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XXXI. Jahrgang Heft 8 August 1958 INHALT K. BONING: Die gegenwlirlige Lage tier Bisamverbreilung in tier Bundesrepul)lik und die sidl daraus ergebenden Aufgaben fiir den amllidlen Bek~mpfungsdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 L. EMMEL: Die Wirkung von THIODAN auf (lie Blutlaus (Eriosoma lanigerum HAUSM.) und die Blutlaus- zehrwespe (Aphelinus mall HALD.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 O. EICHHORN: Anobien-Larven als Zapfensdaiidlinge an Weilhanne . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Rundsdlau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Berichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Kleine Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 i Dienststetle des Bundesbeau/tragten /iir Bisambekiimp/ung, Miindten Die gegenwiirtlge Lage der Bisamverbreitung in der Bundesrepublik und die sich daraus ergebenden Aufgaben fiir den amtlichen Bekiimpfungsdienst Von K. BbNING Mit 8 Abbildungen Die Bisambek:,imlffung in der Bundesrepublik ist in den leBten Jahren in zunehmendem Mage kritisdl geworden, so dal} es angebracht ersdwint, einen l~berbliek fiber die derzeitige Verbreitung des Sch~idlings zu gebeu, die Pro- ~tr B~t~d~Tt~au~'tre.~t¢ f~I d;~ Bi~ombtkdmp[u~9, /~£1rlchen Abb. l. Befallslage nada den Fallgergebltissela des Jahres 1957 in Sddeswig-Holstein und Hamburg blematik der Bekiin,pfung darzulcgen und die sidl daraus ergebenden Aufgaben zu beleudlten. Was zunlidlst die Befallslage betrifft, so ist der Bisam all der Ostgrenze des Bundesgebietes im Norden aus dem Raum der mittleren und unteren Elbe im Vordringen begriffen, hn siidlidlen Sddes- wig-Holstein sdleint ibm augenblicklidl Halt geboten zu scin, wenn audl die Ge- fahr besteht, dab er im 15sllieben Abschnitt das uniibersid~tlidle Gebiet tier Pli~ner Seen ]~esiedelt und had, Norden an den Nord-Ostsee-Kanal vorst61h. In Nieder- sad~sen ist man um die Erridltmlg e iner Sperrlinie bemiiht, die es verhindern soil, dab der Sdfiidling das Flul3gebiet derWeser erreidlt, jedodt ist die Abwehrfront nodl nidn soweit geschlossen, dal] yon einer Ab- riegelung die Rede sein kann. Besonders neuralgisdl,e Punkte sind bier der Raum um Bremerviirde, die Aller iistlidl yon Celle, die BShme, ein ZufluB der Aller, und die Rhume bis zu ihrer Miindung ial die Lelne. In Hessen waren seit Friihjahr 1956 an versdfiedenen Stellen Einbrfidle aus dem tbfiringisdlen Befallsraum heraus er- folgt, die zun~idlst behelfsm~Big yon den Dienstkriiften des Bundesbeauftragten be- arbeitet w,rden, demn~idlst abet systema- tisdl behandeh werden kSnnen. Der an- sdlltiel]ende bayerisdle Nordabsdmitt weist ebenfalls versddedene Gefahrenpunkte auf, jedoeh konnte im Frfihjahr 1957 eine im Gebiet der Frli.tkisdlen Saale entstandene bedrohlidle Situation beseitigt und ein im Taubertal immer wieder hartnliekig sidl behauptender Befall, der bis an die Ost- grenze Sfidhessens ausstrahh, gri~Btenteils ausgeriiumt werden. Der bayerisehe Mittel- und Sfidabsdmitt, der ungef:,ihr auf einer Linie yon Sd, weinfurt iiber Ansbach,

Die gegenwärtige Lage der Bisamverbreitung in der Bundesrepublik und die sich daraus ergebenden Aufgaben für den amtlichen Bekämpfungsdienst

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Page 1: Die gegenwärtige Lage der Bisamverbreitung in der Bundesrepublik und die sich daraus ergebenden Aufgaben für den amtlichen Bekämpfungsdienst

X X X I . J a h r g a n g H e f t 8 A u g u s t 1958

I N H A L T K. BONING: Die gegenwlirlige Lage tier Bisamverbreilung in tier Bundesrepul)lik und die sidl daraus ergebenden

Aufgaben fiir den amllidlen Bek~mpfungsdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 L. EMMEL: Die Wirkung von THIODAN auf (lie Blutlaus (Eriosoma lanigerum HAUSM.) und die Blutlaus-

zehrwespe (Aphelinus mall HALD.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 O. EICHHORN: Anobien-Larven als Zapfensdaiidlinge an Weilhanne . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Rundsdlau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Berichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Kleine Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 8

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Dienststetle des Bundesbeau/tragten /iir Bisambekiimp/ung, Miindten

Die gegenwiirt lge Lage der Bisamverbrei tung in der Bundesrepubl ik und die sich daraus ergebenden Aufgaben

fiir den amtlichen Bekiimpfungsdienst Von K. BbNING

Mit 8 Abbildungen

Die Bisambek:,imlffung in der Bundesrepublik ist in den leBten Jahren in zunehmendem Mage kritisdl geworden, so dal} es angebracht ersdwint, einen l~berbliek fiber die derzeitige Verbreitung des Sch~idlings zu gebeu, die Pro-

~tr B~t~d~Tt~au~'tre.~t¢ f~I d;~ Bi~ombtkdmp[u~9, /~£1rlchen

Abb. l . Befallslage nada den Fallgergebltissela des Jahres 1957 in Sddeswig-Holstein und Hamburg

blematik der Bekiin,pfung darzulcgen und die sidl daraus ergebenden Aufgaben zu beleudlten.

