60
Die Vezirfamilie der Gandarlyzade (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler. Von Franx Taeschner und PaulWittek. Dos auf zwei im Sommer 1927 gemeinsam unternommenen Studienreisen (vgl. meinen Bericht „Anatolwche Forschungen" in ZDMG. 82, N. F. 7, S. 83ff.) gesammelte, durch eine Reise P. WITTEKS nach Brussa, Isnik und Michalitseh im Mai 1928 noch ergänzte und überprüfte Material gedenken wir geschlossen als „Beiträge zur frühosmanischen Epigraphik und Archäologie" vorzulegen. Es sollen u. a. behandelt werden: Denkmäler aus Brussa (In- schriften Orhans, die Je§il Öämi* und Türbe, Inschrift der Hundi Hatun, Stiftungsinschrift Umur Begs usw.), aus Michalitseh Jenischehir (Heiligtum des Baba Sultan), Isnik (Nüüfer «Imäret, Esrefzäde Rüim, Baugruppe Hamza Beg), Bozüjük(Moschee Qäsim Paschas), Eskischehir (Moschee Mustafa Paschas) und Kutahia (Ulu öämi c , Stiftungsinschrift Ja l qübs II.). Wenn wir die einen geschlossenen Komplex darstellenden Denkmäler und Inschriften der Vezirfamilie der öandarlyzäde, die in der altosmanischen Geschichte eine so bedeutende Rolle spielte, hier herausheben, so geschieht dies deshalb, weil sie eine" neue und eigenartige Perspektive auf die Geschichte des Werdens der osmanischen Weltmacht eröffnen und damit des Interesses auch eines weiteren Kreises gewiß sein dürften. Es ist mir eine angenehme Pflicht, J. H. MORDTMANN für das stets hilfs- bereite Interesse zu danken, das er an der Arbeit genommen hat. Namentlich verdanke ich ihm die Mitteilung aus dem noch unveröffentlichten Rühi, und aus der in seinem Besitze befindlichen Abschrift des cod. Cayol ('Äsyqpasazäde), sowie manche andere Gaben, die an entsprechender Stelle vermerkt sind. Der schon in meinem Bericht dem Leiter .der archäologischen Station in Konstantinopel, Herrn Direktor Dr. MARTIN SCHEDE, für mannigfache Förderung, vor'allem für die wiederholte Entsendung seines Assistenten P. Wittek ausgesprochene Dank sei hier noch einmal von uns beiden aufs wärmste wiederholt. F. Taeschner. Außerhalb Isniks, nicht weit von dem Osttore (Lefketor), befindet sich inmitten eines spärlich mit meist unbeschrifteten und unbehauenen Grabsteinen bestandenen Friedhofes die Türbe Haired- dins, die G. GuRLiTT 1 ) beschrieben und abgebildet hat 2 ). Das Innere der beiden quadratischen und überkuppelten Bäume, aus denen die Türbe besteht, ist durch die Griechen 1922 vandalisch verwüstet x ) C. GÜRLITT, Die islamischen Bauten von Isnik (Nicaea), Orient. Archiv III (1912—1913), S. 54. - 2 ) A. a. O., Abb. 7 auf T. XIII, Grundriß auf Seite 51, Abb. 17. Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la Sorbonne Authenticated | 194.214.27.178 Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

  • Upload
    paul

  • View
    220

  • Download
    1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzade(14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler.

Von Franx Taeschner und PaulWit tek .

Dos auf zwei im Sommer 1927 gemeinsam unternommenen Studienreisen(vgl. meinen Bericht „Anatolwche Forschungen" in ZDMG. 82, N. F. 7, S. 83ff.)gesammelte, durch eine Reise P. WITTEKS nach Brussa, Isnik und Michalitsehim Mai 1928 noch ergänzte und überprüfte Material gedenken wir geschlossenals „Beiträge zur frühosmanischen Epigraphik und Archäologie"vorzulegen. Es sollen u. a. behandelt werden: Denkmäler aus Brussa (In-schriften Orhans, die Je§il Öämi* und Türbe, Inschrift der Hundi Hatun,Stiftungsinschrift Umur Begs usw.), aus Michalitseh Jenischehir (Heiligtumdes Baba Sultan), Isnik (Nüüfer «Imäret, Esrefzäde Rüim, Baugruppe HamzaBeg), Bozüjük(Moschee Qäsim Paschas), Eskischehir (Moschee Mustafa Paschas)und Kutahia (Ulu öämic, Stiftungsinschrift Jalqübs II.).

Wenn wir die einen geschlossenen Komplex darstellenden Denkmäler undInschriften der Vezirfamilie der öandarlyzäde, die in der altosmanischenGeschichte eine so bedeutende Rolle spielte, hier herausheben, so geschiehtdies deshalb, weil sie eine" neue und eigenartige Perspektive auf die Geschichtedes Werdens der osmanischen Weltmacht eröffnen und damit des Interessesauch eines weiteren Kreises gewiß sein dürften.

Es ist mir eine angenehme Pflicht, J. H. MORDTMANN für das stets hilfs-bereite Interesse zu danken, das er an der Arbeit genommen hat. Namentlichverdanke ich ihm die Mitteilung aus dem noch unveröffentlichten Rühi, undaus der in seinem Besitze befindlichen Abschrift des cod. Cayol ('Äsyqpasazäde),sowie manche andere Gaben, die an entsprechender Stelle vermerkt sind.

Der schon in meinem Bericht dem Leiter .der archäologischen Stationin Konstantinopel, Herrn Direktor Dr. MARTIN SCHEDE, für mannigfacheFörderung, vor'allem für die wiederholte Entsendung seines AssistentenP. Wittek ausgesprochene Dank sei hier noch einmal von uns beiden aufswärmste wiederholt.

F. Taeschner.*·

Außerhalb Isniks, nicht weit von dem Osttore (Lefketor),befindet sich inmitten eines spärlich mit meist unbeschrifteten undunbehauenen Grabsteinen bestandenen Friedhofes die Türbe Haired-dins, die G. GuRLiTT1) beschrieben und abgebildet hat2). Das Innereder beiden quadratischen und überkuppelten Bäume, aus denen dieTürbe besteht, ist durch die Griechen 1922 vandalisch verwüstet

x) C. GÜRLITT, Die islamischen Bauten von Isnik (Nicaea), Orient.Archiv III (1912—1913), S. 54. -

2) A. a. O., Abb. 7 auf T. XIII, Grundriß auf Seite 51, Abb. 17.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 2: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Taf. I.

i. Isnik, Jesil öami*, Hauptbauinschrift;Phot. Schede

2. Isnik, Grabinschrift Hairedclm Paschas.

3. Jsnik, Jeül öämi*, Ergänzungsbauinschrift.Piiot. ücrgereu

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 3: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

7V"· //·

4. Isnik, Uauinschrift des Mmärcts Ibrahim Paschas.

5. Abklatsch der Grabinschrift Däüd öelebis zu Isnik

6. Isnik, Moschee Mabmüd Öelebis, Bauinschrift.Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la Sorbonne

Authenticated | 194.214.27.178Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 4: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Dio Vezirfamilie der Gandarlyzäde 61

worden: die Grabsteine wurden umgestürzt, die Gräber aufgerissen;so fanden wir iin Sommer 1927 dieses ehrwürdige Nationaldenkmalvor. Der Grabstein des Mannes, der in der Überlieferung als der ersteGroßvezir des osmanischen Reiches gilt, lag mit der Schriftseitenach unten auf dem Boden, wovon einige leichte Verletzungen dessonst wundervoll erhaltenen Steines herrühren. Wir mußten dieetwa ein Meter hohe Marmorstele aufrichten, um die Inschrift lesenund photographieren zu können. Der Grabstein befand sich in derkleineren (östlichen) der beiden Kammern, die GUKLITT als diejüngere ansprechen möchte, eine Vermutung, zu der die unten1)berichtete Überlieferung bei Megdi stimmen würde. Dann wäre derHauptraum ursprünglich vermutlich ein kleiner Gebetsraum gewesen,der erst später durch Schaffung eines Kuppelraumes über HaireddmsGrab und Vereinigung mit diesem zum Erbbegräbnis der öandarlygeworden ist.

Im Frühjahr 1928 ist die Türbe erfreulicherweise wieder inOrdnung gebracht worden, wobei freilich einige weniger bedeutendeGrabsteine in Unordnung gekommen sind, so daß nicht überall dieKopf- und Fußsteine zueinander passen. Doch zeigt der HaireddinPascha und seinen Sohn 'Ali Pascha beherbergende kleinere Raumheute doch wohl den ursprünglichen Zustand (Abb. 7).

Die persisch abgefaßte Inschrift auf dem Grabstein Hai-reddin Paschas (Abb. 2) lautet:

- * ^ >. ·*UA) (JTJJI jrV^ (1)

- o - *·IAA JLj (2)

.V) (3)

U* jU> Ui j\*j * J-^j (4)„(1) Haireddin Pascha (2) im Jahre siebenhundertachtzig(3) und neun in der Stadt Serres (4) reiste aus der Welt derVergänglichkeit in die Welt der Beständigkeit/4

Neben den Punkten, von denen nur Z. 2 der unter dein Bä von JL»und über dem Fä von · * ~ vermißt werden, sind ausgiebig Vokalzeichengesetzt. Z. 3 finden sich auch spärliche Blattornamente. Die nachlässigereForm der Buchstaben in Z. 4 und deren merkwürdige Verteilung erklärt sichdaraus, daß diese Zeile zum Teil vom Dreieck des »Sarkophagdeckels verdecktwird, worauf von vornherein Rücksicht genommen wurde.

i) S. u. S. 84 Anm. 2.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 5: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

ß2 Franz Taeschner und Paul W i t t e k

Die Rückseite und der gegenüberstehende Stein, ebenso wie die Seiten-teile und der Deckel des Sarkophages sind mit frommen Sprüchen bedeckt.

Haireddin Paschas Namen erscheint in Isnik noch zweimalinschriftlich verewigt (abgesehen von der Nennung seines Namensauf den Inschriften seiner Söhne, worüber weiter unten), und zwarbeide Male an der Jesil öämi', deren Bauherr er ist. Über der ausder Vorhalle in das Innere, der Moschee führenden Tür befindet sichdie folgende Inschrift (Abb. l)1):

ja (so !) jj-l <üji jji-l ^}\ ^**)\ 11 pJ (1)

^u5Ü\ dllll ^3 j JUJ

dl

(3)

,,(1) Im Namen Gottes, des Allerbarmers! Preis sei dem,dem Preis zukommt2). Es hat gebaut und gefügt diesenedlen Bau in reiner Gesinnung gegen Gott den Erhabenenin den Zeiten des großen Königs (2) Sihäb ad-dunj ä wa'd-din(Meteors der Welt und der Religion) Muräd Beg, Sohnesdes verstorbenen Urhän Beg — Gott gebe ihnen beidenVerzeihung — · und mit dessen Erlaubnis der ehrwürdige,hochedle Herr, unser Herr (3) Hair al-milla wa'd-din(Heil der Gemeinde und der Religion) Halil, Sohn des€ 1 al- öandari — Gott verzeihe ihnen beiden und [jedem]der darin (sc. in dem Bau) sein Gebet verridhtet — ; unddieses im Jahre 780 d. H. (beg. 30. IV. 1378 D.) und derPreis sei Gott allein!"

Auf der rechteckigen, durch schwache Profilierung eingerahmten In-schriftplatte ist die Inschrift selbst medaillonartig von einer Kartusche um-schlossen, deren seitliche Zwickel durch stark entnaturalisiertes arabeskesRankenwerk ausgefüllt werden. .

Der Schriftduktus der dreizeiligen Inschrift zeigt jenen auch auf späterenSeldschukeninschriften vorkommenden3), etwas unsicheren und ungleichmäßigen

l) Abgebildet mit ungenügender Wiedergabe der Inschrift bei CHABLESTEXTER, Description de VAsie Mineure, Vol. I, Paris 1839, p. 49.

*) Der Wortlaut der Inschrift jj-| <Jj! ist eine unkorrekte Kontami-nation der beiden hier möglichen Ausdrücke : [<J^« ] ^ ji und -J^H <Jj^ ·

3) Vgl. z.B. die vielleicht nachträglich ergänzte Inschrift an der QaraTaiMedrese inKonia; abgebild. am besten beiLöYTVED, Konia, Berlin 1907, S. 47.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 6: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 63

Charakter, den VAN BERCHEM „Seldschukiden-Nesln" nennt1). Seine Haupt-merkmale sind eine kraftlose dünne Linienführung mit überlang wirkendendünnen Schäften. Das Schriftbild ist unruhig; man vermißt den kräftigen Zugder hochseldschukischen Inschriften und der ihnen verwandten ejjubidischen,wie auch die kalligraphische Führung der späteren osmanischen Inschriften.Deutlich vorhandene Farbspuren an unserer Inschrift lassen erkennen, daßihre Buchstaben sich einst vergoldet von einem dunkelblauen Untergrundabgehoben haben. Der Einfluß der Buchkalligraphie drückt sich in dieserInschrift bereits in der gegenüber den seldschukischen Inschriften häufigenVerwendung kleiner Streumotive zur Raumfüllung aus; indessen fehlt noch dieTradition und die Routine, und infolgedessen auch die Gefälligkeit des Schrift-bildes. Pflanzliche Ornamente sind auf dieser Inschrift kaum zu bemerken;nur in Z. 3 endet das Ja des Wortes ^jj&Ll in einem Blattmotiv.

Die oben besprochene Grabinschrift Haireddins stellt gegenüber derBauinschrift der Jesil Öämi' kalligraphisch einen wesentlichen Fortschritt dar.

Mit dieser Inschrift stellt die Jesil öämic das älteste bisherbekannte und noch erhaltene originalinschriftlieh datierte osmanischeBaudenkmal dar2). Baugeschichtlich besprochen ist die Moschee

*) VAN BERCHEM bei Frh. v. OPPENHEIM, Inschriften aus Syrien usw.,S. 132, Anm. 2. Über die Benennung der Hauptarten. desNeshi vgl. VAN BER-CHEM, Materiaux pour un corpus Inscr. Arab. I, Paris 1894, S. 8.

2) Es ist um 10 Jahre älter als das in der Nähe liegende <Imäret derNilüfer Hatun vom Jahre 790. Bei der Urhan-Moschee in Brussa, die lautAussage der bei der Erneuerung i. J. 820 angebrachten Inschrift i. J. 740errichtet worden ist, bleibt fraglich, wieviel an ihr noch von dem ursprünglichenBau erhalten ist. Die an der Sehädet Öämi'i eingemauerte Bauinschrift v. J.738 ist fraglichen Ursprungs und gehört gewiß nicht zu dem heute vorhandenenBau; die Vermutung Ahmed Tevhids in TOEM V, S. 318ff., wo die beidenInschriften veröffentlicht sind, daß sie von der ursprünglichen Urhan-Moscheestamme, ist wenig wahrscheinlich. Wir kommen auf diese, wie auf die vor-genannten Inschriften, in einer späteren Veröffentlichung zu sprechen.

Für die beiden Bauten Muräds I. in Brussa, die Ulu Öämi* und seineMedressenmoschee in Öekirge (die Hodavendkjär-Moschee) ist das Datum derErbauung nicht bekannt. Dagegen wird für die Erbauung der Moschee inBiiegik von den altosmanischen Chroniken das Jahr 767 H. (beg. 18. IX. 1365 D.)angegeben: so deutlich ausgesprochen in den Annales (loannesLeuiiclavius,Annales Sultanorum Othinanidarum, a Turcis sua lingua scripti, Francofurdi1588, S. 14, Z. 3f. = Hans Lewenklaw von Amelbeurn, Neuwe GhronicaTürckischer nation, von Türcken selbe beschrieben [im folgenden NCh abgekürzt],Franckfurt am Mayn 1590, S. 8, Z. 50f.)· In den anderen die gleiche, kürzereRezension der altosmanischen Chroniken wiedergebenden Werken wird dieErbauung der Moschee von Bilegik zum Anlaß genommen, auch die übrigenBauten Muräds I. anzuführen: vergl. Urug (Die frühosmanwchen Jahr-bücher des Urudsch, hrsg. v. FRANZ BABINGER, Hannover 1925, S. 23, Z. 13[Codex Oxford} und S, 95, Z. 9 [Cod. Cambridge]), Anonymus Ciese (DieAUosmaniecJien anonymen Chroniken, Tevärlh-i-äl-i- Osmän, hrsg. v. FRIEDRICHGIKSJB, Teil I, Breslau 1922, S. 24, Z. 9f.); am ausführlichsten ist hier der

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 7: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

ß4 Franz T a e s c b n e r und Paul Wi t t ek

bei GuRLiTT1). Sie ist ein Kabinettstück altosmanischer Baukunst,bei dem bezüglich der Dekoration der Nachdruck auf eine überaussorgfältige Steinschneidetechnik gelegt ist, die einen erstaunlichreifen, fast virtuosen, jedenfalls gänzlich unarchaischen Eindruckmacht. Hier spricht eine langerprobte, ausgereifte Kunst zu uns,die in einem offenkundigen Gegensatze zu den einfachen Verhält-nissen steht, die man im allgemeinen für diese Frühzeit des osmanischenReiches annehmen muß. Zweifellos ist hier an die seldschukischeKunst angeknüpft worden. Vollends neben der Moschee desHerrschers, der sich für seinen Bau in Cekirge (Brussa)angeblich eines christlichen, tatsächlich in fremdem Stile arbeiten-den Architekten bediente, sieht dieser Bau des Vezirs wie einbewußter Protest gegen den „Giawur"-Bau von Cekirge aus, wieein gewollter Hinweis auf· das höhere Können und die reichereSchönheit islamischer Kunst, aufgerichtet von einem Vertreter derin dem jungen Staat zielbewußt nach Macht strebenden Theologen-schaft, die durch ihre Verbindung mit der gesamten muslimischenWelt nicht nur die muslimische Wissenschaft, sondern ebenso auchdie muslimische Staatskunst und die muslimische Kunst kannte undvertrat. Dem mächtigen geistlichen Herrn ist es ein Leichtes, sich

Interpres Veranfcianus (Jo. Leunclavius Amelburnus, HistoriaeMusulmanae Turcorum, de monumentis ipsorum exscriptae, libri XVIII, [imfolgenden HMT abgekürzt], Francofurti 1591, S. 234, Z. 30ff. = HansLewenklaw von Amelbeurn, Neuwer Musulmanischer Histori, TürckischerNation achtzehen Bücher [im folgenden NMH abgekürzt], Franekfiirt amMeyn 1595, S. 140, Z. 17ff.), der deutlich zwischen Ulu öämii und dem Bau vonÖekirge unterscheidet. Dazu kommt der Vermerk bei Sa'deddin (Tagct-tevärlh, I. Bd., Konstantinopel 1279, S. 81, Z. 18ff.), der den Bau der Uluöämi' i. J. 767 beginnen läßt. Die bei Nesrl vorliegende ausführlichereRezension der alten Chroniken nennt nur den Bau von Cekirge ohne Datumin den Schlußworten des Murad I. gewidmeten Kapitels (vgl. MO G I, S. 109,Z. 5 v. u. des dort abgedruckten Textabschnittes; ferner Hanivaldanus inHMT S. 306, Z. 5ff. = NMH S. 185, Z. 15ff.). Auch Sükrülläh (MOG II,S. 92, Z. 8f.) erwähnt nur den Bau von Cekirge ohne Datum.

Als .Baumeister (Qalfa) der Hodavendkjär-Moschee in Cekirge nennt«Abdulqädir Qadri, Brusarekberi, Brussa 1329, S.11, einen „Vasü" (Quelle ?).Edhem Pascha, Ottomanische Baukunst, Konst. "1873, S. 3, spricht von einem„griechischen Baumeister Christodulos" (vergl. auch WILDE, Brussa, S. 13).Hier dürfte indessen eine Verwechslung mit dem griechischen Meister diesesNamens vorliegen, der nach einer griechischen Sage der Erbauer der Fätihmoscheein Konstantinopel sein soll (vgl. FR. BABINGEB, Quellen zur osmanischen Kunst-geschichte: Jahrbuch der asiatischen Kunst I, 1924, S. 34 oben; ferner M. AGHA-OGLU in OLZ 29,1926, Sp. 859f.lind FB. BABINGEB in OLZ 30, 1927, Sp. 548f.).

!) A. a. 0., S. 56f.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 8: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Taf. HL

7. Isnik, Türbe Haireddin Paschas,Inneres mit den Gräbern Haireddin Paschas (1.) und €Ali Paschas (r

8. Jsnik, Moschee Mal.imüd Celebis.l'hol. J·'. Muthinunu

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 9: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Taf. IV.

15r σ*St* °Ρ ι—σ- er

D

Ιϋ;··ν-5 ·/··.·:$····, ..·.,·'νΠίτ 3

Ο(ΛΟ

CT.Π

Wr/·' v α&·6;,··.<:·ΙΤ^

Vf . Λ* ...„''ly*V.'.·.^^-•'«e SS^p, ,vi'^Jfe ^V

•M-π3*

Ο

οCLfD

crα»

^ί·?·'·,f f ; · pif ,«i«®3ffssaff /a ui^>*5^ if t*': V .L^i,·

- BitlL , i&! 4S"4;.*-.;···'^**»

O3er »2 o

CfQ (Λ-t O

CO i

& n>^ tr·f» n

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 10: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 65

durch seine Beziehungen aus den Gebieten blühenden muslimischenKunstschaffens Baumeister und Werkleute zu besorgen. Wirklicherscheint in der Folge der Einfluß dieser Kunstrichtung als siegreich.Auch in der Fayencekunst, die allerdings an der Jesilörämi' gegen-über der virtuosen Steintechnik erst bescheiden vertreten ist, hatman an seldschukische Muster angeknüpft. In der Folge wird auchsie auf eine virtuose Höhe gebracht, wie sie uns an den BautenMehmeds I. in Brussa (Jesil Öämi' und Jesil Türbe) ent-gegentritt.

An der Jesil öämi* in Isnik ist auch nach ihres Erbauers Todeweiter gearbeitet worden, und zwar wurde zwischen die beidenSäulen der Vorhalle ein Prunktor1) eingesetzt, dessen Gewände mitprachtvollem Zellenwerk rümseldschukischen Charakters verziertsind. Um dieses in voller Breite und Höhe einsetzen zu können,wurden die Kapitelle der beiden Säulen an ihren Innenseiten glattgemeißelt; eine organische Verbindung des neu eingesetzten Teilesmit dem bestehenden herzustellen, wurde also nicht versucht2).Über die Vollendung des Moscheebaus werden wir durch eine überdiesem Prunktor angebrachte einzeilige Inschrift (Abb. 3) unter-richtet3) :

* ** '

ijl 4JU; 4*U \ £3$ [

„Es hat den Bau dieser Moschee befohlen der Königder Schriftgelehrten und der Vezire Haireddin Pascha— möge seine Ruhestätte erleuchtet werden — im Jahre780 H. (beg. 30. IV. 1378 D.) und ihre Vollendung geschah imJahre 794 H. (beg. 29. IX. 1391 D.)"

Rechts neben dieser durch starke Profilierung eingefaßtenErgänzungsbauinschrift steht, ungerahmt, jedoch auf vertieftemGrunde, die Signatur des Baumeisters: ^>^ b- 4jl> ,,Ihr (sc. derMoschee) Erbauer ist Häggi Müsä."

*) Ein ähnliches Tor findet sich an der Moschee des Mentese-Oglu IljäsBeg in Balat (abgeb. TOEM II, S. 766).

2) GÜRLITT, a. a. O. S. 57, links oben, glaubt an die Verwendung einesStückes von einem älteren seldschukischen Bau, indessen ist wohl die Zeit derSeldschukenherrschaft in Isnik zu kurz und ihre Kunst damals noch keineswegsso ausgereift gewesen, als daß ein derartiges Meisterwerk von ihnen in Isnik zuerwarten wäre.

s) Gut abgebildet bei GUBLITT, a. a. O., Abb. 7, auf Tafel XIII.5 JaUuo XVIII

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 11: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

gg Franz T a c s c h n e r and Pau l \ V i t t e k

Die Signatur bietet insofern eine graphische Schwierigkeit, als das Havon <jL so weit ausgezogen ist, daß man versucht ist, ein ^ dazu zu lesen,zumal die dazu erforderlichen Punkte vorhanden sind. Doch rät die mindereWahrscheinlichkeit eines Namens y Cf.^** von ^eser Lesung ab.

