4
II. M21.RZz933 rung zu beeinflussen ist, wurde ffir die Untersuchung des PrA- parates zun~ichst ein Bronchialmuskelkrampf durch Pilocarpin erzeugt. Pilocarpin erschien deswegen besonders geeignet, weil es eine lang andauernde Kontraktion der Bronchien hervorruft, die ffir etwa eine 1],, Stunde auf ann~hernd der gleichen H6he bleibt. Die Abb. 4 zeigt, dab durch intraven6se Gabe yon I rng Inal kg Octin der Bronchialmuskelkrampf aufgehoben wird. Im weiteren KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 12. JAHRGANG. Nr. IO 383 dieser Richtung ist sie irn Tierversuch 5--iomal wirksamer als Papaverin und fibertrifft es auch in der Dauer der Wir- kung. In Dosen, die zur Erschlaffung glatter Muskulatur notwendig sind, beeinfluSt das Pr~Lparat den Kreislauf nicht. Erst in h6heren Dosen kommt es zu Wirkungen, die seine Verwandtschaft mit den anderen aliphatisehen Aminen dar- Abb. 4. Kauinehen 3700g Urethannarkose. i Uhr 25 Min. 2,5 mg x Tier Pilocarpin HCI intraven6s. I Uhr 28 Min. I mg • kg Octin intraven6s. nach unten: Bronehien (Kontrakfion naeh oben), Carotisdruck; Zeit: i. 3oSekunden. Verlauf des Versuches kann sich die Pilocarpinwirkullg nicht mehr roll entfalten. Kreislauf . Am Kreislauf ist eine Wirkung des hier besprochenen Methylaminoocfens in Dosen und Konzentrationen, wie sie zur L~ihmung der glatten Muskulatur notwendig sind, nicht mit Sicherheit nachweisbar. Am Straubschen Froschherzen sind I(onzentrationen unter I : 5o ooo wirkungslos, st~irkere L6sungen wirken negativ inotrop. Die Sch~digung ist nach dern Ausspfilen der Substanz sofort reversibel. Am normalea Blutdruck narkotisierter Katzen und Kaninchen ist das Pr~iparat in Dosen bis zu I--2 mg mal kg intraven6s prak- tisch wirkungslos (vgl. Abb. 4). Zuweilen sieht man mit einern schnell vorflbergehenden Ansfieg ein leichtes Systolischwerden des Herzens und ein geringes Absinken des rechten Vorhofdruckes ein- hergehen. Bei gr613eren Dosen bis zu io mg real kg kommt es zu einer geringen kurz dauernden Blutdrucksenkung, die yon einem flfichtigem Diastolischwerden des Herzens begleitet ist. Am Hals- marktier bewirken o,5--i,o mg real kg intravenSs eine deutliche, langanhaltende Blutdrucksteigerung. Toxizit(~t. Bei wei13en M~iusen zeigt sich nach subcutaner Gabe t6dlicher Mengen etwa 15 Minuten nach der Injektion eine deutliche motorische Unruhe. Die Tiere laufen aufgeregt umher und beginnell zu zittern. Nach etwa 25--3 o Minuten setzen die ersfen tonisch-klonischen Kr~impfe ein, die yon Laufbewegungen und Opisthotonus begleitet sein k6nnen. In den Pausen liegen die Tiere flach am Beden, sie sind cyanofisch, die Atmung ist langsam und fief, zuweilen krampf- haft. Der Tod tritt nach etwa 3o--6o Minuten ein. Als mittlere t6dliche Dosis ergab sich o, i6 mg real g. Kr~mpfe treten bei o,I 4 mg rnal gauf. Gaben unter o, I3mg malg zeigten keine toxische Wirkung. Kaninchell vertragen Ioomg kg ohne irgendwelche toxischen Erscheinungen. Hunde sind gegell das Pr~iparat, ebenso wie gegen Papa- verin, empfindlicher. Von etwa 8 kg schweren Tieren werden IOolng pro Tier subeuian ohne Erscheinungell ertragen, 300 mg bewirken SpeichelfluB und nach einigen Sfunden Erbrechen; 500 mg sind t6cllieh. Das Vergiftungsbild ist iihlllich, wie es oben ffir die Maus geschildert wurde. Per- oral wird i g ertragen. Zusammen]aaaune: Das Methylamino-ocfen geh6rt chemisch zu den aliphatischen Aminen. Anch nach seiner pharma- kologischen Wirkung toni3 es in diese Gruppe eingereiht werden. Aus praktischen Grfinden wurde aber ein Vergleich mit Papaverin durchgeffihrt. Die erschlaffende Wirkung auf Organe mit glafter Musku- latur teilt die neue Substanz mit den ]3enzylisocholinen. In tun. Die Toxizit~t der Substanz ist gering, sie betr~gt etwa das I1/2--2fache der des Papaverins. Seine therapeu• Breite ist also etwa 4--smal so grol3. Im Gegensafz zum Papaverin wirkt das Octin zentral erregend. Literatur: 1 Proc. roy. Soc. Med. 76 , 498 (19o5). -- 2 j. of Physiol. 39, 25 (I9O9). -- 3 j. of Physiol. 4 I, 19 (191o). -- 4 Z. Biol. 6I, 67 (1913). -- ~ Arch. f. exper. Path. 8I, 55 (1917). -- s Yerh. dtsch, pharmak. Ges. x932. -- ~ Arch. f. exper. Path. I59, 613 (1931). EXPERIMENTELLE UND KLINISCHE BEITR.~GE ZUR PHARMAKOLOGIE DES JODS. II. Mitteilung. 0BER DIE RESORPTION VON JOD DURCH DIE MUND- SCHLEIMH.~UTE UND SEINE VERTEILUNG IM ORGANISMUS1. Von Dr. rer. nat. CARL TIEDCKE. Aus dern Forschungsinstitut ffir k~inische Pharmako]ogie, Hamburg-EppendorL (Vorstand: Priv.-Doz. Dr. HANS SEEL). VV~hrend fiber die Frage der Jodverteilung im Organis- mus bei peroraler Darreichung sehr viele Untersuchungen vorliegen 2, ist die Frage der Jodresorpfion und Jodverfeilung im Organismus naeh Darreichung dutch die Mundschleim- h~ute bisher kaum unfersucht worden. Da in neuester Zeit aber Jodpr~parate im Handel sind, die voll dell Mundschleim- h~uten aus wirken sollen, so schiell es notwendig, die prak- tisch wichtige Frage der Jodresorption durch die Mund- schleimhau• zu untersuchen*. Wir haben uns mit der Frage besch~ftigt, ob nach Be- pinseln der Mundschleimh~ufe bzw. des Zahnfleisches ver- schiedener Tierarten mit Jodalkalil6sungen bzw. Jodkali- klorazahnpaste eine Resorption und eine ungew6hllliche Ver- teilung in den verschiedellen Organen nachzuweisen war. Als Versuchstiere dienteI1 Meerschweinchen, Kaninchen und Hunde. Die Versuche wurden so vorgenommen, dab das Zahn- fleisch der Versuchstiere mit der jodhaltigen Substanz bzw. L6sung bepinselt wurde. Um ein Verschlueken naeh M6g- lichkeit zu verhindern, ffihrten wir den Tieren als Schutz- mal~nahme eine Schlundsonde ein. ]3ei percutaner Appli- kation IXBt sich fiber die Dosierung nichts Bestimmtes aus- sagen, da sich nur ungefAhr feststellen l~l]t, wieviel yon den * VeranlaBtwurden obigeUntersuchungen dadureh, dab das Pr~parat Stark-Jod-Kali- k]ora (Queisser&Co., G. m. b. H., Hamburg) der Arzneimittelpriifungsste]le zur Unter- suchung vorgelegt wurde.

