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Doing Social Media Social Media in Lehr- und Lernszenarien der Aus- und Weiterbildung: Einsatzkonzept Steffen Dörhöfer, Eva-Christina Edinger, Susan Göldi, Julia Klammer, Jonas Konrad, Judith Mathez, Maria Papanikolaou, Christoph Pimmer, Ricarda T.D. Reimer, Fred van den Anker, Martina Zölch Kontakt: Susan Göldi, [email protected] Projektwebseite: http://blogs.fhnw.ch/SMinLehre/ Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz Juni 2012 - Juni 2013 Juni 2013

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Doing Social Media Social Media in Lehr- und Lernszenarien der Aus- und Weiterbildung: Einsatzkonzept

Steffen Dörhöfer, Eva-Christina Edinger, Susan Göldi, Julia Klammer, Jonas Konrad, Judith Mathez, Maria Papanikolaou, Christoph Pimmer, Ricarda T.D. Reimer, Fred van den Anker, Martina Zölch Kontakt: Susan Göldi, [email protected] Projektwebseite: http://blogs.fhnw.ch/SMinLehre/ Strategische Initiative der Fachhochschule Nordwestschweiz Juni 2012 - Juni 2013 Juni 2013

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Doing Social Media 1

1.   Ausgangslage und Forschungsmethodik 3

2.   Chancen und Stärken des Social Media-Einsatzes in der Lehre 7  2.1.   Chancen/Stärken für Dozierende 7  2.2.   Chancen/Stärken für Studierende 7  2.3.   Chancen/Stärken im Bereich Didaktik 8  

3.   Schwächen und Risiken des Social Media-Einsatzes in der Lehre 9  3.1.   Schwächen/Risiken für Dozierende 9  3.2.   Schwächen/Risiken für Studierende 9  3.3.   Schwächen/Risiken im Bereich Didaktik 10  

4.   Entwicklung eines Szenarios – illustrierendes Beispiel mit Video-Foren 11  4.1.   Lehr-/Lernszenario entwickeln 11  4.2.   Frühzeitig Anforderungen ermitteln 13  4.3.   Technische und organisatorische Vorbereitungen treffen 15  4.4.   Durchführung 16  4.5.   Auswertung und Erkenntnisse 17  

5.   Anforderungen an Dozierende, Studierende und Tools 18  5.1.   Anforderungen an Dozierende 18  5.2.   Anforderungen an Studierende 19  5.3.   Anforderungen an Tools 20  

6.   Organisationale Bedingungen und Handlungsempfehlungen 21  

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1. Ausgangslage und Forschungsmethodik Die Ergebnisse der Strategischen Initiative (SI) sind im vorliegenden Einsatzkonzept zuhanden der Direktion der FHNW und der AG Aus- und Weiterbildung zusammenge-fasst. Zunächst wird der Schlüsselbegriff Social Media definiert und die Forschungsme-thodik erläutert, wobei Ergebnisse zum Status Quo der Social Media-Nutzung an der FHNW einbezogen werden. Die im Kapitel 2 erläuterten Chancen und Stärken sollen den Entscheid für einen strategischen Einsatz von Social Media an der Hochschule un-ter Berücksichtigung von Schwächen und Risiken (Kapitel 3) ermöglichen. Das Bei-spielszenario im Kapitel 4 illustriert die Herangehensweise beim didaktischen Einsatz von Social Media. Kapitel 5 und 6 bieten Handlungsempfehlungen für einen erfolgver-sprechenden Einsatz von Social Media an der Hochschule. Schlüsselbegriff: Social Media Social Media gewinnen an Bedeutung. Für den Begriff Social Media wurde eine dy-namische Definition entwickelt, die im Folgenden verkürzt wiedergegeben wird:

Social Media sind internetbasierte Anwendungen, die es Nutzern und Nutze-rinnen ermöglichen, einzeln oder gemeinsam mediale Inhalte zu gestalten, zu rezipieren, untereinander auszutauschen und zu kommentieren (user genera-ted content). (Für die vollständige Definition siehe Blogartikel: http://blogs.fhnw.ch/SMinLehre/social-was-2/)

Die Definition wird ergänzt durch zentrale Merkmale aus der Perspektive des Lehrens und Lernens:

● Soziale Interaktion (Kommunikation und/oder Kollaboration) wird ermöglicht, dabei werden mediale Monologe (one-to-one/one-to-many) durch Dialoge (many-to-many) erweitert oder abgelöst.

● Social Media ermöglichen die Demokratisierung von Inhalten: Inhalte können von allen Anwender/innen zur Verfügung gestellt und genutzt werden. Beste-hende Hierarchien werden aufgebrochen und teilweise durch neue soziale Struk-turen abgelöst.

● Social Media können sowohl in formalen als auch in informellen Lehr-/Lernsettings eingesetzt und genutzt werden.

Die Verbreitung von Social Media verstärkt sich durch die zunehmende Nutzung mobiler Geräte wie Smartphones und Tablet-Computer in allen Lebensbereichen. Ziel der Stra-tegischen Initiative ist eine systematische Abklärung des Status Quo an der FHNW und der Potentiale in Bezug auf den Social Media-Einsatz in der Lehre sowie die Entwick-lung innovativer Szenarien, die Social Media im Lehr-/Lernkontext einbinden. Die SI will die FHNW dabei unterstützen, Social Media professionell in der Aus- und Weiterbildung einzusetzen und in Lehr-/Lernkonzepte zu integrieren.

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Forschungsmethodik Schritt 1: Ist-Analyse Zunächst wurde in drei Fokusgruppen mit 18 Lehrenden und Studierenden der APS, HSA, HSW, HT und den zentralen Services der FHNW ein Stimmungsbild zu Social Media erhoben. Dabei wurden relevante Themenfelder, Nutzungs- und Einsatzmöglich-keiten sowie Auffassungen, Erwartungen und Haltungen bezüglich Social Media ge-sammelt. Auf dieser Grundlage wurde ein Online-Fragebogen entworfen und allen in der Lehre tätigen Personen der FHNW mit einer Nachfassaktion zugestellt. Ergebnisse der Online-Befragung (288 Teilnehmende, Rücklauf von 15.6% unter Beteiligung aller FHNW-Hochschulen, Verteilung der Hochschulen in der Stichprobe entspricht annä-hernd der Verteilung in der Grundgesamtheit) zum Status Quo sind: Für fast alle Befrag-ten sind internet-/webbasierte Anwendungen unverzichtbare Arbeitsinstrumente. Viele Tools sind bekannt und werden genutzt, allerdings kaum für den professionellen Einsatz in der Lehre. Learning Management Systeme (LMS) wie Moodle und OLAT werden entweder sehr stark oder kaum genutzt und vorwiegend zur Distribution von Material und Administration von Kursen eingesetzt, weniger zum Austausch und zur Kollaborati-on unter Lernenden und Lehrenden. Social Media-Anwendungen spielen somit kaum eine Rolle im aktuellen Lehr-/Lernkontext. Soziale Lehr-/Lernformen hingegen sind na-hezu allen Lehrpersonen wichtig; Social Media werden dafür aber kaum eingesetzt. Es zeigt sich jedoch, dass Personen, die eine hochschul- oder mediendidaktische Weiter-bildung besucht haben, signifikant häufiger Veranstaltungen mit E-Learning-Anteilen durchführen. Schritt 2: Potenzial-Analyse Mittels systematischer Recherche von Fachliteratur und Einbezug von Quellen, wie Blogs und Webseiten, qualitativer Expertinnen-/Experten-Interviews sowie einer Fall-sammlung (auf der Grundlage von Auswertungen von Interviews, Beobachtungen und Blogbeiträgen) wurden Hinweise auf Potenzial von Social Media-Anwendungen in der Lehre erhoben. Die differenzierten Ergebnisse sind im ersten Teil des Einsatzkonzeptes dargestellt. Sie bieten zusammen mit weiteren Ergebnissen aus den anderen Projekt-schritten eine Entscheidungsgrundlage für eine Social Media-Strategie. Eine Empfeh-lung zur Förderung bzw. zum Verzicht auf den Einsatz von Social Media in Hochschulen kann die Potentialanalyse nicht geben, Chancen und Risiken halten sich auf dem aktuel-len Kenntnisstand die Waage. Letztlich ist die Entscheidung für die Förderung von Soci-al Media an Hochschulen eine hochschulpolitische Entscheidung für eine zeitgemässe Hochschule. Schritt 3: Szenario-Entwicklung Die Fokusgruppen dienten neben der Ist-Analyse auch dazu erste Ideen für Anwen-dungsbereiche zu ermitteln, indem die Studierenden und Dozierenden gefragt wurden, zu welchem Zweck sie Social Media gerne einsetzen würden und welche Funktionen Social Media beim Lehren oder Lernen erfüllen könnten. So konnten erste Hinweise auf den erwarteten Mehrwert von Social Media herausgearbeitet werden. Abbildung 1 zeigt die vier Zielbereiche, die laut Dozierenden und Studierenden mittels Social Media in der Lehre unterstützt werden könnten: Aktivierung (selbstverantwortliches Lernen, aktives Auseinandersetzen mit Lerninhalten), Reflexion (über Gelerntes, über Praxiserfahrun-gen), Vernetzung (innerhalb Studierendengruppen, zwischen Dozierenden und Studie-renden, über die Ausbildung hinausgehend) und Vermittlung von Werten (Verantwor-tung, Kreativität etc.). Darauf aufbauend wurde ein Szenario-Workshop durchgeführt, in dem diese ersten Ideen für Anwendungsbereiche partizipativ zu konkreteren Zukunfts-

