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Die Feststellung der SchuBrichtung und der Waffenart durch den Befund an der Kleidung und an der Leiche ~. Von Prof. Dr. Georg Strassmann, Breslau. Mit 3 Textabbildungen. 1. Feststellung der Schullrichtung. a) An der Kleidung. Dutch die Untersuchungen von Lochte ist auf die Bedeutung au~- merksam gemacht worden, die die Untersuchung der Kleidung bei Schugverletzungen hat, sei es, dai~ es sich um die Feststellung yon Nahschugspuren handelt, ~uf deren Nachweis hier nicht eingegangen werden soll, sei es, dM~ die Schul~richtung oder die Art der Waffe durch die Kleideruntersuchung ermittelt werden soll. Sind Nahschui~zeichen (Pulverschmauch, Pulvereinsprcngung) oder bei Schwarzpulver Vcr- brennungserscheinungen an einem Schugloch eines Kleidungsstfickes gefunden worden, so ist damit gleichzeitig bewiesen, dal~ dieses Schug- loch einen Einschul~ d~rstellt. Bei Schiiss~n mit aufgesetzter Waffe, zumal der gr61~eren Kaliber (9 ram, Gewehre), linden sich grol~e Platzzerreil~ungen der Kleidung bis- weilen mit Pulverschmauch an den l~ndern, zuweilen ohne einen solchen. Dieser ist dann in die Tiefe mitgerissen worden. Die diinneren und tiefer gelegenen Kleidungsstficke loflegen grSl~ere Zerreil~ungen aufzu- weisen Ms die oberflachlich gelegenen dicken Stoffe. Bei Fernschiissen ist info]ge der Elastizit~t der Kleidungsstoffe das Schugloeh kleiner Ms das Geschol~kMiber, zuweilen so klein, dal~ es kaum sichtbar ist, zumal bei 6,35 mm-Waffen. Auch die Ausschul~16cher der Kleidung sind meist kleiner als das Geschol~kaliber. Nur bei schr~gem Austritt der Knge] oder bei Durchschul~ einer KleiderfMte, falls die dazwisehen liegende Gewebsbriicke einreigt, entstehen gr61~ere Schul~16cher. Strah- lige Aufreil~ungen am Aussehul~ spreehen ffir Schiisse aus grSBeren Warren, wie Gewehre und Karabiner. Im iibrigen weehselt Form und Gr6ge der Schul~16cher in der Kleidung nach der Art der Waffe und Munition, nach der Entfernung des abgegebenen Schusses, der Auftreff- und Austrittsrichtung, der Zerreil~lichkeit und Dehnbarkeit des Ge- webes. Meist sind die Fasern in der Schul~richtung vorgestfilpt (Lochte), aber es kommen auch die umgekehrten Ausstiilpungen vor. Weder die GrSl~e der SchuglScher, noch die Ausstiilpung der Fasern gestattet 1 Herrn Prof. Lochte zu seinem 70. Geburtstag gewidmet. Die Untersuchungen sind zum grol~en Tell im Gerichtsarztlichen Institut Breslau (Direktor: Prof. Karl Reuter) ausgefiihrt worden.

Die Feststellung der Schußrichtung und der Waffenart durch den Befund an der Kleidung und an der Leiche

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Die Feststellung der SchuBrichtung und der Waffenart durch den Befund an der Kleidung und an der Leiche ~.

Von Prof. Dr. Georg Strassmann, Breslau.

Mit 3 Textabbildungen.

1. Feststellung der Schullrichtung. a) An der Kleidung.

Dutch die Untersuchungen von Lochte ist auf die Bedeutung au~- merksam gemacht worden, die die Untersuchung der Kleidung bei Schugverletzungen hat, sei es, dai~ es sich um die Feststellung yon Nahschugspuren handelt, ~uf deren Nachweis hier nicht eingegangen werden soll, sei es, dM~ die Schul~richtung oder die Art der Waffe durch die Kleideruntersuchung ermittelt werden soll. Sind Nahschui~zeichen (Pulverschmauch, Pulvereinsprcngung) oder bei Schwarzpulver Vcr- brennungserscheinungen an einem Schugloch eines Kleidungsstfickes gefunden worden, so ist damit gleichzeitig bewiesen, dal~ dieses Schug- loch einen Einschul~ d~rstellt.

Bei Schiiss~n mit aufgesetzter Waffe, zumal der gr61~eren Kaliber (9 ram, Gewehre), linden sich grol~e Platzzerreil~ungen der Kleidung bis- weilen mit Pulverschmauch an den l~ndern , zuweilen ohne einen solchen. Dieser ist dann in die Tiefe mitgerissen worden. Die diinneren und tiefer gelegenen Kleidungsstficke loflegen grSl~ere Zerreil~ungen aufzu- weisen Ms die oberflachlich gelegenen dicken Stoffe. Bei Fernschiissen ist info]ge der Elastizit~t der Kleidungsstoffe das Schugloeh kleiner Ms das Geschol~kMiber, zuweilen so klein, dal~ es kaum sichtbar ist, zumal bei 6,35 mm-Waffen. Auch die Ausschul~16cher der Kleidung sind meist kleiner als das Geschol~kaliber. Nur bei schr~gem Austritt der Knge] oder bei Durchschul~ einer KleiderfMte, falls die dazwisehen liegende Gewebsbriicke einreigt, entstehen gr61~ere Schul~16cher. Strah- lige Aufreil~ungen am Aussehul~ spreehen ffir Schiisse aus grSBeren Warren, wie Gewehre und Karabiner. Im iibrigen weehselt Form und Gr6ge der Schul~16cher in der Kleidung nach der Art der Waffe und Munition, nach der Entfernung des abgegebenen Schusses, der Auftreff- und Austrittsrichtung, der Zerreil~lichkeit und Dehnbarkeit des Ge- webes. Meist sind die Fasern in der Schul~richtung vorgestfilpt (Lochte), aber es kommen auch die umgekehrten Ausstiilpungen vor. Weder die GrSl~e der SchuglScher, noch die Ausstiilpung der Fasern gestattet

1 Herrn Prof. Lochte zu seinem 70. Geburtstag gewidmet. Die Untersuchungen sind zum grol~en Tell im Gerichtsarztlichen Institut Breslau (Direktor: Prof. Karl Reuter) ausgefiihrt worden.