Dieses Prunktor von 794 hat die letzten Kriegswirren im wesent-lichen unbeschädigt überstanden, dagegen ist das wundervolle Stein-gitter der Vorhalle während der Grieeheninvasion von 1922 vollständigzerstört worden. Die Trümmer liegen neben der Moschee und werdenmit der Zeit verschleppt. Ebenso sind von der Medrese, die GTTELITTneben der Jesil Öämi* noch gesehen hat1), nur mehr die Funda-mente vorhanden. Es muß eine stattliche Anlage gewesen sein,über deren Einzelheiten sich indes nichts mehr aussagen läßt.

Unter den bis jetzt veröffentlichten älteren osmanischen Histo-rikern handelt über den hier dreimal inschriftlich bekundeten Gan-darly Qara Halil gen. Haireddin Pascha2) am ausführlichsten 'Äsyq-pasazäde (im folgenden cApz.), dessen Berichte sich zum großenTeile auch im Hanivaldanus (Nesri) finden. Nach ihm3) waröandarly [Qaraga] Halil schon unter Urhän Qädi von Bilegikund gehörte „zu den Leuten" des Edebaly4). Er wird hier mit der

1) GURLITTS Ansicht (a. a. O. Seite 57 links), mit BAEDEKERS Schültschiksei diese Medrese bei der Jesil ö-ämi' gemeint, dürfte irrig sein, es ist beiBAEDEKER wohl eher das NilQfer «Imäreti gemeint.

2) Vgl, die Zusammenstellungen der biographischen Angaben über ihnin den neueren Nachschlagewerken: Hadlqat ul-vuzerä S. 6; Sigitt-i-cosmänl II,314; ^Iläveli Esmär et-Tevärih S. 89; SAMI, Qämüs ul-tfläm III, 2072; EII, 868f. (GiESE).

3) «Äsyqpasazäde (im folgenden cApz abgekürzt), Tärlh, StambulerDruck, S. 40, Z. 3ff.; etwas ausführlicher im Hanivaldanus bei LETTNCLAVITJS,Historiae Mitsulmanae turcorum libri 18 (im folgenden HMT) "Francofurti 1591S. 192, 17ff.. == Deutsche Ausgabe Neuwer MusulnianiscTier Histori türckischerNation 18 Bücher (im folgenden NMH) Franckfurt am Main 1595, S. 115, l ff.

4) Der Hanivaldanus präzisiert diese Angaben noch dadurch, daßZinderlu-Chelil eine jüngere Tochter des Edebaly. zur Frau gehabt hätte, mit-hin ein Schwager Osmans gewesen sei. Auch soll ihn bereits Osman zum Qädivon Bilegik gemacht haben. Diese Angaben, die den berühmten Vezir mit demReichsgründer in zeitliche und sogar verwandtschaftliche Beziehung setzen,dürften als Sage zu betrachten sein. Die Sage von der Zugehörigkeit Halils zuden „Leuten des Edebaly" wird dadurch nicht glaubhafter, daß Tasköpr üzäde(siehe unten S. 69), sie mit der offenbar in <Ulemäkreisen kursierenden Angabe,Qara Halil sei ein Schwiegersohn des Tägeddm Kurdi gewesen, durcheine chronologisch · unmögliche Kombination harmonisiert.

Ebenso wird als Sage zu betrachten sein, wenn Idris,(vgl. VON HAMMER,GOR I, 77f.) den Qara Halil beim Tode und Begräbnisse Osmans zugegen.sein läßt, wie auch Sa'deddiiTl, 69, Z. llf. den Qara Halil schon inOsmäivsDienst sein läßt.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 12: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 67

Schaffung der Institution der Jaja1) in Zusammenhang gebracht2).In der Folge3) wird dann berichtet, daß Öandarly HaKl, erst Qädivon Bilegik, dann von Isnik und später von Brussa, gelegentlichvon Muräds erstem Zuge gegen Rumelien zum Heeresrichter (Qädi-'asker) gemacht wurde4).

Bei Urug und ebenso im Anonymus Giese, sowie in demdiese beiden Chroniken im wesentlichen wiedergebendenV er anti anusund den Annales5) erscheint öandarly erst unter Mur ad I. erwähnt,doch wird er schon zu Beginn von dessen Regierung Qädrasker6), so

1) F. GIESE's (Das Problem der Entstehung des osmanischen Reiches inZtscJir. für Semitistik II, S. 261) Auffassung, daß es sich bei den Jaja um ge-worbene Mannschaften handle, die zu den ursprünglich als Gefolgschaft umden Herrscher und seine Mitkämpfer gescharten Kriegern als Anfang einesstehenden Heeres hinzutreten, ist durchaus überzeugend. Nur sind die freienVerbände, zu denen sie hinzutreten, nicht als Ahi-Verbände (diese kommenschon als städtisch-zünftische Organisationen für das nomadische Milieu jenerZeit nicht in Betracht), sondern als Gäzi-Verbände anzusprechen, von denensie auch (vgi.WiTTEK in ZDMG, 79, N. F. IV, 288f.) den der Ahnnütze aller-dings gleichen weißen bürk übernehmen, den nachher auch das später geschaffeneJanitscharencorps übernimmt (zu GIESES Aufsatz vgl. KÖPKÜLUZADE M. FTJÄDin Ztschr. Hajät I, 202; 222; 402; TAESCHNER in Islamica IV). Über dieweiteren Schicksale dieser weißen Mütze gibt Sa'deddin I, 39f. (ihm folgtMüneggimbasy, Stambul 1285, III, 285f.) wertvolle Angaben. Auch erunterscheidet die Jaja als besoldete aus Türken gebildete Fußtruppe (derenOrganisation nach Zehner-, Hunderter- und Tausendschaften, die sich inFriedenszeit der Bodenbestellung widmen, übrigens an mongolisches Vorbild ge-mahnt) scharf von der später geschaffenen, sie verdrängenden Janitscharentruppe.

2) Vgl. auch u. S. 75, Anm. 7 den zusammenfassenden Bericht 'Apz'snach der im Besitze J. H. MOBDTMANN'S befindlichen Abschrift des Cod.Cayol.

*) «Apz. Stambuler Druck 52, 6. Hanivaldamis LEUNCI.AVJus, HMT217, 22ff. = NMH 130, 19ff.

4) Vgl. auch hierzu den u. S. 75, Anm. 7 nach Codex C ay o l wiedergegebenenBericht cApz's; danach sei die Ernennung Haitis zum Qädi casker im Zusammen-hange mit dem ersten Übergange Muräd's nach Rumelien erfolgt.

5) Anonymus GIESE (Die altosnianisclwn anonymen Chroniken, Tevärih-i-al-i-'Osniän, herausgegeben von FA. GIESE, Breslau 1922) S. 20, Z. 20ff.;Urug (Die frülwsmaniechen Jahrbücher des Urudsch, herausgegeben vonFR. BABINGER, Hannover 1925) 20, 3 (c. Oxford) und 92, 16 (c. Cambridge).Hier im wesentlichen dieselben Nachrichten wie bei €Apz, nur ist nicht vonder Kadischaft von Brussa die Rede. In der verkürzten Version dieser Chro-nikengruppe, die inLETJfccLAViüS* Annales Sultanorwn Otlvnianidarum, Franco-furti 1568, S. 10, Z. 19 « deutsche Ausgabe Neuwe Chronica TürckixcherNafion (im folgenden NCh), Franckfurt am Main 1590 S. 6, Z. 47vorliegt, istgar nur von Bilegik die Rede.

e) Ha'deddin I, 69 und Müneg£imba§y HI, 392 setzen die ErnennungÖandarly Qara zum Qädicasker in das Jahr 763.

5*

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 13: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

ß8 Franz Taeschner und Paul Wi t t ek

daß also ein Widerspruch zur Angabe 'Apz.'s nicht vorliegt. Auchim übrigen wird . von den beiden Chroniken, die offensichtlichmit ihm aus derselben Quelle schöpfen, bestätigt1).

Wieweit Nachrichten über öandarly in der einigermaßenrekonstruierbaren, noch dem 14. Jahrhundert angehörenden Quelle2)vorhanden waren, läßt sich schwer sagen, da gerade die Hauptzeugenfür diese Quelle nur die Herrscher und deren Taten in Betrachtziehen. So fehlt Öandarly bei Qaramäni Mehmed Pasa ganz,bei Sükrülläh3), der übrigens angibt, hier summarisch zu sein, wirdnur gerade sein Name, und zwar unter Muräd I., erwähnt; Ahmedi4)widmet ihm vier Doppelverse, die aber vor allem die Großmut Murädsdarzutun haben, welcher den armen hergelaufenen Mann zum Vezir,ja zum Emir macht. Auch diese Texte können nicht als im Gegen-satz zu der Überlieferung angesehen werden, die den Öandarlyschon unter Urhän Qädi von Bilegik und Isnik sein läßt.

In der Vita des öandarly bei Tasköprüzäde5) wird ausführ-lich, erzählt, wie Mollä Halil al-öandari, im Volke als ,,öandarly

x) *Apz, scheint die gemeinsame Quelle ausführlicher wiederzugeben,z. T. vielleicht mit Zusätzen (z. B. daß öandarly auch in Brussa Qädi war).Daß in Anon. und Urug öandarly bei der Einführung der Jaja unter Urhannicht genannt erscheint, hat einen guten Grund: er mußte dem Häggi BektasPlatz machen. Es stellt Sa'deddin ein gutes Zeugnis aus, daß er dem gegen-über I, S. 40, Z. 16 an der echten Überlieferung festhält.

2) Sie ist fragmentarisch bei Qaramäni Mehmed Pascha (TüTEM XIV,85) und Sükrülläh (Ed. SEIF, MOG II, 76ff.) erhalten, hat der gemeinsamenQuelle von cApz.-Nesri als Leitfaden gedient; ist aber daneben auch direktin Nesri wie in die gemeinsame Quelle von Urug-Anon. eingeflossen. Vorallem liegt sie aber den historischen Versen des Iskendernäme Ahmedis zu-grunde (ed. NEGIB 'ÄSIM in TOEM I, 46ff.), wodurch sie ihr hohes Alter (Endedes 14. Jahrhunderts) erweist. Die diesbezügliche Untersuchung ist von mir(WITTEK) längst unternommen, muß aber angesichts der Ankündigung wichtig-ster Textveröffentlichungen: Rfihi (J. H. MOBDTMANN), Nesri (Tn. MENZEL),Bihisti (BABINGER), Neubearbeitung des <Apz. (F. GIESE) und der Verse desIskendernäme (Tn. SEIF) zurückgehalten werden, wie sich bis zur Veröffent-.lichung dieser Texte auch eine Untersuchung des Idris zweckmäßig geduldet.

3) MOG II, S. 90, Z. l L4) TOEM I, S. 49, Z. 17—20. Die letzte Zeile lautet nach HS der

Stamb. Universitäts-Bibliothek

j?\ J. -*b' ^"°jl;j *" jOj <£*£\ J' *&* ^^5) Tasköprüzäde (im folgenden Tkz) Es-saqä'iq en-nu*mänijje (im

folgenden SN), am Rande des Ibn Hallikän (Kairo 1310), S. 10f.; türkischeÜbersetzung des Megdi (Stambul 1269), S. 30f.; deutsche Übersetzung vonO. BESCHER (Konstantinopel 1927), S. 4. Von Tkz abhängig cÄli, Künhul-ahbär V, 52 (eine kurze Notiz daraus auch V, 73).

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 14: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Uandarlyzäde 69

Qara Halü" bekannt, ein Schüler des in Isnik lehrenden QaracAlä ed-din, in den Dienst Urhäns tritt1). Natürlich will es dieLegende, daß der fromme Theologe nur ungern in den weltlichenDienst tritt.

In der Vita des Tägeddin Kurdi2) ist ferner die Mitteilung ent-halten, daß eine der Töchter dieses Mannes unseren öandarly ge-heiratet habe3). Wenn Tkz gleichzeitig angibt, die andere Tochterhabe den Scheich Edebaly geheiratet, so ist dies als eine Harmoni-sierung der aus 'Ulemäkreisen stammenden, nicht unglaubwürdigscheinenden ersteren Tradition mit der Sage, die Qara Halil „zuden Leuten des Edebaly" gehören läßt und ihn mithin in nahe Be-ziehungen zum Herrscherhause setzt, zu betrachten4).

Die altosmanischen Chroniken berichten dann weiter5), daßQara Halil gemeinsam mit dem aus Qaraman gekommenen TheologenQara Rüstern die Abgabe des Beutefünftels eingeführt und damitauch die Grundlage für die Einrichtung des Janitscharenkorps ge-schaffen habe, öanda^ly Halü scheint zur Einhebung des Fünftelsseinen Sitz in Gallipoli aufgeschlagen zu haben, obwohl dies nurvon Qara Rüstern gesagt wird, der ebenfalls Qädi'asker wurde undsich auch „in die Geschäfte des Vezirates mischte"6). Aber natürlichwar zur Durchführung einer so unpopulären Maßregel wenigstensfür die ersten Jahre ein Mann von größter und altbewährter Autoritätnotwendig, wie sie Qara Rüstern nicht, Halil jedoch wohl besaß.

*) Daneben wird eine „andere Version" berichtet, wonach er schonunter «Osmän Qädi von Bilegik war (vergl. o. S. 6(5 Anm. 4).

2) Tkz., SN. 8; Megdi 28; RBSCHEK 3.) Aus den Angaben Tkz's über die <Ulemä aus der Zeit Orhans (&N. 7ff. ;

Megdi 27ff.; KESCHER 2ff.) ergibt sich eine chronologisch möglich und daherglaubhaft scheinende Folge: danach habe Orhan an der Medrese, die er indem von ihm eroberten Isnik erbaute, den Dä'üd el-Qaisari als Miiderrisangestellt; diesem sei Tägeddin el-Kurdi und diesem Qara 'Aläeddingefolgt. Unwahrscheinlich klingt nur, daß Qara Halil einerseits als Schüler«Aläeddins, der nach Megdi (S. 30, Z. 6) im Jahre 800 H./1397 D., also erst11 Jahre nach Haireddin gestorben sein soll, andererseits aber als Schwieger-sohn von dessen Vorgänger Tägeddin bezeichnet wird.

«) S. o. S. 06 Anm. 4.) cApz., St. Dr. 54, 10; kombiniert aus Hanivaldanus und Verantia-

nus: LEUNCLAVJUS HMT 227, 37 = NMH 136, 7; Anonymus Giese, 21, 26;Urug 21, 11 (c. Oxf.) und 93, 22 (c. Cambr.); Aniiales 12, 2 « NCh. 7, 41.Münegginiba§y Hl, 293 setzt die Einführung des Beutefünftole durchQara Halil und Qara Rüstern ins Jahr 764.

c) 'Apz., St. Dr. 188, 1. Z. f.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 15: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

70 F r a n z Taesehr ie r und Paul Wi t t ek

Jedenfalls wird1) ausdrücklich gesagt, daß Muräd den öandarly inGallipoli2) zum Pascha erhob, als welcher er den EhrennamenHaireddin erhielt3).

*) <Apz., St. Dr. 55, llf.; LKUNCLAVIUS HJVIT. 229, 10 = NMH 137, 6;Annales 13, 7 = NCh 8, 22; Anonymus Giese 22, 20; Urug 22, 10 (c. Oxf.)und 94, 14 (c. Cambr.)

2) Vgl. die unten S. 77 behandelte Inschrift an der von Haireddin inGallipoli, allerdings erst spater errichteten Moschee.

3) Den Späteren ist Haireddin Pascha der erste,, Groß vezir" aus nichtgroß-herrlichem Geblüt; sie setzen seine Ernennung dazu in das Jahr 770 (zumersten Male, soweit wir sehen Müneggimbasy III, 305, Z. 7; s. unten S. 75,Anm. 3). Indessen scheint nach den archivalischen Forschungen HüSErN"HusÄMEDDiNS Haireddin Vorgänger gehabt zu haben. Es sei in diesem Zu-sammenhange auf den bei Ahmedi (TOEM I, S. 48, Z.12), Sükrulläh (MOG II,S. 82, Z. 7ff.), und Nesri (MOG I, S. 106, Z. 8) also in der ältesten Quelle!,erwähnten Mollä Sinän hingewiesen, der von Orhan dermaßen mit Machtund Reichtum ausgestattet worden sei, daß man ihn ,, Sinän Pascha"nannte. H. HÜSÄMEDDIN weist in seinem Aufsatze Orhan Bejin vaqfijjesi(TüTEM 16, Heft 17/96), S. 296 noch auf die spätere Erwähnung bei Öenäbi(vgl. F. BABTNGER, GOW 108f.) hin. In der in dem genannten Aufsatz mitge-teilten türkischen ( !) Stiftungsurkunde Orhans über eine j/Imäret" genannteZävije in Brussa de dato erstes Drittel Öumäzi II 761 H./19. — 28. IV. 1360 D.wird Sinän Pascha als Mütevelli und Näzir der Stiftung bestellt und folgender-maßen angeführt (a. a. O. 289, Z. 4ff.):

aJlj jLlj iill jL- »UiMJIj Of\~l\

Eine möglicherweise andere Stiftungsurkunde Orhans, für die als Ausstellungs-datum das Jahr 760 H. (beg. 3. XII. 1358 D.) angeführt wird und die sich aufeine öämi* und Zävije in Brussa beziehen soll, liegt der Notiz in Evqäf-i-humäjün nezäretinin tärlhce-i-te$klläty, Stambul 1335, S. 11 mit dem Zusatz inAnm. 4 zugrunde, in der Sinän Pascha ebenfalls als Näzir bestellt wird. Erheißt dort:

Ul jL- «Jb^ül 4^1 J^ »JUIDanach hätte es also schon vor Haireddin einen — übrigens durch einen ganzanalogen Laqab und durch den Paschatitel ausgezeichneten — Vezir gegeben,bei dem ebenfalls der „Ehrenname" (el-i$m es-lerlf) zum Namen gewordenist (über die Laqabs der geistlichen Würdenträger und deren Anwendung alsHauptnamen vgl. unten S. 80).

In seinen Ausführungen über Sinän Pascha behauptet H. HÜSAMEDDINunter Berufung auf eine noch unveröffentlichte Arbeit über das Vezirat, ausden Urkunden, ergebe sich, daß Haireddin Halil Pascha der siebente, SinänPascha der fünfte Inhaber des Veziramtes sei (a. a.' O. S. 298). Der ersteosmanische Vezir sei ein gewisser Kemäleddin-Mehmed Pascha gewesen.Als Sinäns Vorgänger im Vezirat wird Sihäbeddin Ahmed Pascha genannt

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 16: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyssäde 71

In der Folge1) wird der „Vezir Haireddin" in Gemeinschaftmit Evrenos Beg mit der Eroberung Mazedoniens beauftragt.Ausgangspunkt wird das schon früher von Evrenos eroberte Gümül-gina. Von hier aus werden unter Mithilfe Lala Sähins u. a. Serres2),das nunmehr Stützpunkt für die weiteren Unterwerfungen wird3),und Qaraferia erobert (bei <Apz. folgt ein vierzeiliges Gedicht aufHaireddin als den Eroberer dieser Gegenden); von Serres aus werdendann Züge bis Monastir, Salonik und Nordgriechenland (QarlyEli4) = Akarnanien5)) unternommen. Wie weit sich die zu denletzten Ereignissen genannte Jahreszahl 787 auch auf die vorher-gehenden bezieht, ist aus diesen Quellen nicht zu entscheiden.

Aus einer guten Quelle, vielleicht aus der oben erwähntenChronik aus dem 14. Jahrhundert, scheint zu stammen, was Sa'ded-din über die Eroberung der mazedonischen Küstenlandschaftenberichtet6). In der Datierung der Eroberungen ist bei ihm nämlich

(a. a. O, auch S. 295). Vgl. ferner TüTEM 14 (Heft 6/83), S. 384 die Nennungdes 'Aläeddm Pascha als Vezir in der allerdings höchst fragwürdigen Vaqfijjefür Isperge Hatun von 723 H. (beg. 10. I. 1323 D.).

1) <Apz., St. Dr. 61, 4; Urug, 24, 18 (c. Oxf.) und 96, 9 (c. Cambr.);LEUNCLAVIUS Annales 15, 7 = NCh 9, 30; im wesentlichen das Gleiche imAnonymus Giese 25, 5 und im Verantianus bei LEUNCLAVIOS, HMT 242, 10= NMH 144, 38, nur ist hier die Erzählung der Eroberungen durch die Kritikan dem Unwesen der 'Ulemä, die durch eine Anekdote mit Aq Byjyq Dedeillustriert wird, unterbrochen, und wird erst Anonymus 26, 10; HMT 243, 48 =NMH 145, 36 wieder aufgenommen.

2) über die Schicksale der Stadt Serres in den letzten Dezennien vor derBesetzung durch die Türken vgl. man C. JIRECEK, Geschichte der Serben, I. Bd.,Gotha 1911, S. 383: im Okt. 1345 entriß Stefan Duschan den Byzantinerndie Stadt Serres, die dann bis 1371 zum serbischen Reiche gehörte. Nach derschweren Niederlage der Serben durch die Türken in der Schlacht bei Tschirmen(26. IX. 1371; Syrf syndygy der türkischen Aimalen) bemächtigten sich dieGriechen wiederum der Stadt (ebenda S. 439). Über das weitere s. u. S. 72u. Anm.

3) <Apz., 61, 12f.; um Serres werden nomadisierende Jürüken aus Saruhanangesiedelt (*Apz. 61, vorl. Z.; Urug 24, 24und 96,14; Anonym. Giese 25, 13;Verantianus HMT 244, 26 ==r NMH 145, 52).

4) So'Apz. und c. Oxf.desUrug; in Anon. Giese und c. Cambr. desUrugist dafür das bekanntere Qavala eingesetzt, das indessen in sämtlichen Parallel-berichten bereits vorher, noch vor Serres, als erobert bezeichnet wird.

) Vgl. J. VON HAÄIMBB, Rumeli und Bosna, Wien 1812, S. 127.6) Sa'deddin I, 91ff. Vermittler dieser Nachrichten dürfte das Werk

des Idris Bidlisi sein. Jedenfalls sind die Ereignisse, die sich auch inden ändern Chroniken fragmentarisch finden, bei Sa'deddm hier und imfolgenden mit einer beachtenswerten Ausführlichkeit (auch was die Nennungvon Örtlichkeiten betrifft) erzählt.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 17: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

72 Franz T a e s c h n e r und Paul Wi t t ek

gegen ber den fr hosmanisehen Chroniken insofern ein wesentlicherUnterschied festzustellen, als die Eroberung Mazedoniens dortsummarisch und unter einem Enddatum (787) zusammengefa terscheint, w hrend Sacdeddin die einzelnen Phasen auf verschiedeneJahre verteilt: so f hrt er den Feldzug, der zur Eroberung von Serresund Qaraferia f hrte, unter dem Jahre 775 H. (beg. 23. VI. 1373 D.)1)

i) Sa'deddin I, 91; M neggimbasy HI, 297. < li, K nh ul-ahb rV, 70 oben setzt die Eroberung von Serres, die er allein dem Evrenos Beg zu-schreibt, — wohl im Anschlu an die lteren GTironiken (Άρζ. usw.) — in dasJahr 787. J. H. MORDTMANN teilt uns zur Frage des Datums der Eroberungvon Sorres mit: „F r das Datum der Eroberung von Serres durch die Osmanenkommt als Terminus ant.e quem die dem dortigen Kloster Johannes des T ufers(<A. Ιωάννου του Προδρόμου) von Mur d I. Anfang Regeb 774 H. (beg.27. XII. 1372 D.) verliehene Urkunde in Betracht, die von dem HigumenosChristophoros in dem Προσκυνητάριον dieses Klosters (Leipzig 1904,s. Byz. Zeitschrift XVI, 371) in griechischer bersetzung ver ffentlicht wordenist. Ich kenne sie nur aus dem Wiederabdruck in MANU.EL J. GEDBONS Bro-sch re ber die Privilegien des griechischen Patriarchats, die i. J. 1910 unterdem Titel Αϊ φάσεις του παρ* -ήμΐν εκκλησιαστικού ζητήματος in Kon-stantinopel erschienen ist. Das Kloster ist bei den T rken unter demNamen o, .£jU \--, '^» oder ^jL-be o»^pjU bekannt. M neggimbasy III,267, Z. 12ff. erw hnt ausf hrlich diese Urkunde und sichert das Datum774 H. gegen etwaige Zweifel dadurch, da er sie ausdr cklich Mur d I. zu-schreibt. Ebenso kennt sie S leim n S di in seinem JL^I* J&3. Erstererbezeichnet sie als <*b"Ll. Ausf hrlicher handele ich ber diese Urkundein feinem demn chst erscheinenden Aufsatze ber die ltesten uns erhaltenenUrkunden der osmanischen Sultane/1

Es d rfte feststehen, da der Pal ologenprinz Manuel bereits imNovember1371, kurz nach der Schlacht bei Tschirmen in das bis dahin serbische Serres(vgl. o. S. 71, Anm. 2) einzog (C. JIRECEK, Geschichte, der Serben, I. Bd., Gotha1911, S. 439); dann aber scheinen, wie die eben herangezogene Urkundevon 774 H./1372 D. zeigt, die T rken sehr bald sich der Stadt bem chtigtzuhaben. Die von JIRECEK, a. a. O., angef hrten griechischen Quellen, verglichenmit Ghalkokondyles und Phrantzes (vgl. u.. S. 74 Anm. 1), lassen fernererkennen, da danach Unternehmungen zur Wiedereroberung von Serresgemacht wurden, die auf griechischer Seite von demselben Pal ologenprinzenManuel von Saloniki aus gef hrt wurden und offenbar mit der als Gegenstozu denkenden Unternehmung der T rken gegen Saloniki (s.u. S. 73f. den Berichtdes Chalkokondyles) zusammenhingen.

