6
Kurzbericht In aller Kürze Autor/in Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit Bundesagentur für Arbeit Existenzgründungen Unterm Strich ein Erfolg In der Hartz-Evaluation schneiden die Instrumente Überbrü- ckungsgeld und Existenzgründungszuschuss gut ab – Gründun- gen aus Arbeitslosigkeit weisen bisher eine positive Bilanz auf Knapp zwei Jahre lang wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales die Wirksamkeit der Instrumente analysiert, die die Kommissi- on Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Jahre 2002 vorgeschlagen hatte, und die nachfolgend als „Hartz-Reformen“ umgesetzt worden waren. 1 Eines der Forschungsthemen waren Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit, insbesondere solche, die mit dem Überbrückungsgeld oder mit dem Existenz- gründungszuschuss (Ich-AG) gefördert wurden. 2 Inzwischen wurden die bei- den Programme zum neuen „Gründungszuschuss“ zusammengelegt. Unter allen von der Hartz-Kommission vorgelegten Reformvorschlägen genoss die Ich-AG anfangs den schlechtesten Ruf. Sie wurde in der Öffentlichkeit als überflüssig angesehen, da es mit dem Überbrückungsgeld (ÜG) bereits ein bekanntes Instrument zur Förderung von Gründungen aus Arbeitslosigkeit gab. Das ÜG verzeichnete seit Jahren konstante Zuwächse an Teilnehmern und wies zum Zeitpunkt der Einführung des Existenzgründungszuschusses (ExGZ) erstmals über 100.000 Förderfälle auf. Mit einem noch größeren Potenzial an gründungsfähigen und förderwürdigen Arbeitslosen rechnete kaum jemand. Dementsprechend erwartete die (Fach-) Öffentlichkeit Substitutionswirkungen zwischen den beiden Programmen sowie – für den unwahrscheinlichen Fall einer Zunahme der geförderten Gründungen – zeitverzögert eine Pleitewelle gleichen Umfangs. Hinsichtlich der Effektivität des ExGZ ging man bestenfalls von Wirkungslosigkeit aus. Als die Ich-AG 003 auf den Weg ge- bracht wurde, stieg die Zahl der Grün- dungen aus Arbeitslosigkeit auf ein nie gekanntes Niveau. Trotz dieser Entwick- lung wurde das Programm zeitgleich mit der Abgabe des Berichts zur Hartz- Evaluation Mitte des Jahres 006 wieder eingestellt. Nachdem in diesen dreiein- halb Jahren eine Million Gründungen aus Arbeitslosigkeit gefördert wurde, davon knapp 400.000 mit dem ExGZ, ist es Zeit für eine Bilanz. Über die Jahre hinweg zeigt sich für das ÜG ein kontinuierliches Wachstum der Teilnehmerzahlen. Mit Einführung der neuen Ich-AG setzt dann allerdings ab dem Jahr 003 ein regelrechter Boom bei den Gründungen aus Arbeitslosigkeit ein (vgl. Abbildung 1, Seite 2). Marco Caliendo (DIW) Alexander Kritikos (GfA & EUV) Viktor Steiner (DIW) Frank Wießner (IAB) Ausgabe Nr. 10 / 10.4.2007 Mit Einführung der Ich-AG im Jahr 003 stieg die Zahl der geför- derten Gründungen aus Arbeits- losigkeit auf ein nie gekanntes Niveau. Bis Mitte 006 wurde insgesamt rund eine Million Grün- dungen gefördert, davon knapp 400.000 Ich-AGs mit dem Exis- tenzgründungszuschuss (ExGZ). Zugleich wurden Existenzgrün- der nach wie vor mit Überbrü- ckungsgeld (ÜG) gefördert. Sie haben ein höheres Qualifikations- niveau als ExGZ-Geförderte und entsprechen viel eher den nichtge- förderten Gründern. Mit dem ExGZ wurden Ziel- gruppen erreicht, die im Grün- dungsgeschehen zuvor unterreprä- sentiert waren, wobei vor allem der hohe Frauenanteil auffällt. Ein Großteil der Geförderten ist 8 Monate nach Gründung noch selbständig. Sowohl ÜG- als auch ExGZ-Geförderte sind deutlich seltener arbeitslos gemeldet als vergleichbare Nicht-Teilnehmer und erzielen ein deutlich höheres Erwerbseinkommen. Das ÜG weist überdies eine po- sitive monetäre Effizienz auf, d.h. die BA spart damit Kosten ein. Die monetäre Effizienz des ExGZ ist leicht negativ. Die Ich-AG zählt aber immer noch zu den vergleichs- weise kostengünstigen arbeits- marktpolitischen Maßnahmen. 1 Die „Hartz-Evaluation“ geht zurück auf eine Entschließung des Deutschen Bundestages vom 14. November 00 (BT-Drs. 15/98). Das Modul 1e „Existenzgründungen“ wurde als BMAS-Projekt 0/04 von einem Forschungsver- bund bearbeitet, bestehend aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), der Gesellschaft für Arbeitsmarktaktivierung (GfA Berlin), dem IAB, dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH und der sinus Gesellschaft für Sozialforschung und Marktforschung GmbH München. Die Ausgangslage Das Fördergeschehen

Existenzgründungen: Unterm Strich ein Erfolgdoku.iab.de/kurzber/2007/kb1007.pdf · Ausgabe Nr. 10 / 10.4.2007 Mit Einführung der Ich-AG im Jahr 003 stieg die Zahl der geför-derten