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szenarien entwickelt wurden. Daran beteiligt waren fünf in der Hochschullehre tätige Personen unterschiedlicher Institute der Hochschule für Wirtschaft (HSW), zwei Mitar-beitende der Hochschule für Angewandte Psychologie (APS), zwei Mitarbeitende der Pädagogischen Hochschule (PH) und ein Mitarbeiter der Hochschule für Technik (HT).

Abbildung 1: Zielbereiche und Szenarien Daraus wurden fünf Zukunftsszenarien in Form von Storyboards erstellt (Storyboard-Beispiel siehe unter 3.1, Inhalte der Szenarien siehe nächster Absatz). Diese Szenarien sind konkrete, narrative Beschreibungen von (zukünftigen) Aktivitäten und enthalten Informationen über Akteure und deren (Arbeits-)Umgebung.  Die Szenarien gehen stets von einem didaktischen Grundszenario aus, in dem Lernziele am Anfang stehen, Lehrinhalte im Hinblick auf Ziele konzipiert und unterstützende Lehrmethoden eingesetzt werden. Der Medieneinsatz wurde unter Berücksichtigung von Social Media als Element in dieses Grundszenario eingefügt. Vor dem Test wurden die so entwickelten Szenarien mit diversen Stakeholdern im sogenannten "Szenario-Walkthrough" durchgespielt, eva-luiert und einer Optimierung unterzogen. Schritt 4: Test Lehrende und Studierende erprobten die Szenarien im Rahmen einer Pilotstudie in fünf Modulen an der FHNW: An der Hochschule für Wirtschaft wurde im Kurs zu Wirtschafts-kommunikation ein Video-Forum im Learning Management System LMS eingerichtet, mithilfe dessen die Studierenden Videos von eigenen Einzelreden und Gruppendiskus-sionen für gegenseitiges Feedback nutzen konnten (Abbildung 1, Nr. 4). Ebenfalls an der HSW sollte die Gruppenfunktion des Social Networks Linkedin genutzt werden, mit-hilfe derer sich die internationalen Studierenden im Kurs zu Strategic Alliances vernetz-ten und über Erfahrungen aus der Praxis austauschen können. In einer Kooperation zwischen der Hochschule für Wirtschaft und der FHNW-Bibliothek Olten sollte in einem Kurs zum wissenschaftlichen Arbeiten das kollaborative Recherchieren von Quellen gezielt mit Social Bookmarking (via Diigo.com) unterstützt werden. In einer Facebook-Gruppe auf einer Social Network-Plattform hatten Studierende die Möglichkeit, Fragen

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zur Literaturrecherche zu stellen bzw. sich gegenseitig zu unterstützen und auszutau-schen. Ausserdem wurde eine Einführungslektion der Bibliothek zum Thema Literatur-recherche aufgezeichnet und als Videocast auf der Facebook-Gruppe angeboten (Nr. 1). An der Hochschule für Technik ging es in einem Kurs zu Ökologie darum, die Ver-netzung mit einer Partnerhochschule in Nairobi mittels eines eigenen, geschlossenen Social Networks (via Ning.com) zu ermöglichen: So sollten Studierende beider Hoch-schulen zusammen Lösungen für lokale Problematiken erarbeiten (Nr. 2). An der Päda-gogischen Hochschule FHNW sollte Moodle unter besonderer Berücksichtigung der vorhandenen Social Media-Elemente wie Foren, Wikis etc. verstärkt zum Einsatz kom-men. In der Lehrveranstaltung "Pädagogik altersgemischter Schulsettings" war das Ziel, die Reflexion und den Austausch der Studierenden mittels Social Media aktiv zu unter-stützen. In einer Begleitstudie wurden die eingesetzten Tools ausgewertet sowie Vor- und Nach-befragungen bei Studierenden (schriftlich) und den Lehrenden (mündlich) durchgeführt. Ausserdem wurden Erkenntnisse aus dem Piloten selbst, aus auftauchenden Proble-men, Lösungen und der Beobachtung gezogen. Das Szenario "Auftrittskompetenz för-dern mit Video-Foren" ist zur Illustration in den in den vorliegenden Bericht integriert.

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2. Chancen und Stärken des Social Media-Einsatzes in der Lehre

Mit Hilfe der Ist- und Potenzial-Analysen konnte eine Vielfalt von Chancen und Stärken identifiziert werden. Sie sind nachfolgend geordnet nach den Aspekten Dozierende (wo-bei alle in der Lehre tätigen Personen eingeschlossen sind), Studierende und Didaktik, wobei die drei Teilbereiche in konkreten Lehr-/Lernsituationen stets ineinandergreifen.

2.1. Chancen/Stärken für Dozierende

● Mit Hilfe geeigneter Lehr-/Lernszenarien können beurteilungsrelevante Leis-tungen ermittelt werden.

● Die Studierenden können durch die kommunikativen und kollaborativen Funkti-onalitäten von Social Media stärker aktiviert werden.

● Lerndiagnostisches Potenzial erschliesst sich für Dozierende durch die inten-sivere Kommunikation, woraus ein besseres Verständnis über Wissensstand und Lernerfolg der Studierenden resultiert.

● Lehrmaterialien können in vielen Social Media-Anwendungen mit geringem Auf-wand multimedial angereichert werden, was einem Wunsch der FHNW-Studierenden entspricht und Dozierenden erlaubt, Stoffvermittlung in die Vor- und Nachbereitung auszulagern und die Kontaktlektionen reziprok für Diskussio-nen, Anwendungsbeispiele, Übungen uvm. zu nutzen.

2.2. Chancen/Stärken für Studierende

● Intensivierung des Kontakts der Studierenden untereinander. Massgebliche Faktoren sind die Etablierung eines geeigneten Instrumentariums und die Be-schleunigung von Austauschprozessen, z.B. beim Einsatz von Microblogging. Im Idealfall führt dieser Kontakt zur Etablierung einer Community, eines Peer-Netzwerks für den Austausch untereinander.

