K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

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  • 8/17/2019 K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

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    Aus dem Inhalt

    FRAUEN

    -"Abgedrehte Weiber

    - Nie wieder Opfer- Leitfaden...

    - Frauenalltag

    INTERNATIONALES

    - Mexiko

    - Irland

    - Kurdistan

    ANTIFA

    - Deutschland einig

    Vaterland

    - Repression

    - Den nationalen

    Konsens kippen

    VI.S.D.P:K-Butt RedaktionOttostr. 8

    67657 Kaiserslautern

    Eigentumsvorbehalt

    Nach dem Eigentumsvorbehalt ist dieZeitschrift solange Eigentum des Absenders,  bis sie der/dem Gefangenen persönlich ausgehändigt ist. »Zur-Habe-Nahme« ist keine persönliche Aushändigung im Sinne des Vorbehalts. Wird dieZeitschrift der/dem Gefangenen nichtpersönlich ausgehändigt, ist sie dem Absender mit dem Grund der Nichtaushän-digung zurückzusenden. Wird dieZeitschrift der/dem Gefangenen nur teilweise persönlich ausgehändigt, so sinddie nicht ausgehändigten Teile, und nursie,  dem Absender mit dem Grund derNichtaushändigung zurückzusenden.

    V Ä L Z I S C H E P F O L X Z E I T U N Gk ° s t  nix Auflage 1500

    Nazim Hikmet

    Welt, Freunde, Feinde, du und die Erde

    Ich bin sehr glücklich, daß ich zur Welt kam.Diese Erde lieb ich, ihren Atem, den Kampf und das Brot.Ihr Maß ist mir bekannt, es (ehlt kein Millimeter.Dennoch fühl ich s ie maßlos.

    Reisen wollt ich durch sie,Fische zu   sehn, die mir fremd sind, Früchte und Sterne.Durch Europa trug mich Bild  n ur  und Buch, und nie hat  ein  Brief

    mich erreicht,auf blauer Marke mir den  Stempel  A s iens  bringend.

    Ich und mein Nachbar, der Trödler,sind in Amerika unbekannt.

    Dennoch: .Von China bis Spanien, vom Kap der Guten Hoffnung bis Alaska,au f  jeder Meile des Meeres, auf jedem Fußbreit Erdehab ich Freunde und Feinde.

    Freunde,denen ich nie die Hand gab,

    aber wir alle bereit,für gleiches Brot zu sterben,für gleiche Freiheit,für gleichen Traum.

    Freunde, deren Blut in mir ist, und mein Blut in ihnen.Ich bin nicht allein in der Welt, das macht mich stark.

    Hallo ihr lieben Leserinnen !

    Ein großes Vorwort ersparen wir Euch

    und uns diesmal.

    Aber wir dürfen nicht vergessen, uns

    für Eure Spenden zu bedanken, die es

    uns ermöglicht haben, diese 7.

    Ausgabe rauszubringen. (1000 Dank &.

    weiter so) Leider sind wir aber

    immer noch nicht aus den roten

    Zahlen raus, dafür aber aus unserem

    "Domizil Ottostraße .

    Hier unsere (hoffentlich nur)

    vorrübergehende Postadresse:

    fe*s£/\T  ONO TECHNIK

    616 57  K' LAsJr&Bti

    Außerdem wollen Wir nochmal auf die"AN'I IFA-WOCHE "( vom 21. 4. -

    ^('.4. /hinweisen. Die genauen Infosfindet Ihr auf der Rückseite.

    Wir würden uns freuen, wenn wir

    viele K-BUTT Leserinnen auf den

    Veranstaltungen & der Demo treffen.

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    ( und plötzlich ist nix mehr wie's mal war)

    Du warst selbstbewußt

    hast gemacht was du wolltest

    hast die Klamotten angezogen die dir gefallen haben

    Manche "abgedrehte Weiber" bewunderten dich heimlich

    waren zum Teil neidisch

    Du hast dich nie davon abhalten lassen wegzugehenPartys, Konzerte, Kneipe...Freundinnen besuchen

    auch wenn du nicht wußtest, wie du heimkommst

    Konntest zur Not ja laufen oder trampen

    Die "abgedrehten Weiber" gingen dir oft auf die Nerven

    mit ihrer Besorgnis

    und den Fragen ob du keine Angst hast...

    Klar hast du auch schon von Frauen gehört,

    die überfallen/vergewaltugt wurden

    aber du warst dir sicher, daß DIR sowas nie passiert

    Gestern Nacht wurdest du in die Riege

    der "abgedrehten Frauen" aufgenommen

    Wolltest nicht warten

    bis jemand in deine Richtung fährt

    Warst müde - woltest heim

    Den Weg bist du schon 1000 Mal gelaufen

    nie ist was passiert - WARUM JETZT ?

    Alles ging so schnell

    Schritte hören - Arme packen zu - du schreist

    (niemand hört dich)

    Schläge - der Versuch dich zu wehren endet

    in einem Hauseingang

    AUSGELIEFERT

    Minuten werden zu Stunden, zu Jahren

    ENDLICH VORBEI

    Du kauerst noch in diesem Hauseingang - ALLEIN -

    Endlich allein

    Schmerzen ziehen sich durch deinen Körper

    hinauf in deinen KopfDU DREHST AB

    Und plötzlich ist nix mehr so, wie's mal war

    Heute bewunderst du Frauen die selbstbewußt sind

    die machen was sie wollen und die Klamotten anziehen,

    die ihnen gefallen...(bist sogar ein bischen neidisch)

    Und du bist besorgt

    wenn Frauen alleine heimlaufen oder trampen wollen

    und fragst: "HAST DU KEINE ANGST ?"

    Frauen und die Opfe rro lle ^" * sa

    Es is t s chwieri g, einen Artike l überOpf er /O pf er rol le und den Umgang damitals Betroffene zu schre iben. Opfer seinheißt erstmal ausgeliefert zu sein. EineSituation erle bt/e rtra gen zu haben, inder es nic ht möglich war, akt ivWiderstand zu le is te n, in der es keineMöglichkeit gab, sich erfolgreich zuwehren.

    Ich gehe in dem folgenden Text von einer

    Vergewaltigung aus, aber es gibt vie leandere Bei spi ele , auf die die Aussagenzu "Opfern" ver gle ich bar sind(ras s i s t i s ch e An g r i f fe ) .Ist eine Frau vergew altigt worden,verändert sich "ihre Welt" von einem aufden anderen Augenblick sc hl ag ar ti g. Sieis t zum Opfer gemacht worden (es wärezyni sch , von ihr zu ver lang en, daß si e

    , sich nicht als soicnes üäSie. ien so ll ).War sie vor der Vergewaltigung nochsel bst sic her , hat te ein gutes Gefühl zusich sel bst und hat ihr Leben für si chsel bst bestimmt, wird plö tzl ich all esand ers . Ab je tz t bestimmen Angst, Mißtr aue n, Resign ation und das Gefühl,nic hts mehr wert zu se in, ihr Leben.Hass und Wut entwi ckeln sich er st a l l mählich . Es sind wenig Frauen , die denMut und die Kraft haben, sich nach einererlebten Vergewaltigung anderen Menschenanzuv ertr auen , geschweige denn Anzeige

    zu er sta tt en. Oft dauert es Jahre , bissie die Vergewaltigung für sich so weitverarbeitet haben, daß sie davonerzählen können.

    Das hat aber auch damit zu tun , wie indie ser pat ri ar cha le n (von Männernbestimmten) Ges ell scha ft mit dem "Phänomen" Verg ewal tigun g umgegangen wir d.Sexismus bestimmt den Allt ag ( sieh eK-Butt Nr.6). Angefangen von der Werbungbis zu den fraue nvera chtend en StammtischSprüchen. Er (der Sexismus) is t soal lt äg li ch , daß sich kaum ein e/r darüberaufr egt ("i st doch norm al") . Wenn sichaber Frauen (und leider sehr wenigeMänner) darüber aufregen oder andere nurdarauf aufmerksam machen, werden sieausg ela cht oder beschi mpft. Ihnen wirdvorgeworfen, daß si e keinen "Spaß"verstehen oder über tre ibe n. Gibt eineFrau zu erke nne n, daß sie schonver gewa ltig t wurde, und auch klarma cht,daß sie deshal b besonders "empfindl ich"auf sowas re ag ie rt , wird sowasvie ll eic ht noch als Entschuldigung fürihr persönliches "abgedrehtes" Verhaltenakzeptiert - eine Auseinandersetzung mitdem Thema fin det trotzde m nich t st at t.Vielleicht hat sie dadurch erreicht, daßin ihrem Bei sei n so Sprüche nic ht mehrfa lle n, was all erd ings pas sie rt, wennsie nicht dabei ist, kann sie nichwisse n. Das Gefühl, daß hin ter ihremRücken über sie hergezogen wird, ist da.

    Leitfäden für angst besetz te Situationen

    • Laufe laut und platzeinnchmend»Denke daran, daß eine aufrechte Haltung Starke ausstrahlt• Nimm, wenn du allein bist (U-Ba hn, Busstation), Kontakt zuanderen Frauen auf. Oberwinde ruhig deine Hemmungen-

    • Übe deine Fähigkeit, dich verbal zu wehren. Sprich z.B. Männer,die dich anmac hen, direkt an, anstatt dich zubemü hen, "es" zuignorieren.

    Habe keine Scheu, daß du Männern Unrecht tust oder sie verletzt,wen n du abweisend oder aggressiv reagierst. In fast allen Fallenliegst du mit deinem unangenehmen Gefühl richtig.Reflektiere, wie weit deine Angst berechtigt ist. (Hast du dir schonmal Gedanken gemacht, von wem und weshalb du diese Angsteingerede t beko mmen hast?) Die Gefahr einer Vergew altig ung ist,z.B. in einem Parkhaus größer ab auf freiem Feld.

    • Überlege dir im Voraus, was du ab Waffe einsetzen kannst (z.B.Schlüssel, Handtasche. Schirm).

    •  eine simple Waffe: Fülle eine Plastikzitrone mit Tabasco.• Schrei im Notfall eher "Feuer" als "Hilfe".• Realisiere, daß du  stark' und machtvoll bist und gehe mit diesemBewußtsein auf die Straße

    • Sprich mit Freundinnen über deine Ängste und entwickelt

    gemeinsam Strategien, wie ihr euch in angstbesetzten Situationensicherer fahlen könnt.

    Wir selbst merken, daß wir den Leitfaden in manchen Situationennicht verinnerlicht haben. Aber immer, wenn wir stark undselbstbewußt reagieren, fühlen wir uns sicherer. Probiert es aus!

    Frankfurter Kraucraentrum IV74

    gegen HexcnprcwcU in Itzehoe.

    Die andere Situa ti on für Frauen 1ndiesem Allta g i st die , daß sie nacheinem bestimmten Muster zu funktionierenhaben (Ro lle nmus ter ). Sie müssen sichdieser Männerwelt anpassen und mitmachenwollen sie nicht als"Emanze" oder"Lesbe"daste hen (was ja auch für vie le Frauendas "l et zt e" is t) . Nach dem Willen derMänner müssen Fraue n schön se in , ruhi g

    und gef ügig, am Besten nic ht soin te ll ig en t, müssen gut arb eiten(f lei ßig se in) , dürfen sich aber nichtüber Benac hteil igung und Ausbeutungbeschweren. Und si e müssen stä ndigBeweise ant ret en, daß sie keineFeminisinnen sind - sonst haben si e essich verscherrzt in der Gunst ihrerGönner;.

    Frauen wird häufig "Opfe rbere itscha ft"als geschlechtsspezifische Eigenschaftzugeschrieben ( sel bst viele Frauenübernehmen di es e, von Männern erf unden eTheor ie). Sind sie doch bere it,zugunsten der Kar rie re des Mannes ihr"Opfer"z u bri nge n, indem si e zu Hausebleiben und ihre eigenen Inter essen

    . zurück s te ll en . Sie "opfern" sich auffür das Wohlergehen der Familie, für denChef/Betrieb ...

    Bei all der "Opfe rber eitsc haft" lie gt

    wohl für Männer die Vermutung nahe,Frauen seie n die "geborenen Opfer".Scheinbar is t das auch die Erklärungdafü r, daß ein ige Männer behaupt en,Frauen warte n nur  darauf,  von einemTyp ver gewa ltig t zu werden. So sch rie bDaniel Matisek (Hrsg. T 5) , in ein erKolumne der "Pa vil lon ", "Hart an derGrenze" vor einiger Zeit [Z it at ]:"... Je stärker solche Tanten aber "sex-is ti sc he " männliche Gedanken als "frauenverachtend" oder c hauvi nist isch

    verteufeln, die sie selbst auf ganznatürliche Weise ausgelöst haben (sei esdurch Kleidung -s ei es durch las ziv esAuft rete n), desto eher erwecken sie denAnschein, sie hätten es sehr , sehrnöt ig , durch einen wahren männlich -agre ssive n Prototype n einmal ganzgehörig ihrer biologischen Bestimmungzugeführt zu werden."