Was zunlidlst die Befallslage betrifft, so ist der Bisam all der Ostgrenze des Bundesgebietes im Norden aus dem

Raum der mittleren und unteren Elbe im Vordringen begriffen, hn siidlidlen Sddes- wig-Holstein sdleint ibm augenblicklidl Halt geboten zu scin, wenn audl die Ge- fahr besteht, dab er im 15sllieben Abschnitt das uniibersid~tlidle Gebiet tier Pli~ner Seen ]~esiedelt und had, Norden an den Nord-Ostsee-Kanal vorst61h. In Nieder- sad~sen ist man um die Erridltmlg e iner Sperrlinie bemiiht, die es verhindern soil, dab der Sdfiidling das Flul3gebiet derWeser erreidlt, jedodt ist die Abwehrfront nodl n idn soweit geschlossen, dal] yon einer Ab- riegelung die Rede sein kann. Besonders neuralgisdl,e Punkte sind bier der Raum um Bremerviirde, die Aller iistlidl yon Celle, die BShme, ein ZufluB der Aller, und die Rhume bis zu ihrer Miindung ial die Lelne. In Hessen waren seit Friihjahr 1956 an versdfiedenen Stellen Einbrfidle aus dem tbfiringisdlen Befallsraum heraus er- folgt, die zun~idlst behelfsm~Big yon den Dienstkriiften des Bundesbeauftragten be- arbeitet w,rden, demn~idlst abet systema- tisdl behandeh werden kSnnen. Der an- sdlltiel]ende bayerisdle Nordabsdmitt weist ebenfalls versddedene Gefahrenpunkte auf, jedoeh konnte im Frfihjahr 1957 eine im Gebiet der Frli.tkisdlen Saale entstandene bedrohlidle Situation beseitigt und ein im Taubertal immer wieder hartnliekig sidl behauptender Befall, der bis an die Ost- grenze Sfidhessens ausstrahh, gri~Btenteils ausgeriiumt werden. Der bayerisehe Mittel- und Sfidabsdmitt, der ungef:,ihr auf einer Linie yon Sd, weinfurt iiber Ansbach,

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114 K. BONING: Die gegenwilrtige Lage der Bisamverbrei tung in der Bundesrepnhl ik nsw.

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Abb. 2. Befallslage nach den Fangergebnissea des Jahres 1957 i n Niedersadzeen. nilrdlicher Tell

Donauwlirth, Augsburg nach Siiden verliiuft, scheint zur Zeit weitgehend gesichert, seine Zuriickverlegung nach Osten ist in Angriff genommen. Dagegen ist im bayeri- schen Hinterland an der deutsda-6sterreid~,ischen Grenze cine Verschiirfung der Lage eingetreten. Durch die neu ents tandenen Staustufeu am unteren Inn hat sid~ der friiher eine starke Stri~mung auf- weisende FIuB in ein ruhiges, z .T . seenartiges Gew~isser ver- wandeh, das dem Sehiidling an dessen Ufern und in dem angrenzenden uniibersichtlid~en Auengehiet heste Ansiedelungs- miiglichkeiten bietet. Aud~ a~uf der fistenreiehischeu Seite sind die Verhilhnisse fiir den Bisam iluBerst gfinstig, so dab bier ein rlesiges didst besiedehes Befalls- areal ents tanden ist, das man im Hinblick auf die stiindlge Be- drohung der benad~barten Riiume nicht mehr sich selbst iiberlassen kann.

Im Westen der Bundesrepu- blik hat sleh die Befallslage im Vergleich zu den f r f iherenJahren grundlegead veriindert. Hat te man hisher nur yore Elsafl her am hadisahen Hods- und Ober- rhein mit einem V0rdringen des Schlidiings fiber den Strom zu rechnen, wohei der Sch,werpunkl ira Siidteil dieses Ahsdmit tes lag, so hat der Bisam neuerdings seinen Vormarsch aus dem loth- ringischen Raum angetreten, ist in bre i ter Front fiber die saar- liindische Grenze in das westlid~e

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Bundesgebiet eingewandert und hat fernerhin einen tiefen Vor- stofl der Mosel entlang unter- nommen, dessen Spigen bis an die Mfindung des Flusses in den Rhein vorgedrungen sind. Aber auch Nordrhein-Westfalen ist von Holland her unmit te lbar hedroht, dessert Provinz Lira- burg an der Maas die uns niich.stgelegenen Befallsspigen aufweist. Das Reservoir, aus dem dieser Befall kommt, e r- streckt ~ich fiber Belgien und das siidlich des Maasbogens ge- legene niederliindlsdle Gebiet, wo tro g der AbwehrmaBnah- men beider Liin.der d n e zuneh- mendi~ Verttichtung des Befalls zu erkennen ist.

Das Saarlalrd kanu heute bereits als vollstiindig besiedeh angosehen werden. In Rhein- iand-Pfalz ist der Raum yon Zweibriicken und die Mosel entlang der luxemburgisdlen Grenze stark, anschliellend his etwa Bernkastel schw/icher I)e- fallen; unmit te lbar bedroht ist dural) in die Prims und Blies eingedrungene Befallsspigen der Oberlauf der Nahe und des

Glan, an dem inzwisdlen bereits Befall festgestelh worden ist. Welter iJstlich is) ein Vordringen fiber die Sauer zu verzeichnen. Das heillt, dull in Kilrze das ganze links- rheinische Get, let his Koblenz befallen sein wird, wenn nid~t sofort entsprechende AbwehrmaBnahmen yon den beteiligten Liindern ergriffen werden. Bisher haben haul)t-

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Abb, 3. Befallslage nad~ den Fangergebniusen des Jahres 1957 in Niedersadlsen, s/idlidler Tell, und Hessen, n/irdlidler Tell

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Ahh, 4. Befal ls lagc naeh de.n Fangergebnissen des Jahres 1957 in Bayern u , d th, ssen, sildlid, er Tei l . West l idl dcr dur&~gezogenen Doppel- l inle Arbei tsgebie t des amt | id ien Dienstes, iisttidt davoll T~itigkeitsgcbiet tier Privatf~inger

siiddid~ die Dienstkriifte des Bundesbeauft ragten in diesen neu befallenen Gebieten gearbeitet, ohne dab fiir eine so weitrliumige Aufgabe entspred~ende Mittel zur Verfiigung slehen.