● Intensivierung des Kontakts zwischen Studierenden und Lehrenden. Für Lehr-/Lernarrangements auf Distanz (Fernlehre) ist dieser Aspekt besonders be-deutsam, zeigt sich aber auch in der Kombination von Präsenzveranstaltungen- und betreuten Onlinephasen (blended learning).

● Die Kommunikation auf allen Ebenen wird nicht nur intensiviert, sondern durch die raum-zeitliche Ungebundenheit auch flexibilisiert, die Kommunikationswege werden kürzer.

● Bei der Verfassung von Fachbeiträgen der Studierenden oder einem medienpä-dagogisch initiierten Peer-Review-Verfahren kann während des Schreibprozes-ses laufend Feedback durch die Mitstudierenden (und evtl. Dozierenden) ein-fliessen. Dadurch können die Qualität der Arbeit verbessert und die Nachbe-arbeitungsphase verkürzt werden. Weil die Arbeiten allen Studierenden bereits bekannt sind, werden sie in der Präsenzveranstaltung nur noch kursorisch prä-sentiert, was Zeit für andere Lerninhalte und einen intensiven Austausch schafft.

● Der Einsatz von Social Media knüpft teilweise an den privaten Mediengebrauch der Studierenden an und kann dadurch eine motivatorische Komponente be-inhalten.

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2.3. Chancen/Stärken im Bereich Didaktik

● Informationen sind zeit- und ortsunabhängig zugänglich. ● Offene Anwendungen lassen einen weitergefassten Informationsaustausch

zu, der auch über das Thema der Veranstaltung hinausgehen und externe Per-sonen (Forschende, Expert/-innen, ehemalige Studierende etc.) miteinbeziehen kann. Insbesondere für Lehr-/Lernszenarien an Fachhochschulen erweist sich die Vernetzung mit Expert/-innen aus der Unternehmenspraxis – auch über die Studienzeit hinaus – als gewinnbringende Einsatzoption für Social Media.

● Geschlossene Social Media-Anwendungen ermöglichen andererseits die Be-schränkung des Nutzer/-innenkreises, z.B. auf die Teilnehmenden eines Kurses. Inhalte wie bspw. Dokumente oder Diskussionen, die nicht öffentlich sein sollen, werden geschützt.

● Beim Einsatz kollaborativer Formen der Wissensaneignung kann mit Social Media auf geeignete Instrumente zurückgegriffen werden. Die Studierenden ler-nen dabei nicht nur Formen des kollaborativen Arbeitens praktisch kennen, son-dern eignen sich darüber hinaus entsprechende Tools an und lernen über Refle-xionsprozesse, den Anforderungen entsprechende Anwendungen auszuwählen. Es kommt zum Austausch von Studierenden mit ihren Kommilitonen/-innen und deren Lerngegenstand im Sinne eines Peer-Reviews. Der Wunsch nach kollabo-rativem Arbeiten wurde von FHNW-Studierenden in den Fokusgruppen zum Ausdruck gebracht.

● Anknüpfend an konstruktivistisch-didaktische Überlegungen, welche von ei-ner Selbstorganisation des Lernens in komplexen Umgebungen ausgehen, kön-nen insbesondere diese kooperativen Lehr-/Lernsettings befördert werden. Die Rollen sowohl der Dozierenden als auch Studierenden verändern sich unter diesem Paradigma und ermöglichen die Umsetzung einer veränderten Lernkul-tur.

● Gemäss der Meinung von Expert/-innen eignen sich, insbesondere für den Erst-einsatz, kleinere Gruppen. Aktuell werden aber auch mit grossen Kursplattfor-men, sogenannten MOOCs – Massive Open Online Courses – Erfahrungen ge-sammelt.

● Eine besondere Eignung könnte sich für Weiterbildungsveranstaltungen er-geben, da deren funktionale und inhaltliche Ausrichtung stärker als die Ausbil-dung an den Bedürfnissen der (heterogen zusammengesetzten) Teilnehmenden erfolgt, zudem erweitern Social Media die Möglichkeiten der flexiblen Inhaltsge-staltung.

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3. Schwächen und Risiken des Social Media-Einsatzes in der Lehre

In der entgegengesetzten Waagschale liegen die Schwächen und Risiken, welche mit einem Einsatz von Social Media einhergehen können und denen mit geeigneten Mass-nahmen begegnet werden muss. Auch diese werden wiederum in drei Teilbereichen gegliedert dargestellt.

3.1. Schwächen/Risiken für Dozierende

● Von Studierenden- als auch von Dozierendenseite werden Verlust von Effizi-enz und der zeitliche Aufwand als Risiko von Social Media-Anwendungen ge-nannt. Dozierenden scheint der zeitliche Aufwand für das Erlernen eines Tools, für konzeptionelle, didaktische und technische Vorbereitungen sowie für die Durchführung (inkl. Anleitung und Betreuung der Studierenden) sehr hoch.

● Technische Hürden sind grundsätzlich tief einzuschätzen, werden aber in der Hochschullandschaft relevant, wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht. Aspekte der Öffentlichkeit (von Beiträgen) und des Datenschutzes, insbe-sondere bei der Verwendung kommerzieller Tools, müssen hochschulintern ge-klärt sein und zu Beginn jeder Veranstaltung den Studierenden nahegebracht werden. Studierende können nicht gezwungen werden, externe Web Tools zu verwenden.

● Die Steuerung, Koordination und der Überblick über Kurse, welche Social Media berücksichtigen, kann anspruchsvoll sein.

● Die Studierenden beteiligen sich grundsätzlich wenig, wenn die Beiträge (ei-gene Texte, Peer-Feedbacks, Kommentare etc.) freiwillig sind. Dies gilt auch dann, wenn die Aktivitäten didaktisch begründet sind. Wenn die Social Media Ak-tivitäten der Studierenden in die Leistungsbeurteilung einfliessen, ist das En-gagement grösser. Die Leistungsbewertung wiederum kann wegen der Hetero-genität der Beiträge anspruchsvoll sein. Voraussetzung für das Gelingen ist – hier wie in allen tertiären Lehrveranstaltungen – eine Lehr-/Lernvereinbarung, die Lernziele und erwartete Aktivitäten transparent darstellt. Darüber hinaus ist die Verknüpfungsstrategie ein zentraler Aspekt: Die Aktivitäten in Social Media müs-sen didaktisch eingebunden sein. Wird in Präsenz nicht erkennbar, welchen Bei-trag die Onlineaktivitäten leisten, fehlt diesen die Sinnzuschreibung.

3.2. Schwächen/Risiken für Studierende

● Zum Teil schätzen die Studierenden partizipative Lernformen weniger als das klassische "Konsumangebot" in Form einer Präsenzvorlesung.

● Kommentare von Studierenden legen nahe, dass die Studierenden an der FHNW eine Vermischung von Privatleben und Studium (Privat- und Studien-aktivitäten auf der gleichen Plattform) vermeiden.

● Orientierung im Informationsangebot: Informationen sind zeit- und ortsunab-hängig zugänglich. Für die Studierenden geht damit die Herausforderung einher, zu entscheiden, welche der vielen Informationen aus Netzwerken, Internet und Lehrveranstaltungen für ihr Studienziel tatsächlich relevant sind und welche als

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Ergänzung zu verstehen sind. FHNW-Studierende wünschen sich Gewissheit darüber, dass sie über alle notwendigen Informationen verfügen. Eine Verwen-dung unterschiedlicher Tools bringt zudem eine Vielzahl von Accounts, hete-rogene Nutzeroberflächen, Funktionalitätsspektren, komplexe Kompatibilitätsan-forderungen an die Hardware etc. mit sich. Der Wunsch nach Accessability, im Sinne von niederschwelligen Zugängen, nach Usability und User Experience wird geäussert; die Anzahl der Kommunikationskanäle einer Lehrveranstaltung soll möglichst tief gehalten werden.

