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Lehrstuhl Funktionswerkstoffe Einführung in die Funktionswerkstoffe Kapitel 8: dielektrische Keramiken Prof. Dr. F. Mücklich, Dipl.-Ing. K. Trinh

Einführung in die Funktionswerkstoffe1 Lehrstuhl Funktionswerkstoffe Vorbereitung Zündkerzen und Isolatoren mitnehmen

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Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Einführung in die Funktionswerkstoffe

Kapitel 8: dielektrische Keramiken

Prof. Dr. F. Mücklich, Dipl.-Ing. K. Trinh

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Einführung in die Funktionswerkstoffe3

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Lernziele Kapitel 8: dielektrische Keramiken

• Was ist das charakteristische Merkmal von dielektrischen Keramiken?• Was versteht man unter Verlustfaktor und Güte?• Was bedeutete Polarisation?• Welche Polarisationsmechanismen gibt es in Dielektrika?• Was ist ein Verlust-, was ein Dispersionsspektrum? • Welche nicht-elektrischen Polarisationsmechanismen gibt es?• Was versteht man unter Ferroelektrika? Was zeichnet sie aus?• Wie funktioniert ein Mikrowellenresonator?

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Einführung in die Funktionswerkstoffe5

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Einleitung

Isolatoren (Abstandshalter = Varistoren):

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

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Einführung in die Funktionswerkstoffe6

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

EinleitungIsolator bei Zündkerzen:• Mittelelektrode und Gehäuse isolieren

• Wärmeleitung

Al2O3-Keramik

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

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Einführung in die Funktionswerkstoffe7

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Einleitung

Isolatoren als Substrat oder Sockel:

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

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Einführung in die Funktionswerkstoffe9

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Einleitung

Mikrowellenmaterialien:

Oszillatoren und dielektrische Filter (1-100 GHz) für Satellitenkommunikation, Mobiltelephon, etc

Relativ hohes er

niedrige dielektrische Verluste

hohe Temperaturkonstanz der Oszillator-Frequenz

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

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Einführung in die Funktionswerkstoffe10

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

Elektrisches Feld E:

führt nicht zu makroskopischen Ladungstransport (da keine freien Ladungsträger!)

Aber: + und – Bausteine: Atome (Atomkern und Elektronen), Ionenkristalle (Kationen und Anionen)

E Verschiebung der + und – Bausteine um dx wobei dx<a (a: Atomabstand)

Jedes Paar (Atomkern + Elektronen Hülle) trägt ein Dipolmoment:

xqp ii

+ +

0E

E +

-x

E

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

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Einführung in die Funktionswerkstoffe11

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Gesamtdipolmoment p: Addition von n Bausteinen

Dichte der Dipolmomente pro Volumen P: Polarisation

Konzentration oder Volumendichte der Dipole:

n

ipp

xqcpcV

pP ii

V

nc

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

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Einführung in die Funktionswerkstoffe13

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

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Einführung in die Funktionswerkstoffe15

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

ohne Dielektrum (Vakuum)

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Einführung in die Funktionswerkstoffe16

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

Mit Dielektrum

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Einführung in die Funktionswerkstoffe17

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

PDD VakDiel

Feldstärke E=U/d bleibt unverändert

r: relative Dielektrizitätszahl

D: Gesamtverschiebungsdichte0E: VakuumverschiebungsdichteP: Material-Polarisation

Elektrische Suszeptibilität

EDED r0Diel

0Vak

PED 0

1r

EP 0

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Einführung in die Funktionswerkstoffe18

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Dielektrika in statischen elektrischen Feldern

Wieviel Ladungen können bei bestimmter angelegter Spannung gespeichert werden?

Kapazität C [Farad, 1F=As/V=C/V]

Plattenkondensator

Wieviel Energie kann gespeichert werden?