Experimentelle Und Klinische BeitrÄge Zur Pharmakologie Des Jods

Embed Size (px)

Citation preview

II. M21.RZ z933

rung zu beeinflussen ist, wurde ffir die Untersuchung des PrA- parates zun~ichst ein Bronchialmuskelkrampf durch Pilocarpin erzeugt. Pilocarpin erschien deswegen besonders geeignet, weil es eine lang andauernde Kont rak t ion der Bronchien hervorruft , die ffir e twa eine 1],, Stunde auf ann~hernd der gleichen H6he bleibt. Die Abb. 4 zeigt, dab durch intraven6se Gabe yon I rng Inal kg Octin der Bronchialmuskelkrampf aufgehoben wird. Im weiteren

KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 12. JAHRGANG. Nr. IO 383

dieser R i c h t u n g i s t sie irn T i e r v e r s u c h 5 - - i o m a l w i r k s a m e r als P a p a v e r i n u n d f iber t r i f f t es a u c h in d e r D a u e r de r W i r - kung . I n Dosen, die zu r E r s c h l a f f u n g g l a t t e r M u s k u l a t u r n o t w e n d i g sind, bee in f luS t das Pr~Lparat d e n Kre i s l au f n ich t . E r s t in h 6 h e r e n Dosen k o m m t es zu W i r k u n g e n , die seine V e r w a n d t s c h a f t m i t d en a n d e r e n a l i p h a t i s e h e n A m i n e n da r -

Abb. 4. Kauinehen 3700 g Urethannarkose. i Uhr 25 Min. 2,5 mg x Tier Pilocarpin HCI intraven6s. I Uhr 28 Min. I mg • kg Octin intraven6s. nach unten: Bronehien (Kontrakfion naeh oben), Carotisdruck; Zeit: i. 3oSekunden.

Verlauf des Versuches kann sich die Pilocarpinwirkullg n icht mehr rol l entfal ten.

K r e i s l a u f .

A m Kre i s l au f i s t e ine W i r k u n g des h ie r b e s p r o c h e n e n M e t h y l a m i n o o c f e n s in D o s e n u n d K o n z e n t r a t i o n e n , wie sie zu r L~ihmung de r g l a t t e n M u s k u l a t u r n o t w e n d i g sind, n i c h t m i t S i che rhe i t n a c h w e i s b a r . A m S t r a u b s c h e n F r o s c h h e r z e n s ind I ( o n z e n t r a t i o n e n u n t e r I : 5o ooo wirkungs los , st~irkere L 6 s u n g e n w i r k e n n e g a t i v ino t rop . Die S c h ~ d i g u n g i s t n a c h de rn Ausspf i len de r S u b s t a n z sofor t revers ibe l .

Am normalea Blutdruck narkot is ier ter Katzen und Kaninchen is t das Pr~iparat in Dosen bis zu I - - 2 mg mal kg int raven6s prak- t isch wirkungslos (vgl. Abb. 4). Zuweilen sieht man mi t einern schnell vorflbergehenden Ansfieg ein leichtes Systolischwerden des Herzens und ein geringes Absinken des rechten Vorhofdruckes ein- hergehen. Bei gr613eren Dosen bis zu io mg real kg kommt es zu einer geringen kurz dauernden Blutdrucksenkung, die yon einem flfichtigem Diastolischwerden des Herzens begleitet ist. Am Hals- markt ier bewirken o ,5 - - i ,o mg real kg intravenSs eine deutliche, langanhal tende Blutdrucksteigerung.

Tox i z i t (~ t .

Bei wei13en M~iusen zeigt s ich n a c h s u b c u t a n e r Gabe t 6d l i che r M e n g e n e t w a 15 M i n u t e n n a c h de r I n j e k t i o n eine deu t l i che m o t o r i s c h e U n r u h e . Die Tiere l au fen au fge reg t u m h e r u n d beg inne l l zu z i t t e rn . N a c h e t w a 2 5 - - 3 o M i n u t e n se t zen die e r s fen t o n i s c h - k l o n i s c h e n Kr~impfe ein, die y o n L a u f b e w e g u n g e n u n d O p i s t h o t o n u s beg le i t e t se in k 6 n n en . I n d e n P a u s e n l iegen die Tiere f l ach a m Beden , sie s ind cyanof i sch , die A t m u n g i s t l a n g s a m u n d fief, zuwei len k r a m p f - ha f t . De r Tod t r i t t n a c h e t w a 3 o - - 6 o M i n u t e n ein. Als m i t t l e r e t6d l i che Dosis e r g a b sich o, i6 m g real g. K r ~ m p f e t r e t e n bei o , I 4 m g rnal g a u f . G a b e n u n t e r o, I 3 m g m a l g ze ig ten ke ine tox i sche W i r k u n g .