    In der Umkehrung hei ßt das für vi el eFrauen, für die so Sprüche zur "Normalitä t" zähle n, daß si e nach einerVergewaltigung die Schuld erst einmalbei sich selbst suchen (s. K-Butt Nr.6)So kommtes auch ni cht sel te n vor, daß Frauenzwar ei ner se it s bemitle idet werden unddie "Tat" al s ganz schlimm beu rt ei ltwird, andererseits wird ihr aber gleichze it ig vorgeha lten, daß "das" ja hätt enicht passier en müssen - hät te sie sichangepaßt verhalten (anders angezogen,nic ht al l ei ne weggegangen, am Besten zuHause geblieben, nicht geschminkt  . . . . ) .

    Vergewaltigt-was tun?

    An dieser Stelle sind nur kurz die Punkte angeschnitten,!

    die nech ein*r Vergewaltigung wichtig sind. Für alleweiteren Fragen stehen Dir die Notruffrauen in DeinerStcdt zur Verfügung.

    -Am besten Ou spr ich st e rs t einmal mit einer Freundinoder einer anderen Dir vertrauten Person.

    -Auch wenn es Oir unangenehm ist , wasch Dich ni chtund wechsle auch Deine Xlsider n ich t, bevor Ou nic htbei einer Ärztin/einem Arzt warst.

    ' -Wirf zerrissene oder verschmutzte Kleidung undanders Beweismittel nicht -weg.

    Ärztlich« Untersuchung :

    -Geh inner halb von 24 Stunden zur (gynäkologischen)Untersuchung, unabhängig davon, ob Du evt l. Anzeigeerstatten willst oder nicht, und laß Dir sämtlicheVerletzungen atts sti er sn. Laß Dich auf evt l. Geschlechtskrankhe iten bzw. Schwangerschaft unte rsuchen.

    -Frage evtl. nach der "Pille danach".

    Fall s Du schwanger geworden sein s ol lt es t, beste ht

    grundsätzlich die Möglichkeit zu einem legalenSchwangerschaftsabbruch.

    -Lefl Dich von einer Oir vertrauten Person zur

    Untersuchung begleiten.

    Anzeige - Ja oder Nein 7

    Oia Entscheidung für eine Anzeige hat weitreichendeKonsequenzen. In aller Rege} sind die damit verbundenen

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    So vergräbt  s i e  s ich  mit   ihrem Schmerzin s ich se lbs t , l e ide t s t i l l  u:ndheimlich  vo r  s ich  h in ,  s p i e l t  mit demGedanken, sic h umzubringen  und di eMenschen  um s i e rum verstehen nic ht,  wasmit   ih r lo s i s t ,  warum  sie so oftabdreht oder heult ,  und  meiden  sieschließlich: "Weil  man mit der ja eh 'nix mehr anfangen ka nn."

    Nachts die se Alpträume. StändigesWiederholen  de r  S i tua t ion ,  das   mieseGrinsen  von  diesem Schwein.  In den

    Träumen wechselt  das   Gesicht  de s  T ä ters .

    Da nimmt  de r  Vergewaltige r bekannteGesichter  an :  Freunde, Verwandte,Nachbarn, Lehrer,  de r  K i o s k b e s i t z e r , . . .Wenn  s i e  wach wi rd , schämt  s i e  sichdafü r .  Oft  pass ier t  e s , daß s i e ,  wennihr jemand  "zu  nahe" kommt, au sf li pptund  um s ich schlägt  und  dann wied erstundenlang heulen  muß. Sie iß t  fastnichts mehr  -  kein App eti t; kann sichauf ni ch ts mehr kon ze ntr ier en. Wenn  sie

    weggeht,  hat sie  ständig Angst  -  jederTyp könnte  ei n  Vergewaltiger sein .Angst,  daß   sich  d ie  Situat ion wiederholen könnte; Zweifel,  ob si e  jemalswieder eine "normale" Liebesbeziehung

    (zu einem Mann) haben kann

    Die Frau ste ck t immer mehr  im

    Schlamassel.  Si e  wi l l  ja den  anderenn ich t  auf die  Nerven gehen  -  will  sie

    nicht  mit   "ihrem Problem" belasten.

    So oder  so  ähnlich geht  es   vielen Frauendie eine Vergewaltigung erlebt haben.ABER JETZT LANGT'S  ! NIE  WIEDER OPFER  •Sicher ,  es  wird jede Frau  mit dem Er lebte n anders umgehen.Der Sch ri tt  alsOpfer  weg von de r  (passiven) Opferrollewird  von  außen  of t  noch zusätzlich  e r schwert. Auch  in den  Medien werden v er gewaltigte Frauen ledigl ich  al s  Objektdarges te l l t . Opfer  a l s  Ware.  Das  einzigewas  mi t  solchen Artikeln err eic ht wird,is t Mitleid  und  Betroff enheit . Ähnlichwie  in der  Ber ich ters ta t tung  zurass ist i sche n Angriffen geht  es insolchen Beiträgen nicht darum, offen siv

    mit Geschehenem umzugehen. Lichterkettenund Betroffenheitserklärungen mögen zwar(zum Teil)  gu t  gemeint sei n, helfen aber

    •den Betroffenen ni cht wei ter .So li da ri tä t heißt halt auch, SELBSTak t iv  zu  werden,  zu  handeln,  di e  Täterbeim Namen  zu  nennen  und  ihnen zeige n,daß  sie auf   Widerstand stoßen  ( undn ich t  nur auf   L ich terke t ten  und soSpruch  wie " Du, daß   f ind '  ic h  aber  garnicht  gut von di r" ) . Oft is t es  dann  j aauch noch  so, daß von  tausend Seit en  beleu chte t wird, warum ein er  so was  macht.Die Täter werden  a l s die  "eigentlichen"Opfer hingestell t  und so  p a s s i e r t s ,  daßihnen noch  mit   Verständnis entgegenge-trten wird.  Wie es den  t a t säch l ichenOpfern geht, spielt dann  ga r  keine großeRolle.

    Gasstraße 4167655  KaiserslauternTel . : 6 46 13

    DER WEG RAUSPERSPEKTIVEN  AUS DEM DILEMMA

    -  KEINE Frau  i s t in  irgendeiner Weise selbst Schuld, wenn  s i e  vergewalti gt wird.

    -  Für   (einen) Vergewaltiger gibt  es  KEINE Entschuldigung.

    -  NEIN HEISST NEIN  1

    Du bist ni cht all ei ne.   Es  gib t tause nde Frauen, denen  es  genauso geht (gegeangeni s t )  wie di r und di e  sich genauso fühlen (fühl ten)  wie du.   BRECH  AUS  DEINERISOLATION  AUS -  such Kontakt  zu  anderen Frauen (-gr uppe n). Auch wenn  es dir

    schwerfäll t darüber  zu  reden, kann  es   eine Befreiung se in, sich anderen.(Frauen) anzuve rtra uen. Denk daran ,  daß du,  f a l l s  du  den/die Täter.gekannt hastoder beschrei ben kannst , andere Frauen davor schützen kannst , 1  daß   ihnen  das

    g le iche pass ier t  wie di r ,  indem  du  deine Vergewaltigung öff ent lic h machst  und

    dieses Schwein benennst  ( das  kannst  du zur Not ja  auch anonym machen).  Du

    kann st dann auch  mi t  anderen (Frauen) überl egen,   ob ihr   gegen diesen  Typ  etwasunternehmt  (die  Wahl  de r  Mittel bestimmt  i h r ) .  Fa l l s  du  eine Anzeige ers tat tenwills t , mach  d i r  vorher bewußt,  was für ein  Psychoterror  da s  werden kann. Auch

    da  is t e s  .h il fre ich, wenn  du  deine Erfahrungen  mit   Polizei  und  Jus tiz anderenm i t t e i l s t  bzw.  wenn andere,  di e  ähnliches erleb t haben,  dir von  ihrenErfahrungen erzählen.

    Wenn  du  weggehst, scheu dich nicht davor,   von  anderen  zu  fo rdern ,  daß si e  dich

    nach Hause fahren  bzw.  begleiten. Wenn  es dir  dreckig geht,  ru f   Freundinnen  an,

    egal ,  wie  spät  es ist -  Freunde sind dazu  da, daß si e di r  hel fe n, wenn  du sie

    brauchst.Misch dich  e i n ,  wenn  du  m i t k r i e g s t ,  daß   eine Frau angema cht/b eläst igt wird.Überleg,  ob du  dich bewaffnen wi ll st , oder einen Sel bstv erte idigu ngsku rsbesuchen willst  -  frag Freundinnen,  ob si e  mitmachen wollen  e t c .Du wi rs t merken,  daß du  Wieder Selbst ver tra uen gewinnst, wenn  du  e r s t  aus   deiner"Opferrolle" ausbrichst  und di e  Mögli chkei ten wahrnimmst, akt iv gegenVergewaltiger  und die   Ursachen  von  Vergewa ltigung anzugehen.Wähle aber  den  Zeitpunkt dafür se lbs t  und laß  dich nicht  von  Menschen u nte rDruck setzen/bestimmen,  d ie dir   sagen wollen,  was du zu  machen hast  und wasn i c h t .  Nur DU  SELBST weist,  was du di r  zutrauen kannst  und was zu  welchemZeitpunkt  da s  Richtige  fü r  dich  i s t .

    Auf jeden Fall  i s t e s  ein fac her , über Vergewaltigung  und dem, wie   damit umzu

    gehen  i s t , zu  reden, wenn  es  keinen konkreten Anlaß dazu gibt. Leider sehen   die

    meisten Menschen  in   "Zeiten  de r  Ruhe" keinen Grund dazu, sol ange nic hts pa ss ie rt

    i s t .Macht euch aber bewußt,  daß   "sowas" immer  und  überal l pass iere n kann.  Und  dann

    i s t  es  besser, schon  mal ein  Gefühl da für  zu  haben,was mensch  in  eine r konkreten

    Si tua t ion  tu n  kann. Redet  mi t  euren Freundinnen darübe r,  wie sie   a l l t äg l ichen

    Sexismus wahrnehmen. Macht euch bewu ßt,  was  eine Vergewaltigung  fü r  eine Frau

    bedeut et/bed euten kann. Guckt,  daß   eine Frau nicht al lei ne heimlaufen  muß ( es

    sei denn,  s i e  will  d a s ) .  Denkt  al s  Männer  z .B.  daran,  daß ihr für  Frauen

    bedrohl ich wirken könnt. Eine Möglichk eit, Frauen  d ie   Angst  zu  nehmen,  is t e s ,

    beisp ie l sweise ,  di e  S t raßense i te  zu  wechse ln, wenn eine Frau sic h al le in e dor t

    bewegt.

    Verhaltet euch soli dar isch , indem  ih r  Mackern eure Meinung  zu  ihrem Verh alten

    sagt. Zeigt,  auf   welcher Seite  ih r  s t eh t .Wenn eine. Frau vergewaltigt wurde, zeigt  ih r, daß ih r für sie da  seid (ega l,  wiespät  e s i s t ) .  Sucht gemeinsam nach Möglichke iten , of fens iv da mit umzugehen, aberk l ä r t  das mit der  betrof fenen Frau  ab .  Macht nichts über ihren Kopf hinweg.

    Belastungen groß. Bei der Polizei  und vor Gericht muß -der

    Tothergeng detailliert geschildert werden.  Da Ou nur al sZeugin auftrittst, kann  es passieren,  daß deine Glaub

    würdigkeit erheblich  in  Frage gestellt wird.  Oer  Schritt

    zur Anzeige sollte also sorgfältig überlegt sein,  da Ou

    die Strafanzeige wegen Vargewaltigung nicht mehr rück

    gängig maenen kannst.  Die Entscheidung  für  oder gegen

    sine Anzeige'kannst  nur Du für   Dich alle ine tref fen.

    Helfen können Dir die  Frauen vom Notruf,  die Oir auch

    .^eitere Infos über Anzeige  und Geri cnt, Rechtsanwältinnen

    und Salbstnilfagruppen rieben  l-.önnsn.

     jHeiw Anzeige  -  Polizei!

    -Geh  am besten dir ekt  zur  Kriminalpolizei. Oezernat

    für Sittlichkeitsdelikte.

    -iJeben.dor S traf sn?-; jns .veneiv Vergewaltigung kanns t Ou

    auch einen Strafantreq  y.'ensn  Körperverletzung  und De- .

    leidiounn stellen. Oies  i st   Voraussetzung  für  eine

    i Nebenklage.  Sie gibt  Oir die   Möglichkeit,  am Prozess

    aktiv  mit  einer Anwältin teilzunehmen.

    -Wann Ou, warum auch immer, zunächst keinen S trafa ntr agstellst, kannst ou das innerhalb  von 3 Monaten nach 3e -

    kanntwerden  des Täters.noch nachholen.

    •  -Deine Aussagen werden  in  einem schrif tliche n Protokoll

    festgehalten.

    -Du kannst nach einer Seamtin verlangen. Solita aberkeine Frau  im Dienst sein, wirst  Ou vun  einem Mann vernommen.

    -Versuch durchzusetzan,  daß Deine Freundin  etc. anwesend

    sein  darf.  Oas is t  zwer unwarscheinlich, aber vielleicht

    gelingt  es Oir "ja. •  .-Ou hast  das flacht,  die  Protokollaufnehme joder zei t-zuuntarbrechen.

