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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Wissen Mehr "Science" als "Fiction" Der Einfluss wissenschaftlicher Berater auf Science-Fiction-Filme Von Guido Meyer Wiederholung: Montag, 2. Januar 2017, 8.30 Uhr Sendung: Montag, 8. Juni 2015, 8.30 Uhr Redaktion: Detlef Clas / Gábor Paál Regie: Guido Meyer Produktion: SWR 2015 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Wissen können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml Die Manuskripte von SWR2 Wissen gibt es auch als E-Books für mobile Endgeräte im sogenannten EPUB-Format. Sie benötigen ein geeignetes Endgerät und eine entsprechende "App" oder Software zum Lesen der Dokumente. Für das iPhone oder das iPad gibt es z.B. die kostenlose App "iBooks", für die Android-Plattform den in der Basisversion kostenlosen Moon-Reader. Für Webbrowser wie z.B. Firefox gibt es auch sogenannte Addons oder Plugins zum Betrachten von E-Books: Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE

SWR2 Wissen Mehr "Science" als "Fiction" Der Einfluss wissenschaftlicher Berater auf Science-Fiction-Filme

Von Guido Meyer

Wiederholung: Montag, 2. Januar 2017, 8.30 Uhr

Sendung: Montag, 8. Juni 2015, 8.30 Uhr

Redaktion: Detlef Clas / Gábor Paál

Regie: Guido Meyer

Produktion: SWR 2015

Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.

Service: SWR2 Wissen können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml Die Manuskripte von SWR2 Wissen gibt es auch als E-Books für mobile Endgeräte im sogenannten EPUB-Format. Sie benötigen ein geeignetes Endgerät und eine entsprechende "App" oder Software zum Lesen der Dokumente. Für das iPhone oder das iPad gibt es z.B. die kostenlose App "iBooks", für die Android-Plattform den in der Basisversion kostenlosen Moon-Reader. Für Webbrowser wie z.B. Firefox gibt es auch sogenannte Addons oder Plugins zum Betrachten von E-Books: Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030

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MANUSKRIPT

Musik aus Interstellar Dreaming of the Crash – Hans Zimmer, CD Interstellar Soundtrack, Sony Music, 2004, LC 06868 Jurassic Park: „Hallo John! Wie bin ich hier rein geraten?“ – „Das will ich Dir erklären. Aber zuerst brauche ich einen Tropfen Blut! Keine Bange, John, das gehört alles zum Wunder des Klones.“ – „Geklont? Aber woraus denn? Die neue Extraktion hat noch nie einen intakten DNS-Strang hervorgebracht.“ – „Nicht ohne massive Sequenzlücken.“ – „Paläo-DNS? Aus welcher Quelle? Woher kriegt man 100 Millionen Jahre altes Saurierblut?“

O-Ton Horner: We can't get DNA from a dinosaur. We know that DNA does not last more than a few thousands of years. And we have no DNA from any organism that is a million years old. And dinosaurs, of course, the last one died 65 million years ago. We might one day get tiny, tiny fragments of DNA, but unfortunately we don‟t have anything that is close enough to them other than birds to add DNA from. The pieces we would get are so tiny that we would still end up with a bird. Übersetzer: Wir können keine DNS von einem Dinosaurier bekommen. DNS-Stränge halten nicht länger als ein paar Tausend Jahre. Die Dinosaurier sind vor 65 Millionen Jahren ausgestorben. Vielleicht werden wir eines Tages winzige Fragmente der Erbsubstanz von Sauriern finden. Um sie aufzufüllen, haben wir aber nichts Besseres als Vogel-DNS. Der Gencode wäre insgesamt so schlecht, dass am Ende immer nur ein Vogel heraus käme. Schlussakkord Dreaming of the Crash / T-Rex-Gebrüll aus Jurassic Park

Ansage: Mehr „Science“ als „Fiction“ – Der Einfluss wissenschaftlicher Berater auf Science-Fiction-Filme Eine Sendung von Guido Meyer T-Rex-Gebrüll aus Jurassic Park / Opening aus Jurassic Park

Autor: Vor 65 Millionen Jahren, am Ende der Kreide-Zeit, verschwand der letzte Dinosaurier

von der Erde. Im Jahr 1990 unserer Zeit kehrten sie zurück – die ganze Sippschaft: Stegosaurus, Tyrannosaurus, Triceratops und wie sie alle heißen. Der amerikanische Schriftsteller Michael Crichton hatte sie in Romanform wiederbelebt. O-Ton Horner: I hadn't read the book but a lot of people had told me about Michael Crichton‟s book. So I knew what the movie would be about and the premise behind it, and I thought it was very interesting. And above all of that, it was Steven Spielberg who called, so it was hard to say „no‟ to Steven Spielberg.

