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Einführung in die Linguistik Butt & Co. Do. 12:15 - 13:45 Fr. 12:15 - 13:45 Infos etc. http://ling.uni-konstanz.de => Studium => Lehrveranstaltungen Einführung in die Linguistik

Einführung in die Linguistik Butt & Co. Do. 12:15 - 13:45 ...ling.uni-konstanz.de/pages/allgemein/introling/einf_syntax1_print.pdf · Wird es Fragen zu Spracherwerb und ... Der Knochen

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Einführung in die LinguistikButt & Co.

Do. 12:15 - 13:45Fr. 12:15 - 13:45

Infos etc.http://ling.uni-konstanz.de

=> Studium => Lehrveranstaltungen

⇒Einführung in die Linguistik

Wird es Fragen zu Spracherwerb und Neurolinguistik geben? Ja.

Sind Wörterbücher erlaubt? Nein.

Muss ich alle diese Tabellen auswendig lernen? Nein.

Frage/Antwort: Klausur

http://www.langsci.ucl.ac.uk/ipa/index.htmlhttp://www.langsci.ucl.ac.uk/ipa/vowels.html

Syntax

Morphologische Merkmale

Morphologie drückt u.a. Merkmale wie diese aus:

Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ

Numerus: Singular, Plural, Dual

Person: 1, 2, 3

Genus: Maskulin, Feminin, Neutrum

Aber wozu ist das gut?

Antwort: Wichtige Information für die Syntax

Einen Knochen gibt der Affe dem Hund.

Einen Knochen gibt dem Hund der Affe.

Syntax und Morphologische Merkmale

Der Affe gibt dem Hund einen Knochen.

Woher wissen wir wer was wem gibt? Position/Stellung im Satz?

Dem Hund gibt der Affe einen Knochen.

Im Deutschen nicht eindeutig.

Der Affe gibt einen Knochen dem Hund.

Dem Hund gibt einen Knochen der Affe.

Syntax und Morphologische Merkmale

Woher wissen wir wer was wem gibt? Kongruenz?

Ich gebe dir einen Knochen.

[3.Sg]Kongruenz

Identifiziert das wer — Subjekt (im Deutschen)

[1.Sg.]

Einen Knochen gibt der Affe dem Hund.

Grammatische Relationen: Typische Beschreibungen

Subjekt: Element oder Teil des Satzes über das eine Aussage gemacht wird.

Fische können schwimmen.Der Affe lacht.

Objekt: Element des Satzes, auf das die vom Verb beschriebene Aktion einwirkt (oder auf das die Aktion gerichtet ist, oder etwas, was die Aktion produziert).

Der Affe kneift den Hund.Der Affe sieht den Hund.Der Affe baut ein Haus.

Grammatische Relationen: Typische Beschreibungen

Indirektes Objekt: Element des Satzes, auf das es indirekte Auswirkungen von der vom Verb beschriebenen Aktion gibt (d.h., das indirekte Objekt wird nicht direkt manipuliert, produziert oder involviert).

Der Affe schickt dem Hund einen Knochen.

(Der Hund muss nicht unbedingt was von seinem Glück wissen, es kann auch sein, dass er den Knochen gar nicht bekommt. Der Knochen aber ist auf jeden Fall irgendwo unterwegs —wurde direkt manipuliert — und der Affe hat auf jeden Fall etwas getan.)

Einen Knochen gibt der Affe dem Hund.

Syntax und Morphologische Merkmale

Woher wissen wir wer was wem gibt? Kasus?

[Akkusativ.Sg.M]

Identifiziert alle Argumente des Satzes.

[Nominativ.Sg.M]

[Dativ.Sg.M]

Objekt Subjekt Ind. Objekt

claudia puellae rosås dat

Kasus und Kongruenz

Woher wissen wir wer was wem gibt? Kasus?

[Nom.Sg]

Identifiziert alle Argumente des Satzes.

[Acc.Pl][Dat.Sg]

Subjekt ObjektInd. Objekt

‘Claudia gibt dem Mädchen Rosen.’

Kongruenz? Identifiziert das Subjekt

[3.Sg]Latein:

Kongruenz

Das Kind sehen die Katzen.

Kasus und Kongruenz

Wozu braucht man beides?