    -Deine Glaubwürdigkeit darf nicht angezweifelt werdenund diskriminierende Fragen brauchst Du nicht  zubeantworten. Solltest Du trotzdem schlecht behandeltwerden, kannst  du  eine Oienstaufsicntsbeschwerde ein-raichan. Dazu brauchst Du das  Geschäftszeichen,  dieDienstnummar  und den Namen der /des Beamtin/en.

    -Lies Oir des  fertige Protokoll genau durch. Unterschreibäs  nur, wenn es 'Wort  für  '..'ort richtig  ist.

    -Laß Dir öia Taojbuchnummer gaben:  das  erleichtert DeinerAnwaltin/Deinem Anwalt sich einzuschalten.

    -Solltes t Du bei der Protokollaufnahme unter Schock-,Drogen- oder Alkoholeinfluß gestanden haben, dürfen-DeineAussägen nicht verwendet  werd2n.  Laß Dir  von einer Ärztir

    .  einem Arzt Deinen Zustand bescheinigen.

    KlchUg:Schreib zunause  ein Gedächtnisnrntoknl1  über Deine Aussagen  bei der Polizei.  Das Poliz eipr otokoll bekommst Ou|n icnt . Nachdem Ou bei der Poliz ei warst, sol lte st Ou Oich!mit ainer Anwältin/einem Anwalt  in Verbindung setzen.

     MTT   Frau noch tun  kann:

    Mach die Tat  öffentlic h. Schließe .Oich mit möglichst vielerFrauen zusammen.  Ihr  könnt  2 . 2 ,  Leserinnenbriefe senreiben.Macht  in der umgabung des Tatort s darauf aufmerksam(sprühen, Zettel). Kennst Du den Vergewaltiger  und er wagtes immer noch,  in  Deine Kneipa  zu  gehen, setz alles daran,ihn  aus Oeinem Umfeld  zu ver tre iben . Laßt Euch auf   keine

    Diskussionen  mit ihm ein.Wichtig  i st , daß Ou Oeine Wut lo s wirst,  um  Oich nicht

    ohnmächtig  zu fühlen.  Je  mehr Öffe ntlic hkeit , desto bess er,

    damit  dia   Gewalt gegen Freuen nicht länger versenwiegen,

    sondern laut wird.  Auf  Konfrontation fo lgt A useinandersetzung^

    Di e  Tips"  "Nach einer V e r g e w a l t i g u n g "  und de rL e i t f a d e n  fü r  angstbesetzte

    S i t u a t i o n e n  sind   aus dem

    Lesben!'rauenkaiender  91 . Dazu

     mu ß  leid er nochma l gesagt

    w e r d e n ,  dali es in  dieser Stadt

    keinen  Notruf  für vergewaltigte

    Frauen  gibt.

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    DER VERHÄNGNISVOLLE §19 IM AUSLÄNDERGESETZ

    Glück wünschen ihr alle an diesem Tag, derim Leben einer Frau der schönste ist. So je-

    '  denfalls sehen es die Leute in ihrem   Dorf.Und war ihr das Glück nicht tatsächlich inden Schoß gefallen? Mit so einem Ehemann,der schon mehr als 15 Jahre in Deutschlandlebt und dort eine gutbezahlte Arbeit hat.Doch nach den Flitterwochen muß sich die

     junge Frau erst mal in Gedul d üben: Nac hzwei Jahren reist sie im März 1989 zu ihremEhemann nach Deutschland. Zur „Herstellung der ehelichen Lebensgemeinschaft" erhält Halime, wie es das Ausländergesetz bestimmt, lediglich eine an diesen Zweck gebundene, dazu bis März 1992 befristeteAufenhaltserlaubnis.

    Wie sollte sie damals wissen, welche unheilvollen Folgen das für sie haben würde? Washätte ihr dieses Wissen genutzt?Halime ist schwanger und freut sich auf ihrKind. Im Februar 1990 bringt sie einen Jungen zur Welt. Ihr Glück könnte vollkommen sein. Doch ihr Mann wird schnell wütend, wenn ihm etwas nicht paßt. Und dannschlägt er sie, immer häufiger, brutaler. Seine Eltern, die mit dem jungen Paar eineWohnung teilen, halten zu ihm, geben derSchwiegertochter die Schuld. Oft prügelt er

    so sehr auf sie ein, das sie tagelang unter starken Schmerzen leidet. Bis zu dem Tag, als ersie krankenhausreif schlägt. Endlich hat sieden Mut, sich gegen ihn zu wenden: Nachder stationären Behandlung kehrt sie nichtin die eheliche Wohnung zurück, sondernflüchtet sich ins Frauenhaus.Trotz ihrer schrecklichen Erfahrungen versucht Halime mit Unterstützung der Frau-enhaus-Mitarbeiterinnnen, doch noch einverträgliches Zusammenleben mit ihremMann zustandezubringen. Sie glaubt nochdaran, daß er seine Mißhandlungen lassenwürde, wenn sie erst mal alleine leben, in einer anderen Stadt, weit weg von seinen Eltern. Eine Illusion, wie sich schnell herausstellt. Er will ihre Bedingungen unter keinenUmständen akzeptieren.

    Die Ehe ist gescheitertHalime lebt mit ihrem Sohn weiter getrenntvon ihrem Mann. Der hat inzwischen miteiner anderen Frau ein Kind.In Koblenz, wo sie ihre traumatischenErfahrungen allmählich verarbeiten kann,hat sie für sich und den Jungen eine kleineWohnung gefunden und verläßliche Freundinnen. Sie spricht inzwischen so gutDeutsch, daß sie im Info- und Beratungsladen des Frauenhauses dolmetschen kann,wenn türkische Frauen Hilfe brauchen. DieMitarbeiterinnen des Frauenhauses wollensie gern einstellen, aber das scheitert an Hali-mes fehlender eigenständiger Aufenthaltserlaubnis. Die hat sie bei der Koblenzer Ausländerbehörde beantragt. Sie will unbedingtin Deutschland bleiben. Wo soll sie auch

    hin? In ihr türkisches Dorf zurück? Mit demSchandmal einer ihrem Mann davongelaufenen, nun alleinlebenden Frau? Die strenggläubigen Dorfbewohner würden sie als entehrt ansehen. In den Augen der Männerwäre sie Freiwild und sexuellen ÜbergrifFenausgesetzt. Auch die Flucht aus dem Dorf indie Stadt wäre keine Alternative, weil auchdort alleinlebende Frauen, das heißt ohnemännliche Verwandte, mißachtet werden.Mit den entsprechenden Folgen.

    Zu früh vom mißhandelndenMann getrennt

    Die Ausländerbehörde hat in einer Verfugung im Oktober 1993 den Antrag vonHalime abgelehnt. Die Türkin wird verpflichtet, „das Bundesgebiet unverzüglich zuverlassen". Anderenfalls werde sie „auf eige

    ne Kosten abgeschoben". Die fünfscitige Begründung eines Herrn Schäfer von der Koblenzer Behörde ist in einem frauenfeindlichen Duktus geschrieben. Es ist mehr alszynisch, wenn er Hali me vorhält, „trotz hinreichender Zeit zwecks Aussöhnung wurdedie Lebensgemeinschaft bisher nicht aufgenommen". Er beruft sich ohne jeden Funken von Menschlichkeit auf die Buchstabendes Ausländergesetzes. Dort ist in demunsäglichen § 19 festgelegt, daß eine Ausländerin/ein Ausländer (meistens sind ja Frauenbetroffen!), wenn die Ehe scheitert, auch inHärtefallen kein eigenständiges, eheunabhängiges Aufenthaltsrecht erhalten, es seidenn, die Lebensgemeinschaft hat 3 Jahre inder Bundesrepublik bestanden. Halime hatsich jedoch bereits nach zwei Jahren vorihrem gewalttätigen Mann ins Frauenhaus

    geflüchtet. Ein weiteres Jahr hätte sie seineMißhandlungen ja wohl noch ertragen können!  „Insofern", schreibt Herr Schäfer,„kommt es auch nicht darauf  an,   daß Ihnenmöglicherweise spezifisch gesellschaftlicheNachteile in Ihrem Heimatland bevorstehenkönnten."

    Der Unrechtsparagraphmuß weg!

    Verschiedene politische Kräfte der Bundes

    republik setzen sich dafür ein, daß der § 19

    des Ausländergesetzes mit seinen dramati

    schen und unmenschlichen Folgen in der

    Regel für Frauen verändert bzw. abgeschafft

    wird. So haben die Abgeordnetengruppen

    PDS/Linke Liste und Bündnis 90/Die Grü

    nen entsprechende Gesetzesänderungsanträ

    ge in den Bundestag eingebracht (Bundes

    tagsdrucksachen 12/6291 und 12/6421).

    ' Auch die Landesregierung von Nordrhein-

    Westfalen hat im Bundesrat einen diesbe

    züglichen Gesetzesantrag gestellt.

    Wir Frauen in den örtlichen Streikkomitees,in den alten und gerade erst entstandenenFrauenbündnissen, -netzwerken und -initiativen können massiven Druck auf die Gesetzgeberinnen ausüben, damit der Unrechtsparagraph im Ausländergesetz baldverschwindet. Druck ausüben - zum Beispiel: durch eine Flut von Briefen an den Petitionsausschuß des Bundestages, durch Faxschreiben an Bundestagsabgeordnete (amwirkungsvollsten an diejenigen vor Ort, dievon uns wieder gewählt werden wollen!),durch die Befragung von Politikerinnen bei

    öffentlichen Auftritten zu dieser Forderung.Das sind wir unseren ausländischen Schwestern schuldig, deren Vertretu ngen - wi e dieFrauen von agisra in dieser Infozeitung -

    entschieden verlangen, daß ein unbefristetes,  eigenständiges Aufenthaltsrecht direktnach der Eheschließung garantiert wird.

    Verhindert HalimesAbschiebung!

    Und noch eine Bitte: Setzt Euch dafür ein,daß Halime nicht abgeschoben wird. Nochist nicht das letzte Wort gesprochen. DieEntscheidung des Verwaltungsgerichtes, beidem Halimes Rechtsanwalt Widerspruchgegen die Verfügung der Ausländerbehördeeingelegt hat, steht noch aus. Schickt EureProteste an den Innenminister des Landes

    Rheinland-Pfalz, Ministerium des Innernund für Sport, Schillerplatz 3-5, 55116Mainz und an den Vorsitzenden des Petitionsausschusses des Landes Rheinland-Pfalz,Herrn Klaus Hammer, Deutschlandplatz12,551 16 Mainz.  Brigitte Hussein,:

    überregionales Streikkomitee Köln/Bonn

    1I VERGE WALT IGUNG IN DER STEFFI (BESET ZES HAUS IN KA RLS RUHE /BR D)

    Das, was bei uns in Kar lsr uhe passie rt ist, ist in ande ren Städ ten be

    stimmt auch schon vorgeliommen. Wir find en es wic hti g, die Ve rge -

    wal ti ger z u be ne nn en un d da-f'-ir  zu  sor gen, daß sie keine n Fuß meh r -fas

    sen können und vers chwi nden '." Darum hier noch die Adresse von dem Vet

    g e w a l t i g e r :  JL MM

     Ma rs ha i i Fe nn

    2-4 New f ing St re et

    Dept-ford SE 8 5 HS

    Londor-

    G&

     AC HT UN G: De r Gi ta rr is t Ma rs ha llPenn spielt jetzt bei CcnflictBoykot tiert Platten und Konzert

    Mai wieder in l et zt er Minute beimLay-out TerrainDen 8. März haben wi r mal wie derhint er uns gebracht, aber das Pat riarchat noch lange nicht.Der diesjä hrige internatio nale Frauentag war als Fraue nstre iktag (nachden Beis piel en aus I sland und derSchweiz) geplant.In wieweit der St reik als solcherein Erfo lg war, können wir j et zt ,einen Tag danach, noch nicht ei nschätz en. Sicher is t aber, daß der8. März als int ern ati onal er Frauen

    ta g mal wiede r i ns Bewußtsein derLeute gedrungen ist.Kurz was zu dem, was in der Sta dtgelaufen ist . Sei t Ende Januar hatten sich die verschie densten Frauengetro ffen, um diesen Tag vorzuber eiten . Für die kurze Zei t is t es dannabe r ganz gut gela ufe n. Es wurden imVorf eld an der FH Frau enfi lme mitanschließenden Diskussionen zumFrauenstreik gezeigt . Auffäll ig daran war, daß mehr Männer al s Frauenan diesem Thema i nt er es si er t waren.Ich fra ge mich nur, warum di es e Männe r, wenn si e schon der Meinungsind, daß es notwendig is t, pat ria r-chal e Str uktur en bei sic h und in derGoselJ schalt zu überwinden, nich tse lb st etwas unternehmen und dies esThema auch a ls IHR EIGENES beg re if enund entsprechend behandeln.Bei den Vorbe rei tungs tref fen derFrauen kamen inha lt li ch e D iskus sionen lei der nicht ri cht ig in die Gänge.   Das la g zum Einen an demZeitd ruck und der Tats ache , daß organisatorische Punkte erstmal Vorrang ha tt en , zum Anderen d ara n, daßwir uns vorher nich t kannten und garnicht, richtig einschätzen konnten,was jede Frau für sich bei den  Treffen wol lt e. Aber dies e Treffen waren

     ja auch e r s t de r Anfang .Wir haben gemeinsam ein Info -Hef tzum 8.März herausgegeben, das auftroßes Inte ress e und eine posit ive

