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578 Bericht: kl~gemeins analytische IKethoden, anaiytische zugeftigten .WIenge Normalalkali dureh Kochen zsrlegt und tier Ueber- schuss zurticktitrirt wird. Dis Untersuchungen werden am besten in Kolben aus Jenner Ger~theglas ausgefiihrt, da, wie sich auch bei den Versuehen des Ver- fassers gezeigt hat, dieses Glas fast kaum durch Wasser, S~turen oder Alkali angegriffen wird und ausserdem die bekannte grosse Widerstands- f~higkeit gegen sehroffen Temperaturwechsel besitzt. Die Arbeit Reinitzer's hat eine Erwiderung yon G. Lunge 1) veranlasst, die sieh haupts~tchlieh gegen die yon R ei n it z er gemachten Einwendungen 5eztiglich der Benutzung yon Methylorange richter. Lunge hat in Gemeinschaft mit seinen Assistenten sowie auch durch seine Schiller dis yon R einitzer gemaehten Versuche wiederholt. Dieselben best~ttigen viele Angaben des Letzteren, zeigen aber auch manche Differenzen zwischsn den erzielten Resultaten. Die Empfindlich- keit des Lackmusfarbstoffes gegenaber Methylorange ist zum Beispiel yon Lunge lunge nicht so gross ul"ld in manehen Fallen sogar ver- schwindend klein gefunden worden. Ferner sollen naeh Lun ge's Angaben auch Titrationen bei ktinstlichem LiGht mit Methylorange mhglich sein, obgleich-allerdings hierzu eine grhssere Uebung erforder- lieh ist. Der Verfasser betont auch hier wieder, dass bei der An- wendung yon Methylorange die zu benutzende Menge des Indicators eine nur sehr kleine sein soll, da grhssere l~Isngen den Umschlag weniger :scharf roughen. Wie oben gesagt, verwirft R e i n i t z e 1' die Anwendung des E r d- raann'sehen Schwimmers und beschreibt eine. besondere Ab]esungsart, Lunge empfiehlt dagegen gerade den Kugelschwimmer, insbesondere den you R e y 3) construirten Doppelkugelschwimmer. Auf die von L un g e angestellten Yersuche khnnen wir gleieh- ~alls nieht n~ther eingehen sondern verweisen auf die Originalarbeit. Einen neuen Apparat zur Gewichtsbestimmung von Gasen, der die Bezeichnung ~G asb a r o s k o p<< ftihrt, beschreibt G. B o d l ~tn d e r. ~) Die Vorrichtung unterscheidet sigh yon den bekannten Apparaten im ~Nesentlichen dadurch, dass night, wie dies sonst geschieht, das Volumen der Gase abgelesen wird, sondern der durch dieselben ausget~bte Druek, 1) Zeitschrift f. angew. Chemie 1894, S. 733. 2) Vergl. diese Zeitschrift al, 306. a) Zeitschrift f. angew. Chemie 1894, S. 425.

Einen neuen Apparat zur Gewichtsbestimmung von Gasen

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Page 1: Einen neuen Apparat zur Gewichtsbestimmung von Gasen

578 Bericht: kl~gemeins analytische IKethoden, anaiytische

zugeftigten .WIenge Normalalkali dureh Kochen zsrlegt und tier Ueber- schuss zurticktitrirt wird.

Dis Untersuchungen werden am besten in Kolben aus Jenner Ger~theglas ausgefiihrt, da, wie sich auch bei den Versuehen des Ver- fassers gezeigt hat, dieses Glas fast kaum durch Wasser, S~turen oder Alkali angegriffen wird und ausserdem die bekannte grosse Widerstands- f~higkeit gegen sehroffen Temperaturwechsel besitzt.

Die Arbeit R e i n i t z e r ' s hat eine Erwiderung yon G. L u n g e 1) veranlasst, die sieh haupts~tchlieh gegen die yon R ei n i t z er gemachten Einwendungen 5eztiglich der Benutzung yon Methylorange richter.

