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Klimawandel......................................... 2 ALLIGATOR-Intro.................................... 2 Erhaltung von Wildobstarten.....................4 Interview mit Andreas Wegener................. 7 Moderner Strohballenbau......................... 9 Naturschutz und Religionen.................... 10 Flussaktionen....................................... 12 Mitgliederversammlung 2015.................. 13 Buch-Tipp........................................... 14 Dies & Das........................................... 15 Adressen.............................................. 16 04/ 15 • 26. Jahrgang 05/ 15 Rundbrief der GRÜNEN LIGA e.V. Erst der Klimawandel, dann die Moral?

Erst der Klimawandel, dann die Moral? - grueneliga.de · 2 Titel Die Konzentration von Kohlenstoffdi oxid in der Atmosphäre hat in den letzten zweihundert Jahren um ein Vielfaches

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Klimawandel......................................... 2

ALLIGATOR­Intro.................................... 2

Erhaltung von Wildobstarten.....................4

Interview mit Andreas Wegener................. 7

Moderner Strohballenbau......................... 9

Naturschutz und Religionen.................... 10

Flussaktionen....................................... 12

Mitgliederversammlung 2015.................. 13

Buch­Tipp........................................... 14

Dies & Das........................................... 15

Adressen..............................................16

04/ 15 • 26. Jahrgang

05/ 15

RR uu nn dd bb rr ii ee ff dd ee rr GG RR ÜÜ NN EE NN LL II GG AA ee .. VV ..

Erst derKlimawandel,dann dieMoral?

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Titel

Die Konzentration von Kohlenstoffdi­oxid in der Atmosphäre hat in denletzten zweihundert Jahren um einVielfaches zugenommen. Keine Eis­kernbohrung konnte bisher eine hö­here Konzentration feststellen, diesich in der normalen, von der Sonneverursachten Klimaschwankung dar­stellen würde. Die Meere nehmen dasGas ebenfalls auf und versauern da­durch zunehmend. Riesige Eisschelfebrechen in der Antarktis ab. Im Nord­meer werden von Schiffen immer wie­der und häufiger ertrunkene Eisbärengefunden, Tiere, die locker duzendeKilometer schwimmen können. Siefinden einfach kein tragendes Eismehr. Deswegen müssen sich diegrößten Landraubtiere der Erde fastganzjährig auf der Inselgruppe Spitz­bergen, im Norden Kanadas und Russ­lands sowie auf den weiteren Inselndes Polarmeeres aufhalten. Dort wer­den sie aber für die Fauna und dieMenschen zur zunehmenden Gefahr.In der russischen und kanadischen

Tundra findet man das Phä­nomen der „betrunkenenBäume“ immer häufiger. Auf­grund des Auftauens des Per­mafrostbodens geraten diePflanzen in Schieflage, weilihre Wurzeln und Standfes­tigkeit nicht mit der neuenInstabilität des Bodens um­gehen können. Die Bäumewachsen dann in Kurven undsind besonders bei Stürmenanfällig, die in den betroffe­nen Regionen nicht sonderlichselten auftreten. Auf dem größtenGletscher der Welt – Grönland – bil­den sich auch im Winter großeSchmelzwasserseen, die oft in Flüsseübergehen, die dann wiederum Müh­len ausbilden, die das Wasser unterden Gletscher befördern und ihn so­mit auch von unten heraus aushöh­len, brüchig machen und seinRutschen beschleunigen. Es sindatemberaubende Anblicke, voll vonSchönheit und Anmut, und dennochsind sie ein Anzeichen dafür, dass et­was nicht stimmt. In den Anden, denAlpen und im Himalaya sind in denletzten hundert Jahren unzähligeGletscher komplett verschwunden.Gletscher bilden die größten Süßwas­serreserven und sind die einzige Was­serquelle für Millionen Menschen.Zudem reflektiert Schnee und Eismehr Sonnenstrahlung zurück ins Allals dies Gesteinswüsten tun. DieHalboffenlandschaften Chinas undAfrikas, die Heimat von unzähligenTier­ und Pflanzenarten, die nur inrelativ feuchten Savannen überleben

können, sind von einer schnell vor­anschreitenden Versteppung undletztlich von Verwüstung betroffen.Die Intensität und Häufigkeit vonverheerenden Stürmen nimmt durchdie erwärmten Ozeane zu. Ihre Zer­störungskraft ist immens, was uns dieÜberschwemmung New Orleans vorAugen geführt hat. Und wohin sindin den letzten Jahrzehnten dieSchmetterlinge verschwunden?

Die Atmosphäre der Erde ist die Ur­sache (fast) allen Lebens. Nicht nurist sie die Luft zum Atmen, sie istauch das Glashaus, das die einfallen­de Sonnenstrahlung nicht komplettwieder in das All entweichen lässt,weswegen wir weltweit eine ange­nehme Mitteltemperatur von 15 bis18 Grad haben. Hätten wir die Atmo­sphäre nicht, so würden wir bei ­15bis ­20 Grad Mitteltemperatur untereiner weißen Schneekugel liegen. DieSonnenstrahlung besteht aus vielenunterschiedlichen Wellenlängen desLichts, die durch die enormen Kräftebei der Kernfusion von Wasserstoff zu

ALLIGATOR­IntroImpressum

HerausgeberGRÜNE LIGA e.V.

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[email protected].: Dr. Torsten Ehrke

RedaktionMichael Krieger

LayoutNora Schiemann

Fotosnamentlich gekennzeichnet,

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Mitgliedsbeitrag enthalten.Auflage1.100

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(Kennwort: ALLIGATOR)Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssennicht die Meinung der Redaktion wiedergeben.Nachdruck und Weiterverbreitung der Texte nur

mit vorheriger Genehmigung der Redaktion.

Liebe Grünligistinnen und Grünligisten, liebe Leserinnen undLeser,

nachdem wir unseren 25. Jahrestag gefeiert und die diesjäh­rige Mitgliederversammlung hinter uns gebracht haben, stehtnun wieder der Alltag vor der Haustür für das nächste Vier­tel­Jahrhundert – und die Herausforderungen dafür sind nichtgerade klein. Die Energiewende muss in Deutschland gelin­gen, der europäische Binnenmarkt muss stärker zusammen­wachsen, das Weltklima wird wieder mehr in den Fokuskommen, die Umsetzung der Ziele im Naturschutz wird zu­nehmend komplexer und vielschichtiger. Lokal handeln –global Denken, das Motto wird auch in der GRÜNEN LIGAwieder weiter in den Mittelpunkt treten. Auch im Alligatorwollen wir uns diesen Herausforderungen annehmen und mitunserem Leitartikel ein paar Gedanken zum Klimawandel ge­ben.

// Michael Krieger, Red. Alligator

Titelfoto:Gletscherwelt amGörnergrat

Bildautor:Christian Rummel/ pixelio.de

Foto rechts oben:Gletscherwasservom Piz Sardona

Bildautor:berggeist007 /pixelio.de

Foto links unten:Eisbär

Bildautor:Christian Rath /pixelio.de

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Klimawandel

Foto unten links:

Am 6. März 2015demonstriertevor dem deut­schen Bundestagein internationa­les Bündnis ge­gen dieschleichende Ab­schaffung desNachtzugverkeh­res. Die GRÜNELIGA unterstütztdas BündnisBahn für Alle indem Vorhabendie Nachtzüge zuretten, damitdiese klimaf­reundliche Rei­semöglichkeiterhalten bleibt.

(c) Joachim Hol­stein

Helium und noch schwereren Elemen­ten im Inneren unseres Zentralge­stirns ausgesendet werden. Die nichtsichtbare, aber fühlbare Infrarot­strahlung bildet das Kernelement un­seres globalen Klimas. Einerseits wirdein Teil von ihr bereits vor Auftreffenauf dem Boden von der schützendenAtmosphäre wieder in das All zurück­geworfen. Würde dieser Teil nicht ge­filtert werden, würde jeder von unsbinnen weniger Minuten in der Sonneverbrennen. Der übrige Teil, der nichtbereits durch Klimagase wieder insAll reflektiert wird, landet auf demBoden. Dort wird ein weiterer großerTeil absorbiert. Von dunklen Flächenbesser als von hellen. Von Vegetationwird mehr Infrarotstrahlung aufge­nommen, als von öden Landschaften,der verbliebene Rest wird vom Bodenreflektiert und zurück in die Atmo­sphäre geworfen. Dort verfängt sichdie Strahlung erneut an den Klimaga­sen und wird wieder zum Boden ge­schickt. Diesen physikalischen Vor­gang nennt man den Glashauseffekt.Er ist unabdingbar, da nur so eineglobale Mitteltemperatur erreichtwerden kann, die Wasser flüssig hält,aber noch nicht gasförmig werdenlässt. Oder anders gesagt, je mehrKlimapartikel in der Luft sind – Koh­lendioxid, Methan, Wasserdampf, Ae­rosole und so weiter –, desto mehrwird der Planet aufgeheizt. MancheKlimagase, vor allem Wasserdampf,werden durch eine höhere mittlereTemperatur zusätzlich begünstigt,weswegen das System sich selbst be­feuern kann.

Die beobachtbaren Folgen dieses Kli­masystems und die physikalischenVorgänge und Gesetze lassen keinenanderen Schluss zu, als dass sich der

Planet seit geraumer Zeit aufheizt.Schuld dafür ist keine erhöhte Son­nenaktivität, wie es zum Beispiel dieUrsache für kleinere Eiszeiten ist.Auch ist die vulkanische Aktivitätnicht sonderlich erhöht. Auch diesernatürliche Faktor kann leicht ausge­schlossen werden. Dennoch steigt dieKonzentration an Klimapartikeln inder Atmosphäre an. Es leben inzwi­schen mehr als sieben MilliardenMenschen auf diesem Planeten. Ei­gentlich ziemlich primitiv für eine sohoch entwickelte Rasse wie den Men­schen, dass er seit 20.000 Jahrennoch auf kaum eine andere Idee ge­kommen ist, als etwas zu verbrennen,um daraus Energie zu gewinnen. Mil­lionen Tonnen Kohlendioxid werdendurch den Verkehr, die Energiepro­duktion und das menschliche Lebenin die Atmosphäre gepumpt. Gewon­nen aus der Verbrennung von Erdöl,Erdgas und Kohle. Hinzu kommen Me­than aus der Fleischproduktion, Aero­sole aus der Chemieproduktion undWasserdampf als natürlicher Faktor,der zunehmend verstärkt wird. Eslässt sich nur ein Schluss zu: DerMensch ist (mit) Schuld an der na­henden Klimakatastrophe.

