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593 BuB 70 11/2018 EDITORIAL Ich war empört: Erst bittet mich BuB um einen Artikel – und dann kürzen sie ihn! Zum Glück las ich die gekürzte Fassung, bevor ich bei der Redaktion anrief, und musste feststellen: Die redigierte Version ist besser. Die Redaktion strich Details, die wahrschein- lich außer mich niemanden interessierten, raffte und brachte meine Gedanken konzentrierter auf den Punkt. Und sie kürzte nicht nur meinen Beitrag, sondern auch meine Sätze – jetzt war mein Artikel leserfreundlich und prägnant. Das ist über 30 Jahre her. Damals begann ich zu verstehen, was BuB auszeichnet. Die hauptamtlichen Redakteure sind An- gestellte des BIB. Das ist ein beträchtlicher Kostenfaktor – aber in jedem Heft macht es sich bemerkbar. Damals nahmen die Re- dakteure die Layoutgestaltung noch mit Schere und Klebestift vor, nachdem sie die Schriftfahnen auf Papier von der Setzerei bekommen hatten. Seit 2015 gestalten die Redakteure die Zeit- schrift am Bildschirm mit einem Desktop-Publishing-System und schicken die druckfertige pdf-Datei an die Druckerei. So sehr die technische Seite der Zeitschriftenproduktion sich gewandelt hat, ist die inhaltliche Aufgabe der Redakteure seit den Anfängen der Zeitschrift 1948 konstant geblieben: Die Redakteure redigieren nicht nur, sondern sie halten Ausschau nach hippen Themen und werben aktiv Beiträge ein. Deshalb beleuchtet BuB jedes Thema facettenreich, ausdrücklich auch unter Einschluss kontroverser Positionen. BuB begleitet nicht nur die Praxis, sondern setzt auch Themen, mitunter provokant, im Ganzen aber immer mit Rück- sicht auf das Seelenleben der Bibliothekarinnen und Bibliothe- kare. (Bei dieser Gelegenheit: Sehr wohltuend ist, dass BuB sich nicht auf das Sternchen-Gendering einlässt. Ich hoffe, das bleibt so.) Als Stichwörter möchte ich Marketing und Sacherschließung, Bildungspartnerschaften und Forschungsdaten, Lernort Biblio- thek und E-Science anführen. BuB informiert nicht nur über Pra- xis, sondern stimuliert bessere Praxis. Zweimal im Jahr tagt die Gemeinsame Konferenz aus Redak- teuren, Herausgebern, einem Vertreter des Redaktionsbeirats und dem Bearbeiter der Vereinsmitteilungen in BuB (BIB-Info). Hier geht es vor allem um die strategische Ausrichtung der Zeitschrift. Und die ist seit 70 Jahren genau das, was BuB zur besten und erfolgreichsten Fachzeitschrift für Bibliotheken in Deutschland macht: Praxisberichte, Orientierungen, Trends, wissenschaftliche Fundierung, Zukunftsthemen. Prof. Dr. Konrad Umlauf, BuB-Herausgeber 1998-2008 Kontinuität im Wandel

EDITORIAL Kontinuität im Wandel - BuB · 2019-05-23 · 662 SUMMARY / RESUME 664 STELLENMARKT IMPRESSUM AB IN DIE APP! 628 Blick hinter die Kulissen Ein Video zeigt die technische

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593BuB 70 11/2018

EDITORIAL

Ich war empört: Erst bittet mich BuB um einen Artikel – und dann kürzen sie ihn! Zum Glück las ich die gekürzte Fassung, bevor ich bei der Redaktion anrief, und musste feststellen: Die redigierte Version ist besser. Die Redaktion strich Details, die wahrschein-lich außer mich niemanden interessierten, raffte und brachte meine Gedanken konzentrierter auf den Punkt. Und sie kürzte nicht nur meinen Beitrag, sondern auch meine Sätze – jetzt war mein Artikel leserfreundlich und prägnant.

Das ist über 30 Jahre her. Damals begann ich zu verstehen, was BuB auszeichnet. Die hauptamtlichen Redakteure sind An-gestellte des BIB. Das ist ein beträchtlicher Kostenfaktor – aber in jedem Heft macht es sich bemerkbar. Damals nahmen die Re-dakteure die Layoutgestaltung noch mit Schere und Klebestift vor, nachdem sie die Schriftfahnen auf Papier von der Setzerei bekommen hatten. Seit 2015 gestalten die Redakteure die Zeit-schrift am Bildschirm mit einem Desktop-Publishing-System und schicken die druckfertige pdf-Datei an die Druckerei. So sehr die technische Seite der Zeitschriftenproduktion sich gewandelt hat, ist die inhaltliche Aufgabe der Redakteure seit den Anfängen der Zeitschrift 1948 konstant geblieben: Die Redakteure redigieren nicht nur, sondern sie halten Ausschau nach hippen Themen und werben aktiv Beiträge ein. Deshalb beleuchtet BuB jedes Thema facettenreich, ausdrücklich auch unter Einschluss kontroverser Positionen. BuB begleitet nicht nur die Praxis, sondern setzt auch Themen, mitunter provokant, im Ganzen aber immer mit Rück-sicht auf das Seelenleben der Bibliothekarinnen und Bibliothe-kare. (Bei dieser Gelegenheit: Sehr wohltuend ist, dass BuB sich nicht auf das Sternchen-Gendering einlässt. Ich hoffe, das bleibt so.) Als Stichwörter möchte ich Marketing und Sacherschließung, Bildungspartnerschaften und Forschungsdaten, Lernort Biblio-thek und E-Science anführen. BuB informiert nicht nur über Pra-xis, sondern stimuliert bessere Praxis.

Zweimal im Jahr tagt die Gemeinsame Konferenz aus Redak-teuren, Herausgebern, einem Vertreter des Redaktionsbeirats und dem Bearbeiter der Vereinsmitteilungen in BuB (BIB-Info). Hier geht es vor allem um die strategische Ausrichtung der Zeitschrift. Und die ist seit 70 Jahren genau das, was BuB zur besten und erfolgreichsten Fachzeitschrift für Bibliotheken in Deutschland macht: Praxisberichte, Orientierungen, Trends, wissenschaftliche Fundierung, Zukunftsthemen.

Prof. Dr. Konrad Umlauf, BuB-Herausgeber 1998-2008

Kontinuität im Wandel

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594

Forum Bibliothek und Information

11 / 2018BuB

Fotos Inhaltsverzeichnis: Marco Heyda; Martin Gobsch; Steffen Heizereder; Achim Bunz, © Schwäbisches Bildungszentrum Irsee

FOYER

INTERNATIONAL

597 Hast Du das Zeug für internatio-nales Bibliotheksengagement Teste Dich selbst! Postkartenset wirbt für die Bedeutung des inter-nationalen Austauschs im Biblio-theksbereich (Hella Klauser)

BAU

598 Eine Vision wird Realität Die neue Stadtteilbibliothek Köln-Kalk / Kommunikativer Wissensort mit Wohlfühlambiente (Hannelore Vogt)

AUSLAND

600 »Ein Museum in einer Bibliothek, eine Bibliothek in einem Museum« Bericht einer rumänisch- deutschen Partnerschaft (Ruxandra Nazare)

ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK

602 Die Welt des Odysseus öffnet sich per Münzeinwurf Ein »Theatrum mundi« für die Kin-der- und Jugendbibliothek Erfurt (Eberhard Kusber)

RENOVIERUNG

603 Mit Blut, Schweiß und Freudentränen Wenn Bibliotheksmitarbeiterinnen selbst renovieren / Ein Projekt- bericht (Nadine Thomas)

TAGUNG

604 Frischer Wind und zündende Ideen Vernetzung und Datenschutz- Grundordnung sind zentrale Themen beim 11. BIBCamp an der HAW Hamburg (Daniela Markus)

605 NACHRICHTEN

611 MARKT

LESESAAL

SCHWERPUNKT: 70 JAHRE BUB

612 70 Jahre und über 70 000 Seiten Ein Rückblick auf sieben Jahrzehnte BuB und mehrere Wünsche für die Zukunft (Carola Schelle-Wolff)

620 Bibliothekarische Fachkommunikation 2018 Fachzeitschriften, Fortbildungen, Mailinglisten: Mittel und Wege sich zu informieren gibt es viele / Eine Übersicht (Jürgen Plieninger)

629 Im Mittelpunkt steht der Leser 70 Jahre BuB / Jubiläum in schwierigen Zeiten für Medien und Pressefreiheit (Bernd Schleh)

SCHWERPUNKT

70 JAHRE BUBBuB bildet seit 1948 umfas-send die bibliothekarische Fachdiskussion im In- und Ausland ab und bestimmt sie mit eigenen Beiträgen mit. Über diese lange Zeit hat die Fachzeitschrift ihre inhalt-liche Qualität bewahrt und dabei Titel und Layout behut-sam an die sich verändernden Lesegewohnheiten ange-passt. Einen Rückblick auf 70 Jahre BuB mit mehr als 70 000 Seiten Fachinformation gibt die langjährige BuB-Heraus-geberin Carola Schelle-Wolff im Schwerpunkt ab Seite 612.

Doch in der BuB-Jubilä-umsausgabe schauen wir nicht nur zurück. Ein umfas-sender Beitrag ( Seite 620) zeigt, wie sich Bibliothekare im Jahr 2018 informieren –

immer noch mit gedruckten, aber auch mit der ganzen Bandbreite sozialer Medien.

Foto: ©HNFOTO - stock.adobe.com

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595BuB 70 11/2018

626 BuB: Der Blick hinter die Kulissen einer Fachzeitschrift Redaktion, Druck, Vertrieb: Vom langen Weg der Zeitschrift in den Briefkasten der Leser (Steffen Heizereder)

630 »Was bedeutet BuB für Sie und Ihre Arbeit?« Stimmen von Leserinnen und Lesern

632 BIB-OPUS – das große deutsche Fachrepositorium für Bibliotheks- und Informationsspezialisten Der Publikationsserver erschließt auch die Artikel der Fachzeitschrift BuB / Metadaten der Ausgaben ab 1981 verfügbar / Volltexte folgen (Christoph Ackermann)

WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK

636 FAIRe Forschung Wie Wissenschaftliche Bibliotheken den Herausforderungen von Open Science begegnen (Ines Drefs, Monika Linne, Klaus Tochtermann)

TAGUNG

640 »Erwarte das Unerwartete« Eindrücke von der Next Library Conference 2018 in Berlin (Beate Detlefs, Corinna Haas)

DIGITALE INFORMATION

644 Digitale Langzeitarchivierung an der Technischen Informationsbibliothek Daten auf Dauer sicher und nutzbar aufbewahren – auch als Dienstleistung für andere Einrichtungen (Thomas Bähr, Franziska Schwab)

AUSSTELLUNG

650 Neubelebung eines verschütteten Kulturguts Die Bibliothek Kloster Irsee in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (Petra Weber)

MAGAZIN

FACHLITERATUR

654 Das Instrumentarium und dessen Anwendung Ein »komplettes« Handbuch zum Prozessmanagement (Konrad Umlauf)

656 Mithilfe der Nutzer Wissen generieren Citizen Science und Crowdsourcing vorgestellt (Jürgen Plieninger)

AUS DEM BERUFSVERBAND

658 Aus den Landesgruppen

659 Nachruf: Lothar Thalmann

661 VorgeMERKT

593 EDITORIAL

662 SUMMARY / RESUME

664 STELLENMARKT

IMPRESSUM

AB IN DIE APP!

628 Blick hinter die Kulissen Ein Video zeigt die technische Pro-duktion von BuB in der Druckerei

598 Kommunikativer Wohlfühlort Foto-Impressionen von der neuen Stadtteilbibliothek in Köln-Kalk

WWW...

Nachrichten und Fortbildungen tagesaktuell auf www.b-u-b.de

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596

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Die Aufgabe den neuen Empfangsbereich mit Theke und Aufenthaltsbereich in der Stadtbibliothek unserer Heimatstadt gestalten zu dürfen war für uns mehr als ein Ansporn hier eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Es ist unseren Architekten und Fachberatern gelungen, den Bereich frisch und ein-ladend zu gestalten. Gleichzeitig wurde aber auch Wert auf die nötige Praxis-nähe für Mitarbeiter und Nutzer gelegt unter Verwendung unserer bewährten Produktlinien Uniflex und Inform.

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597BuB 70 11/2018

Hast Du das Zeug für internationales Bibliotheksengagement? Teste Dich selbst! Postkartenset wirbt für die Bedeutung des internationalen Austauschs im Bibliotheksbereich

Drei flotte Postkarten mit coolen Sprüchen und einer augenzwinkern-den Selbstevaluierung zur Eignung im internationalen Bibliotheksumfeld weisen auf die Bedeutung der interna-tionalen Öffnung aller im Bibliotheks-umfeld Tätigen hin und werben für ein Engagement in internationalen Fach-gremien. Eine Postkarte mit dem Test ist dieser BuB-Ausgabe beigefügt.

Der Arbeitsbereich internationale Ko-operation im Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (knb) wirbt mit dieser Ak-tion für die Förderung des internatio-nalen Wissenstransfers. Denn ohne kol-legialen Austausch, ohne gemeinsame Lobbyaktivitäten auf europäischer oder internationaler Ebene und ohne die Wei-ternutzung interessanter Kampagnen, Themen oder Best Practice-Beispiele aus dem Ausland ist die Bibliotheksarbeit in der globalisierten Welt nicht mehr zu denken. So selbstverständlich dies auch klingt, so herausfordernd ist es doch, Kolleginnen und Kollegen für eine aktive Mitwirkung in internationalen Fachgre-mien zu gewinnen oder sie für eine Teil-nahme an einer internationalen Konfe-renz im Ausland zu begeistern. Beson-deres Augenmerk liegt hier auch beim Berufsnachwuchs. Schon während des Studiums, der FaMI-Ausbildung, der Re-ferendarzeit oder als Berufseinsteiger ist eine internationale Ausrichtung Bedin-gung für eine innovative und langfristig befriedigende Berufsausübung.

Der knb-Arbeitsbereich interna-tionale Kooperation ist eine der Ko-ordinierungsstellen für die globale

Interessenvertretung für Bibliotheken in Deutschland und un-terstützt die interna-tionale Zusammenar-beit. Durch kontinu-ierliche Weitergabe von Best Practice und Informationen aus dem Ausland, die auch für die Entwick-lung der deutschen Bibliotheken interes-sant sind, unterstützt er den internationa-len Fachaustausch. Über den dbv-newslet-ter https://www.bib liotheksverband.de/dbv/newsletter.html, den Hashtag #bibin ternational, das Biblio-theksportal (https://bibliotheksportal.de/weltweit/), Webinare und Fachartikel sind aktuelle Entwicklun-gen und Anregungen für die eigene Arbeit zu finden.

Das Sekretariat des IFLA-National-komitees Deutschland – dem Steue-rungsgremium des internationalen Bi-bliotheksverbands IFLA in Deutschland – ist ebenfalls diesem knb-Arbeitsbe-reich zugeordnet. So kann er darin un-terstützten, dass Informationen aus dem Weltverband über die Website www.ifla-deutschland.de schnell an ein deutschsprachiges Publikum gelangen und dass die wichtigen Fachgremien der IFLA auch mit Vertreterinnen und Ver-tretern aus Deutschland besetzt sind, um den Austausch zu gewährleisten. Als Mitglied bei BI-International, der ständi-gen Kommission des Dachverbandes BID für den internationalen Fachaustausch,

kann der knb-Arbeitsbereich auch über Stipendien für Auslandsaufenthalte, Kongressteilnahmen und Studienreisen informieren.

Möglichkeiten für Auslandsaufent-halte und Konferenzteilnahmen im Aus-land gibt es in vielfältiger Weise. Den Mut, diesen Schritt zu wagen, der auch mit Zeit, Aufwand, Geld und sicher auch Ängsten verbunden ist, soll die Postkar-ten-Aktion stärken. Die Postkarten sowie weitere Informationen zu »Bibliothek weltweit« stehen auf dem Bibliothek-sportal online zur Verfügung: https://bibliotheksportal.de/weltweit/

Hella Klauser, dbv/Internationale Kooperationen

FOYER INTERNATIONAL

Eine Postkarte mit dem Test ist dieser BuB-Ausgabe beigefügt.

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598

Eine Vision wird Realität Die neue Stadtteilbibliothek in Köln-Kalk / Kommunikativer Wissensort mit Wohlfühlambiente

Die Hauptattraktion der Kinder bei der Wiedereröffnung der Stadtteilbi-bliothek in Kalk war ein Hase. Mit Be-geisterung nahmen die Kleinen den fünf Meter langen Stoffhasen in Be-sitz, denn er lädt zum Lesen, Spielen und Ausruhen ein. Der Riesenhase ist neben den vielfältigen Medien das prägende Element in der Kinderbib-liothek. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene hatten nach einem Jahr schon gespannt auf die Wiedereröff-nung der Bibliothek im Bezirksrat-haus gewartet. Entstanden ist ein mo-derner und kommunikativer Wissens- ort mit Wohlfühlambiente, der für alle Altersgruppen etwas Besonderes bietet.

Mit der Stadtteilbibliothek Kalk wurde ein Ort des kulturellen Miteinanders im Quartier geschaffen, der auf einem völlig neuartigen Gestaltungs- und Programmkonzept basiert. Das Kölner

Bibliotheksteam hat gemeinsam mit Kal-ker Bürgerinnen und Bürgern aktiv da-ran mitgearbeitet.

Der Stadtteil Kalk, ein ehemaliges Industriegebiet, befindet sich in einem Transformationsprozess und erfindet sich gerade als modernes Quartier mit neuer Wohnqualität. Besonders junge Familien, Kreative und Zugewanderte fühlen sich hier angezogen. Die neue Bibliothek lädt zum Experimentieren, Ausprobieren und Mitmachen ein. So gibt es dort beispielsweise einen stati-onären und mobilen Makerspace – ein Cargo-Bike, modernste Virtual Reality- Brillen und Gaming-Ausstattung so-wie einen von der weltweit arbeitenden Künstlergruppe Urban Screen eigens

für Köln entwickelten interaktiven Großbildschirm. Diese elektronische Tagtool-Wall bietet einzigartige Mög-lichkeiten des Experimentierens – hier können Jugendliche mit Tablets gleich-zeitig und gemeinsam an großflächigen Grafiken, Graffitis und Animationen ar-beiten und diese abspeichern, aber auch Musik kann eine Rolle beim Erforschen verschiedener Animationsprinzipien spielen.

Gemütliche Zonen zum Lesen und Verweilen und ein großer Arbeitstisch verbinden sich mit einem umfangrei-chen Medienangebot und neuer Techno-logie. Hier ist ein Ort entstanden, in dem sich jeder in einem nichtkommerziellen Umfeld aufhalten und wohlfühlen kann. Eine gesamte Etage ist den Jugendlichen gewidmet, die das Haus von ersten Tag an in Besitz nahmen.

Bei der Kalker Bibliothek handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des niederländischen Architekten und

Drei Einblicke in die neue Stadtbibliothek Köln-Kalk: Ein moderner und kommunikativer Wissensort mit Wohlfühlambiente für alle Altersgrup-pen. Fotos: Marco Heyda

Weitere Fotos und ein Video von der Stadtteilbibliothek gibt es in der BuB-App.

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599BuB 70 11/2018

Design Guides Aat Vos, eines örtlichen Innenarchitekten und der Stadtbiblio-thek Köln. Vos realisierte dort seine erste Bibliothek in Deutschland, die auch das Ergebnis einer Kooperation zwischen Bi-bliothek und Stadtgesellschaft ist. Unter der Leitung von Julia Bergmann, Trai-nerin und Bibliotheksconsultant, setzte das Bibliotheksteam innovative Design Thinking-Methoden sowie Benutzerum-fragen ein, um so die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils unmittelbar in den Gestaltungsprozess der neuen Bibliothek einfließen zu las-sen. Aat Vos erklärt: »Inspiriert durch das, was wir über die Bedürfnisse der Kalker Bevölkerung erfahren haben, war das Bibliotheksteam hochmoti-viert, ein möglichst optimales Ergebnis für die Kundinnen und Kunden zu er-reichen. Dies führte letztendlich zu ei-ner Erweiterung des Projekts. Wir ha-ben die gesamte Bibliothek umgestaltet,

statt ›nur‹ eine Gaming-Station für die Jugendabteilung zu entwerfen, was der ursprüngliche Plan war. Dieses Pro-jekt ist ein einzigartiges Beispiel für die Kraft menschlicher Geschichten und wie es gelingt, alle Beteiligten zu beflügeln.«

Ein aufstrebender Stadtteil bekommt einen Leuchtturm mit einer zukunfts-weisenden Bibliothek und einer hohen Aufenthaltsqualität im »Kalker Wohn-zimmer«. Im Rahmen einer neuen tech-nischen Infrastruktur, der sogenannten »Open Library«, ist hier eine offene Bi-bliothek entstanden, die auch ohne Per-sonal während der Öffnungszeiten des Bezirksrathauses, in dessen Räumen sie sich befindet, genutzt werden kann. Mit dieser neuen, aus Dänemark kommen-den Technologie stehen den Gästen über 50 Prozent mehr Öffnungsstunden zur Verfügung als vor dem Umbau.

Dr. Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln

FOYER BAU

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600

FOYER AUSLAND

»Ein Museum in einer Bibliothek, eine Bibliothek in einem Museum« Bericht einer rumänisch-deutschen Partnerschaft

Ein gemeinsames Spielprojekt für Bibliotheken – so könnte man die deutsch-rumänische Zusammenar-beit beschreiben, die im Rahmen ei-nes Eramus+-Projekts stattfand. Das Motto des gemeinsamen Pro-jekts: »Ein Museum in einer Biblio-thek, eine Bibliothek in einem Mu-seum«. Den Startschuss gab bereits im Januar 2015 das Seminar »Was Eu-ropa wirklich verbindet – das Spiel« in Chemnitz, organisiert vom Sola-ris Umwelt- und Jugendforschungs-zentrum. Im Anschluss daran fing die Zusammenarbeit zwischen der George-Baritiu-Kreisbibliothek im rumänischen Brașov und dem Spiele-museum in Chemnitz an.

Der Gegenbesuch der deutschen Ju-gendlichen ließ nicht lange auf sich warten. Im Frühjahr 2015 machte sich

eine Delegation des Chemnitzer Spiele-museums auf den Weg nach Kronstadt. Im Gepäck: eine interaktive Ausstellung mit dem Titel »Lerne spielend – Spiele lernend«. So begegneten sich die rumä-nischen und deutschen Jugendlichen auch zum zweiten Mal auf spielerische Art und Weise, lernten sich kennen und tauschten sich aus.

Ganze 600 Spiele stellte das Spiele-museum Chemnitz zwischen Mai und Juli 2015 in der Kinder- und Jugend-bibliothek Brașov zur Verfügung. Die Ausstellung war eine wahre Attrak-tion und zog zahlreiche Gruppen über den gesamten Sommer an. Lehrer ka-men mit ihren Schulklassen ebenso wie Gruppen von Freunden oder Familien. Sie alle entdeckten die Freude am ge-meinsamen Spielen. Um die Orientie-rung und das Verständnis zu erleich-tern, wurden die Spielanleitungen ins

Rumänische übersetzt. Ein digitales Spie-leverzeichnis wurde ebenfalls angelegt (https://issuu.com/claudiapopescu/docs/ostra_catalog).

Grund für die begeisterten Besuche war auch, dass sich die Spiele für alle Al-tersgruppen eigneten und unterschied-liche Interessen bedienten. Von sportli-chen Fähigkeiten über Aufmerksamkeit, Logik und Phantasie wurden verschie-denste Eigenschaften gefordert. Die Bi-bliothek wurde zu einem Spiel-, Experi-mentier- und Interaktionsplatz, voll von Menschengruppen, die sich spielerisch annäherten. Die Bibliothek als Spiel-wiese, als Lern- und Unterhaltungsort – in diesem Sommer wurde die Bibliothek zum beliebten Aufenthaltsort für Jung und Alt.

Zusammenfassend hat das Projekt nicht nur die Anzahl der Bibliotheksbe-sucher, sondern auch die Sichtbarkeit der

Jugendliche aus Rumänien mit den Lernspielen aus Chemnitz in der Bibliothek in Brașov im Oktober 2016. Foto: Ruxandra Nazare

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601BuB 70 11/2018

FOYER AUSLAND

Bibliothek erhöht. Die Folge waren Part-nerschaften mit 18 Kindergärten mit ins-gesamt 558 Teilnehmern, der Besuch von 22 Gruppen, die sich explizit zum Spie-len zusammenfanden, sowie weiteren 820 Einzelbesuchern. An den Spielsit-zungen nahmen 1664 Personen teil, 479 davon im Alter von 7 Jahren oder jünger, 369 zwischen 8 und 14 Jahre alt und 816 über 15-Jährige. Das Fazit: Die Partner-schaft war ein voller Erfolg.

Für die deutschen Partner war die po-sitive Erfahrung Grund genug, im Okto-ber 2016 mit einer neuen Spielesamm-lung nach Kronstadt zurückzukehren. Auch beim zweiten Mal trafen sie das In-teresse und die Begeisterung des rumä-nischen Publikums. Insbesondere die Ju-gendlichen, die auch bei der ersten Pro-jektrunde teilgenommen hatten, freuten sich auf das Wiedersehen und das erneute Spielen mit den deutschen Partnern. Die spielerische Zusammenarbeit war für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung.

Seit 2016 ist die interaktive Spielaus-stellung auch mobil und in ganz Rumä-nien unterwegs. Die Spiele erreichten Öffentliche Bibliotheken in Bukarest, Iași, Cluj-Napoca, Târgu Jiu, Reșița, Timișoara und Deva sowie das Alba-Iu-lia-Museum (Alba Iulia). Das öffentli-che Interesse war an allen Standorten bemerkenswert. Engagierte Bibliothe-kare veranstalteten Spielsitzungen, um gerade die pädagogische Komponente des Projekts aufzuzeigen und Kreati-vität und Teamgeist der Teilnehmer zu fördern.

Insgesamt war das Projekt eine ab-wechslungsreiche Zeit, in der die Spiele-sammlung durch das Land rollte und Bi-bliothekare wie Laien begeisterte, Tref-fen unter jungen Germanisten, Lehrern und Deutschklassen anregte. Die beson-dere Herausforderung bestand darin, den Transport der Spiele zu organisie-ren, den Kontakt zu zahlreichen Kolle-gen zu koordinieren und dem Publikum

einen möglichst unbeschwerten Kontakt zu den Spielen zu ermöglichen.

Ende 2017 kam die Reise der Spiele durch Rumänien zum Abschluss. Gleich-zeitig startete eine neue Zusammenar-beit. Denn mit der Rückkehr der Spiele nach Chemnitz initiierte die Kreisbib-liothek Brașov gleichzeitig eine gemein-same Ausstellung: Die Fotografien des Nationalen Verbandes der Bibliothekare und Öffentlichen Bibliotheken Rumäni-ens (ANBPR) wurden in Chemnitz ausge-stellt und spiegelten die Aktivitäten und Dienstleistungen rumänischer Öffentli-cher Bibliotheken für Jugendliche wider. Dies setzte die erfolgreiche Partnerschaft fort, zog immer mehr Besucher an und zeigte, dass Engagement und Kreativität der Garant für eine nachhaltige und pro-fessionelle Beziehung sind.

Ruxandra Nazare,Kreisbibliothek George Bariţi,

Brașov, Rumänien

Heiligenstädter Straße 213, 1190 Wien, AustriaTel. +43-1-318 9777-10 * Fax +43-1-318 9777-15eMail: [email protected] * http://www.dabis.eu

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602

FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK

Die Welt des Odysseus öffnet sich per Münzeinwurf Ein »Theatrum mundi« für die Kinder- und Jugendbibliothek in Erfurt

Wer schon einmal über die Erfurter Krämerbrücke spaziert ist, kennt das Schneewittchen-Theater im Schau-fenster des inzwischen auch bun-desweit bekannten Erfurter Puppen-schnitzers Martin Gobsch. Dieses mechanische Theater begeistert seit mehreren Jahren nicht nur die Touris-ten der Stadt, sondern auch die klei-nen und großen Erfurter.

Seit kurzer Zeit nun beherbergt das Schaufenster der Erfurter Kinder- und Jugendbibliothek in der Erfurter Markt-straße ein noch aufwendigeres zweites Welttheater, welches die neugierigen Besucher unmittelbar in das dreistöckige historische Bibliotheksgebäude lockt.

Schon im Jahre 2015 zog der Bü-chernarr mit löchriger Socke in das Schaufenster der Bibliothek ein. Durch einen Ultraschallsensor ausgelöst be-wegte sich sein großer Zeh. Bald darauf hob sich zusätzlich der Vorhang, hin-ter dem man auf einer Skizze das künf-tige Aussehen der Bühne schon erahnen konnte. So konnte das Entstehen Stück für Stück mitverfolgt werden. Parallel dazu berichtete Martin Gobsch immer wieder über das Schnitzen einzelner Figuren(gruppen) sowie den Fortgang des gesamten entstehenden Theaters, welches sich zu einem Mammutprojekt entwickelte. Hier war langer Atem ge-fragt. Gobsch und sein Team überwan-den zahlreiche konzeptionelle, gestalte-rische, licht- und bewegungstechnische sowie finanzielle Hürden.

Spender unterstützten das Projekt

In einem großen Rund an Büchern, in das die gesamte Szenerie eingebet-tet ist, sicherten sich über 160 Buch-paten einen Platz mit ihrem individu-ellen Buchrücken mit Wunschtitel im

Schaufenster. So konnte ein Teil der Finanzen gestemmt werden. Die Kos-ten für die nötige entspiegelte Scheibe übernahm die Sparkasse Mittelthürin-gen. Der Freundeskreis der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt beteiligte sich gleichfalls bei dieser groß angelegten Gemeinschaftsaufgabe.

Initiiert von der Bibliothek konzi-pierte und baute Martin Gobsch dieses neue, enorm aufwendige »Theatrum mundi«, das seit seiner Inbetriebnahme unzählige Betrachter anzieht. Kinder wie Erwachsene erliegen dem Bann der Geschehnisse, die vor ihren Augen hin-ter dem Schaufenster ablaufen, und drü-cken sich ihre Nase an der Scheibe platt. Auf der bereits vorinstallierten dreige-teilten Drehbühne sollen in den nächs-ten Jahren auch die »Nibelungen« und der »Sommernachtstraum« folgen. Doch zunächst ist mit der Odyssee die erste

Ausbaustufe nach über fünfjähriger Bau-zeit erfolgreich beendet worden.

Ein Münzeinwurf genügt, dann schlägt der verschmitzte Büchernarr sein riesiges Geschichtenbuch auf. Und schon geht der Vorhang auf. Es zeigt sich das Szenario der Abenteuer des Odysseus: Der Himmel leuchtet im Gewitter, Troja brennt, Odysseus steuert sein Schiff mit den Gefährten über die tosende See, das Meeresungeheuer Skylla erhebt sich über ihm, die Zyklopenhöhle bebt und am Ende geht – nach geglückter Heim-kehr – die Sonne über Ithaka unter.

Ein langer Traum ist wahr geworden. Die Odyssee ist der spannende »Türöff-ner« zur Bibliothek, in der diese und an-dere Geschichten gelesen, erzählt und phantasievoll durchlebt werden können.

Dr. Eberhard Kusber, Annamaria-Benita Lippold;

Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt

Ein Münzeinwurf genügt, dann schlägt der verschmitzte Büchernarr sein riesiges Geschich-tenbuch auf. Foto: Martin Gobsch

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FOYER RENOVIERUNG

Mit Blut, Schweiß und Freudentränen Wenn Bibliotheksmitarbeiterinnen selbst renovieren / Ein Projektbericht

Die Gemeinde Glienicke/Nordbahn mit ihren 12 000 Einwohnern befin-det sich in Brandenburg und grenzt unmittelbar an Berlin-Frohnau. Der äußerst aktuelle Bestand von mehr als 13 000 physischen sowie 9 000 digitalen Medien in der dortigen Bi-bliothek wird gut von den Bürgern angenommen und führt auch Le-ser aus umliegenden Wohnorten zur Gemeindebibliothek.

Bereits ein halbes Jahr vor der notwen-digen Renovierung wurden die ersten Gespräche mit allen Beteiligten geführt, zum Beispiel darüber, dass stabile, sta-pelbare Kisten angemietet werden, weil kein Ausweichquartier zur Verfügung gestellt werden konnte.

Da ohnehin alle Räume durch die Bibliotheksmitarbeiterinnen freige-räumt werden mussten, war es sinnvoll, im Zuge der Renovierung alle Wände zu streichen. Allerdings war diese Maß-nahme im laufenden Haushalt nicht vor-gesehen und damit die Beauftragung ei-nes Malers nicht möglich. Wollte man nicht im nächsten oder übernächsten Jahr wieder alle Medien einpacken und die Bibliothek schließen, musste also das Streichen der Wände mit der Fuß-bodensanierung erfolgen.

Das relativ junge Bibliotheksteam besprach in einer internen Teamsitzung alle Vor- und Nachteile der gesamten Re-novierung. Jede Mitarbeiterin konnte frei ihre Meinung und ihre Bedenken äu-ßern. Relativ schnell fanden die Mitar-beiterinnen eine pragmatische und ein-fache Lösung: Sie schlugen der Verwal-tung vor, selbst und ohne zusätzliches Personal zu streichen, alle Kisten zu pa-cken und nach der Renovierung wieder alle Medien in die Regale einzustellen.

Nachdem dem Vorschlag der Bib-liotheksmitarbeiterinnen zugestimmt

wurde, begann die eigentliche Planung.

Weil viele Glienicker Bür- ger über die großen Som-merferien ver-reisen und damit die Ausleihzahlen in diesen Wochen rückläufig sind, wurde die Schließzeit auf diesen Zeitraum fest-gesetzt. Dabei bot der insgesamt sechs-wöchige Schließzeitraum im Falle ei-nes »Worst Case« genügend Zeit, um gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu initialisieren.

Große Werbeaktion im Vorfeld

Im Vorfeld wurde eine große Werbeak-tion gestartet, die neben der Veröffentli-chung der Schließzeit vor allem die Leser zum »Leerleihen« der Bibliothek motivie-ren sollte. Die Aktion war so erfolgreich, dass viele Regalinhalte nicht mehr in Kis-ten verpackt werden mussten.

Bereits einen Tag vor der Schließzeit wurden 360 Kisten geliefert, die Regal-böden mit einem vorher verabredeten System beschriftet und erste Flächen für das Streichen abgeklebt

Nachdem alle Medien fertig verpackt waren, rückte der Hausmeister mit sei-nem dreiköpfigen Team alle Regale und Möbel von den Wänden. Die freigeräum-ten Wände wurden sofort von den Mit-arbeiterinnen gestrichen, bevor im An-schluss der Fußbodenleger den maroden PVC-Belag entfernte. Bereits am nächs-ten Tag verlegte der Handwerker den strapazierfähigen Teppich aus Kugel-garn in einem neutralen Anthrazit.

Dank des neuen Teppichs sowie der weißen Wände wirkt die Bibliothek hell und sauber. Um diesen Eindruck zu

verstärken, begannen die Mitarbeiterin-nen die gesamte Bibliothek von oben bis unten komplett zu reinigen.

Die Wiedereröffnung fand unter großer Aufmerksamkeit der Presse statt und wurde vom Bürgermeister und der Fachbereichsleiterin begleitet. Viele Ak-tionen wie eine eigene von zwei Mitar-beiterinnen vorbereitete und durchge-führte Bücherkunstausstellung runde-ten den Tag ab.

Die BibliotheksnutzerInnen sind be-geistert von der neuen Atmosphäre in der Bibliothek und loben den geleiste-ten Einsatz.

Darüber hinaus hatte die Aktion für die Teambildung einen nachhaltigen po-sitiven Effekt und das trotz zweier klei-ner Arbeitsunfälle. Alle Mitarbeiterin-nen sind noch näher zusammengerückt und identifizieren sich stärker mit »ih-rer« Bibliothek. Jeder Krümel wird sofort aufgehoben und jede Schramme an der Wand mit dem Pinsel nachgearbeitet.

Fragt man die Bibliotheksmitarbeite-rinnen, ob sie es wieder machen würden, lautet die Antwort: »Ja, jederzeit. Wir ha-ben geschwitzt und sogar geblutet und der Muskelkater war an manchen Tagen nicht zu überbieten. Aber die Freuden-tränen am Ende überwogen alles!«

Die gesamte Aktion wurde auf der Webseite der Bibliothek www.biblio thek-glienicke.eu dokumentiert und ist im Menüpunkt Willkommen – Biblio-thek – Renovierung einzusehen.

Nadine Thomas, Leiterin der Gemein-debibliothek Glienicke/Nordbahn

Zur Wiedereröffnung erstrahlte die Bibliothek in neuem Glanz. Foto: Gemeindebibliothek Glienicke/Nordbahn

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FOYER TAGUNG

Gelegenheit für Austausch und Gespräche: abendliches Get together. Foto: Stefanie Neumann

Frischer Wind und zündende Ideen Vernetzung und Datenschutz-Grundordnung sind zentrale Themen beim 11. BiBCamp an der HAW Hamburg

Working Out Loud und kollaboratives Arbeiten, Communitybuilding und Veranstaltungsarbeit, Interne Kom-munikation und Öffentlichkeitsarbeit – dies waren einige der Sessions, die beim diesjährigen 11. BibCamp an der HAW Hamburg angeboten wur-den. Organisiert wurde das BibCamp im Rahmen eines Wahlpflichtkurses von Viert- und Sechstsemestern des Studiengangs Bibliotheks- und Infor-mationsmanagement unter Leitung von Nicole Filbrandt. Die 62 aus ganz Deutschland angereisten Teilneh-menden erlebten Hamburg bei unge-wöhnlich gutem Wetter und konnten so auch den Innenhof des Kunst- und Mediencampus Finkenau für Gesprä-che zwischen den Sessions nutzen.

Passend zum diesjährigen Motto der vier Elemente reisten viele BibCamp-Neu-linge an und brachten frischen Wind in die Veranstaltung. So stellte eine Stu-dierende der Hochschule Hannover die Lern- und Arbeitsmethode Working Out Loud vor und gewährte den zahlreichen Sessionteilnehmenden die Möglichkeit, diese in Kleingruppenarbeit selbst aus-zuprobieren. Die Methode überträgt die durch das Web 2.0 etablierte Idee des Teilens auf Studium und Berufsleben. Ziel der Methode ist es, das eigene Netz-werk über den Stand der Arbeit (zum Beispiel in einem Projekt oder bezüglich der Bachelorarbeit) zu informieren, um so von den Rückmeldungen zu profitie-ren. Dies setzt die Bereitschaft der Teil-nehmenden voraus zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die Session kam bei den BibCamp-Teilnehmenden so gut an, dass sie am Folgetag erneut angeboten wurde.

