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DH EM GANZ H NA - Alpenverein...geworden und sein Name dürfte eher mit Franz von Assisi oder Ignatius von Loyola in Verbindung gebracht werden als mit Edmund Hillary oder Anderl Heckmair

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Page 1: DH EM GANZ H NA - Alpenverein...geworden und sein Name dürfte eher mit Franz von Assisi oder Ignatius von Loyola in Verbindung gebracht werden als mit Edmund Hillary oder Anderl Heckmair

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Page 2: DH EM GANZ H NA - Alpenverein...geworden und sein Name dürfte eher mit Franz von Assisi oder Ignatius von Loyola in Verbindung gebracht werden als mit Edmund Hillary oder Anderl Heckmair

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Berggottesdienste angeboten, teilweise auch an Sonntagenund unter der Woche. Ab und zu stehen auch „Schmankerl“ aufdem Programm, wie z. B. eine Abendandacht, die die Kirchen-gemeinde Garmisch-Partenkirchen in einer Kapelle nahe ein-er Alm mit anschließender Laternenwanderung durch die Part-nachklamm initiierte.

TRADITION MIT UNKONVENTIONELLEM VERBINDEN

Open-Air-Kirche erlebt einen wahren Boom. Mir persönlichgefällt vor allem die ungezwungene Art der Gemeinde zufeiern. Egal, ob Kleinkind oder Senior, regelmäßiger Kirch-gänger oder zufälliger Beobachter, Einheimischer oder Tourist,alle Besucher sind herzlich willkommen. Kei-ner wird schief angeschaut, weil er un-passende Kleidung

Circa 100 Leute haben sich unter freiem Himmel versammelt. Eine große Gruppe Jugendlicher sitzt auf einem Felsblock,andere Besucher haben auf ihren Anoraks in der Wiese Platz genommen. Nach eineinhalbstündigem Aufstieg zur Almpacken viele Wanderer ihre Brotzeit aus, ein älteres Ehepaar wiederum blickt ein wenig skeptisch in die Runde, mit ver-schränkten Armen, in abwartender Haltung. Kinder tollen umher, Hunde bellen, jemand stimmt seine Gitarre. Die Bläserhaben ihre Posaunen und Trompeten ausgepackt und stellen sich im Halbkreis auf. Gleich geht er los, unser Berg-gottesdienst.

BERGGOTTESDIENSTEDEM HIMMEL GANZ NAH

BERGGOTTESDIENSTE

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Meditation – der Weg eines Menschen zu seiner Mitte – lebtfreilich immer auch davon, dass hin und wieder ein geistiger„Input“ erfolgt: ein Wort, ein Gedanke, ein Bild, das einemeine Perspektive über sich selbst hinaus eröffnet. Berggot-tesdienste sind ideale Orte für solche geistigen Impulse. Unterfreiem Himmel, weit oben, scheint der Mensch für Sinnfragenoffener zu sein. Die inneren Antennen sind empfänglicher fürGott als unten im Tal, wo Enge und Hektik herrschen und sichviele Menschen vom alltäglichen Geschehen in Beschlag neh-men lassen. Diese Erfahrung ist nicht neu, auch Jesus hat siegekannt. So erzählt die Bibel immer wieder, dass Jesus zumBeten auf Berge gestiegen sei. Was für ihn von großer Bedeu-tung war, wird sicherlich auch Menschen berühren, die heuteseine Spuren in ihrem Leben suchen.

von Ulrike Aldebert

Ulrike Aldebert ist evangelische Pfarrerin in Icking/Oberbayern und Mitglied in der Hochtouristengruppe der DAV-Sektion München.

Berggottesdienste/BergmessenIm Landeskirchenamt München, Referat 5/5, Postfach 20 07 51,80007 München, Tel.: 089/55 95-3 84, Fax: 089/54 91 63 67,E-Mail: [email protected] sind Broschüren mit Daten und weite-ren Informationen über Berggottesdienste (Evangelische Kirche) inOberbayern, im Allgäu, im Fränkischen Seenland, Fichtelgebirge etc.erhältlich. Aktuelle Veranstaltungsangebote und Hintergrundinfor-mationen lassen sich auch im Internet unter www.berggottes-dienst.de abrufen. Die Termine für Bergmessen (Katholische Kirche)in Oberbayern sind beim Erzbischöflichen Ordinariat, Seelsorgerefe-rat, Rochusstr. 5, 80333 München unter der Tel.: 089/21 37-13 76erhältlich. Detaillierte Angaben erhaltet Ihr weiterhin bei den jewei-ligen Fremdenverkehrsämtern.

Termine

Berggottesdienste (evangelisch) bzw. Bergmessen (katho-lisch) erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Etwa 320

Gottesdienste im Grünen hat die evangelische Kirche inBayern in der Sommersaison 2000 veranstaltet, darüber hin-aus zahlreiche Ausflüge, auf denen Kirchengemeinden Gottes-dienste unter freiem Himmel organisieren, ohne diese offiziellin einem Veranstaltungskalender anzukündigen. Etwa 15.000Menschen besuchten in diesem Jahr allein in Bayern evange-lische Berggottesdienste. Berücksichtigt man das Angebot derkatholischen Kirche, so kommt man schätzungsweise auf dasDoppelte. Verglichen mit 1995 hat sich die Zahl der evange-lischen Berggottesdienste im Zeitraum von fünf Jahren ver-dreifacht. Auf den Münchner Hausbergen Wank, Herzogstand,

Brauneck, Wallberg und Wendelstein sowie auf dem Hörnlebei Bad Kohlgrub werden im Sommer regel-

mäßig jeden Samstag um 11 Uhr

trägt oder die Kirchenliturgie nicht auswendig kennt. Die ju-gendliche Teilnehmerin in Spagettiträger-T-Shirt und Bermu-da-Shorts ist genauso gern gesehen wie der Trompetenspielerin Ledertracht oder das Kind, das während der Predigt aufOma’s Schoß ein Würstchen mampft. Wer den Pfarrer schlechtversteht, rutscht näher heran, wer sich langweilt, steht aufund geht. Konventionen, die in unseren Kirchen von tragen-der Rolle sind, spielen bei Berggottesdiensten keine Rollemehr. Gerade die lockere, entspannte Atmosphäre ist für vieleTeilnehmer eine wohltuende Befreiung! Wir sind wieder vielnäher am Ursprung aller Gottesdienste. Auch Jesus und die er-sten Apostel feierten einst Gottesdienste im Freien: DieFeldrede oder Bergpredigt hat Jesus vor einem bunt zusam-mengewürfelten Haufen von Menschen gehalten, die nichtstarr auf der Kirchenbank verharrten und sich auch sonstliturgisch nicht korrekt verhielten, wie wir es sonst von Sonn-tagsgottesdiensten gewohnt sind.

