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15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 2
Herausgeberin: Direktion Bildung, Soziales und Sport, Kompetenzzentrum Integration, Effingerstrasse
21, 3008 Bern. Telefon 031 321 60 36, [email protected], www.bern.ch/integration Bericht: Itziar
Marañón, FB Information und Vernetzung Bern, Februar 2017
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 3
Inhalt
Auf dem Weg zur Chancengerechtigkeit 4
1. Die Grundlage: Die neue Bildungsstrategie der Stadt Bern 5
2. Das Mikrofon Bern West: Rückmeldungen aus dem Stadtteil VI 5
Hausaufgaben für Behörden, Schule und Eltern 7
1. Allgemeine Rückmeldungen aus den Diskussionsrunden 7
2. Ideen und Vorschläge für die Behörden 9
3. Ideen und Vorschläge für die Schule 11
4. Ideen und Vorschläge für die Eltern 13
Fazit 16
Vertreterinnen und Vertreter des Schulwesens 19
Anhang 20
Anhang I. Information: Umgang mit schwierigen Situationen in der Schule 20
Anhang II. Häufig gestellte Fragen 21
Anhang III. HSK-Wettbewerb „Klappentext“ 23
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 4
Auf dem Weg zur Chancengerechtigkeit
Gibt es eine öffentliche Institution, die mehr Einfluss auf die Zukunft jedes einzelnen Kindes hat
als die Schule? Vom 4. bis zum 16. Lebensjahr prägt die Schule sein Leben und das seiner
Familie. Die Schule ist der Ort, wo Entdeckungen, Freundschaften, Freude, Perspektiven , aber
auch Konflikte, Zweifel und Frustmomente zusammen kommen. Die Kinder bauen ihre Persön-
lichkeit auf, gestalten aber auch ihren Weg zur Erwachsenenwelt. Und auf diesem Weg spielen
ihre Eltern, die Lehrerinnen und Lehrer, das Schulsystem, die Mitschülerinnen und Mitschüler
sowie das Quartier, in dem sie leben und zur Schule gehen, eine zentrale Rolle.
Am 4. November hat das 15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern stattgefun-
den. Mehr als 100 Personen haben sich über die Chancengerechtigkeit in der Schule ausge-
tauscht: Mehrsprachigkeit, die Hausaufgaben, die Beziehung zwischen den Eltern und der
Schule und die Bildungsangebote im Quartier waren die Themen an den Diskussionstischen –
denn zu diesen Themen hat die Stadt Bern Handlungsmöglichkeiten. Ausserdem gab es als
Einstieg ins Thema ein Labor mit drei Stationen:
Ein Labyrinth, um herauszufinden, wie man einen Konflikt mit der Lehrkraft lösen kann (sie-
he Anhang I).
Fünf häufig gestellte Fragen und die Antworten darauf (siehe Anhang II).
Eine „Ideenwand“, um Antworten auf folgende Frage anzubringen: Was braucht es für die
Stärkung der Chancengerechtigkeit in der Schule? Bilder mit den Antworten zu dieser Frage
werden den Bericht illustrieren.
Gemeinderätin Franziska Teuscher und der Präsident der Fachkommission für Integration, Hi l-
mi Gashi, haben in ihren Reden über die Vielfalt in den Berner Schulen, die Wichtigkeit der
Kommunikation zwischen Eltern und Schule sowie den Zusammenhang des Forums mit der
Umsetzung der Bildungsstrategie der Stadt Bern gesprochen. Diese Reden finden sich in fol-
genden Videos:
Begrüssung von Hilmi Gashi Eröffnung von Franziska Teuscher
Ausserdem gibt es eine Zusammenfassung des Fo-
rums: Das Forum in weniger als 3 Minuten.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 5
1. Die Grundlage: Die neue Bildungsstrategie der Stadt Bern
Am 23. März 2016 hat der Gemeinderat der Stadt Bern eine neue Bildungsstrategie verab-
schiedet. Sie geht der Frage nach, wie die Stadtberner Volksschule im Jahr 2025 aussehen
soll. In dieser Bildungsstrategie sind die Chancengerechtigkeit und die gute Zusammenarbeit
zwischen den Eltern und der Schule zwei zentrale Ziele.
Gemeinderätin Franziska Teuscher hat in der Eröffnungsrede des Forums die Wichtigkeit die-
ses Anlasses in der Umsetzung der Bildungsstrategie betont: „Wir werden uns in den kommen-
den zehn Jahren auf vier Hauptstossrichtungen konzentrieren, die dazu beitragen sollen, die
ideale, starke und lebensfrohe Schule zu realisieren. Über zwei dieser Hauptstossrichtungen
werden wir heute am Forum diskutieren:
«Integrative Schule»: Wir verstehen die Volksschule als eine Schule der Vielfalt, wo Diskr i-
minierungen generell und insbesondere bei der Selektion keinen Platz haben. Das heisst
z.B., dass es beim Übertritt von der Primarstufe in die Sekundarstufe I oder beim Übertritt
von der Volksschule in eine weiterführende Ausbildung keine Diskriminierung geben soll.
Die ideale Schule gestaltet deshalb die Übergänge vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe
sorgfältig und gerecht. Schülerinnen und Schüler sollen sich ihren Potenzialen entsprechend
entwickeln können. Dazu braucht es eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Schule
und Eltern.
2. Hauptstossrichtung: Wir stellen uns die Schule als einen Lern- und Lebensort vor. Des-
halb sind für uns gute Lehr- und Lernbeziehungen ein zentrales Thema. Wir wollen dafür
auch Ganztagesstrukturen weiterentwickeln, um Bildung und Betreuung als Einheit in Unte r-
richt und Freizeit ausgestalten zu können. Ausserdem wollen wird die Zusammenarbeit zw i-
schen der Schule und ausserschulischen Akteurinnen und Akteuren wie Sportvereinen, Mu-
sikschulen, der Pfadi usw. verbessern. So erleichtern wir den Kindern und Jugendlichen den
Zugang zu den vielfältigen Bildungsangeboten im Quartier.“
Franziska Teuscher wies darauf hin, dass das Forum genau im richtigen Moment stattfand: Die
Schulleiterinnen und Schulleiter werden ab 2017 konkrete Umsetzungsmassnahmen für jede
Schule entwickeln. Dem vorliegenden Bericht können Sie Informationen und Ideen dafür ent-
nehmen.