Ebenfalls auf großes Interesse stieß die Session »Communitybuilding mit

Hintern und Schen-keln«, die von einem Mitarbeiter der Me-diothek Krefeld an-geboten wurde. Diese bringt nicht nur im Rahmen ei-ner viermonatigen Testphase mit dem Book Bike eine Mini-Bibliothek inklu-sive Bilderbuchkino zu Kindergärten und anderen relevanten Orten. Auch für die Öffentlichkeitsarbeit und das Team-building werden Fahrräder genutzt. Bib-liotheksmitarbeitende und -nutzer neh-men gemeinsam am Stadtradeln teil. Mundpropaganda und die Berichter-stattung in Sozialen Medien sorgen für Sichtbarkeit im Stadtbild und in den Me-dien. Für ein weiteres Projekt können die Nutzer besondere Orte in Krefeld und Umgebung vorschlagen, die dann von den Mitarbeitenden mit dem Fahr-rad besucht und fotografiert werden. Dadurch werden auch Menschen ange-sprochen, die andernfalls nicht erreicht worden wären.

Vorurteile und Klischees

Ungeachtet der eigentlichen Sessi-on-Themen führten die Diskussionen häufig zu zwei großen Kernthemen, die für Bibliotheken momentan von großer Relevanz zu sein scheinen: die Vernet-zung mit Kollegen und Kunden sowie die Datenschutz-Grundverordnung. Letz-tere hat Auswirkungen auf alle Bereiche – von der Öffentlichkeitsarbeit bis zur internen Terminabstimmung. Die Teil-nehmenden äußerten dazu viele Ideen und Vorschläge, doch die Rückmeldun-gen zeigten, dass es gegenwärtig keine Lösung gibt, die für alle Bibliotheken praktikabel ist. Insbesondere kostenlose oder günstige Programme zur internen

Kommunikation entsprechen nicht den neuen Bestimmungen. Eine geeignete Al-ternative scheint es noch nicht zu geben.

Weitere Themen, die in den 13 Ses-sions besprochen wurden, waren aktu-elle Herausforderungen zum Beruf des Bibliothekars sowie Vorurteile und Kli-schees. Wer sich genauer über die In-halte der durchgeführten Sessions infor-mieren möchte, findet die Session-Proto-kolle unter www.bibcamp.de.

Anders als in den Vorjahren fand das BibCamp diesmal nicht als eigen-ständige Veranstaltung statt, sondern war Bestandteil des Rundgang Finke-nau – dem Tag der offenen Tür des De-partments Design, Medien, Information. Hier präsentierten Studierende und Ab-solventen ihre Semester- und Abschluss-arbeiten und luden die Gäste zum Mit-machen ein. Der Rundgang sorgte mit diesem umfangreichen Angebot für ein unterhaltsames Rahmenprogramm. Auch die im Anschluss an das BibCamp durchgeführte Führung durch die Zen-trale der Hamburger Öffentlichen Bü-cherhallen (HÖB) mit Hoeb4U und Kin-derbibliothek wurde gut angenommen.

Darüber hinaus erhielten die Stu-dierenden durchweg positives Feedback für die kulinarische Versorgung mit ver-schiedenen Kuchen, Melonenstücken, veganen Franzbrötchen, Ofenkartoffeln und Hot Dogs, die für eine angenehme Gesprächsatmosphäre zwischen den Sessions und am Abend gesorgt haben.

Wer sich jetzt schon auf das nächste BibCamp freut – dieses findet am 15. und 16. November 2019 in Köln statt!

Daniela Markus

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FOYER NACHRICHTEN

Nachrichten

Preusker-Medaille für Allianz der Wissenschaftsorganisationen

Berlin. Der Dachverband der Biblio-theksverbände, Bibliothek & Informa-tion Deutschland (BID), verleiht all-jährlich die Karl-Preusker-Medaille an eine Person oder Institution, die sich in besonderer Weise um das Bibliotheks-wesen verdient gemacht hat. 2018 wird die Medaille an die Allianz der Wissen-schaftsorganisationen vergeben, dem Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschafts- und Forschungsorga-nisationen in Deutschland. Die Bun-desvereinigung würdigt damit das he-rausragende Engagement der Allianz zugunsten der Entwicklung einer mo-dernen Bibliotheksinfrastruktur. Die Verleihung findet am 14. November in Berlin statt.

Weitere lokale Bündnisse für Bildung

Berlin. 42 Bündnisse aus 16 Bundes-ländern erhielten 2018 eine Förderzu-sage für außerschulische Aktionen der Leseförderung im Projekt »Total Digi-tal! Lesen und Erzählen mit digitalen Medien«. Der Deutsche Bibliotheksver-band (dbv) organisiert »Total Digital!« im Rahmen des Förderprogrammes

»Kultur macht stark« des Bundesmi-nisteriums für Bildung und Forschung (2018 – 2022). Nächste Einreichungs-frist für Anträge ist der 30. November 2018. Detaillierte Informationen sind auf lesen-und-digitale-medien.de zu finden. In den Bündnissen für Bildung arbeiten Bibliotheken mit weiteren lo-kalen Trägern kultureller Bildung in nachhaltige Strukturen zusammen. Eh-renamtlich Arbeitende unterstützen dabei die medienpädagogischen und kreativen Fachkräfte. Damit wird bil-dungsbenachteiligten Kindern und Ju-gendlichen von 3 bis 18 Jahren, die kei-nen oder nur beschränkten Zugang zu Medien haben, das Lesen, der Besuch der Bibliothek und die Nutzung digita-ler Medien nahegebracht.

Mehr Geld für Bucherhalt

Berlin. Der Erhalt schriftlicher Origi-nale in Archiven und Bibliotheken wird in diesem Jahr in zwei Programmen (BKM-Sonderprogramm und Modell-projektförderung) gefördert: Aktuell befinden sich in beiden Förderprogram-men 115 Projekte mit einem Gesamtvo-lumen von 2,7 Millionen Euro in der Um-setzung. Die Beauftragte der Bundesre-gierung für Kultur und Medien (BKM) unterstützt im Rahmen des BKM-Son-derprogramms mit zusätzlichen Mit-teln. Gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder (KSL) fördert BKM außer-dem die Umsetzung von Modellprojekt-vorhaben zur exemplarischen Sicherung des schriftlichen Kulturerbes.

Förderprogramm der Kulturstiftung

Berlin. Noch bis zum 30. November kön-nen sich Bibliotheken in der ersten An-tragsrunde um Förderung bei der Kul-turstiftung des Bundes bewerben. Mit ihrem neuen Programm »hochdrei –Stadtbibliotheken verändern« will die Kulturstiftung des Bundes die Stadtbib-liotheken in ihrer Rolle als kooperations-freudige und teilhabeorientierte Kultur- orte mit verschiedenen Fördermodulen stärken. Insgesamt gibt es zwei Antrags-runden. Antragsschluss für die zweite Runde ist der 31. August 2019. Weitere In-formationen unter: www.kulturstiftung- des-bundes.de/de/projekte/bild_und_raum/detail/hochdrei.html

Vorreiter bei digitaler Kultureller Bildung

Berlin. Der Deutsche Bibliotheksver-band (dbv) begrüßt die Anfang Sep-tember erschienene Studie des Rats für Kulturelle Bildung »Bibliotheken/Di-gitalisierung/Kulturelle Bildung. Hori-zont 2018«. Diese erste systematische Umfrage liefere wichtige Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Digitalisie-rung auf die Angebote Kultureller Bil-dung in Öffentlichen Bibliotheken. Sie belege eindrücklich, dass Bibliotheken die Chancen des digitalen Wandels er-kennen und diesen als Akteure aktiv mit gestalten. Gerade in der Kulturellen Bil-dung würden sich digitale und analoge Angebote zunehmend verbinden und

14. Deutscher Bibliotheksleitertag in Mannheim

Am 28. November lädt OCLC zum 14. Bibliotheksleitertag ins Congress Center Rosengarten nach Mannheim ein. Der gemeinnützige Bibliotheks-verbund stellt dabei die Frage: Wo bleibt der Mensch in der zunehmend technischen und digitalen Biblio-thekswelt? Unter dem Motto »Fokus Mensch« werden neue Impulse und Ideen vorgestellt.

Auch in diesem Jahr wird es zwei Parallel-Sessions für Öffentliche (ÖB) und Wissenschaftliche (WB) Biblio-theken geben. Mit Roman F. Szeliga kommt ein hochkarätiger Keynote Spe-aker, der zeigt, dass Technik nicht alles ist, sondern der Mensch erst den Un-terschied macht.

Was ein Kulturhackathon für überraschende Anwendungen, Apps,

Games für Bibliothek und Nutzer her-vorbringt und wie Forschungsda-tenmanagement die Bibliotheken zu Partnern der WissenschaftlerInnen machen, steht unter anderem auf der Agenda des WB-Blocks. Für die ÖBs wird Julia Bergmann die Nutzerorien-tierung in den Mittelpunkt ihres Bei-trags stellen. Best Practice-Beispiele liefern dazu neue Ideen und Impulse.

Alle Referenten, Themen und Details unter: www.bibliotheksleitetag.de

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FOYER NACHRICHTEN

dadurch besonders gut auch neue Ziel-gruppen ansprechen. Die Ergebnisse der Umfrage liefern wichtige Hinweise für die strategische Weiterentwicklung der Bibliotheken und sind darüber hinaus hilfreich für die weitere übergreifende Entwicklung der gesamten Bibliotheks-branche, zum Beispiel mit einer natio-nalen Bibliotheksstrategie. Zur ausführ-lichen Bewertung der Studienergebnisse hat der dbv ein Positionspapier veröf-fentlicht: www.bibliotheksverband.de/dbv/positionen.html

EU macht Weg frei für steuerliche Gleichbehandlung von E-Books

Brüssel (Belgien). Digitale Zeitungen, Zeitschriften und Bücher können in Europa in Zukunft niedriger besteuert werden. Die EU-Finanzminister ver-ständigten sich Anfang Oktober dar-auf, einen entsprechenden Vorstoß der EU-Kommission anzunehmen. Die Brüs-seler Behörde hatte vorgeschlagen, es den Staaten künftig freizustellen, ob sie den ermäßigten Mehrwertsteuer-Satz

für Printmedien auch etwa für E-Books und E-Paper anwenden. Bislang gilt in Europa ein Mindestmehrwertsteuer-satz von 15 Prozent bei elektronischen Publikationen. Für gedruckte Bücher und journalistische Printprodukte kön-nen die Staaten hingegen einen ermä-ßigten Mindestsatz von fünf Prozent anwenden. So gilt in Deutschland für E-Books, Hörbücher zum Download und E-Paper von Zeitungen und Maga-zinen hingegen der normale Steuersatz von 19 Prozent.

Der neue Vorstand des Bayerischen BibliotheksverbandsMit einer neuen Führungsspitze geht der Vorstand des Bayerischen Biblio-theksverbands (BBV) in die bis 2022 währende Amtszeit. Als Nachfolger des bisherigen ersten Vorsitzenden, Staatsminister Bernd Sibler, der den BBV mit großem Engagement von 2010 bis 2018 führte und aus beruflichen Gründen ausschied, wurde auf dem Bayerischen Bibliothekstag in Weiden Gerhard Hopp, MdL (CSU), gewählt. Als Mitglied im Wissenschaftsausschuss, im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration so-wie im Landesmedienrat bekundete der promovierte Politikwissenschaft-ler großes Interesse an bibliothekari-schen Themen.

Als Nachfolger der aus gesund-heitlichen Gründen ausscheidenden stellvertretenden Vorsitzenden Sa-bine Lutz, Bürgermeisterin von Grafen- rheinfeld, wurde in Abwesenheit Ste-fan Schelle, Bürgermeister der süd-lich von München gelegenen 13 500 Einwohner-Gemeinde Oberhaching gewählt. Bei seiner kommunalpoliti-schen Arbeit ist ihm die ständige Wei-terentwicklung der Gemeindebiblio-thek ein besonderes Anliegen.

Für Kontinuität im Vorstand stehen der Beiratsvorsitzende Ralf Brugbauer (UB Bayreuth), der Generaldirektor

der Bayerischen Staatsbibliothek Klaus Ceynowa als Vertreter der Wissenschaftl i-chen Bibliothe-ken und Evelyn L e i p p e r t - K u t z -ner (Stadtbiblio-thek Donauwörth) als Vertreterin der Öffentlichen Bib-liotheken, die für weitere vier Jahre in ihren Ämtern bestätigt wurden. Nur noch für kurze Zeit im BBV-Vor-stand ist Ralph Deifel, Leiter der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, der sich insbeson-dere für die Ver-netzung mit ande-ren Kultur- und Bildungsinstitutionen einsetzte.

Auch auf der Position des Ge-schäftsführenden Vorstandsmitglie-des kommt es zu einem Wechsel. Auf Jens Renner (im Hauptamt Leiter der Hochschulbibliothek Ansbach), der in

den vergangenen Jahren die laufen-den Geschäfte und die Finanzen des BBV mustergültig erledigt hat, folgt Georg Fisch, Leiter der Stadtbibliothek Straubing und Organisator der Lesere-gion Straubing – Stadt und Land.

BBV

Das Führungsteam (von links): Ralf Brugbauer (UB Bayreuth); Ehrenmitglied Prof. Walter Eykmann; der neue erste Vorsitzende Gerhard Hopp, MdL; Ralph Deifel (Landesfachstelle); Evelyn Leippert-Kutzner (Stadtbibliothek Donauwörth); Georg Fisch (neuer Geschäftsführer, Stadtbibliothek Straubing), der schei-dende erste Vorsitzende und Kultusminister Bernd Sibler, MdL; Klaus Ceynowa (Generaldirektor der Bayerischen Staatsbiblio-thek), Jens Renner (scheidender Geschäftsführer, Hochschule Ansbach). Nicht im Bild sind die scheidende zweite Vorsitzende Sabine Lutz (Bürgermeisterin von Grafenrheinfeld) und der neue zweite Vorsitzende Stefan Schelle (Bürgermeister von Oberha-ching). Foto: Seidl OTH Amberg-Weiden

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FOYER NACHRICHTEN

IFLA-Grundsatzerklärung zur »Kom-petenzbildung im Urheberrecht«

Den Haag (Niederlande). Das Urhe-berrecht spielt eine entscheidende Rolle in Bibliotheken. Ebenso wichtig ist die Rechtskenntnis der Bibliotheks-mitarbeitenden darüber, da sie entwe-der unnötige Zugangsbeschränkungen oder Verstöße riskieren. Während Re-formen zum Aufbau moderner Urhe-berrechtssysteme das langfristige Ziel sein müssen, können kurzfristig große Fortschritte durch ein besseres Ver-ständnis des Urheberrechts erzielt wer-den. Die IFLA-Grundsatzerklärung un-terstreicht diese Bedeutung und gibt Empfehlungen an Regierungen, Biblio-theken, Bibliotheksverbände und Bib-liothekslehrende. Weitere Informatio-nen zu diesem aktuellen Thema unter: www.ifla-deutschland.de/2018/09/11/statement-zur-urheberrechtskompe tenz-von-ifla-veroeffentlicht/

Ehemalige IFLA-Generalsekretärin Wijnstroom gestorben

Den Haag (Niederlande). Die langjäh-rige IFLA-Generalsekretärin Margreet Wijnstroom ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Wijnstroom wurde am 26. August 1922 in Bloemendaal, Nieder-lande, geboren und starb am 1. Okto-ber 2018 in ihrem Haus in Haarlem im Alter von 96 Jahren. Von 1958 bis 1970 war Wijnstroom Generalsekretärin der Centrale Vereniging voor Openbare Bib-liotheken (VOB). Sie war viele Jahre in IFLA-Komitees aktiv und verließ das VOB 1971, bis sie 1987 Generalsekretärin der IFLA wurde. Wijnstroom war nicht nur die erste weibliche IFLA-Generalsekretä-rin, sie war auch die erste hauptamtliche Generalsekretärin. Sie überwachte 1971 den Umzug des IFLA-Hauptquartiers vom Vereinigten Königreich in die Nieder-lande und verhalf IFLA in den folgenden 16 Jahren zu mehr als vierfacher Größe und Stärke. Wijnstrooms wahre Leiden-schaft war es, das globale Engagement der IFLA zu erweitern, und zu diesem Zweck widmete sie der Neudefinition des Bibliothekswesens in den Entwicklungs-ländern besondere Aufmerksamkeit.

Zusammen mit der ehemaligen Präsi-dentin Else Granheim war Wijnstroom maßgeblich an der Einrichtung des IFLA-Programms »Action for Develop-ment through Libraries Programme« (ALP) beteiligt, das heute als IFLA-Bib-liotheksentwicklungsprogramm (IFLA LDP) fortgeführt wird und wesentlich zur Verbesserung von Bibliotheken in der ganzen Welt beigetragen hat.

Als weltbeste Öffentliche Bibliothek ausgezeichnet

Den Helder (Niederlande). 35 Biblio-theken aus 19 Ländern hatten sich für die Auszeichnung »Public library of the year« beworben. Während des vergan-genen IFLA-Weltkongresses in Kuala Lumpur ist die Öffentliche Bibliothek der Niederländischen Schule 7 aus der Stadt Den Helder zum Preisträger 2018 für die »Öffentliche Bibliothek des Jah-res« ernannt worden. Architektonische Qualität, Flexibilität und Nachhaltig-keit waren wichtige Auswahlkriterien, ebenso die Art und Weise, wie die Bib-liothek Bildung unterstützt und unter-schiedliche Bedürfnisse und Altersgrup-pen anspricht und verschiedene Lernfor-mate fördert. Dazu passt das Motto der Bibliothek »Lebenslanges Lernen« per-fekt. Weitere Informationen unter: ht-tps://systematic.com/library-learning/nyheder/2018/public-library-of-the-ye ar-2018-vinderen-er-fundet!/

Neue Generaldirektion in der SLUB Dresden

Dresden. Die Sächsische Landesbiblio-thek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB Dresden) hat ein neues Leitungsteam: Achim Bonte trat Anfang August 2018 sein Amt als Generaldirek-tor an, im September folgte Bianca Reich als seine Stellvertreterin und Kaufmän-nische Direktorin. Die zweite Stellvertre-terstelle, die die Koordination des Bib-liotheksbetriebs unterstützen soll, wird aktuell öffentlich ausgeschrieben.»Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben auf die Zusammenarbeit mit den 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und

unseren zahlreichen Kooperationspart-nern«, sagt Achim Bonte, der seit 2006 Stellvertreter des Generaldirektors der SLUB und zuvor in leitender Position an der Universitätsbibliothek Heidelberg tätig war. »Im Zuge der Digitalisierung wird sich unsere Bibliothek weiter ver-ändern und ihren Platz unter den bes-ten deutschen Wissenschaftlichen Bib-liotheken zu behaupten versuchen.«

Open Science Conference 2019 The Open Science Conference 2019 (March 19th-20th, Berlin, Ger-many) is the 6th international con-ference of the Leibniz Research Alliance Science 2.0. It is dedica-ted to the Open Science movement and provides a unique forum for researchers, librarians, practitio-ners, infrastructure provider, po-licy makers, and other important stakeholders to discuss the latest and future developments in Open Science.

The Open Science movement made substantial progress and receives increasing recognition in the research system. The achie-vements of the European Open Science Cloud (EOSC) and the FAIR data movement are only two popu-lar examples for this development. However, establishing open science practices as natural component of daily scientific working routines is still a great challenge. Further-more, the open movement is facing negative trends such as »predatory science« that recently gained broa-der public attention.

You can find further information on the conference website: http://www.open-science-conference.eu/call2019

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FOYER NACHRICHTEN

Deutscher Kindersoftwarepreis TOMMI 2018 vergeben

Frankfurt am Main. 3 568 Kinder haben 2018 die Sieger des Deutschen Kinder-softwarepreises ausgewählt. Dazu be-suchten sie in den vergangenen Wochen 20 Bibliotheken in ganz Deutschland, um eifrig und gewissenhaft 40 nomi-nierte Spiele auf ihre Preiswürdigkeit zu prüfen. Auf der Frankfurter Buchmesse wurden die Gewinner des TOMMI 2018 prämiert. In der Kategorie PC räumte »Moai 6 – Unerwartete Gäste« (S.A.D.) den ersten Platz ab. Bei den Konsolen gewann »Super Mario Odyssey« (Nin-tendo). Zu den weiteren Preisträgern zählen »Robo Chamäleon« (Silverlit) beim Elektronischen Spielzeug und »Fiete Soccer« (Ahoiii) in der Sparte Apps. »Digitale Spiele sind spannend«, erklärte Franziska Giffey, Bundesminis-terin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Schirmherrin des Preises. »Sie faszinieren Jung und Alt und laden

uns ein, selbst Teil einer Geschichte zu werden, unbekannte Welten zu erfor-schen, Abenteuer zu erleben oder Rät-sel zu lösen. Daher ist es wichtig, dass es gute und unterhaltsame digitale Spiele für Kinder gibt. Genauso wichtig ist es, dass Erwachsene nicht allein entschei-den, was Kinder spielen, sondern dass sie mitreden können.«

»Handbuch Schulbibliothek« in überarbeiteter Auflage

Frankfurt am Main. Das »Handbuch Schulbibliothek« ist in zweiter, überar-beiteter Auflage beim Debus Pädagogik Verlag in Frankfurt erschienen. Die bei-den Autorinnen, Angelika Holderried (ekz.bibliotheksservice GmbH Reutlin-gen) und Birgit Lücke (Stadtbücherei Warendorf), geben darin eine praxis-nahe Anleitung für Lehrer, Eltern, Bib-liothekare und alle mit Bibliotheksfra-gen Beschäftigten. In der BuB-Rezension

der ersten Auflage heißt es: »Die Texte sind durchweg laienverständlich und praxisorientiert geschrieben, einige Checklisten helfen bei der Umsetzung des Dargestellten. Auch sonst ist das Werk solide konzipiert.« Das Buch um-fasst 288 Seiten und kostet 32,90 Euro, das E-Book ist für 25,99 Euro zu haben.

Welcome to my library

Halle/Saale. Das Projekt des Landes-verbands Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband und des Landes-netzwerks Migrantenorganisation in Sachsen-Anhalt stärkt durch zehn Part-nerschaften zwischen je einer Biblio-thek, einer Kita und einer Migranten-organisation die Bibliotheken in Sach-sen-Anhalt als Orte gesellschaftlicher Teilhabe und Integration. Ein Leitfaden zu Initiierung von Partnerschaften zwi-schen Migrantenorganisationen, Kitas und Bibliotheken entsteht im Verlauf des Projektes. »Welcome to my library« wird vom Bundesfamilienministerium, vom Bundesprogramm Demokratie leben, vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-An-halt sowie von lokalen Sparkassen un-terstützt. Weitere Informationen gibt es unter www.lamsa.de/themen-und-pro j e k t e / w e l c o m e - t o - m y - l i b r a r y /projektbeschreibung-/

Alles zu Kirsten Boie in frei zugänglicher Datenbank

Hamburg. Die Schriftstellerin Kirsten Boie ist eine der bekanntesten und er-folgreichsten deutschen Autorinnen. Seit 1985 schreibt sie Kinder- und Ju-gendbücher, wird von Kindern jeden Al-ters gelesen und ist vielfach prämiert. Ihre inzwischen 120 Bücher gehören zum (Vorlese-)Kanon von Kitas und Schulen. Mit Lesungen, Hörspielen, Zei-chentrick- und Spielfilmen haben einige ihrer Texte vielfältige Medienadaptio-nen erfahren. Dieses umfassende Werk ist jetzt in zwei kombinierten Datenban-ken des gratis zugänglichen freien Lite-raturverwaltungsprogramms ZOTERO erstmals vollständig aufgenommen und

D-A-CH-S-Tagung »Bibliothek – Qualifikation – Perspektiven«Die Universitätsbibliothek der Lud-wig-Maximilians-Universität Mün-chen lädt ein zur D-A-CH-S-Tagung »Bibliothek – Qualifikation – Per-spektiven« am 13. und 14. Februar 2019 in München.

Die in Zusammenarbeit der bib-liothekarischen Verbände Deutsch-lands, Österreichs, der Schweiz und Südtirols organisierte Tagung richtet sich an alle Kolleginnen und Kollegen, die mit der Aus- und Fortbildung, aber auch mit der Rekrutierung und Per-sonalentwicklung befasst sind oder sich in Institutionen und Verbänden mit der Weiterentwicklung des Be-rufsfelds beschäftigen. Die Veranstal-tung soll insbesondere auch die Kol-laboration in den deutschsprachigen

Ländern und die grenzüberschrei-tende Mobilität fördern.

In Ausbildung befindliche und am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehende Kolleginnen und Kollegen sind ebenfalls herzlich zur Teilnahme eingeladen; ein Nachwuchsforum wird separat ausgeschrieben.

An der inhaltlichen Vorbereitung der Tagung beteiligt sind die bibliothe-karischen Verbände: Berufsverband Information Bibliothek (BIB), Biblio-thek Information Schweiz (BIS), Bib-liotheksverband Südtirol (BVS) und VÖB (Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare)

Website und Anmeldung: http://www.ub.uni-muenchen.de/DACHS-Tagung

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FOYER NACHRICHTEN

mit Schlagworten inhaltlich erschlossen worden. Der Teil »Kirsten Boie. Primärli-teratur und Medien« (www.zotero.org/groups/2220778) umfasst die Daten-sätze aller Texte von Kirsten Boie ein-schließlich der Medienadaptionen, dazu auch ihre Beiträge zur Vermittlung und Theorie der Kinder- und Jugendlitera-tur. Der Teil »Kirsten Boie. Fachliteratur« (www.zotero.org/groups/2216512) verzeichnet und erschließt Rezensio-nen, Würdigungen, Beiträge in Fach-presse und wissenschaftlichen Hoch-schulschriften, Monografien und Sammelbänden.

Bibliothekspreis der VGH-Stiftung für Stadtbibliothek Buxtehude

Hannover. Die Stadtbibliothek Buxte-hude erhält den Bibliothekspreis der VGH-Stiftung 2018 für die konsequente Weiterentwicklung der Idee, dass die moderne Bibliothek einen Raum schaf-fen muss, in dem soziale Begegnung und Lernen, Bildung und Information, Dia-log und Debatte gleichermaßen Platz haben. Die Stadtbibliothek Buxtehude trägt mit ihrem Engagement nachhaltig zur kulturellen Identität der Stadt bei und steht für die Vernetzung verschie-denster Bevölkerungsschichten. Aus der Begründung der Jury: »Der Stadtbiblio-thek Buxtehude ist es gelungen, für die Menschen ein Angebot zu entwickeln, das die Einrichtung zum kulturellen Mittelpunkt der Kleinstadt macht. Als lebendiger Treffpunkt und Lernort ent-spricht sie den gewachsenen Ansprü-chen an eine moderne Bibliothek.«

Kooperation von Uni Bonn und ZB MED trägt Früchte

Köln. Im vergangenen Jahr hatten die Universität Bonn und ZB MED – Infor-mationszentrum Lebenswissenschaften einen Kooperationsvertrag für eine in-tensive wissenschaftliche Zusammenar-beit abgeschlossen. Nun beriefen beide Einrichtungen gemeinsam Prof. Juliane Fluck. Die Bioinformatikerin hat zum Oktober 2018 an der Landwirtschaftli-chen Fakultät der Universität Bonn eine

W2-Professur für »Intelligent Informa-tion Retrieval and Pattern Recognition«. Bei ZB MED leitet sie den Programmbe-reich Angewandte Forschung. Der Ko-operationsvertrag von Uni Bonn und ZB MED beinhaltet neben der gemeinsamen

Berufung auch die Zusammenarbeit in der Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Es ist geplant, dass sich Beschäftigte von ZB MED an der Betreuung und Durch-führung von Promotionsarbeiten und

Bestseller im Foyer der Badischen LandesbibliothekSeit Mitte Oktober präsentiert die Badische Landesbibliothek ihren Nutzern die Top 25-Bestseller des Börsenblatts des Deutschen Buch-handels an zentraler Stelle in ihrem Foyer. In zwei orangefarbenen, spe-ziell angefertigten Regalen sind Ro-mane, Biografien, Kochbücher und vieles mehr zu finden.

Die Werke aus den Sparten Bel-letristik und Sachbuch stehen da-bei gleich in Mehrfachexemplaren zur Verfügung, sodass es zu keinem Verdruss durch lange Wartezeiten kommt. Zudem wird durch wöchent-liche Aktualisierungen sichergestellt, dass sich die Literatur stets auf dem Laufenden befindet.

»Wir erhoffen uns von diesem neuen Angebot einen maximalen Mitnahmeeffekt. Denn viele unse-rer Nutzer können im Vorbeigehen

nun neben wissenschaftlicher Fach-literatur schnell auch noch die Lite-ratur für die Freizeit abgreifen«, er-läutert Volker Wittenauer, stellver-tretender Direktor der Badischen Landesbibliothek.

Die Präsentation der Top 25-Best-seller im Foyer steht in logischer Kon-sequenz zu der bereits im Jahr 2015 eingerichteten studierBar. Dort fin-den die Nutzer besonders nachge-fragte Titel zu den Themen Lernen, Recherchieren, Forschen, Schreiben und Präsentieren. »Ernst und Unter-haltung – das ›E‹ und ›U‹ der Literatur – kann der Nutzer in unserem Foyer ab sofort also direkt nebeneinander entdecken«, führt Wittenauer aus. Die in unmittelbarer Nähe gelegene bib-Lounge lädt mit ihrem Mobiliar zum Schmökern und Lesen der ausgewähl-ten Bücher ein.

In zwei orangefarbenen, speziell angefertigten Regalen sind Romane, Biografien, Kochbücher und vieles mehr zu finden. Foto: Badische Landesbibliothek

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FOYER NACHRICHTEN

-verfahren beteiligen. Zudem werden die Kooperationspartner gemeinsam wissenschaftliche Nachwuchsgruppen und Forschungsprojekte einrichten.

Rückenwind für Umweltbewegung

Kuala Lumpur (Malaysia). Rücken-wind für die grüne Bewegung in der internationalen Bibliotheksszene: Auf der Abschlusssitzung des diesjährigen IFLA-Weltkongresses in Kuala Lumpur landete die Environment, Sustainability and Libraries Special Interest Group des internationalen Bibliotheksverbands bei der Vergabe des »IFLA Dynamic Unit and Impact Award« auf dem zweiten Platz. Petra Hauke, Mitwirkende im Führungs-team der Special Interest Group, konnte den Preis entgegennehmen.

Junge Menschen lesen – anders

Mainz. Fast 85 Prozent der Erwachse-nen in Deutschland halten es für ebenso wichtig oder noch wichtiger als vor 20 Jahren, gut lesen zu können. Men-schen unter 30 Jahren lesen vor allem E-Mails und Textnachrichten sowie In-ternettexte, während bei Menschen über 60 Jahren insbesondere Zeitun-gen und Zeitschriften hoch im Kurs. Die

gleichbleibende oder größere Bedeu-tung des Lesens wird jedoch in allen Al-tersgruppen anerkannt (16–29: 76,4 Prozent, 30–44: 83,8 Prozent, 45–59: 88 Prozent, ab 60: 87 Prozent). Das ist das Ergebnis einer vom Bildungsminis-terium und Stiftung Lesen in Auftrag ge-gebenen repräsentativen Befragung des Institutes für Demoskopie Allensbach. Die Ergebnisse der Studie stehen unter: www.stiftunglesen.de/wat2018.

New York Public Library im Kino

New York (USA). Am 24. Oktober, pünkt-lich zum Tag der Bibliotheken, ist der Film »Ex Libris – Die Public Library von New York« deutschlandweit in den Kinos gestartet. »Ex Libris« ist ein Dokumen-tarfilm von Frederick Wiseman aus dem Jahr 2017. Die US-amerikanische Pro-duktion stellt die Arbeit der New York Public Library (NYPL) und ihrer Zweig-stellen in den Mittelpunkt. Der Film wurde am 4. September 2017 im Wett-bewerb der 74. Internationalen Filmfest-spiele von Venedig uraufgeführt.

BOBCATSSS 2019 in Kroatien

Osijek (Kroatien). Die internatio-nale Konferenz BOBCATSSS für den

Berufsnachwuchs wird 2019 vom 22. bis 24. Januar in Osijek, Kroatien, stattfinden. Diese jährlich angebotene Konferenz ist eine Gelegenheit zum internationalen Vernetzen und zum persönlichen Erfahrungsaustausch. LIS-Studierende in Deutschland kön-nen einen Reisekostenzuschuss bei BI-International (www.bi-internatio nal.de) beantragen.

Rattenplage in der Unibibliothek

Stuttgart. Ratten haben Tausende Bü-cher in der Stuttgarter Universitätsbib-liothek zerstört und einen Schaden von rund 200 000 Euro angerichtet. Das be-richtete der »Reutlinger General-Anzei-ger« in seiner Ausgabe vom 4. Oktober. Fast 8 000 Bücher seien betroffen. Weil die Bücher verschmutzt und verkotet waren, mussten sie entsorgt werden. Die Nager seien von draußen über die teil-weise marode Kanalisation eingedrun-gen. Inzwischen seien offene Stellen in Rohren abgedichtet worden, Kammerjä-ger hätten Gift ausgelegt. Der Sprecher der Universität wies in dem Bericht dar-auf hin, dass seit April kein weiterer Be-fall festgestellt worden sei. Dennoch be-stehe das Problem prinzipiell weiter. Er forderte deshalb eine baldige Generalsa-nierung des Gebäudes.

Frankfurter Buchmesse 2018 verzeichnet einen leichten Besucherrückgang

Mit einem Besucherplus von 0,8 Pro-zent am Messewochenende und ei-nem Rückgang von 1,8 Prozent an den Fachbesuchertagen ist die 70. Frank-furter Buchmesse zu Ende gegangen. Wie die Frankfurter Buchmesse mit-teilt, ist die Zahl der Fachbesucher, die aus dem Ausland nach Frankfurt an-reisten, gestiegen. Insgesamt jedoch kamen mit 285 024 (2017: 286 425) we-niger Besucher auf das Messegelände. Das entspricht einem Rückgang von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Bei den Ausstellern verzeichnete die Buchmesse einen leichten An-stieg: 7 503 Aussteller aus 109 Ländern

nahmen in diesem Jahr teil. Das soge-nannte Literary Agents & Scouts Cen-tre (LitAg) ist mit 528 gebuchten Ti-schen (2017: 500 Tische), 795 Agenten (788) und 337 Agenturen (321) aus 31 Ländern, davon 19 Neuaussteller, er-neut gewachsen.

3 000 Besucherinnen und Besu-cher nahmen an den Konferenzen und Workshops im »THE ARTS+«-Bereich teil, 125 000 Messegäste besuchten dieses Areal in der Halle 4.1. Die Ver-anstaltungen des BOOKFEST im Frank-furt Pavilion und in der Stadt lockten insgesamt 25 000 interessierte Litera-turfreunde an.

»Als internationalste Veranstal-tung ihrer Art ist die Frankfurter Buch-messe der ideale Ort um über global-gesellschaftliche Themen zu disku-tieren. Wir beobachten ein erkennbar wachsendes Bedürfnis an politischer Teilhabe; der Wunsch, die eigene Po-sition zu bestimmen und am gesell-schaftlichen Diskurs teilzunehmen, nimmt zu«, sagte Juergen Boos, Direk-tor der Frankfurter Buchmesse. Ge-spräche über die Bedeutung der Men-schenrechte, Flucht und Migration, Populismus und zivilgesellschaftli-ches Engagement hätten das Messe-geschehen geprägt, sagte Boos weiter.

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FOYER MARKT

Markt

Axiell Stadtbibliothek Ludwigsburg startet neuen Katalog mit Axiell Arena

Pr. – Axiell, der nach eigenen Angaben führende Anbieter von Lösungen für kulturelle Einrichtungen in Europa, hat die Stadtbibliothek Ludwigsburg als Arena-Kunden gewonnen. Die Bib-liothek implementierte Arena und ist mit dem neuen Benutzerinterface live gegangen.

Ludwigsburg verspricht sich von der Lösung, den Ansprüchen moderner Bi-bliothekskunden gerecht zu werden. Mit Blick auf die Rückmeldungen der Nutzer und den Wandel der Biblio-thek zur Begegnungsstätte, entschied sich die Bibliothek für die moderne Webanwendung.

Der neue Katalog bietet mehr Funkti-onen als die meisten der bisher üblichen Bibliothekskataloge. Dazu gehören etwa fehlertolerante Suchen oder Auto-Ver-vollständigung. Bibliotheksnutzer kön-nen in Zukunft stärker als bisher in-teragieren, beispielsweise Rezensionen, Bewertungen, Medienempfehlungen ab-geben, oder sich gezielt benachrichtigen lassen, wenn Neuerwerbungen zum ei-genen Interessengebiet da sind. In der neuen Rubrik »Medientipps« sind Emp-fehlungen der Bibliothek enthalten, bei-spielsweise die Literaturauswahl zu den Baden-Württembergischen Literatur-tagen, die im Oktober in Ludwigsburg stattfinden.

Thomas Stierle, Leiter der Biblio-thek, kommentiert: »Wir hatten den Wunsch, eine modernere, viel intuiti-vere Oberfläche anzubieten, die den Kunden anders abholt als bisher. Jetzt verfügen wir über eine der landesweit attraktivsten Lösungen, die zudem noch Potenzial für Weiterentwicklung hat.« Der neue Ludwigsburger Katalog wurde der Fachwelt auf der Frankfurter Buch-messe vorgestellt.

Zudem hat Axiell die Stadtbiblio-thek Offenbach als Kunden für BIBDIA und Axiell Arena gewonnen. Die Biblio-thek startete in der vergangenen Woche BIBDIA als neues LMS und setzt zugleich auf Arena als neues Benutzerportal. Of-fenbach nutzte bisher ein anderes LMS. Allerdings müssen immer mehr Schul-bibliotheken eingebunden werden, was mit der bisherigen Lösung schwer umzu-setzen war. Beispielsweise lässt sich der Zugriff der verschiedenen Nutzergrup-pen mit BIBDIA leichter steuern. Insge-samt verspricht sich die Stadtbibliothek größere Benutzerfreundlichkeit vom neuen LMS.

Zugleich kombiniert Offenbach das neue LMS mit dem Online-Portal Axiell Arena. Ziel ist es nicht nur, eine moderne Benutzeroberfläche zu bieten, sondern auch, auf die Homepage zu verlinken.