Durdl die w)llkommen neue Situation im Westen be- s t rh t die Gefahr, dab sial* die ~istlidlen und westlid~en his- her getrennlen Areale ties Bisams in ihren Vorposten treffen, wodurd* die in den letsten Jahren miihsam errich- fete und nadl Osten schrittweise zuriickverlegte bayer|stile Abwehrfront in ihrem Riieken bedroht wird. Da cs sieh im Westen und Osten um Tiere versdde~dener Herkunf t handeh - - alle Tiere des iistlidlen Areals s tammen yon einigen zu Beginn dieses Jahrhundcr ts in Biihmen aus- geseBten Paaren ab, die seitden! keine Bh, tauf f r l sdmng erfahren hal)en, w~ihrend die westlidlen Tiere aus auf- gelassenen Zuddfa rmen kommen, die zu versddedenen Zeiten aus Nordamerika iml)ortiert worden sind - - , I)e- steht die Gefahr e i . e r Vitallt,itssteigerung des Sddidlings. wenn es einmal zu einer Vermisdumg tier verschledenen Blutlinien in Siiddeutsddand kommt. In diesem Falle ki~nnte elne sl)runghafte Massenvermehrung in diesem

Raume einsetsen, die eine rrheblid~e Zunahme yon Salami- den zur Folge lditle.

Dl)ersidlt iiber die Fangergebnlsse im B.ndesgeble t im Jahr 1957

1. Sddeswig-Holslein 1883 2. Staatsgebiet Hamburg:

a) amtlidler Dienst 660 b) F~ingerkarteninhaber 894- 1 554

3. Niedersad,sen 2 847 4. Hessen 248 5. Bayer . :

a) amtlid~er Dienst 13580 b) F~ingerkar/eninhaber 36 619 50 199

6. Rheinland-Pfalz 1 604 7. Saarland 578 8. Baden-Wiirttemberg:

Siidhaden 915 Nordbade,! 3 Wilrt temberg 5 923

59836

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Abb. 5. Befallslage nad~ den Fangergehnissen des Rheinland-Pfalz und im Saarland

Die derzeitige Abwehr basiert tedmisd~ vornehmlid~ auf dem Fallenfang mit Spezialger~iten, die den Lebensgewohn- heiten des Tieres und seiner Verhattensweise angepal]t sind und die eine griindliche Erfahrung der den Fang aus- iibenden Personen zur ¥orausseBung haben. Andere Be- kiimpfungsverfabren, wie die Anwendung yon Gift oder von giftigen Gasen, spielen gegenilber der Anwendung von Fallen (mit und olme Kiider) im Rahmen des in Deutsd~- land angestrebten Abwehrziels nur eine geringe Rolle. Solange es sid~ fiir die im Vordringungsgebiet eingeseBten Jiiger darnm handeh, jedes Einzehieres habhaf t zu wer- den, jeden Einzelfang fiir die Weiterarbei t auszuwerten, genau erkannte Auffangstellen zu e rhahen und t)estimmte Gew~isser gegen Neuzuwanderungen abzusperren, kann man nid~t mit Verfahren arbeiten, die nid~t 100 °/0ig wirk- sam sind, keine exakte Kontrolle zulassen und die Tiere vergriimen, so aaB ihr Verbleib viillig uniibersid~tlid~ wird. Nid~t zulet3t ist aber als nicht unwesentlid}er Gesichts- punkt zu beriicksiehtigen, dab der echte Jiiger eine inhere Beziehung zu dem Tier hat, dem er nachstelh. Er sieht in ibm einen lebendigen Gegner, an dem er seine F~ihig- keiten erproben und seine Oberlegenheit beweisen kann. Er wlrd deshalb aud~ nid~t darauf verzichten, seinen Geg- her leihhaftig zu erbeuten. Diese geistige Einstellung ist als Grundlage fiir den Erfolg der Abwehr unentbehr l idh die mehr Kem~tnisse und 13berlegungen verlangt, als dab man mit einer einfad~en Giftanwendung dasselbe erreid~en k/innte.

Taktisd) verfolgt die Abwehr das Ziel der Ausrottung; strategisd~ wlrd der Sd~iidling im Vordringungsraum ge- stelh, auf seine Ausgangposition zuriickgedr~ingt und dar- iiber hinaus im Randgebiet seines gesdflossenen Besiede- lungsraums angegriffen; gleid~zeitig versucht man die Be- fallsdichte im Hinterland zu verringern, zumindest nid~t welter anwad~sen zu lassen. Organisatorisda stiigen sich die AbwehrmaBnahmen auf den yon Staats wegen ein- gerid~teten amtlid~en Bekiimpfungsdienst, der aus Bisam- jiigern, Oberjiigern und iibergebietlid~ tiitigen Kontroll- organen besteht, deneu best immte Beklimpfungsabsdmitte fiir ihren Einsatz zugetcih sind oder die ganze Frontl inien

~;,e,,z Rheinland- Pfalz

~.d Saarland

Bmumbef~l l ~n der Zeit vom Z 7 b~s,]7 I2 57

Ludw~gshofeI" Kal~er,.~Iou~er'n

Oct 8undelbeaullteg~e flit 6i|ambekJmpfung, MUnchen

Jahres 1957 it*

zu iiberwaehen haben. Die T~i- tigkeit der J~iger und Ober- jiiger wird auf Landesebene unt~r der verantwortlid~en Leitung eines Landesbeauftrag- ten (in der Regel dem Leiter oder einem Sadrbearbeiter eines Pflanzensdutt3amtes) aus- geiibt, wlihrend die Koordinie- rung dieser Arbei ten d , r d l den Bundesbeauftragten erfolgt. Der amtlid~e Dienst arbeitet vor allem im ¥ordringungs- gebiet und hat die Aufgabe, eine bestimmte Sperrlinie zn hahen und diese sdlrittweise gegeu die Landesgrenzen b i , z,ri i t~zuverlegen, hn befalle- hen Hi , t e r land sind Privat- f~inger eingeseBt, die im BesiBe einer Fiingerkarte sind. DItrdl ihre Tiitigkeit erhofft man sidl eine Mitwirkung bei der A,s- lidttmlg des Befalls, um den Vermehrungsdrud¢, der attf das Vordrlngungsgebiet aus- geiiht wird, zu verminder , . Wie welt dieses Ziel tatsiichlidl erreidlt wird, ist eine offene Frage; die Hauptbekiimpfungs-

