des Landes Nordrhein-Westfalen) er-öffnet die die Schirmherrschaft der Ver-anstaltung übernommen hatte.

Am Wettbewerb nahmen 34 Tanzschulen und Vereine teil. Fast 800 Teilnehmer ka-men aus vielen Städten NRW, dabei waren Tänzer aus Augsburg, München, Mainz, Hamburg, Trier und sogar aus dem Aus-

land – aus Moskau, Kiev und Portugal ha-ben den langen Weg nicht gescheut, um dabei zu sein.

Der Wettbewerb wurde in 29 Kategorien nach Alter, Art und Klasse eingeteilt. Am ersten Tag präsentierten die Jüngsten ihr Können. Ob die kleinen Ballerinas oder ganze Tanzgruppen – alle wetteiferten um den ersten Preis und gaben ihr Bestes.

Am Sonntag wetteiferten Jugendlichen und junge Erwachsenen um die Ehre ih-rer Schulen. Es war nicht leicht in die Ge-winnerkategorie rein zukommen – den pro Kategorie waren manchmal bis 12 -14 Grup-pen / Teilnehmer dabei.

Zwei Tage harte Arbeit auf der Bühne, der lange Weg, Aufregung und Müdigkeit wur-den vergessen, als die Prämierung und Aus-zeichnung der Teilnehmer begann.

Den Grand –Prix Pokal gewann die Bal-lettschule International aus Bonn so wie viele weitere Preise.

Tanzfestival der VIRA e.V.

Die Tanzschule „Grazia“ aus Hamburg, „Alisa“ aus Augsburg, „Let́ s Dance“ aus Al-tenkirchen, die „Tanzwekstatt Mamrenko“ aus Hamm, TD Rot-Weiß Düsseldorf e.V., Balletstudio „Schene“ aus Moskau und die Tanzgruppe aus Portugal sind in der Liste der meisten Preisträger. Zum ersten Mal wurde ein Preis eingeführt für die pädago-gische Arbeit des Tanzlehrers. So wurde der Tanzlehrer Evgeny Mamrenko aus Hamm mit einer Urkunde und dem Siegerhpreis „Für die beste Pädagogische Arbeit“ aus-gezeichnet. Der Tanzfestival-Wettbewerb

2012 übertraf alle Erwartungen und hatte viel mehr Teilnehmer als letztes Jahr und erreichte somit auch den tieferen Sinn, das Netzwerk Kultur der Vereinigung VIRA e.V. weiter zu stärken. Der Tanzfestival wurde dem internationalen Kindertag ge-widmet. Teilnehmer und Gäste kamen nicht nur aus verschiedenen Städten son-dern auch Ländern an. So begegneten sich Menschen aus verschiedenen Kulturkrei-sen bei einem gemeinsamen Kulturfesti-val. Daraus sind Kontakte entstanden, die nun nach dem Wettbewerb ihren eigentli-chen Sinn bekommen.

Noch ein lobendes Wort zur Organisation. Der Tanzfestival-Wettbewerb bedurfte ei-nes hohen Einsatzes, um die Vorbereitun-gen, den Ablauf reibungslos zu gestalten. An dieser Stelle dankt die VIRA e.V. den vielen ehrenamtlichen Helfern für ihren Einsatz und den unglaublich hohen Zeitaufwand. Ihr Lohn – eine Gross-Veranstaltung, die rundum gelungen war. Ella Kühl

MitderHärtefallregelungwer-de einwichtiges Versprechender CDU zur Bundestagswahl2009eingelöst

Tanzfestival in Duisburg

Durch Tanzwettbewerb entstehen Kontakte

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21DeutscheUmschau3-2012

Veröffentlichungen

„1941-1956: Schicksalsjahre der Deutschen in der Sowjetunion“

Vertreibung, Heimatverlust, Entwurzelung: All diese Begriffe stehen sinnbildlich für die Deportation der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion. Die schicksalhaften Erfah-rungen der Deportation von der Wolga in die Verbannungsgebiete Sibirien, Kasachstan und den Ural machten damals fast zwei Millionen Deutsche in Russland und brachten diese Erinnerungen nach der Aussiedlung auch nach Deutschland mit. Als ethnische Deutsche wurden Sie der Kollaboration mit Nazi-Deutschland bezichtigt und in Ver-

bannungsgebiete zwangsumgesiedelt, wo sie in der sogenannten „Trudarmee“ (Ar-beitslager) Zwangsarbeit leisten mussten.

