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Einführung in die Sprachvermittlung 8. Von Mäusen und Männern Reguläre und irreguläre Flexion bei der Wortbildung

Einführung in die Sprachvermittlung

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Einführung in die Sprachvermittlung. 8. Von Mäusen und Männern Reguläre und irreguläre Flexion bei der Wortbildung. 8. Reguläre und irreguläre Flexion bei der Wortbildung. 8.1./2. Pinkers Wortstrukturtheorie / Theorie der semantischen Erweiterung (197-203) 8.3. Wurzellose Wörter (203-211) - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Einführung in die Sprachvermittlung

Einführung in die Sprachvermittlung

8. Von Mäusen und MännernReguläre und irreguläre Flexion

bei der Wortbildung

Page 2: Einführung in die Sprachvermittlung

8. Reguläre und irreguläre Flexion bei der Wortbildung

8.1./2. Pinkers Wortstrukturtheorie / Theorie der semantischen Erweiterung (197-203)

8.3. Wurzellose Wörter (203-211)8.4. Kopflose Wörter (211-221)8.5. Intuitive und normative Sprachpraxis (221)8.6./7. Experimente zur Wortstrukturtheorie (221-

229)8.8. Pluralbildung und Mengenbegriff (229-235)8.9. Pluralformen im Innern von Komposita (235-

245)8.10. Zwischenbilanz (245-47)

Page 3: Einführung in die Sprachvermittlung

8.1/2. Theorien der Wortbildung (201ff.)

• Theorie der seman-tischen Erweiterung

= zusätzliche semantische Inputmerkmale bewirken reguläre Flexion

- Andere Assoziationen- Erweiterte oder

metaphorische Bedeutung (haushalten – haushaltete, nicht haushielt)

• Wortstrukturtheorie- Wort wird regulär

flektiert, wenn esa) Keine kanonische

Wurzel hatb) Der Kopf des

Kompositums seine syntaktischen / semantischen Merkmale nicht auf das Kompositum überträgt

Page 4: Einführung in die Sprachvermittlung

8.3. Was sind „kanonische Wurzeln“?

• Wurzeln / Stämme = lexikalische Einheiten der Menge 3: Haus, Buch, halt-, bau-…

• Reguläre Flexion kombiniert diese Stämme (3) mit Suffixen.

• Bei der Wortbildung werden aus Stämmen (3) und Wortbildungs-elementen (6) neue Wörter gebildet

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3

Morphologische Regeln:Flexion / Wortbildung

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Page 5: Einführung in die Sprachvermittlung

Kanonische Wurzeln• Wörter mit bestimmtem phonologischem

Aufbau: Englisch: einsilbig, zweisilbig, aber auf 1. Silbe

betontDeutsch: meist zweisilbig, Betonung auf 1. Silbe• Wortartenzuordnung: V, N etc., aus der sich

weitere morphologische und syntaktische Eigenschaften ableiten (Plural, Genus, Tempus)

• Bedeutung• Irreguläre Formen stehen selbst im Lexikon,

aber mit dem Haupteintrag des Lexems verknüpft (vgl. Kap. 5: priming…)

Page 6: Einführung in die Sprachvermittlung

Keine kanonischen Wurzeln…1. Lautmalereien (miau, oink)2. Zitate (we have to be‘d and not to be‘d)3. Eigennamen (Die Manns)4. Fremdsprachliche Ausdrücke (Cappucinos,

jobs)5. Abkürzungen (PC‘s, faxen…)6. Konvertierte WörterAlle diese Ausdrücke erlauben keinen Zugriff auf

irreguläre Wurzeln; sie werden nur regulär flektiert!

Page 7: Einführung in die Sprachvermittlung

Konversion• Ein Wort wird ohne Veränderung seiner morphologischen

Form einer anderen Wortart zugewiesen• Verb Substantiv

[fly]V (fliegen) a [fly]N (Flugball beim Baseballspiel)[lauf]V der [Lauf]N

[lauf]V-en das [Laufen]N

• Substantiv Verb [Haushalt] N [haushalt]V-en[fly]N (Flugball) to [fly]V out(einen Flugball schlagen)

• Konversion kann auch von flektierten Formen (Infinitive, Partizipien) ausgehen.

• Bei Konversion liegt zwar eine kanonische Wurzel vor, aber sie gehört zu einer anderen Wortart.

Page 8: Einführung in die Sprachvermittlung

8.4. Kopflose Wörter: Komposition

• Art der Wortbildung, bei der Wurzeln (Stämme) miteinander kombiniert werden: Haus + Boot = Hausboot = ein Boot, auf dem ein Haus ist.

• „Boot“ ist hier das Grundwort: es gibt die Grundbedeutung des Kompositums vor. Es ist sein (semantischer und syntaktischer) Kopf.

• „Haus“ ist das Bestimmungswort: es bestimmt das Grundwort näher.

• Das Kompositum erbt die semantischen und syntaktischen Merkmale seines Kopfes.