arbci t liegt jedenfalls l)eim amtlidlen Dienst. Was mm die Zaht der im AuBendienst tiitigen amt-

lidlen Kriifte betrifft, so sind an der ostwlirtigen Abwehr- front in Norddeutsdfland wesentlida weniger Jiiger vor- handen als in Siiddeutsdfland. Sdlleswig-Holstein verfiigt derzeit fiber 3 Bisamj~iger, die das weitere Vordringen des Bisams aus dem FluBgebiet der unteren Elbe und dem siidholsteinischen Seengebiet nadl Norden verhindern sollen, eine sdlwierige Aufgabe, die bei dem zunehmenden Druck aus dem mit teldeutsdlen Raum auf die Daner ohne eine weitere Hilfskraft kaum zu bewiihigen sein wird. Ein weiterer amtlidler Jiiger ist im Hamburger Staats- geblet tiitig, der jedoeh nidat ausreicht, um das welt ver- zweigte yon Kan~ilen und sonstigen Wasserliiufen dureh- zogene Gebiet unter Kontrolle zu hahen. In Niedersadlsen sind bisber 5 amtliehe Jiiger eingeset3t , deren Arbeits- gebiete aber zu groB find, i,m das weitere Vordringen nadl Westen mit Erfolg abriegeln zu kiinnen. Hier miissen ,od l einige zusiiglid~e Kriifte eingestelh werden, um die Arbeit in dem welt ausgedehnten Vordringungsgebiet ver- stiirken zu kllnnen. Fiir die erst seit kurzem an der hesslsch-tbiiringiscben Grenze entstandenen, bisher nodl voneinander getrennten Befallsherde, hat das Land Hessen die Mittel zur Einstelhmg eines Bisamjiigers berei tgestelh, so dab nunmehr audt in diesem Absdmit t eine planm~iBige Arbeit stattfinden kann. In den ansdlliel~enden bayeri- schen Bek~impfungsabsdmitten ist die Beset3ung mit Jiigern wesentlich didlter. Hier befindet sida die iiheste. an Erfahrungen reidlste Abwebrmannsdlaf t des Bundes- gebietes, die in den vergangenen Jahren nidlt nur ihre Stelhmg hahen konnte, sondern seit 1948 ein Gebiet yon rund 14000qkm freigemaeht hat. Allerdings tiiusdlt die bayerisdle Bekiimpfungsfront mit 20 J~gcrn und 4 0 b e r - j~igern eine st~irkere Besetsung gegeniiber der in anderen L~indern vor insofern, als der Personalbestand zu einem groBen Tell i iberaher t ist. Der bayeriscbe Be- k~imlffungsdienst besteht schon seit fiber 30 Jahren und einige seiner Mitglieder, die sdlon sehr tange dabel slnd, k 6 n n e , den anstrengenden, kllrperti('h auf- re ibe ,den AuBeudienst nidlt mehr in vollem AusmaBe

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ausfiben, wie es im Interesse der Sache notwendig wiire. Sie mfiflten eigentlich mit etwa 50 Jahren abge~ilst und anderweitig im Innendienst verwendet warden, und es mfiftten dafiir wieder junta Kr]ifte an der Front zum Einsatz kommen. Es war aber bis heute nicht m~glich, einen hierfiir geeigneten Wag zu finden. Es kommt hinzu, da ft der bayerische Dienst ein wait grlfteres und dlchter besiedehes Befallsgebiet in seinem Rficken hat als die an anderen Frontgebieten eingese~ten Jiiger und daft er auch EinsiiBe an besonders bedrohten Objekten im Hinterland durchfiihren mul3. Die operativen Maft- nahmen des bayerischen Bek]impfungsdienstes unter der umsichtigen Leitung des verstorbenen Bundesbeauftrag- ten, Regierungsrat Dr. A. PUSTET, haben nachR~iumung des nach Kriegsende wait nacla Westen vorgeschobenen, der je~igen Abwehrfront vorgelagerten Vordringungsgebietes dazu geffihrt, daft der bayerische Abwehrdienst derzeit atff der kilrzesten Linie operiert. Jade weitere Zuriick- n, ahme der Sperrlinie nach Osten verllingert die Front und vergriiftert das geriiumte Gebiet, das durch die amtlichen Jiiger stlir~dig i~berwacht werden nzuft. Diese zeitrau]3ende und durch attsgedehnte Fuftm;irsche in sdtwer zugling- lidaem Geltinde iiberaus anstrengende und fllr einen passionierten J~ger hllchst unbefriedigende Tiitigkeit bringt aber keine namhaften Fangstrecken zuwege, die den Eifer der Leute besnnders anregen klinnten. Sie ver- langt eine ent~agung.svolle und verantwortung~bewuftte Einstell.un~ des amtlichen Personals trod bringt weiterhin Schwlerigkeiten psyckologischer tmd sozialer Art dadurch mit sich, daft entweder die WohnsiBe der meist verheirateten, in ihrer engeren Heimat bodenstlindigen Leute ilfters verlegt werden mlift- ten oder lange A~marsckwege zttm Einaa~gebiet entsteben, die nicht entsprechend ~ei den Reise- kosten Berfickslchtigung linden. Ihnen mfiftte wenigstens durch elne Vo|lmotorisierung Rech- rmng getragen warden. Die Ausrfistung s~mt- licher Jilger mit Dienstwagen oder die Gewiih- run~ entsprechender Reisepauschalen, die jedem JKger die Halttm$ eines Kr~ftwagens ermilg- lichen, diirfte eine der wichtigsten Verbedingun- gen fllr eine Intensivierung der Arbeit und damit attch flir die weitere Verkleinerung des sfid- deutschen Befal~srattmes sein. Die Bisamjiiger miissen abet nlcht allein aus den angefiihrten Grfinden mit Kraftwagen veraehen warden, sondern benlltigen sie noch mehr aus arbeits- technischen Grfinden. Wenn heute noch einzelne bayerische Jiiger mit dam Fahrrad, das ihnen nnr die Mitnahme yon wanigan Fallen erm~ig- licht, in ihr Arbeitsgebiet hlnfahren miissen, so liiftt sich das einfach nicht mehr verantworten. Ein Bisamjliger, der dam Staat immerldn einiges Geld kostet, ist nur dann entsprechend eingese~t, wenn er 50 his 60 Fallen (Gewicht mit Suchstab un, d sonstigen Uteusillen etwa 50 kg), zuzeiten ein Schlanchboot und stilndig Ersalikleidung mit sida fiibren kann, die er braucht, w e n n e r , was lifters der Fall ist, bei seiner Arbeit yon oben oder unten her dutch und durch ~all wild. Nur so kann er ein griifteres Gebiet fortlaufend be- arbeiten und dabei seine Gesu~dhelt erhalten, was besonders fiir ~iltere Leute wichtig i~t. Es / steht zu hoffen, daft es in absehbarer Zeit mllgllch 1 / / seln wird, troll der finanziellen Schwieri~keiten bier durchgreifende Abhi£fe zn schaffen.

