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289 , l~inige Bemerkungen fiber die Complieation der Triehinose mit Magen-Mreetiol)en, insbesondere dem eorrosiven Magen- Duodenal- Gesehwfir. Von Wilhelm Ebstein, Dr/reed., Arzt und Prosector am Allerheiligeuhospital in Breslau. In der Wiener medicinischen Presse (No. J2 u. 13 J866.) habe ich eine Ab- handlung fiber die Comp|icationen der Trichinose mit dem corrosiven Magen-l)uo- denal-Geschwfir ver~Ifentlieht, in welcher ieh den Naehweis zu ffihren versuchte~ class diese Affectionen in einem directen Verh~Itniss zur Trichinose stehen: nehmlich durch dieselbe veranlasst werden k6nnen. -- Als ich diese Mittheilung machte, waren mir zwei einscbl~gige F~lle~ der yon Professor Klob und der meinige bekannt. Herr Klob butte am 3J. Januar 1866 in Brfinn eine weiblicbe Leiche secirt, bei welcher er in allen willkfirlichen Muskeln zahllose Triehinen constatirte, ausserdem eine Peritonitis perforativa in Folge des Durch- bruchs eines Duodenalgeschwfirs. Die Frau starb in der 6ten bis 7ten Woehe naeh Genuss des trichinenhaltigen Schweinefleisches. Herr Klob gab sein Gut- achten dahin ab: dass die Kranke im h(ichsten Grade an Triehinose gelitten habe, dass die Trichinen frisch eingewandert und noch lebend gefunden wurden, hielt aber dafiir, dass alas betreffende Gesch~fir im Duodenum schon l~ngere Zeit be- standen babe. Mein eigenerFa][ datirt nicht viel sp~iter. Am 21. Februar |866 nehmlieh secirte ich die 21jahrige Tochter des M~illers H. in Neudorf bei Cantb, welche ebenso wie ihre kurz vor ihr verstorbenen Eltern im h~chsten Grade an Triehinose gelitlen hatte. Die Krankheitsdauer war circa 8 Wochen. Der 'rod trat sehr schnell ein mit Klagen fiber heftige Leibachmerzen. Zu bemerken ist, dass die Patientin ungeachtet ihrer Schmerzen, ihres Fiebers, ihrer Appetitlosigkeit, obglei~h sie hinreichend mit der Natur ihres Leidens bekannt gemacht worden war, trichinenhaltiges Schweinefleisch ass. - - Kurze Zeit vor ihrem Tode fund man Bratwurst in ihrem Bett, welche Trichinen in Masse enthielt*).! *) Aehnliches berichtet Herr Kratz (die Trichinen-Epidemie in Hedersleben. Beitr~ge zur Pathologie und Therapie der Trichinenkrankheit. |866. S. 67) fiber den Genuss des rohen Hackfleisches: ,Die Begierde nach dieser Deli- catesse war bei den Arbeitern so gross, dass einige schon in der Ueber- zeugung yon jenem Fleische erkrankt zu sein, auf ihrem Krankeniager sieh noeh dieses Liebiingsgericht zu verschaffen wussten, theilweise in rohem Uebermuth, den sie mit dem Tode bfissten." Dieses Factum darf man nicht iibersehen, wenn man die Zeitdauer bestimmt, nach welcher noch Darm- trichinen gefunden werden. Es ist anzunehmen, dass die F~lle, wo sich in der 7ten~ 8ten, ja ilten Woche noch schr zah|reiche l)armtrichinen fanden, yon denen Herr Cohnheim berichtet (Zur pathologischen Anatomie der Trichinenkrankheit. Dieses Archiv Bd. XXXVI. llft. 2. S. 169), nicht zu denen geh~ren, in welchen au~h auf dem Kranken- ja Todtenbette trichiuen- haltiges Schweinefleisch gegessen wurde. Archiv f. pathol. Anat. Bd. XL. HR. I u. 2. 19

Einige bemerkungen über die complication der trichinose mit magen — affectionen, insbesondere dem corrosiven magen-daodenal-geschwür

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l~inige Bemerkungen fiber die Complieation der Triehinose mit Magen-Mreetiol)en, insbesondere dem eorrosiven Magen-

Duodenal- Gesehwfir. Von W i l h e l m E b s t e i n ,

Dr/reed., Arzt und Prosector am Allerheiligeuhospital in Breslau.