3.3. Schwächen/Risiken im Bereich Didaktik

● Es besteht ein Konflikt bei der Entscheidung zwischen hochschulinternen und externen Tools. Bei der Verwendung hochschulinterner LMS wie Moodle mit einer bestimmten Auswahl an Social Media-Funktionen sind Fragen betreffend Datenschutz, Verpflichtung von Studierenden und technischer Support geklärt. Wenn zur Erreichung der Lernziele ein externes Tool besser geeignet ist, über-nehmen Dozierende damit Eigenverantwortung in Bezug auf Öffentlichkeit, Datenschutz, Urheberrecht und AGBs, denn bei offenen Social Media-Anwendungen müssen rechtliche Aspekte und Datenschutz sowie die Frage der Web-Identität von Studierenden und Dozierenden geklärt werden. Dazu gehört auch, dass niemand verpflichtet werden kann, sich auf öffentlichen Porta-len wie beispielsweise Facebook ein Profil einzurichten. Zudem werden eigene Beiträge öffentlich (resp. für eine bestimmte Anzahl Personen zugänglich), wenn ein öffentliches Social Media-Tool zur Anwendung kommt. Diese Tatsache könnte Studierende und Dozierende hemmen, das betreffende Tool zu verwen-den.

● Zeitlicher Aufwand für die Einführung in Kursen: Studierende sollten in die Anwendung von Social Media eingeführt werden, weil der Umgang mit neuen Tools erlernt werden muss, weil die Studierenden vom Sinn dieses Zusatzauf-wandes im Rahmen des didaktischen Szenario überzeugt werden müssen und weil auf die Anwendungsbedingungen (AGBs etc.) hingewiesen werden muss. Diese Einführung muss neben technischen Aspekten insbesondere inhaltliche Fragen abdecken.

● Nicht alle Social Media-Tools sind benutzerfreundlich und barrierefrei. ● Die durch Social Media ermöglichte flexible Kommunikation, Kollaboration und

offenen Lernerfahrungen kollidieren teilweise mit zeitlichen Einschränkungen, Beurteilungsdruck, Leistungszielen und weiteren Vorgaben von Seiten der Do-zierenden.

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4. Entwicklung eines Szenarios – illustrierendes Beispiel mit Video-Foren

Im Schritt 3 des Forschungsprojektes (vgl. oben) wurden konkrete Lehr-/Lernszenarien entwickelt, die anschliessend im Rahmen von Pilottests evaluiert wurden. Der Prozess von der Idee bis hin zur konkreten Umsetzung des Einsatzes von Social Media in einer Lehrveranstaltung ist neben den Szenarien selbst ein wesentlicher Output des For-schungsprojektes. Der Prozess erlaubt es Lehrverantwortlichen, selbst Szenarien zu entwickeln und so zu Social Media-Nutzungen in der Lehre zu gelangen. Anhand eines ausgewählten Beispiels soll Schritt für Schritt gezeigt werden, welche Aktivitäten und Bedingungen notwendig sind, um die Unterstützung konkreter Lehr- und Lernszenarien mittels Social Media zu planen und durchzuführen. Dazu dient das Szenario "Auftritts-kompetenz fördern mit Video-Foren", welches von einer Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft durchgeführt wurde. In dem erwähnten Kurs zu Wirtschaftskommunikation sollte eine Video-Sharing-Plattform genutzt werden, mithilfe derer die Studierenden Videos von eigenen Auftritten und Gruppendiskussionen für gegenseitiges Feedback nutzen können. Ziel des Kurses war das Erlangen von Auftrittskompetenz, indem Reden und Gruppendiskussionen bei Präsenzterminen geübt werden. Ausgangslage für die Idee, Social Media zu nutzen, war, dass die Studierenden bislang vor allem von der Dozentin Feedback zu ihrem Auf-treten und ihren Kommunikationsfähigkeiten bekommen hatten. Diese wiederum wünschte sich, dass sich die Studierenden vermehrt gegenseitig beraten, da sie mittler-weile gelernt hatten, konstruktives Feedback zu geben und zu empfangen. Ziel war, das gegenseitig voneinander Lernen der Studierenden zu unterstützen.

4.1. Lehr-/Lernszenario entwickeln

Auf Basis der gemeinsam mit der Dozentin ermittelten Ziele wurde das Lehr-/Lernszenario erstellt. Die Ziele sind in Abbildung 2 in den Sequenzen 1 und 2 veran-schaulicht. Im vorliegenden Fall wurde auf Moodle und SWITCHcast zurückgegriffen, diese Tools stehen den Studierenden und Dozierenden der FHWN zur Verfügung. SWITCHcast ist ein Video-Management-System der Stiftung SWITCH (http://www.switch.ch/de/cast/). Die von den Studierenden erstellten Videos wurden auf SWITCHcollection gespeichert und der Link dazu zum Streamen des Videos in einem Moodle-Forum eingebettet. Eine direkte Einbettung der Videos auf Moodle ist aus Kapazitätsgründen nicht wünschens-wert und somit nicht möglich. Die im Szenario in Sequenz 4 in grauer Schrift aufgeführ-ten Aktivitäten und Tools wurden nicht realisiert, da dies eine Überforderung des Kurses im Sinne der technischen Einrichtung und des Erlernens zu vieler neuer Tools bedeutet hätte. Es wurden daher bewusst eine neue Aktivität (Diskussionen aufzeichnen und be-werten) und ein neues Tool (Video-Forum) in den bestehenden Kurs integriert. Somit konzentrierte sich das Szenario auf asynchrone Medien und Aktivitäten. Der Einsatz von Microblogging z.B. in Form einer Live-Twitter-Wall während der Diskussionen wäre auch mit Blick auf die technischen Ressourcen zu aufwändig gewesen.

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Abbildung 2: Lehr-/Lernszenario

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Die Sequenzen der Abbildung 3 "How the future might look like." schildern die geplanten Aktivitäten der Studierenden mittels der Videoplattform:

Abbildung 3: Visualisierung der Umsetzung

4.2. Frühzeitig Anforderungen ermitteln

Vor dem Pilotversuch wurde es auf notwendige Anforderungen und Risiken der Durch-führung hin evaluiert, indem das Szenario mit Vertreter/-innen für Dozierende, Expert/-innen für Didaktik und Studierenden theoretisch durchgespielt wurde ("Szenario-Walkthrough"). Probleme und Anforderungen ergaben sich unter anderem bezüglich der folgenden Punkte: Konkrete Formulierung der Lernziele und des Lernauftrags Für das Szenario waren das Lernziel und der Auftrag, den die Studierende mit dem Social Media-Tool erfüllen sollen, nicht deutlich genug formuliert. Beispielsweise war unklar, ob es mehr um Verhandlung (Diskussionen) oder mehr um Präsentation (Auftritt) ging.

Expert/-in Didaktik: "Was ist in den Videos nach welchen Kriterien zu analysie-ren, zu welchen Aspekten soll Feedback gegeben werden usw.?" Dozierende/-r: "Was bedeutet die "Vorbereitung auf Einzelauftritte" genau? Was ist genau der Auftrag an die Studierenden, um diese Phase mit Social Media zu unterstützen?"

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Student/-in: "Worüber diskutieren wir? Werden Themen vorgegeben? Was ma-chen wir nachher? Müssen wir die Kommentare der anderen zu unserem Video und/oder unsere Kommentar zu den anderen Videos zusammenfassen?"