Die Erinnerungen von Zeitzeugen an diese traurigen Ereignisse der Geschichte wurden im Rahmen des Projektes „Zeit-zeugen/Trudarmisten melden sich zu Wort“ der VIRA e.V. in der Videodo-kumentation für die Nachwelt festge-halten. Sie können die DVD mit den Interviews der Zeitzeugen und einem Begleitheft bei der VIRA e.V. für fünf Euro (5 €) erhalten.

Die Heimatkreisgemeinschaft Heiligenbeil legt die Folge 57 ihres Jahrbuches vor prä-sentiert wiederum ein gelungenes Werk. Kreisvertreterin Elke Ruhnke bemerkt in Ihrem Vorwort: „Was während des Berichts-jahres passiert ist, entnehmen Sie bitte den Seiten „Aus dem Leben der Kreisgemein-schaft“. Wir haben unsere Kontakte zur Administration von Heiligenbeil/Mamo-nowo festigen und vertiefen können, zu dem u.a. auch das 4. deutsch-russiche Fo-rum, das im letzten Jahr in Ellingen und Nürnberg stattfand, beigetragen hat. Wir möchten die Kontakte auch weiterhin pfle-gen sowohl zur russischen als auch zur pol-nischen Bevölkerung im ehemaligen Kreis Heiligenbeil. Wir werden auch weiterhin-deutschstämmigen ostpreußischen Perso-nen, die Hilfe inverschiedenen Situatio-nen benötigen,diese in unterschiedlichster Weise und auf den Einzelnen zugeschnit-ten zukommen lassen.“ Alles das und noch sehr viel mehr findet sich ausführlich in dem lesenwerten Buch zusammen gefaßt.

Dabei geht es um mehr, als um den Heimat-kreis Heiligenbeil im engeren Sinne. Ver-anschaulicht werden ostpreußisches Leben und ostdeutsche Kultur im weitesten Sinne. Dabei hat das Buch auch eine weibliche Note: Einen Bericht über Kinder in Heili-genbeil liest man sicherlich selten.

Bestelladresse: Kreisgemeinschaft Heiligen-beil e. V. – Bernd Schmidt, Heideweg 24, 25578 Dägeling Tel.: 04821 – 84224 · E-Mail: [email protected]

Die drei Ausstellungen des Zentrums gegen Vertreibungen

Heimatkreis Heiligenbeil mit neuem Jahrbuch

Die Stiftung des Bundes der Vertriebenen „Zentrum gegen Vertreibungen“ hat die drei Ausstellungskataloge zu „Die Gerufenen“, „Erzwungene Wege“ und „Angekommen“ jetzt repräsentativ im Schuber zusammen-gefasst. „Die Gerufenen.Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa“ umfasstWande-rung, Niederlassung und Heimischwerden in der europäischen Geschichte. Die Besied-lung ost- und südosteuropäischer Gegenden seit dem Mittelalter durch deutsche Aus-wanderer ist Teil dieses Geschehens. An-gehörige anderer Völker ließen sich eben-falls hier nieder. Seit 1683 wanderten Deut-sche auch nach Nord-amerika aus. Die größ-ten Siedlungsschübe nach Südosteuropa und Russland setzten erst danach ein. Im 19. Jahrhundert kam diese Migration wiederum zugunsten einer milli-onenfachen Auswan-derung nach Übersee zum Erliegen.

Die ausgewählten Fall-beispiele von Flucht und Vertreibung der Ausstellung „Erzwungene Wege“ durch-messen zeitlich und räumlich das Europa

des 20. Jahrhunderts. Sie geben einen Über-blick über unterschiedliche Erscheinungs-formen von erzwungener Migration. Es wer-den auch historische Vorgänge dargestellt, die in Deutschland oder im übrigen Europa wenig bekannt sind. Sie verdeutlichen, dass Vertreibungen im 20. Jahrhundert ein ge-samteuropäisches Phänomen darstellten.

Die Integration der Flüchtlinge und Ver-triebenen war rückblickend ein Erfolg, der zu den größten Leistungen Deutschlands nach 1945 zählt und wird in der Ausstellung

„Angekommen“ thema-tisiert. Der Weg dahin war jedoch von einer Vielzahl menschlicher Härten, Leid der Betrof-fenen und Spannungen zwischen Alteingesesse-nen und Neuankömm-lingen geprägt. Die Ein-heimischen ignorierten weitgehend, dass sie selbst nur auf Grund der Geografie ihres Wohn-ortes von Vertreibung verschont waren.