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

KurzberichtIn aller Kürze

Autor/in

Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit

Bundesagentur für Arbeit

Existenzgründungen

Unterm Strich ein Erfolg In der Hartz-Evaluation schneiden die Instrumente Über brü-ckungsgeld und Existenzgründungszuschuss gut ab – Grün dun-gen aus Arbeitslosigkeit weisen bisher eine positive Bilanz auf

KnappzweiJahrelangwurdeimAuftragdesBundesministeriumsfürArbeitundSozialesdieWirksamkeitderInstrumenteanalysiert,diedieKommissi-onModerneDienstleistungenamArbeitsmarktimJahre2002vorgeschlagenhatte,unddienachfolgendals„Hartz-Reformen“umgesetztwordenwaren.1

EinesderForschungsthemenwarenExistenzgründungenausArbeitslosigkeit,insbesonderesolche,diemitdemÜberbrückungsgeldodermitdemExistenz-gründungszuschuss(Ich-AG)gefördertwurden.2Inzwischenwurdendiebei-denProgrammezumneuen„Gründungszuschuss“zusammengelegt.

Die Ausgangslage

UnterallenvonderHartz-KommissionvorgelegtenReformvorschlägengenossdie Ich-AG anfangs den schlechtestenRuf.SiewurdeinderÖffentlichkeitalsüberfl üssig angesehen, da es mit dem Überbrückungsgeld (ÜG) bereits einbekanntes Instrument zur Förderungvon Gründungen ausArbeitslosigkeitgab. Das ÜG verzeichnete seit JahrenkonstanteZuwächseanTeilnehmernundwieszumZeitpunktderEinführungdesExistenzgründungszuschusses (ExGZ)erstmals über 100.000 Förderfälle auf.Mit einemnochgrößerenPotenzial angründungsfähigen und förderwürdigenArbeitslosen rechnete kaum jemand.Dementsprechenderwartetedie(Fach-)Öffentlichkeit SubstitutionswirkungenzwischendenbeidenProgrammensowie–fürdenunwahrscheinlichenFalleinerZunahme der geförderten Gründungen–zeitverzögerteinePleitewellegleichenUmfangs. Hinsichtlich der Effektivitätdes ExGZ ging man bestenfalls vonWirkungslosigkeitaus.AlsdieIch-AG�003aufdenWegge-bracht wurde, stieg die Zahl der Grün-dungenausArbeitslosigkeitaufeinnie

gekanntesNiveau.TrotzdieserEntwick-lung wurde das Programm zeitgleichmitderAbgabedesBerichtszurHartz-EvaluationMittedesJahres�006wiedereingestellt.Nachdemindiesendreiein-halbJahreneineMillionGründungenausArbeitslosigkeit gefördert wurde, davon knapp 400.000 mit dem ExGZ, ist es Zeit füreineBilanz.

Das FördergeschehenÜberdieJahrehinwegzeigtsichfürdasÜGeinkontinuierlichesWachstumderTeilnehmerzahlen. Mit Einführung derneuenIch-AGsetztdannallerdingsabdemJahr�003einregelrechterBoombeidenGründungenausArbeitslosigkeitein(vgl. Abbildung 1, Seite 2).

Marco Caliendo (DIW)Alexander Kritikos (GfA & EUV)

Viktor Steiner (DIW)Frank Wießner (IAB)

Ausgabe Nr. 10 / 10.4.2007

MitEinführungderIch-AGimJahr�003stiegdieZahldergeför-derten Gründungen aus Arbeits-losigkeit auf ein nie gekanntesNiveau. Bis Mitte �006 wurdeinsgesamtrundeineMillionGrün-dungen gefördert, davon knapp 400.000 Ich-AGs mit dem Exis-tenzgründungszuschuss(ExGZ).

ZugleichwurdenExistenzgrün-der nach wie vor mit Überbrü-ckungsgeld (ÜG) gefördert. Siehaben ein höheres Qualifi kations-niveau als ExGZ-Geförderte undentsprechenvieleherdennichtge-fördertenGründern.

Mit dem ExGZ wurden Ziel-gruppen erreicht, die im Grün-dungsgeschehenzuvorunterreprä-sentiert waren, wobei vor allem derhoheFrauenanteilauffällt.

EinGroßteilderGefördertenist�8 Monate nach Gründung nochselbständig.SowohlÜG-alsauchExGZ-Geförderte sind deutlichseltener arbeitslos gemeldet alsvergleichbare Nicht-Teilnehmerund erzielen ein deutlich höheresErwerbseinkommen.

DasÜGweistüberdieseinepo-sitive monetäre Effizienz auf, d.h.dieBAspartdamitKostenein.Diemonetäre Effizienz des ExGZ istleicht negativ. Die Ich-AG zähltaberimmernochzudenvergleichs-weise kostengünstigen arbeits-marktpolitischenMaßnahmen. 1Die „Hartz-Evaluation“ geht zurück auf eine

Entschließung des Deutschen Bundestages vom14.November�00�(BT-Drs.15/98).�DasModul1e„Existenzgründungen“wurdealsBMAS-Projekt�0/04voneinemForschungsver-bund bearbeitet, bestehend aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), der Gesellschaft fürArbeitsmarktaktivierung(GfA Berlin), dem IAB, dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH undder sinus Gesellschaft für Sozialforschung undMarktforschungGmbHMünchen.