Leistungsnachweis und Sicherstellung der erworbenen Fähigkeiten Die ungenauen Angaben zum Leistungsnachweis stellten ein Manko dar. Gerade von den Studierenden werden diese Angaben frühzeitig zu Beginn der Lehrveranstaltungen gefordert. Beispiele dazu sind die folgenden Fragen:

Student/-in: "Wie viele Videos muss man kommentieren? Alle kommentieren al-les (als Gruppe vs. einzeln)? Werden die Feedbacks benotet?" Expert/-in Didaktik: "Wie wird die Weiterentwicklung der Fähigkeiten der Studie-renden sichergestellt? Aus meiner Sicht braucht es einen zweiten Durchlauf (mindestens) und eine Feedbackschlaufe zum kollegialen Feedback" Expert/-in Didaktik: "Wie wird dokumentiert? Wird über die Dokumentation kon-trolliert, ob der Prozess stattfindet/stattgefunden hat, also die Studierenden tat-sächlich etwas tun? Oder ist das Hochladen und Feedbacken freiwillig?"

Änderung/Empfehlung: Zwischenziele zu formulieren wäre eine Möglichkeit, die Aktivitäten in Social Media konkret festzuhalten. Ebenfalls könnten Bedingungen durch eine Lehr-/Lernvereinbarung, die qualitative und quantitative Anforderun-gen an die Studierendenleistungen definiert, geklärt werden.

Organisatorische und technische Vorbereitungen für die Umsetzung a) Equipment und Vorab-Tests Es benötigt für Szenarien dieser Art eine organisatorische Vorbereitung, wie zum Bei-spiel die Anschaffung und Organisation von Equipment, aber auch das Testen und Ein-üben der Tools.

Dozierende/-r: "Geeignetes Equipment für die Video-Aufnahmen muss vorhan-den sein, Video-Aufnahmen müssen geübt werden können und das Hochladen – insbesondere auf SWITCHcast – erfordert Support."

b) Aufgabenteilung in der Organisation der Umsetzung Videoaufzeichnungen benötigen ebenfalls einige technische Vorbereitungen, wie die Beispiele zeigen:

Expert/-in Didaktik: "[...] muss der Dozierende dafür sorgen, dass in den Gruppen geklärt wird/ ist wer genau was macht (Videos aufnehmen, hochladen usw)." Expert/-in Didaktik: "Wo finden die Workshops statt? Ist die Dozentin dabei? Gibt es an den Workshops Feedback von ihr? Oder macht sie später oder gar kein Feedback mehr?" Expert/-in Didaktik: "Wie lang sollen die aufgezeichneten Phasen sein?"

Datenschutz und Privacy Vielfach wurde angemerkt, dass die Aufzeichnung von eigenen Auftritten für die Studie-renden (und auch Dozierende) eine Hemmschwelle darstellen könnte. Hier sollte ge-meinsam mit den Studierenden geklärt werden, wo die Videos (kurz- und langfristig) gespeichert werden, wozu sie verwendet werden dürfen und Einverständniserklärungen

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bezüglich Aufnahme und Speicherung eingeholt werden. Ausserdem könnte die Tatsa-che, dass Studierende ihre Auftritte aufzeichnen, ihr Verhalten dabei beeinflussen. Dies sollte der/die Dozierende frühzeitig ansprechen.

4.3. Technische und organisatorische Vorbereitungen treffen

Für die technische und organisatorische Vorbereitung wurden Checklisten erstellt, die bis zum Beginn des Semesters erfüllt werden mussten, um mit dem Pilottest starten zu können. Dabei entstanden unter anderem Dokumente, die für die erneute Nutzung der Social Media-Tools in anderen Lehrveranstaltungen genutzt werden. Diese sind in der nachfolgenden Aufzählung gekennzeichnet als "Deliverable SI" und können als Vorlage bei den Teammitgliedern der SI bezogen werden.

● Konkreten Zeitplan erstellen, was wann mit welchen Tools passiert, wann Stu-dierende was machen sollten

● Einverständniserklärungen für Videoaufnahmen/Vertraulichkeitsvereinbarungen (Deliverable SI)

● Zur-Verfügung-Stellen von Kameras, Mikrofonen, Stativen (FHNW CCC) ● Anleitungen für Studierende für die jeweiligen Tools inkl. Präsentation (Deliver-

able SI) ● Eigene Räume reservieren, die sich für die Aufzeichnung von Einzelreden und

von Gruppendiskussionen eignen ● Technische Geräte/Software und eventuell Personalressourcen für Vorlesungs-

aufzeichnungen organisieren Schulung/Anleitung:

● Dozierende anleiten/spezifische Tools erklären ● Dozierenden medienpädagogische/hochschuldidaktische Weiterbildungen anbie-

ten ● Pretest für Video-Erstellung und Video-Upload machen

Technische Vorbereitung:

● Auswahl und Test der Tools: ○ Klärung der potentiellen Kosten des Tools (Wer übernimmt die Kosten?

Sind es einmalige Zahlungen oder laufende Lizenzkosten? Kann man Tool bzw. Lizenz später wieder nutzen, damit hier Kosten gespart werden können etc.)

○ Überprüfen des zur Verfügung stehenden Speicherplatzes auf Moodle oder OLAT und SWITCHcast/-collection und Angaben zum maximalen Upload-Volumen (besonders bei Videos relevant) kommunizieren

○ Entscheidung für externes Tool oder FHNW-internes Tool (z.B. in Mood-le, Auswahl begrenzt) fällen

○ Test der Tools (z.B. Accounts anlegen, Plattform auf Eignung für Studie-rende/Dozierende prüfen, Videos hochladen, Videos einbinden, Gruppen anlegen etc.)

○ Administrations- und Nutzungsrechte prüfen: Was können Studierende tun, was kann die/der Dozierende/-r tun, wozu braucht es Administrati-onsrechte? Gibt es Administrator/-innen?

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○ Speicherort von erstellten Inhalten klären (Moodle, SWITCHcollection oder andere Orte)

○ Unterstützte Dateiformate für jedes Kollaborationstool klären (z.B. Video-formate)

● Datenschutz klären (wo und wie werden Daten gespeichert?) ● Anlegen/installieren der Social Media Tools

○ Channel einrichten, Forum auf Moodle einrichten (für jede Gruppe) ○ Benutzer/-innen (Studierende, Dozierende) für Anmeldung einladen

Nachfolgende Grafik bietet einen zusammenfassenden Überblick über die Vorberei-tungsschritte:

Abbildung 4: Vorbereitungsschritte der Pilotprojekte

4.4. Durchführung

Im Beispiel wurden bestehende Workshops erweitert, indem die Studierenden Video-aufnahmen von Reden und Gruppendiskussionen erstellen. Die Videos wurden an-schliessend durch den technischen Support konvertiert (Reduktion der Dateigrösse). Mit dem webbasierten Tool SWITCHcollection konnte ein eigener Video-Channel für den Kurs erstellt werden. Die Zugriffsberechtigungen für den Channel können seitens der Dozierenden geregelt werden, sodass nur Studierende des Kurses auf die Videos Zu-griff haben. SWITCH erfüllt die aktuellen Datenschutzbedingungen der Schweiz. Nach zwei Workshops wurden Videos hochgeladen und via "Embedding"-Funktion über SWITCHcast konnten automatisch Links erzeugt werden, mittels welcher die Studieren-den direkt auf die Videos zugreifen konnten. Da SWITCHcollection bisher keine Kom-mentare und Diskussionsfunktionen anbietet, wurden via Moodle, die ohnehin im Kurs genutzt wurde, Foren erstellt, die zum Feedback der Videos dienen sollten. Zu jedem Video wurde ein eigenes Forum-Thema erstellt, sodass die Studierenden zu jedem Vi-deo via Kommentar-Funktion Feedback geben konnten. Diese "Video-Foren" sind in Abbildung 4 dargestellt. Besonders vorteilhaft erwies sich hier, dass die Videos im Fo-rum direkt abgespielt werden können, da sie über die sogenannten Embed-Links einge-bunden werden. So benötigen die Studierenden keine separate Plattform, sondern kön-

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nen alle Aktivitäten in Moodle durchführen. Notwendige Voraussetzung dafür war aller-dings, dass die Studierenden sich einmalig bei SWITCH registrieren.