In der Wiener medicinischen Presse (No. J2 u. 13 J866.) habe ich eine Ab- handlung fiber die Comp|icationen der Trichinose mit dem corrosiven Magen-l)uo- denal-Geschwfir ver~Ifentlieht, in welcher ieh den Naehweis zu ffihren versuchte~ class d i e s e A f f e c t i o n e n in e i n e m d i r e c t e n V e r h ~ I t n i s s zur T r i c h i n o s e s t e h e n : n e h m l i c h d u r c h d i e s e l b e v e r a n l a s s t w e r d e n k 6 n n e n . - - Als ich diese Mittheilung machte , waren mir zwei einscbl~gige F~lle~ der yon Professor Klob und der meinige bekannt. Herr Klob butte am 3J. Januar 1866 in Brfinn eine weiblicbe Leiche secirt, bei welcher er in allen willkfirlichen Muskeln zahllose Triehinen constatirte, ausserdem eine Peritonitis perforativa in Folge des Durch- bruchs eines Duodenalgeschwfirs. Die Frau starb in der 6ten bis 7ten Woehe naeh Genuss des trichinenhaltigen Schweinefleisches. Herr Klob gab sein Gut- achten dahin ab: dass die Kranke im h(ichsten Grade an Triehinose gelitten habe, dass die Trichinen frisch eingewandert und noch lebend gefunden wurden, hielt aber dafiir, dass alas betreffende Gesch~fir im Duodenum schon l~ngere Zeit be- standen babe. Mein eigenerFa][ datirt nicht viel sp~iter. Am 21. Februar |866 nehmlieh secirte ich die 21jahrige Tochter des M~illers H. in Neudorf bei Cantb, welche ebenso wie ihre kurz vor ihr verstorbenen Eltern im h~chsten Grade an Triehinose gelitlen hatte. Die Krankheitsdauer war circa 8 Wochen. Der 'rod trat sehr schnell ein mit Klagen fiber heftige Leibachmerzen. Zu bemerken ist, dass die Patientin ungeachtet ihrer Schmerzen, ihres Fiebers, ihrer Appetitlosigkeit, obglei~h sie hinreichend mit der Natur ihres Leidens bekannt gemacht worden war, trichinenhaltiges Schweinefleisch ass. - - Kurze Zeit vor ihrem Tode fund man Bratwurst in ihrem Bett, welche Trichinen in Masse enthielt*).!

*) Aehnliches berichtet Herr K r a t z (die Trichinen-Epidemie in Hedersleben. Beitr~ge zur Pathologie und Therapie der Trichinenkrankheit. |866. S. 67) fiber den Genuss des rohen Hackfleisches: ,Die Begierde nach dieser Deli- catesse war bei den Arbeitern so gross, dass einige schon in der Ueber- zeugung yon jenem Fleische erkrankt zu sein, auf ihrem Krankeniager sieh noeh dieses Liebiingsgericht zu verschaffen wussten, theilweise in rohem Uebermuth, den sie mit dem Tode bfissten." Dieses Factum darf man nicht iibersehen, wenn man die Zeitdauer bestimmt, nach welcher noch Darm- trichinen gefunden werden. Es ist anzunehmen, dass die F~lle, wo sich in der 7ten~ 8ten, ja i l t en Woche noch schr zah|reiche l)armtrichinen fanden, yon denen Herr C o h n h e i m berichtet (Zur pathologischen Anatomie der Trichinenkrankheit. Dieses Archiv Bd. XXXVI. llft. 2. S. 169), nicht zu denen geh~ren, in welchen au~h auf dem Kranken- ja Todtenbette trichiuen- haltiges Schweinefleisch gegessen wurde.