Da die Beki impfu~ im befallenen Hinterland, abgesehen yon besonders gefiihrdeten Anlagen, in tier Hauptsache den Privatfiingern fiberlassen ist, und da gerade der riickwlrtige Befallsraum

in Bayern gur Zeit den grliftten Umfang im Bundes- gebiet einnimmt, erscheint es angebradat, etwas fiber die private Fangtlitlgkeit auszuffihren. Es ist selbst- verstiindlich, dab ein privater Bisamfiinger, der dam Bisam nut zeitlich beschrilnkt nachstellen kann, nicht in der Lage ist, das iJam 7.ugewiesene Gebiet frei zu fangen, selbst wenn er das wolhe. Da er den Fang jedoch nur wegen der Feile betreibt, wird er auch nut zn der Zeit fangen, zu der auch die Jungtiere verwertbare Felle liefern, d. i. im Spiitherbst bis in den Winter, solange giinstige Witterungsverhiltnisse herrschen. Weiterbin wird er daflir Sorge tragen, dab stets noch geniigend Tiere zur Weiterzucht iibrig bleiben. Er schllpft also immer nut einen gewissen ~berhang an Tieren ab. Dabei lichtet er den Bestand je nach Umstlinden und aus verschiedenen Grfinden in manchen Jahren mehr als in anderen, wobei nicht zulellt die Praise im Rauchwarenbandel eine be- deutende Rolle spielen. Diese Verhiihnisse sind den Ein- geweihten natfirlich wohlbekannt, und es taucht deshalb immer wieder die Frage auf, ob man den Fangeifer nicht durch Priimien erh~ihen kllnne. Alle dahingehenden Ver- suche sind jedoch gescheitert, da bisher kein Prlimien- system gefunden worden ist, das nicht alsbald dutch dam Zweek abtr]igliche Oberlegungen der Nu~iniel~er solcher Pr~imien ad absurdum geffihrt worden wiire. Als bisher einzig brauchbare Methode hat sich in Bayern das Auf- tauchen des amtlichen Dienstes zu gewissen mit dessen Aufgaben vertretbaren Zeiten an jeweils wechselnden

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Abb. 6. Befallslage nad~ den Fangergebnineu des Jahrell 1957 i n

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118 K. BONING: Die gegenw/irtigc Lage der ]}isamverbreilung in tier Bundesreltulllik liSW,

V E R W A L T U N G S K A R T E V O N

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UB[RSICHT O[R LANOER

Abh. 7. Der amtlidle Beklimpfungsdicns| in dcr Bundcsrcpublik. Dcrzeitiger Stand. Arahisdtc Ziffcrn: Bisamjiiger, r/imisdte Ziffern: Ober- jiiger. Dcr Standort dcr Ziffern gibt in etwa den ArbeitsbereMt derDicnstkriifte an. Die mit Punkten ums/iumten Linien im Innern des Bundesgebietcs gebcn die Grenzen der Arbeitshereidle der Bekiimpfungsdicnstc der Liinder an. Dazwischen liegt das hisher nodt befalls- frcle Gel,let. In Baycrn: westlidt der gestrichelten Linic im allgemeiucn hcfallsfreies Kontrollgebict, 13stlidl der punktierten Linic stark

befallcnes Gebict, in dem nur Karteninhaber tiitig sind, dazwisdlela Vordringungs- und Hauptarbcitsgehiet des amtlichen Dienstes

Page 7: Die gegenwärtige Lage der Bisamverbreitung in der Bundesrepublik und die sich daraus ergebenden Aufgaben für den amtlichen Bekämpfungsdienst

K. BONING: Die gegenwiirti~ge Lage der Bisamverhrei tung in der Bundesrepublik usw. 119

Brennpunkten versti irkten Bisamauftretens im befallenen Hinter land erwiesen. Dadurdl wird gleidtzeitig zwei Be- s trehnngen gedient: die Privatfi inger werden angeeifert, die Jahresfangzahlen werden headztlida erhiiht (im letsten Jahre beispielsweise um iiber 10 000 Stiick) und den amt- lidten Jiigern wird Gelegenheit gegeben, audl fiir sida ein- real eine gr/fllere Zahl von Tieren zu erheuten. Durd~ eine griM3ere Beweglid~keit des amtlid~en Dienstes kann man jedenfalls mit dazu beitragen, den Expansionsdruek des befallenen Hinterlandes zu vermindern nnd damit gleidlzeitig den Gefahren fiir die Wasserwirtsdtaft ent- gegentreten. Bis jegt wird die Fangerlauhnis kostenlos er te ih; es wiire aher der Erwiigung weft, oh es nidlt sadl- dienlich wiire, eine jiihrliche Gehiihr zu erheben, die he| hesonders guter Leistung erlassen werden ki~nnte, nm auf diese Weise zu einer Priimie zu kommen, die keine iiffent- lichen Aufwendungen erforderl idl macht.