Des weiteren hat S. P. LAMBROS (Νέος Έλληνομνήμων, Bd. IX,Athen 1912, S. 402ff.) auf Grund dreier voneinander unabh ngigen, aber miteinander bereinstimmenden Notizen in drei h ndschriftlichen byzantinischenChroniken als Datum der Eroberung von Serres den 19. September 1383 fest-gestellt (vgl. auch BABINGER in EI. IV, 250). Best tigt wird diese An-setzung durch Anspielungen in einem von Lambros herausgegebenen undbesprochenen Schreiben des Isidor^.von Saloniki an den Metropoliten vonSerres, Matthaeos Phakrasi (LAMBROS, a. a. O., S. 406f.). Diese beiden

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 18: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyz de 73

und die Eroberung von Monastir und Prilep, den Angriff auf Saloniki,sowie den Zug nach Qarly Eli, welche Unternehmungen er demTimurtas Beg zuschreibt, unter dem Jahre 784 H. (beg. 17. III.1382 D.)1) an.

Von den byzantinischen Schriftstellern berichtet Chalkokon-dyles ber den Angriff auf Saloniki2): als Emmanuel Palaeologus,Herr von Θέρμη (d. i. Saloniki), den Versuch machte, die T rkenaus Φέρραι (d. i. Serres3)) zu vertreiben, beauftragt Mur d I. denΧαρατίνης4) (im Parallelbericht bei Phrantzes Καραλί-πασια d. i.Qara Halil Pascha, wie schon VON HAMMER5) richtig erkannt hat),den Chalk. als einen „sehr m chtigen Mann, der auch an Einsicht inmilit rischen Dingen hinter niemandem zur ckstand" bezeichnet,

Datumsansetzungen (1371-72 und 1383) sind nur dann miteinander vereinbar,wenn man annimmt, da Manuels Bem hungen zur Wiedergewinnung vonSerres vor bergehend von Erfolg gekr nt waren, und die Stadt von den T rkeni. J. 1383 noch einmal genommen werden mu te, woran sich dann der Gegen-sto gegen Saloniki schlo .

Auf die bereinstimmung des von den altosmanischen-Chronisten und vonC 11 gebotenen Datums mit dem Datum der ltesten Moschee von Serres 787(s. u. S. 78) ist kein Gewicht zu legen; sie ist eine zuf llige. Das Datum 787ergab sich durch die Zusammenfassung mehrerer Eroberungen, stimmt abernur f r die von Qaraferia.

Die Eroberung von Qaraferia (das alte Berrhoea, neugr.. Verria) durchdie T rken fand 1385/86 statt (N. BBBS in Βυζαντίς I, 1909, S. 236 ς, η;LAMBBOS, Νέος Έλληνομνήμων, VII, 1911, S. 146, Nr. 79; vgl. C. JIRECEK,Geschichte der Serben, II. Bd., Gotha 1918, S. 107).

*) Sa'deddin I, 99; M neggimbasy III, 299.2) Laonici Chalcocpndylae Atheniensis Historiarum libri X, Bonnae

1843, S. 46f.; Ausgabe von EUGEN DARKO, Laonici ChalcocoiidylaeHistoriarum demonstrationes, Budapestini 1922—27, I, S. 42 (im folgenden istnur nach der Bonner Ausgabe zitiert, deren Seitenzahlen auch in der Ausgabevon EUGEN DARKO am Rande vermerkt sind). Vergl. ferner S. 52. K rzer istder Bericht bei Gregorius Phrantzes, Bonae 1838, S. 47.

3) So Chalkokondyles (ebenso Φέρραι f r Σέ^αι S. 30, Z. 15; S. 36,Z. 19 und S. 341, Z. 16); Phrantzes hat anstatt Φέρραι richtig πόλις Σερρών.Pherrae f r Serres brigens auch schon bei K an takuzen (vgi. C. JIRECEK,Geschichte der Serben I, S. 382, Anm. 1) und bei BELON. Vgl. auch noch Byz.Zeitschrift HI, 1894, S. 316.

4) So gibt Ghalkokondyles den Namen in der Regel wieder; nur S. 436,Z. 14f. und S. 437, Z. 14 schreibt er ΧαρΛϊτήνην (accus.); die Ausgabe vonEUGEN DARKO verzeichnet zur ersfceren Stelle (entspricht hier II, S. 196, Z. 18)als Lesart einer Handschrift Χαϊρατήνης.

5) GOR I, Anm. f zu S. 193. Daselbst S, 193f. ist der Bericht nachChalkokondyles wiedergegeben.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 19: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

74 F r a n z T ae s e h n er und Paul W i t t e U

Saloniki zu besetzen und den Emmanuel vor den Sultan zu bringen1).Dieser unterwirft sich freiwillig und erhält Amnestie vom Sultan.Durch diese Einnahme Salonikis, berichtet Chalk., sei HaireddinsEinfluß auf Muräd noch mehr gewachsen2).

Derselben Quelle, wie seine übrigen Angaben über die Eroberung

*) Das zu der von der Einnahme Salonikis berichtenden Stelle in derBonner Ausgabe gesetzte Datum 1385, das genau mit dem in den frühosmani-schen Chroniken zu den mazedonischen Feldzügen genannten Jahre 787 H.übereinstimmt, besagt nichts, da es höchst wahrscheinlich von LEUNCLAVIUSHMT 244, Z. 35 = NMH 146, Z. 8 abhängig ist.

Die bei O. TAFRALI, Thessalonique au XlVe siecle (These), Paris 1912,S. 283 f. angestellte Diskussion über das Datum der Eroberung Salonikis klartdie Frage keineswegs. Vielleicht ist indessen das von ihm herangezogeneZeugnis aus der Vita des Hl. Athanasius von Meteoron im Zusammenhange mitSa'deddin geeignet, die Frage nach der Datierung der Unternehmung gegenSaloniki zu entscheiden, insofern als es als Terminus ante quem das Jahr 1383,also das gleiche, in dem nach LAMBROS Serres erobert wurde (s. o. S. 72Anm. 1), fordert. Es wäre dies ein weiteres die Zuverlässigkeit der vonSa'deddin gebotenen Überlieferung, die 784 H./1382—83 D. angibt (s. o.),kennzeichnendes Moment. Im übrigen hat TAFBALI fraglos damit recht, daßes sich bei dieser „Eroberung" Salonikis nur um eine vorübergehende Be-setzung handeln kann, wie ja auch die osmanischen Quellen nicht von einerEroberung sprechen.

JORGA, GOR I, S. 255 gibt nach einer griechischen Quelle April 1387 alsDatum der Besetzung Salonikis durch die Türken an, was mit den Angaben derübrigen Quellen vorläufig unvereinbar ist.

2) An diesen Bericht schließt Chalkokondyles einen Abschnitt (S.48f.;S. 436, Z. 14 kommt er hierauf besonders zurück), in dem er die Rolle schildert,die Haireddm Pascha als Vertrauter und Berater Muräds I. in den anatolischenund rumelischen Unternehmungen des Sultans gespielt hat. Er fügt hinzu, daßeinige Zwiegespräche zwischen beiden über „Khigheit und Strategie' über-liefert seien und führt ein solches Gespräch über die Vorbedingungen, die einFeldherr zu erfüllen hat, um seine Ziele leicht zu erreichen, im Wortlaut an.Der Sultan meint, der Feldherr müsse alles wohl überlegen, die richtigen Mittelwählen und die Truppen gut belohnen. Der Vezir findet das richtig, ergänztes aber durch den Hinweis, daß zu diesem Zwecke der Feldherr persönlich sichüberzeugen müsse, was nötig und unnötig sei und dann rasch handeln.

Dsr Text ist in den Handschriften mehrfach entstellt und unsicher, derSinn aber ist klar, Das Gespräch ist in Form von Frage und Antwort wieder-gegeben; die Fragen werden nicht vom Sultan, sondern vom Vezir, wie vomLehrer an den Schüler gestellt. Das entspricht seiner Stellung als „Lala"(Mentor) des Sultans, wie die Großvezire als Berater der Sultane, namentlichjüngerer Sultane auch in späterer Zeit noch häufig bezeichnet wurden. Daßdas Gespräch, so wie es Chalkokondyles erzählt, stattgefunden hat, wird niemandbehaupten wollen; indessen ist es charakteristisch dafür, wie sich die Nachweltund wohl auch die Mitwelt das Verhältnis der beiden Männer zueinander vor-gestellt hatte.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 20: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die \rezirfaimlie der Öandarlyzäde 75

Mazedoniens muß auch entstammen, was Sa'deddin endlich zumJ. 788 H. (beg. 2. II. 1386 D.) berichtet1): Haireddins und Evrenos'Zug gegen Öitroz, Öai Hisär2) und Jenisehir (Larissa), auf dem Haired-din in Jenige erkrankt und stirbt3). Nach dem Hanivaldanus4) läßtMuräd, als er sich nach seinen rumelischen Eroberungen des Jahres787 nach Anatolien zurückbegibt, den Haireddm als seinen Vertreterin Rumelien zurück, während er dessen Sohn 'Ali Pascha, den ertrotz seiner Jugend zum. Vezir macht, mitnimmt. Bald danach,wird weiter berichtet5), sei Haireddm gestorben, weshalb an seineStelle cAli Pascha nach Rumelieri beordert wird, ohne diesem Auftraggleich entsprechen zu können.

In der zusammenfassenden Übersicht 'Apz.s über die „Werkeder Vezire"6) wird auch dem Ete^eddm ein Abschnitt gewidmet7).

. i) Sa'deddm I, 103; Müneggiinbasy III, 300.2) Öitroz (Kitros) und Öaihi?är liegen beide in Südmazedonien. Ersteres

am Golf von Saloniki auf dem Wege von Saloniki nach Platamona (vgl. J. v.HAMMER, Eumeli und. Bosna, Wien 1812, S. 101), letzteres auf dem Wege vonLarissa nach Monastir (vgl. Sa'deddin II, S. 95, Z. 6 v. u.)·

3) Hadfiqat lil-vüzerä: Jenige-i-Vardar. S arm, Qämüs und *Iläveli Esmäret'tevärlh lassen den Haireddin dort auch begraben sein, während Megdi unddavon abhängig das Sigül-i-€Osmüm die Überführung seiner Leiche nach Isnikberichten.

Als Todesjahr Haireddins wird auf Grund von Sa'deddms Berichtvon seinen neueren Biographen — mit Ausnahme Megdi s (s. u. S. 84) — dasJahr 788 H. (beg. 2. II. 1386 D.) angenommen. Da ferner auf Grund vonMüneggimbasy III, 305 (s. o. S. 70, Anm. 3) das Jahr 770 als Beginn seinesVezirates angenommen wird, ergeben sich als dessen Dauer 18 Jahre.

4) Leunclavius HMT 246, 9 = NMH 147, 3.5) Leunclavius HMT 248, 46 = NMH 148, 36.6) cApz., St. Dr. 188, 12ff.7) Diese wichtige Stelle ist imDruck derart entstellt, daß wir sie hier nach

der besseren Rezension des Werkes aus der Abschrift des Codex Ga.yola) mit denwesentlichen Varianten des Cod. Dresdensis (die orthographischen und stili-stischen Varianten desselben bleiben unberücksichtigt) wiedergeben:

Jl J ^JL·- dUlj *OjL.j

<£JCS~& <J1 » J ^Jü^i £~* JjJI j*» [S. 146]

Aj Ja L· J^Ji j*. (^oJjl ^

U Jjl Jt^ «JüL-jjt jL^ J7

„Haireddm Pascha: Er war zu Urhans Zeiten Qädi von Bile£ik ; auch ließ») S. 145, Z. 3 v. u. ff. b) Cod. Dresd. add. j^^j . e) Cod. Dreed. om. U .

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 21: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

76 Franz Taeschoer und Paul Wi t t ek

Dieser bestätigt die in den Chroniken verstreut enthaltenenNachrichten über Haireddin. An neuem erfahren wir hier, daß seineErnennung zum Qädi'asker im Zusammenhange mit dem erstenÜbergange Muräds nach Rumelien stattgefunden habe. Auch werdenhier seine Isniker Stiftungen erwähnt.

An Erwähnungen allgemeiner Art kommt noch dazu1) ein eigent-lich Haireddms Sohn CAK Pascha geltender Tadel über das Unwesender Danischmende2), das mit Öandarly begonnen habe, eine Polemik,in der sich der Gegensatz der alten türkischen Familien aus derErobererzeit zur früh einsetzenden Zentralisierungspolitik des Herr-scherhauses und der ihm ergebenen, es dabei beratenden 'Ulemäwiederspiegelt3).

Aus den Berichten der Chronisten geht hervor, daß Isnik, Galli-poli und Serres die Etappen waren, die Haireddm im Dienste desHerrscherhauses durchmachte. In allen drei Städten hat er Stif-tungen gemacht, und ist dort inschriftlich bezeugt. Seine Inschriftenzu Isnik, die den Ausgangspunkt der vorliegenden Abhandlungbildeten, sind eingangs behandelt.

Urhän Gäzi ihn (durch ihn) die Aq Jaja*1) registrieren (d. h. anwerben): damalsgaben, um Ja ja zu werden, die Ai\Tatse) Geschenke, indem sie sagten: „Trag'tuns als Jaja ein!" Schließlich wurde er Qädl von Isnik.

„Nachdem der Bruder des Gäzi Hunkiär, Süleiinän Pascha gestorben war,beabsichtigte Gäzi Hunkiär, nach Rumelien überzugehen; er machte sich denHaireddin zum Qädicasker und nahm ihn [mit]; [so] ging er mit nach E/umelien.Haireddm schuf die Grundlage auch für die Janitscharen. Nachdem er Qädi-<asker geworden, wurde er Vezir; [als solchen] nannte man ihn HaireddinPascha, denn er pflegte denPadischah immer auf das Gute (Hair) hinzuweisen.Er führte es ein, daß Arm und Reich, besonders die Theologen' an der Pfortedes Hauses cOsmän Zutritt hatten. Schließlich baute er in Isnik eineMoschee und ein 'Imäret, und starb."

d) Über die Jaja siehe o. S. 67 Anm. 1. Die Bezeichnung als Aq Jajadürfte von ihren weißen Mützen herkommen. e) Au'f die Aivate, unterdenen hier offenbar junge verwegene Burschen (etwa = Jigit) zu verstehensind, kommen wir bei anderer Gelegenheit zurück.

!) cApz., St. Dr. 70.2) Über die Danischmende vgl. v, HAMMER, Staatsverfassung II, 402

und E. J. W. GIBB, HOP II, 397.3) Da sich diese Polemik nicht nur bei 'Apz., sondern auch im An o n.

Giese 30, 21 und bei TJrug 28, 22 und 99,13 (bei < 1 in der Vita «Ali Pascha's V,73 f. enthalten) findet, stammt sie aus der gemeinsamen Quelle dieser drei. DerHofhistoriograph Sa'deddin I, S. 75, 14 weist sie als Angriff einiger eträk-i-tä-idräk schroff zurück. -~

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 22: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 77

In Gallipoli hat Haireddin Pascha eine Moschee errichtet,wodurch bezeugt wird, daß er zu diesem Ort in engeren Beziehungenstand, als die knappen Berichte der Chronisten ahnen lassen1).J.H. MOKDTMANN hat im Jahre 1881 die Bauinschrift an der großenMoschee (Eski Öämic) in Gallipoli2) abgeklatscht und überläßt sieuns in freundlicher Weise zur Publikation an dieser Stelle.

Die in sehr rohen Zügen geschriebene Inschrift lautet:(l)(2)(3)

£ ji„(1) Es fügte diesen heiligen, gesegneten Bau f ü r den

(2) zu verehrenden König, den größten Chaqan, denHerrn der Könige der Araber (3) und der Nichtaraber,Sultan und Sohn eines Sultans, Muräd Sohn des Urhän —(4) Gott lasse sein Königtum ewig währen — der Herrder Schriftgelehrten Hair al-milla wa'd-din im Jahre787 H./1385 D."

Bemerkenswert ist in dieser Inschrift die von der Isniker gänzlichverschiedene, viel üppigere Titulatur, der gegenüber hier der Laqabdes Herrschers fehlt. Auf die Entwicklung der Titulatur in denInschriften Muräd's I. kommen wir in einer späteren Abhandlung3)zu sprechen.

In Serres endlch begegnet uns der Name des öandarly aufeiner von Evli j ä Öelebi im soeben im Druck erschienenen VIIL Teilseines Werkes4) überlieferten Bauinschrift einer Moschee, die er alserste und unter dem Namen Eski öämi* anführt; etwas später5) ver-merkt er ein ebenfalls von öandarly errichtetes Bad (Eski Ham-mäm), während bei Jenige-i-Vardar, wo öandarly gestorben sein

!) VgL o. Seite 69.2) [Über diese Moschee vgl. A. L. CASTBLLAN, Lettres sur la Grece,

L'Hellesponte etConstantinople,ParislSll, 2 Teile (war Anfang 1 7 97 in Gallipoli),woselbst sich eine gute Abbildung der Moschee findet. Die -Inschrift-platte istdort, Seite 57 beschrieben : „au dessus de celle (d. i. porte) du milieu (die Moscheehat drei Eingangstüren) est une table de marbro bleue, avec une inscription,dont les caracteres sont cloroes et en reliefs.** J. H. M.]·

3) Gelegentlich der Inschrift Muräds I. an dem Nilüfer-'Imaret in Isnik.*) Hs. Be&r A^a 451, Teil B, fol. 32 r.; in der soeben erschienenen

neuen Druckausgabe, Stambul 1928, Bd. VIII, S. 130, Z. 13ff.Ä) A, a. O. fol. 33 r„ Z. 1 1 ; Druck S. 133, Z. l f.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 23: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

78 Franz Taeechoer und Paul W i t t e k

soll, er seiner nicht Erwähnung tut1). Die Inschrift lautet nachEvlijä:

3 ijLt er l J-ii-

„Im Namen Gottes des Allerbarmers! Es hat gebautund gefügt in reiner Gesinnung gegen Gott2) diese geseg-nete Moschee in der Zeit des Sultans Muräd b. Urhän— möge seine Herrschaft ewig währen! — der ........ 3)des Schöpfers bedürftige Halil b. *AH al-öandari —es werde ihnen Verzeihung — im Jahre 787 H. (beg. 12. II.1385 D.)-"

Die Eski öämi* ist später durch eine Feuersbrunst zerstört worden :dabei ist vermutlich die von Evlijä gelesene Inschrift zugrundegegangen, und ist später bei der Restauration durch eine andere ersetztworden4).

Diese Inschrift an der in der neu eroberten Stadt den türkischenKriegern errichteten Moschee ist wesentlich einfacher als die an demprächtigen Bau in der Theologenstadt Isnik und auch der von Galli-poli. Das kommt schon in den Namen des Herrschers und des Vezlrszum Ausdruck, die hier ihre Laqabs beiseite lassen — vorausgesetztnatürlich, daß Evlijä nichts weggelassen hat, was man aber mitHinblick auf seine sonstigen, der Nachprüfung an den Originalenrecht gut standhaltenden Abschriften .ruhig annehmen darf.

*) A. a. O. fol. 43 r., ff.;. Druck S. 170ff.2 ) E v l i j ä hat hier in falscher Reihenfolge notiert. Die Stelle hat natür-

lich zu heißen: l^Jli. Ji&j t» .3). Zwischen -.bi| und ^jLJI gehört i^ J| oder etwas ähnliches,

welche Worte Evlijä offenbar übersehen hat.4) P. N. PAPAGEORGIU sagt darüber Byz. Zeitschr. III, 1894, S. 292, in

seinem griechisch geschriebenen Aufsatz über Serres:„Eine sehr alte Moschee ist die außerhalb der sw. Stadtmauer gelegene

'Atiq'bzw. Eski ÖämiS Sie ist i. J. 787 H./138S D. von Sultan Murad I.selbst erbaut worden, als er durch Serres zog. Die Inschrift besagt u. a. noch,daß die Moschee durch Feuer beschädigt, zuerst i. J. 1132 H./1719 D. undein zweites Mal i. J. 1252 H./1836 D. auf Befehl des Sultans Mahmudrestauriert worden ist."

A. a. O., S. 294 erwähnt P. N...PAPAGEOKGIU in Serres ein nach HaireddinPascha ( ) genanntes Stadtviertel.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 24: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vozirfamilie der Gandarlyzäde 75)

Muräd führt auf der Isniker Bauinschrift den Laqab UüJl ^l^

(j'jJb. Auf der oben1) erwähnten Inschrift der Sehädet Öämi'i

in Brussa heißt Urhan &jS\j UjJl fUe^2). Sogar Osmän soll schoneinen Laqab geführt haben3). Bäjezid Jyldyrym führte den Laqab<joJlj UjJI J>l^4);vonseinenSöhnenführteMüsädenLaqabUjJI^>U5)

o'aHj und Mehmed I. den Laqab ^jJlj LjjJl «1>LJ-, wie uns lite-rarisch,6) inschriftlich7) und sogar auf einer Münze überliefert ist8),während sonst der Laqab nur auf Inschriften, sowie in Staats-und in Stiftungsbriefen verwendet erscheint. Offenbar waren dieLaqabs eine Angelegenheit des Kreises der islamischen Bildung, inweiteren Kreisen aber unpopulär. Mit Muräd II. hören die Laqabsauf. So findet sich z. B. auf der Inschrift der Mahmud CelebiÖämici9) kein Laqab des Herrschers, obwohl wenn irgendwo, sohier er gesetzt worden wäre. Daß Muräd II. hie und da inschrift-

1) S. o. S. 63 Anm. 2.2) Ibn Bat fr u t a, ed. DEFR^MERV-SANGUINETTI, II, S. 321 gibt ihm den

Laqab u^JJI j\^ ·3) u* Jl L*** *n der - noch unveröffentlichten, allerdings reichlich

suspekten Waqfijje für ü/t* ^fvr*' > die zweite Frau Urhans, s. HÜSEINHrSAMEDDiN in TüTEM XIV, S. 313 und 384. Das Grab der <?-^~ («^ j~-T)Hatun wird in Brussa in der Türbe Osmäns gezeigt (TOEM in/S. 979).

4) Bauinschrift, der Pirüz Beg Moschee zu Milas von 797 H./1394 D. nachEvlijä Öelebi EX, Ms. Besir Aga 452, fol. 52 (vgl. TOEM II, S. 764; MENZBLSÜbersetzung nach einer Photogr. bei K. WXJLZINGEB, Die Piruz-Moschee zuMilas: Festschrift zur Hundertjahrfeier der Techn. Hochschule Karlsruhe 1925,S. 176 = S. 16 des SA.). Den gleichen Laqab für Bäjezid I. bietet auch Feri-dün, Mütiseät-i-selä-ln, 2. Ausg., I, S. 128, Z. 10 v. u.; eAii, TüTEM 15(Heft 8/85), S. 104, 1. Z. gibt ohne Beleg als Laqab Jyldyryms j Jl j^Uan, was nach dem gesagten kaum stimmen kann.

Den Laqab ^ J| J>U. führte übrigens auch Jyldyryms Zeitgenosse undNamensvetter, Kötürüm Bäjezid von Kastamuni (Inschrift von Aratsch von776 KL/1374 D.: ÄtBmiED BEHEBT, Qastamuni, S. 66).

) gükrül läh, MOG II, S. 102, 15.«) Ibn r ab sä h, Fructus Imperatorum [Fäkihat al-huto/ä'J, ed.