2. Das Mikrofon Bern West: Rückmeldungen aus dem Stadtteil VI
Das Mikrofon Bern West fand am 29. Mai 2016 in der Schule Tscharnergut statt. Ziel dieses
Anlasses war es, vorgängig zum Forum und niederschwellig die Anliegen, Bedürfnisse und
Meinungen von Migrantinnen und Migranten aus Bern West zum Thema des Forums abzuho-
len.
Folgende Institutionen waren an der Organisation des Mikrofons beteiligt:
Die Fachkommission für Integration der Stadt Bern.
Miau-Q (Mitwirkung von Ausländerinnen und Ausländern in den Quartieren Bümpliz und
Bethlehem): Aktiv involviert waren die Vertreterinnen der folgenden Organisationen: Refor-
mierte Kirche Bümpliz, TOJ (Trägerverein für die offene Jugendarbeit der Stadt Bern), Müt-
terzentrum Bern-West und die Reformierte Kirchgemeinde Bern-Bethlehem.
Das Kompetenzzentrum Integration der Stadt Bern.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 6
Ungefähr 90 Personen (Teilnehmende, interkulturelle Vermittlerinnen und Vermittler, Organisa-
torinnen) haben über Chancen und Hürden für die Erreichung der Chancengerechtigkeit in der
Schule diskutiert. Das Kompetenzzentrum Integration hat die eingebrachten Anliegen und Vor-
schläge zur Beziehung zwischen den Vertreterinnen und Vertretern des Schulsystems und den
Eltern gesammelt.
Diese Ergebnisse wurden für die Vorbereitung des 15. Forums der Migrantinnen und Migranten
als Grundlage genommen:
Im Mikrofon wurde festgestellt, dass es Missverständnisse zu bestimmten Themen gibt, und
dass für einen Teil der Bevölkerung viele Angebote unbekannt sind. Deswegen wurden im
ersten Teil des Forums (Labor) Informationen vermittelt.
Die Diskussionsthemen Deutsch und Mehrsprachigkeit, Hausaufgaben und Beziehung zw i-
schen den Eltern und der Schule waren sehr bedeutsam für die Teilnehmenden des Mikro-
fons und wurden am Forum als Schwerpunkte gewählt.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 7
Hausaufgaben für Behörden, Schule und Eltern
Am Forum wurden Themen diskutiert, die wichtig für die Förderung der Chancengerechtigkeit in
der Schule sind. Es gab zehn Diskussionstische zu folgenden Themen:
Deutsch und Mehrsprachigkeit
Beziehung zwischen Eltern und Schule
Hausaufgaben
Bildungsangebote im Quartier rund um die Schule
Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung der eingebrachten Ideen, Anliegen und Ein-
schätzungen. Unter Punkt 1 gibt es eine Sammlung allgemeiner Rückmeldungen der Teilneh-
menden und der Fachpersonen zu den oben genannten vier Themen.
Unter den Punkten 2, 3 und 4 werden die am Forum gesammelten Ideen und Vorschläge für die
Arbeit von Behörden, Vertreterinnen und Vertretern der Schule sowie Anregungen zur Rolle der
Eltern vorgestellt.
1. Allgemeine Rückmeldungen aus den Diskussionsrunden
Alle aufgeführten Aussagen wurden an den Diskussionstischen von einer oder mehreren Per-
sonen geäussert. Sie bilden nicht die Meinung aller Migrantinnen und Migranten ab, bieten
aber einen interessanten Einblick in die Diskussionen.
Mehrsprachigkeit
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind der Meinung, dass die Mehrsprachigkeit eine
Chance ist. Allerdings ist die Gesellschaft noch nicht so weit und die Mehrsprachigkeit
braucht mehr Anerkennung und Wertschätzung.
Über 66% der Schülerinnen und Schüler in Bethlehem sprechen zu Hause nicht Deutsch.
Deutsch zu lernen, ist ein wichtiges Element, das die Türe in die hiesige Gesellschaft öffnet.
Die Kinder lernen in der Schule Schweizerdeutsch, einige haben aber Mühe, korrekt Hoch-
deutsch zu sprechen. Deshalb bekommen sie oft schlechte Noten im Deutschunterricht.
Langfristig ist das Schweizerdeutsch ein Vorteil für die Kinder , kurzfristig ist es aber proble-
matisch, da sie noch eine weitere (Fremd-)Sprache lernen müssen.
Ressourcen für Übersetzungen
Es gibt ein beschränktes Budget für Übersetzungen. Dolmetscher und Dolmetscherinnen
werden nur für die Lösung von Konflikten eingesetzt.
Beziehung Eltern-Schule
Die Teamarbeit zwischen Eltern, Schulsozialarbeitenden, Lehrpersonen u.a. ist sehr wichtig.
Bei Problemen sollte gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.
Informelle Kontakte erleichtern die Kommunikation und den Informationsfluss. Diese Begeg-
nungen fördern eine gute Beziehung.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 8
Wenn die Beziehungen zwischen den Eltern und der Schule gestärkt werden, ist es für die
Schülerinnen und Schüler einfacher, mit dem Druck umzugehen. So wissen und verstehen
die Eltern auch, was seitens der Schule verlangt wird.
Beziehung Eltern-Lehrkraft
Die Beziehung zwischen Lehrperson und den Eltern ist oft kompliziert oder gar schwierig.
Die Verständigung ist häufig schwierig wegen Sprachbarrieren, weshalb Vorsicht auf beiden
Seiten geboten ist. Und es müssen sich beide Seiten um eine gute Verständigung bemühen.
Mehr positive Kontakte (vor Einsetzen von Problemen) sind gewünscht.
Lehrkräfte sind gegenüber den Eltern in einer Machtposition.
Austausch zwischen den Eltern
Der Austausch mit den anderen Eltern ist oft „mager“ oder schwierig.
Teilnahme und Mitwirkung in bestehenden Gefässen
Nicht alle Eltern nehmen an Informationsveranstaltungen teil. Präsent sind vor allem die El-
tern, die besser ausgebildet sind. Aber die Lehrerinnen und Lehrer müssen sich selber fra-
gen: wie lädt man die (Migranten-) Eltern ein? Es ist auch problematisch, dass die Eltern-
abende zu einer Zeit stattfinden, wenn viele Eltern arbeiten.