376 G. Strassmann: Feststellung der Schul?richtung und der

daher einen sieheren Sehlug, wo Ein- und Aussehug sitzt. Bei Nah- sehiissen finder sieh zuweilen am EinschuB ein abgesehabter Rand, wobei die Gewebsfasern wie abgebroehen aussehen (Meixner), oft finder sieh ein brs Hof um den Rand des Einsehugloehes herum, und zwar bei Sehiissen aus jeglieher Entfernung (G. Strassmann). Dieser Saum ist auf heller Kleidung und bei Sehiissen aus sehleeht gereinigter Waffe besonders deutlieh siehtbar (Abb. 1). Er beruht auf den abgestreif- ten Laufriiekst/tnden und pflegt beim 2. und 3. Sehul3 aus derselben Waffe stgrker ausgeprS~gt zu sein Ms beim ersten Sehu[3. Mikroskopiseh zeigen die herausgezupften Fasern yore Rand des EinsehuBloehs dabei eine Auflagerung feink6rnigsten, zu Kohle verbrannten Pulversehmauehes,

der keine Pulverreaktion mehr gibt. Sonst sind wesentliehe mikro- skopische Vergnderungen an den Fasern nieht vorhanden. Verbren- nungserscheinungen, wie Braunf~r- bung, Krguselung, Verbreiterung des Haarsehaftes linden sich nur bei Nahsehiissen mit Sehwarzpulver- munition. Nahschfisse mit raueh- schwaeher Munition, aueh absolute Nahschiisse zeigen keinerleiVerbren- nungserseheinungen an den Klei- dungsfasern; die Faserenden yore

Abb. 1. Ein Xarabinerschu[~ aus l m 50 era. t : ~ a n d der SehuB16eher sind mehr Sehwgorzungshof ( , ,Sehmutzhof") um das oder weniger seharf abgebroehen, kleine EinschuBloch im J:[emd yon den abgestreiften Laufrfickstiinden herrfihrend, oft stufenf6rmig, gelegentlieh aufge-

(Schiegversueh.) fasert, selten verbreitert. Derselbe

Befund ist an den Fasern zu erheben, die in den Sehul3kanal mitgesehleppt worden sind oder die vom Rand der Aussehul316eher stammen, ohne dal3 dabei ein wesentlieher Unter- sehied zwisehen Ein- und AussehuB festzustellen wgre. Neuerdings ist auf den r6ntgenologisehen Naehweis yon MetMlspuren am Kleider- einsehuB hingewiesen worden (EidIin). Dieser br/iunliehe Hof um das EinsehuB1och - - Pietrus/cy nennt ihn Sehmutzsaum - - , der bei dunkler Kleidung nur mikroskopiseh sieh dutch die Pulverauflagerung auf den Fasern naehweisen ls fehlt am Aussehul?. Is t Pulversehmaueh am KleidereinschuB bei einem NahsehuB vorhanden, so zeigen die Fasern aueh aus der Umgebung des Einsehugloehes mikroskopiseh diehte Pulverauflagerungen, die bei Fernsehiissen sieh nut an den Fasern des Loehrandes vom Einsehul3, nieht in seiner weiteren Umgebung linden. Solehe Auflagerungen finden sieh bei Nahsehiissen auf unbekleidete behaarte KSrperstellen an den Haaren.

Waffenart dutch den Befund an der Kleidung und an der Leiche. 377

Der Schw~rzungshof um ein Schul~loch und die mikroskopisch sicht- bare Auflagerung (Abb. 2) feinsten schw~rzlichen Staubes auf t~asern yore t ~ n d e eines SehuBloehes beweisen den Einschul~, geben aber

Abb. 2. t~ernschuB aus 7,65-ram-Browning. Laufrfickst~ade (staubf6rmige Pulverkohle) auf den Fasern yore l~and des Einschu~loches.

Abb. 3. Aufgesetzter Schul~ aus 7,65-mm-Browni~lg. PlatzzerreiSung der Kleidung und ]~aut ohne ]?ulverschmauch. Kleine AusschufilScher in ~ a u t und Kleidung (Yersuch).

keinen Aufschlul~ tiber die Sehu~entfernung. Bei aufgesetzten Sehiissen sind auch an der Kleidung die Einschu~lSeher grSl~er als die Aussehul]- 15eher. Pulverschmauch ist am Einsehu{~loch dabei oft sehr gering ~usgepr~gt (Abb. 3).