    Resonanz gestoßen is t. Auch der Info-Stand in der Fußgängerlnnen-Zoneam 8. fand größe res In te re sse , als.wir es erwa rtet hätten.Vor alle nDingen Mütter und äl te re Frauenblieben stehen, haben sich gefr eut,daß auch in KL Frauen etwa s un te rnehmen und erzä hl te n von si ch undden Problemen, die sie al s Frauen indieser Stadt haben. Auffällig warauch, daß uns ke ine blöden Sprüchean den Kopf ge kna ll t wurden, was inder Vergangenheit doch öft er vorkam.Zum krönendem Absch luß gab es ei negelungene Fraue nfete im Lokal Kolor i t . Die Kneipe war rand voll und eshat alle n Frauen t ie ri sc h Spaß gemacht. Bleib t zu hoffen, daß es nochvie le solcher Feten gibt - nicht nuram Frauentag.Also im Großen und Ganzen war esganz O.K.. Für uns war es ein Anfang- kla r is t, daß noch viel zu tuni s t .PS:  Zu Veranstalt ung der Gle ich ste llungsbeauftragten s teht jetzt h iernix dri n (s.R hein pfal z vom 9.März,Lokaltei1).Es gab im Vorfeld heft ige Dis kuss ionen zu die se r St el le überhaupt undauf der anderen Sei te zu der"Gleichstel lungsbeauftragten"insb esond ere . Zu diesem Thema g ibtes aber sovie l zu sage n/schre iben,daß wir das jetzt nicht in zweiSätz en abhand eln können und wol len .Deshalb wollen wir für die näch steK-Butt das Thema Gle ichb ere chti gung/Gleichstel lung/ ' 'Gleichschaltung ' ' zurDiskussion st el le n. Schrei bt unseur e Meinung dazu - ob ih r di es eSte ll e wichtig oder unwichtigfindet- was ihr von einer"Gleichstel lungsbeauftragten" erwarte t - ob ihr euch von ihr ve rt re te nfühl t bzw. von ihr ve rt re te n werdenw o l l t . . . .

    Wir wünschen uns eine spannende,kontroverse Diskussion.

    Im Sommer 91 wur de eine Bewohner in der Steffi ver gewalti gt! Der V erge —

    waltiger heißt Mars hall Pe nn. Er kam damals als Band-Mitglie d v on

    "Back to the Plan et" , die einen Gig bei uns hatten , nach Karl sruh e.  0

    Die verge walti gte Frau schwieg die ersten Tage nach der Verg ewal ti

    gung. Sie erz ähl te dann doch einzelnen Mitb ewohn erinn en davon, mit der

     Au fl ag e zu s c h w e i g e n . Au ß er d em b ra uc ht e si e Ze it um ei ne n k la r en K op f

    zu bekomm en und d ie Äng ste vor einer Veröf fentl ichun g a bzu baue n.

    Im März 92 ko nnt e sich die Frau entsc hlie ßen mit un s einen Brief an

    "Back to the Plane t" aufzus etzen und diese über Marshall aufz uklä ren.

     Wi r -f or de rt en s i e u n te r an d er e m a uf . M ar s ha l l a u s z u g r e n z e n . E i n e

    Rückantwort e rhie lten wir nie! Wir waren ratlos und sauer.

     Am 5. Hai 9 3 h a b e n w ir da nn e rf a hr e n , d aß M a r s h a l l je tz t be i

    "Experiment" spie lt und diese gerade eine Deuts chlan dtour begin nen

    wollte n. Wir hab en uns sofort mit dem Man age r der Tour in Verb ind ung

    gesetzt und ihm von.d er Vergewalti gung erzä hlt. Er wollte da rauf hin

    "Experiment" auf ford ern, Marshall in England zu lassen. Passier t istdas nicht. Der Tourman ager be kam lediglich ein Fax von Mars hall, in

    dem er alles abstr itt. Wir telefonierte n dann mit den Konze rtve ran

    stalteri nnen persönl ich, erklä rten, daß Marshal l eine Mitbewo hneri n

    von uns verg ewal tigt hat und forderten sie auf, "Exp eriment" zu bo y

    kottieren. Bis au-f zwei Konzertv erans talte rinn en sagt en alle die Gig s

    ab.

    Die Reaktio nen von " Experim ent" sahen so aus: Teilwei se fuhren s ie

    trotz Absage zu den Auftritt sorte n, damit Marshal l persönlich di e Ver—

    gewaltigung a bstr eite n und jedes mal eine andere Version er finde n

    konnte. "Epe rime nt" und Marshall terrori sierte n uns mit Telef onan rufen

    7ac und ' '. , . It r ii mit der- vergewa ltigten Frau sprechen und auf

    unser Plenum komm en. Bei allen Telefo ngespr ächen ste llte sich die Band

    hinter Marshall und fordert en, den Boykott aufzuh eben, da sonst ihre

    Karri ere ruini ert w äre . Nach ein paar Tagen gaben sie auf und fu hre n

    zurück nach Englan d. Marshall sch reibt uns seitd em die übelsten

    Brie fe, er be zei ch net un s als Faschi sten und sag t, daß er uns nich t in

    Ruhe lässt, sola nge er atmet.

    Jetzt noch etw as zu den Konzertv eran stal terin nen, die die Grup pe

    trotzdem auftre ten ließe n. Dies ist für uns nicht nachv ollz iehba r! Was

    hat euch denn noch gefe hlt, daß auch ihr von einer Verge waltig ung

    überzeu gt gew ese n wäre t ?! ! Es ist doch schon sch limm gen ug, daß ve r—

    gewaltigte Frau en von Bullen und Gericht verhört werden, und sich d ort

    rechtfer tigen müs sen. Die gleiche Prozedur mussteh wir jedoch auc h

    hier erleben: Konze rtve rans talt er aus der sogen annte n "linken Szene "wollten pers önl ich mit der vergewaltigt en Frau sprechen um so säm tli

    che Zweifel aus dem Weg zu räum en. Dies ist best immt k ein Weg, den

    Frauen Mut zu mac he n ohne Angst über ihre Ver gew alt igu ng zu red en. Wir

     br a uc he n me hr A u s e i n a n d e r s e t z u n g un d Au s ta u sc h üb er de n p r a k t i s c h e n

    Umgang mit Verg ewal tig unge n und Vergew altige rn. Eine Vergewalt igung

    fängt ber eit s dan n an, sobeld Frauen zu etw as gez wun gen werden, wa s

    sie nicht woll en. Dies kann genauso durch Worte wie durch Hand gre if

    lichkeiten passieren.

    Von Abschiebung bedroht:die Türkin  Halime

  • 8/17/2019 K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

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    Eine al l tägliche Situation? Eine Frau wird in einer Kneipe von einen Mann angesprochen. Zunächst entw icke lt s ich ein freu ndlic hes Gespräch über Diesesund Jene s und si e fr eut sic h sogar über das Bie r, das er ih r au sg ibt . DerMann is t zwar schon bet runk en, abe r si e hat kein unangenehmes Gefühl da bei .Im Laufe des Abends er fä hr t s ie von Freu ndinne n, daß di es er " ne tt e" Mann sichbeim Wirt la uts ta rk ausgelas sen hat über die "schönen, gut rieche nden, aberblöden Mädels", die "ni cht anatomisch aber phys isch naive n Mädchen, di e ih rhi er so habt ", a ls ob es sich dabei um die Beu rt eil ung des Hausweines handel e .  Und genau de rse lb e Typ drüc kt der gle ich en Frau dann mit unvermindertemSel bst bew ußts ein , a ls ob es das Normalste der Welt se i, ins Ohr, daß er "Mäd e l s "  wegen ihr en "angeborene n Auffassun gsgabe und Fle iß es " al s Gespr ächsp ar tn er in n en b ev o rzu g e .Frau is t natü rl ic h wie vor den Kopf gestoßen, aber wagt tr ot z s ich biet ende rGele genhe it ni ch t, si ch ver bal oder auch mit schla gende n Argumenten zu wehren . Der Typ kann sic h al so ungescho ren davonmachen und die Frau is t denRest des Abends gekn ick t und wütend auf ihr e P as si vi tä t.Viel e von Euch haben bestimmt schon ähn lic he Sit ua ti one n und sic h Uber ihr" typi sch weiblich es" Verhalten geär ger t , s ic h imaginär in den Arsch getre ten .Warum i s t es den mei ste n Fraue n ni ch t mögl ich , s ic h dummen Anmachen gege nüberaggressiv zu verhalten und dem Typ zu mindestens die Meinung zu sagen?

    Viele Männer ver halt en s ich of t , al s ob es legi t im wäre, Frauen wie Freiw ildzu behan deln. Dumme Sprüc he, Nachschnal zen oder -pf ei fe n und Kniffe in di ve rse Körp ert ei l e s ind der tr au ri ge Allt ag für jed e Frau. Daß d ies kein Endefin det , l ieg t wahrs chein lich auch daran, daß zu se lte n Widerspruch sei ten sder angemachten Frauen kommt. Bei vielen von uns sind einfach die anerzogenenHemmungen, si ch "unge bühr lic h für ein e Frau" zu ve rh al te n zu gro ß. Vie leFrauen finden sich mit der t ra di t i one ll en "aktiv- männlic hen" und " pas sivweiblichen" Rollenvertei lung ab und leben auch danach. Diese Schemata abzuändern is t v ie len von uns nic ht möglich, da s i e uns schon se it der frühes tenKindheit von allen Seiten begegnen. Egal, ob im  Beruf,  Schule, Sprache, Erziehung, Po li t i k , Ehe, Sex ual i tä t , al le s wird vom pat ria rch ali sch en Konsensbesti mmt. "Wohlmeinendes" Umfeld ,wie Tant en, Omas, Opas, Lehr eri nnen, Elt er nund Bekannte tun ih r Übri ges, um uns res tl os davon zu überz eugen, daß wir unsdem männli chen Wil len ohne große n Widerspr uch zu fügen h aben .Ein Sc hr i t t , d ies e Ver häl tnis se zu ändern, wäre, s ich sel bs t ers t mal kla r zumachen, was männl ich- chau vini st is ches Ver halten überhaupt is t , und in welcherBeziehung uns es einschränkt.

    Erst dann können wir auch das nötige Selbstbewußtsein entwickeln, uns dagegenzu wehren. Viele Frauen sind sic h nicht bewußt, in welcher Situa tio n s i e s ichbefinden und tra gen sel bs t durch unkoope rat ive s Ver halt en und Äußerungen gegenüber anderen Frauen dazu be i , daß sich an die ser Sit uat ion nic hts ändernkann. Nur durch sol ida ri sch es Verhalten der Frauen unte rei nand er, durch Gespräc he, über den sex ist isc hen All tag , et c, dem jede Frau au sges etz t is t ,können wir Gleichberechtigung erzielen.

    AStA

    Der AStA stellt auf der einen Seite ein Plenum dar, das zu verschiedenen Themenarbeitet mit einem „mehr oder weniger ausgeprägten (politischen) Anspruch.AUßERDEM gibt es aber auch diverse Serviceangebote, die Studierenden undAnders-Lebenden offenstehen!

    Z.B.  *GeschirrverIeih  (Tassen, Gläser, Teller, Besteck), auszuleihen Mo bis Dovon I2.15-13.30h während des Semesters und 12.00-13.00h in denSemesterferien. Ausleihgebühr 5 DM.Z.B.  * Fahrradwerkzeug- Verleih, der Öko-Referent steht Donnerstag von 11.45-13.15h zu Eurer Verfügung, Kosten 50 Pf. -5 DM pro Werkzeug.Z.B.  *WEN-DO-Kurs, wohl weniger als Serciceleistung zu verstehen, dernächste Anfangerinnenkurs wird am 11.-12. Mai stattfinden, Anmeldungen bitteim AStA-Büro, Kosten sind noch unklar !***Am  1.7.1994 findet wieder unser allseits beliebtes  Sommerfest  statt,hoffentlich im Freien...wie immer mit Live-Bands, Informationsständen, zuFuttern und Trinken en masse...••Außerdem, am Rande für Studierende: es ist noch das Referat für Soziales zubesetzen, worüber wir uns sehr freuen würden!

    Der AStA befindet sich in Gebäude  46, Physik, Erwin-Schrodinger-Str.

    Freie Meinungsäußerung ?I

    Ich bin ei ne Sch üle rin und mir is tl e t z te n s im Eth ik - Un ter r i ch t wasganz seltsames aufgefallen und zwar,daß es mit un ser er so unhei mlic hfreien Meinungsäußerung gar nicht soweit her is t . Wir behandel ten geradeda s Thema §218 und da wurde n wi rnach unserer Meinung gefragt, ob wirdie Abtreibung befürworten, oder unsgegen sie ausspr echen. Als ich andi e Reihe kam und ges agt habe , daß

     j e de Fr au s e l b s t en t sc he i de n dü r f e ,wann und warum sie abtreibt hat meinLeh rer mir an den Kopf gewor fen , daßich also das Morden ungeborene n Lebens bef ürw ort e. Als ich mich dage gen wehr te und ges agt habe , daß er

    mich und kei ne andere Frau als Mörd er in h in s te l l en d ü rfe , h a t e r n u rges agt , daß ich wohl zie mli ch unmora li sc he Ansic hten habe und daß ichdoch se in e "Moral" übernehmen undhinnehmen müsse, weil er ja der Lehre r s e i .

