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606 G. Quincke. V. Electrisehe Uratermhuragen; eon G. Qwlncke. tHicrru T8f. XA Pig. S U. 6.) XI. I>ic electrorn;igiietische Drehung der Polarisationsebene des Lichtes. 0 76. Bestimmung des electromagnetischen Drehungsvermbgens in absolutem Maasse. Wst man polarisirtes Licht in einem Magnetfelde von der mag- netischen Eraft H, durch eine dielectrische Substanz von der Liinge I cm hindurchgehen parallel den magnetischen Kraftlinien, so wird die Polarisationsebene des Lichtes nach der Entdeckung von Faraday um einen Winkel 9 im Sinne der A m p Bre'schen Molecularstriime gedreht, der durch die G1. qegeben ist: 1 ~k = Q. HI -* (1) 100 Q ist dcr Winkel, um Hvelchen die Polarisationsebene des Lichtes in einem Dielectricum von 100 cm LBnge bei der magnetischen Kraft 1 gedreht wird, und misst das electro- magnetische Drehungsvermogen des Dielectricums fiir die betreffende Farbe. Dies electromagnetische Drehungsvermogen g ist bei Schwefelkoblenstoff nach G o r d o n l) f~ grlines Thalliumlicht 5,24'; nach H. Becquere12) fZlr gelbes Natriumlicht 4,630 hei Oo; nach Lord Rayleighs) und Mrs. Sidgwick 4,2002' hei lao. Gordon benutzte ebenso wie Lord Rayleigh und Mrs. Sidgwick die electrodynamische Wirkung einer Draht- spirale von bekannten Dimensionen; H. B ecq u ere 1 den Erdmagnetismus. Ich habe iihnliche Bestimmungen durchgefahrt mit dem Magnetfelde des Ruh m k or ff'schen Electromagnets zwiscben 1) Gordon, Phil. Trans. 1877. 1. p. 33; Proc. Roy. Soc. 86. p. 4. 2) H. Becqnerel, Ann. de chim. et de phys. (5) 17. p. 344. 1882. 3) Lord Rayleigh, Proc. Roy. Soc. 37. p. 147. (19. 6. 1884.) (15. 11. 1883.) .

Electrische Untersuchungen

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606 G. Quincke.

V. Electrisehe Uratermhuragen; eon G. Qwlncke.

tHicrru T8f. XA Pig. S U. 6.)

XI. I>ic electrorn; igi ie t ische Drehung d e r P o l a r i s a t i o n s e b e n e des Lichtes .

0 76. B e s t i m m u n g d e s e l e c t r o m a g n e t i s c h e n D r e h u n g s v e r m b g e n s i n a b s o l u t e m Maasse . W s t man polarisirtes Licht in einem Magnetfelde von der mag- netischen Era f t H, durch eine dielectrische Substanz von der Liinge I cm hindurchgehen parallel den magnetischen Kraftlinien, so wird die Polarisationsebene des Lichtes nach der Entdeckung von F a r a d a y um einen Winkel 9 im Sinne der A m p Bre'schen Molecularstriime gedreht, der durch die G1. qegeben ist:

1 ~k = Q. HI - * (1) 100

Q ist dcr Winkel, um Hvelchen die Polarisationsebene des Lichtes in einem Dielectricum von 100 cm LBnge bei der magnetischen Kraft 1 gedreht wird, und misst das electro- magnetische Drehungsvermogen des Dielectricums fiir die betreffende Farbe.

Dies electromagnetische Drehungsvermogen g ist bei Schwefelkoblenstoff nach G o r d o n l) f~ grlines Thalliumlicht 5,24'; nach H. Becquere12) fZlr gelbes Natriumlicht 4,630 hei Oo; nach L o r d Ray le ighs ) und Mrs. S idgwick 4,2002' hei lao.

G o r d o n benutzte ebenso wie L o r d R a y l e i g h und Mrs. S i d g w i c k die electrodynamische Wirkung einer Draht- spirale von bekannten Dimensionen; H. B ecq u e r e 1 den Erdmagnetismus.

Ich habe iihnliche Bestimmungen durchgefahrt mit dem Magnetfelde des R u h m k o r ff'schen Electromagnets zwiscben

1) G o r d o n , Phil. Trans. 1877. 1. p. 33; Proc. Roy. Soc. 86. p. 4.

