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extra BLA tt Nr. 4ier Gratis · 10‘000 Exemplare Juni 2014 Initiativzeitung für Luzern: Unverlangt · unberechenbar · unabonnierbar • Industriestrasse: Endlich geht es weiter – vielleicht. • Kreativität: Ein ausgenutztes Trendwort • Zwischennutzung: Top oder Flop? • Vormerken: Industriestrassenfest am Samstag, 23. August! Weichenstellung an der Industriestrasse Abstimmungsverlierer sind nicht kompromissbereit Mit dem partizipativen Prozess zur Umsetzung der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» wurden die Karten zur Weiterentwicklung im Steghofquartier neu gemischt. Ende Juni werden nun auch die Weichen im Parlament neu gestellt. Dann zeigt sich, ob in Luzern auch eine fortschritt- lichere Stadtentwicklung möglich ist, oder ob die Koalition der Abstimmungs- verlierer eine Neuauflage des abge- lehnten Allreal-Projektes durchdrückt. Eine Machbarkeitsstudie der IG Industriestrasse beweist aber klar: Eine andere Stadt ist möglich. Und mit einer etappierten Bauweise kann sie auch realisiert werden. IG Industriestrasse · An der Industrie- strasse prallen verschiedene Ansprüche bezüglich Stadtentwicklung auf engem Raum aufeinander. Während sich die Luzerner Stimmbevölkerung an der Urne für eine lebendige Industriestrasse mit günstigem Wohnraum, guten Rah- menbedingungen für Kultur und Platz für lokales Kleingewerbe ausgesprochen hat, beharren einzelne Parteien weiter- hin auf grossen zusammenhängenden Büroflächen. Sie wollen eine Planung ohne Einbezug des Quartiers und der zukünftigen Nutzenden. Die Kompro- missbereitschaft ist klein und bis end- lich eine Gesamtschau der städtischen Entwicklungsschwerpunkte vorliegt, werden wohl bezüglich jedem einzelnen Areals ideologische Grabenkämpfe aus- gefochten. So ist es kaum ein Vorteil, dass über die Zukunft der Industriest- rasse noch vor dem weiteren Vorgehen bezüglich Pilatusplatz, Rösslimatt oder dem Steghof entschieden wird. Denn eine eierlegende Wollmilchsau mit der alle glücklich sind, wird es nirgends ge- ben. Eine Stadt für alle kann nur mit Kompromissen verteilt auf das ganze Gemeindegebiet realisiert werden. Weiterentwicklung gemäss Initiative Auch wenn der Zeitpunkt nicht der günstigste scheint und die Abstim- mungsverlierer mit Störfeuern und un- nötigen Verzögerungen (siehe Kasten) versuchten die Diskussion in ihre Rich- tung zu lenken, die Initiantinnen und Initianten sind bereit für die Debatte. Hunderte von Stunden wurden aufge- wendet und Ideen entwickelt, wie sich das Areal in Zukunft weiterentwickeln könnte. Die IG Industriestrasse vertritt dabei anwaltschaftlich die Interessen der 61 Prozent der Stimmbevölkerung, welche der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» zugestimmt haben. Der Wählerwille soll umgesetzt und das Areal zu einem wirklich lebendigen Quartier weiterentwickelt werden. Un- ter Wahrung der Identität der Industrie- strasse soll günstiger Wohnraum, gute Rahmenbedingungen für Kultur und genug Platz für lokales Kleingewerbe ge- schafften werden. Mit diesen Leitgedan- ken beteiligten sich die Initianten am partizipativen Prozess, welchen die Hochschule Luzern im Auftrag der Stadt Luzern durchführte. Dort fanden diese Ideen auch Zuspruch vom Quar- tierverein oder von Vertretern des Wirt- schaftsverbandes. Bei der Planung soll der Fokus bewusst auf kostengünstiges Wohnen, Dienstleistungsbetriebe, kul- turelle Nutzungen und kleines bis mitt- leres Gewerbe gelegt werden. Aufgrund seiner innerstädtischen Lage und der optimalen Erschliessung durch den öf- fentlichen Verkehr, bietet sich das Areal an, die Vision eines autoarmen Quar- tiers umzusetzen. Dies wäre auch ein Beitrag zur Lösung der städtischen Ver- kehrsprobleme. Zudem können mit dem Verzicht auf grossflächig angelegte Tief- garagen die Baukosten merklich gesenkt werden. Dies wirkt sich wiederum posi- tiv auf die Mietpreise aus. Selbstver- ständlich soll es aber auf dem Areal Par- kiermöglichkeiten für Gewerbe, Dienstleistungen, Gäste und Kund- schaft geben. Viele Vorteile durch Etappierung Die über Jahre gewachsene Identität des Areals zu wahren ist ein zentrales Anlie- gen der Initianten. Warum soll man et- was unwiederbringlich zerstören, was über lange Zeit gewachsen ist und bes- tens funktioniert? Die besondere Idee der IG Industriestrasse ist deshalb die Weiterentwicklung des Areals in zwei Bauetappen. So kann auch kurzfristig weiterhin günstiger Kulturraum ange- boten werden – ein immer rarer werden- des Gut in der Stadt Luzern. In einer ersten Etappe könnten mehrere Altbau- en stehen bleiben und die nur schlecht genutzten Teile des Areals überbaut werden. Eine mit Experten erstellte Machbarkeitsstudie zeigt auf, dass eine neue, attraktive und dichte Überbauung realisierbar ist, auch wenn bestehende Gebäude mittel- bis langfristig erhalten bleiben oder unter Schutz (das alte Chäslager) gestellt werden. Zudem zeigt die Studie klar: Der Erhalt einzelner Ge- bäude ist auch finanziell machbar und stellt kein Hindernis für die bauliche Entwicklung dar. Während heute rund 60 Personen (darunter viele Kulturköpfe und gar eine Weltmeisterin) an der In- dustriestrasse leben und arbeiten, kann gemäss unserer Studie in einer ersten Etappe Wohn- und Arbeitsraum für rund 610 Personen realisiert werden. Nach der zweiten Etappe erhöhen sich die Kapazitäten auf rund 640 Personen auf über 26 000 m 2 Neubaufläche und den knapp 2000 m 2 des erhaltenswerten Chäslagers an der Industriestrasse 9. Das Fazit der Studie: Ein etappiertes Vorgehen ist baulich wie finanziell machbar und bringt viele Vorteile für die Quartierentwicklung. Alternativ dazu könnten mit der vom Stadtrat vor- geschlagenen innovativen Bebauungs- weise viele Vorteile einer Etappierung realisiert werden. Zu diesem Kompro- miss sind die Abstimmungsverlierer ge- mäss Medienberichten aber leider nicht bereit. Partizipation muss weitergehen Für die Entwicklung der Industriestras- se zu einem lebendigen Quartier im Sin- ne der Abstimmungsvorlage sind neu- artige Konzepte gefragt. Der Start mit einem partizipativen Prozess weist schon einmal in die richtige Richtung – auch wenn die Weichen erst jetzt im Stadtrat und Parlament gestellt werden. Entscheidend sind dabei ein vernünfti- ger Baurechtszins, welcher es den aus- führenden gemeinnützigen Bauträgern auch ermöglicht wirklich kostengünsti- gen Wohn-, Kultur- und Arbeitsraum zu realisieren. Auch eine Etappierung unterstützt, wie oben erwähnt, diese Zielsetzung. Die IG Industriestrasse er- wartet, dass die Entscheidträger ihre Parteiprogramme hintenanstellen und im Sinne der gewonnenen Initiative ent- scheiden werden. Danach braucht es zur Umsetzung eine innovative und enga- gierte Bauträgerschaft, welche weiterhin auf die Partizipation der Quartierbevöl- kerung, der zukünftigen Nutzenden und den Mitglieder der involvierten Baugenossenschaften setzt. So fliessen vielfältige Ideen frühzeitig in die Pla- nung ein und sichern die Qualität des Projektes. So werden die Anliegen der künftigen Bewohnerinnen und Bewoh- ner sowie der Nutzeinnen und Nutzer berücksichtigt und diese fühlen sich gleich von Anbeginn zu Hause an der neuen Industriestrasse. Die Gemein- nützige Baugenossenschaft Industriest- rasse (siehe Seite 8) steht deshalb bereits in regem Austausch mit interessierten Partnergenossenschaften. Die städtische FDP scheint die Nieder- lage bei der Abstimmung über die Initiative «Für eine lebendige Indu- striestrasse» immer noch nicht richtig verdaut zu haben. Marcel Budmiger · Nach dem partizipa- tiven Prozess zur Weiterentwicklung fühlte die Partei sich diskriminiert (Stichwort Schattenparlament) und for- derte «Partizipative Begleitung auch im Parlament». Statt einer schnellen Aus- schreibung zur Bestimmung der ge- meinnützigen Bauträger verlangte die Partei einen Planungsbericht und nahm so mehrere Monate Verzögerung in Kauf. Dennoch fand der Vorstoss eine Mehr- heit im Grossen Stadtrat. Kurz vor Fer- tigstellung des Planungsberichts melde- te sich die FDP wieder. Nun wollte sie dem Stadtrat auch gleich vorschreiben, was denn bitteschön im verlangten Pla- nungsbericht zu stehen habe, nämlich hauptsächlich das FDP-Parteiprogramm: zusammenhängende Büroflächen, viele Parkplätze und Abstriche bei der Öko- logie. Weil sich das aber nicht so gut ver- kauft, ist der Vorstoss mit «Keine Verzö- gerungen an der Industriestrasse» betitelt. Finden diese Forderungen im Stadtpar- lament eine Mehrheit, ist absehbar, dass es an der Industriestrasse zu einer ideo- logischen Blockade kommt und in den nächsten Jahren sicher nicht gebaut wer- den kann. Es bleibt zu hoffen, dass in der Ratsdebatte vermehrt die Anliegen der Bevölkerung und der ausführenden Baugenossenschaften Beachtung finden anstatt einzelne Parteiideologien. Beschleunigte Verzögerung Die FDP und das Phänomen der Zeit Ende Juni wird der Grosse Stadtrat über den Planungsbericht zur Aus- schreibung der Bauträgerschaft bera- ten. Wenn es zu keinen Verzögerun- gen kommt, wird im Juli dieses Jahres die Ausschreibung publiziert. Bis zum Herbst können sich dann interessier- te gemeinnützige Bauträger bewer- ben. Noch bis Ende Jahr sollte so die Trägerschaft bestimmt sein, welche das Areal weiterentwickeln kann. Im Frühjahr 2015 kann dann das Par- lament über den Baurechtsvertrag entscheiden. Falls alle Stricke reissen, kann dann wiederum ein Referendum gegen die Vergabe ergriffen werden. Die IG Industriestrasse hat aber bisher immer konstruktiv an der Umsetzung der Initiative «Für eine lebendige In- dustriestrasse» mitgearbeitet und hofft auf ein ebenso konstruktives Verhalten der Initiativgegner. So geht es an der Industriestrasse weiter In der Industriestrasse qualmt es aus allen Rohren. Die Initiative gönnt sich keine Pause – politisch nicht, und dazu naht das Industriestrassenfest! Foto: Herbert Fischer Nachstehenden Leserbrief veröffent- lichte die Neue Luzerner Zeitung am 2. 6. 2014. Der Autor gestattet uns den Abdruck der ungekürzten Fassung. Der Bericht & Antrag des Stadtrates an das Stadtparlament enthält wegweisen- de Punkte für die zukünftige Entwick- lung des Areals. Eines vorweg: Vieles entspricht den Vorgaben aus der vom Luzerner Volk deutlich angenomme- nen Initiative «Ja zu einer lebendigen Industriestrasse – für KMU, bezahlba- res Wohnen und Kulturraum für alle». Das ist positiv zu bewerten und auch ein Erfolg des partizipativen Prozesses, den die Stadt unter Einbezug von Partei-, Quartier, Kultur- und Industriestras- senvertretern durchgeführt hat. Einem zentralen Punkt ist allerdings nicht die nötige Aufmerksamkeit ge- schenkt worden. Nämlich das Areal in zwei Etappen bebauen zu können. In den letzten 20 Jahren hat sich auf dem Areal eine lebendige Lebens-, Ar- beits- und Kulturgemeinschaft gebildet. Hervorgegangen sind aus dieser wichti- ge Trägerinnen und Träger aus Kunst, Musik, Film und Sport. Aber auch das jährlich stattfindende Strassenfest, das eines der grössten Luzerner Quartier- feste ist, wird von denselben Leuten organisiert. Eine Etappierung ermög- licht das Weiterbestehen dieser wich- tigen, gewachsenen Quartierstruktu- ren. Aus anderen Arealentwicklungen weiss man, wie viel Aufwand und Zeit nötig sind, um eine neue Identität und Quartier-belebende Strukturen zu ent- wickeln. Die Stadt beabsichtigt, nur das ehe- malige Käselager zu erhalten. Dieses wird heute durch das Puppentheater und mehrheitlich zu Wohnzwecken genutzt. Das heisst, dass beinahe sämt- licher Arbeitsraum für Gewerbe, Krea- tivwirtschaft und Kultur auf dem Areal und somit ein wesentlicher Bestandteil der Identität verloren geht. Dies wider- spricht klar den Zielen des vom Stadtrat und Parlament verabschiedeten Pla- nungsberichts «Kultur-Agenda 2020» vom Februar 2014. In diesem anerkennt sie die wichtige und stimulierende Be- deutung der Kultur- und Kreativwirt- schaft auf eine lebendige und zukunfts- gerichtete Stadtentwicklung. Sie streicht heraus, dass diese in der Regel mit wenig Platz und einfachen Verhältnissen aus- kommt und günstige Räume benötigt, deren Erhaltung und Schaffung die Stadt unterstützen will. Genau dies er- reicht sie, wenn zusätzlich die zwei Lie- genschaften Industriestrasse 15 und 17 und somit gut 2300 m 2 Arbeits-Nutzflä- che mittelfristig erhalten bleiben. Die Stadt selbst attestiert einem Er- halt dieser zwei Gebäude die Möglich- keit einer behutsamen Transformierung und die Wahrung der heutigen Iden- tität. Gegen einen Erhalt soll der sehr schlechte Zustand der Gebäude spre- chen. Seit bald 20 Jahren vermietet die Stadt die Räumlichkeiten, wenn also der Zustand besorgniserregend wäre, dürfte sie diese gar nicht mehr vermieten. Die Bauten entsprechen ganz gewöhnlichen Altbauten, die wohl Sanierungsbedarf haben, aber in ihrer Substanz sehr solide sind und ohne weiteres noch zehn Jahre oder länger bestehen können. Eine mo- derate Erhöhung der günstigen Mieten ermöglicht es auch, sicherheitsrelevante Anpassungen vorzunehmen. Ausserdem hätte man auch der Allreal Generalunternehmung zuge- standen, das Areal in zwei Etappen zu bebauen. Es ist also nicht einzusehen, wieso die zwei Liegenschaften Indus- triestrasse 15 und 17 nicht mindestens solange bleiben können, bis die neuen Räumlichkeiten bezugsbereit sind. Da- mit ist es jenen möglich an der Indust- riestrasse zu bleiben, die deren Identität wesentlich geprägt haben. Es ist wie bei der Herstellung eines Sauerteigbrotes, bei der ein Rest des Mutterteiges dazu gebraucht wird, den neuen Teig zu imp- fen, um ein neues, herrlich duftendes Brot zu erhalten. Cla Büchi, Architekt, Luzern Nur die Etappierung erhält die Identität Zu den Ausschreibungskriterien der Stadt Luzern für das Industriestrassen-Areal

