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01/05 DIAGNOSE DIAGNOSE 04/2006 Das Magazin von Ärzte ohne Grenzen Österreich www.aerzte-ohne-grenzen.at 04/2006 Nordkaukasus: Hilfe für Vertriebene aus Tschetschenien Kolumbien: Therapie für traumatisierte Kinder Sudan: Einsatz gegen die Cholera in Darfur 1 Euro pro Woche rettet Menschenleben LEBEN AUF DER FLUCHT WELTWEITE HILFE FÜR VERTRIEBENE Per-Anders Pettersson/MSF Sponsoring-Post GZ02Z0304985 Verlagspostamt 1020 Wien

DIAGNOSE 4/2006

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Leben auf der Flucht - Weltweite Hilfe für Vertriebene

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01/05DIAGNOSE

DIAGNOSE 04/2006Das Magazin von Ärzte ohne Grenzen Österreichwww.aerzte-ohne-grenzen.at

04/2006

Nordkaukasus:Hilfe für Vertriebeneaus Tschetschenien

Kolumbien:Therapie für traumatisierte Kinder

Sudan: Einsatz gegen dieCholera in Darfur

1 Euro pro Woche rettet Menschenleben

LEBEN AUF DER FLUCHT WELTWEITE HILFE FÜR VERTRIEBENE

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Verlagspostamt 1020 Wien

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Aktuell:Einsatzländer von Ärzte ohne Grenzen

Sudan: In Darfur helfen die Teams von Ärzte ohne Grenzen

den Menschen in den Vertriebenenlagern beim Überleben,

unter anderem indem sie Maßnahmen gegen Cholera treffen.

Freiwillige aus Österreich derzeit auf EinsatzEinsatzländer von Ärzte ohne Grenzen

Nordkaukasus: Tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien

werden von den Behörden zur Heimkehr gedrängt. Ärzte ohne

Grenzen leistet in beiden Ländern Hilfe.

Kolumbien: Drei Millionen Menschen sind vor der Gewalt

aus ihren Dörfern geflüchtet. Ärzte ohne Grenzen sichert die

medizinische Grundversorgung von Vertriebenen.

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➊ Karine Gillain war für die Verwaltung vonHilfsprogrammen im Nord-kaukasus und in Darfurzuständig. Die Ausweg-losigkeit und Unsicherheitvon Flüchtlingen hat sie in beiden Einsatzgebietenerlebt.

Leben auf der Flucht: Die meisten Flüchtlingskrisen finden weit entfernt von Europa und abseits der Aufmerksamkeit derWeltöffentlichkeit statt. So etwa im Süden des Tschad, woMenschen aus der Zentralafrikanischen Republik unterdramatischen Bedingungen zu überleben versuchen (Bild).

➋ Mario Thaler war zweiJahre mit Ärzte ohneGrenzen in Kolumbien aufEinsatz. Der Tiroler hattedie Finanzgebarung einesHilfsprogramms für Ver-triebene inne.

➌ Gerhard Schmid istKrankenpfleger aus Wien.In der sudanesischenKrisenregion Darfur half erdiesen Herbst, Vorkehrun-gen gegen eine drohendeCholera-Epidemie zutreffen.

Editorial:

Wasser, Essen, einDach über dem KopfAuf der Flucht zu sein ist immer lebensbedrohend.Ärzte ohne Grenzen leistet Überlebenshilfe fürFlüchtlinge – unabhängig von ihrem Status oderdem Grund für ihre Flucht.

Stellen Sie sich vor, Sie sind aus Ihrer Heimat geflohen,um Ihr Leben zu retten. Sie sind seit Tagen unterwegs,

zu Fuß oder in überladenen Fahrzeugen. Vielleicht habenSie über weite Strecken Ihre Kinder in den Armen getra-gen. Sie haben fast nichts gegessen und viel zu wenig ge-trunken. Irgendwann finden Sie eine notdürftige Behau-sung; eine Übergangslösung – möglicherweise für Jahre.

So oder so ähnlich ist die Lage der Menschen, denenÄrzte ohne Grenzen in Flüchtlingslagern rund um die Weltzur Seite steht. 33 Millionen Männer, Frauen und Kindersind weltweit auf der Flucht, fast alle weit entfernt vonEuropa: Zwei Millionen sind es in der DemokratischenRepublik Kongo, ebenso viele in der sudanesischen Re-gion Darfur, fast drei Millionen in Kolumbien. Die meis-ten von ihnen haben die Grenzen ihres Heimatlandes nichtüberschritten und gelten damit offiziell nicht als Flücht-linge. Sie sind „intern Vertriebene“, weitgehend rechtlos undnicht dem Schutz der UNO-Flüchtlingsbehörde unterstellt.

Ärzte ohne Grenzen hält sich mit der Unterscheidungzwischen Flüchtlingen und Vertriebenen nicht auf. Auchnicht mit der Frage, ob die Gründe für die Flucht mitGewalt und Verfolgung oder Armut und Hunger zu tunhaben. All das ist unwesentlich, wenn es darum geht,Leben zu retten. Und Flucht ist immer lebensbedrohend –in Darfur und im Nordkaukasus ebenso wie in dermarokkanischen Wüste.

Deswegen geht es bei Flüchtlingskrisen immer zuerstdarum, Grundbedürfnisse zu sichern: Wasser, Essen, einDach über dem Kopf. Dann erst können wir Wunden ver-arzten, Krankheiten behandeln, Epidemien verhindern.Ärzte ohne Grenzen leistet diese Hilfe – und zwar unab-hängig vom offiziellen Status der Flüchtlinge, unabhängigvon den Hintergründen ihrer Flucht.

Dr. Reinhard Dörflinger

Thema

Leben auf der Flucht:

In vielen Einsatzgebieten hilft

Ärzte ohne Grenzen die

Grundbedürfnisse von

Flüchtlingen zu sichern … 4

Interview:

Die Tiroler Wassertechnikerin

Edith Rogenhofer über die

Bedeutung der Logistik

in Flüchtlingslagern … 7

Bericht:

Der Krankenpfleger Gerhard

Schmid berichtet von seinem

Einsatz gegen die Cholera

in Darfur … 8

Hintergrund:

Leben im Flüchtlingslager:

Unterkunft. Wasser und

sanitäre Anlagen. Ernährung.