2 ) H. B e c q n e r e l , Ann. de chim. et de phys. (5) 17. p. 344. 1882. 3) Lord Rayleigh, Proc. Roy. Soc. 37. p. 147. (19. 6. 1884.)

(15. 11. 1883.) .

G. Qit inch~. 607

PoltiSichen von 140 mm Durcliinesser , dessen uiitgnetische Rraft in der 3 63 beschriebenen TVeise gemessen wurde.

Die flache Inductionsspirale Nr. 4, Tab. 73 0 63 war mit dem Erdinductor und dem Spiegelmultiplicator in dieselbe Drahtleitung eingeschaltet uud wie in 0 73 mit einem Spiegel- glasstreifen an einer Glasschcibe befestigt. Die Inductions- spirale konnte mit der Glasscheihe von einem Gehiilfen in das Magnetfeld herein - oder aus demselben herausgedreht und die Ausschliige s der 10 m entfernten Multiplicatornadel r o n einem Beobachter A bestimmt werden. Die durch zwei Anschliige fixirte Anfangs- und Endlage der dachen Induc- tionsspirale waren uber 1 m voneinander entfernt, sodass die magnetische Kraft in der Endlage ausserhalb des Magnetfeldes verschwindend klein war.

I n der Anfangslage stnnd die GlimmerflSiche oder die Windungsebene der flachen Inductionsspirale parallel den Polflilchen oder normal zu den Magnetkraftlinien.

Nach der Bestimmung des Multiplicatorausschlages S,

murde der electrische Strom unterbrochen und der Xultipli- catorausschlag 2s gemessen, welcher einer Drehung des Erd- inductors urn 180° entsprach. Darauf folgte dieselbe Yessung f i i entgegengesetzte Stromrichtung. Die horizontale erd- magnetische Kraft H an der Stelle des Erdinductors fand ich mit sorgftiltigen Messungen = 0,1968 C.G.S. Der Erd- inductor stand 6,5 m vom Magnetfeld entfernt.

Bezeichnet man mit I; und 4 die Windungsfliiche des Erdinductors und der flachen Inductionsepirale, so ist die Stiirke des Magnetfeldes durch die (31. gegeben:

(?)

oder, wenn man den Werth der Windungsflichen aus Tab. 73 einsetzt :

(3) - 18,643 s H --.-- 0,19CJ8 C.G.S.

Gleichzeitig mit der Starke HI des Magnetfeldes wurde von einem zweiten Beobachter B der Drehungswinkel cp fiir Natriumlicht gemessen. Auf dem der Lichtquelle abgewen- deten Diaphragma des polarisirenden N i c o 1’ schen Prismas

608 G. Quhicke.

xurde mit Wachs eine Lauren t ‘ sche Plattel) befestigt; ein Glimmerplattchen von ’1. Wellenlange, Jrelches mit Canada- balsam zwischen 2 Deckglaschen gekittet war, und dessen geradliniger Rand auf einein Durchm’esser der Diaphragma- offnung lag. Der Hauptschnitt des Glimmers bildete einen kleinen Winkel mit der Polarisationsebene des einfdlenden Lichtes, der je nach der Empfindlichkeit des Xuges des be- treffenden Beobrtcliters g e h d e r t wurde.

Die Fliissigkeiten befanden sich in Glasrohren rnit pnral- lelen Endflachen, auf welche mit Fischleim oder Canada- balsam runde Deckglaschen von 0,13 mm Dicke, wie sie fur mikroskopische Zwecke benutzt werden, aufgeklebt waren. Die mit einem Sterncheri bezeichneten Rijhren waren durch 2 Spiegelglasplatten von 1,018 mm Dicke geschlossen. Die Pliissigkeiten wurden durch eine Seitenoffnung oder ein seitlich angeschmolzenes Glasrohr eingefullt, die rnit einem l iork rerschlossen wurden. Das Glasrohr wurde zwischen 2 auf ein Spiegelglas gekittete Korke geklemmt (Fig. 6) und suf ein Tischchen zwischen die 140 mm breiten Polliiichen mit centralen Oeffnungen von 5 mm Durchmesser gestellt.

Fur diinne Fliissigkeitsschichten dienten durchbohrte und seitlich ansgeschnittene Spiegelglasplatten \-on 1 bis 10 mm Dicke (Fig. 5). Die von der Bohrung gebildete Rohre war durch runde Deckglaschen geschlossen, die mit Canadabalsam oder Fischleim aufgeklebt waren. Der von dickeren Glas- platten bedeckte seitliche Ausschnitt bildete eine Seitenrohre, welche zur Fiillung des Apparstes diente und mit einem I iork verschlossen werden konnte.

