100
Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung

Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen StiftungD

ie B

egrü

nd

er d

er H

amb

urg

isch

en W

isse

nsc

haf

tlic

hen

Sti

ftu

ng

„Für Zucker ist er zu dumm, der kannstudieren!“, so wird die Äußerung derSeniorin eines Hamburger Handels-hauses kolportiert. Offensichtlich brach-te ein solches Umfeld der Wissenschaftnicht gerade besondere Wertschätzungentgegen. Dennoch gelang es SenatorDr. Werner von Melle, zusammen mitdem Bankier Max Moritz Warburg, beivielen vorausschauenden Donatoreneine Summe von knapp vier MillionenMark einzusammeln, so dass am 12. April1907 die HAMBURGISCHE WIS-SENSCHAFTLICHE STIFTUNG ge-gründet werden konnte. Dies war einentscheidender Schritt hin zu einerHamburger Universität, deren Grün-dung dann 1919 vollzogen wurde. Da-mit war sie die erste demokratischeUniversitätsgründung in der deutschenGeschichte.

Der vorliegende Band würdigt erstmalsalle Persönlichkeiten, die sich in derGründungsphase der Stiftung um de-ren finanzielle Ausstattung und ihrFunktionieren verdient gemacht ha-ben. Viele von ihnen sind weit überHamburg hinaus bekannt geworden,andere jedoch vollständig in Vergessen-heit geraten. Sie gehörten größtenteilszur Hamburg wirtschaftlich, politischund sozial prägenden Bürgerschicht.Dennoch wird deutlich, dass sich in ih-ren Biographien höchst unterschiedli-che Charaktere und Schicksale zeigen.Eingeleitet wird der Band durch denEssay „Aktuelle Vergangenheit“, derdie Stiftungsgründer in den kulturellenund wissenschaftspolitischen KontextHamburgs um die Jahrhundertwendeeinbettet.

Page 2: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen
Page 3: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Die Begründer der HamburgischenWissenschaftlichen Stiftung

von Johannes Gerhardt

Page 4: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Gefördert von der Körber-StiftungGefördert von Hermann Hinrich Reemtsma

Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor100 Jahren die Gründung der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT-LICHEN STIFTUNG ermöglicht und den Grundstein dafür gelegthaben, dass die Stiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung

fördern kann.

Mäzene für Wissenschaft

hg. von Ekkehard Nümann

Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 3

Grußwort des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4

Aktuelle Vergangenheit (von Hugbert Flitner und Johannes Gerhardt) . . . . . . . . . . . . . . . S. 9

Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung(von Johannes Gerhardt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 24

Page 5: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 3 |

Vorwort des Herausgebers

Im Jahr 2007 feiert die HAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLICHESTIFTUNG ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende Band ist Teil derzu diesem Anlass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissen-schaft“. In ihr wird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdemwerden Stifterpersönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden

gewürdigt.

Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbarenGefühl den Personen gegenüber, die vor 100 Jahren den Mut hatten, dieStiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zu gründen underreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpft damit ist dieHoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen sich hieran ein

Beispiel nehmen mögen.

Ekkehard Nümann

Page 6: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 4 |

Wenn wir heute von Hamburg als Wissensmetropole sprechen, dann schließt sich damitein Kreis: Heute haben wir in Hamburg 16 staatliche und private Hochschulen. Die größte und älteste unter ihnen ist die Universität mit ihrem Universitätsklinikum Eppen-dorf. Sie wurde 1919 gegründet. Den Startschuss dafür gab vor heute 100 Jahren ein en-gagierter Bildungspolitiker: Senator Dr. Werner von Melle. Seiner Initiative ist es zu ver-danken, dass 1907 die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung entstand. Die Idee war,mit dieser Stiftung wissenschaftliche Projekte und wissenschaftliches Arbeiten zu fördernund damit Hamburg als wichtigen Wissenschaftsstandort auszuweisen: ein Engagement,

das sehr erfolgreich verlief und bis heute fortwirkt.

Im Jahr 2007 kann die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung auf ihr 100-jähriges Be-stehen zurückblicken: ein Jubiläum, an dem im Laufe der Zeit viele Hamburger Bürge-rinnen und Bürger mitgewirkt haben und auf das sie alle stolz sein können. Möglichwurde es durch die Begeisterung für ein Projekt, die sich nicht zuletzt in Zahlen aus-drückte. Im Jahr vor der Stiftungsgründung hatte Initiator Werner von Melle intensiv fürseine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligenHamburgischen gesellschaftlichen Elite. Fast 4 Millionen Mark war ihnen die Förderungder Wissenschaften wert. Das war eine stattliche Summe, wenn man bedenkt, dass derDurchschnittspreis eines bebauten Grundstücks in Hamburg damals 96.000 Mark betrug.

Fast zwei Drittel dieses Startvermögens kamen von jüdischen Bürgern!

Der Hamburger Senat unterstützte das beeindruckende Privatengagement. Im April 1907genehmigte er die Statuten der Stiftung, das hochrangig besetzte Kuratorium konnte erst-

mals im Phönixsaal des Rathauses tagen.

In den zwölf folgenden Jahren bis zur Universitätsgründung wurden viele Wissenschaft-ler von Rang nach Hamburg berufen, wo sie mit Hilfe der Stiftungsgelder lehren und for-schen konnten. Darunter Größen wie der Historiker Erich Marcks, der NationalökonomKarl Rathgen sowie der Psychologe William Stern. Den Philosophen Ernst Cassirer, derebenfalls in Hamburg lehrte, konnte man mit Hilfe von Stiftungsgeldern dazu einladen,den Ruf nach Frankfurt abzulehnen. Darüber hinaus förderte die Stiftung die Arbeit derbereits bestehenden wissenschaftlichen Institute in Hamburg sowie eine umfangreiche völ-

Grusswort

Page 7: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 5 |

kerkundliche Südsee-Expedition und viele wissenschaftliche Publikationen. All diesfestigte den Ruf Hamburgs als Wissenschaftsstandort. Möglich wurde es durch dentypisch hanseatischen Bürgersinn, verbunden mit Namen wie Albert Ballin, Gott-fried Holthusen, Edmund Siemers, Ernst Friedrich Sieveking, Max Moritz War-burg und vielen anderen. Die Förderer waren keineswegs immer gebürtige Hamburger.Aber ihr ideelles und finanzielles Engagement trug in hohem Maße zum Gesamt-

bild des bis heute sehr vitalen Mäzenatentums in Hamburg bei.

Noch heute lebt die Stiftung allein von privatem Engagement. Sie fördert mit ih-ren Stiftungsgeldern den wissenschaftlichen Nachwuchs, ihre wissenschaftlichenPublikationen und ihre Bemühungen um lebendige internationale Wissenschafts-beziehungen. In Zeiten eines harten globalen Wettbewerbs einerseits und knapperöffentlicher Kassen andererseits ist Privatinitiative unverzichtbar. Die Hambur-gerinnen und Hamburger wissen das und nehmen diese Eigenverantwortung auchheute in beeindruckender Weise an, denn ihre Stadt darf sich mit Recht als

Stiftungshauptstadt bezeichnen.

Zu diesem guten Ruf hat die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung mit ihrer100-jährigen, teils sehr wechselvollen Geschichte viel beigetragen. Ich gratuliere zudiesem beachtlichen Jubiläum sehr herzlich. Den Menschen, die sich heute aktivin der Stiftung engagieren, wünsche ich, dass sie an diese Erfolgsgeschichte anknüp-

fen und das Bild der Stadt weiterhin so positiv mitprägen können.

Erster BürgermeisterOle von Beust

Page 8: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 6 |

Page 9: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 7 |

Die erste Sitzung des Kuratoriums der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN STIFTUNG

(Gemälde von Henry L. Geertz). Oben (von links nach rechts): Prof. Dr. Robert Münzel, Prof. Dr. August Voller, Dr. Friedrich Bendixen, Dr. Otto Dehn, Max Schinckel, Senator Otto Westphal und Senator Dr. Werner von Melle. Unten (von links nach rechts): Dr. Hugo Krüss, Prof. Dr. Hermann Lenhartz,

Dr. Eduard Westphal, Adolph Woermann, Albert Ballin, Henry Newman, Julius Engel, Georg Behrmann, Moritz Max Warburg, Edmund Siemers, Dr. Ernst Friedrich Sieveking, Senator Gottfried Holthusen

und Dr. Max Förster

Page 10: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 8 |

Hauptgebäude der Universität

Page 11: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 9 |

Gedenkfeiern richten den Blick zurück,erinnern an die Anfänge und betrachten,was aus ihnen geworden ist. Zuweilen ver-binden sie dies mit einem Blick in die Zu-kunft, die sie mit guten Wünschen segnen.Das gilt für runde Geburtstage bedeuten-der Persönlichkeiten ebenso wie für Grün-dungstage bedeutender Institutionen.···································································Rückblick···································································Die hier vorgelegte Schrift gedenkt all derPersonen, die sich mit Engagement und be-trächtlichen Geldern an der Gründung derHAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLI-CHEN STIFTUNG am 12. April 1907 be-teiligt haben. Die Gründung dieser Stiftungist vielfach beschrieben, auch mangelt esnicht an Festschriften und Gedenkaufsät-zen, so dass derjenige, wer will, die Ge-schichte dort nachlesen kann.···································································Die erste Sitzung des Kuratoriums derHAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLI-CHEN STIFTUNG am 16. April 1907 imPhönixsaal des Hamburger Rathauses ist in einem Gemälde des Hamburger MalersHenry L. Geertz festgehalten, das leider imZweiten Weltkrieg zerstört worden ist. Eszeigte im Stil eines Gruppenbildes viele vonden Personen, denen in unserer Festschriftein kleines Denkmal gesetzt werden soll:

ganz rechts stehend den Senator Werner vonMelle, auf dessen Engagement die Stiftungzurückzuführen ist, mehr zur Mitte hin denKaufmann Edmund Siemers, der noch imSeptember des Gründungsjahres das Ge-bäude für das Allgemeine Vorlesungswesenan der später nach ihm benannten Allee amDammtor stiftete. Man erkennt den Afrika-Reeder Adolph Woermann, den Generaldi-rektor der HAPAG Albert Ballin und nocheinige mehr, auf deren Biographien im wei-teren Verlauf dieses Bandes eingegangenwerden wird.···································································Ein anderes, im Aufbau ähnliches Grup-penbild, das im Jahr zuvor von Max Lieber-mann vollendet worden war, gilt dem Ham-burgischen Professorenkonvent. Er bestandaus den Gelehrten, welche die HamburgerStaatsinstitute leiteten und nach der Schlie-ßung des Akademischen Gymnasiums imJahre 1883 verpflichtet waren, die öffentli-chen Vorlesungen fortzuführen, die als All-gemeines Vorlesungswesen in Hamburggroßen Zulauf hatten.···································································Das Gemälde zeigt (von links nach rechts)den damaligen Direktor der StadtbibliothekRobert Münzel, August Voller vom Physi-kalischen Staatslaboratorium, Karl Kraepe-lin als Direktor des Naturhistorischen Mu-seums und Leiter des Zoologischen Staats-

Aktuelle Vergangenheitvon Hugbert Flitner und Johannes Gerhardt

Page 12: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 10 |

Page 13: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 11 |

Der Hamburgische Professorenkonvent (Gemälde von Max Liebermann, 1905 ⁄1906)

Page 14: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 12 |

Professor Robert Münzel (Max Liebermann, 1905)

instituts. Am Tische vorn links sitzt MaxDennstedt vom Chemischen Staatslabora-torium, dahinter, stehend, der Direktor desMuseums für Völkerkunde Georg Thile-nius. Neben diesem sitzt der Direktor derHamburger Sternwarte Richard Schorr, derdamals noch am Millerntor residierte, abergerade einen von der Bürgerschaft bewillig-ten Neubau in Bergedorf errichtet bekam.Vor ihm sitzend der Historiker Adolf Wohl-will, ein führendes Mitglied im Verein fürHamburgische Geschichte, der die Grün-

dung und die Errichtung des entsprechen-den Museums mit dem stadtbildprägendenSchumacherbau am Holstenwall voran-trieb; neben ihm der Direktor des Botani-schen Gartens Eduard Zacharias und ganzrechts mit eindrucksvollem RauschebartJustus Brinckmann als Direktor des Muse-ums für Kunst und Gewerbe am Steintor-platz. Das Bild befindet sich schon wegenseiner Dimensionen meistens im Magazinder Kunsthalle. Es wird durch eine Serievon Skizzen ergänzt, welche die Köpfe ein-

Die Professoren Karl Kraepelin, Richard Schorr und Georg Thilenius (Max Liebermann, 1905)

Professor Max Dennstedt (Max Liebermann, 1905)

Professor August Voller (Max Liebermann, 1905)

Page 15: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 13 |

Professor Justus Brinckmann (Max Liebermann, 1905)

zelner Gelehrter in unterschiedlicher Hal-tung wiedergeben. Der Direktor der Kunst-halle, Alfred Lichtwark, der das Bild in Auf-trag gegeben hatte, ließ sich selbst nichtporträtieren. Er gehörte allerdings auchnicht dem 1892 gebildeten Professorenkon-vent an. Die Kunsthalle blieb bis 1921 unterbesonderer von der Oberschulbehörde un-abhängiger Verwaltung.···································································Die HAMBURGISCHE WISSENSCHAFT-LICHE STIFTUNG ist eine von zahlrei-

chen Initiativen gewesen, die sich mit phi-lanthropischer Zielsetzung um die Wendezum 20. Jahrhundert entwickelt haben. Dieälteste Tradition auf diesem Gebiet hatte inHamburg allerdings schon mit der Patrioti-schen Gesellschaft Fuß gefasst und wichtigeInnovationen in der Stadt bewirkt. Die Ham-burgische Gesellschaft zur Beförderung derKünste und nützlichen Gewerbe, wie sie ur-sprünglich hieß, wurde 1765 von Hambur-ger Kaufleuten, Senatoren, Theologen, Juris-ten und Ärzten mit dem Ziel gegründet, im

Professor Eduard Zacharias (Max Liebermann, 1905)

Professor Adolf Wohlwill(Max Liebermann, 11905)

Page 16: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 14 |

Geiste der Aufklärung Bildung und Wissen-schaft, Wirtschaft und Gewerbe zum Wohledes Gemeinwesens der Stadt zu fördern.···································································Diese als „patriotische“, d. h. gemeinnüt-zige Aufgabe bezeichnete Tätigkeit begannsie mit dem Aufbau einer allgemeinen Bib-liothek, die 1818 bereits 30.000 Bände um-fasste. Mit Hilfe der „Patrioten“ wurde 1899die Öffentliche Bibliothek an den Kohlhö-fen gegründet. Letztlich entwickelten sichhieraus die für die Hamburger Volksbildungkennzeichnenden Öffentlichen Bücherhal-len, die heute in Form einer Stiftung fortbe-stehen.···································································Auch die weiteren Aktivitäten der Patrio-tischen Gesellschaft sind durch Originalitätund Weitsicht gekennzeichnet: 1767 Errich-tung einer privaten Bauzeichenschule fürangehende Handwerker, aus der sich eineGewerbeschule entwickelte, deren Verwal-tung 1864 der Staat übernahm. 1785 kam esmit Hilfe der „Patrioten“ zur Gründung ei-ner Navigationsschule, 1788 errichteten sieeine Allgemeine Armenanstalt als Grundlageeiner modernen Sozialfürsorge. 1880 trat der1859 entstandene Architekten- und Inge-nieurverein, der noch heute besteht, in einSektionsverhältnis zur Gesellschaft.···································································Die Patriotische Gesellschaft arbeitete inSektionen, einer technischen und einerlandwirtschaftlichen, zu denen 1858 eineKunst- und Gewerkesektion kam. Dieseschloss sich 1867 mit der technischen Sek-tion zum Gewerbeverein zusammen, der dieEinrichtung des Museums für Kunst undGewerbe initiierte. 1886 gründete dann Jus-tus Brinckmann, inzwischen Direktor desMuseums, den Kunstgewerbe-Verein zu Ham-burg, der in der auch noch heute sehr leben-

digen Justus Brinckmann Gesellschaft seineFortführung fand.···································································Einige frühe Mitglieder des Vereins, näm-lich die Herren Julius Carl Ertel, RudolfHardy, Louis Rosenfeld, Otto Dehn undGerhard Julius Cords, beteiligten sich 1907an der Gründung der HAMBURGISCHENWISSENSCHAFTLICHEN STIFTUNGmit beträchtlichen Spenden.···································································In der Patriotischen Gesellschaft selbstwaren zu dieser Zeit zahlreiche Bürger Mit-glied, die sich auch für die HAMBURGI-SCHE WISSENSCHAFTLICHE STIF-TUNG engagierten: 23 Donatoren undMitglieder des ersten Stiftungskuratoriumszählten zu den „Patrioten“, darunter sindNamen wie Georg Behrmann, Werner vonMelle, Edmund Siemers, Ernst FriedrichSieveking, Aby und Max Moritz Warburg,Eduard Weber oder Eduard Westphal zufinden.···································································Bereits 1839 war, gefördert von der Patrio-tischen Gesellschaft, der Verein für Ham-burgische Geschichte entstanden. Die Grün-der, sowohl Fachhistoriker als auch Laien,strebten damals – und das ist bis zum heu-tigen Tage Vereinsziel geblieben – die Erfor-schung der Vergangenheit Hamburgs aufganz unterschiedlichen Gebieten an sowiedie Verbreitung der gewonnenen Erkennt-nisse durch Wort, Schrift, Bild und Biblio-thek. An den zahlreich veranstalteten Vor-trägen konnten auch Nicht-Vereinsmitglie-der teilnehmen. Schon im Gründungsjahrbegann die „Artistische Sektion“ des Vereinsmit der Sammlung Hamburgischer Altertü-mer, die seit 1849 in den Kellerräumen desJohanneums untergebracht war und 1922 inden neu eröffneten Museumsbau übersie-

Page 17: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

delte. Die heutigen Bestände des Museumsfür Hamburgische Geschichte (neudeutschhamburgmuseum) gehen auf diese Samm-lungsaktivitäten des Vereins zurück.···································································Wie schon in der Patriotischen Gesellschaftwaren auch im Verein für HamburgischeGeschichte um die Wende zum 20. Jahr-hundert viele Bürger aktiv, die sich für dieHAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLI-CHE STIFTUNG einsetzen sollten: 14 Do-natoren und Mitglieder des ersten Stif-tungskuratoriums gehörten dem Verein an.Neben einigen der bereits oben erwähntenPersonen sind z. B. Gottfried Holthusen,Dr. Hugo Krüss, Hermann Franz MatthiasMutzenbecher, Conrad Hermann Tietgensund Franz Heinrich Witthoefft zu nennen.···································································Obwohl es für ein Geschichtsmuseum be-sonders nahe liegt, sind diese ursprüngli-chen Förderer in der Eingangshalle des im-posanten Schumacherbaus nicht gewürdigt,wohl aber in seinem Obergeschoss mit dreibronzenen Tafeln die bedeutenden Mäzene,die das Museum bei seinem Wiederaufbaunach dem zweiten Weltkrieg unterstützt ha-ben. Es sind dies neben der Hapag-LloydStiftung vor allem Dr. Michael Otto undProf. Dr. h. c . Hermann Schnabel gewesen.···································································Auch die Entstehung der Hamburger Kunst-halle geht auf einen bürgerlichen Verein,den 1817 gegründeten Kunstverein in Ham-burg, zurück. Er konnte das öffentliche In-teresse an einer städtischen Galerie wecken.1849 war es soweit, dass die Stadt eine „Ga-lerie-Kommission“ bildete, der je zwei Mit-glieder des Kunstvereins und des Senats an-gehörten. 1850 wurde in den Börsenarkadenam Adolphsplatz die erste Öffentliche Städ-tische Gemäldegalerie mit 40 Bildern eröff-

net. Mehr als die Hälfte davon entstammteder privaten Sammlung Hartwig Hesses, derschon mit zahlreichen sozialen Stiftungen inHamburg hervorgetreten war. 1869 wurdedann die Kunsthalle am Glockengießerwalleröffnet, die überwiegend aus privaten Spen-den Hamburger Bürger finanziert war. Ihrerster Direktor war seit 1886 Alfred Licht-wark, der die Sammlung wesentlich aus-baute. Auffällig ist, dass sich 51 Mitgliederdes Kunstvereins 1906/1907 in der HAM-BURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHENSTIFTUNG als Donatoren und Mitgliederdes ersten Kuratoriums engagierten – dassind mehr als drei Viertel ihrer Begründer!···································································Die sich direkt an der Förderung derKunsthalle beteiligenden Hamburger Bür-ger sind auf verschiedenen Stiftertafeln inder Eingangsrotunde des südlichen Erweite-rungsbaus von 1912 bis 1921 festgehalten.Von den Gründern der HAMBURGISCHENWISSENSCHAFTLICHEN STIFTUNGsind dies: 1883 Georg Behrmann, 1891, 1901und 1905 Alfred Beit, 1901 Luise Bohlen,1903 und 1915 Edmund Siemers, 1910 LouisRosenfeld, 1912 Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 1914 Gerhard Julius Cords, 1912 und1917 Gustav Diederichsen sowie das EhepaarAmsinck, die ihre Gemäldegalerie dem Mu-seum gaben. Noch heute lebt die Kunsthallenicht unerheblich von privaten Stiftungen,wie weitere Tafeln in der Rotunde belegen.···································································Hamburger haben aber auch auf anderenGebieten stets gern gesammelt und dieSammlungen ihrer Heimatstadt zur Verfü-gung gestellt. 1837 gründeten sie den Natur-wissenschaftlichen Verein in Hamburg. Erwurde 1905/1906 von dem Biophysiker Pro-fessor Dr. Friedrich Ahlborn geleitet und1907/1908 von dem Optiker und Fabrikan-

| 15 |

Page 18: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 16 |

ten Dr. Hugo Krüss, der auch dem Kurato-rium der Wissenschaftlichen Stiftung ange-hörte. Der Verein hatte in diesen Jahrenrund 400 ordentliche und 12 korrespondie-rende Mitglieder.···································································Zu seinen besonderen Verdiensten gehör-ten der Aufbau und die Betreuung der na-turwissenschaftlichen Sammlungen. Diesewurden zunächst bei der Stadtbibliothek inden Räumen des Johanneums am Speersortaufbewahrt. Zum Ende des 19. Jahrhundertshatte der Verein die Notwendigkeit ihrerangemessenen Unterbringung und Betreu-ung so dringlich gemacht, dass die Stadtschließlich dem Ansinnen nachgab, sie ineinem eigens dafür errichteten Naturhisto-rischen Museum am Steintorwall, dem heu-tigen Klosterwall, unterzubringen. Es warein bauliches Pendant zu der neuen Gewer-beschule mit ihrer beginnenden Gewerbe-sammlung auf der gegenüberliegenden Seitedes Stadtgrabens, in dem auch der Haupt-bahnhof errichtet worden war. Das Mu-seum wurde im Krieg zerstört, der Standortmit einem Neubau verschandelt, in demsich heute ein Medienkaufhaus befindet.···································································Mit dem Museumsbau verbunden war dieÜberleitung der wissenschaftlichen Einrich-tungen, die bisher von dem Verein betreutwurden, in die städtische Trägerschaft alsStaatsinstitute. Diese Entwicklung ist ver-gleichbar mit der, die schon bei der Heran-führung der zunächst von den „Patrioten“getragenen gewerblichen Ausbildungsstät-ten in eine staatliche Trägerschaft stattfand.···································································1907 wurde die mineralogisch-geologischeAbteilung des Naturhistorischen Museumsausgegliedert und unter der Leitung Dr.Carl Gottsches zu einem selbstständigen

