Upload
others
View
3
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Ergebnisqualität: Messungen des ANQ und Implikationen für die Psychiatrieplanung Fachveranstaltung der GDK zur Psychiatrieplanung
15. Mai 2014
Dr. Regula Ruflin, Leiterin Psychiatrie ANQ
Inhaltlicher Ablauf
• ANQ & ANQ-Messungen Psychiatrie
• Psychiatrieplanung
• Implikationen / Nutzungsmöglichkeiten der im Rahmen der ANQ-Messungen generierten Daten für die Psychiatrieplanung
• Abschliessende Überlegungen
2 ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 4
Der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung ANQ
• Zielsetzung des ANQ ist
die Implementierung eines einheitlichen Messsystems zur Dokumentation der Qualität
die Erstellung national vergleichender Auswertungen sowie deren transparente Publikation
die Ermöglichung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses für Spitäler und Kliniken
5
Der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung ANQ
• Die Vereinsmitglieder sind die Leistungserbringer, vertreten durch H+, die Kostenträger vertreten durch santésuisse und MTK, sowie alle Kantone.
• Die Gremien des ANQ sind paritätisch zusammengesetzt, die Messungen stellen denn auch ein Konsensprodukt dar
• Das BAG ist im Beobachterstatus vertreten
• Die Finanzierung
- der Vereinsstrukturen tragen die Vereinsmitglieder
- der Messungen erfolgt separat über den Qualitätsvertrag
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 6
Vorgaben zur Umsetzung der Messungen
• Vorgaben des Nationalen Qualitätsvertrag:
o Grundsatz: Spitäler/Kliniken setzen alle Messungen des entsprechenden Bereichs um
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 7
ANQ Messplan Psychiatrie
• Messungen stationäre Psychiatrie (1) Erwachsene inkl. Forensik und (2) Kinder/Jugendliche
o Symptombelastung:
Ein-Austrittsmessung
Vollerhebung: alle Patientinnen und Patienten
Selbstsicht Patient/innen und Sicht Behandelnde
o Freiheitsbeschränkende Massnahmen Isolation, Fixierung, Zwangsmedikation per os und per Injektion
o Basisdaten: BFS + Psychiatrie Zusatzdaten
o Patientenzufriedenheit (momentan ohne Messinstrument-Vorgabe)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 8
Umsetzungsstand ANQ-Messungen Psychiatrie
• Der Messplan Psychiatrie ist seit dem 1. Juli 2012 in Kraft
• 66 Kliniken der Erwachsenenpsychiatrie
• 21 Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie, seit 1.7.13
• Im September 2013 erfolgte die erste pseudonymisierte Veröffentlichung der Ergebnisse Erwachsene 2012 (ohne EFM)
• Im September 2014 wird die zweite pseudonymisierte Publikation EP und die erste für die KJP erfolgen
• Die erste transparente Publikation Erwachsene ist für das Jahr 2015 mit den Daten Erwachsene 2014 geplant (für die KJP ein Jahr später)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 10
Psychiatrische Versorgung: Planung
Eine im 2012 durchgeführte Analyse der kantonalen Planungsinstrumente Psychiatrie zeigt drei Arten:
1. Spitalplanung: beschränkt sich selbstredend auf die stationäre Versorgungsplanung.
2. Psychiatrie(versorgungs-)konzepte beziehen alle Bereiche der aufsuchenden, ambulanten, teilstationären, stationären Versorgung mit ein, klammern in der Regel aber die Prävention aus.
3. Programme für Psychische Gesundheit verfügen über einen noch weiteren Fokus, indem sie auch die Gesundheits-förderung und Prävention in ihre Überlegungen mit einbeziehen, enthalten aber weniger spezifische Angaben zur Versorgungsplanung. (Vgl. Guggenbühl/ Ettlin/ Ruflin 2012)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 11
Psychiatrieplanung: Wichtige Themen
Die in den 2012 untersuchten kantonalen Psychiatriekonzepten erwähnten Versorgungsgrundsätze und -ziele sind:
• gemeindenahe und patientenorientierte Psychiatrie
• durchlässiges Angebot, teilweise auch Präferenz für ambulante Angebote anstelle einer stationären Behandlung
• pluridisziplinäre Zusammenarbeit unter den verschiedenen Akteuren (inkl. Berücksichtigung Fachkräftemangel)
• Prävention und Früherkennung
• Wirtschaftlichkeit der Psychiatrie.