BEI MUSIK UND SPRACHE IMPROVISIEREN

Unkonventionelles ist auch bei der musikalischen Auswahlgefragt. Da sich die Orgel nicht für einen Transport eignet,wird mit anderen Instrumenten improvisiert. An Stelle vonprofessionellen Kirchenmusikern begleiten z. B. eine Bläser-gruppe, ein Flötenquartett oder eine Sologitarristin die Zere-monie am Fels. Wenn ein Ton nicht genau getroffen oder einLied nicht ganz im richtigen Tempo gespielt wird, sieht die Kir-chengemeinde großzügig darüber hinweg. Es ist eben Anstren-gung genug, dass die Mitglieder des Hobbyorchesters ihre Ins-trumente selbst heraufschleppen. Und vielleicht traut sich somanch schüchterner Teilnehmer in der freien Natur eher mit-zusingen als im Gotteshaus. Auch bei der liturgischen Sprachehabe ich Veränderungen feststellen können. Während Pfarrerauf ihren Kanzeln öfters theologische Floskeln in ihren Pre-digten verwenden, scheint der freie Himmel eine befreiendeWirkung ebenso auf Geistliche zu haben. Kurzum: Man trautsich, die Predigt zu halten, wie einem der Schnabel gewach-sen ist. Bei den Zuhörern kommen leicht verständliche Worteallemal besser an als eine formelhafte, komplexe Sprache, diedie Kirchenvertreter generell noch pflegen.

SICH FÜR SINNFRAGEN ÖFFNEN

Der Kirche tut es zweifellos gut, wenn sie ihre alten, dickenMauern ab und zu verlässt und von ihrer Seite aus den Kontaktzu den Menschen sucht. Gerade im Rahmen einer malerischenBerglandschaft kann sie an Lebensnähe, Lebendigkeit undSympathie gewinnen. Aber auch den Menschen tut es gut,wenn sich die Kirche zu ihnen auf den Weg macht. Von Berg-steigern erfährt man häufig, was ihnen am meisten an einemBerggottesdienst gefällt: in der großartigen Bergnatur unter-wegs zu sein und dabei den eigenen Gedanken in einem Fest-gottesdienst nachzuhängen. Das gleichmäßige Gehen im Ge-birge, das tiefe Atmen, die langsame Annäherung an ein Ziel,der äußere und innere Abstand vom Geschehen unten im Tal,die Weite, das Erleben der eigenen Ausgesetztheit und derKontakt zu anderen Menschen, auch in einer Seilschaft, – alldas beinhaltet in der Tat auch meditative Elemente.

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In der Tradition Don Boscos kümmern sich die Salesianerweltweit um Jugendliche, sei es in Jugendherbergen, Wohn-

heimen für Auszubildende oder in Einrichtungen für Behinder-te. Der pädagogische Ansatz der salesianischen Jugendarbeitgründet in der Tradition Don Boscos, der Mitte des 19. Jahr-hunderts in Turin lebte. Der Name der Ordensgemeinschaft,aus Priestern und Brüdern bestehend, stammt von Franz vonSales (1567-1622), dessen Menschlichkeit und Liebenswürdig-keit für Don Bosco zu wesentlichen Bestandteilen seines päda-gogischen Engagements wurden. Kurz und knapp fasst HerbertBihlmayr, Provinzial der Süddeutschen Provinz des Ordens, dasZiel der Salesianer zusammen: „Wir wollen die Jugendlichenbegleiten und ihnen dabei helfen, zu sich selbst und zu einemglücklichen Leben zu finden“. Nur wer selbstbestimmt und freizu einer ausgeglichenen Persönlichkeit reifen kann, könne ineiner christlichen Gesellschaft das berühmte Motto Don Bos-cos umsetzen, nämlich „fröhlich sein, Gutes tun und die Spat-zen pfeifen lassen“. Eine perfekte Möglichkeit, die eigene In-dividualität zu entwickeln, sieht Pater Bihlmayr im Bergstei-gen: „Wenn jemand in die Berge geht oder klettert, dabei dieeigenen Grenzen spürt und gemeinsam mit anderen seine Zie-le verwirklicht, kann er dadurch für sein Leben unheimlich vielKraft schöpfen und einen Riesengewinn ziehen“. Solch einebegeisterte Befürwortung höchst individuellen Strebens nachdem persönlichen Glück von Seiten eines katholischen Pries-ters und Ordensmannes mag denjenigen befremdlich vorkom-men, die mit katholischer Jugendarbeit fromme Klosterschu-len und strenge Erziehung assoziieren. Pater Bihlmayr erklärteinleuchtend, warum die Salesianer einen gesunden Egoismusnicht verteufeln: „Wenn einer sich selber eher akzeptieren

nerung an das Erlebte zu glänzen beginnen, erzählt er so ein-dringlich vom strahlenden Sonnenaufgang während einerBergmesse, von der zufälligen Begegnung mit einem altenJugendfreund in den Bergen und von der einsamen Wanderungauf den heimatlichen Stuiben, dass man spürt, wie sehr ihn,der selbst von Kindheit an von einer alpinen Umwelt geprägtwurde, die Berge und das Bergsteigen begeistern. DieserEnthusiasmus lässt es auch glaubhaft und selbstverständlichklingen, wenn er die Freiheit in den Bergen mit der Freiheitvergleicht, die der Mensch im Glauben erfahren kann: „In denBergen herrscht einfach diese Größe und Weite, die einem dasGefühl vermitteln, dass man nicht so eingeengt ist. Und auchGott engt uns Menschen eigentlich nicht ein. Selbst dieGebote und so weiter: Das sind keine Einengungen, das machtfrei für das eigentliche Leben“.

STILLE LEHRMEISTER FÜR DEN MENSCHEN

Genau diese „Freiheit für das eigentliche Leben“ wollen dieSalesianer den Jugendlichen, die sie begleiten, nahe bringen.Die Grenzen bei der Gestaltung des eigenen Lebensentwurfssind klar: Jeder Individualismus darf nur so weit gehen, wieer anderen nicht schadet. Pater Bihlmayr erklärt dies mit ei-nem Vergleich zum Alpinismus: „Wenn ich jemanden dabeihabe und das ist für mich ausschließlich der, der das Seil hältoder mich sichern muss: Das wäre nicht gut, da würde ich denanderen nur benutzen. Anders ist es im Team, wenn man sagt,einmal helfe ich dir, dann hilfst du mir. Das hätte eine andereZielsetzung als wenn man sagt, du bist für mich nur ein bes-serer Eishaken“. Dass solch ein ausgeprägter Egoismus bei Bergsteigern häu-fig anzutreffen ist, glaubt Pater Bihlmayr allerdings nicht, zusehr vertraut er dafür der Rolle der Berge als stille Lehrmeisterfür den Menschen. Welch entlarvende Macht erden Bergen und dem Bergsteigen zutraut, wirddeutlich, wenn er erzählt, wie sein erster län-gerer Kontakt mit jungen Männern, die in denOrden der Salesianer eintreten wollen, aus-sieht: „Ich geh mit denen auf die Benedikten-wand. Zwei oder drei Tage gemeinsam in denBergen. Beim Raufgehen oder auf der Hütteerfahre ich da innerhalb kürzester Zeit mehrüber die Person, als wenn ich zehn Stundenmit ihr reden würde. Weil ich einfach sehe, wiedie sich gibt und was sie macht“. Einen kleinenEinblick in den Charakter der potenziellenNovizen also will Provinzial Pater Bihlmayr beider gemeinsamen Bergtour gewinnen. Undwahrscheinlich würde es ihn freuen, wenn erdabei auch etwas „coraggio“ entdecken würde, eine Eigen-schaft, auf die sich Don Bosco in schwierigen Situationenseines Lebens besann und die in Augen Pater Bihlmayrs kenn-zeichnend für engagierte Christen ist. Übersetzen kann mancoraggio mit „Mut, wagen, etwas Neues versuchen, obwohletwas schief laufen kann“ – eine hilfreiche Eigenschaft, beimBergsteigen genauso wie im Leben.