Bestelladresse: BdV-Buchdienst, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf Tel. 0211/350361., [email protected]

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22 DeutscheUmschau3-2012

FrauundFamilie

Katholische Kirche: „Das ist eine harte Zumutung“Eine evangelische Kirche wird an eine muslimische Glaubensgemeinschaft verkauft

Der erstmalige Verkauf einer evangelischen Kirche an eine muslimische Glaubensge-meinschaft stößt auch in der katholischen Kirche auf Kritik. Der Hamburger Weih-bischof Hans-Jochen Jaschke, der in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig ist, warnte davor, die Religionen zu vermischen.

Das hat eine heftige Debatte ausgelöst. Eine alevitische Gemeinde hatte die ehemalige evangelisch-methodistische Kirche in Mön-chengladbach-Rheydt erworben und in ein sogenanntes Cem-Haus umgewandelt, das einer Moschee vergleichbar ist. Der Vorgang stieß in der katholischen Kirche auf Kritik. „Das ist schon eine harte Zumutung“, sagte der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke dem Kölner „domradio“. Jetzt werde nach Christus in einer Kirche der Prophet Mohammed angebetet: „Das können wir als katholische Christen mit Sicherheit nicht akzeptieren.“ Der Weihbischof, der in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig ist, warnte davor, die Religionen zu vermi-schen: „Christen haben nun mal den ho-hen Anspruch, dass sie sagen: Jesus Chris-tus ist der Mittler zu Gott hin und das für alle Menschen.“ Man könne Christus nicht einfach in eine Reihe stellen mit religiösen Führern wie Buddha oder Mohammed.

Jaschke: „Wir als Christen müssen sagen: Bei aller Liebenswürdigkeit, bei aller Einig-keit in der Sorge um Frieden und den Kern des Religiösen haben Christen und Muslime grundlegende Unterschiede. Und das kön-nen wir nicht verwischen, indem wir sagen: Wir lösen uns in einem Gotteshaus nachei-nander ab.“ Jaschke wandte sich auch dage-gen, Kirchen in weltliche Veranstaltungs-räume umzuwandeln: „Auch das entspricht nicht einem katholischen Verständnis. Ich bin dann schon für einen Abriss eines Got-tesdienstraumes. Dann kann Neues entste-hen. Eine Disko oder moralisch Zweideu-tiges – das ist in einer ehemaligen Kirche unerträglich.“

Nach dem letzten Gottesdienst, den die evangelisch-methodistische Kirchenge-meinde dort im Juni 2009 feierte, wurde der Saal geräumt und die Immobilie zum Verkauf gestellt. Eine Entscheidung, die nach den Worten von Superintendent Rai-ner Barth zwangsläufig aus dem Schwund an Gemeindemitgliedern resultierte. “Lange Zeit haben wir nach geeigneten Käufern gesucht”, berichtet er. Andere Kirchenge-meinden hätten aber kein Interesse an der Immobilie gehabt. Durch Vermittlung des Laienpre-digers Klaus Thimm wurde das baufällige Gebäude schließlich für rund 70.000 Euro an die örtliche Alevi-tische Gemeinde verkauft. “Nach eingehender Prü-fung”, berichtet Barth. “Es ist eine Einzelfallentschei-dung, und den Ausschlag hat schließlich gegeben, dass wir in der alevitischen Gemeinschaft einen Part-ner im interreligiösen Dialog sehen, der sich von typischen muslimischen Gemein-schaften deutlich unterscheidet.” Besonders die Betonung des Liebesgebots, die Tole-ranz gegenüber Andersgläubigen und die Gleichstellung von Mann und Frau seien wichtige Kennzeichen, mit der sich Alevi-ten von vielen anderen Gruppierungen im Islam deutlich abhebten.

Die immer wieder an der evangelisch-me-thodistschen Kirche (EmK) geäußerte Kritik, mit dem Verkauf des Gotteshauses an eine muslimische Gemeinschaft einen

Feramuz Solmaz, geistliches Oberhaupt der Alevitischen Gemeinde in Mönchengladbach.

Weihbischof Hans-Jochen Jaschke

Tabubruch begangen zu haben, kann Super-intendent Barth nicht nur aus den genann-ten Gründen nicht nachvollziehen. Er weist auch darauf hin, dass seine Kirche nicht an den internen Beschluss der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) gebunden sei, keine Kirchen an muslimische Gemeinden zu verkaufen. Es gebe auch keine Verein-barung zwischen der EKD und der EmK.