Für wen eigentlich eine Katastrophe?Für die Tier­ und Pflanzenwelt, für dieMeere, für die Gletscher? Nein, dasLeben auf der Erde kann sich an eingeändertes Klima anpassen. Artenwerden deswegen aussterben, anderewieder entstehen. Kann sich derMensch anpassen? Vermutlich nicht.Er ist zu spezialisiert an die jetzigenBedingungen. Der Mensch wird wohlzu den Arten gehören, die der Klima­veränderung zum Opfer fallen wird. Esist deswegen in keiner Weise altruis­tisch, das Klima zu schützen, sondern

in größter Weise egoistisch. Zwarnicht für den einzelnen, aber für diezukünftigen Generationen. Bevor derletzte Baum gefällt wurde, entwi­ckelte Carl von Carlowitz den Ansatzder Nachhaltigkeit, dass man nur soviel nutzen kann, wie in der gleichenZeit wieder nachzuwachsen vermag.Diesen Ansatz sollten wir für das Kli­ma übernehmen. Wir können der At­mosphäre nur so viel Klimapartikelzumuten, wie in der gleichen Zeitauch wieder abgebaut werden. Koh­lendioxid verbleibt 120 Jahre in derAtmosphäre, Methan 9 bis 15 Jahre,manche Aerosole zirka 40 Jahre. Esgibt also einen realistischen Zeitho­rizont.

Das Ziel, die Atmosphäre wieder inein menschenfreundliches Klima zuversetzen, werden wir aber nur errei­chen können, wenn wir unsere Ener­giegewinnung radikal verändern. Wirmüssen weg davon, Ressourcen zuverbrennen um Energie zu gewinnen.Die Technologien dafür stehen unsauch heute schon zur Verfügung:Wind, Wasser, Sonne. Sie werden im­mer besser, immer effizienter. Siemüssen so eingesetzt werden, dasssie die konventionelle Energiegewin­nung, die auf dem Prinzip der Ver­brennung beruht, in spätestensdreißig Jahren vollständig ersetzthat. Dreißig Jahre noch, das klingtrecht kurz, doch sind das auch drei­ßig Jahre in denen wir immer nochmehr in die Atmosphäre pusten, alsin dieser Zeit dort abgebaut wird.Nach den dreißig Jahren beginntdann das Hoffen auf eine Zeit in derwir unseren Planten wirklich für dienächsten Generationen so hinterlas­sen, wie wir ihn selbst vorgefundenhaben.

// Michael KriegerRedaktion Alligator

Foto oben rechts:

Schöpfrad: Ener­giegewinnungdurch Wasserkraft

Bildautor: MartinBerk / pixelio.de

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Wildobst im Fokus der Forschung

Erhaltung von Wildobstarten

Frank Lochschmidt, Anke Proft, Dr. Stefanie Reim

Viele Menschen denken bei Wildobstmöglicherweise an knorrige Streu­obstbestände, alte Apfelsorten viel­leicht, Vogelkirsche oder Vogelbeere.Aber wer hat schon eine Vorstellungvon der Vielfalt heimischer Wil­dobstarten in unserer freien Natur?Von der Artenfülle, ihrer Bedeutungfür die Tierwelt oder deren Bereiche­rung des Landschaftsbildes?

Seit reichlich zehn Jahren beschäf­tigt sich die GRÜNE LIGA Osterzge­birge mehr oder weniger intensiv mitdem Thema Wildobst. Angefangenhat es mit der Kartierung von auto­chthonen (Wildobst)­Gehölzen imGebiet um den Geisingberg bei Al­tenberg. Im Zeitraum 2007 – 2011erfolgte die Umsetzung des Projektes„Erhaltung von Malus sylvestris[Wildapfel] unter in­situ­Bedingun­gen im Osterzgebirge“, gemeinsammit dem Julius­Kühn­Institut, Dres­den­Pillnitz sowie dem StaatsbetriebSachsenforst. Das Osterzgebirge,auch Holzäppelgebirge genannt, istmit über 600 Altbäumen der Vorkom­mensschwerpunkt dieser Art in Sach­sen. Ideal geeignet also, um einenachhaltige Erhaltungsstrategie für

den Wildapfel zu entwickeln. Dabeiwurden auch zwei Erhaltungsplanta­gen mit etwa 1700 Individuen ange­legt, reichlich 150 Sämlinge imProjektgebiet ausgepflanzt und be­sonders erhaltungswürdige Altbäumevon konkurrierenden Gehölzen frei­gestellt. 2012 dann konnte mit demdurch die Bundesanstalt für Ernäh­rung und Landwirtschaft (BLE) geför­derten Modell­ und Demonstrations­vorhaben „Erhaltung der innerartli­chen Vielfalt gebietsheimischer Wil­dobstarten in Sachsen“, kurzWildobstprojekt, begonnen werden.Partner in diesem Projekt ist derStaatsbetrieb Sachsenforst.

Warum Wildobst, warum gebiets­heimisch?

Als Wildobst werden Baum­ undStraucharten bezeichnet, die vomMenschen züchterisch nicht oderkaum bearbeitet wurden, derenFrüchte man aber sammeln und nut­zen kann. Während Wildobst für dieErnährung des Menschen durch dieEntwicklung wesentlich ertragsrei­cherer Kultursorten weitgehend be­deutungslos geworden ist, bildet esfür eine Vielzahl unserer Vogel­, Säu­getier­ und Insektenarten eine we­sentliche Ernährungsgrundlage. Wild­obst stellt Unterschlupf, Lebens­ undBrutstätten bereit, bereichert unsereLandschaft durch ausgeprägte Blüteund intensive Herbstfärbung unddürfte auch zukünftig für die moder­ne Züchtungsforschung durch ver­schiedene Resistenzen (zum BeispielMehltau bei Wildapfel) eine wichtigeRolle einnehmen. Leider sind durchvergangene Flurbereinigungen vielewildobstreiche Hecken und Feldge­hölze verschwunden, wurden durchgeänderte Bewirtschaftungssystemeim Forst viele lichtbedürftige Wil­dobstbäume ausgedunkelt oder durchKahlschlag­ und Reinbestandswirt­schaft komplett verdrängt. HoheWildbestände knabbern jegliche auf­laufende Naturverjüngung weg, wes­

halb die vorhandenen Bestände meistüberaltert sind. Grund genug also,sich diesen Arten intensiver zu wid­men, verbliebene Standorte zu erhal­ten und neue Bestände in der freienLandschaft zu etablieren!

Als gebietsheimisch werden einhei­mische Pflanzen oder Populationenbezeichnet, die sich in einem be­stimmten Gebiet über mehrere Gene­rationen hinweg selbständig ver­mehrt und etabliert haben und sichdamit an die spezifischen, regionalenKlima­ und Standortverhältnisse an­passen konnten. Solche Beständeweisen meist eine hohe genetischeDiversität auf, ideale Voraussetzun­gen also, um sich auch zukünftig anStandortveränderungen anpassen zukönnen. Baumschulware gebietshei­mischer Herkünfte zeigt meist höhereAnwuchsraten und besseres Wachs­tum als konventionelle Pflanzwarefremder Herkünfte. Bei der Ausbrin­gung gebietsheimischer Herkünftewird die Vermischung beziehungs­weise Nivellierung des regionalenGenpools verhindert. Die Anpas­sungsfähigkeit der Bestände bleibt inhöherem Maße erhalten. Für forstlichrelevante Baumarten (knapp 50 Ar­ten) gibt es mit dem Forstvermeh­rungsgutgesetz (FoVG) bundesweitklare rechtliche Rahmenbedingungenund geregelte Verfahrensabläufe, fürNicht­FoVG­Arten fehlen diese invielen Bundesländern, so auch inSachsen. Um diese Erkenntnisse indie Praxis umzusetzen, wurde 2010eine Anpassung von §40 Abs. 4BNatSchG durchgeführt, wonach abMärz 2020 die Ausbringung vonPflanzen gebietsfremder Herkünfte inder freien Landschaft verboten ist.

Ziele und Modellarten des Wild­obstprojektes

Im Wildobstprojekt sollen fachlichfundierte Erhaltungsstrategien amModell von fünf seltenen Wildobstar­ten entwickelt werden. Diese Strate­

Foto:

Blühende Wild­obstgehölze (hierWildapfel) sindnicht nur Augen­weide für den Be­trachter, sondernauch wichtigeFrühjahrstrachtfür Bienen undandere Insekten­arten.

(c) Frank Loch­schmidt, StefanieReim

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Ein „Projekt zur Erhaltung der innerartlichen Vielfaltgebietsheimischer Wildobstarten in Sachsen“

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gien zielen einerseits auf eine Arter­haltung in­situ, also am natürlichenStandort, aber auch auf eine ex­situ­Erhaltung (außerhalb des natürlichenStandorts, beispielsweise Generhal­tungsplantage) ab. Vor dem Hinter­grund der benannten Gesetzes­anpassung soll ein Kriterienkatalogfür die Ausweisung geeigneter Ernte­bestände zur Saatgutbereitstellungder fünf Arten erarbeitet werden,gleichfalls für Rahmenbedingungeneiner späteren Beerntung (Minde­stanzahl und räumliche Verteilungeinzubeziehender Individuen et cete­ra). Ziel hierbei stellt jeweils die Er­haltung einer größtmöglichengenetischen Diversität im späterenPflanzgut dar. Modellhaft am Projektist die angestrebte Übertragbarkeitder Schlussfolgerungen auf andereseltene Wildobstarten. Modellhaftsind auch viele unserer Umsetzungs­schritte, da in Sachsen derzeit recht­liche Grundlagen sowie Zuständig­keiten für den Komplex „Umsetzung§40 BNatSchG“ weitgehend fehlenoder unbekannt sind.

Als Modellarten wurden Alpenjohan­nisbeere (Ribes alpinum), Eberesche(Sorbus aucuparia), Wacholder (Juni­perus communis), Wildapfel (Malussylvestris) sowie Wildbirne (Pyrus py­raster) gewählt. Diese Modellartenrepräsentieren verschiedene Befruch­tungssysteme (insekten­ und windbe­stäubt) und sind ein­ oderzweihäusig (das heißt es gibt weibli­che und männliche Pflanzen, Alpen­johannisbeere und Wacholder).Weiterhin sind die ausgewählten Ar­ten gut mit genetischen Markernidentifizierbar und charakterisierbar.Allen gemein ist eine Konkurrenz­schwäche infolge hoher Lichtbedürf­tigkeit sowie Seltenheit imProjektgebiet Sachsen, bei der Ebere­sche vor allem im sächsischen Tief­land.

