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Solidarische Ökonomie 1 Elinor Ostrom: Die Verfassung der Allmende

Elinor Ostrom: Die Verfassung der Allmendesolioek.blogsport.de/images/Folien_26.4..pdf · Elinor Ostrom Geboren am 7. August 1933 in Los Angeles Professorin für Politikwissenschaft

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Solidarische Ökonomie 1

Elinor Ostrom: Die Verfassung der Allmende

Solidarische Ökonomie 2

Ein Spiel zum Auftakt

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Elinor Ostrom● Geboren am 7. August

1933 in Los Angeles● Professorin für

Politikwissenschaft an der Indiana University in Bloomington

● Wirtschaftsnobelpreis 2009 (als erste Frau) für ihre Forschungen zu Allmenden

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Hauptwerk● Governing the Commons:

The Evolution of Institutions for Collective Action, Camebridge 1990

● [deutsch: Die Verfassung

der Allmende: jenseits von Staat und Markt, Tübingen 1999]

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Was ist Allmende (Commons)?● Mittelhochdeutsch al(ge)meinde = Gemeinweide● Bezeichnete ein im Besitz einer

Dorfgemeinschaft befindliches Grundeigentum● Im frühen Mittelalter praktisch in jedem Dorf● Allmende als Rechtsform: Jener Teil des

Gemeindevermögens an dem alle (berechtigten) Gemeindemitglieder das Recht zur Nutzung haben. Beispiel: Wege, Wald, (Lösch)wasser

● Wissensallmende: Gemeinsames Gut in der Informationsgesellschaft. Beispiel: Open Source

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Allmendegüter

Rivalität

Ausschließbarkeit

ja nein

ja Privates Gut Klubgut

nein Allmendegut Öffentliches Gut

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„Die Tragik der Allmende“● Nach Garret Hardin (1968)● Gedankenexperiment: Frei zugängliche Weide● „Darin liegt die Tragik: Jeder Hirte ist der

Gefangene eines Systems, das ihn zwingt, seine Herde grenzenlos zu vergrößern – in einer Welt, die begrenzt ist. Verfolgt jeder seinen maximalen Eigennutz in einer Gesellschaft, die an die freie Verfügbarkeit von Allmenden glaubt, rennen alle in ihr sicheres Verderben.“

● [Problem tritt bei Wissensallmende nicht auf]

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„Die Logik des kollektiven Handelns“● Nach Mancur Olson (1965)● Gedanke: Wenn jemand von der Nutzung eines

Kollektivguts nicht ausgeschlossen werden kann, hat er einen geringen Anreiz, freiwillig zu dessen Bereitstellung beizutragen

● => Trittbrettfahrerverhalten!● Ergebnis: Suboptimale Versorgung mit

kollektiven Gütern

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Spieltheorie● (Heute) wichtige Teildisziplin der

Wirtschaftswissenschaften● Modellierung von menschlicher Interaktion als

Spiel● Ziel: Suche nach optimalen Verhaltensweisen.

Z. B. Nash-Gleichgewicht: Durch Wahl einer anderen Strategie kann sich kein_e Spieler_in besser stellen

● Methode nicht selten: Experimentelle Wirtschaftsforschung

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Das Gefangenendilemma● Nichtkooperatives Spiel, in dem alle Akteure

über vollständige Information verfügen.● Kommunikation ist unmöglich bzw. irrelevant● Jede_r Spieler_in verfügt über eine dominante

Strategie, durch die er sich stets besser stellt, gleichgültig, wie der andere Spieler sich entscheidet.

● Im Gefangenendilemma ist dies die Strategie „Defektion“ – das bestmögliche Ergebnis wird nicht erreicht!

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Beispiel: Hirten-Dilemma

Hirte 1

Hirte 2

Kooperation (also: freiwillige

Beschränkung auf die Hälfte der optimalen Zahl

von Schafen)

Defektion (also: so viele Schafe weiden lassen, wie mit Profit verkauft werden können)

Kooperation 10 / 10 -1 / 11

Defektion 11 / -1 0 / 0

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Lösungsvorschläge?

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Lösung durch den Staat als „einziger Weg“

● Staatliche Instanz soll die Weidestrategie festsetzen, welche die zentrale Behörde für angemessen hält

● Im Hirten-Beispiel: ● Jeder Hirte, der sich nicht kooperativ verhält, wird mit

einer Strafe von 2 Einheiten belegt● Ergebnis: Kooperative Strategie wird dominant

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Lösung durch den Staat als „einziger Weg“

● Mögliche Probleme:● Kosten der Schaffung und Aufrechterhaltung der

staatlichen Instanz werden nicht berücksichtigt● Die Informationen der zentralen Behörde über die

optimale Nutzung der Weide müssen korrekt sein● Die Überwachungskapazitäten müssen ausreichen● Die Sanktionen müssen zuverlässig wirken

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Lösung durch Privatisierung als „einziger Weg“

● Das Gemeineigentum soll aufgelöst und in privates Eigentum überführt werden

● Im Hirten-Beispiel:● Die Wiese wird halbiert und jeder Hirte bekommt

eine Hälfte zugeteilt● Durch den individuellen Profitanreiz wird jeder Hirte

nun die optimale Zahl an Schafen weiden lassen

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Lösung durch Privatisierung als „einziger Weg“

● Mögliche Probleme:● Futterertrag auf den einzelnen Teilweiden ist je nach

Wetter unterschiedlich → Gefahr der Überweidung● Lösung durch Markt für Futtermittel oder Versicherung wäre

möglich, aber mit hohen Kosten verbunden, die bei gemeinschaftlicher Nutzung nicht anfallen

● Eine Zuteilung von Eigentumsrechten ist bei nicht-stationären Ressourcen schwierig bis unmöglich

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Fazit: Der „einzige“ Weg?

„Falls das eine Rezept richtig ist, muß das andere falsch sein. Kontradiktorische Aussagen können nicht beide zugleich richtig sein. […] Es gibt nicht eine einzige Lösung für ein Problem, sondern es existieren, so behaupte ich, viele Lösungen [...]. Statt anzunehmen, die Individuen, die sich eine Allmende teilen, steckten zwangsläufig in einer Falle, aus der es kein Entrinnen gibt, behaupte

ich, daß sie sich von Fall zu Fall verschieden gut aus den diversen Dilemmasituationen zu befreien

vermögen.“ (Seite 18)

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Ein Beispiel