Die Alevitische Gemeinde Deutschland (Köln), die rund 130 Ortsgemeinden ver-tritt, wies die Kritik von Jaschke zurück. Der Umwandlung der Kirche sei Ergebnis eines jahrelangen Dialogs mit der Evange-lisch-methodistischen Kirche. Das verdiene nicht Ablehnung, sondern Würdigung. Die alevitische Gemeinde in Mönchengladbach nutzt die ehemalige Kirche seit dem 2. Juni. „Wir haben nicht viel verändert, nur die Bänke und das Kreuz rausgenommen“, sagte der „Dede“ (religiöses Oberhaupt) der Ge-meinde, Solmaz Feramuz, der Bild-Zeitung. Zwei- bis dreimal im Monat werde mit dem Dede künftig in der ehemaligen Kirche ge-betet. Die Zahl der Aleviten in Deutsch-land wird auf rund 600.000 geschätzt. Ihr Name bezieht sich auf Ali, den Schwieger-

sohn des Propheten Mohammed, den die Aleviten gemeinsam mit den Schiiten als ersten legitimen Kalifen anerkennen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat in ei-ner Richtlinie die Umwidmung von Kir-chengebäuden in Moscheen ausgeschlossen. Auch die evangelischen Landeskirchen leh-nen eine solche Umwandlung ab. Gegen-über der Evangelischen Nachrichtenagen-tur idea bestätigten die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Kir-che im Rheinland, dass es klare Beschlüsse gebe, Kirchengebäude nicht an muslimische Gemeinden zu verkaufen.

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23DeutscheUmschau3-2012

Ab 48 Jahren sind Männer glücklicher als Frauen

In jungen Jahren fühlen sich Frauen zu-friedener als Männer. Mit steigendem Alter wendet sich jedoch das Blatt, wie Forscher herausgefunden haben: In ihren besten Jah-ren sind Männer glücklicher - in allen Belangen. Der Wende-punkt liegt bei 48 Jahren. Ab diesem A lter fühlen sich Männer rundum zufriedener als Frauen, berichten Wissenschaftler der University of Cambridge und der Univer-sity of Southern California. Anke Plagnol und Richard Easterlin hatten Jahrzehnte umfassende Daten über Frauen und Män-ner aus den USA ausgewertet.

Frauen sind demnach nur in jungen Jahren glücklicher als Männer. Je weiter die Zeit voranschreite und je mehr Enttäuschungen es in der Liebe und bei Geldangelegenheiten gebe, desto wahrscheinlicher sei es, dass das weibliche Geschlecht das traurigere werde, schreiben die Forscher im Fachblatt „Jour-nal of Happiness Studies“.

Ausstellung „Versöhnender Schmerz“

Die Erfahrung von Flucht, Vertreibung und politischem Terror sind im 20. Jahr-hundert fast weltweit vorhanden gewesen. Für Deutsch-land und Russ-land gehören sie untrennbar mit der Zeit des Zweiten Welt-kriegs und den Jahren davor wie teils auch noch danach zusammen. Die Erfahrungen jener leidvol-len Jahre sollen den nachgeborenen Gene-rationen als Mahnung dienen. Diesen Ge-danken gestalten eine russische Künstlerin, Jahrgang 1964, und ein deutscher Künstler, 1952 geboren, die selbst nicht mehr von sol-chen Ereignissen betroffen sind, aber von den Folgen.

Veranstalter ist das Ostpreußische Landes-museum in Lüneburg. Die Ausstellung ist vom 24.3.2012 bis zum 23.9.2012 in Lüne-burg zu sehen.

FrauundFamilie

Umschau für die FrauWas koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen demnächst bekannte und weniger bekannte Gerichte vor-stellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion sen-den, wir veröffentlichen es gerne. Die einzige Bedingung ist, dass es einen Bezug zu einer ostdeutschen Landschaft hat. So bleibt die ostdeutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

Zwischendurch einmal umdrehen und bei Bedarf noch mehr mit Mehl bestäuben, da-mit der Teig beim Ausrollen nicht an der Arbeitsfläche kleben bleibt. Den Kreis in etwa 6 cm breite Steifen zuschneiden. Die Streifen in kleine Vierecke zuschneiden (ca. 6 cm x 8 cm) und in die Mitte einen klei-nen Schlitz hinein schneiden. Die zweite Kugel gleichermaßen zubereiten.

Pflanzenöl in einem Topf erhitzen (die Öl-menge sollte ca. 1/3 des Topfinhaltes be-tragen). Die Krebli darin portionsweise schwimmend goldgelb ausbacken.