Projektumsetzung

Zu Projektbeginn stand die Kartierunggeeigneter Modellbestände der fünfArten im Vordergrund. Diese wurden,nach Vorauswahl aus teilweise bereitsvorhandenen Datenbeständen, ein­zelbaum/strauchweise untersucht,nach (Blatt)­morphologischen Merk­malen beurteilt und für genetischeUntersuchungen beprobt. Wildapfelund Wildbirne hybridisieren leicht mitKulturformen, hier ist eine Vorabein­

stufung der Echtheit oder Kulturnäheanhand eines Bewertungs­ schlüsselsund gegebenfalls Ausschluss vonMischformen/Hybriden nötig. Mithilfeder genetischen Untersuchungen sol­len gleichfalls die Echtheit beurteilt,aber auch Aussagen zu genetischenStrukturen innerhalb der Bestände,Populations­ zugehörigkeiten undAbstammungsverhältnissen getroffenwerden. Anhand phänologischer Un­tersuchungen (also dem Aufzeichnenund Auswerten von Austriebs­ undBlütezeitpunkten) in den Beständenund anzulegender Versuchspflanzun­gen sollen idealerweise gleichfallsAussagen zu Populationsstrukturengetroffen und die genetischen Ergeb­nisse ergänzt werden. Durch Beern­tung der Bestände und Anzucht vonSämlingen in der Baumschule wirdPflanzgut für die Wiederausbringungbereitgestellt. Innerhalb der Projekt­laufzeit sollen Erhaltungs­ bezie­hungsweise Ernteplantagen / ­heckenfür einzelne Arten angelegt werden.Dafür sprechen einerseits möglicheSaatgut „verunreinigungen“ durchHybridisierung bei freier Abblüte amnatürlichen Standort (Wildapfel,Wildbirne), andererseits geringeDichten früchtetragender Individuen,die eine effiziente Beerntung er­schweren (zum Beispiel Eberesche).Aber auch naturschutzfachliche Re­striktionen durch Bestände in schwerzugänglichen und geschützten Bioto­pen (zum Beispiel Alpenjohannisbee­re), die bei häufiger Be­gehung/Beerntung Schaden nehmenwürden, erfordern hier wahrscheinlichdie Anlage von ex­situ­Beständen.

Schlussendlich hat auch die Öffent­lichkeitsarbeit und Sensibilisierungentsprechender Landnutzer einen ho­

hen Stellenwert. Schließlich wäre eswünschenswert, in den einzelnen Re­gionen und natürlichen Vorkommens­gebieten der Arten Pflanzprojekte zuinitiieren, beispielsweise durch Na­turschutzverbände, (Groß­)Schutzge­biete, Forstbezirke, Privatwald­besitzer oder im Rahmen von Aus­gleichs­ und Ersatzmaßnahmen. Da­für muss allerdings erst das Wissenum diese Arten verbreitet sowie ge­eignetes Pflanzgut zur Verfügunggestellt werden.

Erste Ergebnisse

Als Vorkommensschwerpunkte unsererModellarten in Sachsen ließen sichdie Regionen „Osterzgebirge“, „Obe­res Elbtal“, „Elbtalgebiet um Torgau“,„Biosphärenreservat OberlausitzerHeide­ und Teichlandschaft undsüdliche Niederlausitz“, „AuwaldLeipzig“ und „Vogtland“ herausarbei­ten. Damit sind Vorkommen aller Mo­dellarten in beiden sächsischenVorkommensgebieten (VKG) – VKG 2„Mittel­ und ostdeutsches Tief­ undHügelland“ und VKG 3 „Südostdeut­

Erhaltung von Wildobstarten

Foto oben rechts:Wacholderheiden(im Bild beiSprey) sind inSachsen extremselten geworden.Aber auch Vor­kommen im Waldsind durch Hoch­waldbewirtschaf­tung undzunehmendenUnterwuchs ehe­mals nährstoffar­mer, lichterBestände bis aufwenige Reste ver­schwunden.

(c) Frank Loch­schmidt, StefanieReim

Foto unten rechts:Aus dem Saatgutgeeigneter sächsi­scher Beständewerden im Zen­trum für forstli­chesVermehrungsgut(Graupa) Pflan­zen der Modellar­ten Alpenjohan­nisbeere (imBild), Eberesche,Wildapfel undWildbirne gezo­gen. Für den Wa­cholder ist diesaufgrund extremgeringer Vollkorn­gehalte des Saat­gutes und einerkompliziertenStratifizierungnoch nicht zufrie­denstellend ge­lungen.

(c) Frank Loch­schmidt, StefanieReim

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sches Hügel­ und Bergland“ vertre­ten. Außerhalb der Gebiete stehendie Arten, mit Ausnahme der Ebere­sche, nur in isolierten Einzelvorkom­men. Bestandesstrukturen odernatürliche Reproduktionseinheitenbeziehungsweise Naturverjüngungfehlen dort. Insgesamt wurden knapp1900 Individuen aller fünf Arten in51 Beständen morphologisch beur­teilt und für genetische Auswertun­gen beprobt. Damit steht einausreichend großer Stichprobenum­fang für weiterführende Aussagen zurVerfügung. Etwa 70 Prozent allerPflanzen stehen im Wald oder amWaldrand, hier sind meist andere Zu­ständigkeiten als bei Offenlandvor­kommen zu beachten. Knapp einDrittel aller Individuen befinden sichin Schutzgebieten der KategorienNSG, Biosphärenreservat oder Natio­nalpark. Auch hier sind für das Bege­hen der Bestände, das Beernten oderErhaltungsmaßnahmen spezielle Vor­schriften zu beachten und einzuhal­ten. Dabei schwankt der Anteil beiden Modellarten massiv: Während beider Alpenjohannisbeere 60 Prozent inbenannten Schutzgebieten stehen,sind es beim Wildapfel nur 7 Prozent.Erste Ergebnisse genetischer Unter­suchungen liegen für Alpenjohannis­beere, Wacholder und Wildapfel vor.Während sich bei der Alpenjohannis­

beere klar verschiedene Populati­onsstrukturen, aber auch ein teilshoher Anteil an Klonen und geneti­scher Verarmung erkennen lassen,zeichnen sich die betrachteten Wa­cholder­ und Wildapfelbeständedurch eine hohe innerartliche Vielfaltaus. Dagegen sind Unterschiede zwi­schen verschiedenen Populationenvergleichsweise gering ausgeprägt.Diese Ergebnisse werden bei der Ab­leitung geeigneter Erhaltungs­ undVermehrungsstrategien berücksich­tigt.

Für die Anlage einer Erhaltungsplan­tage wurden im Winter Reiser vonWildapfel und Wildbirne aller großensächsischen Bestände gewonnen.Diese werden nun auf geeignete Un­terlagen veredelt. Für die Anlage ei­ner Erntehecke können derzeit etwa15 Centimeter große Sämlinge derAlpenjohannisbeere im kommendenFrühjahr ausgepflanzt werden.

Ausblick

Für die Folgejahre sind weiterhinmorphologische Untersuchungen un­serer Bestände (besonders Wildapfelund ­Birne) geplant, um der Ein­schätzung der „Echtheit“ und derenErkennungsmerkmalen näher zu kom­men. Auch phänologische Untersu­

chungen sollen begleitend undergänzend zu den genetischen An­sprachen weitergeführt werden.Einen weiteren Schwerpunkt der Fol­gejahre wird sicher die Öffentlich­keitsarbeit im Sinne einer Initiierungvon regionalen Erhaltungsprojekten –Bestandespflege und Wiederausbrin­gung – bilden. Hier sollten insbe­sondere Forst, Privatwaldbesitzer undkleinere Naturschutzinitiativen an­gesprochen werden. Die Etablierungvon Pflanzgut gebietsheimischerHerkünfte seltener Wildobstarten imBestand sächsischer Baumschulensoll bis Projektabschluss vorange­trieben werden.

Erste Sämlinge von Pflanzen unsererModellbestände werden im Herbst2016 pflanzfähig vorliegen, ab dasteht zumindest für kleinere Maß­nahmen hochwertiges Pflanzgut re­gionaler Herkünfte zur Verfügung.

// Frank Lochschmidt, Anke Proft,Dr. Stefanie Reim

Zu senden an dieBundesgeschäfts­stelle

Fax: 030/2044468

E­Mail:[email protected]

Post:GRÜNE LIGA e.V.Greifswalder Stra­ße 4, 10405 Berlin

Erhaltung von gebietsheimischen Wildobstarten

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Kurzprofil Andreas Wegener

Alter: 53 Jahre

Kinder: Selma, 16 Jahre und Onno, 13Jahre

Beruf: Gelernter Gärtner, studierterBiologe und praktizierender Kelterer

Hobbies: Ich denke, ich habe meineArbeit zum Hobby gemacht

Lieblings­Reiseziel: Osteuropa

Lieblings­Pflanze: Akelei

Lieblings­Essen: Eigentlich esse ichalles gern. Wichtig ist selbstgekocht undmit Freunden oder Familie verspeist

Lieblings­Getränk: September und Oktober am liebsten Apfelsaft aus unserer Saftpresse. Im Rest des Jahres trinke ichBier

Lieblings­Musik: Höre gerne meiner Tochter beim Klavierspiel zu

Lieblings­Film: Die alten James Bond Filme

Lieblingsbuch: Mein Denken und Handeln wurde stark durch das Buch „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome 1972geprägt

Lebensmotto: Auch schwierigen Situationen etwas Positives abgewinnen

Was stört Dich besonders? Gleichgültigkeit

Mitglied der GRÜNEN LIGA seit: 1998

Bisherige Position bei der GRÜNEN LIGA: Leiter Streuobstwiesenprojekt, Vorstand GRÜNE LIGA Dresden

Schönstes Erlebnis bei der GL: Die Hilfsbereitschaft der Menschen, die seit Jahren unser Projekt unterstützen

Schlimmstes Erlebnis bei der GL: Kandidatur und Wahl des Geschäftsführers der GRÜNEN LIGA Sachsen in den Stadtratder Landeshauptstadt Dresden – und zwar für die AFD. Dies wurde noch getoppt von seiner Wahl in den Landtag für diegleiche rechtskonservative Partei

Deine Idee gegen die Klimazerstörung, lokal: Keine neuen Ideen – viel wichtiger ist die Umsetzung der Ideen, die seitJahrzehnten diskutiert werden.

„Erhaltung von Streuobstbiotopenohne Bienen geht nicht!“Über die bestehenden Projekte der GRÜNEN LIGA Dresden

Interview

Foto:Andreas Wegener,aufgenommenvon Jan Gutzeit

Alligator: Du bist Mitglied in derGRÜNEN LIGA Dresden/ Oberes Elb­tal, wie bist du zur GRÜNEN LIGA ge­kommen?Andreas: Als ich 1998 nach Dresdengezogen bin, bekam ich hier eineABM­Stelle im Projekt Streuobstwie­

sen. Kurz darauf bin ich in die GRÜ­NE LIGA eingetreten.