Das Licht einer mit kleiner Kochsalzperle an diinnem Platindraht intensiv gelb gefsrbten B u n s en’schen Gasflarnnw gelangte durch den Polarisator P, die L a u r e n t’sche Platte L. die Fliissigkeitsslnle F im Magnetfelde in ein analysirendes H a r t n a c k ’ s c h e s Prisms A und ein auf den Rand der Laurent’schen Platte eingestelltes Beobnchtungsfernrohr B in das Auge des Beobachters. Das analysirende Har t - nack’sche Prismti wurde so gedreht, dnss die yon der

1) Laurent , Compt. reiid. 7s. p. 350. 1974.

G. Quhcke. 609

Glimmerplatte bedeckte und unbedeckte Hlllfte der Polari- satoroffnung gleich hell erschienen. Die Lsge des Analy- sators wurde mit zwei diametralen Nonien bis auf Minuten genau an einer 0 e r t 1 i n g 'schen Kreistheilung abgelesen. wenn der electrische Strom die Drxhtwindungen des Electro- magnets in der einen oder der anderen Richtung durchfloss. Die Drehung des Analysators entsprach dann dem doppelten Winkel cp der (31. (1).

Hr. Dr. W a l t e r K o e n i g und Hr. W i l l i W i e n hatten die Gate, abwechselnd mit mir die Messungen am Multipli- cator oder dem analysirenden Prisma auszufilhren.

Die in der folgenden Trrbelle sngegebenen Zahlen sind das Mittel zahlreicher Messungen , bei denen der Electro- magnet durch eine zehngliedrige Bunsen 'sche S h l e erregt wurde.

T a b e l l e 99. Electromagnet ische Drehung

der Polarieationaebene von Natrinmlicht. Rn hm k or ff' scher Electromagnet.

Polfllchen von 140 mm Durchmeaser und a mm Absbtid.

mm se se C.(i.S.

77,80 65,7453,18 530,7 6 O 1,83' 4,38 ' 52,58 79,81 52,31 654,s 4 58,03 i4,32$ 43,84* 83,1652,9'2 i 674,2 4 36,80 4,684 43,84* 89,57152,361 684,s 4 39,37 I 4,652

6' 1,34' 4,373' 4 57,43 I4,319 4 25,l 4,185 4 27,54 i 4,457

1 2 3 4

20,32 ?0,03 20,79 "3,OS 21,06 -

mm 100 72 72 50

77,39 63,99153,391 514,4 1"55,9' 1 1,455' 1°55' 1 1,443' 20,32 O

45,32 I 99,55,52,711 810,2 I 2 5,7 ' 1,791 I 1 51 11,512 I 24,93 1,414 121.81

52,36 76,96/52,88' 624,4 1 30,25, 1,379 1 29,l 1,284 20,26

Mangmchloriir in Waeser. ((I P 1,4190) 46,32 I 81,49,51,37/ 680,7 I2O 14,6' 1 2,1821 2' 2,8' I 1,991' I 23,06O

Faraday'sches Glas. B. ((I = 4,2837) nLi = 1,7463 nC = 1,7469 nNa = 1,7646 *F 1,7752

9 50 32,63 122,46'61,32' 857,O 6'21,44' 6,821' - 10 I 80 I ,, I 74,05155,101 576,7 14 0,25 16.384 I -

6,602 Ann. d. P h p . u. Chem. N. P. ?u(IV. 39

610 G. Qi incke .

Durch Vorversuche wurde die von den Endplatten her- ruhrende electromagnetische Drehung bestimmt. Diese Drehung ist von der beobachteten Drehung abzuziehen, um die wirklich von der Flussigkeit herruhrende Drehung zu erhalten.

Das electromagnetische Drehungsverrcogen 9 ist hierbei auf eine K-ormalliinge von 1 m bezogen und in Bogenminuten angegeben.

Will inan das electromagnetische Drehungsvermogen auf eine Normallange von 1 cm beziehen und als Einheit des Drehungs lvinkels den Winkel nehmen , dessen Bogen gleich dem Radius ist, so wiiren clie in Tab. 99 flir 0 nngegebenen Zahlen noch mit:

’ - 0,000 00’’ 909 100’180.60 - zu multipliciren. Man erhiilt dvnn das im C.G.X. Sjsteui gemessene electromagnetische Drehungsvermogen , das G o r - don mit to bczeichnet hat, mit den Dimensionen L-’?. JI-‘?. T.