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Vain Sectionsbericht, welcher a. a. O. ver~ffentlicht ist, mug hier n u r d e r den Magen und das Duodenum betreffende Befund eine Stelle finden:

Die Z u n g e , die k l e i n e• Mas~e ln d e s w e i c h e n G ~ t ~ a s ~ so~vi~.d~ P h a r ~ n x: ~ igen vine grosse Meuse ,racist friscl~ ~ngekapseJter T ,d~in~ . ~S!chleim- haut der S p e i s e r 6 h r e blass and normal. Der Magen in seinem I~undus stark aasgedehnt, derseibe liegt vertical, w~l~rend die Regio pylorica horizontal verbtuft und vain iinken Leberlappen ~5erdeckt wird. Der Masen enth~ilt etwa 6 Unzen einer sauer reagirenden, tr~ben, schmutzig br~tunlichen Fi~ssigkeit, in der sich weissgelbe br~ckliche Partikelchen befinden, welche mikroskopisch aus Milchk(igel- chen bestehen. Trichinen sind im Mageninhalte ebensowenig aufzufinden, wie in dem seiner Schleimhaut anhaftenden sehr reichlichen glasigen Schleini. Die Mageu- schlbimhaut an' der hinteren Wand des Fundus ist blutig sutfuddirt, s0nst mit Aus- nahme der blassen Umgehung des Pylorus grau gef~irbt. :Die Schleimha'ut im Fundus des Mbgens ist glatt, die der nflchsten Umgehung des Pylo'rus wenig ge- faitet, w~hrend tier mittlere Thei| des Magens eine stark gefaltete'Schleimhaut zeigt. In der Umgebung des Pylorus, bis 4 cm. van demselben entfernt, flnden

s i ch an tier vorderen nod hinteren Magenwand einige 5Amorrhagische Erosionen, Welche die Schleimhaut nur oberfliichlich erodirt haben, Welche' theils rundlich, hanfkorn- his erbsengross, thefts unregelm~ssig gestaltet, querovd! und an einzelnen SteTlen mit br,iunlichen Schorfen bedcckt sind. Ausserdem finden sich an der hinteren Magenwand 2 resp. 3, J'esp. 4 Cm. yam Pylorus enffernt 5 M~geoge- schw[ire; 2 dieser Geschwiire sind 2 Cm., 2 sind 3 Cm. nod ~ 'ist, 7 Cm. yam Pylorus entfernt. Die Umgehung der Gesehw~re ist blass and' tiorm al~ i d ieForm dieser Magengeschwiire ist theils rand, theils oval, eines derselben ist hisquitf~rmig. Das letztere {st das gr~sste, misst 1 Cm. van oben nach uoten, i 5 Mm. Van reehts nach links, 2 siud reichlich linsengross, 2 sind etwas kteiner. Die Geschw~re haben einen schort'en etwas nach Innen umgekrfimpelten Rand, durchdringen die ganze Schlelmhaat und sind mit hr~unlichen, am Grunde zum The~l noch etwas adh~rirenden Schorfen bedeckt. Der Grund der Geschwitre ist gelblich, die Schorfe ziemlich morsch.

Beim Aufheben der Leber sieht man am Anfangstheile' dt~s o b e r e n Q u e r - s t l i c k s des D u o d e n u m s auf dessert vorderer Fi~iche nah~dem unteren Rande eine Oeffnnng mit scharfcn R~ndern, welche 7 Mm. van L'~htS finch links und 5 Mm. van oben nach uuten misst. In der Umgebung diesor Oeffnung finder sich eiae geringe ~denge weissgelblicher, brhcklieher Masse, ebenso auf d,e~ entspreehen- den Stelle der unteren Fl~iche des linken Leberlappens. Dieselbe verh/ilt sich wie die im Magen gefundene Masse and zelgt sich mikroskopisc5 5aupts~ehlic5 aus Fettkiige]chen und zahlreichen h~ischelf6rmigen Fettkrystallen bestehend. Fiihrt man eine Sonde in diesc Oeffnung ein, so ~elangt man naoh links in die ~agen- h6hle. Schneidet man das Duodenum auf, so flndet man 5~Mm. vom. Pylorus ent- fernt, die der' ~'tusseren correspondirende innere Oelfnun8, welehe gr~sser als die erstere, elne nahezu kreisrunde Form uad einen Durchmesser van ~ Cm. hat. An der entsprechenden Stelle der hiuteren Wand des Duodenums finder sieh ein eben so grosses Geschwt3r mit br"dunliehem Schorf bedeekt, weleher sieh ieicht ~ entfernen l~tsst. | , 5 Cm. hinter diesem Gcschwfire finder sich ein ! Cm. v a n rechts nach

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links~ mad, 7 Mm. van oben,nach unten messendes Geschw(ir, welches mit eioem derben, weissee, dem Gesehwfirsgrund feet anhaftenden, mindestens i Mm. dicken Schorfo badeekt ist. Der Inbalt des Duodenums zeigt eine :gallige Filrbung, die Schleimbaut desselben verh~ilt sich sonst normal. Im Duodenum keine Trichinen.