ExtraBLA Nr. 4, Juni 2014

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Initiativzeitung für Luzern. Herausgegeben vom Verein Extrablatt in Zusammenarbeit mit der IG Industriestrasse. Informationen: www.extrabla.ch

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Page 1: ExtraBLA Nr. 4, Juni 2014

extraBLAttNr. 4ier Gratis · 10‘000 Exemplare

Juni 2014

Initiativzeitung für Luzern: Unverlangt · unberechenbar · unabonnierbar

• Industriestrasse: Endlich geht es weiter – vielleicht. • Kreativität: Ein ausgenutztes Trendwort• Zwischennutzung: Top oder Flop? • Vormerken: Industriestrassenfest am Samstag, 23. August!

Weichenstellung an der IndustriestrasseAbstimmungsverlierer sind nicht kompromissbereit

Mit dem partizipativen Prozess zur Umsetzung der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» wurden die Karten zur Weiterentwicklung im Steghofquartier neu gemischt. Ende Juni werden nun auch die Weichen im Parlament neu gestellt. Dann zeigt sich, ob in Luzern auch eine fortschritt-lichere Stadtentwicklung möglich ist, oder ob die Koalition der Abstimmungs-verlierer eine Neuauflage des abge- lehnten Allreal-Projektes durchdrückt. Eine Machbarkeitsstudie der IG Industriestrasse beweist aber klar: Eine andere Stadt ist möglich. Und mit einer etappierten Bauweise kann sie auch realisiert werden.

IG Industriestrasse · An der Industrie-strasse prallen verschiedene Ansprüche bezüglich Stadtentwicklung auf engem Raum aufeinander. Während sich die Luzerner Stimmbevölkerung an der Urne für eine lebendige Industriestrasse mit günstigem Wohnraum, guten Rah-menbedingungen für Kultur und Platz für lokales Kleingewerbe ausgesprochen hat, beharren einzelne Parteien weiter-hin auf grossen zusammenhängenden Büroflächen. Sie wollen eine Planung ohne Einbezug des Quartiers und der zukünftigen Nutzenden. Die Kompro-missbereitschaft ist klein und bis end-lich eine Gesamtschau der städtischen Entwicklungsschwerpunkte vorliegt, werden wohl bezüglich jedem einzelnen Areals ideologische Grabenkämpfe aus-gefochten. So ist es kaum ein Vorteil, dass über die Zukunft der Industriest-rasse noch vor dem weiteren Vorgehen bezüglich Pilatusplatz, Rösslimatt oder dem Steghof entschieden wird. Denn eine eierlegende Wollmilchsau mit der alle glücklich sind, wird es nirgends ge-ben. Eine Stadt für alle kann nur mit Kompromissen verteilt auf das ganze Gemeindegebiet realisiert werden.

Weiterentwicklung gemäss Initiative

Auch wenn der Zeitpunkt nicht der günstigste scheint und die Abstim-mungsverlierer mit Störfeuern und un-nötigen Verzögerungen (siehe Kasten) versuchten die Diskussion in ihre Rich-tung zu lenken, die Initiantinnen und Initianten sind bereit für die Debatte. Hunderte von Stunden wurden aufge-wendet und Ideen entwickelt, wie sich das Areal in Zukunft weiterentwickeln könnte. Die IG Industriestrasse vertritt

dabei anwaltschaftlich die Interessen der 61 Prozent der Stimmbevölkerung, welche der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» zugestimmt haben. Der Wählerwille soll umgesetzt und das Areal zu einem wirklich lebendigen Quartier weiterentwickelt werden. Un-ter Wahrung der Identität der Industrie-strasse soll günstiger Wohnraum, gute Rahmenbedingungen für Kultur und genug Platz für lokales Kleingewerbe ge-schafften werden. Mit diesen Leitgedan-ken beteiligten sich die Initianten am partizipativen Prozess, welchen die Hochschule Luzern im Auftrag der Stadt Luzern durchführte. Dort fanden diese Ideen auch Zuspruch vom Quar-tierverein oder von Vertretern des Wirt-schaftsverbandes. Bei der Planung soll der Fokus bewusst auf kostengünstiges Wohnen, Dienstleistungsbetriebe, kul-turelle Nutzungen und kleines bis mitt-leres Gewerbe gelegt werden. Aufgrund seiner innerstädtischen Lage und der optimalen Erschliessung durch den öf-fentlichen Verkehr, bietet sich das Areal an, die Vision eines autoarmen Quar-tiers umzusetzen. Dies wäre auch ein Beitrag zur Lösung der städtischen Ver-kehrsprobleme. Zudem können mit dem Verzicht auf grossflächig angelegte Tief-garagen die Baukosten merklich gesenkt werden. Dies wirkt sich wiederum posi-tiv auf die Mietpreise aus. Selbstver-ständlich soll es aber auf dem Areal Par-kiermöglichkeiten für Gewerbe, Dienstleistungen, Gäste und Kund-schaft geben.

Viele Vorteile durch Etappierung

Die über Jahre gewachsene Identität des Areals zu wahren ist ein zentrales Anlie-gen der Initianten. Warum soll man et-was unwiederbringlich zerstören, was über lange Zeit gewachsen ist und bes-tens funktioniert? Die besondere Idee der IG Industriestrasse ist deshalb die Weiterentwicklung des Areals in zwei Bauetappen. So kann auch kurzfristig weiterhin günstiger Kulturraum ange-boten werden – ein immer rarer werden-des Gut in der Stadt Luzern. In einer ersten Etappe könnten mehrere Altbau-en stehen bleiben und die nur schlecht genutzten Teile des Areals überbaut werden. Eine mit Experten erstellte Machbarkeitsstudie zeigt auf, dass eine neue, attraktive und dichte Überbauung realisierbar ist, auch wenn bestehende Gebäude mittel- bis langfristig erhalten bleiben oder unter Schutz (das alte Chäslager) gestellt werden. Zudem zeigt die Studie klar: Der Erhalt einzelner Ge-bäude ist auch finanziell machbar und

stellt kein Hindernis für die bauliche Entwicklung dar. Während heute rund 60 Personen (darunter viele Kulturköpfe und gar eine Weltmeisterin) an der In-dustriestrasse leben und arbeiten, kann gemäss unserer Studie in einer ersten Etappe Wohn- und Arbeitsraum für rund 610 Personen realisiert werden. Nach der zweiten Etappe erhöhen sich die Kapazitäten auf rund 640 Personen auf über 26 000 m2 Neubaufläche und den knapp 2000 m2 des erhaltenswerten Chäslagers an der Industriestrasse 9. Das Fazit der Studie: Ein etappiertes Vorgehen ist baulich wie finanziell machbar und bringt viele Vorteile für die Quartierentwicklung. Alternativ dazu könnten mit der vom Stadtrat vor-geschlagenen innovativen Bebauungs-weise viele Vorteile einer Etappierung realisiert werden. Zu diesem Kompro-miss sind die Abstimmungsverlierer ge-mäss Medienberichten aber leider nicht bereit.

Partizipation muss weitergehen

Für die Entwicklung der Industriestras-se zu einem lebendigen Quartier im Sin-ne der Abstimmungsvorlage sind neu-artige Konzepte gefragt. Der Start mit einem partizipativen Prozess weist schon einmal in die richtige Richtung – auch wenn die Weichen erst jetzt im Stadtrat und Parlament gestellt werden. Entscheidend sind dabei ein vernünfti-ger Baurechtszins, welcher es den aus-führenden gemeinnützigen Bauträgern auch ermöglicht wirklich kostengünsti-gen Wohn-, Kultur- und Arbeitsraum zu realisieren. Auch eine Etappierung unterstützt, wie oben erwähnt, diese Zielsetzung. Die IG Industriestrasse er-wartet, dass die Entscheidträger ihre Parteiprogramme hintenanstellen und im Sinne der gewonnenen Initiative ent-scheiden werden. Danach braucht es zur Umsetzung eine innovative und enga-gierte Bauträgerschaft, welche weiterhin auf die Partizipation der Quartierbevöl-kerung, der zukünftigen Nutzenden und den Mitglieder der involvierten Baugenossenschaften setzt. So fliessen vielfältige Ideen frühzeitig in die Pla-nung ein und sichern die Qualität des Projektes. So werden die Anliegen der künftigen Bewohnerinnen und Bewoh-ner sowie der Nutzeinnen und Nutzer berücksichtigt und diese fühlen sich gleich von Anbeginn zu Hause an der neuen Industriestrasse. Die Gemein-nützige Baugenossenschaft Industriest-rasse (siehe Seite 8) steht deshalb bereits in regem Austausch mit interessierten Partnergenossenschaften.

Die städtische FDP scheint die Nieder- lage bei der Abstimmung über die Initiative «Für eine lebendige Indu- striestrasse» immer noch nicht richtig verdaut zu haben.

Marcel Budmiger · Nach dem partizipa-tiven Prozess zur Weiterentwicklung fühlte die Partei sich diskriminiert (Stichwort Schattenparlament) und for-derte «Partizipative Begleitung auch im Parlament». Statt einer schnellen Aus-schreibung zur Bestimmung der ge-meinnützigen Bauträger verlangte die Partei einen Planungsbericht und nahm so mehrere Monate Verzögerung in Kauf. Dennoch fand der Vorstoss eine Mehr-heit im Grossen Stadtrat. Kurz vor Fer-tigstellung des Planungsberichts melde-

te sich die FDP wieder. Nun wollte sie dem Stadtrat auch gleich vorschreiben, was denn bitteschön im verlangten Pla-nungsbericht zu stehen habe, nämlich hauptsächlich das FDP-Parteiprogramm: zusammenhängende Büroflächen, viele Parkplätze und Abstriche bei der Öko-logie. Weil sich das aber nicht so gut ver-kauft, ist der Vorstoss mit «Keine Verzö-gerungen an der Industriestrasse» betitelt. Finden diese Forderungen im Stadtpar-lament eine Mehrheit, ist absehbar, dass es an der Industriestrasse zu einer ideo-logischen Blockade kommt und in den nächsten Jahren sicher nicht gebaut wer-den kann. Es bleibt zu hoffen, dass in der Ratsdebatte vermehrt die Anliegen der Bevölkerung und der ausführenden Baugenossenschaften Beachtung finden anstatt einzelne Parteiideologien.

Beschleunigte VerzögerungDie FDP und das Phänomen der Zeit

Ende Juni wird der Grosse Stadtrat über den Planungsbericht zur Aus-schreibung der Bauträgerschaft bera-ten. Wenn es zu keinen Verzögerun-gen kommt, wird im Juli dieses Jahres die Ausschreibung publiziert. Bis zum Herbst können sich dann interessier-te gemeinnützige Bauträger bewer-ben. Noch bis Ende Jahr sollte so die Trägerschaft bestimmt sein, welche das Areal weiterentwickeln kann. Im

Frühjahr 2015 kann dann das Par-lament über den Baurechtsvertrag entscheiden. Falls alle Stricke reissen, kann dann wiederum ein Referendum gegen die Vergabe ergriffen werden. Die IG Industriestrasse hat aber bisher immer konstruktiv an der Umsetzung der Initiative «Für eine lebendige In-dustriestrasse» mitgearbeitet und hofft auf ein ebenso konstruktives Verhalten der Initiativgegner.