K a n i n c h e l l v e r t r a g e n I o o m g • kg ohne i rgendwelche t o x i s c h e n E r s c h e i n u n g e n .

H u n d e s ind gegell das Pr~iparat , ebenso wie gegen P a p a - ver in , empf ind l i che r . Von e twa 8 kg s c h w e r e n T i e r e n werden I O o l n g pro Tier s u b e u i a n o h n e E r sche inung e l l e r t r agen , 300 m g b e w i r k e n Speichelf luB u n d n a c h e in igen S f u n d e n E r b r e c h e n ; 500 m g s ind t6cllieh. Das Verg i f t ungsb i ld i s t iihlllich, wie es o b e n ffir die Maus gesch i lde r t wurde . Per- ora l wird i g e r t r a g e n .

Z u s a m m e n ] a a a u n e : Das M e t h y l a m i n o - o c f e n geh6r t chemisch zu den a l i p h a t i s c h e n A m i n e n . A n c h n a c h se iner p h a r m a - ko log i schen W i r k u n g toni3 es in diese G r u p p e e inge re ih t werden . A u s p r a k t i s c h e n Gr f inden w u r d e a b e r ein Vergle ich m i t P a p a v e r i n durchgef f ih r t .

Die e r sch la f fende W i r k u n g auf Organe m i t g l a f t e r M u s k u - l a t u r t e i l t die neue S u b s t a n z m i t d e n ]3enzyl isochol inen. I n

tun . Die Tox iz i t~ t de r S u b s t a n z i s t gering, sie b e t r ~ g t e twa das I1 /2 - -2 fache d e r des P a p a v e r i n s . Seine the rapeu• Bre i t e i s t also e twa 4 - - s m a l so grol3. I m Gegensa fz z u m P a p a v e r i n w i rk t das Oct in z en t r a l e r regend .

L i t e r a t u r : 1 Proc. roy. Soc. Med. 76 , 498 (19o5). - - 2 j . of Physiol. 39, 25 (I9O9). - - 3 j . of Physiol. 4 I, 19 (191o). - - 4 Z. Biol. 6I, 67 (1913). - - ~ Arch. f. exper. Pa th . 8I, 55 (1917). -- s Yerh. dtsch, pharmak. Ges. x932. - - ~ Arch. f. exper. Path . I59, 613 (1931).

EXPERIMENTELLE UND KLINISCHE BEITR.~GE ZUR PHARMAKOLOGIE DES JODS.

II. Mitteilung. 0BER DIE RESORPTION VON JOD DURCH DIE MUND-

SCHLEIMH.~UTE UND SEINE VERTEILUNG IM ORGANISMUS 1.

Von

Dr . rer . n a t . CARL TIEDCKE. Aus dern Forschungsinstitut ffir k~inische Pharmako]ogie, Hamburg-EppendorL

(Vorstand: Priv.-Doz. Dr. HANS SEEL).

VV~hrend fiber die F r a g e der J o d v e r t e i l u n g i m Organ i s - mu s bei pe rora le r D a r r e i c h u n g sehr viele U n t e r s u c h u n g e n vor l iegen 2, i s t die F r a g e de r J o d r e s o r p f i o n u n d J o d v e r f e i l u n g i m O r g a n i s m u s n a e h D a r r e i c h u n g d u t c h die M u n d s c h l e i m - h ~ u t e b i she r k a u m u n f e r s u c h t worden . D a in neues t e r Ze i t a b e r J o d p r ~ p a r a t e i m H a n d e l sind, die voll del l M u n d s c h l e i m - h ~ u t e n aus w i r k e n sollen, so schiel l es no twend ig , die p r a k - t i s ch wich t ige F r a g e de r J o d r e s o r p t i o n d u r c h die M u n d - sch le imhau• zu u n t e r s u c h e n * .

W i r h a b e n u n s m i t de r F r a g e besch~f t ig t , ob n a c h Be- p inse ln de r M u n d s c h l e i m h ~ u f e bzw. des Zahnf le i sches ver- sch iedener T i e r a r t e n m i t J o d a l k a l i l 6 s u n g e n bzw. Jodka l i - k l o r a z a h n p a s t e eine R e s o r p t i o n u n d eine ungew6hl l l i che Ver- t e i l ung in d e n ve r sch iede l l en O r g a n e n n a c h z u w e i s e n war . Als Versuchs t i e re dienteI1 Meerschweinchen , K a n i n c h e n u n d H u n d e .

Die Ver suche w u r d e n so v o r g e n o m m e n , d a b das Z a h n - f le isch der Ver suchs t i e r e m i t de r j o d h a l t i g e n S u b s t a n z bzw. L 6 s u n g bep inse l t wurde . U m ein V e r s c h l u e k e n n a e h M6g- l i chke i t zu v e r h i n d e r n , f f ih r ten wir d en T i e r e n als Schu tz - ma l~nahme eine S c h l u n d s o n d e ein. ]3ei p e r c u t a n e r Appl i - k a t i o n IXBt s ich f iber die D o s i e r u n g n i ch t s B e s t i m m t e s aus- s agen , d a s ich n u r ungefAhr fes t s t e l l en l~l]t, wievie l y o n den

* VeranlaBt wurden obige Untersuchungen dadureh, dab das Pr~parat Stark-Jod-Kali- k]ora (Queisser & Co., G. m. b. H., Hamburg) der Arzneimittelpriifungsste]le zur Unter- suchung vorgelegt wurde.