Der Schwefelkohlenstofi hotte langere Zeit iiber ge- branntem Marmor gestanden und wnr dann frisch destillirt worden.

F u r die in der vorstehenden Tabelle aufgefuhrten Flus- sigkeiten war fruher die magnetische Constante f (§ 70, Tab. 85) bestimmt worden.

Die Brechungsexponenten des Fnraday’schen Glases waren mit xwei an dem dicken Planparallelglas angeschlif- fenen Prismenflachen von 27O 52’ Neigung fur die Wasser- stofflinien C und F, sowie fur L i und Sa -L ich t gefunden.

Die Messungen an dem F a r B d a y ’ schen Glase zeigten untereinander grossere Abweichungen, als die Messungen an den Fliissigkeiten , sodass ich nur zwei Versuchsreihen auf- gefuhrt habe. Weitere Versuche mussen entscheiden, ob der Grund dieser Verschiedenheiten in der festen Aggregatform des Glases oder in zufialligen Fehlerquellen zu suchen ist.

Nimmt man mit B i c h a t l) an, dass die electromagnetische -

1) Bichat, Ann. de 1’8cole norm. sup. 2. p. 2993. 1873.

(3. Qiiincke. 61 1

Drehung Jer Polnrisationsebene fur Schwefelkohlenstoff be1 P clnrch die Gleichung gegeben ist:

S J krtnn man in dieser Gleichung statt y nnd y,, auch Q

und p,, schreiben nncl go mit dem Q der Tab. 99 berechnen. Sach Tab. 99 wiirde das electromsgnetische Drehungs-

wrmiigpn des Sclimefelkohlcnstoffes fiir Natriumlicht sein:

ff = yo (1 - 0,001 04 t - 0,000 014 e),

!) = 4,409’ bei 91,06”, po = 4,535’ bei 0”. H. Recque re l f m d !J,, = 4,630’. L o r d R a y 1 e i g h Q = 4,2002’ hei Ido , was mit der

Aus den Beohachtungen YOU G o rd o n folgt fiir Ns- Bichat’schen Formel po = 4,3002’ gehen wurde.

triuml icli t : p = 4.317’ bei 12” oder !),, = 4,373 bei O0,

wenn m m annimmt , dass die electromagnetische Drehung der Polnrisationsebene des Lichtes umgekehrt proportional dem Quadrate der Wellenllinge ist. Meine Xessungen stim- men also mit den friiheren gut uberein.

Fiir Wasser fand G o r d o n Q = 1,274, einen etwas klei- neren Werth als ich. Doch grht derselhe die Unsicherheit der Bestimmung selbst nuf an.

E l e c t r o m a g n e t i s c h e D r e h u n g d e r P o l a r i - s n t i o n s e b e n e d e s L i c h t e s Lei v e r s c h i e d e n e n d i e l ec - t r i s c h e n S n b s t a n z e n m i t d e r d e s Schwefe lkoh len - s t o f f e s verg l ichen . - Bringt man eine der in Tab.99 aufgefiihrten Normalsubstanzen von bekannter Lange lo in ein Magnetfeld von constanter magnetischer Kraft HI und bestimmt die doppelte electromagnetische Drehung 2 yo der- selben fiir Natriumlicht, so kann man, da qo bekannt ist, mit der Gleichung:

0 77.

H, = ‘To (3) lOo.Z, . P o die magnetische graft H, berechnen.

Diese Methode empfiehlt sich ftir schwache magnetische Krafte, wo die in 0 75 beschriebene Methode wegen zu kleiner magnetischer Steighohe nicht ausreicht.

Ich habe Schwefelkohlenstoff als Normaleubstanz benutzt, fur welchen Qo = 4,409’ in 4 79 gefunden wurde.

39

6 12 G. Quincke.

L)er Einfluss der Glasplatten an den Enden der Schwefel- kohlenstoffsiiule wurde in der Weise beriicksichtigt, dass man mit dem direct beobachteten Drehungswinkel aus G1. (3) an- genahert H, berechnet und diesen Werth von HI benutzte, um mit GI. (1) aus dem durch Vorversuche bekannten Dreh- ungsvermogen 6 und Dicke 7 der Endplatten die von den Endplatten bewirkte Drehung zu bestimmen. Der Drehungs- winkel der Endplatten wird yon dem beobachteten Drehungs- winkel abgezogen, um den Drehungswinkel der Flussigkeit zu erhalten.