So geht es an der Industriestrasse weiter

In der Industriestrasse qualmt es aus allen Rohren. Die Initiative gönnt sich keine Pause – politisch nicht, und dazu naht das Industriestrassenfest! Foto: Herbert Fischer

Nachstehenden Leserbrief veröffent-lichte die Neue Luzerner Zeitung am 2. 6. 2014. Der Autor gestattet uns den Abdruck der ungekürzten Fassung.Der Bericht & Antrag des Stadtrates an das Stadtparlament enthält wegweisen-de Punkte für die zukünftige Entwick-lung des Areals. Eines vorweg: Vieles entspricht den Vorgaben aus der vom Luzerner Volk deutlich angenomme-nen Initiative «Ja zu einer lebendigen Industriestrasse – für KMU, bezahlba-res Wohnen und Kulturraum für alle». Das ist positiv zu bewerten und auch ein Erfolg des partizipativen Prozesses, den die Stadt unter Einbezug von Partei-, Quartier, Kultur- und Industriestras-senvertretern durchgeführt hat. Einem zentralen Punkt ist allerdings nicht die nötige Aufmerksamkeit ge-

schenkt worden. Nämlich das Areal in zwei Etappen bebauen zu können. In den letzten 20 Jahren hat sich auf dem Areal eine lebendige Lebens-, Ar-beits- und Kulturgemeinschaft gebildet. Hervorgegangen sind aus dieser wichti-ge Trägerinnen und Träger aus Kunst, Musik, Film und Sport. Aber auch das jährlich stattfindende Strassenfest, das eines der grössten Luzerner Quartier-feste ist, wird von denselben Leuten organisiert. Eine Etappierung ermög-licht das Weiterbestehen dieser wich-tigen, gewachsenen Quartierstruktu-ren. Aus anderen Arealentwicklungen weiss man, wie viel Aufwand und Zeit nötig sind, um eine neue Identität und Quartier-belebende Strukturen zu ent-wickeln. Die Stadt beabsichtigt, nur das ehe-malige Käselager zu erhalten. Dieses

wird heute durch das Puppentheater und mehrheitlich zu Wohnzwecken genutzt. Das heisst, dass beinahe sämt-licher Arbeitsraum für Gewerbe, Krea-tivwirtschaft und Kultur auf dem Areal und somit ein wesentlicher Bestandteil der Identität verloren geht. Dies wider-spricht klar den Zielen des vom Stadtrat und Parlament verabschiedeten Pla-nungsberichts «Kultur-Agenda 2020» vom Februar 2014. In diesem anerkennt sie die wichtige und stimulierende Be-deutung der Kultur- und Kreativwirt-schaft auf eine lebendige und zukunfts-gerichtete Stadtentwicklung. Sie streicht heraus, dass diese in der Regel mit wenig Platz und einfachen Verhältnissen aus-kommt und günstige Räume benötigt, deren Erhaltung und Schaffung die Stadt unterstützen will. Genau dies er-reicht sie, wenn zusätzlich die zwei Lie-

genschaften Industriestrasse 15 und 17 und somit gut 2300 m2 Arbeits-Nutzflä-che mittelfristig erhalten bleiben. Die Stadt selbst attestiert einem Er-halt dieser zwei Gebäude die Möglich-keit einer behutsamen Transformierung und die Wahrung der heutigen Iden-tität. Gegen einen Erhalt soll der sehr schlechte Zustand der Gebäude spre-chen. Seit bald 20 Jahren vermietet die Stadt die Räumlichkeiten, wenn also der Zustand besorgniserregend wäre, dürfte sie diese gar nicht mehr vermieten. Die Bauten entsprechen ganz gewöhnlichen Altbauten, die wohl Sanierungsbedarf haben, aber in ihrer Substanz sehr solide sind und ohne weiteres noch zehn Jahre oder länger bestehen können. Eine mo-derate Erhöhung der günstigen Mieten ermöglicht es auch, sicherheitsrelevante Anpassungen vorzunehmen. Ausserdem hätte man auch der Allreal Generalunternehmung zuge-standen, das Areal in zwei Etappen zu bebauen. Es ist also nicht einzusehen, wieso die zwei Liegenschaften Indus-

triestrasse 15 und 17 nicht mindestens solange bleiben können, bis die neuen Räumlichkeiten bezugsbereit sind. Da-mit ist es jenen möglich an der Indust-riestrasse zu bleiben, die deren Identität wesentlich geprägt haben. Es ist wie bei der Herstellung eines Sauerteigbrotes, bei der ein Rest des Mutterteiges dazu gebraucht wird, den neuen Teig zu imp-fen, um ein neues, herrlich duftendes Brot zu erhalten.

Cla Büchi, Architekt, Luzern

Nur die Etappierung erhält die IdentitätZu den Ausschreibungskriterien der Stadt Luzern für das Industriestrassen-Areal

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EXTRABLA Nr. 4 / Juni 20142

Was bedeutet eigentlich …«Stadtplanung»

Stadtplanung beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Stadt, besonders mit deren räumlichen und sozialen Strukturen. Aufbauend auf diese, erarbei-tet sie Planungskonzepte. Im Idealfall wägt sie da-bei öffentliche und private Belange gegeneinander ab. Mit dem Ziel, Konflikte zu vermeiden oder zu minimieren. Stadtplanung ordnet sowohl das öf-fentliche als auch das private Bauen und steuert so die räumliche Infrastrukturentwicklung einer Stadt. Die mit Stadtplanung beschäftigten Fachleu-te sind meist Stadtplanerinnen oder Stadtplaner, aber auch Architektinnen und Architekten, Bauin-genieurinnen und Bauingenieure, Geographinnen und Geographen, Landschafts- oder Raumplane-rinnen und -planer werden gelegentlich als Stadt-planerin oder Stadtplaner bezeichnet.

Ökologische Stadtentwicklung im Vormarsch

Planen für den Klimawandel, Bauen in Zeiten stei-gender Energiepreise, umweltverträgliches Woh-nen mit kurzen Wegen zur Arbeit – die Notwen-digkeit einer ökologischen Stadtentwicklung ist heute in breiten Kreisen unbestritten. Doch deren Umsetzung in der Praxis scheint komplex und oft kompliziert zu sein. Denn wer dauerhaft gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen schaffen will, muss Wesentliches in Einklang bringen. Und das heisst: energieeffizientes Bauen mit umweltver-träglichen Baustoffen verbinden, schonend mit Wasser umgehen, die vorhandene Vegetation schützen, Begrünungskonzepte umsetzen, Abfälle vermeiden und die Prinzipien einer umweltfreund-lichen Verkehrsplanung beachten. M. Heinrich

Unsere kleine Artikelreihe «Was bedeutet eigent-lich?» versucht, einige unklare Begriffe, die in aktu-ellen Diskussionen und Artikeln umherschwirren, für alle LeserInnen einfach zu erläutern. Die Artikel werden auch auf www.extrabla.ch veröffentlicht.

?Die Baugenossenschaft Wohnwerk Luzern baut aufdem Teiggi-Areal in Kriens50 Wohnungen und 20 Ateliers für Familien,Singles, Paare, WG’s, Menschen von jung bis alt,mit kreativen Adern, gemeinschaftlichem Flair,offenem und erfinderischemGeist und grünem Daumen.

Alle Interessierten sindherzlich eingeladen, an unseren Entwicklungswork-shops teilzunehmen: Donnerstag, 26. Juni 2014 18.30–21.00 in der TeiggiMontag, 7. Juli 2014, 18.00–21.00 in der Teiggi Mittwoch, 27. August 2014, 18.00–21.00 in der Teiggi

Weitere Informationen:www.wohnwerk-luzern.ch

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Zwischennutzung 2013-2015:

www.teiggi-kriens.ch

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Vieles ist unklar, …… doch die Kritzelei ist eindeutig. Sie zeigt den Schriftzug Kosovo Serbia, die drei «o» alle als Keltenkreuz gestaltet.

Hans Stutz · Über der Schrift nochmals ein grös-seres Keltenkreuz. Dieses gilt – in den rechtsext-remen Szenen – als Zeichen der Vorherrschaft der weissen Rasse, kurz oft als «Rassistenzeichen» be-zeichnet. Die Kritzelei stand/steht seit einiger Zeit in der Nähe des Neubad-Eingangs. Angebracht haben die Botschaft einige junge Männer am Fasnachts-samstag. Diese seien, so berichten AugezeugIn-nen, irgendeinmal abends aufgetaucht. Man habe sie zuerst kaum beachtet, sie hätten Anwesende angepöbelt, vornehmlich auch mit homophoben Bemerkungen. Später hätte man bemerkt, dass sie auch in einigen Ateliers Kritzeleien mit Stiften hin-terlassen hätten. Die Neubau-Betreiber haben den Vorfall später der Polizei gemeldet. In den vergangenen Wochen ist die Gruppe noch zweimal erschienen. So auch am ersten Ap-ril-Freitag, auch diesmal war es rund ein halbes Dutzend junger Männer. Einige sollen, so ein Au-genzeuge, Stroke Island-Shirts getragen haben. Die Gruppe provoziert, ein Neubad-Besucher fotogra-fiert, einer der Gruppe entreisst ihm die Kamera. Gerangelei und Flucht. Die avisierte Polizei kommt schnell, doch zu spät. Die Männer sind verschwunden, doch zwei der Geflohenen kommen zum Ort der Auseinan-dersetzung zurück, als die Polizeipatrouille noch vor Ort ist. Die Rückkehrer werden erkannt und abgeführt. Auf Anfrage bestätigt ein Polizeisprecher, dass ihnen drei Vorfälle bekannt seien, darunter einer bei der Bar Uferlos. Der Polizeisprecher erwähnt auch, dass wegen der Kamera-Auseinandersetzung beide Seiten geklagt hätten. Mehr ist noch nicht bekannt. Unklar ist insbesondere: In welches po-litische Umfeld situieren sich diese junge Männer? Ist es eine informelle Clique oder eine organisierte Gruppe? Wir bleiben dran!

Wie viel Zustimmung für partizipative Prozesse übrigbleibt, wenn diese nicht die gewünschten Resultate bringen, zeigt die bürgerliche Mehrheit im Stadtparlament: Sie will sich in die Neuaus-schreibung der Industriestrasse einmischen und versenkte die Gesamtplanung 2014–2018 des Stadtrats. Jonas Aebi · Es waren unmissverständliche Voten, als der Grosse Stadtrat am 19. Dezember die von FDP und SVP eingereichte Motion «Partizipative Begleitung der Industriestrasse auch im Parla-ment» behandelte. Als «Schattenparlament» be-zeichnete FDP-Grossstadtrat Daniel Wettstein die Gruppe, die in einem partizipativen Prozess die Ausschreibung der Industriestrasse vorbereitete. Der Gruppe, der alle Fraktionen, die IG Indust-riestrasse, Quartiervereine, AnwohnerInnen und weitere InteressensvertreterInnen angehören, solle es an «Repräsentativität» und «politischer Legiti-mation» fehlen, sagte SVP-Grossstadtrat Marcel Lingg. Am Schluss gab sich das Parlament selbst die Möglichkeit, mittels eines Planungsberichtes die Ausschreibung der Industriestrasse zu blockie-ren (siehe Artikel auf Seite 1).

Nörgeln gegen «linkslastige Gesamtplanung»

Ähnlich war es bereits am 7. November abgelaufen, als die Geschäftsprüfungskommission (GPK) mit sechs zu fünf Stimmen das Nichteintreten auf die «Gesamtplanung 2014–2018» der Exekutive be-schloss. Die Mehrheit der GPK sei mit «finanziellen und inhaltlichen Punkten» nicht einverstanden, musste GPK-Präsidentin Luzia Vetterli verlauten lassen. Auf bürgerlicher Seite wurde argumentiert, die Wirtschaftspolitik sei gegenüber der Verkehrs- und der Wohnbaupolitik zu schwach gewichtet. Effektiv ging es darum, dass der Stadtrat nach einem partizipativen Verfahren eine «linkslastige Gesamtplanung» vorlegte, wie es FDP-Fraktions-chefin Sonja Döbeli Stirnimann ausdrückte. Die Schwerpunkte des Textes deckten sich nicht mit der bürgerlichen Vorstellung: Etwa die 2000-Watt-Gesellschaft, die Bevorzugung von Velo- und öf-fentlichem Verkehr und die Förderung von bezahl-barem Wohnraum. Im Luzerner Exekutive gibt es – entgegen der Behauptung einiger bürgerlichen PolitikerInnen – immer immer noch eine bürgerli-che Mehrheit. Nur hat der Stadtrat – etwa durch die Beteiligungsverfahren – das getan, was die bürger-liche Parlamentsmehrheit verweigert: Die Scheu-klappen abzulegen und der Stadtbevölkerung zu-zuhören. Denn offensichtlich will die Bevölkerung nicht so, wie es die bürgerliche Mehrheit im Stadt-parlament will.

Trotziges Festhalten an Bieders Kurs

Das Beispiel Stadtplanung: Unter dem ehemaligen Baudirektor Kurt Bieder (FDP) folgte der Stadtrat einem neoliberalen Kurs, der den Standortwettbe-werb zum obersten Ziel erklärte und die Stadt für Unternehmen und steuerkräftige EinwohnerInnen attraktiv machen sollte. Während der Ausarbei-tung der BZO beschränkte sich die Partizipation der Bevölkerung auf oft schlecht besuchte Foren, an denen die schwammigen drei Visionen «Luzern 2022» präsentiert und selten diskutiert wurden. Daraus erst entstand die BZO, bei der sich Parteien und Vereine gerade noch durch Vernehmlassungen beteiligen konnten. Im Raumentwicklungskonzept 2008 wurden die wichtigsten Entwicklungsgebiete der Stadt (also auch die Industriestrasse oder die Rösslimatt) zu Schlüsselarealen, die «durch eine prozesshafte Planung für eine rasche Realisie-rung bereitgestellt werden. Dadurch wird zusätz-licher Wohn- und Arbeitsraum geschaffen und die Standortgunst Luzerns verbessert.»

Bevölkerung erzwingt Kurswechsel

Bereits damals regte sich Widerstand: 2010 etwa lancierte die Kulturoffensive drei Volksmotio-nen, von denen eine forderte, die Schlüsselareale für kulturelle und soziale Zwecke zu gebrauchen – etwa durch Vergabe im Baurecht an gemein-nützige Wohnbauträger. Damals speisten Stadtrat und Grossstadtrat die Motion mit einem müden Lächeln ab. Drei Jahre und zwei Initiativen später konnte die Forderung nach mehr gemeinnützigem Wohnungsbau nicht mehr vom Tisch gewischt werden. Zur Erinnerung: 58,2 Prozent sagten Ja zur Initiative «Für bezahlbaren Wohnraum», 62,2 Prozent «Ja zu einer lebendigen Industriestrasse». Die Initiativen waren deshalb auch eine Absage an den von Kurt Bieder eingeschlagenen Kurs. Dennoch politisieren FDP und SVP weiter an der städtischen Bevölkerungsmehrheit vorbei: Während ihre Kantonsparteien den Steuerwettbe-werb verschärfen, etwa indem sie sich erfolgreich für die Abschaffung der Liegenschaftssteuer ein-setzen, sperren sich die Stadtparteien in trotziger Ablehnungshaltung gegen eine politische Wende. In partizipativen Gremien glänzen die Parteien durch Abwesenheit oder Desinteresse. Gleichzei-tig sprechen sie diesen Beteiligungsverfahren ihre politische Legitimation ab. Um dennoch erfolg-reich Politik zu machen, soll Demokratie dort zu finden sein, wo es eine bürgerliche Mehrheit gibt: im Stadtparlament. Dies ist eine ideologische Kurz-schlussreaktion – sicher keine Rettung der politi-schen Legitimation.

