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Kleine Mitteilungen. 175 durch die Insekten angerichtet wird, von der grossten Bedeutung sind. Dr. G a u t i e r aird nun auch versuchen, den Flammenwerfer zu verwenden, und zwar gegen die furcht- baren Heuschrtckenschwarme, die von Zeit zu Zeit in Algier und Marokko auftreten und das Land verwusten. Bekanntlich durchziehen Schw-arme von einer LLnge von mehreren Kilometern und einer mittleren Dichtigkeit von 500 Insekten auf den Quadratmeter das Land. Gegen diese schwere Plage von Milliarden von Insekten kann, wie man annimmt, der Flammenwerfer ausgezeichnete Dienste tun. Auf dem Rucken von Tragern oder rnit besonderen kleinen Wagen an Ort und Stelle gefuhrt, wiirde er rnit grosster Schnellig- keit ganze Haufen von Insekten in Asche verwandeln. Es sol1 in kurzem eine besondere Mission entsandt werden, um das Verfahren zu versuchen. - (Diese Ausfuhrungen sind wohl rnit mehreren Fragezeichen zu versehen! - Die Redaktion.) Ein fur Deutschland neuer Gerstenschadling. Dr. F r i e d e r i c h Z a c h e r , Mitarbeiter der Biologischen Reichsanstalt fur Land- und Forstwirtschaft, Berlin-Dahlem, teilt in der D e u t 6 c h en L an d w i r t - s c h aft 1 i c h e n P r e 6 s e (10. Mai 1919) einige Beohachtungen iiber einen fur Deutsch- land neuen Gerstenschadling mit. Er fand im August vorigen Jahres auf einem Gersten- feld in Dnhlem ,,einige Pflanzen, deren Ahren in der ohersten Blattscheide stecken ge- blieben waren. Die Ahre selhst, der oberste Halmteil und das oherste Blatt waren teilweise in Faulnis ubergegangen. Die Ahre enthielt keine Korner, sondern an ihrer Stelle die braunen Tonnchenpuppen von Fliegen, die im Lahoratorium am 13. August ausschlupften und sich als Angehorige der G r u n a u g e n f 1 i e g e n oder Chloropiden erwiesen, unter denen sich ja bekannte Getreideschadlinge, wie die F r i t f 1 i e g e (Osn'nella frit L.), die K o r n f 1 i e g e (Siphonella pumilionis Bjerk.), Garnurota flavi- tarsis Meig. und die H a 1 m f 1 i e g e (Chlorops taeniopus Meig.) befinden." Die von Z ache r gezogenen Tiere stimmten mit keiner der bisher an Getreide schadlich auf- getretenen Grunaugenfliegen uberein. sondern erwiesen sich als Lasiosina cinctipes Meig. ,,Diese Art ist durch das ganze sudliche und mittlere Europa von England und Korsika his an die Wolga und bis nach Transkaspien verhreitxt. In Nordrussland tritt sie nach R i m s k y - K o r s a k o f f als schlimmer Schadling gleichzeit.ig mit der W e i z en h a 1 m f 1 i e g e (Chlorops taeniopus Meig.) an Gerste anf. Er fand die Larven minierend zwischen dem ohersten Blatt und der Ahre und erhielt die Fliegen vom 17. his 25. August." Nach Z acher s Beobachtungen war die Lebensweise der Larven in Dahlem etwas anders, als sie von dem russischen Forscher beohachtet nurde, da die Larven vor allem die Frucht angriffen und vernichteten und sich zwischen den leeren spelzen verpuppten, so dass das Schadensbild dadurch etwas an die durch die zweite Brut der Fritfliege an Gerste und Hafer verursachte BeschLdigung erinnerte. Gleichzeitig konnte Z n c h e r in Dahlem auch ,,das Vorkommen eines weiteren, in Deutschland als SchLdling bisher noch nicht heobachteten Feindes der Gerste frststellen. namlich der gleichfalls zu den Chloropiden zugehorigen kleinen schaarzen Fliege Elachiptera cornutn Fall., die nach C a r p e n t e r in Irland die Basis stark an- gesrhwollener Gerstenpflanzen bewohnen und die Halme zerfrcssen soll". Leidrr hat Z a c h e r nlhere Beobachtungen iiber die Art ihres Auftretens in Dahlem nicht an- stellen konnen. - ,,Dime heiden Beispide lehren", sagt Z a c h e r, ,,dam die Schadlinge unserer Halmfriichte und befionders die daran Iebenden Fliegen noch lange nicht genugend er- forscht Rind. Besonders durfte in manchen Fallen die als Gicht oder Podagra des Getreides bekannte Krankheit nicht durch Getreidehalmfliegen, sondcrn durch Lnsiosiim cinctipes Meig. verursacht werden."