BiblioMondo GmbH KopGroep Bibliotheken Den Helder: Öffentliche Bibliothek des Jahres 2018

Pr. – Anlässlich der vergangenen IFLA-Konferenz in Kuala Lumpur wurde der niederländischen Biblio-thek Den Helder »School 7« die Aus-zeichnung »Öffentliche Bibliothek des Jahres« verliehen.

Die IFLA kürt mit dieser Auszeichnung weltweit Öffentliche Bibliotheken, die eine offene und funktionale Architektur mit kreativen IT-Lösungen verbinden und dabei die lokalen Gegebenheiten berücksichtigen. Voraussetzung ist, dass die Bibliothek neu gebaut oder in Ge-bäuden untergebracht wurde, die zuvor anderweitig genutzt wurden. Laut der IFLA-Jury ist die »School 7« – ein altes Schulgebäude – ein gutes Beispiel dafür,

wie eine Bibliothek im 21. Jahrhundert aussehen sollte. Architektonische Quali-tät, Flexibilität und Nachhaltigkeit wa-ren wichtige Auswahlkriterien, ebenso die Art und Weise, wie die Bibliothek Bildung unterstützt und unterschiedli-che Bedürfnisse und Altersgruppen an-spricht und verschiedene Lernformate fördert. Dazu passt das Motto der Bib-liothek »Lebenslanges Lernen« perfekt.

Zum ersten Mal überhaupt wurde eine niederländische Bibliothek für die-sen Preis nominiert. Die internationalen Mitbewerber waren Bibliotheken aus den USA, Brasilien, Norwegen und Sin-gapur, die ebenfalls als beispielhafte und innovative Bibliotheken gelobt wurden. Das Preisgeld möchte die Bibliothek in neue Kinderbücher investieren.

Die in Den Helder eingesetzte in-novative Lösung im Bereich der Biblio-theksmanagement-Software stammt vom Anbieter BiblioMondo, die verwen-deten Produkte sind Concerto, Zones und MondoPC.

Verlagsgruppe Peter Lang Open Access in den Rechtswissenschaften

Pr. – Die Verlagsgruppe Peter Lang und der Open-Access-Marktplatz Knowledge Unlatched (KU) haben eine Vereinbarung zur Förderung von Open-Access-Publikationen in den Rechtswissenschaften getroffen.

Im Rahmen der Vereinbarung verpflich-tet sich Peter Lang ab 2019 für vorerst drei Jahre zur Veröffentlichung von zehn rechtswissenschaftlichen Monografien im Gold Open Access pro Jahr. Die Titel müssen aus dem Bereich des IT-Rechts stammen und bevorzugt rechtliche Im-plikationen der Digitalisierung behan-deln. Ein unabhängiges Expertengre-mium wählt dafür Titel aus, die in Bezug auf Aktualität, Relevanz und prakti-schem Erkenntnisgewinn herausste-chen. Die Finanzierung der Monografien werden durch die Plattform Knowledge Unlatched, die Bibliotheken im Rahmen ihres Crowdfunding-Modells zur Förde-rung (»Pledge«) der Open-Access-Stel-lung aufruft, übernommen.

In der Rubrik »Markt« werden Presse mitteilungen von Unterneh-men und Dienstleistern – ohne redaktionelle Bearbeitung – ver-öffentlicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge auszuwählen und zu kürzen.

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Carola Schelle-Wolff

70 Jahre und über 70 000 Seiten

Ein Rückblick auf sieben Jahrzehnte BuB und mehrere Wünsche für die Zukunft

70 Jahre und über 70 000 Seiten – BuB lohnt den Rückblick, denn die Zeitschrift dokumentiert nicht nur die bibliothe-karische Fachdiskussion – anfangs allein die der Öffentli-chen Bibliotheken – in herausragender Weise, sondern sie ist auch Spiegel der deutschen (kulturellen) Nachkriegs-entwicklung. Schon der Beginn ist ohne die Zeitgeschichte nicht deutbar.

Der Beginn

Im November 1948 erschien in Bremen mit Genehmigung der amerikanischen Besatzungsbehörde das erste Heft der Zeit-schrift »Bücherei und Bildung« des erst im Juni 1949 offiziell in Fulda gegründeten »Vereins der Volksbibliothekare«, herausge-geben vom Direktor der »Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen«, Werner Mevissen (1911-1978). Mit ihrem Namen knüpft BuB an die Zeitschrift für »Bücherei und Bildungspflege. Zeitschrift für die gesamten außerschulmäßigen Bildungsmit-tel« an, die zwischen 1921 und 1933 von Erwin Ackerknecht in Stettin herausgegeben worden war. Ackerknecht war Wortfüh-rer im sogenannten Richtungsstreit, den er sich mit Walter Hof-mann aus Leipzig lieferte. Gestritten wurde um die Bedeutung der Volksbildung: Sinn- beziehungsweise Gewissensbildung bei Ackerknecht oder »Herauflesen« als systematische Weiterent-wicklung der Leserschaft bei Hofmann. Sowohl Hofmann als

auch Ackerknecht wurden 1949 zu Ehrenmitgliedern im »Verein der Volksbibliothekare« ernannt. Die Diskussion um die »rich-tige« Büchereiarbeit wurde fortgeführt.

Was war das für eine Situation, in der BuB (wieder-)gegrün-det wurde? Bereits 1946 hatten sich Vertreter des (west-)deut-schen Volksbibliothekswesens in Hamburg auf Veranlassung der dortigen Kulturbehörde getroffen und neben einer Ver-einsgründung auch die Publikation einer Fachzeitschrift be-sprochen. In der Britischen Zone wurde daraufhin ein »Fach-ausschuss für das Volksbüchereiwesen« installiert und ein »Ar-beitsausschuss für den Deutschen Büchereiverband«, der als Dachverband Institutionen und Beschäftigte vereinen sollte. Doch da der Alliierte Kontrollrat Kultur als Aufgabe der Länder definiert hatte, gab es separate Entwicklungen. Dass bereits im Oktober 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) das erste Heft der Zeitschrift »Der Volksbibliothekar. Zeitschrift für Volksbücherei-Praxis« im neu gegründeten Ost-Berliner Verlag Volk und Wissen erschienen war, veranlasste die westdeut-schen Volksbibliothekare nicht, auf eine eigene Fachzeitschrift zu verzichten. Doch als Folge des Papiermangels, politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen gelang erst im No-vember 1948 die Auslieferung der neuen Zeitschrift »Bücherei und Bildung«.

1948 war das Jahr, in dem sich die deutsche Teilung in zwei Wirtschafts- und politische Räume manifestierte. Die Wäh-rungsreform in den drei Westzonen am 20. Juni und die sich am 23. Juni anschließende Einführung einer eigenen Währung

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in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gefolgt von dem Be-ginn der Blockade Berlins am 24. Juni waren markante Ereig-nisse. Parallel lief in den Westzonen die Marshallplanförderung an und die Reparationsleistungen aus dem Westzonen in die Sowjetunion wurden eingestellt. Ab September 1948 tagte in Bonn unter dem Vorsitz von Konrad Adenauer der Parlamenta-rische Rat, um eine provisorische Verfassung für die Westzonen zu erarbeiten. Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 und der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 sowie der Wahl des Bundespräsidenten am 12. September 1949 war der westdeutsche Staat konstituiert.

Im Fokus von BuB standen alle Fragen der Volksbüchereiarbeit, doch in erster Linie diente die Zeitschrift anfangs als Buchbesprechungsorgan.

Drei Hefte erschienen noch vor der offiziellen Vereinsgrün-dung. Das erste Heft mit einer Auflage von 1 500 Exemplaren im lange beibehaltenen DIN A5-Format wurde wie auch die fol-genden Hefte mit Druckgenehmigung Nr. 1723 des »Office for Military Government for Bremen« gedruckt.

Im Fokus von BuB standen alle Fragen der Volksbüchereiar-beit, doch in erster Linie diente die Zeitschrift anfangs als Buch-besprechungsorgan. Rezensionen nahmen den überwiegenden Platz ein, gefolgt von Vereinsnachrichten und Fachartikeln.1 In den 1960er-Jahren hatten Rezensionen einen Anteil von zwei Dritteln des Platzes in BuB gegenüber einem Drittel Fachauf-sätzen. Die steigenden Herstellungskosten der Zeitschrift und der Bedeutungszuwachs des Buchanzeigers der ekz für den Be-standsaufbau führten zu einer inhaltlichen Diskussion, in de-ren Folge 1970 seitens des Vereins für eine deutliche Verringe-rung der Besprechungen in BuB plädiert wurde.2

Redaktion und Herausgeber/innen

In Bremen blieb BuB, bis die Redaktion 1952 nach Reutlingen übersiedelte, wo sie in das neue Gebäude der 1947 gegründeten

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

70 Jahre BuB – Eine Chronologie

VORLÄUFER AB 1900

Es gibt mehrere Vorgängerzeitschriften des 1948 erst-mals erscheinenden »BuB«, im Wesentlichen ab 1900 die Zeitschrift »Blätter für Volksbibliotheken und Le-sehallen« sowie ab 1920 die »Blätter für Volksbiblio-theken« beziehungsweise ab 1921 die Zeitschriften »Bücherei und Bildungspflege« und »Hefte für Bü-chereiwesen«. Ab 1934 folgt die weitgehend gleich-geschaltete Publikation »Die Bücherei: Zeitschrift der Reichsstelle für das Büchereiwesen«. Sie erscheint zehn Jahre lang bis 1944, zum Teil unter leicht abge-ändertem Titel.

NEUSTART NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG

Bevor die erste Ausgabe von »BuB« erscheint, kommt ab Oktober 1946 unter dem Titel »Der Volksbibliothekar« eine bibliothekarische Fachzeitschrift in Ostdeutschland heraus.

1946 – Erste Planskizze eines »BuB«Im Jahr 1946 treffen sich 30 Bibliothekare in Hamburg. Hans Harald Breddin erstellt für diese Zusammen-kunft eine erste Planskizze für die künftige Fachzeit-schrift »BuB«. Bereits bei diesem Treffen wird das Ziel eines »Gesamtverbandes deutscher Bibliothekare« an-gesprochen. Es werden folgende Beschlüsse gefasst: Gründung eines Büchereiverbandes und Veröffentli-chung einer bibliothekarischen Fachzeitschrift.

DIE ERSTEN JAHRGÄNGE

1948/49 – Erster Jahrgang »BuB«In Bremen erscheint die erste Ausgabe des ersten BuB-Jahrgangs, Heft 1, November/Dezember 1948, ab dem Folgejahr offiziell herausgegeben vom »Verein der Volksbibliothekare« (VdV) mit dem Titel »Bücherei und Bildung«. Die erste Ausgabe hat eine Auflage von 1 500 Exemplaren im DIN A5 Format, umfasst 63 Sei-ten und wird in Bremen im Selbstverlag gedruckt. Der Preis je Nummer liegt im Einzelbezug bei DM 1,80; im Abonnement bei DM 1,50, für Vereinsmitglieder gelten Sonderbedingungen.

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ekz einzog, die anfangs auch Herstellung und Vertrieb über-nahm. 1954 dann bezieht BuB zusammen mit dem Verein neue Räume in Reutlingen, in der heute noch gültigen Adresse Gar-tenstraße 18. Hans Harald Breddin (1915-1990), der bereits 1946 eine Skizze für eine bibliothekarische Fachzeitschrift vor-legte, wird im zweiten Jahrgang der Zeitschrift als Schriftlei-ter genannt. Hauptamtlich beim »Verein der Volksbibliothe-kare« angestellt war er ab 1951 und arbeitete als Redakteur bis 1970/71. Seit 1954 gab es weitere Redakteure, mit Haike Wirr-mann ab 1992 (heute: Meinhard) erstmals auch eine Redak-teurin (siehe hierzu auch die Abbildung auf Seite 618). Prinzip der Zeitschrift war es von Anfang an, dass Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis und der Ausbildung mit Fachbeiträgen zu Wort kommen sollten. Anfangs erschienen sechs Hefte pro Jahr, ab 1952 waren es dann zehn. Die Auflagenhöhe erreichte 1952 bereits 3 000 Exemplare, 1970 waren es 6 000 und heute liegt sie bei 7 500 Exemplaren.

Die bereits erwähnte Neukonzeption von BuB 1970/71 machte aus »Bücherei und Bildung« nun »Buch und Biblio-thek«, bis 2001 ein erneuter und vorerst letzter Namenswechsel zu »BuB: Forum für Bibliothek und Information« erfolgte, und sie führte zur Kündigung Breddins mitsamt einem Zerwürfnis innerhalb von Vorstand und Herausgebern. Die in der Folge der 1968er-Bewegung erblühte Diskussions- und Streitfreude machte vor dem »Verein der Bibliothekare an Öffentlichen Bib-liotheken«, wie er seit 1968 hieß, nicht halt. Anfangs fungierte Werner Mevissen als alleiniger Herausgeber, doch 1952 wurde ein Herausgebergremium installiert, dem im Laufe der Jahr-zehnte viele herausragende Vertreter/innen des öffentlichen Bibliothekswesens angehörten (siehe hierzu die Abbildung auf Seite 618). Die meisten Herausgeber/innen prägten durch ihre Beiträge die Fachzeitschrift mit.

War BuB zuerst noch ganz stark als Buchbespre-chungs- und Vereinszeitschrift definiert, öffnete sich die Fachzeitschrift seit Mitte der 1960er-Jahre allgemeinen kultur- und gesellschaftspolitischen Fragestellungen und entwickelte sich seit den 1970er-Jahren – auch durch die Aufgabe der Buchbesprechungen – mehr und mehr zu ei-ner Fachzeitschrift mit inhaltlich vom Verein unabhängi-ger Redaktion.

Auf der Suche nach dem Auftrag

Ein Blick in die 70 Jahrgänge von BuB offenbart die stetige Suche nach dem Selbstverständnis der Bibliotheken und ihrem Auftrag in der demokratischen Gesellschaft. So war die Aus-einandersetzung über die Frage Theken- oder Freihandbiblio-thek3, die Mitte der 1950er-Jahre in BuB geführt wurde4, vor dem grundgesetzlich verbrieften Recht auf freie Meinungsbil-dung eigentlich kurios, doch sie zeigt die bewahrenden Ten-denzen des Berufsstandes. Auch die Auseinandersetzung mit »Schmutz und Schund«5, der sogenannten unteren Grenze6, und später die Frage, ob Comics Eingang in Bibliotheken fin-den dürfen7 beziehungsweise wie es um Unterhaltungslitera-tur8 steht, zeugen von einem Ringen um den richtigen Weg beim Bestandsaufbau9 und der gesellschaftlichen Verantwor-tung gerade der Öffentlichen Bibliotheken.10

Die Studentenbewegung und die Politisierung der Gesellschaft in den späten Sechzigerjahren wirbelten auch die Bibliothekswelt durcheinander.

Schon früh wurden Aufsätze aus anderen Fachdisziplinen abge-druckt, um Aufklärung über neue gesellschaftliche Phänomene zu erhalten, wie zum Beispiel 1961 ein soziologisch-pädagogi-scher Beitrag zur Einordnung der Heranwachsenden unter dem Titel »Preisgegebene Jugend? Der junge Mensch in der Massen-gesellschaft«.11 Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen war immer wieder Thema und auch die Frage, ab wann Jugendliche Zu-gang zu den Bibliotheksbeständen für Erwachsene haben dür-fen, beschäftigte in den 1960er-Jahren die Fachwelt und löste eine intensive Diskussion aus12, genauso wie die Frage nach dem Bildungsauftrag der Öffentlichen Bibliothek13.

Die Studentenbewegung und die Politisierung der Gesell-schaft in den späten Sechzigerjahren wirbelten auch die Bib-liothekswelt durcheinander. Die Gewerkschaften, die Tarif-situation und die Mitbestimmung kamen bald auch in BuB vor.14 Besonders die bibliothekarischen Debatten der 1970er-Jahre weisen auf die gesellschaftliche Bedeutung der Bibliotheken

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hin. So betont der damalige Bundesbildungsminister Helmut Rohde 1975 in einem BuB-Interview neben dem bildungs- und sozialpolitischen Auftrag auch die Funktion der »Biblio-thek als Forum, auf dem das politische Engagement der Bürger angeregt wird«.15 Für eine andere Öffentliche Bibliothek und eine neue Bildungspolitik plädierte Ilona Kickbusch. Unter der Überschrift »Bibliothek in einer menschlichen Stadt« druckte BuB 1973 eine ganze Reihe von Beiträgen zur Neupositionie-rung im kommunalen Kontext.16

Während in den 1950er- und frühen 1960er-Jahren regel-mäßig über Literatur und Bibliotheken im »anderen Deutsch-land« berichtet wurde17, war die DDR – im BuB-Register un-ter Ausland verzeichnet18 – bis zur Wiedervereinigung weniger im Fokus der Aufmerksamkeit. 1990/91 dann erscheint eine Fülle von Berichten zur Standortbestimmung, über Besuche und Kooperationen.

Selbstverständlich war immer der Blick ins Ausland: Wie entwickelte sich das Bibliothekswesen in anderen Ländern, gab es Vorbilder für die Bibliotheksentwicklung? Da der Kul-turföderalismus um 1970 zunehmend als Belastung für eine einheitliche Bibliotheksentwicklung in Deutschland gesehen wurde, gab es zahlreiche Berichte aus dem beispielgebenden skandinavischen Raum, die Stoff für die immer wieder disku-tierte Frage einer Bibliotheksgesetzgebung sowie den Wunsch nach der Umsetzung von Bibliotheksentwicklungsplänen bo-ten.19 Zunehmend berichteten auch Bibliothekarinnen und Bi-bliothekare von ihren Auslandserfahrungen.

Insgesamt nahmen und nehmen Erfahrungsberichte, Berichte aus der Bibliothekspraxis einen breiten Raum in BuB ein. Für die Vielfalt der Zeitschrift spricht, dass hier auch immer wieder Beiträge »großer Namen« zu finden sind: 1954 setzte sich Heinrich Böll mit dem Aktualitätsbegriff auseinan-der20, Peter Härtling schrieb 1975 über seine Bibliothek und appellierte an die Bibliotheken, für das Lesen zu werben21, von Helmut Schmidt wurden Auszüge einer Ansprache über »Buch und Demokratie« abgedruckt22 und Alfred Grosser bejahte 1981 ganz ausdrücklich in einer veröffentlichten Festrede die Frage, ob Bibliotheken politische Aufgaben haben23.

Wie politisch Bibliotheken sind, zeigen die Beiträge zur so-zialen Bibliotheksarbeit, die sich seit Mitte der 1970er-Jahre

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Das vorangestellte Inhaltsverzeichnis der ers-ten Hefte gliedert sich in Aufsätze, Buchbesprechun-gen und einen Zeitschriftenspiegel. Der erste Aufsatz stammt vom Leiter der Volksbüchereien Köln, Johan-nes Langfeldt, und hat den Titel: »Deutsche Bücherei-probleme im Spiegel eines Englandbesuches«, – den-noch: BuB enthält bis 1976, bis die Lektoratskoope-ration mit eigenständigem Publikationsorgan für Buchbesprechungen gegründet wird, schwerpunktmä-ßig Buchbesprechungen.

Die Zeitschrift erscheint daraufhin in 22 Jahrgän-gen bis 1970 unter dem Titel »Bücherei und Bildung« als Fachzeitschrift und Verbandsorgan des VdV und wird bereits »BuB« genannt. Die Zeitschrift erhält die Dauerdruckgenehmigung Nr. 1723 des »Office for Mili-tary Government for Bremen«. Mit der Herausgabe der Zeitschrift wird Werner Mevissen beauftragt, der spä-ter auch als erster Herausgeber des BuB ernannt wird.

1949/50 – Zweiter Jahrgang »BuB«Von der zweimonatlichen Erscheinungsweise im ersten Jahrgang ab 1949 mit insgesamt 367 Seiten wird bereits im zweiten Jahrgang in eine monatliche Erscheinungs-weise mit insgesamt 1 212 Seiten gewechselt.

1952 – Umzug nach ReutlingenIm Jahr 1952 übersiedelt die Redaktion von Bremen nach Reutlingen in Räume der ekz, die zunächst auch Herstellung und Vertrieb von BuB übernimmt.

1954 – Umzug in die Gartenstraße 18Im Jahr 1954 gibt es einen zweiten Umzug innerhalb Reutlingens. Neue, eigene Redaktionsräume werden in der Gartenstraße 18 bezogen, wo BuB-Redaktion und BIB-Geschäftsstelle noch heute untergebracht sind. Die Auflage ist inzwischen auf 4 100 Exemplare gestiegen.

1956/57 – Achter Jahrgang »BuB«Obwohl »BuB« faktisch bereits im Eigenverlag erscheint, wird erst im Jahr 1956 der Eigenverlag »Bücherei und Bildung« als Abteilung des Vereins der Volksbibliothe-kare gegründet und ein erstes Statut der Zeitschrift durch die Herausgeber verabschiedet. Zudem wird er-reicht, dass die Zeitschrift künftig zum Monatsanfang erscheint, um vor allem den Besprechungsdienst aktu-eller zu halten. Für die Redaktion werden erstmals drei hauptamtliche Redakteure eingestellt.

DIE SECHZIGER-JAHRE

Eine Umstrukturierung von BuB wird in die Wege ge-leitet, eine weitere Zeitschrift, die »Leserzeitschrift«

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mit Literatur für Gastarbeiter, für Gefangene, für Behinderte oder auch für alte Menschen24 beschäftigten. Diskussionen über Zensur in Bibliotheken und Berufsverbote fanden Platz25 und in einem überwiegend weiblichen Berufsstand ging es na-türlich auch um Fragen der Emanzipation26.

BuB braucht engagierte Autoren aus der Pra-xis: Die Stärke von BuB sind seit 70 Jahren die Beiträge aus der Praxis, die aktuelle Fragestel-lungen aufgreifen, neue Konzepte, Methoden oder Ideen präsentieren, mal berichtend, mal reflektierend oder wissenschaftlich fundiert.

Als Mitte der 1960er-Jahre Kommunen begannen, im Kulturbe-reich Einsparungen vorzunehmen, schrieb Hansjörg Süberkrüb erstmals von Krise, da die steigenden Personalkosten zu einer Verringerung der Anschaffungsbudgets führten.27 Abbau von Bi-bliotheksleistungen infolge von Sparbeschlüssen sowie Biblio-theksschließungen begleiteten die Fachdiskussion stark im Jahr 1981, als mehrere Autor/innen pessimistisch in die Zukunft blickten. BuB veröffentlichte verschiedene Berichte über Ein-schnitte in die Bibliotheksarbeit und Schließungen.28 Richard Breitkreuz sah aufgrund des Konjunktureinbruchs die Bibliothe-ken am Beginn einer Durststrecke29, vergessend, dass 15 Jahre vorher schon einmal Reduzierungen vermeldet wurden. 1982 erschien Heft 1 als Themenheft zu »Bibliotheken in der Krise«, in dem Karl-Heinz Pröve forderte »Rettet die Bibliotheken jetzt!«30

Obwohl BuB bis zum Zusammengehen des Berufsverbandes mit der Vertretung der Assistent/innen und den Vertreter/in-nen des gehobenen Dienstes an Wissenschaftlichen Bibliothe-ken (VdDB) eigentlich nur Organ für die Öffentlichen Biblio-theken war, wurden immer auch spartenübergreifende Fragen abgehandelt, so 1951 zur Schaffung einer neuen Bibliotheks-form, die Wissenschaftliche und Volksbibliothek vereint31, ein Ansatz, der 1973 erneut diskutiert wurde32.

Seit 1974 erscheinen zur besseren Strukturierung the-matische Schwerpunkthefte. Sie machen die Themenviel-falt deutlich. Und so verwundert es nicht, dass vieles, wie die

Zusammenarbeit von Bibliothek und Schule, die Kinderbiblio-theksarbeit, Regelwerksänderungen, die Diversifizierungen der angebotenen Medien, der Einzug der Datenverarbeitung und andere technologische Neuerungen, die Bedeutung der Öffent-lichkeitsarbeit, Ausbildungsfragen, Auseinandersetzungen mit dem Berufsbild oder der Eingruppierung, die selbstverständ-lich in BuB vorgestellt und diskutiert wurden, in diesem kleinen Rückblick nicht zur Sprache kommen konnten. Bewusst wurde dabei der Schwerpunkt auf die Jahre vor 2000 gelegt.

Wer die Register und Inhaltsverzeichnisse durchsieht – und dankenswerterweise ist das inzwischen zumindest ab 198133 auf der BuB-Homepage online möglich, ab 2006 sogar als Voll-text-Version34 –, findet vom Lauf der Zeit Überholtes, aber auch immer wieder für heutige Fragestellungen interessante Beiträge.

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

Dr. Carola Schelle-Wolff ist seit 2004 Direktorin der Stadtbibliothek Hanno-ver und zugleich Leiterin des Fachbe-reichs Kultur der Landeshauptstadt Hannover. Davor war sie von 1995 bis 2003 Direktorin der Stadtbibliothek Freiburg im Breisgau.

Ihr Studium zur Bibliothekarin (ÖB) erfolgte 1975 bis 1978 an der FU Berlin. Nach beruflichen Stationen in

Berlin und Essen hat sie von 1980 bis 1985 parallel zur Be-rufstätigkeit in der Stadtbibliothek Hannover an der Uni-versität Hannover Germanistik und Geschichte studiert und 1994 promoviert.

Von 1998 bis 2018 war sie Mitherausgeberin der Fach-zeitschrift BuB – Forum Bibliothek und Information. Zwi-schen 1998 und 2005 gehörte sie dem Bundesvorstand des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) an und von 2006 bis 2011 war sie als Vertreterin der Sektion 1 im Vorstand des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) und in verschiedenen Steuerungsgruppen (zum Beispiel BIX, DBS) tätig. Schelle-Wolff ist BIB- und VDB-Mitglied.

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Und die Zukunft?

Angeregt durch den langjährigen Herausgeber Klaus Hohlfeld, der aus Anlass des 30. Jubiläums von BuB Wünsche veröffent-licht hat35, sollen hier auch einige Wünsche für die Zukunft un-serer Zeitschrift formuliert werden:

• BuB braucht engagierte Autoren aus der Praxis: Die Stärke von BuB sind seit 70 Jahren die Beiträge aus der Praxis, die aktuelle Fragestellungen aufgreifen, neue Kon-zepte, Methoden oder Ideen präsentieren, mal berichtend, mal reflektierend oder wissenschaftlich fundiert. Die Viel-falt der Beiträge und Beiträger/innen zu erhalten, bleibt eine wesentliche Aufgabe von Redaktion und Herausgeber/innen.

BuB darf ruhig politischer werden und auch zu gesellschaftlichen Fragen klare Stellung beziehen.

• BuB braucht Debatten: In den letzten Jahren gab es viel, worüber man hätte intensiver diskutieren können. Kernaufga-ben, Entgeltpolitik, Öffnungszeiten, Sonntagsöffnung, Berufs-bild, Fremddienstleistungen, um nur einige Themen zu nen-nen, bieten genug Stoff für einen fachlichen und gesellschaft-lichen Diskurs. Doch oft genug fiel es der Redaktion schwer, Vertreterinnen oder Vertreter aus dem Berufsstand für Kont-roversen zu gewinnen. Die Bereitschaft scheint abzunehmen, sich zu positionieren und Meinungen jenseits des Mainstreams öffentlich zu vertreten.

• BuB darf ruhig politischer werden und zu gesellschaftli-chen Fragen Stellung beziehen.

• BuB sollte noch stärker über die engere Bibliothekswelt hinausblicken.

• BuB sollte internationale Bibliotheksentwicklungen noch stärker in den Blick nehmen.

• BuB sollte weiterhin spartenübergreifend für das gesamte Bibliothekswesen berichten.

• BuB sollte auch künftig informativ und unterhaltsam sein und optisch frisch daherkommen.

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

(»LZ«) wird erstmals veröffentlicht. Der 1. Jahrgang »LZ« erscheint ab 1960 im zweimonatlichen Rhythmus. Die Zeitschrift wird an Bibliotheken abgegeben, die die »LZ« kostenlos für ihre Besucher auslegen. Die Auflage liegt bei 23 000 Exemplaren, zu den Autoren gehören so bekannte Schriftsteller wie Heinrich Böll, Siegfried Lenz und Martin Walser. Die »LZ« erscheint, wie »BuB«, im Eigenverlag »Bücherei und Bildung«, und zwar ge-nau zehn Jahre lang, in ganz unterschiedlichen Cover-gestaltungen, aber im immer gleichen Format, und ent-hält vor allem Buchbesprechungen.

Im Jahr 1965 wird das erste umfassende BuB-Sta-tut beschlossen. In diesem heißt es unter anderem: »Als unabhängige Zeitschrift dient ›Bücherei und Bildung‹ dem öffentlichen Büchereiwesen. Das Herausgeberkol-legium besteht aus acht Kollegen, von denen der Vor-sitzende des VdV den Vorsitz führt. Die Richtlinien für die Arbeit der Zeitschrift werden von den Herausgebern zusammen mit dem Leiter der Redaktion festgelegt.«

Der BuB-Besprechungsdienst hat im Jahr 1968 circa 5 300 Titel auf die Eignung für die Öffentlichen Biblio-theken geprüft.

DIE SIEBZIGER-JAHRE

Mit der Doppelausgabe November/Dezember 1970 er-scheint im 22. Jahrgang die letzte Ausgabe unter dem Titel »Bücherei und Bildung«. Der umfangreiche Bespre-chungsteil und die Herausgabe der sechs Mal im Jahr erscheinenden »LZ« werden 1970 aufgegeben.

Die im Jahr 1970 ab der Jahrestagung in Würzburg geplante und auf der darauffolgenden Jahrestagung vom 20. bis 23. Mai 1971 in Ludwigshafen beschlossene Neukonzeption von »BuB« hat die Änderung des Layouts und des Titels in »Buch und Bibliothek« zur Folge, 1971 erscheint sie in einer Auflage von 6 000 Exemplaren.

Im Zuge der Umstrukturierungen wird die Zahl der He-rausgeber verringert, damit diese im gleichen Verhältnis zur Redaktion stehen. Es wird erstmals eine »Gemein-same Konferenz« (GK) der Herausgeber und Redakteure gebildet. Im Juli 1971 konstituiert sich die GK als ein Gre-mium offener Meinungsbildung. Sie legt künftig die The-menschwerpunkte für die »BuB«-Hefte fest, welche die wesentlichen Themen der Fachdiskussion vermitteln sol-len. »BuB« soll kein Führungs- oder Vorzeigeorgan sein, sondern ein Meinungsforum im Interesse der Leser.

Es besteht fortan eine neue Form der Herausgeber-schaft. Das Herausgebergremium bildet sich durch die

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BuB-Herausgeber seit 1948Werner Mevissen 1948–1960

/ 1977Ilse Michaelis 1976–1981

Dr. Alfred Jennewein 1952–1963 Jürgen Tacke 1977Dr. Rudolf Joerden 1952–1966 Georg Braune 1978–1986Dr. Johannes Langfeldt 1952–1959 Dietrich Walther 1979–1986Dr. Wilhelm Schmitz-Veltin 1952–1967 Dr. Jürgen Eyssen 1980–1986Dr. Carl Jansen 1953–1968 Ute Klaassen 1986–1997Dr. Ludwin Langenfeld 1957–1970 Prof. Andreas Papendieck 1986–1989Wolfgang Thauer 1959–1973 Lioba Betten 1989–1995Maria Gress 1961–1971 Renate Gundel 1989–1998Dr. Karlheinz Wallraf 1961–1971 Jürgen Seefeldt 1995–1998Dr. Jürgen Eyssen 1964–1971 Prof. Dr. Hans-Dieter Kübler 1997–1998Dr. Hans Joachim Kuhlmann 1967–1971 Prof. Dr. Konrad Umlauf 1998–2008Prof. Dr. Hermann Waßner 1967–1971 Roswitha Dittmar 1998–2002Dr. Hansjörg Süberkrüb 1968–1971 Dr. Carola Schelle-Wolff 1999–2018Karl-Heinz Pröve 1970–1971 Susanne Oehlschläger 2000–2005Dr. Marion Beaujean 1972–1976 Prof. Cornelia Vonhof 2005–2011Prof. Wolfram Henning 1972–1973 Olaf Eigenbrodt seit 2008Prof. Birgit Dankert 1973–1976 Kirsten Marschall 2011–2014Dr. Klaus Hohlfeld 1973–1979

/1986–1989Dr. Dirk Wissen seit 2015

Michael Ostafel 1976–1977 Brigitte Döllgast seit 2018

BuB-Redakteure seit 1948Hans Harald Breddin 1948–1970Helmut Schüller 1954–1955Dr. Eugen Giegler 1955–1962Dr. Kurt Kaatz 1955Dr. Michael Lorenz 1956–1963Hanns-Hermann Kersten 1962–1986Dietrich Segebrecht 1963–1966 / 1972–1994Hans Sonn 1963–1972Hans Ulrich Katzenmayer 1966–1974Horst Brandstätter 1974–1975Ulrich Raschke 1975–1978Manfred Rothe 1978–2006Dr. Haike Wirrmann 1992–2002Michael Reisser 1995–2011Bernd Schleh seit 2003Julia Hellmich 2006–2010Susanne Richt 2008–2014Elisabeth Weidling 2011–2012Steffen Heizereder seit 2014

1 Zur Bedeutung von BuB als Rezensions-organ, vgl. Rothbart, Otto-Rudolf: Die bibliothekarische Buchkritik. Zwischen Pädagogik, Propaganda und Praktikabi-lität. Wiesbaden: Harrassowitz, 1996

2 Vgl. Kuhlmann, Joachim: Zu den Planun-gen für eine neue Konzeption unserer Zeitschrift. In: BuB. 22.1970. S. 146-148

3 Vgl. z.B. Joerden, Rudolf: Der mündige Leser. Bemerkungen zur Freihandbü-cherei. In: BuB. 12.1960. S. 266-273

4 Vgl. mehrere Beiträge in: BuB. 3. 1952

5 Vgl. Joerden, Rudolf: Jugend und Buch. Ein Beitrag zum Schmutz- und Schund-gesetz. In: BuB. 4.1952. S. 341-345.

6 Vgl. Zifreund, Viktor: Der Widerstreit formaler und stofflicher Grundsätze als das eigentliche Problem der unteren Grenze, in: BuB. 3.1952. S. 785-788. Franz, Alfred: Zersetzend? Die Vertei-digung einer radikal offenen Buch-politik, in: BuB. 4.1952. S. 497-502. Dietrich, Werner: Das Niemandsland der »Unteren Grenze«, in: BuB. 4.1952. S. 502-509

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

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619BuB 70 11/2018

Wahl zweier Herausgeber über die Mitgliederversamm-lung und durch die Delegation eines dritten Herausge-bers durch den VBB-Vorstand.

Im Jahr 1971 werden eine neue »BuB«-Verfassung und ein neues Redaktions-Statut durch eine Kommis-sion entworfen, nach monatelangen Diskussionen kommt es zur Verabschiedung. Wesentliche Grundlagen sind die Mitbestimmung der Redaktion sowie die inhaltliche Unabhängigkeit.

Im Jahr 1975 schließt der Vereinsvorstand mit dem K. G. Saur Verlag in München einen Herausgeberver-trag, durch den die Publikationsrechte an der Zeitschrift »BuB« in die Hände des Verlags gelegt werden. Bereits 1980 erfolgt der nächste Verlagswechsel zum Bock + Herchen Verlag in Bad Honnef (bis 2014).

Im September 1974 können die Leser von »BuB« an einer Leserumfrage teilnehmen. Ein Ergebnis besagt, dass 85 Prozent der Antwortenden die damalige Redak-tionskonzeption gefällt.

Enthält »BuB« bisher als Schwerpunkt Buchbespre-chungen, wird im Jahr 1976 die Lektoratskooperation (Leko) durch den Deutschen Bibliotheksverband (dbv), die Einkaufszentrale für Bibliotheken (ekz) und den Ver-ein der Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken ge-gründet. Die Leko löst mit dem neu erscheinenden »ID« den bisherigen Besprechungsteil von »BuB« ab.

DIE ACHTZIGER- UND NEUNZIGERJAHRE

1984 wird ein Schlagwortregister für die Zeitschrift ein-geführt, es löst das umfangreiche Inhaltsverzeichnis ab, das nach Themenbereichen gegliedert ist.

Auf dem Berliner Bibliothekskongress 1988 wird der Antrag gestellt, dass alle zahlenden Mitglieder des Ver-eins die Zeitschrift »BuB« kostenfrei erhalten sollen. Dieser Antrag wird mit 212 Ja-Stimmen angenommen.

»BuB« hat 1990 eine Auflage von 7 200 Exemplaren.Mit Haike Wirrmann tritt im Januar 1992 erstmals eine Frau in die »BuB«-Redaktion ein. Sie wird zehn Jahre als Redakteurin von BuB tätig sein.