Mineralogisch-Geologischen Institut, wo-raus später dann die noch mehrfach ihre Be-zeichnungen wechselnden Universitätsinsti-tute mit ihren entsprechenden Museenhervorgingen. Das Zoologische Museumlöste das Naturhistorische Museum als des-sen Nachfolger ab, zunächst unter dem Na-men Zoologisches Staatsinstitut und Zoolo-gisches Museum.···································································Wenig später wurde der Botanische Gartenmit einem von Dr. Karl G. Zimmermanngestifteten Herbarium zu einem Institut fürAllgemeine Botanik vereinigt (1912), nebendem ein selbstständiges Institut für Ange-

Prof. Dr. Eduard Zacharias (1852–1911), Direktor des Botanischen Gartens 1899 bis 1910,

Gründer und Direktor des Botanischen Staats-instituts (bronzenes Bildnis in der Eingangshalle

des Biozentrums Klein Flottbek)

Page 19: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

wandte Botanik eingerichtet wurde. Die bo-tanischen Sammlungen waren bereits in den 1870er Jahren vom übrigen Bestand abge-trennt worden.···································································Die naturwissenschaftlichen Sammlungen,soweit sie überlebt haben, sind auf die ein-schlägigen Institute und Museen der Uni-versität aufgeteilt. Die zoologische Samm-lung, für die ein Neubau errichtet wurde,enthält zum Teil einmalige Objekte, welchedurch die moderne Gen-Analytik für dieForschung wieder aktuelle Bedeutung ge-wonnen haben. Dennoch ist heute der Fort-bestand dieser Sammlung in Frage gestellt.Es kann nur gehofft werden, dass Hamburgsich seiner wissenschaftlichen Schätze be-sinnt und sie vielleicht einmal in einem Na-turwissenschaftlich-Technischen Museum zu-sammenführt, um die Interessen jungerMenschen auf die naturwissenschaftlich-technischen Fächer zu richten, die jetztschon unter Nachwuchsmangel leiden.···································································Der Naturwissenschaftliche Verein inHamburg war auch mit den anderen wissen-schaftlichen Einrichtungen der Stadt engverbunden:···································································Da war das 1878 errichtete ChemischeStaatslaboratorium am Akademischen Gym-nasium, das zu einer Chemischen Untersu-chungsanstalt ausgebaut worden war, für diebei der zunehmenden Industrialisierung einBedarf bestand. Seit 1893 wurde es von Pro-fessor Dr. Max Dennstedt geleitet.···································································Ähnlich ging es mit dem PhysikalischenStaatslaboratorium, das 1885 gegründet wor-den war und nun unter der Leitung von Pro-fessor Dr. August Voller stand. Beide Direk-toren gingen aus dem höheren Lehrerberuf

hervor und bewiesen damit, dass in diesemStand oft gute Gelehrte heranwuchsen. Vol-ler wurde 1919 ob seiner Verdienste um dieGründung der Hamburgischen Universitätzum Honorarprofessor der Naturwissen-schaftlichen Fakultät ernannt.···································································Ein besonderes Schicksal erfuhr die ethno-logische Sammlung des Naturwissenschaftli-chen Vereins. Diese anfänglich in der Art ei-nes Kuriositätenenkabinetts recht gemischtzusammengesetzten Bestände wurden meis-tens von Hamburger Kaufleuten von ihrenüberseeischen Reisen mitgebracht, zum Teilauch, wie das Johann Caesar Godeffroy tat, speziell in längeren Forschungsreisen zusammengetragen, ehe sie dann in derSammlung des NaturwissenschaftlichenVereins landeten. Das war schon ein Fort-schritt gegenüber dem Schattendasein, dassie zuvor in der Stadtbibliothek fristeten.Der Verein versuchte, die Bestände zu ord-nen, und setzte sich dafür ein, dass ihm an-gemessene Räume zugeteilt wurden. Mitnachhaltiger Unterstützung vom Präses derOberschulbehörde, Dr. Gustav HeinrichKirchenpauer, gelang ihre Überführung indie Verantwortung der Stadt. Dass 1904 mitder Berufung Dr. Georg Thilenius’ zum Di-rektor des Museums für Völkerkunde einMediziner für die Ethnologie gewonnenwurde, hing mit deren damals stark natur-wissenschaftlicher Ausrichtung etwa beichemischen Untersuchungen prähistori-scher Objekte zusammen. Diese erfolgtenzunächst im Rahmen der Sitzungen derDeutschen Gesellschaft für Anthropologie,Ethnographie und Urgeschichte. Nach derenAuflösung übernahm Thilenius 1905 die„Anthropologische Gruppe” des Naturwis-senschaftlichen Vereins. Thilenius betriebtatkräftig die Vermehrung der Sammlungen

| 17 |

Page 20: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 18 |

und den Neubau des Museums an der Ro-thenbaumchaussee (1908–1912), zu dem sichdie Stadt entschlossen hatte und der nachseinen Vorstellungen gestaltet wurde.···································································Der schon zuvor erwähnte Eduard LorenzLorenz-Meyer stiftete in diesen Jahren demMuseum häufiger Exponate aus Ostasien,die er von seinen Reisen mitbrachte; außer-dem stellte er ethnographisch interessanteAquarelle, die er auf Reisen selbst angefer-tigt hatte, für Lehrzwecke zur Verfügung.1914 wurde er in die Kommission des Muse-ums für Völkerkunde gewählt. Auch dortsind in der Eingangshalle die Namen derwichtigsten Förderer verewigt, unter ihnenan erster Stelle wieder Alfred Beit, ferner M.M. Warburg & Co, H. W. A. Stuckenbrok,Dr. W. M. v. Godeffroy Stiftung, C. W. Lü-ders, S. Gutmann und Henry Budge, in des-sen Villa an der Alster heute die Hochschulefür Musik und Theater untergebracht ist.Dort erinnern Gedenktafeln an ihn.···································································Alle diese Überlegungen bestätigen das,was Alfred Lichtwark bereits 1897 beobach-tet hatte: „In Hamburg hatten bis vor ganzkurzer Zeit die Organe des Staates in Kul-turdingen keine Initiative. Auf allen Gebie-ten war der Hergang derselbe. Stellte sich ir-gendwo ein Bedürfnis heraus oder ließ essich voraussehen, so trat ein einflussreicherMann mit seinen Freunden zu einem fest-gefügten Verein oder zu einem lose verbun-denen Komitee zusammen, warb um Mit-tel, organisierte die Verwaltung, führte sie solange weiter, wie es mit Privatmitteln mög-lich war, und übergab sie dann dem Staate.Dieser Weg mag seine Schattenseiten haben,aber man wird ihn nicht gering achten dür-fen. Wo könnten Beamte des Staates so freiund unakademisch die Form für das Neue

finden wie die unabhängigen, durch keineRücksichten gehinderten Bürger! Was ver-fehlt oder nicht recht lebensfähig war, gingspurlos zugrunde und brauchte nicht, wieeine Gründung des Staates, Generationenhindurch künstlich erhalten zu werden“.···································································Anders als bei den beschriebenen Einrich-tungen ist die HAMBURGISCHE WIS-SENSCHAFTLICHE STIFTUNG nichtdas Ergebnis der Bemühungen vieler Ham-burger Bürger, die sich zu einer Korporationzusammengeschlossen hatten, sondern ei-nes Einzelnen, der überdies eine leitendeFunktion im Senat der Stadt ausübte. Wer-ner von Melle hatte sich schon vor seinerZeit als Präsidialmitglied der Oberschulbe-hörde (1891) für das Ziel verwandt, in Ham-burg eine Universität zu errichten. Mit sei-nem Amtsvorgänger Kirchenpauer verbandihn die Methode, immer wieder auf denBedarf für eine solche Ausbildungs- undForschungsstätte hinzuweisen und, wo erGelegenheit dazu fand, durch Berufungqualifizierter Persönlichkeiten die personel-len Grundlagen dafür zu schaffen.···································································Als sich aus seiner genauen Kenntnis derpolitischen Konstellation im Senat derHansestadt zeigte, dass kaum damit zu rech-nen war, die Bürgerschaft zur Finanzierungeiner Hamburger Universität zu bewegen,ging Werner von Melle dazu über, diesesZiel in Form einer Stiftungsuniversität anzu-streben.···································································Das war keineswegs ungewöhnlich, dennähnliche Ansätze bestanden auch in anderendeutschen Handelsstädten, die wie Leipzig,Frankfurt am Main, Düsseldorf oder Kölnzunächst Handelshochschulen als Vorformeiner akademischen Ausbildungsstätte in ih-

Page 21: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

rer Stadt anvisierten. Ein gutes Beispiel da-für bietet Köln, wo eine ähnlich struktu-rierte Persönlichkeit wie Werner von Mellewirkte, nämlich der Kaufmann und Indus-trielle Gustav von Mevissen (1815–1899) alsVorkämpfer für die Wiederbegründung derstädtischen Universität. Zur Begründungdiente ein postulierter Bedarf der Kauf-mannschaft, ihrem Nachwuchs eine, den er-höhten Anforderungen der modernen Tech-nik und des Welthandels entsprechende,akademische Ausbildung zu geben. Anre-gungen holte er sich aus den VereinigtenStaaten von Amerika, wo 1881 Joseph Whar-ton für die University of Pennsylvania eineSchool of Finance and Economy gegründetund wenig später John D. Rockefeller dieUniversity of Chicago mit einem College ofCommerce and Politics erweitert hatte. AuchMevissen setzte seine Hoffnung darauf, dasfür eine Hochschule erforderliche Stiftungs-kapital durch Spenden aus der Kaufmann-schaft zusammenzubekommen, um zu-nächst einige Lehrstühle und vor allem auchStipendien für Studenten zu finanzieren.···································································Werner von Melle kam zugute, dass dasDeutsche Reich für seine jüngst erworbe-nen Kolonien eine Ausbildungsstätte fürKolonialbeamten anstrebte. Als die Budget-kommission des Reichstages beschloss, eineordentliche Professur für Kolonialwissen-schaften einzurichten, veranlasste er, dassHamburg ein ganzes Kolonialinstitut an-bot. Dabei konnte er darauf bauen, dass eshier neben dem seit 1895 von der Stadt ein-gerichteten Allgemeinen Vorlesungswesenein 1900 gegründetes Institut für Schiffs-und Tropenkrankheiten gab, und auch diebereits erwähnten Wissenschaftlichen An-stalten und Institute Hamburg als Wissen-schaftsstandort auswiesen. 1908 wurde das

Hamburger Kolonialinstitut eröffnet, zu-nächst mit nur drei Professuren, einer fürGeographie, einer für Öffentliches Rechtund einer für die Geschichte und Kultur desOrients, auf die der namhafte OrientalistCarl Heinrich Becker berufen wurde. 1909/1910 kamen zwei weitere Professuren hinzu:Eine für Ostasien, auf die der Sinologe OttoFranke berufen wurde, und eine für afrika-nische Sprachen, die mit Carl Meinhof be-setzt wurde. Hamburg kann damit für sichin Anspruch nehmen, den weltweit erstenLehrstuhl für afrikanische Sprachen ge-schaffen zu haben. Es folgten zahlreicheweitere Dozenturen, die mit den bestehen-den wissenschaftlichen Einrichtungen unddem Allgemeinen Vorlesungswesen so ver-netzt wurden, dass bereits die Vorform einerUniversität entstand. Die HAMBURGI-SCHE WISSENSCHAFTLICHE STIF-TUNG konnte also auf ein Umfeld zurück-greifen, das ihren Zielen sehr förderlich war.···································································Zunächst gedachte Werner von Melle,seinen Schulfreund Alfred Beit, den in Eng-land lebenden „Diamantenkönig“ von Süd-afrika, für die Idee einer Stiftungsuniversi-tät zu gewinnen, um durch dessen Beispielauch andere großzügige Stifter dafür zu in-teressieren. Diese Erwartung jedoch hat sichbei weitem nicht erfüllt. Von Alfred Beit be-kam er statt der angestrebten 25 MillionenMark nur zwei. Bis zur Genehmigung derHAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT-LICHEN STIFTUNG am 12. April 1907hatte er ein Gründungskapital von 3.815.000Mark zusammenbekommen. Die Donato-ren und frühen Hauptförderer erhieltenzwei Gedenktafeln, die in der Eingangshalledes neuen Vorlesungsgebäudes angebrachtwurden.···································································

| 19 |

Page 22: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 20 |

Als im Jahre 1912 Werner von Melle dendann gescheiterten Versuch wagte, ein Ge-setz zur Gründung der Universität einzu-bringen, war das Stiftungsvermögen auf 4,5Millionen Mark gestiegen. Die Erträge einessolchen Kapitals reichten selbst bei guterVerzinsung schon nach damaligen Verhält-nissen bei weitem nicht für die Gründungeiner Universität aus.···································································Das Stiftungskuratorium beschloss gleichzu Beginn seiner Arbeit, ein spektakuläresProjekt zu fördern, das die Stiftung bekanntmachen sollte, um damit weitere Spendeneinzuwerben. Bei dem Projekt handelte essich um die berühmte Südsee-Expeditionins Bismarck-Archipel von 1908 bis 1910,die vom Museum für Völkerkunde betreutwurde. Ihr Ziel war es, diesem Museum mitdem Einzug in seinen Neubau auch inhalt-lich ein neues Profil zu geben, das wissen-schaftlich von Bedeutung war, sich zugleichaber auch mit den kolonialen InteressenDeutschlands und vor allem Hamburgs ver-trug. Wichtiger als diese Expedition jedochwurde für die künftige Entwicklung zurUniversität, dass die Stiftung sich vorge-nommen hatte, Stiftungsprofessuren zu schaf-fen, auf die sie Lehrkräfte von Rang für dasAllgemeine Vorlesungswesen berufen konn-te. Zwei solcher Berufungen waren bereits1907 mit dem Heidelberger Historiker ErichMarcks und dem Nationalökonomen undJapankenner Karl Rathgen gelungen. Ihnenfolgten bis 1919 fünfzehn weitere Dozenten,denen die Wissenschaftliche Stiftung dasGehalt oder einen Zuschuss dazu zahlte, umsie für Hamburg zu gewinnen. Unter ihnenwaren der Geograph Siegfried Passarge, derHistoriker Max Lenz, der Germanist Con-rad Borchling, der Öffentlichrechtler KurtPerels oder der Psychologe William Stern.

Auf diese Weise gelang es schließlich, demAllgemeinen Vorlesungswesen nahezu Hoch-schulrang zu geben. Als der seit 1919 an derUniversität lehrende Philosoph Ernst Cassi-rer einen Ruf an die Universität Frankfurterhielt, konnte dieser mit finanzieller Unter-stützung der Stiftung abgewendet werden.···································································Die im Mai 1919 eröffnete HamburgischeUniversität konnte auf diese Professuren zu-rückgreifen. Aus dem Kreis der Dozentenwurde Karl Rathgen als erster Rektor ge-wählt. Sein Portrait hängt als ein Geschenkseines Enkels im Hauptgebäude der Univer-sität. Im Ergebnis hat damit die HAMBUR-GISCHE WISSENSCHAFTLICHE STIF-TUNG ihr Ziel erreicht, wenngleich aufandere Weise, als sie sich ursprünglich ge-dacht hatte.···································································Die Universität wurde aus öffentlichenMitteln finanziert und geriet dadurch ineine Abhängigkeit von der Politik, die sichbesonders von 1933 bis 1945 negativ auf sieauswirkte. Dass sich die junge Universität inder Weimarer Republik durch herausra-gende Gelehrte in einer Reihe von Diszip-linen schnell auch internationalen Rangerwerben konnte, daran hatte die HAM-BURGISCHE WISSENSCHAFTLICHESTIFTUNG hohen Anteil.···································································Ihr im Jahr 1922 mit rund 7 MillionenMark zu Buche stehendes Vermögen ging inder Inflation 1923 praktisch vollständig ver-loren. Auch der erneute Vermögensverlustdurch die Währungsreform 1948 brachte dieArbeit fast zum Erliegen. Wenn die Stiftungdennoch überlebt hat, so ist dies vor allemihrem „zweiten Gründer“ Kurt HartwigSiemers (1907–1988) zu verdanken. Nach ei-nem Studium der Nationalökonomie und

Page 23: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 21 |

Die beiden Säulen im Hauptgebäude der Universität

Page 24: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 22 |

Geschichte war er in Hamburg, Berlin, Lon-don und München als Kaufmann und Ban-kier tätig. Ab 1946 wandte er sich zuneh-mend der ehrenamtlichen Wahrnehmungöffentlicher Aufgaben zu, u. a. engagierte ersich für den Kunstverein, die GeographischeGesellschaft, die Universitätsgesellschaftund die Joachim Jungius-Gesellschaft. DieHAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLI-CHE STIFTUNG, die er von 1951 bis 1988 als Vorsitzender leitete, war ihm besonderswichtig. Ihm und seinem Nachfolger, Dr.Jan Albers (1922–2006), sei an dieser Stelleein kleines Denkmal errichtet.···································································Der Rückblick bestätigt eine allgemeineErfahrung aus dem Umgang mit gemein-nützigem Engagement. Es sind in Ham-burg, wie in anderen Städten, immer diesel-ben Bürger, die sich engagieren und die ihreZeit und ihr Geld nicht einem, sonderngleich mehreren gemeinnützigen Zweckenzuwenden. Sie bilden eine engagierte Min-derheit, die zu fördern ein wichtiges Anlie-gen der Politik sein sollte.···································································Ausblick···································································Drei Dinge sind es, die im Hinblick auf dieZukunft der HAMBURGISCHEN WIS-SENSCHAFTLICHEN STIFTUNG ge-sagt werden können:···································································Erstens: In den hundert Jahren ihres Be-stehens hat die Stiftung auch schwere Zei-ten durchgemacht. Das galt ganz besondersfür die Zeit des „Dritten Reichs“, das sichauch auf ihre Gremien und die von der Stif-tung Geförderten ausgewirkt hat. Einigehielten es mit den Nazis oder standen poli-tisch so rechts, dass sie deren Ein- und Über-griffe unterstützten oder zumindest hinnah-

men. Andere waren als politische Gegneroder als „Juden“ betroffen. Diese Belastungmit der Vergangenheit teilt die Stiftung mitzahlreichen anderen Hamburger Einrich-tungen. Es wäre an der Zeit, dass sich dieStiftung näher mit dieser Vergangenheit be-fasst und hierzu wissenschaftliche Arbeitenanregt und fördert.···································································Zweitens: Es ist durchaus nicht so, dassdie HAMBURGISCHE WISSENSCHAFT-LICHE STIFTUNG einfach nur fortzube-stehen hat. Die Zukunft ruft vielmehr da-nach, dass sie sich auf ihre Anfänge besinntund eine Kampagne startet, die ihr zusätzli-ches Kapital einbringt. Diesem Ziel, beidem sie durch den Ersten Weltkrieg unddurch die Inflation unterbrochen wurde,sollte sie sich vordringlich zuwenden. Ge-meinschaftsstiftungen, die ein Vermögenaufbauen wollen, brauchen ohnehin dafüreinen sehr langen Atem. Erst nach mehre-ren Generationen ist damit zu rechnen, füreine wichtige gemeinnützige Aufgabe letzt-willige Zuwendungen zu erhalten. Wenn esin Hamburg gelingt, für die Elbphilharmo-nie in der Hafencity in kurzer Zeit Millio-nenbeträge zusammenzubekommen, müss-te das auch bei der WissenschaftlichenStiftung zu schaffen sein. Voraussetzung da-für ist allerdings, dass sie ein Ziel angebenkann, welches eine breite Akzeptanz findetund zugeknöpfte Taschen öffnet.···································································Drittens: In ihren ersten hundert Jahrenhat die HAMBURGISCHE WISSEN-SCHAFTLICHE STIFTUNG gezeigt, dasssie Menschen verbinden kann, die sich fürdas Gemeinwohl Hamburgs mit allen ihrenKräften einsetzen. Insofern unterscheidet siesich nicht von manchen anderen Hambur-ger Stiftungen oder Vereinen mit gemein-

Page 25: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

nütziger Zielsetzung. Ihre besondere Quali-tät besteht jedoch darin, dass sie, jedenfallsim Bereich der Wissenschaft, über ein be-währtes Netzwerk aus Menschen und Ein-richtungen verfügt, das sich einmal aus ih-ren Gremien, zum anderen aus ihrerFördertätigkeit ergibt. In ihren Gremiensind zum Teil noch dieselben Institutionenund Familien vertreten, die von Anfang andabei waren. Sie haben nicht nur wegen ih-rer wissenschaftlichen Qualifikation, son-dern inzwischen auch wegen ihrer gemein-nützigen Tradition Gewicht.···································································Bezeichnend ist, dass noch heute dieseSpuren sichtbar sind, wobei auch die Ver-zahnung von HAMBURGISCHER WIS-SENSCHAFTLICHER STIFTUNG undProfessorenkonvent zum Vorschein kommt.Das zeigt sich bei den BegründerfamilienSiemers und Sieveking, die über die gesamteZeit im Kuratorium vertreten waren. Essetzt sich fort in den Repräsentanten bedeu-tender Handelshäuser und Wirtschaftsun-ternehmen und mündet in Vertretern derInstitutionen wie etwa der Staats- und Uni-versitätsbibliothek, der wissenschaftlichenInstitute und Sammlungen, deren Leiter

auch heute noch in der Stiftung mitwirken.Die Stiftungslandschaft hat sich in den letz-ten hundert Jahren auch in Hamburg starkverändert. Das gilt vor allem im Bereich derBildung und Wissenschaft. Hier sind mitder Alfred Toepfer Stiftung F. V. S., der Kör-ber-Stiftung, der Zeit-Stiftung Ebelin undGerd Bucerius, durch die Familie Reemts-ma, das Ehepaar Greve, Prof. Dr. h. c. Her-mann Schnabel und viele weitere Persön-lichkeiten bedeutende Stiftungen entstan-den, die sich auf dem Aufgabengebiet derHAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT-LICHEN STIFTUNG bewegen. Auch sindInstitutionen wie etwa die HamburgerSparkasse mit eigenen Stiftungen angetre-ten, um in Hamburg fördernd tätig zu sein. Es könnte eine wichtige künftige Auf-gabe der HAMBURGISCHEN WISSEN-SCHAFTLICHEN STIFTUNG sein, mitallen diesen Stiftungen ins Gespräch zukommen. Wenn die HAMBURGISCHEWISSENSCHAFTLICHE STIFTUNG zuihrem 100. Geburtstag einen Wunsch freihätte, so könnte es dieser nach einem Fo-rum aller Hamburger wissenschaftlichenStiftungen sein.