384 K L i N I S C H E W O C H E N S C H

betreffenden L6sungen dem Organismus zugeffihrt und durch das nachfolgende Spfilen wieder en t fe rn t wird. Un te r der Vorausse tzung gleicher zugeffihrter Mengen und gleicher E inwirkungsdauer haben somi t alle Wer te nu t vergle ichenden Charakter . Wir nahmen yon der Jodkal ik lorapas te immer e twa 0,5 g und bepinsel ten mi t dieser Menge die Zahnfleisch- flgche 3 Minuten lang. D a n n erst wurde m i t Wasser nach- gespfilt. Aus Versuchen an Menschen wissen wir, dab yon einer Jodpas te , die x % Jod in F o r m yon Alkal i jodid ent- h~lt, e twa ein Vier te l der in der Pas te en tha l t enen Jodmenge in der Haup t sache fiber die Mundschle imh~ute d e m Organis- mus zugeffihrt wird. Wenn wir a n n e h m e n , dab die Jod- resorpt ionsf~higkei t fiir die menschl ichen und t ier ischen ~ u n d s c h l e i m h ~ u t e n icht wesent l ich verschieden sind, so bet r~gt die d e m Organismus zugeffihrte Jodmenge bei An- wendung yon 0,5 g Pas te rechnerisch e twa I rag. Von dieser Menge ble ibt ein Teil in den Mundschle imh~uten zurfiek, der Res t ver te i l t sich auf die Organe und wird dor t entweder ge- speichert oder mi t dem H a r n sehr bald wieder ausgeschieden. Bei Anwendung jodhal t iger L6sungen ist die jeweil ige Dosie- rung noch schwieriger anzugeben. Wir ve r fuhren hier so, dab wir 0,5 ccm einer I proz. Kal iumjodid l6sung mi t e inem Pinsel auf die Zahnfleischfl~che b rach ten und 3 Minnten lang ein- wirken lieBen. Nach der Bepinse lung wurde das Zahnfleisch so lange mi t Wasser abgespfilt , bis das Spfilwasser keinen Jodgeha l t mehr aufwies. D a m i t schien die m6glichste Gew~hr gegeben, dab bei der nachfolgenden J o d b e s t i m m u n g in den Organen in der Haup t s ache nur durch die Mundschleimh~iute resorbiertes Jod erfaBt wurde. Nachdem die Tiere ge t6 te t waren, wurde das Zahnfleisch sowie die zur Analyse bes t imm- ten Organe sorgfSltig herauspr~ipariert und in ihnen nach der bekann ten Methode yon v. FELLENB]~RG der Jodgeha l t er- mi t te l t . Die B e s t i m m u n g e n erfolgten sowohl t i t r imet r i sch als auch color imetr iseh; bei der color imetr ischen ]3est immung bedienten wir uns mi t sehr gu t em Erfolg der yon H. SCHRODER~ angegebenen Ausschfi t te lungsr6hrchen.

I. Versuch an Meerschweinchen. Nach der B e p i n s e h n g mi t der jodhal t igen L6sung ( iproz . Kal iumjodidl6sung) bl ieben die Tiere noch 20 Minuten lang am Leben und wurden dann durch Sch lagaderen tb lu tung get6tet . Das Endergebnis der Un te r suchung geben wir in nachs tehender Tabel le wieder.

Tabelle i. Jodgehalt yon Meerschweinchenorganen nach Jodbepinse- lung (l proz. Kalium]odidl6sung).

Normaljod- Jodgehalt nach Jodzuwachs in Jodbepinselung % gegeniiber den

Organ gehalt* in $% in 7% Normaltieren

Zahnfieisch des Ober- und Unterkiefers** �9

Schilddriise . . . . . Leber . . . . . . . . Niere . . . . . . . . Milz . . . . . . . . Magenschleimhaut �9 .

0,7 450,0

13,4 4,5

295,0 4,5

I1,2 760,0

21, 4 lO,8

210,O 6,2

+ 15oo + 7 ~ + 60 + 14o - - 29 + 38

Es ist also ein merkhcher Jodzuwachs im Zahnfleisch festzustellen. Wir m6ch ten aber an dieser Stelle die Ansicht von V. FtgLLENBERG unters t re ichen, dab es ver feh l t w~ire, aus diesen Ana lysenwer ten wei tgehende quan t i t a t i ve Schlfisse zu ziehen. Neben den rein chemisch-analy t i schen Fehler- queUen mfissen auch physiologische Bedingungen wie Rasse, Kl ima, Jahresze i t und Individuali t~it der Versuchst iere be- rf icksichtigt werden. E in absoluter W e r t kann demnach den s~imtlichen Analysenzahlen nicht beigemessen werden. So erkl~irt es sich auch, dab die Organe nach der Joddar re ichung manct lmal einen niedrigeren Jodgeha l t aufweisen als die der Normal t ie re . AuBerdem ist, wie oben schon erwiihnt, bei jeglicher pe rcu taner Appl ika t ion eine genaue Dosierung aus- geschlossen, so dab die yon uns angeff ihrten Wer te auch yon diesem Ges ich tspunkt aus immer nur un te r Berficksich%igung

* AN Normaljodgehalt sind die yon v. FELLENBERG ermitteltea Werte angegeben [Biochem. Z. 174, 357 (x926)]. ** Das Zahnfleisch des Ober- mad Unterklefers wurde vereinigt zur Analyse verwandt, da die Menge des Zahnfleisches bei Meerschweinchen sehr gering ist.

R I F T . I2. J A H R G A N G . Nr . IO II. MARZI933

der en tsprechenden St reuung genommen werden dfirfen. I m m e r h i n zeigen die Analysen, wo Stellen s tarker Jod- anh~iufung sich befinden.