Die Ausgangslage

Das Fördergeschehen

� IABKurzberichtNr.10/�007

DiegefördertenNeugründungenverdop-pelten sich innerhalb eines Jahres aufübereineViertelmillion. ImJahr�004waren es sogar mehr als 350.000 neugeförderte Gründungen ausArbeitslo-sigkeit.3ImJahr�005wurderundeineweitereViertelmillionneueFörderfälleregistriert.4 Insgesamt entwickelte sichdieInanspruchnahmederbeidenGrün-derprogrammeweitgehendparallel.Be-achtlichistauchdasFinanzvolumenderGründungsförderung:DieGesamtausga-benfürÜGundExGZbetrugenimJahr2005 über 3,2 Mrd. Euro. Die Förderung vormalsarbeitsloserExistenzgründeristdamitüberdieJahrezueinemdergröß-tenEinzelpostenderAusgabenfüraktiveArbeitsmarktpolitikgeworden.

Die Teilnehmerstrukturen

Die Gesamtbetrachtung zeigt, dass vor allemdasÜberbrückungsgeldüberpro-portional von Männern inAnspruchgenommen wird. Während ihrAnteilan denArbeitslosen rund 60 Prozentbeträgt, sind drei von vier ÜG-Gründern männlich. Arbeitslose, die sich mit ÜG selbständig machen, sind außerdem überdurchschnittlich gut qualifiziertundgehörengrößerenteilsdenmittlerenAltersgruppenan.Damitunterscheidensich ÜG-Empfänger deutlich vom Ge-samtdurchschnitt derArbeitslosen.EinVergleichmitdemgesamtenGründungs-geschehen macht jedoch deutlich, dass bei allen drei Merkmalen (Alter, Qualifi-kationundGeschlecht)dieAusprägungenbeiÜG-Empfängernundnichtgeförder-tenGründernsehrähnlichsind.5

Bei den Ich-AG-Gründern zeigt sichein anderes Bild: Ihre CharakteristikaentsprechenvielmehrdemDurchschnittderArbeitslosen. Zwar sind auch die

ExGZ-Geförderten noch immer höherqualifiziert als das Gros der Arbeitslo-sen, doch ist ihr Qualifikationsniveau insgesamtdeutlichniedrigeralsdasderÜG-Gründer.AuffälligistauchderhoheFrauenanteil von über 48 Prozent, der den Anteil der Frauen am gesamten Grün-dungsgeschehenbeiweitemübersteigt.6

Bemerkenswert ist auch, dass sich die Teilnehmerstrukturen bei beidenProgrammen im Laufe der Zeit kaumveränderthaben.Damitistklar:DerneueExGZsprachvorallemPersonengruppenan, die zuvor nicht nur beim ÜG, son-dernimgesamtenGründungsgeschehenunterrepräsentiertwaren.7

Die Wirkungsweise

Für eine Bewertung der Förderinstru-mente ist zunächst zu klären, welche Förderwirkungen die Programme ent-falten sollenundkönnen.Dabei ist zubedenken, dass der Gründungserfolg von vielerleiFaktorenabhängt.Beispielhaftgenannt sei die elementare BedeutungvonKernkompetenzenwieBranchener-fahrung, Marktkenntnis und Produktver-ständnis, kaufmännischen, technischen und planerischen Kenntnissen sowieunternehmerischenFähigkeitenundFer-tigkeiten (Mellewigt/Witt, 2002).

Grundsätzlich kann es Gründern ausArbeitslosigkeitsowohlannotwendigenunternehmerischenKenntnissenalsauchan entsprechenden Fähigkeiten mangeln, etwaweilsiediese in ihrervorherigenabhängigenBeschäftigungnichterwer-ben konnten. In dieser Situation kann

die Gründungsförderung verschiedeneFunktionenerfüllen:1. DieFörderphaseschafftFreiraumfürplanerischeAktivitätenzurEntwicklungund Umsetzung eines tragfähigen Ge-schäftskonzeptes.2. Innerhalb dieses finanzierten „Zeit-fensters“ können bestehende Defizite anKenntnissenundFähigkeitendurchqualifiziertes Training und Coachingabgebautwerden.3. Die finanzielle Förderung sichert den Lebensunterhalt in der Startphase underlaubtsoauchmoderateInvestitionen.

DamitschafftdieFörderungvonGrün-dungen ausArbeitslosigkeit – jenseitsderAusgestaltungvonZugangsvoraus-setzungenoderderHöheundDauerderZuwendung – grundsätzlich die Basisfür eine erfolgversprechendeVorberei-tungunderleichtertersteSchritteindieberufliche Selbständigkeit.8

Die Fragen

DaseinfachsteKriteriumfürdenErfolgeinergefördertenGründungistzunächstihr Fortbestehen am Markt über einenbestimmten Zeitraum. Berufliche Selb-ständigkeitmussaberkeinedauerhafteErwerbsform sein, sondern kann ebenso

1986 '87 '88 '89 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 2000 '01 '02 '03 '04 20050

50

100

150

200

250

300

350

400

IAB

Abbildung 1

BA-geförderte Existenzgründungen in Deutschland 1986 bis 2005

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

− jährliche Zugänge in Tausend −

Überbrückungsgeld

Existenzgründungszuschuss (Ich-AG)

3DieFörderspitzedesJahres�004kommtvorallemdurchhoheZugängeimletztenQuartalzustande:DamalshattenvieleArbeitslosenhilfe-EmpfängerdieFördermöglichkeitnochinAnspruchgenom-men, die sie ab Januar 2005 (nach dem neuen SGB II)nichtmehrgehabthätten.4Mit Einführung des neuen SGBII konnten ab�005 nur noch Personen aus dem RechtskreisSGBIIIandenbeidenProgrammenteilnehmen.ImJahr�005habenweitererund17.100Personendas neue Einstiegsgeld nach § 29 SGB II erhalten, das jedoch nicht Gegenstand der vorliegendenUntersuchungist.5Siehe dazu im Einzelnen Piorkowsky/Fleißig(2005, S. 43ff.)