Von Schattenparlamenten und Scheuklappen

Wenn bürgerliche Wohnbaupolitik keine Mehrheit findet …

Was bisher geschah (und was geschehen wird), lesen Sie auf der neuen Webseite www.extrabla.ch. Dort finden Sie die bisherigen dreieinhalb Ausgaben der Zeitung und demnächst auch Informationen, wie Sie zum Fortbestand des ExtraBLA beitragen können. Der Verein bietet Anzeigen nur ausgewählten Firmen und Partnern an – und nur in dem Umfang, wie er zur Deckung der Produktionskosten nötig ist. Denn das ExtraBLA gibts gratis oder gar nicht.

Aktuelle Informationen zur Wohnbaupolitik und zu den Ereignissen rund um die Industriestrasse finden Sie stets auf der Webseite www.industriestrasse.ch Und wenn Sie mögen, dann hören Sie doch ruhig nochmal den Evergreen vom grauen Haus. Der QR-Code führt Sie direkt dorthin.

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EXTRABLANr. 4 / Juni 2014 3

?Neu ist der Begriff Partizipation nicht. Im Gegenteil: Das Interesse von Men-schen an Entscheidungsprozessen, die ihre Lebenswelt beeinflussen, und der Wunsch, an diesen Prozessen verant-wortungsvoll mitzuwirken, sind uralt. Und haben viel «Urschweizerisches». Denn Partizipation (lateinisch für „Be-teiligung“) ist ein Grundprinzip der (di-rekten) Demokratie: Auch die Teilnah-me an Wahlen, an Volksabstimmungen und Volksbefragungen, die Möglichkeit, das Referendum zu ergreifen, sind For-men der Beteiligung. Neben diesen meist gesetzlich gere-gelten (und geschützten) Formen der Beteiligung ergreifen darüber hinaus immer mehr Vertreterinnen und Ver-treter einer Interessengruppe die Mög-lichkeit, sich bei Planungen und Ent-wicklungen im öffentlichen Bereich zu engagieren. In einem Bericht von Sozial-forschenden über ein Wohnprojekt in Zürich fand ich folgende Partizipations-thesen (wer will, kann diese als Ge-brauchsanleitung für Partizipation in der Praxis betrachten):

• Partizipation als Konfliktprävention: Partizipation ist eine der Voraussetzun-gen für ein friedliches Zusammenleben und für Integration. Sie befähigt Men-schen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, das Zusammenleben mitzu-gestalten und Verantwortung zu über-nehmen.

• Partizipation fördert Innovation. Denn die Beteiligung von Menschen mit un-terschiedlichem kulturellen Hintergrund verlangt nach neuen Lösungen.

• Partizipation legt den Grundstein für eine nachhaltige Selbstregulierung, beispielsweise in Wohnsiedlungen. Sie kann zwar das Konfliktpotenzial erhöhen, weil die Bewohnerinnen und Bewohner sich mehr miteinander auseinanderset-zen müssen. Sie ermöglicht dafür sozia-les Lernen und stärkt damit die sozialen und interkulturellen Kompetenzen. Dies gilt für die Erwachsenen und die Kinder.

• Die konsequente Beachtung der ver-schiedenen Stufen von Partizipation – Information, Mitsprache/Mitwir-kung, Mitentscheidung und Selbstver-waltung und die zielgruppenorientierte Partizipation – braucht Zeit. Dennoch: (Nie vergessen): Partizipation ist lernbar.

• Durch die Möglichkeit, sich zu betei-ligen, fühlen sich die Menschen ernst genommen. Sie identifizieren sich mehr mit ihrem Umfeld und sind eher bereit, Verantwortung zu übernehmen.

• Die Bildung von partizipativen Struk-turen darf nicht dem Zufall überlassen werden. Verschiedenen Massnahmen müssen gezielt (geplant) darauf ausge-richtet werden, eine Vertrauensbasis zu schaffen, damit Partizipation überhaupt in Gang gesetzt werden kann.

• Partizipation allein verhindert nicht alle Konflikte.

• Partizipation braucht Kommunikation.

Quelle: «Konfliktprävention in der Sied-lung Brunnenhof, Zürich», Berner Fach-hochschule/Soziale Arbeit. M. Heinrich

Eine Reise ins UngewisseDie städtische Wohnraumpolitik paddelt durch den Nebel

Letzten Herbst beriet der Grosse Stadt- rat den «Bericht + Antrag 12/2013 städtische Wohnraumpolitik II». Dieser zeigt auf, wie die Stadt die ange- nommene Initiative «Für zahlbaren Wohnraum» umsetzen und den Anteil an gemeinnützigen Wohnungen erhöhen will. Trotz klarer Vorgaben und ebenso klarer Zustimmung an der Urne bleibt in der Wohnraumpolitik dennoch einiges unklar.Marcel Budmiger · Es ist eine Binsen-wahrheit, dass in Luzern bezahlbarer Wohnraum rar ist. Wie hoch der Lei-densdruck in der Bevölkerung ist, zeigte die deutliche Zustimmung zur Volksin-itiative «Für zahlbaren Wohnraum» von Mieterverband, SP und Grünen, welche vom Stadtrat und den bürgerlichen Par-teien massiv bekämpft wurde. Mit der Abstimmung wurde ein Strategiewech-sel der Luzerner Wohnbaupolitik einge-leitet: Weg von der einseitigen Förderung teurer Luxusvillen und Eigentumswoh-nungen für Besserverdienende hin zu bezahlbarem Wohnraum für alle. Mit der beschlossenen – aber noch lange nicht umgesetzten – Erhöhung des An-teils an gemeinnützigem Wohnraum rückt die soziale Durchmischung der Stadt wieder in den Vordergrund. Mit dem noch deutlicheren Resultat zur Ini-tiative für eine lebendige Industriestras-se wurde der neue Kurs gefestigt. Mit dem Nachdoppeln an der Urne schienen die Stimmberechtigten signalisieren zu wollen, dass künftig keine faulen Kom-promisse in der Wohn- und Stadtent-wicklungspolitik geduldet würden.

wie geplant mittelfristig den GSW-Wohnungsbestand von knapp 300 auf 450 Wohnungen zu erhöhen. So liess sich jedenfalls die Stiftung in der Bot-schaft des Stadtrates zur Initiative zitie-ren. Die Luzerner Stimmbevölkerung sprach sich deutlich für den Gegenvor-schlag aus, welcher der GSW eine Kapi-talerhöhung von 4 Millionen bringt. Ob allen bekannt war, dass diese Mittel nicht für die versprochene Weiterentwicklung genügen, bleibt offen.

Weitere Kurskorrekturen?

Nachdem die Initiativgegner vor allem mit finanzpolitischen Argumenten ge-gen die Erhöhung des Stiftungskapitals um 20 Millionen Franken antraten, kann das Resultat kaum als eine gewünschte Abkehr der neuen Wohnbaustrategie interpretiert werden. Auch wenn diese nicht um jeden Preis unterstützt wird. Offen bleibt aber, wo genau die 2300 ge-meinnützigen Wohnungen gebaut wer-den sollen, damit der von der Wohn-Initiative geforderte Anteil von 16 Pro- zent am städtischen Wohnraum erreicht werden kann. Im Bericht zur Wohn-raumpolitik II zeigt der Stadtrat ledig-lich auf, wo ungefähr 1000 Wohnungen, also weniger als die Hälfte davon, ent-stehen könnten. Die Initiative wäre bei Realisierung der Pläne erst zur Hälfte erfüllt. Natürlich bleiben der Stadt noch 23 Jahre zur Umsetzung der Initiative. Auf Grund der knappen Mehrheiten im Parlament ist die weitere Entwicklung aber nur schwer vorhersehbar. Die Reise ins Ungewisse geht weiter. Ein Grund mehr, warum es auch weiterhin Druck von der Bevölkerung wie mit der Indus-triestrassen-Initiative braucht, damit die Fahrtrichtung stimmt.

Marcel Budmiger ist SP-Grossstadtrat und Vorstandsmitglies des Mieterinnen- und Mieterverbands Luzern.

Doppelmoral bei der Umsetzung

Bei der Beratung der Wohnraumpolitik II verwässerte aber die bürgerliche Mehr-heit im Stadtparlament die zukunftsge-richteten Vorschläge von Baudirektorin Manuela Jost und ihren Stadtratskolle-gInnen zur Umsetzung der Wohn-Ini-tiative. So wurde die geplante Neuaus-richtung der Immobilienpolitik ge- stoppt, welche eine Priorisierung der Abgabe von Land im Baurecht vorsah. Ebenfalls verhindert wurde die Pensen-aufstockung der Fach- und Koordinati-onsstelle Wohnraumpolitik von 20 auf 50 Prozent. Mehr als ein Tag Wohnpolitik pro Woche erschien den Gegnern dann doch zuviel Wohnförderung. Abge-schmettert wurden auch Anträge zur Förderung von Wohnraum im unteren Preissegment oder mietzinssenkende Massnahmen wie die Formularpflicht zur Offenlegung der Vormiete. Stossend ist die Doppelmoral, wenn gemeinnüt-zige Wohnbaugenossenschaften zwar gestärkt werden sollen, der Fokus dabei aber nicht auf günstigem Wohnraum liegt. Wurde da etwa auf hohe Einnahmen von lukrativen Baurechtszinsen geschielt?

(Nur) 4 Millionen für die GSW

Ein ähnliches Doppelspiel wurde bei der Abstimmung zur Juso-Initiative «Für gemeinnützige Wohn- und Gewerbe-räume» gespielt. Diese verlangte die Er-höhung des Stiftungskapitals der Ge-meinschaftsstiftung zur Erhaltung und Schaffung von preisgünstigem Wohn-raum (GSW) um 20 Millionen durch die Stadt. Damit sollte die GSW weg vom Image der Sozialwohnungen kommen, eine grössere soziale Durchmischung garantieren und auch günstigen Gewer-beraum anbieten. Der Stiftungsrat hatte trotz Betroffenheit beschlossen, keine Abstimmungsempfehlung abzugeben. Dennoch äusserten sich einzelne Stif-tungsratsmitglieder wie CVP-Gross-stadtrat Markus Mächler negativ zum Initiativbegehren. Er wehrte sich gegen die Stärkung der Stiftung, obwohl er sel-ber in deren Stiftungsrat sitzt. Die Par-teipolitik ging anscheinend vor. Denn als GSW-Stiftungsrat hätte Herr Mäch-ler eigentlich wissen sollen, dass mit dem – von der CVP bevorzugten – Ge-genvorschlag zur Juso-Initiative die Stiftung zu wenig Mittel bekommt, um

Was bedeutet eigentlich … «Partizipation»

Wo Menschen sich wohlfühlen, wird gemalt! – Das machen wir schon seit ungefähr 40 000 Jahren, seit dem Jungpaläolithikum, mit wachsender Begeisterung. Die ältes-ten Ausstellungsräume befinden sich in der spanischen El-Castillo-Höhle und im ein-gestürzten Abri Castanet in Frankreich (Département Dordogne). Damals nahmen Galeristen noch deutlich weniger als 50 Prozent vom Verkaufspreis; meist reichte eine Büffelkeule oder ein Straussenei. Viel später, in zivilisierter Zeit, zur Hochblüte der Bünzlimoderne – in Relation zur menschlichen Gesamtmalzeit nur ein Wimpern-schlag während –, adelte man die Malwütigen mit Sprüchen wie «Narrenhände be-schmieren Tisch und Wände». Heute benutzt man unter anderem den Begriff «Krea-tivwirtschaft». Doch unter Gleichgesinnten – wie beim Industriestrassenfest 2013 – bricht sich der Urtrieb undressierte Bahn. Fotos: Marlon Heinrich

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EXTRABLA Nr. 4 / Juni 20144

Die Achse Baselstrasse-Seetalplatz gilt als einer jener sensiblen Lebensräume, in denen momen-tan keine verkehrstechnischen Massnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität möglich sind. Es stellt sich die Frage: Kann eine Alterna-tive hierzu Kunst sein?

Justo Derungs · Familienquartier, Studentenviertel, Multikulti-Schmelztiegel, Ausgehmeile, Arbeits-zone, günstige Wohnungen, kleine Läden, Bars, Drogen- und Prostitution: Die Achse Baselstrasse-Seetalplatz ist ein spannender und kontrastreicher Brennpunkt – hier zeigt sich Luzern von seiner urbansten Seite. Als dicht befahrene Hauptver-kehrsachse gilt das enge Gebiet zwischen Luzerner Untergrund und Emmenbrücke als besonders pro-blematisch und emissionsbelastet. In kultureller Hinsicht hingegen ist der Stadtteil so lebendig wie kein zweiter.

Kunst als Motor der Stadtentwicklung

Vor diesem spannenden Hintergrund hat die Hochschule Luzern im Auftrag der Stadt Luzern das Projekt «Stadt auf Achse» lanciert. Die über-geordnete Fragestellung lautet dabei: Wie kann die Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Künstlern, der Quartier-Bevölkerung, der Stadt-verwaltung und Wirtschaftspartnern so optimiert werden, dass das Potenzial von Kunst und künstle-rischer Praxis für die Entwicklung von städtischen Räumen eingesetzt werden kann?