(Vgl. Guggenbühl/ Ettlin/ Ruflin 2012)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 12
Psychiatrieplanung: Wichtige Themen
Aktuelle Entwicklungen der kantonalen Versorgungsplanungen nehmen überdies die folgenden Versorgungsthemen auf:
• Durchlässiges Angebot als Integrierte Versorgung mit Klärung ganzheitlicher Patientenpfade, in fachlicher, organisationaler und in finanzieller Hinsicht (inkl. Triage, Case Management)
• Kooperation und Vernetzung von Versorgungsakteuren inkl. Selbsthilfe und Angehörigenarbeit
• Notfallversorgung
• Konsiliar- und liaisondienstliche Angebote, v.a. in Zusammenarbeit mit Betreuungsangeboten im Alters- und Kinder-/ Jugendbereich
• Monitoring. (Vgl. bspw. BE, SZ-UR-ZG )
Was liegt mit den ANQ-Messungen vor?
Schriftliche nationale Vergleichsberichte (pseudonymisiert)
Transparente elektronische Vergleiche
Schriftliche, klinikspezifische Bericht (zuhanden der Klinik)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 18
ANQ Messungen Psychiatrie
• Ab Datenerhebung 2014 separate Auswertungen für die Forensik (altersunabhängig)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 20
• Nutzung Informationen zur Datenqualität Einschätzung über Aussagekraft der vorliegenden
statistischen Informationen
• Implikationen Es erfolgt ein regelmässiges Monitoring der
Datenqualität mit entsprechender Rückmeldung durch Auswertungsinstitut an die Kliniken
Die Datenqualität hat sich in der EP über 1.5 Messjahre erheblich verbessert
Der ANQ kontaktiert Kliniken mit erheblichem Verbesserungsbedarf
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten I
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 21
• Nutzung Stichprobenbeschreibung (auch kantonsbezogene Auswertungen möglich) Informationen über statische
Basisinformationen, welche auch für die Psychiatrieplanungen dienlich sind, bspw. Alter, Diagnoseverteilung, Anzahl FU, Verweildauer, Erwerbstätigkeit
In Bezug Setzung dieser statischen Informationen zu allgemeinen Bevölkerungsentwicklungszahlen, bspw. Altersentwicklung und Prognosen bzgl. Alter
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten II
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 22
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten III
• HoNOS / BSCL resp. HoNOSCA / HoNOSCA-SR geben Auskunft über Veränderung in der Symptombelastung Wirkungsnachweis der stationären Behandlung aus Behandlersicht
Wirkungsnachweis der stationären Behandlung aus Patientensicht Vergleich der beiden Sichtweisen, Diskussion von allfälligen Differenzen resp. Feststellen ähnlicher Sichtweisen und Einschätzungen Stärkung der Patientenorientierung durch Gleichgewichtung der Patienteneinschätzung
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 23
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten IV
• EFM resp. EFM-KJP geben Auskunft über den Einsatz von freiheitsbeschränkenden Massnahmen: Behand-lungsbezogen wie gesellschaftlich sensibles Thema: Herstellung von Transparenz in der Öffentlichkeit
Basis für einen fachlichen und politischen evidenzbasierten und differenzierten Diskurs über die verschiedenen Aspekte der Psychiatrie
Nutzung der Erfahrungen für den Umgang mit freiheitsbe-schränkenden Massnahmen in Somatik und stationärer (Langzeit-) Betreuung (wichtige Schnittstellenbereiche zur Psychiatrie wie Altersheime, Wohn- und Tagesstrukturangebote für Menschen mit Behinderung, Kinder- und Jugendeinrichtungen)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 24
HoNOS Skala Aufteilung gemäss CHUV (2012)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 25
• HoNOS liefert Behandlungsinformationen, welche pluridisziplinär / interprofessionell nutzbar sind – in der Behandlung, aber auch übergreifend für die Planung
• HoNOS ist als Skala v.a. auch im ambulanten Bereich einsetzbar – würde somit auch ermöglichen zu eruieren, wo welche Patient/innen mit welcher Symptombelastung behandelt werden
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten V