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Übersetzer: Ich hatte das Buch nicht gelesen, aber viele Leute hatten mir davon erzählt. Ich wusste also, worum es geht. Es schien mir sehr interessant. Außerdem war es immerhin Steven Spielberg, der mich deswegen persönlich anrief. Es ist schwer, jemandem wie Steven Spielberg abzusagen. Autor: Und so klingelte Anfang der 90er-Jahre ein Telefon in Bozeman im US-Bundesstaat Montana. Hollywood war am Apparat. Am anderen Ende der Leitung: der Paläontologe Jack Horner, Dinosaurier-Experte im Museum of the Rockies. Noch vor Erscheinen von Michael Crichtons Roman hatte sich Steven Spielberg die Filmrechte gesichert. Was er nun brauchte, war ein wissenschaftlicher Berater, der sich mit den Riesenechsen auskannte. O-Ton Horner: Steven wanted to make sure that the dinosaurs looked as accurate as they could, based on the science of the time. And he also wanted to make sure that there weren't any silly mistakes made. He didn‟t want 8-year-olds and 10-year-olds sending nasty letters about something being wrong, something obviously being wrong about the dinosaurs. And he also wanted to make sure that the actors pronounced the words right. There were quite a few things that just needed to be double-checked by a scientist. Übersetzer: Steven wollte sicherstellen, dass die Dinosaurier so naturgetreu wie möglich aussahen. Sie sollten dem Wissen der damaligen Zeit entsprechen. Achtjährige Kinder sollten keine Gelegenheit bekommen, irgendwelche dummen Fehler in dem Film zu finden. Und er wollte, dass die Schauspieler die Namen der Tiere korrekt aussprachen. Es gab so einiges, das ein Wissenschaftler gegenchecken sollte. Autor: Und so entstand – mit Jack Horners Hilfe – aus dem Buch ein Film, und in dem Film – ein Park. Jurassic Park: Grant: „Was für ein Park ist das denn?“ Hammond: „Willkommen im Jurassic Park!“ [Grant: „Sie bewegen sich in Herden. Unglaublich. Es sind Herdentiere. Wie ist Ihnen das nur gelungen?“ Hammond: „Warten Sie‟s ab!“] Grant: „In dem Film, den wir gesehen haben, hieß es, dass sie die Lücken in der Gensequenz mit Frosch-DNS aufgefüllt und komplettiert haben. Sie haben den genetischen Code der Dinosaurier mutiert und mit denen von Fröschen vermischt.“ O-Ton Horner: We can't get DNA from a dinosaur, so we can't really test that hypothesis. But if we could and we had just pieces of it, frog DNA is as good as … we could use banana DNA if we really wanted to. All life is related to each other. Basically you just need another living organism to add its DNA.

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Übersetzer: Da wir keine DNS von Dinosauriern haben, können wir diese Hypothese nicht überprüfen. Hätten wir jedoch entsprechende Bruchstücke, könnten wir sie in der Tat mit Frosch-Genen auffüllen. Aber genauso gut könnten wir Bananen-DNS verwenden. Alles Leben ist verwandt. Man braucht im Wesentlichen nur die DNS irgendeines lebendigen Organismus„. Autor: Hier zeigt sich ein Dilemma der wissenschaftlichen Beratung von Science-Fiction-Filmen: Was auf der Leinwand als Faktum präsentiert wird, ist es nicht, lässt sich aber auch nicht unbedingt widerlegen. Aufgabe des Consultants ist es zu entscheiden, ob solch ein Handlungsstrang möglich wäre wenn. Gäbe es Kälteschlaf und entsprechende bemannte Raumschiffe, dann könnte auch diese Szene aus den Tiefen des Alls möglich sein ... 2001 – Odyssee im Weltraum: Ansager: „Guten Abend. Vor drei Wochen startete das amerikanische Raumschiff Discovery I zu seinem 500-Millionen-Meilen-Flug zum Jupiter. Unser Reporter Martin Amer sprach mit der Mannschaft.“ Reporter: „Die Besatzung der Discovery I besteht aus fünf Männern und einem der

modernsten Elektronengehirne, einem HAL-9000-Computer. Drei der fünf Männer wurden im Zustand des Dauerschlafes an Bord des gigantischen Raumschiffs gebracht. Warum, Dr. Bowman?“ Bowman: „Die drei Kollegen sind am Ziel der Reise frisch und ausgeruht.“ Reporter: „Dr. Pool, wie fühlt man sich, wenn man im Dauerschlaf liegt?“ Pool: „Der subjektive Unterschied zum normalen Schlaf besteht bloß darin, dass man nicht träumt. Und das Herz schlägt dreimal in der Minute. Die Körpertemperatur ist auf ungefähr drei Grad herabgesetzt.“ Autor: Nur tiefgekühlt erreichen die Menschen der Erde im Jahr 2001 – im gleichnamigen Science-Fiction-Klassiker von Stanley Kubrick – den Saturn. Solch ein Verfahren gibt es nicht wirklich. Noch nicht. Aber die Odyssee im Weltraum spielt nicht in der Gegenwart. Der Film entstand 1968. Zu der Zeit galt für das Jahr 2001 noch das Motto: „Wir befinden uns in einer fernen Zukunft ...“ O-Ton Dyson: It‟s clear, the whole scheme of the movie was not about science. It was a story which was supposed to be mysterious, and nothing was really explained. Übersetzer: Es ist offensichtlich, dass das gesamte Schema des Films nicht wissenschaftlich war. Die Handlung war absichtlich mysteriös angelegt. Nichts wurde wirklich erklärt. Autor: Der Regisseur von 2001, Stanley Kubrick, bat in den späten sechziger Jahren den