Energiedichte bei Plattenkondensator:

d

A

U

QC r0

2U2

CW

20r E

2

1

Ad

Ww

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Einführung in die Funktionswerkstoffe20

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Wechselfelder und komplexe Dielektrizitätszahl

Ideal Kondensator Real Kondensator

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Einführung in die Funktionswerkstoffe21

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Wechselfelder und komplexe Dielektrizitätszahl

Plattenkondensator:

sp:spezifische Leitfähigkeit des Dielektrikums

Dielektrische Relaxationszeit:

Komplexe Dielektrizitätszahl:

Wobei und

Jeweils r und tan frequenzabhängig

0

tan

r

sp

sp

0r

rrr ''j'*

rr 'r

r

'

''tan

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Einführung in die Funktionswerkstoffe22

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Weiterentwicklung von Kondensatorwerkstoffen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe23

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Wechselfelder und komplexe Dielektrizitätszahl

Einsatz von Dielektrika im Mikrowellenbereich Einfluss der Materie auf Wellenausbreitung

wobei Dämpfungskonstante

Wellenlänge im Material ist mit Brechungsindex

)x()kxt(20

EeeEE

E

B

Vak

n

rBn

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Einführung in die Funktionswerkstoffe24

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Dipolmoment pi über weiten Bereich proportional zum E:

EcP

Epi

: Polarisierbarkeit je Baustein

Im Gas: kleine WW zwischen Bausteinen: Identisch von außen angelegtes Feld Vergleich makroskopisch und mikroskopisch

0r

c1

Im Kristallgitter: jeder Dipol beeinflusst mit seinem Eigendipol das Gesamtfeld der Nachbardipole

Elok ist verschieden von äußerem Feld E

0lok 3

PEE

Für kubische Kristallstruktur:

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Einführung in die Funktionswerkstoffe25

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Für Festkörper allgemein:

0

0r

3c

1

c

1

Clausius-Mosotti-Gleichung:0r

r

3

c

2

1

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Einführung in die Funktionswerkstoffe28

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

4 Grundtypen der mikroskopischen Polarisationsmechanismen:

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe30

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe31

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Elektronische Polarisation

E verschiebt Elektronenhülle gegenüber Atomkernen Dipol induziert

Auslenkung << Atomradius

kaum T-Einfluss

Frequenzabhängigkeit:

lokEqxCxBxA

1.Term: Trägheitskraft

2. Term: Dämpfung

3. Term: Rückstellkraft

4. Term: Antriebskraft

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Einführung in die Funktionswerkstoffe33

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe34

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Ionische Polarisation

Nur im Materialien mit Ionenbindung alle oxidkeramischen Dielektrika

Ebenfalls schwingungsfähiges System Kationen- und Anionen-Teilgitter schwingen gegeneinander = optische Phononen

Beitrag über ion

Resonanzfrequenz 1011…1013 Hz (größere Massen der Ionen, geringere Frequenzen)

IR-Bereich des elektromagnetischen Spektrums

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Einführung in die Funktionswerkstoffe35

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Orientierungspolarisation

Permanentes Dipolmoment pperm von: polaren Molekülen

assoziate geladener Punktdefekte

Ohne Feld Unordnung=f(T) alle Dipolmomente kompensieren sich (Ausnahme Pyro-elektrische Keramiken)

Mit Feld Ausrichtung Orientierungspolarisation

kT

ppermOr

2

Üblicher T-Bereich Stoßfrequenz (Dipol) >> 1/Zeit zum Ausrichten des Dipols

keine Schwingungen im Feld um Gleichgewichtslage Trägheitsterm in Bewegungsgleichung entfällt:

EcPP orororR

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Einführung in die Funktionswerkstoffe37

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe38

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Raumladungspolarisation

Bewegungen von Ladungen über viele Gitterabstände!

Þ Es müssen in räumlichen begrenzten Bereichen freie Ladungsträger vorhanden sein

Raumladungspolarisation = Maxwell-Wagner-Polarisation

Tritt in Materialien mit lokalen Leitfähigkeitsinhomogenitäten auf

z.B.:

Leitfähige Korngrenzen weniger leitfähige Kristallite (Ionische Leitung in Al2O3-Keramik)

oder

weniger leitfähige Korngrenzen leitfähige Kristallite (Erdalkali-Titanat-Keramiken als Kondensatoren)

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Einführung in die Funktionswerkstoffe40

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe41

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Atomare Deutung der elektrischen Polarisationsmechanismen

Insbesondere in Gläsern und auch in vielen Keramiken:

Þ keine abrupte Änderung der Leitfähigkeit

Þ Leitfähigkeitfluktuationen über alle Skalengrößen

Þ keine klare Trennung zw. Orientierungspolarisation (Ursache Ionensprünge auf mikroskopischer Ebene) und Raumladungspolarisation (Ursache makroskopischer Ladungstransport)

Þ fließender Übergang zwischen beiden Polarisationsmechanismen

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Einführung in die Funktionswerkstoffe42

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Allgemeine Polarisationsmechanismen in Festkörpern

Gibt nicht nur elektrisches Feld!