Alligator: Wie viel Mitarbeiter habtihr zurzeit? Und arbeiten auchFÖJ’ler oder Bundesfreiwillige beieuch mit?

Andreas: Es gibt mich seit 1998 alsKontinuum. Katrin macht im Sommerdie Umweltbildung, Dorit kümmertsich um die Aufpreisvermarktung,Frank hat seine Schafe und Bienenauf unseren Wiesen. Dirk hilft imSommer beim Heu. Dann gibt es

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Interview

noch einen großen E­Mail­Verteilermit Leuten, die sich irgendwann malbereit erklärt haben zu helfen. BUF­DIS stellen wir immer von Juni bisNovember für Wiesenmahd und dieErnte ein.

Alligator: Du bist Projektleiter vondem Projekt Streuobstwiesen. Seitwann betreust du das Projekt undwas sind deine Hauptaufgaben?Andreas: Simone Kossack hat mirdas Projekt 1998 übergeben. MeineAufgaben sind: Besorgen und Ab­rechnen von Fördermitteln, Einstel­len von BUFDIS, Beschaffen undPflegen der Maschinen, Organisationder Arbeiten wie zum Beispiel Wie­senmahd, Obsternte, Verkauf vonSaft, Pflanzen von Bäumen …

Alligator: Ihr seid Mitglied in derGRÜNEN LIGA Sachsen, wie seid ihrhier gelandet …?Andreas: Als Mitgliedsverein, mitjahrzehntelangem Zusammenwirkenmit der GRÜNEN LIGA.

Alligator: Habt ihr immer genug en­gagierte Helfer, die euch bei derPflege eurer Streuobstwiesen unter­stützen?Andreas: Die Hilfsbereitschaft ist imGroßen und Ganzen sehr gut. Aber:Da wir die Hilfe oft punktgenaubrauchen hapert es manchmal an derrichtigen Anzahl von Helfern zum je­weiligen Zeitpunkt.

Alligator: Was wird im Bereich derUmweltbildung auf den Streuobst­wiesen getan?Andreas: Wir bieten seit 1999 fürDresdner Schulklassen auf drei ver­schiedenen Streuobstwiesen natur­

pädagogische Programme an. VonApril bis Juni kommen die Grund­schulkinder zum Thema „Was blühtund krabbelt auf unseren Wiesen?“.Im Herbst ernten wir mit den Kin­dern die leckeren Äpfel und verar­beiten diese dann gemeinsam mitunserer manuellen Saftpresse vor Ortzu gesundem Saft, welcher von denKindern begeistert vollständig weg­getrunken wird. Zusätzlich haben wirnoch 2004 und 2009 zwei Lehrpfademit großen handgemalten Schauta­feln im Rahmen eines Projektes ge­staltet, die täglich zu der Vielfaltauf den Streuobstwiesen unterhalt­sam informieren.

Alligator: Trägt sich das ProjektStreuobstwiesen selbst und wenn ja,wie macht ihr das?Andreas: Mit einiger Anstrengunggelingt es uns seit 1995 das Projektfinanziell über die Runden zu brin­gen. Dabei helfen die vielen Ehren­amtlichen. Das Gesamtprojekt hatsich so entwickelt, dass die Protago­nisten der Teilprojekte (Umweltbil­dung, Schafe, Bienen, Aufpreis­vermarktung und Heuwerbung) dar­auf achten, dass ihr Projekt rentabelist. Ich bin der einzige Angestellte –häufig über Förderung finanziert.Außerdem finanziere ich mich nochdurch unsere Mobile Saftpresse.

Alligator: Welche Produkte bietetihr an und wie vermarktet ihr sie?Andreas: Unseren biozertifiziertenApfel­ und Birnensaft verkaufen wirin verschiedenen Dresdner Biolädenund Verbrauchergemeinschaften. Dasebenfalls biozertifizierte Heu wirdzumeist an Pferdehöfe im DresdnerUmland abgegeben. Honig und

Schaffleisch wird durch den Imkerund den Schäfer selber vermarktet.

Alligator: Gibt es Vernetzungen mitanderen Streuobstwiesenprojekten?Andreas: In Sachsen gibt es sehrviele Streuobstwiesen. Aber auchverschiedene Gruppierungen, diesich mit Streuobst beschäftigen. Sohalten wir intensiven Kontakt zumPomologenverein, zu den kleinenneuen Keltereien, die sich für denErhalt der Streuobstwiesen durchNutzung einsetzen. Für den NABUarbeite ich im BundesfachausschussStreuobst.

Alligator: Sind weitere Projektehinsichtlich der Streuobstwiesen ge­plant und wenn ja, welche?Andreas: Wir sind mit den aktuellenProjekten gut ausgelastet. Aberwenn jemand mit einer guten Ideekommt und sie eigenständig durch­führt, sind wir offen.

Alligator: Ihr habt ein Schafbewei­dungsprojekt in Sobrigau entwickelt,was beinhaltet dieses Projekt undwelche Arbeit bringt es mit sich?Andreas: Das Beweidungsprojektentstand aufgrund der schlechtenPflegebedingungen mit motormanu­ellen Verfahren. Die Geländebedin­gungen vor Ort sind Steilhanglagenmit zum Teil felsigem Untergrund.Wir suchten nach einem geeignetenPflegekonzept und griffen die Ver­fahren der Landschaftspflege durchLandwirtschaft auf. Die Ausgangsve­getation war ein alter Streuobstbe­stand, welcher stark durch Hecken­rosen und Brombeeren bis in dieKronenbereiche überwuchert war.Daneben fanden sich einige verein­zelte, bis zu 6 Meter hohe Pionier­gehölze mit entsprechend ausla­denden Kronenbereichen. Die Flächemusste für die Schafe vorbereitetwerden, das heißt sie musste kom­plett entbuscht und die Gehölze bisauf Hüfthöhe (den Austrieb könnendie Schafe dann verbeißen) gekürztwerden. Danach wurden die zu be­weidenden Areale mit Pfählen undeinem Meter hohen Zaun gegattert.Es wurden aufgrund des hiesigenSchwarzwildbestandes sogenannteSchwarzwildklappen im Zaun einge­baut, um die Flächen für das Wildpassierbar zu machen ohne Schädenzu verursachen. An geeigneter Stelleerrichteten wir einen Unterstand undbauten mit dem Schnittgut natürli­che Strukturen, welche zusätzlichen

Foto:Andreas Wegenermit gehörntenHeidschnucken,aufgenommenvon Jan Gutzeit

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Moderner Strohballenbau

Moderner Strohballenbau

Schutz für die Schafe bieten undauch potenzielle Brutplätze für Vögeldarstellen. Die Aufgabe der Schafeist es, die Flächen offen und nochvorhandene Gebüsche klein zu hal­ten. Wir mussten ein geeignetesWeidemanagement führen, um dieWiesen nicht zu überweiden undauch den Parasitenbefall der Schafezu kontrollieren. Ansonsten muss denSchafen immer genug Wasser zurVerfügung stehen, und im Winterbildet Heu als Raufutter die Nah­rungsgrundlage. Der Trester der beimSaften unseres Streuobstes übrigbleibt, wird in Fässern siliert und inder kalten Jahreszeit als besondererLeckerbissen „serviert“. Des Weiterenwerden die Schafe einmal im Jahrgeschoren, und die Klauen werdendabei überprüft und gegebenfalls ge­schnitten..Alligator: Welche Arten vonSchafrassen leben auf der Wiese undgab es einen bestimmten Grund,warum genau diese Rassen ausge­wählt wurden?Andreas: Wir haben uns aufgrundder besonderen Robustheit, der Hal­

tungsansprüche und der ursprüngli­chen natürlichen Lebensweise für diegrau gehörnte Heidschnucke ent­schieden. Durch die nahe Verwandt­schaft mit dem wildlebenden Mufflonist eine ganzjährige Haltung im Frei­en völlig problemlos und artgerecht.

Alligator: Wie viel Bienenvölker wer­den zurzeit betreut und wie entstanddie Idee, eine Hobby­Imkerei zu füh­ren?Andreas: Bis zum Winter 2014 leb­ten vier Völker auf der Wiese aberaufgrund der vorherrschenden Bedro­hung durch die Varroamilbe ist mitVerlusten zu rechnen. Aber es wirdangestrebt vier bis sechs Völker dau­erhaft auf der Fläche zu betreuen.Die Idee der Bienenhaltung hängtmit der Streuobstwiesenpflege zu­sammen. Im ganzheitlichen Sinnebetrachtet – Erhaltung von Streu­obstbiotopen ohne Bienen gehtnicht!

Alligator: Welche Vorstellungen undVisionen hast du für euren Vereinund das Bundesland?Andreas: Meine Idee ist, die GRÜNE

LIGA Dresden wieder stärker alsNetzwerk zu sehen, unter dem sichGruppen, Initiativen, Menschen mitneuen Ideen und so weiter sammelnkönnen. Dabei sollen diese Gruppenvon den lästigen Aufgaben wie Ver­einsgründung, Buchführung, Jahres­abschluss Beantragung derGemeinnützigkeit und so weiter be­freit werden. Voraussetzung ist, dasssie die Gruppen der Satzung derGRÜNEN LIGA anerkennen und ihrenAnteil der Kosten tragen.

Alligator: Hast du abschließendnoch einen Tipp, was jeder Einzelnepersönlich tun kann, um etwas zumNatur­ und Umweltschutz beizutra­gen?Andreas: Ich denke, dass darüberschon so viel geredet und geschrie­ben wurde, dass ich dem nichts hin­zuzufügen habe.

Alligator: Danke für das Interviewund weiterhin viel Erfolg!

Das Interview führte// Nora Schiemann

Die Techniken und Entwicklungen desStrohballenbaus haben sich in denletzten Jahren enorm erweitert. Wasanfangs eher einem Experimentglich, hat sich durch Erfahrungenetabliert. Die Bauweise wurde verfei­nert, und man weiß nun was mitStrohballen beim Hausbau möglichist. Vor 10 Jahren erschien der Film„Stroh im Kopf – Ein alter Baustoffwiederentdeckt“ von Heidi Snel. Dortwurden die ersten Versuche, mit demWärmedämmstoff Stroh zu bauen,aufgezeigt. Im Jahr 2014, zehn Jah­re später, erschien nun der zweiteTeil von „Stroh im Kopf“. Darin stel­len sich die Fragen: Welche neuenEntwicklungen gibt es heute? Was istaus den vor zehn Jahren gebautenHäusern geworden und wie sieht eraus, der moderne Strohballenbau?