    Danach habe ich mich ge fr ag t, ob dasdas is t was unser e Schu lle i tun g unte r "f re ier Meinungsäußerung" ver st eh t . Ich weiß gar nic ht , warummensch uns nach unse re r Meinungfr agt , wenn wir hin te rhe r dochih re /s ei ne Meinung übernehmen müssen.Ich habe na tür l i ch nic ht einf ach sose in e Meinung hingenommen und habeauch in der Ar bei t über das Themameine eig ene Meinung dazu auf geschr iebe n. Ich bekam in die ser Arbe it ei ne 5 und al s ich meinenLehrer fragte-, wie er auf diese Notegekommen is t, ha t er mir geantw or

    te t, daß ich wohl di e Fragen ni ch tr i c h t i g g e lesen h ä t t e , in den en e in deutig stand, daß ich das was wir imUnte rri cht behand elt und be sprochenhaben wieder geben müßte und ni ch tmeine, subj ekt ive Meinung, ausdr ucken so l lt e . Ich konnt e mich nochnic ht mal beschwer en gehen, weil erse in e Frag en wi rk l i c h so g e s t e l l tha tt e, daß ich einf ach nur sei nevorgekaute Meinung hätte wiedergebenmüssen.

    Ich dachte eigentlich immer, daß dieSchul e dazu da is t den Schü ler inne ndas Denken bei zubr inge n, aber of fen s ich t l i ch h ab en d ie Leh rer in n en d aran kein In te re sse , sondern wollenuns nur zum Nachplappern bringen.Warum gehe ich dann überhaupt in dieSchu le, wenn ich in d ie se r Schulenicht denken darf?Da Ic h mit der Schule in einem Abh än g ig k e i t s v erh ä l tn i s s t eh e , d .h .daß die "PädagogInnen" über meinewei ter e schu lisc he Laufbahn ent sche iden und mir damit ei nde ut ig zuver ste hen geben, daß ich das zu machen und zu denken habe was si e vonmir verl an ge n, muß ic h mich wohl f ügen? - oder?Weiterhin s t e l l t s ich die Frage, ob

    mensch Ethik überhaupt benoten kann.Ethi k is t ein Fach das nur auf Meinungen bzw. ver schi eden en Meinungenba si er t. Kann mensch ei ne Meinungbewerten? Ich find e, so etwas is tabsolut unmöglich, aber sagt das malunseren Lehrerinnen.Ich denke wenn sich Schülerinnen zusammentun und gemeinsam versuchenetwas dagegen zu unter nehmen, sic hu n tere in an d er so l id ar i s i e ren u n dsic h gegen di e Meinung desLeh rers /d e r Leh rer in au ssp rech en ,müssen auch di e Lehre rinne n einmalüber di e Meinung der Schü ler inne nnachdenken.Wenn Euch dazu etwas ei nf äl l t, oderwenn Ihr ähnli che Situ ati onen schoner l eb t h ab t , s ch re ib t d o ch e in fachmal einen Artikel . Schreibt mal was!Wenn Ih r abe r ganz an de rs über"f re ie Meinungsäußerung" in derSchule denkt wie ich, oder ihr nicht

    das empfinden habt Eure Meinungnic ht sagen zu dürfen, sch re ibtauch; die se Schule würde ich gerne

    . mal kennenl erne n!Fa ll s Euch aber was ganz ande res anEurer Schule vie l mehr s t in kt , wäredoch jetzt endlich mal Zeit den   au f g es tau ten Fru s t rau szu la s sen . Vie l l e i ch t fä l l t d ann an d erenSchülerinnen auch was zu "Eurem"Thema ein.

    Der Königswinkel veranstaltet ein

    "Streetball" Turnier.

    Gespielt wird nach Basketballregeln in ^

    dreier Teams.

    Alle Interessierten bitte bis zum 10.  f

    . April melden.

  • 8/17/2019 K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

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    Zur Geschichte und aktuellen Situation

    im besetzten Teil Irlands

    Wer die he utige Situ atio n 1m bri tis ch besetzte n Teil Irlands("Nordlrland") verstehen w il l, rauB 800 Jahre zurückblicken.Damals nämlich, 1m 12.J ahrh under t, fand die e rs te engl isch eInvasion 1n Irla nd st a tt . Vor der Invasion gab es in Irlan d eineGesellschaft, die sich u.a. durch ein ausgefeiltes Rechtssystemund die Abwesenheit von Privat eigent um (!) aus zei chne te.Auch di e Rechte der Frauen waren mit unser en heut igenvergleichbar (Recht auf Besitz, Scheidung, Kinder, sexuelleRechte usw.). All diese Rechte wurden von der englischen Krone abges cha fft , zudem den engli schen Sied leri nnen jede r Kontakt zuIrinnen verboten.

    Zu die ser Ze lt beherr scht e England al ler din gs er st das Gebiet umdie heutige Hauptstadt Dublin.Das so ll te sic h er st 1m 16. /17 . Jahrh undert änder n. Durch dieReformation 1n England unter Heinrich VIII.wächst dort der Wunschdas (kathol ische) Irla nd völl ig zu kolon1al1s ieren. In Englandund Schott land werden Sied leri nnen geworben, die in Irland Lander ha lt en , von dem die Iri nnen ver tri ebe n werden. Als daraufhi n i nganz Ir land Aufstände ausbre chen, verwüsten e ngli sche Truppenunte r Cromwell weite Teile I rl and s, ermorden 1/4 der Irinn en undsorgen so für "Ruhe",was allerdings 8 Jahre dauert.Hunderttausende Irinnen werden als Sklavinnen verkauft, denre st li ch en wird verb oten , zu wählen, Land zu kaufen oder eineWaffe "zu" bes it ze n. Trotzdem kommt es 1690 zu einem - wei ter enVersuch, durch einen Krieg die engli sche Herr schaf t loszuwerden.Die Irinn en unte rst ütz en den katho lisc hen König von England,James I I . , werden aber vom pro tes tan tis che n König Wilhelm vonOranlen besie gt ("Schla cht am Boyne").

    In den nächs ten Jahr hund ert en kommt es zwar immer wiede r zuAufständen, die aber an der Situat ion nichts ändern: iri sch zusein heißt praktisch lebenslange Armut, Hunger und Unterdrückung.1800 wird aus der Kolonie Irl and ei n Teil des V erein igtenKönigr eiche s, was vor allem der entst ehende n Indus tr ie imNordosten Irlands Vorteile bringt.

    Uir bluten dafür, daB das Volk weiterleben kann, i.ich sterbe defür, daß des Volk weiterleben kenn.

    Zum Teufel mit deinen Konzessionen England,uir wollen unser Lend. - Seen flec Diermada.

    Im  19* .Jahr hunder t wird der Iri sch e Teil der Bevölkerung von einergrausamen Hungersnot helmgesucht , während die pro tes tan tis che nGroßgrundbesitzer Lebensmittel nach England exportleren. Von etwa8 Millionen Irinnen verhungern oder emigrieren die Hälfte !Aus dies er Erfahrung wird der Iri sche Widerstand g est ärkt .Bürg erl iche Gruppen, aber auch Sinn Fein (=Wir se lb st ) und dieVorläuf er der IRA (=Ir1sc h Republikanische Armee) entst ehe n.Die engl isc he Regierung füh rt zwar ein ige po li ti sc he Reformendurc h, die se sind aber nur Augenwischerei und ändern nic hts ander Realität der Unterdrückung.

    Anfang diese n Jahrhu ndert s füh rt die Erfahrung derNiederschlagung der ers ten großen St rei ks zu der Erkenn tnis , daßdie nat ion ale Befreiung mit der soz ial en Frage zusammengebrachtwerden muB. Nationale Unabhängigkei t, so zi al is ti sc he Ideen undRepubl1kan1smus bilden ein explosives Gemisch, welches 1916zün det . Am Ostermontag 1916 stürmen 150 Frauen und Männer dieHauptpost 1n Dublin und erk lär en Ir land zu einen fre ien St aa t.Da ab er . die Vorber eitung mangelhaft war und Unter stützun g

    ausbleibt, wird der Oster-Austand blutig niedergeschlagen.Dieses hat aber massive Veränderungen 1n der .I ri sch en Bevölkerungzur F olge: Sinn Fein ra dl ka li sl er t si ch, und nach demüberwäl tigendem Wahls ieg von 1918 wird e in eig ene s Parla mentgegründet und die Unabhängigkeit er kl är t. Da England die sesnat ürl ich nich t ta te nl os hinnimmt, kommt es zu einem Krie g, beidem die Irinn en, org ani sie rt 1n der IRA, mit eine r Gue ril la-Ta kti k zum Er fol g kommen.

    1921 b ie te t di e eng li sc he Regierung eine n "Kompromiß" an: derSüden Irl ands wird zum Fr ei st aa t, der Rest, 1m Nordosten, b le ib tTeil des Vereinigten Königreiches.Dieser Tei l, das heutige Nord-Irland, ist ein völlig künstliches Gebilde: er umfaßt nur 6 der 9Grafschaf ten der Provinz Ul ste r, die so ausgesucht sind, daß sowohl di e wich tigs ten Ind ust rie sta ndor te ("London"Derry undBelf ast) und fruc htba re ländl ich e Gegenden ent hal ten sin d,alsauch eine prot esta ntis che Bevölkerungsmehrheit gara ntie rt is t.Im iri sche n Parlament s etzen sich di e gemäßigten na tiona lenKräf te durch , der "Kompromiß" wird angenommen, Irl and ge te il t .Die Mehrheit der soz ia li st is che n IRA lehnt den Vertrag ab undse tz t den Kampf fo rt . Der Regierung des Fr ei st aa te s gel ingt esaber, mit milit äri sch er Hilfe der Brit en, di e IRA in denUntergrund und später 1n die Bedeutungslosigkeit zu drängen.Der Süden wird 1949 zur Republik, ble ibt aber wir tsc haf tli chvöllig von Großbritanien abhängig.

    In den 6 Grafsch aften (Nord irland ) wird die Sit uat ion für diekatholischen Irinnen Immer uner trä glic her . Sie sind in jederHinsicht benach tei lig t: bei den Arbei tsplä tzen, der Vergabe vonSozialwohnungen, bei den Wahlrechten usw.Ende der 60er Jahre entwickelt sich eine Bürgerinnenbewegung, diezum Ziel hat , die se Zustände zu ändern.Doch die Reaktion des loyal is tis che n (="en glandtr eu")Bevölkerungsanteils is t une rbi ttl ich : Demonstrationen derrepublikanischen Irinnen werden angegrif fen, Aktivist innen überfallen, Häuser und Wohnqebiete der Katholikinnen niedergebrannt.In die ser Situa tion wird die IRA als Selbstsc hutztrupp e all erRepublikanerinnen und Katholikinnen wiederbelebt.Sie übernimmt den militanten Schutz der katholischen Wohngegendenund schlägt die loya list iseh en Banden zurück. Gleic hzeit igschi ckt die bri ti sc he Regierung Truppen nach Nordi rlan d, um den"Fri eden zu sic he rn ". D iese Truppen werden zuer st auch vonkatho lisch en Irinnen begrü ßt, machen aber bald kla r, auf welcherSeit e sie stehen. Im Januar 72 schießen bri tis che Fallschir mjägerin eine frie dli che Bürgerlnnenrechts-Demo und ermorden 14Menschen, meist Jugendliche. Daraufhin beginnt die IRA, die immermehr Zulauf er häl t und einen Großt eil der kathol ische nBevölkerung ve rt ri tt , ihre Angriffe auch auf Militär und Polizeiauszudehnen. St raßen schla chten 1n den repub likan ische n Ghettossind an der Tagesordnung.

    Um es noch einmal k la r zu sage n: der Kri eg 1n Nor dir lan d, d er bi sheute andauert , Is t kein(i) Rel igionsk rieg. Die IRA und andererep ubli kani sch- sozi alis tisc he Gruppen lehnen die Unterteil ung inReligionen (Sektierertum) strikt ab, was erklärt, daß auchProtestantinnen auf Seite der republikanischen Kräfte stehen.Die Angriffe der IRA ri cht en sich nie gegen die Prot esta nten imallgeme inen, sondern Immer gegen loyal is ti sc he Terrorgruppen( z .B.  UDA), Pol iz ei , Mil itä r und deren Helf eri nnen. Für dieloya list iseh en Para militä rs hingegen sind al le (! ) KatholikinnenAng rif fsz iel e, was in den häufigen Massakern in (kat holi sche n)Bars und wettbüros zum Ausdruck kommt.