Þ auch andere Parameter und Materialeigenschaften führen zur Bildung von elektrischen Polarisationsladungen

Þ abhängig von Kristallsymmetrie (Symmetriezentrum, Drehachse, Spiegelebene und Kombinationselemente)

Dielektrische Polarisation

Jede Materie ist aus elektrischen Ladungen aufgebaut

Kann immer auftreten (in den Kristallklassen aller 32 Punktgruppen)

E bewirkt die Verschiebung der Ladungsschwerpunkte

: elektrische Suszeptibilität der Materie

EPel

0

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Einführung in die Funktionswerkstoffe43

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Piezoelektrische Polarisation

21 der 32 Punktgruppen besitzen kein Symmetriezentrum

Piezoelektrizität (der Kristalle aus 20 der 21 Punktgruppen ohne Symmetriezentrum)

Þ Ladungsverschiebung durch mechanischen Druck M (symmetrischer Tensor)

Þ Mit d = piezoelektrischer Konstante d (Tensor)

Ursache der Piezoelektrizität: Druck wirkt unterschiedlich auf Anionen- und Kationenteilgitter kann Einheitszellen zu Dipolen machen

Voraussetzung: nicht-zentrosymmetrische Punktgruppe

Ein symmetrischer Tensor (wie der Druck) auf ein zentrosymmetrisches System kann kein unsymmetrisches Resultat hervorrufen (wie Ppi).

Genauer in Kapitel „Piezoelektrische Werkstoffe“

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Allgemeine Polarisationsmechanismen in Festkörpern

Mpi dP

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Einführung in die Funktionswerkstoffe44

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Allgemeine Polarisationsmechanismen in Festkörpern

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Einführung in die Funktionswerkstoffe45

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Pyroelektrische Polarisation

In 10 der 20 piezoelektrischen Punktgruppen spontan bereits elektrische Polarisation

Polare Kristalle

RT: Polarisationsladungen werden kompensiert durch Oberflächenladungen

T: thermische Ausdehnung Verschiebung der Untergitter Änderung der Polarisationsstärke

Mit ppy: vektorielle pyroelektrische Konstante (Vektor)

Technische Nutzung Einkristalle nötig

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Allgemeine Polarisationsmechanismen in Festkörpern

TpP pypy

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Einführung in die Funktionswerkstoffe46

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Ferroelektrische Polarisation

In einigen polaren Kristallen Änderung der Richtung der spontanen Polarisation durch äußeres elektrisches Feld

Ferroelektrika: herausragende Rolle bei elektronischen Werkstoffen

Grund: ferroelektrischen Keramiken anstelle von Einkristallen zur Herstellung von polaren Materialien.

Ferroelektrischen Keramiken:

_ Kristalliten statistisch orientiert (nach Sinterprozess) praktisch unpolar

_ lassen sich polen mit Hilfe eines elektrisches Feld

_ Piezo- und pyroelektrische Eigenschaften

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Allgemeine Polarisationsmechanismen in Festkörpern

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Einführung in die Funktionswerkstoffe47

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Allgemeine Polarisationsmechanismen in Festkörpern

32 Punktgruppen (Dielektrika)

21 Punktgruppen ohne Zentrosymmetrie

20 Piezoelektrika

10 Pyroelektrika

Ferroelektrika

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Einführung in die Funktionswerkstoffe50

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

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Einführung in die Funktionswerkstoffe51

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

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Einführung in die Funktionswerkstoffe52

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Abkühlen der Paraelektrischen Hochtemperaturphase:

_ Kraftkonstante und damit Frequenz der Gitterschwingungen wenn T

_ bei TC (Curie-Punkt) Schwingungsfrequenz=0 kristallographischer Phasenübergang

_ betreffende Gitterschwingung = Soft Mode

_ Abnehmende Frequenz der Soft Mode Zunahme der Polarisationsbarkeit Anstieg der εr-Werte bei Annäherung an TC.

