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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM -Nachrichten Mitteilungen für DVM-Mitglieder DVM-Satzungsänderung. . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3. DVM-Workshop Prüfmethodik . . . . . . . . . . . 2 Prof. Dr. Ing. Adolf Hobbacher: Kommentar. . . . . 3 2. DVM-Workshop Fahrradsicherheit . . . . . . . . . . 5 Berichte des DVM-AK Bruchvorgänge . . . . . . . . 6 2. Sitzung des DVM-AK Kunststoffprüfung . . . . . 8 5. DVM-Fortbildungsseminar Bauteilschäden . . . 9 Verleihung der August-Wöhler-Medaille. . . . . . 10 Dr.-Ing. Pedro Dolabella Portella: BV MatWerk . . 11 Eisenbahnunfälle im vorigen Jahrhundert . . . . 12 Gedenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Nachruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 DVM-Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Neue Dissertationen „Schwingfestigkeit“ . . Beilage Inhalt Liebe DVM-Mitglieder in den letzten 5 Jahren wurde durch die Gründung neuer und die Forcierung ruhender Arbeitskreise sowie durch eine Diversifizierung des Angebotes an Seminaren, Workshops und Tagungen ein solides Fundament für den Deutschen Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. geschaffen. Dadurch und durch Ihre Mitarbeit hat Ihr Verband DVM die Wirtschafts- und Finanzkrise bis jetzt gut überstanden. Die Mitgliedsbeiträ- ge konnten stabil gehalten werden und die Gebühren für die Veranstaltungen konnten seit 3 Jahren nahezu unverändert bleiben! Auch für die kommenden Jahre sind schon Weichen in Richtung auf neue Aufgabengebiete und eine stärkere Inter- nationalisierung des DVM gestellt. Dieses Jahr steht nun zunächst eine außerordentliche Mit- gliederversammlung im Rahmen des DVM-Tages ins Haus, da die Satzungen gemeinnütziger Verbände auf grund eines Urteils des Bundesfinanzhofes aus dem Jahr 2009 und einer Änderung der Abgabenordnung dem Gebot einer formellen Satzungsmäßigkeit (Mustersatzung) entsprechen müssen. Eine Anpassung soll bis zum 31.12.2010 vorgenommen wer- den, um weiterhin den gemeinnützigkeitsrechtlichen Anfor- derungen zu entsprechen und die Satzung gerichtsfest zu machen. Im Zuge dessen hat der Vorstand entschieden, die Satzung zur Prüfung einem Rechtsanwalt für Gemeinnüt- zigkeitsrecht, Herrn RA Dr. Eggers, Köln, vorzulegen. Die- ser hat zudem eine Anpassung und Weiterentwicklung der Satzung an moderne Gegebenheiten empfohlen; so können beispielsweise in Zukunft die Einladungen zur Mitglieder- versammlung per E-Mail verschickt werden. Auch soll der Beirat erweitert werden, um die komplexen breit gefächerten neuen Aufgabengebiete des DVM abzudecken. Da diese Satzungsänderung zunächst von den Mitgliedern verabschiedet werden muss, hat der DVM-Vorsitzende Herr Dr. M. Bacher-Höchst zu einer außerordentlichen Mitglie- derversammlung eingeladen, die am 28. April 2010 vor dem diesjährigen DVM-Tag in Berlin stattfindet. Anschließend muss die Satzung erneut dem Finanzamt vorgelegt werden und vom Amtsgericht bestätigt werden. Danach erfolgt der Eintrag ins Vereinsregister und die neue Satzung ist gültig. Letztere Schritte werden ebenfalls anwaltlich begleitet. Die Verbandsmitglieder sind über die Neufassung und die vorgesehenen Änderungen per DVM-Website sowie durch eine schriftliche Fassung informiert worden. Wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen zur außerordentlichen Mitgliederversammlung und freuen uns auf ein Wiedersehen in Berlin! Ihre Kathrin-Luise Leers DVM-Geschäftsführung

DVM-Nachrichten Ausgabe 51

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Verbandszeitschrift des Deutschen Verbands für Materialforschung und -prüfung e.V.

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V.

DVM-NachrichtenMitteilungen für DVM-Mitglieder

DVM-Satzungsänderung. . . . . . . . . . . . . . . . . 1

3. DVM-Workshop Prüfmethodik . . . . . . . . . . . 2

Prof. Dr. Ing. Adolf Hobbacher: Kommentar. . . . . 3

2. DVM-Workshop Fahrradsicherheit . . . . . . . . . . 5

Berichte des DVM-AK Bruchvorgänge . . . . . . . . 6

2. Sitzung des DVM-AK Kunststoffprüfung . . . . . 8

5. DVM-Fortbildungsseminar Bauteilschäden . . . 9

Verleihung der August-Wöhler-Medaille. . . . . . 10

Dr.-Ing. Pedro Dolabella Portella: BV MatWerk . . 11

Eisenbahnunfälle im vorigen Jahrhundert . . . . 12

Gedenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Nachruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

DVM-Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Neue Dissertationen „Schwingfestigkeit“ . . Beilage

Inhalt

Liebe DVM-Mitglieder

in den letzten 5 Jahren wurde durch die Gründung neuer und die Forcierung ruhender Arbeitskreise sowie durch eine Diversifizierung des Angebotes an Seminaren, Workshops und Tagungen ein solides Fundament für den Deutschen Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. geschaffen. Dadurch und durch Ihre Mitarbeit hat Ihr Verband DVM die Wirtschafts- und Finanzkrise bis jetzt gut überstanden. Die Mitgliedsbeiträ-ge konnten stabil gehalten werden und die Gebühren für die Veranstaltungen konnten seit 3 Jahren nahezu unverändert bleiben! Auch für die kommenden Jahre sind schon Weichen in Richtung auf neue Aufgabengebiete und eine stärkere Inter-nationalisierung des DVM gestellt.

Dieses Jahr steht nun zunächst eine außerordentliche Mit-gliederversammlung im Rahmen des DVM-Tages ins Haus, da die Satzungen gemeinnütziger Verbände auf grund eines Urteils des Bundesfinanzhofes aus dem Jahr 2009 und einer Änderung der Abgabenordnung dem Gebot einer formellen Satzungsmäßigkeit (Mustersatzung) entsprechen müssen. Eine Anpassung soll bis zum 31.12.2010 vorgenommen wer-den, um weiterhin den gemeinnützigkeitsrechtlichen Anfor-

derungen zu entsprechen und die Satzung gerichtsfest zu machen. Im Zuge dessen hat der Vorstand entschieden, die Satzung zur Prüfung einem Rechtsanwalt für Gemeinnüt-zigkeitsrecht, Herrn RA Dr. Eggers, Köln, vorzulegen. Die-ser hat zudem eine Anpassung und Weiterentwicklung der Satzung an moderne Gegebenheiten empfohlen; so können beispielsweise in Zukunft die Einladungen zur Mitglieder-versammlung per E-Mail verschickt werden. Auch soll der Beirat erweitert werden, um die komplexen breit gefächerten neuen Aufgabengebiete des DVM abzudecken.

Da diese Satzungsänderung zunächst von den Mitgliedern verabschiedet werden muss, hat der DVM-Vorsitzende Herr Dr. M. Bacher-Höchst zu einer außerordentlichen Mitglie-derversammlung eingeladen, die am 28. April 2010 vor dem diesjährigen DVM-Tag in Berlin stattfindet. Anschließend muss die Satzung erneut dem Finanzamt vorgelegt werden und vom Amtsgericht bestätigt werden. Danach erfolgt der Eintrag ins Vereinsregister und die neue Satzung ist gültig. Letztere Schritte werden ebenfalls anwaltlich begleitet.

Die Verbandsmitglieder sind über die Neufassung und die vorgesehenen Änderungen per DVM-Website sowie durch eine schriftliche Fassung informiert worden.

Wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen zur außerordentlichen Mitgliederversammlung und freuen uns auf ein Wiedersehen in Berlin!

Ihre Kathrin-Luise Leers DVM-Geschäftsführung

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Bericht Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

3. DVM-Workshop Prüfmethodik„Prüfmethodik für Betriebsfestigkeits ver suche in der Fahrzeugzeugindustrie“

am 27. & 28. Januar 2010 in UlmBereits zum dr it ten Mal wurde der DVM-Workshop

„Prüfmethodik für Betriebsfestigkeits ver suche in der Fahr-zeug industrie“ durchgeführt. Nach den erfolg reichen Ver an-staltungen 2006 in Darmstadt und 2008 in Dresden besuch-ten im Januar 2010 wieder mehr als 70 Teilnehmer den von der Zwick GmbH & Co. KG unterstützten Work shop in Ulm.

Mit dem Workshop wird das Ziel verfolgt, die Prüfmetho-dik für wirtschaftliche Betriebs festig keits ver suche weiter zu entwickeln. Den Mitarbeitern von Prüf- und Forschungs-stellen wird ein Einblick in zukünftige Entwicklungen der Prüftechnik gegeben und die Prüfmaschinenhersteller

erhalten einen Überblick über die auf sie zukommenden Wünsche und Anforderungen an die Prüftechnik. Da bei verschiedenen Prüfstellen häufig ähnliche Prüfaufgaben zu lösen sind, führt die offene Diskussion über mögliche Lösungen und auftretende Probleme zu effizienteren Prü-fungen bei allen Beteiligten.

Die 18 Vorträge der zweitägigen Veranstaltung gliederten sich in 6 Themenblöcke.

Der Themenblock „Aktuelle Entwicklungen der Prüftech-nik“ wurde durch Hersteller von Prüfmaschinen getragen und gab einen Einblick in die aktuelle Entwicklung modu-larer Hard- und Software sowie die häufig vernachlässigten Energiekosten beim Betrieb von Prüfmaschinen. Durch den Einsatz nicht anforderungs gerechter Prüftechnik wer-den nach mehrjährigem Betrieb die Investitionskosten von den Energiekosten um ein Vielfaches überschritten.

Die anschließenden Themenblöcke „Prüfung nicht-linearer Systeme“ und „Mehrachsige Prüfung“ befassten sich mit neuen Herausforderungen an die Regelungs-technik, um aktive Elemente wie z.B. elektronische Stoß-dämpfer, nichtlineare Bauteile wie z.B. Motor lagerungen, Fahrzeugachsen und Gesamtfahrzeuge effektiv prüfen zu können.

Im Themenblock „Beanspruchungsdaten“ bildeten die Daten aufbereitung für den Prüfstand und die Plausibilitäts-prüfung sowie die Fehleranalyse für die Beanspruchungs-Zeit-Funktionen die Schwerpunkte.

