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6. Die Liislic.hkeit einiger schwer loslicher Korper &m Wusser, beurtheilt aua der electrischen Leitungsfiihig7csit der IXisunnyen; vow T. Koh,Zvausch und F. Rose. (Aua den Sitzungsber. d. phya.-math. K1. tlcr Kgl. Akad. zu Berlin, mitgetheilt von den IIm. Verf.~ Die Kenntniss der Loslichkeit: ist bekanntlich und be- greiflicherweise um so unsicherer, je geringer die Loslichkeit eines Kiirpers ist. Bei den im gewohnlichen Sprachgebrauch unloslich genaiinten Kiirpern schwanken die von verschiedenen Beobachterri gefundenen Zahlen um ihr Vielfaches. So werden die Wasserrnengen, welche zur Losung der Einheit nothwendig sind, fur Bariumsulfat von 50 000 bis 800 000, fur Strontium- sulfat von 4000 bis 15 000, fur Bariumcarbonat von 10 000 bis, 40000 angegeben. Die Wirkung des Wassers auf Chlor- silber wird sogar principiell verschieden beurtheilt. Wenn man nun auch, nach den aufgewandten Vorsichtsmaassregeln und nacli der Erfahrung der Verfasser, mariche von den An- gaben den iibrigen gegeniiber zu bevornugen geneigt sein wird, so bleibt doch oft eine Unsicherheit innerhalb weiter Brenzen. Es braucht kaum gesagt zu werden, worin die Schwierig- keit der Untersuchung hier besteht, wenn es sich darum handelt, eine Losung von einigen Milligrammen im Liter zu filtriren und einzudampfen und den Riickstand durch Wagung in einer grossen Schale zu bestimmen. Ausserdem muss die gleiche Operation mit dem Wasser selbst vorbergegangen sein. Freilich ubersteigt ein grosser Theil der obigen Unterschiede auch das Maass des hier zu erwai-tenden Fehlers. Weitere Fehleryuellen sind also unstreitig vorhanden. Sie werden sich zusammensetzen aus Uiireinheit des Materials und des Wassers, welche letztere die Loslichkeit selbst be- einflussen kann, sowie aus Anwendung von unzuverlassigen Gefassen. Dann kommt die Schwierigkeit, zu beurtheilen, wann die Losung gesattigt ist. Man kann den Process wah- rend seines Verlaufes nicht verfolgen, man muss also an-

Die Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der electrischen Leitungsfähigkeit der Lösungen

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6 . D ie Liislic.hkeit einiger schwer loslicher Korper &m Wusser, beurtheilt aua d e r electrischen

Leitungsfiihig7csit der IXisunnyen; vow T. Koh ,Zvausch und F. R o s e .

(Aua den Sitzungsber. d. phya.-math. K1. tlcr Kgl. Akad. zu Berlin, mitgetheilt von den IIm. Verf.~

Die Kenntniss der Loslichkeit: ist bekanntlich und be- greiflicherweise um so unsicherer, je geringer die Loslichkeit eines Kiirpers ist. Bei den im gewohnlichen Sprachgebrauch unloslich genaiinten Kiirpern schwanken die von verschiedenen Beobachterri gefundenen Zahlen um ihr Vielfaches. So werden die Wasserrnengen, welche zur Losung der Einheit nothwendig sind, fur Bariumsulfat von 50 000 bis 800 000, fur Strontium- sulfat von 4000 bis 15 000, fur Bariumcarbonat von 10 000 bis, 40000 angegeben. Die Wirkung des Wassers auf Chlor- silber wird sogar principiell verschieden beurtheilt. Wenn man nun auch, nach den aufgewandten Vorsichtsmaassregeln und nacli der Erfahrung der Verfasser, mariche von den An- gaben den iibrigen gegeniiber zu bevornugen geneigt sein wird, so bleibt doch oft eine Unsicherheit innerhalb weiter Brenzen.