FKBYTAG, p. XXVIII; die Stelle geht wohl auf Tagr ibe rd i zurück. Be-langlos ist, daß er bei Sükrülläh a. a. O. >L-Vl ^-^ heißt.

7) Auf der Bauinschrift der JeSil Öämi* in Brussa. Ferner ISMAIL HAQQI,Kiläbeler, S. 21.

*) CALT in TüTEM XV, S. 105. ') S. u. S. 111.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 25: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

80 Franz T a e s c h n e r und Pau l Wi t t ek

lieh mit dem Laqab seines Vaters Mehmed I. genannt wird,1)ist nur ein Beweis mehr, daß er selbst keinen geführt hat. Vielleichtsteht dieser Verzicht auf den Laqab mit einer bewußten Bewegunggegen die Unsitte der Laqabs in Zusammenhang2).

Nach dem Gesagten ist nicht erstaunlich, daß auch öandarly,zu leitender Stellung im Staate emporgestiegen, einen Laqab iiil *±-(j'jJlj erhält3), wo doch, wie ein Blick in Tasköprüzäde lehrt,die bedeutenderen Leute seines Standes meistens einen solchenführten. Bemerkenswert ist nur, daß der Laqab, der bei den Herr-schern eine so geringe Rolle spielte, daß er sogar ganz der Vergessen-heit anheim fallen konnte, bei dem mächtigen geistlichen Herren (inverkürzter Form)4) geradezu zum Namen werden konnte, unter demihn die Nachwelt kennt. Das kommt auch auf den Inschriften zumAusdruck: auf dem Grabstein, wie auf der postumen Inschrift überdem Prunktor wird er nur Haireddln Pascha genannt.

1) ISMA'IL HAQQI, Kitäbeler, S. 25 (In Toqat 838 H./1434-35 D.) und117 (In Amasia 834 H./1430-31D. = HALIL EDHEM in TOEM II, 530, 1. Z.).

Später erscheint nur mehr selten ein an den alten Laqab erinnernderTitel, z. B. in einer poetischen Inschrift (Persische Verse) ^iej dJU <1>L£für Bajezid II. von 890H./1485 D. (IsMÄ'lL HAQQI, Kitäbeler, Seite 32); viel-leicht knüpft auch dies an den letzten wirklich noch in Gebrauch gewesenenLaqab, den Mehmeds II., an.

Eine Parallele zum Verschwinden der mit <j»Jlj LjJI zusammen-gesetzten Laqabs bei den Osmanen bietet die von M. VAN BERCHEM, Materiauxpour un Corpus Inscriptionum Arabicarum, I, 3, S. 436, Anm. 2, beobachteteTatsache, daß diese Laqabs wohl zu der offiziellen Titulatur des regierendenSultans unter den Ejjubiden und bahritischen Mamluken gehören, bei denburdschitischen Mamluken indessen nur gelegentliehe Ehrentitel (titre honorifiqueaccidentel) darstellen.

2) Vgl. J. H. KRÄMERS, Les Noms composes avec Din: Acta Orientalia V,S. 53. .

3) Bei der Wahl des Laqabs war offenbar mitbestimmend, daß er mit dem-selben Laut anfing, wie sein persönlicher Name (allitterierte), ein Moment, das,wie man leicht aus Tkz. feststellen kann, auch sonst für die Wahl des Laqabsmaßgebend war (über die Verbindung bestimmter Laqabs mit bestimmtenNamen vgl. die Bemerkung FR. BABINGERS : Der Islam, 11,1921, S. 20, Anm. 3).In der Hochzeitshutbe für Muräds I. Tochter Nefise vom Ram. 787 H./Oktober-Nov. 1385 D. bei Feridün, 2. Ausgäbe, Stämb. 1274/75, Seite 106, Z. 25,wird Öandarly mit den Namen «.MjjJjljjl^ jj&Ä\ *!JI J-U- W** > Jlj <lll «JaSaufgeführt, was natürlich dieses ohnedies suspekte Stück noch verdächtigererscheinen läßt.

4) Die volle Form des Gelehrteiilaqabs findet sich in dem Werke desTkz. nur beiMolläGuräni (st. 893JuiKonstantinopel: J Jl^ AÜ! ^^^): Tkz. 88;Kescher 48; Megdi 102.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 26: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamiiie der Gandarlyzäde 81

In der Form des Laqabs schlössen sich der Herrscher sowohlwie sein Vezir der im Rum- Seldschukenreiche herrschenden Übungan. Diese ging dahin, daß der Laqab des Herrschers mit t>jJb L* jJl1)

der der weltlichen Großen mit ^jjlj iJjjJl 2) und der geistlichen

Herren mit ^jj^ i)d\ zusammengesetzt wurde3).In der dem Verfall des Seldschukenreiches folgenden Zeit der

sogenannten anatolischen Teilfürstentümer kam eine gewisse Un-ordnung in die Anwendung der Laqabs, insofern, als die Fürstenteils den königlichen Laqab mit U jJl führten, teils sich mit dem mitÜ^oM begnügten4). Eine Vermengung mit dem geistlichen Laqab,

x) Diese Form des Laqabs kam auch den Königinnen bzw. Sultans-müttern zu. In osmanischer Zeit ist er mitunter auch auf die Prinzessinnenausgedehnt worden; so heißt z. B. die Tochter Mehmeds L, die in Qastamunieine Türbe für Angehörige des dortigen Fürstenhauses baute «jjlj L'JI c -*as(siehe MEHMED BEHOBT, Qastamuni, S. 71; s. darüber in einer späteren Abh.Über den Gebrauch der I*aqabs mit j. Jj^ \j J| in Ägypten und seine Herkunftvgl. M. VAN BERCHEM, CIA I, 82 und 142; zu seinem Vorkommen in ägyptischenInschriften ib. Index s. v. titres en ad-dunyä wad-din.

2) So hat z. B. der Laqab des berühmten Seldschukenvezires cAli dieForm (jjjlj A)JJ)| J£ (vgl. VAN BERCHEM und HAIÖL EDHEM, CIA III,S. 18ff., Nr. 9ff. in Sivas und HTJABT, Revue Semitique II, S. 133ff., Nr. 13f.in Aqschehir). Über die Anwendung der Laqabs mit Ljjl und «J^JI vgl. auchH AUL EDHEM, Qaisarlje äehri, S. 68f. Bei den Prinzen des SeHschukenhauseswar, zumal wenn sie eine Regierungsgewalt ausübten, der Gebrauch schwankend:so nennt sich Mes'üd b. Qylyg Arslan, der inAngora regierte, auf einer In-schrift daselbst von 594 H./l 197-98 D. j J^ UJI > (MÜBAREK GHALIS,Angara I, S. 47), während sich sein Bruder Süleimän in einer Inschrift inNiksar aus dem gleichen Jahre bescheidener ^ J|j AJ^JI jfj nennt (ISMAILHAQQI, Kitäbeler, S. 65).

3) Aus seldschukischer Zeit z. B. HTJART Nr. 57, Revue Semitique III,S. 357 = LÖYTVED, Konia, Nr. 80, S. 75 von 684 H./1285 D. Vgl. auch denLaqab Sinän Paschas o. S. 70, Anm. 3. Beispiele für die konsequente An-wendung der Laqabs in den drei genannten Formen kann man im übrigenleicht auch aus den historischen Schriften des 13. und 14. Jahrhunderts(z. B. der Seldschukengeschichte des Ibn Bibi, der Geschichte des QädiBurhäneddm, Bezm-u-rezm u. a.) zusammenstellen.

4) So nennt sich der Qaramaiie Müsä im Jahre 746 H./1345 D.J Jlj iljjjl oU^ (HAUL EDHEM, TOEMII, S. 704, LZ.), sein Rivale Ahmed(st. 750 H./1349 D.) dagegen wird in seiner Grabinschrift J-Jlj ÜjJI J^genannt. Spater nennt sich der Qaramane Ibrahim im Jahre 854 H./1450 D.wieder nur ^ J| a^JI (ÜAJÄL EDHEM, TOEM , 829). Der Tekke ogluMehmed nennt sich in einer Inschrift in Adalia vom 21. Zilq. 774 H./15. Mai

6 Islam XVIII

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 27: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

82 F r a n z T a e s c b n e r nnd Paul Wi t t ek

der von nun an übrigens auch zu (j jjl^ iilb erweitert vor-kommt, ist seltener1).

Orhan und Muräd L waren nicht im Zweifel, ob sie den könig-lichen oder den — mutatis mutandis — ritterlichen Laqab führensollten. Letzteren überließen sie ihren Vasallen vom Schwertadel.Qara Halil erhielt ganz korrekt als Angehöriger des geistlichenStandes den Laqab in der Form, die den geistlichen Herren zu-steht: «j'jJlj illl j&~.

Später, als die Laqabsitte immer mehr abkam, und der Laqabnur in der verkürzten Form (nur mit «jjJI) verwendet wurde,treten, in Fällen wo er wirklich in voller Form angewendet wird,Verwechslungen auf2).

1373 D. J jlj iljjl j^L·· (AHMED TEVHID, TüTEM XIV, S. 336), in einervon Ende Sacbän 779 H. (so!)/Ende Dezember 1377 D. kontaminiert er diesenNamen mit der königlichen Form zu <j Jl^ L'Jlj il^Jl JjL· (&· a. O., S. 337).

1) Der Esref oglu Süleimän nennt sich in einer Inschrift in Bejsehri von699 H./1299-1300 D. j J^ tyjl (Halil Edhem, TOEM V, 142), zweiJahre später tritt er als j J| «jllj ji.| ^ auf (a. a. O., 143). Das ji.|in dem Laqab des Qädi Burhäneddin ^ Jlj iljjlj ,jU J\AJ dient wohldazu, seine Herkunft aus dem geistlichen Stande zu dokumentieren (vgl. dieim Druck befindliche Ausgabe seiner Biographie Bezm-u-rezm, deren Korrektur-bogen wir durch die Güte ihres Herausgebers, Kilisli Rif <at, einsehen konnten,z. B. S. 6, 42, 46 u. ö.): während dessen Vorfahren alle mit dem korrektengeistlichen Laqab (mit J'Jlj 5li|) benannt wurden (Bezm-u-rezm S. 42ff.),führte er selbst, nachdem er den Fürstenthron der Eretniden in Sivas bestiegenhatte, den um ri.| erweiterten fürstlichen Laqab. Wie das^ ti.1 im Laqabdes Mongolenchan Olgaitu Hodäbende Mohammed zu beurteilen ist, vermögenwir nicht zu entscheiden: in der auf der Ratsbibliothek zu Leipzig aufbewahr-ten, für ihn geschriebenen prachtvollen Koranteilhandschrift (Kat. FLEISCHER-DELITZSCH S. 352) heißt er auf dem Titelblatt, fbl. l r. j- J|j L*jl vl>L£, in derVaqfijje, fol. 2 r. dagegen jjl^ Ljjlj ji| ^U.

2) So nennt sich zum Beispiel Jorgug Pascha in einer Inschrift an seinerMoschee in Amasia vom 1. Muh. 834 H./18. September 1430 D. J* Jlj il-JI J^IU(ISMAIL HAQQI, Kitäbeler, S. 117 = HALIL EDHEM, TOEM, II, 53Öf.), währendsein Sohn MustafäBegin einer Inschrift vom Jahre vorher ihn J'Jlj 5lll J>Ugenannt hatte ( HALIL EDHEM 532 oben) und er auf seinem Grabstein sogar«jjlj LjJI J>U genannt wird (ISMÄ'iL HAQQI, a. a. O.; HALIL EDHEM53l). Wenn Feridün, MünSeät -i- Selätln, zweite Auflage I, S. 3, Z. 30 unterden Titeln des Padischah einen /jjlj ijjjjl rltj aufführt, so beweist das,daß zu seiner Zeit die Laqabs nicht mehr lebendig sparen, und man kein Be-wußtsein mehr hatte für die Unterschiede ihrer spezifischen Formen.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 28: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandartyzäde 83

Auf den beiden Bauinschriften in Isnik und Serres ist neben demNamen unseres Öandarly Halil noch, der seines Vaters "AH und dieNisbe öandari (^Ju^-) angeführt, die letztere in der gleichen

Form bei Ahmedi1), in den alten Chroniken gewöhnlich ^bll>-, auch

jboAjj·2), oder ^)jju>^3), bei späteren zuweilen jdjJL^4) ge-schrieben. Ein Ort, auf den sich diese Nisbe beziehen könnte,ist nicht bekannt5), ebenso wenig ein Stammname. Die Nisbekann nur von der Amtsbezeichnung Öändär „LeibWächter"6)kommen, die auch im seldschukischen und nachseldschukischenAnatolien bekannt ist. Von ihr hat ja auch die in der Nachbarschaftder Osmanen, in Kastamuni und Sinope, herrschende Familie derÖändäroglu7) ihren Namen. Für eine Verwandtschaft des Haireddinmit letzteren fehlt jeder Hinweis.

Die Baüinschrift von Isnik lehrt uns", daß öandarly bereits 780den Laqab Haireddin führte, doch ist er hier nicht alsVezir bezeichnet.Als solcher erscheint er nur auf dem Prunktor (*\jj^\j *UUM dlU).Überdies ist er hier und auf dem Grabstein „Pascha*' genannt8).

!) TOEM I, S. 49, Z. 17.2) An der <Apz. 70, 4 entsprechenden Stelle im Codex Cayol, S. 51, 1. Z.

steht die Form jJjjjU (im Dr. y^ju*.).3) So vokalisiert Anon. Giese 20, 21; 21, 27; 22, 21; einmal 30, 21 ist

dort lji^ vokalisiert.4) So in den Druckausgaben zu <Äli, Künh ul-Ahbär V, 52, Z. 10 und

'Apz. (s. o. Anm. 1/2). Während sich in neuerer Zeit als Beiname für QaraHalil selbst die Aussprache Öendereli oder Öendereli festgesetzt hat (Hadlqatul-vüzerä und Sigill-i^Osmänl haben indessen auch dafür y^jjU), hat sichals Name der Familie die Form Öandarly oder Öandarly bis heute erhalten.Feridün I, S. 106, Z. 26 bietet als Name Halils selbst die Form ^IjjijU'L,welchem Zeugnis bei dem apokryphen Charakter des dort wiedergegebenenSchriftstückes indessen keine entscheidende Bedeutung zukommt.

*) Der Name des 50 km nördlich von Smyma am gleichnamigen Golfgelegenen Öandarly ist selbst von einem „Öändär" abgeleitet.

e) Vgl. EI I, 1058.7) Die späteren Isfendiär-Oglu ; Vgl. HALIL EDHBM, Düvel-i-islämijje,

S. 303 ff . ; J. H. MORDXMANN in EI II, 567 ; AHMED TEVHID in TOEM I, 383 ff. ;«Ära in TüTEM XIV, l ff.

8) Was den Paschatitel anbetrifft, so bedarf sowohl seine etymologischeHerkunft (vgl. F. GEBSE, Ztechr. f. Semit. II, S. 262) als auch der Kreis seinerVerwendung noch genauerer Untersuchung; vgl. ferner o. S. 70, Anm. 3 dasüber Sinän Pascha Gesagte.

6*

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 29: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

g4. K r a n « Taescliner und Paul Wi t t ek

Wichtig ist die Angabe des Grabsteines, daß Öandarly in Serresim Jahre 789 H. (beg. 22. L 1387 D.) gestorben ist. Diesen Grab-stein hat auch ein Gewährsmann (^j ^ -^ » j^\) Megdisgelesen, der danach1) in einem Zusätze (iezjU) berichtet: „Er (sc.Haireddin) starb im Jahre 780 im Monat E/amadän und wurde inIsnik mitten unter den Gräbern der Muslims gegenüber der Marmor-kammer (ojJL, J>U* db ej*s>> s*^)2) begraben. Darüber wurdeeine Kuppel gebaut, die jetzt in Trümmern liegt, vom Ungestüm desWindes zerstört." Das angegebene Datum geht offensichtlich aufeinen Irrtum bei der Lesung der Grabinschrift zurück, indem inderen dritter Zeile das Wort Sehr als „Monat" gedeutet und mit nuhzusammengebracht wurde, woraus sich ,,9. Monat" = Ramadanergab und das „9" in der Jahreszahl wegblieb.

Die Angaben unserer Inschrift bezüglich Todesjahr und SterbeortHaireddins sind gegenüber den Angaben, wie sie von Sacdeddm3)überliefert sind und von der Hadlqat ul-vuzerä und späteren über-nommen wurden, natürlich vorzuziehen. Es wird stimmen, daßHaireddin auf dem Feldzuge von 788 in Jenige erkrankt ist. Offen-bar wurde er von hier nach seiner Residenz Serres zurückgebracht,wo er bald danach 789 H. (beg. 22.1. 1387D.) gestorben ist4). Jeden-falls weicht die von Sa'deddin gebotene Überlieferung von derinschriftlichen nicht, weit ab und ist mit ihr leicht in Einklangzu bringen.

Über die Nachkommen Haireddin Paschas berichtet zusammen-fassend <Apz.5)

!) Megdi S. 31, T. 12.2) Vgl. o. S. 61. Nach Megdi wurde also Haireddin außerhalb der Marmor-

kammer bestattet. Das stimmt auch zu der Lage des Grabes, und zw. befandsich dieses an der Qiblaseite der „Marmorkammer", die also danach wahr-scheinlich ein Gebetsraum war. Später wurde dann das Grab Haireddinsüberkuppelt und der neugewonnene kleinere Raum mit dem älteren größerenzur heutigen Türbenanlage vereinigt.

3) S. o. S. 75. ^ ' -4) Als Terminus ante quem für den Tod des Haireddin Pascha käme der

15. V. 1387 in Betracht, wenn mit dem in der Esfigmenu-Urkunde dieses Datumsals Herr von Serres erwähnten Ibrahim der zweite Sohn Haireddins gemeint ist(s. u. S. 93, Anm. 4).

5) Auch dieser Bericht ist im Druck, ebenso wie der ihm unmittelbarvorausgehende über Haireddin selbst, arg verstümmelt*); wir bringen imFolgenden den Wortlaut des Codex Cayol.b): (s. nächste Seite)

a) <Apz., St. Dr. S. 188. — b)S. 146, Z,3 ff.; schließt an die oben S. 7(5,Anm. 7 mitgeteilte Stelle an.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 30: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 85

Nach diesem Berichte hatte Haireddin Pascha drei Söhne hinter-lassen: cAli Pascha, Ibrahim Pascha, und Iljäs Pascha. Der erst-genannte € Pascha1), den Muräd L bei Gelegenheit des qara-

4)1 *0-,j ^Udlji j AiL-L· jr*! UL

^1 · v3ÜaL- *^C» JOil ^^ Aljjjl (c Jjjt ^tlj ^loi^S J^ Jjl

jUaL, UL JJ^ JPJ! «ftlj ^^Ij <^>j 4)1LÜu J&jl jt ^1 · JÜaL-j

' (

„Er hinterließ drei Söhne: «Ali Pascha, Ibrahim Pascha (so Codex Dresd.)und Iljäs Pascha. 'Ali Pascha war unter Bäjezld Hunkjär Qädi'asker; auchwurde er Vezir. Wenn jetzt die Qädis Taxen nehmen, so hat er es eingeführt-(ich habe in einem vorangegangenen Kapitel ausführlich darüber gesprochen).Auch baute er in Brussa ein clmäret?), und starb [darauf].

* 1 Pascha war auch unter Emir Süleimän Vezir.Sein Bruder Ibrahim Pascha wurde Qädi'asker, während Sultan Mehmed

in Amasia residierte; als [dieser] nach Brussa kam, wurde er Vezir. Auch erwandelte (verfuhr) nach den Grundsätzen seines Bruders und seines Vaters.Danach wurde er auch unter Sultan Muräd Vezir. Er baute in Isnik ein'Imärets) und starb.

Sein Sohn Halil Pascha wurde .Qädi'asker unter Sultan Muräd; auchVezir wurde er; auch des Sohnes Sultan Muräd's, Sultan Mehmed HänGäzis Vezir wurde er. Schließlich baute er in Isnik ein 'Imäret und in Brussain Emir Sejjid (Codex. Dresd.: Sultanh)) ein Müsäfirhäne. Er starb unschuldig-als Märtyrer.

Auch seine beiden Söhne, Süleimän Celebi und Ibrahim Celebi wurdenQädrasker."

c) Cod. Dresd.; om. Cod. Cayol. — t}) om. Cod. Dresd. — e) Cod. Dresd.j'-ylS .. — f) Cod. Dresd. -clLL,. — g) 'Imäret ist ein allgemeiner Ausdruck, der.zunächst für jedes öffentliche Bauwerk gilt. So erscheint der Ausdruck z. B. inAdalia auf den seldschukischen Turm- und Mauerinschriften (vgl. SÜLEIMANFIKRI, An!<üija liväay tarlhi, Stambul 1338/40, S. 55 die Inschriften Nr. 4, 12,14, 15, 17, 18, 20, 21). Es kann darunter auch eine Moschee verstandenwerden. — h) Zu den Namensvarianten des bekannten Ortsheiligen vonBrussa, Emir Sejjid oder Emir Sultan vgl. den Art. J. H. MOKPTMANN'S EmirSultan in EI II, 26 f.

i) Biographischer Abriß bei €Äli, Kiirih ul-Ahbär V, 73f. und 107. Dieneueren Biographen s. u. S. 90 Anm. 4.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 31: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

gg F r a n z Taeschoor und Paul W i t t e k

manischen Krieges noch zu Lebzeiten des Vaters zum Vezir gemachthatte1), wurde nach Haireddins Tode mit der Fortführung der euro-päischen Eroberungen beauftragt, konnte indessen diesen Auftragwegen der Entwicklung der Ereignisse im qaramanischen Kriegenicht ausführen2). Danach beauftragte ihn Muräd mit der endgültigenUnterjochung Bulgariens3), und zog ihn als Berater auch in seinemletzten Kriege gegen Serbien, der mit dem Tode Muräds auf demSchlachtfelde zu Kossowo endete, hinzu4).

Auch unter Bäjezid I. ist cAli Pascha Vezir gewesen. DieRolle, die er unter diesem Herrscher gespielt hat, bedarf noch sehrder Untersuchung: die türkischen Chronisten sind schlecht auf ihnzu sprechen und erwähnen ihn vor dem Einfalle Timurs nur als Ein-führer aller möglicher Unsitten und unwillkommener Einrichtungen.So legen sie ihm und seinem Vater das Aufkommen der Danisch-mende mit ihren verderblichen Einflüssen zur Last5), und der Anony-mus fügt hinzu, daß auch die Unsitte des Haltens von Icoglans auf

x) Hanivaldanus bei LEUNCLAVIUS HMT 246, 13 = NMH 147,.5; Vgl.0. S. 75.

2) Hanivaldanus bei LETTNOLAVIUS HMT 248, 47 == NMH 148, 37;S a'deddin I, 103, Z. 18; < 1 Paschas Wiederankunft im Feldlager Muräds beiQarahisär Hanivaldanus HMT 250, 50 = NMH 149, 43: sein Eingreifendie Verhandlung mit dem Qaramanischen Gesandten Sa'deddin I, 105, 7.In beiden Quellen werden im wesentlichen dieselben Ereignisse mit kleinenVarianten und Umstellungen berichtet.

3) Über den von 'Ali Pascha durchgeführten bulgarischen Krieg berichtetausführlich der Hanivaidanus bei LEÜNCLAVJUS HMT 266—276 = .NMH 160—166; Sa'deddin I, 108—113 (nach diesem wäre sein Beginn in das Jahr789 anzusetzen).

4) Vgl. die ebenfalls sehr ausführliche Beschreibung dieses F&dzuges imHani-yaldanusHMT277ff. = NMH 167ff. und, mit einigen Varianten bei Sa'deddiii1, 113 ff. Die. älteren bisher zugänglich gemachten Originalchroniken (An o n.Giese, Urug, selbst <Apz.) berichten nur sehr knapp und summarisch überdiesen Feldzug. Nach dem Hanivaldanus ernannte Muräd den cAli Paschazum Ser'asker über die rumelischen Truppen (HMT 277, 14 = NMH 167, 10nicht bei Sa'deddin) und zog ihn mehrfach während des Feldzuges zu Rate(HMT 282, 51; 286, 17; 290, 43 = NMH 17jO, 52; 173, 6; 175, 46); vor derSchlacht von Kossowo entnimmt 'Ali Pascha aus dem Koran ein Orakel (HMT297, 4 = NMH 179, 47; Sa'deddinl, 118, 22; der Orakelspruch ist Sure 9, 74);auch in der Schlacht-Ordnung selbst hat «Ali Pascha einen bestimmten Platzzur Rechten des Sultans (Sa'deddin- I, 120, 23; iri der etwas abweichendenVersion im Hanivaldanus HMT 296 = NMH 179 ist er nicht aufgeführt.)

