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282 C. Literafur und Kritik. Dr. F. C. Schneider und Dr. A. Vogl, Cornmentar zur osterreichischen Pharmacopoa Ein Handbuch frir Apotheker , Sanitatsbeamte und Acrztc , mit Rucksiclit auf die wichtigsten Pharmacopoen des Anslaodes. Zweite Auflage. Erster Rand. Pharmacognostischer Theil , bearb. von Dr. A. Vogl. Nit 84 in den Text gedruckten Hole- schnitten. Wien 1869. 8. 479 Seiten. Beziiglich der Berechtigung dieses Werkcs ist jede Meinungsaussc- rung iiberfliissig , da dasselbe sich solche durch die Nothwelidigkeit einer zweiten Auflage bereits erworben hat. Druck nnd Papier sind gut. Von Holzschnitten ware bei einem so umfassenden Werk eine weit grossere Anzahl erwiinscht gewesen , aueh lassen die meisten derselben an Klarheit und Correctheit Vieles zu wiiii- when iibrig. Das Werk beginnt mit eiueni allgemeinen Theil, welcher erstlieh iiber die ,, mikroskopische Untersuchungsmethote'~ und zweitens iiber ,, Herkunft und Zustand der vegetabilischen Arzncik6rper '( ' handelt. Der erste dieser beiden Abschnittc sollte billigerweise solehen Wer- ken vorbehalten bleiben, welche specie11 iiber Mikroskopie handeln , denn ein solches Extract, wie es als Eiuleitung gegeben werdeu kann, ist (loch gar zu diirftig, um Selbst dem Anranger etwas niitzen zu konnen. Gar leieht aber wird gerade cin Anfjinger mit solcher oberflichlichen Xennt- niss firlieb nehmen und sich dadurch veraiilasst sehen, griindliche Shidirn zu verabsaumen. Dcr zweite YOU uns erwjihntc Abschnitt ist dagegen von einem sehr richtigen Gesichtspuukt ausgegangen uud wir beilauern nur, dass er nicht auf Kosten des ersten ausfuhrlicher behandclt ist. Der allgemeine Theil nimmt im Gauzen nur 56 Qriickseiten ein, der iibrige R a e des Werkes ist den1 speciellen Thcil, d. h. der Aufzahlung und Beschreibung der Droguen gewidmet. Ein ganz unbegreiflicher Fehler ist hier das Fchlen ein es Re- gist e r s. Wns sol1 ein Buch nutzen, welches bci so reichhaltigem Inhalt eine schnelle Orientirung fast unmoglich macht. Fur die Behandlung des Stoffes heben wir beispielsweise gleich die ersten Ahschnitte hervor. Die Charakteristik der Pilze ist nnbestimmt und zum Theil unrichtig. Die wichtigsten Charaktcre sind zum Theil ganz nebenbei erwahnt. Dieser Fehler kehrt bei der Besprechung der Drogucn vielfach wieder. Man konnte einwenden, dass einem pharmacognostischen Lehrbuch daraus kein grosser Vorwurf zu machen sei. E s ware aber besxer, diese allge- meineren Dinge wiirden botanischen Handbiichern iiberlassen. Beim M u t t e r k o r n wird gesagt, dass dasselbe ,, zuweilen einen klei- nen gelblichen Anhang, das Miitzchen" trage. Das klingt, als ob diescr ,, Anhang" etwas ganz Zufdlliges sei. Das Verhaltnias des Mutterkorns

Dr. F. C. Schneider und Dr. A. Vogl, Commentar zur österreichischen Pharmacopöe. Ein Handbuch für Apotheker, Sanitätsbeamte und Aerzte, mit Rücksicht auf die wichtigsten Pharmacopöen

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C. Literafur und Kritik. Dr. F. C. S c h n e i d e r u n d Dr. A. V o g l , C o r n m e n t a r

z u r o s t e r r e i c h i s c h e n P h a r m a c o p o a Ein Handbuch frir Apotheker , Sanitatsbeamte und Acrztc , mit Rucksiclit auf die wichtigsten Pharmacopoen des Anslaodes. Zweite Auflage. Erster Rand. Pharmacognostischer Theil , bearb. von Dr. A. Vogl. Nit 84 in den Text gedruckten Hole- schnitten. Wien 1869. 8. 479 Seiten.

Beziiglich der Berechtigung dieses Werkcs ist jede Meinungsaussc- rung iiberfliissig , da dasselbe sich solche durch die Nothwelidigkeit einer zweiten Auflage bereits erworben hat.

Druck nnd Papier sind gut. Von Holzschnitten ware bei einem so umfassenden Werk eine weit grossere Anzahl erwiinscht gewesen , aueh lassen die meisten derselben an Klarheit und Correctheit Vieles zu wiiii- when iibrig.

Das Werk beginnt mit eiueni allgemeinen Theil, welcher erstlieh iiber die ,, mikroskopische Untersuchungsmethote'~ und zweitens iiber ,, Herkunft und Zustand der vegetabilischen Arzncik6rper '( ' handelt.