Es braucht kaum gesagt zu werden, worin die Schwierig- keit der Untersuchung hier besteht, wenn es sich darum handelt, eine Losung von einigen Milligrammen im Liter zu filtriren und einzudampfen und den Riickstand durch Wagung in einer grossen Schale zu bestimmen. Ausserdem muss die gleiche Operation mit dem Wasser selbst vorbergegangen sein. Freilich ubersteigt ein grosser Theil der obigen Unterschiede auch das Maass des hier zu erwai-tenden Fehlers.

Weitere Fehleryuellen sind also unstreitig vorhanden. Sie werden sich zusammensetzen aus Uiireinheit des Materials und des Wassers, welche letztere die Loslichkeit selbst be- einflussen kann, sowie aus Anwendung von unzuverlassigen Gefassen. Dann kommt die Schwierigkeit, zu beurtheilen, wann die Losung gesattigt ist. Man kann den Process wah- rend seines Verlaufes nicht verfolgen, man muss also an-

128 F. Kohlrausch u. F. Rose.

nehmen, dass nach einer gewissen Zeit Sattigung eingetreten ist. Oder man geht von Uebersiittigungszust~nden auf die Sattigung znruck. Es gib t Korpcr , welche UebersLttigung in Losung trotz der Anwesenheit grosser Mengen fester Sub- stanz sehr hartnackig festhalten.

Eine andere Ursache von Schwankungen kaiin bekanntlich bei malichen Korpern auch darin bestehen, dass verschiedene Krystallformen, insbesondere auch verschiedenc Gehalte an Krystallwasser, vorliegen kiinnen, von denen der Gleichgewichts- zustand an der Oberflache, d. h. die Siittigung abhangt. Doch diirfte fur die schwer loslichen Korper dieser Einfluss nicht so erheblich sein.

Bei dieser Sachlage haben wir fiir nicht uberflussig ge- halten, schwer losliche Subsbnzen neu zu untersuchen, wobei wir den Nebengedanken nicht verschweigen wollen, dass eine genauere Kenntniss des Sattigungsgleichgewichtes schwachcr Losungen Gesetzmassigkeiten ergeben konne, nach denen man an starken Losungen so oft vergeblich gesucht hat. Denn offem- bar ist ein Zustand, bei welchem cler feste Korper mit einer Fliissigkeit in Beruhrung steht, die sich von dem Losungs- mittel wenig unterscheidet, eiiifacher und fur die Erkennung von Gesetzen geeigmeter, als derjenige, bei welchem die losen- den Flussigkeiten durch die erfolgte Aufnahme einer grossen Menge des Korpers doch wesentlich verschieden sind.

Als feinste Methode, die im Wasser geliiste kleine Menge zu bestinimen, ist fur Electrolyte zweifellos die Bestimmung des electrischen Leitungsvermogens der Losung anzusehen.

Nimmt man zunachst an, der Factor, mit welchem das Leitnngsvermogen zu multiplicireii ist, urn den Gehalt zu be- stimmen, sei bekannt: dann bietet dss Vcrfahren folgende Vortheile.

Der Zustand der Losung ist jederzcit in einigen Secunden festzustellen. Man kann dem Process der Auflosung also stetig folgen und sich leicht iiberzeugen, wann der Zustand stat,ionar geworden ist. Nach der Herstellung dieses Zu- standes wird keine zeitraubende Untersuchung und keine Operation, wie Eindampfen etc., verlangt, die mit Ver- unreinigung verbunden sein kann, oder die Wagung kleiner Mengeii in grossen Schalen.

Liislichkeit schwer losiicher Kiirper. 129

Die Losung braucht von dem Ueberschusse an LGsungs- material nicht getrennt zu werden. Man braucht nicht abzu- filtriren. Der Korper darf also eben deswegen in beliebig fein vertheiltem Zustande angewandt werden , was besonders vortheilhaft ist. Und zwar darf in der Losung eine so grosse Menge des Pulvers suspendirt sein, dass erstere vollkommen milchig erscheint, ohne rlass das gefundene Leitvermogen da- durch merklich gehder t w i d .