6�004lagderAnteilderGründerinnenimHaupter-werb bei 30% (vgl. Piorkowski/Fleißig, 2005).7FüreineausführlicheAnalysedesGründungsge-schehens siehe Kritikos/Kahle (2007, S. 55-90).8EineeingehendeAnalysemöglicherWirkungs-weisenderbeidenFörderinstrumentebietenKriti-kos/Kahle (2007, S. 40-55).

Die Wirkungsweise

Die Teilnehmerstrukturen

Die Fragen

IABKurzberichtNr.10/�007 3

nureineEpisodeineinerindividuellenBerufsbiographie darstellen. Da eineRückkehrehemalsgeförderterExistenz-gründer in abhängige BeschäftigungebensozurEntlastungdesArbeitsmarktsbeiträgt, ist es aus arbeitsmarktpolitischer Sicht unerheblich, ob eine berufliche Tä-tigkeitinselbständigeroderabhängigerErwerbsform ausgeübt wird. Der vor-liegenden Evaluation liegt deshalb alsErfolgsmaß allgemein dieVermeidungvonArbeitslosigkeitbzw.dieErwerbs-tätigkeitinselbständigeroderabhängigerBeschäftigungzugrunde.

Da dieTragfähigkeit einer Unterneh-mung über den Fortbestand am Markthinaus davon abhängt, inwieweit sie eine Existenzgrundlage erwirtschaftet, wird alszweitesZielkriteriumdasrealisierteEinkommen betrachtet. InAnlehnungandasersteKriteriumwirddabeinichtzwischen„Unternehmerlohn“undEin-kommenausabhängigerBeschäftigungunterschieden.

Die Datengrundlagen

DasKernstückderEvaluationbildeteinesogenannteCATI(computerunterstützteTelefonbefragung), die auf einer reprä-sentativenStichprobevonjeweils3.000ÜG-GründernundExGZ-GründernausdemdrittenQuartal�003basiert.DiesePersonen sowie eine Kontrollgruppe9ähnlicher, aber nicht geförderter Arbeits-loser wurdenAnfang �005 telefonischbefragt, so dass sich ein Beobachtungs-zeitraumvonca.16bis19Monatennachder Gründung ergab.10 Ein Jahr späterwurdeeinTeildieserPersonen(ca.70%)ein zweites Mal befragt, so dass nun AussagenzurNachhaltigkeitderGrün-

dungen bei einer Beobachtungsdauervon mindestens �8 Monaten getroffenwerdenkönnen.11

Der Verbleib

DieAuswertung der Befragungser-gebnisse zeigt, dass ein Großteil der Geförderten auch �8 Monate nach derGründung noch selbständig ist, wobei die Selbständigenquote in den unter-suchten Teilgruppen mindestens 66Prozentundmaximal81Prozentbeträgt(vgl. Tabelle 1, unten).ZugleichmachtTabelle  1 auch deutlich, dass nicht jederAbbruch der Selbständigkeit alsMisserfolg zu werten ist, da bis zu 15 ProzentderGefördertenwiedersozial-versicherungspflichtig beschäftigt sind. AllerdingsistesaucheinemkleinenTeilnicht gelungen, sich wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, so dass bis zu14ProzentderehemalsGefördertenwiederarbeitslosgemeldetsind.

Wie der Blick auf die obereTabellen-hälfte zeigt, nahm die sogenannte Über-lebensquote gegenüber der Erstbefra-gungnach16MonatenfüralleGruppen

um etwa vier Prozentpunkte ab. DiesevergleichsweisegeringeZahlanweiterenAbbrücheninnerhalbeinesJahresdeutetdarauf hin, dass die Konsolidierung der neugegründetenUnternehmenzudiesemZeitpunktschonweitgediehenist.Insge-samtweisendieIch-AG-GründerhöhereVerbleibsquoteninSelbständigkeitauf.Allerdings gilt hier die Einschränkung, dass diese Geförderten zumTeil nochimmerdenExGZerhalten.DaderZu-schussimdrittenFörderjahrbereitsauf240 Euro im Monat abgeschmolzen ist, dürftedieförderbedingteVerzerrungderÜberlebensquotennichtallzugroßsein.Trotz diesesVorbehaltes ist die Nach-haltigkeit der geförderten Gründungeninsgesamtalspositivzubewerten.DieVerbleibsquotenentsprechenimGroßenundGanzendenBeobachtungenfrühererUntersuchungendesFördergeschehens.Auch gegenüber Gründungen, die nicht vonvormalsArbeitslosenunternommenwurden, lassen sich kaum Unterschiede feststellen.1�

Tabelle 1Erwerbsstatus zum Interviewzeitpunkt

Existenzgründungszuschuss Überbrückungsgeld

West Ost West Ost

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen

in %

1. Befragung nach 16 Monaten

selbständig 74,7 78,6 80,6 79,0 71,5 66,2 74,2 68,5

arbeitslos oder arbeitsuchend gemeldet

14,6 8,3 13,9 11,0 13,8 14,1 15,3 15,8

sozialversicherungspflichtig beschäftigt

7,3 5,4 3,1 4,1 11,6 13,7 8,2 7,9

Sonstiges* 3,4 7,7 2,4 5,9 3,1 6,0 2,3 7,8

2. Befragung nach 28 Monaten

selbständig 70,4 74,6 80,9 74,2 73,0 68,4 71,4 66,0

arbeitslos oder arbeitsuchend gemeldet

13,4 7,2 11,0 8,3 9,6 9,9 14,0 10,7

sozialversicherungspflichtig beschäftigt

10,3 7,9 5,1 7,8 13,6 15,7 11,5 11,9

Sonstiges* 5,9 10,3 3,0 9,7 3,8 6,0 3,1 11,4

* Die Sammelkategorie „Sonstiges“ enthält Mini-Jobs (bis max. 400 €/Monat), Midi-Jobs (400,01 – 800 €/Monat), ABM oder andere Maßnahmen der Arbeitsagentur sowie Mutterschutz/Erziehungsurlaub/Elternzeit.