| 23 |

Page 26: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 24 |

Die Donatoren···································································Seit Ende 1904 beriet Dr. Werner vonMelle, Hamburger Senator und Präses derOberschulbehörde, mit dem für die Errich-tung einer Hochschule in Hamburg aufge-schlossenen Bankier Max Moritz Warburgüber die Gründung einer wissenschaftlichenStiftung. Vor allem von Melle ging es da-rum, durch eine private Stiftung zur Förde-rung der Wissenschaften größere finanzielleUnabhängigkeit von Senat zu erlangen. War-burg empfahl von Melle, an den KaufmannAlfred Beit heranzutreten, der einer wohl-habenden jüdischen Familie in Hamburgentstammte und als Milliardär in Londonlebte. Weihnachten 1905 sagte Beit nacheinem einzigen Gespräch mit von Mellezwei Millionen Mark zu. Diese Spende bil-dete den Grundstock des Stiftungskapitalsder späteren HAMBURGISCHEN WIS-SENSCHAFTLICHEN STIFTUNG. ···································································Im Laufe des Jahres 1905 hatten von Melleund Warburg sowie der Rechtsanwalt Dr.Otto Dehn (Mitglied der ersten und zwei-ten Sektion der Oberschulbehörde) und derRegierungsrat Dr. Max Förster einen Ent-wurf von Bestimmungen ausgearbeitet, diespäter mit nur geringen Abänderungen dieStatuten der HAMBURGISCHEN WIS-SENSCHAFTLICHEN STIFTUNG wur-

den.···································································Es war in allererster Linie von Melle, der dieGeldbeträge für die zu errichtende Stiftungeinwarb. Er übernahm die undankbare Auf-gabe, „wie der Agent einer Versicherungsge-sellschaft“ umherzulaufen. Hierbei ließ ersich von folgender Devise leiten: ···································································„Da in den zu finanzieller Hilfe heranzuzie-henden Kreisen die Meinungen über die Artder zu wählenden Hochschule, ja über dieFrage der Errichtung einer Hochschuleüberhaupt, noch geteilt waren, so durfte dieUniversität oder eine andere Hochschulartnicht als der ganz bestimmte und alleinigeZweck der Geldwerbung hingestellt wer-den“.1···································································Neben von Melle engagierte sich vor allemMax Moritz Warburg: Er ließ seine Kon-takte zu in New York lebenden Hamburgernspielen und sammelte auf diese Weise wei-teres Geld ein. ···································································Die weiter unten zunächst aufgeführten 46 Donatoren(-gruppen) trugen mit ihrenSpenden dazu bei, dass die HAMBURGI-SCHE WISSENSCHAFTLICHE STIF-TUNG ins Leben treten konnte.2 Im Fol-genden werden für diese Personen (soweitzu ermitteln) kurze biographische Informa-

Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung

von Johannes Gerhardt

Page 27: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

tionen zu ihren politischen, ökonomischenund kulturellen Aktivitäten sowie einigeHinweise auf gedruckte Quellen und wei-terführende Literatur gegeben. Anschlie-ßend geschieht dies für die Teilnehmer derersten Kuratoriumssitzung der Stiftung am16. April 1907. Es geht also nicht darum,eine Geschichte der HAMBURGISCHENWISSENSCHAFTLICHEN STIFTUNGzu schreiben.3

···································································Sowohl die Namen der 46 Donatoren(-gruppen) als auch die der frühen Haupt-förderer der Stiftung sind auf Marmortafelnim Foyer des Hauptgebäudes der Universi-tät Hamburg verzeichnet. Das Stiftungsver-mögen betrug im April 1907 fast vier Mil-lionen Mark. Auffällig ist, dass sich einegroße Zahl von Juden in hohem Maße

finanziell für die Stiftung engagiert hat: Fastzwei Drittel des anfänglichen Stiftungsver-mögens stammten von ihnen.4

···································································Nach der Spende von Beit kamen im März 1906 als zweite Spende 250.000 Mark vonder Familie Warburg. Jeweils 100.000 Markwurden von Gustav Amsinck, Gustav Die-derichsen, Adolph Lewisohn, HermannSielcken und der Dr. Wilhelm Martin vonGodeffroy-Familien-Fideikommiß-Stiftunggespendet. Sophie Laeisz, Max Schinckel,Edmund Siemers, Augustus Friedrich Vor-werk, Gustav Adolph Vorwerk und AdolphWoermann stellten jeweils 50.000 Mark zurVerfügung, Wilhelm Breymann und Ger-hard Julius Cords jeweils 30.000 Mark. Dieübrigen Donatoren stifteten zumeist Bei-träge zwischen 10.000 und 25.000 Mark.5

| 25 |

··············································································································································1 Die beiden Zitate bei: Werner von Melle, Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft 1891–1921. Rückblicke undpersönliche Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923, S. 362; Gustav Schiefler, Eine hamburgische Kulturgeschichte:1890-1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 360.2 Sie wurden in einem Aufruf, der in verschiedenen Hamburger Zeitungen erschien, als „Begründer der Stif-tung“ bezeichnet (vgl. die Aufzählung ihrer Namen bei Melle, Wissenschaft, S. 407, nach der ich mich in den wei-teren Ausführungen richte).3 Vgl. hierzu (außer den in Anm. 1 genannten Werken): Gerhard Ahrens, Hanseatische Kaufmannschaft undWissenschaftsförderung. Vorgeschichte, Gründung und Anfänge der „Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung“von 1907, in: Vierteljahreshefte für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 66 (1979), S. 216–230, vor allem S. 223 ff.;ders., Werner von Melle und die Hamburgische Universität, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte66 (1980), S. 63–93, S. 70 f.; ders., Kaufmannschaft und Wissenschaftsförderung. 75 Jahre Hamburgische Wissen-schaftliche Stiftung, in: uni hh 13, 2 (1982), S. 14–15; ders., Hamburg hatte die erste Stiftungsprofessur. Pionier-tat Werner von Melles noch vor der Universitätsgründung, in: uni hh 19, 4 (1988), S. 27–30; Hans Fischer, DieHamburger Südsee-Expedition. Über Ethnographie und Kolonialismus, Frankfurt am Main 1981; Dörte Fou-quet, Die Gründung der Hamburgischen Universität, Potsdam 1999, S. 61 ff. [fehlerhaft]; Frank Laubert, Ein festgeknüpftes Netz. Stiftungsförderung von Wissenschaft und Forschung, in: Deutsche Stiftungen. Mitteilungen desBundesverbandes deutscher Stiftungen 16, 1 (2002), S. 67–68 sowie Friedrich Lübbren, 45 Jahre HamburgischeWissenschaftliche Stiftung 1907–1952, Hamburg 1952, vervielfältigtes Manuskript.4 Vgl. Helga Krohn, Die Juden in Hamburg (1848–1918), Hamburg 1974, S. 120.5 Vgl. Lübbren, Stiftung, S. 4 f. sowie das Hauptbuch Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung 1906 ⁄1914.··············································································································································

Page 28: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 26 |

Die Tochter des Kaufmanns und Getreide-maklers Gustav Lattmann heiratete 1866den Kaufmann Erdwin Amsinck. 1874kehrte das Ehepaar aus New York nachHamburg zurück, wo Erdwin Amsinck 1850 die Firma L. E. Amsinck als Agentur derväterlichen Firma Johannes Schuback &Söhne gegründet hatte. Beide lebten fortanals Privatiers An der Alster in einem kom-fortablen Wohnhaus, wo Erdwin eine be-deutende Gemäldegalerie anlegte. Das kin-derlose Ehepaar reiste viel, nicht nur nachFrankreich und Italien, wo sie diverseKünstler besuchten, sondern auch in dieTürkei, nach Ägypten, Palästina und Russ-land. Nach dem Tod Antonie Amsincks(Erdwin war bereits 1897 gestorben) wurdedas Vermögen zur Gründung der ErdwinAmsinck-Stiftung verwandt. Diese nochheute existierende Einrichtung unterstütztjunge Künstler, vor allem Maler. Die Ge-mäldegalerie, deren Wert auf 4.524.500Mark geschätzt wurde, erhielt die Hambur-ger Kunsthalle. Für Jahrzehnte war es dasletzte Mal, dass dieser eine geschlossene Pri-

vatsammlung vermacht wurde. Auf einerGedenktafel in der Rotunde der Kunsthallewird das Ehepaar als Stifter gewürdigt.

··············································································································································Amsinck, Oswald R.: Erdwin Amsinck (1826–1897) und seine Stiftung, in: Hamburgische Geschichts- und Hei-matblätter 13,5 (1994), S. 113–119; Art. Amsinck, in: Deutsches Geschlechterbuch 127, Limburg 1961, S. 17–95; Art.Amsinck, in: Deutsches Geschlechterbuch 205, Limburg 1997, S. 1–33; Bastek, Alexander: Die Sammlung Erdwinund Antonie Amsinck, in: Luckhardt, Ulrich (Hg.): Private Schätze: Über das Sammeln von Kunst in Hamburgbis 1933, Hamburg 2001, S. 46–51; Hauschild-Thiessen, Renate: Art. Amsinck, Erdwin, in: Hamburgische Bio-grafie 2, Hamburg 2003, S. 27–28; Hintze, Otto: Die niederländische und hamburgische Familie Amsinck. Dritter Band: Von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Hamburg 1932, S. 96–97; Möring, Maria:1757–1957. 200 Jahre Johannes Schuback & Söhne. Familie und Firma in Hamburg, Hamburg 1957··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

1. Helene Marie Antonie Amsinck (1848–1921)

Helene Marie Antonie Amsinck (nach 1900)

Page 29: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Nachdem Amsinck seine Lehrzeit in derväterlichen Firma Johannes Schuback &Söhne beendet hatte, ging er zur weiterenAusbildung nach Portugal, Spanien, Frank-reich und England. Seit 1858 arbeitete er inNew York bei seinem Bruder Erdwin in des-sen Firma L. E. Amsinck. Diese betrieb au-ßer Im- und Export auch Bankgeschäfteund gehörte 1870 zu den Mitbegründern derheutigen Commerzbank. Anfang der 1860erJahre wurde Gustav Amsinck Teilhaber,nach Erdwins Rückkehr in seine Heimat-stadt Hamburg (1874) führte er allein dieFirma weiter, seit 1876 unter dem Namen G. Amsinck & Co. Schon vor Erdwins Aus-scheiden hatte die Firma einen bedeutendenAufschwung genommen; auch unter neuemFirmennamen ging diese positive Entwick-lung weiter. Als Nachfolger seines Bruderswar Gustav Amsinck von 1881 bis 1888 por-tugiesischer Generalkonsul in New York, woer sich vor allem auf kulturellem Gebiet en-gagierte. So förderte er in New York das Me-tropolitan Museum of Art.

| 27 |

··············································································································································Art. Amsinck, in: Deutsches Geschlechterbuch 127, Limburg 1961, S. 17–95; Art. Amsinck, in: Deutsches Geschlech-terbuch 205, Limburg 1997, S. 1–33; Hauschild-Thiessen, Renate: Art. Amsinck, Gustav, in: Hamburgische Bio-grafie 2, Hamburg 2003, S. 29; Hintze, Otto: Die niederländische und hamburgische Familie Amsinck. DritterBand: Von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Hamburg 1932, S. 106–109; Möring, Maria: 1757–1957. 200 Jahre Johannes Schuback & Söhne. Familie und Firma in Hamburg, Hamburg 1957 ··············································································································································

··············································································································································

2 Gustav Amsinck (1837–1909)

Gustav Amsinck, Staatsarchiv Hamburg

Page 30: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 28 |

Bach, der aus einer Bauernfamilie stamm-te, wuchs im thüringischen Langendorf auf.Aufgrund seiner musischen Begabung sollteer ursprünglich Kantor werden, absolviertejedoch in Weißenfels eine Maurerlehre undging anschließend nach Leipzig, wo er aufder Baugewerkschule ein Stipendium er-hielt. Von dort aus machte er sich 1885 auf,um mit seiner jungen Familie über Ham-burg auszuwandern, blieb dann aber in derHansestadt. 1891 wurde er in den Hambur-gischen Staatsverband aufgenommen. Bach,mit kaufmännischem Geschick ausgestattet,ahnte vor allen Anderen das neue ZentrumHamburgs im Gebiet zwischen Hauptbahn-hof und Börse voraus und sicherte sich dortgroße Terrains. Als selbstständiger Architekterrichtete er zahlreiche Mietshäuser, Villen,Wohn- und Kontorhäuser (gerade bei derAusbildung dieses Bautyps hat er eine be-deutende Rolle gespielt). Bei der Entste-hung der Mönckebergstraße wirkte er seit

1908 entscheidend mit. So wurden u. a. diebeiden dort zuerst gebauten Gebäude vonihm gestaltet: Der Barkhof, dessen Eigentü-mer er zugleich war, und das Südseehaus.Auch der 1911/1912 errichtete Hubertushof(seit Mitte der 1930er Jahre Levantehaus ge-nannt) geht auf ihn zurück. Bachs Name istaußerdem in Zusammenhang mit der wech-selvollen Geschichte des 1891 nach einemEntwurf des Bildhauers Louis Hasselriis er-stellten Heine-Denkmals zu nennen: Hein-rich Julius Campe (1848–1909) hatte dieses1909 Bach überlassen. Als das daraufhin imBarkhof aufgestellte Denkmal Anfang der1920er Jahre von Antisemiten beschmiertwurde, ließ es Bach durch einen Bretterver-schlag schützen. 1925 wurde es nach Altonagebracht und 1927 im Donners Park aufge-stellt. Hier befand es sich bis 1934, ehe esschließlich 1939 nach Toulon kam, wo esnoch heute steht.

··············································································································································Goral-Sternheim, Arie: Heines Rückkehr nach Hamburg 188?–?, Hamburg 1980; Hamburger Nachrichten Nr. 288 (14. Oktober 1935): Nachruf Franz Bach; Heizmann, Erwin: Draußen vor der Museumstür, in: Verfolgtund Verführt. Kunst unterm Hakenkreuz in Hamburg 1933–1945, S. 99–107; Hipp, Hermann: Für Gottfried Sem-per, in: Architektur in Hamburg. Jahrbuch 2003, S. 128–135; Mitteldeutsche Nationalzeitung (11. April 1936):Nachruf Franz Bach; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte: 1890–1920. Beobachtungen einesZeitgenossen, Hamburg 1985, S. 443, 481 ff.··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

3. Franz Albert Bach (1865–1935)

Page 31: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 29 |

··············································································································································

Franz Albert Bach

Page 32: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 30 |

Beit, der gleich nach seiner Geburt getauftworden war, entstammte einer wohlhaben-den jüdischen Familie. Der in Hamburg ge-borene Bankier und Unternehmer wurdedurch die Ausbeutung südafrikanischerGold- und Diamantenfelder zum Milliar-där. Er galt als einer der reichsten Männerseiner Zeit. Beit war 1875 nach Kimber-ley/Südafrika gegangen. Dort machte er sichbald selbstständig und gründete mit JuliusWernher die rasch aufblühende FirmaWernher, Beit & Co. 1882 wurde Cecil Rho-des auf Beit aufmerksam (beide verbandspäter eine enge Freundschaft) und errich-tete mit ihm 1888 die berühmte De BeersConsolidatet Mines Ltd. Im selben Jahr ließsich Beit in London nieder. Große Teile sei-nes Vermögens nutzte er zur Unterstützungverschiedener Wohltätigkeits- und Bil-dungseinrichtungen in Hamburg, Londonund Südafrika. Eine beträchtliche Summeinvestierte er in seine seit 1888 zusammenge-tragene Kunstsammlung. Auf einer Ge-denktafel in der Rotunde der HamburgerKunsthalle wird Beit für die Jahre 1891, 1901und 1905 als Stifter gewürdigt, der deren

Sammlungen vermehrt habe. Zur Erinne-rung an Alfred Beit wurde 1967 in Harveste-hude ein Weg nach ihm benannt.

··············································································································································Beit, Alfred; Lockhart, John Gilbert: The will and the way: being an account of Alfred Beit and the trust whichhe founded, 1906–1956, London 1958; Bode, Wilhelm von: Die Kunstsammlungen des Herrn Alfred Beit im Stadt-hause in Park Lane zu London, Berlin 1904; ders.: Mein Leben, Band 1: Textband, hg. von Thomas W. Gaeht-gens und Barbara Paul, Berlin 1997, S. 247 ff., 333 ff.; Fort, Georg Seymour: Alfred Beit. A Study of the Man andhis Work, London 1932; Justus, Christian: Das Leben und Wirken des Hamburger Kaufmanns Alfred Beit,Diplomarbeit Universität Hamburg 1990; Klemm, David: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Band 1: Von den Anfängen bis 1945, Hamburg 2004; Möring, Maria: Art. Beit, Alfred, in: NDB 2, Berlin 1955,S. 23–24··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

4. Alfred Beit (1853–1906)

Alfred Beit (1905)

Page 33: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Blohm, Neffe des Werftgründers Her-mann Blohm, wurde als eins von siebenKindern Georg Heinrich Blohms, des Mit-begründers der Firmen G. H. und L. F.Blohm zu Hamburg und Blohm & Co. inVenezuela, geboren. Er arbeitete in Ham-burg als Rechtsanwalt und war mit demNotar Dr. David Friedrich Weber befreun-det. Wie dieser war er ein passionierter Gra-

phiksammler. Außerdem besaß er eine um-fangreiche Sammlung von Handzeichnungen.Die deutschen, speziell die hamburgischenZeichnungen der ersten Hälfte des 19. Jahr-hunderts waren das Lieblingsgebiet seinerSammeltätigkeit. Blohm trat nur wenig andie Öffentlichkeit und war nach außen hinkaum als Sammler bekannt.

| 31 |

··············································································································································Art. Blohm, in: Deutsches Geschlechterbuch 205, Limburg 1997, S. 67–136; Luckhardt, Ulrich: Kleines Lexikonder Hamburger Kunstsammler, in: Ders. (Hg.): Private Schätze: Über das Sammeln von Kunst in Hamburg bis1933, Hamburg 2001, S. 217; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte: 1890–1920. Beobachtungeneines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 135··············································································································································

··············································································································································

5. Georg Hermann Friedrich Blohm (1866–1926)

Page 34: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 32 |

Blohm wurde in Lübeck als eines von sie-ben Kindern des Überseekaufmanns GeorgBlohm geboren. Nach der Lehrzeit in Lü-beck und Bremen besuchte er die HöherenTechnischen Lehranstalten in Hannover,Zürich und Berlin zum Studium der Inge-nieurwissenschaften und machte Anfang1872 Examen. Er ging 1873 für drei Jahrenach England. 1877 gründete er mit dem In-genieur Ernst Voss die Schiffswerft und Ma-schinenfabrik Blohm & Voss, die sich (nachschweren Anfangsjahren) unter seiner Füh-rung bis 1914 durch ihre Bauten für die deut-sche Handelsmarine, vor allem für die HA-PAG, und für die kaiserliche Marine zu einerweltbekannten Firma entwickelte. Blohmwar entschiedener Gegner der aufstreben-den Arbeiterbewegung. Um „sozialdemo-kratischen Bestrebungen“ innerhalb der Be-legschaft den Boden zu entziehen, wurde beiBlohm & Voss bereits 1882 eine betrieblicheKrankenkasse eingeführt. Blohm war Mit-glied, Initiator und Vorsitzender einer Viel-zahl von Wirtschaftsgremien und Industrie-verbänden. 1914 bzw. 1916 traten BlohmsSöhne Rudolf bzw. Walther als persönlichhaftende Gesellschafter in die Firma ein.

Zur Erinnerung an Adolph Hermann Blohmwurde 1977 in Steinwerder eine Straße nachihm benannt.

··············································································································································Art. Blohm, in: Deutsches Geschlechterbuch 205, Limburg 1997, S. 67–136; Küttner, Sibylle: Art. Blohm, AdolphHermann, in: Hamburgische Biografie 3, Göttingen 2006, S. 45–47; Lehmann, Eike: 100 Jahre Schiffbautechni-sche Gesellschaft. Biografien zur Geschichte des Schiffbaus (Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft; Suppl. 2),Berlin u. a. 1999, S. 49–55; Prager, Hans G.: Blohm + Voss. Schiffe und Maschinen für die Welt, Herford 1977;Stahl, Friedrich-Christian: Art. Blohm, Hermann, in: NDB 2, Berlin 1955, S. 312–313; Witthöft, Hans Jürgen:Tradition und Fortschritt: 125 Jahre Blohm & Voss, Hamburg 2002, S. 2–192··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

6. Adolph Hermann Blohm (1848–1930)

Adolph Hermann Blohm, Staatsarchiv Hamburg

Page 35: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Die Tochter des Großkaufmanns und Ree-ders Carl Woermann heiratete 1877 denKaufmann Johannes Friedrich Eduard Boh-len. Dieser trat 1880 als Teilhaber in dieFirma C. Woermann ein. Vier Jahre späterwurde er Vorstand der Woermann-Linie;außerdem war er Direktionsmitglied derDeutschen Ostafrika-Linie. In den Jahren1889, 1892 und 1895 gehörte Eduard Bohlender Handelskammer an. Von 1892 bis 1900war er Generalkonsul des Kongostaates inHamburg. (Der belgische König Leopold II.hatte sich 1885 zu dessen Souverän prokla-miert. Kongo war gewissermaßen eine Ko-lonie ohne Mutterland, entsprechend unge-stört konnten ihn Konzessionsgesellschaftenausbeuten. Dabei fanden brutalste Verbre-

chen an der einheimischen Bevölkerungstatt, von denen der Monarch im Übrigenwusste.) Nach der Heirat wohnte das Ehe-paar Bohlen zunächst am Schwinemarkt 47 b, seit 1881 in der Armgartstraße 12. 1892 zogen sie nach Harvestehude in die Bade-straße 42 um, wo Luise auch nach dem Todihres Mannes (1901) wohnen blieb. Seitdemwar sie Teilhaberin der Firma C. Woermannund Vorstandsmitglied der Woermann-Li-nie. Der Ehe entstammten vier Kinder:Margarethe, Thekla, Melita und Lothar. Aufeiner Gedenktafel in der Rotunde der Ham-burger Kunsthalle wird „Frau Gen. Kons.Bohlen“ für das Jahr 1901 als Stifterin ge-würdigt, die deren Sammlungen vermehrthabe.

| 33 |

··············································································································································Art. Woermann, in: Deutsches Geschlechterbuch 142, Limburg 1966, S. 461‒483; Hintze, Otto: Geschichte des Ge-schlechts Bohlen aus Lehe (Wesermünde), Hamburg 1927, S. 80 ff.; Vogel, Johannes: Diplomatische und konsula-rische Vertretungen fremder Staaten in Hamburg 1870‒1929. Zusammengestellt nach den hamburgischen Staats-handbüchern, Hamburg 1986, S. 48··············································································································································

··············································································································································

7. Luise Friederike Bohlen (1853–1949)

Page 36: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 34 |

Breymann kam 1874 nach Hamburg underöffnete unter seinem Namen ein Geschäft.1877 nahm er den Sohn des bekannten Se-nators Hübener in seine Firma auf, die seit-dem Breymann & Hübener hieß. In den1890er Jahren trat dieser wieder aus derFirma aus und Breymann war fortan bis 1915 – dem Jahr, als er Walther Nöhring als Teil-haber in seine seit 1913 bestehende GmbHaufnahm – alleiniger Inhaber. Das Unter-nehmen nahm 1877 den Vertrieb deutscherMaschinen nach überseeischen Ländernauf. Exportiert wurden u. a. Salpeterfabri-ken, Lokomotiven und landwirtschaftlicheMaschinen. Neben dem Exportgeschäftkümmerte sich Breymann auch um die För-derung technischer Innovationen. Nach1918 konzentrierte sich die Firma auf denImport von Mineralschmierölen („Mete-or“). Bereits 1903 erschien eine Schrift Brey-manns, in der er für Hamburg die Grün-dung einer Handelshochschule forderte,sich jedoch gegen die Errichtung einer Uni-versität aussprach.