Teil des Alltags werden

Rahel Grunder und Philip Matusic wurden un-abhängig voneinander als zwei von drei Kunst-schaffenden zur Teilnahme am Projekt «Stadt auf Achse» eingeladen. «Philip und ich haben uns ent-schieden, zusammen zu arbeiten, da wir uns für ähnliche Themen und Umsetzungsformen interes-sieren», sagt Rahel Grunder. «Uns beide interessiert die Frage, welche Bedeutung Kunst in öffentlichen Räumen hat. Und die Frage, wie schaffen wir es, die Menschen zu Partizipation zu bewegen?» In den letzten drei Monaten haben die beiden das Kunstprojekt «Achsengeschichten» entwickelt. «Wir sind ab Februar 2014 für ca. drei Monate auf der Achse unterwegs», erzählt Rahel Grunder. «Mit einem nach unseren Bedürfnissen umgebau-ten Veloanhänger laufen wir die Achse hoch und runter und möchten Geschichten sammeln, plau-dern, Leute kennen lernen, lachen, mitfiebern, neue Ideen generieren und Menschen miteinbezie-hen. Kurz: Für eine kurze Zeit möchten wir Teil der Menschen und des Alltags auf der Achse werden.»

Inspiration von der Strasse

Für Rahel Grunder sind die Quartiere entlang der «Achse» prädestiniert für interdisziplinäre und partizipative Kunstprojekte: «Städtebaulich wird sich in den nächsten Jahren auf dieser Achse wohl nicht viel ändern, die sozialen Themen entwickeln sich aber weiter. Wir als Kunstschaffende befinden uns auf einer Gratwanderung zwischen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen und Themen und müssen unsere eigene Ausdrucks-form finden, um damit umzugehen.» Wie das «Endprodukt» ihres Kunstprojekts im Sommer aussehen wird, weiss Rahel Grunder noch nicht: «Wir sehen unsere Arbeit als prozesshaftes Projekt und möchten uns inspirieren lassen von den Begegnungen auf der Strasse. Wir haben es hier mit langfristigen und komplexen gesellschaft-lichen Themen zu tun. Es macht für mich keinen Sinn, ‹etwas Kunst› darüber zu stülpen und zu hof-fen, dass dann alles besser wird. Die Forschungsinitianten und insbesondere die Stadt sollte sich im Klaren sein, dass es ihr Job ist, sich für eine nachhaltige Weiterführung des Pro-jektes einzusetzen. Dies ist von unserer Seite als Kunstschaffende ein grosses Anliegen. Denn an-sonsten sehen wir uns als Alibiübung.»

Dokumentationen der beiden Projekte «Achsenge-schichten» von Rahel Grunder und Philipp Martesic sowie das «Quatschmobil» vom Atelier für Sonder-aufgaben (siehe Artikel auf Seite 5) wurden am 14. Juni beim «Achsen-Tag» der HSLU präsentiert und diskutiert.

Stadt auf AchseEin Projekt der Hochschule Luzern

im Auftrag der Stadt Luzern

SZEN

ARI

EN

Szenario Gartenstadt

• Ökohäuser mit begrünten Terrassen und Dächern.

• Kinder spielen barfuss in den park-artigen Gärten, Erwachsene ernten Ge-müse in den Gemeinschaftsgärten.

• Autos sind nicht nur für Bewohner sondern auch die Besucher verboten, für Transporte gibt es das arealeigene Velotaxi.

• Graureiher jagen Frösche am Indu-strieteich und Kinder machen eine Boot-Polonaise.

• Über eine grüne Brücke wird das Ökoparadies mit dem Lebensraum im Bireggwald verbunden.

Szenario Business District New Industry Street

• Bei Sonnenschein blenden die vielen Glasfassaden der Bürotürme von inter-nationalen Firmen (vorzugsweise Roh-stoffhändler und Hochfinanz).

• Der Pöstler braucht einen halben Tag, um alle Briefkästen des steuerbe-freiten Areals zu bedienen.

• So hoch wie die Häuser in den Him-mel ragen, so tief graben sie sich mit Parkgaragen, Technik-, Server- und Ar-chivgeschossen in das Erdreich.

• Auf jeden Computer gibt es einen Parkplatz, wovon die Hälfte zu Schlaf-plätzen umgerüstet wurden.

Szenario Schlafstadt

• Um der herrschenden Wohnungsnot entgegen zu wirken, wird das Areal mit Mietskasernen bebaut, die Hasenställen ähnlich sind.

• Die Lebensflächen pro Person sind mit 15 m2 minimal gehalten und mittels Wohn- und Schlafboxen organisiert.

• Dank der kurzen Wege und der gu-ten ÖV-Anbindung braucht es neben Wohnungen keine weitere Quartierin-frastruktur. Tagsüber ist das Areal des-halb leer, nachts schön ruhig, da hier nur geschlafen wird.

Szenario «Alles bleibt wie es ist»

• Nachdem die bürgerlichen Parteien auch den dritten Planungsbericht zur Weiterentwicklung des Areals im Parlament nicht behandeln wollten, weil der Stadtrat Anliegen der IG Industriestras-se aus dem partizipativen Prozess aufgenommen (Schattenparlament!) und der Wirtschaft zu wenig Gewicht beigemessen hat, bleibt alles für weitere 20 Jahre so wie es ist.

• Brach liegendes Land wird wie beim Entwick-lungsschwerpunkt Steghof als Röhrenlager für die ewl genutzt.

• Der Streit um den Erhalt des alten Käselagers und der Porzellanfabrik löst sich nach einigen Jah-ren von selbst auf gleiche Weise wie bei der ZHB: Die unsanierten Gebäude stürzen ein und begra-ben Luzerns halbe Kulturszene unter sich.

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St. Galler Konzeptkünstler fallen in Luzern ein und sorgen mit dem Quatschmobil drei Tage lang für Aufsehen im BaBeL-Quartier. Kann das, was als Frühlingsgag erscheint, eine Alternative in der Stadtentwicklung sein?Justo Derungs · In der Versuchsreihe «Spurensu-che», die im Rahmen des städtischen Forschungs-projekts «Stadt auf Achse» stattfindet, erarbeiteten und lancierten die Brüder Riklin Ende März ihre Idee des Quatschmobils. Ihre Vision: Einerseits eine ernstzunehmende Alternative zu gängigen Fortbewegungsmitteln wie Auto, Taxi, Bus oder Tram zu schaffen, andererseits ein probates Werk-zeug für Stadtentwicklungsprozesse zu institutio-nalisieren.

«Aktion Quatschmobil – das erste Auto, das mit Worten fährt!»

Was auf den ersten Blick wie ein gewiefter, werbe-strategischer Schachzug eines internationalen Au-tokonzerns für den Genfer Autosalon daherkommt und auf den zweiten gar als plumper Frühlingsgag, ist in Wahrheit der neuste Streich des Konzept-künstlerduos Frank und Patrik Riklin vom St. Gal-ler Atelier für Sonderaufgaben. Hinter dem Slogan «Sprich mit mir. Ich fahre dich!» steckt kein Quatsch, sondern ein ernst ge-meinter Appell, im Sinne von: Benutze das kar-nevalesk anmutende Automobil. Im Unterschied zu herkömmlichen Fahrdiensten übernehmen im Quatschmobil Freiwillige aus der Stadt das Steuer, um den Fahrgast kostenlos von A nach B zu kut-schieren. Ein Moderator bestimmt zusätzlich eine Fragestellung auf die der Fahrgast antwortet. Die Währung ist einzig und allein der Dialog. Solange der Fahrgast quatscht, rollt der Wagen. Somit aber noch nicht genug! Alle zehn Kilometer löst das Quatschmobil eine spontane Aktion im Alltag der StadtbewohnerInnen aus und beschert einer zufällig im Quartier anwesenden Person umsonst einen Haarschnitt, eine Pizza oder eine Schuhreparatur, offeriert von teilnehmenden Ge-schäften.

Das Quatschmobil kommt frisch, frech, überra-schend und irritierend daher. Überfallmässig in-terveniert es in der Wirklichkeit, es hebelt gängige Schemata aus und stösst unbescholtene BürgerIn-nen ins kalte Wasser. Es bittet zum Dialog. Un-beteiligte werden zu Beteiligten. Kurzum: Ist das Quatschmobil ein Fremdkörper im System? Nach dreitägiger Quatschmobilmachung nahm Patrik Riklin kurz Stellung dazu:

72 Stunden lang seid ihr mit dem Quatschmobil in Luzern eingefallen und habt vor allem das BaBeL-Quartier bespielt. Wie reagierten die Menschen vor Ort auf die Präsenz des Quatschmobils?

Ganz zu Beginn war es nicht so einfach. Die Men-schen gaben sich kurz angebunden und zeigten sich skeptisch, da in der Baselstrasse schon viel mit Kunst passiert ist. So pirschten wir uns langsam heran, es brauchte Zeit und Geduld. Am Schluss waren die Leute sensibilisiert, sie haben gespürt, da läuft etwas, das funktioniert. Das Quatschmobil ist für uns mehr als eine Kunstaktion. Wir wollen die Menschen einbeziehen, so wie sie sind, ihnen eine Plattform geben, damit sie selber agieren können. Durchs Quatschen im Mobil entsteht eine neue Realität. Sobald der Fahrgast spricht, wird etwas ins Rollen gebracht. Nicht nur das Fahrzeug. Auch eine Aktion wird im BaBeL-Quartier ausgelöst und damit unverhofft eine Drittperson ausserhalb des Fahrzeugs in die Geschichte involviert.

Quatsch als Währung ist eine subversive Idee und setzt eine «gesellschaftliche Gegenbewegung» zum kapitalistisch geprägten System in Gang. Sorgte das eher für Kopfschütteln oder Beifall?

Anfänglich sorgte es natürlich für beides. Es soll aber auch bewusst irritieren. Fremde Menschen kommen auf einmal miteinander ins Gespräch, ha-ben sich etwas zu sagen, weil sie als Protagonisten in der gleichen Geschichte sind. Dabei soll nicht ge-scheit geschwatzt, sondern hemmungslos drauflos gequatscht werden. Gefragt ist Authentizität und nicht Rhetorik. Denkweisen werden zum Kapital. Die Menschen äussern ihre Meinung ohne Druck zu einer spezifischen Frage. Sie sprechen frisch von der Leber, ohne Scham und beginnen unbewusst zu philosophieren. Wertvolles das schlummert, wird sichtbar. So können wesentliche Bausteine für die Stadtentwicklung gesammelt und archiviert werden. Das Quatschmobil setzt so neue Impulse für soziale und kulturelle Entwicklung und zwar nicht irgendwie, sondern auf subversive Art und Weise. Doch es braucht Zeit und Geduld. – Am liebsten wäre mir, wenn das Quatschmobil ein Jahr lang unterwegs wäre, um abzuschätzen, welche Wirkung es wirklich hat.

Sind Denkweisen das neue Kapital?

Ein Testlauf im öffentlichen Raum

ZUKU

NFTSVISIO

NEN

IND

USTRIESTR

ASSE

Szenario Bucherer

• Die Firma Bucherer entschliesst sich doch zur Ansiedlung auf dem Industrie-trassen-Areal und überbaut das Areal mit einem flächendeckenden achtge-schossigen Büro- und Lagerkomplex.

• Das Areal ist mit Stacheldrahtzäunen und Toren mit Kameraüberwachung rund um die Uhr bewacht.

• Flutlichtanlagen, die nachts den Si-cherheitskorridor rund um das Gebäu-de beleuchten, erübrigen jede öffentli-che Strassenbeleuchtung.

Szenario Kulturzentrum

• Die Industriestrasse ist ein grosses Kulturzentrum mit Ateliers, Proberäu-men, Kulturcafés, Galerien und einer grossen Konzerthalle.

• Auch das Stadttheater hat hier einen neuen Platz gefunden.

• Das Areal modulable an der Indust-riestrasse befriedigt alle künstlerischen Bedürfnisse, sodass keine Künstler mehr nach Berlin, sondern alle nach Luzern ziehen wollen.

• Gewohnt wird in der Umgebung des heutigen Industriestrassenareals, nach-dem die bisherige Anwohnerschaft nach abgeschmetterten Lärmklagen in ruhi-gere Stadtteile gezogen ist.

• Kulturpreise und Werkbeiträge flies-sen verstärkt an die Industriestrasse. Damit können solidarisch die gestiege-nen Mieten des Areals bezahlt werden.

Szenario «Wie hätten Sie‘s denn gern?»(Zum Ankreuzen:)

m Günstige Familienwohnungen

m Kunstateliers

m Produzierendes Kleingewerbe

m 2000-Watt-Siedlung

m Autofreies Wohnen

m Kulturbeiz mit Veranstaltungssaal

m Preisgünstige Altbauwohnungen und Ateliers in schützenswerten Gebäuden

m Öffentliche Grünräume

m Parkhaus

m Glasfassaden

m Luxuslofts mit Sicht auf Gassechuchi

m Batterien von Briefkastenfirmen mit hohem Steuersubstrat

m Ständig wechselnde Mieterschaft

m Anspruchsvolle Mietpreise

m Acht Take-aways, in denen sich Hun-derte von Konzernangestellten verpfle-gen, inklusive eines eigenen Strassenrei-nigungsdienstes für das ganze Quartier.

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EXTRABLA Nr. 4 / Juni 20146

Nicht alles gute kommt aus chiNa.

Wenn man heute auf die ausgefallene Idee kommt, Kreative zu schelten, macht man sich keine Freunde. Die Idee von Kreativität und «kreativsein» hat sich als allgemein positiv besetztes Rollenmodel weithin durchgesetzt: vom Kindergarten bis ins Altersheim dürfen alle kreativ sein, dürfen basteln, erfinden, schauspielern oder ausstel-len. Eine Tätigkeit im einem kreativen beruflichen Umfeld verspricht weniger Tristesse, mehr Abwechslung, mehr Selbstbestimmung. Kein Wunder, dass die Jungen alle MTV-ModeratorInnen, Galeristen, Designer oder Schauspieler werden wollen.

Ralf Keller · Und die dynamischen, gut aufgestellten Unternehmen? Auch sie müssen natürlich ein hohes Mass von Kreativität in die Unternehmensabläufe integrieren, um die richtigen Produk-tinnovationen zum richtigen Zeitpunkt zu entwickeln und am Markt platzieren zu können. Das gilt nicht nur für die jungen Unternehmen. Es gilt auch für die Headquater-Ökonomie, die durch die nicht gerade innovative Unternehmens-steuerpolitik des Kantons Luzern mit ihren Firmensitzen und ihrer gut be-zahlten Belegschaft angelockt werden sollten. Kreative Köpfe sind auch hier gefragt.