L u n g e hat in Gemeinschaft mit seinen Assistenten sowie auch durch seine Schiller dis yon R e i n i t z e r gemaehten Versuche wiederholt. Dieselben best~ttigen viele Angaben des Letzteren, zeigen aber auch manche Differenzen zwischsn den erzielten Resultaten. Die Empfindlich- keit des Lackmusfarbstoffes gegenaber Methylorange ist zum Beispiel yon L u n g e lunge nicht so gross ul"ld in manehen Fallen sogar ver- schwindend klein gefunden worden. Ferner sollen naeh L u n g e ' s Angaben auch Titrationen bei ktinstlichem LiGht mit Methylorange mhglich sein, obgleich-allerdings hierzu eine grhssere Uebung erforder- lieh ist. Der Verfasser betont auch hier wieder, dass bei der An- wendung yon Methylorange die zu benutzende Menge des Indicators eine nur sehr kleine sein soll, da grhssere l~Isngen den Umschlag weniger :scharf roughen.

Wie oben gesagt, verwirft R e i n i t z e 1' die Anwendung des E r d - r a ann ' s ehen Schwimmers und beschreibt eine. besondere Ab]esungsart, L u n g e empfiehlt dagegen gerade den Kugelschwimmer, insbesondere den you R e y 3) construirten Doppelkugelschwimmer.

Auf die von L un g e angestellten Yersuche khnnen wir gleieh- ~alls nieht n~ther eingehen sondern verweisen auf die Originalarbeit.

Einen neuen Apparat zur Gewichtsbestimmung von Gasen, der die Bezeichnung ~G a s b a r o s k o p<< ftihrt, beschreibt G. B o d l ~t n d e r. ~) Die Vorrichtung unterscheidet sigh yon den bekannten Apparaten im ~Nesentlichen dadurch, dass night, wie dies sonst geschieht, das Volumen der Gase abgelesen wird, sondern der durch dieselben ausget~bte Druek,

1) Zeitschrift f. angew. Chemie 1894, S. 733. 2) Vergl. diese Zeitschrift al, 306. a) Zeitschrift f. angew. Chemie 1894, S. 425.

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Operationen, Apparate and I~eagentien. 579

wenn sic auf ein constantes ¥olumen gebracht werden. Dutch Multi-

plication des Druckes mit 0,223851 erh~It mau daraus das auf 0 o und

Normaldruck reducirte Gas, durch Multiplication mit dem Molecular-

gcwicht des betreffenden Gases direct das Gewieht in Milligrammen.

Das b e i t o und b o mm Druck gemessene Volumen V ergibt be-

kanntIich das reducirte Volumen V o nach tier Gleichung

¥ o : = V" b ° ' 2 7 3 760. (273 @t )"

Da ein reducirtes Cubikcentimeter eines be]iebigen Gases vom

3~[oleculargewicht ~,I das Gewicht 0,0446725 5{ m g besitzt, so ist das

Gewicht G der V-Cubikeentimeter des Gases

G =: V. b o . 273 .0~0446725 h{ .rag. 760 . (273 ÷ t)

Der Druek des Gases b, der bei der Temperatur t ~bgelesen wird,

muss wegen der W~trmeausdehnung des Queeksilbers und des Maass-

stabes ftir genaue 5Iessungen auf 0 ° redueirt werden, und zwar, wenn

der Maassstab aus 5Iessing besteht, nach der Formel

b b° ~ 1 @ 0,0001614 t"

Das Gewieht G erh~tlt man daher aus b nach folgender Gleichung:

V. b . 273 . 0~0446725 . 5.I G ----- rag. (1)

(1 @ 0,0001614 t ) . 760 . (273 -4- t)

W~hlt man V far alle Nessungen so, dass

V = = 7 6 0 " ( l @ 0 ' 0 0 0 1 6 1 4 " t ) ' ( 2 7 3 @ t ) c c , (2) 273 .0~0446725 . 100

so redueirt sieh (1) auf die einfaehe Form

b . N G - - mg . . . . . . . . (3)

100 Die in Gleiehung (2) angegebene Zah] 0,0446725 ist das halbe

Gewicht yon 1 cc Wasserstoff nieht genau, sic ist aus der genauesten

Bestimmung des Gewiehtes yon 1 l Sauerstoff durch Division der yon R a y l e i g h I) gefundenen Zahl 1,42952 dutch 32 erhalten. Bei allen

Bereehnungen yon CTewiehtsmengen aus Druckdifferenzen sind also die Atomgewichte zu benutzen, far welche 0 -= 16 als Grundlage gewithlt ist.

1) Chem. News fi7, 183, 198, 211; Chem. Centralblaft 1892, S. 1058.