··············································································································································Breymann, Wilhelm: Bildung und Aufgaben des Großkaufmanns, Hamburg 21903; Breymann & Hübener, in:Das Buch der alten Firmen der Freien und Hansestadt Hamburg, Leipzig [1930], S. IV 17; Eckstein, Julius (Hg.):Breymann & Hübener, in: Historisch-biographische Blätter. Der Staat Hamburg. 15. Lieferung, Berlin, Ham-burg, Wien 1905⁄06 ··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

8. Eduard Heinrich Emil Wilhelm Breymann (geb. 1845)

Eduard Heinrich Emil Wilhelm Breymann (1905)

Page 37: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Bruns war zusammen mit GeneralkonsulAugust Goßmann Teilhaber der 1830 ge-gründeten Lübecker Holzgroß- und Im-porthandlung Goßmann & Jürgens, dieauch Hobel- und Sägewerke betrieb. Sein

Vermögen betrug 1912 (laut dem nicht im-mer zuverlässigen Jahrbuch der Millionäre)1,6 Millionen Mark. Er wohnte im Harves-tehuder Weg 19.

| 35 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre inden drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 39··············································································································································

··············································································································································

9. Gerhard Bruns

Page 38: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 36 |

Der gebürtige Hamburger Cords erwarbdas hamburgische Bürgerrecht 1859. Erwurde später Inhaber der Bank GerhardJulius Cords, die ihren Geschäftssitz in derKatharinenstraße 10 hatte. Prokurist warHermann Ferdinand Otto Patow, welcherwiederum für das Jahr 1909 als Inhaber der1765 gegründeten Spirituosenhandelsfirma

D. A. Cords Söhne genannt wird. Cords’Privatwohnung befand sich zunächst imGrimm 19, später in der Moorweidenstraße18. Auf einer Gedenktafel in der Rotundeder Hamburger Kunsthalle wird er für dasJahr 1914 als Stifter gewürdigt, der derenSammlungen vermehrt habe.

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Hamburgs Handel und Verkehr. Illustriertes Export-Handbuch der Börsenhalle 7 (1909 ⁄11), Hamburg, S. I 61; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregister des Amts-gerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt auf Grund deramtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 120··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

10. Gerhard Julius Cords (geb. 1834)

Page 39: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Craass war im Jahr 1889 Prokurist in derFirma Richard Brückner. Später war er als„Makler in Drogen und Chemikalien“ allei-niger Inhaber der Import- und ExportfirmaEduard Craass, die ihren Geschäftssitz in

der Katharinenstraße 38/39 hatte. Außer-dem war er Mitinhaber der ZigarrenfabrikE. Craass & Co. Sein Vermögen betrug 19121,8 Millionen Mark. Craass wohnte zusam-men mit seiner Frau am Rondeel 15.

| 37 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre inden drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 36; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregis-ter des Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestelltauf Grund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 122··············································································································································

··············································································································································

11. Eduard Craass (geb. 1861)

Page 40: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 38 |

Mitte der 1850er Jahre gründete TheodorWille ein Export- und Importgeschäft, dassich auf den Handel mit Brasilien konzen-trierte. 1875 trat Carl Diederichsen in dieFirma Theodor Wille ein, einige Jahre spä-ter auch dessen Bruder Gustav. Das Ge-schäft verfügte 1885 über ein Betriebskapitalvon etwa zwei Millionen Mark. Es zählte zuden bedeutendsten Handelshäusern in Ham-burg. Exportiert wurden vor allem Maschi-

nen sowie Manufaktur- und Stapelwaren,bei den Importen handelte es sich vor allemum Kaffee, außerdem noch Kautschuk, Ta-bak und Kakao. Diederichsen war Mitgliedim Aufsichtsrat der Commerz- und Diskon-tobank. Auf einer Gedenktafel in der Ro-tunde der Hamburger Kunsthalle wird erfür die Jahre 1912 und 1917 als Stifter gewür-digt, der deren Sammlungen vermehrt habe.

··············································································································································Art. Diederichsen, Carl, in: DBE 2, München, New Providence, London u. a. 1995, S. 515; Eckstein, Julius (Hg.):Theodor Wille, in: Historisch-biographische Blätter. Der Staat Hamburg. 15. Lieferung, Berlin, Hamburg, Wien1905 ⁄06; Muziol, Roman: Art. Diederichsen, Carl, in: NDB 3, Berlin 1957, S. 639–640··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

12. Gustav Diederichsen (1852–1924)

Page 41: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Die Brüder Leopold Durlacher (geb. 1855)und Leopold Moritz Durlacher, beide imbadischen Kippenheim geboren, waren persönlich haftende Gesellschafter der Im-port- und Exportfirma Gebrüder Durlacher, P. Samuel Durlacher fungierte als Prokurist.Die Firma hatte ihren Geschäftssitz in Stein-werder an der Ecke Kupferdamm und Nor-derelbstraße und organisierte u. a. den Ge-neralvertrieb des Bieres „Eberl-Bräu“ aus der

Münchener Actienbrauerei zum Eberl-Fa-ber. Leopold wohnte in der Heimhuder Str.33 a, Leopold Moritz im Jungfrauenthal 12.Leopold Moritz Durlacher war im erstenVorstand des am 1. Dezember 1918 gegrün-deten Jüdischen Schulvereins und in derDeputation des Deutsch-Israelitischen Wai-seninstitutes, dessen Vorsitzender über vieleJahre Max Moritz Warburg war.

| 39 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Lorenz, Ina: Die Juden in Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik. Eine Do-kumentation, 2 Bände, Hamburg 1987; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregisterdes Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt aufGrund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 153··············································································································································

··············································································································································

13. Familie Durlacher

Page 42: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 40 |

Ertel gründete 1872 zusammen mit Gott-hilf Rudolf Bieber und zwei Kommandi-tisten die Firma Ertel, Bieber & Co., dieKommissionsgeschäfte mit verschiedenenWaren als Im- und Exporteur betrieb. DieFirma importierte den schwefelreichen spa-nischen Kies nach Deutschland, eine Tätig-keit, die 1882 zur Gründung der eigenenKupferhütte Ertel, Bieber & Co. in Ham-burg führte. 1904 baute die Firma in Wil-helmsburg an der heutigen Julius-Ertel-Straße Wohnhäuser. Ertel war Aufsichtsrats-vorsitzender bei der Vereinsbank in Hamburg(1913–1922). Außerdem gehörte er u. a. demAufsichtsrat der Deutschen Dampfschiff-fahrts-Gesellschaft Kosmos und der Anglo-Continentalen (vormals Ohlendorff ’schen)Guano-Werke an. Von 1887 bis 1892 war erMitglied der Handelskammer, 1893 wurdeer Mitglied der Finanzdeputation.

··············································································································································Jahrbuch der Hamburger Börse sowie Bremen und Hannover. Ausgabe 1900 ⁄1901. Handbuch der Aktien-Gesell-schaften von Hamburg, Bremen, Lübeck, Schleswig-Holstein, Hannover, Oldenburg und Mecklenburg, Leipzig91900, S. 314; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in den drei Hansestäd-ten, Berlin 1912, S. 9; Mathies, Otto: Hamburgs Reederei 1814–1914, Hamburg 1924, S. 107, 117; Matthies, Wal-ther: Vereinsbank in Hamburg. Biographien der Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder seit der Gründung derBank im Jahre 1856, Hamburg 1970, S. 61 f., 161 f.; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossen-schaftsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusam-mengestellt auf Grund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 170··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

14. Julius Carl Ertel (1846–1922)

Julius Carl Ertel, Staatsarchiv Hamburg

Page 43: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Feddersen war Mitinhaber der FirmaThomsen & Co., die Niederlassungen imsüdbrasilianischen Rio Grande do Sul und

in New York hatte. Sein Wohnsitz befandsich in der Bellevue 27.

| 41 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908··············································································································································

··············································································································································

15. Gustav Feddersen

Page 44: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 42 |

Godeffroy studierte Jura in Bonn und ar-beitete später als Advokat in Hamburg. Seit1871 lebte er auf dem 1.754 ha großen GutLehmkuhlen in Holstein. Bei der Liquida-tion von J. C. Godeffroy & Sohn 1879 –Wilhelm war der Vetter Johan Cesar vi. Go-deffroys, hatte sich jedoch nicht bereit er-klärt, die fehlenden Gelder zur Rettung dermaroden Firma aufzubringen – übernahmer für 500.000 Mark das Museum Godef-froy mit seiner bedeutenden Südseesamm-lung. Dieses wollte er dem Staat Hamburgunter bestimmten Voraussetzungen schen-ken, was jedoch scheiterte. Als Wilhelm Go-deffroy starb, hinterließ er ein Vermögenvon fast 50 Millionen Mark. Die von ihmmit einem Teil dieses Vermögens begrün-dete Dr. Wilhelm Martin von Godeffroy-Familien-Fideikommiß-Stiftung wurde 1905durch Beschluss des hamburgischen Senatsgenehmigt. 1906 sagte Senator Dr. Carl Au-gust Schröder, der die Stiftung verwaltete,seinem Kollegen von Melle eine Spende fürdie geplante HAMBURGISCHE WISSEN-SCHAFTLICHE STIFTUNG zu.

··············································································································································Ahrens, Gerhard: Krisenmanagement 1857. Im Schriftwechsel der Geschwister Jenisch und Godeffroy widergespie-gelte Weltwirtschaftskrise und ihre Lösung in Hamburg 1857, Hamburg 1980, S. 91; Art. Godeffroy, in: DeutschesGeschlechterbuch 127, Limburg 1961, S. 277–315; Hoffmann, Gabriele: Das Haus an der Elbchaussee. Die Godef-froys – Aufstieg und Niedergang einer Dynastie, Hamburg 1998, S. 204, 448 f.; Kranz, Helene: Das MuseumGodeffroy: 1861–1881. Naturkunde und Ethnographie der Südsee. Jenisch-Haus Hamburg, 15. November 2005 bis14. Mai 2006, Hamburg 2005; Melle, Werner von: Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft 1891–1921. Rückblickeund persönliche Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923, S. 388; Möring, Maria: Die Hugenottenfamilie Godef-froy, Hamburg 1990, S. 14, 28, 34··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

16. Wilhelm Martin von Godeffroy (1834–1904) · Dr. WilhelmMartin von Godeffroy-Familien-Fideikommiß-Stiftung

Wilhelm Martin von Godeffroy, Staatsarchiv Hamburg

Page 45: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Hallgartens Vermögen betrug 1912 zweiMillionen Mark. Der Kaufmann übteaußerdem von 1907 bis 1914 das Amt des

Königlich Serbischen Generalkonsuls fürHamburg, Bremen und Lübeck aus. Erwohnte An der schönen Aussicht 12.

| 43 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre inden drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 33; Vogel, Johannes: Diplomatische und konsularische Vertretungen frem-der Staaten in Hamburg 1870–1929. Zusammengestellt nach den hamburgischen Staatshandbüchern, Hamburg1986, S. 83··············································································································································

··············································································································································

17. Albert N. Hallgarten

Page 46: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 44 |

Dr. Hardy war 1879 Mitbegründer desBankgeschäfts Hardy & Hinrichsen. In denfolgenden Jahrzehnten gehörte die Firma zuden wenigen Privatbanken, die gegen dieimmer stärker werdende Konkurrenz derAktienbanken bestehen konnte. Die Bankfungierte vor allem als Zahlstelle für Cou-pons und Dividendenscheine und stand mit

der Norddeutschen Bank in laufender Ver-bindung. Für das Jahr 1906 ist Hardy als al-leiniger Inhaber der Firma genannt, dem alsProkuristen Albert Müller und Robert Götzzur Seite standen. Hardy gehörte außerdemdem Aufsichtsrat der Deutschen Ostafrika-Linie an. Von 1884 bis 1905 war er türkischerGeneralkonsul in Hamburg.

··············································································································································Eckstein, Julius (Hg.): Hardy & Hinrichsen, in: Historisch-biographische Blätter. Der Staat Hamburg, 6. Liefe-rung, Berlin, Hamburg, Wien 1905⁄06; Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburgund Schleswig-Holstein, Ausgabe Großraum Hamburg: Hamburg 1908; Hamburgischer Correspondent Nr. 392(5. August 1910): Beerdigung Rudolf Hardy; Jahrbuch der Hamburger Börse sowie Bremen und Hannover. Aus-gabe 1900 ⁄1901. Handbuch der Aktien-Gesellschaften von Hamburg, Bremen, Lübeck, Schleswig-Holstein, Han-nover, Oldenburg und Mecklenburg, Leipzig 91900, S. 178; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Ein-kommens der Millionäre in den drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 40; Vogel, Johannes: Diplomatische undkonsularische Vertretungen fremder Staaten in Hamburg 1870–1929. Zusammengestellt nach den hamburgischenStaatshandbüchern, Hamburg 1986, S. 88··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

18. Rudolf Hardy (1851–1910)

Page 47: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Heckscher gründete bereits 1864 in Ham-burg eine Importfirma. Als sein Vater, derHamburger Anwalt und Politiker MoritzHeckscher, 1867 starb, wanderte der getaufteJude in die USA aus. Zunächst arbeitete erdort in der Steinkohlenmine seines CousinsRichard Heckscher. Später gründete er mitdiesem die Firma Richard Heckscher &Company. Einige Jahre später organisierteer die Zinc and Iron Company, in der er Vi-zepräsident wurde. 1897 vereinigte sich diesemit anderen Gesellschaften zur New JerseyZinc Company mit Heckscher als Manager.1904 begründete er die Vermont CopperCompany, deren Präsident er wurde. Auchin zahlreichen anderen Gesellschaften warHeckscher als Präsident tätig, u. a. in derAnahama Realty Corporation. Durch deren

Geschäfte mit Grundeigentum und Immo-bilien in New York erwarb er sich hohes An-sehen. Heckscher engagierte sich sowohl imsozialen als auch im kulturellen Bereich: Soentwickelte er z. B. in New York City Mo-dellunterkünfte für Bedürftige. In Hunting-ton erwarb er den später nach ihm be-nannten Heckscher State Park. 1919 ließ erdort ein Kunstmuseum errichten, für das er 185 Kunstwerke aus verschiedenen Epochenspendete (das heutige Heckscher Museumof Arts). 1922 vermachte er der HAMBUR-GISCHEN WISSENSCHAFTLICHENSTIFTUNG einen Betrag von zehn Millio-nen Mark, verbunden mit der Auflage, dieseZuwendung unter der Bezeichnung „Dr.Moritz Heckscher Fonds“ gesondert vomsonstigen Stiftungsvermögen zu verwalten.

| 45 |

··············································································································································Art. Heckscher, Moritz, in: Schröder, Hans (Hg.): Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart 3,Hamburg 1857, S. 138; Klötzer, Wolfgang: Art. Heckscher, Moritz, in: NDB 8, Berlin 1969, S. 186; Melle, Wernervon: Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft 1891–1921. Rückblicke und persönliche Erinnerungen, Band 1, Ham-burg 1923, S. 405··············································································································································

··············································································································································

19. Carl August Heckscher (1848–1941)

Page 48: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 46 |

Nach Beendigung der Schule widmete sichHeidmann dem kaufmännischen Beruf undverbrachte längere Zeit in Frankreich undEngland. Er übernahm 1887 zusammen mitseinem Bruder John Henry Heidmann dasvon seinem Vater 1848 gegründete Steinkoh-len-Importgeschäft H. W. Heidmann, mitdem auch eine Reederei verbunden war.Drei eigene Kohlendampfer liefen nachEngland und Schottland, die Firma hatte u. a. in Altona, Berlin und Hull Niederlas-sungen. Seit dem Tod des Bruders 1908 warHeidmann alleiniger Firmeninhaber. 1904kam er in die Bürgerschaft (dort war er bis1909 Mitglied und gehörte zu der Fraktionder Rechten), 1909 wurde er zum Senatorgewählt (dieses Amt übte er bis zu seinemTode aus). Heidmann war u. a. stellvertre-tender Präses der Deputation für Handel,Schiffahrt und Gewerbe. Bei der Universi-tätsdebatte in der Bürgerschaft im Oktober1913 trat er für die Errichtung einer Univer-sität ein.

··············································································································································Hamburger Fremdenblatt Nr. 67 (20. März 1909): Senatswahl; Hamburger Nachrichten Nr. 262 (8. Juni 1914):Nachruf Robert Heidmann; Melle, Werner von: Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft 1891–1921. Rückblickeund persönliche Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923, S. 405; Band 2, Hamburg 1924 S. 229, 273ff.; Neue Ham-burger Zeitung Nr. 262 (8. Juni 1914): Nachruf Robert Heidmann; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kul-turgeschichte: 1890–1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 41; Zum 15. September 1912, Ham-burg 1912 [Fotoalbum]··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

20. Robert Woldemar Heidmann (1858–1914)

Robert Woldemar Heidmann, Staatsarchiv Hamburg

Page 49: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Kugelmann machte sich, nachdem er inden 1860er Jahren für die Firmen H. C.Meyer und Heinrich Ad. Meyer tätig gewe-sen war, 1871 unter dem Namen Ferd. Ku-gelmann selbstständig (ab 1892: Ferd. Kugel-mann GmbH). Die Firma betrieb Ex- undImportgeschäfte. Exportiert wurde nachAfrika, Australien, Indien und vor allemnach Lateinamerika, und zwar u.a. Bauma-terialien, Glaswaren, Lebensmittel und Ma-schinen. Importiert wurden u. a. Elfenbein,Perlen, Kaffee und Hanf. Von 1881 bis 1885war Kugelmann Konsul der ArgentinischenRepublik, von 1902 bis 1915 Konsul vonGuatemala in Hamburg. Er engagierte sichnicht nur für die HAMBURGISCHE WIS-SENSCHAFTLICHE STIFTUNG, son-dern konzipierte auch die 1907 eingeweihteReitbahn an der Rothenbaumchaussee. In der„Hamburger Woche“ wird er als einer „un-serer bekanntesten und beliebtesten Sport-freunde“ bezeichnet. Bereits 1900 gründeteer mit dem Rechtsanwalt Dr. Kaemmererden Hamburger Reitverein. Kugelmannstarb als Dissident: Nach seinem Austrittaus der jüdischen Gemeinde war er nichtzum Christentum übergetreten.

| 47 |

··············································································································································Hauschild-Thiessen, Renate: Ferdinand Kugelmann (1840–1915), Mitbegründer der Hamburgischen Wissenschaft-lichen Stiftung, und das Ende seiner Familie, in: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter 14 (2002), S. 222–241; Niemeyer, E.: Das Reitfest in der neuen Reitbahn Rotherbaum, in: Hamburger Woche Nr. 17 (24. April 1907),S. 10–11··············································································································································

··············································································································································

21. Ferdinand Kugelmann (1840–1915)

Ferdinand Kugelmann (Gemälde von Federico de Madrazo )

Page 50: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 48 |

Die fünfte Tochter des SchiffsmaklersChristian Ludwig Knöhr heiratete 1852 denReeder, Kaufmann und Assekuradeur CarlLaeisz. Nach dessen Tod 1901 blieb sie Inha-berin der Firma F. Laeisz. In der Folgezeitkümmerte sie sich um die Erziehung ihrerbeiden Enkel, die nach dem frühen Tod ih-res Sohnes Carl Ferdinand im Jahr 1900 ver-waist waren. Sophie Laeisz war sowohl in so-zialer Hinsicht als auch im Bereich derKultur sehr aktiv: Die 1901 gegründete So-phie-Laeisz-Stiftung unterhielt das bereits1858 eingerichtete Laeisz-Stift in St. Pauli.Im gemeinschaftlichen Testament von So-phie und Carl Laeisz war bestimmt, dass 1,2Millionen Mark „zur Erbauung einer Mu-sikhalle in Hamburg“ gespendet werdensollten. Später stockte Sophie Laeisz dieBausumme auf zwei Millionen Mark auf.

··············································································································································Hamburger Abendblatt Nr. 186 (13. August 1986): Familie Laeisz – stets mit Alsterblick; Hamburger Fremden-blatt Nr. 28 (3. Februar 1912): Nachruf Sophie Laeisz; Hamburgischer Correspondent Nr. 60 (2. Februar 1912):Nachruf Sophie Laeisz; Prager, Hans G.: Reederei F. Laeisz. Von den Großseglern zur Containerfahrt, Hamburg42004; Rohrbach, Paul; Piening, Hermann; Schmidt, Fred: FL. Die Geschichte einer Reederei, Hamburg 31960[stellenweise problematisch, vor allem S. 134 ff., wo in Zusammenhang mit dem Bananengeschäft in Kamerunvon „Buschniggern“ die Rede ist (S. 135)]; Wiborg, Susanne: Wo er steht, ist Hamburg. Unbekannte Geschichtenbekannter Hanseaten, Hamburg 1992, S. 84–97··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

22. Sophie Christine Laeisz (1831–1912)

Sophie Christine Laeisz

Page 51: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Lattmann, Bruder von Antonie Amsinck,wurde, nachdem er in Hamburg sowie inSpanien, Portugal und New York kaufmän-nische Kenntnisse erworben hatte, 1886Mitinhaber der Firma G. Amsinck & Co. inNew York. 1902 kehrte er nach Hamburgzurück, lebte fortan als Privatier und enga-gierte sich vor allem im sozialen Bereich.Der als fortschrittlich-liberal geltende Latt-mann wurde 1912 Senator und bekleidetedieses Amt bis 1919. Lattmann war u. a. Prä-ses der Armenanstalt, der Behörde für öf-fentliche Jugendfürsorge und des Fortbil-dungsschulwesens sowie im Vorstand desVereins Asyl für Obdachlose und des Kin-derschutzbundes. 1913 wurde auf sein Be-streben die Gesellschaft für Wohltätigkeitgegründet, der er bis 1924 vorstand. Aus die-ser Tätigkeit ging die Anregung zur Grün-dung der Sozialen Frauenschule hervor.Lattmann war von Beginn an (seit 1916)Vorsitzender des privaten Trägers dieser Ein-richtung, des Vereins Soziale Frauenschuleund Sozialpädagogisches Institut.

| 49 |

··············································································································································Dünkel, Barbara; Fesel, Verena: Von der Sozialen Frauenschule zur NS-Volkspflegeausbildung. Das HamburgerSozialpädagogische Institut 1917–1945, Hamburg 1999, S. 10–16; Hamburger Fremdenblatt Nr. 159 (10. Juli 1912):Der neue Senator; Hamburger Fremdenblatt Nr. 276 (4. Oktober 1928): 70. Geburtstag August Lattmann; Mar-tin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in den drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 40; Neue Hamburger Zeitung Nr. 316 (9. Juli 1912): Senator Lattmann; Wichern, Heinrich: Unser Heim 1876–1894, Leipzig 1894 [als Handschrift gedruckt], S. 22 f. ··············································································································································

··············································································································································

23. Johannes August Lattmann (1858–1936)

Johannes August Lattmann, Staatsarchiv Hamburg

Page 52: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 50 |

Lewisohn ging 1866 als Vertreter der vä-terlichen Hamburger Firma Samuel Lewi-sohn jr. nach New York. Sein Bruder Leo-nard hatte dies bereits 1863 getan. Beidegründeten 1866 die Firma Lewisohn Bro-thers. Diese legte seit 1868 ihr Hauptaugen-merk auf den Kupferhandel. Im Laufe derfolgenden Jahre gewann sie darin weltweiteine führende Stellung. Auch zwei weitereLewisohn-Brüder, Philip und Albert Lewi-sohn, lebten und arbeiteten in New York.Die vier jüdischen Brüder unterstützten inHamburg verschiedene soziale Einrichtun-gen: 1901 stifteten sie dem Krankenhaus derdeutsch-israelitischen Gemeinde in St. Pauli130.000 Mark für den Bau von zwei Pavil-lons. Bereits 1890 hatten sie das ehemaligeWohnhaus Samuel Lewisohns am KleinenSchäferkamp 32 in ein Stift für Freiwohnun-gen umgewandelt. Auch in New York wirkteAdolph Lewisohn als Philanthrop: So fi-nanzierte er für das City College of NewYork mit 300.000 $ den Bau des später nachihm benannten Lewisohn Stadiums (1915fertiggestellt, 1973 abgerissen), für die Er-richtung eines Gebäudes für die School ofMines (heutige Lewisohn Hall) spendete er250.000 $. Der National Gallery of Art und

dem Metropolitan Museum of Art schenkteer verschiedene Kunstwerke aus seinerSammlung.

