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Fafnir 1908 – 1926 Die 1895 gegründete Aachener Stahl- waarenfabrik, vormals Carl Schwane- meyer A.-G., Aachen 22, Jülicher Straße 236 a, hatte sich schon als Fahr- radteilehersteller profiliert, bevor sie 1899 zum Motorenbau überging. Da- für hatte man Herrn Gaslin engagiert, der zuvor neun Jahre bei > De Dion- Bouton (> Cudell) gearbeitet hatte. Markenzeichen war der feuerspeiende Drache „Fafnir“ aus der Nibelungen- sage. Das Unternehmen konstruierte 1900 erste Zweisitzer-Personenwagen, kon- zentrierte sich jedoch nach dadurch entstandenen Verlusten auf den lukra- tiven Motorenbau. Ab 1904 wurden „Omnimobil“-Aggregate (ca. 6-HP- Zweizylinder) gefertigt, ein Baukasten- system, das alle Antriebsteile zum Fahr- zeugeigenbau enthielt. 1905 folgten Omnimobil-Garnituren mit Vierzylin- dermotoren bis zu 26 PS, teils mit Kette, teils mit Kardanantrieb. Viele Fahr- zeugproduzenten (u. a. > Cito, > Co- rona, > F.E.G., > Falke, > Rex-Sim- plex) griffen auf diese Einbauaggregate zurück, um Entwicklungskosten einzu- 1 FAFNIR 21.07.1899 – 44 277 18.06.1904 – 72 982 20.04.1921 – 267 872 20.03.1902 – 54 550 1910 – 1911 Fafnir-Geschäftswagen 1913 1 8/22-PS-Lieferwagen Typ No. 472 von 1913 1 25.07.1903 – 70 745 1911 – 1920

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Fafnir 1908 – 1926

Die 1895 gegründete Aachener Stahl-waarenfabrik, vormals Carl Schwane-meyer A.-G., Aachen 22, JülicherStraße 236 a, hatte sich schon als Fahr-radteilehersteller profiliert, bevor sie1899 zum Motorenbau überging. Da-für hatte man Herrn Gaslin engagiert,der zuvor neun Jahre bei > De Dion-Bouton (> Cudell) gearbeitet hatte.Markenzeichen war der feuerspeiendeDrache „Fafnir“ aus der Nibelungen-sage.Das Unternehmen konstruierte 1900

erste Zweisitzer-Personenwagen, kon-zentrierte sich jedoch nach dadurchentstandenen Verlusten auf den lukra-tiven Motorenbau. Ab 1904 wurden„Omnimobil“-Aggregate (ca. 6-HP-Zweizylinder) gefertigt, ein Baukasten-system, das alle Antriebsteile zum Fahr-

zeugeigenbau enthielt. 1905 folgtenOmnimobil-Garnituren mit Vierzylin-dermotoren bis zu 26 PS, teils mit Kette,teils mit Kardanantrieb. Viele Fahr-

zeugproduzenten (u. a. > Cito, > Co-rona, > F.E.G., > Falke, > Rex-Sim-plex) griffen auf diese Einbauaggregatezurück, um Entwicklungskosten einzu-

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21.07.1899 – 44 277

18.06.1904 – 72 982

20.04.1921 – 267 872

20.03.1902 – 54 550

1910 – 1911

Fafnir-Geschäftswagen 1913 1

8/22-PS-Lieferwagen Typ No. 472 von 1913 1

25.07.1903 – 70 745

1911 – 1920

sparen. Auf Wunsch gab es von Fafnirauch Fahrgestelle.1908 nahm die Aachener Stahlwa-

renfabrik (die Rechtschreib-Reform1902 hatte das zweite „a“ im Namenzwischenzeitlich weggefallen lassen) er-neut den Bau von Automobilen auf: inForm eines kompletten Chassis in zer-legtem Zustande (8/16-PS-Vierzylinder-Chassis) für den Selbstbau – completlyknocked down (ckd), wie man das heutenennt. Innerhalb kurzer Zeit wurdeman somit einer der bekanntesten Au-tomobilproduzenten im Wilhelmini-schen Deutschland.Die beiden Fafnir-Pkw-Typen mit

6/14 PS und 8/16 PS, kamen bald seri-enmäßig auch als Lieferungswagen aufden Markt. Die Fafnir-Fahrzeuge wa-ren mit Viertakt-Vierzylindermotoren,

Wasserpumpen- bzw. Thermosyphon-kühlung, Lederkonuskupplung undKulissenschaltung ausgerüstet. DieKraftübertragung erfolgte über Kar -dan.Unter dem Name Aachener Stahl-

warenfabrik Fafnir-Werke A.-G. fir-mierte das Unternehmen ab 28. Januar1911. Die Mehrheit des Aktienkapitalshielt ein Konsortium unter Führung desBerliner Bankhauses Abraham Schle-singer.Zur Internationalen Automobil-Aus-

tellung in Berlin 1911 stellte Fafnir ihrezwei Typen mit 8/20 PS- und 10/25 PS-Motoren aus. Auf der Basis des kleine-ren Modells entstand ein Lieferwagen(Typ Nr. 472) mit 0,5 t Nutzlast, dergrößere (Typ Nr. 384 L) trug je nachRadstand 0,75 bis 1 t.