Abbildung 5: Moodle-Diskussion zu einem Video

4.5. Auswertung und Erkenntnisse

Das Angebot wurde von wenigen Studierenden wahrgenommen. Die Feedbacks wa-ren oft singulär und ohne nachfolgende Diskussion. Unter den beteiligten Studierenden war die Feedback-Aktivität sehr unterschiedlich, von einem bis sieben Kommentaren. Die Qualität der Feedbacks war hoch und deren Inhalt wurde sorgfältig und res-pektvoll gestaltet. Insgesamt waren die Begeisterung und die Kollaborationsbereitschaft der Studierenden niedriger als erhofft. Allerdings war der Kontakt zwischen den aktiven Studierenden und der Dozentin aus deren Sicht intensiver und man konnte sich näher kennenlernen. Aus der technischen Perspektive war die Videoaufbereitung aufwändig und die Qualität der Videos bezüglich Bild und Ton nicht zufriedenstellend. Eine technische Optimie-rung wäre für zukünftige Szenarien notwendig. Die Studierenden haben sowohl die Möglichkeit der Selbstbeobachtung und der Be-obachtung anderer als auch die Möglichkeit des gegenseitigen Feedbacks sehr hoch geschätzt. Viele Beteiligte haben Angst vor Exponierung und Mobbing und wünschen sich mehr Informationen/Kontrolle über die Aktivitäten der Community in Bezug auf ihre Videos. Da das Risiko des Kopierens von Videos technisch nicht ausgeschlossen werden kann und damit auch die Möglichkeit besteht, dass ein Lernvideo mit negativen Kommentaren versehen auf einer öffentlichen Plattform wie z.B. YouTube publiziert wird, sind diese Bedenken ernst zu nehmen. Eine Datenschutzerklärung kann zum Bei-spiel Abhilfe schaffen.

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5. Anforderungen an Dozierende, Studierende und Tools Wie das Beispiel zur Förderung der Auftrittskompetenz mit Hilfe eines Video-Forums gezeigt hat, stellen sich an die verschiedenen Akteur/-innen in der Lehre, aber auch an die Tools eine Vielzahl von Anforderungen. Für einen erfolgversprechenden Einsatz von Social Media in der Lehre lassen sich aus Ist-und Potenzialanalyse sowie aus den Er-fahrungen in den Pilotprojekten die folgenden Erkenntnisse extrahieren:

5.1. Anforderungen an Dozierende

● Ein erfolgreicher Einsatz von Social Media in der Lehre bringt eine Rollenver-änderung der Dozierenden mit sich. Sie begleiten in einer an den Studierenden orientierten Lehre, wie z.B. in allen konstruktivistischen Lernansätzen, den Lern-prozess als sogenannte Coaches. Dieser didaktische Ansatz strebt eine aktivie-rende Lehre und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Lernenden über ihren Lern-prozess an. Um Orientierung und Sicherheit im Lernprozess zu gewährleisten, müssen verbindliche Anforderungen und Erwartungen klar an die Studieren-den kommuniziert werden. Auf Basis der Ist-Analyse lässt sich zunächst schluss-folgern, dass an der FHNW durchaus eine studierenden-zentrierte Lehre stattfin-det: Den Lehrenden ist es wichtig, selbstgesteuerte Lernprozesse zu begleiten und zu unterstützen; die Frage danach wird ausschliesslich positiv beantwortet. Diese Aussage wird allerdings relativiert durch die Zurückhaltung beim Reflektie-ren von Lernprozessen. Durch die neuen Rollen könnten bestehende Hierar-chien aufgebrochen und neue Strukturen etabliert werden. In Bezug auf Social Media kann das bedeuten, dass Dozierende gemeinsam mit den Studierenden besprechen, zu welchen Zwecken welche Art von Tool eingesetzt wird und wel-che Veränderungen sich dadurch für die Durchführung der Lehrveranstaltung und den Lernprozess ergeben. Das konkrete Tool wird dann gemeinsam ge-wählt. So kann u.a. berücksichtigt werden, welche Tools die Studierenden be-reits kennen und eventuell nutzen, was einen erstmaligen Einsatz erleichtert und die Umsetzungs- und Anwendungsbereitschaft erhöht.

● Medienkompetenz und Medienaffinität der Dozierenden sind zentrale Erfolgs-faktoren für einen Einbezug von Social Media in der Lehre. Setzen sie sich per-sönlich mit den Tools auseinander, können nachhaltige Entscheidungen bei der Auswahl getroffen, Vor- und Nachteile der Anwendungen erkannt und schliess-lich auch Wissen an die Studierenden weitergegeben werden, welche ihrerseits von den Dozierenden einen professionellen Medieneinsatz erwarten. Eine kon-sequente Verwendung des Tools durch die Dozierenden im Sinn eines Partizi-pationsvorbildes animiert die Studierenden, sich mit dem Tool auseinander zu setzen und es ebenfalls anzuwenden. Technikaffine Dozierende lassen sich selbst durch wahrgenommene Nachteile und Risiken weniger davon abhalten, in ihrer Lehre internet-/webbasierte Anwendungen einzusetzen.

● Eine sorgfältige mediendidaktische Einbettung ist vonnöten. Das didaktische Design muss von Lernzielen und -inhalten ausgehen und darauf aufbauend das geeignete Tool wählen (Stichwort: Method-Media-Match). Social Media können so in die Lehre eingebettet werden und stellen eine Ergänzung der didaktischen Möglichkeiten dar. Die Tatsache allein, dass Social Media Tools eingesetzt wer-den, erhöht die Attraktivität einer Veranstaltung kaum und erzielt auch keinen Mehrwert. Der Einsatz von Social Media in der Lehre verlangt also von den Do-

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zierenden ein ganzes Bündel an technischen, hochschul- und mediendidak-tischen Kompetenzen. Studieren unter vernetzten Bedingungen geht insofern mit der Weiterentwicklung(-sbereitschaft) der beteiligten Lehrenden einher, die sich didaktisch, methodisch und technisch fortbilden, eigene Lehr-/Lern- und Be-urteilungspraxen hinterfragen und die Bereitschaft mitbringen, sich auf Lehr-/Lernszenarien einzulassen, die nur bedingt planbar sind und infolge der Vernet-zung eigene Dynamiken entwickeln.

● Stellenwert der Social Media-Tools, Anforderungen an und Beurteilung von Social Media-Beiträgen der Studierenden werden zu Beginn der Veranstal-tung festgelegt. Hierbei müssen die Dozierenden abwägen zwischen Verbind-lichkeit vs. informellem Charakter, Bewertung von Online-Aktivitäten vs. freiem Denk-Raum. Die Einsatzbedingungen von Social Media müssen klar an die Studierenden kommuniziert werden. Bei einer Berücksichtigung für die Leis-tungsbeurteilung liegen auch bezüglich Leistungen in Social Media transparente Beurteilungskriterien vor; die Arbeit mit Beispielen ist dabei hilfreich. Generell beteiligen sich Studierende mehr, wenn sie dazu verpflichtet werden, indem ihre Aktivität auf den Tools (Frequenz, Relevanz etc.) in die Bewertung/Semesternote einfliesst. In den Pilotprojekten der SI hat sich gezeigt: In fast allen Fällen gab es eine begrenzte Anzahl von Studierenden, die Input geliefert haben, allerdings haben sich solche Beiträge trotz Impulsen nie zu einer Diskussion weiterentwi-ckelt, bzw. sie haben keine Austauschprozesse oder Synergien ausgelöst.