In den Themenblöcken ”Prüftechnik“ und ”Versuchs-technik“ wurden Versuchsaufbauten und Versuchs durch-führung für Tanksysteme, Impact Tests, Nutzfahrzeugach-sen, Türerprobung und Wagenkästen von Straßenbahnen vorgestellt und diskutiert.

Das Diskussionsforum „Bauteilprüfung“ wurde durch die Frage: „Ersetzt intelligente Prüfmethodik den Fahrversuch zur Absicherung der Betriebsfestigkeit?“ angeregt. Als Re-sümee ergab sich, dass nur durch die enge Verzahnung von Berechnung, Prüfstandversuch und Fahrversuch ein effizi-enter Festigkeitsnachweis zu führen ist.

Nach einer Stadtführung durch das sowohl mittelalterli-che als auch moderne Ulm und einem Zwischenstopp in der

„schönsten“ Tiefgarage Deutschlands, der aufgrund der ge-ringen Außen tem peraturen gern eingelegt wurde, konnten fachliche und weniger fachliche Gespräche beim Abendes-sen im Zunfthaus der Schiffleute fortgesetzt werden.

Der Dank der Teilnehmer gilt den Mitarbeitern der Zwick GmbH & Co. KG und des DVM für die ausgezeichnete Organisation und den Vortragenden für die informativen Vorträge. Aufgrund der positiven Resonanz der Teilnehmer wird der 4. Workshop Prüfmethodik im Januar 2012 statt-finden.

Dr. Rainer MasendorfInstitut für Maschinelle Anlagentechnik und Betriebsfestigkeit, TU Clausthal

Teilnehmer des Workshops beim Stadtspaziergang vor dem schiefsten Hotel

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Kommentar

Das International Institute of Welding (IIW) hat in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Arbeitsgruppe (Joint Working Group XIII-XV) eingerichtet, deren Aufgabe es war, die vorhandenen Kenntnisse und Forschungergebnisse zu sichten, zu bewerten und daraus Berechnungsempfehlungen abzuleiten. Nach verschiedenen speziellen Dokumenten er-schien 1996 das erste umfassende Dokument. Es wurde in Englisch, danach auch in Deutsch, Französisch und Japanisch gedruckt. Das aktualisierte Dokument wurde 2009 veröffent-licht. Der Zweck des Vorhabens und das Ziel des Doku ments ist, das Ermüdungsverhalten der Schweißverbindungen nach dem Stand der Wissenschaft zu beschreiben, ohne Rücksicht auf spezielle Interessen von Anwendergruppen, die teilwei-se auch ökonomi scher Natur sein können. An diesem Ziel haben namhafte Forschungseinrichtungen aus Europa, den USA und Japan mitgewirkt. Das gewählte Vorgehen erklärt die besondere Wirkung des Dokuments. Es wird bei den meisten neuen Regelwerken direkt oder als Hintergrundinformation verwendet. Die Empfehlungen beziehen sich auf geschweißte Bauteile mit Wanddicken ab 5 mm und gelten für gewalzte oder extru-dierte Stahl- und Alu mi nium werkstoffe bei Temperatu ren, die noch kein Kriechen erwarten lassen. Sie umfass en die heute gebräuchlichen Methoden zur Abschätzung der Schwing-festig keit, wie den Bauteilversuch, das Nennspannungs-, das Struk turspannungs-, das Kerbspannungsverfah ren und die bruch mechanische Bewer tung. Alle Verfahren sind in sich konsistent, was heißt, dass ein Ergebniss unabhängig von der gewählten Methode auf eine vergleichbare Bewertung führt. Ein Bauteilversuch muss nach statistischen Methoden ausgewertet werden. Diese sind eingehend beschrieben. Die Auswertung von Datensammlungen erfordert darüber hinaus besondere statistische Verfahren, die ebenfalls beschrieben sind. Das Nennspannungs-, das Strukturspannungs- und das Kerbspannungsverfahren beruhen auf Wöhlerlinien, die mit den genannten statistischen Verfahren gewonnen wur-den. Die Kennwerte zur bruchmechanischen Rissausbreitung wurden aktuellen Kompendien entnommen. Das Nennspannungsverfahren beruht auf dem Katalog der konstruktiven Details. Hier wurden 85 Details vorzugsweise aus dem Stahl- und Maschinenbau in den Katalog aufgenom-men. Selbst diese große Anzahl kann nicht alle Variationen der Details in existierenden Bauteilen beschreiben. Auch können nicht alle Variationen der Abmessungen innerhalb eines Details erfasst werden. An dieser Stelle findet das Ver-fahren seine Grenzen. Jedem Detail wird eine Wöhlerlinie zugeordnet. Das vorgegebene Netz der Wöhlerlinien hat bei Schweißverbindungen einen Neigungsexponenten von m=3, bei den Grundwerkstoffen von m=5 . Bei den alten Empfeh-lungen wurde der Abknickpunkt auf 5 Millionen Schwingspie-

le festgesetzt. Eine Fülle von neuen Versuchser-gebnissen zeigt jedoch heute, dass 10 Millionen angemessener ist. Nach dem Abknickpunkt bei höheren Schwingspiel-zahlen wird der Begriff der Dauerfestigkeit ver-lassen. Die hochzykli-schen Versuche aus Japan und Frankreich zei gen, dass mit einem weiteren geringen Absinken der Schwingfestigkeit von ca. 10% je Dekade zu rech- nen ist. Dieser Effekt wurde im aktualisierten Netz der Wöhlerlinien berücksichtigt. Es ist bekannt, dass sich große Bauteile und Laborproben unterschiedlich verhalten. Dieser Effekt der Eigenspan nungen ist auch in den IIW-Empfehlungen abgebildet. Es werden un-terschiedliche Höhen der Eigenspannungen durch Faktoren erfasst. Der Einfluss der Wanddicke wird durch Wanddicken-exponenten berücksichtigt, welche vom konstruk tiven Detail abhängen. Der Strukturspannungsnachweis erfordert eine klare Defi-nition der Referenzspannung. Hier wird zwischen Mem bran-, Schalenbiegespannung und der nichtlinearen Spannungs-spitze unterschieden. Als Definition der Strukturspannung gilt Membran- plus Schalenbiegespannung. Die nichtlineare Spitze beruht auf der Ausprägung der Naht und des Naht-über ganges und wird idealerweise durch eine einheitliche Wöhlerlinie erfasst. Zur Verringerung der Streuung wurde eine zweite Wöhlerlinie für lasttragende querbeanspruchte Kehlnähte eingeführt. Zur praktischen Anwendung werden detaillierte Regelungen zur Vermaschung der finiten Elemen-te gegeben. Diese Regelungen haben in nahezu alle neueren Regelwerke Eingang gefunden.

Prof. Dr. Ing. Adolf Hobbacher, geb. 1937, studierte an der TU Stuttgart Maschinenbau. Nach Industrie-tätigkeit im Schwer maschinen- und Anlagenbau promovierte er an der RWTH Aachen. Danach wurde er zum Professor an der FH Wilhelmshaven berufen, wo er das Institut für Werkstoff und Produktionstechnik aufbaute und leitete. Er ist Obmann der DVS Arbeitsgruppe für Konstruktion und Berechnung und Chairman der Joint Working Group XIII-XV im International Institute of Welding.

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Prof. Dr. A. Hobbacher

Die aktualisierten IIW-Empfehlungen zur Schwing-festigkeit geschweißter Verbindungen und Bauteile

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Kommentar Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

Das im Maschinenbau übliche Kerbspannungsverfahren trifft bei Schweißverbindungen an Grenzen, da sich die natur-gemäß unregelmäßige Schweißnaht nicht modellieren lässt. Eine Abhilfe besteht im Einführen einer Ersatzkerbe, die so gewählt wird, dass konsistente Ergebnisse erzielt werden. Bei einem Ersatzradius von 1 mm ist dies der Fall. Es können da-mit alle Anrissstellen, wie Nahtübergang und Wur zelspalt be-wertet werden. Das Verfahren wurde auf Aluminiumwerkstof-fe ausgeweitet. Die Bewertung kann dann mit einer einzigen Wöhlerline jeweils für Stahl oder Aluminium vorgenommen werden. Die gestiegene Leistung der Rechnerausrüstung in den Konstruktionsbüros macht heute auch bruch mechanische Methoden handhabbar. Bislang wurden diese Methoden vor-zugsweise zur Bewertung von Imperfektionen herangezogen. In British Standard 7910 existiert ein umfassendes Regelwerk hierzu. Die IIW-Empfehlungen geben darüber hinaus eine Anleitung zum direkten Abschätzen der Schwing festigkeit jungfräulicher Schweißverbindungen. Hierzu werden die bruchmechanischen Korrekturfunktionen für die üblichen Schweißverbindungen angegeben. Für abweichende Fälle wird bei Rissen, deren Ausgang von einer Oberfläche erwartet wird, auf die bruchmechanische Gewichts funktion verwiesen. Hiermit kann aus der Kenntnis eines Spannungsverlaufes die Rissausbreitung direkt erfasst werden, ohne den Umweg über explizite bruch mechanische Formeln für die Spannungsin-tensitätsfaktoren. Das Verfahren soll in Zukunft noch weiter entwickelt werden. Es ist bekannt, dass Nachbehandlungen die Schwingfes-tigkeit steigern können. Das Problem bestand darin, dass das Ausmaß des Effektes jeweils durch Versuche bestimmt werden musste. Hier werden erstmals Verbesserungsfaktoren in ein Regelwerk aufgenommen, derer sich ein Konstrukteur anfangs bedienen kann. Als Nachbehandlungsmethoden wurden das Ausschleifen des Nahtübergangs, das Wieder-aufschmelzen und verschieden Arten des Hämmerns aufge-nommen. Die genaue Ausführung in der Werkstatt und die Prüfung samt Dokumenta tion werden in einem separaten Dokument beschrieben. Die Qualitätssicherung von Schweißverbindungen wird üb-licherweise auf Basis von ISO 5817 vorgenommen. Die Ein-ordnung der Imperfektionen wurde ursprünglich nach den Bedürfnissen der Werkstatt und der zerstörungsfreien Werk-stoffprüfung vorgenommen und nicht unter dem Gesichts-punkt der Schwingfestigkeit. Die Norm ist daher unter dieser Betrachtung inkonsistent. Aus diesem Grund enthalten die IIW-Empfehlungen ein eigenes System, mit Hilfe dessen die Imperfektionen in Bezug auf die Schwingfestigkeit bewertet werden können. Dies bezieht sich auf Kantenversatz, Win-kelverzug, Poren, Einschlüsse und Einbrandkerben. Flächige Imperfektionen, wie Risse, Bindefehler oder ungenügendes Durchschweißen werden bruchmechanisch behandelt. Hier-zu wurden Tabellen für eine Schnellbewertung aufgestellt. Bei Beanspruchungen mit variablen Amplituden, dass heißt bei Betriebsbeanspruchungen, müssen Schadensrechnungen angewandt werden. Hier wird das Teilschadenverfahren nach