Es bat mir.nan nach Ver6ffentlichung dinner Arbeit auch fernerhin am Herzen gelegen, arts derTrichinen-Literatur andere F1ille aufzusucheu, in denen fihnliche Befunde constatirt warden, um auch durch weitere fremde Erfahrungen immer mehr maine eigenen Bebanptungcn zu stiitzen. Zuerst lieferte des pathologische Experi- ment einen werthvollenBeitrag, welcher zu Gunsten des van mir urgirten gusam- mnnhangs zwisohen Trichinen nnd Duodenal-Geschw(iren sprach. Mere Freund, llerr. Privatdonent Dr. Wyss, welcher im Laboratorium des llerrn Geheimrath Lebe r t Versuche mit Trichinen anstellte, fund and zeigte mir bei der Section airier mit tricbinenbaltigem Fleische gefiitterten Katze, neben sehr vielen lebendigen eingekapselten Trichinae in den willkfirliehen Muskeln~ im Duodenum, 3 Cm. unter- halb des Pldorus, die Schleimhaut etwas injicirt, gewulstet, mit 3 Substanzverlusten van rundlicher Gestalt. Zwei devon haben 3 Mm. Durchmesser, einer and zwar tier oberste misst 3 Mm. im Breiten- und 6 Mm. im L~ngendurchmeeser. Die Sub- etanzverluste gel~n durcb die Schleimhaut hindurch bin auf die Muscnlaris, der unterete endet auf dinner, die beiden oberen hingcgen mfinden in einem unter ihnen liegenden~ etwa I~ Cm. leaden, I Cm. breiten, zwischen Mucosa and Museu- laris liegenden~ mit zlher schleimahnlicher Materie gefiil|ten und mit blassrothen granulirten ~andnngen versehenen Hohlraum hinein. Die beiden oberen Gesehw6re eind dutch Jine 2 Mm. breite Schleimhautbrficke yon einander getrennt. Die B~n- der igimmtlioher Shbstanzverluste sind stark geschwellt, etwas injicirt. Welter nach unten eracheint die Schleimhaut des Duodenums etwas gedansen, jedoch blase mit reichlichem Schleim bedeckt. -- Im Magen zeigten sich bier kaum nennenswerthe Yer'dnderangen, seine Schleimhaut war blase mit einer mfissigen Meade weisslichen Sehleims bedeckt.

.Nach diesem zutreffenden Experiment ash ich mit groesen Erwartungen den Ergebnissen der Obdnctionen der in Hedersleben der Trichinose erlegenen Personen entgegen, unlJ war nicht wenig erstaunt~ als ich nach Ver//ffentlichung derselben dutch Herrn Co hnlaeim folgenden Passus') Ins: ,,indessen so wenig die Erinne- rungen der Aerztes die bei diesen Seetionen (Ite his die Woche der Epidemie, in scelchen van ilerrn Cohnheim die Sectionen nicht ausgeffihrt warden) zugegen waren, ale die gefunde der spIlteren Wochen sprachen dafiir, dass im Anfang die anatomisehen Ver/inderungen dee Magens und Darmkanals eingreifender gewesen Iden. Was ich seihst beobachtete, beschrfinkt sich allele auf die Zeichen eines mehr oderweniger starken friechen Darmkatarrhs. An dcr Magensch le imhau t hahn ich hie e twas w a h r g e n o m m e n a u e s e r j e n e r g r a u g e l b l i c h e n T r / i - bung und l e i c h t e n U n d u r c h s i c h t i s k e i t , der man eL hfiufig in den h e i e h e n b e s e g n e t . " Dinner Ansspruah steht in directem Widerspruch mit Berrn Cohnhe im ' s eigenen Erfahrungen am Leichentiseh, welche er in einer de-

*) 1. c. S. 170.