378 G. Strassmann: Feststellung der Sehugriehtung und der

b) An der Haut. Bei Nahschiissen ~uf unbekleidete K6rperstel len ist die Unter -

scheidung yon Ein- und Ausschug in der I~egel leieht, sei es, dal3 es sich u m P la t zwunden beim absoluten Nahschug bandeR, oder dab das Vorhandensein yon Pulverschmauch und Pulvere insprengungen bei rel~t iven Nahschfissen (Nippe) die Fests te l lung des Einsehusses er- m6glicht. Bei Fernsehfissen k a n n dagegen jeder eharakteris t ische Untersehied am Ein- und Aussehug fehlen. Meixner und .Romanese h~ben gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht, daI3 sich ein Vertroek- nungshof oder Absehfirfungssaum infolge Dehnung der H a u t n icht nu r am Einschng, sondern auch am Aussehug f inden kann. Derart ige F~lle haben wir wiederholt beobachtet . Bei Steekschfissen ist die Hau t - ve r t roeknung fiber dem un te r der t l a u t steeken gebliebenen Geschol~ ein bequemes Mittel, das Projekt i l zu l inden. Anstelle des Vertroek- nungshofes ist ein rStlicher Abschfirfungssaum oft vorhanden, wenn die I I a u t w u n d e mi t einem Verband bedeckt war oder wenn nach einem SehieBversuch das verletzte I-Iautstfick sofort in Konservierungsflfissig- kei t gelegt wurde (P. Fraenekel). I n frisehen Fgl]en k a n n m a n bei Schfissen auf unbekleidete t I a u t einen brgunl iehen Saum um das Einsehugloeh gelegentlieh sehen, der dem Hof am Einsehul31oeh der Kle idung ent- sprieht, auf welchen sehon hingewiesen wurde. I n der t~egel ist er am HauteinschuB dureh den Vertroeknungshof verdeckt.

1. Die 27jghrige Frau E. J. wird versehentlieh beim Reinigen der Dienst- waffe yon ihrem Ehemann verletzt, und stirbt nach 27 Stunden. - - Sektion 23. V. 1932. - - IIauteinschul3, wie dureh Tuehfaserbefund ersiehtlieh, am linken Hiift- beinkamm mit nicht vertrocknetem Abschiirfungshof, der nach Entfernung des Mullverbandes sieh~bar wird. tIautaussehuB in reehter Hfiftgegend ebenso grol3 mit deutliehem Vertrocknungshof ohne Tuehfaserbefund. Mehrere Dfinn- und Diekdarmni~hte. Todesursaehe: Peritonitis.

2. Der in der Notwehr durch einen Polizeibeamten mit 9-mm-Pisto]e er- sehossene N. T., 24 Jahre alt - - Sektion am 4. I. 1929 -- , s~rb nach 12 Stunden. - - EinsehuB in rechter Oberbauchgegend mR halbkreisfOrmigem Vertrocknungs- hof, dort viele Kleidungsfasern sichtbar. Aussehug in linker, hinterer Aehsel- hShlenlinie in gleieher HOhe mit einigen Einrissen und brgunliehem Vertroeknungs- hof ohne Tuchfaserbefnnd. 700 ccm Blur in linker Brusth6hle, DurchschuB yon 5Iilz, Magen und Leber. Wnndrander in der Sehul~riehtnng abgesehr/~gt. 10. rechte Rippe gesplitter~.

3. ErsehieBung der 21 j~hrigen M. L. dureh 2 Sehtisse mit 6,35-mm-gevolver. Sektion 2. VII. 1930. - - Ein Sehl~fengesiehtssehul3, 1 Brustsehul~, bei diesem Ein- und Aussehu8 mit Absehtirfungssaum. (Einsehug linke Brust, AussehuB ]inke Rtiekengegend.)

4. Nahsehug mit 9-mm-Armeepistole in linke Brust, kleiner Aussehug im Riieken mit Kontusionsring. - - Sektion am 23. X. 1929. - - EinsehuB mit Pulver- sehmaueh.

5. Erschossen mit 9-mm-Armeepistole aus einigen Metern Entfernung. Ein- sehuB in der linken Brust und AussehuB im Rtieken, beide mit Vertroeknungshof.- Sektion i. I. 1933.

Waffenart dureh den Befund an der Kleidung und an der Leiche. 379

6. Mit 9 mm-Armeepistole getStet. Einschug in linker Brust, AussehuB im Riicken, beide mit Abschiirlungssaum. - - Sektion am 1. II. 1933.

In diescn Fi l len hat die Untersuchung der t Iautschugwunden auf mitgerissene Klcidungsfasern die Unterscheidung yon Ein- und Ausschul~ erm6glicht.

Bei senkrechtcm Auftreffen der Kugel finder sich ein rundliehcr Vcrtrocknungs- oder Abschiirfungshof um das Einschugloch, bei schrg- gem Auftreffen ist er halbkreisf6rmig, l~nglich, oft nur an einer Seite ausgebildct und liBt auf diese Weise gelegentlich die Sehugrichtung erkenncn (Meixner).

Infolge dcr Hautelast izi tgt pflcgen, abgesehen yon den grogen Platzwunden bei absoluten Nahschiissen die Hauteinschiisse erheblich klciner zu sein als das Projektil, sic sind racist rundlieh und glattrandig, jedoch kommen aueh kleine Einrisse und lgnglichc, schlitzf6rmige Formen vor. Zwar wcrden solehe Hautrisse hgufiger an den AusschuB- 16chern beobaehtet, doeh ist Form und GrSge yon Ein- und AussehuB bei glatten Weichteildurchschiissen sehr ihnlich. Hier ist der gerund yon mitgerissencn Kleidungsfasern (G. Strassmann) oder yon Pulver- bestandteilen t in wescntliches Unterseheidungsmerkmal. GrSger ist der I-IautausschuB besonders bei sehr~gem Austri t t der Kugcl, wenn diese als Quersehl~ger herauskommt, s tark deformiert wurde oder Knochen- splitter mitrig. Bcsonders groge AusschuglSehcr linden sich bei Quer- schlggerverletzungen aus Karabincrn oder Infanteriegewehren. Bci kleinen SchuBkanglen wcrden Kleidungsfasern oder Pulverbestandteile bis zum AusschuB verschleppt und geben dann kein sieheres Unter- scheidungsmittcl zwisehen Ein- und Ausschug.