● Eine fundierte Einführung in das Tool scheint eine wichtige Voraussetzung für eine optimale Verwendung zu sein. Dozierende müssen ein im Lehrkontext zu verwendendes Tool selbst beherrschen und es auch selbst nutzen bzw. von dessen Nutzen überzeugt sein, damit sie den Studierenden eine überzeugende Einführung vor dem Hintergrund der fachdidaktischen Einbindung bieten können. Dies geht einher mit den Erwartungen der Studierenden an eine in jeder Hinsicht professionelle Lehre.

5.2. Anforderungen an Studierende

● Auch die Rolle von Studierenden verändert sich in Lehrveranstaltungen mit dem Einsatz Social Media. Studierende treten als "Content-Provider" auf, in-dem sie neue, eigene Inhalte in die Veranstaltung einbringen. Gegebenenfalls müssen sich Haltungen verändern, welche das Ergebnis langjähriger Kommu-nikationsgewohnheiten und Studienstrukturen darstellen. Die Ergebnisse dazu sind ambivalent: Studierende begrüssen einerseits ein in der Lehre eingesetz-tes und unter Umständen auch neu erlerntes Tool und sind bereit, eine neue, ak-tive Rollen zu übernehmen, andererseits greifen sie gerne auf "herkömmliche" bzw. bekannte Mittel der Kommunikation (E-Mail, SMS) zurück.

● Die Aktivität auf Social Media-Tools im Rahmen einer Lehrveranstaltung hat eine andere Bedeutung als die private Nutzung von Social Media: An einer Hoch-schule müssen Lernziele erreicht und Leistungen bewertet werden. Diese zu-sätzlichen Anwendungsmöglichkeiten stellen eine Erweiterung der Medien-kompetenz dar; die Studierenden müssen diese im Rahmen der Lehrveranstal-tung erlernen.

● Lerninhalte sind zeit- und ortsunabhängig zugänglich, Informationen sind vielfäl-tig verfügbar. Diesbezüglich besteht für die Studierenden die Herausforderung,

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zu entscheiden, welche der vielen Informationen aus Netzwerken, Internet und Kursen für ihr Studienziel tatsächlich relevant sind und welche als Ergänzung zu verstehen sind. Hier sind – wie oben erwähnt – auch die Dozierenden gefordert, mit verbindlichen Angaben zu Einsatzbedingungen von Social Media Transpa-renz zu schaffen.

● Social Media bieten die Chance, zeitgemässe Lehr-/Lernszenarien im Sinne ei-ner Lernenden-Zentrierung zu realisieren, Hierarchien aufzubrechen und Kolla-borationen und Vernetzungen der Studierenden zu unterstützen.

● Die Studierenden entwickeln ein Bewusstsein bezüglich Fragen des Daten-schutzes, des Urheberrechts und der Privatsphäre. Sie sind gefordert sich mit wesentlichen Fragen, die moderne Medien aufwerfen, zu beschäftigen und einen Standpunkt dazu einzunehmen.

5.3. Anforderungen an Tools

● Grundsätzlich ist eine Tendenz zur Integration vieler Dienste (wie z.B. Chat, Fo-rum, Blog, Microblog etc.) auf Community-Plattformen (wie z.B. Yammer, Face-book, Lotus Connections etc.) zu beobachten und weniger, dass sich einzelne Tools durchsetzen.

● Um eine möglichst hohe Akzeptanz für den Einsatz zu erreichen, wird empfoh-len, Tools zu nutzen, die Studierenden und Dozierenden bereits bekannt sind, noch geeigneter sind solche, die von ihnen bereits genutzt werden. Face-book und Blogs sind von den abgefragten Tools bei den Dozierenden die be-kanntesten mit 99 bzw. 98% Bekanntheitsgrad, gefolgt von Foren, Wikis und Plattformen zum Videoaustausch (wie z.B. YouTube, je 97%).

● Speziell für einen Ersteinsatz von Social Media in der Lehre wird seitens der Ex-pertinnen und Experten vorgeschlagen, vorerst möglichst 'einfache' und eher 'passive' Tools (z.B. Podcasts) einzusetzen. Je tiefer die Einstiegshürde, umso eher finden sich Teilnehmende in Social Media.

● Studierende wie Lehrende äussern gemäss Ist-Analyse und in den Befragungen zu den Pilotprojekten gleichermassen den Wunsch, dass eingesetzte Tools sich durch eine hohe User Experience und Usability auszeichnen. Die Studieren-den nennen an gewünschten Eigenschaften einfach, schnell und effizient, dar-über hinaus sollten multimediale Daten von höchster Qualität sein.

● Die verwendeten Tools ermöglichen den Studierenden idealerweise, im Sinne von Bring Your Own Device (BYOD) ihre privaten Geräte zu nutzen. Das be-dingt unter anderem eine Device-unabhängige User Experience (Stichwort: Responsive Design), aber auch technischen Support an den Hochschulen, der berücksichtigt, dass eigene Geräte mitgebracht und ins System eingebunden werden. Gleichzeitig sollten Privat- und Studiensphäre klar trennbar bleiben.

● Benachrichtigungsfunktionen ermöglichen für alle Beteiligten eine hohe Onli-ne-Awareness und effizientes Arbeiten.

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6. Organisationale Bedingungen und Handlungsempfehlungen Welche Anforderungen stellen sich an die FHNW für ein erfolgreiches Gelingen von Lehr-/Lernszenarien mit Einbezug von Social Media? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, welche unterstützenden Massnahmen getroffen werden? Die aus der SI hervorgehenden Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen bieten den ver-antwortlichen FHNW-Stellen Zugänge, Social Media fachhochschulweit professionell in Aus- und Weiterbildung zu integrieren.

● Es bedarf einer Klärung der strategischen Verankerung des Social Media-Einsatzes in der Lehre auf Hochschulebene. Grundsätzlich kann der Einsatz von Social Media begrüsst und als etwas Positives wahrgenommen werden. Es wäre nötig, eine Kommunikationskultur zu Social Media in der Lehre zu etab-lieren. Die Idee, dass man Social Media-Tools in der Lehre einsetzen kann und welche Formen dabei möglich sind, ist bei den Dozierenden wenig bekannt. Wird darüber gesprochen, kann der Mehrwert der neuen Lernmedien aufgezeigt und über Vor- und Nachteile informiert werden. Der Einsatz von Social Media muss in die bestehenden Hochschulstrukturen integriert werden: technische Vo-raussetzungen, technischer Support, medien- und hochschuldidaktische Anbin-dung, Anbindung an das Curriculum, Vergabe von Credits etc. Die erforderlichen Freiräume für die Lehre mit Social Media, z.B. in Bezug auf Veranstaltungs-strukturen, können so geschaffen werden.

● Ein Konzept für den Einsatz und die Nutzung von Social Media würde so-wohl von Dozierenden als auch von Studierenden geschätzt. Ideal wäre ein Ka-talog – im Sinne eines Lernportals mit allen an der FHNW genutzten internen Tools in einem einheitlichen Erscheinungsbild – der beschreibt, welche Social Media Tools wozu eingesetzt werden können. Dabei sollten auch die Grenzen dieses Einsatzes bekannt sein (Method-Media-Match). Lehrende, vor allem we-nig medienaffine, und Lernende wünschen sich Orientierung. Dozierende möch-ten sicher sein, dass sie die richtigen Tools wählen, diese optimal einsetzen und professionell an das E-Learning anbinden. Studierende hingegen wünschen sich die Gewissheit darüber, dass sie über alle notwendigen Informationen verfügen.