Keine Frage: Als Bergsteiger ist

Don Bosco nichtunbedingt berühmtgeworden und seinName dürfte eher

mit Franz von Assisioder Ignatius von

Loyola in Verbindunggebracht werden als mit Edmund

Hillary oder AnderlHeckmair. Was kannuns als Bergsteiger,

Kletterer oderWanderer also an

dem Ordensgründerinteressieren, der

sein Leben voll undganz der Betreuung

und Begleitung Jugendlicher wid-

mete? Die Antwort ist ein-fach: Das Gedanken-gebäude, das hinterder Pädagogik Don

Boscos steht und dieArt, wie die Salesia-ner die Ideen ihresOrdensgründers in

die Gegenwart über-setzen, hat erstaun-

lich viel mit denMotivationen und

Sehnsüchten gemein,die die Menschen

dazu bewegen, aufBerge zu gehen.

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kann, weil er bestimmte dann hat das auch

in der

Sachen geschafft hat,eine Bedeutung

Beziehung

zu anderen, weil nur derjenige den anderen annehmen kann,der sich selbst annimmt. Wer sich selbst nicht mag, tut sichauch schwer im Umgang mit anderen“.

URCHRISTLICHE TUGENDEN LERNEN

Selbst extremen Bergsport, der für ihn hart an die Grenze desVernünftigen und Gesundheitsschädlichen geht, ist Bihlmayrbereit zu akzeptieren – wenn auch mit einer gewissen Skepsis:„Was extrem ist, kann nicht mehr gesund sein. Aber wenn ein-er die Selbstbestätigung, die er dadurch gewinnt, braucht,damit er ausgeglichen und heil ist, dann ist das für ihn inOrdnung.“ Auch wenn es selbstverständlich noch andere Wegezu Selbsterfüllung und Zufriedenheit gibt: Das Bergsteigenkann in den Augen Pater Bihlmayrs ganz besonders gut dazubeitragen, die Entwicklung junger Menschen positiv zu beein-flussen. Vor allem schätzt der gebürtige Allgäuer, dass Berg-steiger zu gegenseitiger Verantwortung und zum Vertrauen inden Partner förmlich gezwungen sind: „Beim Bergsteigen mussich mich einlassen auf den, der hinten nachschnauft und mitseinem Rucksäckle nicht mehr richtig nachkommt. Dann mussich sagen: Okay, gehen wir langsamer, damit alle mitkommen.Da lernt man enorm christliche Verhaltensweisen“. Genau sowie der Mensch sich beim Bergsteigen austoben und seineSelbstverwirklichung vorantreiben kann, lernt er in den Ber-gen also urchristliche Tugenden, wobei das Übernehmen vonVerantwortung nur eine von vielen Facetten ist. Ein weiterer Grund dafür, dass die Salesianer Aktivitäten inden Bergen und der Natur zu einem wichtigen Bestandteilihrer Jugendarbeit gemacht haben, liegt in der Achtung vorGottes Schöpfung, die man durch solche Aktivitäten gewinnt:„Die Menschen machen dabei die Erfahrung, dass sie nicht dieHerren der Welt sind, sondern Mitgeschöpfe in einer unglaub-lich kostbaren und wunderschönen Natur. Und für den, der dasbegreift, ist es selbstverständlich, dass man diese herrlicheNatur nicht einfach zerstören darf“. Auch hier stehen die Sale-sianer in der Tradition Don Boscos, von dem bekannt ist, dasser zwar keine extremen Bergtouren, aber oft und gerne ausge-dehnte Wanderungen unternommen hat.

MIT FREIHEIT VERANTWORTUNGSBEWUSST UMGEHEN

Don Bosco wollte den Jugendlichen Freiheit geben und ihnenzugleich helfen, mit ihrer Freiheit verantwortungsbewusstumzugehen. Seine Ideale der Menschlichkeit und Liebenswür-digkeit im Umgang mit jungen Menschen entwickelte er in Op-position zum repressiven Erziehungssystem seiner Zeit. SeinZiel war, jungen Menschen zu helfen, „ehrenwerte Bürger undgute Christen“ zu werden. Wie die Salesianer dieses etwas alt-modisch klingende Ziel in der Gegenwart verstehen, erklärtPater Bihlmayr: „Ein ehrenwerter Bürger ist in die heutige Zeitübersetzt einer, der sich einsetzt und engagiert für andere undeinfach ein mündiger und auch politisch denkender Menschist.“ Die Parallelen zwischen diesem Ideal eines im christli-chen Sinne lebenden Menschen und dem Bergsteigen liegenfür Bihlmayr auf der Hand. Mit Augen, die schon von der Erin-

Seit 1916 gibt es Einrichtungen der Salesia-ner in Deutschland. Zur Zeit sind es etwa 40Niederlassungen, in denen rund 400 Sale-sianer leben und arbeiten sowie über 1.500Angestellte und ungezählte Ehrenamtliche.Nähere Informationen sind für die Nord-deutsche Provinz der Salesianer Don Boscosbeim Provinzialat der Salesianer Don Bos-cos, Rixdorfer Straße 15, 51063 Köln, Tel.:0221/ 6 47 08-0, Fax: 0221/6 47 08-60, fürdie Süddeutsche Provinz beim Provinzialatder Salesianer Don Boscos, St.-Wolfgangs-Platz 10, 81669 München, Tel.: 089/4 8008-4 21, Fax: 089/4 80 08-4 29, E-Mail:[email protected] er-hältlich. Im Internet können Sie die Sale-sianer unter www.donbosco. de abrufen.