Palmgren und Miner in der Haibach-Modifikation empfohlen. Die Schadenssumme wird bei D=0,5 festgelegt. Eine Samm-lung von nachgerechneten Schadenssummen zeigt, dass diese eine weite Streuung aufweisen. Der Median liegt bei ungefähr D=0,5 . Es ist demnach unverständlich, dass neuere Regelwer-ke immer noch D=1 spezifizieren. Bei der Bewertung mehrachsiger Beanspruchungen sind Einstufenbelastung oder Betriebsbeanspruchung in proporti-onalem oder nicht-proportionalem Zusammenhang zu unter-scheiden. In einer Tafel von Interaktionsformeln werden alle Kombinationen erfasst, wobei die Beziehungen von Gough und Pollard zu Grunde gelegt wurden. Abschließend kann bemerkt werden, dass die neuen IIW-Empfehlungen einen bedeutenden Schritt nach vorne darstel-len. Gleichwohl sind noch viele Dinge offen und bedürfen einer genaueren Betrachtung, Regelung oder Standardisie-rung. Hierzu zählen recht einfache Sachen, wie das Bestim-men einer Nennspannung mit finiten Elementen. Selbst neue Normen regeln häufig nur den Nennspannungsnachweis mit leider niemals vollständigen Detailkatalogen. Es gibt bis heute noch keine Handreichung zum Einsatz der finiten Elemente. Jeder Konstrukteur hat hier seine eigene Methode. Der Übergang von αk auf βk bei Schweißkonstruktionen ist noch offen. Mit finiten Elementen wird nur αk bestimmt. Hier liegen noch Reserven. Die Abschätzung und Berück-sichtigung der Eigenspannungen ist noch recht ungenau. Aus konservativen Gründen wird in vielen Fällen gezwunge-nermaßen, aber unnötigerweise von hohen Eigenspannungen ausgegangen. Die bruchmechanischen Methoden zur Bewertung der Schwingfestigkeit sind vorhanden. Was für eine weitere An-wendung nötig ist, ist eine Standardisierung, mit welcher zumindest der Detailkatalog des Nennspannungsverfahrens repro duziert werden kann. Danach können die Effekte der Variation der Abmessungen innerhalb eines Details, neuer Ver bin dungsformen und Spannungsverläufe sicher vorher-gesagt werden. Diese Arbeit wurde im IIW begonnen. Die Regelungen der mehrachsigen Beanspruchung wurden nach dem Stand der Erkenntnisse aufgenommen. Hier sind die Forschungen noch nicht abgeschlossen, so dass dieses Problem in Zukunft weiter diskutiert werden wird. Insgesamt besteht die Erwartung, dass die neue Aktualisie-rung der IIW-Empfehlungen dieselbe positive Auswirkung entfalten wird wie deren Vorgänger.

Literatur:

Hobbacher A.: Recommendations for Fatigue Design of Welded Joints and Components. IIW Dokument IIW-1823-07 (ex doc. XIII-2151r4-07/XV-1254r4-07). Welding Research Council, New York, Bulletin 520, ISBN 0043-2326.

Hobbacher A.: The New IIW Recommendations for Fatigue Assessment of Welded Joints and Components - A Comprehensive Code Recently Updated -. Int. J. Fatigue, 31(2009) pp 50-58

Prof. Dr. A. Hobbacher

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Bericht

2. DVM-Workshop des Arbeitskreises Fahrradsicherheit CFK-Werkstoffe und Fahrradsicherheit am 12. & 13. Dezember 2009 in Berlin

Nächster Termin am 03. & 04.02.2011 in Darmstadt mit dem Titel „Sicherheit von Elektrofahrrädern“

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Neben der Luftfahrt, dem Motorsport und militärischen Anwendungszwecken ist die Verbreitung von Faserverbund-Werkstoffen im Bereich des Fahrradbaus mit am Höchsten.

Das Gewicht von fahrfertigen käuflichen Serienrenn-rädern liegt mittlerweile teils bei weniger als sechs Ki-logramm. Die Gewichte von Fahrern können 100kg und mehr betragen. Damit liegen die typischen Verhältnis-se zwischen Tragstruktur und Traglast mit Faktor 8 bis 18 im Vergleich zu anderen Fahrzeugen und tragenden Strukturen sehr ungünstig.

Neben der Unbestimmtheit der zu transportierenden Last sind die Einsatzparameter je nach Nutzer gänzlich unterschiedlich. Die Spannweite reicht hierbei vom Hob-

byfahrer, der gelegentlich seine gemütlichen Runden auf glatten Asphalt dreht, über den Radsportler, der mit ex-plosiven Sprints das Material regelrecht in sich verwindet, bis hin zu Downhillern und Freeridern, die Fahrräder in ruppigstem Gelände durch weite Sprünge und Überfah-ren großer Hindernisse immer wieder an und über die Grenzen hinaus stoßartig belasten.

Ein weiterer ungünstiger Umstand für den Einsatz von Faserverbund-Werkstoffen bei Fahrrädern ist, dass im Ge-gensatz zu anderen Sparten nicht von Profis für Profis konstruiert und gefertigt wird, sondern dass die Bauteile und Fahrräder aus den Faserverbund-Werkstoffen mit ihrer offen liegenden Technik auf mehr oder weniger versierte Laien treffen. Typischerweise halten sich gute Radfahrer gleichzeitig für gute Mechaniker, was de facto nicht immer der Fall ist. Dies führt insbesondere bei die-sen Werkstoffen vermehrt zu Schäden.

Aufgrund des hohen händischen Anteils an der Ferti-gung der filigranen CFK-Konstruktionen und des enor-men Kostendrucks in der Branche, werden Fahrradteile, -rahmen und -gabeln nahezu ausschließlich in Fernost gefertigt. Eine überschaubare Anzahl von Herstellern fertigt die Produkte für die große Anzahl der Marken. Dies erfordert von engagierten Anbietern einen hohen Aufwand, um eine gleichbleibende Produktqualität sicher zu stellen. Gründe genug, dass sich der zweite Workshop des DVM-Arbeitskreises Fahrradsicherheit (Obmann:

Prof. M. Hanselka, LBF) mit den Prüfverfahren und Qua-litätssicherungsmethoden unter Berücksichtigung von CFK-Werkstoffen befasste.

Drei Übersichtsvorträge stimmten die Teilnehmer am ersten Tag auf den Themenkomplex ein und befeuerten die Tischgespräche des gemeinschaftlichen Abendessens im allseits gelobten Ambiente des Berliner Funkturms.

Am zweiten Tag beleuchteten Referenten aus Forschung, Industrie und Prüfinstituten in drei Abschnitten die The-men Fertigungsaspekte, Qualitätsmethodik, Prüfmetho-dik und die Prüfverfahren in der Praxis.

Die gelungene Auswahl der Referenten ermöglich-te einen Blick hinter die Kulissen des Fertigungs-stands in der CFK-Produktion von der Fahrradwelt bis hin zur Formel 1. Als Ergebnis konnte festgestellt werden, dass es gewisse Ansätze gibt, die mit ver-tretbarem Aufwand übernommen werden können. Der Stand und die Erkenntnisse der Prüftechnik in der Fahrradbranche, nebst den dort vorhandenen Normen, wurden denen der Forschung an den Instituten der Hochschulen gegenüber gestellt. Hierbei wurde erneut deutlich, dass die Lastannahmen, beruhend auf real er-mittelten Daten, im Abgleich mit Praxisschadensbildern aufgearbeitet werden müssen. Dies wurde bisher nur von einzelnen Firmen oder Instituten an Hochschulen getan, ein Austausch hierüber ist bisher noch nicht in Gang ge-kommen.

Zerstörende Prüfmethoden wurden ebenso beleuchtet wie die verschiedenen Möglichkeiten der zerstörungsfrei-en Methodik. Gerade bei letzt genannten wurde deutlich, dass es viele Möglichkeiten gibt, aber für Fahrräder nur wenige in Frage kommen. Insbesondere weil Ausgangs-zustände in der Fertigung unzureichend dokumentiert worden sind, verlässliche Nachprüfungen hierzulande dann über die Maßen aufwändig werden. Diese stehen deshalb oft in keinem Verhältnis zum Bauteilwert.

Das Interesse der 70 Teilnehmer aus fünf Nationen war offensichtlich sehr groß, was an den engagierten Diskussionen der eineinhalb Tage dauernden Veranstal-tung deutlich wurde. Von Brancheninsidern wurde posi-tiv bemerkt, dass der Meinungsaustausch in einer selten dagewesenen Offenheit geführt wurde.

Diese Mitteilsamkeit führte innerhalb der teilnehmen-den Fahrradhersteller zur Erkenntnis, dass manches Problemfeld kein Einzelereignis ist. Hier sind Schulter-schlüsse der Beteiligten zu erwarten. Seitens der For-

Die Referenten Mertin, Kaiser und Böhm bei der Podiumsdiskusion

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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Workshop Fahrradsicherheit eine für die Branche wich-tige Veranstaltung ist, die wichtige Impulse gibt und die teils aufgrund der Europäisierung etwas festgefahrene Normung befruchten wird. Die Ausweitung von einem auf eineinhalb Tage und die Aufnahme einer Führung durch ein renommiertes Institut, in diesem Fall die Bun-desanstalt für Materialforschung und –prüfung, waren der richtige Beschluss und die Fortsetzung des Work-shops ist garantiert.

Kurzbericht Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

Fortbildungsseminar des DVM-Arbeitskreises Bruchvorgänge

„Ingenieurmäßige Bewertung fehlerbehafteter Bauteile bei kombinierter Belastung“am 22. Februar 2010 in Paderborn

Am 22. Februar 2010 fand in Paderborn das vom DVM-Ar-beitskreis Bruchvorgänge organisierte Fortbildungsseminar

„Ingenieurmäßige Bewertung fehlerbehaftete Bauteile bei kombinierter Belastung“ statt. Mit insgesamt 15 Teilnehmern war es sicherlich eine kleinere Veranstaltung, allerdings bot sich dadurch die Möglichkeit des intensiven Austausches unter den Teilnehmern, die sowohl aus den Bereichen der Forschung als auch aus verschiedenen Anwendungsberei-chen der Industrie kamen.