britischen Physiker Freeman Dyson, eine Art Vorwort zu dem Science-Fiction-Epos zu sprechen. Einige der Phänomene des Films sollten vorab erklärt werden, wie die künstliche Schwerkraft an Bord einer sich drehenden Raumstation und die mangelnden Soundeffekte im offenen Weltraum. Dyson sagte zu und zeichnete

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seine wissenschaftliche Einführung vor Kameras auf. Kubrick entschied sich später, sie doch nicht zu verwenden. Und so blieb vieles unklar. O-Ton Dyson: At the end you have these strange scenes where the astronaut is growing old and in a weird way moving from one room to another. And it‟s not at all clear what‟s going on. And then finally this baby in the sky which doesn‟t seem to be connected to anything. I mean, it is a work of art, but it‟s certainly not science. Übersetzer: Am Ende gibt es diese merkwürdigen Szenen, in denen der Astronaut altert und sich von einem Zimmer in ein anderes bewegt. Es ist überhaupt nicht klar, was da vor sich geht. Schließlich sehen wir ein Baby vor dem Sternenhimmel, das zu überhaupt nichts und niemandem einen Bezug hat. Seien wir ehrlich: Das ist Kunst, aber es ist ganz gewiss nicht wissenschaftlich. Autor: Stanley Kubrick hatte sich für die filmische Umsetzung von Arthur C. Clarkes Roman 2001 – Odyssee im Weltraum von dem amerikanischen Astrophysiker Carl Sagan

und von Frederick Ordway wissenschaftlich beraten lassen, der zuvor bei der US-Raumfahrtbehörde NASA gearbeitet hatte. Beide sind mittlerweile verstorben. Freeman Dyson wurde erst hinzugezogen, als der Film bereits fertig war. O-Ton Dyson: What I mean by saying it‟s not scientific is that it doesn‟t depend on science, <> there‟s no coherent logic to it, you never understand what the aliens are actually interested in and why they are there. All the way through it‟s made clear that scenes don‟t have much connection with each other. Especially the ending is totally impressionistic. Übersetzer: Wenn ich sage, der Film sei nicht wissenschaftlich, meine ich, dass er nicht wissenschaftlich fundiert ist. Es gibt keine innere Logik. Zu keinem Zeitpunkt wird klar, was die Außerirdischen eigentlich wollen und warum sie da sind. Die einzelnen Szenen bauen nicht aufeinander auf. Vor allem das Ende ist völlig impressionistisch. Also sprach Zarathustra / Richard Strauss CD The Very Best of John Williams and the Boston Pops Orchestra, Reader's Digest,

1995 O-Ton Dyson: I‟ve seen it several times. First time I was very disappointed. It‟s because it was so different. There are no real characters. The only actor is actually HAL, the computer. Übersetzer: Ich habe mir 2001 des Öfteren angeschaut. Vor allem beim ersten Mal war ich sehr

enttäuscht. Der Film ist so anders. Es gibt gar keine richtigen Charaktere. Die einzige richtige Figur ist der Computer.

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2001 – Odyssee im Weltraum: Luftschleuse Bowman: Öffne das Gondelschleusentor, bitte! HAL: Es tut mir leid, Dave, aber das kann ich nicht tun. Das Unternehmen ist zu wichtig, als dass ich Dir erlauben dürfte, es zu gefährden. Ich weiß, dass Ihr beide geplant habt, mich abzuschalten. Und ich glaube, dass ich das nicht zulassen darf. Bowman: Dann werde ich eben durch die Notluftschleuse reinkommen. HAL: Ohne Deinen Raumhelm wird Dir das wohl sehr schwerfallen, Dave. Geräusche

Autor: Wenngleich längst im Ruhestand, ist Freeman Dyson nach wie vor für das Institut für fortgeschrittene Studien der Schule für Naturwissenschaften der Princeton University im US-Bundesstaat New Jersey tätig. Und auch seine Sicht zu 2001 – Odyssee im Weltraum fällt seit ein paar Jahren ein wenig wohlwollender aus.