Kreativität als Standortfaktor

Trotz allem, ganz so neu ist das positive Bild von der Kreativität nun auch wie-der nicht. Neu hingegen schon, dass Kreativität im Kontext von Wirtschafts-theorien diskutiert wird. Bahnbrechend waren hier die Untersuchungen des amerikanischen Ökonomen Richard Florida, der zahlreiche amerikanische Städte und Metropolen untersuchte. Ihm ist zunächst rein statistisch der Zu-sammenhang aufgefallen, dass in den Städten mit dem grössten Wirtschafts-wachstum gleichzeitig immer auch eine starke Community von Homosexuellen vorhanden ist. Bei genauerem Hinsehen merkte er, dass es nicht an den Homose-xuellen allein liegt, sondern dass dort immer auch eine ausgedehnte kreative Szene in einem dafür geeigneten Um-feld wirksam ist. In der gegenwärtigen Dienstleistungsökonomie, die nicht mehr primär auf die Warenproduktion ausge-richtet ist, sondern die ihre Wertschöp-fung vor allem in den Bereichen von Pro-duktentwicklung, Marketing und Design erzielt, kommen von dieser kreativen Szene entscheidende Ideen. Florida hat erkannt, dass in der kommenden Wirt-schaftsentwicklung die Kreativwirt-schaft künftig einen grösseren Raum einnehmen wird und dass für eine posi-tive Entwicklung die Impulse aus der

«Creative City Luzern» Das Hallenbad steht in der Industriestrasse

kreativen Szene einfacher und unkom-plizierter umgesetzt werden müssen. Die «creative city» mit ihrer aktiven «creative class» und ihrem «creative out-put» sind die grossen Schlagworte in diesem Modell. Auf der anderen Seite fühlen sich aber auch traditionelle Unternehmen von Städten mit einer lebendigen kreati-ven Szene stark angezogen. Renom-mierte Unternehmen werben gerne mit einem attraktiven und lebendigen städ-tischen Umfeld. Gerne wird dies als be-sonderer Standortvorteil angepriesen, wenn es darum geht, gut ausgebildete Arbeitskräfte für den Unternehmenss-tandort zu gewinnen. Und ausserdem bedienen sich diese Unternehmen auch gerne aus dem Arbeitskräfte-Pool, den eine Stadt mit grossem kreativen Um-feld auch darstellt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Städte wie Basel, Amsterdam, Karlsruhe oder Hamburg die dargestellten Gedanken von Richard Florida, Charles Landry und anderer, ähnlich ausgerichteter Forscher in ihre städtischen Entwicklungskonzepte auf-genommen haben und je nach konkre-ter Lage vor Ort umzusetzen versuchen. Ist der Kreativ-Boom erst einmal ange-rollt, hat er auch starke Auswirkungen auf die räumliche Entwicklung mit den folgenden Prozessen von Aufwertung und Gentrifizierung. Doch das wäre schon eine neue Diskussion.

Auch in Luzern in der Agenda

Doch schauen wir einmal auf Luzern. Was ist da los? Jawohl! In der Kultura-genda 2020, der 2012 erschienenen kul-turpolitischen Standortbestimmung der Stadt Luzern, ist wie in anderen Städten auch das Schlagwort von der Creative City angekommen – auf Seite 33. Die Formulierungen dort lesen sich wie eine Kurzzusammenfassung des schon er-wähnten Richard Forida: Kreativpoten-tial als Entwicklungspotential, Creative City Lucerne, wir brauchen dich! Erfeulich auf dem Papier, aber tat-sächlich hat in der Stadt Luzern in der jüngeren Vergangeheit ein ekaltanter Verlust von lebendigen Kreativräumen stattgefunden. Und angesichts dieses neuen wirtschaftlichen Blicks auf die Kreativszene, wie er auch in der Kultu-ragenda als kulutpolitischen Ziel ausge-sprochen wird, ist dieser Verlust natür-lich besonders zu bedauern. Boa, Frigorex, Industriestrasse, Treibhaus: verschwunden oder bedroht und ohne kulturpolitische Lobby. Gut – Fehler werden gemacht, aber sie sind auch dazu da, um daraus seine Lehren zu ziehen. Schauen wir nochmals in die Kultura-genda 2020, die ja auch ein Rückblick sein will auf die letzten zehn Jahre der kulturellen Entwicklung in Luzern. Also genau den Zeitraum ins Auge fasst,

im dem die Schliessung der Boa, die Neuprojektierung eines vermeintlichen Boa-Ersatzes, Neubau und Eröffnung des Südpol fallen. Das wäre eigentlich ein Paradefall gewesen, um zu reflektie-ren, dass unabhängige Konzertveran-stalter heute noch immer ohne festes Domizil unterwegs sind und unter pre-kären Bedingungen einen unkonventio-nellen und hochinteressanten Beitrag leisten zum gerne propagierten Image von Luzern als Musikstadt. Ja, wegen diesen Konzerten kommen die Zürcher nach Luzern.

Deko oder Investitionsobjekt?

Dass es mit der Förderung der kreativen Potentiale dann doch nicht ganz so ernst gemeint ist, zeigt der Hinweis in der Kulturagenda 2020, dass die Kreati-ven vorzugsweise in Zwischennutzungen abgeschoben werden sollen. Ein fataler Fehler, denn dass eine Szene, die sich permanent reorganisieren muss, nicht effi-zient arbeiten kann, gilt für Kreative ge-nauso, wie das für Handwerker, mittel-ständische Betriebe oder internationale Konzerne gilt. Wer die Kreativen auf die Zwischennutzungen verweist, der hat die Ernsthaftigkeit und die Tragweite der Ideen von Richard Florida dann doch noch nicht ganz verstanden. Die Umsetzung dieser Idee orientiert sich an ökomischer Effizienz und folgt da-mit hergebrachten, eigentlich ganz kon-servativen Denkmustern der Generie-rung von Mehrwert. Im Szenario von Richard Florida ist die Kreativszene kei-ne Manövriermasse und kein Dekor – nein, sie ist ein Investitionsobjekt, das mit seinen Bedürfnissen ernst genom-men wird. Ein Investitionsobjekt, das allerdings keinen unmittelbaren und ein-fach messbaren payback erzeugt. Das ist in diesem Fall komplizierter und diffu-ser. Es handelt sich eher um eine länger-fristige Investition in ein Umfeld, des-sen Entwicklungsrichtung noch nicht vorgegeben ist, von dem man aber weiss,

dass es sich auf verschiedene Aspekte eines Wirtschaftsstandortes positiv aus-wirkt. Aus diesem Blickwinkel betrach-tet würde eine agile Kreativszene doch eingentlich sehr schön zur waghalsigen Unternehmenssteuerpolitk des Kantons Luzern passen, die ja darauf abzielt, Grosskonzerne mit ihren Firmensitzen und ihrem Steuerpotential nach Luzern zu locken. Es ist ja bekannt, dass die Ex-pats, die international breit gefächerten Mitarbeiter dieser Firmen, sich mit ih-ren dicken Gehältern doch eher im pop-kulturellen wie im bildungsbürgelichen Milieu verlustieren. Wäre das nicht eine schöne win-win-Situation? Ja schon – man muss halt den Kreativen den Raum geben.

Neubad auf faulem Fundament

Leider haben die Begriffe Effizient, In-vestition, Kreativpotential und Raum-nutzung in Luzern noch nicht recht die richtige Balance zueinander gefunden. Auch nicht im Fall des Projekts Neubad, das ja auf der Oberfläche so etwas wie der grosse leuchtende Turm des neuen kreativen Elans hätte werden sollen. Nur musste der Turm von Anfang an auf einem faulen Fundament aufgestellt werden. Grund sind die jährlichen Be-triebskosten von etwa 100 000 Franken, die sich aus den alten Anlagen des Hal-lenbads ergeben und von den neuen Be-treibern erst einmal aufgebracht werden müssen. Ein schwieriges Unterfangen, das schon im eingereichten Business-plan für die Projektbewerbung keine schlüssige Lösung vorweisen konnte und auch bis heute eine offene Frage darstellt. Zwar sollte man meinen, dass die Stadt Luzern nicht versuchen würde, dem schwachen Partner einer auf be-scheidenem Niveau organisierten Krea-tivsezene einen kranken Gaul zu ver-kaufen. Doch genau das ist geschehen. Und man riskiert damit, dass die jungen kreativen Engagierten sich ein erstes Frustrationserlebnis abholen. Irgendwie

wird es da schwierig, in dieser Form der Kulturpolitik den Aufbruch zur Crea-tive City Lucerne herauszulesen. Erste Anzeichen für diese eher unerfreuliche Entwicklung zeigen sich darin, dass sich diejenigen Protagonisten mit einer grossen und etablierten Szeneanbin-dung bereits aus dem Vorstand des Neu-bads verabschiedet haben. Und das, nachdem die auf dem Gebiet der Kultur-ökomie und der Selbstorganisation Er-fahreneren erst gar nicht ins Projekt eingestiegen sind.

Der Leuchtturm steht schon nebenan

Doch unweit vom alten Hallenbad steht noch eine Kulturbaustelle: der Mikro- und Multikosmos Industriestrasse. Die Ideen und Erwartungen, die von den verschiedensten Seiten auf das Neubad projeziert wurden, haben sich in der In-dustriestrasse längst erfüllt. Ein genaues Studium lohnt sich. Dort funktionieren Ökonomie, Effizienz, Öffentlichkeitswirk-samkeit, Engagement, internationaler Kulturaustausch so, wie es sich jeder vernünftige Kulturpolitiker nur wün-schen könnte. Und trotzdem ist dieser zentrale Ort vom Verschwinden bedroht. Obwohl der Grund und Boden des gan-zen Areals in städtischer Hand liegt!

Einfacher können es die Stadtentwickler ja wohl nicht mehr serviert bekommen. Was oder wen wollen sie eigentlich ent-wickeln? Was stimmt da nicht? Wer mit Renditen argumentiert, hat die aktuelle Investitionslogik der Creative City nicht verstanden oder nimmt sie noch nicht ernst – leider. Das ehemalige Käslager Industriestrasse 9 hat sich zum leuch-tenden Turm erhoben. Das Hallenbad steht in der Industriestrasse. Diesen sta-bilen Turm nicht absägen! Diesmal nicht die alten Fehler wiederholen! Son-dern diesmal die Pflänzchen in dem Turm hegen, pflegen und weiterhin so schön zum Blühen bringen!

Monosuisse und Teiggi, b16 und Tatort Bernstrasse. Diese aktuellen Beispiele für Zwischennutzungen zeigen, dass sich geeignete Raumpotenziale nicht nur im grossen, sondern auch im kleinen Stil bieten, nicht nur im Stadtzentrum, sondern auch in den Quartieren und hinter der Stadtgrenze. Solche Raumpo-tenziale werden jedoch aufgrund ihres temporären und wenig rentablen Cha-rakters von Eigentümern und Verwal-tungen oft nicht erkannt - oder gescheut. Ein Marktplatz für solche Zwischen-räume existiert so gut wie nicht, kein Homegate, Immoscout, Comparis für günstige Räume und temporäre Nut-zungen. Mit der «Raumbörse Luzern» wollen die beiden Initianten Myriam Barsuglia und Lukas Fischer diese Lücke schliessen und eine zentrale und unab-hängige Plattform zur Vermittlung von günstigen und zeitlich befristeten Ar-beitsplätzen und Ateliers, Sitzungs-, Veranstaltungs- und Proberäumen in der Stadt und Agglomeration Luzern bieten. Die Plattform wird vom nicht gewin-norientierten Verein Raumbörse Luzern betrieben und von einem breiten Netz-werk an privaten, gemeinnützigen und öffentlichen Partnern und Nutzern ge-tragen. Die Suche nach Angeboten ist

kostenlos. Ein bis zwei Inserate pro Jahr können frei aufgeschaltet werden, mehr sind gegen eine Gebühr möglich. Neben dem eigentlichen Marktplatz sollen über die Plattform auch spezifi-sche Informationen, Beratungen und Dienstleistungen vermittelt werden, die Vermieter und Mieter bei der Ausgestal-tung von Verträgen, Entwicklung neuer Nutzungs- und Geschäftsideen oder Planung kostengünstiger Umbauten unterstützen. Im Rahmen von ein bis zwei Netzwerkveranstaltungen pro Jahr soll zudem über verschiedene Themen in Bezug auf Zwischennutzungen be-richtet und diskutiert werden. Die Raumbörse Luzern ist derzeit im Aufbau und wird bis im Mai 2014 in -Betrieb gehen. Parallel dazu ist eine Vernissage geplant, um die Raumbörse Luzern und ihre Beteiligten der Öffent-lichkeit vorzustellen und natürlich auch, um auf die Lancierung der Raumbörse Luzern anzustossen. Das Datum wird demnächst auf der Facebook-Seite www.facebook.com/raumboerseluzern publi-ziert, wo man heute schon Freund/in der Raumbörse Luzern werden kann!

Myriam Barsuglia, Verein Raumbörse Luzern

Marktplatz für Zwischenräume

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EXTRABLANr. 4 / Juni 2014 7

Zudem ist die Stadt auf der sicheren Seite, denn mit einem befristeten Vertrag kann man sicher sein, dass wenn man die Personen in vier Jahren nicht mehr will, es keine Probleme geben wird. Ich be-fürchte unter diesem Aspekt einfach, dass Zwi-schennutzungen missbraucht werden in Zukunft um gewisse Orte und Gelder klammheimlich abzu-bauen unter dem Vorwand: Ihr könnt es ja selber machen.