c) An inneren Organen. Dcr SchuBkanal im Innern des K6rpers gestattet die Erkennung

der SchuBrichtung dutch den Befund mitgerissener Pulverbestandteile und Kleidungsfascrn, da diese sich in der Regel in der N~hc des Ein- schusses finden, wobei uuf Ausnahmef~lle schon hingewiesen wurdc. Auch die Verschleppung yon Gewebsteilen und Knochensplit tern gibt einen Hinweis, da dicse meist in dcr Sehugriehtung fortgerisscn werden, es kommt jedoch vor, dab Knochen- und Gewebsteile aus dem Ein- schuBloch, zumal bei absoluten Nahschiissen durch die Pulvergase in riiekw~rtiger Richtung herausgeschlcudert werden, und dies kann auch im Verlauf des Schugkanals im Innern des K6rpers gesehehen. Eine Abschragung dcr Schugl6cher in der Sehugriehtung ist an Sehiissen durch Itohlorgane, z .B . Magen und Darm, zuweilen erkennbar. Oft sind abcr Ein- und Anstrittsstellen an den inneren Orggnen gleieh grog und untcrseheidcn sieh auch nicht in der Form, ja es kommt sogar vor, dab die Eintrittsstelle z. B. am Herzen kleiner ist Ms die Austrittsstelle.

380 G. Strassmann: Feststellung der Sehugriohtung und der

Dagegei1 pflegen an den parenchymat6sen Organen, wie Nilz und Leber, meist gr68ere PlatzzerreiSungen an der AustrJtts- als an der Eintrittstelle zu en~stehen, so dag dieser Befund auf die SchuBriehtung hinweisen kann. ~'iir Gehirnschiisse haben Riclcer, Borst und Gennewein auf die Zu- oder Abnahme der Blutungen in der Umgebung des Sehul3- kanals in ihrer Bedeutung f/it die Erkennung der Ein- und Austritts- stelle des Gesehosses hingewiesen.

Nieht immer aber ist ein deutlieher Untersehied in der Zu- nnd Ab- nahme der Blutungen in der Umgebung des SehuBkanals dureh das Gehirn zu erkennen. Auf das abweiehende Verhalten bei Querschl~iger- verletzungen infolge des mat ten Verlaufs der Kugel hat Nippe auf- merksam gemaeht.

d) Am Knochen.

Den besten Anhalt flit die Erkennung der SchuBriehtung geben Ein- und Austrittsstellen des Gesehosses am Knoehen, zumal am Sehgdel. Allerdings kommen bei sehrggen Seh/idelsehiissen Ausnahmen yon jener l%egel vor, naeh der sich das Sehugloeh kraterf6rmig in der Sehugriehtung erweitert. Es ist dann eine Knochenaussplit terung an der EinschuBseite und an entgegengesetzter Seite an der Austrittsstelle vorhanden, auf deren theore~isehe Begriindung hier nieht eingegangen werden soll. Derartige Ausnahmefglle sind seit der Beobachtung yon Talwil~ und Haberda mehrfach mitgeteilt worden. Dementspreehend sahen wir aueh eine st~rkere t~ippensplitternng einmal in entgegen- gesetzter Sehugriehtung, wenn aueh im allgemeinen diese Splitterung in der Sehugriehtung erfolgt, tIgufig gehen glatte Durehsehiisse des Seh~tdels ohne Spriinge, die yon den Sehugl6ehern ausgehen, vor sieh. Sind Spriinge im Seh~del vorhanden, so verlaufen sie yon oder zu den Sehugl6chern (Meizner). Die vom Einsehu8 ausgehenden verlaufen meist in der Sehugriehtung (Weiman~). An denjenigen, die vom Aus- sehuBloch ausgehen, ist dagegen die Sehugriehtung nieh~ zu erkennen. Die yon den eigentliehen SehuB16ehern entfernten Sprfinge, die sieh besonders hgufig in den Augenh6hlend~ehern, aber aueh in den mittleren Sehgdelgruben linden, verlaufen so unregelm~13ig, dab aus ihnen auf die Sehul3riehtung kein verl~glieher Sehlu8 m6glich ist.

7. Selbstmord dutch ~bsolu~en Nahsehug in die reehte Sehl~fe mit 7,65-mm- Revolver. Querer Seh~deldurehsehu8, vom Einsehul~ verl~uft ein Seh~deldaeh- sprung in der Sehu/3riehtung fiber das Seheitelbein. Isolierte Sprfinge in den Augenh6hlend~ehern und der linken mittleren Sehadelgrube. - - Sek~ion am 4. X. 1929.

8. Aus 15 m Entfernung mit 9-mm-Armeepistole ersehossen. Einsehu8 am Iinken Auge, Aussehu8 ]inkes Hinterhauptsbein, mehrfaehe Knoehenspriinge, d~von ausgehend. Ferner Sprfinge in beiden mittleren und vorderen Seh~del- gruben. Sektion 2. II. 1932.

Waffenart durch den Befund an der Kleidung und an der Leiehe. 381

9. Dutch 7,65-mm-Revolver aus einigen Metern Entfernung ersehossen. Einschul3 linke Stirn, Ausschul~ rechtes Hinterhaupt mit davon ausgehenden Knochensprfingen, ferner Spriinge durch beide vordere, mittlere und hintere Sch~delgruben. Sektion 12. VII. 1932.