··············································································································································Hamburger Nachrichten Nr. 56 (7. März 1901): Nachruf Leonard Lewisohn; Lindemann, Mary: 140 Jahre Israe-litisches Krankenhaus in Hamburg: Vorgeschichte und Entwicklung, Hamburg 1981, S. 50, 64 ··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

24. Adolph Lewisohn (1849–1938)

Adolph Lewisohn, Staatsarchiv Hamburg

Page 53: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Lorenz-Meyer absolvierte seine kauf-männische Lehrzeit bei Schlüter & Maack,bevor er Anfang 1879 Angestellter bei Behn,Meyer & Co. in Singapur wurde. 1885 avan-cierte er zum Partner. Drei Jahre später ginger zurück nach Hamburg und wurde außer-dem Teilhaber der Firma Arnold OttoMeyer. Diese betrieb vor allem Export- undImport-Produktengeschäfte (u. a. Kopra undPfeffer). Neben seiner geschäftlichen Tätig-keit engagierte sich Lorenz-Meyer, der mitAlfred Lichtwark befreundet war, im kultu-rellen Leben Hamburgs. Er betrieb genealo-gische Forschungen, verfasste heraldischeund künstlerische Arbeiten und publiziertezahlreiche Aufsätze und Bücher. Auf einerGedenktafel in der Rotunde der HamburgerKunsthalle wird er für das Jahr 1912 als Stif-ter gewürdigt, der deren Sammlungen ver-mehrt habe. Seit 1893 war Lorenz-MeyerVorsitzender der Gesellschaft Hamburgi-scher Kunstfreunde. Daneben war er in vie-len anderen Vereinigungen Mitglied undversah eine große Reihe von öffentlichenund Ehrenämtern. 1892 gehörte er zu denMitbegründern des „Allgemeinen Deut-schen Verbandes“ in Hamburg und zum er-sten Vorstand. Lorenz-Meyer förderte denVerband (seit 1894 in „Alldeutscher Ver-band“ umbenannt), der vom HistorikerThomas Nipperdey als Kernorganisationdes Radikalnationalismus bezeichnet wor-den ist, finanziell durch besondere Zuwen-dungen. Zu Zeiten der Weimarer Republikstand Lorenz-Meyer der DVP nahe.···································································

Witthoefft ging, kurz nachdem er seineLehrzeit bei der Firma Arnold Otto Meyerbeendet hatte, 1885 nach Singapur, wo er 15 Jahre für Behn, Meyer & Co. arbeitete. 1896 wurde er Teilhaber und baute seitdemäußerst erfolgreich die Organisation derSchifffahrtsagentur und des Handelshausesneu auf. 1900 kehrte er nach Hamburg zu-rück und trat in die Firma Arnold OttoMeyer als Teilhaber ein, in der er in der Fol-gezeit die entscheidende Rolle spielte. Witt-hoefft gehörte den Aufsichtsräten zahlrei-cher Gesellschaften und seit 1902 derHandelskammer an (von 1920–1923 als de-ren Präses). 1919 nahm er als Beauftragterder Reichsregierung an den Friedensver-handlungen in Versailles teil; außerdem war

| 51 |

··············································································································································

25. Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1856–1926) Franz Heinrich Witthoefft (1863–1941)

Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, Staatsarchiv Hamburg

Page 54: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 52 |

er für die DVP Hamburger Abgeordneter inder Weimarer Nationalversammlung. Indiesem Jahr wurde er auch Mitglied derHamburger Bürgerschaft (bis 1924). Von1928 bis 1931 war er Wirtschaftssenator. Ge-gen Ende der Weimarer Republik schwenkteWitthoefft zu den Nationalsozialisten um:Er war am wirtschaftspolitischen Berater-kreis Hitlers, der Ende April 1932 von demsüddeutschen Industriellen Wilhelm Kepp-ler gegründet wurde, beteiligt. Aus diesemKreis kam die Initiative zu einer Eingabe,mit der führende Wirtschaftler im Novem-ber 1932 den Reichspräsidenten aufforder-ten, Hitler zum Kanzler zu ernennen. Witt-hoefft, der 1933 in die NSDAP eintrat,lehnte die antijüdische Politik nach 1933 abund setzte sich z. B. weiterhin für die För-derung jüdischer Wissenschaftler durch dieHAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLI-CHE STIFTUNG ein. Mit seinem ehema-

ligen DVP-Parteifreund Max Moritz War-burg blieb er auch nach 1933 in Verbindung.

··············································································································································Art. Lorenz-Meyer, in: Deutsches Geschlechterbuch 171, Limburg 1975, S. 197–246; Bajohr, Frank: Die Zustim-mungsdiktatur. Grundzüge nationalsozialistischer Herrschaft in Hamburg, in: Hamburg im „Dritten Reich“.Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Göttingen 2005, S. 69–121, hier S. 120;Bruns, Günther A.: Heraldik in Hamburg. Erinnerungen an Paul Heinrich Trummer und Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, in: Sonderdruck aus dem Jahrbuch der neuen Heraldischen Mitteilungen des Heraldischen Vereins „ZumKleeblatt“ von 1898 zu Hannover e.V. 10 ⁄11 (1972 ⁄73), S. 87–94, hier S. 90 ff.; Helfferich, Emil: Zur Geschichteder Firmen Behn, Meyer & Co. und Arnold Otto Meyer, Band 2, Hamburg 1967, S. 70 f., 78 ff., 105 f., 171 ff. [stel-lenweise problematisch, z. B. S. 43: Vorsprung des weißen Mannes, „den er geistig und technisch vor anderen Völ-kern besaß“; der Autor gehörte – wie Witthoefft, mit dem er eng zusammenarbeitete – dem „Keppler-Kreis“ an];Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der Alldeutsche Verband 1890 bis 1939, Hamburg 2003, S. 223, 293; Lorenz-Meyer, Eduard L.: Hamburgische Wappenrolle. Nach Hamburgischen Wappenbüchern zusammengestellt, Ham-burg 1912; Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1866–1918. Band 2: Machtstaat vor der Demokratie, Mün-chen 1992, S. 603; Weidler, Wilhelm: Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, in: Zeitschrift der Zentralstelle fürNiedersächsische Familiengeschichte 8 (1926), S. 89–93··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

Franz Heinrich Witthoefft, Staatsarchiv Hamburg

Page 55: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Mutzenbecher absolvierte bis 1872 seineLehre in der Hamburger Export- und Im-portfirma Ad. Tesdorpf & Co. 1877 wech-selte er zu Ad. Tesdorpf & Co. nach Lon-don. 1881 gründete er das Assekuranzge-schäft H. F. M. Mutzenbecher, in das 1894auch sein Bruder Franz eintrat. Mit diesemzusammen hatte er 1893 die Firma H. Mut-zenbecher jr. mit Filialen in New York, Lon-don, St. Petersburg und Paris etabliert. 1901wurde er Direktor und Vorstandsmitgliedder von ihm mitbegründeten Albingia Ver-sicherungs-AG. Den Posten des Direktorsübernahm er auch in drei anderen Versiche-rungsgesellschaften. Mutzenbecher war au-ßerdem Mitglied des Aufsichtsrats der Eu-ropäischen Lloyd-Versicherungs-AG undder ebenfalls von ihm mitbegründetenHamburg Mannheimer Versicherungs-AG.In den Jahren 1909 bis 1912 ließ er zusam-men mit seinem Bruder das vom Architek-ten Georg Radel entworfene Europahausam heutigen Ballindamm als Geschäftshaus

für die Mutzenbacher-Gesellschaften er-bauen. Dieses wurde 2003 abgerissen, umfür die Europa Passage Platz zu schaffen.

| 53 |

··············································································································································Art. Mutzenbecher, in: Deutsches Geschlechterbuch 19, Görlitz 1911, S. 265–311 [stellenweise sehr problematisch,z. B. S. XII f. (Vorwort vom Herausgeber Bernhard Koerner): „deutscher Geist kann nur erhalten bleiben, wenn(…) die Rasse rein und lauter bewahrt wird“; „nichtarische“ Vorfahren werden in diesem Band im Namensregis-ter durch doppelte Kommata stigmatisiert]; Art. Mutzenbecher, Hermann, in: Wenzel, Georg (Hg.): DeutscherWirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirt-schaftspersönlichkeiten unserer Zeit, Hamburg, Berlin, Leipzig 1929, Sp. 1568–1569; Mutzenbecher, Geert-Ulrich:Die Versicherer. Geschichte einer Hamburger Kaufmannsfamilie, Heide 1993; Stammbaum der Familie Mutzen-becher 1636-1971, 2. Band, Hamburg 1973, S. 42–47··············································································································································

··············································································································································

26. Hermann Franz Matthias Mutzenbecher (1855–1932)

Hermann Franz Matthias Mutzenbecher

Page 56: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 54 |

Neidlinger verließ 1855 das rheinhessi-sche Weinheim und ging in die USA, wohinbereits zwei seiner älteren Brüder ausgewan-dert waren. Es gelang ihm wie diesen, in dieSingersche Nähmaschinenfabrik, die SingerManufactoring Company in New York, ein-zutreten. 1863 wurde er ausgewählt, denVertrieb der Nähmaschinen in Deutschlandzu organisieren. Zu diesem Zweck ließ ersich in Hamburg nieder. Neidlinger arbei-tete in den folgenden Jahren außerordent-

lich erfolgreich: Die von ihm gegründeteGeneralagentur G. Neidlinger beschäftigtezu ihrer Blütezeit hunderte Menschen. 1912betrug sein Vermögen 2,1 Millionen Mark.Er besaß das Neidlingerhaus (Jungfernstieg,Ecke Alsterarkaden). Neidlinger war in eineReihe kultureller Projekte involviert: Sozählte er z. B. zu den finanziell am stärkstenengagierten Gründeraktionären des Deut-schen Schauspielhauses.

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre inden drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 30; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregis-ter des Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestelltauf Grund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 508··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

27. Georg Neidlinger (1839–1920)

Page 57: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Ohlendorff gründete 1858 die FirmaOhlendorff & Co., in der sein Bruder Alber-tus zunächst als Prokurist, später als Associétätig war. Die beiden Brüder handelten vorallem mit Guano. 1872 erwarben sie zusam-men mit der Norddeutschen Bank die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ und1880 die Norddeutsche Druckerei und Ver-lagsanstalt in Berlin, um die politischenZiele Bismarcks, zu dessen Freundeskreis siegehörten, besser unterstützen zu können.Der Großgrundbesitzer Ohlendorff (1869erwarb er 62.000 Quadratmeter zum Baueiner schlossartigen Villa in Hamm) ver-fügte 1892 über 271 Hektar Ländereien, u. a.in Volksdorf. Zum Zweck der Kapitalsiche-rung investierte er 1884 in einen von MartinHaller geplanten neuartigen Bautypus: DerDovenhof (Ecke Dovenfleet/Brandstwiete,1967 abgerissen), das erste KontorhausDeutschlands, bot 9.000 Quadratmeter ver-mietbare Fläche. Ohlendorff betätigte sichals Aufsichtsratsmitglied verschiedener Ree-dereien, Banken und Versicherungsgesell-schaften. Außerdem war er 31 Jahre lang Prä-sident der 1860 gegründeten Zoologischen

Gesellschaft und bis 1926 Senior der Börseund der Hamburger Kaufmannschaft. 1873 wurde er nobilitiert und 1889 in den preu-ßischen Freiherrenstand erhoben.

| 55 |

··············································································································································Art. Ohlendorff, Heinrich, in: DBE 7, München 1998, S. 479; Behr, Karin von; Kluyver, Urs: Die Walddörfer:Volksdorf, Bergstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Hamburg 1996, S. 30–37; dies.: Art. Ohlendorff, Heinrich, in: Hambur-gische Biografie 2, Hamburg 2003, S. 305–307; Eckstein, Julius (Hg.): Anglo-Continentale (vormals Ohlendorff-sche) Guano-Werke, Hamburg, in: Historisch-biographische Blätter. Der Staat Hamburg. 4. Lieferung, Berlin,Hamburg, Wien 1905 ⁄06; Ohlendorff, Heinrich Jacob Bernhard Freiherr von: Ein Lebensbild aus HamburgsGlanzzeit, zusammengestellt von seiner Enkelin Camilla Schmidt von Knobelsdorff, geborene Freiin von Schoen-aich, Hamburg 1926; Poschinger, Heinrich von: Fürst Bismarck und seine Hamburger Freunde, Hamburg 1903 ··············································································································································

··············································································································································

28. Heinrich Jacob Bernhard Freiherr von Ohlendorff (1836–1928)

Heinrich Jacob Bernhard Freiherr von Ohlendorff(1905)

Page 58: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 56 |

Ottens war Inhaber der Firma F. Ottens,die ihr Geschäftslokal in der Paulstraße 29hatte. Als Prokurist fungierte William Adol-phus Philippi. Gleichzeitig war Ottens Pro-kurist der Firma W. Philippi & Co., die

ebenfalls in der Paulstraße 29 ansässig war.1892 gehörte er zu den Mitbegründern des„Allgemeinen Deutschen Verbandes“ inHamburg und zum ersten Vorstand.

··············································································································································Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der Alldeutsche Verband 1890 bis 1939, Hamburg 2003, S. 223, 316; Ver-zeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragenenFirmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt auf Grund der amtlichen Register, herausgege-ben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 528, 547··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

29. Jürgen Carl Ferdinand Ottens

Page 59: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Geboren in Charlton, wurde Philippi1880 in den Hamburgischen Staatsverbandaufgenommen. In der Import- und Export-firma W. Philippi & Co. war er zusammenmit Heinrich August Duncker und GeorgJonathan Heinrich Hansing persönlich haf-tender Gesellschafter. Diese hatte Filialen

u. a. in Beira, Umtali, Salisbury und Queli-mane. Importiert wurden „sämtliche Lan-desprodukte von Portugies. Ostafrika“. Au-ßerdem war Philippi Prokurist bei der FirmaF. Ottens. Er gehörte der Ortsgruppe Ham-burg des „Alldeutschen Verbandes“ an.

| 57 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Hamburgs Handel und Verkehr. Illustriertes Export-Handbuch der Börsenhalle7 (1909 ⁄11), Hamburg, S. III 73; Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der Alldeutsche Verband 1890 bis 1939, Ham-burg 2003, S. 417; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Ham-burg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt auf Grund der amtlichenRegister, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 528, 547··············································································································································

··············································································································································

30. William Adolphus Philippi (geb. 1854)

Page 60: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 58 |

Rieck, aus dem mecklenburgischen Alt-Strelitz stammend, etablierte sich 1883 alsselbstständiger Kaufmann in Hamburg. Ei-nige Zeit leitete er die SchokoladenfabrikHansa, später wurde er Inhaber der FirmaMax Rieck, die Export-, Import- und Kom-missionsgeschäfte tätigte. Exportiert wur-den Halbfabrikate für die Kakao-, Schoko-laden- und Zuckerwarenindustrie. Bei denImporten handelte es sich vor allem um Ka-kao, Mandeln, Nüsse, Rohrzucker undFruchtkonserven aus Amerika, Afrika und

Asien. Rieck betrieb sein Geschäft außeror-dentlich erfolgreich und hatte Lager inBrüssel, Genua, London, New York, St. Pe-tersburg und Warschau. 1895 begründete ereine Zeitschrift für die Kakao-, Schokola-den- und Zuckerwarenindustrie, für die erauch selbst schrieb (daneben verfasste erauch eine Reihe von Büchern) und die un-ter dem Titel „Gordian“ von ihm herausge-geben wurde. Nach Riecks Tod wurde dieinternational anerkannte Fachzeitschriftvon seinen Mitarbeitern weitergeführt.

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Hamburgs Handel und Verkehr. Illustriertes Export-Handbuch der Börsenhalle7 (1909 ⁄11), Hamburg, S. III 77; Stieda, Wilhelm: Max Rieck (1857–1932), in: Mecklenburg-Strelitzer Geschichts-blätter 8 (1932), S. 181–192 ; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregister des Amts-gerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt auf Grund deramtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 582, 732··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

31. Adolf Christian Max Rieck (1857–1932)

Page 61: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Rosenfeld, geboren im bayrischen Uehl-feld, war Mitinhaber der Firma Samuel &Rosenfeld, die ihren Geschäftssitz in derAlsterchaussee 18 hatte. 1870 erwarb er dieHamburgische Staatsangehörigkeit. Auf ei-

ner Gedenktafel in der Rotunde der Ham-burger Kunsthalle wird er für das Jahr 1910als Stifter gewürdigt, der deren Sammlun-gen vermehrt habe.

| 59 |

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908··············································································································································

··············································································································································

32. Louis Rosenfeld (geb. 1844, gest. nach 1910)

Page 62: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 60 |

Die Brüder Otto (geb. 1855), Max (geb.1857) und Ferdinand Rosenstern, alle inHamburg geboren, waren zusammen mitOtto Friedheim aus Dundee Teilhaber derExport- und Importfirma Rosenstern &Co., die ihren Geschäftssitz in der Deich-straße 29 hatte. Die Firma hatte Filialen inDundee und New York. Prokuristen warenClara Rosenstern, geborene Pintus, und Fe-lix Friedheim. Exportiert wurden „sämtli-che Exportartikel“, importiert wurden „alle

einschlägigen Landesprodukte von Süd-amerika“. 1913 gründete die Firma (u. a. zu-sammen mit M. M. Warburg & Co.) dieHamburgische Südsee-Aktiengesellschaft,die Faktoreien, Plantagen und Bergbau aufden Südseeinseln sowie Handel und Schiff-fahrt betrieb. Laut dem Jahrbuch der Mil-lionäre hatten Otto, Max und Ferdinand imJahr 1912 jeweils ein Vermögen von 1,9 Mil-lionen Mark.

··············································································································································Hamburger Adressbuch: Wirtschafts- und Firmenhandbuch, Hamburg und Schleswig-Holstein, Ausgabe Groß-raum Hamburg: Hamburg 1908; Hamburgs Handel und Verkehr. Illustriertes Export-Handbuch der Börsenhalle7 (1909 ⁄11), Hamburg, S. III 79; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in dendrei Hansestädten, Berlin 1912, S. 35; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregister desAmtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt auf Grundder amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, Hamburg 1906, S. 596··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

33. Familie Rosenstern

Page 63: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Sauber, geborene Bösch, war mit Her-mann Carl Sauber, dem Inhaber der FirmenSauber Gebr. (Kohlenimport und Reederei)und Heinrich Brandenburg (Schiffwerft),verheiratet. Seit 1882 wohnte das Ehepaar inWandsbek, wo Hermann Sauber Besitz er-worben hatte. Nach seinem Tod 1894 wurdesie alleinige Inhaberin der Firma Gebr. Sau-ber, da der einzige Sohn Johann Matthiaserst 12 Jahre alt war. Die aktive Leitung derFirma lag in den Händen von Ernst J. F.Commentz. Emma Sauber unterrichtetesich jedoch über alle Vorgänge persönlichund traf bei allen wichtigen Entschlüssendie letzte Entscheidung. Unter ihrer Handentwickelte sich die Firma in den folgendenJahren äußerst erfolgreich und expandierte.Die Werft war 1897 in eine Kommanditge-sellschaft umgewandelt worden, in der Em-ma Sauber als Kommanditistin verblieb.1922 zog sie sich endgültig aus dem Ge-schäftsleben zurück.

| 61 |

··············································································································································Sauber, Herman; Marchtaler, Hildegard von: Sauber Gebr. Hamburg. 1839–1939, Hamburg 1939 [stellenweiseproblematisch, z. B. S. 67]··············································································································································

··············································································································································

34 Emma Johanna Sauber (gest. 1928)

Emma Johanna Sauber

Page 64: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 62 |

Nach der Lehrzeit bei Burmester & Sta-denhagen ging Schinckel nach St. Peters-burg und wurde Prokurist in dem Agentur-geschäft von Moritz Ponfick. 1872, gerade23-jährig, trat er seine Tätigkeit als dritterDirektor der Norddeutschen Bank in Ham-burg an. 1891 wurde er deren erster Direk-tor. Nach der Fusion der NorddeutschenBank mit der Disconto-Gesellschaft im Jahr1895 avancierte Schinckel zum Geschäfts-inhaber der damals größten deutschenAktienbank. Außerdem war bei zahlreichenIndustrie-, Bergbau-, Bank- und Schiff-fahrtsunternehmen im Aufsichtsrat vertre-ten. 1919 schied Schinckel aus dem aktivenBankgeschäft aus, übernahm aber in beidenBankhäusern den Vorsitz im Aufsichtsrat.Bei der 1929 vollzogenen Fusion von Dis-conto-Gesellschaft und Deutscher Bank be-rief man ihn zum Ehrenpräsidenten derneuen Großbank. Von 1880 bis 1886 gehörteSchinckel der Bürgerschaft an (Fraktion derRechten). In der Handelskammer wirkte ervon 1896 bis 1918; von 1907 bis 1910 war erihr Präses. 1917 erhielt der Patrizier mit aris-tokratischen Neigungen von Wilhelm II.den Adelstitel. Seit 1919 bezog Schinckel alsMonarchist und Anti-Demokrat gegen die

Republik Position. Er trat dem „Stahlhelm“bei, ebenso dem „Hamburger Nationalklubvon 1919“, dessen Ehrenpräsident er wurde.Die Machtübernahme der Nationalsozialis-ten bewertete er zunächst positiv, trat je-doch nicht als aktiver Förderer des NS-Re-gimes in Erscheinung. Die antijüdische Po-litik nach 1933 lehnte er ab.