Das Seminar begann mit einem Vortrag zum Über-blick über verschiedene Berechnungsansätze der klas-sischen Bruchmechanik, wobei der bruchmechanische Nachweis bei sowohl statischen als auch zyklischen Belastungsfällen diskutiert wurde. Weiter folgten diverse Vorträge, die sich mit der Thematik des Risswachstums und dessen numerischer Simulation mittels f initen Elementen befassten. Anwendungen der besprochenen Methoden wurden sowohl an 2D- als auch an 3D-Bei-spielen demonstriert.

Aber nicht nur die guten Fachvorträge waren interes-sant für mich. Es sei auch erwähnt, dass es gerade bei der geringen Teilnehmerzahl hier sehr gut möglich war,

Dipl.-Ing. Thomas Nelson, M.Sc. CADFEM GmbH, Grafing bei München

Kontakte zu knüpfen, um weiterhin im gegenseitigen Austausch bleiben zu können.

Zum Abschluss des Tages bestand die Möglichkeit, sich über die experimentelle Bestimmung kritischer bruch-mechanischer Bemessungsgrößen im Labor zu informie-ren, die für jeden bruchmechanischen Nachweis benötigt werden.

Mein persönlicher Eindruck von der Veranstaltung war durchweg positiv. Als ein in der Dienstleistung tätiger Berechnungsingenieur, der selbst praxisorientierte Semi-nare zum Thema Finite-Element-Simulationen anbietet, kann ich sagen, dass die Themen Bruchmechanik und numerische Rissfortschrittssimulation immer stärker in der Industrie an Bedeutung gewinnen und bei Berech-nungsingenieuren immer größeres Interesse erwecken. Insofern wünsche ich dem DVM-Arbeitskreis Bruchvor-gänge weiterhin viel Erfolg bei der Erarbeitung und Ver-mittlung von fundamentalem Fachwissen.

Dipl.-Ing. Dirk Zedler Ingenieur- und Sachverständigenbüro für Fahrradtechnik, Ludwigsburg

schung wurde Verständnis erreicht, dass aufgrund der monetär bedingten Restriktionen der Prüf- und Quali-tätssicherungsaufwand der Fahrradhersteller diesen Ge-gebenheiten angepasst werden muss.

Teilnehmer bei der Diskussion

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Bericht

Alle Jahre wieder ist die Bruchmechanik der Grund dafür, dass sich junge und erfahrene Wissenschaftler und An-wender treffen, um miteinander zu diskutieren und sich auszutauschen. Am 23. und 24. Februar 2010 war es wieder soweit. Der DVM lud gemeinsam mit Herrn Prof. Richard zum Wissensaustausch nach Paderborn ein. Bereits einen Tag zuvor, am 22. Februar, konnten sich interessierte Teil-

nehmer aus der Industrie im Fortbildungsseminar „Inge-nieurmäßige Bewertung fehlerbehafteter Bauteile bei kom-binierter Belastung“ tiefere Einblicke in die Simulation von bruchmechanischen Problemen verschaffen.

Am Vorabend der Tagung trafen sich bereits zahlreiche Teilnehmer im Stadtkern von Paderborn, um gemütlich beisammen zu sein und die Vorfreude auf die bevor-stehende Tagung zu teilen. Pünktlich um 8:30 Uhr am nächsten Tag versammelten sich die 63 Teilnehmer und erwarteten mit Spannung den ersten Referenten.

Das Tagungsprogramm bot Vorträge über die verschie-densten Materialien, Belastungen und Randbedingun-gen. Spannend waren dabei die Praxisbeispiele, die ein-drucksvoll zeigten, dass es sich bei der Bruchmechanik nicht um eine isolierte theoretische Wissenschaft han-delt. Weiterhin wurde u.a. über das Sein oder Nichtsein von Materialkennwerten philosophiert und über den Sinn verschiedener Versuchsführungen sowie Versagensmo-delle referiert. Die Tatsache, dass das Trial-and-Error-Verfahren nicht nachts durchführbar ist, sorgte dabei für leises Schmunzeln. Bei den zahlreichen, lebhaften Diskussionen zeigte sich, dass ganz aktuelle Themen wie z.B. die Sicherheit von Bahnstrukturen in der Ex-pertengemeinschaft für intensiven Meinungsaustausch sorgen.

Der Wissenstransfer und die Möglichkeit für junge Forscher, ein direktes Feedback eines kompetenten Pub-

likums zu erlangen, gehört zu den klaren Vorzügen der Veranstaltung.

Die Einblicke in die Gedankenwelt von etablierten Wis-senschaftlern, die der junge Anfänger sonst als Autoren diverser Fachliteratur kennt, sowie das Kennenlernen der verschiedenen Persönlichkeiten sind Zugaben, die ganz besonders geschätzt werden. Auch der Austausch mit

anderen Jungwissenschaftlern und das Knüpfen erster Kontakte ist eine große Chance, die u.a. beim Conference Dinner im Ratskeller gegeben war. In lockerer Atmosphä-re ließ sich vortreff lich über Bruchmechanik diskutieren und philosophieren, denn genau bei solchen Gelegenhei-ten werden die großen Ideen geboren.

Dem Abendessen vorausgegangen war eine Dombe-sichtigung, bei der u.a. interessante Einblicke in die Geschichte Paderborns gegeben wurden und die durch einen unterhaltsamen Bürgermeisterempfang für die 63 Tagungsteilnehmer abgerundet wurde.

Das emotionale Highlight der Tagung war die Ver-leihung der August- Wöhler-Medaille an Herrn Prof. Theilig. In der Laudatio von Frau Prof. Pyttel und auch im anschließenden Vortrag des Geehrten konnte sein Lebensweg und die tiefe Verbundenheit mit seiner For-schung nachempfunden werden. Ein solches Vorbild macht Mut und Lust auf Wissenschaft.

42. Tagung des DVM-Arbeitskreises Bruchvorgänge Wenn Material zu Bruch geht – am 23. & 24. Februar 2010 in Paderborn

Dipl.-Ing. Janina Niendorf Fachgruppe Angewandte Mechanik, Fakultät für Maschinenbau, Universität Paderborn

Gruppenfoto der Teilnehmer beim BürgermeisterempfangBlick ins Auditorium

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Kurzbericht Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

Nach der konstituierenden Sitzung des DVM-Arbeitskreis Kunst-stoffprüfung und Bauteildiagnostik im Juni 2008 in Merseburg fand die 2. Sitzung des Arbeitskreises am 13. Oktober am Süd-deutschen Kunststoffzentrum (SKZ) in Würzburg statt. Der noch junge Arbeitskreis setzt sich zusammen aus Vertretern universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, die in der Kunststoffprüfung tätig sind, sowie aus Ingenieuren und Entwicklern der kunststoffverarbeitenden und -einsetzen-den Industrie, wie z. B. des Fahrzeugbaus, Maschinen- und Anlagenbaus, die industrielle Einsatzprobleme lösen müssen. Diese Zusammenstellung des Teilnehmerkreises ermöglicht ei-nen branchenübergreifenden Informationsaustausch zwischen Forschungseinrichtungen und der Industrie und bietet den an-gewandten Forschern und Entwicklern Orientierungshilfen für die eigene wissenschaftliche Arbeit. Im Rahmen der konstitu-ierenden Sitzung wurden neben der Festlegung der Ziele und Aufgaben des Arbeitskreises vereinbart, jährliche Sitzungen zu verschiedenen aktuellen Thematiken der Kunststoffprüfung und Bauteildiagnostik abzuhalten.

Ziele und Aufgaben des DVM-Arbeitskreises Kunststoffprüfung und Bauteildiagnositk

Das Schwerpunktthema der 2. Arbeitskreissitzung war die Untersuchung des Alterungs- bzw. Langzeitverhaltens von Kunststoffen. Die Einladung nahmen trotz der derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Lage 38 Teilnehmer war.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Obmann des Arbeitskreises Prof. Dr. Wolfgang Grellmann (Martin-Luther-Universität Halle-Witternberg) stellte der Instituts-direktor des Süddeutschen Kunststoffzentrums Dr. Martin Bastian in einem sehr interessanten und informativen Über-sichtsvortrag die Arbeitsgebiete des SKZ in Würzburg vor.

Im ersten Fachvortrag der Sitzung berichtete Dr. Jens Stange (UL International TTC GmbH) über Untersuchun-gen des Langzeitverhaltens von Kunststoffen unter statischer Belastung. Schwerpunkt des Vortrages war die Darstellung der Vorgehensweise zur Analyse des Kriechverhaltens von thermoplastischen Kunststoffen im Zeitstandszugversuch aus Sicht eines industriellen Prüflabors.

In einem Übersichtsvortrag über Alterungsprüfungen an Kunststoffprodukten zeigte Dr. Marcus Heindl (SKZ Würz-

burg) sehr anschaulich, welche Vielzahl an Faktoren und Parametern das Alterungsverhalten von Kunststoffen beein-flussen. Neben der Darstellung und Erläuterung verschiede-ner Prüfmethoden zur Untersuchung der Alterungsprozesse und der Abschätzung der Lebensdauer von Kunststoffen ging Dr. M. Heindl im zweiten Teil seines Vortrages näher auf die Besonderheiten bei der Alterung von Geokunststoffen ein.

2. Sitzung des DVM-Arbeitskreises Kunststoffprüfung und Bauteildiagnostik

Alle Informationen über die Tätigkeiten des Arbeitskreises, die Termine der Arbeitskreissitzun-gen sowie die Vorträge können auf der Website des DVM » dvm-berlin.de « unter Arbeitskreise eingesehen werden.