Viele Eltern schämen sich, wenn sie die deutsche Sprache nicht beherrschen. Umso prob-
lematischer ist es, wenn die Kinder für ihre Eltern bei Elterngesprächen übersetzen. Eventu-
ell nehmen am Elternabend viele nicht teil aus Hemmung, Fragen zu stellen und nichts zu
verstehen.
Elternrat: Es gibt Verständnisprobleme, weil dort Dialekt statt Hochdeutsch gesprochen wird.
Eine Teilnehmerin fühlte sich nicht ernst genommen.
Nicht alle Eltern sind an Elterngespräche gewohnt.
Schulsozialarbeit und Erziehungsberatung
Einige Migrantinnen und Migranten sehen die Schulsozialarbeit als Behörde bzw. Kontrolle
und nicht als Hilfeleistung.
Die Inanspruchnahme der Erziehungsberatung bedeutet für einige Migrantinnen und Migran-
ten, dass ihr Kind nicht normal ist.
Hausaufgaben
Die Kinder sollten die Hausaufgaben alleine machen können, oftmals ist dies aber nicht
möglich und sie brauchen trotzdem Hilfe (organisatorisch, emotionale Unterstützung, Struk-
tur geben).
Bildungsferne Eltern und solche mit wenig Deutschkenntnissen können ihre Kinder nur be-
grenzt unterstützen.
Die Lehr- und Lernmethoden heute unterscheiden sich teilweise stark von denen, welche die
Eltern in der Schule noch erlebt haben (insbesondere auch, wenn diese nicht in der Schweiz
zur Schule gingen). Die Unterstützung der Kinder ist dadurch erschwert.
Positiv wurde aber auch genannt, dass Eltern an Hausaufgaben interessiert sind und diese
ihnen eine Möglichkeit bieten, zu erfahren, was in der Schule läuft.
Der Lehrplan 21 will die Hausaufgaben in die Schulstruktur integrieren.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 9
Die Menge der Hausaufgaben ist relevant. Wenn es zu viele Hausaufgaben gibt, kann der
Schüler oder die Schülerin nicht alles erledigen und kann deswegen im Unterricht nicht
gleich mitmachen.
Wie die Eltern zu Hausaufgaben stehen, ist wichtig.
Viele Eltern haben nicht den Mut zu sagen: „Ich weiss nicht, wie ich meinem Kind helfen
kann“ (Schamgefühle).
Nutzung der ausserschulischen Bildungsangebote im Quartier
Viele Familien wissen zu wenig über die ausserschulischen Angebote im Quartier und/oder
verstehen nicht, was diese ihren Kindern bringen sollen.
Die Angebote im Quartier bieten eine ideale Vernetzungsmöglichkeit. Die Schulen haben e i-
ne Schlüsselposition in diesem Vernetzungsprozess.
Bildungsnahe Eltern nutzen ausserschulische Angebote eher oder organisieren selber sol-
che Angebote.
2. Ideen und Vorschläge für die Behörden
Die lokalen oder kantonalen Behörden setzen die Rahmenbedingungen des Bildungssystems.
Sie können die Entwicklung der Schule fördern und Entscheidungen zur Ressourcenverteilung
treffen.
Sprache und Verständigung
Das Ziel sollte nicht nur sein, Deutsch zu fördern. So wird die ganze Verantwortung an die
Eltern delegiert. Die Verständigung kann auch von Seite der Schule gefördert werden, bspw.
mit Übersetzungen, Broschüren oder durch Anstellung von Lehrpersonen mit Migrationshin-
tergrund (es wurde mehrmals betont, dass es mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrations-
hintergrund braucht).
Vorurteile sollten bekämpft werden, da gewisse Fachleute die Mehrsprachigkeit offenbar als
Nachteil sehen.
In einer Diskussion wurde gesagt, dass Hochdeutsch in der Schule gesprochen werden soll-
te.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 10
Ressourcen
Die Schülerinnen und Schüler sollen in Ruhe und in einem gesunden Rahmen die Hausauf-
gaben erledigen können. Zum Teil ist es nicht möglich, zu Hause in Ruhe zu lernen.
Kostenlose Nachhilfestunden für Hausaufgaben werden benötigt.
Wenn die Eltern mit den Hausaufgaben überfordert sind, sollten sie Unterstützung bekom-
men können.
In der Tagesschule sollten die Hausaufgaben erledigt werden können.
Es ist wichtig, dass es auch Sprachkurse für die Eltern gibt, damit sie die Sprache lernen,
um ihre Kinder besser unterstützen zu können.
Es gibt Situationen, wo mehr Ressourcen für Übersetzungen nötig sind: z.B beim Übertritt in
die Sekundarschule.
Informationen vermitteln
Eltern sollten Informationen über das Bildungssystem und ausserschulische Angebote erhal-
ten. Ausserdem sollten die bisherigen Kommunikationsmittel überprüft werden: Ist die Spra-
che zu kompliziert? Was könnte man noch übersetzen? Was könnte man in einem inf ormel-
len Kontext erklären?
Bei der Übersetzung von Informationen müssen die häufigsten Sprachen von Migrantinnen
und Migranten berücksichtigt werden: viele Eltern finden schriftliche Infos besser als eine
simultane Übersetzung.
Die Aufgabenhilfe der Stadt Bern könnte noch breiter bekannt gemacht werden, da nicht alle
Schulen/Lehrpersonen dieses Angebot kennen.
Man sollte die Eltern für die Wichtigkeit des Spiels sensibilisieren, da es das Lernverhalten
fördert.
Angebote im Quartier
Mehr Bewegungs- und Spielangebote sind gewünscht. Man könnte die Turnhal-
le/Schulräume einmal pro Woche abends ohne Kosten zur Verfügung stellen.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 11
3. Ideen und Vorschläge für die Schule
Die Schule ist ein kleines Ökosystem, wo verschiedene Fachpersonen mit den Kindern und de-
ren Eltern regelmässig interagieren. Die Wichtigkeit dieser Beziehungen ist für alle klar. De s-
wegen wurden am Forum mehrere Vorschläge lanciert, um das Vertrauen unter den verschie-
denen Akteurinnen und Akteuren zu stärken.