Im Jahresbericht des VBB, dessen Mitgliederver-sammlung auf dem Bibliothekskongress Dortmund 1994 stattfindet, heißt es: »›BuB‹ soll perspektivisch auch die Sparte der Wissenschaftlichen Bibliotheken und ihrer Fragestellungen stärker berücksichtigen, zu-mal beide Sparten zunehmend kooperieren.«

7 Vgl. den Kommentar von Alfred Pleuß: Mit zweierlei Maß? In: BuB. 44.1992. S. 620-621

8 Vgl. Seefeldt, Jürgen: Die Unterhaltungsliteratur in Öffentlichen Bibliotheken. Versuch, ein Massenphänomen für die bibliotheka-rische Praxis transparent zu machen. In: BuB. 40.1988. S. 368-388

9 »Ist die Buchauswahl der Öffentlichen Büchereien wirklich demo-kratisch?«, fragte Sune Berg 1966 in BuB. 3.1966. S. 116-123 und in BuB 4.1966. S. 196-201. Vgl. auch Wallraf, Karlheinz: Aktuell oder solide? Das Dilemma der bibliothekarischen Buchanschaf-fung. In: BuB. 27.1975. S. 9-16

10 Vgl. Kickbusch, Ilona: Für eine andere Öffentliche Biblio-thek und eine neue Bildungspolitik. In: BuB. 25.1973. S. 744-748

11 Beitrag von Gerd Kadelbach und Martin Keilhacker, in: BuB 13.1961. S. 225-234

12 Vgl. z.B. Stüwe, Magdalene: Für Jugendliche gesperrt – ein alter Zopf. In: BuB. 17.1965. S. 506-511

13 Vgl. Andrae, Friedrich: Zur bildungspolitischen Situation der Öffentlichen Bibliothek. In: BuB. 18.1966. S. 474-481

14 Vgl. mehrere Beiträge in: BuB. 24.1972 sowie 25.1973

15 Interview in: BuB. 27.1975. S. 331-335; Zitat, S. 335

16 Vgl. mehrere Beiträge in: BuB. 26.1974

17 Vgl. z.B. BuB. 11.1959. S. 436ff. Oder »Das ländliche Büchereiwesen Mitteldeutschlands«, in BuB. 12.1960. S. 170-181

18 Vgl. Papendieck, Andreas: Erlebte Zeitgeschichte. FHB-Stu-denten auf Studienreise in der DDR. In: BuB. 36.1984. S. 396-399

19 Vgl. zahlreiche Beiträge in BuB der Jahre 1960ff.

20 Vgl. Böll, Heinrich: Was ist aktuell für uns? In: BuB. 6.1954. S. 1193-1195

21 Vgl. Härtling, Peter: Meine Bibliothek und andere. In: BuB. 27.1975. S. 3-9

22 Vgl. Schmidt, Helmut: Buch und Demokratie. In: BuB. 33.1981. S. 621-624

23 Grosser, Alfred: Haben Bibliotheken politische Aufgaben? In: BuB. 33.1981. S. 151-156

24 Vgl. mehrere Beiträge z. B. in BuB. 25.1973, in BuB 27.1975 oder in BuB. 33.1981

25 Vgl. mehrere Beiträge z. B. in BuB. 30.1978

26 Vgl. mehrere Beiträge z. B. in BuB. 25.1973

27 Vgl. Süberkrüb, Hansjörg: Büchereiarbeit in der Krise. In: BuB. 18.1966. S. 251-254

28 Vgl. BuB. 33.1981. S. 1ff.

29 Vgl. Breitkreuz, Richard: Krisenstrategie tut not! In: BuB. 33.1981. S. 23-24

30 Vgl. Pröve, Karl-Heinz: Rettet die Bibliotheken jetzt. In: BuB. 33.1981. S. 1-4

31 Vgl. Kaatz, Kurt: Zur Frage eines einheitlichen Büchereiwesens. In: BuB. 3.1951. S. 81-88

32 Vgl. Bock, Klaus: Wissenschaftliche Stadtbibliothek und Öffentli-che Bücherei. In: BuB. 25.1973. S. 3-9 sowie die auf den Folgesei-ten 9-23 abgedruckten Beträge

33 Siehe unter https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/16306

34 Siehe unter https://b-u-b.de/archiv/

35 Hohlfeld, Klaus: 30 Jahre BuB – ein Blick nach vorn. In: BuB. 11.1978. S. 786-787

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

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Jürgen Plieninger

Bibliothekarische Fachkommunikation 2018 Fachzeitschriften, Fortbildungen, Mailinglisten: Mittel und Wege sich zu informieren gibt es viele / Eine Übersicht

70 Jahre BuB – das Jubiläum ist nicht nur ein guter Anlass, um auf eine erfolgreiche Geschichte zurückzuschauen, sondern auch um einen Blick auf die aktuelle und künf-tige Situation der bibliothekarischen Fachkommunikation zu werfen. Für die Jubiläumsausgabe von BuB übernimmt das Jürgen Plieninger im folgenden Beitrag.

Egal, ob Sie sich persönlich, ob Ihre Dienststelle oder ob sich die Profession selbst oder Teile davon informieren oder diskutieren – stets geht es darum, sich auf dem Laufenden zu halten, was die inhaltlichen Standards bezüglich der eigenen Tätigkeit sind und in welche Richtung die Diskussion sich entwickelt. Die Auf-gabenstellung ist im Grunde jene eines Wissensmanagements: die richtigen Quellen ausmachen, richtig auswerten, gut do-kumentieren und die Inhalte dann nutzen zu können, wenn man selbst oder das Team das benötigt. Wichtig ist auch noch der Aspekt des »How to«, dass man sich stets nicht nur für die theoretischen Aspekte, sondern auch für die praktische Umset-zung interessiert.

Was ist die »Fachkommunikation«? Da sich der Inhalt der Profession ständig verändert, müssen auch jene, die in ihr tä-tig sind, sich auf dem Laufenden halten in Bezug auf die Inhalte und Methoden, die zur Erreichung der Ziele einer Orga-nisation notwendig sind. Zum einen ist dies ein Transfer des Wissens aus den Ausbildungsstätten hin zur Praxis und zum anderen ist es ein Verständigungs-prozess innerhalb der Praxis selbst. Es ist also sowohl ein Prozess der Wissensver-mittlung von einzelnen Personen zu vie-len als auch ein Verständigungsprozess unter vielen – durch ganz verschiedene Medien und Interaktionen. Nehmen wir beispielsweise Konferenzen: Hier kann in Vorträgen der Wissenstransfer von ei-ner Person zu mehreren stattfinden, eine umfassendere Interaktion gibt es dann durch Nachfragen oder durch Metho-den wie zum Beispiel Podiumsdiskussi-onen, in denen sowohl ein Vergleich als auch eine Verständigung möglich sind, bis hin zu den – formellen oder informel-len – Diskussionen im Publikum der Kon-ferenz. Über Fortbildungen und Konfe-renzen hinaus gibt es Medien, die eine

höhere Frequenz und andere Interaktionsformen bieten, bei-spielsweise Zeitschriften oder Mailinglisten. Wichtig ist im-mer, dass die richtigen Themen angesprochen, diskutiert und gegebenenfalls auch aufbereitet oder dokumentiert werden können. Die Fachkommunikation ist vielfältig und von vielen Bedingungen abhängig!

Die Möglichkeiten von Mitteilungen und von Diskussionen wurde durch die Beziehungen, die das Internet bot, entschei-dend erweitert: Man muss nun nicht mehr eine Konferenz ab-warten, um Wissen abzurufen, sondern kann fragen, und es sind gegebenenfalls mehrere bei den Antworten beteiligt, so-dass Differenzierungen und ein Verständigungsprozess stattfin-den können. Dies hat in der Anfangszeit des Internet bei vielen die Hoffnung genährt, dass hier Möglichkeiten wahrgenommen werden können, Diskussionen unter breiterer Beteiligung der Praxis zu führen. Leider zeigt die Erfahrung aus mehr als 20 Jahren der Netzkommunikation, dass dem nicht unbedingt so ist und dass auch das Web 2.0 und in dessen Gefolge die Social Media es nicht gewährleisten, dass ein adäquaterer und breite-rer Diskussionsprozess stattfindet. Es kann zwar eine Commu-nity entstehen, die Praxisprobleme thematisiert und diskutiert,

sie muss es aber nicht. Elektronische Me-dien haben die Potenz, die Fachkommu-nikation zu stimulieren, aber oft werden sie nicht wahrgenommen. Woran liegt das?

Wenn man über die Rahmenbedin-gungen nachdenkt, dann fallen einem verschiedene Restriktionen ein, welche die Möglichkeiten der Fachkommunika-tion via Internet beschränken und lenken:

Erstens sind es technische und recht-liche Gegebenheiten, mit deren Hilfe eine Diskussion ermöglicht oder ver-unmöglicht wird. Ob es die technische Möglichkeit gibt, Diskussionsforen in Facebook, auf Weblogs, Wikis oder an-deren Plattformen einzurichten und da-tenschutzrechtlich ohne großen Auf-wand und rechtliches Risiko anzubieten, darauf kommt es an. Letzthin wurden aus (vermeintlichen?) Datenschutz-gründen bei etlichen Mailinglisten die Archive geschlossen, was erneut eine Diskussion stimulierte, wo denn die Pro-fession – oder die jeweilige Community,

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

Schwerpunkt Themenschwerpunkte in BuB

Heft 08-09/2018Personalgewinnung

Heft 10/2018Frankfurter Buchmesse

Heft 11/201870 Jahre BuB

Heft 12/2018Nachhaltige Entwicklung

Heft 01/2019MINT

Heft 02-03/2019Bibliothekskongress Leipzig

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die sich bisher auf der Mailingliste verständigte – auf bereits kommunizierte Inhalte zurückgreifen könne, denn auch die Dokumentation sei wichtig. Wo keine Dokumentation mög-lich ist, müssen Themen gegebenenfalls wieder und immer wieder angefragt und diskutiert werden.

Zweitens hängt es von sozialen Gegebenheiten ab, ob nur rezipiert oder diskutiert wird. Eine Diskussionskultur kann sich nur dort entwickeln, wo einigermaßen gleichberechtigt disku-tiert werden kann. Wichtig sind aber auch diejenigen Diskus-sionssteilnehmer/innen, die die Diskussion stimulieren, sei es durch Fragen, durch Sammeln oder Aufbereiten. Wenn jemand auf einer Mailingliste die argumentative Keule herausholt, ist dies äußerst nachteilig für eine Diskussion! Wenn niemand die Informationen strukturiert und aufbereitet – in letzter Zeit wird hier zutreffend das Wort »kuratiert« verwendet –, gerade auch aus Praxissicht, dann ist es umso aufwendiger, relevante Information adäquat zu »heben«.

Die Möglichkeiten von Mitteilungen und von Diskussionen wurde durch die Beziehungen, die das Internet bot, dann entscheidend erweitert.

Drittens hängt es oft von organisatorischen Gegebenheiten ab, ob Informationen richtig verteilt, verarbeitet oder dokumen-tiert werden. Was nützt es beispielsweise einer Organisation, wenn eine Mitarbeiterin / ein Mitarbeiter zu einer Konferenz geht, wenn sie/er das Gelernte nicht aufbereitet und weiter-gibt? Die Einrichtung von Foren der Weitergabe, meist »jour fixe« genannt, sind hier ein positives Beispiel. Eine Diskussions-kultur braucht einen Rahmen, in dem sie sich entwickeln kann. Das sind zum einen Gelegenheiten bei der Arbeit wie Fortbil-dungen, Konferenzen, Austausch in der Gruppe und gegebe-nenfalls der Organisation über das Gelernte. Auch das gut auf-bereitete Material spielt hier eine Rolle, beispielsweise wenn Fortbildungen auf Open Educational Resources fußen.

Welches sind nun die Orte, an denen man Informatio-nen abholen kann? Lotse, das Tutorial der ULB Münster zur

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

Abbildung 1: Die »Fundgrube Internet« des BIB, einer der letzten bibliothekarischen Webindices: www.bib-info.de/?id=103.

Optisch erhält »BuB« 1998 beim Wechsel vom 49. zum 50. Jahrgang eine neue Covergestaltung und ein neues Format (DIN A4).

Zum 50. Jahrgang wird ein Redaktionsbeirat ge-gründet. Dem ersten Beirat gehören an: Wiebke Andre-sen, Hannover; Prof. Birgit Dankert, Berlin; Prof. Dr. Jo-achim-Felix Leonard, Frankfurt a. M. und Berlin; Dr. Jürgen Lodemann, Horben; Prof. Dr. Elmar Mittler, Göt-tingen; Dr. Georg Ruppelt, Berlin; Barbara Schleiha-gen, Den Haag; Kurt Waldner, Basel; Dr. Harald Weigel, Bregenz.

DAS MODERNE BuB

Die Verbände vba und VdDB werden 2000 zum BIB fusi-oniert, damit sollen künftig ÖB- und WB-Themen gleich-berechtigt in »BuB« abgebildet werden. Mit dem ersten Heft im Jahre 2001 wechselt »BuB« zum dritten Mal sei-nen Titel, und zwar in »BuB: Forum für Bibliothek und Information«.

BIB-Info wird seit 2001 als Verbandsteil ohne re-daktionelle Bearbeitung in die Zeitschrift integriert, mit dem Ziel, aktuelle Informationen und Aktivitäten des Verbands zu veröffentlichen. Seit kurz vor der Jahr-tausendwende hat »BuB« eine eigene Webseite unter www.b-u-b.de, um einen schnellen digitalen Zugriff auf aktuelle Informationen bieten zu können.

Im Jahr 2005, mit dem 57. Jahrgang, erscheint »BuB« erstmals auch im Inneren farbig und in einem weiter modernisierten Layout. Gleichzeitig fällt im Titel das Wort »für« weg, ab Heft 3 im Jahr 2005 heißt die Zeitschrift »BuB – Forum Bibliothek und Information«.

Seit 2006 gibt es auf der BuB-Webseite die erste Volltextausgabe in einem PDF-Archiv.

Im Jahr 2007 wird der erste Wikipedia-Eintrag für die Zeitschrift BuB erstellt, er lautet: »›BuB – Forum Bib-liothek und Information‹, 1948 unter dem Titel ›Büche-rei und Bildung‹ vom damaligen ›Verein der Volksbib-liothekare‹ begründet (ab 1971: ›Buch und Bibliothek‹, seit 2000: ›BuB‹), ist heute die am weitesten verbrei-tete, spartenübergreifende deutschsprachige biblio-thekarische Fachzeitschrift.« Im Heft werden mehr Fo-tostrecken geboten und die Kolumnen »Blickpunkt Recht« sowie »Blickpunkt Internet« eingeführt. Zudem wird ab Mitte des Jahres 2007 für jede Heftausgabe ein Schwerpunktthema festgelegt. Die ersten Themen sind Bildungsarmut, Deutsche IFLA-Präsidentschaft und Frankfurter Buchmesse.

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Literatursuche und wissenschaftlichem Arbeiten nennt bei-spielsweise in der Rubrik »Informiert bleiben«1 die Kategorien Forschungsprojekte, Neuerscheinungen, Zeitungen und aktu-elle Nachrichten, elektronische Abodienste, Social Media und Termine von Kongressen. Fügen wir den Zeitungen noch die Zeitschriften hinzu, ergänzen wir die Konferenzen noch durch die Fortbildungen und fügen als Kategorie noch die Volltext-server als Dokumentation hinzu, so ergibt dies ein sinnvolles Raster für die Einschätzung dessen, was notwendig ist, um in Bezug auf ein Wissensgebiet – Bibliothekswissenschaft oder ein beliebiges anderes Gebiet – up to date zu bleiben. Im nächs-ten Teil möchte ich dieses Raster behandeln, jeweils wichtige Quellen und ihren Zugang nennen, um dann im letzten Teil zu diskutieren, welche Tools man ergänzend zeitsparend ein-setzen kann.

Für Ausschreibungen von Forschungsprojekten interessie-ren sich nicht alle Bibliotheken, wohl aber die größeren Ein-heiten der Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken, die an Projekten der DFG, der Länder, des Bundes der der EU interessiert sind. Die entsprechenden Plattformen sind auf Lotse genannt. Die Ergebnisse von Forschungsprojekten – die eher allgemein interessieren – werden eher in Büchern, Zeit-schriften und auf Konferenzen beziehungsweise Repositorien kommuniziert.

Bücher

Die Kategorie Neuerscheinungen zielt auf Bücher. Verfol-gen Sie relevante Lektüre über das Bibliothekswesen? Wenn nicht, dann liegt es eventuell auch daran, dass viele noch als Papierausgabe erscheinen und entsprechend kosten. Insbeson-dere aufwendig editierte Bücher haben ihren Preis und Open Access-Publishing bei Büchern ist noch bei Weitem nicht so verbreitet wie bei Zeitschriften. Um sich bei Büchern auf dem Laufenden zu halten genügt ein ausreichend großer Katalog, beispielsweise jener von Gateway Bayern2 oder der British Library3. Google Books4 sollte nicht vergessen werden, da viele Bücher im Bibliotheksbereich zumindest teilweise im Volltext verfügbar sind und man so nicht gezwungen ist, die Katze im Sack zu kaufen. Denken Sie auch daran, mit englischsprachigen Suchwörtern zu recherchieren! Open Access-Bücher sind bei-spielsweise über das Directory of Open Access Books (DOAB)5 recherchierbar. Repositorien mit Prüfungsarbeiten finden Sie auf der BIB-Homepage in der »Fundgrube Internet«.6

Zeitungen

Zeitungen und aktuelle Nachrichten – über Bibliotheken wird in

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Abbildung 2: Tweetdeck, die Neuigkeitenzentrale à la Twitter.

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der Presse eher wenig oder nur kostenpflichtig berichtet. Gleich-wohl kann man versuchen, mit entsprechenden Suchwörtern Pressesuchmaschinen wie zum Beispiel Google News abzufra-gen.7 Wenn Sie nach aktuellen Nachrichten aus dem Bibliotheks-bereich suchen, könnten Sie Newsletter abonnieren, wie zum Beispiel den Newsletter des Bibliotheksverbandes.8 Auch andere Institutionen veröffentlichen noch Newsletter zu wissenschaftli-chen oder praktischen Themen. Es gibt auch etliche Newsletter als Dienstleistung, beispielsweise Library Essentials.9

Zeitschriften

Zeitschriften sind eine wichtige Stütze der Fachkommunikation und auf diesem Feld hat sich in den letzten Jahren vieles ver-ändert! Aufgrund der neuen Möglichkeiten des elektronischen Publizierens sind neben den bisherigen Zeitschriften, die bisher auf Papier und dann zunehmend auch elektronisch erschienen sind, auch Titel erschienen, die nur elektronisch, mit einem an-deren Editionsmodell und dann auch als Open Access publiziert wurden: 027.7, Informationspraxis, o-bib und Perspektive Bib-liothek. BuB, in der dieser Text erscheint, mag hier konventi-onell erscheinen: eingeschränktes Peer Review, mit fest ange-stellten Redakteuren und mit Werbung. In Folge dessen besteht kein Open Access, sondern eine sogenannte Moving Wall wird eingesetzt.10

Mailinglisten

Der Kategorie Elektronische Abonnementsdienste kann man vor allem Mailinglisten zuordnen, eine Art der kollektiven In-formation, die schon längst totgesagt wurde, aber immer noch das Rückgrat einer Fachkommunikation darstellt. Hier muss man für sein Fachgebiet einen guten Überblick halten und die relevanten abonnieren. Leider ist es noch nicht lang her, dass etliche Mailinglisten ihr Archiv aus Datenschutzgründen ge-löscht haben – was wieder andere Anforderungen an die ei-gene Dokumentation stellt. Aber wenn man eine gute Aufstel-lung hat, wie zum Beispiel die Aufstellung in der »Fundgrube Internet« des BIB, so hat man schon einmal eine gute Grund-lage. Lotse listet in dieser Kategorie auch RSS-Meldungen auf, also die Möglichkeit, eine eigene Sammlung, strukturiert nach eigenen Interessen aufzubauen, hierauf möchte ich weiter un-ten unter »Tools« eingehen.

Social Media

Social Media ist ein Feld, mit dem man sich sehr gut über The-orie und Praxis up to date halten kann. Leider ist es so, dass es für bestimmte Bereiche keine eigene Suche mehr gibt, beispiels-weise für Weblogs, aber es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel den deutschen Aggregator Plan3t.info11, der den Inhalt deutsch-sprachiger bibliothekarischer Weblogs anzeigt und auch eine rückwärtige Suche erlaubt. Bei den Wikis muss man aber auf

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In der Gartenstraße 18 erfahren die Redaktions-räume seit Bestehen im Jahre 1954 erstmals zum 60. Jubiläum eine Generalsanierung.

Ab 2012 wird die Webseite von »BuB« zum »Newsportal« mit aktuellen Kurzmeldungen zum Bibliothekswesen.

Der BIB-Bundesvorstand und die BuB-Herausgeber entschieden 2015 erneut, einen Eigenverlag des Be-rufsverbands BIB zu gründen und die Zeitschrift wie-der selbst herauszugeben. »BuB« wird umgestaltet und erhält nicht nur ein neues Layout, sondern auch neues Papier, eine neue Bindung und eine neue inhaltliche und gestalterische Seitenstruktur. Die beiden Doppelausga-ben erscheinen nun im Februar/März und August/Sep-tember, der erste Jahrgang dieser neu gestalteten Zeit-schrift hat eine verbreitete Auflage von etwa 7 900 Ex-emplaren. Die autorisierte ISSN lautet: 1869-1137.

Seit Juli 2016 gibt es für die Leser ergänzend eine mobile »BuB-App«. Die App erscheint passend zum Schwerpunktthemenheft »Digitalisierung« und bie-tet zusätzlich Fotogalerien, Videos, interaktive Karten und Direktlinks.

Beim Bibliothekartag 2018 in Berlin startet »BuB« mit einem eigenen Twitter-Kanal.

Zum Jubiläum im Jahr 2018 erscheint »BuB« im 70. Jahrgang mit einer verbreiteten Auflage von etwa 7 400 Exemplaren (IVW-geprüft) und circa 720 Seiten. Die Zeitschrift hat rund 1 100 Abonnenten. Darüber hinaus erreicht BuB die etwa 5 800 Vereinsmitglie-dern des BIB und zudem Kolleginnen und Kollegen in Bibliotheken aus dem In- und Ausland, Ausbildungs-stätten sowie Kulturpolitiker. Sie ist damit die auf-lagenstärkste Bibliotheksfachzeitschrift im deutsch-sprachigen Raum.

Die aktuellen Herausgeber des 70. Jahrgangs sind: Olaf Eigenbrodt, Hamburg; Brigitte Döllgast, München; Dr. Dirk Wissen, Berlin. Die BuB-Redaktion bilden Stef-fen Heizereder und Bernd Schleh. Die Fachbuch-Rezen-sionen betreut Jürgen Plieninger. Die Bearbeiterinnen des BIB-Vereinsteils (BIB-Info) sind Karin Holste-Flin-spach und Katrin Lück.

Der Einzelpreis des Heftes beträgt 15 Euro, das Abo kostet 100 Euro (50 Euro ermäßigt).

Diese Chronologie wurde zusammengestellt von Dirk Wissen und der BuB-Redaktion

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die allgemeine Websuche ausweichen. Twitter hat eine eigene Suche12 und einen eigenen Client, Tweetdeck13, den man recht gut als »Neuigkeitenzentrale« einrichten kann. Facebook bietet immer noch viele Pages einzelner Bibliotheken und sowohl of-fene als auch geschlossene thematische Gruppen, wo man sich geschützt zu speziellen Themen austauschen kann. Auch auf Instagram findet man Seiten von Bibliotheken. Es ist immer die Frage, was man mit den Anwendungen aus Social Media anfan-gen kann. Im Grunde ist es ein großes Lernprogramm von der Praxis für die Praxis, der Blick über den Tellerrand, mit dem man Bedingungen und Umsetzungen anderer wahrnehmen, analysie-ren und ggf. auch übertragen kann. Aber – das muss einschrän-kend bemerkt werden – man bekommt oft nur Einzelinformati-onen und selten ein vorstrukturiertes Fachgebiet, das man kom-plett in den eigenen Arbeitsablauf übernehmen könnte.

Fortbildungen

Der Besuch von Fortbildungen, sei es in Form von Kongressen, Konferenzen, Tagungen oder anderen Fortbildungsveranstaltun-gen ist mittlerweile ergänzt worden durch E-Learning in Form von MOOCs, Blended Learning, kürzeren Webinaren und ande-ren Formen wie zum Beispiel Selbstlernkursen. Wichtig ist stets der Austausch und die Weitergabe – und auch die Selbstvergewis-serung, dass man in der Praxis den richtigen Weg eingeschlagen hat. Deshalb ist nicht nur der (informelle) Austausch auf der Fort-bildung selbst, sondern eben auch die Weitergabe beziehungs-weise die Wertschätzung der Informationen an der Dienststelle und im Team wichtig. Sinnvoll wäre es auch, wenn die Unterlagen in den Organisationen in irgendeiner Wissensmanagement-An-wendung diskutiert und strukturiert abgelegt würde.

Repositorien

Als letztes sind die Repositorien ein immer mehr geschätztes In-strument der Weitergabe von Wissen, das entweder auf Fortbil-dungen – nennen wir hier nur den BIB-Opus-Server als Beispiel – oder als Prüfungsleistung – die Repositorien der verschiede-nen Hochschulen – entstanden ist. Schön wäre es, wenn in Zu-kunft nicht nur die puren Folien einer Veranstaltung, sondern

eben auch der Metatext – sei es in Textform als Notiz zur Folie oder auch als Audiodatei – mehr in Mode käme oder von den Veranstaltern eingefordert würde. Schließlich haben wir hier in Deutschland auch schon Beispiele, dass der Tagungsband schon vor der Tagung veröffentlicht wird und für Teilnehmer/innen kommentierbar ist.14 Das würde nicht nur den Möglich-keiten elektronischer Publikation entsprechen, sondern auch die Kommunikation fördern.

Die Zukunft der Fachkommunikation

Jetzt wurden viele Einzelkategorien genannt. Was man dabei schmerzhaft vermisst, das ist eine übergreifende Suche, wie es beispielsweise in Form von Vascoda oder von b2i schon einmal da war. Eine Profession, die mit Recherche und Wissen hantiert und solche Möglichkeiten wieder aus der Hand gibt! Deshalb sollen hier noch Techniken vorgestellt werden, die es einem er-leichtern, das Wissen zu sammeln, zu strukturieren und gege-benenfalls zu erschließen. Hier möchte man so weit wie mög-lich Techniken einsetzen, die Änderungen einer Quelle melden, ganz gleich, ob dies per E-Mail oder per RSS geschieht.

RSS ist eine Technik, mit deren Hilfe man Änderungen an Webseiten, Datenbanken, Social Media et cetera gemeldet be-kommt. Mithilfe eines sogenannten Feedreaders, den man ent-weder installieren kann wie ein E-Mail-Programm oder auch

Dr. Jürgen Plieninger, Dipl. Bibl., leitet die Institutsbibliotheken für Politik-wissenschaft und Soziologie in Tübin-gen. Er ist Vorsitzender der Kommis-sion für One-Person Librarians und der Webkommission des BIB und engagiert sich in der Fortbildung zu den Themen Recherche, Web 2.0 u.a. und nimmt

Lehraufträge an drei Hochschulen wahr. Er schreibt im Weblog netbib und in anderen Blogs, beispielsweise in biboer gemeinsam mit Gabriele Fahrenkrog zu OER. Au-ßerdem betreut er in BuB die Rubrik Magazin. – Kontakt: [email protected]

Abbildung 3: Inoreader, ein Webfeedreader mit der Möglichkeit, den Datenbestand zu durchsuchen.

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als Webanwendung einsetzt, kann man Quellen abonnieren und die Meldungen strukturieren und archivieren. Gängige Websoftware sind beispielsweise Inoreader, Netvibes oder Feedly.15 Ganz unterschiedliche Meldungen werden hier ange-zeigt und aktualisieren sich selbst. Ebenso kann man viele Zeit-schriften-Homepages16, Datenbanken und andere Neuigkeiten mithilfe von RSS abonnieren und auswerten. Verschiedene Pro-gramme haben die Möglichkeit, nach Stichwörtern zu filtern oder die bisherigen Ergebnisse durchsuchen zu können. Der Nutzen liegt auf der Hand: Man hat jederzeit die Möglichkeit, den Datenbestand erneut zu durchsuchen.

Was nicht mit RSS geht, geht entweder per Alert mit E-Mail-Benachrichtigung – viele Seiten geben einem leider den Weg der Benachrichtigung vor17 – oder man behilft sich mit Benachrichtigungsdiensten, die die Neuigkeiten auch wieder per E–Mail melden18, oder mit Konverter, der die Information in ein genehmes Format konvertiert.19

Wie wird sich die Fachkommunikation weiter entwickeln? Open Access wird in der Diskussion weiter eine Rolle spielen, ob sie sich freilich gänzlich durchsetzen wird, muss sich zeigen. Das sieht man an BuB recht gut: Ein bestimmtes Profil umzuset-zen, kostet Arbeitszeit und die hauptamtlich angestellte Redak-tion muss refinanziert werden. Somit ist eine Moving Wall doch immerhin ein guter Kompromiss. Andere Zeitschriften erschei-nen gleich frei zugänglich – aber die ehrenamtlich agierenden Redaktionen werden wissen, welchen Aufwand sie leisten müs-sen, um die Hefte zu erstellen. Dieser Prozess wird sich auf dem Buchsektor noch langsamer vollziehen; schön wäre es, wenn hier hybride Produktion mehr umgesetzt werden könnte, mit ei-nem frei zugänglichen elektronischen und einem käuflichen Pa-pierexemplar. Wichtig wäre eine Diskussionskultur, die auf ganz verschiedenen Ebenen funktioniert, sei es auf allgemeiner Ebene (wie zum Beispiel bei bestimmten Gruppen auf Facebook) wie auch in und zwischen Organisationen. Und wenn diese Diskus-sionskultur so offen wie möglich ihre Themen und Ergebnisse dokumentiert, sodass auch ein Wissenstransfer in Theorie und Praxis stattfinden kann. Vielleicht sollte man als letzten Wunsch noch jenen äußern, dass Diskussion und Dokumentation so nachhaltig wie möglich gestaltet werden sollten. Unter diesem Aspekt sind es dann vielleicht weniger Zeitschriften und Bücher, die schlecht zugänglich sind – wozu gibt es schließlich Bibliothe-ken, um sie über Fernleihe zu nutzen? – als jene Informationen, die schon einmal zugänglich und aufbereitet waren, wie zum Beispiel Projektergebnisse oder Plattformen wie b2i, dann aber wieder verschwinden. Ablagen von Informationskompetenz-Pro-jekten, Anleitungen zum Bibliotheksmanagement, Tutorials und Mailinglistenarchive waren einst zugänglich und verschwanden – unkommentiert. Warum? Weil Rahmenbedingungen sich än-derten, weil der Aufwand, die Informationen zu pflegen, zu hoch war. Der Aspekt der Nachhaltigkeit von Fachinformationen sollte bei Projektplanung schon mit in die Überlegungen mit einbezo-gen werden – und am besten geschähe dies bei Publikation der Information unter einer freien Lizenz!

1 https://www.ulb.uni–muenster.de/lotse/informiert_bleiben/index.html

2 http://www.gateway-bayern.de/

3 http://explore.bl.uk/primo_library/libweb/action/search.do?-vid=BLVU1

4 Am besten in der »erweiterten Suche«: https://books.google.de/advanced_book_search

5 https://doabooks.org/

6 Links werden bezüglich der »Fundgrube Internet« nicht angege-ben, Sie finden sie unter http://www.bib-info.de/

7 Hier auf einer Netvibes-Seite gesammelte Ergebnisse https://www.netvibes.com/jplie#BIB_Presseschau

8 https://www.bibliotheksverband.de/dbv/newsletter.html

9 http://www.libess.de/

10 https://b-u-b.de

11 https://plan3t.info/

12 https://search.twitter.com/, frei verwendbar

13 https://tweetdeck.twitter.com/, nur angemeldet benutzbar

14 http://2016.gmw-online.de/

15 https://www.inoreader.com/, https://www.netvibes.com/ und https://feedly.com/

16 http://www.journaltocs.hw.ac.uk/

17 Meist wird ein E-Mail-Alert angeboten, beispielsweise bei https://scholar.google.de/

18 Gängige Dienste, Änderungen einer Webseite zu melden, sind http://blogtrottr.com/, http://www.trackengine.com und http://www.watchthatpage.com/

19 Am meisten benutzt ist https://ifttt.com/discover

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BuB: Der Blick hinter die Kulissen einer Fachzeitschrift Redaktion, Druck, Vertrieb: Vom langen Weg der Zeitschrift in den Briefkasten der Leser

Anfang August, die Hauptpost in Reutlingen: Der längliche, dreigezackte Schlüssel dringt in das Schloss des Postschließ-faches 1324. Unter Tageszeitung, Briefen und Rechnungen liegt auch die Doppelausgabe August/September von BuB. Der Heftschwerpunk liegt dieses Mal auf dem Thema »Per-sonalgewinnung«. Es mag komisch klingen, aber ja, wir las-sen uns ein eigenes Belegexemplar schicken – zur Qualitäts-kontrolle. Der erste Eindruck ist gut: Das Heft ist nicht ge-knickt, kein Eselsohr, die Farbigkeit der Fotos stimmt. Voll Vorfreude geht es nur wenige Meter weiter zur BuB-Redak-tion. Der Weg zum fertigen Heft jedoch war lang.

Bereits seit vier Jahren gibt der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) die Fachzeitschrift »BuB: Forum Bibliothek und Information« in Eigenregie, ohne Verlag, heraus. Da-mit einher ging auch eine Layoutreform. Seit 2015 zeigt sich BuB in gänzlich neuem Gewand. In der BuB-Redaktion wur-den zentrale Arbeitsprozesse umgestellt. Hatte man BuB zuvor noch per Klebeumbruch gelayoutet und mit einem Layoutbüro

zusammengearbeitet, wird das Magazin seither von den Redak-teuren zu 100 Prozent selbst erstellt – von der Autoren- und Artikelanfrage über das Redigieren der Beiträge bis hin zu der Erstellung des Layouts mittels modernen Layout- und Bildbear-beitungsprogrammen. Die fertige Druckdatei wird dann digital an die Druckerei übermittelt.

Wenige Tage bevor das fertige BuB in den Briefkästen liegt, wird in der 15 000-Einwohner-Gemeinde Ebersbach an der Filz noch eifrig gearbeitet. Geräusche ähnlich einer leisen Dampflo-komotive durchdringen die Hallen der Druckerei Bechtel Druck, rund 45 Kilometer vom Redaktionssitz in Reutlingen entfernt. Es ist ein monotones Rattern und Schnauben. Bereits seit ei-nigen Stunden läuft die große Druckmaschine, spuckt einen Druckbogen nach dem anderen aus – 11 000 pro Stunde. Zehn

Ein Blick hinter die Kulissen des BuB-Drucks: Das Video und die Fotogalerie in der App ermöglichen es.

BuB im Druck: Dominik Reiff achtet am Leitstand darauf, dass die Farbe des Druckbogens stimmt. Fotos: Steffen Heizereder

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Arbeitsstunden werden nötig sein, ehe BuB gedruckt ist: Insge-samt müssen für die 64-seitige Ausgabe 37 000 Bögen bedruckt werden und diese müssen zwei Mal die große Druckmaschine durchlaufen. Schließlich sollen ja Vorder- und Rückseite be-druckt sein. 2 500 Kilogramm Papier werden hierfür benötigt.

An der Druckmaschine zieht derweil Dominik Reiff einen frisch gedruckten Bogen. Der 29-Jährige ist Drucker und ar-beitet am Leitstand. Hier wird die Qualität des Druckbogens überprüft. Dazu fährt ein sogenannter Densitometer über den mitgedruckten Farbkontrollstreifen auf dem Druckbogen und misst Farbfelder aus. Immer wieder begutachtet Reiff auch mit einer Messlupe, dem Fadenzähler, die Druckbögen, um selbst kleinste Ungenauigkeiten im Druck zu erkennen. Alle 500 Bö-gen wiederholt er stichprobenartig diese Qualitätskontrolle.

Wenige Meter weiter arbeitet Timo Böhm. Der 24-Jährige gibt neue Farbe in die Farbkästen der Druckwerke. In jedem der vier Druckwerke steckt eine andere Druckplatte, entspre-chend der Farben des Vierfarbdrucks: Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Mit einem Kunststoffspachtel füllt Böhm die jewei-lige Farbe in das Reservoir bei der Farbwalze und verstreicht es gleichmäßig. Damit die Farbqualität während des gesamten Drucks gleichbleibend gut ist, sei es wichtig, dass immer genü-gend Farbe zugegeben wird, sagt Böhm.

Die Arbeitsabläufe zwischen Redaktion und Druckerei sind mittlerweile eingespielt. Seit zwei Jahren besteht die Zusam-menarbeit. Ein Vorteil, wie Dominik Reiff versichert: »Wir ken-nen das Heft und wir kennen das Papier mittlerweile gut.« Eine Vergleichsausgabe aus dem Jahr 2017 liegt als Referenz auf dem Leitstand. Bei geringen Farbabweichungen kann der Blick in ein ältere Ausgabe nützlich sein.

Auch in der Druckvorstufe kennt man BuB bereits gut. Hier ar-beitet Patrik Schwenkbek. Bei ihm geht die BuB-Druckdatei ein, nachdem sie von der Redaktion abgeschickt wurde. Schwenkbek macht eine letzte Qualitätskontrolle, ob die Druckdatei passt. Wenn beispielsweise Fotos nicht den Ansprüchen für einen hoch-wertigen Druck entsprechen, erhält die BuB-Redaktion einen ent-sprechenden Hinweis, das Foto noch auszutauschen. Zudem über-wacht Schwenkbek den sogenannten Druckplattenbelichter, der die Druckplatten herstellt.

Die digitalen BuB-Angebote

Das gedruckte Magazin ist für BuB immer noch ein wich-tiger Standpfeiler. Ergänzt wird es mittlerweile durch eine Fülle digitaler Angebote. Bereits seit kurz vor der Jahrtau-sendwende gibt es die Webseite www.b-u-b.de. Mit den Jahren wurde der Internetauftritt immer weiter aufgewer-tet, von der einfachen Informationsseite mit grundlegen-den Informationen zur Zeitschrift zum Nachrichtenportal mit tagesaktuellen Meldungen. Heute verzeichnet b-u-b.de rund 500 000 Seitenzugriffe monatlich. Seit 2016 gibt es zudem die BuB-App für Smartphones und Tablet-PCs. Die App basiert auf der gedruckten Ausgabe, ist aber zusätz-lich angereichert mit Videos, Fotogalerien und Internet-links. Neuestes Mitglied der BuB-Medienfamilie ist der Twitteraccount @bub_magazin. Dieser wurde pünktlich zum Bibliothekartag 2018 in Berlin gestartet und erreicht mittlerweile etwa 340 Menschen. hei

Bis die BuB-Druckbögen erstellt sind, müssen die Mitarbeiter in der Druckerei zahlreiche Arbeitsschritte erledigen.

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Liebe BIB-Mitglieder,

bleiben Sie umfangreich und hintergründig informiert! Jetzt schnell die BuB-App downloaden, Ausgaben freischalten und unsere Fachzeitschrift endlich multimedial mit vielen Zusatzfeatures erleben!

1. App downloaden: QR-Code scannen und die kostenfreie App installieren

2. Die gewünschte BuB-Ausgaben im Kiosk laden: Einfach auf das Cover tippen und schon stehen die ersten Seiten zum Probelesen bereit.

3. Vollständige Ausgabe freischalten. Klicken Sie nun auf »Ausgabe kaufen« und anschließend auf »Freischalt- code«. Geben Sie hier Ihre BIB-Mitgliedsnummer ein und klicken Sie auf »Absenden«.

4. Immer informiert bleiben. Ab dem kommenden Heft werden Sie über eine Push-Mitteilung informiert, wenn die neue Ausgabe im Kiosk zur Verfügung steht.

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Die vier Druckwerke der Druckmaschine: Drucker Timo Böhn füllt die Farbe für den Vierfarbdruck nach.