2. Versuche an Hunden . Meerschweinchen sind ffir diese Ar t yon Versuchen infolge ihrer kleineI1 Mundschle imhaut - fl~che nicht sehr geeignet. Denn die Gr6Be der resorbier ten Jodmenge und dementsprechend die den einzelnen Organen zugeffihrte Jodmenge h~ngt natfir l ich in erster Linie yon der dem Jod dargebotenen Angriffsfl/~ehe ab. Hunde sind f fir diese F o r m der Joddar re ichung wesent l ich besser geeignet. Frei l ich fehlen in der L i t e ra tu r die Angaben fiber Jodgeha l te yon Organen normal ern~hr ter Hunde , so dab ein absolut genaues Bild fiber das Jodresorp t ionsverm6gen be im Hunde nicht gegeben werden kann. Zu dem Zwecke wXren sehr viele Un te r suehungen an Organen versehiedener t t u n d e n6t ig ge- wesen, uln einigermaBen exak te Durchschni t t swer te zu er- hal ten. (Was aus f inanziel len Grfinden leider n icht m6glich ist.) I m m e r h i n ergibt sich aus den Versuchen, die an mehreren Hunden angeste l l t wurden, dab eine re la t iv sehr in tens ive Resorp t ion yon den Mundschle imh~uten aus einsetzt . Die Versuche wurden in der gleichen Weise angestel l t , nur mi t dem Untersehied, dab s ta r t einer I proz. Kal inmjodid l6sung eine Pas te (zur Haup t sache bestehend aus Kreide) angewandt wurde, die l au t Analyse 1% Jod in F o r m yon I~aliumjodid and Na t r iumjod id enthielt .

Tabelle 2. Jodgehalt yon Hundeorganen (Terrier yon 8 kg Gewicht) nach Jodbepinselung ( l proz. Jodpaste) .

Jodgehalt nach Jodgehalt nach Organ Joddarreichung Joddarreichnng

in y in 7%

Zahnfleisch des Oberkiefers . . . . Zahnfleisch des Unterkiefers . . . . Zungenfleisch . . . . . . . . . . Leber . . . . . . . . . . . . . . Niere . . . . . . . . . . . . . . Magenschleimhaut . . . . . . . .

4,6 2,8 O,I 5 1,32 0,78 o,69

23%0

93,3 3,2

66,0 9,7

io,I

Tabelle 3. Jodgehalt yon Hundeorganen (deutsche Dogge yon 49 kg Gewicht) nach Jodbepinselung ( l proz. Jodpaste).

Organ

Zahnfleisch des Oberkiefers . . . . Zahnfleisch des Unterkiefers . . . Zunge . . . . . . . . . . . . . . Leber . . . . . . . . . . . . . . Niere . . . . . . . . . . . . . . Magenschleimhaut . . . . . . . . Muskelfleisch . . . . . . . . . . .

J odgehalt und Joddarreichung

in 7

12,1

9, I

2,5

3,8

1,7

1,5 o,6

Jodgehalt naeh Joddarreictmng

in 7%

3 5 ~ 219

5 ~ 95 42 38 14

Wie die Zahlen andeuten, is t schon nach einmaliger Jod- dar re ichung reichlich viel Jod yon den Mundschleimh~iuten resorbier t worden. W e n n auch die Vergleichswerte ffir nor- male Hunde fehlen, so ist doch aus Analogie mi t anderen T ie ra r ten anzunehmen, dab diese Wer te durchweg fiber dem Normal jodgeha l t liegen. (Vgl. die folgende Tabel le 4.)

Tabelle 4. Normal]odgehalte yon Organen versohiedener Tierarten in 7%.

D~nJscher Organ Stier

�9 . ![ Schilddrfise 6720 Leber . . . . . 8, 7 Blut . . . . . i 6,3 Muskelfleisch . 8,9

i Milz . . . . . ,i 14,~ N i e c e . . . . i - -

G a l l e . . . . . ! --

Nebenniere . .ii - - Ovarium . . .

SchweizerRind Schwein

14530 4,6 1,6 6,4 5,3

- - 9 , o

6,0 4,0

S char

70000 2,0 1,1

1,2

4,3

7,2 5,4

Ziege

16329 i6,6

18,3 13,7 9,5*

15,O

4 1 , 5

* Fiir Niere -t- Nebenniere.

~ . MARZ i933

Wie die Tabel len 2 un 4 3 zeigen, is t die Menge des resor- b ier ten Jodes bei den Organen verh~iltnism~iBig klein, so dab sich infolgedessen die Frage erhob, ob es f iberhaupt Zweck hat , schon naeh e inmat iger Joddar re ichung und nachfolgender kurzer Lebensdauer der Tiere die Organe auf Jod b in zu analys ieren. E in Versueh an e inem Hunde , d e m einmal ig die Mundschleimh~iute mi t einer I proz. Jodpas te bepinsel t w'urden, der d a n a c h a b e r noch 24 S tunden am Leben blieb, zeigte e inen re l a t iv groBen Jodzuwachs auch in den Organen an. / )a raus geh t hervor , daft eine gewisse Zeit er/orderlich ist, b@ das yon den Mundschleimh4uten resorbierte Jod an die Zellen der einzelnen Organe ffebunden worden ist. Auf der anderen Seite is t eine allzu lange War teze i t zwischen der le tz ten Jod- dar re ichung und d e m Tode des Versuchst ieres Iiir eine quant i - t a t i v e Er fassung der yon den Organen au fgenommenen Jod- mengen, wie u zeigten, n ieht zweckmaBig, well dann der gr6Bte Teil der zugef i ihr ten J o d m e n g e n m i t dem H a m wieder ausgeschieden worden ist. U m daher ein einiger- mal3en genaues Bild yon der Jodve r t e i lung im Organismus nach J o d d a r r e i c h u n g - sei sie peroral , subcutan , in t raven6s oder durch Resorp t ion fiber die !Kundschleimh~ute - - zu erhal ten, is t es unbed ing t notwendig, l~ngere Zei t h indurch den Versuchst ieren Jod zu verabreichen. Mit Rech t weist A. ZAITSCHEK~ in seiner Arbe i t , , ~ b e r Jod in der T i e rha l tung" da rau f bin, dab alle diesbezfiglichen Versuche mange lhaf t sind, wenn die Versuchszei t zu kurz bemessen wird. Wir haben infolgedessen Versuche an Kaninchen vorgenommen , welche 1/ingere Zei t h indurch t~glich behande l t warden.