Begegnungen ermöglichen
Grundsätzlich ist mehr Kreativität gefragt, um eine Brücke zwischen Eltern und Schule zu
bauen z.B. erweiterte Elternabende mit Apéro, um sich gegenseitig besser kennenzulernen
(insbesondere beim Schuleintritt); „Elterncafé“, „gsunds zNüni“ etc. wo sich Eltern, Lehrpe r-
sonen, Schulsozialarbeitende austauschen können.
Es ist wichtig, die Elternarbeit auch dann zu pflegen, wenn es in der Schule gut läuft. Wenn
dann Probleme auftreten, besteht bereits eine Beziehung, man kennt sich und es fällt leic h-
ter, sich zu verständigen. Diese Beziehung ist vor allem für die Kinder wichtig. Allerdings
muss Zeit und Offenheit in diese Beziehung investiert werden.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 12
Feste statt nur Elternabende: Ein lockerer Austausch statt Theorie, z.B. einmal monatlich ein
Treffen, wo jede/r etwas zum Essen mitbringt für einen lockeren Austausch. Dies ist weniger
formell als Elternabende und wichtig für den Austausch.
Die Kompetenzen der Eltern in der Schule integrieren: z.B. ein Vater, der als Sanitär-
Installateur arbeitet, zeigt der Klasse seine Arbeit, wenn diese das Thema Wasser behan-
delt.
Informationsmittel verbessern
Mehr übersetzte Informationen sind erwünscht. Und d iejenigen, die es gibt, sollen bekannter
sein.
Briefe sind oft zu komplex. Man solle ein einfaches Deutsch benutzen, um eine bessere
Verständigung zu erzielen.
Beziehung Schule-Eltern aufbauen
Es braucht Offenheit (von beiden Seiten).
Aus einigen Diskussionen wurden weniger schriftliche Infos erwünscht, dafür mehr persönli-
cher Kontakt zwischen den Eltern und den Lehrpersonen. So wird die sprachliche Barriere
etwas verringert.
Schon wenn sich die Kinder im Kindergartenalter befinden, sollten die Eltern über die Struk-
turen der Schule informiert werden und eine Beziehung zu den Lehrpersonen bereits dort
hergestellt werden. Die Vorbereitung auf die Schule kann dort einfacher vermittelt werden,
weil noch keine Lernziele im Vordergrund stehen d.h. es gibt weniger Druck.
Es sollte mehr Kommunikation stattfinden, weil die Schule wie eine zweite Familie ist. Die
Kinder verbringen einen grossen Teil des Lebens dort: Mehr Elternabende, mehr Elterna r-
beit, Elterncafés...
Gespräche mit den Eltern
Lehrkräfte sollten Anstrengungen nicht scheuen und die ausländischen Eltern trotz Mehr-
aufwand genauso schnell zum Gespräch einladen wie die Schweizer Eltern.
Der Zugang zu Übersetzerinnen und Übersetzern sollte für die Lehrkraft und für die Eltern
einfacher sein.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 13
Es braucht Anerkennung: Eine gemeinsame Sprache zu sprechen heisst nicht, dass man
sich auch versteht. Es ist wichtig, dass man nicht defizitorientiert an die Eltern herangeht
und zum Beispiel nur den nicht Deutsch sprechenden Eltern mit einem Bild demonstrieren,
was angemessene Wanderschuhe sind, sondern alle informieren . Zudem müssen Lehrper-
sonen diesbezüglich sensibel sein, Professionalität ist hier gefordert.
Es ist wichtig, dass man auf Augenhöhe miteinander spricht. Wenn möglich sollten alle drei
Perspektiven (Eltern-Lehrperson-Kind) dargestellt werden können.
Lehrpersonen sollten nicht mit fertigen Lösungen an das Gespräch kommen, sondern g e-
meinsam nach Lösungen suchen. Das Interesse an gemeinsamen Lösungen sollten sie den
Eltern beim Gespräch auch vermitteln.
Man sollte die Frühwarnung der Eltern ernst nehmen (z.B. bei Gewalt, Mobbing ihrer Kin-
der).
Mehrsprachigkeit wertschätzen
Es ist sehr wichtig, der Muttersprache der Kinder Wertschätzung entgegen zu bringen: Die
Lehrpersonen könnten sich mehr dafür interessieren und den Sprachkenntnissen der Kinder
im Unterricht immer mal wieder Raum geben.
Hausaufgaben
Man sollte den Eltern und den Schülerinnen und Schülern Ziel und Sinn der Hausaufgaben
gut kommunizieren.
Die Hausaufgaben könnten in der Schule in Gruppen gelöst werden. Dazu müsste ein Zeit-
fenster zur Verfügung gestellt werden.
Konzept des selbstorganisierten Lernens für Oberstufenschülerinnen und -schüler (wie. z.B.
in der Tagesschule Schwabgut).
Einige Teilnehmenden haben die Abschaffung der Hausaufgaben verlangt.
Zusammenarbeit mit den Organisationen im Quartier
Die Schule könnte rechtzeitig Informationen über die ausserschulischen Angebote im Quar-
tier bieten.
4. Ideen und Vorschläge für die Eltern
Kommunikation ist ein Prozess mit wenigstens zwei beteiligten Seiten. Die Eltern spielen eine
Hauptrolle dabei, wie ihre Kinder die Schulzeit erleben. Für sie wurden ebenfalls eine Reihe
von Ideen und Empfehlungen am Forum diskutiert.
Teilnehmen
Im Elternrat hat es kaum Eltern mit Migrationshintergrund. Viele Elternräte freuen sich sehr
auf neue engagierte Mitglieder.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 14
Deutsch und Mehrsprachigkeit für die Kinder
Genau wie Deutsch für die Eltern wichtig ist, ist das Erlernen der Muttersprache auch für die
Kinder wichtig.
Die Eltern sollten die Pflicht haben, ihren Kindern die Muttersprache beizubringen. Diese ist
Voraussetzung und Garant für den Erfolg in der Schule und bringt später beruflich klare Vor-
teile.
Die älteren Teilnehmenden reden noch davon, wie früher das Erlernen der Muttersprache
verpönt war. Heute hat der Unterricht in heimatlicher Sprache und Kultur eine wichtige Be-
deutung bekommen. Es ist erwiesen, dass durch das Erlernen der Muttersprache die Grund-
lage gelegt wird für das bessere Erlernen einer Zweitsprache.