Medizinische Hilfe … 10

Einsatzgebiete: E-Mail aus

Kabalo. Afghanistan. Irak /

Jordanien. Zentralafrika-

nische Republik … 12

Spenden:

1 Euro pro Woche:

Regelmäßige Hilfe … 14

IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber:Ärzte ohne Grenzen, Taborstraße 10, 1020 Wien Postfach 240, Tel. 01/409 72 76, Fax 01/409 72 76-40 E-Mail: [email protected], DVR-Nr.: 0778737, ZVR-Zahl: 517860631 Spendenkonto: PSK 930 40 950 Spender-Service: Tel. 0800 246 292Verantwortlich: Gabriele Faber-Wiener Chefredaktion: Mag. Irene Jancsy Mitarbeiter: Dr. Reinhard Dörflinger, Mag. ElisabethNyanda, Mag. Herbert Ofner, Andreas Plöckinger,Gerhard SchmidGraphisches Konzept, Gestaltung, Produktion:buero8/agentur8, Wien Druck: Berger, Horn Papier: EuroBulk Volumenpapier Erscheinungsweise: viermal jährlich Auflage: 90.000 Stück

INHALT:

Dr. Reinhard DörflingerPräsident von Ärzte ohne Grenzen Österreich

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Ich will wieder nach Hause!“ DiesenSatz bekam Karine Gillain auf ihrenEinsätzen mit Ärzte ohne Grenzen

immer wieder zu hören. Von Moskauaus koordinierte sie im vergangenen Jahrdas Hilfsprogramm für tschetschenischeFlüchtlinge in Inguschetien, in diesemJahr leistete sie Hilfe in der sudanesi-schen Krisenregion Darfur. Ob im Nord-kaukasus oder im Herzen Afrikas: Sounterschiedlich diese Gebiete sind, soähnlich sind die Verzweiflung und dieHoffnungslosigkeit der Menschen, dievon Krieg und Gewalt aus ihren Heimat-

dörfern vertrieben wurden und seit Jah-ren ein Leben ohne Aussicht auf einemenschenwürdige Zukunft leben.

Leben in Notquartieren„Gemeinsam ist den Flüchtlingen dieAusweglosigkeit“, sagt Karine Gillain, diein beiden Fällen für die Koordination derHilfsprogramme von Ärzte ohne Grenzenzuständig war. Ein Leben ohne Heimat,ein Leben ohne eigenes Zuhause: InInguschetien wurden die Zeltlager, indenen Flüchtlinge aus Tschetschenienjahrelang untergebracht waren, vor zweiJahren aufgelassen. Seither leben diemeisten verbliebenen Flüchtlinge in soge-

nannten „kompaktniki“ – Lagerhäusern,leerstehenden Bauernhöfen oder aufge-lassenen Fabriken, die durch dünneWände aus Holz und Pappe in vielekleine Wohnparzellen unterteilt wurden.

Im Winter sind die Gebäude kalt undfeucht, es gibt nur klapprige kleine Öfen,nicht selten mit offenem Feuer. Die Kin-der, erinnert sich Karine Gillain, warenim Winter in dicke Schichten alter Klei-dung gehüllt, um die Kälte irgendwie zuüberstehen. Ganz anders das Szenario inDarfur: Dort leben die Vertriebenen inkleinen, windschiefen Hütten aus Geäst

VERTRIEBEN, VERZWEIFELT, VERGESSENFlüchtlingskrisen: Menschen auf der Flucht sind völlig auf Hilfe von außen angewiesen. Rund um die Welt hilftÄrzte ohne Grenzen die Grundbedürfnisse von Flüchtlingen zu sichern.

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und Plastikplanen, oft nicht mehr als vierQuadratmeter groß und so niedrig, dassErwachsene darin nicht aufrecht stehenkönnen.

Leben in Unsicherheit Über 125.000 Vertriebene in Tschetsche-nien und dem benachbarten Ingusche-tien; zwei Millionen Vertriebene in Dar-fur, zwei Millionen Vertriebene in derDemokratischen Republik Kongo, fastebenso viele im Norden Ugandas undbeinahe drei Millionen in Kolumbien –die Liste ließe sich lange fortsetzen. Welt-weit sind rund 33 Millionen Menschenauf der Flucht,1 zwölf Millionen davon

haben die Grenze zu einem anderenLand überschritten und sind damit offi-ziell Flüchtlinge. Rund 21 Millionen sindauf der Suche nach Sicherheit innerhalbihres eigenen Landes geblieben, sie geltenals intern Vertriebene. Im Gegensatz zuden Flüchtlingen sind sie weitgehendrechtlos: So hat etwa das UN-Flücht-lingshilfswerk (UNHCR) nicht dasMandat, für Vertriebene zu sorgen.

Für Ärzte ohne Grenzen gehört die

Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene zuden wichtigsten Aufgabenbereichen.Dabei geht es zunächst immer um die Si-cherung der Grundbedürfnisse. „In Dar-fur fanden wir ein neues Flüchtlingslagermit Menschen, die aus dem Tschad inden Sudan geflohen waren“, erzählt Ka-rine Gillain. „Diese Flüchtlinge hattenaußer ein paar Kochtöpfen und Tüchern

Auf der Flucht im Nordkaukasus: Die Behördendrängen tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetienzur Heimkehr. Die meisten aber können nicht in ihreDörfer zurück; das Leben in Notunterkünften gehtweiter.

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Bangladesch, Burundi, Côte d’Ivoire, Demokratische Republik Kongo, Guinea,

Italien, Kenia, Kolumbien, Liberia, Malaysia, Marokko, Myanmar, Nepal, Nigeria, Nord-

kaukasus, Pakistan, palästinensische Autonomiegebiete, Republik Kongo, Sierra Leone,

Simbabwe, Sudan, Thailand, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik

Länder, in denen Ärzte ohne Grenzen Hilfe für Flüchtlinge oder Vertriebene leistet

THEMA:Flucht und Vertreibung

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Auf der Flucht im Kongo: Hoffnungslosigkeit und Angst vor weiterer Gewalt sind im Lager immer präsent.

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überhaupt nichts bei sich.“ In solchenSituationen gilt es, möglichst schnellUnterkünfte bereitzustellen, die Wasser-versorgung und Ernährung abzudecken,sanitäre Anlagen zu errichten und denerschöpften Menschen ärztliche Hilfeanzubieten.

Masern-Impfaktionen für alle Kinderunter fünf Jahren zählen zu den erstenMaßnahmen der medizinischen Teams.Die in Europa eher harmlose Kinder-krankheit kann in der Lagersituationschnell zur tödlichen Bedrohung werden.Groß ist in den Flüchtlingslagern auchimmer die Gefahr einer Choleraepidemie.Die hochansteckende Krankheit wird –wie viele andere – durch verschmutztesWasser übertragen. Der Bau von Latri-nen und die Beschaffung von sauberemWasser sind immer ein erster, wesent-licher Schritt zur Sicherung der Gesund-heit von Flüchtlingen.

Einfache KlinikenDie Kliniken, die Ärzte ohne Grenzen inFlüchtlingslagern betreibt, sind meistschlichte Zelte mit ein paar Matratzenoder Matten unter Moskitonetzen, Vor-hängen als Sichtschutz und einer einfa-chen Apotheke mit den nötigsten Mate-rialien und Medikamenten. Malaria,Atemwegs- und Infektionserkrankungensowie Verletzungen zählen zu den gängi-gen medizinischen Problemen. Ärzte ohne

Grenzen leistet in Flüchtlingslagern auchErnährungshilfe für unterernährte Kinder.

Oft sind die medizinischen Teams mitmobilen Kliniken unterwegs, um Flücht-linge zu erreichen. In Kolumbien etwaverlassen viele Menschen aus Angst vorParamilitärs und Guerillas ihre Dörferund lassen sich in der Hoffnung auf Si-cherheit in entlegenen Gegenden nieder;es entstehen kleine Ansiedelungen ohnejegliche Infrastruktur. „Wir haben Men-schen behandelt, die seit Jahren keinenArzt mehr gesehen hatten“, erzählt derTiroler Mario Thaler, der zwei Jahre langin dem südamerikanischen Land auf Ein-satz war.