von Michael Düchs

FREIHEIT IM SINNE GOTTES

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Sie sind Jesuit, Priester und Schweizer Bergführer. Eine sel-tene und interessante Kombination verschiedener Berufun-gen und Berufe. Was verbinden Sie mit dem Thema „Bergeund Glaube“?Das Thema ist für mich selbstverständlich, weil sich für michbeide Berufungen zusammen entwickelt haben. Im Jesuiten-orden machen wir jeden Morgen sehr früh Betrachtungen.Schon während meines Noviziats habe ich dabei oft durch dasFenster meines Zimmers den Sonnenaufgang über demMontblanc und der Aiguille Verte beobachtet. Und ich spürteeine große Sehnsucht, es war so schön, diese Gipfel in derFerne zu sehen. Die Berge haben etwas Geistliches, Spirituel-les an sich. Sie sind hoch, sie sind weiß. Besonders die Glet-scher üben eine ungeheure Faszination aus. Das ist wie einGespür des Jenseits. Können Sie diese Sehnsucht beschreiben?Ich bin im Wallis geboren. Im Monat Oktober ist es dort herr-lich: unten die rötlichen Weinberge, darüber die Wälder, diefarbig werden, dann etwas höher die braunrötlich gefärbteAlm. Ganz oben, die Berner Alpen, wo es schon den erstenSchnee hat. Und darüber der blaue Himmel. Es scheint, alsgäbe es keine Grenze zwischen Berg und Himmel. Wenn manauf dem Berg steht, hat man den Eindruck, dass man die ganzeWelt sieht. Das war die Sehnsucht, die ich sehr früh und sehrstark spürte. Und dann noch dieses besondere Licht. Der Un-terschied zwischen der mineralen Welt der Berge und demblauen Himmel, das ist der Ort einer Sehnsucht. Die Sehnsuchtnach dem Göttlichen, nach diesem Licht, wie das Gespür voneiner unendlichen Schönheit. Und natürlich auch die Lust, aufdiese Berge zu klettern, um weiter zu schauen. Das ist die er-ste Sehnsucht. Sie bieten Wander- und Skitourenexerzitien an. Auch dasist eine interessante Verbindung.Ja, Bergsteigen und Exerzitien passen so gut zusammen. Ichhabe oft Touren unternommen, auf denen ich registrierte, dassmich die Menschen als Bergführer angestellt haben, sie aberauch den Priester wollten. Ich habe oft sehr schöne Bergwo-chen verbracht, wo ich jeden Tag die Messe las, entweder aufdem Gipfel oder im Tal.Wie laufen Wander- oder Skitourenexerzitien ab?Sie beginnen morgens damit, den Teilnehmern einen Text, ein-zelne Sätze oder Gedanken mit in den Tag zu geben. Nach demFrühstück gehen wir auf Tour. Am Gipfel oder an einem an-deren geeigneten Ort kann man Gedankenaustausch pflegen,manchmal feiern wir auch eine Messe. Der Tag endet, wie erbeginnt, mit sogenannten Betrachtungspunkten.Woher kommt dieses Bedürfnis der Menschen, im Gebirge ei-ne Bergmesse zu feiern, Kapellen oder Kreuze zu errichten?Ich glaube, dass die Berge ein Ort sind, wo etwas in uns inSchwingung gerät. In den Bergen haben wir einen direktenZugang zum Kosmos. Gerade in der Wüste herrscht die Ein-fachheit, und das Hochgebirge ist auch eine Wüste, wo die

Felsen aper sind oder wo es nur Schnee gibt. Sie bringt unsirgendwie direkt in einen Kontakt „Seele – Kosmos“. Dieses Ge-fühl erleben wir nicht in der Stadt, weil wir uns dort immer inder Masse und in einem Geflecht von Abhängigkeiten bewe-gen. Das wirkt oft sehr störend. Das Gebirge hat diese Einfach-heit und, wenn man oben ist, dann ist der Himmel näher. Ichkenne sehr viele Menschen, die sich hier in der Stadt als nichtreligiös bezeichnen und empfinden. Wenn sie zum Beispielnach Tibet fuhren, machten manche eine große Entde-ckung. Sie haben gespürt, dass es da plötzlich etwas gibt.Zwischen diesem Nichts oder fast nichts und dem Intimstengibt es plötzlich eine Beziehung. Wo es um mich herumnicht lebendig ist, werde ich mir wahrscheinlich meinerLebendigkeit und meines Empfindens bewusster.Manche Leute können dieses Gefühl auch beim Be-trachten der Sterne empfin-den. Man hat auf einenSchlag ein Bewusstsein einer gewissen Unend-lichkeit und den Eindruck der Wirklichkeit in ihrerganzen Dimension. Ich glaube, wir tragen in unseine Vorahnung von dieser Unendlichkeit. Undwenn man diese spürt, hat man ein kosmischesGefühl. Das klingt romantisch.Man tut das öfter als romantisch oder emo-tional ab, ich würde das nicht so abwertendsehen. Wir wissen spontan nichts von dieserUnendlichkeit des Universums im physis-chen Sinne. Die Sterne sind so weit und sohoch, aber wir bekommen eine Ahnung,wir merken, dass wir nur ein Pünkt-chen im Universum sind. Das istunsere erste Wirklichkeit.

EIN INTERVIEW

MIT DEM JESUITEN UND BERGFÜHRER

JEAN-BLAISE FELLAY

Wenneiner von

außen kommen unddieses Universum sehen

würde, und unsere kleine Gala-xie dazwischen, und in dieser kleinen

Galaxie die kleine Sonne, und in diesem klei-nen Sonnensystem die noch kleinere Erde, und wir

nur ein Pünktchen auf dieser kleinen Erde... Das sind Orte,an denen wir uns der wirklichen Wirklichkeit bewusst werden.Der Mensch in der Stadt, der im Rausch, in der Agitationglaubt, die Welt sei da, hat keine Ahnung von seinem wirk-lichen Standpunkt. In der Natur macht man die Erfahrung un-serer Realität.Das Einfache ist nicht nur in den Bergen zu finden. Hat eseine andere Dimension, Exerzitien nicht im Kloster, sondernin den Bergen zu machen?Besonders für junge Menschen ist es nicht leicht, Exerzitienzu machen, weil sie keine Übung im Gebet haben. Die meis-ten Leute werden dabei krank, zwei oder drei Tage still in ein-er Zelle zu bleiben und zu beten. Es ist sehr schwierig künst-lich zu schweigen, das braucht viel Übung und ist nicht je-dermanns Sache. In den Bergen gibt es diese Probleme nicht.Wenn man zum Beispiel mit Skiern in einer Spur aufsteigt,dann muss man schweigen (lacht) und man fällt nicht in de-pressive Zustände. Beim Bergsteigen kommt eine Ruhe, aberauch ein Wohlwollen des Körpers auf. Das bringt die Leute ineinen guten Zustand, einen der Ruhe aber auch des Tonischendes Gehens.Worin besteht der Unterschied zwischen Wander- undSkitourenexerzitien?Ich ziehe Skiexerzitien vor. Gerade im Winter sind Einfachheitund Ruhe größer. Das bringt eine größere Vereinfachung desEindrucks. Sehr schön ist auch das Symbolische des langsamenAufsteigens in einer einzigen Spur. Und dann gibt es diese

Jean-Blaise Fellay s. j. ist Jesuit, Priester und Schweizer Berg-führer. Er stammt aus einer Familie von Berglern. Sein Urur-großvater war Gämsenjäger von Beruf, der Urgroßvater Berg-führer, der Großvater Hüttenwart im Massiv des Grand Combin.Sein Vater leitete 20 Jahre die Kletterschule in Arolla. In derZeit seines Militärdienstes wurde er als Instruktor für Skifah-ren und Klettern eingesetzt, was ihn zur Bergführerausbildungführte. In der Folge hat er über 2000 Bergtouren gemacht undsehr viel Unterricht für Jugend und Sport (in Deutschland Ju-gendleiter) in der Schule in Arolla, aber auch in Genf und imMontblanc-Massiv gehalten. Daneben bietet er auch Wander-und Skitourenexerzitien an. Auch heute führt er noch ab undzu Leute, konzentriert sich aber auf die Priesterausbildung.Nähere Informationen zu Wander- und Skitourenexerzitien er-halten Sie bei: Notre-Dame de la Route, 17, chemin des Eaux-Vives, CH-1752 Villars-sur-Glâne/Fribourg, Tel.: 0041/(0)26/4 09 75 00, Fax: 0041/26/4 09 75 01, E-Mail: [email protected], Internet: www.ndroute.ch/de