Nun alter zor Lage im Westen. Die zunehmende Aus- hrei tung des Bisams in Frankreidl , Belgien und Holland und die dort zu heohadatende stiindige Befallsverdidltung in Verbindung mit den hereits erfolgten VorstiJBen welt in das l inksrhelnisdte Bundesgebiet hinein zwingt dazu, sddeunigst eine sdllagkriiftige Abwehrfront im Westen anfzuhauen. Bisher hefindet sida ein einziger hewiihrter Bisamjiiger ant Oberrhein, der sein Augenmerk jedo& nidl t allein atff den Rhein zu r idden hat, sondern and1 nodl stiindlg yon dieser Tiitigkeit durdt die Bearheitung einiger Befallsherde im Hinterland ahgelenkt |st. Er konnte seine hisherige erfolgreidle Tiitigkeit nur durch eine i~ftere Mitwirkung der Fadtkriif te des Bundesbeauf- t ragten durdlfi ihren. Da diesem jedodl nur 3 M/inner zur Verfiigung stehen, yon denen 2 stiindig in Niedersad~sen und Sddeswig-Holstein tiitig sind, wiihrend der dri t te jetzt aussddieBlidl die Westfront zu iiberwad~en hat - - aller- dings hierzu nod~ einen 4. Jiiger henlitigt, der helm Bund heantragt | s t - - , kann der badisch-wfirttembergisd~en All- wehr diese Hilfestellung kaum mehr weiterhin geleistet werden. Vielmehr sollte das Land in Kiirze mindestens einen weiteren Jiiger einstellen, um den Rhein atff seiner ganzen Liinge von Basel bis Karlsruhe ahzusid~ern. Im Mit te lahsdmit t miissen liings der deutsd~-franziisischen und weiterhin liings der deutsch-luxemburgisdaen Grenze, soweit die Liinder Rheinland-Pfalz und das Saarland an dieser Grenze liegen, naeh dem heutigen Stand der Ent- wickhmg mindestens 8 Jiiger eingesetst werden, davon 3 im Saarland und 5 in Rheinland-Pfalz. Aul~erdem miissen heute sdton zwei weitere Jiiger fiir das an Belgien und die Niederlande angrenzende Gebiet vom Lande Nord- rhein-Westfalen aufgestelh werden, wenn es nid~t aud; dort zu unliebsamen {3berrasd~ungen kommen soil. Zwar |st dieses Gebiet nada unseren Ermit t lungen im Augen- hlick nod~ frei, abet die Befallspit3en befinden sich in un- mit te lbarer Niihe der Grenze, so dab iederzeit mit einer Einwandernng zu redmen |st. Die dort eingeseBten Jiiger miissen mit deln belgisdaen, vor a | lem aber mlt dem nie- derl:,indisdten Dienst eng zusammenarbeilen, dessen Auf- gabe es |st, die Oberwindung der Maas und damit das Vordringen in das Gebiet jenseits der brei ten FluBliiufe des Waals und Leks zu verhindern. Vom Bnnd aus ge- sehen hesteht hier die Aufgabe, die Westgrenze Nieder- sachsens abzusdfirmen und dadurdt die Gefahr abznwen- den, dab diesem Lande eine Zweifrontenabwehr aufge- zwungen wird, die es sida im Hinhlick anf die zunehmende Beansprudlung an seiner Ostgrenze nidat leisten kann.

Die Beantwortnng der Frage, ob im Westen eine All- wehrfront anfgezogen werden soil oder nid~t, be inhahet zugleida die Entsd~eidung, ob die hisherige Form der Be- kZ, impfung mit dem Ziel der Fre ihahung noda nid~t be- fallener Lii ,der und Landesteile und der endgiihlgen