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dr~ngten Uebersieht der Befunde van s~mmtliehen (15 van ihm und 2 van Herrn Dr. S t e i n ) seeirten F~illen seiner eben erw~thnten Arbeit beif~igt*).

Ich f/ihrc Herrn C-ohnhe im ' s seinem Aussprueh widersprechenden Befunde mit seinen eigeuen Warren an.

Bei No. 5 einem in der 4ten Woche der Trichinose am 23. November 1865 gestnrbenen Mann fand Herr C o h n h e i m starke Schwellun$ der Gekr6sdrfisen, beftige Bronchitis, doppelseitige hypostatische lnflltrationeu, lm Magen m e h r e r e Na rben van e i n f a c h e n G e s e h w ~ r e n , e in k l e i n e s f r i s c h e s an de r k l e i - nen C u r v a t u r . Auffallend braune Farbe des Herzfleisehes.

Bei No. 13, einem 18jabrigen in der 6ten Woche der Triehinose am 1. De- cember 1865 gestorbeuen Mann faud Herr C o h n h e i m 8cringes Oedem der Beine. Thoraxmuskeln frisch hellroth, sehr zahe, mit sehr diehtstehenden grauen Streifchen. Adducturen beiderseits van dunkelblaurother Farbe mit 4msserst zahireichen Streif- chert dnrchsetzt, die Mm. bic. grauroth und sehr feucht. Kehlkopfmuskeln lusserst blass. Starke Bronchitis mit doppelseitiser Bronchopneumonie. H ~ mor r h s gi s c h e E r o s i o n e n des Magnus , im F u n d u s e ine s i t e s t r a h l i g e N a r b e . M~issig derbe Schwelluug der Mesenterialdr~sen, im D0nndarm verein~elte Flecken, capillare Injection und in einer fusslangen Schlinge des Ileum ganz, intensive und gleich- massige lnjectionsr6thuug, starke Trtibung der Niereuriude. Vollkommeue Fettleber. Bei No. t6 van Herru S t e i n secirt, einem am 9. December 1865 in der 7ten Woche der Trichinose gestorbenen 16j~ihrigen mannliehen lndividuum fanden sieh starke.Oedeme der nnteren Extremit~iten, Muskelu am Thorax grauroth, an den Oberschenkeln sehr hell, feucht, Splenisation in beiden Unterlappen. E r h e b l i c h e I n j e c t i o n der S c h l e i m h a u t des M a g e n s , D u o d e n u m and J e j u n u m , dagegen B l a s s e des i l eum. Derbe Hyperplasie der Gekr6sdrdsen, vollst~indise Fettleber.

Jeder Unbefsnsene wird mir nach dieser Darlegung zugebeu, dass Herr C o h n - h e i m im Magen van Lenten, welche an der Trichinose gestorben waren, mehr gesehen hat, his ,,jene so h~ufige graugelbe Triibung nnd Undurchsichtigkeit", van der er allein in seiuer Auseinaudersetzung spricht, lm Gegentheil, er fand, wie wit soeben gesehen haben, unter 17 F/illen dreimal, a lso in fiber .~ der zur Zeit seiner Anwesenhcit in Hedersleben zur Section gekommenen Individuen r e c h t d e u t I i c h a u s g e s p r o c h e n e pathnlngisehe Ver~inderungen im Magen. Er registrirt nicht nur in dem einen van Dr. S t e i n secirten Falle eine e r h e b l i e h e I n j e c t i o n der M a g c n s c h l e i m h a u t , sondern er selbst fand in einem anderen Fall h~i- m o r r h a g i s e h e E r o s i o n e n d e s Magnus , daneben eine site strahlige Narbe, in eiuem dritten Fslic m e h r e r e Narben van e i n f a e h e n G e s e h w / i r e n und ein k l e i n e s f r i s c h e s an de r k l e i n e n Curva tu r .

Es handelt sich hierbei zweifelsohue mit Ausnahme der alten strahligen Narbe im zweiten Falle (obgleich auch die Altersbestimmuug einer solchen Narbe ihre 8rossen Misslichkeiten hat) um f r i s c h e Prozesse, welehe man 8uwiss zwangloa zum Mindesten ebenso gut mit der Trichinose in eausalen Zusammenhang bringen kaun, wiees Herr C o h n h e i m beispielsweise f/ir die Fettleber in ~,nspruch nimmt.

a) S. 18~-, 185~ 186.