10. 35j~hrige Frau durch 6,35-mm-Browning erschossen. - - Sektion 3. VII. 1933. - - Nahschu] in die linke Schlgfe, Steckschul~, GeschoJ3 im gesplitterten, rechten Schl~fenbein. Spriinge durch beide vorderen, mittleren und hinteren Sch~delgruben.

11. 36ji~hrige Frau dureh Ehemann mit 9-mm-Armeerevolver erschossen. - - Sektion 3. XI. 1925. - - Einschul3 rechtes Hinterhaupt, atypisches Einschul3loch mit Randabschrggung am gul3eren Rande entgegengesetzt der Schul~richtung und am nmeren Rande an der gegeniiberliegenden Seite, davon gehen Knochensprfinge nach vorn fiber das rechte Scheitelbein, sowie 2 Sprtinge in seitlicher Richtung aus, ferner Spriinge durch die rechte hintere und beide mittlere Sch~delgruben. Ausschul3 rechtes Nasenloch.

12. Aus einigen ~etern Entfernung mit 7,65 mm-~evolver ersehossen. - - Sektion 19. I. 1931. - - Einschul~ linke Schl~fe, Ausschul~ fiber rechter Augen- braue. Von beiden Schul3/6chern gehen zahlreiche Sprfinge nach verschiedensten Richtungen aus.

Meist is t es notwendig , die Gesamthe i t der Befunde fiir die Erken- nung yon Ein- und Ausschul3 zu verwer ten , die Unte r suchung der Kle idung , der gau t schu l3wunden , der Schul3kan~le im I n n e r n des KSrpers und der Knochenve r l e t znngen zu ber i icksicht igen, u m die Schul3richtung zu e rmi t te ln . Le ich t is t diese Fes t s t e l lung der Schul3- r i ch tung nur bei Steckschfissen und bei Nahschfissen. Eine Drehung des Geschosses im Inne rn des K6rpers durch Anschlag gegen den Kno- chen oder ein straffes Gewebe ist keinesweges selten, so dal3 d a n n die Geschol3spitze dem Haute inschuBloch zugewendet ist, s t a t t dal3 sie, wie zu e rwar t en ware, yon d iesem abgekeh r t lage.

13. Durch 2 Schfisse mit 7,65-ram-Revolver get6tet. - - Sektion am 5. XII . 1930. - - Einschu~ rechte Schl~fe, l~ingliches Knochenloch, 2 • 0,7 mm betragend, Gescho8 unter der Rinde des Scheitellappens mit nach rechts gerichteter Spitze.

2. Die Fes ts te l lung der Ha l t ung des T~iters und des Erschossenen.

F i i r die F rage der No twehr und die Aufk la rung , wie die T a t vor sich ging, is t d ie Fes t s t e l lung der HMtung bedeutungsvol l , die der T a t e r und der Getroffene bei Abgabe des Schusses e innahmen.

Ff i r Erschiel3en auf dcr F l u c h t spr icht der Einschul3 im Ri icken und die Abgabe eines Schusses aus n ieh t al lzu groBer N/ihe. Der erste Sehu$ ve r l au f t dabe i meis t hor izonta l , d ie spa teren , die den fa l lenden KSrpe r t ra fen , yon h in ten un ten nach vorn oben (F. Strassmann).

Mit der b e h a u p t e t e n No twehr in E ink lang zu br ingen ist es, wenn der T a t e r k le iner is t als der Angreifer und der Schul~kanal yon vorn un ten nach h in ten oben verl/s (Fal l Do.), oder wenn der Angrei fer mi t gene ig tem K o p f auf den Schfi tzen losgeht und daher der Schul~- k a n a l en t sp rechend ver lauf t , wie im Fa l l P . B . Dieser wurde getroffen,

382 G. Strassmann: Feststellung der Sehugriehtung und der

als er in einen Laden durch das Fens ter einsteigen wollte, und zwar often-

bar mi t nach vorn gebeugtem Kopf. Der EinsehuB befand sich am Nasen-

rficken, das 6,35-mm-Geseho13 im ver le tz ten zweiten HMswirbelk6rper.

Sekt ion am 17. VI I . 1926. --- Oft l~13t sich nur unter Beri ieksicht igung der

Befunde am Tator t , des Obduktionsergebnisses und der Aussagen des

Angeschuldig ten oder yon Zeugen erkli~ren, wie die HMgung yon Ts

und Getroffenem bei Abgabe des Schusses gewesen sein kann bzw. ob

die Behaul0tung des T~ters fiber die dabei einge•ommene HMtung

r ieht ig oder unr ieht ig ist.

Ein Treiber, der unmittelbar vor dem Sehiitzen stand, wendete pl6tzlich sein Gesicht dem Sehtitzen zu und erhielt die ganze Sehrotladung in die linke Kopfseite, w~hrend die reehte v611ig unverletzt blieb. Obduktionsbefund und Angabe des Schiitzen standen damit vollkommen im Einklang. (Sektion 19. XII. 1932.)

Ein anderer Treiber sail in kauernder Stellung und wandte die linke K6rper- halite dem Sehtitzen zu, so dab die Schrotladung yon links eindrang und die Kuge]n den K6rper naeh rechts zu durchsetzten. (Sektion 9. X. 1933.)

Ein F6rster sehoB auf den laufenden Wilddieb, so dab die Kugel hinten in die Kniekehle eindrang. (Sektion 12. XII. 1927.)

Auf die neben ihm zur Rechten sitzende Brant sehol3 X. aus kurzer Ent- fernung, so dab der SehnBkanM yon links naeh reehts verlief. Seine Behauptung, dab die Braut sieh selbst ersehossen h&tte, war damit widerlegt. (Sektion 3.VII. 1933.)