Viele Kolumbianer haben sich auch indie Städte geflüchtet, wo sie in armseli-gen Hütten unter miserablen hygieni-schen Bedingungen leben. Sie haben dortweder Möglichkeiten, Lebensmittel anzu-bauen, noch, ausreichend Arbeit zu fin-den – viele leiden Hunger. Die kolumbia-nischen Behörden fordern die Vertriebe-nen auf, sich registrieren zu lassen undden Grund für ihre Flucht anzugeben –Schritte, vor denen viele aus Angst vorweiterer Verfolgung zurückscheuen.Menschen ohne Registrierung aberhaben keinen Zugang zu medizinischerVersorgung. „In unsere Klinik kommenPatienten beider Kriegsparteien, die alsVertriebene manchmal sogar in derselbenUnterkunft leben. Eine Situation, die

THEMA:Flucht und Vertreibung

Auf der Flucht in Kolumbien: Gewalt undUnsicherheit sind für die Kinder sehr belastend.

Im Rahmen von Gruppentherapien geben ihnen die Psychologen von Ärzte ohne Grenzen die

Möglichkeit, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.

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Auf dem Weg nach EuropaViele afrikanische Flüchtlinge und Migranten auf dem

Weg nach Europa benötigen während ihrer Reise oder

gleich nach ihrer Ankunft dringend medizinische Hilfe.

Ärzte ohne Grenzen ist in den marokkanischen Städ-

ten Tanger, Nador und Oujda präsent, um die ärztliche

Versorgung dieser oft völlig erschöpften Menschen

sicherzustellen. Zu den Aufgaben der Teams zählen

die Behandlung von Krankheiten und Verletzungen,

Impfungen der Kinder sowie die Versorgung von Aids-

Kranken mit einem Schwerpunkt auf der Vermeidung

der Mutter-Kind-Übertragung des Virus. Außerdem

versuchen die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen,die marokkanischen Behörden im Umgang mit den

Flüchtlingen zu sensibilisieren.

Im Hafen der italienischen Insel Lampedusa bietet

Ärzte ohne Grenzen Hilfe für gerade eingetroffene

Bootsflüchtlinge und Einwanderer ohne Papiere. Die

Teams sorgen für eine medizinische Erstuntersuchung

der Männer, Frauen und Kinder, die in völlig über-

ladenen Booten die Insel erreicht haben. Darüber hin-

aus werden die Menschen auch über ihre juristischen

und gesundheitlichen Rechte informiert.

Einsatz in Marokko: medizinische Hilfe für erschöpfte Flüchtlinge.

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allen schwer zu schaffen macht“, erzähltMario Thaler.

Die Traumata der Vergangenheit unddie Ungewissheit der Zukunft sind ex-trem belastend – auch für die Kinder.Viele leiden an Depressionen, an Lern-schwierigkeiten und an Kommunika-tionsproblemen. „Manche wirken wiekleine Erwachsene“, erzählt die kolum-bianische Psychologin Cristina Rodelo,„sie haben ernste Gesichter, spielennicht und würden am liebsten arbeitengehen, um ihrer Familie zu helfen.“

Bewältigung des TraumasÄrzte ohne Grenzen bietet in KolumbienTherapien für vertriebene Kinder an:Oft sind den Eltern gar nicht klar, dassdie Verhaltensauffälligkeiten mit demTrauma zusammenhängen, erklärt Cris-tina Rodelo. Die Kinder haben in Grup-pen Gelegenheit, zu malen, zu spielenund zu singen; sie dürfen herumlaufenund schreien – und damit ihren Gefüh-len freien Lauf lassen. Ein erster Schrittzur seelischen Heilung.

Normalität stellt sich dennoch nichtein. „Hoffnungslosigkeit, Angst vor wei-terer Gewalt und Unsicherheit sindimmer präsent“, resümiert KarineGillain. „Alle sehnen sich nach ihremZuhause. Und niemand will länger alsunbedingt nötig auf der Flucht bleiben.“

1 Zahlen: World Refugee Survey 2006

Mit welchen Aufgaben sind Logis-tiker und Wasserexperten inFlüchtlingskrisen befasst? Wenn wir in ein Flüchtlingslager kom-men, machen wir zunächst einmal eineBestandsaufnahme: Wie ist das Lagererreichbar, was gibt es bereits, wie vieleFlüchtlinge werden noch erwartet? Sindauch andere Hilfsorganisationen da,und was planen sie? Die Logistikerkümmern sich um die Materialbeschaf-fung, um die Errichtung von Unter-künften, um Fahrzeuge, Energiebe-schaffung und Funk. Sie sorgen auchdafür, dass die Kühlkette für Impfstoffefunktioniert. Was ist normalerweise der ersteSchritt?Ganz wichtig ist die Wasserbeschaffung.Wir schauen uns also nach geeignetenWasserquellen um: Gibt es Oberflächen-wasser, Grundwasser oder Quellen? Beimeinem letzten Einsatz in Nordugandamussten wir rund um die seit Jahrenbestehenden Vertriebenenlager zusätzli-che Bohrlöcher ausheben – die bisheri-gen hatten nicht mehr ausgereicht. DieQualität des Wassers muss überprüftwerden. Wenn es aus einem Fluss odereinem See gepumpt wird, muss es che-misch gesäubert und chloriert werden –wird das nicht fachgerecht gemacht,steigt die Gefahr von Epidemien. Sehrwichtig ist immer, die örtliche Gemein-

schaft in alle Maßnahmen rund um dieWasserversorgung einzubinden. Wirddas nicht respektiert, kann es leicht zuSpannungen kommen.Was passiert, sobald es Wasser gibt?Als Wasserexpertin bin ich auch fürdas Funktionieren der Latrinen zustän-dig. Bevor die Latrinen ausgehobenwerden, gilt es einiges zu bedenken:Wie ist die Bodenbeschaffenheit, wieviele Menschen werden die Latrine nut-zen, und was sind ihre kulturellen

Gewohnheiten. Zum Beispiel: Wie säu-bern sie sich? Mit Wasser, mit Blätternoder mit Steinen? Das alles ist entschei-dend für die Berechnung der Gruben-tiefe. Die Frage der Sicherheit istwichtig für die Platzierung der Latri-nen: Sind sie zu abgelegen, werden dieFrauen sie nicht gern verwenden.Welche Schwierigkeiten treten auf? Schwierig ist es, wenn ein Lager nichtvon Anfang an organisiert wird, son-dern spontan entsteht. Die Flüchtlinge

lassen sich nieder, wo sie Platz findenund wo sie sich sicher fühlen, dann wirdein Wassersystem errichtet, Essens-ausgabestellen, eine Klinik, Märkte …Aber: Niemand hat an Latrinen ge-dacht, und es gibt keinen Platz mehr.Oft ziehen Flüchtlinge deswegen nacheiner Zeit in größeren Übergangslagernin kleinere, besser organisierte Camps.Es kommt aber auch vor, dass die Lagerso lange bestehen, dass die Latrinenvoll und kein Platz mehr für neue sind. Wie haben Sie selbst die Arbeit mitVertriebenen erlebt?Was mir immer wieder auffällt, ist dasDesinteresse, mit dem in unseren Brei-ten auf diese Krisen reagiert wird. Dar-fur, Kongo, Uganda – humanitäre Kata-strophen mit Millionen Vertriebenen,aber nicht aufregend genug, um bei unsfür Aufsehen zu sorgen.