Quelle: Caliendo/Steiner/Baumgartner (2007, S. 214); n = 4.473 Fälle.

9Durch ökonometrisches Matching wurde fürjedenTeilnehmer ein vergleichbarer Nicht-Teil-nehmerunterallenArbeitslosenausgewählt.DieseGruppewurdeebenfallstelefonischbefragt.10Für eine ausführlichere Information zu denErgebnissen aus diesem Beobachtungszeitraumsiehe Caliendo/Kritikos/Wießner (�006) oderCaliendo/Steiner/Baumgartner(�006).11Flankiert wurden diese quantitativen Erhe-bungen durch überwiegend qualitativ ausge-richtete Implementationsanalysen in insgesamtzehnArbeitsagenturbezirken. Dabei wurdenneben Tiefeninterviews mit geförderten undungefördertenGründerinnenundGründernauchExpertengespräche mit einerVielzahl relevanterArbeitsmarktakteuregeführt.

1�Vgl. z.B. Pfeiffer/Reize (�000) oderWießner(�001).

Der Verbleib

Die Datengrundlagen

4 IABKurzberichtNr.10/�007

Zusätzliche Beschäftigungs-effekte

Deutliche Unterschiede zwischen denbeidenProgrammengibtesbeidenzu-sätzlichen Beschäftigungseffekten. �8Monate nach Gründung hatten knapp3� Prozent der westdeutschen Männer(Frauen: 25%), die mit ÜG starteten, mindestens einen weiteren Mitarbeiter(ostdeutsche Männer: 30,4%, Frauen: 21,9%). Bei den Ich-AGs traf dies nur aufgut13ProzentderMännerinWest-deutschland (Frauen: 9,2%) zu und auf 8,6 Prozent der Männer in Ostdeutsch-land (Frauen: 9,3%). Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch, dass dieBeschäftigungzwischendenbeidenBefragungszeitpunktennurumwenigeProzentpunkte zunahm. Offenbar wird schonineinerfrühenPhasegrundsätz-lich darüber entschieden, ob und wie viele weitere Mitarbeiter beschäftigtwerden.

Unterschiedegibt es auchbeidenBe-schäftigtenstrukturen:Währendbeiden

ÜG-Gründungenüberwiegendsozialver-sicherungspflichtige Beschäftigung in Voll- oder Teilzeit entsteht, bevorzugen die Ich-AGs deutlich häufiger freie Mit-arbeiterundgeringfügigBeschäftigte.InderzweitenErhebungswellemachtendiemeisten befragten Einzelselbständigendarüber hinaus deutlich, dass sie gar keine weiteren Mitarbeiter einstellenwollen.

Der Fördereffekt

DerErwerbsstatusderTeilnehmer/innenzumInterviewzeitpunkt(vgl. Tabelle 1)allein gestattet noch keineAussagedarüber, ob das Programm erfolgreich im Hinblick auf dieVermeidung vonArbeitslosigkeitbzw.dieIntegrationindenArbeitsmarktwar.DieseFragekannmit einer mikroökonometrischen Eva-luation beantwortet werden, bei der der ArbeitsmarktstatusvonTeilnehmernmitdemvonNicht-Teilnehmernverglichenwird. Da Teilnehmer eine selektiveGruppe sind, muss das sogenannte „fun-

damentale Evaluationsproblem“ gelöstwerden. Hierzu verwenden wir einenMatching-Ansatz, bei dem man für jeden Teilnehmer einen Nicht-Teilnehmer zufinden hat, der diesem in allen beobacht-barenCharakteristikamöglichstähnlichist(„statistischerZwilling“).

VergleichtmannundieTeilnehmerderbeidenProgrammemitden„gematchten“Kontrollgruppen, so ergeben sich daraus die Nettoeffekte der Maßnahme.AlsErfolgskriteriumwirdnebenderVermei-dungvonArbeitslosigkeitdieIntegrationinselbständigeodersozialversicherungs-pflichtige Beschäftigung herangezogen. Tabelle 2zeigtdieseEffektezumzweitenBeobachtungszeitpunkt, also mindestens �8MonatenachBeginnderFörderung.Die Effekte sind in Bezug auf beideErfolgskriterien deutlich positiv. Sobeträgt beispielsweise der Effekt fürostdeutsche Frauen, die eine Ich-AG gegründet haben, im Hinblick auf das Kriterium „nicht arbeitslos gemeldet“knapp 35 Prozentpunkte. Das bedeu-tet, dass die Teilnehmerinnen um etwa 35 Prozentpunkte weniger arbeitslosgemeldet sindalsvergleichbareNicht-Teilnehmerinnen. Bei der erweitertenZielgröße„selbständigodersozialversi-cherungspflichtig beschäftigt“ sind die Differenzen noch größer und zeigen, dass die Beschäftigungssituation derTeilnehmer/innendeutlichbesseristalsdiederNicht-Teilnehmer/innen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beidenProgrammeffektenfürverschiedeneEinkommensgrößen (vgl.  Tabelle 3).Generell beziehen die Teilnehmer inbeiden Programmen signifikant höhere EinkommenalsdieKontrollgruppe.Wiezu erwarten war, fällt die Differenz beim Erwerbseinkommen (aus abhängigerBeschäftigung oder Selbständigkeit)durchgängighöherausalsbeimGesamt-einkommen.Soverdienenz.B.mitExGZgeförderte Männer inWestdeutschlanddurchschnittlich3�3Euro(Gesamtein-kommen) bzw. 510 Euro (Einkommenaus abhängiger Beschäftigung oderSelbständigkeit)mehralsdieKontroll-gruppederNicht-Teilnehmer.Allerdingsbezieht sichdiese InformationaufdenZeitpunkt �8 Monate nachBeginnderFörderung, so dass die Teilnehmer noch immereineFörderungvon�40Euroer-halten können. Geht man davon aus, dass dieserFörderbetragalsEinkommenaus