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Fortsetzung S. 8

Übersicht über die Vielzahl an Einflussfaktoren auf das Alterungsver-halten von Kunststoffen

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Neue DissertationenDiese Sonderbeilage stellt eine Fortführung der Beilage aus den DVM-Nachrichten Nr. 49

“Verzeichnis deutschsprachiger Dissertationen und Habilitationen auf dem Gebiet der Schwingfestigkeit, 1900 –2006”

dar. Institute, die an einer Veröffentlichung ihrer Arbeiten interessiert sind, bitten wir, diese der DVM-Geschäftsstelle

mitzuteilen. Sammlung von Dissertationen auf dem Gebiet der Schwingfestigkeit ab 2006 Teil 2

Universität StuttgartInstitut für Materialprüfung, Werkstoffkunde und Festigkeitslehre (IMWF) Prof. Roos

Rauch, M.Entwicklung eines Lebensdauerkonzeptes für Schaufel-Welle- Verbindungen stationärer Turbinen aus Nickelbasis- und 10 %-Chromlegierungen2006

TU KaiserslauternInstitut für WerkstoffkundeProf. Eifler

Leinenbach, ch

Cyclic Deformation Behaviour of Surface Modified Titanium Implant Alloys in Simulated Physiological Media2005ISBN 3-932066-11-1

SchwiLLing, b.Zyklisches Verformungsverhalten der (a+ß)- Titanlegierungen Ti-6Al-4V und Ti-6Al-7Nb2005ISBN 3-932066-12-X

KRügeR, S.Ultraschallschweißen von Glasfasertextilien und Glasfaserverbundwerkstoffen mit Blechen2005ISBN 3-932066-13-8

SMaga, MExperimentelle Untersuchung der Mikrostruktur sowie des Verformungs- und Umwandlungsverhaltens zyklisch beanspruchter metastabiler austenitischer Stähle2005ISBN 3-932066-14-6

RojeK, n.Mikrostrukturorientierte Untersuchungen zur Verbesserung der Lebensdauervorhersage von Titan-, Aluminium- und Magnesium Leichtbauwerkstoffen2005ISBN 3-932066-15-4

ebeL-woLf, b.Characterisation of the cyclic deformation behaviour of the magnesium die-cast alloys MRI 153M and MRI 230D2007ISBN 3-932066-16-2

MeiLgen, ch.Zyklisches Verformungsverhalten von hochbeanspruchten Radstählen unter mechanischer und thermisch-mecha-nischer Beanspruchung2007ISBN 3-932066-17-0

waLtheR, f.Physikalisch basierte Messverfahren zur mikrostruktur-basierten Charakterisierung des Ermüdungsverhaltens metallischer WerkstoffeHabilitation, 2007ISBN 3-932066-18-9

StaRKe, P.Lebensdauerberechnung bei ein- und mehrstufig beanspruchten Proben aus vergütetem 42CrMo42007ISBN 3-932066-19-7

jene, t.Entwicklung eines Verfahrens zur prozessintegrierten Prüfung von Rührreibschweißverbindungen des Leichtbaus sowie Charakterisierung des Ermüdungsverhaltens der Fügungen2008 ISBN 3-932066-20-0

baLLe, f.Ultraschallschweißen von Metall / C-Faser-Kunststoff (CFK) - Verbunden2009ISBN 3-932066-21-9

gutenSohn, M.Rührreibschweißen von Aluminium sowie Charakterisierung der quasistatischen und zyklischen Verbundeigenschaften2009 (im Druck)

DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Beilage

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Bauhaus-Universität Weimar Professur Experimentelle Konstruktions- und Material-analyseProf. Dr.-Ing. J. W. Bergmann

DieMaR, a.Simulation des Einsatzhärtens und Abschätzung der Dauerfestigkeit einsatzgehärteter Bauteile2007

thuMSeR, R.Simulation des Rissfortschritts in autofrettierten und nicht autofrettierten Bohrungsverschneidungen auf der Grundlage der linear-elastischen Bruchmechanik2009

TU IlmenauInstitut für WerkstofftechnikProf. Dr.-Ing. habil. Dr. rer. nat. Ch. Knedlik

SPicKenReutheR, M.Untersuchungen zur Berechnung der Dauerfestigkeit von randschichtgehärteten Dieseleinspritzdüsen2007

Leutwein, h.-u.Einfluss von Autofrettage auf die Schwingfestigkeit innendruck-belasteter Bauteile aus Kugelgraphitguss2008

TU ChemnitzInstitut für Konstruktions- und AntriebstechnikProf. Dr.-Ing. Leidich

Brůžek, b.Untersuchungen zum Einfluss einer Passfederverbindung auf die Übertragungsfähigkeit von verzahnten dünnwandigen Naben. 2005ISBN 3-938863-14-5

thieLe, R.Untersuchungen zur Zahnfußbeanspruchung von Schneckenrädern und Entwicklung eines Tragfähigkeitsnachweises auf Basis der Zahnfußschädigungshypothese.2006ISBN 978-3-8322-5806-1

foRbRig, f.Untersuchungen zur Gestaltfestigkeit von Passfederverbindungen.2006ISBN 978-3-8322-6360

UniBw MuenchenInstitut für WerkstoffkundeProf. Dr. H.-J. Gudladt

bRoLL, M.Charakterisierung des Rißausbreitungsverhaltens unter betriebsnaher Beanspruchung2006

SteinbocK, j.Einfluss unterschiedlicher mechanischer Belastungen auf das Ermüdungsrisswachstum in Stählen und Aluminiumlegierungen2008

Ruhr-Universität BochumInstitut für WerkstoffeWerkstoffprüfungProf. Dr.-Ing. Michael Pohl

LaKota, n.Temperaturwechselverhalten ein- und mehrphasiger metallischer Werkstoffe in der Rissinitiierungs- und Rissfortschrittsphase2009

StoLze, c.Untersuchung der kühlwassermantelseitigen Rissbildung an hochbelasteten Zylinderköpfen aus Aluminiumgusslegierungen,2007

aLDenhoff, w.Untersuchungen zum Einfluss schadensrelevanter Kerbformen auf das Festigkeitsverhalten dynamisch beanspruchter Verbindungseinrichtungen der Fahrzeugtechnik2005

wagneR, M.Ein Beitrag zur strukturellen und funktionalen Ermüdung von Drähten und Federn aus NiTi-Formgedächtnislegierungen2005

Beilage Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Kurzbericht

5. DVM-Fortbildungsseminar Bauteilschäden„Bauteilschäden – Ursachen und Folgerungen“ am 17. & 18. März 2010 in Esslingen

Am 17. und 18. März fand an der Hochschule Esslingen das 5. DVM - Fortbildungsseminar „Bauteilschäden - Ursachen und Folgerungen“ statt. Das Seminar wurde von zahlreichen Teil-nehmern aus der näheren Umgebung, aber auch aus Österreich und der Schweiz besucht.

Die Dozenten des Seminars sind Prof. A. Esderts, Techni-sche Universität Clausthal, Dr. H. Hoche, Technische Uni-versität Darmstadt, Prof. L. Issler, Steinbeis-Transferzentrum BWF an der Hochschule Esslingen und Prof. E. Roos, MPA- Universität Stuttgart.

Das Seminar zeichnet sich durch ein besonderes Konzept aus, das den Zusammenhang zwischen der Auslegungspra-xis und möglichen Schäden von Bauteilen in den Mittelpunkt stellt. Dies gelingt durch Einbeziehung von Schwerpunkt-themen aus der Festigkeitslehre, der Betriebsfestigkeit, der Bruchmechanik und der Behandlung von fortschrittlichen Auslegungskonzepten. Gleichzeitig werden jedoch auch die Vorgehensweise bei der Schadensanalyse, die Schadensmerk-male und die vorbeugende Zustandsüberwachung behandelt, welche eine wesentliche Voraussetzung zur Früherkennung und Vermeidung von Schäden darstellen.

Das Seminar lebt von den langjährigen und tiefgreifenden Erfahrungen der Dozenten mit Schadensanalysen, die nicht nur in Vorträgen am Vormittag, sondern auch in den am Nachmittag stattfindenden praktischen Übungen vermittelt werden. Hierzu zählen die Vorstellung konkreter exemplari-scher Schadensfälle, die Vorstellung der Merkmale, die Dis-kussion der Ursachen und der Maßnahmen zur zukünftigen Schadensvermeidung.

Matthias Braun Aichtal

Dr. Jens Stange UL International TTC GmbH, Krefeld-Uerdingen

Das Esslinger Seminar zeichnet sich seit seinen Anfän-gen im Jahr 2006 neben dem fachlichen Inhalt durch ein gelungenes Rahmenprogramm aus, zu dem dieses Jahr das Mittagessen in einem typischen Esslinger Keller, eine Stadtführung durch den mittelalterlichen Stadtkern und das Abendessen in einer Weinstube mit vorzüglichem Essen und Wein gehörten. Diese besondere Atmosphäre fördert die intensive Fachdiskussionen aber auch die persönlichen Gespräche.

Zusammenfassend kann das Seminar wiederum als sehr lehrreich und in seiner Konzeption als sehr gelungen einge-stuft werden, was durch die durchweg positive Reaktion der Teilnehmer deutlich wurde. Als kritischer Punkt ist anzu-merken, dass die Fülle des dargebotenen Stoffs eine längere Seminardauer rechtfertigen würde, was bei der zukünftigen Planung berücksichtigt werden sollte.

Die nächste Sitzung des Arbeitkreises Kunststoff-prüfung und Bauteildiagnostik wird am 15. Juni 2010 bei der BASF in Ludwigshafen stattfinden.

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Die nächsten beiden Vorträge der Sitzung befassten sich mit dem Alterungsverhalten und der Lebensdauervorhersage von Kunststoffrohren. Frau Dr. Eva Nezbedova (Brno Uni-versity of Technology, CZ) erklärte am Beispiel von HDPE-Rohren, welche bruchmechanischen Methoden es gibt, um die Spannungsrissbildung von Rohren zu untersuchen, und welche Rückschlüsse daraus auf die Lebensdauer der Rohre gezogen werden können. Dr. Jürgen Heinemann (Technische Universität Darmstadt) ging in seinem Vortrag darauf ein, wie durch gezielte Analyse des Einflusses von herstellungsbeding-ten Eigenspannungen eine im Vergleich zu Standard-Lebens-

dauerextrapolationen noch exaktere Lebensdaueranalyse von Kunststoffrohren erreicht werden kann.

Frank Fischer (Universität Bayreuth) lieferte einen sehr interessanten Beitrag über die Ermüdungsrissausbreitung von Kunststoffen unter Medieneinf luss, bevor Dr. Ingo Alig (DKI Darmstadt) die Arbeitskreissitzung mit einem Überblicksvortrag über neue Methoden zur Diagnostik von bewitterten Kunststoffen abschloss. Im Anschluss an die Arbeitskreissitzung nahmen eine Vielzahl der Teilnehmer die Gelegenheit war, einen Blick in die Labore des SKZ wer-fen zu können.