Dirk Scharmer ist Architekt und hatden Fachverband StrohballenbauDeutschland e.V.1 (FASBA) mitge­gründet. FASBA ist ein gemeinnützi­

ger Verein mit derzeit 130bundesweit tätigen Mitgliedern. Zieldes Verbandes ist es, den Strohbal­lenbau national und international zufördern. Das erste Strohballenhaus,welches Dirk Scharmer geplant hat,wurde im Jahr 2003 in Niedersachsengebaut. Im Film wird deutlich, dasssich die Familie nach den zehn Jah­ren in ihrem Haus immer noch wohlfühlt. Die Luftfeuchtigkeit in einemStrohballenhaus ist relativ gleich­bleibend, dadurch sind bis dahin le­benslang bestehende Allergien undAtemwegsprobleme eines Familien­mitglieds nahezu verschwunden, wasdas Wohlbefinden im Wohnraum nocheinmal deutlich steigern konnte. Dabei diesem Haus noch mehr experi­mentiert wurde und man nicht genauwusste, wie sich die Stoffe, die direktauf dem Stroh aufgetragen werden,miteinander verhalten, gab es An­fangsprobleme. Die Westseite desHauses trocknete nicht mehr richtig,da zwischen dem Kalk­ und Lehmputz

keine Verbindung mehr geherrschthat. Aus heutigen Erfahrungen weißman, dass sich beide Stoffe nicht gutmiteinander verbinden lassen, da siebei übermäßigem Regen ein ver­schiedenes Ausdehnungsverhaltenaufweisen. Seit dieser Erkenntniswird der Kalk­ oder Lehmputz, jenachdem für welche Variante mansich entscheidet, zum Schutz an derAußenseite direkt auf das Stroh auf­getragen. Lehm eignet sich zudemauch gut für die Innenwände, da er

1 weitere Infor­mationen zuFASBA finden Sieauf htt­ps://www.fas­ba.de/

Foto: ModernesStrohballenhausOekodorfSiebenlinden /(c) Heidi Snel2013

Nora Schiemann

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Dr. Torsten Ehrke

Naturschutz und Religionen imDialogAm 25. und 26. Februar 2015 fand inBonn das Dialogforum „Religionenund Naturschutz – Gemeinsam fürbiologische Vielfalt“ statt. Veranstal­ter waren das Abrahamische Forum inDeutschland in Zusammenarbeit mitdem Interkulturellen Rat, dem Refe­rat Umwelt & Digitale Welt bei derEvangelischen Kirche in Hessen undNassau und das Bundesamt für Natur­schutz. Als Referent war auch ich inmeiner Funktion als Bundesvorsitzen­der der GRÜNEN LIGA eingeladen. Aufdem Dialogforum präsentierten sichSikh, Muslime, Juden, Hinduisten,Jesiden, Christen, Buddhisten, Bahaiund Aleviten und erläuterten ihr Ver­ständnis von Natur und ihr Verhältniszum Schutz von Natur und biologi­scher Vielfalt. Im Ergebnis der zwei

tägigen Beratungen wurde verein­bart, ein Netzwerk der Religionenzum Schutz der Natur zu bilden, hierhat die GRÜNE LIGA ihre Unterstüt­zung angeboten. Weitere Vorhabensind die Bildung InterreligiöserTeams an Schulen, die sich theore­tisch und praktisch mit Naturschutz­fragen beschäftigen sowie dieSchaffung von Orten der biologischenVielfalt im Umkreis von sakralen Bau­ten, also Kirchen, Tempeln und Mo­scheen. Nachfolgend Ausschnitte ausmeinem Vortrag:

„Zunächst möchte ich darauf verwei­sen, dass der Naturschutz nicht er­folgreich sein wird, wenn wir ihnausschließlich als ein politischesThema ansehen und ihn dementspre­

chend ausschließlich an Politik undNaturschutzorganisationen adressie­ren. Bei unseren Bemühungen, diebiologische Vielfalt zu erhalten, gehtes auch darum, dass jede Gemein­schaft, aber auch jeder Einzelne sicheinen moralischen Standpunkt bildenmuss. Einen moralischen Standpunkteinnehmen heißt: Verantwortung impersönlichen Leben zu übernehmen.Leider zeigt es sich, dass die meistenethischen Theorieansätze für eineerfolgreiche Naturschutzpolitik eherwirkungslos bleiben, weil sie entwe­der abstrakte akademische Begriffs­erörterungen darstellen oder abereine Global­Pädagogik verbreiten, dieden alltäglichen Menschen gar nichterreicht. Was bieten hier die Religio­nen? Gibt es eine gemeinsame Ethik

ein gesundes Raumklima erzeugt unddie Feuchtigkeit in den Räumen re­guliert.

Bei Strohballenhäusern wird heutemeist die Bohlenständerbauweise an­gewandt. Bei der Bohlenständerbau­weise bieten die Holzbohlen dasGerüst des Hauses und sind genausobreit wie die Strohballen. Damit dieBallen passend zwischen zwei Holz­bohlen geschoben werden können,sind die Maße der Holzelemente ge­nau auf die Strohballen abgestimmt.Wurden früher die Ballen im Liegeneingebaut, weiß man nun, dass wennsie auf die Seite gekippt werden, ei­ne bessere Dämmwirkung erzielt wer­den kann.

Der Baustoff Strohballen ist von derLandwirtschaft und der Witterungsehr abhängig, denn nicht jeder Bal­len eignet sich zum Hausbau. Er soll­te möglichst gerade Kanten haben,eine große Pressdichte aufweisenund nicht schimmelig sein, da Strohein organischer Stoff ist, gilt er alsbesonders schimmelgefährdet. VieleLandwirte sind auf große Rundballenumgestiegen, und daher muss genaugeplant werden, woher man geeigne­te Ballen bekommt. Der Fachverband

Strohballenbau Deutschland e.V.hat viele Tests zu Feuchtigkeit,Brandschutz und Wetterfestigkeitgemacht. Diese Forschungsergeb­nisse sind in eine allgemeine bau­aufsichtliche Zulassungeingeflossen. Somit gibt es be­stimmte Kriterien für das zertifi­zierte Bauprodukt Strohballen, wasdas Genehmigungsverfahren ver­einfachen konnte.

Strohballenhäuser stellen eine ökolo­gische Bauweise dar. Sie tragen zumKlimaschutz bei, da schon allein fürdie Herstellung des Dämmstoffs Strohweniger Energie benötigt wird, alsbei der Bauweise mit Stein. Die häu­fig angewandte Bauweise mitKalksandstein mit Polystyrol Däm­mung belastet die Umwelt mit CO2,eine Strohballenwand hingegen ent­lastet die Atmosphäre, das Treib­hauspotenzial wird verringert. Zudemwäre das Einsparpotenzial bei größe­ren Bauten mit Strohballen enorm,da Stroh ein guter Dämmstoff ist undsomit weniger Energie und geringereKosten entstehen, um das Gebäudezu beheizen. Die ersten Versuche,fünfgeschossige Häuser mit Stroh zubauen, gibt es daher schon.

Auch in anderen Ländern, wie Frank­reich, herrscht ein regelrechterBoom, dort befinden sich über 3000Strohballenhäuser, darunter auch öf­fentliche Gebäude und Schulen. Dochwie wird sich die Bauweise inDeutschland entwickeln? Dirk Schar­mer gibt einen Ausblick und ist derMeinung, dass es vermehrt darumgeht, Umweltschutz zu betreiben.Seiner Meinung nach ist das Strohder Stein der Zukunft.

// Nora SchiemannFÖJ Bundesgeschäftstelle

Der Inhalt des Artikels „ModernerStrohballenbau“ basiert auf dem Film„Moderner Strohballenbau – Stroh imKopf Teil 2“ von Heidi Snel.

Foto oben rechts:Heidi Snel /(c) Heidi Snel2013

Naturschutz und Religionen

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der Religionen in Bezug auf den Er­halt unserer Erde? Im Sinne von HansJonas etwa, dass die Erde so zu er­halten sei, dass echtes menschlichesLeben auf ihr permanent möglichbleibt? Und wenn ja, welche morali­schen Implikationen bringt das mitsich? Für uns? Sind diese Implikatio­nen so stark, dass wir darauf gegrün­det ein Netzwerk der Religionen fürden Schutz der Natur schaffen kön­nen, das tatsächlich praktische Rele­vanz entfalten kann?

Zweitens möchte ich darauf verwei­sen, dass es zwar immer richtig ist,zu argumentieren, dass der Verlustvon Natur und ihrer Vielfalt die ma­teriellen Lebensgrundlagen des Men­schen bedroht. Aber nicht nur das!Der Verlust an Vielfalt und Schönheitin der Natur ist auch ein Verlust inkultureller und spiritueller Hinsicht.Dieser Verlust mag zwar schwer zuquantifizieren sein, er ist aber fürunser Wohlergehen von immenserBedeutung. Denn: Sich durch schöneLandschaften, durch begeisterndeWildnis und ästhetisch einmalige Le­bensräume ergreifen und berühren zulassen, stellt einen Wert für sich dar,der weit über das hinausgeht, waswir die Erhaltung der Lebensgrundla­gen nennen. Biologische Vielfalt er­freut sich über die Befriedigungelementarer Lebensbedürfnisse hin­aus auch einer hohen Wertschätzungals eines wesentlichen Bestandteilsder Lebensqualität. Sie ist Vorausset­zung für ein gesundes und erfülltesLeben, für Glück, Gesundheit und Ge­borgenheit. Unsere Haltung zur bio­logischen Vielfalt kann daher nichtnur durch Nützlichkeitserwägungenbestimmt sein. Man muss, denke ich,noch nicht einmal religiös sein, umdem Satz zuzustimmen: Die Lebens­fähigkeit, Vielfalt und Schönheit derErde zu schützen, ist eine heiligePflicht. Dieser Satz stammt aus der„Erd­Charta“ aus dem Jahre 2000. Ei­ne heilige Pflicht stellt meines Er­achtens auch eine positivereMotivation für unser Handeln dar, alsapokalyptische Warnungen, zumalwenn angekündigte Katastrophendann doch nicht so oder nicht zumvorhergesagten Zeitpunkt eintreten,und alle glauben, sie könnten nundoch so weitermachen wie bisher. Dieheilige Pflicht lautet: Bewahrung derErde als Wohnstatt „echten menschli­chen Lebens“ und als eines Ortes, andem gutes und gelingendes, also sin­

nerfülltes, sich heiligendes Lebenmöglich ist.