Tabelle 3

Einkommenseffekte nach 28 MonatenExistenzgründungszuschuss Überbrückungsgeld

West Ost West Ost

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen

in Euro / Monat

Gesamteinkommen 323,0* 136,1* 480,0* 140,4 778,5* 616,0* 485,7* 647,8*

Einkommen aus abhängiger/ selbständiger Beschäftigung

509,5* 242,5* 693,8* 321,3 923,9* 648,4* 651,2* 777,4*

* Statistisch signifikante Effekte (Signifikanzniveau: 5%)Anmerkung: Die Einkommenseffekte geben die Differenz in der jeweiligen Einkommensart zwischen der Gruppe der Geförderten und der Kontrollgruppe an. Quelle: Caliendo/Steiner/Baumgartner (2007, S. 233).

Tabelle 2Beschäftigungseffekte nach 28 Monaten

Existenzgründungszuschuss Überbrückungsgeld

West Ost West Ost

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen

in Prozentpunkten

nicht arbeitslos gemeldet 27,6 19,9 30,3 34,9 19,8 17,9 23,9 21,3

sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder selbständig

35,8 43,1 42,9 49,4 27,8 33,7 36,6 39,4

Anmerkung: Die Maßnahmeneffekte geben die Differenz im jeweiligen Erfolgskriterium zwischen der Gruppe der Geförderten und der Kontrollgruppe an. Alle Effekte sind statistisch signifikant (Signifikanzniveau: 5%).Quelle: Caliendo/Steiner/Baumgartner (2007, S. 227).

Der Fördereffekt

Zusätzliche Beschäftigungs-effekte

IABKurzberichtNr.10/�007 5

selbständiger Tätigkeit angegeben wird, sinddieEinkommenseffektefürFrauensehr gering bzw. im statistischen Sinnnicht signifikant.

Für ehemalige ÜG-Empfänger sinddie Effekte ohne diese Einschränkunginterpretierbar, da die Förderung hier schonlangeausgelaufenist.DieEffektesinddeutlichhöherundbetragenbeimArbeitseinkommenz.B.fürMännerimWestenüber900Euro.AuchfürdieÜG-GründerinnenfallendieEinkommensef-fektedeutlichpositivaus.

Die monetäre Effizienz

Die bisherigen Ergebnisse machendeutlich, dass beide Programme sowohl hinsichtlich der Integration in denAr-beitsmarkt als auch in Bezug auf dieGenerierung eines existenzsicherndenEinkommens erfolgreich sind. Für dieGesamtbewertung stellt sich nun nochdie Frage nach der monetären Effizienz der Förderung.13 Besonders interes-sant für die Bundesagentur fürArbeit(BA) ist dabei dieTeilfrage: Spart dieArbeitslosenversicherung durch dieZuweisung vonArbeitslosen in beideProgrammeMittelein?Hierzuwerdenin der monetären Effizienzanalyse die mitderFörderungverbundenenKostenmit den durch die Maßnahmeeffekteinduzierten Einsparungen für die BAverglichen(Caliendo/Steiner/Baumgart-ner 2006, S. 247ff.). Dabei wird davon ausgegangen, dass nach Beendigung des AnspruchsaufArbeitslosengeld(ALG)derBAkeineweiterenKostenentstehen.Nichtberücksichtigtwerdenauchwei-tere potenziell positive Effekte, wie die BeschäftigungzusätzlicherMitarbeiter.

Die Eckwerte der Effizienzanalyse zeigt Tabelle 4.DurcheinenVergleichmitderKontrollgruppe wird zunächst ermittelt, um wie viele Monate der Maßnahme-einsatz die Dauer derArbeitslosigkeitinnerhalb des Beobachtungszeitraumsreduziert. Dies ist der sogenannte ku-mulierte Maßnahmeneffekt.14 Um eineÜberschätzung dieser hypothetischenEinsparung zu vermeiden, wird dabei außerdemfürjedePersondiemaximaleRestanspruchsdauer vor Förderbeginnberücksichtigt.