3. Versuche an Kanin&en. / )as Zahnfle ich von je e inem t ( an inchen wurde 12o Tage lang t~glich e inmal mi t einer Paste, die 1% Jod in F o r m yon Alkal i jodid enthiel t , bzw. m i t e iner I proz. Ka l iumjod id l6sung un te r Anwendung einer Schlandsonde bepinselt . Beide Kan inehen h a t t e n Cholesterin- sklerose, die bei ihnen ki inst l ich durch t~igliche Ff i t t e rung mi t E ido t t e r und C h o l e s t e r i n erzeugt warK Mit der F rage der Jodresorp t ion und Jodve r t e i l ung sollte gleiehzeit ig fest- ges te l l t werden, ob s!derotische Ersche inungen durch per- c u t a n gegebenes Jod gfinstig beeinfluBt werden k6unen*. 24 S tunden nach der l e tz ten Joddar re ieh~ng wurden beide Kan inchen durch Naekensehlag get6tet , das Zahni le isch und die Organe herauspr~par ier t , m i t physiotogischer Koch- salz l6sung abgespfi l t und dann auI Jodgeha l t h in analysier t .

L'ber den Jodgeha l t in Organen normal ern~hr ter Kanin- chen exis t ieren in der L i t e ra tu r z iemlich f ibere ins t immende / )urehschni t tswerte% Fi i r nnsere Zwecke genfigte deshalb eine Kont ro l l ana lyse an e inem normal ern~ihrten Kaninchen. I)as Ergebnis veranschaul ichen Iotgende Tabel len.

Wie die Zahlen andeuten , f inder eine Jodanh~ufung haup t - Michlich an Or ten der Jodaussche idung start , also in der Leber, Niere, Galle; ferner in der Aor t a and in der Magen- sch le imhaut . Der Jodgehalt der Schilddr~se ist prozentual nach li~ngerer Joddarreichung nur mgflig angestiegen, obwohl der

Tabelle 5. Jodgehalt yon Kaninchenorganen nach Jodbepinselung (l proz. Jodpaste).

Jodgehalt naeh Jod ..... hS~ne2/O Organ i Normaljodgehalt Joddarreichung gegenfiber

in y~ in 7% Normaltieren

Zahnfleisch des Ober- kiefers . . . . . .

Zahnfleisch des Unter- kiefers . . . . . .

Aorta . . . . . . . . Schilddrfise . . . . . Leber . . . . . . . . IVIilz . . . . . . . . Niere . . . . . . . . Nebenniere . . . . . Gallenblase . . . . . 2r . . Muskelfleisch . . . . Ovariura . . . . . .

K L I N I S C H E ~ r O C H E N S C H R I F T . I2. J A H R G A N G . N r . IO 385

Tabelle 6. Jodgehalt yon Kaninchenorgc~ner~ naeh Jodbepinselung ( l proz. Kallura]odidl6sung).

15,4 3 2 0 0 0

1 2 0 0 1200

35 4 ~ . 750 45 ~ 8 0 o i 2 o

85 ~ IOO

7 ~ 2900

213200

7900 5614

148 5 670

500 6054

650 3 17o

670 900 346

15,4 21,2

14226 12,8 75,2 12,7 16,4 26;I

13,3 7,2

650

Organe

Zahnfleisch des Ober- kiefers . . . . . .

Zahnfleisch des Unter- kiefers . . . . . .

Aorta . . . . . . . . Schilddrtise . . . . . Leber . . . . . . . . 2r . . . . . . . . Niere . . . . . . . . Nebenniere . . . . . Gallenblase . . . . . Magenschleimhaut . . Muskelfleisch . . . . Ovarium . . . . . .

* Diese Untersuehungen werden spfiter n i t gr6gerern VersuchsmateriaI zusalnrnenfas- send ver6ffentlicht.

Normaljodgehalt ]] in ~,O/o

15,4

15,4 2 1 , 2

14226 12,8 75,2 12,7 16,4 26,i 13,3 7,2 650

Jodgehalt nach Joddarreichung

in 7%

2 IOO ~d

430 18o

18500 67 96

14o 19

53 8o 13

I I5o

Jodzuwachs in % gegenfiber den Normaltieren

t 13 9 ~

2 800 76o

30 41o

28 I 0 0 0

19 100 5 1 0

86 77

Jodgeha l t der Schilddrfise normalerweise den aller anderen Organe bei we i t em fibertrifft . Zur F rage der Zweckm~fl igkei t der Joddar re iehung du tch l~esorption fiber die Mundschte im- h/iute ist zun~chst der U m s t a n d wichtig, dab ta ts~chl ieh v o m Zahnfleisch des Ober- and Unterkiefers aus eine sehr s t a r k e Jodresorp t ion einsetzt . Wie die Tabel le 6 zeigt, is t die yon den Mundsch le imh~uten resorbier te J0dmenge and dadurch die den Organen zugeffihrte Jodmenge bei Anwendung einer L6sung wesent l ich kleiner als bei Anwendung einer Jodpas te . Es dfirfte dies in erster Linie d a m i t zusammenh/ ingen, dab yon einer Emuls ion wegen der gfinstiger l iegenden Ober- fl/~chenverh/iltnisse mehr auf die Schle imh~ute gebrach% werden kann, als yon einer L6sung, die dargere ichte Jod- menge also yon vornhere in bei Anwendung einer Jodpas t e gr6Ber ist. Auch der geringere Jodgeha l t des Unterkiefer - zahnfleisches gegenfiber dem des Oberkieferzahnfieisches, wie er bei al len Versuchen kons ta t i e r t wurde, dfirfte zum gr6Bten Tell rein technische Ursachen haben, da die Zahnfleischfl~che des Unterkiefers bei Tieren im al lgemeinen kleiner ist, als die des Obertdefers, die dem Jod dargebotene Angriffsf l~che im ersteren Fal le also auch kleiner ist. Jedenfal ls l iegt ke in Grand vor zu der Annahme, dab die Jodresorpt ionsf / ih igkei t des Oberkieferzahnfleisches yon der des Unter ldeferzahn- ileisches so wesent l ich verschieden sein sollte, wie es die Zahlen andeuten .