Eine zeitlich begrenzte Zwischennutzung ist überhaupt nicht nachhaltig! Weder ökologisch noch ökonomisch gesehen. Was denkt ihr dazu? Was bedeutet für euch «nachhaltig»? Florian: Es kommt auf den Aufwand drauf an. Wir haben im Zollhaus gewusst, dass es möglicher-weise noch eineinhalb bis zwei Jahre geht, bis wir raus müssen. In dieser Zeit haben wir das gemacht, was mit unserer Eigeninitiative möglich war. Das sieht beim Neubad natürlich wieder ganz anders aus mit den ganzen Brandschutzauflagen. DA muss man sich dann schon fragen: Ist das nachhaltig? Mich dünkt, so wie es im Neubad läuft, will die Stadt alles unter Kontrolle haben, möchte, dass es befristet ist und dass es einem selbst möglichst nichts kostet. Lukas: Zum Leistungsauftrag: Ich finde, ich ste-he nicht unter einem Leistungsauftrag, sondern ich mache das, weil ich was machen will und ich mache das, was ich machen will. Es ist ja gerade spannend, dass alle im Tatort aus Eigeninteressen da sind. So gibt es einen Austausch untereinander, der mir ex-trem viel wert ist. Das kann man nicht mit Geld ersetzen oder fördern. – Die Frage ist vielmehr: Was sind die Qualitäten und Probleme, die entstehen durch die Kurzlebigkeit von Zwischennutzungen?

Adriana: Ich denke, es kommt extrem auf das Haus oder das Objekt drauf an. Es ist nicht alles gleich ideal zum Zwischennutzen. Wenn man was investiert, zum Beispiel bei uns im Tatort, schauen wir ja dann auch, dass es nicht allzu teuer wird. So entsteht eine andere Überlegung: Lohnt es sich oder nicht? Man kann ja nicht nur von einer Nachhaltigkeit im Bezug auf den Raum denken, sondern auch im Hinblick auf das, was dort entsteht. Wenn es den Raum irgendwann nicht mehr gibt, so ist dennoch etwas Neues daraus entstanden, das dann auf ir-gendeine Art und Weise weiter geht. Dass die Boa weggekommen ist, hat extrem viel bewegt. Ich den-ke, man darf die Situation nicht wirtschaftlich in ihrer Nachhaltigkeit messen. Florian: Ich sehe das eben anders. Es ist enorm, wie viel Geld in die Infrastruktur des Neubads ge-steckt wurde. So viel Geld, das hätte man besser in inhaltlich konkrete Projekte gesteckt. Prisca: Das ist ihnen inzwischen auch bewusst geworden. Und es hat eine riesen Maschinerie von Prozessen ausgelöst. Gesetze hinken halt immer hintendrein. Es braucht Vorläufer und solche, die sich opfern, damit die Situation in zehn, zwanzig Jahren für kurze Nutzungen einfacher gestaltet ist. Das ist sehr nachhaltig, finde ich. Man kann demnach unterscheiden zwischen einer räumlichen Nachhaltigkeit und einer inhalt-lichen Nachhaltigkeit. Und gerade beim Zollhaus: Ist es möglich, weiterzuexistieren ohne Raum? Lukas: Ich bin kein Stadtentwickler, doch ich denke, tendenziell wird es schwieriger. Solche Orte werden vermehrt an die geografischen Ränder der Stadt gedrängt. Was ich jedoch gut finde bei sol-chen Brüchen, ist, dass man geistig wach bleibt und immer wieder sein eigenes Tun überprüfen muss. Ich bin beim Zollhaus dabei gewesen und bin jetzt beim Tatort. Gewisse Dinge machen wir da total anders als beim Zollhaus. Dies auch aus Erfahrun-gen heraus. Bea: Ich möchte mich dem anschliessen. Ich denke, es bringt nichts zu denken, entweder das eine oder das andere: Spannend ist, wenn beides existiert. Häuser, die bleiben, mit einem breiten Pu-blikum, aber auch die anderen Projekte, welche mehr wechseln und sich verändern. Ich finde bei-des gleichzeitig wichtig. Prisca: Ja, ich denke, das Temporäre hat eine ganz andere Qualität als etwas, was auf Langfristigkeit

Rahel Grunder im Interview mit Bea Stierli (Ex-Boa, jetzt Tatort Bernstrasse), Adriana Zürcher, Lu-kas Geisseler (Tatort Bernstrasse), Prisca Wüst, Flo-rian Huber (Ex-Zollhaus Reussbühl)

Rahel: Was ist überhaupt eine Zwischennutzung? Bea: Ich habe lang in der Boa gearbeitet und kenne viele Leute aus der Industriestrasse. Das Wort Zwischennutzung ist für mich ein Begriff von Seiten der Stadt und der Hausbesitzer. Ich habe mich nie als Zwischennutzerin gefühlt bei diesen Projekten. Sondern wir haben eine Idee gehabt und haben einen Ort gesucht, an dem wir diese ver-wirklichen konnten. Vielleicht ist die Idee mit dem Ort gestorben oder wir haben die Idee mitgenom-men an einen neuen Ort. Gerade neuerdings wird der Begriff Zwischennutzung oft verwendet im Zu-sammenhang mit dem Neubad; oder auch die ABL, die findet, sie könnte ein Gebäude, statt es leer ste-hen zu lassen und zu riskieren, dass es besetzt wird, zwischennutzen lassen. So ist der Tatort entstan-den. Vor zehn Jahren haben wir einfach irgendwo was gemacht, wo es Platz hatte und wir haben nie von Zwischennutzung gesprochen. Warum hat sich das Zollhaus nie als Zwischen-nutzung gesehen? Florian: Wir haben 2011 begonnen im Zollhaus und das ist aus Eigeninitiative gestartet worden. Da haben wir von «openspace» geredet, also einem of-fenen Raum, der als Plattform nutzbar sein sollte. Zu diesem Zeitpunkt ist das Wort Zwischennutzen in Luzern noch nicht aktuell gewesen, so wie zu-mindest ich dies beobachtet habe. Für mich ist die-ses Wort ein technischer Begriff von Seiten Stadt und Vermieter. Eine Zwischennutzung verbinde ich auch mit günstigen Mietbedingungen. Beim Zoll-haus hatten wir nie eine Mietreduktion, sondern zahlten immer den vollen Preis. Eine Zwischennut-zung steht normalerweise unter Auflagen und ist viel mehr reglementiert als eine normale Miete. Prisca: Eigentlich ist es wirklich die Nutzung zwischen zwei regulären Nutzungen. Es ist das Da-zwischen, das mit speziellen Konditionen verbun-den ist. Zum Beispiel eine kürzere Kündigungsfrist. Der Besitzer investiert nicht mehr gross in die Inf-rastruktur, sondern überlässt dies den Nutzern. Meistens ist es so, dass die Eigentümer von Zwi-schennutzung sprechen, da es für sie nicht die ei-gentliche Nutzung ist. Für die Nutzer ist es einfach eine Nutzung. Dadurch kann es für die Betreiber eines sollen Raumes als Abwertung empfunden werden, von einer Zwischennutzung zu sprechen. Da sieht man ja auch schon, dass total unter-schiedliche Bedürfnisse aufeinandertreffen. Auf der einen Seite die Eigentümer, die noch ein klei-nes Kapital aus der Situation schlagen wollen, eine soziale Ader ausleben oder gegen eine Beset-zung vorsorgen. Auf der anderen Seite die Nutze-rinnen, welche eine Grundlage suchen, um etwas umzusetzen, auszuleben oder zu erfinden. – Wa-rum gerät man dennoch immer wieder in diese Zwischennutzungen rein? Lukas: Aus meiner Sicht finde ich es eine Quali-tät von Zwischennutzungen, dass Menschen, wel-che vor Ort leben, auch eingebunden sind im Ge-schehen und auf ihre Art frei agieren können. Diese Freiheiten finde ich ganz wichtig. Prisca: Wenn eine Zwischennutzung zustande kommt, ist das meistens von unten geplant, also von den Initianten. Man geht mit konkreten Be-dürfnissen in einen Raum rein und macht mit dem Vorgefundenen, was auf kurze Zeit möglich ist. Bea: Also ich würde auf keinen Fall von unten und oben sprechen. Es gibt verschiedene Arten von Zwischennutzungen mit mehr oder weniger Aufla-gen. In der Boa hat man zu Beginn auch von einer Zwischennutzung gesprochen und mit der Zeit sind viele Leistungsaufträge und Auflagen gekom-men. Von da an hat es ganz anders zu funktionieren begonnen – der Freiraum hat sich verändert. Der Tatort als Zwischennutzung mit wenigen Auflagen, ist ein Freiraum, den man gestalten kann für ein, zwei Jahre. Das finde ich spannend, denn es entsteht eine ganz andere Dynamik. Ich möchte jetzt nicht werten, aber der Tatort kann andere Din-ge bieten als eine Boa, die bereits etabliert war. Wenn wir jetzt von Freiraum statt Zwischen-nutzung sprechen: Kann man sich vorstellen, dass da gar nicht so viel passieren muss, im Sinne eines Leistungsdrucks, da der Begriff «Nutzung» wegfällt? Florian: Ich denke schon, denn bei einem Raum der Stadt, wie dem Neubad, wo wir uns gerade be-finden, ist schon eine Erwartungshaltung spürbar. Etwas, was ich in letzter Zeit kritisch beobachte, ist die ganze kulturpolitische Situation in Luzern im Bezug auf Zwischennutzungen. Da es in den Zwi-schennutzungen so ist, dass die Nutzer viel selber übernehmen können, ist die Stadt in einer beque-men Position, viel abzugeben und möglicherweise zu wenig zu tun für die Kultur und sich dann doch wieder mit den Federn dieser Orte zu schmücken.

ausgelegt ist. Und in dem Kurzfristigen steckt eine Menge Energie und ich bin ehrlich gesagt sehr froh, gibt es zum einen das Zollhaus nicht mehr in dieser Form und zum andern bin ich froh war dort nie viel Geld vorhanden. Ich denke, damit wären wir über-fordert gewesen. Das hätte uns kaputt gemacht. So ist es wirklich aus den gemeinsamen Bedürfnissen und Wünschen entstanden und dort hats dann auch wieder geendet und lebt jetzt wie ein bisschen in jedem weiter: Die Sensibilität, das Bewusstsein bestehen noch, die Verbindlichkeiten untereinan-der jedoch nicht mehr, weil das Zollhaus als Raum nicht mehr besteht. Oder es befindet sich in einer Art Pause. Die Vernetzung und das Vertrauen sind da und darauf kann man zurückkommen. Florian: Zum anderen hat das Zollhaus vom Raum gelebt, in dem jeder das machen konnte, was er oder sie wollte. Was ich spannend fand ist, dass es Leute gab, welche sehr die Gemeinschaft gelebt haben und andere, welche einfach dabei waren, um ihr Ding durchzuziehen. Das hat mich ein sehr gu-tes Konzept gedünkt. Lukas: Trotzdem möchte ich unterstreichen, was Bea gesagt hat: Gewisse Tätigkeiten brauche ein-fach fixe Orte, die längerfristig bestehen. Die sind genau so wichtig, wie die temporären Nutzungsor-te. Es sind unterschiedliche Qualitäten, die daraus herauswachsen. Ich würde es total falsch finden, wenn die Stadt sagen würde: Ihr habt jetzt die Zwi-schennutzungen, deshalb gibt es nichts, was länger bestehen bleiben kann. Da muss die Stadt – nein wir alle müssen lernen: Was macht Sinn in wel-chem Raum? Ihr wünscht euch sozusagen einen Mischwald. Bea/Lukas/Florian: Ja genau, etwas anderes macht doch keinen Sinn. Bea: Gewisse Projekte sind einfach nicht reali-sierbar mit wenig Geld. Gerade die Boa ist geprägt gewesen von der freien Theaterszene. Die braucht recht viel Geld. So was ist gar nicht realistisch in einem Tatortprojekt. Welche geografischen Bedürfnisse habt ihr, wenn ihr an Kultur denkt? Wo sollen die Räume sein, die ihr gestaltet?

Florian: Aus Erfahrungen mit Konzertveran-staltungen im Zollhaus kann ich sagen, wäre es schon besser, wenn es mehr im Zentrum stattfin-den könnte. Für einen Workshop oder eine Ausstel-lung, ist dies nicht so von Bedeutung. Es ist eigent-lich alles besser, wenns zentraler ist. Aber für Veranstaltungen, welche man spontan besuchen möchte, ist das In-die-Ecken-drängen, was ja gera-de stattfindet, nicht von Vorteil. Da kann der Süd-pol auch was dazu erzählen. Lukas: Ich finde, das muss man recht differen-ziert anschauen. Ein Zentrum hat ganz eigene Qua-litäten, eine Bernstrasse hat auch ihre eigene Quali-tät, die überhaupt nicht vergleichbar sind. Ich hatte im Tatort bis jetzt nie das Gefühl, ab vom Schuss zu sein. Gewisse Betätigungen brauchen jedoch ganz klar das Zentrum. Bea: Die Frage WO? finde ich recht schwierig. Als ich 1996 nach Luzern kam, war die Boa das kul-turelle Zentrum. Ich habe den Prozess auch mitge-kriegt, als die Boa umgezont wurde, dauernd Nach-barn am Telefon hingen. Plötzlich war die Boa nicht mehr gut an diesem Platz und irgendwann ver-schwand sie dann auch. Und jetzt hat sich das ganze kulturelle Leben in die Bernstrasse verschoben. Ich finde diesen Ort auch sehr spannend mit interes-santen Menschen. Was passiert jedoch, wenn sich hier auch alles ändert und die Boa aufgewertet wird? Ich weiss es nicht. Es ist eine Art Stadtentwicklung, die nicht abschätzbar ist. Gleiche Geschichten kann man in Berlin und Zürich beobachten. Adriana: Da sind wir wieder beim Thema vom Mischwald. Als Bewohnerin dieser Stadt ist es eine ganz andere Ansichtssache, als wenn ich dies als Frau vom Tatort betrachte. In der Bernstrasse bin ich sehr zufrieden. Was das Wohnen anbelangt, wünsche ich mir einfach eine viel grössere Durch-mischung und dies überall! Es soll auch Dinge aus-serhalb geben, aber ich möchte auch ein kulturelles Leben führen im Quartier, wo ich wohne oder um 20 Uhr in der Altstadt noch irgendwo hinkönnen. Dies macht eine Stadt interessant und lebendig. Da-für müssen jedoch Kulturbetriebe punktuell rein-gestreut werden. Das ist mein persönlicher Wunsch im Bezug auf das Wohnen in der Stadt. Bea: Wenn die Kulturorte in der Stadt verstreut sind, ist die Gefahr der Abdrängung an den Rand auch weniger gross. Prisca: Das Verdrängen an den Rand ist den-noch auch wieder eine Vergrösserung der Stadt und

Zwischennutzung fertig – und dann?Wie geht es weiter mit den Menschen und Ideen?