R~iumung weiterer Gehiete he ihehahen oder aufgegeben werden soll. Die he |den Haupthefallsl i inder Bayern und Niedersadlsen hellnden sidl beziiglida der im Westen ent- s tandenen Bedrolnmg in der gleidlen Lage. Ihre Bemiihnn- gen werden sinnlos, wenn sieh die Liinder im Westen des Bundesgehiets nidlt zur aktiven Ahwehr entsdflieBen ki~nnen oder weiterhin wartelt, his ein stiirkeres Ein- dringen stat tgefunden hilt. Wenn eine westlidle Ahwehr- front nidtt in Biilde aufgehaut wird, .werden Bayern und Niedersadlsen iiher kurz oder lang gezwungen sein, ihre hisherigen MaBnahmen zu fii~erpriifen. Es wird festzu- stellen seln, oh sich das his jetst gel|ate ¥orgehen viel- leidtt nodl in kleinerem Umfange aufredl t erhalten liiBt. So kiinnten z.B. die nada wie vor zur Ahwehr entschlos- senen siiddeutsdaen Liinder Bayern, Baden-Wiir t temberg und Hessen im Rahmen ihrer bereits bestehenden Arbeits- gemeinsdtaft die weitere Aufgabe i ibernehmen, das ~ber- greifen des Sdtiidlings attf reditsrheinisches Gehiet audl im Bereich des Mittelrheins abzuwehren, was wahrsdlein- lida mit verhiihnismiiBig wenig zusiiBlidlen Kriiften er- re|t i l t werden kiinnte, Wenn aber attdl das nidl t m~iglieh |st, mug sidl Bayern in der Bekiimpfung vollstiindig nm- stellen, d. h. sidt mit einer Dauerbesiedelung des Landes ahfinden und seine Anstrengungen darauf riehten, die Wasseranlagen im Inneren des Landes vor griil~eren Schii- den zu hewahren. In iihnlicher Weise wird dann spiiter wohl audl Niedersachsen vorgehen miissen. Das wiirde allerdings alsbald zur Folge haben, dab dann alle Liinder einen Bekiimpfnngsdienst aufziehen miiBten, was wahr- seheinlich insgesamt erheblich griil3ere Kosten vernrsadaen wiirde, als das his heute geiihte Vorgehen. AuBerdena miiBte die Wasserwirtsdaaft zu bisamgesidlerter Bauweise yon Uferbefestigungen, Diimmen u. dgl. iibergehen, was wahrscheinlich Millionenhetriige versddingen wiirde, ah- gesehen davon, dal~ solche Bauten im Sinne des Natur- und Landsdlaftsschut3es durchaus nlcht erwiinscht sein diirften. Die wirtsdtaftlichen Verhiiltnisse madlen es immer schwierlger, private Fiinger fiir eine tatsiichlich ins Gewicht fallende T~itigkeit in den nicht yore an'ttlidaen Dienst hearbei te ten Befallsgebieten zu gewinnen. Die Ein- gliederung hisher nieht voll beschiiftigter Arheitskriifte auf dem Lande in den Arheitsproze R sdlreitet |miner welter vorwiirts, in den industrlell hoch entwickehen Ge- hieten des W'estens sind soldle Kriifte wohl heute schon iiherhaupt nicht mehr zu bekommen. Demgegeniiber bietet der Preis fiir die erheuteten Felle nu t nodl einen sdawa- daen Anreiz, der zudem be | sinkendem V~ert und steigen- den Unkosten |miner gerlnger wird. So haben z.B. auf Hamburger Gehiet die dort eingeset3ten Privatfiinger aug den obigen Grilnden ihre T~itlgkeit vollstiindig eingestellt nnd in Niedersadlsen liegen die Verhiiltnisse ~ihnlich. In den Industr iegebieten des ~Vestens wird man voraussicht- lidt von vorneherein keine ernsthaf ten Interessenten finden, die den Bisamfang in nennenswertem Umfang he- treihen. Wir sehen uns also der Tatsache gegeniiber, dab iiher kurz oder lang i iherhaupt n n r n o c h d e r a m t - l i e h e D i e n s t gegen den Bisam vorgehen wird, dieser kann aher seinen Aufgaben nur dann nachkommen, wenn er im Vergleidl zu seinem derzeitigen Umfang erhehlidl verstiirkt wird. Das wiirde eine hedentende Zunahme der staatlidlen Aufwendungen nada sidl ziehen, wie es z.B. ans dem Zwang der Lage heraus heute sdion in Mittel- dentsdfland der Fall |st, wo eine sear viel grlil~ere Anzahl yon amtlidlen Jiigern die Bekiimpfung dnrdffiihrt . Sdlon diese Aussidlten allein diirften die F o r t s e t z u n g d e r f r o n t a l e n A h w e h r s t r a t e g i e nahelegen, die so- lange nodt mlJglieh |st, wie es in der Bundesrepnhlik noeh groBe befallsfreie Gehiete gibt; |st man dodl wenigstens dort nodl der Sorge enthohen, einen kostspieligen amt- lidten Bekiimpfungsdienst aufziehen zu miissen.

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1 2 0 K. BONING: Die gegenw/irtige Lage der Bisamverbrei tung in der Bundcsrel)llblik ttsw.

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Abh. 8. Anzustrebender Stand des amtlichen Bekiimpfungsdienstes auf Grund der derzeitigen Bafallslage (1957). Darstellung entspred~end Abb. 7

Page 9: Die gegenwärtige Lage der Bisamverbreitung in der Bundesrepublik und die sich daraus ergebenden Aufgaben für den amtlichen Bekämpfungsdienst

L. EMMEL: Die Wirkung van THIODAN auf die Blutlans (Eriosoma lanigerum HAUSM.) usw. 121

Man wird der derzeitigen Gesamtsituation nicht gerecht, wenn man sie nur van der Bundesrepubl ik aus betrachtet . Van hiSherer Warte aus gesehen, handeh es sich urn ein Problem, das nur auf intereuropiiischer Basis befriedigend gel/ist werden kann. Zum mindesten sind nile Staaten der westeuropiiischen Union daran interessiert . Aus diesem Grunde hat sida auda die E u r o p l i i s c h e u n d M i t t e l : m e e r i s c h e P f l a n z e n s c h u t z o r g a n i s a t i o n in Paris einer gemeinsamen Bekiimpfung des Schiidlings auf der Basis einer engeren Zusammenarbei t der bet reffenden Liinder angenommen. Eine gemeinsame Bekiimpfungs- aktion findet z. Zt. an der deutsch-iisterreichischen Grenze statt . Schon vorher wurden Mallnahmen in Schleswig- Holstein durch Diinemark und Schweden unterstiitst. Leider wurde diese Hilfe nur einmalig gewiihrt, well sich die genannten Liinder noch nicht unmit te ibar bedroht an- sahen. Dafiir konnten Absprachen fiber ein gemeinsames Vorgehen in den Grenzgebieten mit Frankreich, Luxem- burg, Belgien und den Niederlanden getroffen werden. Innerhalb Deutschlands wurden die ¥e rb indnngen zu den in M i t t e l d e u t s e h l a n d tiitigen Faehkriiften auf- genommen und die Pliine bezfiglich der in den Grenz- gebieten durchzuffihrenden MaBnahmen aufeinander ab- gestimmt. Es wird notwendig sein, diese Znsammenarbei t mit dem Ausland welter auszubauen; sie kann abet nur dann Friichte bringen, wenn wir in Deutschland selbst, wo die llingsten und besten Erfahrungen in der Bisam- bek~impfung vorliegen nnd die unsere Nachbarn auch durchaus berei t sind zu fibernebmen, den Willen und selbstverstiindlich auch die dazugehiirigen Mittel auf- bringen, tim das im gegenw/irtigen Augenblick Notwendige zu tun. Erst wenn wir dem Ausland zeigen kBnnen, dab es durchans miJglich ist, die weitere Ausbrei tung in