O-Ton Dyson: What is striking is that it has lasted so well. Actually I enjoyed it more seeing it recently than I did at the first time. That speaks for it. It certainly is a classic. Übersetzer: Es ist schon beeindruckend, wie lange sich dieser Film schon hält. Als ich ihn mir neulich noch einmal angeschaut habe, hat er mir besser gefallen als beim ersten Mal. Das spricht für ihn. Es ist auf jeden Fall ein Klassiker. Autor: Stanley Kubricks Odyssee im Weltraum wurde zu einem Klassiker, dem weitere Filme dieses Genres folgten, von Das Schwarze Loch über Alien bis hin zu den Starwars-Episoden. Vor allem letztere hatten mit Wissenschaft, mit kosmologischen oder astrobiologischen Phänomenen, nicht mehr viel zu tun. Aber im vergangenen Jahr besann sich Hollywood wieder auf die „Science“ in Science-Fiction-Filmen – mit Interstellar. Interstellar / Irgendwo in deren fünften Dimensionen: TARS: „Sie haben diesen dreidimensionalen Raum in ihrer fünfdimensionalen Realität gebaut, damit Menschen es verstehen können. Man sieht, dass die Zeit hier als physikalische Dimension existiert.“ Cooper: „Gravitation kann die Dimensionen durchschreiten, einschließlich der Zeit.“ TARS: „Offenbar.“ Übersetzer: Diese Theorie entspricht heute gültigen Modellen in der Kosmologie und in der Stringtheorie. Sollte es parallele Welten oder höhere Dimensionen neben den uns bekannten geben, würde sich die Schwerkraft dimensionenübergreifend bemerkbar machen. Im Tesseract einer Art höher-dimensionalen Würfel, verhält sich die Zeit wie der Raum, bekommt also ebenfalls mehrere Richtungen – neben dem uns bekannten „Vor“ auch ein „Zurück“ und „Seitwärts“. In Interstellar sollen bemannte Raumschiffe eine Entfernung zurücklegen, die die Menschheit in Wirklichkeit noch nicht einmal bruckstückweise bewältigt hat. Astronauten haben es gerade einmal bis zum Mond geschafft, noch nie zu einem anderen Planeten und schon gar nicht hinaus aus unserem Sonnensystem. Auch ein Science-Fiction-Film bliebe ohne wissenschaftliche Erklärungen für solch lichtjahreweiten Reisen unglaubwürdig. Und

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so wurde der theoretische Physiker Kip Thorne als wissenschaftlicher Berater eingekauft. Der Amerikaner arbeitet am CalTech, dem California Institute of Technology in Pasadena. Eigentlich ist er seit 2009 emeritiert. O-Ton Thorne: The fundamental problem is: how do you get outside the solar system with near future technology? The nearest habitable planet outside our solar system is probably about 12 light years away. If you compare that distance with the distance to the moon – which is how far humans have now gone -, if you think of the distance to Tau Ceti, the nearest habitable planet, as being as half way around the Earth, then the distance we have travelled to the moon is about seven centimeters. Compare the challenge of travelling seven centimeters and expanding that half way around the Earth – that is so difficult that worm holes are about the only way in the future that you could get outside the solar system. Übersetzer: Das grundsätzliche Problem ist: Wie kommen wir heraus aus unserem Sonnensystem, und das mit einer Technologie, die in absehbarer Zeit realisierbar wäre? Das nächste bewohnbare Planetensystem, Tau Ceti, ist so um die zwölf Lichtjahre entfernt. Wenn wir diese Entfernungsskala verkleinern, sodass die Reise zu Tau Ceti einem Trip halb um die Erde herum entspräche, hätten wir mit unseren Mondflügen gerade einmal sieben Zentimeter zurückgelegt. Das ist so frustrierend, dass Wurmlöcher die einzige Möglichkeit sind, herauszukommen aus dem Sonnensystem. Interstellar / Da! Da! Da ist es! „Sagen wir mal, Du willst von hier nach dort. Aber das ist zu weit, okay? Also, für ein Wurmloch wird die Raumzeit gekrümmt, und man nimmt eine Abkürzung durch eine höhere Dimensionen. Deutlicher wird es, wenn man dreidimensionalen Raum zweidimensional darstellt. Dann ist das Wurmloch nämlich nur noch ein Kreis. Und was ist ein Kreis in drei Dimensionen?“ Cooper: „Eine Kugel.“ „Ganz genau. Ein kugelförmiges Loch.” O-Ton Thorne: This was part of my brainstorming, to do faster than light speed, not travelling through the worm hole but travelling through our universe faster than light. And in the end I suggested he travels at less than the speed of light in the 5th dimension to get back. What appears in the movie does not violate any physical laws, but travelling faster than the speed of light in our universe would violate physical laws. Übersetzer: Teil meiner Überlegungen war die Frage, ob sich die Personen mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen sollten. Schließlich bin ich davon abgekommen und habe stattdessen vorgeschlagen, dass sich das Raumschiff durch ein Wurmloch und damit durch die fünfte Dimension bewegen könnte. Was wir letztlich im Film zeigen, fußt auf den Grundlagen der Physik. Mit Überlichtgeschwindigkeit zu reisen, hätte aber physikalische Gesetze verletzt.