Ein Roundtable mit AkteurInnen vom Tatort Bernstrasse und dem Zollhaus Reussbühl

des Horizontes. Die Kunsthochschule, die in den Norden in die Viscose zieht und die Musikschule im Südpol, das gibt auch wieder neue Zentren. Ich weiss nicht, wie eine Stadt wirklich planbar ist. Ich weiss nicht ob eine Stadt mit Dreifelderwirtschaft vergleichbar ist. Ich meine jedoch – vielleicht ist es auch eine Illusion –, es gibt auch immer wieder Orte, die frei werden, wie zum Beispiel hier dieses Hallenbad. Das konnte man ja auch nicht vorausse-hen und es ist sehr zentrumsnah. Da muss man sehr flexibel bleiben und nie etwas abschreiben. Ich denke, das liegt wirklich an uns, dass wir da auf-merksam bleiben und bei der Stadt auch auf solche Orte pochen. Bea: Bei der Stadtplanung geht es ja nicht nur um die Kulturorte. Die Hälfte der Orte, wo ich ge-wohnt habe, sind abgerissen oder wurden umge-baut und teurer vermietet. Das Problem ist auch, dass ich in Quartieren, wo ich früher gewohnt habe, jetzt nicht mehr wohnen würde, weil jetzt die Mie-ten teuer sind und dadurch ganz andere Gesell-schaftsschichten angelockt werden. Die Quartiere an sich ändern sich total. Es ist eine Gesamtstadt-politik, die macht, dass sich alles so verschiebt. Ich glaube, Stadtentwicklung findet auf jeden Fall statt. Was jedoch wichtig wäre, ist, dass sie auch im Kopf stattfindet. Denn dadurch kann man sich aktiv an der Entwicklung beteiligen und in eine Richtung lenken. Sind das Zollhaus und der Tatort solche Orte, die aktiv dabei sind? Bea: Ich denke, nur schon weil es diese Orte gibt: Ja. Adriana: Es war zwar nicht das Ziel, aber es ist ganz klar ein Statement dazu. Und dahinter kön-nen wir absolut stehen, sonst würden wir es nicht machen. Florian: Beim Zollhaus wars ähnlich. Es war nicht unsere Absicht, politisch zu sein, aber da-durch, dass es uns gab, haben wir auch was ausge-sagt zur Stadtentwicklung: Einfach, indem wir was gemacht haben. Adriana: Es ist schon auch spannend, dass der «Tatort» und das «Zollhaus» Begrifflichkeiten ge-worden sind, die von Stadtseiten eingeladen werden an Diskussionsrunden und Themenabende. Wir werden sozusagen zu einem Sprachrohr von kultu-rellen Anliegen. Da wird man schon auch vor die Entscheidung gestellt, ob man sich darauf einlassen möchte, oder nicht. Ihr sprecht das Netzwerk an. Wir sitzen alle gemeinsam in einem kollektiven Betroffenheits-boot, was Kultur anbelangt. Ist uns wirklich egal, was mit unseren Mitkultur-TäterInnen passiert? Oder wie wichtig ist euch dieses Netzwerk? Wie ist die Vernetzung von Kultur-Tatorten in Luzern untereinander? Prisca: Man ist halt auch abhängig davon. Im guten Sinne. Es ist eigentlich die Menschenressour-ce, die wir haben anstelle von Geld. Das macht die ganze Sache auch lebendig und spannend. Man kämpft auch, es ist nicht immer einfach. Aber von dem lebt es auch. Es könnte niemand etwas alleine aufbauen. Adriana: Das Netzwerk ist bei uns im Tatort ein Teil des Konzeptes und der Idee. Dass wir eine ver-waltete Kunstplattform anbieten beinhaltet bereits das Interesse an Vernetzung. Momentan ist die Entwicklung in Luzern so, dass wenn es uns etwas schlechter geht, beginnen wir uns wieder vermehrt zusammen zu tun. Ich finde extrem wichtig, dass man sich vernetzt. Gleichzeitig ist im kreativen Schaffen ein grosses Bedürfnis da, das individuelle Schaffen ausleben zu können. Die Offenheit ist da für die Vernetzung. Es gibt überhaupt keinen Grund, dies nicht zu tun.

Eine Fortsetzung des Gesprächs mit dem Fokus auf die Kreativwirtschaft wird im ExtraBLA 5 gedruckt.

Der Tatort ist der Trägerverein der Zwischennut-zung an der Bernstrasse 94 im ehemaligen Gallati-haus. Nach dem es als Bürogebäude ausgedient hat, wird es nun zum regen Atelierhaus mit eigenem Ausstellungs- & Veranstaltungsraum. Die Zwi-schennutzung ist bis zum März 2015 befristet.

Das Zollhaus ist eine Kunst- und Kulturpalttform, die zwiscehn 2010 und 2013 an der Zollhausstrasse beim Seetalplatz beheimatet war. Inzwischen stehen die Räume leer, denn das Haus wird einem Bagger-parkplatz der Baustelle Seetalplatz weichen.

Es geht was zu, es gibt was Neues, es geht was zu,

es gibt was Neues. Kann das ewig so weitergehen? Oder ist eine

Stadt wie Luzern irgendwann fertig gentrifiziert und es gibt eben

keine Räume mehr für solche Gedanken?

Page 8: ExtraBLA Nr. 4, Juni 2014

EXTRABLA Nr. 4 / Juni 20148

Impressum

Das ExtraBLA wird vom Verein Extrablatt herausgegeben, in Korres-pondenz zur Initiative «Ja zu einer lebendigen Industriestrasse».

Redaktion und Produktion: Verein Extrablatt c/o IG IndustriestrasseIndustriestrasse 9, 6005 Luzernwww.extrabla.ch Mail: [email protected]

Die Artikel geben die Meinung der AutorInnen und nicht automatisch die individuellen Meinungen der Vereins- und Redaktionsmitglieder wieder. Das Extrabla versteht sich als Diskussionsmedium. © der Texte und Bilder bei den AutorInnen, FotografInnen und IllustratorInnen. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung.© Verein Extrablatt, Luzern 2014

Druck: Ropress Genossenschaft, Zürich (www.ropress.ch)

Unterstützt von:

sowie SP und Die Grünen Luzern

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Das ExtraBLA:Nachrichten aus demLeben und Überleben

in LuzernWozu brauchen wir denn noch Lokalzeitungen? – Das fragen sich heute immer mehr Menschen, aus verschiedenen Gründen. Einige haben hinsichtlich der abgemagerten und glattgebügelten Tagespresse resigniert, anderen genügt die dünne Info-Brause der Pendlerjournale. Viele NachrichtenleserInnen schwimmen planlos im Meer der elektronischen Medien und kotzen sich nebenbei in den Kom-mentarspalten ihre Wut aus dem Leib oder klicken sich das Gewissen schön. Oft gehen dabei zentrale, lokal wichtige Themen verloren, so auch die Frage nach dem zukünftigen Leben in Luzern – das im-mer deutlicher zu einer Frage des Überlebens wird.

Das Extrabla, geboren 2012 als Info- und Kunst-aktion zur Abstimmungsinitiative Industriestras-se, bietet Einblicke in die laufenden Prozesse und Diskussionen zur aktuellen Wohnraumpolitik; wir versuchen sie so darzustellen, dass sie interessieren, Überblick bieten und zum Mitdenken auffordern. Eine freie Redaktion serviert in unregelmässigen Abständen die Früchte ihrer Arbeit: Denkgemüse aus dem «urban gardening», zum Beispiel zu den Fortschritten des geheimnisvollen «Partizipativen Prozesses», zu anstehenden Stadtentwicklungsplä-nen und zu deren Alternativen. Das Extrabla ist informativ, provozierend, auch mal widersprüch-lich, inkonsequent und gelegentlich erfrischend dilettantisch. Unverlangt, unberechenbar und unabonnierbar: Ein Gegengewicht zur käuflichen Tagespresse, erstellt von Redakteurinnen und Au-toren, Fotografinnen und Zeichnern, die sich für lesbare, bedenkenswerte Informationen engagie-ren. Und mit Leserinnen und Lesern, die sich eine eigene Meinung über das Stadtgeschehen und ihre Lebensumstände erlauben wollen. Eine Auflage von 10 000 Exemplaren wird gratis in der ganzen Stadt verteilt und liegt in vielen Beizen aus. Helfen Sie uns bei der Verteilung, geben Sie uns weiter und teilen Sie uns. Aber vor allem: Lesen Sie uns!

Werde Mitglied bei derGenossenschaft Industriestrasse!

Wir wollen an der Industriestrasse ein Quartier realisieren, in dem

die Kultur lebendig ist, die Bewohner in heterogener Mischung leben und das

Gewerbe noch Staub machen darf. Mit deiner Mitgliedschaft unterstützt du

die GWI bei der Realisierung einer lebendigen Industriestrasse.

Informationen, Hintergrund, Statuten: www.genossenschaftindustriestrasse.ch

Foto: Herbert Fischer

Die Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Industriestrasse, Luzerns jüngste Wohnbauge-nossenschaft, wächst und wächst.

Marlon Heinrich · Momentan zählt die GWI 70 Genossenschafterinnen und Genossenschafter, im nächsten Sommer soll laut Pascal Hofer, GWI-Präsident, die «magische» Zahl von 100 erreicht werden. Das die GWI wächst gut aufgestellt ist, ha-ben auch andere, beispielsweise andere lokale Bau-genossenschaften (siehe weiter unten) und andere Institutionen bemerkt: Die abl (Allgemeine Bauge-nossenschaft Luzern) erwirbt für einen nahmhaf-ten Betrag von der Genossenschaft Anteilscheine und «Wohnbaugenossenschaften Schweiz», der Dachverband der gemeinnützigen Bau- und Wohn-genossenschaften in der Schweiz hat der GWI aus ihrem Solidaritätsfonds - zur Projektierung ihres Vorhabens an der Industriestrasse - einen beachtli-chen Geldbetrag überwiesen.

Interessierte G-Net-Mitglieder

Die GWI gehört dem G-Net seit dessen Gründung im Juni 2013 an. Das G-Net versteht sich als Netz-werk gemeinnütziger Wohnbauträger - ihm ge-hören momentan 18 Wohnbauträger an - das die Rolle des gemeinnützigen Wohnungsbaus in der Stadt Luzern nachhaltig stärken will. Vor Kurzem machte das G-Net unter seinen Mitgliedern eine Umfrage, um unter anderem festzustellen, mit welchen Summen die einzelnen Mitglieder bereit sind, in den nächsten Jahren in den gemeinnützi-gen Wohnungsbau in der Stadt Luzern zu investie-ren. Das Ergebnis beeindruckt, das an der 2. Voll-versammlung des G-Net am 13.März präsentiert wurde: Insgesamt zwischen 400 und 450 Millionen sind verschiedene G-Net-Mitglieder eventuell be-reit, auszugeben. Das entspricht zwischen 700 und 1000 Wohnungen. Die Umfrage brachte ausserdem zutage, dass sechs andere G-Net-Mitglieder an der Industriestrasse interessiert sind.

Gemeinsame Arbeitsgruppe mit G-Net-Mitgliedern

Die GWI hat ein grosses Interesse, mit anderen G-Net-Mitgliedern eine Arbeitsgruppe zu bilden. Da-bei wolle die GWI; sagt Präsident Pascal Hofer, in dieser Arbeitsgruppe federführend zu sein. Denn es gehe der GWI auch in dieser Arbeitsgruppe da-rum, GWI-Ziele durchzusetzen. Und dazu gehört beispielsweise – als zentrales Anliegen – das etap-pierte Bauen an der Industriestrasse.

GWI und Wohnwerk gemeinsam auf Stippvisite

Anfang Februar besuchte eine Gruppe von Mit-gliedern aus dem Vorstand der GWI und des Wohnwerks, zusammen mit ein paar Gästen, die «Giesserei» in Oberwinterthur, den «Lagerplatz» in Winterthur und auf dem Zwicky Areal in Wal-lisellen eine Konferenz von Kraftwerk 4, das dort demnächst baut. Die Giesserei ist ein Mehrgenerationenhaus, das allen Generationen bereicherndes Zusammenleben bietet. Mitbestimmung und ein nachbarschaftli-ches Netzwerk sind in der genossenschaftlich or-ganisierten Giesserei ebenso selbstverständlich wie gelebte Nachhaltigkeit. Die Basler Pensionskasse Stiftung Abendrot ist seit einigen Jahren Besitzerin des ehemaligen La-gerplatzes auf dem Sulzerareal in Winterthur. Sie setzt sich zum Ziel, die auf dem Areal bestehende Lebens- und Arbeitsqualität mit gezielten Umbau-ten zu erhalten und auszubauen. Auf einer der Bau-stellen beeindruckte die Besucherinnen und Besu-cher aus Luzern, wie beim Bauen gespart werden kann, wenn kreativ gebaut wird. Noch ein Grüpp-chen (der Rest hatte sich schon auf den Heimweg gemacht) besuchte am Abend eine Konferenz von Kraftwerk 4 in Wallisellen. Dabei erfuhr die mitt-lerweile kleine Delegation einiges über die Vermie-tungsrichtlinien von Kraftwerk 4.

Die GWI segelt hart am WindFür eine Partnerschaft bereit

Auf Baustellen gibts immer was zu sehen! Bald auch an der Industriestrasse? Die Gruppe aus Luzern wäh-rend des Besuchs auf dem ehemaligen Sulzer-Areal in Winterthur. Foto: Marlon Heinrich

Hören, was (uns) der Boden sagt … oder lieber doch nicht? Das «Allmendhorn» von Barbara Jäggi im Skulp-turenpark Ennetbürgen, dreissig bis vierzig Velominuten von Luzern entfernt beim Flugplatz Buochs.

Foto: Marlon Heinrich