Schließlich möchte ich auch kurz aufeine zentrale Frage eingehen, die un­ser zweitägiges Dialogforum bewegt,nämlich die Frage: Warum sollte jedeReligionsgemeinschaft für sich, soll­ten aber auch die verschiedenen Re­ligionsgemeinschaften zusammenVerantwortung für den Schutz derNatur und der Vielfalt in ihr überneh­men? Ich denke, wir tun das, weil je­de Religion beauftragt ist, Gutes indie Welt zu tragen. Sie hat den Auf­trag, beizutragen zu einem sinnvol­len und gelungenem Leben derMenschen – in den gegebenen Gren­zen der Natur. Jede spirituelle Ge­meinschaft, die den Anspruch erhebt,als Kraft des Guten in die Welt hin­einzuwirken, muss daher auch Ver­antwortung für einen verant­wortungsbewussten Umgang mit derNatur übernehmen. Viele MillionenMenschen richten ihr Leben – mehroder weniger – nach ihren religiösenPflichten aus. Und das, doch, ja,auch in Deutschland! Wenn es einemNetzwerk der Religionen gelänge, denSchutz der Natur und ihrer Vielfalt indie Denkweise religiöser Systeme,und somit in das religiöse Alltagsle­ben der Menschen zu integrieren,dann würde eine ganz neue, eine zi­vilisatorische Qualität des Natur­schutzes entstehen.

Zum Schluss, als vierte These: Ohneeine radikale Änderung des Menschengibt es vermutlich keine radikale Än­derung der ökologischen Verhältnis­se. Religion kann und muss hierzueinen Beitrag leisten. Sie kann hiersogar einen besonders wertvollenBeitrag leisten. Wer es wissen will,der weiß es: Die Vision einer welt­weiten Gerechtigkeit auf dem Niveaueines weltweiten westlichen Lebens­standards ist nicht realistisch. Schon2050 wären dafür drei Erden erfor­derlich! Wir müssen uns daher an derunabweisbaren Wahrheit orientieren,die Mahatma Gandhi ausgesprochenhat: Die Welt hat zwar genug für dieBedürfnisse eines jeden Menschen,aber nicht für die Gier aller Men­schen. Nur schade, dass selbst mini­male Beschränkungen des Konsumssich als äußerst schwer durchzuset­zen erweisen – siehe die erbar­mungswürdige Debatte im Zusam­menhang mit dem Vorschlag derGRÜNEN, einen fleischlosen Donners­

tag (einen Veggieday) einzuführen.Die Ethik hat gegenüber der Begehr­lichkeit einen bedauernswert schwe­ren Stand. Deshalb brauchen wir eineneue Sensibilität für das Heilige.Oder wie es Papst Franziskus ausge­drückt hat: Eine „Grammatik der Ein­fachheit“. Was wir aber auf jeden Fallund zu allererst brauchen, ist saube­res Wasser, gute Luft und gesundeErnährung – an allen Ecken und En­den der Welt, also die Garantiegrundlegender Menschenrechte fürjeden einzelnen Menschen auf diesemPlaneten. Davon sind wir noch weitentfernt. Die Realität fasste Johan­nes Paul II. 2001 in den knappenSatz: „Die Erste ist verwüstet, dasWasser vergiftet, die Luft ver­schmutzt.“ Das muss sich ändern! DerNaturschutz hat hierzu einiges zusagen. Die Entwicklungspolitik imÜbrigen auch!

Was können die Religionen beisteu­ern? Wie können Religionsgemein­schaften dazu beitragen, dass ihreAnhängerinnen und Anhänger im all­täglichen Handeln nicht durch Hass,Gier und Verblendung gesteuert wer­den, sondern sich an dem orientie­ren, was jede Religion in ihrer Lehreals „heilig“ bezeichnet und wozu im­mer auch der Erhalt der Erde undechten menschlichen Lebens auf ihrgehört. Darüber zu diskutieren,scheint mir lohnenswert. Zudem: Ra­dikaler Wandel heißt hier meines Er­achtens nicht nur Änderung desKonsums und Verbrauchs, sondernauch, dass wir den Trend stoppenmüssen, Engagement, Hilfsbereit­schaft, Liebe, Mitgefühl, Verantwor­tung, Verbundenheit und so weiter zuDienstleistungen verkommen zu las­sen, die man kauft und verkauft. AlsNaturschützer sage ich Ihnen: DerNaturschutz braucht die Religionen,die Religionsgemeinschaften und dievielen Menschen, die sich durch reli­giöse Lehren in ihrem Leben leitenund inspirieren lassen. Ich sage Ih­nen aber auch: „Verba docent, exem­pla trahunt“ – Worte belehren,Beispiele überzeugen, oder etwasfreier übersetzt: Ein einziges gutesBeispiel ist mehr wert, als tausendgut gemeinte Worte. Lassen Sie unsin diesem Sinne tausend gute Worteaustauschen, uns dann aber zumin­dest auf ein gutes Beispiel einigen.“

// Dr. Torsten EhrkeBundesvorsitzender

Naturschutz und Religionen

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Flussaktionen

Foto:

Die Big JumpChallenge ist eineeuropäische Ju­gendkampagnefür den Gewässer­schutz. Ziel vonFlussaktionen istes ebenfalls, dasThema Gewässer­schutz wiedervermehrt in dasBewusstsein derMenschen zurücken.

(c) Big JumpChallenge

Anna Bugey

Gewässerschutz brauchtÖffentlichkeitOhne Wasser kein Leben – diese ein­fache Tatsache würde zunächst jede_runterschreiben. Doch wie können wirsauberes Wasser für alle Lebewesensicherstellen? Was brauchen unsereGewässer, damit sie weiterhin alsÖkosysteme funktionieren?

Die Europäische Union hat sich seitdem Jahr 2000 mit Inkrafttreten derWasserrahmenrichtlinie anspruchsvol­le Ziele für den Gewässerschutz ge­steckt. Bis 2015 sollte der „guteZustand“ in allen Gewässern erreichtsein. Und wie sieht es heute – imJahr 2015 – aus? Ziemlich schlecht;nur in wenigen Gewässern haben wirbisher einen guten Zustand erreicht.In weiten Landstrichen dominierenbegradigte Flussläufe, es gibt kaumTotholz im Gewässer, das für einfunktionierendes Ökosystem wichtigist, und Nährstoffe aus der Landwirt­schaft landen in großem Maße in Ge­wässern. Es muss also noch vielgetan werden in und an unseren Ge­wässern. Doch wie können wir ihnenzu einem guten Zustand verhelfen?Was müssen wir tun?

Öffentlichkeit schaffen lautet dasStichwort. Die meisten Menschen ha­ben keinen persönlichen Bezug zuGewässern in ihrer Nähe. Die Wasser­

problematik wird allenfalls in Länderndes globalen Südens verortet, Gewäs­sern hierzulande gilt nur wenig Auf­merksamkeit. Wir Menschen habendie Verbindung zu unseren Gewässerngrößtenteils verloren.

Genau hier setzt das neue GRÜNE LI­GA­Projekt „Flussaktionen“ an: Durchdirekte Aktionen rund um den Ge­wässerschutz soll die Thematik insBewusstsein der Öffentlichkeit ge­rückt werden. Menschen werden dazuangeregt, an ihren Gewässern Aktio­nen durchzuführen und diese auf derneuen Internet­Plattform www.flussaktionen.de, die seit dem 14.März 2015 online ist, deutschland­weit publik zu machen. So gebündeltsollen die Aktionen gemeinsam poli­tisches Gewicht für den Gewässer­schutz entfalten. Im Rahmen desProjekts werden ausgewählte Fluss­botschafter und Flussbotschafterin­nen im Herbst nach Berlin eingeladenum ihre Anliegen Parlamentarierinnenund Parlamentariern zu vermitteln.

Es ist kein Zufall, dass dieses Projektgerade jetzt an den Start geht, denndas Jahr 2015 ist in mehreren Punk­ten für den Gewässerschutz bedeut­sam. Zum einen wurde – wie schonerwähnt – in der Wasserrahmenricht­

linie gesetzlich verankert, die Quali­tät von Flüssen und Seen zuverbessern und diese bis 2015 ineinen guten Zustand zu versetzen,was wir jedoch sowohl in Europa alsauch in Deutschland in großem Stileverfehlen werden. Außerdem sindBürgerinnen und Bürger im Zuge derWasserrahmenrichtlinie aufgerufen,bis zum 22. Juni 2015 Stellungnah­men zu den Entwürfen der Bewirt­schaftungspläne und Maßnahmen­programme abzugeben. Das klingtnicht nur sperrig, sondern ist esauch. Nur sehr wenige interessiertePrivatpersonen haben die Kapazitä­ten sich in die Thematik genügendeinzuarbeiten um eine solche Stel­lungnahme zu verfassen. Um dieseEinreichungsfrist dennoch mit Lebenzu füllen, möchte das Projekt Fluss­aktionen Bürgerinnen und Bürgermotivieren innerhalb ihrer Kapazitä­ten aktiv zu werden. Aktionen kön­nen von gewässerpädagogischenProjekten über Renaturierungen bishin zu Demonstrationen gegen Ge­wässerausbau oder für das Men­schenrecht auf Wasser gehen. Auchandere Themen rund um den Gewäs­serschutz sind willkommen. Die Ak­tionen selbst müssen nicht zwingendan einem Fluss stattfinden. Seen,Küste und Meere sind als Aktionsortebenfalls willkommen. Ein möglichstvielfältiges Bild verschiedener Aktio­nen soll entstehen.

Durch die Aktionen soll erreicht wer­den, dass Bürgerinnen und Bürgersich wieder mit ihren Gewässern aus­einandersetzen, sich mit ihnen ver­binden und ihre Bedeutung erkennen– nur so kann die Wasserrahmen­richtlinie auf lokaler Ebene umge­setzt werden und ein guter Zustandunserer Gewässer erreicht werden.

// Anna BugeyBundeskontaktstelle Wasser

Mach mit! Tragdeine Flussaktionunter www.flussaktionen.deein.

Förderhinweis:Das Projekt„Flussaktionen“wurde aus Erlö­sen der 12. Son­derbriefmarke"Für den Umwelt­schutz" zum The­ma „Wasser istLeben “ durchdas BMUB undUBA gefördert.

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Mitgliederversammlung 2015

Feiern und ArbeitenDas Forum Umwelt und Entwicklungbündelt die Aktivitäten deutscherUmwelt­ und Entwicklungsverbändeim Nachfolgeprozess der UN­Konfe­renz für Umwelt und Entwicklung1992 in Rio de Janeiro. Übergreifen­de Schwerpunkte 2014 waren dieThemen Social Development Goals(SDGs, Nachhaltigkeitsziele) und Ak­tivitäten zu den Freihandelsabkom­men CETA und TTIP. Die GRÜNE LIGAnutzt das Forum, um ihre Erfahrungennational und international einfließenzu lassen und unterstützte verschie­dene gemeinsame Aufrufe und Aktio­nen.