Ein für Deutschland neuer Gerstenschädling

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Page 1: Ein für Deutschland neuer Gerstenschädling

Kleine Mitteilungen. 175

durch die Insekten angerichtet wird, von der grossten Bedeutung sind. Dr. G a u t i e r aird nun auch versuchen, den Flammenwerfer zu verwenden, und zwar gegen die furcht- baren Heuschrtckenschwarme, die von Zeit zu Zeit in Algier und Marokko auftreten und das Land verwusten. Bekanntlich durchziehen Schw-arme von einer LLnge von mehreren Kilometern und einer mittleren Dichtigkeit von 500 Insekten auf den Quadratmeter das Land. Gegen diese schwere Plage von Milliarden von Insekten kann, wie man annimmt, der Flammenwerfer ausgezeichnete Dienste tun. Auf dem Rucken von Tragern oder rnit besonderen kleinen Wagen an Or t und Stelle gefuhrt, wiirde er rnit grosster Schnellig- keit ganze Haufen von Insekten in Asche verwandeln. Es sol1 in kurzem eine besondere Mission entsandt werden, um das Verfahren zu versuchen. - (Diese Ausfuhrungen sind wohl rnit mehreren Fragezeichen zu versehen! - Die Redaktion.)

Ein fur Deutschland neuer Gerstenschadling. Dr. F r i e d e r i c h Z a c h e r , Mitarbeiter der Biologischen Reichsanstalt fur

Land- und Forstwirtschaft, Berlin-Dahlem, teilt in der D e u t 6 c h e n L a n d w i r t - s c h a f t 1 i c h e n P r e 6 s e (10. Mai 1919) einige Beohachtungen iiber einen fur Deutsch- land neuen Gerstenschadling mit. Er fand im August vorigen Jahres auf einem Gersten- feld in Dnhlem ,,einige Pflanzen, deren Ahren in der ohersten Blattscheide stecken ge- blieben waren. Die Ahre selhst, der oberste Halmteil und das oherste Blatt waren teilweise in Faulnis ubergegangen. Die Ahre enthielt keine Korner, sondern an ihrer Stelle die braunen Tonnchenpuppen von Fliegen, die im Lahoratorium am 13. August ausschlupften und sich als Angehorige der G r u n a u g e n f 1 i e g e n oder Chloropiden erwiesen, unter denen sich ja bekannte Getreideschadlinge, wie die F r i t f 1 i e g e (Osn'nella frit L.), die K o r n f 1 i e g e (Siphonella pumilionis Bjerk.), Garnurota flavi- tarsis Meig. und die H a 1 m f 1 i e g e (Chlorops taeniopus Meig.) befinden." Die von Z a c h e r gezogenen Tiere stimmten mit keiner der bisher an Getreide schadlich auf- getretenen Grunaugenfliegen uberein. sondern erwiesen sich als Lasiosina cinctipes Meig.

,,Diese Ar t ist durch das ganze sudliche und mittlere Europa von England und Korsika his an die Wolga und bis nach Transkaspien verhreitxt. In Nordrussland tritt sie nach R i m s k y - K o r s a k o f f als schlimmer Schadling gleichzeit.ig mit der W e i z e n h a 1 m f 1 i e g e (Chlorops taeniopus Meig.) an Gerste anf. Er fand die Larven minierend zwischen dem ohersten Blatt und der Ahre und erhielt die Fliegen vom 17. his 25. August." Nach Z a c h e r s Beobachtungen war die Lebensweise der Larven in Dahlem etwas anders, als sie von dem russischen Forscher beohachtet nurde, da die Larven vor allem die Frucht angriffen und vernichteten und sich zwischen den leeren spelzen verpuppten, so dass das Schadensbild dadurch etwas an die durch die zweite Brut der Fritfliege an Gerste und Hafer verursachte BeschLdigung erinnerte.

Gleichzeitig konnte Z n c h e r in Dahlem auch ,,das Vorkommen eines weiteren, in Deutschland als SchLdling bisher noch nicht heobachteten Feindes der Gerste frststellen. namlich der gleichfalls zu den Chloropiden zugehorigen kleinen schaarzen Fliege Elachiptera cornutn Fall., die nach C a r p e n t e r in Irland die Basis stark an- gesrhwollener Gerstenpflanzen bewohnen und die Halme zerfrcssen soll". Leidrr ha t Z a c h e r nlhere Beobachtungen iiber die Ar t ihres Auftretens in Dahlem nicht an- stellen konnen. -

,,Dime heiden Beispide lehren", s ag t Z a c h e r , ,,dam die Schadlinge unserer Halmfriichte und befionders die daran Iebenden Fliegen noch lange nicht genugend er- forscht Rind. Besonders durfte in manchen Fallen die als Gicht oder Podagra des Getreides bekannte Krankheit nicht durch Getreidehalmfliegen, sondcrn durch Lnsiosiim cinctipes Meig. verursacht werden."