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Fachtagung Wunde ICW am 08.11.2017 Sylvia Skor

Fachtagung Wunde ICW am 08.11.2017 Sylvia Skor · 1937 Otto Bayer bei I.G.Farben ... George D. Winter → Gewebeneubildung in einer feuchten Wundumgebung um bis zu 50% schneller als

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Fachtagung Wunde ICW am 08.11.2017 Sylvia Skor

1937 Otto Bayer bei I.G.Farben

erstmals aus 1,4-Butandiol und Octan-1,8-Diisocyanat entwickelt

später Verwendung von Hexan-1,6-Diisocyanat

weitere Versuche mit Toluylendiisocyanat führten zu dreidimensional vernetzten Polyurethanen

1952 bis 1954 Herstellung von Polyester-Schaumstoffen

man entdeckte die vielfältigen Variationen bei der Herstellung von Polyetherpolyolen

dies führte zur erheblichen Ausdehnung der Anwendung

(https://de.wikipedia.org/wiki/Polyurethane)

bis 2002 weltweiter Verbrauch: rund 9 Millionen Tonnen bis 2007 weiterer Anstieg auf rund 12 Millionen Tonnen Zuwachsrate jährlich ca. 5% Verwendung: Gebäudedämmung, Möbel und Matratzen,

Automobilindustrie, Lacke und Farben

(https://de.wikipedia.org/wiki/Polyurethane)

1962 Idee der feuchten Wundheilung

George D. Winter → Gewebeneubildung in einer feuchten Wundumgebung um bis zu 50% schneller als unter trockener Kruste

Feuchte Wundheilung bietet optimale Bedingungen für Zellwachstum und Wundheilung

Wundsekret dient als Transportmedium für bioaktive Moleküle → Zellen, die für Heilungsprozess erforderlich sind können sich besser vermehren, teilen und wandern

Heilungsprozess wird optimiert

Beginn der modernen Wundversorgung

(Wiggert-Alberti W et al. Journal of Wound Care 2009)

1971 wurden die Folien entwickelt in den 1980 er Jahren Einführung der Vakuumversiegelung

zur okklusiven Wundbehandlung 1982 Hydrokolloidverband durch Convatec 1990 Einführung von Calciumalginaten 1996 Hydrofiber auf dem deutschen Markt Ca. 1997 erster PU – Schaum auf dem deutschen Markt eine stete Weiterentwicklung dieser Verbände bringen immer

mehr Produktvielfalt mit sich ….

https://www.bvmed.de/download/geschichte-web.pdf

Ganzheitliche Versorgung der Patienten

Wundversorgung erfolgt immer im Kontext mit der Grunderkrankung

Interdisziplinäres Arbeiten

Förderung der Lebensqualität der Patienten

Einheitliche und standardisierte Vorgehensweisen

Gezielte Auswahl der Materialien

Beachtung der Wundheilungsphasen bei der Versorgung

Steigerung der Qualität der Pflege

Verkürzte Abheilungsdauer

Erhöhte Abheilungsraten

Verringerung von Wundinfektionen

Verringerung der Schmerzen beim Verbandswechsel

Geringere Anzahl von Verbandswechseln im Versorgungszeitraum

Förderung der Lebensqualität für den Patienten

Aufrechterhaltung eines feuchten Wundklimas

Aufnahme und Entfernung von überschüssigem Wundexsudat

Gewährleistung des Gasaustausches

Thermische Isolierung der Wunde von der Umwelt

Mechanischer und mikrobiologischer Schutz der Wunde

Atraumatische Verbandswechsel

Reduzierung der Keimbelastung von Wunden

Prävention

Keine Abgabe von Fasern oder anderen Fremdstoffen

Einfache Handhabung und Anwendung der Produkte

http://www.info-wundversorgung.de/iw-de/phasengerechte-wundversorgung idealer Wundverband nach T.D. Turner 1979

Alginate

Aktivkohleverbände

Hydrogele

Hydrokolloide

Hydrofiber

Polyurethanschaumstoffe

Semipermeable Wundfolien

Silberhaltige Wundauflagen

Superabsorber

besondere Eigenschaft von Polyurethan ist die Dichte

typische Dichte für weichen Blockschaum 5 – 40 kg/m³

typische Dichte für harten Blockschaum 30 – 90 kg/m³

je nach Dichte stellt sich hier die Kapillarfähigkeit des Schaums ein

Entsprechend unterscheiden sich die Polyurethanschäume in

- grobporig

- feinporig

- offenporig

Grobporige PU – Schäume

besitzen eine wabenartige Struktur

→ Exsudataufnahme (hoher Zellanteil)

→ mechanische Debridement durch Mikrobewegung

→ Stimulation zur Granulation

→ Thermische Isolierung

→ Exsudateinschluss im Verband bedingt möglich

Verwendung von grobporigen PU – Schaum

→ Aufnahme von dickflüssigen Exsudat

→ Verhinderung von Fibrinbelägen

→ kontrollierter Einsatz zur Wundreinigung

→ Exsudatspeicherung nicht unter Kompression

→ Einsprossung von Granulationsgewebe möglich

→ als Wundauflage bei V.A.C. Therapie ( schwarzer grobporiger Polyurethanschaum, bei infizierten Wunden auch mit Silber )