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580 Bericht: Allgemeine analytische Methoden, analytische

Der Apparat ist in Fig. 43 abgebildet. Das etwas i~ber 1 m hohe Stativ J tr~gt in einer Klemme das Gefiiss A mit dem Hahn B und den

Fig. 43. Capillaren C und C'. Der untere engere ¢ ¢, Theil D yon A besitzt eine Eintheilung mit

~ ~ ~ ~-B den Zahlen yon 0 bis 30 und der Raum ~ zwischen zwei Haupttheilstriehen ist in 5

i ~ Unterabtheilungen zerlegt. Yore Hahnschlassel --(~ J bis zum Theilstrich 0 fasst das Gef~ss bei 0°

das durch Gleichung (2) far t ~ 0 ermittelte D Volumen, bis zum Theilstrieh 1 bei 10 das far

t = 1 berechnete Volumen und so fort. D~ die Ca]ibrirung des Gef~sses bei 15 o erfolgt,

I so ist darauf Racksicht zu nehmen, d~ss das 3" ~ ~ K ¥olumen far A bei dieser Temperatur ein

anderes ist als bei den zwischen 0 und 30 o gelegenen Temperaturen, bei welchen die ~essungen vorgenommeu werden. Das be[ der Calibrirung festzusetzende Volumen ist das

:E 1,0003876 : (1 ~- 0,0000258 t)-fache dessen, , welches bei der Temperatur t bestehen sol],

und deshalb kommt far die Calibrirung oder eventuelle Controle derselben folgende Forme] in Betracht:

1,0003876. 760. (1 --~ 0,0001614t) .(273 d- t ) V~5 ~--- (1 d- 0,00002584 t ) . 273.0,0~146725. 100 c c .

Es betrhgt Y~ far 0, 10, 15, 20 und 30 o zum Beispiel 170~19;

176~66; 179,90; 183~15 und 189,66cc. D steht dutch Sdflaueh E m i t dem Gef~ss G in ¥erbindung.

Letzteres ist etwas grhsser als A und besitzt den Hahn F u n d den cylindrischen Theil H. Durch die Klemme kann G dicht vor dem ~aassstab iV[ auf- und niederbewegt werden.

Dutch tteben yon G und Oeffnen des Hahnes B wird A mit Queck- silber gefallt, dann l~isst man durch Umstellen des Hahiles und Senken yon G alas Gas eintreten. Die Yerbindung mit C und C' wird nun unterbrochen und das eingesehlossene Gasvolumen bis auf den der herrschenden Temperatur entspreehenden Scalentheil dureh Senken yon G eingestellt. Man stel]t das Quecksi]ber zweckmiissig so ein, dass die Kuppe desselben in D etwas unter dem Scalentheil der entsprechenden Temperatur steht. Dureh Drehen der an tier Klemme K befindliehen

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Operationen, Apparate und Reagentien. 531

Sehraube wird nun die Feineinstellung bewirkt. Diese]be ist auf l/lomm genau, mittelst ,Kathetometer oder Fernrohr mit Noniusvorriehtung lassen

sieh jedoeh noch genauere Ablesungen erre!chen.

Um den wirk]iehen Druek des Gases zu erfahren~ ist eine zweite

Ablesung nSthig. Dureh Heben yon G und Oeffnen des Hahnes B ent-

fernt man das Gas aus dem Apparat, schliesst B und senkt nUll G so

weit, dass die Queeksilberkuppe in D wieder auf dem gleiehen Sealen-

theile steht wie bei der ersten Ablesung. Aus der Differenz zwisehen

den beiden Ablesungen erf~hrt man direct den Druck des zu bestim-

menden Gases und demnaeh die Milligrammmoleeale.

Hat man ein Gemenge yon Gasen, so verbindet man den Apparat

mit O r s a t ' s e h e n Absorptionsr6hren oder mit einer H e m p e l ' s e h e n

Pipette und operirt, wie dies aueh beim L u n g e ' s e h e n Gasvolumeter

vorgesehrieben ist.

W~thrend der Messungen dt~rfen 3_ und M nieht verstellt werden;

aueh darf keine zu lange Zeit zwisehen den beiden Ablesungen liegen,

da man bei Drucksehwankungen zu keinen riehtigen Resultaten gelangt.