Vorlesen von Kind zu Kind ist eine Variante, sich der deutschen Sprache spielerisch zu nä-
hern.
Deutsch und Mehrsprachigkeit für die Eltern
Die Eltern sollten die Landessprache auch lernen, schon nur aufgrund ihrer Vorbildfunktion.
Sie können dann leichter mit Lehrkräften kommunizieren, es fördert ihre Selbständigkeit und
stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes.
Man lernt die Sprache nicht nur durch Kurse, sondern auch in Vereinen oder durch den Kon-
takt mit anderen Eltern usw.
Beziehung Eltern-Schule
Eltern müssen auch auf die Schule zugehen und nicht nur die Schule auf die Eltern.
Das Vertrauen in die Lehrperson ist wichtig.
Was tun, wenn eine Lehrperson (zu) oft Informationen und Probleme besprechen will? Jede
Lehrperson ist individuell, deswegen sollte man Klärung schaffen und zusammen den Spiel-
raum bestimmen und mit Gesprächen (auf offene Art) Lösungen suchen. Auch sollte defi-
niert werden, wie der Austausch erfolgen soll, telefonisch, in der Pause, nach der Schule
usw.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 15
Hausaufgaben
Wenn es nicht klar ist, ob die Hausaufgaben genügend gelöst oder erledigt sind, sollte man
die Lehrperson ansprechen und klären, was zu tun ist.
Eltern können ein Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin oder dem Schulsozialarbeiter ver-
einbaren und Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Aber viele Eltern haben Schamgefühle,
wenn sie ihre Kinder mit den Hausaufgaben nicht unterstützen können.
Die Eltern sollten Offenheit gegenüber dem Schulsystem zeigen, so akzeptieren es auch die
Kinder besser.
Die Eltern sollten eine Vorbildfunktion übernehmen.
Die Kinder sollten für die Schule motiviert und gestärkt werden.
Unterstützung
Der Verein für Fremdsprachige organisiert zusammen mit dem Schulamt der Stadt Bern In-
foveranstaltungen zum Schulsystem in verschiedenen Sprachen.
Der Verein Famira bietet Elternbildung von Migrantinnen für Migrantinnen.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 16
Fazit
Das 15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern hat sich mit einem wichtigen,
aber sehr komplexen Thema beschäftigt: Die Chancengerechtigkeit aller Kinder in der Schule.
Hier in Bern - so hält es die städtische Bildungsstrategie fest - muss die Schule ein Ort sein, wo
alle Kinder die gleichen Chancen bekommen, um sich wohl zu fühlen und ihre Potenziale zu
entwickeln. Dieses Ziel ist zentral für alle Kinder und Jugendlichen in der Stadt Bern. Deswe-
gen gibt es verschiedene Massnahmen und Aktivitäten, um die Chancengerechtigkeit zu ge-
währleisten. Trotzdem gibt es aber - das wurde am Forum und dem vorgängigen Anlass „Mikro-
fon Bern West“ deutlich -, noch viel Verbesserungspotenzial.
Vielfalt ist die Normalität in einer Stadt wie Bern. In den städtischen Schulen sollten sich die
Schulleitungen, die Lehrkräfte, die Behörden, die Eltern und Kinder mit und in dieser Vielfalt -
und ihren Herausforderungen – wohlfühlen und konstruktiv damit umgehen können.
In diesem Bericht wird eine Sammlung von Ideen und Vorschlägen präsentiert, die für die El-
tern, die Vertreterinnen und Vertreter der Schule sowie die Behörden nützlich sein können. Als
Fazit sollen einige Ideen zu besonders brennenden Themen noch eingehender diskutiert und
auf verschiedene Initiativen hingewiesen werden, die das Ziel der Chancengerechtigkeit in der
Schule haben.
Deutsch und Mehrsprachigkeit
Das Erlernen der deutschen Sprache ist für Eltern und Erziehungsberechtigte sehr wichtig, um
die Kinder in der Schule unterstützen zu können. Finanzielle Ressourcen, um Deutsch zu ler-
nen, für Eltern mit Kindern im Schulalter wären sehr bedeutsam sowie Deutschkurse mit Kin-
derbetreuung.
Aber dies ist nicht das einzige Element, um eine erfolgreiche Kommunikation zwischen der
Schule und den Eltern zu schaffen. In einer vielfältigen und mehrsprachigen Gesellschaft müs-
sen geeignete Kommunikationsmittel gesucht und erarbeitet werden (mit Übersetzungen, Pik-
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 17
togrammen und/oder einfacherer Sprache), damit die Informationen zum Schulsystem und zu
den Abläufen, Aktivitäten und Angeboten der Schule beim Zielpublikum ankommen.
Die Behörden haben hier die Verantwortung, die für Übersetzungen oder interkulturelle Vermit t-
lungen nötigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und diese Angebote bekann-
ter zu machen. Die Schulen sollen diese Ressourcen dann auch nutzen.
Die Mehrsprachigkeit so vieler Kinder ist eine Ressource, die in der Schule bis jetzt zum gröss-
ten Teil ungenutzt ist. Die Wertschätzung der Mehrsprachigkeit könnte in der Schule sichtbarer
sein – eine Idee ist etwa die Organisation eines „Tag der Sprachen“ in der Schule, in deren
Vorbereitung die Kinder einbezogen werden können.
Das Schulamt der Stadt Bern hat verschiedene Massnahmen zusammen mit Lehrpersonen und
Schülerinnen und Schülern der Kurse in heimatlicher Sprache und Kultur (HSK) umgesetzt:
Am 28. Februar 2015 fanden in der Stadt Bern die HSK-Besuchstage statt. Es liegt
ein Bericht dazu vor mit Informationen zur Organisation und Durchführung sowie eine Aus-
wertung des Anlasses.
2016 wurde erfolgreich der Wettbewerb „Klappentext“ organisiert (Anhang III).
Beziehung zwischen Eltern und Schule
Die Beziehung zwischen den Eltern und den Vertreterinnen und Vertretern der Schule (Lehr-
personen, Schulsozialarbeitende, Schulleitung usw.) muss so früh wie möglich aufgebaut wer-
den: d.h. schon vom ersten Schultag an.
Das Vertrauen ist zentral, um Konflikte zu lösen oder um Übertrittsentscheidungen zu treffen.