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte sichdas Lieferwagenangebot auf vier Typenmit einer Tragkraft bis zu 1,5 t erhöht.Die fortschrittliche Schaltung mitSchalthebel in der Fahrzeugmitte hatteFafnir 1913 bei dem Typ 472 (0,6 t,8/22 PS) eingeführt. Die Chassis desLieferwagentyps 384 L fanden auchbreite Verwendung für Krankenwagen.Während des Ersten Weltkriegs

baute Fafnir in großem Umfang die Ty-pen 8/22 PS (0,8 t Nutzlast), 10/25 PS(1 t) und 14/35 PS (1,2 bis 1,5 t) alsschnelle Munitions- und Verwundeten-transporter für das Heer. Der größteFafnir-Lkw trug 2,5 bis 3 Tonnen Nutz-last. Die Lkw-Produktion wurde je-doch noch vor Kriegsende eingestellt.Ab 8. März 1919 führte das Unter-

nehmen als Fafnir-Werke A.-G. die Pro-duktion des Vorkriegslieferwagens Typ466 (6/16 PS) fort.Von 1920 an konzentrierte sich Faf-

nir auf eine Einheitskonstruktion fürLiefer- und Personenwagen, deren Mo-torleistung von 9/28 auf zuletzt 9/36 PSerhöht wurde. Rückschrittlich war dieerneute Verwendung der seitlichen Ku-lissenschaltung und der Rechtslenkung.Die Fafnir-Lieferwagen kamen als Typ476 LE für 0,75 bis 1 t mit Kasten undals Typ 476 LC in Pritschen- und Kas-ten-Ausführung für 1 bis 1,5 t auf denMarkt. Höhere Stückzahlen erreichtendiese Fafnir-Wagen nicht mehr, nichtzuletzt da durch die Besetzung desRheinlandes bis September 1924 keineFahrzeuge mehr ins nicht besetzteReichsgebiet abzusetzen waren.1925 verloren die Fafnir-Werke in-

folge deflationsbedingter Absatz-schwierigkeiten die Hälfte ihres Ak -tien kapitals (1,2 Millionen Reichs-mark). Die Situation verschärfte sich,als die Reichsbank sie nur noch be-schränkt diskontierte. Das Werk mussteam 2. Oktober 1925 unter Geschäfts-aufsicht gestellt werden. Eine ange-strebte Kooperation mit der AachenerMotoren- und Lastwagen-A.-G.(> Mannesmann-Mulag) scheiterteebenso wie Verkaufsverhandlungen mitder französischen Automobilfirma Ci-troën.Fafnir erschien zum letzten Mal vom

26. November bis 6. Dezember 1925mit ihren Lieferwagen des Typs 476 LC

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Fafnir-Eintonner mit 10/25-PS für das Kaiserliche Heer 1

8/22-PS-Schnell-Lastwagen der Fafnir-Werke 1915 1

auf der Deutschen Automobil-Ausstel-lung in Berlin. Am 28. Januar 1926wurde die Liquidation beschloßen. ImMärz und April 1926 arbeiteten noch100 Beschäftigte bei Fafnir. Ende Juniwaren nur noch drei Arbeiter und vierAngestellte damit beschäftigt, Wagenzusammenzubauen, um den Verkaufder fertigen Einzelteile als Schrott zuverhindern. Die Aktiengesellschaftwurde im gleichen Jahr aufgelöst.Die im Juli 1926 gegründete Kraft-

fahrzeug- und Maschinenbau-Werk-stätten Paeffgen & Co. Kommanditge-sellschaft, Aachen, versuchte vergebens,in den Fafnir-Werksanlagen die Ferti-gung fortzusetzen.Im Frühjahr 1929 kauften die belgi-

sche Gummiwerke Englebert Fils &Cie., Lüttich (heute Uniroyal A.G., Aa-chen) die Gebäude der ehemaligen Faf-nir-Werke.(NACHSCHAUEN 1923/24)

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