Die Prägung des Balakros in Kilikien / Hans von Aulock

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  • 8/9/2019 Die Prägung des Balakros in Kilikien / Hans von Aulock

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    JAHRBUCH

    FÜR

    NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE

    Herausgegeben von der

    Bayerischen

    Numismatischen Gesellschaft

    14. Jahrgang

    964

    Walter Haertl

    dem langjährigen Vorsitzenden der Gesellschaft

    zum 60. Geburtstag

    gewidmet

    1964

    VERLAG MICHAEL LASSLEBEN KALLA/11 1\1Z OPF.

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    HANS VON AULOCK

    Die Prägung des Balakros in Kilikien*

    (Tafel 5)

    Die umfangreichen Silberprägungen der kilikischen Städte im 4. Jahr-

    hundert v. Chr. sind wohlbekannt. Unter persischer Oberhoheit wurden

    in den Städten Issos, Mallos, Soloi und Tarsos von persischen Generälen

    und Satrapen für ihre Heere und die Bevölkerung die Münzen bereitge-

    stellt, auf denen ihre Namen in aramäischer Schrift genannt werden.

    Von der Stadt Nagidos ist nur ein unter Pharnabazos geschlagener Sta-

    ter erhalten geblieben . Der Münzstätte Kelenderis können derartige

    Statere mit Sicherheit nicht zugeteilt werden; in Frage kämen aufgrund

    des Vorderseitentyps die im Katalog des Britischen Museums aufgeführ-

    ten Stücke Nr. 17 und 18 sowie die beiden Statere der Hunter Collection,

    II, Seite 531, Nr. 4 und 5. Bezüglich der Stadt Myriandros hat Newell

     

    nachzuweisen versucht, daß auch dort unter Mazaios geprägt worden ist.

    Der Großteil der Münzen ist in Tarsos geschlagen worden. Tiribazos

    (386-380), Pharnabazos (379-374)

     

    , Datames (378-372) und Ma-

    zaios (361-334) sind die uns überlieferten Münzherren. Mazaios wurde

    334 als Satrap von Kilikien von Arsames abgelöst; letzterer fiel bereits

    ein Jahr später in der Schlacht von Issos . Unter seinem Namen ge-

    prägte Münzen sind bisher nicht bekannt geworden.

    Umstritten ist bisher die Einreihung von zwei Münzserien, von denen

    je ein Exemplar aus dem Besitz des Verfassers auf Tafel 5, 1 u. 4 (Maß-

    stab ca. 2 :1 bzw. 1,5 : 1) abgebildet sind. Wenden wir uns zunächst der

    ersten der beiden Münzen zu.

    Vs.: Baaltars links thronend, Rechte erhoben an mit Lotosblüte ge-

    schmücktem Szepter, unter dem Thron T, vor ihm Getreide-

    ähre und Weintraube, hinter ihm Efeublatt und B. Perlkreis.

    Rs.: Athenabüste frontal in attischem Helm mit viergeteiltem Helm-

    busch und fliegendem Haar. Perlkreis.

    AR 10,44 g; Dm 24 mm.

    * Der Verfasser hatte vor einigen Jahren beabsichtigt, die vorstehende Arbeit in der

    Festschrift Helmuth Th Bossert

    anläßlich seines 70. Geburtstages (11. 9. 1959) vor.

    zulegen. Da das Erscheinen dieser Festschrift sich ungewöhnlich verzögert, wenn

    nicht überhaupt fraglich geworden ist, erscheint schon im Hinblick auf den in Ar-

    beit befindlichen Sylloge Band

    „Kilikien die Publikation an dieser Stelle angebracht.

    1

    Im Besitz der Bibliotheque Nationale, Paris. Vgl. Babelon, Traite II, 2, Nr. 599,

    PI. CVIII, Nr. 15, und Lederer, Die Staterprägung der Stadt Nagidos, Nr. 20,

    Pl. II, 20.

    E. T. Newell, Myriandros — Alexandria Kat'Isson (1920).

    8 Pharnabazos war auch 398-394 und 391-384 in Kilikien, aber seine Münzen

    dürften wohl aus der Zeit seiner letzten Tätigkeit 379-374 stammen.

    4

    Arrian II, 8.