Der fein vertheilte Zustand erleichtert auch das Aus- waschen, auf welches gerade bei schwer lijslichen Korpern grosse Sorgfalt zu verwenden ist.

Ferner geniigen kleine Mengen. 0,02 mg Bariumsulfat in 10 ccm werden mit derselben Genauigkeit ermittelt, wie 2 mg im Liter. Auch dies trilgt wesentlicli dazu bei, reine Substanz beschaffen zu konnen. Denn man ist dabei doch auf Auswaschen mit wiederholtem Absitzenlassen und Ab- giessen angewiesen, was bei grossen Mengen sehr langwierig ist. Auch auf die Reinheit der ausreichenden kleinen Mengen von Wasser kann man leichter die nothige Sorgfalt verwenden, worauf vie1 ankommt.

D a m ist man noch in kurzer Zeit mit der ganzen Arbeit fertig. Fur das eben genannte Beispiel geniigen 10 Minuten nach Aufgiessen des Wassers. Die Raschheit des Verfahrens fordert nicht nur die Arbeit, sondern sie vermcidet vor allem Verunreinigungen, z. B. durch die Gefasswiinde.

Es wird weiter ermoglicht, die Sattigung einfach bei ver- schiedenen Temperaturen zu bestimmen, besonders in hiiheren, in denen das Gleichgewicht sich rasch herstellt. Dabei ist es im allgemeinen kaum erforderlich , Bader fur constante Temperatur zu gebrauchen (die wegen des nothwendigen Schu ttelns auch leicht eine Quelle der Verunreinigung werden), sondern man kommt mit Erwarrnung durch die Hand oder eine kleine Flamme aus. . Besonders hervorgehoben sei schliesslich, dass die Losung sich, mit Ausnahme des Augenblicks, in welchem frisches Wasser aufgegossen wird, immer im geschlossenen Gefiss be- finden kann. Das ist besonders schitzenswerth bei Korpern, deren Lljsung, wie bei den Carbonaten, von der Mitwirkung der Atmosphare beeinflusst wird.

bnn. d. Phys. u. Chem. N. F. 60. 9

130 F. Kohlrausch u. I? Rose.

Von der Electricitiitsleitung der Losung kann man einen Schluss auf die geloste Nenge bei den meisten Korpern ge- niihert sofort machen, da das Leitvermijgen verdiinnter Lij- sungen einfachen bekannten Gesetzen genahert folgt. Ge- nauere Zahlen verlangen theilweise noch neue Untersuchungen, welche kiinftig ausgefuhrt werden sollen.

Das Verfahren ergibt sich grossentheils bereits aus den vorigen Bemerkungen. Das Pulver als Niederschlag oder zer- riebenes Mineral wurde zunachst in Flaschen ausgewassert und dann in geeigneter Menge in ein Flaschchen mit einge- schliffenem Thermometer und PlatinelectrodeD gebracht. Das aufgegossene Wasser, dessen eigenes Leitungsvermogen sorg- faltig bestimmt worden war, erneuerte man, bis wiederholt derselbe Endwerth des Leitungsvermijgens der Losung ent- stand. Die meisten Pulver waren so fein, dass die Flussigkeit Iiingere Zeit nach dem Aufschiitteln triib blieh.')

Alle Leituermiigen sind auf H g = 10" berqgen. Im allgemeinen wurde der stationare Endwerth des Leit-

vermogens durch einiges Aufschutteln rasch erzielt und man konnte uber seine Grosse nicht im Zweifel sein.

Einige Korper freilich, z. B. Flussspath, leichter losliche, z. B. Strontiumsulfat, offenbar auch deswegen, weil das Aus- waschen die feinsten Theile des Pulvers stark vermindert hatten, gebrauchten langere Zeit. Die Endwerthe enthalten dann eine kleine Unsicherheit. Besonders lange Zeit erforderte die ,,losliche Kieselsllure". In einem Schiittelapparat behandelt lieferte sie aber nach mehreren Stunden ziemlich constante und in mehreren Aufgiissen ungef&hr iibereinstiinmende Wer t he.