5) «Apz. 70; Nesri-NoELbEKE ZDMG 15, 1861, S. 353 zunächst ohneNamennennung, bzw. nur Nennung des Qara Rüstern; Urug 28, 22 und 99, 13;Annales 18, 55 = NCh 11, 15. Ausführlicher Anon. Giese 30, 21-und Veranti-anus bei LEUNCLAVIUS HMT 327, 51 = NMH 199, 31.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 32: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 87

ihn zurückgeht1). Daran schließt sich bei ihnen die anekdotenhaftanmutende Geschichte von dem Zorn Bäjezids auf die habsüchtigenRichter, und wie 'Ali Pascha sie vor dem Zorne Bäjezids rettet unddurch eine List die Festsetzung von Gebühren für die Richter er-reicht2). Auch das seit Bäjezid bei den osmanischen Sultanen beliebteWeinzechen, für das im übrigen in der Hauptsache Bäjezids zweiteGemahlin, die serbische Prinzessin, verantwortlich gemacht wird3),führt <Apz. auf den Einfluß CAK Paschas zurück4). „'Ali Pascha istdaran schuld, wenn das Geschlecht Osmäns in Sünde verfallen ist;*denn zu ihm kamen viele listenreiche Danischmende" schließt <Apz.seinen Erguß über die eingerissenen Unsitten5).

Auch das einzige Mal, wo cApz. <Ali Paschas Tätigkeit in derauswärtigen Politik erwähnt, bei der in das Jahr 793 angesetztenersten Bedrohung Konstantinopels durch Bäjezid6), schreibt er ihmeine zweifelhafte Rolle zu: er soll sich als Gesandter des Sultansdurch den Kaiser haben bestechen lassen, so daß auf sein ZuredenBäjezid sich mit einem Frieden unter für Byzanz glimpflichen Be-dingungen habe begnügen lassen7).

Irgendwie mag diese Nachricht zusammenhängen mit der von

x) Anonymus 31, 2; Verantiamis HMT 328, 8 = 199, 39; danach 'All,Künh V, 74, 3f.

2) cApz. 70, 9ff.; Nesri-NöLDEKE ZDMG 15, 1861, S. 353ff.; Urug29, 13ff. und 99, 20ff.; Annales 18, 26ff. = NCh 11, 29. Ausführlicher und mitweiteren Anekdoten, die den Einfluß des von CA1I Pascha als Mittelsmannbenutzten schwarzen Hofnarren auf Bäjezid charakterisieren sollen, unter-mischt Anonymus GIESB 31, 19 und 33, 5ff.; Verantianus HMT 329, 4 und331, 39ff. = NMH 200, 17 und 202, 6ff. Interessant, wenn auch nicht ganzüberzeugend ist die Verbindung, die H. HÜSAMEDDIN TüTEM 16, S. 373zwischen diesem Vorfall und einem aus den Urkunden nachweisbaren Wechselin den Posten des Qädi'askers und des Qädis von Brussa herstellen will:i. J. 795 H./1393 D. wurden nämlich in alle diese hohen Stellen lauter An-hänger des Scheichs Ebu IshäqKäzerüni gebracht, dem sowohl BäjezidJyldyrym als auch 'Ali Pascha aufs engste verbunden waren.

3) Nesri-NÖLDEKE ZDMG 15,1861, S. 350, vorl. Z.; Anon. GiESE29,4;Verantianus HMT 326, 29 = NMH 198, 33; Urug 28, 16 und99, 9; Annales17, 33 = NCh 11, 9.

4) <Apz. 69, 14 und das anschließende Gedicht.) «Apz. 71, Z. 7.

e) Über die sogenannte Belagerung Konstantinopels durch Bäjezid s. jetztFA. GIESE in OTTO HARBASSOWTTZ' Ephemerides orientalee Nr. 34, April 1928,S. 8.

7) cApz. 67, 1. Z. ff.; diese Episode ist sonst in keiner der bisher zugäng-lichen frühosmanischen Chroniken erwäluit; sie wird indessen auch vonSacdeddin T, 148, 15 wiedergegeben.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 33: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

gg F ranz T a e s c h n e r und Paul Wi t t ek

den byzantinischen Schriftstellern1) von ihm berichteten griechen-freundlichen Stellungnahme: Chalkokondyles2) berichtet, daßBäjezid den Kaiser, der sich mit anderen griechischen Fürsten anseinem Hofe eingefunden hatte, auf Einflüsterungen des Mamonasund Johannes, des Sohnes des Andronikos, habe umbringen wollen,sich aber doch eines besseren besonnen habe, auf Betreiben CAHPaschas, der viele Geschenke [vom Kaiser] empfangen habe.

Als im folgenden Jahre3) der Kaiser nicht seine Aufwartung beiJBäjezid machte, schickte dieser den * nach Byzanz, um den Kaiservorzufordern; aber auf den Rat des CAK lehnte der Kaiser es ab, amHofe des Sultans zu erscheinen. Welche Motive cAli Pascha zu dieserHaltung bewogen haben, ob wirklich nur Bestechlichkeit dahinterzu suchen ist, wie die Chronisten glauben machen wollen, oder Er-wägungen staatsmännischer oder sonstiger Art, läßt sich schwerentscheiden. Bei der Unbeliebtheit des Vezirs, die aus den obenherangezogenen Berichten spricht, wäre eine bewußte Unterschiebungunlauterer Motive nicht außer dem Bereich der Möglichkeit.

Beim Her auf ziehen des von seitenTimurs drohenden Gewittersspielt cAli Pascha bei den Chronisten die Rolle des vorsichtigen Poli-tikers: cApz.4) legt ihm den Rat an Bäjezid in den Mund, gegenTimur nicht agressiv vorzugehen, sondern ihn ins Land kommen zulassen. Nach Chalkokondyles5) habe er Bäjezid geraten, dem drohen-den Konflikte mit Timur durch Verhandlungen auszuweichen.

Bei den Kriegsrüstungen nach Ausbruch des Konfliktes wird demcAli Pascha wiederum die Einführung einer Maßregel zugeschrieben:die Aushebung von sogenannten Serahor6) auch in Rumelien7),einer Truppe, die bis dahin nur aus Anatoliern gebildet wurde.

· · \.t1) Chalkokon<Jyles436J4nenntXapaYry)VTr)v (dasistHaireddin) '

(d. i. «All Pascha) als Berater der Sultane Muräd I. und Bäjezid I.2) Chalkokondyles 80, Uff. 3) Chalkokondyles 82, 13ff.4) <Apz. 7.6, 18; bei Nesri-NöLDEKE 359, 5 und Hanivaldanus HMT 344,

48 = NMH 211, 12 wird dieser Rat den Veziren (Pliiral) ohne Namennennungin den Mund gelegt. Die anderen Chroniken (Urug, Anonymus, Verantianus)berichten nichts davon.

5) Chalkokondyles 150, 13.6) Über die jji.1^* oder JJ^Ä^ (Pioniere) vgl. J. H. MORDTMANN, Zur

Kapitulation ron Buda i.J. 1526: Mitt. des Ungar. Wissenschaftl. Instituts inKonstantinopel, 1918, Heft 3, S. 14. Die Etymologie des Wortes ist vielleichtj^ojx^s „Frondienste essend, leistend"; mit^y^^L,, wie der Herausgeberdes Stambuler <Apz. will, hat das Wort jedenfalls nichts zu tun. Ob sie schonin dieser Zeit als „Pioniere" charakterisiert werden dürfen, ist natürlich fraglich.

7) <Apz. 77, 1. Z.; NesrT-NöBDEKE 362, 5; Hanivaldanus HMT 347, 6 =NMH 212, 38.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 34: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Öandarlyjsäde 89*

. In den auf die Katastrophe von An gor a folgenden Wirren,stellte sich CAK Pascha auf die Seite des ältesten Sohnes Bäjezids,Süleimäns, den er zusammen mit anderen Großen aus dem Schlacht-getümmel entführte und nach Rumelien brachte1), und als dessen.Vezir er den Späteren gilt2). Als Emir Süleimän nach Anatolienhinüberging, war es 'Ali Pascha, der ihm durch eine List den Besitzder Burg von Angora verschaffte3), der ihn bei Heranrücken seinesBruders Mehmed Öelebi veranlaßte, sich zur Schlacht zu stellen4),der endlich letzteren veranlaßte, die unentschiedene Schlacht zu-gunsten Süleimäns aufzugeben5). Auch war er es. auf dessen Ver-anlassung Müsä Öelebi von Sinope aus nach der Wallachei abge-schoben wurde6).

Anläßlich eines wohl mit der Verfolgung Müsä Celebis zusam-menhängenden Aufenthalts Emir Süleimäns in Angora ist 'AliPascha daselbst gestorben7). Seine Leiche ist dann wohl nach Isniküberführt und neben der seines Vaters Haireddm Pascha bestattetworden. Der Grabstein mit dem Datum 809 befindet sich indemselben Raum, wie der des Haireddin8). Er liat folgendenWortlaut:

!) Anonymus 47, 10; Verantianus HMT 360, 4 = NMH 220, 24; Urur35, 7; 37, I5f. (c.Oxf.) und 105, 20 (nur die zweite Stelle; die erste Stelle fehltc. Cambr. 104, 4); Annales 24, 15 (ohne Namennennuiig des CA1I Pascha); 26, 14(nur von den Veziren, nicht von Emir Süleimäii die Rede) = NCh 14, 31 15, 35. Auch in den folgenden Quellen ist an der ersten Stelle von den Paschas,bzw. Veziren die Rede, ohne Namensnennung: *Apz. 78, 12; 81, 3; Nesri-NÖLDETOS 364, 2; Hanivaldanus HMT 348, 38= NMH 213, 37; HMT 371, 28 =NMH 227, 4, sowie an der oben genannten Stelle des Verantianus.

2) Pietro Zeno, der Herr der Insel Andros, 1408 von der Signorie zuSultan Süleimän nach Adrianopel zu Unterhandlungen entsendet (ZINKEISBN I,457), bezeichnet den * 1 Pascha als das „Ein und Alles" im Reiche Süleimäns(JORGA I, 336).

3) Sa'deddin I, 239, 12; Hanivaldanus HMT 424, 14 = NMH 260, 50wird die Geschichte von Brussa ausgesagt.

*) Hanivaldanus HMT 427, 2 = NMH 262, 38; Sacdeddin I, 242, 3.«) Hanivaldanus HMT 428, 14 « NMH 263, 25; Sacdeddin I,

242, 1. Z.«) Anonymus GIESE 48, 11; Verantianus HMT 418, 16= NMH 257, 21;

Urug 38, 12 und 106, 15. Bei <Apz. 81, L Z. und Annales 27, 22 = NCh 16, 15ist CAH Pascha nicht genannt. Ebenso wenig in dem im Hanivaldanus HMT433, 25 = NMH 266, 47, vorliegenden, abweichenden und sehr ausführlichenBericht über die Herrschaft Emir Süleimäns, dem auch die vorgenanntenDaten entnommen sind.

') Hanivaldanus HMT 433, 52 = NMH 267, 12; Sa'deddin I, 249, 12.8) Mit einigen Lesefehlern publiziert TOEM V, 192.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 35: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

<)0 Franss T a e s c b n e r und Paul Wi t t ek

(l)

Ul» <>dJl >- er (8)^p «· «·u ;jJ-i (4)

Jl *Ui» (5)

~J\ c^uJi (6)

iiUUj *-J AJLJ (7)

(1) „Geschieden ist der Herr der Vezire, die Zuflucht(2) der Edlen1) der Menschen f^jJi) 'All Pascha, (3)Sohn des Haireddm Pascha — Gott gebe (4) ihnen beidendas Paradies zur Wohnung! — aus dem Hause (5) derVergänglichkeit in das Haus der Beständigkeit in derNacht (6) des Samstages, des 7. Regeb (7) des Jahres809 H." (= 18. XII. 1406 D.; der Wochentag stimmt2)).

Dieses Datum stimmt gut zu der Angabe des für diese Periodedie maßgebende Quelle darstellenden Hanivaldanus3), wonach€ 1 Pascha in Angora zu einer Zeit gestorben ist, wo Emir Süleimäanoch in Anatolien weilte, also jedenfalls beträchtlich vor dem Todedes Emir Süleimän, der bekanntlich erst 813 (beg. 6. V. 1410) inRumelien dem Müsä unterlegen ist4).

x) Kaum: „der .Scherife".2) Zur Kaienderberechnung der Higraära bei den Osmanen nach den

beiden Epochen 15. oder 16. Juli 622 vgl. jetzt JOACHIM MAYR bei FRANZBABINGER, Die Geschichtsschreiber der Osmanen und ihre Werke, Leipzig 1927,S. 417f. Die Grabinschriften der beiden Söhne Haireddins, *Ali Pascha undIbrahim Pascha (s.u. S.98f.) bezeugen, daß zu,Beginn des 9. Jahrhunderts H.im osmanischen Reich in der Praxis bereits nach der Epoche 16 gerechnetwurde (vgl. BABINGER, a. a. O. Anm. 1), während in den Kanzleien vielfachnoch die Epoche 15 als maßgebend galt (vgl. KRAELITZ, Osmanische Urkundenin türkischer Sprache, Wien 1921, S. 82, Anm. 3).

3) Der Hanivaldanus gibt hier dieselbe Quelle wieder, wie Nesri. Vgl.P. WITTEK in MÖG I, S. 113f.

*) Bei den Biographen herrschen widerspruchsvolle Angaben über seinTodesdatum und den Ort seines Grabes, die durch unsere Auffindung desGrabsteines entkräftet.werden. Am nächsten kommt dem Richtigen Müneg-gimbasy III, 326, der 810 als Todesdatum angibt; davon abhängig ist Sigitt-i-'Osmänl III, 493, der ihn aber in Adrianopel begraben sein läßt. Hadlqatul-vüzerä S (und danach 'Iläveli Esmär et-Tevärlh, S. 89), gibt 813 an (d. i. dasTodesjahr Emir Süleimäns), GiMeste-i-BeUg 62, das Jahr 814 (danach wäre er

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 36: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 91

In B r us s a befindet sich in der Mahalle "AH Pascha (südöstlichvom großen Friedhof bei Bunarbasy) eine von diesem gestifteteMoschee, die wohl dem <Imäret entspricht, das er nach .1) inBrussa gestiftet hat2), Unmittelbar vor der Moschee gleich linksvom Eingang, steht in der Ecke eines eingefriedeten erhöhten Gräber-feldes ein Stein mit der Inschrift3): „Der das Paradies bewoh-nende, selige — ihm sei vergeben — cAli Pascha, Sohn desHaireddin. Jahr 703 (so!)."

Der Stein gilt als Grabstein, doch hat die Inschrift nicht denCharakter einer ausgesprochenen Grabinschrift. Überdies erweist ihrDuktus sich als recht jungen Datums. Vollends unmöglich ist dasDatum 703, unter dem CAK Pascha hier als verstorben angeführt" er-scheint. Die Inschrift ist als Dokument nicht verwertbar. IhreExistenz kann man sich vielleicht so erklären, daß sie an die Stelleeines älteren Steines getreten ist, der denselben Wortlaut mit demDatum 803 getragen hat, also das Datum der großen Schlacht vonAngora zeigte, die nach der fast übereinstimmenden Aussage derosmanischen Historiker4) im Jahre 803 (22. VIII. 1400 — 10. VIII.

in Brussa begraben, eine Angabe, die wohl auf der gleich zu besprechendenInschriftstele bei der Moschee 'All Paschas in Brussa beruht); diesen folgtGEESE, EI. I, 869 a.

*) Druck, S. 188; vgl. oben Cod. Cayol.2) Die Vaqfijje einer von < 1 Pascha in Brussa gestifteten „Mesgid und

Zävije" trägt nach H. HÜSAMEDDIN TüTEM 16 (Heft 18/95), S. 374 das DatumZÜhigge 796 H. (27. IX. — 26. X. 1394 D.); ebenda S. 372 wird eine Tekjeerwähnt, die 'All Pascha offenbar zu einem früheren Zeitpunkt ebenfalls inBrussa dem Scheich Ebu Ishäq Käzerüni gestiftet hat, zu dessen Jüngern ergleich Bäjezid I. und Mollä Fenäri gehörte. Diesem Ebu Ishäq hat auchBäjezld L eine Stiftung gewidmet (Sükrülläh, MOG II, 98, Z. 20, dazuAnm. 29 mit weiteren Belegstellen, aber falscher Deutung des AusdruckesEbu Ishäq-Häne).

3) HASAN , Mirät-i-Brusa, S. 36: auch TOEM V, S. 192.*) Nur Qaramani Mehmed P.ascha (TüTEM XIV, S. 92, 1. Z.) hat das

.Jahr 805. Sükrülläh in MOG II, S. 102, l (im Text falsch; das richtige imApparat!) gibt als Datum den 27. Zilhigge 803 (8. VIII. 1401) an. Nesri(NöLDEKE's Auszüge in ZDMG XV, S. 365) sagt: „drei Tage vor Beginn desJahres 804*' (vgl. das dort folgende persische Chronogramm), was genau dem27. Zilhigge 803 entspricht.

Rechnet man die bei Sükrülläh, a. a. O., S. 102, 11 für die RegierungszeitEmir Süleimäns gebotenen Daten zurück, so fällt der Regierungsbeginn EmirSüleimäns (womit seine Thronbesteigung in Adrianopel gemeint sein muß) inden Safar 804 (November 1401), was ausgezeichnet stimmt. Anon., Urugund . melden für die Schlacht von Angora kein Datum, doch geben sie fürdie Ereignisse nach ihr, nämlich für Bäjezids Tod, Timurs Verteilung Klein-

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 37: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

92 F r a n z T a e s c h n e r und Paul W i t t e k

1401) stattgefunden und an welcher "Ali Pascha teilgenommen bat.Er war aus ihr mit Emir Süleimän nach Adrianopel geflohen (s. o. S. 89)und es ist sehr wohl denkbar, daß er während dieser kritischen Zeitfür eine Weile in Brussa als verstorben galt, weshalb man ihm nebenseiner Moschee ein Kenotaph als Erinnerungszeichen setzte.

Der in den späteren Aufzählungen der Großvezire als NachfolgerCAK Paschas figurierende Ibrahim Pascha war, wie aus 'Apz.1) mitgenügender Deutlichkeit hervorgeht und auch von den im Folgendenzu besprechenden Inschriften bestätigt wird, der zweite SohnHaireddm Paschas, also ein Bruder cÄli Paschas. Dieser klaren Aus-sage cApz.'s steht eine andere gegenüber, für die Idris Bidlisl alsHauptstütze angeführt wird, und die Ibrahim Pascha als Sohn CAKPaschas bezeichnet2). Da sich der von den Späteren hochgeschätzteasiens an die anatoKschen Fürsten und seinen Abzug, das Jahr 804 an (Anon.,S. 46, 26; Urug, S. 37, 10 und S. 105, 14; Verantianus HMT 370, 25 = NMH226, 28; <Apz., S. 80, 19; Hanivaldanus HMT 351, 20 = NMH 215, 16), woraussich für die Schiacht von Angora das Jahr 803 ergibt.

D u k äs (Bonn. Ausgabe S. 63,11) meldet für das Jahr der Schlacht einenKometen, der nach dem Kommentar desBullialdus (a.a.O., S. 563) im Februar1401 sichtbar war. Die Angabe des Ibn * Ar ab sah, 'Agä'ib al-maqdür ft akbärTimür, Bulaq 1285, S. 136, Z. 9: Mittwoch d. 27. Zühigge 804 stimmt, was denMonatstag anbelangt, mit Sükrüllähs Angabe überein. Der Wochentag jedochpaßt weder zu 803, noch zu 804. Genau zu dem 27. Zilhigge 804 stimmt dagegenseine zur Charakterisierung der Jahreszeit dienende Angabe, es sei der 28. Juligewesen. Auch die von JOBGA, GOR I, 321, Anm. l herangezogene Notiz auseinem griechischen Codex gibt als Datum den 28. Juli 6910 M./1402 D. an undsetzt noch richtig den Wochentag „Freitag*c hinzu. Doch ist es sehr zweifelhaft,ob diese Angabe als eine „gleichzeitige" Eintragung anzusehen ist. Um darüberzu entscheiden, müßte man den Codex, der über viele Jahre sich erstreckendeEintragungen aufweist, einsehen. Möglicherweise ist die Angabe dem Ibn<Arabsäh entnommen und nur der richtige Wochentag hinzugesetzt worden.Die Diskussion des Datums bei HAMMER, GOR I, S. 623 kann nicht befriedigen.Nach dem Gesagten dürfte das -allgemein angenommene Datum „Juli 1402" in„August 1401" abzuändern sein.

x) S. o. S. 85 die der Stelle S. 188 im Druck entsprechende Version desCod. Cayol. Zu dieser kommt noch die offenbar aus der gleichen Quellestammende Aussage der Oxforder Handschrift des Urug (ed. BAJBINÖERS. 28, Z. 2 v. u. ff.), die <Ali Pascha und Ibrahim Pascha als Söhne Haireddinsbezeichnet. Die Cambridger Urug-Handschrift (a. a. O. 99, 15), sowie dieübrigen Parallelberichte (Anon. GIESE, 31, 3; Verantianus HMT 328, 9 ==NMH 199, 39; Annales 18, 12 = NCh.ll, 19: <Apz. 70, 5) bringen an ent-sprechender Stelle die .Genealogie Haireddins nicht, sondern erwähnen nur den«Ali Pascha. .

2).Auch .bei den Byzantinern gehen die Angaben auseinander: WährendChalkokondyles 151, 13 Ibrahim als Sohn «Alis bezeichnet, bezeichnet Dukas158, 12 ihn als Bruder ( ) des «All.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 38: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyz de 93

Sa'deddm nach Abw gung der M glichkeiten f r Idris entscheidet1),folgen auch die Sp teren meist seinem Beispiel, wenn sie auch zu-geben2), da daneben auch eine andere Version existiere, die IbrahimPascha zum Bruder cAli Paschas mache3).

W hrend der ltere Bruder cAli Pascha dem Sultan als Vezirin sein Feldlager folgte, nahm der J ngere, Ibrahim, des VatersStelle als Herr von Serres ein — wenn man eine Stelle in einer Urkundedes Athos-Klosters Esphigmenu vom Mai 1387 auf ihn beziehen darf4).

Nach Chalkokoiidyles5) soll Ibrahim Pascha bereits unterB jezid I. eine Bolle gespielt haben,: bei dem Zuge gegen Timurlegt Chalk. ihm eine Rede im Kriegsrate in den Mund, in dem er vomKriege gegen Timur abr t. Eine Gruppe der t rkischen Chronistenerw hnt nebenbei, da er schon unter B jezid Vezir gewesen sei6).

. Eine aktive Rolle spielt er nach ihnen erst unter M s elebi,der nach dem Siege ber Emir S leim n den Ibrahim Pascha als denVezir seines verstorbenen Vaters B jezid nach Konstantinopel

x) Sa'deddinl, 346, 3ff. stellt die Angaben des Idris und des « syq-pasa (so!) gegen ber und entscheidet sich, haupts chlich auf Grund chrono-logischer Erw gungen (die von uns o. S. 66, An m. 4 charakterisierten An-gaben, da Haireddin bereits unter Osman hervorgetreten sei und zu der Sippedes Scheich Edebaly geh re) f r Idris.

2) C U gibt in seinem biographischen Abri K nh ul-ahb r V, 181 unten f.an, da Ibrahims Vater unter Bajezid I. Vezir gewesen sei. MimeggimbasyIII, 349, 5 zitiert Sa'deddm („Hoga Efendi") unter w rtlicher Anf hrungvon dessen Kritik an <Apz. und Idris Bidlisi. Nach diesen .allen dannHadlqat ul-v zer , S. 7, 1. Z.