Was die Zweckm/iBigkeit einer Jod the rap ie bei sktero- t ischen E rk rankungen anbetr i ff t , so ist durch das angezeigte groBe Jodresorp t ionsverm6gen der Aor t a die Vorbed ingung hierffir erffillt. Wie die Sekt ion des Versuchst ieres ergab, waren die sklerot ischen Ersche inungen an der Aor t en in t ima nu t sehr gering ausgebildet .

Jede therapeut i sche Anwendung des Jods, ganz einerlei in welcher Form, erffillt al lerdings nu t d a n a ihren Zweck, wenn sie dauernd be t r ieben wird. / ) enn das Jod wird beson- ders in anorganischer ]3indung v o m Organismus sehr rasch wieder ausgeschieden*, und nu t der andauernde Ersa tz der ausgeschiedenen J o d m e n g e n du tch neu zugefi ihr te h/ilt den Organismus auf e inem erh6hten Jodgehal t . Dies veranschau- l icht in e indeut iger Weise aueh der folgende Versuch. Das Zahnfleisch e ine s Kaninchens wurde 5 ~ Tage i ang m i t der-

Tabelle 7. Jodgehalte yon Kanlnchenorganen nach dodbepinaelung (J proz. Jodpaste).

Organ Normaljodgehalt Jodgehalt nach Jod- in 7% �9 ' darreichung in 79/o

Zahnfleisch des Oberkiefers . Zahnfleisch des Unterkiefers Aorta . . . . . . . . . . . Leber . . . . . . . . . . . Milz . . . . . . . . . . . Niere . . . . . . . . . . Schilddrt~se . . . . . . . . Muskelfleisch . . . . . . .

* Vgl. BARKAN and LEISTNER loe. eit.

15,4 15,4 21,2 12,8 75,2 12,7

14226 7,2

28,4 12,9 25,3 12,9 68,2 4o,5

15 670 36,9

Klinische Wochenschrift, 12. Jahrg. 29

386

selben Ip roz . Jodpas te , wie oben angegeben, bepinselt . Da- nach b l i ebdas Tier noch 14 Tage am Leben, wurde dann durch Nackenschlag ge t6 te t und in den Organen der Jodgeha l t e rmi t te l t .

I n fast allen Organen ha t demnach der Jodgeha l t die N o r m fast wieder erreicht, zum Tell is t er sogar un te r die Normal - werfe gesunken. Von Interesse ist die Beobachtung, dab das Muskelfleiseh nach i4 t~g iger Jodkarenzze i t einen noch re la t iv hohen Jodgeha l t aufweist .

Naeh V. FELL~NBERG m u g m a n unterscheiden zwischen der sog. aktuet len und potent ie l len JodreserveL Die aktuel le Reserve wird naeh Beendigung der Joddar re ichung ziemlich schnell wieder abgegeben, w~hrend die potent ie l le fester zur i ickgehal ten wird. Das Muskelfleisch s tel l t demnach offen- bar neben der Schilddrfise das Speicherorgan fiir die poten- t ielle Jodrese rve dar.

Aus den analy~cischen Befunden ergibt sich somit , dab im Zahnfleisch, also da, wo die therapeut i sche ]Zinwirkung in erster Linie erfolgen soil, ta t sgchl ich such eine re la t iv groBe Menge Jod gefunden wird und dab eine zweckentsprechende Jodver te i lung im Organismus festzustel len ist.

Zusammenfassung: An Meerschweinchen, H u n d e n und insbesondere an Kan inchen wird die Frage der Resorp t ion yon Jod durch die Mundschle imh~ute und seine Ver te i lung im Organismus nntersucht . Das Jod wurde einerseits in F o r m einer I proz. Kal iumjodid l6sung und anderersei ts in F o r m einer Pas te angewandt , die 1% Jod in F o r m yon Ka l iumjod id und Na t r iumjod id enthiel t . Die Versnehsergebnisse sind folgende :

I. A m Appl ikat ionsor t , den Mnndschleimh~tuten, setzt nachweisl ich eine sehr s tarke Resorp t ion yon Jod ein.

2. I n den Organen lXgt sich ein erh6hter Jodgeha l t fest- stellen.

3. Bei Anwendung einer Emuls ion ist die Resorp t ion durch die Mundsch le imb~ute und dami t die dem Organismns zugeffihrte Jodmenge gr6Ber als bei Anwendung einer L6sung. Es dfirfte dies in erster Linie durch die verschiedenen Ober- fl~Lchenverh~ltnisse bedingt sein.

4. Nach fa l lendem Prozen t jodgeha l t geordne t laBt sich folgende Reihe yon normalen Kaninchenorganen aufstel len: Schilddrtise, Ovar ium, Milz, Gallenblase, Aorta , Nebenniere, lVIundsehleimh~ute, Magenschle imhaut , Leber, Niere, MuskeI- fleisch.

5. Nach der Resorp t ion yon Jod durch die Mundschle im- hXute erha l ten wir folgende Reihe yon Kan inchenorganen nach fa l lendem Prozen tgeha l t geordne t : Schilddrfise, Mundschle im- h~ute, Ovar ium, Aorta , Gallenblase, Niere, Leber, Milz, Nebenniere, Magenschle imhaut , Muskelileisch.

6. Nach fa l lendem p rozen tua l em Jodzuwachs geordnet l~13t sich folgende Reihe aufs te l len: Mundschle imhgute , Niere, Leber, Aorta , Gallenblase, Muskelfleisch, Magen- schle imhant , Nebenniere, Milz, Ovar ium, Schilddrtise. Das Jodspe icherungsverm6gen der Schilddrfise ist demnach re la t iv gering.