··············································································································································Baark, Katharina, Hamburger Häuser erzählen Geschichten, Hamburg 1991, S. 67–71; Bajohr, Frank: Die Zu-stimmungsdiktatur. Grundzüge nationalsozialistischer Herrschaft in Hamburg, in: Hamburg im „Dritten Reich“.Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Göttingen 2005, S. 69–121, hier S. 118 f.;Rohrmann, Elsabea: Max von Schinckel. Hanseatischer Bankmann im wilhelminischen Deutschland, Hamburg1971 [mit Angaben zu unveröffentlichten Quellen]; Schinckel, Max von: Lebenserinnerungen, Hamburg 1929;Walden, Hans: Art. Schinckel, Maximilian Heinrich von, in: Hamburgische Biografie 3, Göttingen 2006, S. 336–338··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

35. Maximilian Heinrich von Schinckel (1849–1938)

Maximilian Heinrich von Schinckel (1905)

Page 65: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Sielcken verließ 1868 Hamburg, um füreine deutsche Firma in Costa Rica zu arbei-ten. Ein Jahr später ging er nach Kalifor-nien, wo er als Schiffsagent arbeitete. Erfand 1876 eine Anstellung bei W. H. Cross-man & Son, einer Import-Export-Firma,die u. a. mit Kaffee auf Provisionsbasis han-delte. Sielcken arbeitete für diese als Verkäu-fer in Südamerika derart erfolgreich, dass erzunächst Junior-, später Seniorpartner wur-de. 1894 wurde der Firmenname in Cross-mann & Sielcken geändert. Sielcken wurdein der Folgezeit zu einem der meist gefürch-

teten Männer der New Yorker Kaffeebörse.Immer wieder versuchte er, den Markt zumanipulieren. Daneben stieg der „Kaffee-könig“ in das Stahl- und Eisenbahngeschäftein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaufteer sich ein luxuriöses Anwesen in Baden-Ba-den, das aus vier Villen bestand. Hier stif-tete er u. a. den 1909 bis 1912 angelegtenPark Gönneranlage und das Josephinen-heim, das erste moderne Entbindungs- undWöchnerinnenheim. 1910 bekam Sielckendie Ehrenbürgerwürde Baden-Badens ver-liehen.

| 63 |

··············································································································································Hamburgischer Correspondent Nr. 522 (12. Oktober 1917): Beerdigung Hermann Sielcken; Pendergast, Mark: Kaf-fee: Wie eine Bohne die Welt veränderte, Bremen 2001, S. 100-112··············································································································································

··············································································································································

36. Hermann Sielcken (1850–1917)

Page 66: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 64 |

Siemers wurde mit 24 Jahren Teilhaber dervon seinem Großvater begründeten FirmaG. J. H. Siemers, die er seit 1876 als Allein-inhaber weiterführte und die seitdem zu ei-ner bedeutenden Kaufmannsreederei auf-stieg. Schon früh wandte er sich demPetroleumhandel zu. Als erster HamburgerReeder ließ er zwischen 1887 und 1890 dreieigene Tankdampfer bauen. Später speziali-sierte er sich auf den Salpeterimport unddessen Vertrieb. Siemers war sowohl im po-litischen Bereich, als auch auf sozialem undkulturellem Gebiet sehr aktiv. Der Bürger-schaft gehörte er von 1892 bis 1918 (Fraktionder Rechten), der Finanzdeputation von1898 bis 1906 an. Er stiftete die von MartinHaller erbaute Lungenheilstätte Edmunds-thal-Siemerswalde bei Geesthacht. Außer-dem gründete Siemers eine Reihe von Stif-tungen. Im Sommer 1907 erklärte er sichbereit, die Kosten für ein Vorlesungsge-bäude – das heutige Hauptgebäude der Uni-versität Hamburg an der Edmund-Siemers-Allee – in Höhe von einer Million Mark zuübernehmen, wenn der hamburgische Staathierfür einen Bauplatz auf der Moorweideausweise. Nicht nur bei dieser Gelegenheit

arbeitete er eng mit Werner von Melle zu-sammen. Anlässlich der Einweihung desGebäudes erhielt Siemers die selten verlie-hene Hamburgische Ehrendenkmünze inGold. Auf einer Gedenktafel in der Rotundeder Hamburger Kunsthalle wird er für dieJahre 1903 und 1915 als Stifter gewürdigt, derderen Sammlungen vermehrt habe.

··············································································································································Art. Siemers, in: Deutsches Geschlechterbuch 210, Limburg 2000, S. 278–354; Eckstein, Julius (Hg.): G. J. H. Siemers& Co., Hamburg, in: Historisch-biographische Blätter. Der Staat Hamburg. 1. Lieferung, Berlin, Hamburg, Wien1905⁄06; Das Vorlesungsgebäude in Hamburg, gestiftet von Herrn Edmund J. A. Siemers, dem hamburgischen Staateübergeben am 13. Mai 1911, Hamburg 1911; Fast, Jan-Jasper: Art. Siemers, Edmund, in: Hamburg Lexikon, Ham-burg 1998, S. 433–434; Goetz, Adolf: Die Geschichte des Hauses G. J. H. Siemers & Co., Hamburg 1811–1911, Ber-lin 1911 ; Grundmann, Günther: 150 Jahre G. J. A. Siemers & Co., Hamburg: 1811–1961, Hamburg 1961; Schrö-der, Carl August: Edmund J. A. Siemers. Eine Lebensskizze [Sonderdruck aus: Die Brücke 3 (1924)]··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

37. Edmund Julius Arnold Siemers (1840–1918)

Edmund Julius Arnold Siemers (1905)

Page 67: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Nach dem Ende seiner kaufmännischenAusbildung ging Stoltz 1866 nach Rio deJaneiro. Dort trat er in eine deutsch-brasi-lianische Handelsfirma ein, deren Teilhaberer später wurde. 1873 erfolgte die Umbenen-nung in Herm. Stoltz & Co. Die Firma warinzwischen zu einem der angesehenstenHäuser in ganz Südamerika geworden.Stoltz exportierte u. a. Tabak und Kakaound beteiligte sich an brasilianischen Indu-strieunternehmen. 1884 zog er nach Ham-burg und gründete dort die Firma Herm.Stoltz & Cie., anschließend Filialen u. a. inSão Paulo, Recife und Pernambuco. Seit1884 bestanden Verbindungen zum Nord-deutschen Lloyd in Rio, außerdem kam eszu einer Zusammenarbeit mit der Zeppelin-Reederei, später mit der Lufthansa. Stoltzgründete 1915 eine Stiftung, deren ErträgeSchülern des Johanneums in Lüneburg zu-gute kamen. Außerdem engagierte er sichfür Kirchen und Krankenhäuser. Politischvertrat er als Mitglied des „Hamburger Na-tionalklubs von 1919“ konservativ-autoritäreGedanken.

| 65 |

··············································································································································Art. Stoltz, in: Deutsches Geschlechterbuch 209, Limburg 1999, S. 277–348; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermö-gens und Einkommens der Millionäre in den drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 21; Melle, Werner von: DreißigJahre Hamburger Wissenschaft 1891–1921. Rückblicke und persönliche Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923, S. 405; Stoltz, Tibeta: Die Geschichte der Firma Herm. Stoltz – Georg Hermann Stoltz, sein Sohn und seine En-kel, Wentorf 1998 [lose gebundene Monographie]; Verzeichnis der in das Handelsregister und in das Genossen-schaftsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusam-mengestellt auf Grund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, S. 698 ··············································································································································

··············································································································································

38 Georg Hermann Stoltz (1845–1939)

Georg Hermann Stoltz (1905)

Page 68: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 66 |

Der geborene Norweger begann mit demBau der Eisenbahn in Guatemala und kam1886 oder 1887 nach Hamburg. Hier grün-dete er eine Firma, die Bank- und Kommis-sionsgeschäfte sowie Export- und Import-geschäfte (vor allem mit Zentralamerika)betrieb. Thomsen war außerdem stellvertre-tender Aufsichtsratsvorsitzender der Ham-burger Kautions-Vereinigung AG und Mit-

glied des Aufsichtsrats der Albingia Versi-cherungs-AG. 1917 lieh er zur „Ausstellungvon Werken neuerer Kunst aus HamburgerPrivatbesitz“ ein Interieur von Munch.Seine 36 Stück umfassende Sammlung (u. a.mit Werken von Courbet, Liebermann,Monet, Renoir und Slevogt) wurde 1942unter den Erben aufgeteilt.

··············································································································································Art. Thomsen, Carlo: Wenzel, Georg (Hg.): Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftsper-sönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirtschaftspersönlichkeiten unserer Zeit, Hamburg, Berlin, Leip-zig 1929, Sp. 2282; Luckhardt, Ulrich: Kleines Lexikon der Hamburger Kunstsammler, in: Ders. (Hg.): PrivateSchätze: Über das Sammeln von Kunst in Hamburg bis 1933, Hamburg 2001, S. 214–253; Martin, Rudolf: Jahr-buch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in den drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 21, S. 30; Ver-zeichnis der in das Handelsregister und in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragenenFirmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906. Zusammengestellt auf Grund der amtlichen Register, herausgege-ben vom Amtsgericht Hamburg, S. 715 ··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

39. Carlo Zino Thomsen (1860–1941)

Page 69: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

1837 gründete Johann Jacob Heinrich Tiet-gens gemeinsam mit seinem Schwager dieFirma Tietgens & Robertson. Nach demTod des letzteren (1856) wurde das bis dahinbetriebene Reedereigeschäft allmählich auf-gegeben und hauptsächlich der Handel mitÖlen und Fetten betrieben. Später wurdendann Johann Jacob Heinrich Tietgens’ Söh-ne, darunter auch Conrad Hermann Tiet-gens, als Teilhaber in das Geschäft aufge-nommen. Gustav Schiefler beschreibt Tiet-gens als „schwerfällig im Körperbau undschwerblütig in der Auffassung des Lebens,aber von prächtigem starken Willen für al-les Gute, Wahre und Schöne“. Er gehörteeinem Kreis an, der sich um Alfred Licht-wark, Leopold Karl Walter Graf von Kalck-reuth und Erich Marcks sammelte. Tietgenswar Mitglied der Ortsgruppe Hamburg des„Alldeutschen Verbandes“.

| 67 |

··············································································································································Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der Alldeutsche Verband 1890 bis 1939, Hamburg 2003, S. 310, 424; Art.Tietgens, Johann, in: Heyden, Wilhelm (Hg.): Die Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft 1859–1862. Festschriftzum 6. Dezember 1909, Hamburg 1909, S. 138; Martin, Rudolf: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens derMillionäre in den drei Hansestädten, Berlin 1912, S. 21; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte:1890–1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 59; Verzeichnis der in das Handelsregister undin das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar1906. Zusammengestellt auf Grund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, S. 719··············································································································································

··············································································································································

40. Conrad Hermann Tietgens (1851–1941)

Conrad Hermann Tietgens, Staatsarchiv Hamburg

Page 70: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 68 |

Vering besuchte nach Absolvierung desGymnasiums in Münster die TechnischeHochschule in Hannover, wo er Ingenieur-wissenschaften studierte. 1871 trat er in dasvon seinem Bruder Carl gegründete techni-sche Büro C. Vering ein. Unter seiner tech-nischen Leitung hat dieses zahlreiche Bahn-bauten, Flusskorrekturen und Hafenan-lagen ausgeführt (u. a. die Strecken desNord-Ostsee-Kanals bei Brunsbüttel undRendsburg, die Freihäfen in Bremen undHamburg sowie den Hafen der chinesi-schen Stadt Tsingtau im deutschen Pachtge-biet Kiautschou). Vering, häufiger Gast beiBismarck in Friedrichsruh, hat zahlreicheErfindungen und Verbesserungen an ver-schiedenen Tiefbaumaschinen getätigt, dieer sich patentieren ließ. Von ihm stammteauch das erste Projekt des 1911 eröffnetenElbtunnels. Außerdem war er Aufsichtsrats-mitglied verschiedener Aktiengesellschaf-ten. Bereits 1900 wurde in Wilhelmsburgeine Straße nach Johann Hermann Veringbenannt.

··············································································································································Hamburger Nachrichten Nr. 563 (4. November 1916): 70. Geburtstag Hermann Vering; Hamburgischer Corres-pondent Nr. 11 (7. Januar 1922): Nachruf Hermann Vering; Verzeichnis der in das Handelsregister und in dasGenossenschaftsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragenen Firmen nach dem Stande vom 15. Januar 1906.Zusammengestellt auf Grund der amtlichen Register, herausgegeben vom Amtsgericht Hamburg, S. 732··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

41. Johann Hermann Vering (1846–1922)

Johann Hermann Vering

Page 71: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Vorwerk kam nach Beendigung seinerSchulzeit 1854 in die väterliche Firma Hoch-greve & Vorwerk. Diese handelte mit„sämtlichen Artikeln“. Exportiert wurdenzunächst vor allem Leinen und andere Tex-tilien, später traten technische Erzeugnissemehr und mehr in den Vordergrund. ImAnschluss an die dreijährige Lehrzeit gingVorwerk für ein Jahr nach England. 1861machte Georg Friedrich Vorwerk seinen äl-testen Sohn zum Teilhaber seiner Firma. Alsder Vater 1867 starb, wurde das Geschäft inVorwerk Gebr. & Co. umbenannt. Fried-rich Vorwerk hatte verschiedene Ehrenäm-ter inne: 1867 wurde er in die Polizeiwa-chen-Deputation gewählt, 1882 wurde erSteuerschätzungsbürger, von 1886 bis 1891war er Kirchenvorsteher von St. Petri. Fer-ner gehörte er zum Vorstand der von seinemVater ins Leben gerufenen Stiftungen, derGeorg Friedrich Vorwerk-Stiftung und demAsyl Vorwerk.

| 69 |

··············································································································································Art. Vorwerk, in: Deutsches Geschlechterbuch 200, Limburg 1996, S. 633–717; Hauschild-Thiessen, Renate: Zwi-schen Hamburg und Chile. Hochgreve & Vorwerk, Hamburg, Vorwerk & Co., Chile, Vorwerk Gebr. & Co., Ham-burg, Vorwerk y Cia. S. A., Chile, Hamburg 1995, S. 117 ff., 138 ff.; dies.: Art. Vorwerk, Georg, in: HamburgischeBiografie 1, Hamburg 2001, S. 328–330; Vorwerk, Alfred: Der Kaufmann Georg Friedrich Vorwerk (1793–1867)und seine Frau Christiane, geb. de Voß (1809–1885), Hamburg 1991··············································································································································

··············································································································································

42. Augustus Friedrich Vorwerk (1837–1921)

Augustus Friedrich Vorwerk

Page 72: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 70 |

Vorwerk kam 1855 zu C. A. Wulff &Baasch in die Lehre und nach einer fast drei-jährigen Lehrzeit in die väterliche FirmaHochgreve & Vorwerk. 1860 wurde er Teil-haber von Vorwerk & Co. in Valparaiso, ei-ner Niederlassung von Hochgreve & Vor-werk, die vor allem Kupfer- und Salpeter-handel betrieb. Erst 1875 trat er als aktiverAssocié bei Vorwerk Gebr. & Co. (wie dieFirma Hochgreve & Vorwerk inzwischenhieß) ein. Seit 1889 lag deren Leitung aus-schließlich in den Händen der beiden Brü-der Friedrich und Adolph. Dieser wurde1877 Mitglied der Handelskammer, von1877 bis 1884 wirkte er als Finanzdeputier-ter. Im Jahr 1901 gründete er mit 100.000Mark die Dr. Adolph Vorwerk-Stiftung, zurErinnerung an seinen Sohn Adolph (1871–1890). Die Zinserträge waren für „wohltä-tige, gute Zwecke“ bestimmt, d. h. für dieUnterstützung von Vereinen, Krankenhäu-sern etc. ebenso wie auch für Stipendienund Unterstützungen an Bedürftige.

··············································································································································Art. Vorwerk, in: Deutsches Geschlechterbuch 200, Limburg 1996, S. 633–717; Hauschild-Thiessen, Renate: Zwi-schen Hamburg und Chile. Hochgreve & Vorwerk, Hamburg, Vorwerk & Co., Chile, Vorwerk Gebr. & Co., Ham-burg, Vorwerk y Cia. S. A., Chile, Hamburg 1995, S. 97 ff., 138 ff.; dies.: Art. Vorwerk, Georg, in: HamburgischeBiografie 1, Hamburg 2001, S. 328–330; Vorwerk, Alfred: Der Kaufmann Georg Friedrich Vorwerk (1793–1867)und seine Frau Christiane, geb. de Voß (1809–1885), Hamburg 1991; Vorwerk, Gustav Adolph: Flottbek, hg. vonHolger Termer, Hamburg 1987 [Privatdruck]··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

43. Gustav Adolph Vorwerk (1839–1919)

Gustav Adolph Vorwerk (1905)

Page 73: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Der Bankier jüdischen Glaubens wurde1863 von seiner Mutter Sara als zweiter Teil-haber der (1798 gegründeten) Bank M. M.Warburg & Co. eingesetzt. 1865 übernahmer gemeinsam mit seinem Bruder Siegmundderen Leitung. Die Geschäftsaktivitätenblieben traditionell, da die Bank ein reinesKommissionsgeschäft mit großen Firmenund Banken, vornehmlich im Ausland, be-trieb. Dies tat sie jedoch recht erfolgreich:1898 war das Geschäftskapital auf 5,7 Millio-nen Mark gestiegen. Zusammen mit seinerFrau Charlotte, geb. Oppenheim, hatte Mo-

ritz Warburg fünf Söhne: Aby Moritz (1866–1929), Max Moritz (1867–1946), Paul Moritz(1868–1932), Felix Moritz (1871-1937) undFritz Moritz (1879–1964). Im Folgenden er-folgen einige Ausführungen zu den beidenbekanntesten, Aby und Max:···································································Aby Moritz Warburg begann 1886 das Stu-dium der Kunstgeschichte, Geschichte undArchäologie in Bonn, das er später in Mün-chen und Straßburg fortsetzte. Seine Disser-tation über „Sandro Botticellis ‚Geburt derVenus‘ und ‚Frühling‘. Eine Untersuchung

| 71 |

Moritz Warburg, Staatsarchiv Hamburg

··············································································································································

44. Moritz Max Warburg (1838–1910) · Söhne

Aby Warburg, Staatsarchiv Hamburg

Page 74: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 72 |

über die Vorstellungen von der Antike in deritalienischen Frührenaissance“ erschien 1892(Warburgs zentrale Frage war die des Nach-lebens der Antike). Nach Aufenthalten inFlorenz siedelte er 1904 endgültig nachHamburg über. 1912 erhielt er vom Senatden Professorentitel verliehen, 1921 wurde erzum Honorarprofessor an der Philosophi-schen Fakultät der Hamburgischen Univer-sität ernannt. Von 1925 bis 1928 lehrte er amKunstgeschichtlichen Seminar. Für seineumfangreiche Bibliothek (1911: 15.000 Bü-cher), die die Familie Warburg finanzierte,ließ er ab 1925 in der Heilwigstraße 116 eineigenes Gebäude bauen, das 1926 als Kultur-wissenschaftliche Bibliothek Warburg ein-geweiht wurde. Zu ihrem intellektuellenUmfeld gehörten so prominente Wissen-schaftler wie der Philosoph Ernst Cassirerund der Kunsthistoriker Erwin Panofsky.1933 konnte sie vor dem Zugriff der Natio-nalsozialisten gerettet und nach Londontransportiert werden.···································································Nach seiner Lehrzeit und Aufenthalten inParis und London trat Max Moritz Warburg1893 als Teilhaber in das Bankhaus Warburgein und wurde 1910 zum „eigentlichenHaupt“ von M. M. Warburg & Co. Unterseiner Führung wurde das Unternehmen zueiner der ersten Adressen in der internatio-nalen Finanzwelt. Warburg hat sich sowohlim politischen und wirtschaftlichen als auchim kulturellen Bereich in besonderem Maßeengagiert: So gehörte er z. B. der Kaiser Wil-

helm-Gesellschaft an und setzte sich (mitseinem Bruder Aby Moritz) für die Grün-dung der Hamburgischen Universität ein(1919), die ihm 1921 die Ehrendoktorwürdeverlieh. Er war Mitglied der HamburgerBürgerschaft (1904–1919: Fraktion des lin-ken Zentrums) und der Handelskammer(1903–1933). 1919 war er Finanzsachverstän-diger der deutschen Friedensdelegation inVersailles und wurde im selben Jahr in denZentralausschuss, 1924 in den Generalratder Reichsbank berufen. Außerdem war erseit 1927 Mitglied des Vorstandes des Hilfs-

··············································································································································Die Donatoren

Max Warburg (1905)

Page 75: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

vereins der Juden in Deutschland und von1935 bis 1938 dessen Vorsitzender. Nach 1933musste er den Verlust zahlreicher offiziellerÄmter hinnehmen. 1937 willigte er im Inter-esse seiner Angestellten notgedrungen ineine „Arisierung“ der Warburgschen Bank

ein. Nach dem Pogrom vom 9./10. Novem-ber 1938 blieb Warburg in New York undwurde 1944 amerikanischer Staatsbürger. InRotherbaum ist seit 1947 die Warburgstraßenach Max Moritz Warburg benannt.

| 73 |

··············································································································································Bajohr, Frank: Art. Warburg, Max Moritz, in: Das jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk. He-rausgegeben vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Göttingen 2006, S. 272–273; Chernow, Ron: DieWarburgs. Odyssee einer Familie, Berlin 1994; Fork, Christine: Art. Warburg, Aby Moritz, in: Metzler Kunsthis-toriker Lexikon, Stuttgart, Weimar 1999, S. 452–456; Gombrich, Ernst H.: Aby Warburg. Eine intellektuelle Bio-graphie, Neuausgabe Berlin 2006; Hering, Rainer: Art. Warburg, Aby Moritz, in: Hamburgische Biografie 2, Ham-burg 2003, S. 435–437; Kleßmann, Eckart: M. M. Warburg & Co. Die Geschichte eines Bankhauses, Hamburg1999; Lorenz, Ina: Art. Warburg, Max Moritz, in: Hamburgische Biografie 2, Hamburg 2003, S. 438–440; War-burg, Aby M.: Gesammelte Schriften. Studienausgabe, hg. von Horst Bredekamp u. a., 12 Bände in 7 Abteilun-gen, Berlin 1998 ff.; Warburg, Max M.: Aus meinen Aufzeichnungen, New York 1952 [Privatdruck]; Wuttke, Die-ter: Aby M. Warburg-Bibliographie 1866 bis 1995: Werk und Wirkung. Mit Annotationen, Baden-Baden 1998[enthält 3.102 Titelnachweise sowie Archivmaterial]··············································································································································

··············································································································································

Page 76: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 74 |

Nach Beendigung der Lehre war Webervon 1849 bis 1850 zunächst bei verschiede-nen Firmen in England beschäftigt. 1852ging er nach Valparaiso, wo er 1856 die Im-und Exportfirma Weber, Münchmeyer &Co. gründete, die ab 1861 unter Weber &Co. firmierte und sich zu einer der größtenFirmen der Westküste entwickelte. 1862kehrte er in seine Geburtsstadt Hamburgzurück und errichtete das auf Salpeter spe-zialisierte Handelshaus Ed. F. Weber. 1877wurde er Konsul für die Hawaii-Inseln (bis1902) sowie Vorsteher und Jahresverwalterder Niederländischen Armenkasse. Weber,Besitzer mehrerer schlesischer Güter, besaßeine bedeutende, der Öffentlichkeit zu-gängliche Gemäldegalerie und war einer dergrößten deutschen Kunstsammler seinerZeit (ihm gehörten insgesamt 370 Bilder,darunter Werke von Rubens, Rembrandt,Mantegna, Holbein d. Ä., Dürer und Cra-nach d. Ä.). Von der Sammlung ging einTeil nach Webers Tod an die HamburgerKunsthalle. In seinem Testament hatte erdie komplette Gemäldegalerie der StadtHamburg für 2,5 Millionen Mark angebo-

ten, diese hatte jedoch abgelehnt (die Samm-lung wurde dann 1912 in Berlin für insge-samt 4,4 Millionen Mark versteigert).