3) So 8i$ill-i-<0sm nl I, 91; 'Jl veli JSstnar ut-teu rlh, S. 89.4) In der Mai 6895 Mundi/1387 D. (iiid. X) datierten Entscheidung des

Manuel Xenophon, Logothet von Serres und δικαιοφύλαξ des kumenischenPatriarchen ber Eigentumsverh ltnisse der Kirche St. Georg ό Μπαριάκος(d. i. Bariak = «jl-> )> wohl in Χριστούπολις (Kawalla), nennt dieser einenIbrahim (Μπραιμη Dat.) τα δίκαια του Κεφαλατηκίου κατέχων (s. R. P. LouisPETIT et W. REGEL, Acte-β d'JSsphigmeruyu: Actes de VAthos III = SupplementNr. l des 12. Bandes der Vizantijskij Vremennik [Βυζαντινά Χρονικά], St. Peters-burg 1906, S. 42f., Nr. XXI, Z. 19f.; vgl. auch EDOUARD DE MURAI/Γ, Essai deChronographie Byzantine, II. Bd., St. Petersburg 1871, S. 729, unter dem15. Mai 1387 mit Verweis aufM iXER-MiKLOSicn, Acta etDiplomata s. a. 6895);auf diese Urkunde sind wir durch das Zitat bei N. A, BEES, VizantijskijVremennik, Bd. 19, S. 313 aufmerksam geworden.

δ) Chalkokondyles Bonner Ausgabe lolff.; 151, 13 nennt er denIbrahim einen „bei B jezid allm chtigen" Mann (μέγιστον δη παρά τω Παιαζήτηδυνάμενον).

β) NeSri-Hanivaldanus bei Leunclavius HMT 446, 26 = ΝΜΗ 275, 33;R lii, Cod. BodJ. fol. 92 v. = Cod. Berol. fol. 91 v.; danach C H, K nh ul-ahbar V, 164, 14.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 39: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

94: Franz T ä e s c b n e r und Paul Wi t t ek

schickt, um vom Kaiser den seit der Schlacht bei Angora ausgebliebe-nen Tribut einzufordern. In Konstantinopel angekommen, setzt sichIbrahim Pascha jedoch mit Müsä's feindlichem Bruder Mehmed inVerbindung, geht zu ihm über und erhält von ihm die förmlicheBestallung zum Vezir1). Anders <Apz.2): danach wurde Ibrahim,während Sultan Mehmed in Amasia residierte, dessen Qädi'asker,und erst als Mehmed nach Brussa übersiedelte, dessen Vezir.H. HÜSAMEDDIN meldet eine Urkunde, auf der Ibrahim noch imJahre 818 H. (beg. 13. III. 1415 D.) als Qädi'asker erscheint, undzwar mit dem Namen Tägeddin Ibrahim Öelebi3).

*) Bei Nesrl -Hanivaldanus, Rühi und 'All an den eben (s. vorige Anmer-kung) angeführten Stellen. Bei R ühi hat der Bericht darüber folgenden Wort-laut (Cod. Bodl. fol. 92v.):

=ii\ Ja* \^ ü-MjjCr JjjLJ [=cod. BeroL, fol. 91 v., Z. 6ff.]J\l\ J

Jl üj pJsuu" e\j\ yjjoi^cJi-j v>^ (S^ ^ gj*» j>^Jjl Aa-j e A^^L jlLL· jLA «-Jj-kJ C^UI 4£jZ* iJ-3 Ul

«CÜaL· UL A\j\ [das folgende = cod. BeroL, fol. 94 v., Z. 6ff.]

<;LkU -bL·^ Ul fcod. Bodl., fol. 95 r.]

-*jl3j V"- /'"X l y^JUi Ju» <ui/eo>. . )^» jj^j jlf vj^j' <^„Um den Tribut von dem Tekfur von Stambul einzuholen, sandte er

(Müsä Öelebi) den Vezir seines Vaters, den klugen und wissenden, trefflichenund kundigen Ibrahim Pascha. Sobald dieser nach S tambuT" gekommen war,sandte er sofort dem Sultan (Mehmed) Nachricht, setzte ihn in Kenntnis vonden ruchlosen Taten Müsä Celebis und tat ihm kund, daß die Bege ihn haßten.Als der Sultan diese Nachricht vernahm, sandte er [dem Ibrahim Pascha] einenBrief und ein Ehrenkleid; er erwies ihm allerlei Ehre und lud ihn [zu sich] ein.Ibrahim Pascha entsprach der Einladung und ging zum Sultan über.

„Wie Ibrahim Pascha zum Sultan geht und dort Vezir wird, und wieder Sultan nach Rumelien übersetzt und mit..Müsä Beg Krieg führt.

„Ibrahim Pascha kam zum Sultan nach Brussa und versah seinen Dienst,wie es erforderlich war. Der Sultan verlieh ihm daraufhin den Vezirsrang undbestimmte seinen Dienst. Ibrahim Pascha seinerseits küßte des Sultans Handund schickte sich an, ihm zu dienen von ganzem Herzen."

2) Nach Cod. Cayol: s. o. S. 85, Aiun., Z. 5 des Textes.3) TüTEM 16 (Heft 18/95), S. 379, Anm. 11. In der hier zitierten Vaqfijje

des Sarygap'asazäde Öeläleddm Umur Beg unterzeichnet neben Ibrahimein sonst wenig bekannter Osmängyqly Imämzäde Halil Pascha alsVezir. Möglicherweise ist er identisch mit dem Häggi Halil Pascha, von

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 40: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Öändarlyzäde 95

Ibrahim Pascha wird dann erst beim Tode Mehmed's I. wiedergenannt, und zwar finden wir ihn da zusammen mitPascha und Bäjezid Pascha im Vezirat1), und zwar scheint er,wenigstens nach der Schilderung €Apz.'s gar nicht einmal die ersteRolle gespielt zu haben, denn als ausschlaggebend in den Be-ratungen wird immer der Rat des clvaz Pascha hingestellt2). Sogleich jetzt, wo es galt, den Tod des Sultans geheim zu halten,bis der Kronprinz Muräd, von den Veziren aus Amasia herbei-geholt, in Brussa angekommen sei, wohin die Leiche Mehmed'sgeleitet wurde.

Im Vezirat hat es offenbar Reibereien gegeben, die anscheinenddarin begründet waren, daß die Vezrre aus verschiedenen Ständenhervorgegangen waren: Bäjezid Pascha3), der als „Sipähi" bezeichnet /wird, also dem Ritterstande angehörte, war ein Kriegsmann, währendIbrahim Pascha und 'Ivaz Pascha, die als „Dänischmende" und„Städter" bezeichnet werden, dem geistlichen Stande angehörten4).Bei dem Aufstande des „falschen Mustaf ä" benutzten daher auch lletztere die Gelegenheit, Muräd II. zu bewegen, daß er Bäjezid !Pascha gegen den Prätendenten ins Feld schickte, wo er dann auch !umgekommen ist.

An Bäjezid Paschas Stelle nahm dann Muräd im Kampfe gegenden „falschen Mustafä" die drei Söhne desTimurtas Beg, Umur,

dessen Stiftungen . 190, Z. 12f. spricht, und dessen Gattin nach <Apz. 106,Z. 11 und dem Hanivaldanus (HMT 530, Z. 7 = NMH 316, Z. 30) unter denFrauen war, die L J. 828 H./1426 D. die kastamunische Prinzessin, die Muräd II.heiratete, einholten. H. HÜSAMEDDIN sagt von diesem Häggi Halil Paschaa. a. O. S. 382, daß er in dem Kriege gegen den „falschen Mu§tafä" gefallen sei,worauf dann Bäjezid Pascha an die erste Stelle im Vezirat gerückt sei(Quelle?).

*) Anon. GIESJB 55, 25; Urug 45, 20 und 112, l f.; ausführlicher <Apz.94, 17 f. (bei LEUNCLAVTUS, und zwar sowohl in den Annales, wie auch in HMTfehlt die Episode). Dukas Bonner Ausgabe, 128, 10 und 131, 11 nennt nurBäjezid Pascha und Ibrahim Pascha als Vezire bei Mehmeds Tode.

2) Über clvaz Pascha werden wir in einer späteren Arbeit handeln.a) Dukas 158, 15 sagt, Bäjezid Pascha habe als Vezir die erste Stelle

eingenommen, in welche Ibrahim Pascha erst nach dem Untergange ßäjezidPaschas aufgerückt sei (vgl. auch u. S. 97 Anm. 1).

4) Anonymus 56, 10; Verantianus bei LEUNCLAVIUS HMT 491, 12 =NMH 293, 4; «Ali, Künh, V, 198, 10. Auf dieser Charakterisierung der Paschasin den alten Chroniken beruht auch wohl «Äli's sicher wohl zutreffende Bemer-kung V, 181, vorl. Z., Ibrahim Pascha sei aus der «Ulemalaufbahii hervor-gegangen.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 41: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

•gg F r a n z T a e s c h n e r nnd Paul W i t t e k

Urug und 'Ali ins Vezirat, so daß es eine Zeit lang fünf Veziregegeben hat1).

In der Entscheidungsschlacht gegen den „falschen Mustafa" ander Brücke von Ulubad tritt nach der bei cApz, und Nesri (Hanival-danus) vorliegenden ausführlicheren Version wiederum Ibrahim zu-gunsten des 'Ivaz Pascha zurück; und als er nach der Flucht desPrätendenten dorn Sultan rät, die sich ergebenden Anhänger des-selben zu töten, wird sein Rat gegenüber dem milderen Kate TrazPaschas nicht angenommen2).

Bei der Verfolgung des „falschen Mustafa" über die Dardanellen-straße kommen aber dem Sultan die Beziehungen Ibrahim Paschaszu Gallipoli, der Stadt, in der einst, wie es scheint3), sein Vatermehrere Jahre seinen Amtssitz gehabt hatte, gut zustatten: als inLapsaki keine Schiffe zum Übersetzen zur Stelle sind, läßt Ibrahim'Pascha durch einen seiner Klienten aus Gallipoli, namens Tah äretsizHatib, ein fränkisches Handelsschiff chartern, auf dem das Heernach Rumelien übergesetzt wird4). Auch die Beziehungen IbrahimPaschas zu Isnik sind bei den türkischen,Chronisten bezeugt: inseinem Hause (Serai) daselbst nimmt der gegen seinen großherrlichenJJruder aufständische Prinz Mustafa Celebi Quartier5).

Nach Unterdrückung der Aufstände des „falschen Mustafa" und-des Prinzen Mustafa, entkleidet Muräd wieder die drei Söhne des"Timurtas der Vezirswürde und schickt sie in die Provinzen, so daß

*) Urug 46, 20 und 112, 22; <Apz. 97, 12 (Die Stelle ist nach Türk JurduJST. F. V, S. 393 [KILISLI RIPCATJ zu verbessern); Hanivaldanus HMT 486, 8 =NMH 289, 42. .

2) <Apz. 98, 18; Hanivaldanus HMT 488, 20 = NMH 29J, 8; diese Episodeist sonst anscheinend nur bei Müneggimbasy III, 339, 22 wiedergegeben.

3) S. o. S. 77.4) <Äpz. 99, 16; Hanivaldanus HMT 489, 16 = NMH 291, 41 (LEUN-

-CLAVJUS hat seine Vorlage falsch wiedergegeben); ausführlicher Sa'deddml,314, lOff.; mit einigen weiteren Details Müneggimbasy III, 339 unten f.

.Nach Dukas 165, 17ff. war der Reeder des Schiffes der genuesische EdelmannG i o vanni Adorno, Podestä von Neu-Phokäa (Jeni Foca am Golf von Smyrna,vgl. 163,1. Z.) der im Begriffe stand, seinen einst mit Mehmed I. abgeschlossenenFreundschaftsvertrag mit Muräd . zu erneuern. Zugleich mit dessen Gesandten

.an Muräd kehrte (Hatäb) zu Adorno. zurück, der den Handel be-treffs der Schiffe zwischen den Veziren Murads und Adorno vermittelte.

JDukas, der Sekretär Adornos war (165, 14), berichtet hier aus eigenemWissen.

5) cApz. 102, 1; Hanivaldanus, HMT 525, 48 = NMH 313, 41. Danach.auch Müneggimbasy III, 341U.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 42: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarljzäde ' . 97

Ibrahim Pascha nur noch den Ivaz Pascha als Kollegen zur Seitehat1) (826 H./1424 D.).

Die Byzantiner berichten von Ibrahim Pascha eine Griechen-freundlichkeit, wie sie uns schon bei 'Ali Pascha aufgefallen war, unddie auch von R ühi bestätigt wird. Deren Grund muß uns vorläufigunklar bleiben. Jedenfalls scheint Ibrahim Pascha irgendwie Be-ziehungen zu Byzanz gehabt zu haben, was nicht nur Müsä veranlaßthatte, ihn nach. Konstantinopel als Gesandten zu schicken, sondern,gleich nach seinem Regierungsantritt, auchMuräd II.2). Mit ihm ver-handelt ferner Phrantzes über Patras3).

Nach Erledigung des „falschen Mustafa" trug sichMuräd mit demGedanken eines Angriffes auf Konstantinopel, ließ aber davon ab,als Ibrahim Pascha, von Konstantinopel kommend, mit reichenGeschenken — doch wohl des griechischen Kaisers — vor ihm er-schien und dadurch seinen wohlbegründeten Unwillen beschwichtigte4).

*) <Apz. 103, 1. Z. ; Hanivaldanus HMT 527, 39 = NMH 314, 50. H. HÜSÄM-EDDIN sagt TüTEM 16, S. 382, Ibrahim Pascha, bis dahin QädTasker, . sei erstals Häggi Halll Pascha im Kampfe gegen den „falschen Must-afä" gefallen undBäjezid Pascha an dessen Stelle gerückt war, als zweiter Vezir ins Vezirat ge-kommen (Quelle? vgl. o. S. 94 Anm. 3). TüTEM 17/18, S. 150 berichtet erdann weiter, daß Ibrahim, als Bäjezid Pascha umgekommen war, i. J. 825H./1422 D. an dessen Stelle rückte (vgl. den Bericht des Dukas 158, 15 o. S. 95Anm. 3). S. 151: bei dem letzten Aufstande des „falschen Mustafa" i. J.829 H./1425— 26 D. (in Anm. 2 behauptet H. HÜSAMEDDIN, belegen zu können,daß der „falsche Mustafa" nicht, wie allgemein angenommen, i. J%825, sondernerst 829 gefangen genommen und getötet worden sei) habe dann Muräd II. denIbrahim Pascha abgesetzt, und den ^vaz' "Pascha an seine Stelle gesetzt.H. HüsÄMEDDiN würde sich durch die Veröffentlichung der Dokumente, diediese mit den Berichten der Chronisten vorläufig schwer vereinbaren Datenstützen, ein großes Verdienst erwerben.

2) Dukas 158, 12ff. K ühi, der die Regierung Muräds II. im 6. Matlab,fol. 108 v. ff. behandelt, sagt unmittelbar nach dem Bericht über die Absendungder Eilboten durch die Vezire clvaz, Bäjezid, und Ibrahim Pascha zur Ein-holung des Kronprinzen Muräd: ^J^j <$Z^ ^jJiJ^üjjb^l JpLj^» Lil ^1^1 ^UA(= cod. Bodl. 106 r., welcher jf^^u^kJi hat).

3) Phrantzes, Bonner Ausgabe 153, 12; der dabei den Ibrahim Paschaden „ersten im Rate des Emirs" ( ) nennt.

4) Rühi, Cod. BeroL, fol. 111 v.: LjlL ^\j\ ** J

J\)j\ C>j\jj <Sj* In der Marsh'schen Handschrift der Bodleinna lautetdie Stelle: \ dUo,J *^U ^~~, U» Jj-'bJ /^<5^ *?£* *J$ * ~>\*J\ ^LlCLp m\ * - > · J^A-i5 Ul Biese Stelle ist wörtlich bei *Äli V, 202,vorl. Z. wiedergegeben, wie denn «Ali auch vorher schon aus Rüh i schöpft.

7 lelam XVIII

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 43: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

gg Franz T a e s c n n e r nnd Paul Wit tek

Im Jahre.831 H./1427-28D. berichten Rühi undUrug, bei Gelegen-heit der Unternehmung gegen Saloniki habe Muräd II. wiederumdrei Vefcire gehabt: zu Ibrahim und 'Ivaz Pascha kommt ein gewisserMehmed Aga1). Muräd zieht in dem genannten Jahre gegen Saloniki,das nach 40 Tagen erobert wird, und kehrt dann nach Adrianopelzurück2).

Im Anschluß daran berichtet Ruh! von dem Streit mit demQaraman . Beg wegen eines Pferdes3): der Abgesandte des Sultanswird abschlägig beschieden. Darauf berät sich der Sultan mit seinenVeziren. Mitten in den Bericht über diese Angelegenheit ist der überden Tod Ibrahim Paschas eingeschoben;4) erst danach folgt der Berichtüber den Zug gegen Qaraman und den darauf folgenden Frieden.Jedenfalls scheint Ibrahim Pascha im Laufe der Aktion gegen Qara-man in Brussa gestorben zu sein5).

Er liegt in seiner gleich innerhalb des Lefketores in Isnik befind-lichen Türbe begraben (Abb. 11).

Die Grabinschrift Ibrahim Paschas lautet nach unserer Abschrift :Vorderseite:

JJuii (1)

(-2)

40)! je* 4 (so!) ,1 dül^il (3)

Rückseite :Ä -\*L. J (so!) sjbtoJl i * aj^Jb AjjVl ^f\ tym (1)

(so!) Jb^l y. iiUUj jdij \ (2)Vorderseite: „(1) Hinüber schied die Zuflucht der

Edlen der Menschen6), (2), der Rückhalt der Vezire, das

!) So Rühi, Cod. Berol. 113 v. = Cod. Bodl. 112 r.; Urug 49, 4 (nur imCod. Oxf.) nennt anstatt des clvaz Pascha den Saryga Pascha.

2) Rühi a. a. O.; danach cÄli V, 204,^2.3) Rühi, Cod. Berol. 114 r. = Cod. Bodl. 112 v.; vgl. auch <Äii V, 208;

Dukas203. · .4) Der Wortlaut bei Rühi ist: olij Ul ^1^1 «Juli Jjl jUl yjjuj oj^

^oJjl j^j 4i jr^ ^Irl ^Jül ^C-c ^li [cod: Bodl., fol. 113 r.] Ll JJi J£jl ojjul

^)l ^-y Aa;j^l ^UL <fjjU sJjl j^jj ^o 14 Api J^3 (so!)5) Vgl/ u. S. 99 den Bericht des Hanivaldanus, daß Ibrahim Pascha in

Brussa an der Pest gestorben sei.6) Zu dieser Phrase vgl. o. S. 90 den Grabstein <Ali Paschas.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 44: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die VezirfamilSe der Öandarlyzäde 99

Heil .der Länder, die Sicherheit (3) in Gefahren, Ibrahim,Sohn des Haireddin Pascha. — (4) die Erde werde ihmangenehm — ins Jenseits.

Rückseite: „(1) Donnerstag, den 24. Zilq. im Jahre (2)832 der Hidschrazeitrechnung" (== 25. VIII. 1429 D.; derWochentag stimmt)1).

Dasselbe Todesdatum, aber ohne Angabe des Ortes, haben Urugund Anonymus2). Der Haiuvaldanus3) läßt ihn in Brüssa4) an derPest sterben, wobei ein Todesdatum nicht ausdrücklich angegebenwird, die Ereignisse aber dem Wortlaute nach auf das Jahr 831 zubeziehen sind. Indessen verteilen sich die Todesdaten der dort als ander gleichen Pest verstorbenen Männer, soweit sie anderweitig bekanntsind, auf die Jahre 831—8345): es handelt sich offenbar um eine mitgroßer Heftigkeit ausgebrochene Epidemie, die sich nicht auf eineinziges Jahr beschränkte, sondern mehrere Jahre hintereinanderimmer wieder Opfer forderte, ein Fall, der nicht vereinzelt in der

1) Vgl. das o. S. 00 Anm. 2 zur Datumsfixierung bemerkte.2) Anonymus 65, 19; Verantianus HMT 507, 39 = NMH 302, 51;

Urug 114, 12f. (c. Cambr.; an entsprechender Stelle in c. Oxf. 49, 5 fehlt dasDatum); Annales 36, 11 = NCh 21, 5.

3) LEUNCLAVIUS, HMT 543, 43 = NMH 325, 17; danach Sa'deddin I,345, Z. 3 v. u.

4) Verantianus und Annales geben als Todesort Adrianopel an, ein,wie ein Blick in den Anonymus steigt, naheliegender Felller des Übersetzers,der die Ortsangabe des unmittelbar davor berichteten Ereignisses (RückkehrMuräds nach Adrianopel) auch für dieses heranzieht. Diese Fehlbeziohung istübrigens türkischen Lesern auch unterlaufen: 'All gibt V, 182, l als Sterbeort»ebentalls Adrianopel an, dazu noch 181, 1. 25. eine zweite Fehlbeziehung: alsSterbejahr· 831; auch Müneggimbasy , 348, 4 führt den Tod IbrahimPaschas unter dem Jahre 831 an. Danach hat dann Hadiqat vl-vitzerä, S. 8als Jahr 831 und als Ort Adrianopel angegeben (so auch Sämi, Qämüs I, 554).Korrekter ist wieder Si$itt~i-'Osmäni I, S. 91, der ihn 832 oder 833 an derPest sterben läßt (Eswar et-tevärlh, S. 89 gibt 832 und Adrianopel).

5) Von den dort genannten Personen sind gestorben im Jahre 831: clvazPascha (ausweislich seines Grabsteines, der von uns in einer der folgendenAbhandlungen veröffentlicht wird; die Grabschrift ist, mit einer Fehilesung anentscheidender Stelle, wiedergegeben bei ISMAILHAQQI, Kitäbeler, Stambul 1927,S.40, Anm«; in der Literatur wird als Todesjahr «Ivaz Paschas 832 angegeben);im Jahre 832 außer Ibrahim Pascha noch die beiden Brüder Sultan Muräds,Jüsuf und Mahmud Öelebi (lt. Aufschriften auf ihren Gräbern in Brussa:«ABDUI.QADIR, Brusa rehberi, S. 20 und 23); im Jahre 832 oder 833 der berühmteHeilige von Brussa, Emir SuHän (Tkz. 60; RESCHER 31; nach Megdi 76 imJahre 833); im Jahre 834 gar erst Mollä Fonäri (Megdi 48, 24 und amBande von S. 53; im Jahre 833 hatte er noch eine Pilgerfahrt gemacht: Tkz 25;RESCHER 11; Megdi 48).

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 45: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

100 Franat -Taeschner und Paul W i t t e k

Geschichte der Pestepidemien dastehen dürfte. All diese Einzel-etappen der großen Epidemie sind offenbar im Hanivaldanus unterdem einen Bericht vom Jahre 831, dem Jahre ihres ersten Ausbruches,zusammengefaßt.

In der Türbe Ibrahim Paschas steht an die Wand gelehnt eineInschrifttafel (Abb. 4), die offenbar von einem jetzt zerstörten Bau-werke stammt. Sie lautet:

(1)b ul jjJI j± fj>-JJ \ Ul ^\j\ J.xcVI ^yl jrjjll (2)

(so!) l$*Uj> i fUUj Cr^j uU ü- s^yl ^al*· ^ u^l O„ (3)

„(1) Im Namen Gottes des Allerbarmers! Den Bau diesesedlen gesegneten 'Imärets hat befohlen (2) der sehr weiseund sehr gerechte Vezir Ibrahim Pascha. Sohn des seli-gen Haireddin Pascha — sein Schatten möge Dauerhaben — Am (3) Montag, den 3. Öum. II. des Js. 828 H.(22. IV. 1424 D.; dieser Tag war jedoch ein Sonntag)1) und seineVollendung [fand statt] im[Jahre] 830 H. (beg. 2. XI. 1426 D.)-"

Die Inschrift stammt wohl von dem zerstörten /Imäret unmittel-bar neben der Türbe, dessen Grundmauern und Herdstelle sowie dasaus einem skulptierten antiken Sarkophag bestehende Wasserbeckennoch sichtbar sind. Dies ist wohl das von <Apz.2) dem Ibrahim Paschain Isnik zugeschriebene 'Imäret.

Der dritte von cApz.3) erwähnte Sohn Haireddm Paschas,1) Die in der vorliegenden Inschrift gebotene Fixierung des Datums

muß auf einem Irrtum in irgend einer Richtung beruhen, denn sie stimmtweder zu der in den osmanischen Kanzleien bis in die Zeit Bäjezids II. hineinüblichen Datierung nach der Epoche 15 (nach dieser wäre der 3. Öum. II, 828ein Samstag), noch nach der ausweislich der Inschriften bereits in dieser Zeitüblichen Datierung nach der Epoche 16 (vgl. die Grabinschrift 'Ali PaschasOiS.90,Anm. 2), nach der auch die WÜSTENFELD 'sehen Tabellen berechnet sind.Es liegt also ein Fehler entweder in der Angabe des Wochentages, oder des Datumsvor, der übrigens nicht verwunderlich ist, da es sich um ein bereits zwei Jahrezurückliegendes Datum handelt (der Montag war nach Epoche 15 der 5. Gum.II, nach Epoche 16 der 4. öum. II; durch Aimahme eines Fehlers im Monat,öum. II anst. I, oder des Jahres, 828 anst. 818 o. ä., wird die Divergenz nurnoch größer).