Hat man feuehte Gase gemessen, so ist bei der zweiten Einstellung

auf diesen Umstand Raeksieht zu nehmen und man bringt, um Corree-

turen zu vermeiden, einige Tropfen Wasser in A. Es kommt ferner

h~tufig vor, dass bei der Ueberfahrung eines Gases, wenn dieses tlber

Wasser gestanden, letzteres theilweise in A eindringt. In solehen F~illen

stellt man bei beiden Einstellungen so ein, dass der untere Meniscus

an dem der herrsehenden Temperatur entspreehenden Theilstrieh steht.

Als Ht~lfsinstrument hat man nur ein Thermometer nSthig, ein

Barometer ist unn/Sthig und es fallen deshalb auch alle Ablesungsfehler

mit demselben weg.

Am zweekm~issigsten ist beim Arbeiten mit dem Gasbaroskop die Entwieklung des Gases in einem besonderen GeNsse vorzunehmen und

dann alas Gas in das Baroskop t~berzufahren, genau wie beim Gas-

volumeter. Das Gasbaroskop eignet sieh wie das Gasvolumeter zur Unter-

suehung aller far das letztere angegebenen Substanzen wie Nitrat, Nitri t ,

Nitroglycerin, Carbonate, Chlorkalk, Braunstein, Kaliumpermanganat,

Wasserstoffsuperoxyd etc.

Beim Arbeiten mit Anh~ingefl~schehen ist daNr Sorge zu tragen,

dass dasselbe beim Ablesen wieder unter atmosph~irisehem Druek steht.

Man sehaltet zu diesem Zweek zwisehen Gasbaroskop und Anh~nge-

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582 Berieht: Allgemeine analytische Methoden, analytisehe

fl~sehehen mittelst T-Rohrs ein mit Queeksilber oder Wasser besehicktes

Manometer (Fig. 44) ein. W~hrend der Entwieklung kann mal l damit

kein Gas dureh das Manometer entweicht, bei S den Sehlauch abklemmen

und erst naeh ungef~hrer Gleiehstellung des Niveaus in A und G f~r die

genaue Gleiehstellung den Quetsehhahn laften. Darauf sehliesst man den

Fig. 44. Hahn des Gasbaroskops, stellt G so ein~ dass das Queek- silber in D bei der der Temperatur entspreehenden Marke

o l~.._ ~ steht, liest ab, entfernt das Gas aus A und nimmt die

zweite Einstellung auf's Vacuum vor. Hat man Calcium-

earbonat untersueht, so entsprieht 1 ~,r~n,, Druck 1 ~q

.. Carbonat, da dessen Noleeulargewicht 100 betr~gt. Hat I I II man Braunstein untersueht, so entsprieht, da 1 Mol. iV[nO~

mit t~bersehassigem Wasserstoffsuperoxyd 1 Mol. Sauerstoff

entwiekelt, 1 ~ , , Druck 0,87.my Mn0.~.

Bei Carbonaten ist fttr d i e Absorption der Kohlen-

s~ure eine Correetur anzubringen oder, wenn man diese

umgehen will, dutch Luftverdt~nnung Erw~trmung und

Durehleiten eines indifferenten Gases die Kohlens~ture aus

., dem L6sungsmittel zu entfernen, das Ganze zu messen

11 und naeh 3_bsorption der Kohlens~ure dureh Natronlauge

~ ' eine zweite Messung vorzunehmen.

Ueber die Anwendung yon Asbest, respective Chrysotil, zu ana-

lytischen Zweeken, speeiell zur Untersuehung von Milch, Butter, K~se, Seife etc. hat T h o m a s M a e f a r l a n e l ) interessante Mittheilungen

gemaeht, yon denen wit bier nut die wiehtigsten herausgreifen kOnnen.

Der Verfasser wendet Glasgef~sse mit einer unteren engen uncl einer oberen weiten 0effnung an, in welehe er, nnter Umstiinden naeh-

dem die untere 0effnung mit einem Stttek Platindrahnetz bedeekt ist, den Chrysotil in loser Weise oder in Form yon Sehiehten einft~llt. Die

so vorbsreileten Gef~tsse werden gewogen und mit der Substanz in der

Weise besehiekt, dass man Flassigkeiten wie Milch, Bier, Spirituosen etc.

einfaeh in bekannter Msnge einfliessen l~sst (Syrupe etc. mt~ssen vor-

her mit Wasser verd~innt werden), so dass sie yon deh Fasern absorbirt

werden, jedoeh nnr in solehen 5fengen, dass unten niehts ausl~uft. Fet te

werden einfaeh unter die oberste Lage Chrysotil gebraeht und feste

1) The Analysf 18, 73.