Nächstes Seminar der Reihe am 22. + 23. März 2011 in Esslingen.

aktuelle Veranstaltungsinformationen unter dvm-berlin.de (Rubrik Veranstaltung)

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Laudatio Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

Der DVM verleiht die August-Wöhler-Medaille seit 2001. Gewürdigt werden damit herausragende Persönlichkeiten für ihre besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Werk-stoffmechanik, Schwingfestigkeit und Bruchmechanik sowie für deren erfolgreiche Umsetzung im beruflichen Umfeld.

Prof. Holger Theilig wurde am 5.11.1944 in Zittau als Sohn eines Tischlermeisters und seiner Ehefrau geboren. 1963 erhielt er das Abitur an der Erweiterten Oberschule in Zittau und begann im glei-chen Jahr mit dem Studium der Angewandten Mechanik an der Technischen Hoch-schule „Otto von Guericke“ Magdeburg, welches er 1968 beendete. Dann arbeitete er als Technologe im VEB Fe-dernwerk Zittau, bevor er als wissenschaftlicher Assistent zurück an die TH nach Mag-deburg und dann 1970 an die Ingenieurhochschule nach Zittau ging.

Im Mittelpunkt seiner Ar-beiten stand die Anwendung bruchmechanischer Konzepte zur Sicherheitsbewertung von defektbehafteten Kraftwerkskomponenten. Dabei verwen-dete er Energiemethoden zur Berechnung von Spannungs-intensitätsfaktoren mit der FEM. Es wurden erste experi-mentelle Untersuchungen zur Ausbreitung gekrümmter Ermüdungsrisse und ein Vergleich mit Ergebnissen numeri-scher Analysen durchgeführt. Die Bahnkurvenberechnung gekrümmter Risse wurde damit ein Thema, dass ihn sein ganzes Arbeitsleben begleitet hat.

1978 erfolgte dann die Promotion A zum Dr.-Ing. mit der Arbeit „Beitrag zur bruchmechanischen Analyse von Komponenten des Primärkreislaufes in Kernkraftwerken mit Druckwasserreaktoren“. Gleichzeitig wurde er wissen-schaftlicher Oberassistent.

1980 -83 wechselte er als Mitarbeiter für Rohrleitungen zum VEB Kraftwerk Hagenwerder. Dort arbeitete er an Problemen der Komponentensicherheit im Bereich von Dampfleitungen. Von 1980-90 war er Mitglied der Exper-tenkommission Rohrleitungen des VE Kombinat Braunkoh-lenkraftwerke und bei aufgetretenen Schäden und Havarien verantwortlicher Mitarbeiter.

1984 wechselte er dann als wissenschaftlicher Oberassis-tent wieder an die IH Zittau. 1986 folgte die Promotion B zum Dr. sc. techn. mit der Arbeit „ Festigkeitsprobleme beim

Betreiben von Hauptdampfleitungen in Kraftwerken“ und die Verleihung der Facultas Docendi, der Lehrbefähigung, für das Lehrgebiet Technische Mechanik. 1988 wurde er zum Dozenten berufen. 1990-96 war er Prorektor für Bil-dung. 1991 wurde ihm der Titel außerplanmäßiger Professor verliehen. 1992 wurde er dann zum Professor für Techni-sche Mechanik an die HTWS Zittau/Görlitz berufen.

Neben der Lehre widmete er sich kontinuierlich der For-schung. Er verfasste eine Vielzahl von Veröffentlichungen.

Seine Diskussionsplattform war nicht nur der AK Bruch-vorgänge, sondern auch die regelmäßig durchgeführ-ten Symposien Verformung und Bruch in Magdeburg, die ECF-und ICF-Tagungen, die GAMM u.a. Von ihm erschienen ist ein Buch mit Spannungsintensitätsfak-toren. Er ist Mitautor des Arbeitsbuches Bruch- und Beurteilungskriterien in der Festigkeitslehre. Er bearbeitet u.a. Drittmittelprojekte zur Beanspruchungs- und Scha-densanalyse für Kraftwerke der VEAG bzw. Vattenfall

und der regionalen Industrie, darunter Studien zur Ausle-gung von Hauptdampfleitungen für 700°C-Kraftwerke. 2001 gründete er ein eigenes Ingenieurbüro für Beanspruchungs- und Verformungsanalyse, Bruch- und Schädigungsmecha-nik in Zittau.

In diesem Zusammenhang muss natürlich erwähnt wer-den, dass Prof. Theilig von 1999-2005 Leiter der Arbeits-gruppe Mixed-Mode des Arbeitskreises Bruchvorgänge des Deutschen Verbandes für Materialforschung und Prüfung e.V. (DVM) war. Denn seine Arbeiten zur Rissgeometriesi-mulation, als wesentlicher Teil seiner Forschungstätigkeit, führte er kontinuierlich fort. Zu nennen ist hier insbeson-dere die Entwicklung des Prediktor-Korrektor-Konzeptes mit gekrümmten Inkrementen und deren experimenteller Verifizierung. Derartige Simulationen können heute voll-automatisch mit dem für den FE-Code Ansys entwickelten Programm PCCS-2D (Predictor Corrector Crack Simulation) durchgeführt werden. Weiterhin wurde in dieses Programm auch die plastische Grenzlastanalyse implementiert. Er ar-beitete an der Erstellung der FKM-Richtlinie Bruchmecha-nischer Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile bereits in ihrer ersten Fassung mit. Im Rahmen der Arbeit an der Richtlinie habe ich die Zusammenarbeit mit ihm sehr schät-

Verleihung der August-Wöhler-Medaille an Prof. Dr.-Ing. habil. Holger Theilig

Ehrung von Herrn Prof. Theiligv.r.n.l. Prof. Pyttel, Prof. Theilig, Dr. Klingbeil, Prof. Berger

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Bericht

Prof. Dr.-Ing. Brita Pyttel MPA IFW TU Darmstadt

Bundesvereinigung Materialwissenschaft und Werkstofftechnik

Die Bundesvereinigung Materialwissenschaft und Werkstoff-technik e.V. (BV MatWerk – www.matwerk.de) etablierte sich am 22. Oktober 2007 in Berlin – zu den 25 Gründungsmit-gliedern gehört der DVM, von Anfang an unterstützte er diese Initiative. Mittlerweile gehören mehr als 35 Institutionen der Bundesvereinigung an, der erste Wechsel im Vorstand wurde vollzogen, die ersten Projekte sind voll im Gang.

Generelles Ziel der BV MatWerk ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit und eine Bündelung der Interessen der Organisationen, die auf diesem Gebiet tätig sind. Sie soll subsidiär da tätig sein, wo eine konzentrierte Aktion auf mehreren Ebenen vonnöten ist. Ein konkretes Beispiel ist die Aktualisierung der Ausbildung von Werkstoffprüfern: In unserem Fachgebiet nehmen Werkstoffprüfer / -innen in technischer und in wirtschaftlicher Hinsicht eine sehr wich-tige Rolle ein. Grundlage für die staatliche Anerkennung dieses Ausbildungsberufs gibt die entsprechende Verord-nung (WerkstoffAusbV), die in der gültigen Fassung am 29. Mai 1996 veröffentlicht wurde. Im Auftrag der Mitglieds-organisationen bildete die BV MatWerk einen Arbeitskreis,

auf dem die Erfahrungen in der Praxis der Ausbildung von Werkstoffprüfern / -innen gesammelt und geprüft werden sollen. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Anforde-rungen werden Anpassungs- oder Aktualisierungsvorschlä-ge formuliert und an die zuständige Stelle weitergeleitet. Eine Aufwertung des Berufsbildes wäre ein wesentlicher Beitrag zu unserer Gemeinschaft, der in dieser Form nicht von einzelnen Verbänden erbracht werden könnte. Sie sind herzlich eingeladen, Ihre Eindrücke und Vorschläge zu diesem Thema einzubringen – der DVM wird in diesem Arbeitskreis durch Prof. Frenz, Fachhochschule Gelsenkir-chen, vertreten. Zusammen mit dem Studientag Material-wissenschaft und Werkstofftechnik (www.stmw.de) und mit dem Themennetzwerk Materialwissenschaft und Werkstoff-technik von acatech (www.acatech.de/de/themennetzwerke/materialwissenschaft-und-werkstofftechnik.html) will die BV MatWerk als Kontaktstelle zu Wissenschaft, Wirtschaft und Politik fungieren, die Öffentlichkeitsarbeit auf diesem Gebiet fördern und Aktivitäten zur Nachwuchsförderung unterstützen. Gemeinsam bereiten diese Initiativen eine Internet-Plattform vor, die anwenderorientiert gestaltet wird. Der Nutzer soll mit einer klaren Präsentation die Auskunft erhalten, für die er sich interessiert: ob Wirtschaftsindikato-ren oder fachliche Auskünfte zu einem bestimmten Werk-stoff, Bildmaterial zu einem gegebenem Herstellungsver-fahren, Informationen zum Studium oder zur beruflichen Ausbildung auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, auf dieser Plattform soll der Nutzer den einfachen Zugang finden.

Ein weiteres Projekt der BV MatWerk, das bereits sehr großen Anklang erfahren hat, ist die Organisation von Kar-riere-Workshops. Zusammen mit Mitgliedsorganisationen werden im Rahmen ihrer Tagungen Workshops für Dokto-randen organisiert. Dabei berichten erfahrene sowie jüngere Wissenschaftler aus ihrer Sicht über den Übergang in das Berufsleben in der privaten Wirtschaft, in Forschungsinsti-tuten oder in Hochschulen. Erwartungen, Perspektiven und

zen gelernt. Er war immer bereit zu einer Diskussion, kon-struktiv im Gespräch und in der Lage eine Entscheidung zu treffen, auch wenn nicht immer alles 100%ig klar war. Seine Praxis- und seine Lebenserfahrung gaben ihm den Mut dazu.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sein Arbeitsleben geprägt war von Kontinuität und Bodenständigkeit. Die Be-wältigung der Herausforderungen der Praxis stand immer im Mittelpunkt seiner Tätigkeit.

Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung der August-Wöhler-Medaille des DVM!

Mehr über die Ehrung des DVM finden Sie auf unserer Website dvm-berlin.de, Rubrik Ehrungen

Alter und neuer MatWerk-Vorstandzw. Reihe: v.l.n.r. Prof. D. Herlach, Prof. G. Gottsteinv. Reihe v.l.n.r Prof. J. Janek, Dr. P. D. Portella, Prof. C.-D. Wuppermann

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Bericht Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

Dr.-Ing. Pedro Dolabella Portella, Generalsekretär der Bundesvereinigung Materialwissenschaft und Werkstofftechnik BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Unter den Eichen 87, 12205 Berlin

Tipps werden angesprochen und in einer offenen Atmosphä-re diskutiert. Die Rückmeldungen der Teilnehmer – auch der Referenten – sind sehr positiv, das Projekt wollen wir fortsetzen. Über weitere Referenten würden wir uns sehr freuen, Anruf genügt !