2) Abschrift des Cod. Cayol, S. 146, Z. 3 ff. (s. o. S. 85, Z. 7 des Textes).An der entsprechenden Stelle im Druck, S. 188, vorl. Z. ist es alsZämje bezeichnet.

3) €Apz. 188, Z. 5 v; u.; vgl.^auch die o. S. 85, Z. l des Textes angeführteStelle nach dem Cod. Cayol.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 46: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 101

lljäs Pascha, soll Beglerbeg gewesen und unter Bäjezid I ge-storben sein1).

Sein Name erseheint auf dem Fragment eines Grabsteines seinesSohnes Däöd Celebi, das in der Türbe Haireddms lose liegt. DieGrabinschrift (Abb. 5) lautet:

(1)(so!) *U [IL,] j^ fl/1 f>\ (eo!)«)^l?'[J] jy (2)

„(1) Däüd Öebeli, Sohn des lljäs Pascha, Sohnes desHaireddin Pascha, (2) starb im heiligen Muharrem vonden Monaten [des Jahres] 898 H. (23. X. — 21. XI. 1492 D.)."

Die Inschrift weist einige graphische Eigentümlichkeiten auf, die viel-leicht auf ein Mißverstehen der geschriebenen Vorlage durch den Steinmetzenhinweisen: in der ersten Zeile fällt die eigentümliche Form des Sin von U lauf, die man in anderem Zusammenhange <~ deuten würde; in der zweitenZeile ist das langgezogene Tä von «fiele* höchst auffällig; vielleicht kannman dies mit dem zu fordernden, aber hier fehlenden Worte 4L-, in Zusammen-hang bringen und annehmen, daß dies wohl in der Vorlage gestandenhabe, aber vom Steinmetzen in dieser Weise mißverständlich wiedergegebenworden sei.

Von dem zweiten Sohne Haireddins, dem Vezir Ibrahim Pascha(I), sind drei Kinder nachweisbar, alle drei in Isnik inschriftlich ver-ewigt : der Vezir Halil Pascha, Mahmud Öelebi und Fätma Hatun.

Der älteste Sohn, nach dem Großvater Halil3) genannt, war, alssein Vater starb, Qädi'äsker4) und wurde von Murädll. an desVaters Stelle zum Vezir gemacht5).

Auch neben Halil Pascha hatte Muräd H. zeitweilig noch

1) So SigiU-i^Osmüni I, 396; Quelle?2) Wahrscheinlich Fehlschreibung für £jlr; oder sollte damit ein nach-

. drücklicher Hinweis („an eben diesem Datum") gemeint sein ?3) Über das Verhältnis Halils zu Ibrahim bestehen bei den Chronisten wie

Biographen keinerlei Zweifel; nur €Äli, Künh ul-ahbär V, 222, 1. Z. bezeichnet-ihn in seinem biographischen Abriß fälschlich als Sohn * 1 Paschas. DieChroniken bezeichnen in dem Bericht vom Tode Ibrahim Paschas diesenausdrücklich als Vater Halil Paschas (siehe die Stelle o. S. 98 Anm. 4). DieserZusatz fehlt indessen im Gieseschen Texte des Anonymus und im Verantianus,findet sich aber in einer ganzen Anzahl von Handschriften des Anonymus (vgl.die Varianten).

4) Urug 49, 7 (c. Oxf.; die Angabe fehlt im c. Cambr.)5) S. die vorige Anm.; außerdem Urug 114, 14 (c. Cambr.).

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 47: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

]02 K r a n » T a e s c h n e r and Paul W i t t e k

andere Vezirc1), doch nahm Halil offenbar unbestritten die erste Stelleals Berater des Sultans ein2), dem die Chronisten vielfach vorwichtigen Entschlüssen eine Beratung mit Halü in den Mund legen3).

Bekannt ist auch Halils Griechenfreundlichkeit, die sowohltürkische wie byzantinische Schriftsteller bezeugen4), und die ihmspäter verhängnisvoll werden sollte. Nach Phrantzes verdanktOstrom ihr zum letzten Male die Abwendung des entscheidendenSchlages gegen sein Bestehen: er berichtet5), als Kaiser Manuelwegen der Vereinigung mit Rom nach Italien fahren wollte, beabsich-tigte Muräd II. Konstantinopel zu belagern, unterließ es aber auf denBat Halil Paschas.

Als im Jahre 847 H./1443 D. Muräd II. zum ersten Male zu-gunsten seines Sohnes Mehmed abdankte, gab er ihm den HalilPascha alsVezir und denMevlänäHosrev als Qädi'asker zur Seite.6)

*) Nach Urug 53, 13 (c. Oxf.) waren im Jahre 846 neben Halü Paschanoch Fazlulläh Pascha und Qäsim Pascha Muräds II. Vezire; der Cod. Cambr.berichtet 116, 20 dasselbe, doch ohne Qäsim Pascha unter dem Jahre 843.

2) Chalkokondyles sagt 340,13f. von ihm, daß er als „einMann, der anStaatsklugheit an der Pforte des Königs der erste war," dort die Macht in derHand hatte; Phrantzes 265,18 nennt- ihn „den ersten im Rate" Mehmeds H.

3) So gibt ihm Muräd die Absicht kund, zugunsten seines Sohnes von derHerrschaft zurückzutreten (<Apz. 131, 17; Hanivaldanus HMT 559, 39 =NMH 334, 41), und bespricht mit ihm das Heiratsprojekt zwischen seinemSohne Mehnied und der Tochter Süleimän Begs, des Fürsten von Dulqädir(<Apz. 137, 14; Hanivaldanus HMT 568, 33 = NMH 340, 1.1).

Nach Chalkokondyles 242, 21 geleitete Halü Pascha die serbischePrinzessin, die Muräd heiraten sollte, an den Hof des Sultans: die türkischenChronisten ( , 122, 8; Hanivaldanus HMT 548, 1. Z. = NMH 328, 25)berichten nur, daß die Paschas (Vezire, ohne Namennennung) Muräd geratenhätten, auf das Heiratsangebot des Serbenfürsten einzugehen, die Geleitungder Braut von Üsküb. hätten Eunuchen besorgt.

4) Halils Qriechenfreundlichkeit wird ausgesprochen von Chalkokondy-les 330, 6 und von Dukas 235, 10 (dieser gibt zwei Gründe dafür an: einmalsei er ein einsichtiger und edler Mensch, zum anderen für Geschenke zugänglich)und 251, l (überliefert einen ihm wegen seiner Griechenfreundlichkeit an-gehängten Spitznamen d.i. fkjji ^1^,/Ungläubigenkumpan").Nach *Apz. 141, 17 ist bei der drohenden Belagerung Konstantinopels durchMehmed II. die letzte Hoffnung für den byzantinischen Kaiser sein „Freundcs.(*£~*j->) Halil Pascha.

.5) Phrantzes 180, 12.6) Urug 55, 2 und 7 = 117, 16; Anonymus GIESE 68, 8; Verantianus

HMT 512, 52 = NMH 305, 47; Annales 39,7 = NCh 22, 39; <Apz. 131, 3 v. u.;Hanivaldanus HMT 560, 6 = NMH 335, 1. Nach Dukas 220, 15 waren imJahre 847 H. Halil ( ), S^ryga ( ) und Zaganos ( ) dieRatgeber des jungen Mehmed. . ' -. ·

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 48: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 103

Bei dem mehrfachen Wechsel von Vater und Sohn auf demThrone, der zu den folgenden Jahren gemeldet wird, erscheint immerHalil Pascha als der Vezir des regierenden Herrschers, während Muräddem wieder vom Throne abtretenden Prinzen andere Paschas alsVezire zur Seite gibt1).

Auch aktiv scheint Halil Pascha in die mehrfachen Regierungs-wechsel eingegriffen zu haben: so berichtet der Hanivaldanus2),nach der Schlacht von Warna habe er zusammen mit Ishaq Paschaund clsä Beg den jungen Mehmed gedrängt, Muräd wieder auf denThron zu rufen, und nach dem Janitscharenaufstand im Jahre 850H./1446 D. soll nach den türkischen Chronisten3) Halil Pascha imEinvernehmen, mit den übrigen Paschas heimlich Muräd wieder aufden Thron gerufen haben. Chalkokondyles fttgtJiinzu4), Mehmedhabe deshalb dem Halil Pascha gezürnt, habe aber den Zorn nichtgezeigt, da Halil viel bei Muräd gegolten habe. Jedenfalls werdendiese Maßnahmen Halils, die den ehrgeizigen Prinzen verletzenmußten, mit ein Grund für dessen Zorn auf Halil gewesen sein, dessenEntladung sich Mehmed für später aufsparte.

In seinem Testamente setzte Muräd seinen Sohn Mehmed alsErben und den Halil Pascha als „Aufseher" (^Ül) ein5), m. a. W.er empfahl ihn seinem Sohne als Vezir. Der Tod Muräds wurde wieeinst der Melameds I. von den Paschas solange geheim gehalten6), bisder neue Sultan, der durch Halil Pascha von dem Tode seines Vatersbenachrichtigt wurde7), zur Thronbesteigung in Adrianopel angekom-men war, während unterdessen Halil Pascha die aufrührerischenJanitscharen bändigte8). Zur Huldigung fand sich Halil Pascha mitseinem Kollegen im Vezirate Muräds. H., Ishäq Pascha, sowie die

*) Als nach der Schlacht bei Varna (Halil Paschas Rolle bei diesemFeldzuge siehe <Apz. 132, 19; Hanivaldanus HMT 562? 5 = NMH 336, 12)Muräd die Regierung wieder übernimmt, gibt er seinem Sohne Mehmed denSaryga Pascha (Sat-utzem bassam) und Ibrahim Pascha nach Magnissa mit.(Hanivaldanus HMT 564, 23f. = NMH 337, 29; 'Ali, Künh V, 216, 10); zuDukas 227, 11 f. vgl. u. S. 104 Anm. 2.

2) Hanivaldanus HMT 563, vorl. Z. = NMH 337, 17 (nicht bei <Apz. 133).*) Urug 59, 10 und 121, 11; Anonymus 70, 17; Verantianus HMT

517, 14 = NMH 308, 26; Annales 41, 15 = NCh 23, 52. Chalkokondyles352f.; Dukas 222, 3.

4) Chalkokondyles 353, 14.s) «Apz. 140, 2; Hanivaldanus HMT 571, 36 = NMH 345, 51.*) <Apz. 140, 4; Hanivaldanus HMT 572, 36 » NMH 342, 26.?) Dukas 255, 11.») Chalkokondyles 375, 20ff.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 49: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

]Q4 Franss T a e s c h n e r und Panl Wi t t ek

Vezire des bisherigen Kronprinzen ein1), und der neue Sultan Meh-med II. bestätigte Halil Pascha in seiner Stellung2).

An den Ereignissen gleich nach der Thronbesteigung Mehmedshat Halil Pascha in seiner Eigenschaft als Vezir, der die Verhand-lungen zu leiten hat, hervorragenden Anteil: er gibt dem während desgaramanischen Feldzuges mit einer sehr unzeitgemäßen Botschaftim Hoflager des Sultan eintreffenden Gesandten des byzantinischenKaisers Konstantin XIII. Bescheid3), und vermittelt den Frieden mitdem Qaramanoglu4), durch den Mehmed freie Hand gegen Byzanzerhält.

Der verhaltene Groll, den Mehmed wohl gegen Halil Paschanährte, bekam neue Nahrung, durch dessen Stellungnahme in dennun folgenden Unternehmungen gegen Konstantinopel. Bei demBau von Rumeli Hisär scheint es noch ohne Konflikt abgegangenzu sein5), ja Halil Pascha soll selbst einen der Türme der neuen Zwing-burg errichtet haben6). Doch schon als Mehmed, nach Dukas, seinenVezir nächtlicherweile zu sich berief, und von ihm Konstantinopelforderte, versetzte er diesen in nicht geringe Verlegenheit7).

Der Kaiser, durch die Vorbereitungen aufmerksam gemacht,versuchte durch eine Gesandtschaf t das drohende Urteil abzuwehren,

1) Dukas 227, 11; s. die folg. Anm.2) Dukas 227, 16; Urug 64, 18 und 123, 12 nennt als die vier Vezire

bei der Thronbesteigung Mehmeds II.: Halil Pascha, Saryga Pascha, denEunuchen Sihäbeddin Pascha und Ishäq Pascha. Dukas 227,11 f. nennt beider endgültigen Regierungsübernahme Mehmeds den Eunuchen Sähm ( )und den Ibrahim Pascha als seine Vezire, während Halil und IshäqPascha als die Vezire des verstorbenen Muräd erscheinen. Daß der hier alsVezir des Kronprinzen mehrfach genannte Ibrahim Pascha identisch mit demSohne Halils sei, erscheint bei dessen Jugend (er ist 834 H. geboren, alsogleichaltrig mit Mehmed II; vgl. u. S. 108) ausgeschlossen. Der Name desEunuchen Sähin dürfte bei Dukas eine Verwechslung mit Sihäbeddin sein.

3) Dukas 235, lOff.4) Chalkokondyles 377, 9.5) cApz. 141, 10 und der Hanivaldanus HMT 577, 43 = NMH 345, 32

berichten, wie Mehmed seinem Vezir, den er „Lala" anredet, gegenüber dieAbsicht ausdrückt, auf der europäischen Seite des Bosporus eine Zwingburgzu bauen.

6) Dukas 242, 4; ib. 246, 7 wird der Turm Halil Paschas erwähnt: einenändern Turm erbaute Zaganos Pascha; die Inschrift ist noch erhalten undvon HALIL EDHEM in der TOEM II, Heft 8, S. 484ff. veröffentlicht worden.

7) Dukas 250f.; der Hanivaldanus HMT 578, 21 = NMH 345, 50 berichtetnur schlicht, yrie Mehmed nach der Eroberung von Rumeli Hisär an HalilPascha («Apz. 141, 1. Z. ohne Nennung einer angeredeten Person) die Absichtbekundet, den Sommer in Konstantinopel zu verbringen, d. h. es zu erobern.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 50: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 105

wobei er sich, nach €Apz., der Fürsprache Halil Paschas versicherte1).Nach Phrantzes riet dann Halil Pascha unter Hinweis auf dieMöglichkeit, durch die Belagerung von Konstantinopel eine Koalitionder europäischen Mächte heraufzubeschwören, zur Aufhebung der Be-lagerung, drang aber infolge Widerspruches seines Feindes ZaganosPascha nicht durch2). Dieses Vorkommnis mag wohl in Mehmed,der nun Verdacht gegen Halil Pascha geschöpft hatte3), den Entschlußentschieden haben, den mächtigen Vezir bei einem günstigen Zeit-punkt zu beseitigen.

Dieser günstige Zeitpunkt, sich des unbequemen Beraters zuentledigen, bot sich Mehmed, als er sich nach der geglückten Erobe-rung Konstantinopels im Jahre 857 H./1453 D. dem Heere, dasoffenbar Halil Pascha zugetan war, gegenüber genügend sicher fühlte :am 30. Mai 1453, d. i. am Tage nach der Eroberung4) ließ Mehmedden Halil Pascha verhaften, nach Adrianopel schaffen und in demdortigen Gefängnisturm einschließen, wo er dann nach einigen Wochenhingerichtet wurde5): das erste Beispiel in der osmanischen Geschichte,daß ein Sultan seinen höchsten Beamten mit dem Tode bestrafte.Halil Paschas tragisches Ende rief im Heere große Trauer hervor6).Sein beträchtliches Vermögen ließ Mehmed einziehen7).

Damit endigte in tragischer Weise die erste große Periode desosmanischen Reiches, die an der Seite von kriegsgewohnten Herr-schern ein Geschlecht von Staatsmännern zeigt, denen wohl haupt-sächlich die Organisation des neuen Staates zu danken ist und derenStellung in demselben so fest war, daß sie es wagen durften, demHerrscher unverhohlen ihre Meinung zu sagen. Was wir bisher zuder Geschichte dieses Geschlechtes geboten haben, war eine schlichteZusammenstellung der äußeren Daten, soweit sie aus den uns bisher

*) <Apz. 141, Uff. tischt hier die schon bei «Ali Pascha (s. o. S. 87) erzählteGeschichte von der Bestechung durch mit Geld gefüllte Fische wieder auf;der Hanivaldanus HMT 578, 37 = NMH 345, 1. Z. berichtet nur von derAbsend ng des Gesandten, ohne Halil Pascha mit in diese Angelegenheithineinzuziehen.

2) Phrantzes 265ff. (hier wird Halil falschlich ' genannt).Der Kriegsrat mit der Kontroverse Halil—Zaganos auch bei MüneggimbasyIII, 368, lOff.

*) Dukas 300, 2.4) «Apz, 142, 7; mißverstanden wiedergegeben im Hanivaldanus HMT

580, 3 = NMH 347, 1.*) Chalkokondyles 403, 1. Z. ff.; Phrantzes 293, 20; Urug 66, 3

v. u. und 124, 15; MüneggimbaSy III, 370, 20.«) Phrantzes 294, 3.7) Chalkokondyles 404, 6.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 51: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

106 Franz Taesehoe r und Paul A V i t t e k

zugänglich gemachten Quellen zu entnehmen sind. Diese Datenhaben sich als z. T. reichlich lückenhaft, und z. T. vielleicht auchtendenziös gefärbt erwiesen, und es muß der weiteren Forschung vor-behalten bleiben, aus diesem spröden Material durch Heranziehung

anderweitiger historischer Momente ein Bildzu gewinnen von der wirklichen Bedeutung,die dieses Geschlecht für die Frühentwicklungdes osmanischen Reiches gehabt hat.

Die Hinrichtung Halil Paschas ist offen-bar ein Punkt, den die Chronisten nur un-gern berichten: €Apz. übergeht ihn ausdrück-lich unter dem Vorwand, es würde zu weitführen1); die kürzere Rezension der Chroniken,Anonymus und Urug, übergehen ihn ganz;selbst Dukas, der die Vorgeschichte ziemlichausführlich behandelt, erwähnt den Tod HalilPaschas nicht.

In der westöstlich verlaufenden Haupt-straße des heutigen Isnik liegt die Türbe

Halil Paschas, schräg gegenüber der Stelle, wo einst das von ihmgestiftete, heute gänzlich zerstörte 'Imäret gestanden hat. Das inder Türbe befindliche Grab des Vezirs2) .trägt auf dem kleinen Grab-stein (siehe obenstehende Abbildung) nur .die Inschrift: ' ,

e\J ^> !» /cjt>\j\ (J /Juli-» · · . ~

,,Halil, Sohn des Ibrahim, möge ihm die Erde angenehmsein."

Die Inschrift ist wohl in Erinnerung an das gewaltsame Ende deseinst allmächtigen Mannes so kürz abjgefaßt worden3).

Grabstein Halil Paschaszu Jsnik

!) <Apz. 142, 9; Hanivaldanus HMT 580; 9 = NMH 347, 5.3) Siehe Kritobulos in Fragmenta historicorum Graecorum, ed. MÜLLER,

Bd. V/2, Buch l, Kap. 76 und die in den Fußnoten auf Seite 101 und 103enthaltenen Verweise. Der Aufsatz & CÄSIMS in Türk Jurdu, N. F. IV,S. 107ff. kann übergangen werden.

2) Nach Sigill II, S. 314 wäre er außerhalb der Mauern [doch von Adfia-nopel], nach MEHMEDZIÄ, Istambul, S. 345, Anm.. l außerhalb der FestungJediqule (! ?) begraben worden, doch ist bei letzterer der Grabstein nicht zufinden, auch ist nicht ersichtlich, worauf sich die Behauptungen stützen. Daspäter der Familie das konfiszierte Vermögen des Hingerichteten — es muß einganz.gewaltiges-gewesen sein (Chalkokondyles, Bonner Ausgabe, S. 404, Z. 17= Ausg. DABKO II, 167, 21; vgl. dazu die im Druck des <Apz. 196, 1. Z. f.[im Cod. Cayol findet sich die Stelle nicht] berichtete Anekdote, wonach sichMuräd II. für wohltätige Zwecke <3eld von Halil Pascha entleiht, das dieser aus

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 52: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 107

HaKl Pascha hat nach 'Apz.1) in Isnik eine Zävije gestiftet, diewahrscheinlich die des Scheich Qutbeddin ist.

Die Anlage Qutbeddin befindet sich links (südlich) des Nüüferclmärets in Isnik und ist bis auf die Umfassungsmauern, die Eingangs-Arkaden und das Minaret der Moschee, sowie die kleine Türbe desScheichs zerstört (Abb. 9 und 10). Auch eine Inschrift, die näheresüber die Erbauung sagen könnte, ist nicht vorhanden; ebenso wenigkonnte die Grabinschrift, deren Vorhandensein Megdi2) in einemZusatz zu der Vita des Heiligen erwähnt, und die das TodesdatumQutbeddins—nachTkz.3) ist es der 8. Zilqa'da 821 H. / 7. XII. 1418 D.— enthielt, von uns festgestellt werden. Der Tod des Scheichs fällt,wie man sieht, noch tief in das Vezirat von Halils Vater IbrahimPascha, so daß man geneigt sein, könnte, die Anlage eher diesem zu-zuschreiben. Da indessen die örtliche Überlieferung, die auch vonneueren Berichterstattern angenommen wird4), Halil Pascha, denSohn Ibrahims und vierten „Großvezir" aus dem Hause der Öandarlyals Erbauer dieser — übrigens auch von E vli j ä Öelebi5) genannten —Moschee bezeichnet, werden wir in ihr wohl die von cApz. gemeinteStiftung zu erkennen haben.

Von Halil Pascha sind vier Söhne bekannt: l. der 832 verstorbene,in Isnik in der Türbe Ibrahim Paschas beigesetzte Ahmed b. HalilPascha. Aus seiher Grabinschrift ergibt sich, daß Halil schon 832Pascha war, also wohl tatsächlich so wie überliefert, gleich nach demTode seines Vaters Vezir geworden ist. Offenbar hat Halil Paschanach diesem Todesfall mit dem Bau einer eigenen Türbe begonnen,denn in dieser finden wir bereits das Grab des

2. Mittwoch, den 13. Rebi'I 834H./29. XI. 1430 D. verstorbenenJüsuf b. Halil b. Ibrahim. Beide sind wohl als Kinder gestorben,seinem väterlichen Erbe gibt) — Zurückerstattet wurde (Kritobulos a. a. O.;der Bericht bei Tasköprüzäde S. 228ff., O. RESCHER, S. 131, Megdi S. 220ist offensichtlich legendär ausgeschmückt), ist es durchaus denkbar, daß auchdie Überführung der Leiche nach Isnik der Familie gestattet wurde.

1) «Apz. 191, 4; nach <Apz. 193, 6f. baute ein Halil Pascha in Stambulund in Isnik je eine'Freitagsmoschee; hier handelt es sich offenbar um dieKontamination des öandarlyzäde mit einem ändern Pascha des gleichenNamens (vgL Hadlqat ul-gevämi< I, 97 ?).

2) Megdi, S. 59, Z. 10.3) Am Rande des Ibn Hallikän S. 37; Megdi, S. 58f.; O. KESCHER

S. 18f. Über Qutbeddin vgL auch Nesri in NÖLDEKES Auszügen in ZDMGXV, S. 369.

4) Vgl/SlMi, Qämüs ul-tfläm , S. 851, 2. Sp., Z. 31.*) Sejähatnäme, Stambuler Druck III, S. 7; der Erbauer der Moschee

ist dort nicht genannt.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 53: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

108 F r a n z T a e s c h n e r und Paul W i t t e k

vermutlich wie ihr Großvater als Opfer der von 831 bis 834 inBrussawütenden großen Pestepidemie.

3. Suleimän Celebi, der als Qädi'asker noch zu Lebzeiten seinesVaters Halil Pascha, also noch vor 857 starb1).

4. Ibrahim Pascha (11) seh eint der jüngste der bekannten Söhne^alilPaschas gewesen zu sein, obwohl man, da er nach dem Groß-vater benannt wurde, in ihm zunächst den ältesten Sohn erwartenwürde: indessen berichtet Urug2) als sein Geburtsdatum das Jahr834 H. (beg. 19. September 1430 D.; es ist das gleiche Jahr, in demMehmed II. geboren wurde3)), also das gleiche, in dem Halils zweiterSohn starb; und <Apz.4) nennt ihn erst an zweiter Stelle neben Sulei-män Celebi. In beiden Quellen ist er erst als Öelebi bezeichnet.