Nominativ+Kongruenz: Subjekt

[Nom.Sg] [Acc.Pl][Acc.Sg]

Objekt Subjekt

[3.Pl]

[Nom.Pl]

Im Deutschen:

Akkusativ: generell ObjektDativ: generell Ind. Objekt

???? ????

Das Kind sieht die Katze.

Reichen Kasus und Kongruenz?

Wenn Kasus und Kongruenz nicht eindeutig sind, dann wird Position/Stellung im Satz ausschlaggebend (“word order freezing”).

[Nom.Sg] [Acc.Sg][Acc.Sg]

Subjekt Objekt

[3.Sg]

[Nom.Sg]

Sprachübergreifend:

???? ????

I see/*sees a monkey.

Englisch

Nur noch vereinzelt Kasus übrig (I/me, he/him, who/whom).

[u.a.: 1.Sg]

Im Englischen:

The cat sees a monkey.

Kongruenz identifiziert das Subjekt (aber auch da gibt es wenig eindeutige Morphologie).

Was ist mit den anderen Argumenten?

The monkey gave a bone to the dog.

Position

Position identifiziert Subjekt und Objekt.Im Englischen:

#A bone gave the monkey to the dog.

*A monkey gave to the dog a bone.

*To the dog gave the monkey a bone.

To the dog, the monkey gave a bone.

Subjekt: kongruiert und steht vor dem Verb (meist) am Anfang des Satzes (ohne Intonationspause/Komma).

# = Semantisch komisch

* = Syntaktisch ungrammatisch

The monkey pinched the dog.

Position

Position identifiziert Subjekt und Objekt.Im Englischen:

The monkey pinched the dog quickly.

Objekt: steht direkt nach dem Verb und bildet eine Einheit mit dem Verb (nichts darf dazwischen kommen).

The monkey quickly pinched the dog.

*The monkey pinched quickly the dog.

The monkey gave a bone to the dog.

Position

Im Englischen:Ind. Objekt: nach dem Objekt positioniert, meistens mit der Präposition to markiert. Position ist ausschlaggebend, Kongruenz spielt kaum eine Rolle, Kasus ist fast abgeschafft.

The monkey gave a bone to the dog.

Position: “Dative Alternation”

Im Englischen:

The monkey gave the dog a bone.

Ind. Objekt: nach dem Objekt positioniert, meistens mit der Präposition to markiert.

Objekt Ind. Objekt

Das indirekte Objekt kann im Englishen auch als Objekt ausgedrückt werden. Beide Versionen sind möglich.

Grammatische Relationen: Typische Beschreibungen

Indirektes Objekt: Element des Satzes, auf das es indirekte Auswirkungen von der vom Verb beschriebenen Aktion gibt (d.h., das indirekte Objekt wird nicht direkt manipuliert, produziert oder involviert).

Der Affe schickt dem Hund einen Knochen.

(Der Hund muss nicht unbedingt was von seinem Glück wissen, es kann auch sein, dass er den Knochen gar nicht bekommt. Der Knochen aber ist auf jeden Fall irgendwo unterwegs —wurde direkt manipuliert — und der Affe hat auf jeden Fall etwas getan.)

Position

Es kann sein, dass die Agenten am Ende überhaupt kein Pashto können.

Objekt Ind. Objekt

The CIA taught Pashto to the agents.

The CIA taught the agents Pashto.

In dieser Ausdrucksweise müssen die Agenten “affiziert” gewesen sein (weil Objekt), d.h., es ist klar, dass sie am Ende Pashto können.

Im Englischen ist Position ist ausschlaggebend!

hassan gaarii calaa-t-aa Hassan.M.Sg Auto.F.Sg fahren-Impf-M.Sg ‘Hassan fährt Auto.’

Identifiziert Kongruenz immer das Subjekt?

Subjekt Objekt

[Sg.M]Urdu:

hassan=ne gaarii calaa-y-ii Hassan.M.Sg=Erg Auto.F.Sg fahren-Perf-F.Sg ‘Hassan ist Auto gefahren.’

Identifiziert Kongruenz immer das Subjekt?

Subjekt Objekt

[Sg.F]Urdu:

[Ergativ (agentiver Kasus, identifiziert Subjekte)]

Im Urdu kann auch mit dem Objekt kongruiert werden. In anderen Sprachen kongruiert man auch noch mit ind. Objekten (z.B. Georgisch). Kongruenz identifziert also nicht immer Subjekte, es kommt auf die Sprache an.