Bei den Carbanaten musste naturlich die atmospharische Kohlensiiure sorgfaltig entfernt gehalten werden. Ohne jedes sichere Resultat blieb aber Magnesiumcarbonat, welches sich uberhaupt langsam loste und bei jedem neuen Wasseraufguss kleinere Zahlen (von 550 bis 110) ergab, bis schliesslich nur

1) Die Silber- und Quecksilberverbindungen wurden unter A w e h l u a Andernfalls orhielt Waaser uber AgCl mit von Tageslicht untersucht.

der Zeit cin sehr erhebliches LeitvermGgen.

Joslichkeit schwer loslicher Korper. 131

noch wenig Substana ubrig war. Magnesia alba dagegen gab ziemlich constante Werthe.

Ferner sind die Zahlen fur Kupfer-Jodur und -Rhodaniir zweifelhaft, denn bei langer Behandlung mit Wasser gingen die Leitvermogen immer weiter hinauf.

Das losende Wasser hat eigenes Leitvermogen (1 bis 2 bei uns). Es gibt, um dasselbe zu eliminiren, kein anderes Verfahren, als es von dem Leitvermogen der Losungen ab- zuziehen, was unten schon geschehen ist. Bei neutralen Salzen controllirt das Verfahren sich durch die Uebereinstim- mung der so mi$ verschiedenem Wasser erhaltenen Werthe als unbedenklich. Bei nicht neutral reagirenden Korpern bleibt eine Unsicherheit, welche urn so grosser wird, je geringer die LSslichkeit ist.

Die Temperatur wurde in der Regel etwa zwischen 0 und 30 bis 40° variirt; theilweise mit Benutzung von Badern, wenn thunlich aber ohne solche. . Die neue Sattigung nach der Tem- peratursteigerung tritt durch Schiitteln meist binnen kurzer Zeit ein. Dagegen zeigten einige KBrper, z. B. die Oxalate, bei dem Abkiililen, trotz der Anwesenheit grosser Meugen fein vertheilter Substam, eine grosse Hartnackiglreit in dem Fest- halten von Uebersattigungszustanden.

Ueher die Giite der Glasgefasse waren besondere Unter- suchungen angestellt worden. In niederer oder in Zimmer- temperatur hielt Wasser oder eine gesattigte Losung sich Stunden, auch wohl Tage lang in denselben ohne merltliche Aenderung. In h6heren Temperaturen dagegen wurde die Laslichkeit des Giases merklich. Um diest: Aeiiderungen z11 eliminiren, beobachtete man von Zeit zu Zeit wieder in der Aus- gangstemperatur und brachte den erfolgten .Zuwacbs des Leit- vermogens als zum Wasser gehikig in Rechnung. Entstellende Fehler konncn durch dieses Verfahren nicht entstanden sein.

Meist wurden mehrere Reihen beobachtet und durch gra- phische Darstellung zu Mittelwerthen vereinigt. Wir werden die Leitvermogen fur die aquidistanten Temperaturen 2, 10, 18, 26, 34O mittheilen. Da fur 18') immer eine grossere An- zahl von Bestimmungen gemacht worden war, so sind die Temperaturreihen dem Nittelwerthe von ki8 durch einen Pro- portionalitltsfactor angepssst worden.

9 *

132 I? KohlraimA 11. 3'. Rose.

Die so entstandenen Werthe finden sich in Tabelle I. Kine Klarnmer bczeichnet Interpolatmion BUS weiter abliegenden Beobachtungen.

Zwei Beobachtungssatze an sehr schwer loslichen Korpern miigen das Verfahren erlautern :

Bariumsudfat. Das aufgegosseiie Wasser hatte das Lei- tungsvermogen bei 18O Z18 = 1,04.