Man kann ferner die doppelte electromagnetische Dreh- ung 2 y einer zweiten Substanz von der Lange I in demselben Magnetfeld messen, die von den Endplatten des zweiten Ap- parates herriihrende Drehung wie bei dem ersten Apparat beriicksichtigen und so das electromagnetische Drehungsver- mijgen beider Substanzen vergleichen, da:

(4)

Diese Methode hat Verde t l ) benutzt, um das relative electromagnetische Drehungsvermogen verschiedener Substan- Zen zu bestimmen.

Statt eines homogenen Magnetfeldes zwischen 140 mm breiten Flachen mit kleiner centraler Oeffnung kann man auch ein Magnetfeld zwischen durchbohrten Kegelpolen mit Oeffnungen von 8 mm Durchmesser benutzen, wie es auch Ve r d e t gethan hat. Wegen der in 3 75 erorterten ’Ungleich- formigkeit des Magnetfeldes muss man aber in diesem Falle die Normalsubstanz von gleicher Lange wahlen, wie diejenige, fur welche 4 bestimmt werden soll.

Tab. 100 enthalt die nach dieser Methode gewonnenen Resultate der Beobachtungen , welche zum Theil von mir selbst, zum Theil von Hrn. Dr. W a l t e r K o e n i g und Hrn. G. T i m b e r g angestellt wurden.

Die Correction far die Endplatten, 1 bis lo’, ist bei den in der Tabelle angegebenen Drehungswinkeln schon beriick- Sichtigt.

Fur durchsichtige Fliissigkeiten, bei denen grosse Langen 1 ) Verdet, Oeuvres, 1. p. 184, 193 u. 235. 1858.

G. Qiiincke. 613

von Licht durchlaufen werden kSnnen ohne merkliche Ab- nahme der Lichtintensitgt, kann man die Messung der Lange umgehen, wenn man die electrodynamische Drehung der Po- larisationsebene des Lichtes benutzt, die eine von demselben electrischen Strom durchflossene Drahtspirale in beiden Flus- sigkeiten hervorruft. Dieselben befinden sich in Glasrahren, von griisserer LBnge als das Solenold, die Drehung durch die Endplntten fallt bei dieser Anordnung fort.

Bei den in Tab. 100 mit einefn * bezeichneten Messungen habe ich eine Drahtspirale von 300 mm Lange und 1008 Windungen benutzt, welche von einer 50 gliedrigen Bun se n'- schen S h l e erregt wurde. Die Flussigkeiten befanden sic11 in Glasriihren von 400 mm Liinge. Als Norrnalfliissigkeit verwtindte ich wieder Scliwefelkohlenstoff, fur welclien die doppelte Drehung 28 bis 30° betrug.

Ein Uebelstand der letzten Methode ist die Erwarmung der Flussigkeit durch die von dem electrischen Strom er- wiirmte Drahtspirale.

T a b e l l e 100. E 1 c c t r o m ag ne t i s c h c D r e h u n g d e r Po 1 ar i s a t ions e be n c

fiir Natriumlicht verscliiedener Substauen , verglichen mit cler dea Schwefelkohlenatoffes

(po = 4,409'). Temperatur 18 bin 20° C.

244 29,8

125,4 - 77

191,5 315,8

Schwefelkohlenstotf und

0,998 0,967 0,410

-0,226

0,472 0,460

Faraday'echee Glse d . . Faraday'whes Glas B . .

27,14 43,83

9,66 20,79

7, 9 1 . . 19,75 1417 8,036,1797 9,813i3657

19,75 ,1980

43,83,45,32 11039

Flintgllrs . . . . . . . . Spiegelglas . . . . . . . Qums . . , . . . . . . Bemtein . . . . . . . . Manganchloriir in W-r Nr. 1

7 7, 11 Nr. 1

27,14! ,, iK( 335,9 640 I -- 1,585 1607 1,541

,; ' 1, '179'1 1418

335,9 663,O 301,5 358,6

385,4 663,5

e

8,193' 6,601 6,988 8,794 4,401 4,264 1,805

2,081

2,055

- 0,997

2,030 _-

614 G. Quincke.

~ ~

Schwefelkohlenstoff und -. . . .. -. .- _ _ ~ -

blanganchlorur in Wasser Nr. 2' hlanganchloriir in Alkohol . . hlangsnchloriir in Methylalkoh. blaugansulfat in Wasser* . . Wasser . . . . . . . .