Für den Druck der Zeitschrift verwendet BuB Papier, das mit dem Label des Forest Stewardship Council (FSC) zerti-fiziert ist. Das stellt sicher, dass alle Bäume, die für die Pro-duktion von BuB gefällt werden mussten, auch wieder ange-pflanzt werden. »Dadurch haben wir die Sicherheit, dass kein Raubbau betrieben wird«, sagt der für BuB zuständige Berater Norbert Maier. Ein von FSC bestellter Kontrolleur kontrolliert stichprobenartig, ob alle Vorgaben eingehalten werden. Ne-ben einer ausführlichen Dokumentationspflicht bedeutet das für die Druckerei vor allem, dass nicht weniger FSC-Papier be-stellt werden darf, als für den Druck benötigt wird. Dadurch soll verhindert werden, dass illegal nicht zertifiziertes Papier beigemischt wird.

Für die Bindung und den Schnitt geht BuB dann auf Reisen. Bechtel Druck hat diese Posten nach außen vergeben, obwohl man, sagt Maier, möglichst viele Arbeiten im Haus selbst macht. Der Versand und die Abonnentenbetreuung wird schließlich von der Firma »Winkhardt + Spinder« in Stuttgart organisiert.

Etwa sechs Wochen sind vergangen, seit die BuB-Redak-teure die ersten Buchstaben auf die noch weißen Seiten getippt haben. Seither wurden Beiträge redigiert, Fotos eingefügt, die nächsten Hefte bereits vorbereitet und die Ausgabe in der BuB-App veröffentlicht, ehe die mehr als 7 000 Leser das neueste BuB in der Hand halten. Die Redaktion arbeitet zu diesem Zeit-punkt aber schon längst wieder an der nächsten Ausgabe.

Steffen Heizereder, BuB-Redakteur

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Im Mittelpunkt steht der Leser 70 Jahre BuB / Jubiläum in schwierigen Zeiten für Medien und Pressefreiheit

70 Jahre BuB – das ist eine beeindruckende Zeitspanne. Wohl kaum jemand hätte im November 1948 gedacht, als die erste Ausgabe von BuB (damals noch die Abkürzung für »Bücherei und Bildung«) in einer Auflage von 1 500 Exemplaren erschien, dass es die Fachzeitschrift auch nach sieben Jahrzehnten noch geben wird. Diese Erfolgs-geschichte ist in erster Linie das Verdienst von engagier-ten Herausgebern, Autoren und Redakteuren – nicht zu-letzt aber auch von Tausenden interessierten Lesern, die BuB nach wie vor die Treue halten und auf die Expertise der Fachzeitschrift im Bibliotheksbereich vertrauen.

BuB bildet seit 70 Jahren umfassend die bibliothekarische Fachdiskussion im In- und Ausland ab und bestimmt sie mit eigenen Beiträgen mit. Über diese lange Zeit hat die Fach-zeitschrift ihre inhaltliche Qualität bewahrt und dabei Ti-tel und Layout behutsam an die sich verändernden Lesege-wohnheiten angepasst. Ruhe und Verlässlichkeit, die BuB nach außen ausstrahlt, waren im Inneren nicht zwangsläu-fig gegeben: Der Einbruch des Anzeigenmarktes oder Aus-einandersetzungen um die Unabhängigkeit der Redaktion und die Kompetenzverteilung zwischen Herausgebern, Re-daktion und dem die Zeitschrift tragenden Verein sorgten immer wieder für Turbulenzen. Doch aus jeder Krise ging BuB gestärkt hervor und entwickelte sich so im Laufe der Zeit zur auflagenstärksten spartenübergreifenden bibliothekari-schen Fachzeitschrift im deutschsprachigen Raum.

Dabei ist BuB inzwischen weit mehr als ein gedrucktes Magazin und auch im elektronischen Bereich gut aufge-stellt. Der Online-Auftritt unter www.b-u-b.de verzeichnet im Durchschnitt mehr als 500 unterschiedliche Besucher pro Tag. Die BuB-App, die seit Juli 2016 auf dem Markt ist und zusätzliche Informationen in Form von Videos, Foto-Gale-rien und interaktiven Grafiken bietet, hat bereits über 1 000 Nutzer. Rechtzeitig zur diesjährigen Jubiläumsfeier beim Bibliothekartag in Berlin ist BuB zudem mit einem eigenen Twitter-Kanal an den Start gegangen.

Angriffe auf die Meinungsfreiheit

BuB steht damit auch im hohen Alter von 70 Jahren gut da. Sorgen bereitet heute vielmehr das gesellschaftspolitische Umfeld: Presse und Journalismus sind bedroht wie nie zuvor in der langen Erscheinungszeit von BuB – auch das hätten die Gründungsväter im Jahr 1948 wohl nicht gedacht. Die Einschränkung der Pressefreiheit, die in der Vergangenheit

gerne als weit oder weiter entferntes Phänomen – Nordkorea oder Iran – ge-sehen wurde, breitet sich mittlerweile in Europa aus. Hier hat die Presse-freiheit nach Erkenntnis-sen von »Reporter ohne Grenzen« in diesem Jahr die stärksten Rückschläge erlitten: Ungarn, Serbien, Tschechien – auf Malta, in der Slowakei und in Bul-garien wurden gar Jour-nalisten ermordet.

Europäische Regie-rungschefs und der aktu-elle US-Präsident schmä-hen Journalisten und ver-suchen sie auf Linie zu bringen. Auch in Deutschland ist der Journalismus populistischen Angriffen ausgesetzt. Mit Vorwürfen von Fake-News und Lügenpresse wird unabhän-gige Berichterstattung sabotiert und die Meinungsfreiheit behindert.

Dass durch solche Methoden ein zentraler demokrati-scher Grundwert ins Wanken geraten könnte, scheint vielen Menschen kaum bewusst zu sein.

Auch die Sozialen Medien tragen ihren Teil dazu bei. In-zwischen gibt es nicht mehr die eine Öffentlichkeit, sondern viele abgeschottete Plattformen, in denen selten kontrovers diskutiert wird. Viele User bewegen sich in einer Filterblase und wollen in ihrem Medium vor allem ihre eigene Meinung bestätigt wissen.

Die Aufgaben werden für BuB nach 70 Jahren also kei-neswegs einfacher. Der sanfte Druck einzelner Interessen-gruppen, unbequeme Meinungen in der Berichterstattung zu ignorieren, ist spürbar – auch in einer Branche, die sich Informations- und Meinungsfreiheit ganz groß auf ihre Fahnen geschrieben hat. Doch Redaktion und Herausge-ber werden sich hier nicht beirren lassen und auch künftig das gesamte Meinungsspektrum in BuB abbilden. Im Mit-telpunkt steht das Informationsinteresse der Leser. Nur mit diesem Selbstverständnis hat es BuB geschafft, 70 Jahre glaubwürdig zu bleiben – und das wird auch in Zukunft oberste Maxime sein.

Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur

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Bernd Schleh ist seit 2003 BuB-Redakteur und leitet die Fachzeitschrift seit 2007.

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»Was bedeutet BuB für Sie und Ihre Arbeit?«

Was wäre das Bibliothekswesen ohne diese lebendige, bunte, diskutierfreudige, aktuelle, themensetzende, klug heraus-gegebene, vernünftig redigierte, sich Auseinandersetzun-gen stellende, zahlreiche Aspekte abdeckende, legendäre Fachzeitschrift? Dass es ebenso eine Verbandszeitschrift ist, ist nicht von Nachteil, sondern bringt die Entwicklungen noch näher an die Kolleg/innen heran. Klaus-Peter Böttger, Stadtbibliothek Essen

BuB bedeutet für mich als Leserin einen seit meinem Studium vertrauten und unverzicht-baren monatlichen Einblick in die Entwicklun-gen meines Berufsfelds. Ich bin 1983 in den BIB eingetreten, nicht zuletzt um BuB regel-mäßig im Briefkasten zu finden. BuB bedeutet für mich die Möglichkeit der Mitgestaltung der Fachkommunikation über Jahre hinweg als vom Vorstand des BIB delegierte Herausgebe-rin und jetzt als Beirätin. Prof. Cornelia Vonhof, HdM Stuttgart

Als ich 1999 die Leitung der Stadtbibliothek Duisburg übernommen hatte, schrieb mir Manfred Rothe, von 1978 bis 2006 Redakteur von BuB, er hoffe, damit einen neuen Autor zu gewinnen. Seither habe ich immer wieder die Möglichkeiten genutzt, in einer der besten Bibliothekszeit-schriften Deutschlands entweder eigene Berichte zu schreiben oder die Berichte von Berufskol-legen mit Gewinn zu lesen. Der enorme Wandel, den BuB in den vergangenen Jahrzehnten von der seriösen »Bleiwüste« zum attraktiven Magazin durchlaufen hat, belegt die Qualität des Moderni-sierungsprozesses im gesamten Bibliothekswesen. Dazu beglückwünsche ich alle Mitwirkenden und wünsche BuB weiterhin den positiven Zuspruch, den unser Flaggschiff verdient. Dr. Jan-Pieter Barbian, Stadtbibliothek Duisburg

Stand BuB in der Vergangenheit eher für Belehrung und Bekehrung, beziehungsweise Bibliophilie und Brauchtum? Steht die Gegenwart besonders für Budgetkürzungen und Bettelstab, Bejammern und Beklagen? Bringt die Zukunft etwa Bewegung und Bereicherung oder aber Blabla und Boulevard- isierung? Wie auch immer: BuB ist für mich ein beachtenswertes, beinahe berufsrevolutionäres Bulletin für kleine Bibliothekare und große Biblio-thekarinnen! Jean-Marie Reding, Nationalbibliothek Luxemburg

BuB begleitet mich seit 30 Jahren im Be-rufsalltag, liefert Ideen, Tipps und Hintergrund-wissen. Auch als Autorin fühlte ich mich immer gut aufgehoben. Vergleichbar gute Fachzeit-schriften sind mir bisher im Ausland kaum begegnet. Zumal BuB nicht nur inhaltlich gut ist, sondern ein schönes und klares Layout hat. Man liest BuB deshalb auch gern zum Kaffee auf dem Sofa zuhause. Christel Mahnke, Goethe-Institut Athen

BuB ist mir seit 15 Jahren, seit ich in der Bibliothek des Goethe-Insti-tuts Kairo bin, bekannt. Damals habe ich gezielt Artikel gelesen, wenn ich mehr Infos über ein bestimmtes Thema wissen wollte. Vor knapp zwei Jahren bin ich zur Bibliotheksleitung befördert worden, und seit-her ist die Zeitschrift für mich eine Art Kompass in die dynamische Bibliotheks- und Informationslandschaft. Abier Megahed, Goethe-Institut Kairo

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SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

Eva Ramminger ist neue BuB-Redaktionsbeirätin

Ich freue mich sehr, mich bei Ihnen als neues Mitglied des BuB-Re-daktionsbeirats vorstellen zu dürfen. Vor über 30 Jahren habe ich meine Bibliothekslaufbahn an der Universitätsbibliothek Inns-bruck in Österreich begonnen. Meine Ausbildung zur wissenschaft-lichen Bibliothekarin verlief damals noch als Verwaltungsausbil-dung, parallel dazu konnte ich ein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck abschließen. 2003 wechselte ich als Be-reichsleiterin an die ETH-Bibliothek in Zürich, 2010 übernahm ich die Leitung der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Wien. 2016 ergab sich dann die Möglichkeit, nach Innsbruck zu-rückzukehren und die Leitung der nunmehr zur Universitäts- und Landesbibliothek Tirol gewachsenen Institution zu übernehmen.

Eva Ramminger, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

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Analog zu andernorts laufenden Entwicklungen im Informations- und Medienbereich nähern sich auch die verschiedenen Bibliothekswelten (wissenschaftlich oder öffentlich) immer mehr an. Dabei ist es für die hier tätigen Berufsfelder von großem Vorteil, auf ein spartenüber-greifendes, zentrales Informationsmedium zurückgreifen zu können, wenn es darum geht, umfassende, gut recherchierte und auch praxis-orientierte Berichte aus dem Bibliothekswesen zu erhalten. Gerade aus österreichischer Sicht ist es hilfreich, Referenzentwicklungen auch außerhalb des jeweiligen Aktionsrahmens kennenzulernen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Eva Ramminger, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Als bei einem meiner ersten Vorträge ein Redakteur von BuB im Publi-kum saß dachte ich »Oh Gott! Jetzt berichtet BuB über meinen Vortrag! Bloß nicht hängen bleiben!« Und als ich die Ausgabe mit meinem ersten abgedruckten Artikel in der Hand hielt: Aufregung und Spannung pur. Ich wünsche BuB, dass es auch weiterhin aufregend und spannend bleibt und seine Leser immer wieder mit unerwarteten Blickwinkeln auf interessante Themen überrascht. Sabine Stummeyer, TIB Hannover

Für mich war BuB immer ein Pool an Infos zu Neuig-keiten der Bibliotheksszene. Auch zur Ideenanregung, wenn man im Gastland doch weit weg von allem ist, aber doch dazugehören möchte. Das eine oder andere schaut man sich dann schon gern ab und setzt es wenn möglich in der Bibliothek vor Ort um. Barbara Daber, Goethe-Institut Kairo

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Christoph Ackermann

BIB-OPUS – das große deutsche Fachrepositorium für Bibliotheks- und Infomationsspezialisten Der Publikationsserver erschließt auch die Artikel der Fachzeitschrift BuB / Metadaten der Ausgaben ab 1981 verfügbar – Volltexte folgen

Als der Online-Publikationsserver des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) 2005 den Betrieb aufnahm und anfangs mehrheitlich Vortragsfolien präsentierte, mag sich manch einer gedacht haben, dass hier mit Kano-nen auf Spatzen geschossen wird. Hätte es nicht eine Link- sammlung getan? Die hatten seinerzeit noch Konjunktur. Der BIB-Vorstand hat sich für ein Repositorium entschie-den, wie es an den Hochschulbibliotheken mehrheitlich für die Veröffentlichung von Dissertationen eingesetzt wurde. Der Anlass für die Gründung des BIB-Repositoriums: Hier sollten die Beiträge zu den Deutschen Bibliothekartagen schneller und vollständiger veröffentlicht werden, als es mit den gedruckten Kongressbänden möglich war. Im Ver-gleich zu Linksammlungen von Vortragsfolien, die es schon gab, sollten die Texte auch leichter gefunden, besser durch-sucht, professioneller präsentiert und dauerhaft archiviert werden können.

Der Vorstand des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bi-bliothekare (VDB), Mitveranstalter bei den Bibliothekartagen,

stimmte dem BIB-Vorhaben zu. Die Kongressbände im Verlag Klostermann sollten aber weiter erscheinen. Die Texte der Vor-tragenden, deren Aufsätze nicht im Tagungsband veröffent-licht werden, durften zeitnah auf dem Server eingestellt wer-den. Wie bei den Hochschul-Dissertationen luden die Vortra-genden anfangs ihre Beiträge selbst auf den Server hoch und diese wurden von der BIB-OPUS-Redaktion freigeschaltet.

Bei den Bibliothekartagen präsent

Anstelle der ausformulierten Aufsätze setzten sich aber schnell überarbeitete Vortragsfolien durch, um welche die Redaktion ebenfalls warb. Dass bereits während der Tagung Materialien der Referentinnen und Referenten zum Download zur Verfü-gung standen – egal, ob nun ein Jahr später ein Aufsatz in ei-nem Tagungsband erscheinen würde oder nicht – war die wich-tige Neuerung. Genau zu diesem Zeitpunkt im Jahr ist das In-teresse an den Vorträgen natürlich auch am größten, wie die Download-Statistik zeigt (siehe Abbildung 1).

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Nov15

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Mrz16

Mai16

Jul16

Sep16

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Mrz17

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Jul17

Sep17

Nov17

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Mrz18

Mai18

Jul18

Monatliche Anzahl der Volltext-Downloads (Mai 2015 - August 2018)

Abbildung 1: Download-Statistik der Volltexte

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633BuB 70 11/2018

Im ersten Jahr, zum Düssel-dorfer Bibliothekartag 2005, konnten 96 Volltexte bereitgestellt werden, davon weniger als ein Drittel Aufsätze, der Rest Vor-tragsfolien. Der Anteil der aus-formulierten Texte sank im Ver-lauf der Jahre stetig, besonders als der VDB im Jahr 2014 mit der Zeitschrift o-bib ein eigenes On-line-Angebot für die Veröffentli-chung von Aufsätzen auf der Ba-sis von Bibliothekartagsvorträgen schuf. Die Vollständigkeit der Vor-tragsfolien stieg dagegen Jahr für Jahr. Ab 2011 wurden daneben auch Poster aus den Posteraus-stellungen der Bibliothekartage veröffentlicht. Seit 2015 werden die Metadaten und Abstracts der meisten Vorträge schon im Vor-feld der jeweiligen Tagung über eine XML-Schnittstelle in OPUS importiert.

Die OPUS-Redaktion ist je-weils in der Medienannahme der Bibliothekartage präsent, um al-len Vortragenden ein Formular in die Hand zu drücken, mit dem der sofortigen Veröffentlichung der bei der Tagung präsentierten Inhalte zugestimmt werden kann – oder der Publikation einer überarbeiteten Versionen nach dem Bibliothekartag. Das Ergebnis: Die Materialien sind noch schneller und vollständiger online. So stehen nach dem Ber-liner Bibliothekartag 2018 auf BIB-OPUS bislang (Stand 1. Sep-tember2018) 299 Vortragsfolien, 22 Poster, 9 Aufsätze, 3 Filme und 160 Abstracts ohne Volltext zur Verfügung.

Seit 2015 nutzt auch die Vereinigung österreichischer Bib-liothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) den Publikationsser-ver. Die Beiträge zu den Österreichischen Bibliothekartagen werden hier veröffentlicht. Redaktionelle Arbeiten überneh-men die Kolleginnen und Kollegen aus Österreich selbst und haben dafür eigene Administrationskennungen.

Daneben wird BIB-OPUS für Veröffentlichungen des Berufs-verbandes und sonstige fachlich relevante Gastbeiträge genutzt.

Übersichtlicher Themenüberblick

Alle diese Veröffentlichungen sind 20 Fachgruppen zugeord-net, den »BIB-OPUS-Themen« (siehe Tabelle 1). So finden zum Beispiel die Katalogisierer, die Kolleginnen und Kollegen aus Kinderbibliotheken oder Interessierte am Thema »Digitalisie-rung« leichter die für sie interessanten Beiträge und können sich auch über News-Feeds am Laufenden halten.

Als Plattform wird ein OPUS-4-System genutzt. Die Open-Source-Software wird vom Kooperativen Bibliotheks-verbund Berlin-Brandenburg gehostet (KOBV). Das OPUS-Team des KOBV kümmert sich unter anderem um Updates, unterstützt bei Daten-Importen und hat Entwicklungskapazi-täten – auch Change Requests des BIB konnten schon berück-sichtigt werden. Die Profis aus Berlin sind für das ehrenamtli-che Redaktionsteam des Berufsverbands eine unentbehrliche Unterstützung.

Über die OPUS-Suchfunktion werden nicht nur die Me-tadaten der Beiträge durchsucht, sondern auch die gesam-ten Volltexte. Gefunden werden die einzelnen Beiträge aber nicht nur über die OPUS-Suche oder über Google. Die OAI-Schnittstelle von OPUS sorgt für die Weitergabe der Metadaten an Kataloge und an wissenschaftliche Suchmaschinen.

Diese Vorteile sollten nun auch genutzt werden, um die Bei-träge aus der vom BIB herausgegebenen Fachzeitschrift BuB besser zu erschließen und besser sichtbar zu machen. Im Juni 2018 konnten die Metadaten sämtlicher Aufsätze, die in der Zeitschrift zwischen 1981 und 2017 erschienen sind, in BIB-OPUS importiert werden. Grundlage dafür waren die Daten aus den BuB-Jahresregistern, die auch mit Schlagwörtern er-schlossen sind.

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

12097

2324

478 319

81 36

26

43

17

10

96

Dokumenttypen in BIB-OPUS (Stand 9/2018)

Zeitschriftenaufsatz Konferenz: Vortragsfolien

Konferenz: Abstract Konferenz: Aufsatz

Konferenz: Poster Bericht

Wissenschaftlicher Artikel Sonstiges

Konferenz: Videoaufzeichnung Zeitschriftenheft

Abbildung 2: Inhalte in BIB-OPUS nach unterschiedlichen Dokumenttypen

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634

Seitdem werden die Volltexte der Aufsätze an die Daten-sätze angehängt. Abgeschlossen ist dies bisher für die Jahr-gänge 2016 und 2017. Da die Bildrechte für eine Online-Ver-öffentlichung erst für die Hefte ab dem Jahrgang 2015 gesi-chert vorliegen, werden ältere Beiträge ohne Abbildungen online gestellt. Neben dem manuellen Upload tausender Artikel-pdfs muss die ehrenamtliche Redaktion in nächster Zeit weitere aufwendige Nacharbeiten bewältigen: Die bis-her jahrgangsweise präsentierten Aufsätze müssen noch ein-zelnen Heften, Rubriken und den OPUS-Fachgruppen zuge-wiesen werden. Mittelfristig sollen auch die Artikel der neu erscheinenden BuB-Hefte zeitnah auf dem OPUS-Server ver-zeichnet werden. Die Volltexte folgen dann mit einer Verzöge-rung von drei Monaten.

Mit rund 15 500 Datensätzen vielfältiger Dokumenttypen (siehe Abbildung 2) ist BIB-OPUS inzwischen eines der großen deutschen Open-Access-Fachrepositorien. In genau diese Rich-tung soll die Entwicklung des Dienstes auch weiter gehen. Es werden weitere Kooperationspartner gesucht, die fachlich re-levante Metadaten oder Volltexte beisteuern, sodass Informati-onsspezialisten hier an einer einzigen Stelle – ohne Metasuch-maschinen und ohne Sprünge über verschiedene Plattformen – Antworten auf ihre Fragen finden. Denn Recherchekompe-tenz haben sie zwar, aber selbst Bibliothekarinnen und Biblio-thekare lieben einfache Services.

SCHWERPUNKT 70 JAHRE BUB

Christoph Ackermann ist stellvertre-tender Leiter der Abteilung für Be-nutzungsdienste, Dokumentlieferung und Digitalisierung an der UB Erlan-gen-Nürnberg. Beim BIB ist er in der Web-Kommission aktiv. Im Jahr 2004 hat er als Mitglied des BIB-Bundes-vorstandes die Einführung von BIB-OPUS initiiert und ko-ordiniert seitdem die Redaktion.

Die BIB-OPUS-Redaktion

Während an Hochschulbibliotheken zum Teil mehrere Voll-zeitstellen für den Betrieb eines Open-Access-Reposito-riums vorgesehen sind, müssen die Arbeiten beim BIB eh-renamtlich organisiert werden. Die BIB-OPUS-Redaktion: Christoph Ackermann (UB Erlangen), Alexander Horn (UB Bayreuth), Petra Kunze (ULB Jena), Maike Ohde (Studie-rende an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in München), Dr. Jürgen Plieninger (UB Tübingen). Zugeord-net ist das Team der BIB-Web-Kommission.

Tabelle 1: Die BIB-OPUS-Themen mit Anzahl der verknüpften Dokumente.

A Ausbildung, Fortbildung, Beruf, Berufsethik 294

B Erwerbung, Lizenzen 274

C Erschließung, Linked Open Data, RDA () 523

D D1. Bibliothekarische Dienstleistungen, Bibliotheks-Benutzung / D2. Makerspaces 330

E Vermittlung von Informationskompetenz, Teaching Libraries, E-Tutorials 176

F Elektronische Publikationen, elektronisches Publizieren, Forschungsdaten, Open Access 523

G G1. Bibliotheksmanagementsystem, OPAC / G2. Discovery-Services, Portale, virtuelle Bibliotheken 254

H Digitalisierung, Langzeitarchivierung 232

I Interkulturelle Bibliotheksarbeit, Diversity 116

J Kultur-, Veranstaltungs-, Programm- und Öffentlichkeitsarbeit 77

K Leseförderung, Bildungspartner Bibliothek, Schulbibliotheken, Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit 160

L Management, betriebliche Steuerung 341

M Recht, Politik, Lobbyarbeit 146

N Bibliotheksbau und -einrichtung 138

O Öffentliche Bibliotheken 137

P Historische Sammlungen, Provenienzforschung und Bestandserhaltung 108

Q Sonstige Bibliothekstypen und Sammlungen 133

R Sonstiges 104

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1. Das neue Datenschutzrecht und die Bibliotheken / Claudia Federrath (2018) 195

2. Die Bibliothek als Ort der Integration / Hannelore Vogt (2010) 191

3. Maschinelle Indexierung am Beispiel der DNB – Analyse und Entwicklungsmöglichkeiten / Heidrun Wiesenmüller (2018) 180

4. RFID in Bibliotheken – eine Einführung / Stefan Niesner (2006) 173

5. Workshop »Bibliothekssoftware und Erwerbung« / Katrin Pieschel (2005) 165

6. Bücher-Kindergärten – Bücher sind Freunde / Rolf Stindl (2012) 164

7. Recherchekompetenz für alle! Video-Tutorials als Selbstlernelemente / Meike Weinreich, Sabine Lange-Mauriège, Sarah Herhausen (2018) 152

8. Lernraumkonzept für das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) / Anne Linsler, Michael Mönnich (2013) 147

9. Boah ist das langweilig! – Aktivierende Methoden für IK-Veranstaltungen / Tamara Pianos, Christine Burblies, Nicole Krüger (2018) 144

10. Bestandserhaltung in Bibliotheken im Spannungsfeld von Bewahren, Nutzungserwartung und Wirtschaftlichkeitsaspekten / Gerd Brinkhus (2005) 139

Tabelle 2: Welche Veröffentlichungen sind wirklich gefragt? Die Top Ten der BIB-OPUS-Veröffentlichungen nach Anzahl der Volltext-Downloads im Juni 2018.

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Ines Drefs, Monika Linne, Klaus Tochtermann

FAIRe Forschung Wie Wissenschaftliche Bibliotheken den Herausforderungen von Open Science begegnen

Wissenschaftliche Untersuchungen basieren auf der Ge-nerierung und Verwendung von Forschungsdaten. Durch eine zunehmende Digitalisierung sind diese Daten einem grundlegenden Wandel unterworfen (vgl. ZPID 2013: 1). So wächst der Anteil digitaler Forschungsdaten stetig und es existiert ein berechtigtes gesellschaftliches Interesse da-ran, diese Daten dauerhaft zu erhalten und – falls aus da-tenschutzrechtlichen Gründen möglich – für weitere For-schung oder Replikationsstudien zugänglich zu machen. Dies ist das übergreifende Ziel von professionellem For-schungsdatenmanagement, welches seit einigen Jahren immer stärker in den Fokus wissenschaftlicher Disziplinen rückt. Nicht zuletzt kommt dem Management digitaler For-schungsdaten aufgrund eines forschungspolitischen Para-digmenwechsels von einer geschlossenen hin zu einer offe-nen Wissenschaft (Open Science) eine gesteigerte Bedeu-tung zu (vgl. Jasny et al. 2011: 1225).

Gründe für Open Science und die Bereitstellung von For-schungsdaten (Data Sharing) gibt es eine ganze Reihe. Hierbei handelt es sich beispielsweise um stichhaltige wirtschaftliche Argumente. So kann Forschung, die auf bereits bestehenden Daten aufsetzt, ohne kostenintensive Erhebungen durchge-führt werden. Ein weiterer Grund für Data Sharing ist eine sogenannte Umfragemüdigkeit1 innerhalb der Bevölkerung, die zu niedrigen Ausschöpfungsquoten führt, wodurch Erhe-bungsergebnisse angreifbar werden (Schnell, Hill, Esser 2013: 308f.). Darüber hinaus eröffnet ein systematisches Forschungs-datenmanagement und Data Sharing Nachwuchsforschenden die Möglichkeit, eigene Untersuchungen kostengünstig durch-zuführen. Dadurch profitieren sowohl die Nachwuchsforschen-den selbst als auch die Wissenschaften insgesamt. Im besten Falle gewinnt die ganze Gesellschaft, da Antworten auf aktu-elle gesellschaftliche Probleme gefunden werden können, in-dem Daten aus unterschiedlichen Quellen in Metaanalysen zu-sammengeführt werden, um diese anhand neuer Fragestellun-gen zu untersuchen. Zusammengefasst hat Open Science das Potenzial, die Innovationsleistung der Wissenschaften interdis-ziplinär zu erhöhen.

Insbesondere im Hinblick auf die aktuelle »Fake Science«- Debatte wird die Relevanz und Notwendigkeit des Data

Sharings und einer Open Science-Praxis deutlich. In dem Mo-ment nämlich, in dem nicht nur Erhebungsergebnisse alleine, sondern auch die zugrundeliegenden Forschungsdaten (und im Idealfall auch Softwarecode, der für die Datenanalyse ver-wendet wurde) veröffentlicht werden, können Forschungser-gebnisse repliziert und überprüft werden. Die Diskussion über Publikationen in fragwürdigen Journalen ohne Peer-Review verliert dadurch insofern an Brisanz, als dass die Aussagen in solchen Veröffentlichungen durch eine begleitende Daten-veröffentlichung überprüfbar sind. Alle Autoren und Autorin-nen sind somit in der Eigenverantwortung, ihre Forschungs-ergebnisse durch einen Datennachweis unabhängig vom Ver-öffentlichungsmedium zu untermauern und für Re-Analysen zur Verfügung zu stellen. Erst durch eine solche praktische An-wendung von Open Science werden Forschungsergebnisse zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, »denn Wissenschaft bedeu-tet, dass Ergebnisse nachprüfbar sind« (Huschka et al. 2011: 37). Eine sich aus dieser Transparenz ergebende Konsequenz ist, dass Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft dauerhaft erhalten werden kann.

Das Problem »Fake Science«

Nun könnte davon ausgegangen werden, dass das Problem von »Fake Science« an dieser Stelle gelöst sei. Wenn Forschende in Journalen ohne Peer Review publizieren und die Erhebungs-daten ihrer Untersuchungsergebnisse nachweisen beziehungs-weise parallel mit den darauf aufbauenden Publikationen ver-öffentlichen, sichern sie ihre Forschung ab und entkräften potenzielle Vorwürfe. Eine zu diesem Zwecke erforderliche Sensibilisierung und praktische Erfahrung der Forschenden hinsichtlich eines professionellen Forschungsdatenmanage-ments ist allerdings noch nicht ausreichend vorhanden und notwendige beziehungsweise niedrigschwellige Forschungs-dateninfrastrukturen befinden sich größtenteils noch im Auf-bau. Dem gegenüber steht die Anforderung der Forschungsför-derer nach einer Langzeitarchivierung und der Nachnutzung von Forschungsdaten. So formulieren nationale als auch inter-nationale Wissenschaftsorganisationen Empfehlungen für die Archivierung von Forschungsdaten, wie beispielsweise in den DFG-Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten (Deutsche Forschungsgemeinschaft 2015: 1).

Um die Anforderungen der Forschungsförderer zu erfüllen und Daten zur Nachnutzung verfügbar zu machen, müssen zu-nächst einige Bedingungen erfüllt sein. Häufig wird hier auf die

1 Innerhalb der letzten Jahre ist unabhängig vom Untersuchungsge-genstand ein Rückgang hinsichtlich der Teilnahmebereitschaft an wissenschaftlichen Umfragen zu beobachten (Schnell, Hill, Esser 2013: 308f.).

LESESAAL WISSENSCHAFLTICHE BIBLIOTHEK

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637BuB 70 11/2018

sogenannten FAIR-Prinzipien (Wilkinson et al. 2016) verwie-sen, die besagen, dass Forschungsobjekte und ihre Metadaten auffindbar (findable), zugänglich (accessible), interoperabel (interoperable) und wiederverwendbar (re-usable) sein sollen.

Die Auffindbarkeit von Forschungsobjekten setzt vor allem voraus, dass diese mit Metadaten versehen sind, die von Com-putersystemen ausgelesen werden können. Dies kann zum Bei-spiel realisiert werden, indem jedem Forschungsobjekt ein per-sistenter Identifikator (PID) zugewiesen wird. Um den Zugang zu Forschungsobjekten langfristig zu gewährleisten, ist es not-wendig, diese so zu archivieren, dass sie (oder zumindest die dazugehörigen Metadaten) mittels standardisierter Kommuni-kationsprotokolle abgerufen werden können.

Um sicherzustellen, dass Forschungsobjekte in zukünftigen Forschungsvorhaben wiederver-wendet werden können, sollten ihre Metadaten eine ausführliche und detaillierte Beschreibung des Untersuchungszusammenhangs liefern.

Unter welchen Bedingungen Forschungsobjekte dann zugäng-lich sind, sollte von den Forschenden anhand standardisierter Lizenzverträge eindeutig beschrieben werden. Damit Daten in-teroperabel, also zum Beispiel mit anderen Forschungsobjekten kombinierbar sind, müssen Computersysteme erfassen können, ob diese inhaltlich mit anderen Daten vergleichbar sind. Hier-für ist es besonders vorteilhaft, wenn die entsprechenden Meta-daten auf kontrollierten Vokabularen, Klassifikationen, Ontolo-gien oder Thesauri basieren, die ihrerseits den FAIR-Prinzipien unterliegen. Um sicherzustellen, dass Forschungsobjekte in zu-künftigen Forschungsvorhaben wiederverwendet werden kön-nen, sollten ihre Metadaten eine ausführliche und detaillierte Beschreibung des Untersuchungszusammenhangs liefern. Auf diese Weise können Forschende, die Forschungsobjekte nach-nutzen möchten, besser einschätzen, ob diese tatsächlich für ihr Forschungsvorhaben geeignet sind.

Die FAIR-Prinzipien als wichtige Grundsätze

Auch auf wissenschaftspolitischer Ebene ist »FAIRes« For-schungsdatenmanagement inzwischen anerkannt. In Deutsch-land laufen derzeit Planungen für eine Nationale Forschungs-dateninfrastruktur (NFDI). Der Rat für Informationsinfra-strukturen (RfII) bewertet die FAIR-Prinzipien hierbei als »eine sinnvolle Richtschnur« (RfII 2016: 38) bei der Evalu-ierung von Infrastrukturprojekten, die Teil der NFDI werden sollen. Auf europäischer Ebene hat Wissenschaftskommissar Carlos Moedas bis 2020 die Umsetzung einer »European Open Science Cloud« (EOSC) angekündigt. Auch hierbei gelten die FAIR-Prinzipien als wichtige Grundsätze (vgl. EOSC Declara-tion 2016). Auf globaler Ebene wäre letztlich sogar ein umfas-sendes »Internet of FAIR Data and Services« (Ayris et al. 2016: 12) denkbar. Aber wie können sich Akteure aus Forschungsinf-rastruktureinrichtungen und wissenschaftlichen Communities

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an diesen Konstrukten beteiligen, sie voranbringen und mitge-stalten? Eine niederschwellige Möglichkeit dazu bietet die GO FAIR-Initiative.

GO FAIR ist ein interdisziplinäres Netzwerk bestehend aus Personen und Organisationen, die sich in unterschiedlichen Projekten auf der ganzen Welt dafür engagieren, Forschungs-objekte auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederver-wendbar zu machen. Innerhalb der GO FAIR-Initiative organi-sieren sie sich in sogenannten »Implementierungsnetzwerken« und fokussieren sich thematisch jeweils auf eine von drei Säu-len. Die Säule »GO BUILD« versammelt Implementierungsnetz-werke, die sich auf das Entwickeln von Technologien zur Um-setzung der FAIR-Prinzipien konzentrieren. In der Säule »GO TRAIN« erarbeiten Implementierungsnetzwerke hauptsächlich Aus- und Weiterbildungskonzepte für »FAIRes« Forschungsda-tenmanagement. Der Säule »GO CHANGE« gehören Implemen-tierungsnetzwerke an, die sich für einen Kulturwandel hin zu einer offenen Wissenschaft mit besonderem Fokus auf dem Tei-len von Forschungsdaten einsetzen.

In dieser hochdynamischen Entwicklungs- phase besteht eine der größten Herausforde-rungen darin, sicherzustellen, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden wird und stattdessen bereits entwickelte Lösungen breite Anwendung finden.

Durch ihr Mitwirken bei GO FAIR signalisieren die Mitglieder der Implementierungsnetzwerke, dass sie sich zu den FAIR-Prin-zipien bekennen und diese als Leitprinzipien akzeptieren. Un-ter dem Dach von GO FAIR verständigen sie sich auf Standards und stimmen ihre Projekte aufeinander ab. Das geschieht »bottom-up« und in größtmöglicher Offenheit gegenüber neuen Akteuren. Schließlich herrscht im Bereich Forschungsdaten-management bereits einiges an Bewegung, sei es in studenti-schen Fachschaften, an universitären Forschungsdatenzentren und Bibliotheken oder in regionalen Forschungsverbünden.

In dieser hochdynamischen Entwicklungsphase besteht eine der größten Herausforderungen darin, sicherzustellen, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden wird und statt-dessen bereits entwickelte Lösungen breite Anwendung fin-den. Um dies zu gewährleisten steht den Implementierungs-netzwerken der GO FAIR-Initiative ein internationales Koordi-nations- und Unterstützungsbüro an den Standorten Hamburg (Deutschland), Leiden (Niederlande) und Paris (Frankreich) zur Seite.

Am Hamburger Standort ist das Büro an der ZBW – Leib-niz-Informationszentrum Wirtschaft mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung angesiedelt. Die Mitarbeiterinnen des GO FAIR Büros koordinieren und un-terstützen die GO FAIR-Initiative auf vielfältige Weise. Sie spü-ren Synergiepotenziale zwischen bestehenden und zukünftigen GO FAIR-Akteuren auf und bieten auf eigens organisierten Work-shops und Konferenzen Vernetzungsmöglichkeiten. Außerdem

sorgen die Mitarbeiterinnen dafür, dass Standards und Best Practices, die von GO FAIR-Implementierungsnetzwerken ent-wickelt werden, möglichst weite Verbreitung finden, indem sie Projektergebnisse verständlich und zielgruppengerecht aufar-beiten. Dabei behalten sie aktuelle Entwicklungen aus Gremien wie dem RfII, der High Level Expert Group der EOSC oder der Research Data Alliance (RDA) im Blick, sodass deren Empfehlun-gen zeitnah innerhalb der Initiative aufgegriffen werden können.