Der erste dieser beiden Abschnittc sollte billigerweise solehen Wer- ken vorbehalten bleiben, welche specie11 iiber Mikroskopie handeln , denn ein solches Extract, wie es als Eiuleitung gegeben werdeu kann, ist (loch gar zu diirftig, um Selbst dem Anranger etwas niitzen zu konnen. Gar leieht aber wird gerade cin Anfjinger mit solcher oberflichlichen Xennt- niss firlieb nehmen und sich dadurch veraiilasst sehen, griindliche Shidirn zu verabsaumen.

Dcr zweite YOU uns erwjihntc Abschnitt ist dagegen von einem sehr richtigen Gesichtspuukt ausgegangen uud wir beilauern nur, dass e r nicht auf Kosten des ersten ausfuhrlicher behandclt ist.

Der allgemeine Theil nimmt im Gauzen nur 56 Qriickseiten ein, der iibrige R a e des Werkes ist den1 speciellen Thcil, d. h. der Aufzahlung und Beschreibung der Droguen gewidmet.

Ein ganz unbegreiflicher Fehler ist hier das F c h l e n e i n e s R e - g i s t e r s. Wns sol1 ein Buch nutzen, welches bci so reichhaltigem Inhalt eine schnelle Orientirung fast unmoglich macht.

Fur die Behandlung des Stoffes heben wir beispielsweise gleich die ersten Ahschnitte hervor. Die Charakteristik der Pilze ist nnbestimmt und zum Theil unrichtig.

Die wichtigsten Charaktcre sind zum Theil ganz nebenbei erwahnt. Dieser Fehler kehrt bei der Besprechung der Drogucn vielfach wieder. Man konnte einwenden, dass einem pharmacognostischen Lehrbuch daraus kein grosser Vorwurf zu machen sei. E s ware aber besxer, diese allge- meineren Dinge wiirden botanischen Handbiichern iiberlassen.

Beim M u t t e r k o r n wird gesagt, dass dasselbe ,, zuweilen einen klei- nen gelblichen Anhang, das Miitzchen" trage. Das klingt, als ob diescr ,, Anhang" etwas ganz Zufdlliges sei. Das Verhaltnias des Mutterkorns

Literntur unil Kritik. 283

zum Getraidefrnchtknoten wird sehr unvollstandig beschrieben. So heisst es Z. B. S. GO. Z. 2 v. 0. der Pilzkarper tragc hiufig nn seiner Spitze die beiden Griffel. Dic Keimungsversuche niit den Sporen werden J u l i u s K ii hu allein zugeschrieben , woraus hervorgeht , dass der Vcrf. nicht die Originalarbeit von T u l a s n e , sondern nur Ausziige benutzt hat.

Die B n v i s t e n kann man nach den 13eschreibungen dcs Herrn Verf. nnmiiglich erkennen. Die Charakteristik der F l e c h t e n g r n p p c ist nicht minder unbestimmt als die der Pilzgruppe. Wenige schneidende Merkmale hatfen geniigt , wogegen die Masse unsicherer Charaktere den Anranger verwirren muss. Eine Uebersicht iiber die Eintheilung der ein- zelnen Cryptogamengruppen wire sehr niitalich gewesen , sie fehlt aber ganzlich.

Ueberhaupt fehlt es dem ganzen Ruch an Uebersichtlichkeit. Die Summitates und Herbae hatten doch billigerweisc nach dem na-

tiirlichen System gcordnet werden sollen. Auch tritt bei den Diagnosen der Phanerogamen dieselbe Unbestimmtheit in der Charakteristik hervor, wie bci den Cryptogamen. So z. B. wird die Frucht von Chelidoniuni folgendermaassen beschrieben: ,1 Die linienformigen, bis uber 5 Cm. langen Kapselfruchte sind schotennrtig, vielsamig."

Obgleich der Herr Verf. mit Recht sagt, dass bei dcn Krautern die hotanischen Merkmale zu benutzen sind, wendet dcrselbe sie doch nicht an. So ist z. B. bei ,,Herbs Polygalae amnrae " kein einziges der f i r Polygnla und die Polygaleen charakteristischen Merkmale zur Anwendung gekonimen. Oft sind die Pflanzentheile falsch bezeichnet. So z. B. wird der Valeriana celtica ein ,, Wurzelstock '' zngeschrieben.

Fur Herba Belladonnae giebt der Verf. ein sehr brauchbares Merk- ma1 zii ihrer Unterscheidung von ahnlichen Blattern an, ncmlich die Kry- stallzellen , welche unter den Pallisadenzellen liegen und unter der Lllpe als weissliche, erhabene Piinktchen hervortreten.

Rei Flores Kusso , welche durch eine instructive Abbildung erlautert werilen, giebt Verf. eine Meereshohe von 2000 bis 3000 Meter an.

Senien cinae sol1 yon einer einzigen Artemisia- Art abstammen. Piir Flores Arnicae ist das michtigste Kennzeichcn , nemlich die

Wir heschranken uns anf diese Andeutungen, aus denen zur Geniige dass das Ruch bei manchem Brauchharen sehr grosse W i g e l

5 Nebenstaubfaden, unbeachtet geblieben.

erhellt, erkennen lasst. H.

Utile cum dalci. Heft IX.

Acotyledonisohe Mueenkllinge oder

Der Cryptogamen Liebesfreuden und Familienleben. Eiue bluthenlose Erbauungs - , Zeitvertreibungs - und Repetitions -

Lecture von F r a n z Hag en. Breslau, Maruschke und Berendt. 1870.