_ Temperaturabhängigkeit: Curie-Weiss Gesetz:

0TT

Cr

C: Curie-Weiss Konstante

T0: Curie Temperatur

Es kann TCT0, z.B. BaTiO3: T0=TC-10 K

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Einführung in die Funktionswerkstoffe53

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Ferroelektrische Hochtemperaturphase:

_ extrem anisotropes εr (im Einkristall): z.B. bei RT: εr(a-Achse)=4000, εr(c-Achse)=200

_ Polykristall: statistische Körnerverteilung: mittleres εr950 (falsch !)

_ experimentell: hohe εr-Werte zw. 2000-5000 je nach Korngröße.

Grund:

_ Aufspaltung der Körner in Domänen unterschiedlicher Polarisationsrichtung

Reduzierung der freien Energie der Keramik

weil: elastische Energie von Phasenumwandlung bei T<TC stark reduziert werden kann.

εr,m: statistischer Mittelwert

εr,D: Beitrag der Domänenwände

D,rm,rr

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Einführung in die Funktionswerkstoffe54

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Thermodynamik der ferroelektrischen Phasenübergänge:

Am TC des BaTiO3(403 K): kubische EZ der Perowskit-Struktur tetragonale Struktur

273 K: Tetragonal Monoklin

198 K: Monoklin Rhomboedrisch

Phasenübergänge 1. oder 2. Ordnung?

Phasenumwandlung ist von n. Ordnung wenn n-te Ableitung unstetig ist!

Sprünge in der thermodynamischen Funktionen?

1. Ordnung: P, H, S0, und TC>T0 (latente Wärme QL0)

bei BaTiO3, PbTiO3

2. Ordnung: P, H, S=0, und TC=T0 (latente Wärme QL=0)

Þ Perowskite mit komplexer Zusammensetzung, Pb(Mg0.33Nb0.66)O3 und Mischkristalle von BaTiO3

Þ T0: hypothetische Temperatur für die 1/εr0

n

n

)T,V,p(

G

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Einführung in die Funktionswerkstoffe56

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Unterschied auch im dielektrischen Verhalten (dielektrische Maximum)

0TT

C

Cmax,r

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Einführung in die Funktionswerkstoffe57

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

BaTiO3 (1. Ordnung) aber Mischkristalle mit ZrO3

Þ Verschieben zu höheren Werten (d.h. nach Phasenübergang 2. Ordnung)

Bei vollständigem Übergang 2. Ordnung: latente Wärme QL=0

QL vs. y (Zr-Gehalt) Extrapolation QL-Minimum bei y=0,12-0,13

In der Tat: bei y=0,13 höchstes εr.max gefunden: 30000-40000

Höhere Zr-Gehalte breitere Maxima „diffuse“ Übergänge

weil: geringere Energiedifferenz zw. paraelektrisch /ferroelektrisch nahe TC

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Page 43: Einführung in die Funktionswerkstoffe1 Lehrstuhl Funktionswerkstoffe Vorbereitung Zündkerzen und Isolatoren mitnehmen

Einführung in die Funktionswerkstoffe58

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

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Einführung in die Funktionswerkstoffe60

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Relaxoren:

Wenn ausgeprägte Frequenzabhängigkeit von εr(T) Relaxoren: Pb(Mg1/3Nb2/3)O3 (PMN)

BaTiO3: geringe Frequenzabhängigkeit bis in GHz-Bereich

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Einführung in die Funktionswerkstoffe62

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Ferroelektrika

Relaxoren-Verhalten:

Auftreten mikroskopisch kleiner, chemisch heterogener Bereiche Mikrodomänen

Mikrodomäne in PMN: 5-10 nm, dort Nb:Mg=1:1 aber global 2:3 !