··············································································································································Art. Weber, in: Lorenz-Meyer, Eduard L.; Tesdorpf, Oscar L.: Hamburgische Wappen und Genealogien, Ham-burg 1890, S. 455–461; Art. Weber, in: Deutsches Geschlechterbuch 210, Limburg 2000, S. 359–474; Hatz, Gert;Hatz, Vera: Der Sammler Konsul Eduard Friedrich Weber (1830–1907), in: Nisson, Harald (Hg.): FlorilegiumNumismaticum. Studia in Honorem U. Westermark Edita, Stockholm 1992, S. 149–161; Schmincke, Carla: DieSammlung Konsul Eduard F. Weber, in: Luckhardt, Ulrich (Hg.): Private Schätze: Über das Sammeln von Kunstin Hamburg bis 1933, Hamburg 2001, S. 30–34; dies.: Sammler in Hamburg. Der Kaufmann und KunstfreundKonsul Eduard Friedrich Weber (1830–1907), Diss. Hamburg 2004··············································································································································

··············································································································································Die Donatoren

45. Eduard Friedrich Weber (1830–1907)

Eduard Friedrich Weber (1905)

Page 77: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Woermann wurde 1874 Teilhaber der vonseinem Vater 1837 gegründeten Firma C.Woermann, nach dessen Tod 1880 ihr allei-niger Inhaber. Seitdem vergrößerte sich dieZahl der Firmenniederlassungen in Afrika.Importiert wurden u. a. Palmöl, Elfenbeinund Gummi, bei den Exporten handelte essich vor allem um Alkohol (der als Mitteldiente, Afrikaner in Abhängigkeit zu brin-gen und sie auszubeuten). Auch die hausei-gene Reederei wurde von Woermann ausge-baut. 1885 wurde sie wegen des großenGeschäftsvolumens von der Handelsfirmagetrennt. In den 1890er Jahren wurden aufWoermann-Schiffen Arbeitssklaven vonTogo zum Eisenbahnbau nach Kongo trans-portiert. Woermann besaß das Transport-monopol nach Deutsch-Südwestafrika. Aufseinen (und von ihm zugecharterten) Schif-fen wurden dorthin 1904 Kriegsmaterialienund Truppen gebracht, um den Aufstandder Herero zu bekämpfen, was mit demVölkermord an diesen endete. Nach derNiederschlagung des Aufstandes richtetengrößere Unternehmen wie die Schifffahrts-linie Woermann halbprivate Konzentrati-

onslager ein, aus denen sie Zwangsarbeiterbezogen. Woermann gehörte der Handels-kammer an (1879–1904), mehrere Jahre alsPräses. Außerdem war er Mitglied der Bür-gerschaft (1880–1904: Fraktion der Rechten)und des Reichstags (1884–1890: Nationalli-beraler). Zur Erinnerung an Adolph Woer-mann sind in Ohlsdorf der Woermannsweg(seit 1922) und der Woermannstieg (seit1948) nach ihm benannt.

| 75 |

··············································································································································Art. Woermann, in: Deutsches Geschlechterbuch 142, Limburg 1966, S. 461–483; Hauschild-Thiessen, Renate:Art. Woermann, Adolph, in: Hamburgische Biografie 1, Hamburg 2001, S. 347–348; Hücking, Renate; Launer,Ekkehard: Aus Menschen Neger machen. Wie sich das Handelshaus Woermann an Afrika entwickelt hat, Ham-burg 1986; Jantzen, Günther: Adolph Woermann. Ein politischer Kaufmann in den Wandlungen und Spannun-gen der imperialistischen Epoche des Reiches, in: Brunner, Otto (Hg.): Europa und Übersee. Festschrift für Eg-mont Zechlin, Hamburg 1961, S. 171–196; Washausen, Helmut: Hamburg und die Kolonialpolitik des DeutschenReiches 1880 bis 1890, Hamburg 1968, S. 67 ff.; Woermann, Adolph: Die Woermann-Linie während des Auf-standes in Deutsch-Südwest-Afrika, Hamburg 1906 ··············································································································································

··············································································································································

46. Adolph Woermann (1847–1911)

Adolph Woermann (1905)

Page 78: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 76 |

Die Mitglieder des erstenKuratoriums der HamburgischenWissenschaftlichen Stiftung···································································Im April 1907 war es soweit.6 Durch staat-liche Genehmigung wurde der HAMBUR-GISCHEN WISSENSCHAFTLICHENSTIFTUNG am 12. April 1907 die Rechts-fähigkeit verliehen. Die Verfassung der Stif-tung ist auf den 10. April 1907 datiert undträgt die Unterschriften von Otto Dehn,Werner von Melle, Max Schinckel, EdmundSiemers, Moritz Max Warburg und AdolphWoermann.···································································Wenige Tage später, am 16. April 1907,tagte zum ersten Mal das Kuratorium derStiftung. Von den oben aufgeführten Dona-

toren nahmen folgende an dieser Sitzungteil: Schinckel, Siemers, Moritz Max War-burg und Woermann. Daneben waren noch16 weitere Personen anwesend. Für diesewerden im Folgenden kurze biographischeInformationen zu ihren politischen, ökono-mischen und kulturellen Aktivitäten sowieeinige Hinweise auf gedruckte Quellen undweiterführende Literatur gegeben. Bei derZusammensetzung des Kuratoriums hattevon Melle darauf geachtet, dass die Stiftungnicht ohne Verbindung zum Senat und derihm nachgeordneten Oberschulbehördeblieb. Den Vorsitz im Kuratorium hatte derPräses der Oberschulbehörde, Sektion fürdie Wissenschaftlichen Anstalten, also vonMelle. Der stellvertretende Vorsitz wurdeGottfried Holthusen übertragen.

·············································································································································6 Ursprünglich hatte Werner von Melle wohl geplant, die Stiftung bereits Anfang Mai 1906 ins Leben treten zulassen. In einem Brief vom 25. März 1906 heißt es: „Ich bin daher schließlich im Verein mit einigen Collegen imSenat und anderen angesehenen Männern zu dem Plan einer ‚Hamburgischen wissenschaftlichen Stiftung‘ ge-kommen, und dieser Plan ist jetzt soweit gefördert, daß die Stiftung, deren vom Senat gutgeheißenes Statut ichmir beizulegen erlaube, in etwa 5 Wochen ins Leben treten soll“. (Werner von Melle an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 25. März 1906: StA Hbg., 622-01⁄65 Lorenz Meyer, C X f 11).··············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

Page 79: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

1852 gründete Samuel Joel Ballin zusam-men mit Samuel Moritz Hirsch die Auswan-derer-Agentur Morris & Co. Seit 1874, demTodesjahr des Vaters, arbeitete Albert Ballinin der Firma. 1875 erhielt er Prokura, 1877wurde er zum Alleininhaber. Bereits 1882 lie-fen 17 Prozent des gesamten HamburgerAuswandererverkehrs über die Agentur. Seit1886 war Ballin Leiter der Passageabteilungbei der HAPAG, zwei Jahre später wurde erin deren Vorstand berufen. 1899 folgteschließlich die Ernennung zum Generaldi-rektor. Zielstrebig erweiterte er das Angebotder HAPAG, die sich unter seiner Führungzur weltweit größten Schifffahrtslinie ent-wickelte. Ballin, Mitglied im Aufsichtsratder AEG, galt als einflussreicher „Berater“Willhelms II. in Wirtschafts- und Marine-fragen (misstrauisch beäugt von vielenDeutschnationalen, für die er diffuse Ängs-te vor dem „internationalen jüdischen Groß-kapital“ verkörperte). Allerdings blieb seinVersuch, ein deutsch-britisches Flottenab-kommen zustande zu bringen, erfolglos.Anfang November 1918 wurde der national-liberale Monarchist gebeten, die Friedens-verhandlungen für das Deutsche Reich zu

führen. Dazu kam es jedoch nicht: Mit demZusammenbruch der Monarchie und desalten Europa schied Ballin am 9. November 1918 aus dem Leben. Zur Erinnerung an Al-bert Ballin wurde 1947 in Hamburg-Alt-stadt der Ballindamm nach ihm benannt.

| 77 |

·············································································································································Ahrens, Gerhard; Hauschild-Thiessen, Renate: Die Reeder: Laeisz, Ballin, Hamburg 1989; Cecil, Lamar: AlbertBallin. Wirtschaft und Politik im deutschen Kaiserreich 1888-1918, Hamburg 1969; Lorenz, Ina: Art. Ballin, Albert, in: Hamburgische Biografie 1, Hamburg 2001, S. 32–34; Schölzel, Christian: Albert Ballin (1857–1918):„Ein Schiffsherr ist’s … Ein Kaiser neigt sich vor dem jüdischen Mann …“, Teetz 2004; Straub, Eberhard: AlbertBallin. Der Reeder des Kaisers, Berlin 2001; Wiborg, Susanne: Albert Ballin, Hamburg 2000; dies.: Art. Ballin,Albert, in: Das jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk. Herausgegeben vom Institut für die Ge-schichte der deutschen Juden, Göttingen 2006, S. 29–30·············································································································································

··············································································································································

1. Albert Ballin (1857–1918)

Albert Ballin, Staatsarchiv Hamburg

Page 80: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 78 |

Behrmann besuchte in Hamburg das Jo-hanneum, wo er 1866 sein Abitur ablegte.Anschließend studierte er in Halle, seit 1868in Tübingen Theologie und Orientalistik.1870 als Adjunkt in Curslak ordiniert, wur-de er 1872 an der Hamburger HauptkircheSt. Michaelis Diakonus. Ein Jahr später folg-te er dem Ruf nach Kiel als Pastor an St. Ni-colai. Seit 1880 war er Hauptpastor an St.Michaelis in Hamburg. 1894 wurde Behr-mann sämtlichen hamburgischen Geistli-chen als Senior vorgestellt. Als solcher ver-trat er die hamburgische Landeskirche aufder Eisenacher Kirchenkonferenz und seit1902 die drei Hansestädte im deutschenevangelischen Kirchenausschuss. Behrmannveröffentlichte eine Reihe theologischer,philologischer und belletristischer Arbeitenund engagierte sich seit 1897 im Rahmen desAllgemeinen Vorlesungswesens. 1902 wurdeihm die Leitung des 13. Internationalen Ori-entalistenkongresses in Hamburg übertra-gen. Er stand in engem Kontakt zu den seit1908 nach Hamburg berufenen Professoren,vor allem zu Carl Meinhof, dem Professorfür afrikanische Sprachen. Auf einer Ge-

denktafel in der Rotunde der HamburgerKunsthalle wird Behrmann für das Jahr 1893als Stifter gewürdigt, der deren Sammlun-gen vermehrt habe.

·············································································································································Art. Behrmann, Georg, in: Bautz, Friedrich W. (Hg.): Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon 1, Reutlin-gen 1975, Sp. 467; Behrmann, Georg: Erinnerungen, Berlin 1904; Behrmann, Georg: Art. Behrmann, ChristianConrad Georg, in: NDB 2, Berlin 1955, S. 16; Hering, Rainer: Art. Behrmann, Christian Conrad Georg, in: Ham-burgische Biografie 3, Göttingen 2006, S. 32–33; Lohse, Bernhard: Behrmann, Hunziger, Schlöffel – Hauptpasto-ren an St. Michaelis (1880 bis 1954). Drei Charaktere und ein Amt, in: Haas, Dieter (Hg.): Der Turm. Ham-burgs Michel, Gestalt und Geschichte, Hamburg 1986, S. 96–133; Senior D. Georg Behrmann, seine Persönlichkeitund sein Wirken: Eindrücke und Erinnerungen gesammelt von seinen Freunden, Hamburg 1916 [enthält auchein Schriftenverzeichnis Behrmanns]·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

2. Christian Conrad Georg Behrmann (1846–1911)

Christian Conrad Georg Behrmann (1905)

Page 81: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Nach dem Studium der Rechtswissen-schaft in Heidelberg und Leipzig, wo er pro-moviert wurde, war Bendixen zunächst inHamburg als Anwalt tätig. 1891 trat er in denVorstand des Stempel-Comptoirs ein undwar auch Reichsstempelrevisor. Seit 1895 ge-hörte er als Direktor dem Vorstand derHamburger Hypothekenbank an. Ausge-hend von seinen dortigen Erfahrungen undden Theorien von Georg Friedrich Knappwurde Bendixen einer der bedeutendstendeutschen Geldtheoretiker mit zahlreichenfinanzpolitischen und volkswirtschaftlichenVeröffentlichungen. Bendixen stand derSchriftleitung des „Hamburgischen Corres-pondenten“ nahe und hat wiederholt poli-tische Artikel geschrieben. Während desErsten Weltkrieges sprach er sich z. B. fürden U-Boot-Krieg aus. Bendixens Haus amHarvestehuder Weg enthielt eine ansehnli-che Sammlung hamburgischer Bilder, zeit-weise war er Mäzen des friesischen MalersMomme Nissen. Im Kuratorium der HAM-BURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHENSTIFTUNG arbeitete Bendixen das Pro-

gramm für eine „Hamburger wissenschaft-liche Zeitung“ aus, die sich allgemein an dieGebildeten ganz Deutschlands wenden sollte.

| 79 |

·············································································································································Baxa, Jacob: Art. Bendixen, Friedrich, in: NDB 2, Berlin 1955, S. 40; Bendixen, Friedrich: Politische Briefe ausden Jahren des Weltkrieges, Berlin 1919; ders.: Briefe an Momme Nissen: 1904-1916, Hamburg 1969; BriefwechselMomme Nissen/Friedrich Bendixen. Neu entdeckte Briefe von Momme Nissen, Friedrich und Grete Bendixen:1909–1929, Hamburg 1973; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte: 1890–1920. Beobachtungeneines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 55 f., 132·············································································································································

··············································································································································

3. Friedrich Bendixen (1864–1920)

Friedrich Bendixen (1905)

Page 82: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 80 |

Dehn studierte in Göttingen Jura undwurde dort 1875 promoviert. Im selben Jahrließ er sich als Rechtsanwalt in Hamburgnieder. Vermutlich trat er sogleich in die An-waltspraxis von Dr. Isaac Wolffson und des-sen Sohn Dr. Albert Martin Wolffson ein(beide waren entfernt mit ihm verwandt).Nach dem Tod Isaac Wolffsons 1895 führteDehn die Praxis am Neuen Wall 10 fort. Von1891 bis 1925 war der Rechtsanwalt jüdischenGlaubens im Vorstand der HanseatischenAnwaltskammer vertreten. Ferner wurdeDehn bei verschiedenen Unternehmen inden Aufsichtsrat gewählt, so z. B. in den derVereinsbank (1914) und den der Hypothe-kenbank (1916) in Hamburg. Seit 1895 ge-hörte er außerdem der ersten und zweitenSektion der Oberschulbehörde an. Wernervon Melle hat Dehn als klugen Rechtsan-walt charakterisiert, der „mir jahrzehntelangbei meinen auf Hebung der Wissenschaft inHamburg gerichteten Bestrebungen einerder besten und getreuesten Mitarbeiterwar“.

·············································································································································Dr. Albert Wolffson (1847–1913), Hamburg 1913 [Reden der Herren Otto Dehn und Julius Engel]; HamburgerFremdenblatt Nr. 68 (9. März 1925): Beerdiung Otto Dehn; Matthies, Walther: Vereinsbank in Hamburg. Bio-graphien der Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder seit der Gründung der Bank im Jahre 1856, Hamburg 1970,S. 72 f., 154 f.; Melle, Werner von: Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft 1891–1921. Rückblicke und persönlicheErinnerungen, Band 1, Hamburg 1923–1924, S. 28, 362; Morisse, Heiko: Jüdische Rechtsanwälte in Hamburg.Ausgrenzung und Verfolgung im NS-Staat, Hamburg 2003, S. 11, 122 ·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

4. Otto Carl Isaac Dehn (1852–1925)

Otto Carl Isaac Dehn, Staatsarchiv Hamburg

Page 83: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Engel, geboren in Schleswig, bestandnach dem Studium der Rechts- und Staats-wissenschaften in Kiel und Heidelberg 1867das Staatsexamen in Kiel, wurde Amtssekre-tär in Reinbek, später Assessor beim Amts-gericht in Albersdorf und 1868 Rechtsan-walt und Notar in Neumünster. 1880 trat er als Amtsrichter in den hamburgischenJustizdienst über, wurde 1882 Landrichter, 1885 Landgerichtsdirektor, 1893 Oberlan-desgerichtsrat und 1900 Präsident des Land-gerichts. Engel erwarb sich in Zusammen-hang mit der Einführung des BürgerlichenGesetzbuches in Hamburg hohe Anerken-nung. Von 1887 bis 1913 gehörte er als Mit-glied der Fraktion der Rechten der Bürger-schaft an, wo er sich besonders in Ausschüs-sen und Kommissionen engagierte, seit 1902war er Präsident dieses Parlaments und (da-mit) zugleich Vorsitzender des Bürgeraus-schusses. 1912 bekam er von der juristischenFakultät der Universität Kiel die Ehrendok-torwürde verliehen.

| 81 |

·············································································································································Hamburger Fremdenblatt Nr. 93 (3. April 1926): Nachruf Julius Engel; Hamburger Nachrichten Nr. 278 (16. Juni1912): Bürgerschaftsjubiläum des Präsidenten Engel·············································································································································

··············································································································································

5. Julius Friedrich Theodor Engel (1842–1926)

Julius Friedrich Theodor Engel (1905)

Page 84: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 82 |

Förster besuchte das Johanneum inHamburg, wo er 1887 sein Abitur ablegte.Seit 1888 studierte er Mathematik und Phi-losophie in Berlin und Jena. Dort wurde er1892 promoviert. 1893 begann er in Berlinmit dem Studium der Rechtswissenschaftund legte 1896 die erste, 1900 die zweite ju-ristische Prüfung ab. Zunächst Assessor inder Senatskommission für Reichs- und aus-wärtige Angelegenheiten, wurde er 1901 de-finitiv in den hamburgischen Verwaltungs-dienst übernommen. Nachdem er erst in derBaudeputation, dann in der Polizeibehördetätig gewesen war, wechselte er im Februar

1903 in die Oberschulbehörde und wurdewenige Monate später zum Regierungsraternannt. Förster war kein Mitglied desKuratoriums der HAMBURGISCHENWISSENSCHAFTLICHEN STIFTUNG,wurde jedoch auf dessen erster Sitzung zumSekretär der Stiftung ernannt. Diesen Pos-ten hatte er bis 1917 inne. Bei der Anferti-gung der Begründung zur Universitätsvor-lage 1912 spielte er eine prominente Rolle.1917 wurde Förster wegen „nervöser Er-schöpfung“ für mehrere Monate beurlaubt.Anschließend war er noch für kurze Zeit inder Steuerdeputation tätig.

·············································································································································Förster, Max Eduard: Zehn Jahre Hamburgischen Vorlesungswesens. Ein Bericht über die wissenschaftlichen Vor-lesungen von Ostern 1895 bis Ostern 1905 unter Berücksichtigung der früheren Zeit, Hamburg 1905; ders.: Die Ent-stehungsgeschichte des Vorlesungsgebäudes, in: Das Vorlesungsgebäude in Hamburg, gestiftet von Herrn EdmundJ. A. Siemers, dem hamburgischen Staate übergeben am 13. Mai 1911, Hamburg 1911, S. 5–50; Lübbren, Fried-rich: 45 Jahre Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung 1907–1952, Hamburg 1952, vervielfältigtes Manuskript;Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte: 1890–1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg1985, S. 54·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

6. Max Eduard Förster (geb. 1866, gest. nach 1925)

Page 85: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Holthusen kam 1862 nach Hamburgund trat als kaufmännischer Lehrling in dasGeschäft seines Bruders Justus (Firma P. A.Hänel Nachfolger) ein. Nachdem er amKrieg 1870/71 als Unteroffizier und Feldwe-bel teilgenommen hatte, trat er als Mitinha-ber in dessen Geschäft ein. 1874 wurde erTeilhaber der Hamburger Weingroßhand-lung Wehber & Co. Holthusen engagiertesich vor allem im politischen und wirt-schaftlichen Leben Hamburgs: So war er u. a. 1888 und 1893 in der Feuerkassendepu-tation, 1892 in der Handelskammer und1894 in der Finanzdeputation. In den Jahrenvon 1880 bis 1886 und von 1893 bis 1896 ge-hörte er der Bürgerschaft an (Fraktion deslinken Zentrums), 1896 wurde er in den Se-nat gewählt, dem er bis 1913 angehörte. Erbeeinflusste maßgeblich die Arbeiten amKöhlbrandvertrag, am Stadtpark und an derAlsterregulierung sowie die Neugestaltungdes Gartenwesens, die Staatsverträge wegender Walddörfer- und Alstertalbahn sowiedie Arbeiten am Deichtormarkt. Zur Er-innerung an Gottfried Friedrich AugustHeinrich Holthusen sind in Volksdorf die

Holthusenstraße (seit 1905) und im KleinenGrasbrook der Holthusenkai (seit 1912) nachihm benannt.

| 83 |

············································································································································· Art. Holthusen, in: Deutsches Geschlechterbuch 19, Görlitz 1911, S. 91–106 [stellenweise sehr problematisch, z. B.S. XII f. (Vorwort vom Herausgeber Bernhard Koerner): „deutscher Geist kann nur erhalten bleiben, wenn (…)die Rasse rein und lauter bewahrt wird“; „nichtarische“ Vorfahren werden in diesem Band im Namensregisterdurch doppelte Kommata stigmatisiert]; Holthusen, Gottfried: Nachrichten von der Familie Holthusen, Ham-burg 1887, S. 119; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte: 1890–1920. Beobachtungen eines Zeit-genossen, Hamburg 1985, S. 41·············································································································································

··············································································································································

7. Gottfried Friedrich August Heinrich Holthusen (1848–1920)

Gottfried Friedrich August Heinrich Holthusen(1905)

Page 86: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

············································································································································· Art. Krüss, Hugo, in: J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exactenWissenschaften. Band 3: 1858–1883, 1. Abteilung, Leipzig 1898, S. 753–754; Art. Krüss, A. Hugo, in: Degener, Herr-mann A. (Hg.): Unsere Zeitgenossen. Wer ist’s?, Leipzig 1912, S. 875; Blaschke, A.: Prof. Dr. D. h. c. Hugo Krüss,in: Zeitschrift für Instrumentenkunde 45 (1925), S. 266–268; Hamburger Fremdenblatt Nr. 303 (2. November1917): Prof. Dr. Krüss; Hamburgischer Correspondent Nr. 561 (4. November 1919): Professor Dr. Hugo Krüss; Will,Walther (Bearb.): 100 Jahre Hamburger Gesellschaft für Feinmechanik und Optik gegründet 1891: Deutsche Ge-sellschaft für Mechanik und Optik gegründet 1881, Hamburg 1991, S. 8 ff.·············································································································································

| 84 |

Krüss legte 1871 in München als Externersein Abitur ab. Anschließend besuchte erdort die Universität und die technischeHochschule und wurde 1873 promoviert.Drei Jahre später wurde er von seinem Va-ter, dem „Fabrikant wissenschaftlicher In-strumente“ Edmund Johann Krüss, in des-sen Geschäft A. Krüss aufgenommen. Hierführte der Sohn schon bald neue Fabrikati-onszweige in Photometrie, Spektroskopie,Kolorimetrie und Projektion ein. Seit 1886war Hugo Krüss alleiniger Inhaber des Ge-schäfts. Neben seiner beruflichen Tätigkeitpublizierte er rund 150 Titel physikalischen,technischen, wirtschaftspolitischen und phi-losophischen Inhalts, darunter zwei Bücher.1917 ernannte ihn der Senat zum Professor,1918 die Universität Göttingen zum Ehren-doktor der Theologie und 1921 wurde erEhrenmitglied der Hamburgischen Univer-sität. Krüss war u. a. von 1891 bis 1908 Vor-sitzender der Deutschen Gesellschaft fürMechanik und Optik und bis 1918 Mitgliedder Oberschulbehörde. Seit 1896 gehörte erdem Hamburger Kirchenrat an, dessen Vor-

sitz er seit 1919 führte. Zur Erinnerung anAndreas Hugo Krüss wurde 1930 in Barm-bek-Nord ein Weg nach ihm benannt.