Beispiele für grobporige Polyurethanschaum

Ligasano® grün steril Ligasano® Wundputzer

Renasys -F/AB Schaumstoff®

Offenporige PU – Schäume

→ zweischichtiger PU – Schaumstoff

offenporige Struktur an der Unterseite

dadurch hohe Aufnahmekapazität

verdichtete Deckschicht – dient als Barriere

→ starker Granulationsreiz – Reinigung

→ Einwachsen der Granulozyten möglich – Schmerz, Gewebsschädigung

→ Wundkonditionierung

Beispiele für offenporigen Polyurethanschaum

SyspurDerm® Epigard®

Feinporige PU – Schäume

besitzen feine Kapillaren → Saugfähigkeit sehr hoch → Schnelligkeit der Aufnahme des Exsudates → Exsudateinschluss im Verband → Beständigkeit unter Kompression je nach Hersteller → feuchtes Wundmilieu aufrecht erhalten → thermische Isolierung → kein Verkleben mit dem Wundgrund → Aufnahmekapazität: ca. 30 – fache seines Eigengewichts

Achtung! Kein wundreinigender Effekt!

Verwendung von feinporigen PU – Schäumen

→ stark bis mäßig exsudierende, granulierende Wunden

→ exsudierende Wunden unter Kompression

→ Wunden mit mazerierter Wundumgebung

→ als Tamponade bei sauberen, granulierenden, tiefen, exsudierenden Wunden

→ Einsatz von Lite-Produkten auch bei schwach exsudierenden Wunden möglich

→ Einsatz als Sekundärverband

Beispiele für feinporigen PU – Schaum

Mepilex®

Allevyn classic AG®

PermaFoam comfort®

Überlappung der Wunde ca. 2-3 cm

Nicht klebende Verbände werden mit zusätzlichem Material fixiert, z.B. Mullbinden oder Schlauchverbände

Bei der Verwendung in Wundhöhlen ist darauf zu achten, dass hier ein lockeres Einlegen in die Wunde erfolgt, da sie sehr stark aufquellen

PU – Schäume verbleiben auf der Wunde bis diese erschöpft sind, hierzu verschiedenste Indikatoren (Verfärbung des Verbandes, Transparenz, Abzeichnung der Wunde,…)

Maximale Tragedauer je nach Produkt 7 Tage

Zusätzliche Fixierung mit Folien nur am Rand, kein vollständiges Überkleben, da sonst feuchte Kammer; Semiokklusivität muss erhalten bleiben

63,10 81,48 62,96 61,90 35,10

PU Schäume unter Mikroskop 50 fach vergrößert

PU – Schäume unterscheiden sich extrem und sind deshalb nicht einfach austauschbar.

Wundfibel; W.Sellmer, 2.Auflage

PU – Schäume ohne Zusätze

dienen ausschließlich der Exsudataufnahme

Exsudatmenge je nach Porenstruktur unterschiedlich

können mit anderen Produkten kombiniert werden

Verfügbar mit oder ohne Haftrand

- Askina Foam® B.Braun

- Mepilex® Mölnycke

- Perma Foam® Paul Hartmann

- Draco Foam® Dr. Ausbüttel

- SupraSorb P® Lohmann und Rauscher

PU – Schäume mit verschiedensten Zusätzen

→ in Kombination mit Superabsorbern

höhere Kapazität Exsudat aufzunehmen

Stabilität unter Kompression

- Mepilex Border® Mölnycke

- Allevyn life® Smith & Nephew

PU – Schäume mit verschiedensten Zusätzen → in Kombination mit Silikon atraumatischer Verbandswechsel Exsudataufnahme und -Einschluss Einsatz auch bei gering exsudierenden Wunden Lite – Produkte verwenden - Allevyn gentle® Smith & Nephew

- Biatain Silikon® Coloplast

- Askina DresSil® B.Braun

- Foam lite® Convatec

- ……

PU – Schäume mit verschiedensten Zusätzen

→ in Kombination mit Silber

Einschluss von Exsudat und Keimreduzierung

Abgabe von Silberionen in die Wunde

je nach Produkt unterschiedlich

Einsatz bei infizierten Wunden möglich

PU – Schäume mit verschiedensten Zusätzen → in Kombination mit Hydrophaser optimale Weiterleitung des Exsudats

reinigende Wirkung durch Hydrophaser

gleichbleibendes feuchtes Milieu

Exsudateinschluss bei Kompression

- Aquacel Foam® Convatec

adhesive und non adhesive

mit oder ohne Silber

PU – Schäume mit verschiedensten Zusätzen

→ in Kombination mit PHMB ( Polyhexanid )

Einschluss von Exsudat und Keimreduzierung

Abgabe von Polyhexanid in die Wunde

je nach Produkt unterschiedlich

Einsatz bei infizierten Wunden

Einsatz bei mäßig bis stark exsudierenden Wunden

- Suprasorb P® + PHMB Lohmann und Rauscher

- Draco Foam Infekt® Dr. Ausbüttel

Individueller Einsatz

Ansprüche an die Wunde beachten

Bedürfnisse des Patienten

So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Polyurethanschaumverbände sind nur bedingt vergleichbar!