Mit Förderung der DFG werden Nachwuchsakademien organisiert, bei denen herausragende junge Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler aus ingenieur- und natur-wissenschaftlichen Bereiche angesprochen und möglichst frühzeitig in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn für inter-disziplinäre Ansätze sensibilisiert und gewonnen werden (www.dgm.de/dgm/nachwuchs/php/akademie.htm). In ei-ner weiteren Nachwuchsakademie stehen im Mittelpunkt die Analyse und Bewertung von Eigenspannungen auf un-terschiedlichen Längenskalen (cms.uni-kassel.de/unicms/index.php?id=28978). Ein wesentliches Ziel dieser Akade-mie ist es, dem Mangel an exzellent ausgebildeten Nach-wuchswissenschaftlern auf diesem interdisziplinären Gebiet abzuhelfen; durch Diskussionen mit Fachkollegen und ein-schlägig ausgewiesenen erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen ihnen Impulse für den Entwurf von Projekten und für die eigene Forschungstätigkeit zur wissenschaftlichen Weiterqualifikation gegeben werden. Die Rezeption der Werkstoffe in der Öffentlichkeit ist ein

weiteres, wichtiges Betätigungsfeld für die BV MatWerk. Welchen Beitrag leistet die Materialwissenschaft und Werk-stofftechnik für unsere Gesellschaft? Gerade durch seine Breite – über verschiedene Werkstoffklassen – und Produk-tionstiefe – von der Metallgewinnung über die Verarbeitung bis hin zur Fügetechnik – wird leicht ersichtlich, dass die-ses Gebiet einen bedeutenden Anteil am Bruttosozialpro-dukt unseres Landes hat. Auf der anderen Seite wird durch ebendiese Vielfalt die zuverlässige Quantifizierung dieses Beitrages (Produktion, Beschäftigung) erschwert. In diesem Bereich sind wir erst am Anfang, die vorhandenen Beiträge der Mitgliedsorganisationen werden gesichtet und abgegli-chen. Zusammenfassend möchte ich feststellen, dass die BV MatWerk in ihrem kurzen Leben erste Akzente setzen konnte und auf dem guten Weg ist, sich in der deutschen Landschaft der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik zu positionieren. Vorschläge und Anregungen aus den Mit-gliedsorganisationen sind stets willkommen.

Eisenbahnunfälle im vorigen Jahrhundert

Mehr als hundert Jahre sind verflossen, seitdem am 27. Septem-ber 1825 auf der 41 km langen Strecke Darlington-Stockton der erste Eisenbahnbetrieb der Welt eröffnet wurde. Zehn Jahre später erst rollte auch der erste deutsche Eisenbahnzug von Nürnberg nach Fürth und entwickelte dabei auf der nur 6 km langen Strecke eine Geschwindigkeit von 10 km/Std.

Seitdem hat das Eisenbahnwesen der gesamten Welt einen gewaltigen Aufschwung genommen. Im Jahre 1840, also 5 Jahre nach der Eröffnung der Nürnberger Strecke, betrug die Länge des deutschen Schienennetzes schon 549 km, 1850 6044 km, 1860 11 693 km, 1870 19 575 km und 1890 umfaßt das Gebiet der deutschen Eisenbahnen bereits eine Gesamtstreckenlänge von 42 869 Kilo- metern.

In Amerika ging die Entwicklung noch schneller. Nach-dem die Vereinigten Staaten am 28. Dezember 1829 auf der Strecke Baltimore-Ellicots-mills einen 24 km langen Eisenbahnbetrieb eröffnet hatten, stieg das Streckennetz bis 1890 auf 268 409 km und übertraf damit allein das Netz der übrigen Welt um mehr als 20 000 km.

Es ist erklärlich, daß diese gewaltige Entwicklung, wie wir sie sonst in keinem andern Betriebe der damaligen Zeit feststellen können, eine große Anzahl von Gefahren-quellen in sich barg, die sich notwendig in Unfälle aller

Art auswirken mußten. Die ersten 50 Jahre der Eisenbahn sind groß an solchen Unfällen, die ihre Ursache weniger in Zusammenstößen als in solchen Ereignissen haben, die durch Unvorsichtigkeit, Werkstoff-Fehler an den Lo-komotiven und Wagen oder fehlerhafte und unsachgemäße Bauweise des Schienen-, Brückenbaus usw. hervorgerufen worden sind.

Gleich in den ersten Jahren der Entwicklung – am 6. Mai 1852 – entgleiste in Norwalk U. S. A., ein Zug in-folge Offenstehens einer Drehbrücke und tötete 46 Men-schen während etwa 30 mit mehr oder weniger schweren Verletzungen davonkamen. Bereits am 17. Juli 1856 riß ein zweites Unglück auf der North-Pennesylvania-Bahn, U. S. A., 60 Menschen in den Tod und verletzte über 100 Reisende. Dammrutsch durch Unterspülung war die Ursache.

Im Jahre 1872 hatte der Brand eines Ölzuges in New-Hamburg, U. S. A., 22 Menschenleben gekostet, und am 2. September 1883 ereignete sich der erste große Unglücksfall auf einer deutschen Strecke. Längs der damals noch die Al-brechtstraße ohne Unterführung kreuzenden Bahnstrecke am Bahnhof Berlin-Steglitz waren die Schranken herun-tergelassen. Trotzdem drängte das Publikum, Angehörige eines Kriegervereins, gegen die Barrieren, drückte sie ein und befand sich in dem Augenblick auf den Gleisen, als

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Gedenken

der Kurierzug durch die Station brauste. 39 Menschen riß er in den Tod und 6 erlitten schwere Verletzungen. Dem Unglück im Claytontunnel bei London (25. August 1861) fielen 23 Menschenleben und 100 Verletzte zum Opfer. Das größte Eisenbahnunglück in der Geschichte der Eisenbahn ist aber bis heute der Einsturz der Taybrücke in Schott-land am 20. August 1880, der 200 Todesopfer forderte und bei dem auch nicht ein einziges Menschenleben gerettet werden konnte. Max Eyth hat diesen dunkelsten Tag in der Entwicklung der Eisenbahn in seinem Roman „Hinter Pflug und Schraubenstock“ festgehalten. Großes Aufsehen erregte der Unfall des kaiserlich-russischen Kurierzuges am 17. Oktober 1888, dessen Ursache bis heute noch nicht aufgeklärt ist. Der aus 15 Wagen bestehende, mit zwei Lo-komotiven bespannte Zug hatte eine Länge von 300 m bei einem Gewicht von 454 t, der kaiserliche Wagen allein wog 48 t. Der Unfall ereignete sich auf der Linie Kursk – Char-kow – Asow auf freier Strecke in der Nähe der Station Borki. Von den Mitreiseisenden wurden 22 getötet und 36 verletzt, während die Zarenfamilie, deren Wagen an 8., 9. und 10. Stelle lief, wie durch ein Wunder unverletzt blieb, obwohl der Speisewagen, in dem sich die Zarenfamilie im Au-genblick des Unfalles befand, aus den Schienen geworfen worden war, und ohne Dach, mit eingedrückten Wänden, auf der ziemlich hohen Böschung lag. Die vor dem Speise-wagen laufenden Wagen waren vollständig zertrümmert.

Mit der zunehmenden Entwicklung des Verkehrs ver-mehrte sich dann die Sicherheit auf den Strecken; zwar meldet die Chronik noch einen Großunfall am 14. Juni 1891 aus Mönchstein in der Schweiz, bei dem durch Einsturz der Eisenbrücke über die Biers 2 Lokomotiven, 3 Post- und 4 Personenwagen in den Fluss fielen und 72 Menschen-leben und 130 Verletzte zu beklagen waren; auch ist der Zusammenstoß auf dem Bahnhof Saint Mandé bei Paris unter die Großunfälle zu rechnen, bei dem ein Sonderzug auf einen vollbesetzten Vergnügungszug auffuhr, so dass 49 Tote und 90 Verletzte geborgen werden mussten.

Aber schon in den letzten Jahren des verflossenen Jahr-hunderts ist die Zahl der Unfälle, was Deutschland an-belangt, immer mehr zurückgegangen, wenn auch natur-gemäß kleinere Unfälle weiter zu verzeichnen sind, die aber bei keinem Betriebe von den Ausmaßen unserer Ei-senbahn jemals ganz zu vermeiden sein werden. Die Zahl der Unfälle durch Entgleisungen auf freier Strecke, auf den Bahnhöfen und Haltestellen, durch Zusammenstöße und sonstige Unfälle, betrug in den Jahren 1893, 1894 und 1895 je 1354, 1496 und 1363. Dabei wurden insgesamt in diesen drei Jahren ohne eignes Verschulden 21 Reisende, 51 Bahnbedienstete und 35 sonstige Personen einschl. der im Dienst befindlichen Post-, Polizei-, Telegraphen-Beamten usw. getötet. Ungleich höher ist allerdings die Zahl der durch eignes Verschulden in der gleichen Zeit getöteten Personen, die bei den Reisenden 151 und bei den Bahnbe-diensteten 1113 betrug.

Die Statistik der Eisenbahnunfälle in Amerika aus jener Zeit läßt die damals völlig unzulängliche Bauweise und Beaufsichtigung der nordamerikanischen Eisenbahnen erkennen. In einem Zeitraum von nur einem Jahr, vom 1. Juli 1888 bis 30. Juni 1889 wurden im Eisenbahnbetriebe der Vereinigten Staaten 5823 Personen getötet und 26 309 verletzt, während in Deutschland in der gleichen Zeit 558 Tote und 1380 Verletzte beim Eisenbahntrieb zu beklagen hatte 1).