Dafür können die bestehenden Gefässe genutzt (Elternabend, Gespräche usw.), aber auch in-
formelle Wege gesucht werden. Im Rahmen der Bildungslandschaft Bern-West, futurina, gibt es
seit November 2016 im Schwabgut ein Elterncafé, um den Austausch zwischen den Eltern und
Vertreterinnen und Vertretern der Schule zu ermöglichen.
Wichtig ist, dass die Eltern sich angesprochen fühlen. Ein informelles, kurzes und freundliches
Gespräch vor dem Elternabend kann viele Ängste abbauen. Eine Einladung in der Mutterspra-
che der Familie wäre ebenfalls ein starkes Zeichen. Die Lehrkraft sollte dazu Vorlagen in ver-
schiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt bekommen.
Andererseits ist die Mitwirkung der Eltern in der Schule gewünscht, aber der Anteil von Eltern
mit Migrationshintergrund in den Elternräten ist niedrig. Es sollte geprüft werden, wieso diese
Eltern sich nicht angesprochen fühlen oder welchen Hemmnissen sie begegnen.
Hausaufgaben
Am Forum wurde festgehalten, dass dieses Thema wichtig – und oft problematisch – für Eltern
mit und ohne Migrationshintergrund ist. An sich sollten die Kinder die Hausaufgaben alleine
machen können. Trotzdem ist es so, dass die Unterstützung der Eltern bei den Hausaufgaben
für den Schulerfolg relevant ist. Das führt dazu, dass die Kinder, deren Eltern über ein eher tie-
fes Bildungsniveau und/oder wenig Deutschkenntnisse verfügen, benachteiligt sind. Deswegen
sollten die existierenden Unterstützungsangebote – wie etwa die Aufgabenhilfe der Stadt Bern,
von Vereinen (Beraber) oder von der Katholischen Kirche (Avanti) – bekannter sein.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 18
Ausserdem müssten die Schulen ihre Räumlichkeiten für das Erledigen der Hausaufgaben,
aber auch für ausserschulische Aktivitäten zur Verfügung stellen. Dies würde die Chancen aller
Kinder erhöhen.
Bildungsangebote im Quartier rund um die Schule
Die Teilnehmenden des Forums waren sich einig darüber, dass die Schulen besser im Quartier
vernetzt sein sollten und als Brücke für die Nutzung ausserschulischer Bildungsangebote die-
nen können. Das ist auch ein Ziel der Bildungsstrategie der Stadt Bern mit der Bildung von Bil-
dungslandschaften wie beispielsweise futurina.
Diese Bildungslandschaft, futurina, lancierten die Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit vbg
und die Stadt Bern in den Quartieren Untermatt, Stöckacker und Schwabgut im 2015. Bildungs-
landschaften haben das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen den Familien, Schulen und ver-
schiedenen Organisationen im Quartier zu stärken. Einige der am Forum eingebrachten Ideen
wurden im Rahmen von futurina bereits umgesetzt.
Ausserdem bietet die Stadt Bern mit der Programm primano in jedem Stadtteil Angebote und
Informationen zur Frühförderung von Kindern im Vorschulalter und ihren Familien an.
Förderung der Chancengerechtigkeit in der Schule
Ab 2017 werden die Massnahmen zur Umsetzung der Bildungsstrategie der Stadt Bern für jede
Schule formuliert. Diese Strategie enthält viele der am Forum deponierten Anliegen und Vor-
schläge. Ihre Umsetzung hängt aber von den Prioritäten und Interessen jeder Schule ab – es
gibt in Bern Schulen, die sich sehr stark und innovativ mit den Chancen und Herausforderu n-
gen der kulturellen Vielfalt auseinandersetzen und andere, die der durch die Migration gepräg-
ten Realität noch eher mit Zurückhaltung begegnen.
Am Forum wurde mehrmals betont, dass mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshinte r-
grund gewünscht sind. Dieses Anliegen wurde auch von Politikerinnen und Politikern gehört –
ein entsprechender Vorstoss ist im Stadtrat hängig.
Eine weitere entscheidende Bedingung, damit die Schule den vielfältigen Realitäten der heuti-
gen Gesellschaft gerecht werden kann, ist die Förderung der transkulturellen Kompetenzen al-
ler Akteurinnen und Akteure des Schulwesens. Dafür gibt es eine grosse Palette von Kursen
und Weiterbildungsangeboten. Beim Kompetenzzentrum Integration der Stadt Bern können alle
Organisationen, Schulen und Behörden Beratung zu diesem Thema in Anspruch nehmen.
2018 wird der neue Schwerpunkteplan der Stadt Bern zur Umsetzung des Leitbildes zur Integ-
rationspolitik in Kraft treten. Bis und mit 2021 werden die Zugänglichkeit der Angebote und
Strukturen, die Sichtbarkeit der Vielfalt sowie die Teilhabe aller Bernerinnen und Berner egal
welcher Herkunft im Fokus der Integrationsarbeit in der Stadt Bern stehen. In diesem Plan wird
die Chancengerechtigkeit für die Kinder und Jugendlichen ein wichtiges T hema sein. Integrati-
on bedeutet, sich hier wohl und zu Hause zu fühlen. Das ist nur möglich, wenn mit der eigenen
Schulzeit gute Erinnerungen verbunden werden – Diskriminierung und Konflikte hingegen
hemmen jedes Gefühl der Zugehörigkeit. Das ist die gemeinsame Verantwortung von Behör-
den, Vertreterinnen und Vertretern des Schulwesens und Eltern.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 19
Vertreterinnen und Vertreter des Schulwesens
Organisation Vertreterin/Vertreter
Bildung Bern Franziska Schwab, Leiterin Pädagogik
Erziehungsdirektion des Kantons Bern Ana Chevalley, Stv. Beauftragte für interkulturelle
Bildung
Kreiselternrat Breitenrain-Lorraine Jan Holler, Präsident
Caroline Sahli, Mitglied
Marta Pérez, Mitglied
Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen,
Gesundheitsdienst Stadt Bern
Ursula Wetter, Lehrerin und Koordinatorin für Ge-
sundheitsförderung aus dem Schulhaus Pestalozzi
Schulamt der Stadt Bern Irene Hänsenberger, Leiterin
Schulkommission Kirchendfeld-Schosshalde Bettina Stüssi, Vizepräsidentin
Schulkommission Langgässe-Felsenau Cipriano Álvarez, Mitglied
Schulkreis Bethlehem Daniel Kohli, Schulleiter, Standort Bethlehemacker
Schulkreis Mattenhof-Weissenbühl Evelyn Kiefer, Schulleiterin, Standort Brunnmatt-
Steigerhubel
Schulsozialarbeit, Gesundheitsdienst Stadt
Bern
Helen Moumbana, Schulsozialarbeiterin (Schulkrei-
se 1-2)
Michael Siffert, Schulsozialarbeiter (Schulkreise 3-
4).