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

8. Andreas Hugo Krüss (1853–1925)

Andreas Hugo Krüss

Page 87: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Geboren im westfälischen Ladbergen, be-suchte Lenhartz das Gymnasium in Mindenund studierte anschließend Medizin in Mar-burg, Göttingen und Leipzig. 1877 wurde erpromoviert. Von 1879 bis 1883 war er Assis-tent an der Medizinischen Klinik in Leipzig,in den folgenden drei Jahren praktizierte erdort als Arzt für Allgemeinmedizin. 1886 ha-bilitierte er sich auf dem Gebiet der innerenMedizin, 1893 wurde er außerordentlicherProfessor und Leiter der Leipziger Polikli-nik. Zwei Jahre später ging er nach Ham-burg, zunächst als Direktor des damaligenAlten Allgemeinen Krankenhauses zu St.Georg. 1901 wurde er Direktor des NeuenAllgemeinen Krankenhauses Eppendorf.Bekannt war Prof. Dr. Lenhartz vor allem alsOrganisator. Außerdem trug er in Eppen-dorf zur Entwicklung der wissenschaftli-chen Kultur bei. Er verfasste zahlreiche klei-nere medizinische Schriften und drei großeWerke. Lenhartz war u. a. Mitglied in derGesellschaft Deutscher Naturforscher undÄrzte. Daneben gehörte er (wie viele andereMediziner auch) der Ortsgruppe Hamburgdes „Alldeutschen Verbandes“ an. Zur Erin-

nerung an Hermann Albert Dietrich Len-hartz wurde 1911 in Eppendorf eine Straßenach ihm benannt.

| 85 |

··············································································································································

9. Hermann Albert Dietrich Lenhartz (1854–1910)

Hermann Albert Dietrich Lenhartz (1905)

············································································································································· Art. Lenhartz, Hermann, in: Fischer, Isidor (Hg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letztenfünfzig Jahre. Zweiter Band, München, Berlin 31962, S. 888; Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der Alldeut-sche Verband 1890 bis 1939, Hamburg 2003, S. 300, 318; Sammet, Kai: Art. Lenhartz, Albert Dietrich Hermann,in: Hamburgische Biografie 3, Göttingen 2006, S. 223–224; Schottmöller, Hugo: Hermann Lenhartz, in: Brauer,Ludolph (Hg.): Festschrift dem Eppendorfer Krankenhause zur Feier seines 25jährigen Bestehens gewidmet vonden Oberärzten und leitenden Ärzten der Anstalt, Leipzig, Hamburg 1914, S. LIX-LXXIII; Weisser, Ursula (Hg.):100 Jahre Universitäts-Krankenhaus Eppendorf 1889–1989, Tübingen 1989, S. 52–55, 196, 568·············································································································································

Page 88: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 86 |

Nach dem Besuch des Johanneums nahmvon Melle 1873 das Studium der Rechtswis-senschaften in Heidelberg auf. Anschlie-ßend wechselte er an die ReichsuniversitätStraßburg, ging darauf nach Leipzig undwurde 1876 in Göttingen zum Doktor derRechte promoviert. Nach der Advokaturwidmete er sich journalistischen und auchhistorischen Arbeiten, bis er 1886 als poli-tischer Redakteur bei den konservativen„Hamburger Nachrichten“ eintrat. 1891 wur-de von Melle zum Senatssyndicus gewähltund der Oberschulbehörde als Präsidialmit-glied zugeordnet, wo er sich in erster Linieder Verwaltung der Wissenschaftlichen An-stalten zuwandte. 1900 avancierte er zumSenatsmitglied, vier Jahre später zum Präsesder Oberschulbehörde und 1914 zum Zwei-ten Bürgermeister. Bei der Entstehung derHAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT-LICHEN STIFTUNG hat von Melle dieentscheidende Rolle gespielt. Bis 1935 prägteer zudem als Präsident die Arbeit der Stif-tung entscheidend. Ebenso hat er sich ganzmaßgeblich für die 1919 erfolgte Gründungder Hamburgischen Universität eingesetzt.Nach seinem Ausscheiden aus dem Senatwurde er 1921 zum „Rector magnificus ho-

noris causa“ ernannt, eine in Deutschlandeinmalige Auszeichnung. Zur Erinnerungan Werner von Melle wurde 1961 in Rother-baum der Von-Melle-Park nach ihm be-nannt.

············································································································································· Ahrens, Gerhard: Werner von Melle und die Hamburgische Universität, in: Zeitschrift des Vereins für Hambur-gische Geschichte 66 (1980), S. 63–93; ders.: Art. von Melle, Werner, in: NDB 17, Berlin 1993, S. 20–21; Fouquet,Dörte: Die Gründung der Hamburgischen Universität, Potsdam 1999; Hering, Rainer: Art. Melle, Werner von,in: Hamburg Lexikon, Hamburg 1998, S. 319–320; Melle, Werner, von: Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft1891–1921. Rückblicke und persönliche Erinnerungen, 2 Bände, Hamburg 1923–1924; ders.: Jugenderinnerungen.Mit einer familiengeschichtlichen Einleitung, Hamburg 1928 ·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

10. Werner von Melle (1853–1937)

Werner von Melle (1905)

Page 89: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Nach dem Studium der klassischen Philo-logie und Geschichte an der UniversitätBonn, welches er 1878 begonnen und 1883mit einer Promotion sowie 1884 mit einerPrüfung für das höhere Lehramt abgeschlos-sen hatte, gelangte Münzel durch seinenEintritt in den preußischen Bibliotheks-dienst in leitende Tätigkeiten an den Uni-versitätsbibliotheken in Marburg (1891) undBerlin (1900), jeweils als Stellvertreter desDirektors. An seiner Berufung auf die Stelledes Direktors der Stadtbibliothek Hamburgim Jahre 1902, ein Amt, das er bis 1917 aus-übte, hatte Werner von Melle wesentlichenAnteil. Unter Prof. Dr. Münzels Leitung er-fuhr die Bibliothek zahlreiche Veränderun-gen und wurde auf die künftige Rolle einerUniversitätsbibliothek vorbereitet. Münzelgenoss im geistigen Leben Hamburgs hohesAnsehen und war in eine Reihe bibliotheks-spezifischer, wissenschaftlicher und kultu-reller Projekte involviert.

| 87 |

············································································································································· Burg, Fritz; Köster, Albert; Meinhof, Carl u. a.: Robert Münzel zum Gedächtnis, Hamburg 1918; Gronemeyer,Horst: Aby Warburg und Robert Münzel: eine Freundschaft von Bibliothek zu Bibliothek, in: Porträt aus Bü-chern: Bibliothek Warburg und Warburg Institute, Hamburg – 1933 – London, Hamburg 1993, S. 35–42; ders.:Art. Münzel, Robert, in: Hamburgische Biografie 1, Hamburg 2001, S. 212–213; Schreiber, Monika: RobertMünzel (1859–1917): Leben, Werk und Wirken des klassischen Philologen und Hamburger Bibliotheksdirektors,Göttingen 2000 ·············································································································································

··············································································································································

11. Robert Münzel (1859–1917)

Robert Münzel (1905)

Page 90: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 88 |

Newman, Sohn des Bankiers Henry L.Newman, machte sich bereits in jungenJahren als Getreidehändler und Bankierselbstständig. Er stand zunächst den politi-schen Ideen Friedrich Naumanns nahe,rückte jedoch, so Gustav Schiefler, „in spä-teren Jahren von allen volksfreundlichenBestrebungen merklich ab“. Aufgrund sei-ner Kenntnisse um den Rohstoff Getreidewar Newman Berater Wilhelms II. und derpreußischen Regierung. 1893 war der lei-denschaftliche Kunstsammler mit seinerFrau Maria in die Fontenayallee 7 gezogen,wo er die Räume mit ausgesuchten Werkendekorierte. Newmans Sammlung bestandaus über 40 Ölbildern und Pastellen, darun-ter Werken von Cézanne, Liebermann, Ma-net, Monet und Munch. Bei der Auswahlder Bilder ließ er sich von Alfred Lichtwarkberaten, zu dessen näherem Kreis er ge-hörte. 1905 baute Newman in Hittfeld dasSommerhaus „Sunderberg“, das sich zumTreffpunkt kulturell interessierter Familienentwickelte.

············································································································································· Busold, Stefanie: „Echte Freude an schönen Bildern“. Der Sammler Henry P. Newman, in: Luckhardt, Ulrich(Hg.): Private Schätze: Über das Sammeln von Kunst in Hamburg bis 1933, Hamburg 2001, S. 52–57; Schiefler,Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte: 1890–1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 132 f., 331·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

12. Henry Percy Newman (1868–1917)

Henry Percy Newman (1905)

Page 91: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Sieveking besuchte dreieinhalb Jahre dasJohanneum. Anschließend studierte er inGöttingen und England Jura. Ein Jahr nachder Promotion ließ er sich 1858 als Rechts-anwalt in Hamburg nieder. 1874 wurde erMitglied der Bürgerschaft und drei Jahrespäter Senator. 1879 erfolgte seine Ernen-nung zum ersten Präsidenten des Hanseati-schen Oberlandesgerichts. Das vornehmli-che Interesse bei seiner richterlichen Tätig-keit galt dem Handels-, Seehandels- unddem Versicherungsrecht, Gebiete, über dieer auch publizierte. Seit 1879 präsidierte erhäufig bei internationalen Seerechtskonfe-renzen. 1889 war er Vertreter des DeutschenReiches auf der Internationalen Seerechts-konferenz in Washington, in allen späterenJahren führte er den Vorsitz. 1901 wurde ervom Deutschen Reich zum Beisitzer des In-ternationalen Schiedsgerichtshofs in DenHaag bestellt. Sieveking trat bereits 1905 fürdie Gründung einer Universität in Hamburgein. Zur Erinnerung an ihn heißt der Platzvorm Oberlandesgericht seit 1911 Sieveking-platz.

| 89 |

············································································································································· Albers, Jan: Art. Sieveking, Ernst Friedrich, in: Hamburg Lexikon, Hamburg 1998, S. 435; Art. Sieveking, in:Deutsches Geschlechterbuch 200, Limburg 1996, S. 469–572; Kurland, Hans-Joachim: Richter: Ernst FriedrichSieveking – Max Mittelstein – Herbert Ruscheweyh, in: Albers, Jan; Asche, Klaus; Gündisch, Jürgen u. a. (Hg.):Recht und Juristen in Hamburg, Köln 1994, S. 325–342 ; Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kulturgeschichte:1890–1920. Beobachtungen eines Zeitgenossen, Hamburg 1985, S. 52·············································································································································

··············································································································································

13. Maximilian Heinrich von Schinckel s. o.14. Edmund Julius Arnold Siemers s. o.

15. Ernst Friedrich Sieveking (1836–1909)

Ernst Friedrich Sieveking (1905)

Page 92: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 90 |

Voller besuchte die Volksschule in Elber-feld. Während der folgenden kaufmänni-schen Tätigkeit (1857–1868) bereitete er sichselbst auf das Abitur vor, das er 1869 be-stand. Bereits seit 1868 war er an der Univer-sität Göttingen, später ging er nach Berlin.1872 wurde er Lehrer für Mathematik undNaturwissenschaften an der GlitzaschenPrivatschule in Hamburg, ein Jahr späterwurde er promoviert. Von 1875 bis 1885 warVoller am Johanneum tätig, seit 1879 ver-waltete er zudem das physikalische Kabinettdes Akademischen Gymnasiums. Dieseswurde 1885 auf seine Veranlassung hin vonder Stadt Hamburg in eine wissenschaftli-che Anstalt umgewandelt, das PhysikalischeStaatslaboratorium. Nachdem er zum Pro-fessor ernannt war, entfaltete Voller eine be-deutende Forschungs- und Lehrtätigkeit. Erwar Vorsitzender einer Reihe von Vereinen.1919 wurde er ob seiner Verdienste um dieGründung der Hamburgischen Universitätzum Honorarprofessor der Naturwissen-schaftlichen Fakultät ernannt. Durch die

Notablen gewählt, gehörte Voller von 1907bis 1913 der Bürgerschaft an (Fraktion derRechten).

············································································································································· Art. Voller, August, in: Neubert, Franz (Hg.): Deutsches Zeitgenossenlexikon, Leipzig 1905, S. 1514; Art. Voller,August, in: J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch für Mathematik, Astronomie, Physik,Chemie und verwandte Wissenschaftsgebiete. Band 5: 1904–1922, 2. Abteilung, Berlin 1926, S. 1318; HamburgerFremdenblatt Nr. 257 (1. November 1912): 70. Geburtstag Carl August Voller·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

16. Carl August Voller (1842–1920)

Carl August Voller (1905)

Page 93: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Westphal war zunächst Prokurist, dann, seit1880, Mitinhaber der bereits 1796 gegrün-deten Teeimportfirma G. W. A. WestphalSohn & Co. 1892 wurde das Ladengeschäftaufgegeben und fortan nur noch Großhan-del betrieben. Seit 1908 war Westphal zu-dem Mitinhaber der Firma Westphal, King& Ramsey Ltd. Daneben war er u. a. Auf-sichtsratsmitglied bei der Deutschen Bankund bei Blohm & Voß. Westphal spielte impolitischen und wirtschaftlichen LebenHamburgs eine prominente Rolle: 1884 warer Handelsrichter, von 1890 bis 1894 Mit-glied der Handelskammer, anschließendgehörte er der Finanzdeputation an. Von1892 bis 1900 war er Mitglied der Bürger-schaft. 1900 wurde er in den Senat gewählt.Als Senator war er u. a. Präses der zweitenSektion der Baudeputation, wobei ihm derStrom- und Hafenbau unterstand. Der Baudes Elbtunnels (1911 eröffnet) gehörte zuseinem Zuständigkeitsbereich. Außerdemwar er Vorsitzender der GeographischenGesellschaft in Hamburg. Zur Erinnerung

an Otto Eduard Westphal wurde 1980 inSteinwerder das Westphalufer nach ihm be-nannt.

| 91 |

············································································································································· Art. Westphal, in: Lorenz-Meyer Eduard L.; Tesdorpf, Oscar L.: Hamburgische Wappen und Genealogien, Ham-burg 1890, S. 471–480; Art. Westphal, in: Deutsches Geschlechterbuch 210, Limburg 2000, S. 475–604; Hambur-ger Fremdenblatt Nr. 299, Beilage 2 (20. Dezember 1908): Fünf Generationen; Lüth, Erich: G. W. A. WestphalSohn & Co. GmbH: 1796–1971. Nach Berichten von Eduard Westphal und Dokumenten aus den Archiven, Ham-burg 1971; Westphal, Ida: Meinen lieben Enkelkindern ein Erinnerungsblatt. Geschrieben von Ihrer GroßmutterIda Westphal, Hamburg 1927, S. 17 ff.·············································································································································

··············································································································································

17. Moritz Max Warburg s. o.

18. Otto Eduard Westphal (1853–1919)

Otto Eduard Westphal (1905)

Page 94: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 92 |

Nach dem Studium der Rechte ließ sichder jüngere Bruder Otto Eduard Westphalsund Schwager Werner von Melles alsRechtsanwalt in Hamburg nieder. Er warTeilhaber der Sozietät Dres. Westphal, Poel-chau, Lutteroth, Scharlach, Stegemann.Außerdem gehörte er dem Vorstand derHanseatischen Anwaltskammer an, seit 1914übte er dort das Amt des stellvertretendenVorsitzenden aus. In den Jahren 1880 bis1884 war er Verwalter der Hamburger Spar-kasse von 1827. Außerdem betätigte er sich 1882 als Armen- und Schulpfleger. Von 1901bis 1913 gehörte Westphal der Bürgerschaftan. Wie sein älterer Bruder Otto Eduardund sein Vater Carl Wilhelm Ludwig zählteer zur Fraktion der Rechten.

············································································································································· Art. Westphal, in: Deutsches Geschlechterbuch 210, Limburg 2000, S. 475–604; Hamburger Fremdenblatt Nr. 187(8. Juli 1916): Nachruf Eduard Westphal [von Carl Petersen]; Neue Hamburger Zeitung Nr. 342 (8. Juli 1916):Nachruf Eduard Westphal·············································································································································

··············································································································································Die Mitglieder des ersten Kuratoriums

19. Eduard Wilhelm Westphal (1856–1916)

Eduard Wilhelm Westphal

Page 95: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 93 |

··············································································································································

20. Adolph Woermann s. o.

Page 96: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 94 |

Büste Werner von Melles im Hauptgebäude der Universität

Page 97: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten nichtfür alle Abbildungen die Rechteinhaber ermitteltwerden. Sollte jemand in urheberrechtlicher Bezie-hung Rechte geltend machen, so möge er sich andie Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung wen-den.···································································Bildnachweis:Deutsches Geschlechterbuch 210, Limburg 2000Fotos Sebastian Frost (4), Hugbert Flitner (1)Hamburger Bibliothek für UniversitätsgeschichteHamburger Kunsthalle, Elke WalfordHamburgische Männer und Frauen am Anfang des xx. Jahrhunderts: Kamera-Bildnisse. Aufgenom-men, in Kupfer geätzt und gedruckt von RudolphDührkoop, Hamburg 1905 Hauschild-Thiessen, Renate: Ferdinand Kugel-mann (1840–1915), Mitbegründer der Hamburgi-schen Wissenschaftlichen Stiftung, und das Endeseiner Familie, in: Hamburgische Geschichts- undHeimatblätter 14 (2002)Hauschild-Thiessen, Renate: Zwischen Hamburgund Chile. Hochgreve & Vorwerk, Hamburg, Vor-werk & Co., Chile, Vorwerk Gebr. & Co., Ham-burg, Vorwerk y Cia. S. A., Chile, Hamburg 1995

| 95 |

Hipp, Hermann: Für Gottfried Semper, in: Archi-tektur in Hamburg. Jahrbuch 2003Luckhardt, Ulrich (Hg.): Private Schätze: Über dasSammeln von Kunst in Hamburg bis 1933, Ham-burg 2001Mutzenbecher, Geert-Ulrich: Die Versicherer. Ge-schichte einer Hamburger Kaufmannsfamilie, Hei-de 1993Privatarchiv Jörg von Mitzlaff-LaeiszSauber, Herman; Marchtaler, Hildegard von: Sau-ber Gebr. Hamburg. 1839-1939, Hamburg 1939Staatsarchiv Hamburg, A 902-419-3-Otto Dehn; A 903-419-3-Julius Carl Ertel; A 834-95-AdolphLewisohnStaatsarchiv Hamburg, Plankammer, 215, Am 21/311.6; Ba 228; Bl 31; Go 77; He 131; La 367; Lo 313;Lo 931; Ti 99; Wa 622; Wa 585Das Vorlesungsgebäude in Hamburg, gestiftet vonHerrn Edmund J. A. Siemers, dem hamburgischenStaate übergeben am 13. Mai 1911, Hamburg 1911Will, Walther (Bearb.): 100 Jahre Hamburger Ge-sellschaft für Feinmechanik und Optik gegründet1891: Deutsche Gesellschaft für Mechanik undOptik gegründet 1881, Hamburg 1991

Page 98: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

| 96 |

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.Die Online-Version dieser Publikation ist auf derVerlagswebsite frei verfügbar (open access). DieDeutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika-tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archiv-server der Deutschen Nationalbibliothek verfügbar.

Open access über die folgenden Webseiten:Hamburg University Press – http://hup.sub.uni-hamburg.deArchivserver der Deutschen Nationalbibliothek –http://deposit.d-nb.de

ISBN 978-3-937816-35-7ISSN 1864-3248

© 2007 Hamburg University Press, Verlag der Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg Carl vonOssietzky, Deutschland

Produktion: Elbe-Werkstätten GmbH, Hamburg,Deutschland, http://www.ew-gmbh.deGrundgestaltung: Peter Schmidt GroupLayout: Michael SauerLektorat: Renate Gerhardt

Page 99: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen
Page 100: Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung...seine Idee geworben. Der vorliegende Band liest sich wie ein „Who is who“ der damaligen Hamburgischen gesellschaftlichen

Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen StiftungD

ie B

egrü

nd

er d

er H

amb

urg

isch

en W

isse

nsc

haf

tlic

hen

Sti

ftu

ng

„Für Zucker ist er zu dumm, der kannstudieren!“, so wird die Äußerung derSeniorin eines Hamburger Handels-hauses kolportiert. Offensichtlich brach-te ein solches Umfeld der Wissenschaftnicht gerade besondere Wertschätzungentgegen. Dennoch gelang es SenatorDr. Werner von Melle, zusammen mitdem Bankier Max Moritz Warburg, beivielen vorausschauenden Donatoreneine Summe von knapp vier MillionenMark einzusammeln, so dass am 12. April1907 die HAMBURGISCHE WIS-SENSCHAFTLICHE STIFTUNG ge-gründet werden konnte. Dies war einentscheidender Schritt hin zu einerHamburger Universität, deren Grün-dung dann 1919 vollzogen wurde. Da-mit war sie die erste demokratischeUniversitätsgründung in der deutschenGeschichte.

Der vorliegende Band würdigt erstmalsalle Persönlichkeiten, die sich in derGründungsphase der Stiftung um de-ren finanzielle Ausstattung und ihrFunktionieren verdient gemacht ha-ben. Viele von ihnen sind weit überHamburg hinaus bekannt geworden,andere jedoch vollständig in Vergessen-heit geraten. Sie gehörten größtenteilszur Hamburg wirtschaftlich, politischund sozial prägenden Bürgerschicht.Dennoch wird deutlich, dass sich in ih-ren Biographien höchst unterschiedli-che Charaktere und Schicksale zeigen.Eingeleitet wird der Band durch denEssay „Aktuelle Vergangenheit“, derdie Stiftungsgründer in den kulturellenund wissenschaftspolitischen KontextHamburgs um die Jahrhundertwendeeinbettet.