FalscheErinn_Hist06FERTIG

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  • Gedchtnis und Geschichte: Sind Erinnerungen Realitt?Monika Wagener-WenderINSiT Institut fr Selbstentwicklung und integratives Training, [email protected]

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  • False Memory kommt vor ...... zum Beispiel bei:Kriegserlebnisse, Katastrophenberichte Satanismus, Kannibalismus, Entfhrung durch Auerirdische Zeugen, Opferaussagen, GestndnisseAlltgliche Vorflle und Ungereimtheiten Menschen sind in der Lage, irreale Ereignissezu konstruierenzu glaubenzu frdern

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  • Entstehung von EinfgungenHintergrund: Quellenverwechslung, ungenaue Gedchtnislage

    Voraussetzung 1: Subjektive UnsicherheitVoraussetzung 2: Subjektive PlausibilittVoraussetzung 3: Subjektiver Erinnerungsdruck

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  • Wer flstert das Falsche ein?Kon FabulationErinnerungen werden aus verschiedenen eigenen Erinnerungen konstruiert

    Ko FabulationErinnerungen werden durch Missinformation induziert

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  • Sind Falsche Erinnerungen Lgen?Sowohl Auslassungen als auch Einfgungen werden als real empfundenSchmerzen aber auch Freude wahrer Erinnerungen und falscher Erinnerungen sind gleich

    Our memories are ourselves (Steven Pinker)

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  • Wie funktioniert eigentlich unser Gedchtnis?Unterscheidung auf der Zeit- und der InhaltsdimensionAutobiographisches Gedchtnis: Das Logbuch des eigenen LebensSemantisches Wissen: Aus Erfahrungen abstrahierenDer Prozess des Erinnerns

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  • Das Gedchtnis: ZeitdimensionZeit: Kurzzeitgedchtnis (KZG)Speicherdauer wenige MinutenKapazitt geringLangzeitgedchtnis (LZG)Speicherdauer max. lebenslangKapazitt unendlichArbeitsgedchtnisSpeicherdauer aktivittsabhngigKapazitt beschrnkt

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  • Das Gedchtnis: InhaltsdimensionInhalt:Perzepte (wahrnehmungsbasiert)Episoden und AutobiographieProzeduren und FertigkeitenWissen und SemantikPriming (unbewusstes Einprgen und Wiedererkennen)

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  • Autobiografische ErinnerungenAutobiographische Erinnerungen

    Sind gebunden an emotionale InhalteSind eingebettet in Raum und Zeit sind Produkt sozialer Erinnerungspraxis und kulturell vorgeformter Erinnerungen

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  • Semantisches WissenSemantisches Wissen

    ist Wissen ber Fakten und Bedeutungenbentigt keine persnliche Lebenserfahrungist normalerweise nicht an Emotionen gebunden

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  • Fehlerquelle ExpertenwissenLcken im Autobiografischen Gedchtnis:

    Knnen durch semantisches Wissen gefllt werden

    Verfgbarkeit und Plausibilitt sind wichtig

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  • Der Prozess des ErinnernsAufnahme von Information: Aufmerksamkeit und WahrnehmungVerarbeitung der Information: EnkodierungErinnern: Gedchtnissuche Dekodierung - uerung

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  • Neurophysiologie IAktivitt: Sauerstoffgehalt des Blutes im Cortexhnliche Aktivitt bei der Aufnahme und beim Abruf von InformationFeststellbar durch bildgebende Verfahren, wie fMRTBereits bei Aufnahme eindeutig, was spter erinnert wird

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  • Neuro IINeuronen und Synapsen: Erinnern Strke der Synapsen

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  • Wann und wie setzen Verzerrungen ein?Aufmerksamkeitslenkung Wahrnehmungsprozessberforderung whrend des GeschehensTraumatische Beteiligung am GeschehenAnterograde VerzerrungenRetrograde VerzerrungenAbruf von Gedchtnisinhalten

    Dynamisches Gedchtnis

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  • Und wenn man gar nicht hinsieht?Experiment zur Vernderungsblindheit:

    Versuchsleiter 1 spricht Passant anVersuchsleiter 2 und 3 unterbrechen das GesprchVideo

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  • Soziale EinflsseFehler sind ansteckend

    Erinnerungen werden mit der Zeit hnlicher

    Kollektives Gedchtnis

    Erinnerungskultur

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  • Experiment: FehlinformationGedchtnisuntersuchung: 6 Dias von Rumen mit vielen Gegenstnden ansehen