Wander-und!Skitourenexerzitien

Phase nach der Gipfelbesteigung, das Vergnügen des Fahrens,das Spielerische – eine große Entspannung. Im Sommer wer-den wir eher von der Schönheit der Natur abgelenkt.Sie haben Ihre Erfahrungen vor Ihrem religiösen Hintergrundbeschrieben. Viele Menschen gehen ohne diesen Hintergrundins Gebirge. Glauben Sie, dass auch diese Menschen, die Berg-steigen als reinen Sport betreiben, religiöse Erlebnisse ha-ben, ohne dass sie diese als solche bezeichnen würden?Ja, manche junge Kletterer machen viele Grenzerlebnisse, diesind dort dem Tod nahe. Dieses Wagnis hat sehr viel damit zutun, seinem Leben einen Sinn zu geben. Und es gibt einRingen mit dem Tod, auch eine Art Faszination des Todes. Daskann manchmal auch pathologische Züge haben, aber auchdiese Menschen sind auf der Suche zwischen der Liebe zumLeben und der Anziehung des Todes. Die zwei Sachen liegenganz nahe beieinander.Nicht jeder sucht die Todesgefahr. Gibt es Bergsteigen alsSelbstzweck, als reinen Sport zur körperlichen Ertüchtigung?Oder hat er, vielleicht unbewusst, eine tiefere Bedeutung?Natürlich sind viele der Bergsteiger ausgeglichene Menschen.Ich möchte aber behaupten, dass da auch für sie etwas ist,was zunächst nicht direkt religiös, aber asketisch ist. Trainingund Askese, das ist das Gleiche. Wer Bergsteigen als reinenSelbstzweck betreibt, macht es nicht lange, weil die Leistungsehr groß ist und man sehr viel geben muss. Zudem kostet essehr viel Zeit. Ich finde es sehr schade, wenn jemand mit demBergsteigen aufhört, weil er nicht die Zeit gehabt hat, all dasMenschliche, von dem ich spreche, zu kosten. Die Askese, von der sie sprechen, ist nichts Religiöses, oder?Nein, das ist an sich nichts Religiöses, das kann man überallfinden. Aber sie ist eine unentbehrliche Grundlage für dasReligiöse. Man spricht im religiösen Bereich von Asketik undMystik. Der Mönch ist ein Mann, der trainiert. Wie man sichphysisch Muskeln machen muss, muss man sich auch geistigMuskeln antrainieren. Das Gebet ist ein Art Training und diesesist ein notwendiger Sockel, um gute, gesunde mystische Er-fahrungen zu machen. Das Bergsteigen als Askese, als Grundlage des mystischenErfahrens?Ganz und gar. Ich hatte folgendes Erlebnis: Ein Mann wollteseit 25 Jahren auf einen Gipfel, konnte sich aber keinenBergführer leisten. Schließlich konnte ich ihn auf den Gipfelführen. Was es für ihn bedeutete! Für mich war es ein Ver-gnügen, ja, aber für ihn war es ein Lebenserlebnis, das wardie Erfüllung von Träumen und Glück. Das Asketische, dieganze Mühe, die er hatte, um nach oben zu steigen, um dort-hin zu kommen... und auf einmal hat er dieses Ziel erreicht.Eigentlich nur ein kleiner Gipfel, aber das war ein Höhepunktseines Lebens. Es war für ihn ein Gefühl, ja sogar ein religiösesErlebnis. Ich merke, wie diese Leute später gerne darübersprechen und es gerne haben, wenn man oben ein kurzesGebet spricht.Woher kommt dieser Wunsch nach einem Gebet?Beten, das ist der direkte Kontakt mit Gott. Das Schöne undAsketische im Beten ist, dass man sich moralisch kräftigermacht. Es ist schön, wenn Gott zu uns kommt. Wenn plötzlichetwas über uns kommt und uns direkt in Kontakt mit Gottbringt. Das liegt außerhalb unseres Beherrschungsvermögens,das ist wie ein Adler, der runter fliegt. Das sind Gefühle, dieman nie vergisst.Viele Menschen verstehen es nicht, wenn Sie sagen, Betenist der Kontakt zu Gott.Ich würde sagen, es ist wie ein Blitz. Der große Andere, derGott ist, tritt mit mir in Kontakt und plötzlich bin ich ein an-derer. Ich bin erreicht im Tiefsten, im Intimsten meiner Selbst.

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überwinden oder schlichtweg Leistung zu bringen. Nach derHerausforderung kommen wir selbstbewusst, gestärkt und mitder Hoffnung auf Anerkennung zurück. Das Verlassen desLebenskreises der Gemeinschaft – das Tal –, das Überleben inwilder Natur – im Gebirge –, und das Zurückkehren als berei-cherter und vielleicht auch veränderter Mensch ist ein Ablauf,der einem weltweit zu beobachtenden Muster von sogenann-ten Übergangsritualen entspricht. Diese vollziehen auch Na-turvölker: Man verlässt die Gemeinschaft und begibt sich indie wilde, ungeschützte Natur. Dort gilt es, Prüfungen zubestehen. Danach hat man das Recht erworben, als „neuesMitglied“ der Gemeinschaft wiederzukehren.

DER EINSATZ VON RITUALEN IN DER BILDUNGS-ARBEIT

Übergangsrituale werden vor allem zur Vorbereitung auf dasErwachsenenleben eingesetzt. Sie sind als lebensbegleitendesGerüst zu verstehen und können auch in der Bildungsarbeitmit Jugendlichen sinnvoll vermittelt werden. Und so ist es in-teressant, dass z.B. die erlebnispädagogische Arbeit exaktdem grundlegenden Ablauf von Ritualen (Weggehen – Über-gang mit Prüfungen – Zurückkehren) folgt. In vielen Jugend-kursen und Seminaren wird darauf gebaut, dass der Aufenthaltin der Natur eine verändernde Wirkung hat und derjenige, dersich der Natur und ihren Regeln stellt, reifer zurückkehrt. Eingroßer Bestandteil von Jugendkursen sind Herausforderungenund Prüfungen, die man naturnah lebenden Völkern abge-schaut hat und die auf einer jahrtausendlangen Traditiongründen: Das „Solo“, eine Methode aus der Erlebnispädagogik,als ein Aufenthalt allein in der Natur mit minimaler Ausrüs-tung ist hierfür ein Beispiel. Auch in der Psychotherapie undPädagogik vollzieht sich derzeit eine neuer Trend: Rituale wer-den wiederentdeckt. Dabei wird erkannt, dass es für Menschenin schwierigen Situationen sehr hilfreich sein kann, das Pro-blem und die gewünschte Lösung in einer symbolischen undpersönlich bedeutungsvollen Handlung zu inszenieren. Sokommt es also auf einen Versuch an, auf Experimente mit derKonstruktion von Ritualen in der Natur. Diese sind Teil unser-er anthropologischen Grundausstattung – und trotzdem istweder ausgelotet, welche Bedeutung sie für uns „moderne“Menschen haben noch welche Veränderung sie in unserem Ver-hältnis zu unserer natürlichen Umwelt mit sich bringen. Mög-licherweise aber fördern sie eine Grunderkenntnis: Der Menschschöpft Kraft aus und in der Natur. Und dem Menschen kannes nicht gut gehen, wenn es der Umwelt nicht gut geht.