Auf die ]inke K6rperseite der Brant sehoB auch J., wobei der 1. t6dliche SchuB ziemlieh waagerecht verlief, der 2. den fMlenden K6rper traf nnd yon links oben nach rechts unten verlief. (Sektion 27. IV. 1933.)

Auf 2 am Tisch Sitzende scho] V., die beide Bauehschiisse erhielten, wobei die Schu~kangle etwas yon links oben nach rechts unten verliefen. (Sektion 15. I. 1929.)

Auf die am Tisch sitzende Ehefrau sehoB K., der etwas oberhMb stand, yon hinten, so dab der Einschul~ am Scheitel hSher lag Ms das AusschuBloeh an der Nase. (Sektion 3. XI. 1925.) Die beiden anderen Sehfisse gab er auf die schon liegende Frau yon vorn ab.

~: Sehiisse, s~mtlieh yon vorn, gab ein Arzt in No~wehr auf einen Kranken ab, der ihn angegrfffen, und ihm die Nasenspitze abgebissen hstte. (Sektion am 6. I. 1927.) S&mtliche Einschtisse fanden sich in der linken Brust- und Sehlfissel- beingegend. Einer davon war ein Sehul3 aus grol]er Nahe, die Sehu~kan~le ver- liefen w~agerecht, Durchschu~ der rechten Lunge, der Leber, der rechten Niere (6,35-ram-Browning).

Den ersten Schul3 atff die stehende D. gab der 30j~hrige R. ab, so dM~ der Schul~ yon oben in die linke Bauchseite eindrang und am linken Obersehenkel hinten heraustrat. Auf die dann Umsinkende gab er einen Schu~ in die linke Schlafe ab, der jedoch keine Zeichen des Nahsehusses bot. (5. XII. 1930.)

Bei jeder Beurteilung der HMtung yon Schtitzen und Getroffenem mull daran gedacht werden, d~B der Verletzte noch Bewegungen irgendwelcher Art machen kalm, die einen sicheren Schlul] auf die eingenommene HMtung er- sehweren.

Waffenart durch den Befund an der Kleidung und an der Leiehe. 383

3. Die Best immung der Wafte auf Grund des Leichenbefundes. Die Feststel lung der benutz ten Waffe gelingt dann, wenn diese

selbst, wenn Geschosse oder Patronenhfilsen am Tator t , in der N~he der Leiche oder in der Kleidung gefunden werden 1. Auf Grund des Leichen- befundes liil~t sieh mit Sicherheit nur bei Steckschfissen, weim die Kugel gefunden wird, die Art der benutz ten Waffe feststellen. Die Ar t des verwandten Pulvers ist bei Nahschfissen durch Untersuchung der Kleidung oder des Hauteinschusses gelegentlich zu erkennen. Die Tat- sache, dal~ bei einer Schul~verletzung ein I)urchschuB des KSrpers mit Verletzung yon Knochen s ta t tgefunden hat, liiBt mit einer gewissen Wahrscheinl ichkeit auf eine Waffe mit einer st~rkeren I)urchschlags- kraf t schliel~en. Jedoch ist diese Annahme durch die Tatsache eines I)urchschusses nicht bewiesen. Die aus Trommelrevolvern verschosse- hen Bleigeschosse fiihren zwar bei Auftreffen auf den Knochen infolge ihrer s tarken Deformierbarkei t und der M6glichkeit des Aufsplit terns verh~ltnism~l~ig selten zu I)urchschiissen. Dies gilt noch mehr ffir die Flober twaffen und Teschings, die mit Knallquecksilber geladen sind und Bleikugeln verschiedener KMiber enthMten. I)och sahen wir auch bei einem 6 ram Tesching einen queren Sch~deldurchsehuB (Fall Ender).

Bei Schrotschfissen kommen infolge der geringen Durchschlags- kraft , sobMd der Knochen getroffen wird, im allgemeinen wohl nu t Steckschfisse zustande.

Was die automat ischen Pistolen anlangt, so ist es sicher riChtig, dab die I)urchschlagskraf t der t~evolver, die ein KMiber yon 6,35 m m aufweisen, geringer ist als die der 7,65 und 9 m m Kaiiber. Man sieht daher besonders h~ufig Steckschiisse bei Schiissen aus 6,35-mm-Waffen, jedoch gibt es auch yon dieser I~egel Ausnahmen, wie Beobachtungen beweisen. Auch quere I)urchsclaffsse durch den Schiidel kommen durch solche Waffen zustande.

3 solche I)urchschfisse durch 6,35-mm-Waffe seien angeffihrt.

Der 30ji~hrige Z. erschieBt sich mit einer 6,35-mm-Pistole. - - Sektion 28.VI. 1932. - - Unmittelbarer Nahschug in rechte Schli~fe, Ausschug in linker Schli~fe.

Der 39j~hrige B. gibt auf sich einen Nahschug in die rechte Schl~fe ab, danach einen zweiten SchuB in den rechten Obersehenkel. - - Sektion 28. II. 1927. - - Erster Schu[l eia Durchschug, Einschug rechte, AusschuB linke Schlafe, zweiter SehuB ein SteckschuB, der den reehten Oberschenke] durchsehlagen hat, in den linken Obersehenkel eingedrungen ist. GeschoB steekt im linken Kniegelenk.