1) s. n. Krafft, Ernst: 100 Jahre Eisenbahnunfall, Berlin: Dietz 1925

Irmfried Freiherr von Wechmar Berlin-Südende

Ausschnitt aus dem Buch „Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie“, 17. Band, VDI-Verlag, 1927

Im Gedenken an Dr.-Ing. Bernd Hänel

Am 16./17. Juni 2010 findet in Darmstadt die Tagung „Neue Entwicklungen für die Bauteilfestigkeitsnachweise“ statt. Der zweite Tag ist den Grundlagen und Anwendungen der FKM Festigkeitsrichtlinien gewidmet. Dabei handelt es sich um den

„Rechnerischen Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile aus Stahl, Eisenguss- und Aluminiumwerkstoffen“ und den „Bruch-mechanischen Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile“. Der erste Nachweis geht auf ein Forschungsvorhaben zurück, das eines der ersten nach der Wende war, wo ost- und west-deutsche Institutionen gemeinsam aktiv waren. Inzwischen liegt die FKM Richtlinie Rechnerischer Festigkeitsnachweis

für Maschinenbauteile als 5. Auflage vor (deutsch, englisch), es hat mehrere Tagungen gemeinsam mit dem VDI zu die-sem Thema gegeben, und die Arbeiten zu Änderungen und Weiterentwicklungen, die im Technischen Regelwerk immer notwendig sind, konnten von einer neuen Mannschaft weiter-geführt werden.

Die Quelle für diese Richtlinie waren in erster Linie die ehemaligen TGL-Standards zur Betriebsfestigkeit. Als Basis für diese Standards kann wiederum das „Leichtbau-Hand-buch, Band 4/2: Festigkeitsberechnung“, Institut für Leicht-bau und ökonomische Verwendung von Werkstoffen, IfL,

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Nachruf Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 51 • Frühjahr 2010

Dresden, angesehen werden, 2. Auflage 1987. Die Gesamt-leitung für dieses Handbuch lag bei W. Hanel, das Lektorat und die Redaktion u.a. bei B. Hänel. Im Zusammenhang mit der Entstehung der FKM Richtlinie können insbesondere folgende Abschnitte hervorgehoben werden:

Ermüdungsfestigkeit der Werkstoffe Berechnung der Bauteil-Dauerfestigkeit Berechnung der Bauteil-Zeitfestigkeit Berechnung der Betriebsfestigkeit

Wichtige Beiträge hierzu stammen u.a. von B. Hänel und G. Wirthgen.

Im Rahmen der Arbeiten zur Richtlinie hatte ich Gelegen-heit, Herrn Hänel näher kennen zu lernen. Er war tätig als Berechnungsingenieur in der IMA Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH Dresden und verbrachte auch längere Zeit in Clausthal. Zunächst lernte ich von ihm, dass die Arbeit am Technischen Regelwerk etwas völlig ande-res ist als eine wissenschaftliche Forschungstätigkeit. Was schwieriger ist mag ich nicht entscheiden. Er hatte einmal den Anspruch ein Thema vollständig abzuhandeln (keine wei-ßen Flecken); auf der anderen Seite kann dies im Regelwerk nicht ausführlich geschehen. Ein Technisches Regelwerk sollte nur ausnahmsweise Literatur zitieren; im Gegensatz zu vielen anderen Regelwerken wurde bei der FKM Richtli-nie aber ein zusätzlicher Forschungsbericht herausgegeben, in dem die Quellen, aus denen Festlegungen getroffen wur-

den, angegeben sind, so dass die Festlegungen nachträglich überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden können. Das Technische Regelwerk muss übersichtlich und verständlich dargestellt sein, was bei einem komplexen Gebiet wie der Betriebsfestigkeit sicher nur begrenzt erreichbar ist. Schwie-rigkeit bei der Erstellung und bei der Weiterentwicklung des Technischen Regelwerkes bereitet die Tatsache, dass ein Ge-samtkonzept vorliegen und erhalten werden muss, dass aber durchaus Detailänderungen, die einer Verbesserung dienen sollen, das Gesamtkonzept beeinträchtigen können.

Als Beispiel, das seine Denkweise vielleicht widerzuspiegeln vermag, möchte ich Diskussionen im Zusammenhang mit Schadensfällen, die von Zeit zu Zeit im Institut in Clausthal bearbeitet wurden, anführen. Wenn diskutiert wurde, was wohl die Ursache oder die Ursachen für das Versagen sein könnten, wurde sehr schnell klar, dass für ihn diese Frage nicht die höchste Priorität besaß. Für ihn stellte sich zuerst die Frage: Hätte das Bauteil versagen dürfen? Und natürlich ist dies für einen Regelwerkentwickler die entscheidendere Frage.

Dr. B. Hänel ist am 22. Juni 2009 neunundsechzigjährig ver-storben. Er war bis zuletzt aktiv mit der Richtlinie befasst. Diese Arbeiten waren bei ihm fast zwei Jahrzehnte lang in besten Hän-den. Er hat eine deutliche Handschrift hinterlassen.

Prof. Harald Zenner

Prof. Richard Universitaet Paderborn

Nachruf auf Dr.-Ing. Friedrich-Gerhard Buchholz

Am 07.11.2009 verstarb Herr Dr.-Ing. Friedrich-Gerhard Buchholz, im Alter von 67 Jahren, nach schwerer Krank-heit. Er war langjähriger Mitarbeiter der Fakultät Maschi-nenbau und der Fachgruppe Angewandte Mechanik der Universität Paderborn. Herr Dr. Buchholz war in Lehre, Forschung und Selbstverwaltung der Universität Pader-born ein herausragender und sehr geschätzter Kollege. Herr Dr. Buchholz begann seine akademische Laufbahn 1963 mit dem Studium des Maschinenbaus an der Technischen Universität Braunschweig. Nach seiner Assistentenzeit an der Universität Karlsruhe erfolgte 1976 die Promotion zum Dr.-Ing. an der Technischen Universität München. 1977 wech-selte Herr Dr. Buchholz nach einer Tätigkeit als Direktionsas-sistent bei der Daimler-Benz AG in Stuttgart an die Universität Paderborn. Hier war er zunächst als Akademischer Rat und von 1987 bis 2005 als Akademischer Direktor im Fachgebiet Angewandte Mechanik tätig.

Herr Dr. Buchholz lehrte mit großem Erfolg Studierende des Maschinenbaus, des Wirtschaftsingenieurwesens und der Elektrotechnik in den Fächern Technische Mechanik, Finite-Elemente-Methode und Maschinendynamik und er-hielt dafür stets ausgezeichnete Bewertungen durch die Stu-

dierenden. Zudem betreute Herr Dr. Buchholz eine große Anzahl an Studien- und Diplomarbeiten.

In der Forschung hat er sich zunächst mit Umformvor-gängen beschäftigt, um sich dann später dem Risswachs-tum in Bauteilen und Strukturen sowie der Bruchmechanik zu widmen. Speziell beschäftigte er sich mit der Finite-Ele-mente-Methode in der Bruchmechanik, der MVCCI-Metho-de als auch mit 2D- und 3D-Mixed-Mode-Problemen. Seine Forschungsarbeiten wurden in über 200 Publikationen ver-öffentlicht. Durch sehr viele Reisen hat Herr Dr. Buchholz sich ein internationales Forschungsnetzwerk aufgebaut. Im Jahre 2002 verlieh ihm die Harbin Engineering University in China den Titel Honorary Professor.

Die Forschungstätigkeiten von Herrn Dr. Buchholz sind in der wissenschaftlichen Community sehr anerkannt. Seine Kol-legen und Freunde verdanken ihm viel und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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DVM-N 51 • Frühjahr 2010 Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Termine

Impressum Die DVM-Nachrichten sind die Verbands-mitteilungen des Deutschen Verbandes für Materialforschung und -prüfung e. V.

DVM-Geschäftsstelle: Unter den Eichen 87, 12205 Berlin Tel. (030)8113066 / Fax (030) 8119359E-Mail: [email protected]: dvm-berlin.de

Geschäftsführung: Kathrin Leers, Dipl.-Kfm.

DVM-Redaktion: Joachim W. Bergmann, Prof. Dr .-Ing.MFPA an der BauhausuniversitätCoudray-Str. 9, 99423 WeimarE-Mail: [email protected]

Harald Zenner, Prof. Dr.-Ing. Narzissenhang 1, 01328 DresdenE-Mail: [email protected]

Jan Kallweit, Dipl.Ing.,DVM-GeschäftsstelleE-Mail: [email protected]

Redaktionell begründete Kürzungen und Änderungen von Beiträgen sind ausdrück-lich vorbehalten.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

Alle Angaben sind ohne Gewähr.

TAGUNGEN

16.+ 17.06.2010, DarmstadtTagung in Zusammenarbeit mit dem Forschungskuratorium Maschinenbau des VDMA „Neue Entwicklungen für die Bauteilfestigkeitsnachweise

30.08.-03.09.2010, Dresden18th European Conference on Fracture (ECF 18)

06.+07.10.201037. Tagung des DVM-Arbeitskreises Betriebsfestigkeit „Auslegungs- und Absicherungskonzepte der Betriebsfestigkeit – Potenziale und Risiken “

22.+23.02.2011, RostockDVM-Arbeitskreis Bruchvorgänge

13.+14.04.2011, DarmstadtDVM-Arbeitskreis Elastomere

04.-06.05.2011, BerlinDVM-Tag 2011

27.-30.06.2011, BerlinVHCF-5

12.+13.10.2011, Clausthal38. Tagung des DVM-Arbeitskreises Betriebsfestigkeit

01.+02.12.2011, BerlinWerkstoffprüfung 2011

FORTBILDUNGSSEMINARE

05.10.2010, MünchenDVM-Arbeitskreis Betriebsfestigkeit „Von der Betriebsmessung zur Lastannahme“

21.02.2011, RostockDVM-Arbeitskreis Bruchvorgänge

11.10.2011, ClausthalDVM-Arbeitskreis Betriebsfestigkeit

22. + 23. März 2011, Esslingen„Bauteilschäden – Ursachen und Folgerungen“

24. + 25. März 2011, Stuttgart„Bruchmechanische Prüfmethoden“

Termin Oktober 2011, Berlin„DIN EN ISO/IEC 17025 für Anwender: Die Berechnung der Messunsicherheit“

WORKSHOPS

02.+03.02.2011, Darmstadt„Numerische Simulation“

04.+05.02.2011, Darmstadt 4. Workshop DVM-Arbeitskreis Fahrradsicherheit

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June 28 - July 01, 2011, Berlin, Germany

www.vhcf5.de

DEUTSCHER VERBAND FÜR MATERIALFORSCHUNG UND -PRÜFUNG e.V.Unter den Eichen 87, 12205 Berlin

Tel. 49 (0)30 811 30 66, Fax +49 (0)30 811 93 59, E-Mail [email protected]

Fifth International Conference on Very High Cycle Fatigue

VH

CF-5