LegtmannunfürdieseerrechneteVer-kürzungderAlo-Dauerdenindividuellen

ALGI-Satz(zuzüglichderanfallendenSozialversicherungspauschale in Höhevon rund 70% des ALG) zugrunde, so ergebensichdarausdieMinderausgaben.Diese wiederum werden im nächstenSchrittdenMaßnahmekostengegenübergestellt.DieDifferenzausindividuellenEinsparungen und individuellen Maß-nahmekosten ergibt die monetäre Effizi-enz. Ein positiver Wert würde bedeuten, dassdieEinsparungengrößersindalsdiemitdemjeweiligenProgrammverbun-denen Kosten, ein negativer Wert, dass siekleinersindalsdieKosten.15

EinBlickaufTabelle 4zeigtnochmalsdieHeterogenitätderTeilnehmerinbei-denProgrammen.Währendz.B.männ-licheÜG-EmpfängerinWestdeutschlandeinenArbeitslosengeld-Anspruch inHöhe von ca. 1.180 Euro haben, beträgt er für Männer, die in Westdeutschland eine Ich-AG gründeten, nur knapp 700 Euro.AllgemeinhabenMännerhöhereAnsprüche als Frauen.Auch sind dieAnsprücheinWestdeutschlandhöheralsin Ostdeutschland. Darüber hinaus haben ÜG-Empfängerdurchgehendeinenhö-herenALG-AnspruchalsExGZ-Geför-derte.InsofernunterscheidensichauchdieEinsparpotenziale zwischenbeidenMaßnahmengrundlegend.

Es zeigt sich, dass die errechnete Rest-anspruchsdaueranALGimmerkleinerist als der kumulierte Effekt. Für dieweitereAnalyse ist deshalb jeweilsdie tatsächliche Restanspruchsdauerausschlaggebend, die insbesondere bei den ExGZ-Empfängern relativ klein

ist. Niedriges Einsparpotenzial (kurzeRestanspruchsdauerundrelativniedrigeALG-Ansprüche)undrelativhohePro-grammkostenführenzueinernegativenmonetären Effizienz. In Westdeutschland beträgtdasMinusfürMännerca.5.400EuroundfürFrauenknapp6.900Euro.In Ostdeutschland liegt die Effizienz bei minus8.100EurofürFrauenundminus5.400 Euro für Männer.Allerdings re-lativierensichdienegativenmonetärenEffekte beim ExGZ, wenn man diese unterBerücksichtigungderrechtlangenFörderzeitenaufmonatlicherBasisbe-trachtet.BeieinerUmrechnungauf�8Monate liegen dann die monetären Defi-zitez.B.fürMännerinWestdeutschlandnunmehrbeimonatlichknapp�00Euro.ImVergleichzudenKostenvielerande-rer arbeitsmarktpolitischer Programmeerscheintdiesgering.

Dagegen ergeben sich für ÜG-Grün-dungen positive Effekte in der mone-tären Effizienz, die im Westen bei ca. �.900EurofürMännerund1.100Euro

13 Für eine ausführliche Darstellung der Effizi-enzanalyse siehe Caliendo/Steiner/Baumgartner(2007, S. 246-250). 14DerkumulierteMaßnahmeneffektergibtsichalsSummedermonatlichenMaßnahmeeffekte.15 Dabei ist zu beachten, dass diese Größen nur eine Beurteilung der monetären Effizienz fürden Beobachtungszeitraum, d.h. 28 Monate nach Beginn der Förderung, erlauben. Auch werden hier mögliche weitere Kosten wie etwa ALG II, SozialhilfeoderandereTransferleistungenebensowenigberücksichtigtwieparallelanfallendeKos-ten, z.B. für vorbereitende Trainingsmaßnahmen oderbegleitendesCoaching.

Tabelle 4Ergebnisse der Effizienzanalyse 28 Monate nach Gründung

Existenzgründungszuschuss Überbrückungsgeld

West Ost West Ost

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen

in Monaten

Kumulierter Maßnahmeneffekt 11,42 10,26 11,77 13,87 8,78 8,30 10,52 9,78

Restanspruchsdauer 4,95 5,22 5,66 4,38 7,41 6,68 6,98 6,18

in Euro

Arbeitslosengeld (ALG I) pro Monat 699 528 663 483 1.179 892 859 729

Programmkosten insgesamt 11.317 11.580 11.735 11.699 11.979 9.030 8.698 7.413

Monetäre Effizienz -5.436 -6.898 -5.357 -8.101 2.882 1.095 1.497 244

Quelle: Caliendo/Steiner/Baumgartner (2007, S. 249)

Die monetäre Effizienz

6 IABKurzberichtNr.10/�007

fürFrauenliegen.MitanderenWorten:Durch die ÜG-Förderung hat die BAhier Einspareffekte von �.900 Eurobzw. 1.100 Euro erzielt. Im Osten liegt die monetäre Effizienz niedriger, bei ca. 1.500EurofürMännerundbeica.�40EurofürFrauen.

Fazit

DerimVorfeldkritisierteExistenzgrün-dungszuschusshatwährendseinerLauf-zeit eine Wirkung entfaltet, die in keiner Weisevorhergesehenwurde.DieIch-AGzähltdamitzudenerfolgreichenAnsät-zenunterdenHartz-Reformen.MitihrerEinführunggingeinerheblicherAnstiegvon Gründungen ausArbeitslosigkeiteinher.WedersinddieerwartetenSubsti-tutionsbeziehungenzumÜberbrückungs-geld eingetreten, noch ist bislang eine Pleitewelle zu beobachten. InsgesamtschiendieGründungsförderunggerademitzweiunterschiedlichenProgrammenein vielversprechenderAnsatz aktivie-renderArbeitsmarktpolitikzusein.