(Anwendung siehe Seminarthema)

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Einführung in die Funktionswerkstoffe63

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

Funktionswerkstoffe für miniaturisierte Mikrowellen-Bauelemente für alle technischen Anwendungen (Frequenzbereich 500 MHz – ca. 100 GHz)

Anforderungen:

1. Möglichst hohe Dielektrizitätszahl zur Reduktion der Baugröße (εr )

2. Möglichst kleinen T-Koeffizienten TKε damit Resonanzfrequenz T-unabhängig

3. Geringe Verluste (d.h. hohe Güte) hohe Frequenzselektivität

rd

res

c

0

λd: Wellenlänge der stehenden Welle im Dielektrikum

c0: Vakuumlichtgeschwindigkeit

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Einführung in die Funktionswerkstoffe64

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

Dielektrische Keramiken = Funktionsmaterial für miniaturisierte Mikrowellen-Bauelemente für alle technischen Anwendungen (Frequenzbereich 500 MHz – ca. 100 GHz)

Anforderungen:

1. Möglichst hohe Dielektrizitätszahl zur Reduktion der Baugröße (εr )

2. Möglichst kleinen T-Koeffizienten TKε damit Resonanzfrequenz T-unabhängig

3. Geringe Verluste (d.h. hohe Güte) hohe Frequenzselektivität

Zu 1. Hohe Dielektrizitätszahl εr

Dielektrischer Resonator (Keramikzylinder D) = Ausbildung einer stehende elektromagnetische Welle durch Reflexion an der Grenzschicht Dielektrikum-Luft

Resonanz-Frequenz r eines dielektrischen Resonators:

rd

r

c

0

λd: Wellenlänge der stehenden Welle im Dielektrikum

c0: Vakuumlichtgeschwindigkeit

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Einführung in die Funktionswerkstoffe65

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

Näherungsweise ist D d

rd

cD

0

Þ Resonator kann umso kleiner sein, je größer εr

Grund: mit εr : Abnahme der Wellenlänge im Materie im Vergleich zur Wellenlänge im Vakuum

Zu 2. kleinen T-Koeffizieten TKε

Mit T ändern sich: Geometrie des Resonators und εr.

Temperaturabhängigkeit der Resonanz-Frequenz TK:

Þ Gezielte wechselseitige Kompensation zw.:

_ lineare Ausdehnungskoeffizient L

_ TK (T-Koeffizient der Dielektrizitätszahl r)

TKTK L 2

1

0TK

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Einführung in die Funktionswerkstoffe66

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

Zu 3. Geringe Verluste hohe Frequenzselektivität

Frequenzselektivität:

durch die Güte Q des dielektrischen Resonators bestimmt

QL: Leitungsverlusten der Elektroden

QM: Verlustanteil des Dielektrikums:

MC

R

Qi

itan

1

ML QQQ

111

rQ

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Einführung in die Funktionswerkstoffe67

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

Materialklassen:

heute wichtige Materialklassen:

Erste technische eingesetzte Mikrowellenkeramiken (70er Jahre)

Besonders geringe Verluste besonders kleiner TK

Einstellbaren TK über weiten T-Bereich

Wegen max. r erlauben größte Miniaturisierung

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Einführung in die Funktionswerkstoffe68

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

BZT=Ba(Zr,Zn,Ta)O3:

Einsatz: 4-25 GHz

Hohe Fernordnung der Kationen im Kristallgitter

geringe Verluste

Þ Positives TKε deshalb TK negativ (siehe Gl. vorher)

gezielte Störung der Fernordnung z.B. durch Substitution von Ta durch Nb

TKε sinkt TK steigt (0), außerdem εr steigt

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Einführung in die Funktionswerkstoffe70

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

(Zr,Sn)TiO4:

ZTS = ZrO2-TiO2-SnO2 – System seit 1980er Jahre

Einphasige ZTS-Keramiken (schraffiert)

mit orthorombischer ZrTiO4-Struktur

( Mikrowellenkeramik)

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Einführung in die Funktionswerkstoffe72

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

NBT = Nd2O3-BaO-TiO2-Bi2O3:

Nahezu T-unabhängiges εr von ca. 80

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Einführung in die Funktionswerkstoffe73

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatoren

εr-Temperaturabhängigkeit:

Nahezu T-unabhängiges εr von ca. 80

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Einführung in die Funktionswerkstoffe74

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Keramiken - Polarisationsprozesse

Mikrowellen-Resonatorenεr-Temperaturabhängigkeit TKε:

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Einführung in die Funktionswerkstoffe75

Lehrstuhl Funktionswerkstoffe

Dielektrische Resonatoren