Das GO FAIR-Büro an der ZBW

Mit der Einrichtung des GO FAIR-Büros an der ZBW trägt hier in Deutschland eine Wissenschaftliche Bibliothek dazu bei, den »FAIRen« Umgang mit Forschungsdaten voranzutreiben. In diesem Kontext kann die ZBW ihre über viele Jahrzehnte aufgebauten Erfahrungen im Metadatenmanagement einbrin-gen. Dies ist insbesondere für die Erfüllung des »F« (findable) aus den FAIR-Prinzipien relevant. Während Bibliotheken schon lange über Discovery-Systeme verfügen, die Metadaten unter-schiedlichster Kataloge föderieren, steht Forschungsdatenma-nagement in diesem Kontext erst an den Anfängen.

Für die Erfüllung des »A« (accessible) nutzen die Discovery- systeme der Bibliotheken heute schon unterschiedlichste Zu-gangswege zu wissenschaftlicher Literatur. So ermöglicht bei-spielsweise das Fachportal EconBiz.eu zahlreiche unterschied-liche Zugänge zu gefundener Literatur, sei es der Zugang über eine Nationallizenz oder ein Open Access Repository. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext die geforderte »machine-readbility« der Metadaten. Diese Anforderung wird von Bibliotheken seit den 60er-Jahren, als das MARC-Format (MAchine Readable Cataloging) entwickelt wurde, in der täg-lichen Praxis gelebt. Heute spielen in diesem Kontext andere, häufig disziplinäre Metadatenschemata sowie die erfolgreiche Etablierung semantischer Technologien (zum Beispiel Linked Library Data, Neubert et al. 2012) in der Bibliothekswelt eine tragende Rolle.

Auch wenn sich das »I«, also Interoperabilität, der FAIR-Prin-zipien überwiegend auf die Interoperabilität der Forschungs-daten (und erst in zweiter Linie auf Metadaten) bezieht, sind Bibliotheken seit vielen Jahren mit Interoperabilität vertraut. Untermauert wird dies durch die intensiven Normierungsbe-strebungen, die hierfür Grundvoraussetzung ist.

Das letzte FAIR-Prinzip, die Reproduzierbarkeit, be-zieht sich ebenfalls auf Forschungsdaten und ist daher in der Analogie der Bibliotheken mit Publikationen gleichzu-setzen. Da die Reproduzierbarkeit der Publikationen nicht zum Aufgabengebiet einer Bibliothek gehört, fällt dieses FAIR-Prinzip (derzeit noch) nicht in den Kompetenzbereich von Bibliotheken.

Wie die Ausführungen deutlich machen, ist Forschungsda-tenmanagement ein Thema, das für Bibliotheken in Zukunft immer wichtiger werden wird. Und alle Bibliotheken bringen aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen gewinnbrin-gende Voraussetzungen mit, um aktiv dieses neue und hoch dynamische Tätigkeitsfeld mitzugestalten.

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639BuB 70 11/2018

Literatur

Ayris, P. et al. (2016): Realising the European open science cloud. European Union. DOI: 10.2777/940154

Deutsche Forschungsgemeinschaft (2015): Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten. http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/antragstellung/forschungsdaten/richtlinien_forschungsdaten.pdf [Zugriff: 21.08.2018]

EOSC Declaration (2017): European Open Science Cloud. New Research and Innovation Opportunities. https://ec.eu-ropa.eu/research/openscience/pdf/eosc_declaration.pdf#-view=fit&pagemode=none [Zugriff: 21.08.2018]

Huschka, Denis; Oellers, Claudia; Ott, Notburga; Wag-ner, Gert G. (2011): Datenmanagement und Data Sharing: Erfahrungen in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. In: Büttner, Stephan; Hobohm, Hans-Christoph; Müller, Lars (Hrsg.): Handbuch Forschungsdatenmanagement. Bad Hon-nef: Bock+Herchen

Jasny, Barbara R.; Chin, Gilbert; Chong, Lisa; Vignieri, Sacha: Again, and Again, and Again... In: Science 6060 (2011)

Neubert J., Tochtermann K.: Linked Library Data: Offering a Backbone for the Semantic Web. In: Lukose D., Ahmad A.R., Suliman A. (eds) Knowledge Technology. KTW 2011. Commu-nications in Computer and Information Science, vol 295. Sprin-ger, Berlin, Heidelberg (2012)

Rat für Informationsinfrastrukturen (2016): Leistung aus

Vielfalt. Empfehlungen zu Strukturen, Prozessen und Finan-zierung des Forschungsdatenmanagements in Deutschland. http://www.rfii.de/?wpdmdl=1998 [Zugriff: 21.08.2018]

Schnell, Rainer; Hill, Paul B.; Esser, Elke (2013): Methoden der empirischen Sozialforschung. 10. überarb. Auflage. Mün-chen: Oldenbourg

Wilkinson, Mark D. et al. (2016): The FAIR Guiding Princi-ples for scientific data management and stewardship, Scientific Data 3, DOI:10.1038/sdata.2016.18

ZPID (2013): Datenmanagement und Data Sharing in der Psychologie. http://www.psychdata.de/downloads/PsychDa-ta-Handbuch_2013.pdf [Zugriff am 21.08.2018]

Prof. Dr. Klaus Tochtermann (Foto: ZBW/Pepe Lange) ist seit 2010 Di-rektor der ZBW in Kiel und Hamburg. Zudem hat er eine Professur für Di-gitale Informationsinfrastrukturen an der Universität Kiel. Er beschäf-tigt sich vor allem mit Fragestellun-gen zur zukünftigen Positionierung von Informationsinfrastrukturen im

Kontext der digitalen Lehre und digitalen Wissenschaft. – Kontakt: [email protected]

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Beate Detlefs, Corinna Haas

»Erwarte das Unerwartete« Eindrücke von der Next Library Conference 2018 in Berlin

Die Next Library Conference Berlin 2018 wollte neue Rollen und Potenziale von Öffentlichen Bibliotheken in der heuti-gen Gesellschaft erkunden. Inwiefern das gelungen ist, un-tersucht der folgende Beitrag. Beate Detlefs berichtet von der vorausgehenden Inspirationstour, Corinna Haas nahm für BuB an der außergewöhnlichen Konferenz teil.

Zur Einstimmung eine Inspirationstour

Bereits vor der Eröffnung der Next Library Conference (NLC) lädt Julka Almquist die TeilnehmerInnen zu einer »Inspira-tion Tour« durch Berlin. Die Designerin aus Minneapolis war an der Entwicklung des Handwerkkastens »Design Thinking for Libraries« beteiligt.1 Am Mittwochmorgen trifft sie sich mit einer Gruppe von KonferenzteilnehmerInnen aus Deutsch-land, Schweden, der Ukraine und den Niederlanden vor der Amerika-Gedenkbibliothek.

Los geht es mit der U-Bahn zur ersten Station, dem Tem-pelhofer Feld am stillgelegten Flughafen, das BerlinerInnen heute für Community Garde-ning und vielfältige Sport- und Freizeitaktivitäten nutzen.2 Dort stellt uns Julka Begriffe vor, anhand derer wir über die besuchten Orte nachdenken werden: Remix, Reinscribe, In-herited Ecology, Transformation und Adaption. Mit den Leitfra-gen – Wie werden wir auf dem Weg in die Zukunft dem his-torischen Erbe gerecht? Wie kann man Innovation mit Be-standsschutz in Einklang brin-gen? Wie kann man Orte mit Geschichte neuen Zwecken zuführen? Wie inspirieren Hin-dernisse neues Design? – be-ginnt diese informative Reise zu kreativen Orten Berlins.

Das Tempelhofer Feld bie-tet vielfältigen Anlass, sich über Altes und Neues, Be-wahrung des geschichtlichen

Gedächtnisses und die Bedeutung von Räumen, die »frei« sind für die Gestaltung und Nutzung durch die BürgerInnen zu un-terhalten. Im Gespräch kommen wir auf einen weiteren wich-tigen Aspekt unserer Tour: Vergänglichkeit im Gegensatz zu Dauerhaftigkeit.

Mit dem Bus geht es dann weiter zu den Prinzessinnengär-ten, einem mobilen Gartengelände auf einer ehemaligen Bra-che in Berlin-Kreuzberg.3 Dort gibt es Lunch unter Bäumen, inmitten von Pflanzen und Stauden zum Verkauf, Kochwork-shops, Regenwurmzucht und Recyclingstationen. Eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt – doch wie lange noch? Dort sind die Immobilienpreise und die temporäre Nutzung des Ge-ländes ein Gesprächsthema.

Von den Prinzessinnengärten fahren wir ins Herz von West-berlin, zu der »etwas anderen Shoppingmall« Bikini Berlin.4 Weil es hier freie Flächen gibt, wo man sich in angenehmem Ambiente aufhalten kann, ohne etwas zu konsumieren und da-bei den Tieren im angrenzenden Zoo zusehen kann, erörtern wir Parallelen zur Bibliothek als drittem Ort. Die Pop-up-Stores führen uns auch hier temporäre und mobile Strukturen in einem

gestalteten Umfeld vor Augen.Am Ende landen wir noch

einmal in der Nähe unserer ersten Station: in der Floating University Berlin, die für be-grenzte Zeit auf dem Gebiet des Regenablaufbeckens für das Tempelhofer Feld errich-tet wurde.5 Dort dreht sich al-les um das Thema Wasser. Stu-dentInnen und KünstlerInnen aus vielen Ländern setzen für einige Wochen Projekte um, die sich mit städtischen Prak-tiken auseinandersetzen. Die temporären Bauten der Floa-ting University hat die Desig-nergruppe Raumlabor Berlin entworfen, so wie auch den Campus für die Next Library Conference. Der Kreis hat sich geschlossen, und die Teilneh-merInnen der Tour können am Abend inspiriert und gut eingestimmt in die Konferenz starten!

LESESAAL TAGUNG

Werkstattkonferenz mit anschließendem Festival

Die Werkstattkonferenz Next Library Berlin 2018 wurde vom 12. bis 14. September 2018 von der Zentral- und Lan-desbibliothek Berlin (ZLB) und der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit Aarhus Public Libraries ver-anstaltet. Unter dem Motto »Encourage the Unexpected – Erwarte das Unerwartete«, ging es drei Tage lang um (digitale) Lese- und Medienkompetenz, den (Arbeits-)Ort Bibliothek, die Stadtgesellschaft, um das Berufsbild der Zukunft und den Umgang mit Umbrüchen und Transforma-tionsprozessen in Öffentlichen Bibliotheken.

Rund 400 Menschen aus 38 Ländern aus den Berei-chen Bibliothek, Politik und Kultur nahmen an der Kon-ferenz teil. Sie fand bei laufendem Betrieb vor der Ame-rika-Gedenkbibliothek statt, auf einem von Raumlabor Berlin unter Federführung der Kulturprojekte Berlin er-richteten Freiluftcampus. Nach der Konferenz wurde der Campus zum Festivalort: Mit dem ersten Berliner Biblio-theksfestival feierte der Verbund der Öffentlichen Bib-liotheken Berlins (VÖBB) dort ein Wochenende lang sein 20-jähriges Bestehen.

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»A Manifesto for Global Librarianship« – die Eröffnung

Erst nach den Begrüßungsreden treffe ich am Mittwochabend bei der Eröffnungsveranstaltung ein. Eben noch hat der Ber-liner Kultursenator Klaus Lederer über Öffentliche Bibliothe-ken gesprochen – »smart und informed«, wie ich später erfah-ren werde. Dann hat Kreativitätstrainer Christian Byrge die Er-öffnungsgäste zu einem »Creativity Workout« animiert. Als ich ankomme, stehen sie noch zwischen den Sitzreihen und dis-kutieren in lebhaften Gruppen, welche sinnvollen Aktivitäten und Produkte man aus zufällig kombinierten Begriffen wie etwa »Coworking« und »Tent« entwickeln könnte. Immer wie-der wird es in den kommenden Tagen Creativity Workouts ge-ben – denn wir sind ja nicht nur zum Zuhören hier, sondern um gemeinsam Ideen zu entwickeln.

Als alle wieder Platz genommen haben, beginnt die Vi-deoübertragung des Eröffnungsvortrags von R. David Lankes. BuB-LeserInnen kennen ihn als prägende Figur des »New Libra-rianship« (siehe BuB-Heft Juli 2017). In seinem eindringlichen Vortrag, »A Manifesto for Global Librarianship«, vermittelt Lan-kes drei zentrale Botschaften: Erstens, Bibliothekare sind nicht neutral! Mit ihrem Anspruch, Zugang zu Informationen für alle zu schaffen, folgen sie einem gesellschaftlichen Ziel. Zweitens, auch bibliothekarische Dienstleistungen sind folglich nicht neutral! Und drittens: Zugang zu Informationen zu schaffen ist wichtig, aber nicht ausreichend. Wissen muss auch aktiviert werden – dabei sollen Bibliothekare die Menschen unterstüt-zen. Lankes’ Vortrag endet mit dem leidenschaftlichen Appell,

dass Bibliotheken eine globale Strategie für ihre Arbeit entwi-ckeln sollten.6

Während der dreitägigen Konferenz gibt es nur vier län-gere Vorträge (Keynotes). Ansonsten setzen die Veranstalter auf kurze Impulsreferate (Ignite Talks), vor allem aber auf in-teraktive Workshops (Interactive Sessions), an denen alle Teil-nehmerInnen aktiv und möglichst kreativ mitwirken sollen. Die meisten Veranstaltungen finden auf dem Campus statt, einige auch im Salon der Amerika-Gedenkbibliothek und in der nahe gelegenen Heilig-Kreuz-Kirche.

Making Libraries OF, BY, and FOR ALL

Mit einer weiteren Keynote beginnt mein Konferenztag am Donnerstag. Nina Simon, die Direktorin des Santa Cruz Mu-seums of Art and History (MAH) und Autorin der Bücher »The Participatory Museum« (2010) und »The Art of Relevance« (2016), spricht über partizipative Museumsarbeit.

Kultureinrichtungen beteuern immer wieder, so Simon in ihrer Einleitung, dass sie alle Gruppen der Bevölkerung errei-chen wollten. Doch was tun sie eigentlich wirklich dafür? Das MAH entwickelte eine erfolgreiche Strategie für eine besucher-zentrierte Museumsarbeit. Simon bringt sie auf die Formel: »OF + BY –> FOR ALL«. Also in etwa: Ein Museumsprogramm über eine Gruppe der Bevölkerung (OF) sollte von dieser selbst entwickelt werden (+ BY), um dann für alle gemeinschaftsstif-tend zu wirken (–> FOR ALL).

Als Beispiel nennt sie die Gestaltung des Día de los Muer-tos, des mexikanischen Totenfestes, gemeinsam mit Partnern. Als Projektleiterin wurde eine Mitarbeiterin lateinamerikani-scher Herkunft eingesetzt, die dann weitere AkteurInnen aus ihrem ethnischen Netzwerk dazuholte. Mit Unterstützung des Museums gestalteten sie das Programm und trugen überdies das Fest aus dem Museum auf die Straßen: mit einem großen Umzug zum städtischen Friedhof, wo mit Musik und mexikani-schem Essen gefeiert wurde. Solche Partnerschaften machten den Erfolg des Museums aus.

Das Museum steuert seine Expertise in die Ausstellungsge-staltung ein, die Partner die Inhalte. »OF + BY –> FOR ALL« sollte auch für Bibliotheken eine Erfolgsformel sein, betont

1 http://designthinkingforlibraries.com/

2 https://gruen-berlin.de/tempelhofer-feld

3 http://prinzessinnengarten.net/

4 https://www.bikiniberlin.de/de/home/

5 http://www.floatinguniversity.org/

6 Die Aufzeichnung und das Vortragsmanuskript in englischer und deutscher Sprache sind auf R. David Lankes Website zugänglich: https://davidlankes.org/

7 Etwa: »Bibliotheken sind im Kern gemeinschaftsorientiert.«

8 Etwa: »Die Rückkehr zum Echten: Soziales Kapital aufbauen im Wiederaufleben des Analogen.«

Blick auf den Konferenz- und Festivalcampus (links) und auf den »Showroom Sewing Rebellion & Boulder Public Library Makerspace«. Fotos: ZLB/copyright: Florian Willnauer / ZLB/copyright: Mike Auerbach

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Simon, denn: »libraries have a community orientation in the core«7. Bibliotheken sind im Kern gemeinschaftsorientiert.

Gemeinsam Bowlen

Um Gemeinschaft geht es auch im Workshop »Return to the Real: Building Social Capital in an Analog Revival«.8 Betha Gutsche, Programm-Managerin beim Bibliotheksdienstleister OCLC und Fortbildungsdozentin, leitet ihn. Zunächst hält sie einen kurzen Impulsvortrag über den schleichenden Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Vereinzelung der Menschen. Dabei stützt sie sich auf die bekannte Studie

»Bowling Alone: America’s Declining Social Capital« des ame-rikanischen Soziologen Robert D. Putnam (1995). Die Digitali-sierung habe die Erosion von Gemeinschaft noch beschleunigt. Wie können nun Bibliotheken dazu beitragen, dass Menschen wieder »soziales Kapital« aufbauen, miteinander in Kontakt kommen und gemeinsame Erlebnisse haben? Wie können Bib-liotheken hier zu »Connection Catalysts« werden?

Erst einmal sammeln wir im Plenum Beispiele für gemein-schaftsfördernde Aktivitäten und Formate, die es schon gibt: der gute, alte Lese- oder Singkreis, Strick- und Repair-Cafés, oder auch Journalismus-Kurse für Kinder werden genannt. Un-sere Aufgabe ist nun, aus den einzelnen Maßnahmen eine Stra-tegie zu entwickeln.

Im ersten Schritt stellen wir uns vor, wir seien Gastgeber ei-ner Party und sollten die unterschiedlichsten Leute miteinan-der ins Gespräch bringen. Wie stellen wir das an? Textmarker, Stifte, Moderatorenkärtchen und Post Its werden verteilt. In meiner Gruppe kommt es nun zu einer kleinen Stockung: Wieso reden wir jetzt über eine Party und nicht über Bibliotheken?,

wundert sich jemand. Und: Welchen Stift soll ich wofür ver-wenden? Es ist nicht leicht, sich auf neue Veranstaltungsfor-mate einzulassen. Im nächsten Schritt sollen wir ein detaillier-tes Programm für die Party entwickeln, das im letzten Schritt auf eine Bibliotheksstrategie übertragen werden soll. Der Pro-zess: Impulsvortrag – Aufwärmübung/Bestandsaufnahme – Aufgabenbearbeitung in zwei, drei Schritten, jeweils im Wech-sel zwischen Plenums- und Kleingruppenarbeit, ist typisch für die Workshops, die ich auf der Konferenz besuche.

»Bibliothek findet Stadt«

In einer Pause sehe ich mir den Themenraum der Amerika-Gedenkbibliothek an. Dort werden aktu-elle Stadtplanungs- und Bauprojekte mit Bürgerbe-teiligung vorgestellt. Besonders fällt mir eine große Wand voller bunter Zettelchen ins Auge: Dort können BesucherInnen ihre Wünsche an die »Bibliothek der Zukunft« festhalten. Manche Botschaften loben Be-stehendes und Bewährtes, etwa: »Weiter Märchen in der Jurte!« (Lesungen im Atrium der Kinder- und Ju-gendbibliothek). Andere kritisieren kürzlich vorge-nommene Veränderungen: »Bücher aus dem Maga-zin zurück in den Freihandbestand«, oder auch: »Weg mit der Leselounge. Ich will nicht mit Fremden Sofa Kuscheln [sic!] sondern allein lesen – mit Abstand!« Besonders viele Wünsche richten sich auf mehr Sitz- und Arbeitsplätze, allgemein mehr Publikumsfläche und auf Veranstaltungen. Auch Zimmerbrunnen und Wasserspiele schlägt jemand vor. Nach dem trockenen Sommer wünschen sich viele, dass die (seit Mai ver-dorrten) Außenanlagen der Bibliothek aufgepäppelt werden. Passend zur Konferenz geht es im Themen-raum also um die Mitwirkung des Publikums bei der Bibliotheksgestaltung.

Ein Abenteuerspielplatz für BibliothekarInnen

Vergnügt begebe ich mich wieder hinaus zum Holzbuden- campus, den ich auf einem »Catwalk« aus Lochblech durch-quere. In die meisten Pavillons kann man hineinsehen; innen herrscht Betriebsamkeit, wird gezeichnet, geklebt, diskutiert und gestikuliert. Eine Schulklasse mit Vesperbroten, Leute aus einem Kreuzberger Jugendzentrum – auch Gästegruppen sind hier. Die Atmosphäre ist wirklich eine besondere. Der Direktor der ZLB, Volker Heller, nannte den Campus im Pressegespräch einen »Abenteuerspielplatz für BibliothekarInnen« – das trifft die Atmosphäre gut.

Gemeinsam scheitern

»We are failing, we are faiiiliing…« singt ein Mann mit langen Dreadlocks zur Melodie von Rod Stewart’s Lied »I am sailing«.

LESESAAL TAGUNG

Nina Wehrle liest aus ihrem Buch »MARTA & ICH«. Foto: ZLB/copyright: Florian Willnauer

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Er ruft zum »FailCamp« mit den BibliothekarInnen Richard Veevers und Sue Lawson aus Manchester und Peter Alsbjer und Linda Berg-Ottonen aus der schwedischen Provinz Orebro. Der kreisförmige Raum füllt sich mit erwartungsvollen KollegIn-nen, die auf kleinen Hockern Platz nehmen um herauszufin-den, was man aus Fehlschlägen lernen kann.

Über gescheiterte oder verpatzte Projekte redet man ja nicht so gern. Als Aufwärmübung berichten wir einander in Kleingruppen daher zunächst von »spannenden Erlebnissen«. Dann wird es peinlicher: Wir sollen berufliche Misserfolge beichten. Ich wage den Anfang mit meiner Schilderung ei-ner Benutzerführung, die an ihrem Publikum vorbeiging. Eine Professorin berichtet, dass es ihr in Lehrveranstaltungen schon ähnlich ging. Wir suchen nach den Ursachen für unsere Misser-folge und stoßen dabei auch auf Gemeinsamkeiten – zum Bei-spiel: In beiden Fällen war der Zeitpunkt schlecht gewählt. Da-rum geht es hier: nach Gründen für Fehlschläge zu suchen, da-bei Muster zu erkennen, es vielleicht beim nächsten Mal besser zu machen – und anderen davon zu berichten!

Der Workshop ermutigt zu Risikobereitschaft und Expe-rimenten; dazu, Scheitern als Weg zum Fortschritt zu akzep-tieren. Vielleicht markiert das FailCamp ja den Anfang einer neuen »Kultur des Scheiterns« in Bibliotheken.

Impulsreferate

Am Nachmittag statte ich der Heilig-Kreuz-Kirche nochmals einen Besuch ab, um mir Ignite Talks (Impulsreferate) anzu-hören. Die Vortragsblocks umfassen jeweils acht fünfminütige Vorträge. Drei jungen BibliothekspädagogInnen aus Finnland gelingt es besonders gut, ihre Präsentation mit dem Vortrags-thema »Blindfold Theatre for Young Adults« in Einklang zu brin-gen. Sie berichten über eine Mischung aus Lesung und Theater phantastisch-gruseliger Literatur für junge Erwachsene, die mit verbundenen Augen zuhören. Die BibliothekspädagogInnen er-innern selbst ein wenig an Figuren aus einer Gothic Novel und bitten das Publikum, zeitweise die Augen zu schließen – die At-mosphäre ihrer Leseveranstaltungen entsteht mühelos auch in der Kongress-Kirche. Wir erhalten in rascher Folge kurze Ein-drücke aus vielen Bibliotheken und ihren Aktivitäten – getreu dem Ingite-Talk-Format »Inspire me, but make it quick.«

Showrooms

Last, but not least, müssen unbedingt die Showrooms auf dem Konferenz-Campus erwähnt werden. Sie bieten für die KonferenzbesucherInnen, aber auch für das Publikum des Bibliotheksfestes am Wochenende Programme an. Berliner

Bibliotheken präsentieren sich mit Do-It-Yourself-Angeboten und Bauplanungen. Der Boulder Library Maker Space bereitet gerade eine Nähaktion vor. Und die Aarhus Public Libaries ha-ben ein Tattoo-Studio eingerichtet, wo man sich ein Logo für die Next Library Conference 2019 »stechen« lassen kann – zum Glück dann doch nur ein Abziehbild.

Ein persönliches Fazit

Der Campus, die lässig-lebhafte Atmosphäre und der kreative Touch – keine Frage, die Next Library Conference hat Spaß ge-macht. Inhaltlich drehte sich unter dem Motto »Expect the Un-expected« alles um Partizipation, um die Bibliothek als Rah-men oder Struktur für den Erwerb von Wissen, Bildung und verschiedenen Fertigkeiten. Um Bücher und Lesen ging es da-bei wenig – vielleicht zu wenig, denn wir sind ja auch zukünftig nicht nur »Facilitator«.

Methodisch konzentrierte sich die Konferenz auf Design- Thinking, auf Workshop-Formate und die Kreativität und Mit-wirkung der TeilnehmerInnen. Fraglich bleibt für mich, ob das »Modell Aarhus«, also Partizipation auf allen Planungs- und Angebotsebenen von Bibliotheken, einfach auf andere Kon-texte, ja sogar weltweit (siehe hierzu auch Lankes Keynote) übertragen werden kann. Der BürgerInnenpartizipation liegt ja auch eine gewachsene, politische Kultur zugrunde, die man nicht überall voraussetzen kann. Inspirationen bot Next Library Berlin jedoch reichlich – und ganz bestimmt brachte sie sehr viele KollegInnen auf gute Ideen!

LESESAAL TAGUNG

Beate Detlefs ist Diplom-Bibliothe-karin mit Master in Informations- und Bibliothekswissenschaft. Sie hat für das Goethe-Institut Bibliotheken im Ausland geleitet und ist seit 2016 Leiterin der Patientenbibliothek der Charité in Berlin-Mitte.

Corinna Haas (Foto: Claudia Pep-pel) ist Wissenschaftliche Biblio-thekarin (MA LIS) und Leiterin der Bibliothek des ICI Berlin Institute for Cultural Inquiry, eines unabhän-gigen Forschungs- und Kulturzent-rums in Berlin. Seit 2016 ist sie Ge-schäftsführende Vorsitzende des Landesverbandes Berlin im Deut-schen Bibliotheksverband (dbv).

Sie berichtete auch für den Berufsverband Information Bibliothek (BIB) über den IFLA World Library and Informa-tion Congress 2017 in Wroclaw, Polen. – Kontakt:[email protected]

Weitere Eindrücke von der Konferenz sind in einer Foto-Galerie in der BuB-App zu sehen.

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LESESAAL DIGITALE INFORMATION

Thomas Bähr, Franziska Schwab

Digitale Langzeitarchivierung an der Technischen Informationsbibliothek Daten auf Dauer sicher und nutzbar aufbewahren – auch als Dienstleistung für andere Einrichtungen

Digitale Langzeitarchivierung (dLZA) im Bibliothekskon-text bedeutet die langfristige und sichere Aufbewahrung sowie die Erhaltung der Nutzbarkeit von gesammelten und erschlossenen digitalen Beständen. Das Mandat hierfür kann gesetzlich vorgeschrieben sein oder die Institution übernimmt aus eigenem Antrieb die Verantwortung für den langfristigen Erhalt ihrer digitalen Objekte. Die digitale Langzeitarchivierung an der Technischen Informationsbi-bliothek (TIB) ist Teil einer auf drei Säulen stehenden Be-standserhaltungsstrategie. Sie ist organisatorisch dem Be-reich »Bestandserhaltung und Langzeitarchivierung« zuge-ordnet und beinhaltet die Erhaltung von nativ digitalen und digitalisierten Daten sowie von analogen Objekten. Die TIB archiviert sowohl textuelle als auch nicht-textuelle Medien und setzt unterschiedliche Archivierungsstrategien für de-ren Erhaltung ein (siehe Abbildung 1).

2009 begann die Pilotphase für das digitale Langzeitarchiv mit der Evaluierung technologischer, organisatorischer und insti-tutioneller Anforderungen an ein kooperativ betriebenes Lang-zeitarchivierungssystem. Daran schloss sich eine vergleichende Analyse verschiedener Systeme an (DuraSpace, DIAS, LOCKSS, Portico, Tessella (heute Preservica) SDB, Ex Libris Rosetta). Die Pilotphase endete 2011 mit der Testimplementierung ei-nes Systems basierend auf Rosetta von Ex Libris.

Seit 2012 betreibt die TIB mit ihren Partnerbibliotheken ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften und ZBW – Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaf-ten – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ein produktives System zur digitalen Langzeitarchivierung. In diesem System werden alle zur Langzeitarchivierung vorgesehenen digitalen Daten der drei Einrichtungen in jeweils einem getrennten Be-reich pro Institution archiviert.

Besonderheiten des kooperativen Ansatzes

Die TIB stellt den Partnern als Dienstleistung die Hardware, Software und die Infrastruktur zur Verfügung. Die Datenhoheit

und die Verantwortung für die Bestände verbleiben bei der je-weiligen Bibliothek. Die dauerhafte Nutzung der Inhalte wird über geeignete Maßnahmen innerhalb des sogenannten Pre-servation Planning gewährleistet. Alle drei Partnerbibliotheken folgen einer gemeinsamen Strategie zur digitalen Langzeitar-chivierung, diese ist als »Goportis Preservation Policy« öffent-lich zugänglich. Die Besonderheit des kooperativen Betriebs des LZA-Systems an der TIB: Die Partner nutzen einerseits ein System, bei dem die Vorteile geteilter Ressourcen und eines gemeinsamen Know-hows zum Tragen kommen. Andererseits können sie eigenverantwortlich und gleichberechtigt ihre in-stitutionellen Strategien der Langzeitarchivierung im System umsetzen. Derzeit werden rund 1,6 Millionen Objekte in circa 40 Formaten archiviert.

Die Entscheidungen, das dLZA-System von Anfang an als kooperatives System aufzubauen, es in einem eigenständi-gen Team außerhalb der IT-Abteilung anzusiedeln und es als »Chef-Sache« zu definieren, haben die Weichen für den Pro-duktivbetrieb gestellt. Der kooperative Betrieb ist die Aus-gangsbasis für das heutige Dienstleistungsangebot der TIB. Das eigenständige Team hatte die Möglichkeit, dediziertes Langzeitarchivierungs-Know-how aufzubauen und die spezi-ellen Anforderungen der dLZA an Erhaltung des Datenstroms

Abbildung 1: Bestandserhaltung an der Technischen Informationsbi-bliothek (TIB) Hannover

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LESESAAL DIGITALE INFORMATION

(Bitstream-Preservation) gemeinsam mit der IT-Abteilung um-zusetzen. Die direkte organisatorische Anbindung an die Di-rektion war die Voraussetzung dafür, die Querschnittsaufgabe der digitalen Bestandserhaltung in der gesamten Organisation zu etablieren.

Neben dem Aufbau einer leistungsstarken und skalierba-ren technischen Infrastruktur sowie der Marktanalyse und an-schließender Auswahl einer geeigneten Software, ist der Auf-bau von Know-how und die konsequente Weiterentwicklung von Wissen über die dLZA ein entscheidendes Erfolgskrite-rium. Voraussetzung dafür ist die Definition, was unter dLZA verstanden wird. Die TIB versteht darunter sowohl die Bit- stream-Preservation als auch die Erhaltung von Informationen auf der Format- und inhaltlichen Ebene.

Objektbezogene Fragestellungen bilden dabei den Aus-gangspunkt jedweder Erhaltungsmaßnahme: Welchen Erhal-tungswert haben die Objekte, wer ist dafür verantwortlich, welche Nutzungsszenarien gibt es, in welchem Zustand sind die Objekte und welche Informationen liegen darüber vor? Das Wissen um die Objekte in Form von deskriptiven Metadaten, ihre Provenienz sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen sind die Voraussetzung, um erfolgreiche Erhaltungsstrategien auf verschiedenen Langzeitarchivierungsebenen zu entwickeln und umzusetzen.

Langzeitarchivierungsebenen

Es gibt verschiedene Erhaltungsebenen, die die Qualität der Langzeitarchivierungsmaßnahmen beschreiben (siehe Abbil-dung 2):

1. Ebene – Bitstream Preservation: Hierbei handelt es sich um die bloße Speicherung und Erhaltung des Datenstroms durch Überwachung und Austausch der Speichermedien. Es

werden keine Maßnahmen zum Erhalt auf logischer Dateifor-matebene unterstützt. Die Bitstream Preservation ist die un-terste Erhaltungsebene.

2. Ebene – Logical Preservation: Die langfristige Nutzbar-keit der Objekte auf Dateiformatebene ist sichergestellt. Mit der Logical Preservation wird die Ausführbarkeit der Objekte sichergestellt.

3. Ebene – Semantic Preservation: Semantic Preservation stellt die langfristige Interpretierbarkeit auf inhaltlich-struktu-reller Ebene sicher. Benötigte Kontextinformationen werden in begleitenden Metadaten (Representation Information) erfasst und regelmäßig auf Aktualität überprüft. Analog zur Migration auf logischer Ebene können Metadaten auf kontextueller Ebene migriert und versioniert werden.

Die TIB führt für die Objekte, für die sie langzeitarchivie-rungspflichtig ist, die Langzeitarchivierung auf allen drei Ebe-nen durch.

Organisatorische Aspekte der digitalen Langzeitarchivierung

Im Idealfall sind Policies der Beginn und die Basis aller wei-teren Schritte. Sie dokumentieren einen definierten Prozess und beschreiben, was, wann durch wen und unter welchen Umständen geschieht. Durch die Verschriftlichung entsteht Handlungssicherheit und Verbindlichkeit. Oftmals werden Policies allerdings nicht in der Konzeptionsphase eines Pro-zesses formuliert, sondern für bereits bestehende Prozesse, was nicht selten deren Korrektur zur Folge hat. Aus diesem Grund legt die TIB in ihrer Bestandserhaltung großen Wert auf die rechtzeitige Abstimmung und Formulierung von Policies und setzt dies konsequent in ihrem Langzeitarchivie-rungssystem um.

Neben der Klärung technischer Fragestellungen ist es wich-tig, rechtliche, organisatorische und administrative Aspekte zu klären, lange bevor die erste Datei in das Archiv übernommen wird. Diese Aspekte gehen über die eigentlichen Objekte hinaus und behandeln Fragestellungen wie beispielsweise:

* K. Thibodeau. The State of Digital Preservation: An International Perspective, chapter Overview of Technological Approaches to Digital Preservaton and Challenges in Coming Years, pages 4{31. CLIR, 2002

Abbildung 2: Ebenen der Langzeitarchivierung, basierend auf Thibodeau*

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LESESAAL DIGITALE INFORMATION

Einrichtungsbezogen:• Was will / muss / kann ich archivieren?• Was [und wie] darf ich archivieren?• Welches Budget steht zur Verfügung? Ist die Finanzie-

rung langfristig gesichert?• Wie viel Personal wird benötigt? Über welche Kennt-

nisse muss das Personal verfügen?

Sammlungsbezogen:• Wer sind die Nutzer?• Haben verschiedene Nutzer unterschiedliche Erwar-

tungen an unterschiedliche Objekte?

Organisatorische Rahmenbedingungen:• Wer ist verantwortlich und wie lange?• Gibt es eine vorgegebene Struktur der Daten?• Ist eine Exit-Strategie vorhanden?

Darunter fällt auch die Datenaufbereitung vor der Übernahme in das digitale Langzeitarchiv, der sogenannte Pre-Ingest. Die Aufbereitung beginnt bereits bei den Datenlieferanten, in der Regel den Erwerbungsteams der Bibliothek oder Dienstleis-tungskunden, die vom Team Langzeitarchivierung hinsichtlich Ablagestrukturen und möglicher Übernahmeverfahren beraten werden (siehe Abbildung 3).

Die vereinbarten Strukturen und die Ergebnisse einer teambezo-genen Bestandsanalyse werden in Form von Übernahmepolicies do-kumentiert. Daraufhin erfolgt die Strukturierung und Aufbereitung der digitalen Objekte durch die zuständigen Erwerbungsteams. Dem schließt sich die Analyse während der Datenübernahme

(Ingest) in Form von Prüfung auf Übereinstimmung mit den Paketspezifikationen, Dateiformatidentifizierung und -validie-rung, Virenscan, Prüfsummenerzeugung und Extraktion tech-nischer Metadaten an (siehe Abbildung 4).

Alle vorangegangenen Schritte bilden die Basis für die Langzeitarchivierung und Ausgabe der Objekte. Provenienz, rechtliche Bedingungen, die Analyseergebnisse sowie Proto-kollmetadaten für definierte Ereignisse werden in den Meta-daten zu einem Objekt dokumentiert.

Ein weiterer Aspekt im praktischen Umgang mit zu erhal-tenden Objekten ist die Frage nach den zur Verfügung stehen-den Ressourcen. Dazu gehören die finanziellen und technischen Möglichkeiten, aber auch die Menge und die Qualifizierung des zur Verfügung stehenden Personals. An der TIB arbeiten im Team der dLZA fünf Mitarbeiter Vollzeit sowie vier Mitarbeiter anteilig, die Aufgabe ist sowohl fester Bestandteil der Haushalts-planung als auch ein strategisches Ziel zur Weiterentwicklung der TIB. Aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellung, der sich ständig weiterentwickelnden Technologien und den Anfor-derungen an die Daten, ist es notwendig, die eingesetzte Hard- und Software sowie die entwickelten Prozesse regelmäßig zu evaluieren. Dies betrifft sowohl das dLZA-System als Ganzes als auch die innerhalb des Systems eingesetzten Prozesse und Tools. An der TIB wird deshalb in einem jährlichen Intervall eine soge-nannte Revalidierung der Daten durchgeführt. Außerdem wurde vom ersten Tag des Produktivbetriebes an darauf geachtet, dass über ein Exit-Szenario ein Systemwechsel möglich ist.

Eine gute Möglichkeit die Qualität der eigenen Prozesse zu prüfen und zu dokumentieren ist die Zertifizierung als ver-trauenswürdiges Archiv. Die TIB hat zwei dieser Qualitätssiegel

Abbildung 3: Bestandsstrukturierung mit einer Ordnerstruktur

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LESESAAL DIGITALE INFORMATION

erworben und ist seit 2015 mit dem Data Seal of Approval1 und seit 2017 mit dem nestor-Siegel2 zertifiziert.

Beispiel für einen manuellen Workflow im digitalen Langzeitarchiv der TIB

Ein Datenproduzent gibt ein Objekt beim zuständigen Erwer-bungsteam ab. An dieser Stelle erfolgt die Überprüfung der ab-gelieferten Objekte auf Vollständigkeit, Lesbarkeit und Über-einstimmung mit formalen Kriterien sowie die Katalogisierung und Inventarisierung des Objektes. Eine Nutzungskopie wird erzeugt und auf den Volltextserver hochgeladen, wo sie für die Recherche und Nutzung zur Verfügung steht.