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 26
• Psychiatrieplanung heisst konzipieren, aber auch umsetzen und überprüfen (Monitoring, Evaluation): hier unterstützt ANQ mit Prozessen und Q-Regelkreis
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten VI
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 27
• Ein wichtiges Ziel einer Integrierten Versorgung ist die Stärkung von Netzwerken – die Messungen des ANQ könnten hierzu allenfalls unterstützend wirkend, da auch hier vermehrt miteinander gesprochen wird und so eine gemeinsame Plattform belebt werden kann
Implikationen und Nutzungsmöglichkeiten VII
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 29
Grenzen und Stolpersteine I
• ANQ-Messdaten sind ausschliesslich Daten aus der stationären Psychiatrie und dienen somit nur beschränkt dem Prinzip einer integrierten Versorgung
• ANQ-Messdaten Psychiatrie erfassen auch im stationären Gesundheitsbereich die zunehmenden konsiliar- und liaison-dienstlichen psychiatrischen Leistungen nicht
• Patientenorientierung bedingt eine Beteiligung der Patient/innen an den Messungen – wenn man die auswertbaren Datensätze betrachtet, ist diese in der Erwachsenenpsychiatrie aktuell um ca. 30% - inwiefern sind diese Sichtweisen repräsentativ? (v.a. auch hinsichtlich sogenannten «heavy usern»)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 30
Grenzen und Stolpersteine II
• Das Messinstrument HoNOS wird auch im Rahmen des Pilotprojekts zur Tarifstruktur «TARPSY» verwendet, der ANQ erhält adverse Rückmeldungen hinsichtlich der Nutzung dieses Messinstruments, welches allenfalls nicht nur qualitätsorientiert, sondern auch finanzstrategisch ausgefüllt wird – falls HoNOS nicht wie vorgesehen genutzt würde, inwiefern wären dann die Resultate aussagekräftig hinsichtlich der festgestellten Wirkung?
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 31
Grenzen und Stolpersteine III
• Mit den Messungen der freiheitsbeschränkenden Massnahmen wird ein gesellschaftlich sensibles Thema in den Fokus gerückt – wenn die Diskussion nicht sorgfältig und differenziert geführt wird,* entsteht eine Verzerrung zugunsten von:
• Kliniken, welche im Versorgungssystem bei entsprechender Fremd- und Selbstgefährdung Patient/innen an eine andere Klinik überweisen
• Kliniken, welche die freiheitsbeschränkenden Massnahmen nicht korrekt erfassen
* Negativbeispiel: viele freiheitsbeschränkende Massnahmen = schlechte Qualität, wenige freiheitsbeschränkende Massnahmen = gute Qualität
33
• ANQ-Daten sind dann gut nutzbar, wenn sie auch sorgefältig gehandhabt werden (von allen Akteuren)
Umgang mit Daten ist zu regeln (Datenreglement ANQ)
Auswertung und Publikation sowie Nutzung ist zu regeln (Auswertungs- und Publikationskonzepte; innerhalb der Kantone allenfalls zusätzlich über Leistungsverträge)
Ambulante Daten sind wichtig, allenfalls eine Aufgabe des BAG Instituts für Qualität?
Mitbeachtung von Schnittstellen – gesamtheitliche Sicht auch in der Generierung von psychiatriepla-nungsrelevanten Daten
Überlegung I
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 34
Überlegungen II
• Patientenzufriedenheit ist als nationale Messung für die Psychiatrie geplant: Ergebnisse können für die Psychiatrieplanung ebenfalls zur Stärkung der Patientensicht genutzt werden
• ANQ-Messungen sollen auch Diskussion über die Kliniken hinaus durch den Vergleich ermöglichen – dies führt zu Anregungen und Diskussionen zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden, nicht nur hinsichtlich klinikinterner Themen, sondern auch des Versorgungssettings, in welchem diese Kliniken agieren – ein solcher Diskurs kann auch für die Psychiatrieplanung in den Kantonen genutzt werden (Benchmarking-Gruppen)
ANQ | GDK-Fachveranstaltung Psychiatrieplanung, 15. Mai 2014 35
Aktuelle Informationen erhalten Sie
• Webseite des ANQ: www.anq.ch
• Newsletter (alle 2 Monate, abonnieren über die Webseite des ANQ)
• Geschäftsstelle des ANQ
- Dr. Petra Busch, Geschäftsleitung [email protected]