KnappzweieinhalbJahrenachFörder-beginnwareinGroßteildergefördertenPersonennichtwiederarbeitslosgemel-det.AuchmachteinenähereBetrachtungdeutlich, dass nicht hinter jedem Abbruch eine Pleite stecken muss, da ein Teil der vormalsGefördertenzumInterviewzeit-punktwiedereinersozialversicherungs-pflichtigen Beschäftigung nachging. Die Ergebnisse der Hartz-Evaluation zeigen, dasssowohldasÜberbrückungsgeldalsauch der ExistenzgründungszuschussnachhaltigWege aus derArbeitslosig-keiteröffnenkönnen.Insbesonderefürdas Überbrückungsgeld basiert dieserBefund auf einem ausreichend langenBeobachtungszeitraum, während bei den untersuchtenIch-AGsdieFörderungteil-weisenochliefunddieErgebnissedamitnochunterVorbehaltstehen.

Weiterhin konnte nachgewiesen wer-den, dass das Überbrückungsgeld für dieArbeitslosenversicherung auch infinanzieller Hinsicht attraktiv ist: Die EinspareffektesindhöheralsdieMaß-nahmekosten. Für den ExGZ fällt diemonetäre Effizienz leicht negativ aus. DennochistdieIch-AGeinevergleichs-weisepreisgünstigeMaßnahme.DadiebeidenProgrammesehrunterschiedlichePersonengruppen ansprachen, sollten

ihre monetären Effizienzeffekte nicht un-mittelbarmiteinanderverglichenwerden.Dies gilt umso mehr, als mit dem ExGZ Zielgruppen erreicht wurden, die bislang imgesamtenGründungsgeschehenun-terrepräsentiertwaren.AllesinallemlässtsichdieAbschaffungderbeidenProgrammezumindestnachbisherigem Kenntnisstand nicht mitErfolglosigkeit begründen. Dagegenbirgt die inzwischen erfolgte Zusam-menlegung von ÜG und ExGZ zumneuenGründungszuschussRisiken.EinlangfristigerfolgreichesProgramm–dasÜberbrückungsgeld–wurdemiteinemProgramm fusioniert, das andere Perso-nengruppenangesprochenhatunddessenlangfristige Effekte noch nicht völligklar sind. Wünschenswert wäre es, der EvaluationsforschungmehrZeitzuge-ben, um auch längerfristige Effekte von Programmeneinschätzenzukönnen.

LiteraturCaliendo, M., Kritikos, A., Wießner, F.(�006):ExistenzgründungsförderunginDeutschland–Zwischenergebnisseausder Hartz-Evaluation. Zeitschrift fürArbeitsmarktForschung, Jg. 39, H. 3/4, S.505-531.

Caliendo, M., Steiner, V. und Baumgart-ner, H.J.(�006):Existenzgründungsför-derungfürArbeitslose–NeueErgebnissefür Deutschland, DIW Wochenbericht Nr. 7/2006, Berlin.

Caliendo, M., Steiner, V. und Baumgart-ner, H.J.(�007):KapitelIV–Mikroöko-nometrischeAnalysen.In:Forschungs-verbundIAB/DIW/sinus/GfA/infas:Eva-luationderMaßnahmenzurUmsetzungder Vorschläge der Hartz-Kommission, Arbeitspaket1:WirksamkeitderInstru-mente, Modul 1e: Existenzgründungen, BMAS, Berlin, S. 199-255.

Kritikos, A., Kahle, K. (�007): Kapi-tel I – Das Gründungsgeschehen. In:Forschungsverbund IAB/DIW/sinus/GfA/infas:EvaluationderMaßnahmenzur Umsetzung der Vorschläge derHartz-Kommission, Arbeitspaket 1: Wirksamkeit der Instrumente, Modul 1e: Existenzgründungen, BMAS, Berlin, S.40-90.

Mellewigt, T., Witt, P. (�00�):DieBedeu-tungdesVorgründungsprozessesfürdieEvolutionvonUnternehmen:Standderempirischen Forschung. Zeitschrift fürBetriebswirtschaft 72, S. 81-110.

Pfeiffer, F., Reize, F. (�000): BusinessStart-ups by the Unemployed –AnEconometricAnalysis Based on FirmData. Labour Economics 7, S. 629-663.

Piorkowski, M-B., Fleißig, S. (�005):Existenzgründungen im Kontext derArbeits- und Lebensverhältnisse inDeutschland.EineStrukturanalysevonMikrozensusergebnissen.Aktualisierungder Sonderauswertung für das Jahr 2004, Bonn.

Wießner, F. (�001):ArbeitslosewerdenUnternehmer, Nürnberg.

Fazit

IABKurzbericht Nr. 10 / 10.4.2007Redaktion Ulrich Möller, Elfriede Sonntag

Graphik & GestaltungMonika Pickel, Elisabeth Strauß   Technische Herstellung Hausdruckerei der BA

Rechte Nachdruck – auch auszugsweise – nur mitGenehmigung des IAB gestattet

BezugsmöglichkeitIAB Bestellservice c/o IBRo Versandservice GmbH Kastanienweg 1 18184 Roggentin Fax: 01804 00 38 66 e-Mail: [email protected]

IAB im Internet: http://www.iab.de Dort finden Sie unter anderem auch diesen Kurzbericht im Volltext zum DownloadRückfragen zum Inhalt anDr. Marco Caliendo Tel. 030/89789-154 e-Mail: [email protected] Dr. Alexander Kritikos Tel. 030/23620533 e-Mail: [email protected]. Dr. Viktor Steiner Tel. 030/89789-268 e-Mail: [email protected]. Frank Wießner Tel. 0911/179-5235 e-Mail: frank.wieß[email protected]

ISSN 0942-167X

Impressum