Nach Tkz.5) war Ibrahim zur Zeit, als sein Vater gleich nach derEroberung Konstantinopels von Mehmed II. umgebracht wurde,Qädi in Adrianopel6), welches Amt er bei seiner Jugend offenbar demEinflüsse seines mächtigen Vaters verdankte. Bei dem Sturze des-selben ist natürlich auch er seines Amtes entsetzt worden, ohne eineweitere Unterstützung zu erhalten. Nach dem stark legendär aus-

*) Tkz. 116; O. RESCHER 65; Megdi 126. Letzterer fügt noch hinzu, daßsich Suleimän Öelebis Name noch in einem Vaqfnäme vom Jahre 851 H./1447 D.findet. Aus Tkz. schöpfte wohl 'Ali V, 235. Erwähnt ist Suleimän Celebi auchbei <Apz„ Cod. Cayol S. 146, Z. lOf. (s. o. S. 85).

2) Urug 49, 18 (c.Oxf.) = 114, 20 (c. Cambr.).3) Sa'deddinl, 347 setzt die Geburt Ibrahim Öelebis und die Mehmeds II.

in das Jahr 833, was auf einer anderen Interpretation des.betr. Berichtes inden Chroniken beruht: in der Regel ist in den Chroniken die Jahreszahl hinterdas Ereignis, auf das sie sich bezieht, gestellt, nicht davor.

4) Nach Cod. Cayol; s. o. S. 85.5) Seine Biographie Tkz. 228ff.; O. RESCHER 131ff.; Megdi 220ff.;

Danach Hadlqat ul-vüzerä 17ff.; Sigill-i^Osmäm I, 92. Tkz. überliefert vonIbrahim den Laqab Tag eddin, der indessen in den historischen Berichtennirgends angewendet worden ist. Auch sein Großvater Ibrahim Pascha I.hatte, wie H. HÜSAMEDDIN mitteilt, den Laqab TageddüTgeführt (s. o. S. 94).

6) Daß der mehrfach als Vezir Mehmeds vor seiner endgültigen Thron-besteigung genannte Ibrahim Pascha nicht mit dem Sohne Halil Paschasidentisch sein kann, ist schon o. S. 104 Anm. 2 erwähnt worden (vgl. auch o.S. 103, Anm. 1). Diese Gleichung erscheint schon darum als ausgeschlossen,weil Urug und <Apz. an den zitierten Stellen, wo sie unseres Ibrahim ge-denken, ihn erst als Öelebi bezeichnen. Ebenso erscheint e_s _ausgeschlossen,daß der bei Nicolo. Serra, Storia di Zante (CHARLES HOFF, ChroniquesGreco-Romanes, Berlin 1873, S. 345) für das Jahr 1464 erwähnte IbrahimPascha mit. dem Sohne Halils identisch ist; ob er mit dem Vezir desKronprinzen Mehmed identisch ist, bleibt zu untersuchen.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 54: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandurlyzäde 109

geschmückten Berichte Tkz.'s bekleidete er darauf niedere geistlicheÄmter, schloß sich auch einem Derwisch als Jünger an, bis es ihmgelang, die Richterstelle vonAmasia, wo der Kronprinz Bajezid alsSangaq-Beg residierte, zu erhalten. Dadurch kam er in Beziehungenzu diesem, der ihn nach seiner Thronbesteigung mit nach Konstanti-nopel nahm, ihm daselbst im Jahre 890 H./1485 D. die Stelle alsQädTasker von Rumelien übertrug1), und ihn im Jahre 903 H./1497-98 D. unter Verleihung des Paschatitels2) zum Großvezir machte3).Als solcher ist er nach Sa'deddin4) auf dem Feldzuge gegen Aina-bahty (Naupaktos-Lepanto)5). also Ende 904 oder Anfang 905(beg. 8. VIEL 1499 D.) gestorben. Er soll auch in Ainabahty begrabensein6).

Von Ibrahim Paschas (II.) Stiftungen in Konstantinopel istdie Anlage bei Uzun Öarsy zum Teil noch erhalten7). Auch dasHammäm bei Sarraghäne, sehr hübsch mit buntem Marmor aus-gestattet, ist heute noch in Betrieb8). Inschriften sind an diesenStiftungen nicht vorhanden.

Von diesem Ibrahim Pascha ( .) sind zwei Söhne bekannt: dernach 940 als Väli von Dijärbekr verstorbene Hüsein Pascha9) undder 950 als Mirmirän (Beglerbeg) von Syrien gestorbene Nisängy

*) Die Jahreszahl gibt Megdi 222, 28; im arabischen Text des Tkz amRande den Ibn Hallikän ist sie nicht enthalten. In einer Randuote gibtMegdi an, daß nach einigen Schriftstellern Bäjezld II. den Ibrahim zunächstzum Erzieher (Lala) des Prinzen Ahmed gemacht habe, dann erst zum Qädl'askerund endlich zum Großvezir.

2) Vielleicht schon vorher als Qädi'asker: Der Hanivaldamis HMT 628, 33= NMH 375, 42 erwähnt ihn als Ibrahim Pascha bereits gleich nach dem Feldzugnach Kilia und Aqkermän im Jahre 889 H. unter den Ratgebern Bäjezids II.

3) Megdi 222, 35 gibt die Jahreszahl 891.4) Sa'deddin , 95, 1. Z. f.

5) J. v. HAMMER, JRumeli uiid Bosna, Wien 1812, S. 125; El. III, 24.6) Hadlgat ul-Öevami', S. 26 f.7) Hadlqat ul-Öevämi', S. 26f., an der von dieser und der Fingangylar-

straße gebildeten Ecke (BAEDECKBRS Plan G 5). Es steht noch die Moschee,ebenso der an der größtenteils niedergerissenen Umfassungsmauer der Anlagebefindliche Brunnen. Von der Medrese dagegen sind kaum mehr die Grund-mauern zu sehen.

8) Im Viertel Sehzädebasy, an der Tramwaystraße Sehzäde—Fätih, ganznahe der in BAEDEKERS Plan E 5 als M^mär Aga Öärni' eingetragenen, lt.Inschrift 872 erbauten Moschee des lt. Grabstein 892 verstorbenen ArchitektenSultan Fätihs Ajas (Hadlqat ul-gevämi*, I, S. 122, Nr. 6 s. v. SarräghänebasyMesgidi). Die Straße hinter dem Hammäm heißt noch heute Ibrahim PaschaSoqa&y.

>) SiffiU II, 783.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 55: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Franz Taeschner und Paul Wit tek

«Isä Pascha1). Letzterer hatte einen Sohn Halll, der Defterdär vonBudin (Ofen) war und 976 starb2). Als Dichter ist er unter denbeiden Mahlas Muhlisi und Defteri bekannt.

Was den zweiten Sohn des Vezirs Ibrahim Pascha (L). MahmudCelebi3), anbetrifft, so wissen wir, daß er eine Schwester Muräds II.geheiratet hat4) und im Jahre 847 H./1444 D.5) im Gefecht am Paßvon Izladi, an dem er als Sangaqbeg von Bolu6) teilnahm, in dieHände der Christen fiel7). Er wird aus der Gefangenschaft nicht

x) Tasköprüzäde S. 473f.; O. BESCHER S. 272; Megdi S. 420f.; wonachSi$ill S.' 610.

2) 'Atäl, Fortsetzung des Tasköprüzäde, Stambul, 1268, S. 122f.,wonach Siffiitt 284.

3) Biographischer Abriß *Äli V, 224 unten, wo er entgegen den ChronikenMahmud Beg genannt ist; ungenau Sitjill IV, 309.

4) «Apz. Druck, S. 107, 6 = Cod. Cayol S. 78; Hanivaldanus HMT 531, l= NMH 317, 9; Sa'deddin I, 321, 18f. führt die Hochzeit der SchwesternMuräds, sowie seine eigene mit der qastamunischen Prinzessin unter dem Jahre828 H./1425 D. auf.

5) Genauer im Gefecht, das die Ungarn bei ihrem Rückzuge am BergeKunovica (2. Januar 1444) den verfolgenden Türken lieferten; über diesen'Streifzug vgl. die ausführlichere Darstellung nach abendländlichen Quellenbei C. JIBEÖEK, Geschichte der Serben, Bd. II, l, Gotha 1918, S. 182 (vgl. auchJORGA, Geschichte des osmanischen Reiches, I. Bd., Gotha 1908, S. 435).

6) So überall in den Chroniken (siehe die folgende Anmerkung), nurder Verantianus HMT 511, 26 = NMH 305, 2 bezeichnet ihn als SanzacusAnguranus; Ruh i, fol. 115 v. der Berliner Handschrift fälschlich als San-gaqbeg von Gallipoli (J^, tf~; Cod. Marsh, fol. 115 r. fehlt der Name desSangaqs).

7) Anonymus 67, 18; Urug 54, 10 = 118, 9; Verantianus HMT 511, 25 =NMH 305, 2; <Apz. 131, 13; ausführlicher Nesri-Hanivaldanus, HMT 559, 14= NMH 334, 27; danach Sa'deddin I, 373, 20ff. und <Äli V, 210, 16. Vgl.

ferner Chalkokondyles, Bonner Ausgabe 315, 2 = ed. DARKO II, 88, 8;vgl. daselbst die Haltung des Vezirs Halil Pascha wegen der Gefangennahmeseines Bruders.

[In der lateinischen Übersetzung des CONRAD CLAUSER (Basel 1556)erscheint der im griechischen Texte des Chalkokondyles fehlende Name alsCarambes (S. 315 der Bonner Ausgabe, vgl. LEUNCLAVITJS Pandectes cap. 91in Annales S. 299). CLAUSER entnahm um aus des PAOLO GIOVIO Cose deTurchi (Bl. 7a der Aldina vom Jahre 1541), der Carambei als capitano generaledi Amurathe auf diesem Kriegszuge nennt: das war vielmehr Turban Begund man könnte meinen, daß Carambei aus Turachanbei verschrieben ist!GETJFFROY (zuerst gedruckt 1546),. der "den GIOVIO auch sonst ausschreibt,bietet dafür Carabey (in CH. SCHEFER'S Spandugino S. 290f.). Jedenfallshaben GIOVIO \md seine Abschreiber mit Carambes den Mahmud Celebi ge-meint. J. H. MORDTMANNJ. _

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 56: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Di0 Vezirfamilie der Gandarlyzäde 1] l

zuletzt auf Grund der flehentlichen Bitten seiner Frau, der SchwesterSultan Muräds, losgekauft1).

Mahmud Öelebi hat in Isnik im Stile der Jesil Öämic seinesGroßvaters eine nach ihm benannte Moschee gebaut2) (Abb. 8).Über der Eingangstür, die aus der Vorhalle in den Moscheeraumführt, findet sich die Inschrift (Abb. 6) :

^'^/j oUV^ 0^ ·/ ÜÄ~ii (so!) A* (1)

cJij v *j&· (J^· CJ\J~A\J jo ijji c^u-j oi>iijL» (-2

U3 [J]

>5CJ1 (?) oLLo ^iiü. ouVb (S^\ oU^ ^^f (3)üJ\J 4ljCk üJ^ OU- Jjf- Or ^\"^ OUVlj ^Vl (SO !)

„(1) Errichtet hat diese Moschee der Augapfel der Emir-schaft3), die Frucht am Baume der Vezirschaft4) , derStifter frommer und guter Werke und der Spender5) vonNützlichem und Freudigem, Öelebi6) Mahmud — esmögen nicht aufhören, seine Stiftungen fortzudauern(2) und seine Herrlichkeit erhaben7) zu sein! — der Sohn

1) Urug 54, 19f. (nur c. Oxf.); ausführlicher Nesri-Hanivaldanus HMT559, 31ff. = NMH 334, 36ff.; danach Sa'deddin I, 373, 1. Z.; 374, 18 undCÄ1I V, 210, 19f. Nach Kjätib Öelebis Rumelien behandelndem, ungedruck-tem Teile des Öihännumä (I. Rezension, vgl. TABSCHNER, Zur Geschichte desDjihännumä, MSOS II, 29. Jahrgang, 1926, S. 99ff.) geschah die AuslösungMahmud Öelebis (hier Mahmud Beg genannt) um den Preis der Rückgabe Semen -drias an Ungarn (vgl. J. v. HAMMER, Eumeli und Bosna, Wien 1812, S. 148).

2) Kurz beschrieben von C. GXJRLITT, Orientalisches Archiv III, S. 57,mit Grundriß Abb. 27 auf S. 56 und Abb. 13 auf Tafel XV.

3) Als Sangaqbeg führt er den Titel „Emir"; vgl. Feridün, Münse'ätes-selättn, zweite Ausgabe, Konstantinopel 1274/75, 1, S. 10, 7. F. VON KRAELITZ,Offmanische Urkunden, Wien 1926, S. 25.

4) So als Sohn, Neffe und Enkel von Veziren.6) Die sonst nicht belegte Form ist wohl als Parallele zu ^».U künstlich

gebildet. In den Wörterbüchern ist nur ^..^ angegeben.«) Zu dem Wort „Öelebi" vgl. W. BARTHOLD in EI. I, S. 866ff. s. v. und

Asia Major , S. 126 (wo es in einem mittelasiatischen türk. Text erscheint).7) LjLw· wohl ebenso Neubildung wegen des Parallelismus zu LJI^>

(JU> sonst nur als einer der Beinamen Gottes verzeichnet).

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 57: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

l [2 F ranz T a e s c h o e r und Paul W i t t e k

des erhabenen Säfcib1), des erlauchten Nasib,2) des in dieErbarmung eingegangenen, seligen, der Verzeihung emp-fohlenen, [der Pest] erlegenen3) Ibrahim Pascha —Gott erleuchte seine Pvuhestätte! — [zur] Zeit der Herr-schaft des Königs4) und in der Epoche des Sultans, (3)des Aufr ichters der Fahnen der Rechtleitung und desGlaubens5), des Vernichters des Idols6) des Unglaubensund der Auflehnung, des Beschützers der Länder7), desVerbreiters von Ruhe und Sicherheit8), Muräd Sohn desMehemmed Hän — [Gott] lasse ewig wären sein Reich9)

*) Sähib ist der off izielle Titel des Vezirs beidenRumseldschuken; in vollerForm erscheint er in den Inschriften meist als 1; .11 ^^„Jlj Ja^Vl ^»-UJI(als Beispiele seien die Inschriften Fahreddin 'Alis in Sivas bei M. VANBEBCHEM und HALIL EDHEM, Materiaux pour un corpus inscriptionum arabi-carum, III. partie, Asie Mineure, S. 20, Nr. 9; S. 22, Nr. 12 und 13 angeführt;

kfcVl ^^U» auch allein S. 32, Nr. 21), was eine Parallelbildung zu der Doppel-form des seldjukischen Königstitels JiJi) 0\ * ·*1 .* Ja^Vl jLLLJI darstellt.Von dieser seldjukischenVezirstitulatur ist die Form JuVl ^a\3\j Ja^Vl ,^UaJlabgewandelt. Die Bezeichnung Sähib für den Vezir, die schon bei denBujiden vorkommt (vgl. M. VAN BERCHEM und HAUL EDHEM, a. a. O.,S. 20, Anm. 3; zu Sähib bei den Mamluken vgl. M. VAN BEBCHEM, CIAI, 3,S. 403, Anm. 6; auch QUATREM^RE, Histoire des Sultans Mamlouks, I, S. llo,Anm. 144; 'Sähib als Bezeichnung des rumseldschukischen Vezirs auch beiNesri-NöLDEKE, ZDMG 13, 1859, S. 209, Z. 1; Hanivaldanus : HMT 150,- 34 =NMH 88, 2), ist auch bei den Osmanen nicht ungewöhnlich, vor allem in derKunstpoesie.

2) „Ämterverteiler" vielleicht hier nur zur Erzielung eines Parallelismus zu<^>.\+9 gesetzt.

3) Vgl. o. S. 99 den Hanivaldanus, dessen Angaben dadurch eine glänzendeBestätigung erhielten.

4) Vielleicht „mulk" zu lesen; dann wäre auch das folgende sultän mit„Herrschaft" wiederzugeben.

5) Ähnliche Wendung bei Feridün I, S. 2, 5:6) sb« vgl. Koran 53, 20, wo Manät neben Allät und al-'Uzzä als dritte

heidnische Göttin genannt wird. Diese von dem Hörer an der StambulerPhilosophischen Fakultät Orhan Sä'iq Bej vorgeschlagene Lesung empfiehltsich auch wegen des Reimes auf oLlj — man achte auf die strenge Durch-führung des Parallelismus in den beiden Wendungen! — und hat vor dervon uns zuerst gewählten Lesung „Kanzeln" den Vorzug, daß sie diebeiden Punkte über der als j gelesenen Kurve berücksichtigt.

7) Vgl. Feridün I, S. 4, 6; S. 19t), 7. Öfter mit Determinierung des wie «1)1 -5>l· JaüU und ähnlich.

8) Vgl. Feridün I, S. 4, 2;-S. 186, 8 v. u.9) «dCL* für ^JCL ist auf osmanischen Inschriften sehr gewöhnlich.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 58: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde l ] 8

und seine Herrschaft! — im Higrajahre Achthundert-seehsundvierzig (beg. 12. V. 1442 D.). Der Preis sei Gottallein!"

Die Schrift ist ein schwungvolles Neshi, das von Zeile zu Zeile und nachlinks zu immer dichter wird; dementsprechend verringern sich zunehmend dieLesezeichen und Füllsel. Punkte sind aber durchwegs mit großer Genauigkeitgesetzt.

Wann Mahmud Öelebi gestorben ist, ist nicht bekannt. Er liegtan der Mihräbseite seiner Isniker Moschee begraben, doch zeigt dasoffensichtlich in jüngerer Zeit wieder instand gesetzte Grab keinenbeschrifteten Stein (Abb. 12). Es ist auf allen vier Seiten von einemEisengitter abgeschlossen, desgleichen nach oben durch eine Gitter-pyramide, deren Spitze ebenso wie die vier Ecken bronzene Mewlewi-mützen tragen, in deren jede der Vermerk eingeritzt ist, daß sie zumStiftungsgut des Mahmud Öelebi gehören und an seinem Grab imJahre 1293 H. (beg. 28.1. 1876 D.) angebracht worden sind, zur Zeitals Mir Hasan Ihsän Familienältester (Mütevettl) und Stiftungs-aufseher (Näzir) war.

Ein Sohn des Mahmud Öelebi namens Süleimän Celebi liegt inBrussa links vom Eingang in die Jesil-Türbe begraben1); derniedrige Sarkophag, der ganz im Buchsgesträuch versteckt ist, trägtauf seinem Deckel die Inschrift:iiU \&j Oy^ ii-i £- " J [o^]AJbM J*5-? *\j oli* dl> 0; J^ oU^„Süleimän öelebi, Sohn des Mahmud Beg, — möge ihmdie Erde angenehm sein und [Gott] ihm das Paradiesals Aufenthalt gewähren — Datum 860 H. (beg. 11. XII.1455 D.)"

Daß der Vater dieses Süleimän Öelebi, Mahmud Beg, tatsächlichunser Mahmud öelebi ist, darf man wohl annehmen. Denn offenbarliegt Süleimän. Öelebi an dieser Stelle als Enkel Sultan Mehmeds I.begrabein. Seine Mutter, welche nach Sacdeddm2) in Mekka ge-storben ist, ruht wohl mit ihren vier Schwestern3) in der Türbe ihresVaters.

J) Vgl. TOEM , S. 1054.2) Sa'deddin I, S. 321; Hanivaldanus HMT 531, 2 « NMH 317, 10

setzt das fragliche „iuvencula (noch ein junges Mägdlein)''' hinzu.*) Die Namen der in der Jesil-Türbe begrabenen Töchter Mehmeds I.

sind: jyk «dUL., als Gattin des Qaraga Beg bekannt (siehe TOEM III,957ff.), ferner jyU < jyU (?) < . 4 J/t 4£.Je 4 J/t -ult. Von diesenletzteren vier (nicht durch Inschriften, sondern nur durch später verfaßte,an jedem einzelnen Grab aufgestellte Schrifttafeln genannten) wird eine dieGattin des Mahmud Öelebi gewesen sein.

8 Islam XVIII

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 59: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

114 Franz Taescl iner und Paul \Vittek

Die Schwester des Mahmud Celebi, Tochter Ibrahim Paschas (I.),die Rebic I 843 verstorbene Patina Hatun, liegt in der Türbe ihresGroßvaters Haireddin begraben. Sie wird auf ihrem Grabstein als;ju^i)! bezeichnet, ist also wohl an der Pest gestorben1).

Daraus ergibt sich für die Öandarlyzadeler folgender Stamm-baum2) :

<Ali°

Qara Halil al-öandari, [Haireddin PaschaD

gest. 789«Ali Pascha0 Ibrahim Pascha (I.)D Hjäs Pascha0

gest. 809 gest. 832 lHalü Pascha0 Mahmud CelebiD Fätma Hatun° Däüd Celebi0

gest. 857 | gest. 843 gest. 898SüleimänÖelebi0

gest. 860

Ahmed0 Jüsuf° Süleimän Öelebi° Ibrahim Pascha (ff)°gest. 832 gest. 834 gest. zw. 851 — 57 geb. 834; gest. 905

Hüsein Pascha €lsä Paschagest. nach 940 gest. 950

lHalü

gest. 976.

Hinzu kommen als weitere öandarlyzädeler, deren Stellungim Stammbaum jedoch nicht bekannt ist, die folgenden:

Der 'Ali, Künh ul-ahbär V, S. 52 als Defterdär»von Aleppo zurZeit Süleimäns d. Gr. angeführte „Öandarlyzäde" ist vielleicht miteinem der Nachkommen Ibrahim Paschas II. identisch3).

Zu der Familie dürften auch die drei in der Türbe Halil Paschasbestatteten, sämtlich im Jahre 969 H. (beg. 11. IX. 1561 D.) ver-storbenen Schwestern Nefise, Sitti und Hadiga, Töchter einesIbrahim Beg, gehören, zu denen als vierte die in der Türbe Haired-dins bestattete, Rebic I 969 gestorbene Sili H an bint Ibrahim,kommt.

1) Vgl. ZENKER s. v.2) D bedeutet: inschriftlich bekundet.3) In de,r Nähe der Türbe Haireddins befindet sich der Grabstein eines

1. Züqa'da 832 (2. VIII. 1429) gestorbenen bVj- Jl Ul 1 Jl ^U jbÄl £],der wonl mit der Familie nichts zu schaffen hat.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM

Page 60: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jhdt.) und ihre Denkmäler

Die Vezirfamilie der Gandarlyzäde 115

Süjill III, S, 550 erwähnt einen cAli Pascha aus Isnik als Nach-kommen des Haireddin. Er wurde am 12. Ramazän 1206 zum Ver-treter des Großvezirs ernannt und ist öum. I. 1208 bei der Abreiseaus Kutahia nach seinem Amtssitz als Väli von Konia gestorben.

In der Türbe Haireddins Hegen einige späte Angehörige derFamilie, die sich als Haireddin Pasazädele* bezeichnen, so ein 'OsmänBey und seine beiden Söhne 'Abdulvahhäb Bey (gestorben 1200)und <AH Bey (gestorben 1204), ferner eine 1251 verstorbene 'AzimeHanum, Tochter eines Haireddin Pasazäde Semseddin.

Neben dem Grabe Mahmud Öelebis liegt das Grab der 1201 ver-storbenen Frau eines Qäünmaqäm Öandarlyzäde cAli Pascha unddas des 1327 verstorbenen RägibBey, Schwiegersohnes eines NühBey, der als Nachkomme des öandarly (ääzi Halil HaireddinPascha bezeichnet wird.

Nach Sigill IV, S. 687 verfügte die Familie zur Zeit der Abfassungdes Werkes noch über ihre alten Güter. In Isnik erzählte man, siehätte früher inSerres 28 Dorf er besessen, ferner das Fischereimonopolin Isnik und das Palamutmonopol in Aidyn. Die Familie existiertheute noch, eines ihrer Mitglieder ist der rührige Beledijje Reisi vonIsnik. In der Familie ist die Erinnerung an die große Geschichte desGeschlechtes durchaus lebendig. Der Versuch, diese Geschichte imgrößeren Zusammenhang auf Grund weiterer Quellen zu zeichnen,soll bei anderer Gelegenheit unternommen werden.

Brought to you by | Université de Paris I - Bibliotheque de la SorbonneAuthenticated | 194.214.27.178

Download Date | 8/14/13 2:27 AM