L i t e r a t u r : ~ I. Mitteilung: H. S ~ L u. G. CREUZBERG, Arch. f. exper. Pa th . x6I, 674 (1931). -- 2 S. u. a. die Arbeiten: TH. v. F~LLENB~EG, Biochem. Z. I74, 357 (1926) - - K. SC~ARRER U. J. SCI-:WAIBOLDI Biochem. Z. x8o, 307 (1927); Igs, 228 (1928) -- E.MAIJRER u. H.DUCRUE, Biochem. Z. I93, 356, 36o, 364 (1928) -- ST. WEISXR u. A. ZAITSCI~EK, Biochem. Z. ~I7, 359 (193 o) -- Die Tierern~hrung 3 (1931) -- O. LOEB, Arch. f. exper. Path. 56 (19o7) -- W. H. VEIL u, A. STURM, Dtsch. Arch. klin. Med. 147, 166 (1925) -- G. BARKAIV U. -W. LEISTNER, Arch. f. exper. Path. I44, 83 (1929). --

H. SCI~R6D~R, Arch. f. Hyg. xoo, 1-- 4 (1928). - - a A. ZAITSCI~EK, Jod in der Tierhaltung. Gedruckt I931 bei Albert Frisch, 3BeriinW35 - - Vgl. auch ST. WEISER u. A. ZAI~SCI<EK, Die Tierern~hrung 3 (1931). -- ~ H. SEaL II. G. CREUZBERG, I. C. -- ~ E. MAURER u.

H. I)UCRUE, Biochem. Z. ~93, 360 (1928). -- ~ TH. V. FELLENBERG, Biochem. Z. 142, 26o (1923).

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I2. J A H R G A N G . Nr . io II . M~RZ I933

0 B E R DIE V E R W E N D U N G VON G E H I R N E X T R A K -

TEN ZUR K O M P L E M E N T - B I N D U N G S R E A K T I O N

B E I M L I Q U O R C E R E B R O S P I N A L I $ .

V o n

P r i v a t d o z e n t Dr . K . H. VOHWlNKEL, Oberarzt der Universit~its-Hautklinik Tiibingen (Vorstand: Prof. Dr. P. LINSER).

Ftir die Prognose und Therapie syphi l i t i scher Ver~nde- rungen am Zen t ra lne rvensys tem w~re es yon groBer Bedeutung , wenn m a n auf Grund des Liquorbefundes die b6sar t igen F~Ile von den gn ta r t igen in der Frf ihper iode der Lues zu t rennen verm6chte . Mit dieser Frage ha t sich noch le tz th in auf dem Pariser Syphil idologenkongreB RAVAUr ause inandergese tz t und darauf hingewiesen, dab bis hente nur sehr schwache Ans/~tze zur L6sung dieses Problems gemach t wurden. E r wies auf die Publ ika t ionen yon DUJARDIN, TARGOWLa und MARCHIOX'INI* him Die Arbe i ten des le tz teren gehen darauf hinaus, un te r den l iquorpos i t iven Luesf~llen Kranke mi t aus- gebi ldeter Tabes und Para lyse yon solehen zu t rennen, die zur Lues cerebrospinal is-Gruppe zu rechnen sind. Mit Hi l ie des Steinfeldschen Hi rnex t r ak te s gelang ihm angebl ich der Nachweis, dab sich im al lgemeinen bei Tabes und Para lyse neben der fiblichen pos i t iven Wasse rmannreak t ion eine posi- t ive Geh i rnex t rak tp robe finder, w~llrend die anderen Liquores bei nega t iver Geh i rnex t rak t reak t ion nur eine posi t ive W a R . zeigen. Diese Fes ts te l lung dtirfte vor a l lem yon grol3em theore t i schen Interesse sein, p rakt i schen W e r t wfirde sie nur dann besitzen, wenn m a n in der prgkl in isegen Per iode die Kand ida t en fiir die Sp~ tne rvenerk rankungen yon den gut- a r t igen Fgl len durch diese Un te r suchungsmethode zu t r ennen verm6chte , was natt ir l ich deshalb gar nicht m6glich sein kann, weft ja nur die ausgebi ldeten FAlle yon Tabes und Para lyse nach den Mit te i lungen des Autors posi t iv sind.

Seit gut e inem Jahre haben wir das gesamte Mater ia l unserer Klinik, ferner auch solches yon anderen hiesigen Kl in iken und auswgrt igen Arz ten mi t Hilfe der Gehirn- ex t r ak t ion geprtift . E in nach d e n Angaben STEINFELDS her- gestel l ter E x t r a k t wurde nns yon der I. G. Fa rben zur Ver- ft igung gestellt . In den le tz ten Monaten ha t MARCHmXI~I unser Mater ia l gleichzeit ig mi tun t e r such t ; die Befunde waren mi t wenigen Ausnahmen, ffir die jeder Serologe ErklXrungen hat , gleichartig. Die Resu l t a t e sind in nachfolgender Tabel le fibersichtlich zusammenges te l l t :

Klinisehe Diagnose

A fParalyse {Tabes dorsahs . . . . Lues cerebri . . . . Lues latens

B. ILues congenita . . . /Lues I I . . . . . . tLues n I . . . . . .

Sum m e :

Zahl der Fglle (s~mtl.[ Menschenhirnextrakt mit Rinderherzextrakt.

positiv reagierend)

2O

I4 2

I 9

3

7 5

7 ~

@ m

17 3 7 7 o 2

I I 8 2 I

5 ~ 2

2 3 44 26

Es hande l t sich um 59 Kranke. I n der Tabelle erkl ' / r t sich die Zaht 7o dadurch, dab einige K r a n k e mehrfach punkt ie r t wurden (2-- 3mal). I m al lgemeinen ist das Mater ia l ophtha l - mologisch, neurologisch und in te rn yon den hiesigen Spezial- kl iniken durchnntersucht , sofern es sich u m Kranke der eigenen Kl in ik handel t . Gruppe A umfaBt die Falle yon Metalues, Gruppe 13 solche, die zur Lues cerebrospinalis- Gruppe gerechnet werden. Man ersieht aus den Ergebnissen, dab bei der Para lyse die H i r n e x t r a k t p r o b e im al lgemeinen posi t iv ist, bei der Tabes sind schon 50% H i r n e x t r a k t e negat iv , bei den fibrigen Stadien der Lues fielen die Reak- t ionen recht verschieden aus. Besonders auffal lend sind die 5 pos i t iven FXlle yon Lues I I m i t E x a n t h e m e n . Bei Lues. la tens erhXlt m a n reeht of t ein posit ives Resul ta t .

* Klin. Wschr. 1932, Nr 4, S. 146.