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Autor: Doch trotz wissenschaftlichen Beistandes ist auch Interstellar nicht frei von Fehlern.

Auf Dr. Manns Planeten hängen gefrorene Wolken aus Eis in der Luft – ein wissenschaftlich fragwürdiges Schauspiel auf einer Welt, die immerhin über 80 Prozent der Erdschwerkraft verfügt. Feste Wolken würden auch auf Dr. Manns Planeten in sich zusammen und auf den Boden fallen. Das weiß auch Kip Thorne – will sie aber nicht so hoch hängen. O-Ton Thorne: There are minor things. Nothing that particularly concerns me. The one thing that bothers me the most is that on the ice planet, on Dr. Mann‟s planet, there are ice structures that are suspended, cantered outwards over much bigger distances than ice can support. But if that‟s the worst error that they didn‟t get the property of ice quite right, I think they did extremely well. Übersetzer: Das sind Kleinigkeiten. Das ist nichts, was mich wirklich ärgert. Was mich am meisten irritiert, sind einige Eisstrukturen auf Dr. Manns Planeten, die sich wie Gletscher verschoben haben, aber weit über die die Abbruchkanten der Felsen hinaus ragen – zu weit, dass sich das Eis selbst noch tragen kann. Aber wenn das der schlimmste Fehler sein soll, dass das Filmteam die Eigenschaften von Eis nicht korrekt dargestellt hat, dann hat es insgesamt einen tollen Job gemacht. Jurassic-Park-III-Project Raptoren-Laute: „Alle unsere Theorien über die Intelligenz der Raptoren und ihre Fähigkeiten waren völlig falsch.“ – „Dann hatten wir damals recht – sie kommunzieren mit Lauten!“ – „Ich bin sicher, das war der Schlüssel zu ihrer sozialen Intelligenz.“ – „Das wäre der Beweis dafür, dass sie zusammenarbeiten.“ – „Ja. Und ihre Angriffe so koordinieren können, dass ihre Opfer gar nicht wissen, was los ist. Ellie, sie waren extrem intelligent – um einiges intelligenter als Delfine oder Wale.“ Autor: „Stimmt das?“ So oder so ähnlich lauteten die Fragen, die das Produktionsteam der drei Jurassic-Park-Filme dem Paläontologen Jack Horner gestellt hat. Gab er grünes

Licht, konnte die Szene gedreht werden. Für die Raptoren gilt: Stimmt, sie haben wirklich Delfine und Wale in den Schatten gestellt, was ihre Intelligenz und damit beispielsweise ihr Jagdverhalten angeht. O-Ton Horner: Yes, we do know that. That‟s based on evidence we have here in Montana in our museum. They were very intelligent animals. We have the brain case. We know how big the brain was compared to the body. And usually the brain-to-body-ratio is something that can tell you a lot about the intelligence of an animal. We have a plant eating dinosaur that was clearly killed by more than one raptor. In fact we think conservatorily that there were three to five raptors that killed this animal. Übersetzer: Ja, das wissen wir ganz genau. Das basiert auf Beweisen, die wir in unserem Museum hier in Montana zeigen. Raptoren waren sehr intelligent. Wir haben Hirnschalen gefunden. Daran können wir sehen, wie groß das Gehirn war in Relation

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zum Körper. Außerdem haben wir ein Skelett von einem pflanzenfressenden Dinosaurier ausgegraben, den drei bis fünf Raptoren erlegt haben dürften. Autor: So weit, so gut. Aber auch der Rat des Fachmanns schützt vor Fehlern nicht. Beim Erscheinen des ersten Jurassic-Park-Films, 1993, gingen Paläontologen noch davon aus, dass Raptoren aussahen wie Echsen auf zwei Beinen. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, ist die Wissenschaftswelt klüger. O-Ton Horner: We paleontologists, we just keep working. We know that raptors should be very feathery. We have very good evidence that they were very feathery. This is stuff that we have discussed over the years. When we first were working on the movie, we really didn‟t know very much about the feathers. So we left them off. And we can't change them drastically because of the consistency of the movies that need to be kept. So they added a little feathery stuff on top of him. I guess they figured that was all they could do. Any more would actually change the way they looked. Übersetzer: Wir Paläontologen, wir forschen immer weiter. Mittlerweile können wir nachweisen, dass Raptoren Federn trugen. Beim ersten Film wussten wir das noch nicht. Wir können die Raptoren nun aber nicht großartig verändern, da sich die zurückgezüchteten Tiere im Park ja in allen Filmen ähneln müssen. Deswegen haben die Produzenten 2001 in Jurassic Park III nur ein paar Federn am Kopf hinzugefügt.