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    ans von ulock

    Die Rückseite der bekannten Stücke ist einheitlich. Dagegen variieren

    auf der Vorderseite sowohl die Beizeichen als auch die Buchstaben. Auf

    dem abgebildeten Stück steht T für die Prägestätte Tarsos. Auf anderen

    Exemplaren kommen die Buchstaben I, E und M als Initialen der Städte

    Issos, Soloi und Mallos vor. Der rechts im Felde stehende Buchstabe B

    erscheint nicht auf allen Stücken; es darf aber festgehalten werden, daß

    Verbindungen mit jeder einzelnen der vier genannten Prägestätten be-

    kannt sind.

    Was bedeutet nun der Buchstabe B? Die früher allgemein akzeptierte

    These war, daß er für BAEIAEQE stünde, wobei die Ansichten ausein-

    ander gingen, ob damit der persische Großkönig oder Alexander d. Gr.

    gemeint sei. Eine abweichende Meinung hat M. Howorth im Numis-

    matic Chronicle 1902, 83 ff. vertreten, nämlich daß B die Initiale des

    Balakros sei; er ist aber mit seiner Ansicht nicht durchgedrungen.

    E. T. Newell hat die Frage in seiner 1919 erschienenen Arbeit „Tarsus

    under Alexander im Zusammenhang mit den kilikischen Reichsprä-

    gungen Alexanders gründlich behandelt. Er kommt dabei S. 18 f. zu dem

    Ergebnis, daß sowohl die eben besprochenen Stücke vom Typ unserer

    Taf. 5, 1 wie auch die Typen Taf. 5, 4 nicht Prägungen des persischen

    Satrapen Mazaios darstellen, sondern als für den Lokalverkehr be-

    stimmte Stadtprägungen anzusprechen sind, die nach dem Sieg Alexan-

    ders mit seiner Erlaubnis in Tarsos, zugleich für die anderen drei Städte,

    hergestellt wurden. Nach Newell fällt der Beginn dieser Prägungen in

    die Jahre 328 oder 327; das B hält er für die Initiale eines Beamten und

    schließt ausdrücklich aus, daß es für BAEIAEQE, BEAEIYE oder

    BAAAKPOE stünde.

    Der in meinem Besitz befindlich, auf Taf. 5, 2 in Vergrößerung und

    2 a in Originalgröße abgebildete Stater (10,69 g) löst nunmehr das Pro-

    blem eindeutig. Das zum Zwecke der Metallprüfung durch einen anti-

    ken Einhieb nicht gerade schöner gewordene Stück trägt die Legende

    BAAAKPOY. Somit steht also auch das B auf den anderen Stücken für

    diesen Namen. Dies wird nicht zuletzt dadurch gesichert, daß die beiden

    Rückseiten der Stücke 1 und 2 (Taf. 5, 1. 2) aus dem gleichen Stempel

    stammen.

    Howorth's Ansicht läßt sich auch für die Münzen vom Typ Taf. 5, 4

    stark stützen. Mazaios, in Kilikien Satrap seit 361, war von Artaxer-

    xes III. Ochus im Jahre 351 beauftragt worden, zusammen mit dem

    syrischen Satrapen Belesys die aufständischen Phönizier zu unterwerfen.

    Nach erfolgreich beendeter Durchführung wurde ihm zusätzlich die

    Satrapie Syrien und Transeuphrat übertragen. Die uns aus dieser Zeit

    überlieferten Münzen (Taf. 5, 3) stellen auf der Rückseite zwei Festungs-

    mauern dar, über denen ein Löwe einen zusammengebrochenen Stier

    reißt. Die aramäische Legende lautet in Übersetzung „Mazaios, (Gou-

    verneur von) Transeuphrat und Kilikien . Die Vorderseite zeigt, wie

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    Tafel

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    Die Prägung des alakros in Kilikien

    1

    üblich, den thronenden Baaltars mit der aramäisch geschriebenen Le-

    gende seines Namens. Unter seinem Thron steht der aramäische An-

    fangsbuchstabe der Prägestätte.