Wasserexpertin Rogenhofer in Uganda: Gibt esOberflächenwasser, Grundwasser, Quellen?

„Flüchtlinge lassen sich nieder, wo sie Platz finden und

wo sie sich sicher fühlen.“

Wasser und LatrinenInterview: Die Tiroler Wassertechnikerin Edith Rogenhofer hat schonbei vielen Flüchtlingskrisen vor Ort Hilfe geleistet. Sie erklärt, wie wichtigin jedem Flüchtlingslager eine funktionierende Logistik ist.

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Zwei Stunden dauert die Fahrtvon El Fashir nach ShangylTobaya. Links und rechts breitet

sich Steppe aus, die Sonne scheint heißvom Himmel. Wir – der WassertechnikerJuan und ich – sind herbestellt worden,um das Hilfsprogramm von Ärzte ohneGrenzen vor Ort kurzfristig zu unterstüt-zen: In den Vertriebenenlagern der Re-gion haben sich in den vergangenenWochen Fälle von schweren Durchfall-erkrankungen gehäuft – es besteht dieakute Gefahr einer Choleraepidemie.

Seit den Morgenstunden sind wirunterwegs. Das Wadi ist eine Herausfor-derung für Fahrer und Fahrzeug: Immerwieder drehen die Reifen durch, und wirsetzen mit der Wagenachse auf. Ein umsandere Mal machen wir uns – bloßfüßig,die Hosenbeine aufgekrempelt – daran,den Wagen auszuschaufeln.

Am späten Nachmittag erreichen wirShangyl Tobaya: ein verschlafenes Dorfmit ursprünglich etwa 5.000 Einwoh-nern. Flache, sandfarbene Gebäude, eineMoschee, ein Marktplatz. Kinder laufenlaut schreiend hinter uns her, Esel wei-chen widerwillig aus, Schulmädchen ste-hen an der Ecke und winken, greise Män-ner unterbrechen ihre Gespräche undgrüßen uns. In der Ferne eine Hügelkette

und davor das Vertriebenenlager: Seitbald drei Jahren leben hier rund 20.000Menschen. Sie zählen zu jenen rund zweiMillionen Männern, Frauen und Kin-dern aus der westsudanesischen RegionDarfur, die durch den Konflikt zwischenMilizen, Rebellen und Militär aus ihrenDörfern vertrieben wurden

und seither nirgendwo Sicherheit gefun-den haben.

Unsere Aufgabe ist es, hier ein Cho-lera-Behandlungszentrum aufzubauenund die Mitarbeiter des Ärzte-ohne-Grenzen-Teams in Diagnose und Behand-lung der Seuche zu schulen. Außerdemwerden wir auch ein Warenlager undVorräte der notwendigen Materialien an-legen: Medikamente, Infusionen, Kanü-len, Chlor, Kübel, Kanister und Betten.

Am Vormittag des nächsten Tagesmachen wir uns auf den Weg in die Kli-nik, die Ärzte ohne Grenzen seit Beginnder Krise inmitten des Vertriebenenlagersbetreibt. Die Fahrt führt durch eine An-sammlung niedriger Hütten: armseligeGerüste aus Ästen und Buschwerk, Plas-tikplanen als Dächer. Manche Familienhaben Mauern aufgestellt oder sogareinen kleinen Garten angelegt. Fast vorjeder Hütte ist ein Esel angebunden.

Viele Frauen kommen uns entgegen.Beladen mit Kanistern und Töpfen, sindsie auf dem Weg zur Wasserstelle. Siekennen Ärzte ohne Grenzen. Die meistenvon ihnen waren mit ihren Kindernschon in unserer Klinik – der einzigeOrt, an dem sie ärztliche Hilfe erhalten.

Auf den ersten Blick erscheint dasLager wie ein wildes Durcheinander von

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SudanFläche: 2.505.813 km2

Einwohner: 36 Millionen

Hauptstadt: Khartoum

Lebenserwartung: 57 Jahre

Kindersterblichkeit: 91 von 1.000 sterben

vor ihrem 5. Geburtstag

Arzt pro Einwohner: 1: 6.300

Einsatz gegen die Cholera: Die Patienten müssenmöglichst schnell von anderen Lagerbewohnern

isoliert und mit Flüssigkeit versorgt werden.

THEMA:Flucht und Vertreibung

Gerhard Schmid ist Kranken-pfleger. Die Cholera-Hilfe inDarfur war sein fünfter Ein-satz mit Ärzte ohne Grenzen.

HILFE IN ZEITEN DER CHOLERADarfur: In den Vertriebenenlagern der sudanesischen Krisenregion ist Cholera die größte medizinische Bedrohung.Der Krankenpfleger Gerhard Schmid half, eine Klinik in Nord-Darfur auf den Ausbruch der Seuche vorzubereiten.

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Häusern. Doch je näher wir kommen,umso klarer sind die Reihen, Sektoren,Pfade und Abschnitte der Ansiedlung zuerkennen. Jedem Sektor steht ein soge-nannter „Sheik“ vor, der vor den Behör-den und Hilfsorganisationen die Anlie-gen seiner „Gemeinde“ vertritt.

Viele Männer sind vorübergehend inihre Dörfer zurückgekehrt, um nach derRegenzeit die Felder zu bestellen. Dabeinehmen sie das Risiko in Kauf, auf demWeg zwischen die Fronten zu geraten.Auf den Straßen der Umgebung kommtes immer wieder zu Überfällen, Plünde-rungen und Gefechten. Seit die Kämpfewieder aufgeflammt sind, ist auch fürHilfsorganisationen die Arbeit in Darfurvon Unsicherheit geprägt. Allein seit Juniwurden zwölf Mitarbeiter von humani-tären Organisationen ermordet. AuchÄrzte ohne Grenzen musste Programmeeinschränken oder unterbrechen. In vie-len Gebieten ist der Zugang zur Bevölke-rung nicht mehr möglich.

In Shangyl Tobaya ist die Klinik vonÄrzte ohne Grenzen nach wie vor rundum die Uhr offen. Die Mitarbeiter be-handeln Patienten sowohl ambulant alsauch stationär, sie bieten Vorsorgeunter-suchungen für Schwangere und Geburts-hilfe an, außerdem gibt es ein Impfpro-gramm und ein Ernährungsprogrammfür unterernährte Kinder.