Kathrin Schelker, Schulsozialarbeiterin (Schulkrei-
se 5-6)
Tagesschule Bümpliz Camille Cuvit, Kinder- und Jugendbetreuungsper-
son
Tagesschule Schwabgut Maria Aebi, Leiterin
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 20
Anhang
Anhang I. Information: Umgang mit schwierigen Situationen in der Schule
Elterninformation
Vielleicht fühlt sich Ihr Kind in der Klasse nicht wohl oder seine Leistungen sind plötzlich
gesunken. Vielleicht hat Ihr Kind Schwierigkeiten mit anderen Kindern oder Sie als Eltern
sind mit dem Entscheid einer Lehrperson nicht einverstanden.
Bei schwierigen Situationen, die Ihr Kind, die Lehrperson oder die Klasse betreffen, ist fo l-
gendes Vorgehen einzuhalten:
Stufe 1:
Eltern sprechen zuerst mit Ihrem Kind, um die Situation zu klären bzw. das Problem zu def i-
nieren. Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Stufe 2
Eltern und Lehrperson nehmen Kontakt zueinander auf. Sie besprechen die Situation mitei-
nander und suchen nach einem Lösungsweg. In der Regel wird so eine befriedigende L ö-
sung gefunden.
Stufe 3
Einbezug einer Fachperson oder einer Fachstelle.
Bei Lern-, Leistungs- und Verhaltensschwierigkeiten ist es manchmal nötig, dass eine Heil-
pädagogin einbezogen wird oder eine Abklärung auf der Erziehungsberatung nötig ist. So
kann eine gezielte Förderung Ihres Kindes in die Wege geleitet werden.
Die Erziehungsberatung ist für Sie auch da, wenn die Schwierigkeiten in der Erziehung zu
einer so grossen Belastung werden, dass Sie sie kaum mehr allein bewältigen können (z.B.
Ungehorsam, Trotz, Angst, Aggressivität, Streit unter den Geschwistern, schwierige Aufg a-
bensituationen, etc.) oder wenn Ihr Kind z.B. immer traurig ist oder nicht mehr essen will.
Auch wenn die Familie in einer schwierigen Situation steht (z.B. Trennung, Scheidung, a n-
dere familiäre Belastungen, etc.) können Sie sich an die Erziehungsberatung wenden.
Stufe 4:
Wenn Eltern und Lehrperson zu keiner Lösung kommen und es eine oder beide Seiten für
nötig erachten, findet ein Gespräch zwischen Eltern, Lehrperson und der Schulleitung statt.
Stufe 5:
Lässt sich beim Auftauchen von Fragen oder Schwierigkeiten irgendwelcher Art keine b e-
friedigende Lösung erzielen, können Sie Ihr Anliegen der Schulkommission unterbreiten.
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 21
Anhang II. Häufig gestellte Fragen
1. Dürfen Sans-Papiers-Kinder (ohne Ausweis) in der Schweiz zur Schule gehen?
Ja
Nein
Ja. Öffentliche Schulen müssen alle Kinder in der Schweiz unabhängig von ihrem Aufenthal ts-
status – also auch Sans-Papiers-Kinder – einschulen. Das gilt für die obligatorische Schulzeit
(Kindergarten bis 9. Schuljahr). In einigen Kantonen ist zudem der Besuch von weiterführenden
Schulen möglich (z.B. Gymnasium). Unter bestimmten Voraussetzungen können jugendliche
Sans-Papiers ebenfalls eine Berufslehre machen und für die Dauer der Ausbildung ein befrist e-
tes Aufenthaltsrecht beantragen. Allfällige Gesuch sind an die zuständigen Migrationsbehörden
einzureichen. Schule und Lehrer/-innen dürfen Daten über die Kinder nicht an die Polizei wei-
tergeben.
Weitere Informationen: www.sans-papiers.ch
2. Ist die Teilnahme an Klassenlagern und Schulreisen obligatorisch?
Ja
Nein
Die Teilnahme an Schulreisen und Ausflügen, Wanderungen, Auftritten, Papiersammlungen,
Sporttagen, Klassenlagern, Projektwochen und ähnlichem ist obligatorisch. Wenn ein Schulla-
ger während der Unterrichtszeit stattfindet, handelt es sich um ein obligatorisches Schullager.
Diese Aktivitäten gehören zum Schulunterricht und fördern das Lernen, die sportliche Betäti-
gung, der Sozialkompetenz, die Stärkung der Klasse und das Vertiefen in ein Thema mittels
Projektwoche. Wenn die Eltern allerdings der Ansicht sind, dass die Lagerteilnahme dem Kind
schadet, können allenfalls Ausnahmen gemacht werden. Das Kind muss aber einen Ersatzu n-
terricht besuchen.
3. Ich spreche kein Deutsch. Soll ich trotzdem an den Elternabend ge-hen?
Ja
Nein
Ja. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern ist wichtig. Schulen sollen die El-
tern regelmässig über die Entwicklung und das Verhalten Ihres Kindes informieren: Es findet
pro Schuljahr mindestens ein Elterngespräch/ Elternabend statt. Es wird erwartet, dass nach
Möglichkeit beide Eltern daran teilnehmen. Dabei ist es wichtig, dass Sie verstehen, was am
Gespräch besprochen wird, und dass Sie Ihre Fragen und Anliegen ausdrücken können. Re i-
chen Ihre Sprachkenntnisse dafür noch nicht aus, können Sie eine erwachsene Person mitbri n-
gen, welche für Sie dolmetscht. Ausserdem kann auch die Schule eine dolmetschende Person
organisieren.