Temperatnr t = 17,1° 3,6O 17,8' 33,4" 17,4"

Also bei 18" KI8= 3,52 3,49 3,65 Leitvermijgen hi = 3,41 1,99 3,46 R18 3,57

Hiernach wird das Leitverrnogen des Wassers gesetzt: bei 18" I,, : 1,04 1,G4 1,04 (1,13) 1,19

und bei io It = 1,02 0,69 3,03 1,57 1,17

Bleib t also fur den gelasten Kijrper : K - I = k, = 2,39 1,30 2,43 4,23 2,40 1 ,

Chlorsilber mit Wasser von l18. :=

Nach 2Min. 19MMin. 35Min. t = 17,5' 17,5d 17,4' 1,5" 17,5' K, = 2,10 2,17 2,19 1,06 2,2t Kls = (2,16) (2,23) 2,36 2,31 I,, = 1,10 1,10 1 , l O (1,12) 1,15 1, = 1,09 1,09 1,08 0,71 1,13 k, = (1 ,OZ) (1,09) 1,11 0,35 t,lX

1,10. folg. Tag

10,9" 17,6' 33,6" 17,2" 1,78 2,41 4,85 2,43

2,45 2,53 (1,28) 1,29 11,36) 1,37 1,07 1,28 1,90 1,36 0,71 1,13 2,95 1,08

Schwerspath erscheint nach Tab. I urn 16 Proc. loslicher, als gafalltes BaSO,, Arragonit um etwa 15 Proc. loslicher, als Kalkspath oder gefalltes CaCO,. Beides ist wohl miiglich.

Was die Temperatur betrifft, so steigen die Leitvermogen unserer gesiittigten Losungen beschleunigt rnit dcrselben an. Sie lassen sicli als Function der Temperatur recht gut durch einen quadratischen Interpolationsausdruck darstellen, fur wel- chen, weil 18O als Ausgangspunkt fur die Beobachtungen ge- dient hat: diese Temperatur in der Formel ebenfalls als AUR- gang dienen 9011. Man setzt also (vgl. ?l und 23 in Tabelle 11)

k f -- k,, [ 1 + '21 ( t - 18) + 23 ( t - lS)2].

Nur fur Gyps verwandelt sich die anfangliche Beschleu- nigung mit der Temperatur nachher in eine Verzogerung ; im Zusammenhang mit der bekannten Eigenschaft des Gypses, ein Maximum der Loslichkeit zwischen 30 und 40° z u haben. Die

11 Leitvermijgen k der

Chlorsilber . . . Bromsilber . . . Jodsilber . . . . Quecksilberchlorur . Quecksilberjodid . Kupferjodiir . . . Kupferrhodanur . Flusamath . . .

gesiittigtcn Lijsung bei

/ I

. AgJ

. . . . CuJ

. . .CuCSN . . . CaF, I

. . .

Schwefelsaures Strontium . . SrSO, Gyps . . . . . . . CaSO, + aq Schwehlsaures Blei . . . PbSO, Oxalsaures Barium . . . BaC,O, Oxalsauures Strontium . . SrC,O, Oxalsaures Calcium . . . CaC,O, Kohlensaures Barium . . BaCO,

20

I

0,39 0,09

0,59 -

- - -

20.5

Kohlensaures Strontium . SrCOi 1 Kohlensaures Calcium 1 . CaCoJ Kalkspath Arragonit Kohlensaures Blei . . . PbCO, Chromsaures Silber . . . Ag,CrO, Chromsaures Barium . . BaCrO, Chomsaures Blei . . . PbCrO, Magnesiumhydrat . . . MgO,H, Magnesia alba . MgO,H, + 4 MgCO, Unlijsliche Kieselsaure . . . SiO, Liisliche Kieselsaure . . SiO,+aq 1

7,7

(!$ 1,2 7,O 1,2 - - - - -

lj07 1,27

76 1081

16,s 30 24 4,5 -

180

1,17 0 9 0,06 1,33 072 4? 0,4?