    Die Str ateg ie der brit ische n Regierung is t bis heute dieVerni chtung der re publ ika nis che n Bewegung und der IRA. Dabei i stihr jedes Mittel recht: die Ermordung unbewaffneter Menschen, dieKriminalisierung weiter Teile der Bevölkerung, Ignorierung all erMeschenrechte (z. B.l ega le ! Inhaft ierun g für zwei Wochen ohneBegründung/Beweise), Fo lt er , ständ ige Schikanen im All tag , undzu le tz t d ie Weit ergabe von Namen und Informat ionen an Gruppen wie

    die UDA, die trotz zahlreicher Morde erst Ende 92 verboten wordeni s t .Doch al l die se Repre ssion, die für al le Rpublikanerlnnenal lt äg li ch Is t, hat nich t zum Ziel geführ t. Obwohl die Zahl derToten auf katholi scher Seite die der "S iche rheit skräf te" beiweitem übe rs te ig t, obwohl die Gewalt der Loyali sten immerunvorstel lbarer wird, is t d ie republikan isch-sozi al is t is cheBewegung so stark wie zu Beginn der Kämpfe 68.Der neueste Versuch, d ie IRA zu zer schl agen , is t das "neueAngebot" von Seite der Regierungen von Großbr itani en und Ir lan d,Gespräche über die Zukunft Nordirlands zu führen.Gesräche hat es in den let zte n Jahren 1nmer wieder gegeben.Alle rdin gs durf te weder die IRA noch die Partei Sinn Fein , dieder IRA nahe st eh t, teilne hmen. Dies sol l sich nun ändern. DieIRA muß "nur" vorher die Waffen nie de rle gen , zumindest für dr eiMonate. Auch überlegen b ri ti sc he und iri sc he Re gierung, dasVerbot für all e Medien (Fernsehen,Radio und Pre sse ), Sinn FeinMit gli ede r zu Wort können zu la sse n, aufzuhe ben. Diese s Verbotfür die legale Partei besteht seit mehr als 20 Jahren.Für den F al l, daß dies e Gespräche st at tf in de n, haben UDA undandere loyal lst1s ehe Terrorgruppen schon vers tärk te Angriffe auf

    Kathollki nnen angekündigt . Sie werden eine Selbstbestimmung derIrinnen nie akzeptleren.Für - di e Menschen-in- Nord irla nd hat "da?"Angebot "nic hts Neues .Ihnen Is t kla r, daß es Frieden 1n den 6 Grafsc haften nur gebenkann, wenn al le bri ti sch en Truppen abgezogen und d ieloya lls t1se hen Gruppen be re it sin d, den Willen der Mehrheit nacheinem vereinten, s ozial i s t ische n Irland akzeptieren.Bis dahin gil t für die Republikanerinne n 1n Nordirland das Mottoder IRA:

    TIOCFAIDH AR LA -un se r Tag wi rd kommen !

    n ie u o t» r 9 t r t . Q H u B , e  «u •o t* a U L kann.  n n  v e r s a g ' r n . -

    • r U l t  «rk lB

    lVu»cH  * toewu* • l l c n t «r. «*  f o i Q . n d « » - F r i e d e n

    n&ras— * * v  ^g^äfc&z™-'-

  • 8/17/2019 K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

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    TIERRA Y LIBERTADAm  1.1.94  begann di e er st e Offe nsive der EZLN(Zapa tisti sches Heer der national en Befreiung).Hunderte G ueril ler*s besetz ten unter der Parole"Land und Fr eih ei t" fünf Städte der ProvinzChiapas. In der 80.000-EinwohnerInnen- Stadt San

    ChristobaT de l as Casas stec kten sie dasJustiz gebäude in Brand, verwüste ten und besetzte ndas Rat haus. Die sich sel bst al s Befreiungsheerbegreifende G ueril laorg anisa tion bezieht sich inihrem Namen auf den mexika nische n Revo lut ions hel dEmiHo Zapa ta, der im Süden Mexikos ab 1910 di eRevolution gegen den damaligen Dikta tor Diaz anfüh rt e. Die Revolution b rac hte damals den Menschen1m Süden Mexikos keine V or te il e, und Emilio Zapatascheiterte und wurde ermordet.Die,  die nun 1m Namen Zapat as an get re te n s in d, versuchen di e Immer noch gle ich en Forderun gen für diemeis t indig enen Bauern und Bäueri nnen in Chiapasdurchzusetzen. Sie setzten bewußt den 1.1. als Aufta kt Ihr er Re bel lio n. An diesem Tag tr a t das NAFTAAbkommen in Kraft, das von den Menschen in Chiapasal s Todesurkunde für die Ureinwohnerlnnen Mexikosgesehen wird.

    Die Region Chiapas is t reich an nat ürl ich en Res-ourcen. Die Hälfte des mexikanischen Kaffees wirddort produziert, je ein Drittel des Erdöls und der

    Energie aus Wasserkraft werden dort gewonnen.Trotzdem, ve rdie nen 70% der 3,2 Milli onen Menschen1n Chiapas nicht einmal den Mindestlohn von 3 US-$pro Tag. Die Mehrzahl der Menschen ver din gt sic hals Landar beite rinnen auf Farmen von Großgrundbes itz er n, die zusammen mit der korrupten P ol it i-kerlnnenkaste das Land aussaugen. 94 der 111Gemeinden in der Region lebe n unt er dem Ex is te nz minimum. Mehr al s 30% der Bewohner innen sin d Analpha beten . Die Hälfte der Haushalte leb t ohneTrink- und Abwasserversorgung.Die Kämpferinnen der EZLN ziehen gegen die Ausbeutung der natür lic hen Resourcen zu Felde undfordern die Fre ihei t der pol 1 tis che n Gefangenen.Sie rufen das mexikanische Volk auf, mit ihnen fürAr be lt , Land, ei n Dach über dem  Kopf,  Essen,Gesundheitsversorgung, Unabhängigkeit und Demokra

    t i e zu kämpfen. Die EZLN ber uft sic h bei ihrem Aufstand auf die mexikanische Verfassung, d.h . aufden Arti kel 39. Dort ste ht fes tge schr iebe n: DasVolk hat zu jedem Zeitpunkt das uneing eschr änkteRec ht, di e Regier ungsform zu verän dern oder zu

    modifizieren.Ihr Ziel is t es , ei nen bewaffneten Marsch aufMexiko-Stadt zu st ar te n, an dem sich das ganzemexikanische Volk anschließen sol l. Die Guer ill aorg ani sat ion wird zur Ze it auf um die 2000  bewaffnete Mitglieder geschätzt. Nach Angaben von Comandan tes der EZLN haben si e sic h se it ungefähr 10Jahren auf diese n Aufstand vor be re it et , was durchdie hervorragende Organisation der bisherige nAktionen und der regelmäßig auftauchenden Kommuniques b es tä ti gt wird. Auch sche int sich eine zurEZLN gehörende Stadt guer1 lla- E1nhe 1t geb ild et zuhaben, die bishe r Anschläge auf Kasernen, Strommasten und Touristenzentren durchführte. Die diszlpliniert ausgeführten Aktionen und ihre Herangehensweise an Verhandlungsangebote der Regierungbra cht e ihnen große Sympathien im mexikanisch enVolk.

    Die seit 64 Jahren an der Macht verharrende Regierungspartei PRI (Partei der inst i tu t iona lis i ert enRevolution : : ) , die sich nur durch Wahlbetrug undbe st ia li sc he Repression an der Macht halt enkonn te, wurde vom Auft ret en der EZLN in di es erStä rke ü'be ras cht. Zwar wurden in der Regionletztes Jahr einige Großgrundbesitzer entführt undnur gegen hohe Lösegelder wieder frei gel ass en, undentdeckten mexikanische Mil itä rpat roui llen einGuer ill aca mp, wobei es zu Schußwechseln kam, dochverschwi egen der Geheimdie nst und die Regierungdie se V orf äll e, um weit ere s Aufsehen zum damaligenZeitpunkt zu verhindern.

    Nach dem Beginn-des Aufst andes ging das Mi li tä rmit schwerstem Gerä t und 12.000 Sold aten vehementgegen Gue ril ler *s und die india nisc he Bevölkerungvor . Mehrere Kämpferinnen wurden auf o ffe nerStraße exek utie rt. Menschenrechtsorganisationenfanden zah lre ich e Massengräber. Zur Zeit wird vonmehr al s 500 Toten bei den Kämpfen ausgeg angen.Noch lan ge nach dem Rückzug der EZLN wurden J ou rnalistinnen und Oppositionelle unter Druck gesetzt

    Der Kampf der EZLN

    Erklärung aus dem Lacandonischen UrwaldHeute haben wir gesagt: Basta!

    An das Volk von Mexiko:

    Mexikanische Brüder:Wir sind das Produkt 500 Jahre von Kämpfen: erst gegen die Sklaverei im Unabhängigkeitskrieg

    gegen Spanien, von den Aufständischen angeführt, danach um die" Absorption dur ch dennordamerikanischen Expansionismus zu verhindern, alsbald um unsere Verfassung auszurufen und das.Französische Imperium aus unserem Territorium zu verbannen, danach verweigerte uns die Porfir istischeDiktatur die gerechte Anwendung der Reformges etze und das Volk rebellierte wobei es seine eigenenLeader herausbildete, es traten Villa und Zapata auf, arme Menschen wie wir, denen die elementarsteBildung verweigert worden war, um uns als Kanonenfutter verwenden und die Reichtümer unseresVaterlandes auszuplünderen zu können, ohne daß es sie schert, daß wir an Hunger und heilbarenKrankheiten sterben, ohne daß wirdas Recht haben, frei und demokratisch unsere Amtsträger zu wählen,ohne Unabhängigkeit von den Ausländem, ohne Frieden und Gerechtigkeit für uns und unsere Kinder.

    Aber wir haben heute gesagt: Basta! Wir sind die Erben der wahren Schmiede unserer Nation, derBesitzlosen. WirsindMillionen und wir fordern alle unsere  Brüderauf, sichdiesem Aufruf anzuschließen,welcher der einzige Weg ist, nicht vor Hunger zu sterben, angesichts der unersättlichen Herrschsuc hteiner mehr als 70-jährigen Diktatur, die von einer die konservativsten Gruppen repräsentiere nde

    Verräterclique angeführt wird. Es sind die Selben, welche sich Hidalgo und Morelos widersetzten, dieVincente Guerreros verr ieten, es sind die Selben, welche mehr als die Hälfte unseres Territ oriums an denausländischen Investor verschleuderten, es sind die Selben, welche einen europäischen Fürst her brachten,daß er uns regiere, es sind die Selben, welche die Diktatur der porfiristischen Wissenschaftler bildeten,es sind die Selben, welche sich der Enteignung de r Erdolgesel Ischaften widerse tzten, es sind die Sel ben,welche die Eisenbahnar beiter 1958 und die Studenten 1968 massakrierten, es sind die Selben, welche unsheute alles wegnehmen, absolut alles.

    Um dies zu verhindern und als unsere letzte Hoffnung, nachdem wir alles versucht haben, um diein unserer Magna Charta begründete Gesetzlic hkeit in die Praxis umzusetzen, halten wir uns an sie, unsereVerfassung, um den Verfassungsartikel 39 anzuw enden, der wörtlich lautet:

    "Die nationale Souveränität ist wesentlich und ursprünglich im Volk begründet. Alle Staatsgewaltentspringt vom Volke und wird zu seinem Wohlergehen errichtet. Das Volk hat zu jeder Zeit dasunveräußerliche Recht die Form seiner Regierung zu wechseln oder zu ändern."

    Daher, in Verbundenheit mit unserer Verfassung, emittieren wir die folgende

    Kriegserklärung

    gegenüber der mexikanischen Bundesarmee, Hauptstütze der von uns erlittenen Diktatur, die von

    derim Besitzder Macht befindlichen Partei monopolisiert wird und angeführt wird von der Zentralregierung,die heute zu Unrecht in der Hand ihres höchsten und illegitimen Chef ist: Carlos Sahnas de Gotari.In Übereinstimmung mit dieser Kriegserklärung fordern wir von den anderen Gewalten der Nation,

    daß sie sich darüber verständigen, die Legalität und die Stabilität der Nation wiederherzustellen, in demsie den Diktator absetzen.

    Ebenso fordern wir die Internationalen Organismen und das Internationale Rote Kreuz auf, dieKämpfe, die unsere Verbände sich liefern zu überwachen und zu regeln, um die Zivilbevölkerung zuschützen; wir erklären sodann für jetzt und immer, daß wir, indem die EZLN als kri egsführende

    verhaftet und gefoltert. 5000 Indigenas

    den bisla ng hin ter G it te r ge st ec kt. Nachdemdie se Methoden von zahlre iche n Menschenrecht sorganis ati one n angepr ange rt wurden, und die EZLN Verhandlungen zugestimmt hat, sehen sich jetzt Regierung und Militär in der Defensive. Das VolkMexikos unt er st ütz t zum größten Teil die Forde rungen der Rebellen und beteiligt sich an Demonstrationen. Im Süden werden Farmen von Großgrundbesitzern bela ger t und Rathäuser von landlos en Bauernund Bäuerinnen besetzt.