Königsberger Klopse auf schlesische Art

500 g Hackfleisch, halb und halb, 100 ml Milch, 1 Zwiebel(n), 2 Brötchen, altbackene (alternativ: Paniermehl), 1 Ei(er), Salz und Pfeffer, Paprikapulver (edelsüß), Für die

Sauce:, 3 Lorbeerblätter, ½ Zwiebel(n), einige Nelke(n), ganze, etwas Mehl, 75 g But-ter, Salz, Piment, ganz,

Das Hackfleisch gut mitein-ander vermischen. Die Milch erwärmen (lauwarm, nicht kochen) und die Brötchen da-

rin einweichen. Die nassen, weichen Bröt-chen zu dem Fleisch dazugeben. Die Zwie-bel schälen und klein gewürfelt zusammen mit dem Ei unter das Hackfleisch rühren. Die Masse mit Salz, Pfeffer und Paprikapul-ver würzen (sparsam mit dem Salz, groß-zügig mit dem Paprikapulver).

In einem großen Topf die Butter zum Schmelzen bringen und unter ständigem Rühren solange Mehl nachstreuen, bis sich eine Art Teig formt. Diesen Teig ca. 2 Mi-nuten braten lassen, dann mit soviel ko-chendem Wasser ablöschen, bis die Sauce die gewünschte sämige Konsistenz hat. Jetzt die Lorbeerblätter und eine Handvoll Pi-mentkörner hinzufügen. Eine halbe Zwie-bel mit Nelken spicken, bis sie wie ein Igel aussieht, und auch in den Topf geben. Gut salzen (etwas mehr als Spaghettiwasser).

Jetzt die Klopsmasse zu kinderfaustgroßen Klopsen formen und in den Topf geben. Die Klopse müssen 30 - 35 Minuten im offenem Topf köcheln. Dabei verdickt sich die Sauce - wird sie zu dick, kann man mit etwas ko-chendem Wasser nachhelfen.

Donauschwäbischer Dampfstrudel

150 g Butter, 150 g Mehl, 500 ml Milch, 8 Ei(er), getrennt, 3 EL Zucker, Marmelade nach Geschmack

Mehl in der Butter anschwitzen. Mit der Milch aufkochen. Erkalten lassen. 8 Dot-ter und 6 Eiweiß als Schnee darunter mi-schen. Blech fetten und bemehlen. Backen auf mittleren Schiene, 200 Grad, etwas 20 - 25 Minuten.

Auf ein Tuch stürzen, noch heiß mit Marmelade bestrei-chen und rollen. 2 Eiweiß-steif schlagen, 3 El Zucker untermischen. Auf den Ku-chen streichen und nochmal backen bis der Schnee leicht braun ist. Heiß servieren.Mit Pfeffer und ggfs. Salz abschmecken. Bei Be-darf (je nachdem wie kalt die Buttermilch war) noch einmal vorsichtig erhitzen.

Krebli – ein russlanddeutsches Rezept

550 g Mehl, 2 Ei(er), 1 Becher Natur-Joghurt (kleiner Becher), 1 Becher Schmand, 3 ½ EL Zucker, ½ EL Salz, 1 Pck. Backpulver, Öl zum Frittieren, n. B. Puderzucker zum Be-streuen, n. B. Mehl zum Bestäuben,

Die ersten sieben Zutaten in eine große Schüssel geben und zu einem glatten Teig verrühren. Der Teig soll nicht zu fest wer-den und etwas an den Händen kleben blei-ben. Den Teig zu einem Kloß zusammen-drücken, abdecken (z. B. mit einer weiteren Schüssel) und 30 Min. bei Zimmertempe-ratur ruhen lassen.

Anschließend aus dem Teig zwei Kugeln formen. Zunächst eine Kugel so weit be-mehlen, so dass sie nicht mehr klebt. Auch die Arbeitsfläche gut mit Mehl bestäuben. Den Teig zu einem höchstens 5 - 6 mm dicken Kreis oder Rechteck ausrollen.

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24 DeutscheUmschau3-2012

Ein evangelischer Pfarrer beklagt sich bei einem älteren Kollegen über die Fledermaus-Plage in seiner Kirche - er habe alles versucht, um sie zu vertreiben, nun bliebe nur noch Teufelsaustreibung.Darauf der Kollege: „Ich habe mei-ne getauft und konfirmiert - danach kommt niemand mehr wieder...“

Kommt eine Frau nach ihrem Tod in den Himmel und fragt Petrus ob sie ihren verstorbenen Mann treffen könne.Dieser verspricht nachzusehen in welcher Abteilung der Verblichene zu finden sei. Doch im Computer findet er keinen Eintrag. Vielleicht ist er bei den Seligen? Kein Eintrag. Auch bei den Heiligen ist er nicht zu finden.„Sagen Sie, gute Frau, wie lange waren sie eigentlich verheiratet?“„Über 50 Jahre“, antwortet diese stolz.„Das ist natürlich etwas anderes, dann finden wir ihn bei den Märtyrern.“