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Wir flnden hier in den 3 versehiedenen Magen verschiedengradige Ver~tnderungen, welche sllmmtlieh in den yon mir beschriehenen Magen zugleich vorhanden waren. Von diesen pathologischen Ver'dnderungen kSnnen die letzterwihnten aus den erste- ran direct entstehen nod es kann dana sch]iesslich sogar zur Perforation der Ge- schw/ire kommen, wie ich es am angegebeneu Orte S. 342 und 345 des Weiteren auseinandergesetzt habe.

Leider kann der folgende in Hedersleben yon Herrn Kra tz beobachtete Fall wegen der nicht sicher eonststirlen Trichinose undde r Sehwicrigkeiten der Diagnose im Leben, indem ibn Herr K r a t z selbst sis diagnostisch sehr zweifelbaft bezeich- net, nieht als ganz beweiskr~ftig bier angezogen werden. Er mag jedoch schon urn die Aufmerksamkeit auf weitere spfitere Falle zu lenken, hier mitgetheilt werden *):

,,Der 12jlltrige Sohn eines Kranken soil inficirte Blotwurst gegessen habeo, ]ange I~hmig gewesen sein, wobei er jedoch stets die Schole besucht hat, ond requirirte om Mitte Januar 1866 meine Hiilfe wegen chronischen Erbrechens, das nach Aussage der Mutter yon der Zeit der genossenen Blutwurst herr/ihren so]lte. Die genauere Exploration ffihrte reich auf die Diagnose eines chronischen Sagen- gescbw/irs, desseo dtiologischer Zusammenhang mit etwa genossenem Trichinen- fleisch mir mindestens sehr zweifelhaft erschien."

Warum sieh Herr Kra tz so sehr gegen einen solchen Zassmmenhang str~iubt, ist nicht einzusehen, zumal er selbst hemerkt, dass er auf die Diagnose gekommen sei, well in der Quedlinburger Trichinen-Epidemie ein ~ihnlicher Fall heobachtet wurde **).

Dieser Fall betraf eioen Mann, dessen Magen keine Erscheinungen einer Ent- ziindung oder Reizung darbot. Auf der vorderen Magenwand land sich ein sites Mageogeschwiir, in dessert Mitte sieh die Oeffnung einer Arterie you Rabenfeder- kieldieke zeigte. Der Tod war durch ionere Verblutung einsetreten. Der Herr u spricht sich dar(iber nicht aus, ob das vorhandene Magengesehw/ir zur Trichinose in einem directen Zusammenhange gestanden habe oder nicht, our die Behauptung der Frau des Vtrstorbenen fiihrt er an, dass dieser stets vollkommeo gesund gewesen sei, namentlich nie Verdauungsbeschwerden gehabt hobe. Ich glaube, man kann nach den vorliegenden Erfahrungen diess Sagengeschwiir mit der Triehinose mindestens ebenso gut in Zussmmenhang bringen wie nicl~t. Der Herr Verfasser ist uns nament]ich den Beweis schuldig gehlieben, dass. es sich in seinem Falle, wo sich eine zweifelsohne frisch ange~tzte gr6ssere Arterie fand, ,m ein a l t e s Sageogeschw(ir gebandelt babe. - - Nach all' dem Gesagten scheint es mir ganz zweifellos, dass diese Magenaffectionen sehr wohl beachtenswerthe, wich- tige, selbst das Leben bedroheode und gar nicht so seltene Complicationeo der Trichioose darste]leo. Warum in dam einen Falle die Mageu-Duodenal-Affectionen so hoehgradig sind, in anderen sich in der Leiche kaum bez/igliche palpable Organ~ Ver~nderungen zeigen, das m6chte ich zur Zeit noch sis offene Frage bezeichnen. u tr~igt dazu wesentlich der reichliche und wiederho]te Genuss trichin6sen

*) l . e . S . 75. **) Deutsche Klinik 1864. S. 174, die Trichinenepidemie in Qnedlinburg yon

Kr.-Ph. Dr. Wolff .