● Grundvoraussetzung für den Social Media-Einsatz ist eine gut funktionierende ICT. Interne Tools werden auf infrastruktureller Ebene bereitgestellt, deren technischer und operativer Support sowie didaktisch-konzeptionelles Coaching sind gewährleistet. In den Politprojekten der SI hat sich gezeigt, dass Support und Coaching für die Mehrheit der Szenarien unabdingbar war und von den Dozierenden sehr geschätzt wurde. Insbesondere die multimediale Aufberei-tung von Inhalten (z.B. Videos) war sehr aufwändig und benötigte intensiven Support.

● Mit der E-Learning-Kontaktstelle FHNW (ELK) (http://web.fhnw.ch/e-learning) besteht eine Stelle mit Verbindungen in alle FHNW-Hochschulen, die zum Ziel hat, medienpädagogische und hochschuldidaktische Expertise zu fördern, um zu einer guten, professionellen Lehre beizutragen.

● Beim Fällen eines Grundsatzentscheides über die Handhabung externer Tools im Rahmen von FHNW-Lehrveranstaltungen müssen (medien-)didaktische und juristische Aspekte sowie der Datenschutz beachtet werden.

● In Bezug auf die verwendeten Tools und Kommunikationskanäle kann der Grundsatz gelten: "So wenig wie möglich, so viel wie nötig". Zentral ist für Studierende und Dozierende die Gewissheit, dass sie über die nötigen Informa-

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tionen verfügen und die Kompetenzen erwerben können, das gewählte Tool zu bedienen und zu allen wesentlichen Inhalten zuverlässig Zugang haben. Ziele müssen eine hohe Usability und eine möglichst gute User Experience sein, wel-che mit Blick auf BYOD ein Responsive Design umfasst.

● Es braucht genügend zeitliche und finanzielle Ressourcen, v.a. für den Erst-einsatz von Social Media: Dieses Kriterium beeinflusst gemäss Potenzialanaly-se die Entscheidung von Dozierenden für oder gegen einen Einsatz von Social Media massgeblich. Zudem sind bei einem Ersteinsatz technischer Support und die Teilnahme an medien-hochschuldidaktischen Weiterbildungen wichtig. Den Dozierenden selbst obliegt hierbei auch eine Selbstverpflichtung zur Weiterbildung (Nutzung der vorgesehenen Weiterbildungszeiten), um die Lehr-qualität an der FHNW zu sichern und fördern.

● Schaffung einer Community-Plattform bzw. Verstärkung der Kommunikati-on auf Dozierendenebene für kollegiale Beratung und Austausch unter Dozie-renden, unter Einbezug des IT-Personals. Kollegiale Praxisberatung zu E-Learning gehört mit zu den häufigsten Themenwünschen für Weiterbildungen von FHNW-Dozierenden und ermutigt Dozierende zum Ausprobieren.

● Weiterbildungsangebote zum Thema anbieten und fördern, Dozierende gründ-lich in Social Media-Tools einführen. Zwischen dem Absolvieren einer Weiter-bildung in den Bereichen Hochschuldidaktik und/oder Medienbildung und dem Anbieten einer Veranstaltung mit E-Learning-Anteilen konnte die Online-Befragung im Rahmen der Ist-Analyse einen statistisch signifikanten Zusam-menhang aufzeigen. Damit deckt sich auch das Resultat, dass alle an den Pilot-tests beteiligten Dozierenden beabsichtigen, auch in Zukunft mit Social Media zu arbeiten, ihre Szenarien zu verfeinern und/oder Social Media in neuen Kursset-tings zu integrieren. Es ist gemäss den Umfrageresultaten auch zu vermuten, dass eine Steigerung der Medienaffinität (bzw. Medienkompetenz) ebenfalls zu einer Steigerung des Einsatzes von Social Media in der Lehre führen könnte; hier wäre ein Anreizsystem für die persönliche Auseinandersetzung mit Social Media zu erwägen. Das von Dozierenden am häufigsten gewünschte Weiterbil-dungsformat sind eintägige Fachkurse. Häufigste Themenwünsche von FHNW-Dozierenden bezüglich E-Learning sind: E-Learning allgemein, Learning Ma-nagement Systeme, Kollegiale Praxisberatung, Einsatz von Apps, Effizienz in der Lehre, Einsatz neuer Medien in der Lehre, E-Lectures, Tab-lets/iPads/Smartphones in der Lehre, Didaktik/Hochschuldidaktik, Social Media in der Lehre und Moodle. Es konnte jedoch kein statistischer Zusammenhang zwischen dem Einsatz so-zialer Lehrformen und demjenigen von Social Media nachgewiesen werden. Dennoch bieten sich hier Anknüpfungspunkte für Weiterbildungsmassnahmen.

● Aus der Online-Befragung der Ist-Analyse lassen sich in Abhängigkeit von der Affinität zu Medien und zu hochschuldidaktischen Fragen verschiedene Grup-pen von FHNW-Dozierenden bilden:

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Abbildung 6: Hochschuldidaktik- und Medienaffinität der FHNW-Dozierenden

● Für diese verschiedenen Gruppen von Dozierenden (hohe/niedrige Medienkom-

petenz, hohe/niedrige didaktische Kompetenz) sind unterschiedliche Weiter-bildungsszenarien denkbar:

○ Gruppe 1 mit geringer Affinität sowohl zu Medien als zu Hochschuldidak-tik ist klein. Hier besteht der grösste Aufwand, um die medien-hochschuldidaktische Lehrkompetenz zu steigern.

○ In Gruppe 2 sind diejenigen zu finden, die im Bereich Hochschuldidaktik besser gerüstet, allerdings in Bezug auf die Medienaffinität nicht so gut aufgestellt sind. Eine Anknüpfung an das didaktische Vorwissen ist mög-lich, das Interesse an didaktischen Fragen generell hoch, es ist ein hoher Nutzen mit verhältnismässig geringem Aufwand zu erwarten. Eine Unter-stützung zur Aneignung neuer Tools und Techniken wäre sinnvoll. Die Dozierenden können später als Katalysator/-innen in kollegialer Praxisbe-ratung ihr Wissen weitergeben.

○ Gruppe 3 ist sehr klein, aber aussichtsreich. Das ist die Gruppe, die me-dienversiert ist, aber hinsichtlich der Lehrkriterien schlecht abschneidet. Hier könnten Grundlagen der allgemeinen Hochschuldidaktik und spezifi-sche medienpädagogische Weiterbildungen grosse Potentiale bieten, weil angenommen werden kann, dass diese Gruppe sich mit den Medien und den Tools ausgezeichnet auskennt, nur vermutlich nicht weiss, wie man diese in die Lehre einbinden könnte.

○ Auf Gruppe 4 trifft in gewisser Weise zu, was schon für Gruppe 3 gilt: hohe Medienaffinität, aber hochschuldidaktisch/medienpädagogisch be-steht ein grosses Entwicklungspotential.

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○ Gruppe 5 ist eine grosse Gruppe – die Hälfte aller Befragten. Sie ist ziemlich medienaffin und hochschuldidaktisch versiert. Hier könnte mit optimalen Rahmenbedingungen und guter Infrastruktur das Potenzial noch besser ausgeschöpft werden. Einige dieser Dozierenden könnten in verschiedenen Formaten ihr Wissen weitergeben: Fachkurse, Com-munity-Beratung, grössere Weiterbildungsformate.

○ Denkbar ist auch ein Zusammenbringen von Dozierenden mit hoher didaktischer Kompetenz mit sehr medienaffinen Dozierenden im Sinne eines Weiterbildungslabors nach Vorbild des E-Labors der Fachstelle Digitales Lehren und Lernen in der Hochschule. Miteinander und füreinander können sie neue Einsatzmöglichkeiten erarbeiten.