Am Anfang der Klausur sagt der Professor: „Sie haben genau zwei Stunden Zeit. Danach werde ich keine weiteren Arbeiten mehr annehmen.„Nach 2 Stunden ruft der Professor: „Schluss, meine Damen und Herren!“ Trotzdem kritzelt ein Student wie wild weiter... Eine halbe Stunde später, der Professor hat die eingesammelten Arbeiten vor sich liegen, will auch der letzte sein Heft noch abgeben, aber der Professor lehnt ab. Bläst sich der Stu-dent auf: „Herr Professor... Wissen sie eigentlich wen sie vor sich haben?“„Nein...“ meint der Prof. „Großar-tig“ sagt der Student, und schiebt seine Arbeit mitten in den Stapel...

„Herr Ober, was macht das Bier?“ - „Es löscht den Durst, Herr Huber!“

Rätseleckefürjungundalt

Zu guter Letzt

Auflösung: Kryptographie-Rätsel(nochvondervorletztenAusgabe)UnserDenkenhängtabvomEmpfinden.Auflösung: Logik-RätselEshabenzweiMütterundzweiTöchterKuchengebacken.Jedehatei-nengebacken.EssindabernurdreiKuchen.Wiekanndassein?Eshan-deltsichumeineGroßmutter,MutterundEnkelin.DieMutteristgleich-zeitigTochterderGroßmutter.Auflösung ZahlenbildGabeseinMissverständnis:DiedreiBildermitderErdbeerewarennurdasBeispiel,wiedasRätselfunktioniert.

WennSieauchdiesesMaldasRät-selrichtiglösen,sendenSieunsdieAntwortanBdVNRW,Bismarckstr.90,40210Düsseldorf,E-Mailum-schau@bdv-nrw.de.Unterdenrich-tigenEinsendungenverlosenwirei-nentollenBuchpreis.

Auflösungen der letzten Ausgabe

Suchbild

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Logik-Rätsel

SetzenSiedieBuchstabenreihelogischfort.(2Buchstaben)M...D...M...D...F…

Page 25: Deutsche Umschau

25DeutscheUmschau3-2012

AnschriftenundTermine

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Landesverband Hessen e.V.

Bauernverband der Vertriebenen e.V.

Bund der VertriebenenLandesverband Hessen e.V.

Friedrichstraße3565185Wiesbaden

Tel.:0611–36019-0Fax:0611–36019-22eMail:[email protected]

www.bdv-hessen.dewww.bund-der-vertriebenen-hessen.de

Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Bismarckstr.9040210DüsseldorfDeutschland

Telefon:0211–350361Telefax:0211–369676eMail:[email protected]:[email protected]

www.bdv-nrw.dewww.bdv-buchdienst.dewww.facebook.com/bdv.nrw

Termine

09.09.2012 Tag der Heimat, bundesweit27.10.2012 Landeskulturtagung, Düsseldorf16.11.2012 Landesarbeitsgemeinschaft, Düsseldorf28.11.2012 Parlamentarischer Abend im Landtag

Bauernverband der Vertriebenen e.V. – Bundesverband –

Seestr.4412589Berlin

Tel.:030–64399264Fax:030–64399264

E-Mail:[email protected]

GeschäftsführerDr.ArwedBlomeyer

Termine

14. 04.2012 SL-Landesversammlung, Wiesbaden

26. 08.2012 Zentraler Tag der Heimat, Biebricher Schloss, Wiesbaden27. 08. - 30. 08.2012 Kulturelle Sommertage in Bad Orb

Termine

20.-21. März 2012 Mitgliederversammlung

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Jahresempfang des BdV KV BonnErfolgreiche neue Veranstaltung eins Kreisverbandes

LandesverbandNordrhein-Westfalen

Bereits am 22. April fand der Jahresemp-fang der im Bund der Vertriebenen (BdV) vereinigten Bonner Landmannschaften in der Stadthalle Bad Godesberg statt. Es war eine Premiere, denn eine solche Veranstal-tung hatte der Bonner Kreisverband des BdV bislang noch nicht im Programm. Wa-rum aber kam es dazu? Mit den Stichwor-ten „zusammenrücken, zusammenarbei-ten und Synergien nutzen und vor allem

hier im Westen zeigen, daß wir Ost- und Sudetendeutschen noch da sind“ begrün-dete der Vorsitzende Stephan Rauhut dieses Ereignis. Und die Resonanz war mit rund 100 Besuchern außerordentlich gut und schien sogar die Erwartungen der Veran-stalter übertroffen zu haben, denn es wa-ren mehr Gäste als Sitzplätze vorhanden – ein frühes Erscheinen wurde also belohnt, gleichzeitig ist dies aber auch ein Finger-zeig für die Veranstalter, zukünftig mehr Sitzplätze bereitzustellen.