Ein 26jahriger W.M. wurde bei einem Einbrueh yon dem Besitzer fiber- rascht und erhielt 3 Schiisse aus einem 6,35-mm-l~evolver. Der eine SchuB drang an der reehten Wange ein und am rechten Ohrl~ppchen heraus. Der zweite SchuB war ein SteckschuB, der unterhalb der rechten Brustwarze in den K6rper ein- drang, das Geschog sag in der rechten hinteren Achselh6hlenlinie unter der FIaut, vorn war die 6., hinten die 12. Rippe zersIfiittert. DurchschuB der rechten Lunge,

1 Auf die entslorechenden Untersuchungen sei hier nicht n~her eingegangen. Z. f. d. ges. Gerichtl . ~[edizin. 23. Bd. ~7

384 G. Strassmann: Fests~ellung der SehuSrichtung und der

der Leber und rechten Niere, 1z/2 Liter Blur in der rechten Brusth6hle. Der 3. Schul3 war wiederum ein DurehschuB, Einsehul3 in H6he des rechten Htiftbein- kammes, Aussehul3 in der rechten Unterbauehgegend: (Sektion 28. VI. 1926.)

Es k o m m e n also sowohl Durchschiisse wie Steckschiisse du tch die

verschiedenen Pis tolen yore Kal iber 6,35 m m zustande. Die Pistolen~

die 7,65 m m und 9 m m Kal iber aufweisen, f i ihren ebenfalls sowoh l zu

Steckschfissen, wie zu Durchschiissen des KSrpers. Zu Steckschfissen

naturgem~l~ h~ufiger, wenn der Knochen getroffen worden ist. Bei

e infachen Weichteilschfissen k o m m e n in der Regel Durchschfisse zu-

s tande (Kipper, Berg). Ffir beide Ar ten yon Ver le tzungen f inden sich

Beobach tungen unter unserem .Material.

Ein 20j~hriger K. wird dureh Schul3 aus einer 9-mm-Armeepistole verletz$ und stirb~ naeh 2 T~gen an Peritonitis. - - Sektion 29. VII. 1925. - - EinschuB linke Hfiftgegend, Verletzung des linken Darmbeines, in der Haut hinter dem reehten Rollhiigel das 9-mm-GesehoB, mehrere Dfinn- und Dickdarmverletzungen geniiht. Peritonitis.

Der 29j~hrige R. K. wird am 3. I. 1933 angesehossen und verstirbt am 4. II. nach 20perationen, wobei das 9-ram-Geschol3 aus der Bauchh6hle entfernt wurde. - - Sektion 6. II. 1933. - - L~ngliche, 11/2 cm lange EinsehuSwunde mit eingerissenen R~ndern ohne Vertrocknungshof. Entziindung beider Lmlgenunter- lappen, allgemeine Bauchfellentziindung, mehrere Darmverletzungen genKht, Ver- letzung des Darmbeins.

L. wird dureh 2 Steckschiisse mit einem 7,65-ram-Revolver und 1 StecksehuB aus einer 9-mm-Pistole getStet. - - Sektion am 10. X. 1932. Entfernung wenige ~u s~mtlich Brustsehfisse mit l%ippenverletzungen.

Durch 9-mm-Armeepistole getStet. - - Sektion 3. V. 1927. - - Einschul3 linke Brust, GesehoB unter der Haut der reehten AehselhShle. Rippenverletzung.

Aus 2 m Entfernung mit 9 mm-Armeepistole erschossen. - - Sektion 8. VIII. 1930. - - Einschul3 linker Oberarm, DurchschuB des 7. ttalswirbelkSrpers, der reehten 1. und 2. Rippe, dort in den Weichteilen das 9-mm-Geschol3.

Bei den erw~hnten le tz ten 3 Schul]verle~zungen waren Rippen- oder

Wirbe lver ]e tzungen vorhanden, die die Durchschlagskraf t des Ge-

schosses abgeschwacht ba t ten . Steckschfisse aus 7 ,65-mm-Pis tolen

w ~ r e n h~iufiger.

Aus lZ/2 m Entfernung erschossen. - - Sektion 19. IV. 1932. - - EinsehuB reehtes I~asenloeh. 7,65 ram. Gesehol3 in linker hinterer Seh~delgrube platt- gedriickt.

Selbstmord mit 7,65-mm-Walter-Pistole. - - Sektion 14. X. 1926. - - Nah- schuB in reehten Seheitel. Geschol3 im linken Hinterhauptsbein steckend.

:Fall D. - - Sektion vom 5. XII. 1930 bereits erwiihnt (S. 381).

Selbs tmord dutch Schiisse aus T rommel revo lve rn in die Schlafe

ffihren im al lgemeinen zu Steckschfissen.

Ersehossen aufgefunden. - - Sektion 13. VI. 1931. - - l~ahsehuI3 in reehte Schl~fe. In dem gesplitterten llnken Sehli~fenbein das Bleigeschol3.

Ersehossen aufgefunden. - - Sektion 1. II. 1930. - - Nahschu] in reehte Schlafe. Gesehol3 unter tier Rinde des rechten Schlafenlappens.

Waffenart durch den Befund an der Kleidung und an der Leiche. 385

Erschossen aufgefunden. - - Sektion 7. III . 1927. - - ~qahschuB rechte Schl~fe, GeschoB im SchuBloch des linken Schl~fenbeines sitzend.

Am h~uf~gsten kommen Durchschfisse infolge der starken Durch- schlagskraft bei Schiissen durch Karabiner und Infanteriegewehre zustande, doch werden auch hierbei Steckschiisse beobachtet. Somit ist auf Grund der Tatsache allein, dab ein DurchschuB vorliegt, die GeschoB- und Waffenart nicht zu erschlieBen.