. . . . . . . . 9 . . . . . . . . .

Alko hol . . . . . . . . Aetlier . . . . . . . . . Methylalkohol . . . . . .

,, (mit Wasser verglichen)

Liinge 1 hIag11. i I h f t

1, 1 I HI mm mm C.G.S.

LOO 400 6%,2 26,69 2 4 7 7 1305 9,66 9,SO 25%

100 400 68,9,? 100 1400' 631,s 43,83 45,32 978 2i,14 2€,77 1932

1181 27,14 26,69 1820 27,14' 26,M 161 9 2i,14 26,69 1932 i i ,39 , 7i,80 591.6

1262

-

-

1821 16i1,S 361 45s

431,5 383,9 458

652,s 0,358 531 1 0,318 115 0,308

?

1,763' 1,301 1,957 1,581 1,401 1,359

139,4 I 0,309 I 1,361 0,311 , 1,373

__--

108,2 0,255 1 1,1?4

100,6 0,223 0,985 95,81 0,254 i 1,119

(128,l) 90;5 I (0,703), 0;994 0,224 ' 0,989

Eisenchlorid in Wasser 5,15 5,40 33S9 133,2 1-466,3 -2,903 1-12,80 7, ,, 1 ,, '3540 _ _ I 151 -452,7 I -2,859 i-12,60 -

-2,881 l-l?,iO 3364 7, 17

Eisenchlorid in Wasser Nr. 2 J 9,6G' 10,76,3660 I 300,s 5,2 I 0,016 1 0.068 7. 11 11 ,, I ,, ' ,, '3430 I 28?.2 I 12 I 0,038 0,169

354'5 0,027 0,118 Eisenchlorid in Wasser Nr. 3 26,69: 26,77 2076 484,O 118,7 I 0,244 1,0'i8

1774 0,221 0,975 1, 1 , 17 ,, I ,, I ,, 114131 343,3 68,2 0,198 0,873

Eisenchlorid i n ) . . { Methylalkohol

3005 -3,045 !-13,43

Eisenchlorid in Nr. 4 9,661 9,73 3826 315,6 1-430,8 -1,355 -5,977 Methylalkohol ) ' ' { ,, I ,, 1 ,, ,3109 I 256,41-336,71--1,304 1-5,749

Eisenchlorid in Nr. 5 27,141 26,69 2379 564,O 1-254,5 -0,459 -2,023 Methylalkohol ) * ' { ,, I ,, ,, '2217 I 525,8 1-229,9 1-0,445 - (-1,960

346i -1,330 1-5,863

2299 -0,452 (-1,991 Eieenchlorid in Methylalkohol 1 . a {

21pj -0,200 ' 4 , 8 8 3

G. Qwiricke. 615

Die Mittelwerthe dieser Meseungen sind in Tab. 101 zusammengestellt mit dem specifischen Gewicht und der magnetiechen Conatante t (vgl. 3 70 Tab. 86) deraelben Flue- sigkeiten. Eine Beziehung des electromagnetischen Drehungs- vermbgens mit der magnetischen Constante t ist am diesen Beobachtungen nicht ersichtlich.

T a b e l l e 101. E l e c t r o m n g n e t i e c h e D r e h u n g

der Polarisationaebene fftr Natriunlicht.

- __ - - -___

Faraday'sches Glas .f . . . . . Fnraday'sches Glss B . . . . . Flimtglss . . . . . . . . . . Spiegelglsa . . . . . . . . . Quan (senkrecht nu Axe) . . . Bemtein . . . . . . . . . Schwefelkohlemtoff . . . . . . Mnnganchlortir in Waaser Nr. 1

1, 11 91 19 2 Meaganchloriir in Alkohol . . . Mniwchloriir in Methylalkohol . hfmgansulfat in Waaser . . . . Wssser . . . . . . . . . . Alkohol . . . . . . . . . . Aether . . . . . . . . . . hlcthylalkohol . . . . . . . . Eisenchlorid in W-r . Nr. 1

11 1. 97 . Nr. 2 . Nr. 8

Eieenchorid 6' M~pwLobol Nr. 1 7, 7, 97 Nr. 2 7, 17 19 Nr. 8 7, 9. 17 Nr. 4 1, ,r ,t Nr. 6