In der Ambulanz ist der Andrangenorm, vor allem in den Morgenstunden,solange es noch kühl ist. Manche Patien-ten sind schon bekannt. Viele von ihnen

kommen immer wieder, weil sie anscheinbar unbedeutenden Symptomenleiden: Kopfschmerzen, Körperschmer-zen, Abgeschlagenheit. Bei vielen drücktsich so das Trauma aus, das sie erlebthaben. Um ihnen wirklich zu helfen,bräuchte es psychologisches Personal.Doch die derzeitige Sicherheitslage lässtnicht an eine Erweiterung unseres Hilfs-programms in diese Richtung denken.

Das Leben der Vertriebenen wird seitJahren von Angst beherrscht. Aber siemüssen weitermachen, sie müssen über-leben und für ihre Familien sorgen.Nachrichten über Kampfhandlungen inder unmittelbaren Umgebung gehörenzum Alltag, den meisten stehen tiefeSorgenfalten auf der Stirn geschrieben.Wann immer Verletzte in der Klinik ein-treffen, sorgt das für Aufregung im Ver-triebenenlager, und es gibt heftige Dis-kussionen. Geschichten und Gerüchtemachen die Runde. Das Team von Ärzteohne Grenzen muss diese immer mit an-deren Informationsquellen vergleichen,um die Lage einzuschätzen und eventuellSicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Nach drei Tagen haben Juan und ichdas Cholera-Behandlungszentrum ausZelten aufgebaut – eine isolierte, eigen-ständige Einheit, die vom Rest der Klinikabgeteilt ist. Dieser Bereich brauchtwegen der extremen Ansteckungsgefahreigene Betten, Latrinen, Behandlungs-räume, eine eigene Mülldeponie, Wasser-versorgung und Personal, das nur für dieCholerapatienten zuständig ist.

Bald haben wir die Zelte aufgebautund die Wasserversorgung eingerichtet,auch das Personal ist auf einen Ausbruchder Cholera vorbereitet. Wir hören jedenTag von Fällen mit wasserähnlichemDurchfall, aber noch hat keiner unsereKlinik erreicht. Ist es so weit, muss dieHilfe schnell gehen: Den Patienten mussFlüssigkeit zugeführt werden, und siemüssen – wegen der extremen Anste-

ckungsgefahr – sofort von den anderenBewohnern des Lagers isoliert werden.

Nach einer Woche verschlechtert sichdie Sicherheitslage dramatisch. Wir müs-sen unsere Aktivitäten reduzieren –keine leichte Aufgabe. Einige der interna-tionalen Helfer werden evakuiert. Einegroße Hilfe sind in diesem Moment dieSheiks, die volles Verständnis für dieMaßnahmen aufbringen. Sie begrüßenden Willen von Ärzte ohne Grenzen, dieArbeit in der Klinik weiterzuführen.

Die Menschen im Lager haben Angst.Aber was sollen sie tun? Wo sollen siehin? Die Vertriebenen haben keine an-dere Wahl, als ihr unsicheres Leben wei-ter zu leben. Juans und meine Arbeit da-gegen ist nach ein paar Wochen beendet:Im Vertriebenenlager von Shangyl To-baya ist nun alles vorbereitet für den Fall,dass die Cholera ausbricht.

Vertriebenenlager in Darfur: ständige Gefahr einer Choleraepidemie.

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Ärzte ohne Grenzenin Darfur

Einsatzbeginn: 2003

Internationale Mitarbeiter: 123

Nationale Mitarbeiter: 2.200

Schwerpunkte: � Medizinische Hilfe für Vertriebene� Ernährungshilfe für Kinder� Impfaktionen� Behandlung und Prävention von

Cholera

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LEBEN AUF DER FLUCHT

Überlebenshilfe: Wie funktioniert der Alltag imFlüchtlingslager? Wo schlafen die Menschen? Woher

bekommen sie Wasser? Was haben sie zu essen? Wo verrichtensie ihre Notdurft? Was ist, wenn sie krank werden?

HINTERGRUND

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UnterkunftMenschen, die vor Gewalt und Verfolgung aus ihrem Heimatort geflüchtet

sind, brauchen einen Platz, an dem sie bleiben können, an dem sie vor derWitterung geschützt sind, an dem sie sich sicher fühlen. Vielleicht erreichen

sie ein schon bestehendes Flüchtlingslager, vielleicht bauen sie sich ein-fache Unterkünfte aus den Materialien, die sie finden können: Geäst, Pappe,

Plastikplanen. In Vertriebenenlagern erhalten sie von den Hilfsorganisatio-nen einfaches Baumaterial, oder es wird ihnen ein Zelt zugewiesen.

Oft müssen sich viele Menschen eine Unterkunft teilen – mit Familien-angehörigen, Nachbarn, aber auch mit Fremden.

LatrinenZu den wichtigsten Schritten bei der Errichtung eines Flüchtlingslagers

zählt der Bau von funktionierenden Latrinen. Sie müssen in sichererEntfernung von Wasserquellen stehen, damit die Wasservorräte nicht durch

Abwässer verunreinigt werden. Nur so kann der Ausbruch von Epidemienverhindert werden.

TrinkwasserWenn Flüchtlinge im Lager ankommen, sind sie durch die Strapazen oft

schwer dehydriert. Sie brauchen dringend Wasser zum Trinken, aber auchzum Kochen und für die persönliche Hygiene. Das benötigte Wasser wird ent-weder aus einem Fluss oder See gepumpt und gesäubert oder durch Brunnenan die Erdoberfäche befördert. In Flüchtlingskrisen müssen die Menschen oft

mit etwa fünf Liter Wasser am Tag auskommen. (Zum Vergleich: In Europaverbraucht jeder Mensch durchschnittlich 150 Liter pro Tag.)

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Leben auf der FluchtEine Ausstellung von Ärzte ohne Grenzenund Zoom Kindermuseum

8. Dezember 2006 bis zum 25. Februar 2007ZOOM Kindermuseum im Wiener MuseumsQuartierAnmeldung unbedingt empfohlen

www.aerzte-ohne-grenzen.at/flucht

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NahrungsmittelIn der ersten Zeit nach der Flucht haben die Menschen meist keine Möglichkeiten,Geld zu verdienen oder eigene Nahrung anzubauen. Hilfsorganisationen übernehmen im Flüchtlingslager die Verteilung von Lebensmitteln – die von derFlüchtlingsbehörde der Vereinten Nationen bereitgestellt werden sollten. Mit ihrerRegistrierungskarte erhalten die Flüchtlinge regelmäßig Grundnahrungsmittel wie Getreide, Bohnen und Öl.

CholeraIn vielen Lagern werden eigene Cholera-Behandlungszentren eingerichtet – diehochansteckende Krankheit ist in Lagern eine der größten medizinischen Bedrohun-gen. Cholerapatienten müssen erbrechen und haben starken Durchfall, sie verlierensehr schnell viel Flüssigkeit. Deswegen müssen sie möglichst schnell eine spezielleSalzlösung verabreicht bekommen. Außerdem sollten sie sofort von den übrigenFlüchtlingen isoliert werden, um ein Ausbreiten der Krankheit zu verhindern.