    Hier in Westeuropa gab es auch vers chie dens te Solldarltätsaktionen mit den Aufständischen: 1n Frankfur t/M . wurde dem mexikanis chen Konsul at ei neResoluti on zur Unters tützung der Forderungen der

    Indigenas übergeben. Außerdem die Schlös ser dermexikanischen Nationalbank verklebt und Außenwändebesprüht. Wegen der Ausbeutungspolitik des VW-Kon-zer nes wurden zwei VAG-Fi Ha le n besp rüht undeinige Autoreifen zerstochen.

    In Kopenhagen wurde am 17 .1 . die mexik anis cheBotschaft mit Brandsätzen angegriffen.

    Und vie le s andere mehr . ..

    Streitma cht unseres Befreiungskampfes aufgestellt wird, unter das durch die Kriegsge setze der Genf erKonvention Festgelegte fallen. Wir haben das mexikanische Volk auf unserer  Seite, haben ein Vaterlandund die Trikolore wird von den aufständischen Kämpfern geliebt und respektiert, wir verwenden dieFarben rot und schwarz in unserer Uniform, Symbole des Arbeitervolkes inseinenStreikkämpfen, unsererFahne trägt die Buchstaben "EZLN", Ejército Zapatisto Liberación (Zapatistische Armee der NationalenBefreiung) und ihr werden wir immer in die Gefechte ziehen.

    Wir weisen von vorneherein jedweden Versuch zurück, die gerechte Sache unseres Kampfes zuverderben, indem sie des Rauschgifthandels, der Narcoguerilla, des Banditentums oder anderer Bezeichnung, die unsere Feinde benutzen könnten, bezichtigt wird. Unser Kampf befindet sich in'Verbundenheitmit dem Verfassungsrecht und steht unter dem Banner der Gerechtigkeit und der Gleichheit.

    Daher und in Übereinstimmung mit dieser Kriegserklärung geben wir unseren militärischenVerbänden des Ejército Zapatista de Liberación Nacional die folgenden Befehle:

    Erstens.- Bis zur Hauptstadt des Landes vorzurücken und dabei die mexikanische Bundesarmee zubesiegen, bei seinem befreienden Vormarsch die Zivilbevölke rungzu schützen und den befreiten Völkern

    zu erlauben, durch freie und demokratische Wahlen seine Verwaltungsämter (öffentliche Amter) zuübergeben.

    Zweitens.- Das Leben der Gefangenen zu respektieren und die Verwundeten dem InternationalenRoten Kreuz zu übergeben.

    Drittens.- Gegen diejenigen Soldaten der mexikanischen Bundesarmee und der politischen Polizei,die von Ausländern Schulungen erhalten haben, beraten oder bezahlt wurden, sie des Vaterlandverratsanklagend Kriegsgeri chtsverfahren zu beginnen, ebenso wie gegen all diejenigen, welche die Zivilbevölkerung unterdrücken und mißhandeln oder die Güter des Volkes angreifen.

    Viertens.- Mit all den Mexikanern, die zu erkennen geben, daß sie sich unserem gerechten Kampfanschließen, neue Verbände (Einheiten) zu bilden, einschließlich derjenigen feindlichen Soldaten, diesichunseren Kräften kampflos ergeben und schwören, den Befehlen dieser Commandancia General desEjército Zapatista de Liberación National zu entsprechen.

    Fünftens.- Die bedingungslose Übergabe der feindlichen Standquartiere vor Beginn der Schlachten(Gefechte) zu verlangen.

    Sechstens.- In den von der EZLN kontrollierten Gebieten die (Aus)Plünderung unserer natürlichenReichtümer einzustellen.

    Volk von Mexiko: Wir, integre und freie Männer und Frauen, sind uns bewußt, daß der Krieg, der.wir erklären, ein letztes aber rechtes Mittel ist. Die Diktatoren führen seit vielen Jahren, einen nichterklärten genoziden Krieg gegen unsere Völker, weshalb wir Dich um Deine entschiedene Beteiligung

    erbitten, indem Du diesen Plan des mexikanischen Volkes unterstützt, daß für Arbeit, Land, Behausung.Nahrung, Gesundheit, Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden kämpft. Wirerklären, daß wir nicht aufhören werden zu kämpfen bis wir, eine Regierung unseres freien und

    .demokratischen Landes bildend, die Erfüllung dieser grundlegenden Forderungen unseres Landeserreicht haben.

    Tritt ein die Aufständischen Kräfte desEjército Zapatista de Liberación NacionalGeneralkommandantur der EZLNim Jahr 1993

  • 8/17/2019 K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

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    Die Kämpfe  in  Chiapas

    seit  den  7Qerfi1974 i s t d as Ja hr , 1n dem der Kampf der Bauern 1nChiapas wi eder au ff la ck er t. In San Juan Chamulabricht eine Rebellion gegen die örtlichen Indianischen Führer aus. Der als religiös denunzierte Konfl lkt hat eindeutige sozia le Bezüge. Er ric hte tsich gegen die Machtansprüche Pr iv el lg ie rt er . DieRegierung mit Ihr er ausführenden Ins ti tu ti on PRO-DESCH (Programm für die sozialökonomische Entwicklung der Bergregionen von Chiapas) antwor tet, Indem s ie die "Schuldigen" Ihre s Landbesitze sberaubt und si e umsied elt. 200 Familienvor ständewerden, wie Tiere bew acht, vom Heer in den

    Tiergehe gen des Centro de Fomento Ovino deTeoplska gefangen gehalten.Im Oktober fi nde t 1n San Chri stob al de la s Casasein indigene r Kongreß st at t. Obwohl d ies erzunäc hst von Sta at und Kirche einb eru fen wurde,ent zie ht er sich teilw eis e deren Kontroll e und esübernehmen ihn indigene V ert ret eri nnen . Sieverwandeln Ihn in ein Forum, wo si e ih re Problemebezüglich Besitz und Vermarktung Ihre r Produkte,ihr e misera ble Gesundheitsversorgung undAusb1ldungsmögl1chke1ten di sk ut ie re n. Aus den Erfahrungen des Kongesse s, besonde rs aus demErkennen der Gemeinsamkelten, enst ehen von da anverschi edene Bauernor ganisati onen. In der RegionSimojovel sc hli eße n sic h zum er ste n Mal Bauern zusammen, um die Freila ssung Ihr er p oli tis che nGefangenen durc hzuse tzen und um ein e Demo krat isi erung 1m Umgang mit Geme1ndelädere1en zu erreichen.Es enste hen danach mehrere Unionen, di e sic h al sZusammenfassung von Ver tr ete ri nne n bestimmt erLändereien zusammenschließen. Sie erarbeiten unter

    anderem gemeinsame R ic htl ini en 1m Verkauf vonKaffee.

    Tzot zlle n, ein Indigene r Stamm aus Larr ainza r undSan Juan Chamula, di e mit Gewehren und Pi sto le nbewaffnet sind, besetzen Flncas in der Gemeinde ElBosque und töten sieben Großgrundbesitzer.Die Reaktion des Staa te s auf die Kämpfe i s tvie lsc hic hti g. Zum Einen über dir ekt e und bruta leRepressio n, zum Anderen über Spaltun gsversuc he,den Kauf von Führern der Bewegungen von Seiten derSta ats par tei PRI und über sogenannte Entwicklungsprogramme und Org ani sat ion en, d ie in Ih reProgramme schreiben, die Lebensbedingungen derBäuerinnen verb esse rn zu woll en. Welche Methodendi es e zum Teil anwenden, wurde vorhi n schon am Beispie l PRODESCH bes chr ieb en. Meisten s Is t I hrVorgehen aber subtiler.Mit Ausnahme von Costa Rica ist Mittelamerlka 1979ein brodelnder Kessel, überall laufen St rei ks,Landbesetzungen, bewaffnete Uberfälle auftransn ationa le Konzerne und Regie rungs insti tutio nen, ohne das es lokalisierbare Grenzen gibt. Dazu

    kommt ein beträchtliches Maß an Massendemonstrationen. Auch tr eff en sich bei den Aktionen unt er drückte Menschen aus den unterschiedlichsten Berelchen (Straßenhändlerinnen, Arbel tslos e,

    Studentinnen, Bäuerinnen usw.).Tuxt la, Gult ere s, Chiapas und der ganze SüdenMexikos könnte auch 1n nör dli che s El Salva dorumbenannt werden. Hier ermorden rec hte par am lU tä rIsche Truppen schon seit den 70er Jahren  Dorf-  undGemelndefüherInnen. Poliz eikrä fte fol ternregel mäßig, um dem St aa t ent gege nge set zte Melnungsäußerungen zu verhindern. Der Oppositlonn wird mitVerhaftungen, Gefängnisstrafen, Bru tal itä t undMord begegnet. Die zahme Presse berichtet kaum da-über.1982 zum Beispi el wird di e Mehrhei t derBauernunion von Chiapas ve rha ft et und vie r vonIhnen wegen Guer1llaakt1 v1täten angekl agt.1985 wird der allgemein e Rat der Bauernunion vonTodesschwadronen erm ord et . Zwischen 1982 und 1986wurden al le in 1n Chiapas 380 Bauern umgebracht.

    Eine Stu die , die das Kongeßmitgl1ed der ver ein igten sozial is t ischen Partei ers tel l te, dokumentiertdie Ermordung von 525 Bauern und Bäuerinnen.Beinahe die Hälf te die ser Morde wurde von St aa ts bzw. Länderautoritäten begangen."Für uns", erklärte der Generalsekrtär der Bauernvereinigung 1n Chia pas, "Ist Mord al lt äg li ch eRe al it ät . Gle ich , 1n welchem Moment, 1n welchemJa hr, zu welcher Stunde , wir werden Immer unte rdrückt, ...Wenn wir nich t geräumt werden, werdenwir ermordet und diese Tode bleiben ungesühnt. Unswird nie mitgeteilt, wer dafür verantwortlichIs t . "

    Ende 1991 wird durch di e Stimmen, derReglerungspartei PRI eine als hist oris ch bezeichnete Verfassungsreform vera bsch iede t. Kern dies er"Reform" Is t die Streic hung des Art ikel s 27, derden mexikanischen Kleinbauer n und -bäu erln nen s ei tfas t 80 Jahren gar an ti er te , Ihren Grund und Bodengenossenschaftlich zu bestellen. Mit dieser Reprl-vatl sler ung hat die mexikanische Regierung einewes entl iche Bedingung dafür er f ül lt , daß das NAFTAAbkommen möglich wurde. Die soz ia le Rea li tä t f ürdie Kleinbauern und -bäu erl nnen wurde durch dieVerfassungsänderung noch einmal extrem verschärft.1992 verhu ngert en 1n Chiapas 15000 Menschen. Eswird damit gerec hnet, daß 3 Millionen Bäuerinnenund Bauern 1n den folgen den 10 Jahren Ih re Ex is tenzgrundla ge ver Her en werden.

    NAFTA

    u n d d i e  I n t e r e s s e n  der USA

    Comandante  Marcos:  «En nuestras filas hayevangélicos, católicos, ateos y hasta brújaselasbrujas chiapanecas».

    Am 1. Januar 94 tr at das nordame rikan ischeFreihandelsabkommen (North American Free Trade

    Agreement) in Kra ft. Der Vert rag zwischen den USA,Kanada und Mexiko sol l mit dem Aufheben de rZollschranken das korrupte mexikanische Regime unddie Macht US- amerika nischer Konzerne 1n Mexikozeme ntie ren . Ziel der USA und Kanada sindaußerdem das Herunte rschr auben der Löhne undEingriffe in die Arbeltsr echte der Arbelterinnen1n Ihren Hoheitsgebieten.Um di e Folgen und Abs ic hte n, di e hi nt er NAFTAstehen zu verste hen, muß mensch sich die Sit uat ion1n Mexiko und gerade auch 1m Norden Mexikosans ehe n. Mexiko w ic ke lt e schon bevor das NAFTA-Abkonmen 1n Kra ft t r a t 70% se in es Au ßenhande ls mitden USA ab (umgekehrt sind es nur 7) . 2/3 al le rauslä ndisc hen Inv es ti tio nen 1n Mexiko stammen ausden USA. Ein großer T eil de s Außenhan dels mit denUSA sind gre nzübers chreit ende Transporte von ei nerUS-Firma zur ander en. Die größt en mexikanischenExportfirmen he ißen Ford und General Motors.Ausnahme ist.der staatliche mexikanische Ö'lkonzernPEMEX. Das alles heißt, daß der Verelnnahmungs-

    prozeß der US-amerikanischen Wirtschaft, der schonsei t langem läuf t, nun vertr aglic h festgeschriebe nwurde.  Der Ver tra g, der am  1.1.94  1n Kraft t ra t,sie ht vor, innerha lb der nächsten 15 Jahre dieEinfuhrzölle der bete ilig ten Staaten schritt weise,abzuschaffen.Schon se it den 60er Jahren hat si ch an der Grenzezwischen den USA und Mexiko ein b re it er In du st ri egürte l angesi ede lt. Neben Chemie- und Erd ölwi rtscha ft machen, wie schon ober erwähnt , US Montagebetr iebe den größten Teil der Produktion aus. Die500.000 Monta gear belte rinne n (zu 80% sind esFrauen) auf der mexikanischen Seite arbeiten unter ,katastrophalen Bedingungen. Umweltbestimmungen,scheinen die dort anges iedel ten Betr iebe kaum zuInteressleren. Außerdem beträgt das Lohnniveauungefähr 1/8 desse n, was 1n den USA bez ahl t wi rd.US Firmen schlagen damit zwei Flie gen mit ein er