Page 9: Einführung in die Sprachvermittlung

Kopflose Wörter1. Bahuvrihis (214-217)• Stillleben = keine Art von Leben, sondern eine

Art von Gemälde – die Semantik des Kopfs geht nicht auf das Kompositum über

• Löwenzahn = kein Zahn, sondern eine Pflanze2. Eponyme: aus einem Namen hergeleitetes Wort

mit spezieller Bedeutung (217f.)• Mickey Mouse („Einfaltspinsel“)3. Zweifache Konversion (218-219)4. Namen in der englischen Orthographie (220f.)

Page 10: Einführung in die Sprachvermittlung

Verstopfte Informationskanäle• Mickey Mouse

(Einfaltspinsel) N

Name Name

N Name N Name N

mouse Mickey mouse Mickey mouse

• He flied out V

(Flugball) N N

V V V

fly fly fly

Page 11: Einführung in die Sprachvermittlung

8.6. Experimente zur Wortstrukturtheorie: Natürlichkeitstest 1• Hauptinteresse gilt Sätzen mit denominalem Gebrauch irregulärer

Verben: „ich schachtelte die Teller und spülbeckte die Gläser“• nach der Theorie wird hier die reguläre Form bevorzugt

Ausgangspunkt ist das engl. Nomen „sink“ (Spülbecken); Verbbedeutung von N angeleitet: Konversion

Page 12: Einführung in die Sprachvermittlung

Natürlichkeitstest 1: deutsches Beispiel

• „bepfeifen“: denominaler Gebrauch, abgeleitet von N: „Pfeife“ (vgl. Pinker S. 259)

Page 13: Einführung in die Sprachvermittlung

Natürlichkeitstest 1: übertragene Bedeutung

• Kontrollfrage enthält irreguläre Verben in übertragener Bedeutung „meine Hoffnungen sanken“

• nach der Theorie wird hier dennoch an der irregulären Form festgehalten

Page 14: Einführung in die Sprachvermittlung

übertragene Bedeutung: deutsches Beispiel

• „bepfeifen“: deverbales Verb mit übertragener Bedeutung, aber Bezug zu „pfeifen“ (Pinker S. 260)

Page 15: Einführung in die Sprachvermittlung

8.7. Natürlichkeitstest 2

• Frage der Wahrnehmbarkeit einer Wortstruktur• Symbolischer Gebrauch eines Wortes: ein Teil

steht für das Ganze – Abkürzung der Wortableitung: Verzicht auf Regularisierung / irreguläre Form attraktiver (flew out) (226)

• Frage nach der Ähnlichkeit eines Wortes mit der Grundbedeutung der Verbwurzel (Skala von 1-7), unter Bezug auf Material von Test 1 (227)

• Von Gruppe 2 am meisten als abkürzenswert beurteilte denominale Verbableitungen wurden von Gruppe 1 am wenigsten regularisiert. (228)

Page 16: Einführung in die Sprachvermittlung

Natürlichkeitstest 3: Pseudowörter

• Pseudoverben (kleed) in denominalen Kontexten bzw. als Verbwurzel

• Präferenz für reguläre oder irreguläre Flexion• Denominaler Gebrauch: reguläres „kleeded“

gleichermaßen akzeptabel wie irreguläres „kled“• Verbaler Gebrauch: reguläre viel weniger

akzeptabel (228)• Regel als geistige Operation, die Variabeln

manipuliert; um Wörter wird „ein abstraktes geistiges Gerüst errichtet“ (229)

Page 17: Einführung in die Sprachvermittlung

8.9. Pluralformen im Innern von Komposita

• Bei Komposita aus zwei Nomina, deren Bestimmungswort im Plural stehen soll, werden im Englischen- problemlos irreguläre Plurale verwendet „mice-infested“ (mäuseverseucht)- reguläre Plurale vermieden: „rat-infested“ (rattenverseucht)

• Warum? Theorie der stufenweisen (fließbandförmigen) Wortbildung (Paul Kiparsky)

Page 18: Einführung in die Sprachvermittlung

Die Wortbildungstheorie (Kiparsky) - Englisch -

I. Gespeicherte Wurzeln (3), einschließlich irreguläre (3a):

II. Wortbildung komplexer Wörter (4) aus Stämmen (3,3a) und Wortbildungs-elementen (7)work-man (3+3)part-ly (3+7)

III. Reguläre Flexion kombiniert diese komplexen Wörter (4) mit Suffixen (6) zu flektierten Wörtern (z.B. Plural)

IV. Flexion kann nur auf die Ränder solcher komplexen Wörter zugreifen

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3

Flexion

6

-ly, -tionun-, im-, -er-ous -al

4

8

-s, ed,

-ing,

Page 19: Einführung in die Sprachvermittlung

Die Wortbildungstheorie (Kiparsky)- Deutsch -

1. Gespeicherte Wurzeln (3), einschließlich irreguläre (3a):

2. Bildung komplexer Wörter (4) aus Stämmen (3,3a) und Wortbildungselementen (7)Haushalt (3+3)häuslich (3a+7)

3. Reguläre Flexion kombiniert diese komplexen Wörter (4) mit Suffixen (6) zu flektierten Wörtern (z.B. Plural)

4. Flexion kann nur auf die Ränder solcher komplexen Wörter zugreifen

5. Zwischen den Stämmen steht ein Fugenelement!

7

5

3

Flexion

6

-lich, -haft-heit, -ung, -er-bar

4

8

-s, ge-,

-t, -te