Deutschland abzuriegeln, weite Gebiete f re izuhahen und sogar bisherige Befallsgebiete mit der Zeit giinzlieh zn riiumen, wozu wir in fachlicher Hinsicht gesehen durchaus in der Lage wiiren, werden auch unsere Nachbarllinder dazn veranlal3t werden k~;nnen, unserem Beispiel zu forgen; wenn wit aber selbst darauf warten, welche Ma l l nahmen andere Liinder ergreifen, werden wir kaum die erforderliche Resouanz fiir eine internat ionale Zusam- menarbei t finden.

Der vorstehende Beitrag wurde zu Beginn des Jah- .res 1958 abgefaBt. Inzwischen ist eine weitere Zuspit3ung der an sich schon prekiiren Lage eingetreten. Der Befall im linksrheinischen Gebiet ha t sich infolge wiederhoher Hochwiisser im Moselgebiet, d,i¢ groae Mengen van Bisamen aus Lothringen nach Deutschland verfrachtet haben, welter verdichtet und in die Nebengewiisser aus- gebrei tet ; gleichzeitig wurden an verschiedenen Stetlen Wasserscheiden fiberschritten, so dal3 nunmehr das Land Rheinland-Pfalz van Siiden bis zur Hiihe van Koblenz nnmit te lbar vor einer durchgiingigen Besied~ung steht. Einzehiere sind jegt schon bis an den Rhein vorgestollen, in einem Faile wurde der Rhein im Gebiet der Lahn be- reits fiberschritten. Dazu kommt, dab der Bund seine weitere Mitwirkung bei der Bekiimpfung bis znm 1. 10. 1958 einzusteUen sich genlltigt sieht, wodurch nicht nu t d, or planmiiBige Aufbau einer Abwehr in den neu betroffenen Liindern sehr in Frage gestellt wird, sondern zwangsliiufig die in jahrzehntelanger , mfihevoller Arbeit errichteten Abwehrf ronten ins Wanken geraten. Ein allgemeiner Zusammenbruch der Bekilmpfung ist un- abwendbar, wenn nicht in leBter Min.ute alle Bundes- l~inder sich zum gemeinsamen Handeln entschliegen kiSnnen.

dus der Abteilung pflanzensehu~/orsehung-Biologie (Leiter Dr. M. C z e c h ) der Farbwerke Hoed, st AG.

Die Wirkung von THIODAN auf die Blutlaus (Eriosoma lanigerum HAUSM.) und die Blutlauszehrwespe (Aphellnus mall HALD.)

Van Dr. L. EMMEL

Mit einer Abbildung

Es ist bekannt , dab Thiodan ®, ein van den Farbwerken Hoechst entwickelter insektizid nnd akarizid wirksamer eyelischer Schwefligsiiureester, unter anderem gegen zahl- reiche Blat t lausarten sehr gut wirksam ist, was gleicher- maBen fiir die Anfberei tnngen Stanb, SpriBpulver und Emulsion zutrifft.

Nachstehend soil fiber einige exakte Gewiichshaus- versuche berichtet werden, die sich mlt der Wirkung van Thiodan auf die Biutlans befassen. Es erfibrigt sich, an dieser Stelle auf die Lebensweise und die Bedeutung dieses an Apfelbiiumen lebenden Schiidlings einzugehen, der, in Nordamerika beheimatet , in Europa gegen An- fang des neunzehnten ,Iahrhunderts eingeschleppt wurde, wo er sich schnell verbrei tete . Dem Obstbauer ist dieser Schiidling dadurch wohlbekannt , daB, als eine Fotge der beim Saugen in die Pflanzen gelangenden Absondernngen der Liinse, ,B lu t lauskrebs" erzeugt wird.

Um die Wirkung van Thiodan and anderer bereits be- kannter , zum ¥ergleich herangezogener Insektizide zu untersuchen, wurden Blutlauskolonien an getopften Apfelsiimlingen der Sorte , ,Rater Tr ierer Weinapfel" nnd ,,Stature 9" gezogen. Dies gelingt im allgemeinen

recht gut, wenn man dafiir Sorge triigt, dab die Biium- chen an einem rubigen Pla~ bei miiglichst diffusem Licht im Gewiichshaus stehen. Das ganze Jabr fiber kiinnen taufend Serien van Biiumchen durch Aufpinseln van Liiu- sen infiziert werden. Haben die Kolonien eine Stiirke van vielen Hnnder t Tieren erreicht, dann sind die Bilum- then ffir die Versnche verwendbar (Abb.). Vain Spiit- sommer an besteht die Gefahr, dal3 es zu einem Befall der Liiuse mit der Blutlauszehrwespe (dphelinus mall) kommt, der unter Umstiinden die ganze Zucht zum Opfer fallen kann. Diese Tatsache wurde auch versuchsm/il3ig ansgewertet.

Die in der Tabelle 1 angefi ihrten Insektizide wurden in den iiblichen Anwendungskonzentrat ionen, alle bei gleichem Spri~druck van 0,4 atfi, auf die mit Blutlaus- kolonien behaf te ten Apfelsiimlinge gespriBt. Thiodan erwies sich als sehr gut wirksam, ebenso die Pri iparate auf Basis Endr in und Lindan. Dagegen war die Inden- Emulsion in der oberen Konzentra t ion nicht ausreichend und in der unteren Konzentra t ion nicht mehr wirksam. AIs viillig nnwirksam erwies sich das Pri lparat auf Basis DDT, van dem allerdings bekannt ist, dab es bei Blattliiusen nur schwach insektizid ist.