Die Originaldatei wird an das digitale Langzeitarchivie-rungssystem übergeben. Als Teil des Ingestprozesses wird das Objekt identifiziert, validiert, ein Virenscan wird durchgeführt, drei verschiedene Prüfsummen werden erzeugt und die tech-nischen Metadaten werden extrahiert. Fehlermeldungen wer-den von einem autorisierten Mitarbeiter analysiert und bear-beitet. Außerdem wird das Objekt über eine SRU-Schnittstelle mit Metadaten aus dem Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) angereichert.

Das AIP wird im Archivspeicher der TIB abgelegt. Laufende Monitoringprozesse gewährleisten die Datenintegrität der ge-speicherten Objekte. Das Langzeitarchivierungssystem wird von einem Anwendungsadministrator betreut.

Prozesse des Preservation Management (Preservation Action, Preservation Plans und Risk Management) über-wachen die AIPs fortlaufend. Meldet das Risk Manage-ment ein Risiko, wird von einem autorisierten Mitarbeiter ein Preservation Plan erstellt und eine Preservation Action durchgeführt.

Die Ausgabe eines Objektes an eine Nutzungsplattform ist abhängig von einem Trigger-Ereignis, zum Beispiel:

• Die für die Nutzerinnen und Nutzer zugängliche Nut- zungskopie ist nicht mehr vorhanden.

• Die für die Nutzerinnen und Nutzer zugängliche Nut- zungskopie funktioniert nicht mehr.Im Trigger-Fall wird das entsprechende AIP im digitalen Lang-zeitarchivierungssystem gesucht. Die im AIP hinterlegte Nut-zungskopie wird als Kopie aus Rosetta exportiert. Diese Ko-pie wird an die entsprechende Nutzungsplattform übergeben (siehe Abbildung 5).

Die Prozesse der TIB sind ausführlicher im Langzeitarchi-vierungswiki der TIB3 beschrieben.

Preservation-as-a-Service

Nicht jede Institution kann oder will sich mit der Aufgabe der dLZA beschäftigen. Neben den Kosten für eine solche Aufgabe ist es eine große Herausforderung, das notwendige Know-how aufzubauen und zu halten. Aus diesem Grund hat die TIB eine Dienstleistung entwickelt und bietet die dLZA institutions- und fächerübergreifend als »Preservation-as-a-Service« an. Dabei arbeiten die Kunden nicht selbstständig im System. Die TIB stimmt alle Schritte mit den Kunden ab, berät sie in Fragen der Aufbereitung der Inhalte und deren Strukturierung, führt alle notwendigen Prüfroutinen durch und archiviert die ihnen über-gebenen Inhalte. Über ein regelmäßiges Reporting informiert sie über den Stand der Prozesse und den Zustand der Daten.

Nach dem erfolgreichen Ingest übernimmt die TIB das so-genannte Preservation Management, was ein umfangreiches Technology-Watch und Community-Watch bedeutet. Werden technologische Veränderungen im Umfeld festgestellt, die Auswirkungen auf die archivierten Daten haben, so informiert die TIB ihre Kunden und gibt Empfehlungen zum Umgang mit den Dateien. Gemeinsam werden dann Erhaltungsmaßnahmen festgelegt, die dann entweder durch die TIB oder aber bei Be-darf auch außerhalb des Systems durch den Kunden durchge-führt werden.

Das Dienstleistungsangebot beinhaltet das Bereitstellen von Infrastruktur und Hardware inklusive Konfiguration, Mo-nitoring und Backup, die Bereitstellung von Software inklu-sive kundenspezifischer Konfiguration und Qualitätskontrol-len, die Beratung über Aufbau und Struktur der Archivpakete, den Pre-Ingest mit einer Vorkontrolle aller technischen und ad-ministrativen Daten, den Ingest in das Langzeitarchivierungs-system mit der Identifizierung, Validierung der Formate und der Extrahierung der technischen Metadaten und die Ablage im Archivspeicher. Das Preservation Management erfolgt wie be-reits weiter oben beschrieben über den gesamten Zeitraum der Dienstleistung. Auf Wunsch kann der Access der Objekte ange-boten werden. Er erlaubt den externen Zugriff über ein kun-denspezifisches Suchportal auf die Nutzungskopien. Ebenso ist auf Wunsch auch eine DOI-Vergabe für die einzelnen Ob-jekte möglich. Die Dienstleistung wird in drei verschiedenen Service-Levels angeboten:

Level 1 beinhaltet die Beratung und Konzeptentwicklung zur Erstellung von Ingest-Paketen, den Pre-Ingest (Analyse und Strukturierung der Objektpakete und Metadaten), den Ingest und die Erstellung eines Archivierungspaketes gemäß Konzept aber ohne Erhaltungsmaßnahmen, die Bitstream-Preservation,

Abbildung 4: Prozesskette vom Pre-Ingest bis zur Archivierung und Ausgabe

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LESESAAL DIGITALE INFORMATION

das Erstellung von Berichten und Statistiken sowie die Aus-lieferung der Archivpakete an den Kunden bei festgelegten Trigger Events. Erhaltungsmaßnahmen gehören nicht zum Leistungsumfang.

Level 2 umfasst die Leistungen aus Level 1 mit zusätzlichem Preservation Management, das heißt Technology Watch und Community Watch. Werden im Rahmen der Dienstleistung Erhaltungsmaßnahmen notwendig, werden diese gesondert berechnet.

Level 3 gibt über seine Access-Komponente dann noch zu-sätzlich die Möglichkeit des Zugriffs auf die Nutzungskopien.

Die Umsetzung der Dienstleistung unterteilt sich in drei Phasen. Die Konzeptionsphase beinhaltet die Planung der di-gitalen Langzeitarchivierung mit dem Kunden. Diese umfasst die Analyse, die Anforderungsdefinition und die konkrete Pla-nung des Vorgehens inklusive einer Zeitkalkulation.

In der Archivierungsphase werden die digitalen Objekte gemäß Übereinkunft und Service Level verifiziert, validiert,

angereichert und zu Informationspaketen verarbeitet. Dazu gehören die Entgegen-nahme von Einzelobjekten oder Datenbe-ständen, eine Rückmeldung über den Ein-gang, die Prüfung sicherheitsrelevanter Aspekte (Virencheck, Checksumme), das Er-stellung von Ingest-Paketen, die Erstellung von Archivpaketen, inklusive der vereinbar-ten deskriptiven und technischen Metadaten sowie die Speicherung bis zur Auslieferung ohne Erhaltungsmaßnahmen.

In der Auslieferungsphase werden die In-formationspakete zur Auslieferung an den Kunden vorbereitet. Dabei kann vorab eine Archivierung mit oder ohne zwischenzeitlich durchgeführte Erhaltungsmaßnahmen statt-gefunden haben. Es erfolgt der Export der Ar-chivpakete an den Kunden. Anpassungen an spezifische Formate oder Strukturen eines anderen Langzeitarchivierungssystems sind

vom Kunden vorzunehmen respektive vom Kunden zu tragen. Die Kosten für das Dienstleistungsangebot setzen sich zu-

sammen aus den Komponenten Hardware/Infrastruktur, Li-zenzkosten, Personaleinsatz für das Preservation Management, einmalige Kosten für Beratung, Analyse und Datenaufberei-tung in Abhängigkeit vom Sammlungsumfang und Datenkom-plexität sowie gegebenenfalls Kosten für DOI-Vergabe.

Die leistungsrelevanten Kriterien für die Berechnung der einmaligen Kosten sind dabei die Qualität des Datenbestan-des (digitale Objekte mit Fehlern, obsolete Formate, unzurei-chende Kontextinformation), die Heterogenität des Datenbe-standes insbesondere von Formatvarianten und deren tech-nische Entstehung (Erstellungssoftware), der Umfang des Datenbestandes (Anzahl und Größe der digitalen Objekte) und unter Umständen eine unklare Rechtssituation für Teile oder den gesamten Datenbestand. Außerdem muss das Recht zur Speicherung und Veränderung des digitalen Objektes explizit eingeräumt werden.

Als Zielgruppen sind alle Institutionen unabhängig vom Fä-cherkanon der TIB angesprochen, insbesondere die der Leib-niz-Gemeinschaft und – über eine Kooperationsvereinbarung – die durch die VZG betreuten Institutionen. Bei den zu archi-vierenden Materialien können sowohl textuelle Materialien als auch nicht-textuelle Materialien wie beispielsweise Bilder, Au-dio/Visuelle-Materialien oder 3D-Objekte archiviert werden.

Projekte und Netzwerke

Langzeitarchivierung ist keine Aufgabe, die von einer Institu-tion alleine bewerkstelligt werden kann. Aus diesem Grund beteiligt sich die TIB an verschiedenen Netzwerken, um ihr Know-how zu teilen beziehungsweise weiterzuentwickeln. In Deutschland ist dies das Kompetenznetzwerk nestor mit sei-nen verschiedenen Arbeitsgruppen. Auf internationalem Ge-biet ist es die Open Preservation Foundation, die versucht,

1 https://assessment.datasealofapproval.org/assessment_157/seal/html

2 http://files.dnb.de/nestor/zertifizierung/Pruefbericht_nestor_Siegel_TIB.pdf

3 Langzeitarchivierungswiki der TIB: https://wiki.tib.eu/conflu ence/display/lza/Digitale+Langzeitarchivierung+an+der+TIB

4 DURAARK – durable architectural knowledge: http://duraark.eu/

5 Keßler, Kristof et al. PubPharm – Der Fachinformationsdienst Pharmazie. o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / herausgegeben vom VDB, [S.l.], v. 3, n. 3, p. 1-23, sep. 2016. ISSN 2363-9814. Verfügbar unter: https://www.o-bib.de/article/view /2016H3S1-23 – DOI: https://doi.org/10.5282/o-bib /2016H3S1-23

6 Webplattform für die Bearbeitung, Publikation und Langzeitar-chivierung der regionalwissenschaftlichen Forschungsdaten (LaZAR): http://lazar.gbv.de/

7 https://www.tib.eu/de/publizieren-archivieren/digitale-langzeit archivierung/

Abbildung 5: Beispiel manueller Workflow

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LESESAAL DIGITALE INFORMATION

Technologien der Langzeitarchivierung zu erhalten und wei-terzuentwickeln. Ein weiterer wesentlicher Austauschbereich ist das Netzwerk der Rosetta-Anwender. Dort wird sowohl die Software Rosetta gemeinsam weiterentwickelt als auch aktiv an der Analyse von Formaten und ihrer Validierung gearbeitet (siehe Abbildung 6).

Darüber hinaus war die TIB unter anderem Partner im EU-Projekt DURAARK4 für die Langzeitarchivierung von 3D-Modellen aus dem Bereich Architektur, erbringt für den DFG-geförderten Fachinformationsdienst (FID) Pharma-zie die Langzeitarchivierungsdienstleistung5 und ist im DFG- Projekt LaZAR6 Partner für die Langzeitarchivierung von Feld-forschungsdaten aus der Kaukasiologie.

Um die Aktivitäten im Produktivbetrieb von LZA-Dienstleis-tungen zu koordinieren und gemeinsame Synergien zu nutzen, hat die TIB gemeinsam mit der SLUB Dresden einen Leistungs-verbund zur Langzeitarchivierung gegründet. Hier stimmen sich beide Institutionen über ihre Aktivitäten ab, koordinieren Stra-tegien, teilen Know-how und bie-ten eine Anlaufstelle für interes-sierte Kunden. Seinen Betrieb soll der Leistungsverbund am 1. Januar 2019 aufnehmen.

Informationsangebot

Um sich über die Erfahrungen der TIB zu informieren oder etwas über die Möglichkeiten der digitalen Langzeitarchivierung zu erfahren, hat die TIB verschiedene Optionen entwickelt. Auf der Webseite stehen grundlegende Informationen über die dLZA und über das eingesetzte System zur Verfügung7. Darüber hi-naus bietet die TIB Informationsver-anstaltungen und Beratungswork-shops an, bei denen vertiefende Informationen vermittelt und indi-viduelle Fragestellungen diskutiert

werden können. Ziel dieser Aktivitäten ist es, fundierte In-formationen zu verteilen, Hemmschwellen abzubauen und für die digitale Bestandserhaltung zu sensibilisieren und zu begeistern.

Franziska Schwab hat Informationswissenschaften (M.A.) an der Fachhochschule Potsdam studiert. Sie arbeitet an der TIB als Preservation Analyst. Zu ihren Aufgaben gehört die Analyse von zu archivierenden Beständen, die Konzep-tion, Kontrolle und Dokumentation der LZA-Prozesse, die Abstimmung mit den Fachbereichen und den Partnerbi-bliotheken, die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen und Zertifizierungsunterlagen sowie die Mitarbeit in ver-schiedenen nestor-Arbeitsgruppen. – Kontakt: [email protected]

Thomas Bähr studierte Or-ganisationswissenschaf-ten (M.A.) an der Universität Hildesheim. Er arbeitete 15 Jahre bei Bertelsmann und im Springer-Verlag und be-schäftigte sich dort mit dem Wandel von einer analogen zu einer digitalen Datenproduk-tion. Seine Schwerpunkte la-gen in der Entwicklung von Lösungen zur medienneut-ralen Datenhaltung sowie in der Durchführung der damit verbundenen Veränderungsprozesse in den betroffenen Organisationsstrukturen.Derzeit arbeitet er an der TIB als Leiter des Bereiches Be-standserhaltung und Langzeitarchivierung. Sein Arbeits-schwerpunkt liegt unter anderem in der Entwicklung von Preservation-as-a-Service-Modellen für die Langzeitar-chivierung an der TIB. Darüber hinaus engagiert er sich in der Open Preservation Foundation und im nestor-Kompe-tenznetzwerk. – Kontakt: [email protected]

Abbildung 6: Strategische Kooperationen

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Petra Weber

Neubelebung eines verschütteten Kulturguts Die Bibliothek Kloster Irsee in der Staats-und Stadtbibliothek Augsburg

Vom 9. November 2018 bis 10. Februar 2019 zeigt das Stadt-museum Kaufbeuren1 die Sonderausstellung »Von Bücher-schätzen und gelehrten Mönchen. Die Bibliothek Kloster Irsee in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg«. Die Aus-stellung entstand im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit drei Partnern. Grundlage bildet ein mehrjähriges For-schungsprojekt zwischen dem Schwäbischen Bildungszent-rum Irsee2, das seit 1981 die Räume des ehemaligen Klosters Irsee nutzt, und der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg3.

Schulterschluss dreier Kooperationspartner: Forschungs-projekt, Begleitpublikation und zwei Ausstellungen

Im 19. Jahrhundert war im Zuge der Säkularisation ein großer Teil der Irseer Buchbestände in die Vorgängerinstitution der Augsburger Bibliothek gebracht worden. Nachdem die Irseer Provenienz der Bücher zunächst unberücksichtigt blieb und nur in Teilen rückverfolgt war, konnte das Forschungsprojekt nun diese Lücke schließen.4 Zunächst wurden sämtliche Bücher im Augsburger Bestand ermittelt, die nachweislich aus dem Reichsstift Irsee stammen. In einem zweiten Schritt wurden diese in einem eigenen Onlinekatalog erfasst, in dem seither die Metadaten recherchierbar sind;5 auch Volltexte sind zum Teil aufrufbar. Neben der Katalogisierung der Bücher aus Irsee konnten ebenso die Geschichte der Irseer Bibliothek sowie die Umstände ihrer Auflösung fundiert wissenschaftlich aufgear-beitet werden. Die Forschungsergebnisse werden in Form eines reich bebilderten Katalogs veröffentlicht.6

Parallel zur Publikation dieses Bandes zeigt das Stadtmu-seum Kaufbeuren die Sonderausstellung über die Geschichte des Klosters und seiner Bibliothek. Erstmals widmet sich das Stadtmuseum damit vertieft der wechselvollen Geschichte des Reichsstifts Irsee, das zu den territorialen Nachbarn der Reichsstadt Kaufbeuren zählte. Wichtiger Bestandteil der Ausstellung ist eine Reihe von wertvollen Büchern, die dem Stadtmuseum durch die Staats- und Stadtbibliothek Augs-burg als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden. Im Mai 2019 folgt eine zweite Ausstellung in der Staats- und Stadt-bibliothek Augsburg7, in der eine noch umfangreichere Aus-wahl an Büchern aus ehemaligem Irseer Klosterbesitz zu se-hen sein wird.

Die Einbettung des Projektvorhabens in das Europäische Kulturerbejahr 20188 deckt sich mit der Zielsetzung der Part-ner, das lange vergessene und dem öffentlichen Blick entzo-gene geistige Erbe des Klosters Irsee wieder sichtbar zu ma-chen. Als Zeitpunkt für Sonderausstellung und Veröffentli-chung des Katalogs wurde der Herbst 2018 gewählt, in dem sich der erste Abtransport von Irseer Büchern nach Augsburg zum zweihundertsten Mal jährt.

Die Ausstellung »Von Bücherschätzen und gelehrten Mönchen: Die Bibliothek Kloster Irsee in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg«

Der vorliegende Artikel gibt einen Einblick in das Konzept der Sonderausstellung des Stadtmuseums Kaufbeuren. Zu den

LESESAAL AUSSTELLUNG

Abbildung1: Details aus dem Diurnale des Irseer Abtes Sebastian Staiger (reg. 1549–1565), um 1554, Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 8° Cod 75. Foto: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

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Ausstellungsstücken zählen, neben ausge-wählten Büchern aus der ehemaligen Klos-terbibliothek, verschiedene Kunstwerke und Objekte aus dem Kloster.9

Ursprünge und Geschichte des Klosters Irsee

Den Auftakt zur Ausstellung bildet ein kurzer Abriss zur Klostergeschichte von der Gründung 1182 bis zur Erlangung der Reichsfreiheit 1692.10 Das Kloster Irsee zählte zu den kleineren Benedikti-nerklöstern, der Konvent umfasste in sei-nen Höchstzeiten etwa 20 Mönche. Vor al-lem im 18. Jahrhundert etablierte sich das Kloster, trotz seiner relativ kleinen Größe, als ein geistiges Zentrum der katholischen Aufklärung.

Äbtegalerie von der Frühen Neuzeit bis zur Säkularisierung des Klosters

In einem Rundgang präsentiert die Ausstellung eine Äbtegale-rie von 1501 bis zur Auflösung des Klosters 1802. Die insgesamt 16 Äbte und deren jeweilige Amtszeit werden anhand von Tex-ten, Grafiken sowie verschiedenen Objekten vorgestellt. Aus-gewählte Buchbestände aus der Klosterbibliothek ergänzen die Äbtegalerie, darunter ein Diurnale11 (siehe Abb. 1) des Abtes Sebastian Staiger (reg. 1549–1565). Die Handschrift mit qua-litätsvollen Miniaturen ist Teil einer Serie von vier Handschrif-ten, die während der Amtszeit Staigers angefertigt wurden.

Einen zentralen Einschnitt in die Klostergeschichte bildete der Neubau von Klosterkirche und Konventgebäuden in der Regierungszeit der Äbte Roma-nus Köpfle (reg. 1692–1704) und Willibald Grindl (reg. 1704–1731).12 Nach dem Neu-bau der Klosterkirche im Stil des Barock durch den Vorarlberger Baumeister Franz Beer (1660–1727) wurden zwischen 1707 und 1729 neue Konventge-bäude errichtet (siehe Abb. 2). Die Pläne für die Klosterge-bäude stammten wohl vom Irseer Laienbruder und Maler Magnus Remy (1674–1727), der bereits an der Ausstattung der Klosterkirche beteiligt war. Seine intensive Beschäftigung mit der Architekturtheorie

zeigen zwei ausgestellte Bücher der italienischen Renaissance- Architekten Andrea Palladio und Vincenzo Scamozzi, die sei-nen Kaufeintrag aufweisen.13

In derselben Zeit wirkte im Kloster der bekannte Musiker und Komponist Pater Meinrad Spieß (1683–1761), dessen mu-siktheoretisches Hauptwerk »Tractatus Musicus« auch im Aus-land Verbreitung fand. In der Ausstellung sind eine Ausgabe dieses Werks14 sowie eine musiktheoretische Schrift von Leon-hard Euler15 mit Kaufeintrag des Irseer Musikpriors ausgestellt.

Im 18. Jahrhundert baute das Benediktinerstift Irsee unter den Äbten Bernhard Beck (reg. 1731–1765) und Ämilian Mock (reg. 1765–1784) seinen Ruf als Zentrum der Wissenschaften

LESESAAL AUSSTELLUNG

Abbildung 2: Das Reichsstift Irsee mit der barocken Klosterkirche und den Konventgebäu-den in einem Aquarell von 1860, Schwäbisches Bildungszentrum Irsee, Inv.-Nr. 130. Foto: Susanne Sagner, © Schwäbisches Bildungszentrum Irsee

Abbildung 3: Festsaal im Tagungszentrum Kloster Irsee (ehemals Klosterbibliothek). Foto: Achim Bunz, © Schwäbisches Bildungszentrum Irsee

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aus.16 Unter den Konventualen des 18. Jahrhunderts befanden sich eine Reihe von Wissenschaftlern, deren Ruf über Irsee hinauswirkte, darunter der Philosoph und Naturwissenschaft-ler P. Ulrich Weis (1713–1763) und dessen Schüler, der Mathe-matiker und Astronom P. Eugen Dobler (1714–1796), sowie der Mathematiker P. Candidus Werle (1716–1770). Geprägt durch den Geist der katholischen Aufklärung, wurden ein ma-thematisch-physikalisches Kabinett und eine Naturaliensamm-lung eingerichtet.

Die Klosterbibliothek hatte beim Neubau einen prachtvol-len, mit Deckengemälden und Stuck verzierten Bibliothekssaal erhalten (siehe Abb. 3). Die Büchersammlung wurde in dieser

Zeit durch wichtige Werke der Aufklärung erweitert. In der Ausstellung zeigt sich die intensive Beschäftigung der Irseer Mönche mit Ideen und zentralen Vordenkern der Aufklärung anhand ausgewählter Bücher aus der Klosterbibliothek, darun-ter Werke des Philosophen John Locke (1632–1704) oder des Aufklärers Christian Wolff (1679–1754).17 Des Weiteren fiel in diese Zeit der bemerkenswerte Ankauf von 96 Bänden in Pa-ris gedruckter Kirchenväter-Ausgaben, die durch Irseer Mön-che für den beachtlichen Preis von 727 Gulden direkt in Frank-reich erworben wurden.18

In der Amtszeit des letzten Abtes Honorius Grieninger (reg. 1784–1802) ereilte das Kloster Irsee schließlich das Schicksal der

1 Das Stadtmuseum Kaufbeuren zählt mit seiner Gründung 1876 zu den ältesten stadthistorischen Museen in Bayerisch-Schwaben. Wei-tere Informationen unter https://www.stadtmuseum-kaufbeuren.de

2 Kloster Irsee ist das Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben. Weitere Informationen unter https://www.kloster-irsee.de

3 Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg ist die staatliche Regio-nalbibliothek für den Regierungsbezirk Schwaben. Weitere Infor-mationen unter https://www.sustb-augsburg.de

4 Vgl. Helmut Zäh: Aufdeckung einer verschütteten Memoria. In: Reinhard Laube [Hrsg.]: Die Zukunft der Memoria. Perspektiven der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg nach der Verstaatlichung (Forum Staats- und Stadtbibliothek Augsburg 1). Augsburg: Wiß-ner, 2016, S. 97–122, hier S. 98

5 Der Online-Katalog ist auf dem Internetauftritt der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg verlinkt unter: https://www.sustb-augs burg.de/regionale-aufgaben-projekte-kooperationen/projekte/

6 Helmut Zäh: Abtransportiert, verschwunden und wieder sichtbar gemacht. Die Bibliothek Kloster Irsee in der Staats- und Stadtbi-bliothek Augsburg. Karl-Georg Pfändtner, Stefan Raueiser, Petra Weber, [Hrsg.]: Cimeliensaal 3. Luzern: Quaternio Verlag, 2018

7 Der Ausstellungstitel lautet: »Irsee – europäische Perspektiven einer schwäbischen Klosterbibliothek«

8 Zur Projektbeschreibung auf der Plattform des Europäischen Kulturerbejahrs 2018 siehe: https://sharingheritage.de/projekte/von-buecherschaetzen-und-gelehrten-moenchen/

9 Der Großteil der noch erhaltenen Zeugnisse aus dem Kloster Irsee wurde für die Ausstellung als Leihgabe vom Schwäbischen Bil-dungszentrum Irsee zur Verfügung gestellt.

10 Für einen Überblick zur Geschichte des Klosters siehe Christian Lankes: Irsee – Von der Reichsabtei zum Bildungszentrum. Abruf-bar unter: https://www.hdbg.eu/kloster/web/ – Weitere Literatur (Auswahl): Walter Pötzl: Geschichte des Klosters Irsee. Von der Gründung bis zum Beginn der Neuzeit 1182–1501 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, Ergänzungsband 19). Ottobeuren: Winfried Werk 1969; Hans Frei [Hrsg.]: Das Reichsstift Irsee. Vom Benediktinerklos-ter zum Bildungszentrum – Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur. Weißenhorn: Anton H. Konrad, 1981; Michael Kühlenthal: Irsee. Geschichte und Instandsetzung des ehemaligen Benedik-tinerreichsstifts (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege). München: Karl M. Lipp, 1984; Karl Pörnbacher: Kloster Irsee. Weißenhorn: Anton H. Konrad, 1999; Walter Pötzl: Irsee. In: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Bayern (Germania Benedictina, Band 2). St. Ottilien: Eos, 2014, S. 865–896; Markwart Herzog, Alois Schmid [Hrsg.]: Katholische Aufklärung im Benediktinerreichsstift Irsee. Konstanz: UVK Ver-lagsgemeinschaft, 2018

11 Diurnale des Abtes Sebastian Staiger, Handschrift auf Papier, um 1554 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 8°Cod 75); Kat. 21

12 Vgl. Walter Pötzl: Der Irseer Konvent und seine Äbte in der Neu-zeit. In: Frei (Anm. 10), S.17–75, hier S. 42–44

13 Vincenzo Scamozzi: Klärliche Beschreibung der fünff Säulen-Ord-nungen, und der gantzen Baukunst. Nürnberg: Stephan Rolck für Johann Hoffmann, 1697 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Kst 386); Kat. 38; Andrea Palladio: Die Baumeisterin Pallas oder der in Teutschland erstandene Palladius. Übers. Georg Andreas Böckler. Nürnberg: Johann Andreas Endters Söhne, 1698 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Kst 328); Kat. 37

14 Meinrad Spieß: Tractatus Musicus Compositorio-Practicus. Augs-burg: Lotter und Erben, 1745 (Schwäbisches Bildungszentrum Irsee, Inv.-Nr. 66)

15 Leonard Euler: Tentamen novae theoriae musicae. St. Petersburg: Druckerei der Akademie der Wissenschaften, 1739 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Tonk 52); Kat. 40

16 Vertiefend hierzu: Herzog/Schmid (Anm. 10).

17 John Locke: Libri IV. de intellectu humano. Herausgegeben von Gotthelf Heinrich Thiele. Leipzig: Theophil Georgi, 1741 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Phil 2308); Kat. 46; Christian Wolff: Philosophia rationalis. Frankfurt und Leipzig: Renger, 1740 (Staats-und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Phil 413); Kat. 43

18 In der Ausstellung sind folgende Bände zu sehen: Ambrosius Mediolanensis: Opera, Bd. 1–2. Paris: Jean-Baptiste Coignard, 1686–1690 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2 Th Kv L 8-1/2); Kat. 41; Cyrillus Alexandrinus: Opera, Band 1. Paris: Imprimerie Royale, 1630 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Th Kv G 74-1); Kat. 42

19 Für eine detaillierte Schilderung der Auflösung der Bibliothek vgl. Zäh (Anm. 4)

20 Gregorius Magnus: Moralia in Iob. Pergament, 2. Hälfte 11. Jahr-hundert (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod 41); Kat. 8

21 Unter anderem: Gratianus: Decretum. Mit Kommentar von Johan-nes Teutonicus und Bartholomaeus Brixiensis. Venedig: Adam von Rottweil, nach 1480 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Ink 103); Kat. 27

22 Vertiefend hierzu: Zäh (Anm.4)

23 Johannes Kurtz: Irseer Reimchronik, Pergament, nach 1500 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Cod 107); Kat. 3

24 Der Band umfasst die folgenden Werke: [1.] Publius Papinius Statius: Sylvarum libri V. Achilleidos libri XXII. Thebaidos libri II. Venedig: Aldo Manuzio d. Ä. und Andrea Torresano, 1519. [2.] Titus Lucretius Carus: [De rerum natura libri VI]. Venedig: Aldo Manuzio d. Ä. und Andrea Torresano, 1515 (Staats- und Stadtbib-liothek Augsburg, LR 1015); Kat. 6

LESESAAL AUSSTELLUNG

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Auflösung im Rahmen der Säkularisierung, was ab 1818 die teil-weise Zerstreuung und Vernichtung der Büchersammlung, aber auch die Verlagerung von Büchern nach Augsburg bedeutete.19

Schatzkammer mit Handschriften und Inkunabeln

In einem abgedunkelten Kabinett zeigt die Ausstellung in einer »Schatzkammer« schließlich ausgewählte Handschriften und Inkunabeln (Wiegendrucke bis 1500) aus der Bibliothek des Klosters Irsee. Unter den dort präsentierten Werken finden sich unter anderem die älteste aus Irsee erhaltene Handschrift der »Moralia in Iob« von Papst Gregor dem Großen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts20 sowie einige Bände, die in Irsee geschrieben wurden.

Des Weiteren umfasst die in der Schatzkammer präsentierte Auswahl Werke mit Einbänden aus einer Buchbinderwerkstatt, die zwischen 1492 und 1535 im näheren Umfeld von Irsee be-stand und neben dem Kloster wohl auch für weitere Auftragge-ber tätig war. Unter den ausgestellten Inkunabeln finden sich qualitätsvolle Beispiele der Buchmalerei des 15. Jahrhunderts (Abb. 4).21 Eine in die Ausstellung integrierte Hands-on-Station gegenüber der Schatzkammer lädt die Besucher ein, mehr über die Buchherstellung im Mittelalter zu erfahren und mit verschie-denen Materialien und Techniken selbst zu experimentieren.

Die Auflösung der Klosterbibliothek ab 1818

Den Abschluss des Rundgangs bildet eine Vitrine, welche die Auflösung der Klosterbibliothek im Nachgang zur 1802 erfolg-ten Säkularisierung thematisiert.22 Hier werden unter anderem ein historischer Bibliothekskatalog sowie eine Transportliste von 1818 präsentiert. Darüber hinaus sind ausgewählte Origi-nale des ersten Büchertransports ausgestellt.

Unter diesen Büchern befand sich etwa die sogenannte Irseer Reimchronik23, die im Jahr 1500 entstand und aufgrund fehlender älterer Quellen zu den frühesten Darstellungen der Irseer Klosterge-schichte zählt. Des Weiteren wurde bereits für den ersten Transport nach Augsburg eine Aldine24 ausgewählt. Es handelt sich hierbei um eines je-ner seltenen Bücher, die von der Druckerdynastie Manutius in Venedig zwischen 1494 und 1598 he-rausgebracht wurden.

Lebendiges Kulturerbe: Die Bibliothek Kloster Irsee

In Kooperation mit den Projektpartnern bie-tet das Stadtmuseum Kaufbeuren rund um die Sonderausstellung ein umfassendes Begleitpro-gramm mit Vorträgen, einem Konzert, Work-shops, Erwachsenen-, Familien- und Schulklas-senführungen. Das vielseitige Programm ergänzt das Projektvorhaben, möglichst verschiedene Zielgruppen anzusprechen und die wechselvolle Geschichte der Bibliothek des Klosters Irsee – ei-nes über 200 Jahre lang verschütteten Kultur-guts – lebendig zu vermitteln. Mit der Publika-tion und den beiden Ausstellungen wird das geis-tige Erbe Irsees sowohl einem Fachpublikum als auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in Form des digitalen Bestandska-talogs auch für künftige Generationen dauerhaft festgehalten.

LESESAAL AUSSTELLUNG

Petra Weber ist seit März 2014 Leiterin des Stadtmuseums Kauf- beuren. Von 2002 bis 2009 studierte sie Kunst-geschichte und Kunstpä-dagogik an der Universi-tät Augsburg sowie an der Università degli Studi di Parma. Anschließend war sie bis 2012 freiberuflich als Museums- und Kunstpädagogin in Augsburg tätig. Dann folgten ein wissenschaftliches Vo-lontariat im Stadtmuseum Kaufbeuren sowie eine wissen-schaftliche Mitarbeit im Stadtmuseum Kaufbeuren.

Abbildung 4: Miniatur mit Darstellung des Mönchs Gratianus mit Buch in einer Inkunabel aus der Bibliothek Kloster Irsee, nach 1480, Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° Ink 103. Foto: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

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MAGAZIN FACHLITERATUR

Vonhof, Cornelia; Haas-Betzwieser, Eva: Praxishandbuch Prozessmanage-ment in Bibliotheken und Informati-onseinrichtungen / Redaktion: Cor-nelius Bauknecht. Berlin: De Gruyter Saur 2018. VIII, 303 Seiten: Illustra-tionen. (De Gruyter Reference) ISBN 978-3-11-050002-8 – Festeinband, 79,95 EUR. Auch als E-Book erhältlich.

Dieses Buch füllt eine Lücke. Zwar gibt es etliche selbstständige Publika-tionen über Prozessmanagement bzw. Prozessoptimierung in einzelnen Bib-liotheken1, aber bis-her kein deutschspra-chiges Handbuch zum Thema. Die beiden Au-torinnen – Vonhof lehrt Public Management an der Hochschule der Medien Stuttgart, Haas-Betzwieser ist in der Direktion der Berliner Staatsbibliothek für Projekt-management und Controlling verant-wortlich – haben über Prozessmanage-ment-Projekte bereits publiziert2 und sind generell in der Fachliteratur seit et-lichen Jahren durch eine mehr oder min-der große Zahl an Beiträgen auf hohem Niveau ausgewiesen3. Der Rezensent hat also hoch gesteckte Erwartungen, wenn er die Neuerscheinung zur Hand nimmt.

Im Ergebnis der Lektüre muss der Re-zensent den beiden Autorinnen größte Anerkennung zollen. Sie haben sich laut Vorwort vorgenommen, für ein Fachpu-blikum, das zwar Erfahrung mit Prozes-sen in Bibliotheken hat, aber sich nicht als Experte oder Expertin auf diesem Ge-biet einschätzt, ein Handbuch zu schrei-ben, das mit Checklisten, Vorlagen, An-leitungen, Fallstudien, Übungen und Re-flexionen dieses Publikum instand setzt, in der eigenen Bibliothek Prozesse zu analysieren, optimal zu gestalten und das Ergebnis zu überprüfen. Darüber

hinaus wollen die Au-torinnen mit innovati-ven Ansätzen im Pro-zessmanagement be-kannt machen und das Thema Prozessmanage-ment nicht nur techno-kratisch-betriebswirt-

schaftlich darlegen, sondern in den Kon-text der Organisationskultur einbetten. Diese Ansprüche lösen die Autorinnen praxisnah vollkommen ein.

Prozessmanagement im Kontext

Kapitel 2 stellt Prozessmanagement in den Kontext von Wissensmanage-ment, Organisationsentwicklung und

Das Instrumentarium und dessen Anwendung

Ein »komplettes« Handbuch zum Prozessmanagement

Anschrift des Rezensenten: Prof. Dr. Konrad Umlauf, Universitätsprofessor im Ruhestand, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informations-wissenschaft, Dorotheenstraße 26, 10117 Berlin; [email protected]

Die Autorinnen verste-hen Prozess keineswegs

nur als technischen Vorgang, sondern als soziale Interaktion.

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MAGAZIN FACHLITERATUR

Qualitätsmanagement. Der Kern-satz lautet hier: »Prozesse werden aus der Kundenperspektive gedacht und designt« (S. 18). Der verwendete Pro-zessbegriff ist weit und umfasst keines-wegs nur den Geschäftsgang, sondern auch den Informationsdienst oder Be-nutzerschulungen, alles was das Bib-liothekspersonal tut und alle Dienst-leistungen, die eine Bibliothek intern und extern erbringt. Die Autorinnen verstehen Prozess keineswegs nur als technischen Vorgang, sondern als sozi-ale Interaktion: »Die gelingende soziale Interaktion stellt einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Arbeit mit und in einem Prozess dar.« (S. 23)

Das Schlusskapitel lässt die Details hinter sich und ent-faltet die Perspektive einer Prozesskultur, für deren Aus-prägung die Autorinnen ein Stufenmodell vorlegen.

Das macht den besonderen Wert des Bu-ches aus: Einerseits zeigt es die analyti-schen Instrumente auf, mit denen Pro-zesse untersucht und optimiert wer-den, von Instrumenten der Darstellung von Prozessen über Aufgabenkritik bis zu Instrumenten der Prozessgestaltung wie dem Ishikawa-Diagramm oder De-sign Thinking.

Andererseits erklärt es, wie diese In-strumente in Workshops, mit kollegialer Beratung oder mittels Interviewleitfa-den angewendet werden. Die Wertana-lyse nach DIN 1325 wird nicht explizit erwähnt, doch wird deutlich, dass die Autorinnen dem Grundgedanken dieses ingenieurmäßigen Ansatzes folgen. Aber sie gehen weit darüber hinaus, indem sie die Prozessgestaltung in den gesamten Managementprozess einbetten. Deshalb zeigen sie auf, dass konsequentes Pro-zessmanagement letztlich eine andere als die herkömmliche Aufbauorganisa-tion verlangt.

Die verschiedenen Varianten der Prozessorganisation, bei denen teil-weise die überlieferte funktionale Auf-bauorganisation erhalten bleibt, wer-den dargelegt und Wege aufgezeigt,

wie die jeweils einzelne Bibliothek für sich die angemessene Variante heraus-finden kann.

Gut für die Praxis aufbereitet

Kern des Buches ist Kapitel 3: Schritt für Schritt erklären die Autorinnen wie Prozessmanagement in der Praxis ge-macht wird. Kapitel 4 stellt einzelne Anwendungsfelder des Prozessmanage-ments vor, so das prozessorientierte In-formations- und Dokumentenmanage-ment, die Personalbedarfsermittlung und das Prozesscontrolling. Kapitel 5 macht mit innovativen Ansätzen des Prozessmanagements bekannt: dem Service-Blueprint, einer Form der Pro-zessdarstellung radikal aus Kunden-sicht, dem Adaptive Case Management, mit dem schwach strukturierte Pro-zesse optimiert werden können, und dem agilen Prozessmanagement, einem sehr flexiblen Ansatz für hochkomplexe Prozesse.