Mehr konnten sie nicht tun. Alles andere hätte das Aussehen der Raptoren zu stark verändert. Jurassic-Park-III-Project Raptoren-Resonanz-Kammer-Blasen: „Hier haben Sie die Resonanzkammer eines Velociraptors. Hören Sie sich das an!“ Blasen

O-Ton Horner: We know they could make sounds. And we can determine the pitch that they could make. But there is no way that we could make the actual sound. We know that some of the big duck built dinosaurs probably could create infrasounds like elephants, very deep sounds that would have carried a very long distance. Lions and tigers can growl because of certain structures in their throats, and dinosaurs didn‟t have those. I doubt very much that dinosaurs could actually make a growling sound other than a very gutteral sound maybe like an alligator makes. That was all made up by the movie people to make it scary. Übersetzer: Wir wissen, dass die Tiere Geräusche machen konnten. Und wir können deren Höhe bestimmen. Aber deswegen können wir den eigentlichen Sound noch nicht nachstellen. Einige Entenschnabeldinosaurier konnten Infraschallwellen erzeugen, die Artgenossen über Kilometer hinweg wahrnehmen konnten – so wie Elefanten heute. Löwen und Tiger können knurren, weil ihr Rachen eine entsprechende Struktur aufweist. Dinosaurier hatten das nicht. Mehr als ein fauchendes Geräusch,

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ähnlich Alligatoren, brachten sie wohl nicht zustande. Alles andere haben sich die Filmleute ausgedacht, um die Zuschauer zu erschrecken. T-Rex-Gebrüll / Jurassic Park

Musik aus Jurassic Park End Credits – John Williams; CD Jurassic Park, RCA 1993, LC 1056

Autor: Die Federn – die fehlen. Die Dino-Geräusche – die waren übertrieben. Aber was ist mit der Farbe der Tiere? Nach welchen Kriterien wurde entschieden, in welchem Look Brachiosaurus, T-Rex & Co. daher kommen sollen? O-Ton Horner: Actually I wanted them more colorful. Steve and I discussed that. He wanted them more scary looking. And so greys and blacks and greens were what he wanted. And I wanted them more colorful like we knew at the time they were. He always won arguments like that. We know a lot more about their color now. And we do know a lot more about their behavior. Dinosaurs have display organs. They have lots of boney plates and spikes. They are all visual cues. And because they are related to other reptiles and to birds, both of which are very colorful, we know dinosaurs were as well. When we add a new dinosaur we actually can make it colorful. Übersetzer: Eigentlich hätte ich sie lieber bunter gehabt. Steven Spielberg gefielen sie aber besser in einem gefährlichen, echsenfarbenen Look. Deswegen sehen sie alle grau, schwarz und grün aus. Heute wissen wir mehr über ihre Farbgebung als am Anfang. Dinosaurier hatten Platten, Stacheln und andere Merkmale, deren Farben ins Auge sprangen. Und auch weil sie mit Reptilien und Vögeln verwandt sind, die sehr farbenfroh aussehen, waren die Dinosaurier das wohl auch. Jetzt können wir das nicht mehr ändern – außer wenn wir eine neue Spezies hinzufügen. Dann machen wir sie bunt. Autor: Und so hat denn in Jurassic Park III ein Ceratosaurus einen kurzen Gastauftritt, eine

Art kleinerer Tyrannosaurus – nur eben in buntem Gewand. Platten als Körperschmuck verhalfen auch dem Pachycephalosaurus zu einer kleinen Rolle. Vergessene Welt / Pachycephalosaurus: „Sehen Sie die ausgeprägte Schädelwölbung? Das ist ein 30 cm langer Knochen. Der Pachy hat seinen Halsansatz unten am Schädel und nicht hinten am Kopf wie bei den Reptilien. Wenn er den Kopf neigt, bildet sein Nacken eine gerade Linie mit dem Rückgrat. Und da er sehr stark ist, kann er die Dinge mit dem Kopf umnieten und wird zum Rammbock.“ O-Ton Horner: Pachycephalosaurus could not do that. Well - they could only do it once. It‟s got an interesting neck, mostly to hold that head up. The boney thickness on top of his head is very dense bone. It‟s very dense. It would have been very heavy. They definitely would not wanna run around crashing into anything with it.