2,20 35

2,55 116

1770 30 66 51

24 15,O 27 26 30,5

17,2

9 72

290

370 021

072

83 200

106

340 .~

3,19' 094

3,5 -

- - - 54 -

475 162

!470) 46

122 90 16,3

26

39 48

37

- -

-

- __ - - - -

Es moge noch bemerkt werden, wenn es auch kaum uner- wartet ist, dass die Ueberkaltung einiger Losungen bei Clem Durchgange durch ' 0'" nichts, was einen Sprung bedeutete, wahrnehmen liess. ')

Um vorlaufig auch die in der gesattigten Losung bei 18O

1) Fur Gyps bei - 2 O wurde freilich ein um etwa 2 Proc. piisserer Werth beobachtet, als die Formel crgibt, allein bei der Willkiirlichkeit dcr letzteren kann man vorlhfig hicraus nichta schliessen.

134 I? Kohlrausch u. I? Rose.

yelosten Mengen wenigstens der OrdnungsgrBsse nach anschaulich zu machen, dient folgendes. Fu r verdilnnte Salzlosungen vom Gehalte m mg-Aequ./Liter ist das Leitvermijgen k , , = C.m, wo C um 100 herum liegt; in unseren Beispielen diirfte C sich zwischen 95 und 112 halten. Die Zahlen k,, / 100 geben also beilaufig die bei 18" in 1 Liter gelosten mg-Aepuivalente; sie sind deswcgen in Tabelle I1 aufgefiihrt. Der Gehalt aon 1 Liter bei 18" ist also beilsufig A . m = k,, / 100. S mg, wenn A das Aequivalentgewicht der Vorbindung bedeutet (fur zweiwerthige Korper das halbe Moleculargewicht).'

Bei der schon ziemlich starken Losung von CaSO, ist k / 58 statt k / 100 eingesetzt, was einen zienilich richtigen Werth gebeii wird (und auch mit den Angaben iiber die Los- lichlteit des Gypses nahc stimmt).

NgO,H, endlich wird etwa den Divisor 200 statt 100 verlangen.

Ueber SiO, ist nichts auszusagen. Fur sehr verdiinnte Liisungen von Carbonate11 entsteht

durch den unberechenbaren Eirifluss des Wassers auf das Leit- vermiigen eine Unsicherheit. Die Zahlen fur PbCO, konnen mohl urn 30 Proc. falsch sein.

Auf folgeiidem Wcge firldet man ferner eine nahe richtige Anschauung iibcr die Abhangiykeit der geliisten Jfenge von der Sattigungstemperatur.

In dem Coefficienteii ?I steckt ausser der Aenderung der gelosten Menge durch die Temperatur noch dic Zunahme dcr Leitungsfahigkeit an sich. Fur vertliinnte Salzlosungen ist die letztere als Function der Temperatur mit geringen Schwan- kungen dargestellt durch I)

Setzt man die Sattigungsmenge bei der Temperatur t

so ist also a, der Temperaturcoefficient der Sattigung, d. h. der relative Zuwachs der gelosten Menye auf lo , uin 1 8 O herum nahe

a = 3 - 0,023. Auch dieser Werth ist deswegen in Tabelle II angegeben.

kt=h, [l + 0 , 0 2 3 ( t - l 8 ) ] .

Pt =PI, [1 + a (t - 1q1,

1) Bohlrausch, Wied. Ann. 26. p. 223. 1886.