1. Nr. 6

- -~ -

Spec. lewich

v -_ - 5,458(1 4,2837 - - - -

1,8644 1.119a 1,9338 1 ,m 1 ,a 1,4w)B

0,9989

0,7112 0,7915

1,5097 1,1895 1,NW 1,SM 1,446 1,4177

o,nm

1,1886 0,9688 0,8928

Temp. 1s bis 2OOC. -_ - Electromagnet. h e h verm6 p n T i n u t e n

0 G I @ - ___- 1,858 I 8,193 1,541, 6.794 0,998 I 4,401 0,967 1,864 0,410 1,803

-0,226

1 0,466 0,400 0,m 0,444 0;SM

0,311 0,855 0,254 0,224

-2,880 + 0,027

0,nal -8,611 -8,045 -4816 -1m - o , m -0,wO

- 0,991

4,409 2,055 1,786

1,951 1,581

1,373 1,124

1,301

1,119 0,989

0,118 0,975

- 12,70

- 15,92 -13,48 -13,ll - 5,868 - 1,991 - 0,888

I. 10'0

. - .. - . - - - - - - -

- 3,821 t(m)

281,s 158,6 177,7 290

- 4,878

- 8,215 - 3,484

- 3,457

330,s 87,s S0,5

414,7

839,8 186,8 9099 47,4

-

616 G. Quincke.

F u r das Verlialtniss d?s electromagnetischen Drehungs- vermogens von Scliwefelkohlenstofl' und Wssser fanden d e la R i v e ' ) 0,320; H. B e c q u e r e l 2 ) 0,308; Tab. 101 gibt dafur nahezu ebenso 0,311.

Die Zahlen der Tab. 101 stimnien auch nahezu mit den neuesten Messungen von P e r k i n 3 ) uberein. wenn man das electromagnetische Drehungsvermfigen des Wassers = 1,373' setzt, wie folgende Vergleichung zeigt.

Electromagnetisches Drchungsvermijgcn

ftir Wasser . . . . 1,373' 1.373 Perkin Quincke

,, Alkohol . . . . I.tS6 1,124 ., Aether . . . . 1,140 1.11'3 ., 3Iethylalkohol . . 1,006 O , ! M

Q 78. S p e c i f i s c h e s e l e c t r o m a g n e t i s c h e s D r e l i - u n g s v e r m o gen. - Bei den Salzlosungen desselben Snlzes von verschiedener Concentration wurde man erwarten kiinnen, dass die Moleciile des Liisungsmittels und die Molecule des Salzes auf dlis polirrisirte Liclit unablilngig voneinander wirkten. Diese Annnhnie entsprache der Erfirhrung bei der gewahnlichen Drehung der Polarisationsebene des Lichtes durch Zuckerlosungen verschiedener Concentration, und in der That ha t V e r d e t 4 ) dieselbe durch Versuche bei Zinn- chlorur, Zinkchlorid und Snlmiak bestatigt gefunden.

Nimmt man die electromagnetische Drehung proportio- nal der Menge Substanz in der Volumeneinheit.,~p, so wiirde fur eine Losung voni specifischen Gewiclit 0, die aus G, g Salz und G, g Flussigkeit in 100 g Losung besteht, das electromagnetische DrehungsvermSgen sein :

wenn Q, das specifische electromagnetische Drehungsver- mogen des Salzes, g, das der Flussigkeit bezeichnet.

Da eB aus den Beobachtungen der Tab. 101 fur Wasser,

1) d e la R i v e , Wied. Electricitlit. 3. 5 107s. p. 926. 2) H. B e c q u e r e l , Ann. de chim. et de phys. (5) 13. p. 40. 1575. 3) P e r k i n , Journ. chem. soc. 262. p. 421-580. 1384. 4) V e r d e t , Oeuvres 1. p. 1%.

G. Quitache. 617

Alkohol und Methylalkohol bekannt ist, so lilsst sich mit G1. (5) das specifische Drehungsvermbgen p1 des Salzes be- rechnen.

Ich habe diese Rechnung far die Lbsungen von Eisen- chlorid und Manganchlortir in den betreffenden Fliissigkeiten durchgefiihrt und die Resultate in Tab. 102 zusammen- gestellt. Die letzte Spalte der Tabelle gibt den Atommagne- tismus p1 des betreffenden Salzes, wie er ,far dieselben La- sungen in den verschiedenen Fliissigkeiten frtiher (Tab. 89, 0 71) gefunden wurde.