Informationen für Eltern in verschiedenen Sprachen: Verein für fremdsprachige Eltern und Bi l-
dung
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 22
4. Kann ein/e Realschüler/in Jurist/in werden?
Ja
Nein
Ja. Das Bildungsangebot des Kantons Bern ist vielseitig und flexibel. Es stehen immer me hrere
Wege offen, eine Ausbildung zu absolvieren oder einen Beruf zu erlernen, je nach Fähigkeit
und Interesse. Es gibt deshalb auch nach Abschluss einer Realschule vielfältige Bildungsmö g-
lichkeiten. Besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler können mit bestimmten Noten-
voraussetzungen in ein allgemeinbildendes Gymnasium überwechseln und bis zur Hochschu l-
reife gelangen. Dafür braucht es eine 3- oder 4-jährige Berufslehre (Eidgenössisches Fähig-
keitszeugnis), die Berufsmatur (1 Jahr Vollzeit oder 2 Jahre berufsbegleitend), Passarelle (Er-
gänzungsprüfung zur Berufsmatur, 1 Jahr berufsbegleitend) und danach das (Jura-)Studium.
Siehe: Das Bildungssystem Schweiz
5. Mein Kind kann die Hausaufgaben meistens nicht ohne Hilfe erled i-gen. Soll ich die Hausaufgaben korrigieren?
Ja
Nein
Nein. Kinder sollten die Hausaufgaben alleine machen können –ohne inhaltliche Hilfe der El-
tern. Nur so kann die Lehrperson kontrollieren, ob die Schülerinnen und Schüler den Stoff ver-
standen haben. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind zuhause einen ruhigen Arbeitsplatz zur Verfü-
gung hat und die Hausaufgaben macht. Falls Sie beobachten, dass Ihr Kind die Hausaufgaben
nicht selber erledigen kann, sprechen Sie frühzeitig mit der Lehrperson. Nutzen Sie bei Bedarf
die zusätzlichen Angebote zur Lernförderung – zum Beispiel die Aufgabenhilfe oder andere
Angebote Ihrer Schule, von Vereinen, Gemeinschaftszentren und weiteren Einrichtungen im
Quartier.
Hausaufgabenunterstützung in der Stadt Bern: Gemeinnütziger Verein; beraber Bern
Siehe auch: Tagesschule
Die Chancengerechtigkeit in der Schule 23
Anhang III. HSK-Wettbewerb „Klappentext“
Der HSK-Wettbewerb „Klappentext“ wurde im 2016 vom Schulamt der Stadt Bern in Zusam-
menarbeit mit Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern der Kurse in heimatlicher Sprache
und Kultur (HSK) organisiert.
Die folgenden Informationen erklären die Ziele und das Vorgehen des HSK-Wettbewerbs.
Worum geht es?
Die SchülerInnen gestalten einen Buchumschlag für ein Buch, das es noch nicht gibt,
das sie aber gerne lesen würden:
- Sie überlegen sich, was für ein Buch sie gestalten wollen (Bilderbuch, Jugend-roman, Comic, Sachbuch)
- Sie überlegen sich den Inhalt des Buches. - Sie schreiben einen Klappentext für auf die Rückseite in ihrer HSK-Sprache. Im
Klappentext steht, worum es im Buch geht. Er ist ein Werbetext für das Buch und soll neugierig darauf machen.
- Sie geben dem Buch einen Titel in ihrer HSK-Sprache - Sie übersetzen Titel und Klappentext auf Deutsch und schreiben ihn dazu. Im
Idealfall können sie dies im Deutschunterricht der Regelschule tun. - Sie erfinden die Namen von AutorIn und Buchverlag - Sie gestalten den Buchumschlag (malen, zeichnen, kleben, mit dem Computer).
Für das Projekt müssen mindestens 6 Lektionen eingesetzt werden.
Was bringt die das Projekt den SchülerInnen?
Die SchülerInnen sollen Spass haben und in folgenden Bereichen gefördert werden:
- Fantasie und Kreativität (Inhalte erfinden und Gestaltungsideen umsetzen) - Lese- und Schreibförderung (z.B. Wie hilft ein Buchumschlag bei der Literatur-
auswahl? Wie schreibe ich einen guten Kurztext?) - Interkulturelles Lernen (Vergleich der Texte in der HSK-Sprache - Deutsch)
Die Klassen der GewinnerInnen jeder Sprach- und Alterskategorie werden zur Sieger-
ehrung vom 1. Juni 2016 in Bern eingeladen. Die GewinnerInnen erhalten einen kleinen
Extra-Preis.
Wer hilft mir bei der Durchführung?
Am 8. Dezember 2016, 9:30 bis 12:00, findet für die HSK-Lehrpersonen ein Workshop
zur Vorbereitung statt. Die Kosten übernimmt der Dachverband HSK. Die Lehrpersonen
erhalten dort Informationen zum Ablauf des Wettbewerbs, didaktische Hinweise und
Hilfsmittel für die
Arbeit mit den SchülerInnen.
15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern 24
Das Schulamt wird einen Brief für die Deutschlehrpersonen der HSK-SchülerInnen
Schreiben. Damit werden diese über den Wettbewerb informiert und um Hilfe beim
Verbessern der deutschen Texte gebeten.
Wie ist der Ablauf?
Mitmachen können alle HSK-Klassen aus dem Kanton Bern. Klassen aus der Stadt
Bern haben Vorrang. Es müssen mindestens 12 Lehrpersonen mit ihren Klassen
teilnehmen, damit der Wettbewerb durchgeführt wird!
Die SchülerInnen starten in drei Alterskategorien (3./4., 5./6. und 7.-9. Schuljahr) pro
Sprachgruppe. Die Buchumschläge müssen bis spätestens am 12. März 2016 abgege-
ben werden.
Interessiert? Dann melden Sie sich bitte bis am 1. November 2016 an!
Ja, ich möchte mit meiner Klasse am HSK-Wettbewerb „Klappentext“ teilnehmen.
Angaben zur Lehrperson HSK
Name Vorname
Telefonnummer: E-Mail:
Adresse:
Name der Trägerschaft
Unterrichtete Sprache
Alterskategorie Anzahl SchülerInnen
3./ 4. Klasse
5./ 6. Klasse
7. – 9. Klasse
Anmeldung bis am 1. November 2016 an [email protected] oder an
Kathrin Kalakovic, Schulamt, Effingerstrasse 21, 3008 Bern