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Übersetzer: Pachycephalosaurus konnte das nicht. Also, er hätte es schon gekonnt – aber nur einmal. Seine Nackenstruktur ist im Film korrekt beschrieben. Aber sein Kopf war für solche Kämpfe viel zu schwer. Es wäre keine gute Idee gewesen, damit herumzulaufen und gegen irgendetwas zu rammen. Musik aus Interstellar Day One – Hans Zimmer, CD Interstellar Soundtrack, Sony Music, 2004, LC 06868

Autor: Filme wie Jurassic Park, Interstellar, Avatar oder 2001 – Odyssee im Weltraum

kommen bewusst wissenschaftlich daher. Dafür tun sie einiges, nicht zuletzt über den Faktencheck durch Berater, durch Paläontologen, Astrophysiker, Linguisten oder Botaniker. Dass bestimmte Details richtig wiedergegeben sind, fällt dem breiten Publikum jedoch meist gar nicht auf. Wissenschaftliche Korrektheit wird nur von Wissenschaftlern gewürdigt. Entsprechend sind sie es auch, die sich zuerst auf Fehlersuche begeben. Das Internet mit seinen Foren bietet dazu heute eine Fülle an Gelegenheiten. Was nicht stimmt, wird gnadenlos angeprangert. O-Ton Horner: There are a lot of mistakes. It‟s not a documentary. But the mistakes that are made are just trivial. They are not noticeable. Übersetzer: Es gibt viele Fehler in wissenschaftlichen Filmen. Es sind schließlich keine Dokumentationen. Aber die Fehler, die immer noch drin sind, sind trivial. Sie sind nicht wahrnehmbar. Autor: Wissenschaftliche Berater sollen das Produktionsteam daran hindern, Fehler zu begehen. In Jack Horners Fall heißt das, dafür Sorge zu tragen, dass die Filmdinos nicht nur so realistisch wie möglich aussehen, sondern sich auch korrekt bewegen. O-Ton Horner: The T Rex was walking wrong. And so I helped the puppeteers to teach the T Rex to walk properly. If you see a bird walk, you see that it walks differently than we walk. And I just wanted to make sure that the T Rex walks more like a bird than like a mammal. Übersetzer: Der T-Rex ging falsch. Also habe ich dem Puppenspieler gezeigt, wie sich das Tier wirklich fortbewegt hat. Ich wollte sicherstellen, dass der Tyrannosaurus sich mehr wie ein Vogel bewegt und weniger wie ein Säugetier. Jurassic Park: „Versuch„ Dir mal vorzustellen, Du wärst in der Kreidezeit. Du kommst auf eine Lichtung und siehst plötzlich diesen zwei Meter großen Truthahn vor Dir. Und dann wirst Du angegriffen – nicht von vorn, sondern von den Seiten, von den anderen beiden Raptoren, von denen Du gar nicht gewusst hast, dass sie da sind.“

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O-Ton Horner: A mistake that was about to be made was in Jurassic Park I, when the raptors came

in the door, they were going to have them flicking their fork tongue around like a snake. I told them they couldn‟t do that. But they still wanted them to do something. Just before they walk in the door they snort on the window and fog it up. And that shows that dinosaurs are warm-blooded. Übersetzer: Ein Fehler wäre beinahe im ersten Jurassic-Park-Film gemacht worden. Als die Raptoren durch die Tür kommen, sollte ihre gegabelte Zunge aus dem Maul schnellen, so wie bei züngelnden Schlangen. Ich sagte dem Filmteam, dass sie das nicht konnten. Aber die Macher wollten unbedingt an dieser Stelle einen Spezialeffekt. Also haben sie die Tiere gegen die Glastür schnauben lassen, die daraufhin beschlug. Das zeigte so ganz nebenbei, dass Dinosaurier warmblütig waren. Jurassic Park: Musik, Brachiosaurier-Trompeten

„Oh Ellie, wir müssen die Theorie von den Kaltblütern vergessen. Sie trifft nicht zu. Wir liegen vollkommen falsch. Das ist ein Warmblüter.“ – „Sie leben auch nicht in Sümpfen.“ – „Sein Hals ist doch mindestens 7 oder 8 Meter lang.“ Brachiosaurier-Trompeten

Autor: Schon 1993 arbeitete der erste Teil von Jurassic Park auch mit wissenschaftlichen

Überraschungen – nach dem Motto: „Schaut nur, was wir wissen; wir kennen uns aus.“ Die jahrzehntealte Kontroverse, ob die Riesenechsen warmblütig, kaltblütig oder irgendetwas dazwischen waren, wurde von Beratern und Filmteam mal eben zugunsten der Warmblütigkeit entschieden. Kaum war dieser Fakt verdaut, richtete sich in dieser Szene Brachiosaurus auf seine Hinterbeine, um mit seinem langen Hals auch Blätter in den Baumkronen zu erreichen. O-Ton Horner: You know that Brachiosaurus can stand on their hind legs as well. Otherwise there wouldn‟t be babies. Autor: Wir müssten davon ausgehen, dass Brachiosaurus auf seinen beiden hinteren Beinen stehen konnte, sagt Jack Horner – denn sonst hätte es keine Babys gegeben. Wohl war. Und ab dem dritten Teil konnte der Paläontologe aus dem Rocky-Mountain-Dinosaurier-Museum dann so richtig kreativ werden. Denn während sowohl Jurassic Park I als auch die Fortsetzung Vergessene Welt auf Romanen von Michael Crichton beruhten, gab es für Jurassic Park III keine Vorlage. Und so schlug

Jack Horner vor, statt eines T-Rex„ einmal einen Spinosaurus zum Schurken zu machen. O-Ton Horner: When we put Spinosaurus in the movie originally, we knew it ate fish, but we didn‟t know it ate fish all the time. And we didn‟t realize that it was a fully aquatic animal.