RITUALEIN DER NATUR

von Dr. Martin Schwiersch

Das Gespräch mit Jean-Blaise Fellay führteThomas Borm.

JDAVspecial 5958 JDAVspecial

s p e c i a ls p e c i a l

Dr. Martin Schwierschist Diplompsychologe und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.

Und das ist das Beglückende dabei. Ich merke das Tiefstemeines Innersten, was normalerweise eingekerkert in einerKammer in mir ist, tritt plötzlich in Kontakt mit der ganzenWelt. Und es gibt dann nicht mehr Zeit oder Distanz. Alles ineinem ist eins und dieses eine und einzige ist hier und jetzt.Das Kleine ist im Ganzen und das Ganze im Kleinen.Die Unendlichkeit im Jetzt und das Jetzt in der Unend-lichkeit?Ja, genau. Es ist schwierig, das zu beschreiben. Man hat denEindruck in einer Weite zu sein. Und das passt so gut auf einenGipfel, dieser Eindruck der totalen Freiheit. Es ist gerade dasSchöne und Faszinierende, dass dieser Begriff nicht klar zufassen ist. Das ist ein Kontakt mit der Wirklichkeit und geradenicht ein Hirngespinst. Dieser Kontakt mit der Wirklichkeit istein Kontakt mit Gott, denn Gott ist der Grund der Wirklichkeit.Und in diesem Augenblick spürt man das. Man hat den Kontaktmit dem Wirklichsten der Wirklichkeit.Oft kehren Bergsteiger von Reisen in den Himalaya mitFotos von wehenden Gebetsfahnen zurück. Der Kontakt mitdem Buddhismus und mit der dortigen Art, die Religion zuleben, fasziniert und berührt. Warum fällt vielen der Zu-gang zu unserer Religion vergleichsweise schwer?Weil man Religion nicht lehren kann, wie man Physik oderGeschichte lehrt. Und im Abendland haben wir sehr vielgemacht, um Religion zu lehren. Das Starke im Religiösen istdas Erlebnis und das kann man nicht durch Schule und Ka-techismus vermitteln. Ich merke, dass ich als Priester die in-teressanten Gespräche führe, wenn Leute mit großen Erleb-nissen kommen. Plötzlich spricht man wieder von einer Wirk-lichkeit. Interessant sind immer die Wirklichkeiten, die größersind als wir und die wir doch erfahren als unsere persönlicheGrundwirklichkeit. Wenn man z. B. die sehr alten Psalmenliest, merkt man, dass die Bibel voll ist von solchen Berg-erlebnissen. Gott spricht in den Bergen zu Moses. Jesus gehtin der Nacht auf den Berg, um in der Stille und Ruhe, denKontakt zu seinem Vater zu finden. Viele Erlebnisse Jesupassieren in den Bergen. Es ist einer der typischen Orte, woman mit Gott in Kontakt kommt.Wo geschieht es denn noch? Am Meer?Ja, am Meer und in der Wüste. Viele Offenbarungen finden inden Bergen der Wüsten statt. Ein gutes Beispiel ist der Pro-phet Elija. Er muss fliehen, weil die Königin ihn töten will.Er ist sehr erschöpft. und legt sich schlafen. Er wird zweimalvon einem Engel geweckt und muss Brot und Wasser essen,weil er einen weiten Weg hat. Dann geht er vierzig Tage undNächte durch die Wüste zum Berg Gottes, ohne zu essen undzu trinken. Zuerst die Wüste, wo er nichts sieht und hört, nichtisst und trinkt, und dann kommt er auf den Berg Gottes unddort hört er. Also dieses Entleeren um ein Nichts herum. Ichglaube, diese asketische Entleerung gehört auch zur Erfahrungder Berge. Man muss einige Tage in der Ruhe sein und schwei-gen, um wirklich hören zu können. Im Alltagsleben sind dieKleinigkeiten so wichtig wie die großen Bedürfnisse, unseregroßen Sehnsüchte, unser Glück oder Unglück. Sie verschwin-den im Wirbel der Kleinigkeiten. Aber nach drei Tagen Ruhekommen die wichtigen Dinge in mir hoch, das Unwichtigeversinkt. Man wird mit jedem Meter Aufstieg klarer und hell-höriger. Das ist das Schöne, wenn man Zeit hat, denn wennman oben ankommt, ist man bereit für die beschriebene Er-leuchtung.

Viele Menschen findenin der Natur Momentedes inneren Friedens

in schwierigen Lebens-situationen oder

gewinnen nach einementspannenden Streif-

zug durch den Waldeine neue Sichtweise.

Manche gehen ganz in sich versunken mit

persönlichen Fragenhinaus ins Grüne und

lassen sich inspirierendurch Begegnungen,

die ihnen draußen inder Natur widerfahren.Oder sie suchen regel-

mäßig dieselben, energiereichen Plätze

auf, persönliche Zufluchtsorte, bei

denen sich über Jahrehinweg eine ganz

eigene Art der Ver-trautheit einstellt.Vom wissenschaft-

lichen Standpunkt ausbetrachtet ist noch

nicht genau geklärt,warum die Natur einesolche in das persön-

liche Leben hinein-reichende psychische

Wirkung entfaltenkann. Die positiven

psychischen Wirkun-gen werden aber

tatsächlich erlebt.

AllgauerSeminare..

Vom 30. April bis 3. Mai 2001 fin-det im Rahmen der „Allgäuer Semi-nare“, dem Weiterbildungsprogrammder Jugendbildungsstätte Hindelangdes Deutschen Alpenvereins, einmehrtägiges Seminar statt, in demRituale mit Gruppen in der Natur er-arbeitet, konstruiert und durchge-führt werden. Das Programm kannkostenlos bei der Jugendbildungs-stätte Hindelang, Postfach 1143,87539 Hindelang, Tel.08324/9301-0,E-Mail: [email protected] werden.