Joslichbit schwer loslicher Korper. 135

equ.- Cfe- ~ ich t

Tabe l l e 11. -

k,a/100 jA.48/100

A n g e n g h e r t e r Sattigungsgebalt von

1 1 bei 180 in

Chlorsilber ') . . . . .AgCl Bromsilber . . . . . . . AgBr Jodsilber . . . . . , . , AgJ Quecksilberchloriir . . . . HgC1 Quecksilberjodid . . . . +HgJ, Kupferjodur. . . . . . CuJ Kupferrhodaniir . . . . CuSCN Flussspath . . . . . . +CaF, Schwefelsaures Barium l) } gBaSO, Schwerspath Schwefelsaures Strontium . +SrSO, Gyps'). . . . . +CaSO,(+aq) Schwefelsaures Blei . . . +PbSO, Oxalsaures Barium . . aBaC,04 Oxalsaures Strontium . . +SrC,O, Oxalsaures Calcium . . .$CaC,O, Kohlensaures Barium . . +BaCO, Kohlensaures Strontium . +SrCO, Kohlensaures Calcium) . 3CaC0, Arragonit Kohlensaures Blci . . . +PbCO, Chromsaures Silber . . +Ag,CrO, Chromsaures Barium . . +BaCrO, Chrornsaures Blei . . . ; PbCrO, Magnesiumhydrat I) . . + MgO,Hp Lijsliche Kieselsaure . . SiO, + aq

235 236 227 190 121 39

116( 92 68

151 112 88 64 98 74

0,0006 0,013

0,041 0,004? 0,35

::ii 1,16

30,s') 0,30 0,66 0,51 0,092 0,24 0,15

0,002

133 166 126 161

21

mg _ _ ~ ___

177 0,4 071 37 1 0,5 81 0,5?

2,6 2,9

14

107 1070

46 74 45

24 11 13 15

28

5,9

(3)

378 $2

-

(0,025) 0,17 0,030 0,001 0,41') - -

hearer I Quadrat.

mperatur-Coeffieien aes Leitverrnbgens :es%ttig

a

0.075 0,046)

0,072

~. ~-

-

- - -

0,030 0,041 0,040 0,023 0,026 0,030 0,044 0,041 0,039 0,033 0,038 0,031 0,031 0,026 0,055 0,046

0,018 0,030

-

Lasung B ____ -~

0,0021 0,0007)

0,0025 -

- -

0,00034 0,00055 0,00054 0,00009

a) 0,00013 0,0006 0,0005 0,0005 r 14") 0,00046 0,00025 0,00030 r 10'") 0,0011 0,0006

r 14O 2, 0,00025

-

Da die a positiv sind, so wachst also fur unsere Korper die Lijslichkeit mit der Temperatur ; allerdings sehr verschieden stark: bei weitem am starksten fur Chlorsilbe; und Queck- silberchlorur. Bei Strontiumsulfat ist die Loslichkeit von der Temperatur fast unabhangig.

Die Vergleichung mit den bis jetzt durch Eindampfen etc.

1) Bei Gyps k / 58 statt k / 100; das Aequ.-Gewicht bezieht sich auf wasserfreie Substanz. Bei MgO,H, k / 200 statt k / 100. Genaueres uber AgCl und BaSO, s. f. S.

2) Bei BaCO, und MgO,H, ist der Temperatureinfluss als Aen- derung zwischen 10° und 1 8 O , bei PbCO, zwischen 2O und 1 8 O bestimmt, aber wie sonst in Theilen von k,, ausgedruckt. Fiir MgO,H, ist ferner % = a - 0,018 gebildet, was dem Verhalten anderer Basen entspricht.

3) Vgl. p. 132.

= An- en5h. Pemp.- loeff. d. sattig. tm 180

a ___ ~

0,052 0,023)

0,049 - - - -

0,007

0,017

0,003 0,007

0,018

0,000

0,021 0,018 0,016 0,013 0,015 0,008 0,008 0,009 0,032 0,023 -

0,000 -

136 P. Kohlrausch u. b’. Rose.

ausgefuhrten Bestimmungen soll vorbehalten bleiben, bis das Material fur die Umrechnung des l~eitvermijgens auf die ge- lijsten Mengcn vollstandiger beschafft scin wird.

Nur fiir die in der analytischen Chemie besonders wich- tigen Korper AgCl und RaSO,, von denen der erstere durch die von N e r n s t gemachte Anwendung unserer, ihm mitge- theilter Zahlen auch theoretisch besonderes Interesse bietetl), soll die Umrechnung gleich ausgefulirt werden. Man kann die Mittel d a m von verwandten Kiirpern hinreichend genau her- nehmen. Ueber den Temperatureinfluss anf das Leitvcriniigen ungeslttigter Losungen von BaSO,& sind Beobachtungen eigens afigestellt worden.