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And now we know that it basically lived in the water. It was not a terrestrial animal. It‟s very different than how we portrayed it. It would not have been running around on the land, like we see it in the movie. But we needed a large dinosaur to take on T Rex. And Spinosaurus is the largest meat eating dinosaur that we know of to have ever existed. Übersetzer: Als wir uns für Spinosaurus entschieden, wussten wir, dass er sich von Fisch ernährte. Wir hatten aber damals, 2001, keine Ahnung, dass es ein im Wasser lebendes Tier war. Es benahm sich völlig anders, als wir es porträtiert haben. Es wäre nicht auf dem Land herum gelaufen, so wie im Film. Wir wollten aber einen größeren Dinosaurier gegen T-Rex antreten lassen. Und Spinosaurus ist der größte Fleischfresser, denn es jemals gab. Autor: 2015 kam der vierte Teil des Dino-Epos„ in die Kinos: Jurassic World. Wieder war der

Paläontologe Jack Horner der wissenschaftliche Berater – diesmal mit erweitertem Aufgabenfeld: Statt den einen oder anderen Dinosaurier für den Film auszuwählen, sollte er mal eben einen ganz neuen schaffen. O-Ton Horner: I did a lot of work on this new hybrid. I had a lot to do with the hybrid. It‟s not a Hornersaurus. I work mostly with the model makers and the computer graphics people. I was on set for a while and worked with the director and the producers. It‟s the same thing I do in each one of them. I help do the best I can to make sure that the dinosaurs are as scary as they can be and still as scientifically accurate as they can be. Übersetzer: Ich habe mich mit dem Hybriden beschäftigt, den wir in dem neuen Film sehen werden. Nein, es ist kein „Hornersaurus“. Zusammen mit den Modellbauern, den Computergrafikern, dem Produzenten und dem Regisseur haben wir uns dieses genetisch modifizierte Mischwesen ausgedacht. Dabei habe ich versucht, ihn so wissenschaftlich korrekt wie nötig und gleichzeitig so furchteinflößend wie möglich aussehen zu lassen. Musik aus Jurassic Park Welcome to Jurassic Park – John Williams, CD Jurassic Park, RCA 1993, LC 1056

Autor: Schon vor der Premiere gab es wissenschaftliche Kritik am Film Jurassic World. Der

Kopf des Brachiosaurus sei doppelt so groß wie er wirklich war, hieß es. Und eine neue Spezies, der krokodilähnliche Mosasaurus, werde ebenfalls viel zu groß dargestellt. Obschon nur sein Kopf und Hals zu sehen sind, müsste er gemäß diesen Proportionen das größte Tier gewesen sein, das es je auf der Erde gab – war er aber nicht. O-Ton Horner: People can always find mistakes in movies. That‟s easy to do. But in movie like this, in all of these Jurassic Park movies, I think the most important thing for everyone to

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remember is that there is more science shown in any of them than there is in any other movie that is science fiction. Übersetzer: Man kann immer Fehler in solchen Filmen finden. Das ist keine Kunst. Trotzdem muss man sich vor Augen führen, dass in sämtlichen Jurassic-Park-Filmen mehr Wissenschaft gezeigt wird als in allen anderen Science-Fiction-Filmen. O-Ton Jurassic-Park-III-Project / Raptoren-Vortrag: „Durch sorgfältige Untersuchungen der Resonanzkammern konnten wir bei mehreren Versuchungsobjekten einen direkten Zusammenhang zwischen dem oberen Gaumen und dem Larynx konstatieren. Hätte sie damals nicht das Schicksal in Form einer Katastrophe ereilt, wäre es absolut möglich, dass nicht die Menschen, sondern die Raptoren die dominante Spezies geworden wären auf diesem Planeten. – Ich hoffe, es war interessant für Sie!“ Gebrüll T-Rex

* * * * * Quellenhinweis: Die Zitate und Ausschnitte stammen aus den Filmen „Jurassic Park“, „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Interstellar“. Die DVDs und Blu-rays zu den ersten drei Jurassic-Park-Filmen sind bei Universal Pictures erschienen. „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Interstellar“ sind bei Warner Bros. erschienen.