Menschen aus unserem Kulturkreis betrachten die Naturprinzipiell als physikalischen Ort, der über physikalische

Wirkungen (z.B. frische Luft) hinaus auch eine seelischeWirkung (z.B. eine neue Perspektive) entfaltet. Gewinnt maneinen Einblick in die Welt der Naturvölker, so stellt man fest,dass diese die Natur als etwas begreifen, das auch eine see-lische Qualität besitzt. Hierfür gibt es zahllose Zeugnisse unddie berühmte Rede von Häuptling Seattle ist ein beredtesBeispiel. Immer wieder wird betont, dass Pflanzen und Tiere„Brüder und Schwestern“ (Häuptling Seattle) seien, ein Steinder Geist eines Ahnen bzw. Verstorbenen verkörpere (z.B.nach Auffassung der Dagara in Westafrika), dass die Natur „se-hen“ könne (so z.B. die Buschmänner), und Wasser, Feuer,Erde nicht nur physische Objekte oder psychologische Symboleseien, sondern auch „leben“. Allen Naturvölkern ist gemein-sam, dass diese Art von Naturverständnis auch praktiziert wird– in Ritualen. Natürlich dient der Stein auch zum Behauen,der Baum als Brennholz, der Acker zum Anbauen oder dasWasser zum Trinken und Waschen. Abgesehen davon sind fürNaturvölker aber auch festgelegte Orte und Zeiten sowieHandlungen existent, in denen es um die „seelische“ oder„geistige“ Qualität von Natur geht: Man dankt der Erde, dassdie Ernte gut war, oder der Sonne, dass sie scheint; zur Be-friedung eines Konflikts wird Wasser oder Rauch eingesetztoder ein Stein als ein Vertreter der persönlichen Ahnenangerufen. In der Regel geschieht dies zu bestimmten Zeiten,an festgelegten Orten und ist mit feierlich-festlichenHandlungen verbunden, die meistens nach einer vorgegebe-nen Ordnung ablaufen sowie haltgebenden und einbindendenCharakter haben. Wir verwenden dafür die Bezeichnung„Ritual“.

RELIKTE VON RITUALEN IN UNSEREM KULTURKREIS

Aber selbst wenn naturnah lebende Völker so denken, fühlenund leben, so ist es doch nicht unsere Welt. Wir haben unsvon diesem Naturverständnis soweit entfernt, dass derVersuch, die andere Weltsicht zu verstehen oder gar zu leben,unmöglich erscheint. Gleichzeitig haben in unserem Kultur-kreis ritualisierte, festgelegte Handlungen überlebt: Ernte-dank oder Sonnwendfeuer beispielsweise haben ihren Ur-sprung in einem solchen Verständnis und sind als Brauchtumbzw. Tradition erhalten geblieben. Auch in den Extremsport-arten findet sich eine Struktur, die den Ritualen der Natur-völkern entspricht: Wir gehen hinaus in die Natur, um Aus-nahmesituationen zu erleben, Widrigkeiten oder Gefahren zu

Alle Fotos: Wilfried Dewald

DAS WIEDERFINDEN VON VERLORENEM

Menschen aus unserem Kulturkreis betrachten die Naturprinzipiell als physikalischen Ort, der über physikalische

Wirkungen (z.B. frische Luft) hinaus auch eine seelischeWirkung (z.B. eine neue Perspektive) entfaltet. Gewinnt maneinen Einblick in die Welt der Naturvölker, so stellt man fest,dass diese die Natur als etwas begreifen, das auch eine see-lische Qualität besitzt. Hierfür gibt es zahllose Zeugnisse unddie berühmte Rede von Häuptling Seattle ist ein beredtesBeispiel. Immer wieder wird betont, dass Pflanzen und Tiere„Brüder und Schwestern“ (Häuptling Seattle) seien, ein Steinder Geist eines Ahnen bzw. Verstorbenen verkörpere (z.B.nach Auffassung der Dagara in Westafrika), dass die Natur „se-hen“ könne (so z.B. die Buschmänner), und Wasser, Feuer,Erde nicht nur physische Objekte oder psychologische Symboleseien, sondern auch „leben“. Allen Naturvölkern ist gemein-sam, dass diese Art von Naturverständnis auch praktiziert wird– in Ritualen. Natürlich dient der Stein auch zum Behauen,der Baum als Brennholz, der Acker zum Anbauen oder dasWasser zum Trinken und Waschen. Abgesehen davon sind fürNaturvölker aber auch festgelegte Orte und Zeiten sowieHandlungen existent, in denen es um die „seelische“ oder„geistige“ Qualität von Natur geht: Man dankt der Erde, dassdie Ernte gut war, oder der Sonne, dass sie scheint; zur Be-friedung eines Konflikts wird Wasser oder Rauch eingesetztoder ein Stein als ein Vertreter der persönlichen Ahnenangerufen. In der Regel geschieht dies zu bestimmten Zeiten,an festgelegten Orten und ist mit feierlich-festlichenHandlungen verbunden, die meistens nach einer vorgegebe-nen Ordnung ablaufen sowie haltgebenden und einbindendenCharakter haben. Wir verwenden dafür die Bezeichnung„Ritual“.

RELIKTE VON RITUALEN IN UNSEREM KULTURKREIS

Aber selbst wenn naturnah lebende Völker so denken, fühlenund leben, so ist es doch nicht unsere Welt. Wir haben unsvon diesem Naturverständnis soweit entfernt, dass derVersuch, die andere Weltsicht zu verstehen oder gar zu leben,unmöglich erscheint. Gleichzeitig haben in unserem Kultur-kreis ritualisierte, festgelegte Handlungen überlebt: Ernte-dank oder Sonnwendfeuer beispielsweise haben ihren Ur-sprung in einem solchen Verständnis und sind als Brauchtumbzw. Tradition erhalten geblieben. Auch in den Extremsport-arten findet sich eine Struktur, die den Ritualen der Natur-völkern entspricht: Wir gehen hinaus in die Natur, um Aus-nahmesituationen zu erleben, Widrigkeiten oder Gefahren zu

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Zum JDAV special „Fotografieren“ in DAV Panorama 5/00, S. 59-70Ich habe als Hobbyfotograf die Artikel mitInteresse gelesen. Eine schlüssige Argu-mentation für das „besondere“ Schwarz-weiß-Motiv („Kontrastprogramm“) gepaartmit guten Praxistipps vom „fotofuchs“ und interessanten Stories. Kurzum: Eingelungener Beitrag in DAV Panorama. Zwei Praxis-Tipps aus eigener Erfahrung: 1. Ein 200er Kodak-Filmder aktuellen Generation eignet sich für alle Wetter- und Licht-verhältnisse im Gebirge. 2. Kodak Royal-Print-Abzüge (eine Stufeüber dem „Standard“) garantieren erstklassige kontrastreiche,farbechte Bilder, wie man sie als lebendige Albumerinnerungschätzt. Matt geht doch einiges an Eindruck bzw. Erlebnis wieder verloren. Tobias Krumnow per E-Mail

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Impressum: JDAV special – Sonderteil für die Jugend des DAV, aus Mitteln des Kinder- und Jugendplansdes Bundes gefördert, 46. Jahrgang, JDAV special in DAV Panorama 6/2000. Herausgeber ist die Jugenddes Deutschen Alpenvereins, Bundesjugendleiter ist Dr. Johannes Rauschnabel. Chefredakteur des JDAVspecials ist Lutz Bormann in Zusammenarbeit mit dem JDAV-Redaktionsteam Florian Bischof, Thomas Borm,Michael Düchs, Claudia Weineisen und Julia Steinhauser. Mitarbeiter dieser Ausgabe sind: Ulrike Aldebert,Sebastian Balaresque, Thomas Cerny, Wilfried Dewald, Dr. Martin Schwiersch. Beiträge bitte an den DAV,JDAV-Redaktionsteam, Von-Kahr-Str. 2-4, 80997 München senden. Die Beiträge geben die Meinung der Ver-fasser, nicht der Jugend des Deutschen Alpenvereins wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der Chef-redaktion. Grafische Gestaltung: Handrych & Vogt Grafik GmbH. Titelfoto: Jean-Blaise Fellay.