    Frage mit einer weiteren Versuchsperson: Was war enthalten?Zweite Versuchsperson antwortet absichtlich falsch (Toaster)Nochmaliges einzelnes Erinnern am Computer Variation: 50 % der Versuchspersonen werden vor Falschinformation gewarnt

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  • ErgebnisMehr als 50 % der Personen nennen den falsch genannten Gegenstand als gesehenDie Warnung hat wenig EffektEinige Personen beharren weiterhin auf falscher Antwort

    Grund: Unsicheres Gedchtnis durch zu viele Reize, Erwartung

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  • ErinnerungskulturErinnerungen sind schon immer manipuliert wordenFrher gab es heldenhafte NationalmythenHeute verstrkt sich ein Leidensbewusstsein, es entsteht eine Aufwertung der Opferkultur Personen, die sich als Opfer fhlen, sind anflliger, traumatische Erinnerungen als Ursachen zu benennen Mehr Personen fhlen sich hilflos, leiden an psychischen Problemen

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  • TraumagedchtnisPartielle Amnesie (anterograd, retrograd)Schwierigkeiten, Aspekte des Traumas willentlich zu erinnern, InkohrenzUngengende Einbettung in autobiographisches GedchtnisIntrusives WiedererlebenSensorische ErinnerungenEmotionen wie in TraumasituationResistent gegen neue Informationen

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  • Kann man falsche Erinnerungen von echten unterscheiden?Kaum mglich!Bildgebende Verfahren, die Sauerstoffverteilung im Gehirn messen?Vorhersage von Falschen Erinnerung bei der Enkodierung von InformationenAbruf noch nicht geklrtKennzeichen falscher ErinnerungenMeist sehr lebhaft und konkretWeniger Inkonsistenzen! (Baut sich meist langsam auf)Wichtigster Befund: Sehr vergessensresistent !!!!Vorsicht bei Trumen, Trance!!!!

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  • Salvatore Dali zum GedchtnisDer Unterschied zwischen falschen Erinnerungen und wahren ist der selbe wie bei Juwelen:

    Es sind immer die Falschen, die am echtesten, am brilliantesten aussehen.

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  • VermeidungSprache determiniert Denken!

    Verhalten beeinflusst Gedchtnis!

    Abrufsituation (Befragung) ist entscheidend

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  • Vernderung durch Abrufsituation1 Sprache determiniert Denken! Experiment von Loftus und Kollegen Film ber AutounfallWie schnell waren die Autos, als sie ineinander rasten? (65 km/h) vs. Wie schnell waren die Autos, als sie sich berhrten? (50 km/h)Nach lngerem Zeitintervall sogar andere Objekte (Glassplitter,...)

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  • Vernderung durch Abrufsituation 2Verhalten beeinflusst Gedchtnis!Verhalten des Fragenden beeinflusst Gedchtnis des Gefragten (Spiegelneuronen)GefhleBeurteilungenHufigkeit der Erzhlungen, des Abrufs erhht subjektive Sicherheit

    Interviewtechniken

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  • Kognitives InterviewInterviewtechnik von Geiselmann und Kollegen

    In den 80er Jahren entwickelt1992: Integration von Ergebnissen aus der Gedchtnis- und Sozialpsychologie

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  • Kognitives InterviewGrundgedanke:Bis zum Zeitpunkt der Zeugenaussage sind Erinnerungen vielen Einflssen ausgesetztNicht nur relevante, sondern auch nebenschliche Details werden erinnertEine Erinnerung kann leichter abgerufen werden, wenn sich die Person dabei in einer hnlichen Situation befindetMentales Zurckversetzen

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  • Die Phasen des Kognitiven Interviews6. ZusammenfassungFragen werden nur auf das bezogen, was erinnert wurde4. BefragenPerspektivenwechsel: rumlich/ individuellReihenfolge des Abrufs5. Variationen im Abruf7. AbschlussHineinversetzen in die SituationWiedergeben auch von vermeintlich unwichtigen Details3. Freies ErinnernErluterung des Prozesses, um Angst zu nehmen2. ZielvereinbarungHerstellen einer angenehmen, offenen Atmosphre1. Begrung

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  • Verdienst des Kognitiven InterviewsSignifikanter Zuwachs korrekt erinnerter Details

    ohne dass dabei die Anzahl der Fehler und der Konfabulation bedeutsam zunimmt

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  • Das WichtigsteUnser Gedchtnis ist beeinflussbar und dynamischFalsche Erinnerungen sind von echten kaum zu unterscheidenMit Hilfe des Kognitiven Interviews werden mehr korrekte Details erinnertIrren ist menschlich und

    Nur durch diese Fehler kann Neues entstehen!

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