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Fleiscbes bei, wie es bei meinem Fulie war, sieherlieh auch wirkt das Fleisch um so sch,dlicher auf den Magen und Duodenum, je trichinenhaltiger es ist.

Warum dss elne Ms] der Msgen, das andere Ma] das Duodenum, sehliesslich auch beide sich ergriffen zeigen, dafdr muss ieh die Antwort ganz~schuldig bleiben. - - Auch heut noch muss ich, win in meiner oben citirten ,Arbeit, den durch dieTriehinose bedingten a c u t e n M a g e n k a t a r r h mit den damit Bar nicht selten vergese]lschafteten Brechaclionen (in der Hederslebener Epidemie wie ~ : 8, K ra tz 1. c. S. 71) als die Ursaehe bezeirhnen, welche weiterhin zu Hlennorrh~en der Magenschleimhaut ,nd in sp~teren Zust~nden zu .himorrhagischen Erosioneu und endlich zu corrosiven Geschw~iren mit alien ihren Folgezustinden f6hrt. Welchen hohen Grad die Ver/tnderungen der Msgenschleimhaut Sowie. such des Duodenums in Folge yon Trichinose erreichen k~nnen, beweist die seh~ue Rolo f f ' - sche Beschreibung des Magens eines trichin~sen Sclrweines*), in w~lchem es ,hush nicht z , r Geschw/irsbildung gekon~men ~ar. ,Der Magen ers~hien an der Ober- fl~lche blass und glSnzend und yon der Loft miissig r ausgedehnt. Dle~Magensehleim - haut zeigte'namentlich im Pf~rlnertheile einen zahlreiehen Scbleimbe|aff. Das Epitl~el an der Py~orush~Ifte hatte eine safrangelbe Farbe und erschien derartig zusam- znengescbrnmpft, dass es ein kleienartiges Ansehen darbot. - - Dasaelbe war ]eicht abstreifbar. Die Schleimhaut selbst erschien braunroth~ ~mit zablreichen kieinen dunke|rothen Punkten besetzt, yon zahlreichen stsrkgefiitlt~n Blutgef~issen durch- zogen, in hohem Grade geschwellt und m~rbe. Schwellung, R6thu~g und Ecehy- mosirung am st~rksten auf den Falten.

Das submuc~se Bindegewebe war geschwelit, saftig und ]eicbt zerrelsslich. Die Schleimhaut des Duodenums war vielfach von klelnert gef~llten BJutge~sseu durebzogen, im Uebrigen aber nieht merklieh ver~ndert. Aehnlicbe Erfahrungen machte auch L e u e k a r t * * ) . - - Herr L e b e r t " * ) , welchem ieb drei yon mir in Neudorf bei Canth secirte Fa]le yon Triehinose, darunter der~, obew erw~ihnten, mitgetheilt hahn, h/11t die embolisehe Natur der Magen-Daodnnal-Gesehwflre in dem ]etzteren Falle fiir wahrscheinlicher, als ibren Ursprnng dureh directe triehinSse Reizung. [ch muss diesem gelebrten Forseher i n dieser Beziehung widerspreehen ond meine, vor dem Erscheinen seiner Ahhandlung bereits in meiner Arbeit publi- cirte Ansicht aufreeht erhalten, weil ioh ausser Stande war, trotz tier $evauesten Durchforschung die Verstopfung eines Magengef/isses anfznflnden.. ~ Aueh Herr Wyss T ) f and bei dem oben in extenso mitgetheilten KatZen-Experiment Nichts, ~ was dazu berechtigt h/itte, die dort gefundenen Duodenai-Geschwiire anf Embolie zur/iekzufiihren.

Breslau, den 26. Januar 1867.

*) Kfihn, Untersuchungen fiber die Trichinenkrankheit der Schweine in den Mittheilungen des landwirthschaftL Instltuts. 1865. S. 43. ~

**) L e u c k a r t , Untersuchungen /iber Trjchinaspiral. 1866. 2.Anti. S. 41 u. 42. ***) Lettres sur la maladie provoqude par les trichines. ~Gazette mddicale de

Paris No. 17. i866. S. 297. T) Wiener medicin. Presse 1866. No. 18. Beferat fiber einen yore Prof. L e b e r t

in der Schles. Gesellschaft am |8 . April gehaltenen u fiber Trichi~nosis.