Nach einem kurzem Totengedenken für den verstorbenen Gründungsvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien in Bonn, Dr. Robert Schäfer, sowie für Gottfried Kraus folgte die Eröffnung der Veranstal-tung durch den Bonner BdV-Kreisvorsitzen-den Stephan Rauhut. Nach einem kurzen musikalischen Intermezzo ergriff der Land-tagsabgeordnete von Grünberg (SPD) das

Wort. Er verwies auf seine ostpreußischen Vorfahren, zu denen u.a. sein Vater, der letzte Rektor der Königsberger Universität gehörte. Aufgrund seines familiären Hin-tergrundes setze er sich sehr für die Ver-triebenen und die Erinnerung an ihre Ge-schichte ein. Entsprechendes Engagement bringe er auch im Landtag ein und arbeite im Gerhard-Hauptmann-Haus für die In-teressen der Vertriebenen.

Hiernach sprach der Vorsitzende des Lan-desverbandes des BdV, Hans-Günther Parplies. Er verwies auf den großen Bevöl-kerungsanteil der Vertriebenen, die rund ein Fünftel der Bundesdeutschen ausmachten. Aufgrund ihrer großen Zahl halte er die Einrichtung eines nationalen Gedenktages für angemessen, um auf die Geschichte und die Vertreibung aus ihrer Heimat aufmerk-sam zu machen und zu erinnern. Auch wäre eine finanzielle Unterstützung für den BdV seitens des Landes NRW wünschenswert, zumindest für den Bonner Ostdeutschen Markttag, der seit seiner Einführung am dritten Sonntag im September stattfinde, und als Veranstaltung einzig sei. Ausdrück-lich lobte Herr Parplies das persönliche En-gagement von Bernhard von Grünberg, doch würde er als Einzelkämpfer inner-halb seiner Fraktion nur wenig bewirken können, da ihm hier eine Mehrheit fehle.

Helge Steinig

Berlinfahrt des BdV-Stadtverbandes Witten

26 Mitglieder des Bundes der Vertriebenen (BdV) Stadtverband Witten, mit den ange-schlossenen Landsmannschaften Ost- und Westpreußen, Pommern, Schlesien, unter Leitung unseres langjährigen Vorsitzenden Aloys Manthey beteiligten sich an einer hochinteressanten Bildungsreise. Eingela-den hatte uns Dr. Ralf Brauksiepe, Kreis-vorsitzender der CDU Ennepe Ruhr, MdB, Vorsitzender des Bundesfachausschusses Ar-beit und Soziales der CDU und parlamen-tarischer Staatssekretär im Bundesministe-rium für Arbeit und Soziales.

Auf einer ausführlichen Stadtrundfahrt durch die gesamte Bundeshauptstadt Berlin, nach politischen und historischen Gesichts-punkten orientiert, erhielten wir Einblicke in das alte und neue Berlin. Für viele Teil-nehmer waren Überbleibsel der „Schand-mauer“ im geteilten Berlin von besonderem Interesse. Auf unseren besonderen Wunsch eingehend dirigierte der Berliner Reiselei-ter den Bus nach Berlin-Kreuzberg zum Deutschlandhaus. Bereits 2008 wurde die Bundesvertriebenenstiftung „Flucht, Ver-treibung, Versöhnung“ gegründet.

Es ist eine Kompromisslösung der deutschen Bundesregierung als Alternative zum Pro-jekt „Zentrum gegen Vertreibungen“ der BdV- Präsidentin Erika Steinbach. Mit ih-rer Stiftung ZgV sollte und wird an Flucht und Vertreibung von 15 Millionen Deut-schen erinnert.

Im Paul-Löbe-Haus und anschließend im Bundesministerium für Arbeit und Soziales empfing uns sehr herzlich Dr. Ralf Brauk-siepe MdB zu Informationsgesprächen und berichtete über seine umfangreiche Tätig-keit im Ministerium.

Was wäre eine Berlin-Reise ohne Potsdam. Der Landtag von Brandenburg wurde be-sichtigt und die Parlaments – Arbeitsweise erläutert. Aber auch das Sommerhaus des Physikers Albert Einstein in Caputh nahe Potsdam war mit Vortrag und Besichtigung im Programm. Höhepunkt in Potsdam ist immer die Besichtigung der Neuen Kam-mern im Gästeschloss Friedrich des Gro-ßen, im Park Sanssouci.