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+ Impfen und medizinische VersorgungDie beengten Lebensbedingungen im Lager fördern die Ausbreitung von Krankheiten.Das Immunsystem von Flüchtlingen ist außerdem oft durch Strapazen und Unter-ernährung geschwächt. Das Risiko, an Durchfall, Lungenentzündung oder Malaria zu erkranken, ist dadurch besonders groß. In den Kliniken, die Ärzte ohne Grenzen inFlüchtlingslagern betreibt, werden die Kranken mit einfachsten Mitteln behandelt. Zurmedizinischen Versorgung zählen Ernährungshilfe für unterernährte Kinder und Ma-sernimpfungen – die bei uns eher harmlose Krankheit kann für Kinder im Lager schnellzur tödlichen Bedrohung werden. Eine besondere Herausforderung für die Logistik istdie Aufrechterhaltung der Kühlkette für Medikamente und Impfstoffe.

Psychologische BetreuungViele Flüchtlinge können die Flucht, die vorangegangenen Erlebnisse und die derzeitige Unsicherheit nur schwer verkraften. Das Trauma kann sich in Angstzustän-den, Depressionen, Panikattacken oder Aggressionen äußern. Betroffen sind oft auchKinder. Ärzte ohne Grenzen bietet Flüchtlingen daher immer öfter auch psycholo-gische Hilfe in Gruppen- oder Einzelgesprächen an.

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Ärzte ohne Grenzen betroffen über GerichtsentscheidungAfghanistan: Der Hauptverdächtige im Prozess um den Mord an einem Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen wurde freigelassen.

Im Frühjahr 2004 wurden in Afghanistan fünf Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen bei einem

Überfall auf ihr Auto getötet. Daraufhin zog sich die Organisation nach 27 Jahren Einsatz für

die Bevölkerung des kriegszerrütteten Landes aus Afghanistan zurück und forderte die afgha-

nischen Behörden auf, eine ordnungsgemäße Untersuchung durchzuführen. Im September

wurde der Hauptverdächtige – noch vor Ab-

schluss der Gerichtsverhandlung – freigelassen,

da die Frist für die Untersuchungshaft abgelau-

fen war. Ärzte ohne Grenzen ist enttäuscht über

diese Entscheidung und besorgt über die Fol-

gen für die Zivilgesellschaft. Aufgrund der feh-

lenden Maßnahmen zum Schutz humanitärer

Helfer ist die Wiederaufnahme der Hilfe – trotz

des enormen Bedarfs – für Ärzte ohne Grenzenderzeit nicht möglich.

Alltag in Afghanisan:Gewalt verhindert humanitäre Hilfe.

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Liebes Ärzte-ohne-Grenzen-Team inÖsterreich! Nun bin ich schon seitzwei Wochen in Kabalo. Die Rea-

lität ist sehr hart für die Menschen hierim Südosten des Kongo. Ein Großteil derBevölkerung ist während des Krieges voneiner Region in die andere geflüchtet,nicht selten mehrmals. Mittlerweile istein mehr als fragiler Friede in Kraft. Nunkehren die Vertriebenen allmählich wie-der zurück. Aber Häuser sind zerstört,Brunnen kaputt, Felder abgebrannt undVorräte geplündert. Die Menschen habenkaum Zugang zu medizinischer Versor-gung. Das Krankenhaus in Kabalo undalle Gesundheitszentren in der Gegendsind zerstört.

Kabalo liegt direkt am Kongo-Fluss,umgeben von Buschsavanne. Mittler-weile leben wieder 25.000 Menschen inder Stadt, die meisten unter einfachstenBedingungen. Ganz langsam entwickeltsich wieder eine gewisse Normalität: AmMarkt werden Maniok und Früchte ver-kauft, Ziegen und Hühner gehandelt.Erste Schiffe befahren den Fluss.

Ärzte ohne Grenzen baut das Kranken-haus in Kabalo sowie drei Gesundheits-zentren in der Region wieder auf. Außer-dem bieten wir medizinische Versorgungund stellen Medikamente zur Verfügung.Jetzt komme ich gerade aus dem Spital,wo ich Lebensmittelrationen an dieFamilien von unterernährten Kindern

ausgegeben habe. Die Schicksale sind mirnahegegangen: Die Kinder sind zuschwach, um Nahrung selbst aufnehmenzu können, fast alle leiden an Infektions-krankheiten. Die erste, alles entschei-dende Phase der Therapie dauert zweiWochen – ein langer, zäher Kampf.

Zu meinen Aufgaben zählt es, dasKrankenhaus zu renovieren und ein Ge-sundheitszentrum in der Umgebung zuerrichten. Die größte Herausforderungist, das Krankenhaus mit sauberemWasser zu versorgen. Jeden Tag müssenTausende Liter mit Geländewagen vomFluss geholt, aufbereitet und verteilt wer-den. Außerdem bin ich für den sicherenTransport meiner Kollegen von und zuihren Einsatzorten verantwortlich, vorjeder Fahrt verbringe ich viel Zeit mitdem Check der Sicherheitslage. MancheOrte können nur per Boot erreicht wer-den, weil der Landweg vermint ist.

Oft sind es auch die „kleinen“ Dinge,die mich beschäftigen. „Marcus, kannstdu mir bis morgen Krücken basteln?“,fragte mich unsere Ärztin gleich am ers-ten Tag. Ich skizziere, ich tüftle, ich redemit den Handwerkern, und tatsächlichgelingt es. Heute bin ich dem Patientenim Krankenhaus begegnet, der schon ge-schickt damit herumgeht. Es sind Mo-mente wie dieser, die mich motivierenund ein klein wenig stolz machen, mitÄrzte ohne Grenzen auf Einsatz zu sein.

Marcus

Mehr von Marcus Bachmanns Mails aus

Kabalo unter www.aerzte-ohne-grenzen.atCa

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E-MAIL AUS KABALODemokratische Republik Kongo: Der Logistiker Marcus Bachmannschreibt von seinem Einsatz in dem vom Krieg gezeichneten Land.

Einsatz in Kabalo: Hilfe für unterernährte Kinder

AUS DEN EINSATZGEBIETEN

Page 13: DIAGNOSE 4/2006

„Die seelischen Narben, die entstanden sind, werden bleiben.Aber ich kann die Menschen dabei unterstützen, ihre emotionaleStabilität wiederzuerlangen. So können sie das Vertrauen in ihre

eigenen Fähigkeiten zurückgewinnen und Hoffnung für sichselbst und die Zukunft ihrer Kinder schöpfen.“

Der Innsbrucker Psychiater und Psychotherapeut Franz Altenstrasser arbeitet seit August für

Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen mit von Krieg und Gewalt traumatisierten Menschen.Derzeit im Einsatz: M

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Ahmed Al Sarraf, SudanNeunkirchen (NÖ), ArztMaria Magdalena Ausserlechner, SudanThurn (T), ChirurginFranz Altenstrasser, Palästinensische Autonomiegebiete