    Betrachten wir daneben das Stück Taf. 5, 4:

    Vs.: Baaltars links thronend, Rechte erhoben an mit Lotosblüte ge-

    schmücktem Szepter, vor ihm Getreideähre, unter dem Thron

    T, rechts Baaltars in aramäischer Schrift. Perlkreis'.

    Rs.: Zwei Festungsmauern, darüber Löwe einen Stier reißend; oben

    Keule. Perlkreis.

    AR 10,67; Dm. 24 mm.

    Auf den ersten Blick ist die Weiterverwendung der alten Münztypen

    des Mazaios, und diesmal sogar der Vorder- und Rückseite, ersichtlich.

    Aber auch sie sind hellenisiert worden So ist auf dem Obvers die Präge-

    stätte mit dem griechischen statt dem aramäischen Anfangsbuchstaben

    der Stadt bezeichnet. Weitergehend ist die Veränderung der Rückseite.

    Die auf Mazaios bezogene aramäische Legende ist verschwunden; sie

    wird ersetzt durch eine schräg liegende Keule, das Attribut des Herakles

    und damit als direkter Bezug auf Alexander zu deuten. Andere Exem-

    plare (Taf. 5, 5)  

    tragen zusätzlich den Buchstaben B. Also auch diese

    Prägung ist dem Balakros zuzuschreiben, obgleich natürlich die Mög-

    lichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, daß — was auch auf den

    Typ. Taf. 5, 1 zutrifft — die Stücke ohne das B von einem der Nach-

    folger des Balakros, Philotas oder Philoxenes (seit 323 bzw. 321) emit-

    tiert wurden.

    Die geschichtliche Überlieferung über Balakros ist dürftig'. Er war

    Makedonier, Sohn des Nikanor, und einer der Somatophylakes Alexan-

    ders. Am Tage nach der Schlacht von Issos erhielt er von Alexander die

    Satrapie Kilikien und den Oberbefehl über die in Kilikien stationierten

    Truppen, wohl mit dem Auftrag, die Unterwerfung der kilikischen Berg-

    völker durchzuführen. In den Kämpfen, und zwar gegen die Larander

    und Isaurer, ist er noch zu Alexanders Lebzeiten gefallen'.

    Bei dem hier abgebildeten Stück könnte man bei dem Buchstaben unter dem Thron

    vielleicht an Y denken. Die von Babelon, Les Perses Achemenides, Pl. V 2 abge-

    bildete Münze zeigt jedoch ein ganz ordentliches T.

    Babelon, Traite II, 2, Nr. 712 und 716, de Luynes Nr. 2863. Sylloge Kopenhagen,

    Lycaonia-Cilicia (1956) Nr. 322. E. T. Newell „Tarsos under Alexander", (1919) 17,

    d und e. — B erscheint nicht auf Stücken mit der Initiale von Tarsos, sondern

    nur auf solchen von Issos, Mallos und Soloi und Münzen ohne Initiale; ein wei-

    terer Beweis dafür, daß Tarsos (in diesem Falle ohne Initiale) die gemeinsame

    Prägestätte für alle 4 Städte war.

    Vgl. H. Berve, RE XX 179 Nr. 7 und 189 Nr. 2.

    8

    Vgl. H. Berve, Das Alexanderreich auf prosopogr. Grundlage II (1926), 100

    Nr. 200.

    Berve, a. a. 0. I 258 setzt den Tod des Balakros um 324 an. Wie Newell dafür das

    Jahr 328 ermittelt hat, kann ich nicht feststellen.

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    ans von ulock

    Die Münze Taf. 5 2 mit dem ausgeschiedenen Namen des Balakros

    dürfte ganz aus dem Beginn seiner Amtszeit stammen. Wahrscheinlich

    hat er die Prägungen seiner persischen Vorgänger die gewöhnlich ihre

    Namen auf den Münzbildern erscheinen ließen nachgeahmt um so das

    Prestige seiner ersten selbständigen Stellung zu erhöhen. Der Umstand

    daß bisher nur dieses einzige Exemplar bekannt wurde scheint darauf

    hinzudeuten daß Alexander ihm dies sofort untersagte und ihm ledig-

    lich gestattete sein Monogramm B zu verwenden wie wir es aus den

    zahlreichen Stücken kennen die aus den wahrscheinlich späteren Serien

    erhalten sind.