CilZorsiZher. Das Leitvermogen einer constunten Liisung wird in seiner Abhangigkeit voii der Temperatur nach Ana- logic der Chloralkalien und cles Silbernitrats2) nahe clargestellt werden durch

R t = R18 [l + 0,022 (t- 18) + 0,OO 007 (t- 18)’].

Ferner kann man den Gehalt einer Liisung vom I Atvermogeii R,, setzen

Hieraus uiid aus Tahelle I berechnet mail die Sattigungstabelle

bei 2 O loo 18O 26O 34O 42’ mg- Aequ.

Liter . ?r& = 0,0053 0.0067 0,0105 0,0156 0,0210 0,0281 - -

mg Liter ’ p = 0,76 - 0,911 1,52 2,24 3,03 4,05 *:

Die Sattigungsmenge als Function der Temperatur lHsst sich mit eimiger Anniiheruiig ausdriicken durch

mt = ml, [l + 0,049 (t - 18) + 0,000 80 ( t - 18)2].

Die hiernach berechneteii Zahlen werden:

m = 0,0047 0,0070 0,0105 0,0152 0,0211 0,0282.

1) Nernst , Theoretische Chemie, Stuttgart 1893. 2) Kohlrnusch und Grotrian, Pogg. Ann. 164. p. 226. 1875 nnd

p. 516.

K. Wied. Ann. 26. p. 223. 1585.

IZslichAeit schwer laslicher Karper. 137

Bariumsulfat. Fur eine constante Losung wurde durch Beobachtung gefunden l)

Nach Annlogie mit Cdciumsulfat wird, einer demnachst mit- zutheilenden Versuchsreihe von Hrn. M a c Gregory entspre- chend, mit den obigen Bedeutungen (vor. S.)

kt = hla [ l + 0,0240(t- 18) + 0,000 12 (t- 18)'].

k18 mg-Aequ. 112 Liter 18 Liter *

m = - und p = 1,04 . R Tg-

Hieraus findet man fur das kunstliche Bariumsulfnt die Zahlen bei 2O l o o 18O 26O 340

mg-Acqu. L i t e r - m = 0,0148 0,0178 0,0196 0,0223 (0,0250) --

p = 1,72 1,97 2,29 2,60 (2,9i) - mg Liter *

Berechnen kann man diese Sattigungsgchalte nacli der Formel

m t = m , , [ l + 0 , 0 1 7 ( t - l 8 ) + 0 , 0 0 0 0 5 ( t - 18)T. Der Temperatureinfluss auf die Loslichkeit ist bei AgCl

etwa dreimal so gross, als bei HaSO,. Bei O o wird reichlich doppelt soviel BaSO, gelost als AgCl; bei 34" hat letzterer Korper den anderen eingeholt.

Nach den Formeln wtirde in uberkaltetem Wasser ftir AgCl ein Jlinimum der Loslichkeit in der Gegend von - 100 eintreten. Als etwas Neues auf diesem Gebiete ware dies von theoretischem Interesse. Aber eine solche Folgerung aus einer Interpolationsformel ist sehr unsicher. Eiiie directe Prufung wird schwierig sein.

Es ist gewiss nicht ausgeschlossen, dass an der hier ge- brauchten Methode, Loslichkeiten zu bestimmen, sowie an den mitgetheilten ersten Anwendungen derselben noch allerlei zu verbessern sein wird. Indessen scheint doch fostgestellt zu sein, dass man auf diesem Wege Fragen verfolgen kann, die auf andere Weise schwerlich zu beantworten sind. _- .~

1) Ah eine Empfehlung flir die dabei angewandte Methode der Wechselstr6me darf erwghnt werden, dass diese, nach jeder anderen Me- thode iiberhaupt kaum aosfiihrbare Uestimmung hier ohne besondere Schwierigkeit verlief.