Innsbruck (T), Psychologe/ArztMargot Anscheringer, AngolaHollabrunn (NÖ), AdministratorinMarcus Bachmann, Dem. Rep. KongoInnsbruck (T), LogistikerTonka Eibs, IndienWien, PsychologinHeltraut Exner, AngolaWien, KinderärztinGunter Figner, IndonesienGraz (STMK), ChirurgHugo Grimm, LiberiaAmstetten (NÖ), LogistikerTerezie Hurychova, KolumbienLitomysl (CZ), KrankenschwesterMaria Kantilli, KolumbienKirchdorf (OÖ), KrankenschwesterKatarina Karaszova, UgandaNové Zámky (SK), PsychologinBirgit Kistenich, TurkmenistanWien, ÄrztinMarius Koscal, Dem. Rep. Kongo Bratislava (SK), LogistikerAlena Koscalova, Dem. Rep. Kongo Bratislava (SK), Ärztin Angelika Krenn, Kongo BrazzavilleInnsbruck (T), KrankenschwesterVeronika Kreer, NepalSt. Veit im Pongau (SBG), KrankenschwesterPeter Lamatsch, MalawiTulbing (NÖ), LogistikerFranz Luef, SudanPinggau (STMK), LogistikerElisabeth Miedl, MalawiWien, ÄrztinMartin Möschel, LiberiaHohenems (V), Chirurg Martina Nikodémová, AngolaPrag (CZ), AdministratorinAndreas Papp, SomaliaWien, LogistikerMarcin Pietraskiewicz, MyanmarWien, ArztKlaudia Puckmaier, LiberiaWien, med. techn. AnalytikerinAndrea Riedel, MyanmarDrobollach (K), ÄrztinBernhard Rinnhofer, SudanNeunkirchen (NÖ), LogistikerOliver Safranek, MosambikTabor (CZ), ArztBarbara Scheibenreif, ÄthiopienTernitz (NÖ), KrankenschwesterZuzana Sebikova, ArmenienBratislava (SK), GynäkologinMaria Elisabeth Stradner, SimbabweAllerheiligen (STMK), KrankenschwesterDora Tomickova, MosambikTabor (CZ), ÄrztinMzia Turashvili, MalawiGeorgien/Tulbing (NÖ), ÄrztinFiona Zeiner, ÄthiopienInnsbruck (T), Ärztin

Erklärung:Name, Einsatzland; Geburts- bzw. Wohnort([Bundes]land), Beruf

Fast zwei Jahre nachdem Ärzte ohneGrenzen den Irak verlassen musste,

ist es der Organisation seit August nunwieder möglich, verwundeten Irakern zuhelfen. In enger Kooperation mit iraki-schen Ärzten und dem Roter-Halbmond-Krankenhaus in Amman, das einen Ope-rationsraum zur Verfügung stellt, bietetÄrzte ohne Grenzen verletzten irakischenZivilisten chirurgische Hilfe an. Dieserichtet sich vor allem an Patienten mitdringendem Bedarf an rekonstruktiverChirurgie. Ein Netzwerk lokaler Ärztewählt Patienten für die Überweisung indas 400 Kilometer von der irakischenGrenze entfernte Amman aus und küm-mert sich auch um die nötigen admini-strativen und logistischen Maßnahmen.

Die medizinische Situation im Irak istschwierig: Seit 2003 haben nach UNO-Angaben über 400 spezialisierte Ärztedas Land verlassen, Hunderte Ärzte wur-den getötet.

Ärzte ohne Grenzen beendete die Hilfs-

HOFFNUNG FÜR VERLETZTE IRAKERJordanien/Irak: Ärzte ohne Grenzen bietet Verwundeten chirurgische Hilfe an.

Hilfe für Kriegsopfer: Medikamente und Materialien für Notärzte im Irak

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programme im Irak im November 2004,nachdem gezielte Angriffe auf Hilfsorga-nisationen die Arbeit unmöglich ge-macht hatten. Die Organisation unter-stützt irakische Notärzte, die trotz dervorherrschenden Unsicherheit weiter imLand arbeiten, mit Medikamenten undmedizinischem Material.

Einsatz für VertriebeneZentralafrikanische Republik:Medizinische Hilfe für die Opfer der Gewalt

Die Zivilbevölkerung im Norden der Zentralafrikanischen

Republik leidet schwer unter dem Konflikt zwischen Rebellen

und Regierungskräften. Viele Menschen flüchteten vor der

Gewalt aus den Dörfern und versuchen unter einfachsten Le-

bensbedingungen zu überleben. Die Kämpfe haben zum völ-

ligen Zusammenbruch des Gesundheitssystems geführt.

Seit März 2006 leistet Ärzte ohne Grenzen medizinische

Hilfe in der nordwestlich gelegenen Stadt Paoua. Im April begann das Team mit mobilen medizini-

schen Konsultationen an den Landstraßen in der Nähe verlassener Dörfer. Im Schnitt werden hier

400 Konsultationen pro Woche durchgeführt, etwa 60 Prozent der Patienten sind Kinder unter fünf

Jahren. Menschen, die intensivere medizinische Behandlung benötigen, werden in einem der von

Ärzte ohne Grenzen betriebenen Spitäler behandelt.

Mobile Hilfe: Konsultationen in derUmgebung umkämpfter Dörfer

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DIAGNOSE 4/2006 13

Page 14: DIAGNOSE 4/2006

Spenden für vergesseneKatastrophenÄrzte ohne Grenzen ist vor allem dort imEinatz, wo sonst kaum jemand hilft: Inabgelegenen Gebieten, in gefährlichenKrisenregionen oder in Regionen, indenen Krankheiten verbreitet sind, diemit Armut und schlechten Lebensbedin-gungen zusammenhängen. Für diese all-tägliche Hilfe Spenden zu gewinnen istbesonders schwer. Gerade deswegen sindwir auf regelmäßige Spenden besondersengagierter Unterstützer angewiesen.Nur so können wir dort helfen, wo dieNot am größten ist.

Jeder Euro hilftIn Österreich ist ein Euro schnell füreine Kleinigkeit ausgegeben. In unserenEinsatzländern rettet jeder EuroMenschenleben.� 1 Euro sichert eine Tagesration Not-

ernährung für ein hungerndes Kind.� 2 Euro ermöglichen die Impfung

von sechs Kindern gegen die tödlicheHirnhautentzündung.

� 5 Euro garantieren eine Woche lang sauberes Trinkwasser für 20 Familien.

Woche für Woche leistet Ärzte ohneGrenzen lebensnotwendige Hilfe. Helfenauch Sie mit 1 Euro pro Woche! Danke.

Alltägliche Hilfe:Regelmäßige Spenden machen Einsätze in wenig

aufsehenerregenden Krisengebieten möglich.

SPENDEN, PARTNER,KOOPERATIONEN

1 EURO PRO WOCHESpenden: Bei großen Katastrophen ist auch der Spendenfluss groß. Aber auch für andere Einsätze ist eine solide finanzielle Basis notwendig.

So helfen Sie mit „1 Euro pro Woche“Gerne senden wir Ihnen ein Formular

für Ihren regelmäßigen Dauer- oder

Abbuchungsauftrag zu. Sie finden

das Formular auch im Web unter

www.aerzte-ohne-grenzen.at/1Euro.

Ein Storno ist natürlich jederzeit möglich.