Wir haben in den 4 Tagen viel gesehen, ge-hört, gelernt, und begaben uns am Abend teils heiter aber auch nachdenklich wieder auf die Heimreise. Norbert Buchmann

Der Kreisvorsitzende des BdV-Kreisverbandes Bonn Stephan Rauhut beim Jahresempfang

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27DeutscheUmschau3-2012

LandesverbandNordrhein-Westfalen

SchatzmeisterMarkus PATZKETrockelsweg 34 59556 LippstadtMobil: 0177/715 10 [email protected]

VorstandsmitgliederTill GENSLERAlfredstr. 11045131 Essen0201/3 16 52 [email protected]

Stefan HEINFlöz Sonnenschein 37, 45886 GelsenkirchenTel.: 0209 40 55 197Mobil: 0151/19 43 64 [email protected]

Waltraud HENTSCHELSchießbergstr. 89, 57078 SiegenTel.: 0271/[email protected]

Neugliederung der Bezirksverbände

Landesvorstand

LandesvorsitzenderHans-Günther PARPLIESGotenstr. 140, 53175 BonnTel. 0228/[email protected]

Stellv. LandesvorsitzendeMichael WEIGANDAdenauerplatz 14 41061 MönchengladbachMobil: 0173/28 09 [email protected]

Alexander KÜHLLortzingstr. 1441470 NeussTel.: 02137/[email protected]

Dr. Bärbel BEUTNERKäthe-Kollwitz-Ring 24 59423 UnnaTel.: 02303/140 17

Peter KOKOTT (Bezirk Süd)Fährstr. 9, 53757 St. AugustinTel.: 02241/2 84 [email protected]

Alfred KOTTISCH (Bezirk Mitte)Dreigarbenfeld 5045359 EssenMobil: 0177/79 79 [email protected]

Roswitha MÖLLER (Bezirk Nord)Kiesekampweg 2548157 MünsterTel/Fax: 0251/[email protected]

Bei den Letztgenannten handelt es sich um die Vorsitzenden der Bezirke. Die neu be-schlossene Satzung kann bei der Landesge-schäftsstelle (s. S. 27) von Mitgliedern ange-fordert werden.

Schlesienreise mit ProfilFür fünf Tage reiste der Trachtentanzkreis DJONATHAN in Zusammenarbeit mit der Kreisgruppe Neuss der Landsmann-schaft Schlesien über Liegnitz in die Graf-schaft Glatz mit Stützpunkt Bad Altheide (poln. Polanica-Zdroj). Im Mittelpunkt dieser besonderen Busreise stand das erste Frühlingsfest, ausgerichtet vom Deutschen Freundschaftskreis (DFK) in Glatz, unter Mitwirkung von Chören aus Habelschwerdt und Waldenburg, sowie verschiedene Trach-tengruppen aus Nieder- und Oberschlesien der deutschen

Minderheit. Diese Begegnung mit Lands-leuten in der Heimat hatte einen besonde-ren Glanz und fand breiteste Zustimmung sicher auch bei der polnischen Mehrheit Da wurden Kontakte geknüpft, die bestimmt zukunftsweisend sind!

Natürlich blieb auch Zeit, die herrliche Grafschaft Glatz zu erkunden; z.B. die

schon zu deutscher Zeit weltberühm-ten Kurorte wie Bad Kudowa oder Bad Landeck,sowie den bekannten Marienwall-fahrtsort Albendorf. Aber auch die präch-tige Landschaft zeigte sich bei herrlichem Sonnenschein von ihrer schönsten Seite, eingerahmt vom Reichensteiner Gebirge, dem Glatzer Schneegebirge, dem Adler- dem Habelschwerdter- dem Heuscheuer- und schließlich dem Eulengebirge. Also eine Perle im südlichen Schlesien die es verdient, viel mehr Beachtung und Wert-schätzung zu erfahren.

Ergebnisse der Landesversammlung

Page 28: Deutsche Umschau

Absender:BundderVertriebenenLandesverbandNordrhein-Westfalene.V.40210DüsseldorfPostvertriebsstückEntgeltbezahltH1318F

Zu beziehen über BdV-Buchdienst, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Tel. 0211/350 361 Fax 369676, E-Mail: [email protected]

www.bdv-buchdienst.de

DieKatalog-TrilogiezudenAusstellungendesZentrumsgegenVertreibungen:

„DieGerufenen“• „ErzwungeneWege“• „Angekommen“

DreiBändeimpraktischenSchuberfürnur

35,- €