Am 14. Januar 2015 traf sich in Ber­lin das Plenum des Forums Umweltund Entwicklung. Auf ihm wurde überdie grundsätzliche Haltung zum G7­Prozess diskutiert sowie über zivilge­sellschaftliche Forderungen an diedeutsche G7­Präsidentschaft. Abge­schlossen wurde der Prozess der Ver­ständigung über die zukünftigeArbeitsweise des Forums. Das Memo­randum of Understanding (MoU) ha­ben 31 Organisationen unterschrie­ben. Das Plenum nahm dies zurKenntnis und setzte es damit inKraft. Gewählt wurde ein neuer Lei­tungskreis, dem Dr. Torsten Ehrke(GRÜNE LIGA), Marianne Henkel(BUND), Roman Herre (FIAN Deutsch­land), Sven Hilbig (Brot für die Welt),Arndt von Massenbach (INKOTA­Netz­werk), Sebastian Schönauer (BUNDNaturschutz Bayern), Thomas Tenn­hardt (NABU) sowie Berit Thomsen(Arbeitsgemeinschaft bäuerlicheLandwirtschaft) angehören. Der Lei­tungskreis bestimmte auf seiner ers­ten Sitzung Dr. Torsten Ehrke,Bundesvorsitzender der GRÜNEN LI­GA, zu seinem Sprecher, die Wahl ei­ner Sprecherin wird noch folgen.Arbeitsschwerpunkte des Forums inder kommenden Zeit sind die TTIP­Verhandlungen, die Begleitung desG7­Gipfels am 7. und 8. Juni 2015 inDeutschland durch inhaltliche Stel­lungnahmen und Veranstaltungen so­wie die Post­2015­Agenda. Fürweitere Informationen siehe: www.fo­rumue.de.

// Dr. Torsten EhrkeBundesvorsitzender

Am 3. Februrar 1990 wurde die GRÜ­NE LIGA gegründet. Am 6. Februarr2015 nahm sie sich Zeit, um auf 25Jahre erfolgreiche Arbeitsjahre zu­rückzublicken, anstehende Aufgabenzu umreißen – und zu feiern. Prof.Dr. Dr. Klaus Töpfer, Exekutivdirektordes Institute for Advanced Sustaina­bility Studies Potsdam, ging in sei­nem Festvortrag auf die gesamt­gesellschaftlichen Herausforderun­gen ein, von der Änderung des Le­bensstils über die Entschleunigungdes Alltags bis hin zur Abrüstung inder Sprache. Klaus Schlüter, Grün­dungsmitglied der GRÜNEN LIGA undheute ihr Ehrenvorsitzender, hatteseine Rede überschrieben mit „DerAufbruch – 25 Jahre GRÜNE LIGA– Eine Gratwanderung“ und zeichne­te die Gründungsimpulse und dieEntwicklung des Netzwerkes nach.René Schuster, Leiter der Bundeskon­taktstelle Braunkohle, ging in seinemVortrag auf das Arbeitsfeld Braun­kohlentagebaue ein, das die Grün­dungsgeschichte des Verbandes starkmitgeprägt hat und gleichzeitig bisheute aktuell ist und in den nächstenMonaten und Jahren die Bundespoli­tik intensiv beschäftigen wird. Durchden Abend führte der Bundevorsit­zende Dr. Torsten Ehrke, Musik von„Cellolitis“ und ein Buffet luden zumFeiern und Genießen ein.

Am folgenden Tag fand dann – eben­falls im Berliner Haus der Demokratieund Menschenrechte – die ordentlicheMitgliederversammlung der GRÜNENLIGA statt. Zunächst skizzierte Dr.Torsten Ehrke umweltpolitische Fra­gestellungen. Danach berichtete sei­ne Stellvertreterin, Grit Tetzel, überdie Arbeit von Bundessprecherrat undBundesverband. SchatzmeisterinYvonne Schulz trug den Finanzberichtvor. Im Anschluß nahmen die Mit­glieder die Berichte von Revisions­und Schiedskommission entgegen.Alle Berichte wurden angenommen,ebenso der HH­Plan für 2015. Dieneue Beitragsordnung war bereits imvergangenen Jahr verabschiedet wor­den. Nach den Berichten der Regio­nalverbände und Bundeskontakt­stellen, folgten Diskussion und Be­schluß der überarbeiteten Wahlord­nung. Mit etwa 30 Wortbeiträgenschloß sich dann eine ausführlicheDebatte zu den vom Bundessprecher­rat vorgelegten 14 Energiegrundsät­zen an. Zwei schriftlich eingegangeneBeiträge waren zudem im Tagungs­heft abgedruckt. Die Auffassungen zuden Grundsätzen waren so heterogen,daß am Ende keine Abstimmungstattfand, sondern der Sprecherratbeauftragt wurde, über die weitereVerfahrensweise zu befinden.

// Katrin KuscheBundesgeschäftsführerin

Ein Dankeschöngeht an alle, diezum Gelingen der25­Jahr­Feier derGRÜNEN LIGAbeigetragenhaben, vor alleman die Festrednerund an diefleißigenHelferinnen undHelfer,insbesondere dieFÖJlerin derBundes­geschäftsstelle,Nora Schiemann.

Foto:Klaus Töpfer hältseine Rede auf derFestveranstaltungam 6. Februar.

(c) Marc Wiemers

Katrin KuscheForum Umwelt undEntwicklung tagte imPlenum

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Buchtipp

Alles hat seine Zeit, nur ich habkeine

Die Zeit. Es scheint, als müssten wiruns täglich mit ihr auseinandersetzen.Zeitdruck auf der Arbeit, fehlendeFreizeit oder besser gesagt schlicht­weg zu wenig Zeit, um überhaupt al­les zu schaffen, was man sichvorgenommen hat. Ein gutes Zeitma­nagement ist da selten vorhanden.Doch seit wann besteht diesesschnelle Tempo der Welt, dem mananscheinend nur schwer entfliehenkann? Der Autor Karlheinz A. Geißlerlehrte über 30 Jahre als Professor fürWirtschafts­ und Sozialpädagogik ander Universität der Bundeswehr inMünchen und ist einer der bekann­testen Zeitforscher Deutschlands.Sein Buch „Alles hat seine Zeit, nurich hab keine“ klärt auf, wie dieMenschen in den vormodernen, denmodernen und den postmodernenZeiten mit der Zeit umgegangen sindbeziehungsweise welche Rolle die Zeitin unserem heutigen Leben spielt.Man kann im Zuge dessen erfahren,wie und woran sich die Menschen ori­entiert haben, als die Uhr noch nichterfunden war und ob die Zeit schonimmer so eine bedeutenden Stellen­wert in dem Alltag der Menschen ein­nahm. Einen wichtigen Impuls gibtGeißler am Ende, er macht daraufaufmerksam sich in der ganzen All­tagshektik, die um uns herumherrscht, auch mal Zeit für sich selbstzu nehmen und die schönen Augen­blicke des Lebens, ohne dabei dieganze Zeit die Uhr im Blick zu haben,zu genießen. // Nora Schiemann

Karlheinz A. Geißler: „Alles hat seineZeit, nur ich hab keine ­ Wege in eineneue Zeitkultur“; oekom Verlag; 256Seiten; 19,95 Euro

GARANTIERTGESUNDHEITSGEFÄHRDEND

Jeder kennt das Gefühl: Die Lustauf Süßes nach einem herzhaftenMittagessen, Heißhunger am Abendvor dem Fernseher oder die elendenVersuche bei einer Diät, auf jegli­chen Zucker weitestgehend zu ver­zichten. Dabei sind in vielenindustriell hergestellten Lebensmit­teln, in denen man keinen Zuckervermutet, Unmengen versteckt. Wasviele nicht ahnen, die Gier nachSüßem wird von der Nahrungsmit­telindustrie schon im Kindesaltervorprogrammiert. Man vertraut be­kannten Herstellern von Babynah­rung und führt seinem Kind schonin den ersten Monaten das süßePulver zu, welches das Krankheitsri­siko sowie auch die Gehirnleistungbeeinflusst. Die Folge: Immer mehrMenschen leiden an den vermeintli­chen Volkskrankheiten wie Überge­wicht oder Diabetes. Der Autor Dr..Hans­Ulrich Grimm stellt in diesemBuch anhand seiner jahrelangenRecherchen in der Welt der indus­trialisierten Nahrungsmittel Faktenrund um das „weiße Gift“ dar. Erbenennt dabei konkret Firmenna­men, die in dem Geschäft vermehrtEinfluss haben und sich aber, wennes um die gesundheitsschädlichenNebenwirkungen geht, gern raus­halten. Grimm macht zudem auf diefatalen Folgen sowie auf den Zu­sammenhang von Zucker, Sklavereiund Kinderarbeit auf den Plantagenaufmerksam. // Nora Schiemann

Hans­Ulrich Grimm: „Garantiertgesundheitsgefährdend – Wie unsdie Zucker­Mafia uns krank macht“,Verlagsgruppe Droemer Knaur, 304Seiten, 18 Euro

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Taschenlexikon der Libellen Euro­pas

Das Wort „Taschenlexikon“ ist für diemehr als 800 Seiten starke Libellen­Enzyklopädie untertrieben. Inhaltlichbietet sich dem Libellen­Freund einWerk, das weit mehr als Basiswissenliefert. Ihre Farbenpracht und der au­ßergewöhnliche Flugapparat, der siezu Flugkünstlern macht, haben Libel­len viele Liebhaber und Sympathieneingebracht. In der germanischenMythologie waren sie heilig und ent­sprechend verehrt, erst Missionaretrugen zu einem anderen Bild bei,Bezeichnungen wie „Teufelsnadeln“oder „Augenstecher“ sprechen von dereinst verbreiteten Angst, Libellenkönnten stechen. Annette von Dros­te­Hülshoff (Der Weiher) oder Hein­rich Heine (Die Libelle) bot dieLibelle Stoff für ihre Gedichte. Faszi­nierend für Beobachter: Die unabhän­gig voneinander beweglichen Flügel­paare ermöglichen es den Libellen,abrupte Richtungswechsel vollführenzu können, in der Luft zu „stehen“oder manchen Arten sogar, rückwärtszu fliegen. Bei ihren Flugkünsten er­reichen sie teilweise Geschwindigkei­ten von 50 km/h. Die LibellenforscherHansruedi Wildemuth und AndreasMartens haben für alle in Europa le­benden Libellenarten Wissen zu Aus­sehen, Verhalten und Ökologiezusammengetragen und ein für Hob­by­Beobachter als auch Insekten­kundler aufschlußreiches Werk überdie „Edelsteine der Luft“ erstellt.