So erreichen Sie uns:Ärzte ohne GrenzenTaborstraße 10, 1020 Wien

Tel.: 0800 246 292 (gebührenfrei)

Fax: 01/409 72 76-42

E-Mail:

[email protected]

Unsere Website:

www.aerzte-ohne-grenzen.at

Spendenkonto:

PSK 930 40 950, BLZ 60.000

Neuer Web-ServiceInformationen zum Thema Erbschaft und Testament

Ab sofort können Sie sich auch über die Website von Ärzteohne Grenzen unter www.aerzte-ohne-grenzen.at/testament zum Thema Erb-

schaft und Testament informieren. Und auch unsere Informationsserie aus der diagnose fin-

den Sie nun online. Sie erhalten Antworten auf Fragen betreffend die Erbschaftssteuer, den

Pflichtteil, die gesetzliche Erbfolge oder einfach wichtige Informationen dazu, wie man ein

Testament richtig verfasst. Weiters haben Sie die Möglichkeit, direkt eine Anfrage per E-Mail

an uns zu richten. Diese wird von uns selbstverständlich absolut vertraulich behandelt. Mit

diesem neuen Service wollen wir dem steigenden Interesse unserer Spender an diesem

Thema gerecht werden.

Ratgeber:

Zukunft schenken miteinem Vermächtnis

Fordern Sie den neuen

Ratgeber kostenlos und

unverbindlich an!

Kontaktieren Sie

Elisabeth Meyer,

Tel.: 01/409 72 76-13,

E-Mail:

elisabeth.meyer@

aerzte-ohne-grenzen.at

14 DIAGNOSE 4/2006

Page 15: DIAGNOSE 4/2006

Neue Kampagne:

Leben auf der Flucht„Wir schweigen nicht“ – so lautet die Kernaussage der neuen Informations-kampagne von Ärzte ohne Grenzen, in deren Mittelpunkt das Thema Flucht undVertreibung steht. Die Kampagne benennt große Flüchtlingskrisen der Gegenwart –Kongo, Darfur, Uganda, Kolumbien. Im Rahmen einer Plakatserie werden diesezunächst mit dem Hinweis versehen „Und keiner spricht darüber“. Zu sehen sind Mediziner mit Mundschutz vor dem Gesicht. Die Auflösung folgt in einer zweitenSerie, in der sich dieselben Personen den Mundschutz herunterreißen und alsMitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen erkennbar werden.

„Wir schweigen nicht“ steht für das Prinzip der Organisation, gegebenenfallsauch Stellung zu beziehen, um den Patienten in den Krisengebieten zu helfen. DieKampagne umfasst Print- und Online-Medien, Radio, TV sowie Außenwerbung.Im Radio erklären prominente Spender, warum sie Ärzte ohne Grenzen unter-stützen. Finanziert wird die von der Werbeagentur Schilling & Partners konzipierteKampagne vom langjährigen Sponsoring-Partner mobilkom austria.

Ärzte ohne Grenzen ist in mehr als 70 Ländern im Einsatz. Wo liegen diese Länder,und was sind dort die gesundheitlichen Probleme? Eine sehr kompakte Antwortgibt die Weltkarte von Ärzte ohne Grenzen, die bereits in 2. Auflage vom Kartenver-

lag freytag & berndt produziert und von diesemgemeinsam mit unserem langjährigen Partnermobilkom austria finanziert wurde. Ärzte ohneGrenzen sind keine Kosten entstanden.

Dank mobilkom austria und freytag & berndt:Neue Weltkarte kostenlos erhältlich

Sie suchen schöne Karten für Ihre Weihnachtspost? Sie möchten gleichzei-tig Menschen in Not helfen? Über-raschen Sie Ihre Lieben mit einer Weih-nachtskarte von Ärzte ohne Grenzen. DieKarten können ab sofort im Wiener Bürogegen eine Spende von 1 Euro pro Karte tele-fonisch bestellt werden (Telefon 01/409 72 76).Alle sechs Motive (teilweise mit Innenein-druck) sowie ein Bestellformular finden Sie auch aufunserer Website www.aerzte-ohne-grenzen.at/spende.

Serie: Testament richtig gemachtViele Menschen wollen über ihr eigenes Leben

hinaus Hilfe für Mitmenschen in Not leisten und

bedenken daher Hilfsorganisationen in ihrem

Testament. Immer öfter werden in diesem Zusam-

menhang Fragen zum Erb- und Steuerrecht an uns

gerichtet. Notar Dr. Christoph Völkl hilft uns im

Rahmen einer Serie in der DIAGNOSE, einige

grundlegende Fragen zu beantworten.

Teil 4: Grundzüge dergesetzlichen ErbfolgeDie gesetzliche Erbfolge kommt zur Anwendung,

wenn der Verstorbene weder ein Testament noch

einen Erbvertrag errichtet oder letztwillig nicht

über sein gesamtes Vermögen verfügt hat. Es

kommen (Bluts-)Verwandte sowie der Ehegatte

des Erblassers zum Zuge, nicht jedoch sein

Lebensgefährte! Die Verwandten erben nach Pa-

rentelen (Stämmen/Linien). Die erste Parentel bil-

den die Nachkommen des Verstorbenen, das sind

seine Kinder und Enkelkinder, wenn sie Nachkom-

men von bereits verstorbenen Kindern sind.

Die zweite Linie besteht aus den Eltern des

Verstorbenen und ihren Nachkommen (Geschwis-

ter bzw. Nichten/Neffen des Erblassers), die an die

Stelle bereits vorverstorbener Eltern(teile) treten.

Die dritte Parentel besteht aus den zwei Groß-

elternpaaren und ihren Nachkommen (bei Vorver-

sterben eines Großelternteils), und die vierte Pa-

rentel besteht aus den acht Urgroßeltern, wobei

deren Nachkommen von der Erbschaft ausge-

schlossen sind.

Grundsatz ist, dass jede Parentel nur dann

erbberechtigt ist, wenn aus der/den vorherigen

Parentel/en niemand erbt. Nachkommen von

vorverstorbenen gesetzlichen Erben haben sich

deren Anteil untereinander aufzuteilen.

Der Ehegatte erbt neben Kindern ein Drittel,

neben den Eltern bzw. Geschwistern des Ver-

storbenen zwei Drittel des Nachlasses.

Für Rückfragen steht Dr. Christoph Völkl,

öffentlicher Notar, gerne zur Verfügung:

Raiffeisenplatz 1, 3650 Pöggstall,

Tel.: 02758/40 45, [email protected]

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DIAGNOSE 4/2006 15

Neue Informationskampagne: Schwerpunkt Flucht und Vertreibung

Grußkarten erhältlich:Weihnachtspost für einen guten Zweck

Weihnachtskarten: Motive aus den Einsatzländern von

Ärzte ohne Grenzen

Weltkarte: kostenlos über den Spender-Service erhältlich

Page 16: DIAGNOSE 4/2006

8. Dezember 2006 bis 25. Februar 2007MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wienwww.aerzte-ohne-grenzen.at/fluchtwww.kindermuseum.at

LEBEN AUF DER FLUCHTEine Ausstellung von Ärzte ohne Grenzen und ZOOM Kindermuseum

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