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■ JDAV Bayern goes online + + + + + ■Endlich ist es soweit: Auch die JDAV Bayern istmittlerweile unter www.jdav-bayern.de, E-Mail:[email protected] im Internet vertreten. Einfachmal reinklicken!

■■■■ Tolle Angebote im Jugendkurs-programm 2001 + + + + + ■■■■Das Jugendkursprogramm 2001 ist neu erschienen,nähere Infos auf S.6.

■■■■■■■■■ Erfolgreicher Auftakt der 1. OffiziellenKletterwettspiele der JDAV + + + + + ■■■■■■■■■Die JDAV hat mit ihren 1. Offiziellen Kletterwettspielen in Gelsenkirchen einengelungenen Einstand gefeiert. Die Teilnehmer zwischen neun und 18 Jahrentraten dabei in Vierergruppen gegeneinander an, um bei Spielen wie „Förder-band“, „Die Raupe“ oder „Schießbude“ eine Siegergruppe zu ermitteln. DiePreise stellten die Firmen Mammut und Edelrid zur Verfügung. Im Vordergrunddes alternativen Kletterwettkampfessteht nicht der reine Leistungsver-gleich, sondern Spiel und Spaß am Klet-tern. Das klettertechnische Könnenwird dabei in einen spielerischen Kon-text eingebunden. Den Kindern bietetsich zugleich die Möglichkeit, ihr klet-tertechnisches Können zu verbessern.Die Veranstaltung vom 19. August 2000 war ein Pilotprojekt, um das Konzeptbekannt zu machen und Nachahmer zu ermutigen. Die JDAV versucht im Be-reich Wettkampfklettern neue Wege zu erschließen. Es geht aber nicht darum,dem Deutschen Sportklettercup und den Landesmeisterschaften Konkurrenz zumachen, sondern Wettkampfelemente zu nutzen und diese für die Jugend-arbeit dort einzusetzen, wo sie sinnvoll erscheinen. Voraussichtlich sollen ähn-liche Wettbewerbe auch in anderen Bundesländern organisiert werden, umjungen Kletterern dort die Möglichkeiten aufzuzeigen, die erarbeiteten Spielein ihrer Jugendarbeit zu nutzen. Die einzelnen Kletterwettspiele können in derInfothek unter www.jdav.de abgerufen werden. SB

■ 15 Jahre Umweltbaustelle Hangschutz am Grünten + + + + + ■„Bauerndorf am Grünten hat Angst vor der Katastrophe“ lautete eine Über-schrift der Allgäuer Zeitung vom 1. September 1984. Ursache für die Angstdes kleinen Dorfes Wagneritz am Fuße des Grünten im Oberallgäu war der be-sorgniserregende Zustand des Schutzwaldes, der von Luftschadstoffen ange-griffen und Wildverbiss kaum mehr in der Lage war, seine Funktion als Lawi-nen- und Erosionsschutz zu gewährleisten. In der Jugendbildungsstätte derJugend des Deutschen Alpenvereins, damals noch in Burgberg, stieß dieserNotruf auf offene Ohren. In der folgenden Zeit bildete sich eine Arbeitsge-meinschaft aus dem zuständigen Forstamt Immenstadt, der Wald- und Wei-degenossenschaft Wagneritz und der Jugendbildungsstätte der JDAV mit demZiel, langfristig eine Sanierung des Schutzwaldes zu erreichen. Dieser Zusam-menschluss arbeitet nun seit 15 Jahren erfolgreich zusammen und kann heu-te ein überwiegend positives Ergebnis mit beeindruckenden Zahlen vorlegen.Seit 1985 wurden von den beteiligten Jugendlichen in den sogenannten Hang-schutzwochen ca. 35.000 Jungbäume mit verschiedenen Methoden gepflanzt,Anti-Verbissmittel ausgebracht, bestehende Pflanzungen gepflegt, Wild-schutzzäune errichtet und Steige verbessert sowie neu angelegt. Beteiligtwaren insgesamt etwa 300 Jugendliche, die in 1500 Tagen bei jedem Wetterin steilem Gelände unter teils schwierigen Bedingungen tätig waren. WD

Bergsteiger verlassen bekanntlich ger-ne die breit ausgetretenen Wege der

Massen. Lieber steigen sie unbequemere,schmale Steige hinauf, um sich auf demGipfel über einen weiten Horizont zu freu-en. Der ehemalige Philosophiestudent undbegeisterte Bergsteiger Heiner Geißler isteiner, der immer wieder über den Tellerranddes politischen Tagesgeschäftes hinaus-blickt. Er traut sich auf die steilen Pfade

WO ISTGOTT? GESPRÄCHE MIT

DER NÄCHSTEN GENERATION

eigenständigen Denkens und läuft dabei schon mal quer zu denbreiten Wegen politischer Linientreue. Das macht ihn sympathisch– in einer Zeit, in der zwar viele nach „Werten“ in der Politikschreien, die meisten sich aber stromlinienförmig dem Sog vonKonsum, Wachstum und Erfolg anpassen. Drei Jahre nachdem seinBuch „Bergsteigen“ erschienen ist hat der CDU-Politiker ein Buchgeschrieben, das sich mit der Frage nach Gott auseinandersetzt.Was spricht für, was gegen seine Existenz? Wie lassen sich die wis-senschaftlichen Erkenntnisse der Neuzeit vereinbaren mit demGlauben? Welche politischen Konsequenzen hat es, wenn man sichan Jesus Christus orientiert? Viele interessante Fragen werdenaufgegriffen und zumeist in verständlicher Sprache beantwortet.Weil Gespräche mit Jugendlichen den Anstoß zu diesem Buch ge-geben haben, ist das Buch in dialogischer Form gestaltet, als einfiktives Protokoll eines solchen Gespräches. Hier liegt freilich auchdie Schwierigkeit. Die Rolle der Jugendlichen in diesem Buch be-schränkt sich nämlich darauf, Heiner Geißler eine Frage nach deranderen zu stellen; sie sind damit Impulsgeber für seine Lebens-weisheiten, keine echten Gesprächspartner. Wünschenswert wäreim Gespräch zwischen den Generationen aber, dass ein echter Ge-dankenaustausch zustande kommt, bei dem beide Seiten ihre Mei-nung äußern. Dann hätten nicht nur Jugendliche, sondern auch äl-tere Leser etwas zum Zuhören und Nachdenken und etwas zu ler-nen. In dieser einseitigen Form wirken die Gespräche aber unglaub-würdig – schade bei einem Buch, das doch vom Glauben handelt.

Ulrike AldebertHeiner Geißler, Wo ist Gott? Gespräche mit der nächsten Generation, Rowohlt Verlag: Berlin, September 2000.

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