// Katrin Kusche

Hansruedi Wildermuth/Andreas Mar­tens: „Taschenlexikon der LibellenEuropas. Alle Arten von den Azorenbis zum Ural im Porträt“, Quelle &Meyer Verlag, 824 Seiten, 19,95 Euro

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Dies & Das

MarktÜber die GRÜNE LIGA Bundesgeschäftsstelle zubeziehen (siehe Menüpunkt „Shop“ aufwww.grueneliga.de):

NEU: Seminarmappe „Umgebungslärmrichtlinie.Rechtliche Aspekte zur Umsetzung von Maßnah­men“ 74 Seiten C4, alle Vorträge, EVP: 15 EUR + VK

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Grube verabschiedet sich vom Brot­ undButtergeschäft der Bahn

Am Donnerstag, den 19.03.2015 prä­sentierte Bahn­Chef Rüdiger Grube imBerliner Congress Centrum (bcc) amAlexanderplatz die Bilanz der Deut­schen Bahn AG für das Geschäftsjahr2014. Aktive vom Bündnis Bahn fürAlle setzten vor dem BCC ihre Sichtauf das Bahnjahr 2014 in Szene.

Mit einem Transparent mit der Auf­schrift „Nachtzug statt Nachtflug“forderten sie von der DB AG, mitNachtzügen weiter eine klimafreund­liche Alternative zu innereuropäi­schen Flügen anzubieten. Auf einemanderen Transparent stand „Grube

verabschiedet sich vom Brot­ undButtergeschäft der Bahn“. Mit But­terstullen erinnerten die Aktiven,darunter auch von der GRÜNEN LIGA,Rüdiger Grube an sein Versprechenbei Amtsantritt vor sechs Jahren,statt Privatisierungskurs wieder dem"Brot­ und Buttergeschäft" der DB AGVorrang zu geben.

Ausführliche Informationen sowieden Alternativen Geschäftsbericht derDB AG, herausgegeben vom BündnisBahn für Alle gibts auf der Bündnis­Seite: www.bahn­fuer­alle.de.

Ausschreibung zu ZeitzeicheN 2015 eröffnet

Kommunen, Unternehmen, Vereineund Initiativen sind wieder eingela­den, sich um den Deutschen LokalenNachhaltigkeitspreis ZeitzeicheN zubewerben. Damit wird beispielhaftesEngagement für eine lebenswerte Zu­kunft ins öffentliche Bewusstsein ge­rückt.

Der Preis wird wieder in folgendenKategorien ausgelobt:

­ Initiativen­ Unternehmen­ Kommunen­ Jugend­ Bildung für nachhaltige Entwicklung­ internationale Partnerschaften

Anträge können jetzt bis zum 10. Juli2015 gestellt werden.

Auf der Internetseite (www.netz­werk21kongress.de) können ab sofortonline Anträge gestellt werden. Hier­für ist eine einmalige Anmeldung er­forderlich. Damit erhält man einenZugang zum Bearbeiten, Zwischen­speichern und Absenden eines odermehrerer Anträge.

Die feierliche Preisverleihung wird amAbend des 4. November im Rahmendes 9. Netzwerk21Kongress in Lübeckstattfinden.

Foto: Aktive vomBündnis Bahn fürAlle fordern mitTransparentenauf dem Alexan­derplatz weiter­hin eineklimafreundlicheAlternative zuNachtzügen an­zubieten.

(c) BernhardKnierim

TermineGRÜNE LIGA­Seminar: Den ökologischen Zustandvon Flüssen und Seen verbessern – aber wie?27. Mai 2015, 09:30 ­ 17:00 UhrHaus der Demokratie und MenschenrechteGreifswalder Straße 4, 10405 Berlinweitere Informationen zu gegebener Zeit unter www.wrrl­info.de

Bundesprecherrat der GRÜNEN LIGA19. Juni 2015, 14:00 ­ 17:00 UhrHaus der Demokratie und MenschenrechteGreifswalder Straße 4, 10405 Berlin

Bundesprecherrat der GRÜNEN LIGA25. September 2015, 14:00 ­ 17:00 UhrHaus der Demokratie und MenschenrechteGreifswalder Straße 4, 10405 Berlin

Viele weitere Termine von den regionalen Gruppender GRÜNEN LIGA sind auf unserer Homepagewww.grueneliga.de zu finden.

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ALLIGATOR, c/o GRÜNE LIGA e.V., Greifswalder Str. 4, 10405 BerlinPVSt, Deutsche Post AG, „Entgelt bezahlt“ A14 600

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RE

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Diese Adressenliste beinhaltet die Büros der GRÜNEN LIGA. Adressen der lokalen Mitgliedsgruppen und ­vereine sind über die jeweilige Landesge­schäftsstelle oder unter www.grueneliga.de zu erfahren.

BundesverbandGRÜNE LIGA e.V.

Bundesgeschäftsstelle (BGSt)Greifswalder Straße 410405 Berlin: 030/2044745: 030/2044468: bundesverband

@[email protected]@[email protected]

Bundeskontaktstellen/Facharbeitskreise:

BKSt. Agro­GentechnikTorsten Kohlc/o GRÜNE LIGA Dresden/Oberes Elbtal e.V.Schützengasse 16/1801067 Dresden: 0351/49 43 353: 0351/49 43 400: [email protected]

BKSt. BraunkohleStraße der Jugend 9403046 Cottbus: 0151/14420487: [email protected]: www.lausitzer­braunkohle.de

BKSt. GesteinsabbauUli WielandLutherstraße 63, 07743 Jena: 01522/1960531: gesteinsabbau@

grueneliga.de

BKSt. Internationale ArbeitAnnette BaumannPrenzlauer Allee 810405 Berlin: 030/443391­70: 030/443391­75: [email protected]

BKSt. INTERNET.weltMichael Kriegerc/o Bundesgeschäftsstelle: 0177/5966165: [email protected]

BKSt. Nach. Reg. EntwicklungTomas Brückmannc/o ÖKOLÖWE (s.u. Sachsen): Tomas.Brueckmann@

grueneliga.de

BKSt. PflanzenölMichel Matkec/o INOEL PflanzenöltechnikBernhard­Göring­Straße 15204277 Leipzig: 0341/30654 20: 0341/30654­21: [email protected]

BKSt. Verkehr u. Siedlungsentwickl.Dr. Torsten BährPeterssteinweg 1804107 Leipzig: 0341/2111800: [email protected]

BKSt. WasserMichael Benderc/o Bundesgeschäftsstelle: [email protected] : 030/40 39 35 30

BKSt. UmweltbibliothekenKatrin Kuschec/o Bundesgeschäftsstelle

Facharbeitskreis Landwirtschaftheute & morgen, Jens Heinzec/o UmweltbildungshausJohannishöhe: [email protected]

Facharbeitskreis ÖkologischerLandbau und TourismusMatthias Baerens, s. u. ECEAT: [email protected]

Weitere Mitgliedsgruppen:

Bundesverband Dezentraler Ölmühlenund Pflanzenöltechnik e.V.Remigiusstraße 166606 St. Wendel­Bliesen: 06854/90 80 21: [email protected]

ECEAT Deutschland e.V.Möwenburgstraße 3319006 Schwerin

GRÜNE LIGA Dresden/Oberes Elbtal e.V.Schützengasse 16/1801067 Dresden: 0351/49 43 353 : ­400: [email protected]

GRÜNE LIGA Osterzgebirge e.V.Große Wassergasse 901744 Dippoldiswalde: 03504/618585: [email protected]

Naturschutzstation Zippendorf e.V.Am Strand 919063 Schwerin: 0385/2013052 : ­2075571: Naturschutzstation.Zippendorf

@t­online.de

Netzwerk der InitiativgruppenGesteinsabbau e.V.Uli WielandLutherstraße 63, 07743 Jena: 01522/1960531: [email protected]

UmweltbildungshausJohannishöhe, 01737 Tharandt: 035203/3 71 81: 035203/3 79 36: [email protected]

RegionalverbändeGRÜNE LIGA Berlin e.V.

LandesgeschäftsstellePrenzlauer Allee 8, 10405 Berlin

: 030/443391­0 (Zentrale): 030/443391­33: [email protected]

Grünes Haus für HellersdorfBoitzenburger Straße 52 ­ 5412619 Berlin: 030/56499892: 030/56499950: [email protected]

Bezirksgruppe Weißensee/BAUM , c/o Petra KönigAubertstraße 3713127 Berlin: 030/9253070: 030/96793079: [email protected]

GRÜNE LIGA Brandenburg e.V.

Landesgeschäftsstelle/Regionalbüro PotsdamHaus der NaturLindenstraße 3414467 Potsdam: 0331/20 155 20 : ­22: [email protected]

GRÜNE LIGA Meckl.­Vorp.

Landesgeschäftsstelle/Regionalbüro SchwerinPostfach 01024319002 Schwerin: mecklenburg­vorpommern@

grueneliga.de

GRÜNE LIGA Sachsen e.V.

LandesgeschäftsstelleSchützenplatz 1401067 Dresden: 0351/21923401: 0351/21923403: [email protected]

Regionalbüro LeipzigÖkolöwe–Umweltbund Leipzig e.V.Bernhard­Göring­Straße 15204277 Leipzig: 0341/3 06 51 85: 0341/3 06 51 79: [email protected]

Regionalbüro OberlausitzCzornebohstraße 82 ­Sternwarte, 02625 Bautzen: 03591/605860: 03591/607050: [email protected]

GRÜNE WELLE Umweltverein e.V.Straße der Einheit 1804769 Naundorf

: 03435/920089: 03435/931751: [email protected]: www.gruene­welle.org

GRÜNE LIGA Hirschstein e.V.Neuhirschsteiner Straße 2501594 Hirschstein: [email protected]

Büro GRÜNE LIGA Westsachsen e.V.Crossener Str. 23, 08058 Zwickau: 0375/27119634: 0375/27119635: [email protected]

Initiativgruppe Grüne AktionWesterzgebirge e.V.PSF 1239, 08306 Eibenstock: 037752/55952

GRÜNE LIGA Thüringen e.V.

Landesgeschäftsstelle/Regionalbüro WeimarGoetheplatz 9b, 99423 Weimar: 03643/4 92 796: 03643/49 27 97: [email protected]

Büro ArnstadtIG Stadtökologie Arnstadt e.V.An der Liebfrauenkirche 299310 Arnstadt: 03628/640723: 03628/746283: [email protected]

Regionalbüro EichsfeldKastanienhof, 37318 Marth: 036081/6 06 15 : ­18: region.eichsfeld@

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