Zwischenfazit

Argumente eines Satzes können durch Kasus, Kongruenz und Position identifiziert werden. Sprachen unterscheiden sich in der Strategie (oder Mischstrategie), die gewählt wird um die Argumentidentifizierung auszudrücken.• Kasus und Kongruenz werden durch die Morphologie bereitgestellt. • Position/Stellung wird durch die Syntax determiniert.

Morphologie und Syntax interagieren also miteinander

Argumente

Argumente vs. Adjunkte:Argumente sind unverzichtbare Elemente, die vom Verb bestimmt werden.

*Der Affe gibt.*Der Affe hat geküßt.

was, wem?was/wen?

Adjunkte sind verzichtbare Ergänzungen (und man kann so viele haben, wie man will).

Der Affe hat mich (im Garten) gebissen.Der Affe hat mich im Garten vor dem Käfig gebissen.Der Affe hat mich im Regen im Garten vor dem Käfig gebissen.

Argumente

Von jedem Argument darf es nur eins geben:

*Der Affe gibt dem Hund ein Geschenk mir.

*Der Affe hat mich den Hund gebissen.

Das Verb bestimmt, wieviele Argumente ein Satz hat:Intransitive Verben: 1 Argument (Der Affe lacht)

*Der Affe hat mich der Hund gebissen.

Transitive Verben: 2 Argumente (Der Affe haut den Hund)Ditransitive Verben: 3 Argumente (Der Affe gibt dem Hund einen Knochen)

Passiv

Aber wie ist das, wenn ich z.B. ein transitives Verb passiviere? Ist es dann intransitiv?

In gewisser Weise ist gekniffen intransitiv (nur noch 1 Argument).

Aktiv: Der Affe kniff den Hund.Passiv: Der Hund wurde (vom Affen) gekniffen.

Aber: es gibt immer noch zwei Partizipanten, die die zentrale Rolle spielen — jemand, der kneift (“Kneifer/pincher”) und jemand der gekniffen wurde (“Gekniffene/pinchee”).

Argumentstruktur/Thematische Rollen

Von daher redet man von der Argumentstruktur eines Verbs/Prädikats.

kneifen < Agens Patiens >

Die Argumente eines Verbs/Prädikats werden mittels zugrundeliegender thematischer/semantischer Rollen ausgedrückt.

Subjekt ObjektAktiv:

Passiv: Subjekt

Tiefenstruktur

Oberflächen-struktur

Im Passiv gibt es nur ein realisiertes Argument, aber man weiss von der zugrundeliegenden Argumentstruktur, dass es 2 Partizipanten gibt: Agens und Patiens.

Optionale (Fakultative) Präpositionalphrase

Argumentstruktur/Thematische Rollen

Nicht alle transitiven Verben funktionieren gleich:Aktiv: Der Affe kniff den Hund. Eine Vision erschien mir. Passiv: Der Hund wurde gekniffen. *Mir wurde erschienen. *Eine Vision wurde erschienen.

Mögliche Erklärung: die zugrundeliegenden thematischen Rollen unterscheiden sich.

kneifen < Agens Patiens > erscheinen < Thema Experiencer/Ziel>

Passiverklärung: man kann ein Verb nur dann passivieren, wenn es ein Agens Argument hat.

Intransitive Verben

Auch intransitive Verben funktionieren nicht alle gleich:Aktiv: Der Tiger tanzte. Der Tiger fiel. Passiv: Es wurde getanzt. *Es wurde gefallen.

Mögliche Erklärung: die zugrundeliegenden thematischen Rollen unterscheiden sich.

tanzen < Agens >

fallen < Patiens >

Passiverklärung: man kann ein Verb nur dann passivieren, wenn es ein Agens Argument hat.

Intransitive Verben

Im Deutschen (und den romanischen Sprachen) wird dieser Unterschied auch durch die Auxiliarselektion deutlich.

Der Tiger hat getanzt/gelacht/geniest. *Der Tiger ist getanzt/gelacht/geniest.

*Der Tiger hat gefallen/gestorben/gegangen. Der Tiger ist gefallen/gestorben/gegangen.

