Eristischer Dualismus

7/31/2019 Eristischer Dualismus

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Ex mutatione veritasEx mutatione veritas

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Papst Pius XXIII

Eristischer DualismusEine Einfhrung in den Discordianismus fr Fortgeschrittene


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Vorwort

'Der Widerspruch ist eine Kategorie des menschlichen Geistesund nicht an und fr sich ein Element der Wirklichkeit.'

- Erich Fromm -

Discordianismus ist die Welt.

Was fr die Sprache gilt, muss auch fr das Lachen gelten.

So verwundert es nicht, dass dies endlich einmal von jemandem ausgesprochen wird.

Das Tao, das nicht genannt werden kann, kann folgerichtig auch nicht gelacht werden.

Mutatio fideles elegit.

Der Discordianer sollte darber meditieren.

Papst Obvious [Hermetic Order of the Golden Apple]


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Einleitung

Als im Jahre 1958 die Propheten Kerry Thornley und Gregory Hill ihre eristische Doppel-erleuchtung erlebten, offenbarte ihnen die Gttin die zwei Grundstze des Discordianismus:

'Der Discordianismus ist ein komplizierter Witz,getarnt als Religion.

Der Discordianismus ist eine Religion

getarnt als komplizierter Witz.'

In wie weit die Propheten diesen Dualismus verstanden kann aus heutiger Sicht, 60 Jahre nachdiesem Ereignis, nicht mehr festgestellt werden. Die Geschichte des Discordianismus zeigt jedochganz klar, dass seine Anhnger sich zum berwiegenden Teil nicht darber bewusst sind, wie dieserDualismus zu verstehen ist. Es Scheint als sei dieses Nicht-Verstehen die Ursache fr die fehlendeVerbreitung und Weiterentwicklung des Discordianismus. Damit wir diesen Dualismus verstehen

knnen, mssen wir uns zuerst darber bewusst werden, was der Inhalt dieser Aussagen ist. Ichwerde im Folgenden versuchen, diese Aussagen zu entwirren, um im Anschluss daran denDiscordianismus seit seiner Entstehung zu betrachten und Mglichkeiten fr die Zukunftaufzuzeigen.

Der Discordianismus als Witz

Seit den frhen Tagen des Discordianismus ist der Komplizierte Witz ein wesentlicher Bestandteildiscordianischer Theorie und Praxis, wenn nicht sogar ihr Kernpunkt. DieserKomplizierte Witz istes, der die grte Anziehung auf die 'Neulinge' im Discordianismus ausbt. Die intellektuelle Tiefedieses Witzes ist vor allem jenen Menschen zugnglich, welche mit kritischen Verstand jedeAutoritt analysieren. Diese Menschen erkennen oft schnell die Nutzlosigkeit jeder Autoritt,welche die Probleme zu beseitigen vorgibt, die sie selbst geschaffen hat. Dieser Erkenntnis wohntein Witz inne, welcher den Discordianer fundamental prgt und von anderen Anarchisten deutlichunterscheidet. Wem dieser Witz entgeht, leidet oft durch die Sinnlosigkeit menschlichen Handels.Der Discordianer nimmt aber diese Sinnlosigkeit als Motor fr seinen Humor und seineschpferischen Aktivitten. Befreit von dem 'Sinn der Massen' kann er sich seinen eigenen Sinnschaffen und diesen, mittels des Komplizierten Witzes, sowohl den anderen Menschen mitteilen, alsauch diesen Sinn wiederum zerschlagen, um eine noch tiefere Einsicht in das Leben und Denkender Menschen zu gewinnen.

Dass dieser Witz im Westen die uere Form einer Religion annehmen will, ist nur verstndlich, istdoch die christliche religise Institution Kirche oftmals die erste Autoritt, welche ein Mensch, indiesen Lndern, bewusst hinterfragt und fr lcherlich befindet. So ist die Tarnung desKomplizierten Witzes als Religion die Weiterfhrung der ersten Rebellion und damit die Vertiefungder frhesten eristischen Erkenntnis.