    Klappe. Erste ns werden sie welt er Betrie be nachMexiko ve rla ger n, weil die Produktion dort

    bi ll ig er i st , zweitens machen sie mit der Drohungweiterer Auslagerungen Druck gegen US-Arbe lter innen, wenn die se "zu vie l" verlang en.Ziel Is t ein e deu tl ic he Senkung des Lohnniveaus1n den USA. Das soll dann die Wettb ewer bsfähi gkeitder USA gegenübe r Westeu ropa und Japan erh öhe n."Es gib t keinen Gewerkschaft führer 1n der US-Indust ri e, dem am Verhandlungstisch noch nicht gesagtwurde, daß d ie Jobs sein er M1tgllederinnen nachMexiko ver lag ert werden, wenn er zuviel ver lan gt. "hieß es 1n der Int ern ati onal Herald Tribüne. DieUS-Wirtschaft hofft außerdem  darauf,  mit NAFTA diepol lt isc he Entwicklung 1n Mexiko zementleren zukönnen. Die schon vorhin erwähnte Inte rnat iona lHera ld Tri büne nennt NAFTA ganz offe n "ei nmexikanisches Investít1ons-Garant1e-Gesetz".Dahinter ste ckt die Angst, daß bei einemRegierungswechsel Ihr e Firmen ganz einfach konf isz ie rt werden könnt en. Mit dem NAFTA-Abkommen I s t1m Fal le des Fall es ei ne Vers taatl ichung vonFirmenniederlassungen nicht länger nationale Ange

    legen heit Mexikos sondern der Bruch eines völke r-rechHch verbindlichen Vertrages.Für den Süden Mexikos heißt der Wegfall von Schutzzoll en, daß die dort angesiedelte Landwirtschaftru ini er t wird. Die Produkte der US-amerikanischenAgrarlndustrie (Ihrer maschinellen Landwirtschaft,Monokulturen 1n gigantischem Umfang und Industrieelle Welterverarbeitung) werden nach Mexiko hineinschwämmen. Die mexikan ische Lan dwir tsch aft ,besonde rs di e Klei n- und Kooperat ivbauer n undBäuerinnen, ist dieser Konkurenz chancenlos ausgeli ef er t. Diese werden zur Flucht 1n den NordenMexikos und in di e USA ge nö ti gt , da sie 1m Süden,außer 1n der Landwirtschaft, keine Existenzgrundlagen haben. Sie sthen dann' im Norden al s b il li geArbeitskräfte zur Verfügung.

    Barry Feinberg  ($

  • 8/17/2019 K-BUTT. Välzische Pfolxzeitung. Nr. 7 (1994)

    9/14

    Mexiko, 25.1. Ein StimmungsbildDieser Bericht kann nur subjektiv sein. Er beruht auf Pressemitteilungen und vor allem persönlichenGesprächen mit Radikalen, die innerhalb staatlicher Institutionen arbeiten oder In Basisgruppen, radikalen Gewerkschaften bzw. der Bürgerbewegung zur Unterstützung der Kämpfe in Chiapas aktivsind. ;Es gab schon immer eine Guerilla in Südmexiko. Alle Jahre wieder kam es zu es bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Militär und Guerilla (zuungunsten letzterer). Die mexikanische Gesellschaft wußte von der Existenz der Guerilla, aber trotzdem waren all» überrascht von der Intensitätund Dauer der Kämpfe seit Jahresbeginn. Selbst die radikalen Linken hielten derartige Aktivitäten indem scheinbar stabilen Mexiko nicht mehr für möglich. Während anfangs durch Regierung und Militär das Bild.vermittelt wurde, es handele sich nur um ausländische Terroristen, und die Lage in derumkämpften Region sei unter Kontrolle, zeigte sich nach und nach, daß a)die Kämpfe zwischenEZLN und Armee anhielten; b) das Militär in der unvertrauten Region unsicher war; c) die Bevölkerung die Guerilla schützt; d) die Guerilla offensichtlich auch aus staatlichen Strukturen herau s Unterstützung erfuhr.

    Ein us-amerikanischer Militärexperte (Journalist) kritisierte, daß die mexikanische Armee nicht in derLage sei, mit derartigen Konflikten offensiv umzugehen. Das Massaker an Guerilla und Bevölkerungsei Ergebnis dieser strukturellen Unfähigkeit. Nach Einschätzung Radikaler sind die Massaker aufdie Verunsicherung innerhalb de s Militärs zurückzuführen, das konzeptlos mordet, weil es in der Auseinandersetzung mit der EZLN nicht durchblickt. Fotos von Journalisten aus Chiapas bestätigen dieLiquidierungen an Bevölkerung/Guerilla. Ein Bürgerbewegter berichtete von Verstümmleungen anden Geschlechtsteilen bereits ermordeter Indios. Die Guerilla bleibt weiterhin aktiv, veröffentlichtkontinuerlich Kommuniques, welche in der mexikanischen Öffentlichkeit mit großem Inte resse gelesen und diskutiert werden.

    Innerhalb von 2 Wochen hat sich die politische Landschaft zuungunsten der Regierungspartei (PRI -Partei der institutionalisierten Revolution) verändert. Die Widersprüche innerhalb der seit Ewigkeitenherrschenden Partei treten offen zutage. Anstelle einer Friedensinitiative für Chiapas, so witzelt man,brauchte man eine Fliedensinitiative für die PRI. Mexikostadt erlebt täglich zwischen 8 und 15 Demos aus Solidarität mit Chiapas, die in Presse, Femsehen und Radio unterschlagen werden. Die Demos werden traditionell stark von Frauen mit Kindern getragen. Sie Sind häufig diejenigen, die dieDemos organisieren und das Interesse der gesamten Familie nach außen tragen. Eine Kündigungder Arbeitsplätze wegen Teilnahme an einer solchen Demo ist für die Familie nicht zu verkraften, soerklärt sich u.a. die Abwesenheit der Männer. Organisiert sind die Leute in Gewerkschaften(syndicatos), die nicht vergleichbar mit den deutschen Gwerkschaften sind. Salinas, der Präsident(PRI), wird auf den Demos als Terrorist bezeichnet, die bewaffneten Indios als Brüder. Am  13.1. demonstrierten 25.000 Menschen gegen Salinas und für Chiapas. Der Sitz des Präsidenten wurde mit"Mörder" besprüht. Auf Transparenten ist es nicht unüblich, bewaffnete Fraudn mit Kind abgebildetzu sehen . Auch das Bild von Emilio Zapata wird oft getragen. Eine der Hauptforderungen Zapatas inden Zeiten der Revolution war die Verteilung von Land an die Indios/Campesinos, für die er   bewaffnet kämpfte. Sowohl die radikale Linke als auch die offizielle Politik bezogen sich bislang auf Zapata.Die einen legitimierten damit ihre Politik einer institutionalisierten Revolution, die anderen sahen inihm einen, der sich nicht korrumpieren ließ. Mit dem Namen EZLN (Befreiungsheer Emilio Zapata)wird Zapata plötzlich wieder lebendig. (Von einer Anwesenheit anarchistischer Gruppen auf den Demos oder innerhalb der Kämpfe ist mir bislang nichts bekannt, was aber nichts heißen muß bei einerausschnitthaften Wahrnehmung).

    Kommen wir zur EZLN selbst. Ihre Positionen bleiben, soweit ich das bisher wahrnehmen konnte, imnationalen Rahmen und beanspruchen keine internationalen Veränderungen. Den Kämpfenden, zumTeil 15-Jährige, auch bewaffnete Frauen, geht es um die Verbesserung ihrer Situation als Indianerinnen (Tzotziles/Tzetzales/...). So sterben Tausende von ihnen an ganz normalen Krankheiten, es gibtkein Wasser, wenig oder gar nichts zu essen. Da sie sowieso sterben, können sie auch kämpfendsterben, so die Guerilla. Eine andere Möglichkeit gibt es aktuell gar nicht. Sie sagen, daß es nichtsein kann, daß der Strom für ganz Mexiko zwar in Chiapas erzeugt wird, sie aber verhungern müssen. Aus eben diesem Grund wenden sich die Indios gegen den freien Markt, den Salinas in Zusammenarbeit mit den USA und Kanada anstrebt, und in dem Mexiko eine wichtige Funktion für den zuerschließenden Markt in Zentral- und Südamerika einnimmt. Der freie Markt, so die Indios, machesie nur schneller kaputt. Der Zeitpunkt für die Aktivitäten der EZLN ist insofern geschickt gewählt, alshier in Mexiko Wahlen anstehen, bei denen Salinas sich schon als der sichere Sieger sah und seinePolitik des freien Marktes absegnen lassen wollte. Von diesen Wahlen hält die EZLN nichts. Sie fordert, daß Salinas verschwindet und daß es echte Wahlen gibt-. Darunter versteht sie demokratischeWahlen, in denen d er Präs ident direkt durch das Volk gewählt und nicht durch Salinas festgelegtwird. Salinas hatte bereits einen Nachfolger für sich bestimmt, der als seine Marionette gilt. SalinasProjekt des freien Marktes ist vom Auftreten der EZLN bedroht, denn mit ihren Forderungen habensie einen Nerv des korruptem Systems getroffen. JedeR scheint die Forderungen zu verstehen, wennnicht gar zu befürworten. Mexiko, so Salinas Projekt, ist als Nahtstelle für den Handel mit Süd/Zentralamerika vorgesehen, da die USA mit zu vielen Widerständen rechnen muß und die Industrialisierung/Handel = Ausbeutung nicht direkt vornehmen kann. Die Idee Salinas ist dabei natürlich, daßMexiko auf diese Weise von der Ausbeutung Lateinamerikas profitiert. Dem liegt die Einschätzung

    Rebellion der Indios

    zugrunde; d aß die vormals von den USA aufgebauten Diktaturen in Latelhämertka a) den Widerstand niemals wirklich auslöschen konnten und b) daß die Gegnerschaft zu den "gringos" trotz, bzw.auch wegen der Diktaturen bestehen blieb. Die "Demokratisierung" Latelnameiikas Ist Insofern imInteresse der USA, um neue Zugänge nach Lateinamerika zu schaffen und die Wege für nähere Beziehungen zu ebnen. Unabhängig davon, ob Lateinamerikaspezialistinnen In der BRD (zu denen ich,nicht gehöre) diese Einschätzung radikaler Linker teilen werden, erklärt die EZLN, daß es In Lateinamerika keine freie Wahlen gibt, ebensowenig wie eine Demokratisierung: Hunger und Elend sind

    überall gleich geblieben.Die Aktivitäten der EZLN werden Innerhalb eines Teils der Bürgerbewegung als Signal für neueKämpfe aufgefaßt, und man richtet sich auf längere Auseinandersetzungen ein. Die Guerilla ließ ineiner Erklärung verbreiten, daß die Bürgerbewegung ihre Aktivitäten fortführen soll und daß die Armen ihre eigenen Interessen formulieren und dafür kämpfen müssen. Die Bürgerbewegung/syndica-tos unterstützt die Guerilla erstmal, weil ihre Forderungen richtig sind. Aber man ist auch vorsichtig,denn noch scheint niemandem klar zu sein, wie sich alles werter entwickeln wird. Einerseits glaubeneinige, daß dies der Beginn neuer Kämpfe ist, die sich nach Zentralamerika ausbreiten könnten (inGuatemala existiert die Guerilla seft 30 Jahren). Dem widersprecht aber eine andere Einschätzung,derzufolge die internationale Guerilla (Lateinamerikas) kein Interesse an einer EZLN In Mexiko haben könnte, da letzteres für sie ein neutrales Land ist, in dem Kontakte zu anderen Gruppen möglichsind. Daß der Geheimdienst in Mexiko (der in sich gespalten ist) von der Entstehung der EZLN indiesem Ausmaß nichts gewußt haben soll, wird damit begründet, daß eine Infiltration der Guerillaschwierig gewesen sei, da diese seit mindestens 10 Jahren innerhalb sozialer Strukturen(Dorfgemeinschaften oder ähnliches) Schritt für Schritt aufgebaut wurde. An der Entstehung der ln-dioguerilla mitgewirkt bzw. sie unterstützt haben offensichtlich sowohl Anhänger der Theologie derBefreiung (mit Kirchenstiukturen) als auch Maoisten, welche auf lokaler Ebene angeblich einige Ge-meinde(...?)tionen unterwandert haben sollen und somit Gelder abzwacken konnten. Bestätigt wirdallgemein sehr zum Schrecken der PRI. daß die Unterstützung der Guerilla auch aus ihren eigenenReihen kam.Aktuell wird die Situation in Mexiko als politisch offen bezeichnet und zwei Möglichkeiten der weiteren Entwicklung geseh en. Da die PRI in einer ihrer größten Krisen steckt und die altbekannten Machtblocke auseinanderzufallen drohen bzw. sich in verschiedene Interessen zersplitten, ist ein Vakuumentstanden. Einerseits werden hier die Chancen ausgemacht, eine echte Demokratisierung im Sinneder EZLN einzuleiten und die Macht der als korrupt betrachteten PRI zu we