Unergative Verben (Agens Argument):

Unakkusative Verben (Patiens Argument):

Das Lexikon

Der Affe gab dem Hund einen Knochen.

geben < Agens Rezipient/Ziel Patiens >

Es wird angenommen, dass Information zu der Argumentstruktur eines Verbs/Prädikats im Lexikon kodiert ist.

tanzen < Agens > fallen < Thema >

kneifen < Agens Patiens > erscheinen < Thema Experiencer/Ziel>

Das Lexikon

D.h., die Lexikoneinträge erhalten zugrundeliegende Informationen zu thematischen Rollen (Partizipanten der Aktion), die nie verlorengehen, egal was für Flexion, Derivation oder Komposition betrieben wird.

geben < Agens Rezipient/Ziel Patiens >

Passiv: Der Knochen wurde dem Hund gegeben. (Wir wissen: es gab einen Agens.)

Adjektiv: Der gegebene Knochen(Wir wissen: es gab auch Ag. und Rez.)

Nominalisierung: Das GebenKomposition/Derivation: Die Vielgeberei

(Wir wissen: es gab Ag., Rez. und Pt.)

Überblick: Thematische Rollen

• Agens – Jemand/etwas handelt oder verursacht etwas(1) a. Hugo schenkt ihm ein Gummibärchen. b. Fritz trocknet die Wäsche.

• Thema (Patiens) – etwas/jemand wird einer Veränderung unterworfen/manipuliert.

(2) Hugo schenkt Sigrid das Buch.

• Rezipient - jemand bekommt etwas (zu seinem Vorteil oder Nachteil)

(3) Friedolin vermacht ihm das Hundefutter.

• Experiencer - jemand/etwas, das Empfindungen oder Wahrnehmungen hat:

(4) Egon hasst die Bibliothek.

Überblick: Thematische Rollen

• Quelle – Ausgangsort (einer vom Prädikat ausge-drückten Bewegung/Handlung)

(5) Egon kaufte das Buch von Hugo

• Ziel – Zielort (einer vom Prädikat ausgedrückten Bewegung/Handlung).

(6) Hubert folgte ihm zum Bahnhof

• Proposition – Rolle, die ein Subjekt- oder Objektsatz bezüglich seines Prädikats spielt:

(7) Dass es schneit, freut mich.

Wortstellung

Also: im Lexikon sind die Argumente eines Verbs spezifiziert. Diese Argumente werden mit grammatischen Relationen in Verbindung gesetzt.

Frage: Treten Verb, Subjekt und Objekt in den Sprachen der Welt immer in der gleichen Reihenfolge auf?

kneifen < Agens Patiens >

Subjekt ObjektAktiv:

Tiefenstruktur

Oberflächen-struktur

claudia puellam laudat‘Claudia lobt das Mädchen.’

hassan=ne gaarii calaa-y-ii Hassan.M.Sg=Erg Auto.F.Sg fahren-Perf-F.Sg‘Hassan ist Auto gefahren.’

Wortstellung

Urdu/Latein

Subjekt

Objekt

Verb

Grundwortstellung: SOV

(aber man kann die Argumente im Prinzip in jeder Wortstellung realisieren: SOV mit freier Wortstellung)

The cat sees a dog.

Wortstellung

Englisch/Französisch

SubjektObjektVerb

Grundwortstellung: SVO

Le chat voit un chien.

Bhris sí an chathaoir.zerbrach sie den Stuhl‘Sie zerbrach den Stuhl’

Wortstellung

Irisch/(Arabisch)

Subjekt ObjektVerb

Grundwortstellung: VSO

Weitere logische Möglichkeiten: VOS, OSV, OVS

Diese Wortstellungen gibt es nur selten.

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M. Dryer 81. Order of subject, object and verb

HaspelmathHaspelmath, Martin & Dryer, Matthew & Gil, David & , Martin & Dryer, Matthew & Gil, David & ComrieComrie, Bernard (eds.) 2005. , Bernard (eds.) 2005. TheTheWorld Atlas of Language StructuresWorld Atlas of Language Structures. (Book with interactive CD-ROM) Oxford: Oxford. (Book with interactive CD-ROM) Oxford: OxfordUniversity Press. University Press. InteractiveInteractive ReferenceReference Tool Tool developeddeveloped byby Hans-J Hans-Jöörg rg BibikoBibiko