Der Discordianismus als Religion

Betrachten wir den Discordianismus von der theologischen Gedankenwelt aus, so stellt man schnellfest, dass durch das Fehlen von festen Glaubensregeln, heiligen Texten oder dem klassischenMeister-Schler-Verhltnis der Discordianismus keine Religion im klassischen Sinne sein kann. Das

ist aber nur in soweit richtig, wie wir den Discordianismus in institutioneller Weise als Religionverstehen, denn all diese Merkmale deuten auf eine Autoritt, doch muss Religion nicht zwingendAutoritt sein. In ihrer Hauptaufgabe soll Religion das sinn-stiftende Moment im Leben eines


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Menschen sein. Dies ist es, was der Discordianismus mit anderen Religionen gemeinsam hat. Sodient der Komplizierte Witz vor allem der Sinn-suche. In seiner hchsten Form stellt er die Essenzeristischer Weisheit dar. Im Anfangsstadium des Discordianers ist er aber vor allem Praxis, die demSuchenden helfen soll, sich von den inneren und ueren Autoritten zu befreien. Der Versuch, sichder Lcherlichkeit jedweder Autoritt vor Augen zu fhren, schafft im benden die Bereitschaft,sich die Frage zu erschlieen: Wer ist der Eine, vertrauenswrdiger als alle Buddhas und Weisen?

Um dieses Problem zu lsen bedarf es das vllige Fehlen von Bindungen an Autoritten. Hierfinden wir den Unterschied zu den meisten anderen Religionen. Indem der Discordianismus alleAutoritt verneint, schafft er die Mglichkeit und Notwendigkeit sich mit einer Vielzahl vonreligisen und philosophischen Systemen e r n s t h a f t auseinander zu setzen, ohne einem vonihnen einen vlligen Wahrheitsanspruch zu zuschreiben. Es ist eher die Synthese all jener Theorienund Praktiken, welche den Discordianer auf seinem spirituellen Wege voranschreiten lsst. DieEntwicklung eines Multi-Ego schafft in ihm die Fhigkeit, die, gem der Situation zutreffende,momentane Wahrheit zu erkennen. In diesem Streben nach intuitiver Weisheit und geistigerBefreiung hnelt er vielen asiatischen Religionen, doch ist seine synergetische Praxis einzigartig.

Der Alte und der Neue Bund

Der Alte Bund

Stimmen wir den oberen Aussagen zu, so zeigt sich in der discordianischen Vergangenheit doch eindeutliches Ungleichgewicht zu Gunsten desDiscordianismus als komplizierter Witz. Ich nenne diesden Discordianismus des alten Bundes. Zwar wirkt es so, als dass die bekanntesten Vertreter, wieRobert Anton Wilson, diesen Dualismus verstanden und den religisen Aspekt gleichberechtigtbehandelt zu haben, doch scheint es in der Mehrheit der Discordianer kein Verstndnis dafr zugeben. Ihre Praxis bleibt oft beim Witz stecken, wodurch zum einen der Witz als solcher an Tiefeverliert, zum Anderen der bende an tieferen Erkenntnissen gehindert wird. Die Zahl der religis-discordianischen Schriften ist verschwindet gering. Auch in der Praxis, der Operation Mindfuck,sorgt dieses Ungleichgewicht fr den Misserfolg. Versucht man die OM nur als Witz auf dieAnderen zu richten, so bewirkt sie nichts weiter als Missverstehen. Richtet man sie dagegen zuerstauf den eigenen Geist, so entsteht eine Ebene auf der wir auch bei den Anderen neue Erkenntnisseschaffen knnen.Der Discordianismus des alten Bundes, wie er fast ausschlielich seit Entstehung desDiscordianismus vorherrscht, kann seine Ziele weder beim Einzelnen, noch bei der Gruppe oder gargesamt-gesellschaftlich erreichen. Sein Scheitern wird in der mangelnden Verbreitung des

Discordianismus genauso deutlich, wie in der flachen, fast nicht vorhanden, Praxis seiner Anhnger.

Der Neue Bund

Die Anhnger desDiscordianismus des Neuen Bundes fordern eine radikale Reform eristischerNicht-Gemeinden. Will der Discordianismus in Zukunft sowohl seinen Anhngern als auch denanderen Menschen nutzbringend sein, so muss die religise Praxis des Discordianismus strker alsbisher Beachtung finden. In einer solchen eristischen Lebensweise muss Raum fr die spirituellePraxis und das Studium der Religionen und Philosophien sein. Nur wenn der Discordianismusdiese Wandlung schafft, kann er langfristig seine Anhnger binden und ihnen eine Hilfe sein.Schaften wir diese Wandlung nicht, so wird der Discordianismus immer Freizeitspa fr 16 bis 35

jhrige Intellektuelle bleiben und durch seine Nichtigkeit bald von einem anderen Spa berschattetwerden.

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