Eingestreut sind Interviews mit Praktikern und kurze Bei-träge von Praktikern, die über Prozessmanagement in ihren Bibliotheken Auskunft geben.

Das Schlusskapitel lässt die Details hin-ter sich und entfaltet die Perspektive einer Prozesskultur, für deren Ausprä-gung die Autorinnen ein Stufenmodell vorlegen. Die aufgezählten Eigenschaf-ten der Prozesskultur – zum Beispiel Prozesse sind schriftlich mit Kennzah-len dokumentiert, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind lern- und verände-rungsbereit – kann man auch als Check-liste lesen.

Der Inhalt ist gut präsentiert

Gelungen ist nicht nur der Inhalt, son-dern auch seine Präsentation mit vie-len Tabellen, Diagrammen, Grafiken, Checklisten, Schritt-für-Schritt-Anlei-tungen und einem stark gegliederten Text, so dass die Lektüre didaktisch vor-züglich gesteuert wird. Das Register

verweist auf die Schlüsselstellen der je-weiligen Begriffe und bezieht die als Bei-spiel erwähnten Bibliotheken mit ein. Eingestreut sind Interviews mit Prakti-kern und kurze Beiträge von Praktikern, die über Prozessmanagement in ihren Bibliotheken Auskunft geben. Mit Refle-xionsfragen zeigen die Autorinnen die Grenzen der Instrumente und Ansätze auf, die sie erklären – das tut gut, denn ohne diese Reflexion kann man manches Projekt in den Sand setzen. Wer dieses Buch gründlich durchgeht, wird sein Projekt der Prozessoptimierung gewiss nicht in den Sand setzen, sondern zum Erfolg führen.

Konrad Umlauf

1 Als neueres Beispiel soll erwähnt werden: Giebel, Katrin: Planungsprozesse zur Einführung der RVK-Aufstellungssys-tematik in Bibliotheken: dargestellt an ausgewählten Fallbeispielen / von Katrin Giebel. Berlin: Institut für Biblio-theks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 2017. (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissen-schaft ; 422) – Online unter: https://doi.org/10.18452/18205 [alle Internetquel-len zuletzt abgerufen am 5.10.2018]

2 Vonhof, C., & Haas-Betzwieser, E. (2015). Vom Geschäftsgang zum Prozess: Pro-zessmanagement in Bibliotheken am Beispiel der Staatsbibliothek zu Berlin. In: O-Bib. Das Offene Bibliotheksjournal / Herausgegeben vom VDB, 2(4), 24-33. https://doi.org/10.5282/o-bib /2015H4S24-33

3 Nur je ein Beitrag soll erwähnt werden: Schneider-Kempf, Barbara; Haas-Betz-wieser, Eva: Die Einführung eines Qualitätsmanagements an der Staatsbib-liothek zu Berlin. In: »Bibliotheken: Tore zur Welt des Wissens«: 101. Deutscher Bibliothekartag in Hamburg 2012 / Brintzinger, Klaus-Rainer ; Hohoff, Ulrich (Hrsg.). Hildesheim (u.a.): Olms, 2013. S. 151-163. – Vonhof, Cornelia: Strategisches Qualitätsmanagement als Aspekt des strategischen Marketings – Strategisches Marketing als Aspekt des strategischen Qualitätsmanagements. In: Praxishandbuch Bibliotheks- und Informationsmarketing. Berlin (u.a.): De Gruyter Saur, 2012, S. 287-318

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MAGAZIN FACHLITERATUR

Bunge, Eva: Citizen Science in der Bibliotheksarbeit: Möglichkeiten und Chancen. Wiesbaden: Dinges & Frick, 2017. 119 Seiten: Illustratio-nen. (b.i.t. online Innovativ; 63) ISBN 978-3-934997-81-3 – Broschiert, 24,50 Euro

Die Masterarbeit führt in die Citizen Science ein und behandelt einige Bei-spiele. Der Begriff »Citizen Science« kann als »Bürgerwissenschaft« über-setzt werden. Um was handelt es sich? Es geht um unterschiedliche Formen der Beteiligung der allgemeinen Bevöl-kerung an wissenschaftlichen Fragestel-lungen. Durch die Verbreitung des Inter-nets haben Organisationen noch einmal ganz andere Möglichkeiten als früher bei der Anwendung von Citizen Science zur Verfügung. Bürger können ihre Zeit, ihre Instrumente oder ihr Wissen in Kol-laboration mit einer Forschungsinstitu-tion einsetzen, um die Forschung vor-anzubringen. Dabei müssen die Bürger nicht unbedingt selbst Wissenschaft-ler/innen sein, es muss aber beim Vor-gehen, zum Beispiel bei der Datenerhe-bung, Transparenz herrschen hinsicht-lich der Erhebungsmethoden und der Ergebnisse.

Crowdsourcing

Mit dem übergreifenden Begriff des so-genannten »Crowdsourcings« (meist als »Schwarmintelligenz« übersetzt) wird allgemein die breite Unterstützung bei der Erstellung von Arbeitsergebnissen, Wissen und/oder Erfahrung bezeich-net. Hier steht nicht unbedingt Wissen-schaft im Vordergrund, aber die Frei-willigen sollen Zeit und Ressourcen

für ein Projekt aufwenden. Es geht bei diesem übergreifenden, die Citizen Science einbeziehenden Begriff also um Kollaboration.

Wenn man das aus der Sicht der Forschungsorganisation betrachtet, handelt es sich um eine Erhöhung der Reichweite, die man sonst nicht oder nur mit großem Aufwand erzielen könnte.

Struktur und Motivation

Citizen Science ist vielfältig und he-terogen. Die Autorin zitiert auf S. 20 einen Strukturierungsvorschlag von Wiggins und Crowston, nach dem sich Citizen Science in Handlung (zum Bei-spiel Messung von Daten), Konservie-rung (im Bereich Ressourcenmanage-ment), Untersuchung (zum Beispiel Da-tensammlung), Virtualisierung (zum Beispiel Klassifikation von Bildern) und Bildung (zum Beispiel Informationsma-terial-Erstellung und Angebot von Kur-sen) gliedert. Dabei sind mehr als die Hälfte der Projekte in der Kategorie Un-tersuchung verortet, gefolgt von der Ka-tegorie Konservierung.

Gefragt wird dann nach der Motiva-tion von Institutionen, Citizen Science einzusetzen. Gesichtspunkte sind die Erhöhung von Reichweite (zum Bei-spiel Sparen von Personalkosten, Er-höhung der Datenmengen), Bildungs-gesichtspunkte (zum Beispiel Verbrei-tung wissenschaftlicher Techniken und Auseinandersetzung mit dem For-schungsprozess), Erhöhung zufälliger Entdeckungen (Serendipity) und Zu-gang zu Wissen. Beim letzten Punkt gibt es auch eine Schnittmenge zur Oral History.

Anschrift des Rezensenten: Dr. Jürgen Plienin-ger, Institut für Politikwissenschaft, Bibliothek, Melanchthonstr. 36, 72074 Tübingen, E-Mail: [email protected]

Mithilfe der Nutzer Wissen generieren Citizen Science und Crowdsourcing vorgestellt

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MAGAZIN FACHLITERATUR

Der theoretische Teil endet mit Fra-gen nach Validität der Daten und Me-thoden, mangelnder Datenqualität ent-gegenzuwirken und nach der Motivation der Freiwilligen.

Beispiele für Projekte

Die Arbeit beschreibt in ihrer zweiten Hälfte fünf Projekte von verschiedenen Bibliotheken, die in den Bereich Citi-zen Science fallen. Beim Projekt »Buil-ding Inspector« der New York Public Library geht es um die Identifikation von Gebäuden auf historischen Landkarten von New York City. »Dear Professor Ein-stein« der Oregon State University Lib-raries and Press handelt von der Tran-skription von Briefen des von Einstein gegründeten Emergency Committee of Atomic Scientists. Bei der Katalogan-reicherung des Architekturmuseums der TU Berlin geht es um die Ergänzung und Korrektur von Metadaten und der Georeferenzierung von Objekten. In dem Projekt »Old Weather: Whaling« der Provicence Public Library und der Bib-liothek des New Bedford Whaling Muse-ums und weiterer Partner sollen Schiffs-katalogbücher für die Klimaforschung transkribiert werden. »Science Gossip« der Biodiversity Heritage Library will Illustrationen von historischen wissen-schaftlichen Zeitschriften identifizieren,

erschließen und taggen. Und schlus-sendlich dient »Whats the Score« der Bodleian Libraries dem Erstellen der Metadaten von Notenblättern. Die Bei-spiele sind ausführlich beschrieben und gut mit Screenshots illustriert.

Motive und Rollen der Bibliothek

Im Kapitel »Analyse und Interpretation« vergleicht die Autorin die Beispiele und stellt als erstes fest, dass alle Projekte bestandsorientiert sind. Die Webseiten der Bibliotheken präsentieren Infor-mationen zu Beständen, mit denen be-stimmte Aufgaben verknüpft sind. Ziele und Motivation der Projekte sind stark auf den Bestand ausgerichtet, insbeson-dere auf die Erschließung, den verbes-serten Zugang und die Präsentation. Die eigene Forschungsarbeit am Bestand spielt hingegen kaum eine Rolle. Öffent-lichkeitsarbeit ist ebenfalls mit im Spiel, wird aber nicht als Selbstzweck betrei-ben. Die Autorin arbeitet zwei mögliche Rollen für Bibliotheken im Rahmen der Citizen Science heraus: Entweder die ei-gene Forschung der Bibliothek oder die Unterstützung der Forschenden, bei-spielsweise durch Bereitstellung von Inhalten, durch Entwicklung neuer Re-cherchemethoden oder dem Einbrin-gen der informationswissenschaftlichen Fachkenntnisse.

Gefragt wird dann nach den Aspek-ten Urheberrecht und Open Access. Alle Projekte benutzen freie Software und präsentieren ihre Daten in irgendeiner Form im Internet, aber nur eines (»Buil-ding Inspector«) versieht sie mit einer konkreten Lizenz. Explizit wird dann noch nach Kosten und Nutzen der Pro-jekte gefragt. Offensichtlich hängt dies von der Konzeption der Projekte und der Zielsetzung ab: Mehrere Projekte erzielten mit wenig Aufwand gute Er-gebnisse, während andere aufwendiger waren. Es hängt von spezifischen Fak-toren wie der Projektgröße und auch der Rolle der Bibliothek im Projekt hin-sichtlich der anderen Kooperations-partner ab. Von daher ist eine Grund-lage für Erfolg wohl auch eine gute Kon-zeption des Projektes, wie zum Beispiel einem guten Datenmanagementplan, wie auch eine gelungene Mobilisierung der Freiwilligen.

Alles in allem attestiert die Auto-rin der Citizen Science, verschiedenste Möglichkeiten für die Bibliotheksarbeit zu bieten, da Anwendungsbereiche viel-fältig sind, die Projekte in die aktuellen Themen Open Access und Open Science passen und den – öffentlichen als auch wissenschaftlichen – Bibliotheken die Möglichkeit bieten, sich mit der For-schung zu vernetzen und die eigene Re-levanz zu betonen.

Jürgen Plieninger

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AUS DEM BERUFSVERBAND LANDESGRUPPEN

Landesgruppe Baden-Württemberg

Erfolgreich ist – wer glücklich ist Sind Sie Babyboomer oder Generation Golf?

Die Landesgruppe Baden-Württem-berg des BIB hat in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek in Göppingen den Workshop »Generation XYZ – was müssen wir über die neuen Generati-onen wissen?« angeboten und zahl-reiche Kolleginnen und Kollegen sind der Einladung gefolgt. Die Referentin Heidi Wutzel1, langjährige Führungs-kraft und Trainerin, hat den Work-shop informativ, spannend und mit vielen Übungen kurzweilig aufgebaut.

Aber was müssen wir denn jetzt über die verschiedenen Generationen wissen?

Heidi Wutzel stellte zuerst ein Port-rät der verschiedenen Generationen vor und man hat sich selbst und die Kollegin-nen und Kollegen in den verschiedenen Generationen durchaus wiedererkannt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben erfahren, dass bei verschiedenen Generationen unterschiedliche Werte

im Fokus stehen. Und man konnte an sich selbst feststellen, dass man auch durchaus Werte von anderen Generati-onen in das eigene Wertesystem über-nommen hat.

Es lässt sich erkennen, dass es zwischen den Generationen im beruflichen Umfeld und auch während der Ausbildung durchaus problematische Situationen geben kann.

Anschließend wurden die Unterschiede zwischen den Generationen insbe-sondere in Bezug auf die Arbeitswelt dargestellt.

Jede der Generationen kann gut mit einem Satz charakterisiert werden: • die Babyboomer »leben, um zu

arbeiten«

• die Generation X (Generation Golf) »arbeitet, um zu leben«.

• Für die Generation Y gilt: »Erfolg-reich ist, wer glücklich ist«

• die Generation Z lebt nach dem Motto »You only live once«.

Anhand dieser prägnanten Sätze lässt sich bereits erkennen, dass es zwischen den Generationen im beruflichen Um-feld und auch während der Ausbildung durchaus problematische Situationen geben kann. In Gruppenarbeiten haben die Teams immer wieder Beispiele zu Alltagssituationen und deren Lösungen gemeinsam erarbeitet und am Ende wur-den die möglichen Problemfelder und angemessene Reaktionen darauf noch-mals zusammengefasst. Allerdings ha-ben wir auch festgestellt, dass in jeder Generation viel Potenzial steckt, das wir sinnvoll nutzen können. Eine kurze Füh-rung durch die Stadtbibliothek Göppin-gen rundete die erfolgreiche und inter-essante Veranstaltung ab.

Heike Heinisch, Landesgruppen-vorstand Baden-Württemberg

1 Kontakt zur Referentin: www.hw-huma ne-werte.de

Die Teilnehmerinnen erfahren, dass bei verschiedenen Generationen unterschiedliche Werte im Fokus stehen. Fotos Heike Heinisch

Die Referentin Heidi Wutzel hielt einen informativen und kurzweiligen Workshop.

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AUS DEM BERUFSVERBAND NACHRUF

Nachruf Lothar Thalmann (1928 – 2018)Lothar Thalmann (Foto: privat) wurde am 14. September 1928 in Chemnitz geboren. Er starb am 5. September 2018 in München.

Sein Berufsweg führte ihn – nach einer Verwaltungsausbildung – vom Chem-nitzer Kulturreferat zum Studium nach Leipzig, wo er 1953 sein bibliothekari-sches Examen ablegte.

In Chemnitz wurde er Leiter der Abteilung Methodik und Inspektion, zugleich Ausbilder von Bibliotheks-facharbeitern bei den dortigen Biblio-theken. 1957 verließ er die DDR und begann als Praktikant in der Stadtbü-cherei München. 1958 musste er das bibliothekarische Examen in Stuttgart zum zweiten Mal ablegen. Damit stand der Karriere des mit großem Organi-sationstalent begabten Bibliothekars im Münchner Bibliothekssystem nichts mehr im Wege. Stationen waren 1958 der Zentralkatalog, 1959 Leitung der Stadtbücherei Neuhausen. Dort führte er die Ganztagsöffnung ein. Dazu Thal-mann: »um den Leserandrang besser zu verteilen …«. 1962 Aufbau der Stadt-bücherei Au; 1963 Leiter der neuen Büchereigruppe Ost.

Während dieser Zeit spielte er sechs Jahre lang mit Kolleginnen und einer Kindergruppe Puppentheater. Er selbst

trat dabei als leicht sächselnder Kas-perl auf.

1971 führte er die Ausleihe von Kas-setten ein: 1976 die EDV-Verbuchung in der neuen Stadtbibliothek Giesing. 1977 folgte die Leitung der zentralen Fachabteilung Kataloge und Betrieb; ab 1981 Beteiligung an den Planungen für die Zentralbibliothek am Gasteig. Dazu Thalmann: » … zu retten, was zu ret-ten war in puncto Innenausbau und Ein-richtung des im Bau befindlichen Hauses …«. 1984 bis 1992 war er der erste Lei-ter dieser großartigen Bibliothek.

Unermüdlicher Einsatz im Ehrenamt

Am 28. Februar 1992 wurde er nach fast 35-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet. Für ihn, den Unermüd-lichen, den allseits Bekannten und Ge-schätzten, schloss damit eine lange, au-ßerordentlich aktive und vielfältige Zeit ab.

Sein berufspolitischer Einsatz und sein unermüdliches Engagement in Eh-renämtern sind unvergessen.

Als langjähriges Mitglied in der ÖTV-Fachgruppe Bibliotheken und im Personalrat hatte er immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Betroffenen. In der Benutzungskommission des Deut-schen Bibliotheksinstituts brachte er mit seinem großen Fachwissen viele Anre-gungen ein.

Eine Herzensangelegenheit war ihm die Arbeit im Berufsverband, für die Landesgruppe Bayern des VBB, heute BIB. Den Vorsitz und später Ehrenvor-sitz dieses Vereins hatte er von 1971 bis zum Ende des Jahres 2017 inne. Dies wurde in unserer Fachzeitschrift (BuB 2018/4/221f.) gewürdigt und hat ihn sicher noch erfreut. Sprach man ihn auf diese lange Amtszeit hin an, antwor-tete er trocken: »Erbhof Bayern«. Das gefiel ihm irgendwie. Von seiner Frau, seit 1957 bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 verheiratet, stammte dazu der Satz: »Du kannst dir dein Bett ja gleich mit in die Bibliothek nehmen!« Die bayerischen

Kolleginnen und Kollegen verdanken Lothar Thalmann sehr viel. Mit den Vor-standskolleginnen und -kollegen rea-lisierte er Fortbildungsveranstaltun-gen und Mitgliederversammlungen. Er wirkte in vielen Gremien mit, publi-zierte und trat als Repräsentant der bay-erischen Bibliothekare der ÖBs an die Fachöffentlichkeit. Als Beiratsmitglied arbeitete er mit den Vorständen der anderen Landesgruppen und mit dem Bundesvorstand zusammen. Er vertrat – über die Bibliothekarische Auslands-stelle – den Berufsstand auf Konferen-zen der IFLA, unseres internationalen Bibliotheksverbandes, in verschiedenen Ländern.

Erinnert sei auch an die Radtou-ren mit heiter gestimmten Kolleginnen und Kollegen, abendliche Gespräche, Tänze und gesellschaftliche Veranstal-tungen im Kreise in- und ausländischer Kolleginnen.

Engagiert bis ins hohe Alter

Als Ehrenvorsitzender schrieb er mit seiner schönen Handschrift Glückwün-sche zu runden Geburtstagen. Noch bis 2016 organisierte er gemeinsam mit ei-ner Kollegin Ausflüge zu großen Ausstel-lungen in Bayern, insbesondere für die Ruheständler.

All das und noch einiges mehr war viel Arbeit, sie hat ihm aber auch ebenso viel Vergnügen, große Anerkennung und etliche gute Freundschaften gebracht.

Auch als Rentner gestaltete dieser liebenswürdige Mensch sein Leben viel-seitig und aktiv. Er wusste Bescheid, auch noch kurz vor seinem Tod nahm er das Leben wie es kam. Er war Fatalist, nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen, und wenn, dann lächelte er. Bis in seine allerletzte Zeit konnten wir ihn beim Se-nioren-Stammtisch, zur Eröffnung neuer Bibliotheken, bei Jubiläen und kulturel-len Veranstaltungen begrüßen, er war einfach immer da – und in unseren Her-zen wird er bleiben.

Lioba Betten

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AUS DEM BERUFSVERBAND LANDESGRUPPEN

Nordrhein-Westfalen

Glitzer statt Staub Mitgliederversammlung der BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen (NRW)

Im September trafen sich fast 20 Bib-liothekarinnen und Bibliothekare der Landesgruppe NRW in der Zentral-bibliothek der Stadtbüchereien Düs-seldorf. Unter dem Motto der Düssel-dorfer Stadtbüchereien »Glitzer statt Staub« startete vor Ort die neue Fort-bildungsserie zur Vorstellung beson-ders innovativer neuer Bibliotheken in NRW. Vom NRW-Vorstand begrüßten Gisela Zwiener-Busch, Elmar Bickar und Meik Schild-Steininger (als Gast-mitglied des Vorstands) alle Anwesen-den zur Mitgliederversammlung.

Kurz nach der Ankunft wurde uns von Stephan Schwering, dem Leiter der Stadtbüchereien, das vor einem Jahr entwickelte Library Lab vorgestellt. So konnten Neugierige mit Virtual-Reali-ty-Brillen in schwindelerregende Tie-fen der Großstadtschluchten blicken oder einem T-Rex ins geifernde Maul schauen.

Unter dem Motto der Düssel-dorfer Stadtbüchereien »Glit-zer statt Staub« startete vor Ort die neue Fortbildungsserie zur Vorstellung besonders in-novativer neuer Bibliotheken in NRW.

Nach der Mittagspause berichtete Tom Becker von der Arbeit des Bundesvor-stands des BIB und Gisela Zwiener-Busch stellte den Tätigkeitsbericht von August 2016 bis November 2018 vor.

A b s c h l i e ß e n d i n f o r m i e r t e Meik Schild-Steininger in einem

Impulsvortrag über die dezentrale Ent-wicklung von Ideen mit Unterstützung agiler Methoden wie Design Thinking und Kanban sowie der Nutzung digita-ler Werkzeuge wie Trello und Slack.

Wer Interesse an der Vorstandsar-beit oder Ideen für Fortbildungen hat, ist herzlich dazu eingeladen, sich beim aktuellen Vorstand zu melden.

Julia Weibel-Damal; Hochschulbibliothek der Hochschule

für Gesundheit, Bochum

Kommission der One-Person Librarians sucht Nachwuchs!

Voraussetzung, sie arbeiten in einer One Person Library (zu Deutsch »Ein-Personen-Biblio-thek«) und kennen die einzigar-tigen Herausforderungen einer solchen Einrichtung:

• es fehlt an Geld, Personal und Zeit• der Bibliothekar ist gleichzeitig

Anwalt, Gesicht und Personal der Bibliothek – sozusagen die eierlegende Wollmilchsau

und haben Lust auf ehrenamtli-ches Engagement in einer interes-santen, engagierten und lebensfro-hen Gruppe.

Die Kommission organisiert Veranstaltungen, Fortbildungen, Bibliotheksführungen, veröffent-licht zu allen wichtigen Tätig-keitsbereichen einer Bibliothek Checklisten.

Wir würden uns sehr freuen, wenn besonderes die jüngeren Kol-legen Lust hätten, in unserer etwas in die Jahre gekommenen Kommis-sion mitzuarbeiten.

Ansprechpartner ist Dr. Jürgen Plieninger: oplbib-info.de

Mit Virtual-Reality-Brillen hat man von zu Hause aus einen Blick in Großstadtschluch-ten. Foto: Julia Weibal-Damal

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AUS DEM BERUFSVERBAND VORGEMERKT

VorgeMERKT

Aus dem Berufsverband – Wie alles begann Vereinsnachrichten damals und heute

1951 hießen sie noch »Vereinsmit-teilungen« und wurden in der Zeit-schrift »Bücherei und Bildung« ver-öffentlicht, dem Publikationsorgan des Vereins der deutschen Volksbib-liothekare (VDV). Die Redaktion saß damals noch in Bremen, ehe sie 1952 nach Reutlingen umzog. Die Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb ist auch heute noch Redaktionssitz.

Die Vereinsmitteilungen waren immer schon ein Ort um die Mitglieder über das Vereinsgeschehen zu informieren. Aber in den internetlosen Zeiten war es eben auch der einzige mögliche Weg, das Mit-glied über Neuerungen und Veränderun-gen in Kenntnis zu setzten, von Rund-schreiben einmal abgesehen. Deshalb wurde nicht nur die Geschäftsordnung des Herausgeberkollegiums oder das Ta-gungsprogramm des Bibliothekskongres-ses der deutschen Volksbibliothekare in Berlin im Juni 1952 veröffentlicht.1

Damals hießen Workshops noch Arbeits-gemeinschaften, und jugendliche Biblio-theksbenutzer stellten eine genauso große Herausforderung dar wie heute. Es gab die sogenannten Mitgliedernachrichten, in denen über berufliche und räumliche Ver-änderungen von Mitgliedern informiert wurde. Eine Nachricht wert waren auch die Änderung von Institutionsadressen

und die Information über vergriffene Pu-blikationen. Kassenberichte wurden noch öffentlich gestellt sowie Kommissionsbe-richte und die Berichte der Vereinsaus-schusssitzungen. Es war eben die Informa-tionsquelle für alles rund um Bibliotheks-wesen und Berufsverband.

Der sehr schmucklose und nüchterne Stil der Anfangsjahre ist nur selten durch-brochen von persönlichen und emoti-onalen Bemerkungen in der Berichter-stattung. Ein Beispiel dafür war der sehr dankbare Brief einer Mutter, veröffent-licht in den mittlerweile als Mitteilungen des Vereins Deutscher Volksbibliothekare 1968 betitelten Verbandsnachrichten.

Die Frau erfuhr in ihrer unbezahlten El-ternzeit Unterstützung durch die Kol-legenhilfskasse. Diese war übrigens im Jahr 1949 gegründet worden, um Müt-tern in unbezahlter Elternzeit finanzi-ell ein wenig unter die Arme zu greifen. Kindergärten gab es ja damals in der Bundesrepublik erst für Kinder ab drei Jahren, und dann nur vormittags und schon gar nicht für alle.2

Bei der Fusion der Nachfolgerorgani-sation des VDV, dem vda, mit dem VdDB 1999 wurde die jetzt unter dem Titel »Buch und Bibliothek« (BuB) laufende Zeit-schrift mit übernommen. Aus den »Mittei-lung des Vereins Deutscher Volksbibliothe-kare« waren dann schon »Nachrichten aus

dem Personalverband« geworden, später hieß die Rubrik »BIB info«, jetzt schlicht »Aus dem Berufsverband«. Die Mitglieder-nachrichten sind mittlerweile den Daten-schutzverordnungen zum Opfer gefallen.

Über die Jahre hat sich viel verändert – sicherlich und hoffentlich vieles zum Gu-ten. Zum Beispiel die Berichterstattung: Ne-ben den notwendigen und vorgeschriebe-nen Bekanntgaben des Vereins stehen jetzt meist farbenfrohe und informative Berichte über Bibliotheksreisen der Landesver-bände, Fortbildungsveranstaltungen und das Vereinsleben im Vordergrund. Glossen, Karikaturen und persönliche Fragebögen über Aktive sollen neben den »trockenen« Vereinsnachrichten die »bunte« und viel-fältige Seite des Bibliotheks- und Informa-tionswesens zeigen.

Katrin Lück,Redaktion »Aus dem Berufsverband«

1 Bücherei und Bildung, 1952, 5/6, S. 666-667

2 Bücherei und Bildung, 1968, 1, S. 86

Impressum »Aus dem Berufsverband«

Herausgeber: Berufsverband Infor-mation Bibliothek, Postfach 13 24, 72703 Reutlingen, www.bib-info.de

Verantwortliche Bearbeiterinnen: Katrin Lück Europa-Institut / Bibliothek Universi-tät des Saarlandes, Postfach 151150, 66041 Saarbrücken

Telefon: 0681 / 302-2543

KarinHolste-FlinspachStauffenbergschule,Arnsburger Straße 44,60385 Frankfurt/Main

Telefon: 069 / 21246841

E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss für VerbandsmitteilungenBuB Heft 01/2019: 23. November

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SUMMARY

70 Years Old and 70,000 Pages Strong / Loo-king Back Upon Seven Decades of BuB and Making Wishes for the Future (Carola Schel-le-Wolff)(pp. 612 – 619)

70 years old and 70,000 pages strong – a re-view of BuB is quite worthwhile, since the journal is not only an excellent record of the library profession‘s debates – though at first only within the world of public librarianship – but also because it mirrors Germany‘s post-war (cultural) development. Even the origins of BuB cannot be understood without refe-rence to its historical context. In this com-prehensive article a long-time editor of BuB sheds light on the history of the most widely distributed professional library journal in the German-speaking world.

By now, though, BuB has become much more than a print magazine. It has establis-hed itself solidly in the digital marketplace and its online edition (www.b-u-b.de) recei-ves on the average over 500 unique visitors per day. On the market since July 2016, the BuB app offers supplemental information in the form of videos, photo galleries and inter-active graphics to its more than 1000 users. Just in time for the anniversary celebrations at the German Library Conference in Berlin, BuB also started its own Twitter channel.

Schelle-Wolff also has one particular wish for the future of BuB: the journal needs more debate. In recent years there were many issues which could have received more in-tensive discussion. Core mission, fee poli-cies, opening hours, Sunday openings, occu-pational profile, outsourcing – to name only a few – would provide enough scope for di-scussion within the profession and with the general public. But often enough it was diffi-cult for the editorial board to find members of the profession who would take up controver-sial positions. There appears to be less wil-lingness to take a stand and publicly voice opinions that do not conform to those of the mainstream.

BIB-OPUS – the German-Language Reposi-tory for Library and Information Specialists / The Institutional Repository also Holds Articles from BuB – Metadata Available for Issues Since 1981 – Full-text to Follow (Christoph Ackermann)(pp. 632 – 635)

When the online repository for the professi-onal association »Berufsverband Informa-tion Bibliothek« (BIB) started up in 2005 and initially held primarily lecture slides, some users may have had the idea that a list of links would have been sufficient. These were in high demand then. But BIB‘s board of di-rectors chose to set up a repository, similar to the system used for storing dissertations at the majority of university libraries. The in-centive for founding the BIB repository was to be able to publish all submissions to the German Library Conferences faster and in greater length than had been possible with the printed conference proceedings. In con-trast to a listing of links to lecture slide pre-sentations, one wanted to enable the texts to be more easily found, searchable, more pro-fessional looking and permanently archived.

These advantages will now be employed in order to make the articles of BuB, the pro-fessional journal of the BIB, more accessible and visible in the digital world. In June 2018 the metadata of all articles which appeared in the journal between 1981 and 2017 have been published and uploaded into BIB-OPUS. This data is based on the information in the annual indexes of BuB, which also include subject terms. In the meantime the full-text versions of the articles are also being atta-ched to the data records. So far this process has been completed for the years 2016 and 2017.

With its nearly 15,500 records covering many types of documents, BIB-OPUS has now become one of the largest German-language institutional, open-access repositories.

Long-Term Digital Preservation at Leibniz In-formation Centre (TIB) / Permanent Preser-vation of Safely Accessible Data – Also as a Service to Other Institutions (Thomas Bähr, Franziska Schwab)(pp. 644 – 649)

In the library context digital preservation (known in German-speaking countries as dLZA) refers to long-term and secure preser-vation, but also the facilitation of usability for the catalogued collections of digital hol-dings. This may be based on a legal mandate or undertaken by an institution at its own in-itiative in order to secure its own digital ob-jects. At the Leibniz Information Centre (TIB) in Hanover, digital preservation is one of the three pillars of a collection maintenance stra-tegy. The operations fall within the category of »collection maintenance and long-term preservation« and include the preservation of original digital products as well as digita-lized data and objects in analog format. TIB preserves both textual and non-textual me-dia with a variety of preservation procedures.

In 2009 a pilot phase for digital preser-vation was initiated in order to evaluate the technical, organisational and institutional re-quirements of a cooperatively run preserva-tion system. This was followed up by a com-parative analysis of various systems. The pilot phase ended in 2011 with the trial implemen-tation of a system on the Ex Libris Group‘s Ro-setta platform. Since 2012 TIB and its part-ner libraries ZB MED (the German National Library of Medicine, or the Information Cen-tre for Life Sciences) and ZBW (the German National Library of Economics, or the Leibniz Information Centre for Economics) have been operating a joint digital preservation system, whereby all digital data intended for pre-servation are stored in separate designated areas for each institution.

Translated by Martha Baker

Summary

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663BuB 70 11/2018

RÉSUMÉ

70 ans et plus de 70 000 pages / Retour sur les sept décennies du magazine BuB et les nombreuses ambitions pour l‘avenir (Carola Schelle-Wolff)(pp. 612 – 619)

70 ans et plus de 70 000 pages : un petit retour en arrière sur le magazine BuB est amplement mérité, car la publication ne retrace pas seu-lement de façon exhaustive les échanges pro-fessionnels qui, au commencement, ne con-cernait que les bibliothèques publiques, mais reflète les évolutions (culturelles) allemandes de l‘après-guerre. Le lancement de BuB ne se-rait pas compréhensible sans considération du contexte historique. Dans une contribution étoffée, celle qui fut durant de nombreuses années l‘éditrice de BuB éclaire l‘histoire du périodique spécialisé sur les bibliothèques au plus fort tirage dans l‘espace germanophone.Néanmoins, BuB est devenu bien plus qu‘une publication imprimée : le journal est efficace-ment présent sur le web. Ainsi l‘accès en ligne par l‘adresse www.b-u-b.de représente-t-il en moyenne plus de 500 visiteurs différents par jour. L‘application BuB, disponible depuis juillet 2016 sur le marché avec une offre complémen-taire d‘informations sous la forme de vidéos, de galeries photos et de graphiques interactifs, ne compte pas moins de 1 000 usagers réguliers. A l‘occasion du Congrès national des bibliothè-ques à Berlin, le journal BuB a mis en place un fil Twitter spécialement conçu pour cet anni-versaire.

Carola Schelle-Wolff formule ici un vœu tout particulier pour l‘avenir de BuB : que le journal soit l‘espace de davantage de débats. Au cours des dernières années, divers sujets auraient pu donner lieu à bien plus d‘échan-ges et de façon plus approfondie. Les missi-ons essentielles, les politiques de rémunéra-tion, les horaires d‘ouverture, les ouvertures dominicales, l‘image de la profession, les prestations extérieures – pour n‘évoquer que quelques-uns de ces sujets – constituent une matière suffisante pour des débats tant professionnels que sociétaux. Toutefois, la rédaction a souvent rencontré des difficultés à mener les membres du corps professionnel vers les controverses. Il semble désormais que s‘élargisse l‘opportunité de mieux se po-sitionner et d‘exposer des opinions au-delà des seuls courants principaux de pensée.

BIB-OPUS: la plus grande banque de données allemande à destination des spécialistes de l‘information et des bibliothèques / Un serveur qui propose également l‘accès aux articles du magazine spécialisé BuB – les métadonnées des numéros depuis 1981 sont désormais di-sponibles, le plein texte ne tardera pas (Chris-toph Ackermann)

(pp. 632 – 635)

Lorsque le serveur destinés aux publications en ligne de l‘Union professionnelle pour l‘in-formation et les bibliothèques (Berufsver-band Information Bibliothek / BIB) est entrée en fonction en 2005, comprenant principale-ment, au début, des diapositives d‘exposés et de conférences, n‘y en a-t-il pas eu plus d‘un qui se soit dit qu‘une liste de lien aurait été largement suffisante ? En ce temps-là, cela avait en effet encore cours. Le conseil d‘ad-ministration de BIB s‘est néanmoins orienté vers une banque de données, à l‘instar des instituts de formation en sciences de l‘infor-mation et des bibliothèques qui avaient prin-cipalement retenu cette démarche en vue de la publication des thèses. La création d‘une banque de données par BIB s‘expliquait aisé-ment : il s‘agissait de publier plus rapide-ment et de manière plus complète les con-tributions aux Congrès nationaux des biblio-thèques allemandes, que ce que permettait l‘édition des actes des colloques sous format papier. Comparés aux listes de liens de diapo-sitives d‘exposés qui existaient déjà, les con-tenus devaient dès lors être plus facilement trouvés, mieux « interrogeables », présentés de façon plus professionnelle et archivés de manière pérenne.

Ces avantages devaient également bénéfi-cier aux contributions publiées au sein du péri-odique BuB que BIB édite, tant en en facilitant l‘accès qu‘en en améliorant la visibilité. En juin 2018, les métadonnées d‘articles complets, parus dans le journal entre 1981 et 2017, ont pu être importés dans BIB-OPUS. Cela a été rendu possible par l‘exploitation des données de sommaires de BuB et l‘utilisation de mots-clé. Les articles en plein texte sont depuis lors connectés à ces paquets de données. En sont néanmoins exclus pour le moment les articles des années 2016 et 2017.

Avec environ 15 500 paquets de données représentant une grande variété de types de documents, BIB-OPUS représente désormais l‘une des plus vastes banques de données al-lemandes en libre accès.

L‘archivage électronique pérenne à la Biblio-thèque technique d‘information / Garantir la pérennité des données fiables et exploitables / Un service à destination d‘autres institutions (Thomas Bähr, Franziska Schwab)(pp. 644 – 649)

L‘archivage électronique pérenne dans le cadre des bibliothèques correspond à la con-servation durable et fiable ainsi qu‘au main-tien de la souplesse d‘utilisation des conte-nus numériques collectés et rendus acces-sibles. Soit la mission est prescrite par la loi, soit l‘institution peut s‘auto-saisit de la responsabilité d‘une conservation durable de ses documents numériques. L‘archivage électronique pérenne tel qu‘il est mené à la Bibliothèque technique d‘information (Tech-nische Informationsbibliothek / TIB) de Ha-novre s‘apparente à une brique d‘un des trois piliers de la stratégie de conservation des collections. Sous l‘angle de l‘organisa-tion, il relève du département »Conservation des collections et archivage pérenne« et cor-respond à la conservation de données nati-vement numériques mais aussi numérisées, de même que de documents analogiques. La TIB archive de la sorte tant des médias sous format texte que sous format non textuel et déploie différentes stratégies d‘archivage pour leur bonne conservation.

En 2009, la phase-pilote pour l‘archi-vage électronique pérenne a démarré par l‘évaluation des besoins technologiques, or-ganisationnels mais aussi institutionnels pour la mise en œuvre d‘un système d‘archi-vage pérenne exploité de manière coopéra-tive. Cela a nécessité l‘analyse comparative de divers systèmes. La phase-pilote est ar-rivée à son terme en 2011 avec l‘expérimen-tation de l‘installation d‘un système fondé sur le logiciel Rosetta produit par la société Ex Libris. Depuis 2012, la TIB avec les biblio-thèques partenaires que sont la ZB MED (In-formationszentrum Lebenswissenschaften, Centre d‘information sur les sciences du vi-vant) et la ZBW (Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Bibliothèque centrale allemande pour les sciences écono-miques) exploite un système de production destiné à l‘archivage électronique pérenne.

Traduit par David-Georges Picard

Résumé

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