Aus den HautschuBwunden und aus den Verletzungen der inneren Organe ist ebenfalls die Ar t der Waffe nicht zu ersehen. Die Haut- wunden und ebenso die LScher der K]eidung sind im allgemeinen ~nfolge der Gewebselastizit~t, wie schon erw~hnt, k le lner als das GeschoB- kaliber. Sehr groBe PlatzzerreiBungen an Hau t oder Kleidung bei aufgesetzten Schiissen sprechen fiir Waffen gr5Berer Kaliber; aufge- r~ssene groBe AusschuBwunden der I-Iaut und gr5Bere Zerreil3ungen der Kleidung am AusschuB kommen besonders durch Schi~sse aus Kara- binern oder Infanteriegewehren, gelegentlich auch aus 9-mm-Pistolen zustande, wenn die Kugeln a]s Querschl~ger austratent. An den inneren Organen sind die Verh~ltnisse so wechselnd, dab aus.den SehuBkan~tlen dieser Organe kein SchluB auf die 'Waffe mSglich ist. Am ersten noch l~Bt sich die GeschoBgr6Be aus den EinschuB15chern im Knochen en~- nehmen. Am AusschuBloch pflegen oft erhebliche Sp]itterungen dutch das schon deformierte GeschoB zustande zu kommen, so dab die Aus- schuB15cher vie]fach erheblich grSBer sind als das GeschoBkaliber. Das EinschuBloch entspricht dagegen h~ufig der GrSBe des Geschosses. Auch der Knochen besitzt aber eine gewisse Elastizit~t, so dab es nicht allzu selten vorkommt, dab das EinschuBloch im Knochen kleiner ist als das GeschoBkaliber. Es gelingt nachtr~glich nicht, die aufgefundene Kugel, auch wenn sie nicht deformiert war, durch das KnochenschuB- loch hindurchzubringen (Niplge). I m Rippenknorpel und Rippenknochen ist das SchuBloch gleichfalls 5fter kleiner als der GrSBe des Geschosses entspricht, zumal ja der Knorpe] elastisch ist, ausweicht und sich dann wieder zusammenzieht.

Se]bstmord mit 9-mm-Armeepisto]e durch Linksh~nder in linke Schl~fe. (Sektion 5. I. 1927.) P]atzzerreil]ung der Haut, KnocheneinschuBloch nur 7 mm grolL

In Iqotwehr yon Inspektor mit 6,35-ram-Browning durch SchuB in Scheitel- gegend getStet. (Sektion 23. IX. 1933.) SteckschuB, GeschoB kaum deformiert im rechten Hinterhauptsbein. EinschuBloch kleiner a]s GeschoBkaliber.

DaB die Kugel selbst im Verlauf des SchuBkana]s im KSrper sich dreht, wenn sie auf Knorpel, Knochen oder Fascie aufstSBt, so dab dann ihre Spitze der E~nsehuBSffnung zugewendet ist, wurde bere~ts

1 Der aus 50 m durch Karabiner erschossene O. B. (Sektion am 2. X. 1932) zeigte einen kleinen Einschul~ an der linken ttiifte, einen 3 • 4 cm grol3en Aus- schuB am rechten Unterbauch.

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3 8 6 G. S t rassmann .

e r w ~ h n t . W i t d i e S c h u 6 r i c h t u n g n u r u n t e r V e r w e r t u n g a l l e r B e f u n d e

e r s c h l o s s e n w e r d e n k a n n , g i l t d i e s n o c h m e h r , a b g e s e h e n y o n S t e c k -

s c h f i s s e n , f i i r d i e E r m i t t l u n g d e r G e s c h o i 3 a r t u n d W a g e a u f G r u n d d e s

L e i e h e n b e f u n d e s .

L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s .

Berg, Dtsch . Z. gerichtl . Med. 5 u . 6. - - Bore.t, Merkel, t~icker, W. Koch, H a n d b u c h der ~rzt l ichen E r f ah rungen im Welt~krieg 8. - - Demeter, Vjschr . gericht l . reed. 44. - - Eidlin, Dtsch . Z. gerichtl . Med. 22. - - Fraenekel, P., Vjschr . gericht l . Med. 43. - - Fritz, Dtsch . Z. gerichtl . Med. 20. - - Gennewein, Bruns ' Bei~r. 109. - - Haberda, Lehrbuch , S. 351. - - Jansch u. Meixner, Beitr . gerichtl . Med. 3. - - Kipper, Dtsch . Z. gerichtl . Med. 5 u. 7, 41. - - Lochte u. Mitarbei ter , Vjschr . gerichtl . Med. 43 u. 45, Suppl . 47, SuppL 49. - - Dtsch . Z. gerichtL Y[ed. 6. - - Mayer, Dtsch. Z. gerichtl . Med. 18. - - Meixner, Dtseh . Z. gerichtl , ivied. 9, 1 u. 20 - - Arch. Kr iminol . 75. - - Meixner u. Werkgartner, Beitr . gericht l . ~ e d . 7. - - Nippe, ~rz t l . Sachvers~.ztg 1923, 85 - - Z. Med .beamte 1925, 629 - - Vjschr . gerichtl . Med. 58 - - Dtsch . Z. gerichtl . Med. 10. - - Pietrus~y, I n Abderha ldens t t a n d b u c h Abt . I, Tell 12. - - Romanese, Arch. An~hropol. Kr iminol . 41. - - Strass- mann, F., Dtsch . Z. gericht l . Med. 5. - - Strassmann~ G., Beitr . gerichtl . Mcd. 8, 6 - - Wien. klin. Wschr . 1922, Nr 26 - - Kl in . Wschr . 1923, Nr 36 - - Arch. Kr imiao l . 71. - - Talwi/c, Dtsch . Z. gerichtl . Med. 8 . - - Walcher, Dtsch. Z. gerichtl . Med. 7 u . 1 8 . - - Weimann, Dtsch . Z. gerichtl . Med. 16.