Tabe l l e 102. Bp e ci fi s c h es el e c t r o m agn e t iac h ea D r e h n n g a v e rm 6 g en.

s R 1 z 16 s I1 I I R

____ Eiaenchlorid in Waumr . Nr.1

11 17 1, . Nr.2 11 1, 1, . Nr.3

Eisenchlorid in Methylalkohol. Nr. 1 > * 1, ,, Nr. 2 , 11 91 Nr. 3

11 9 1 Nr. 4 11 ,I 11 Nr. 5 7, 1, 9 1 Nr. 6

3Ianganchloriir in Wseaer Nr. 1 ,, ,, ,, . Nr. 2

~ l m ~ n c h l o r i i r in Blhohol . . . Manganchlortir in Methylalkohol . JIangeneplfat in W w e r . . . .

Spec. Pmc. Gem. ' Salz

1,5097 1,1395 1,0364 1,524 1,425 1,4177 1,1335 0,9638 0,8928

1,4190 1,3339 1,0804 1,0860 1,4206

48,18 16,52 6,91

54,07 48,48 48,07 32,94 18,89 i i , ~ 36,97 31.93 23,15 24,75 m,74

- Drehung der F1.

41

- 12,70' + 0,118 + 0,975 -15,92 - 13,43 - 13,11 - 5,863 - 1,991 - 0,883

a,ms

1,301 1,763

1,957 1,581

Atom- Irehung! 2;- spec.

des Salzes P1 ~-

- 19,O' - 6,51I - 5,66: -20,16 -20,49 -20,32 -17,71 - 1?418 - 16,16

1 ,H)E

1,121 i ~ a e 4,274 0,571

PL. 108

7,429 7,876 7,636 7,999 -

8,113 8,206 8,156 7,910

8,114 8,388 8,174 8,452 8,602

Die Werthe von pl sind fiir dasselbe Salz durchaus nicht constant, schwanken mit der Concentration und dem Lbsungsmittel , wahrend der Atommagnetismus PT desselben Salzes bei den verschiedenen Sslelbsnngen nur geringe Ver- schiedenheiten zeigt ftlr dasselbe Salz.

618 A. Gochel.

Besonders nuffallend ist dies bei Eisenchlorid, wo das specifische Drehungsvermogen des Salzes mit der Concen- tration nbnimmt; bei der Losung in Xethylalkohol meit langsamer, als bei der Losung in Wasser. Uebrigens hat schon H. Becquere l ’ ) das electromagnetische Drehungs- vermogen wasseriger Losungen \-on Eisenchlorid untersucht, und ist dabei zu ahnlichen Resultnten gekommen.

Salze von nahezu gleichem Atommagnetismus, wie Man- ganchloriir und Eisenchlorid, zeigen, in derselben Fliissigkeit gelost, ein sehr verschiedenes specifisches electromagnetisches Drehungsvermogen, das bei dem ersten positiv, bei Gem zweiten negativ ist.

Die magnetischen Druckkrafte und das electromagneti- sche Drehungsvermogen derselben Substanz stehen demnach in keiner einfachen Beziehung zu einander.

H e i d e l h e r g , Februar 1885.

VI. Ueher die Beziehungen der Peltier’schen W&rme xurn Nutxeffect galvanisciier Elmnente;

vim A26er t Gocke l . (Hlrrrn T a t SII Fig. 5 U. 6.)

Gegen die 1847 von v. He lmho l t z? ) entwickelte und 1851 von W. T h o m s o n 3 ) weiter ausgefuhrte Theorie, wo- nach alle in einem galvanischen Elemente durch die bei ge- schlossenem Stromkreis vor sich gehenden, chemischen Pro- cesse erzeugte W k m e ihr Aequivalent in der vom Strom geleisteten Arbeit finde, welche Arbeit sich oft wieder aus- schliesslich a l s eine Erwarmung des ausseren Stromkreises darstellt, hat Hr. B r a u n 4 ) im Jahre 1878 Widerspruch erhoben; er ging dabei von der Erwagung aus, dass kein

1) H. Becquerel, Ann. de chim. et de phys. (5) l?. p. 42. 197s. 2) v. Helmholtz, Ueber die Erhaltnng der Kraft. p. 50. 1947. 3) W. Thomson, Phil. M a g . (4) ?. p. 429. IS51. 4) F. Braun, Wied. Ann. 5. p. 192. 1375.